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1. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 85

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 85 — Berghöhen richteten sie ihre sicher treffenden Büchsen auf Franzosen und Bayern und wagten Gut und Blut, um ihre alten Einrichtungen und ihren Kaiser wieder zu bekommen. An ihrer Spitze stand Andreas Hofer, Gastwirt im Passeyer Thale. Das war ein echter Tiroler, gesund, stark und mutig, fromm und von bestem Rufe im ganzen Tirol. Neben ihm war Speckbacher der angesehenste der Führer. Ein furchtbarer Kampf entbrannte. Die Bayern mußten Tirol räumen, und Hofer nahm als österreichischer Oberkommandant Besitz von Innsbruck. Als die Männer von Waffenstillstand hörten, wurden sie mißmutig, setzten aber den Kampfsort. Als jedoch der Friede in Wien geschlossen war, mochten sie nimmer daran glauben, daß ihr Kaiser wieder 2000 Q.-M dahin gebe, so lange noch ein Tiroler ans dem Platze sei, und sie kämpften weiter. Bald aber rückten die Bayern und Franzosen von 3 Seiten zugleich ein, Innsbruck wurde wiedergenommen, und der Aufstand war gebrochen. Hofer, auf dessen Kopf ein Preis gesetzt war, wurde in einem Versteck gefangen, nach der Festung Mantua gebracht und 1810 dort erschossen. *) Sein „guter Kaiser Franz" hatte ihn vergessen. Nach dem Frieden stand Napoleon auf dem Gipfel feiner Macht. Nur war er unzufrieden, daß feine Gemahlin nicht ans einem fürstlichen Hanfe sei. Er ließ sich daher von Josephine scheiden und verheiratete sich mit Marie Luise — der Tochter des Kaisers Franz I. von Österreich, das er eben so erniedrigt hatte. Das natürliche Gefühl wendet sich mit Entrüstung ab von solchen Schlangenwegen und Ränken der Staatskunst. — Als dem Kaiser nun 1811 ein Sohn geboren wurde, dem er schon in der Wiege den hochtönenden Namen eines „Königs von Rom" verlieh, da jubelten die Schmeichler hoch auf. Nun hatte ja Europa Hoffnung, daß Napoleons Herrschaft Bestand haben werde, und was sollte es dann für Not haben? Aber gerade jetzt war Napoleon seinem Falle sehr nahe, denn schon der weise Salomo spricht: „Stolzer Mut kommt vor dem Fall!" Zur schriftlichen Darstellung: 1. Was versteht man unter dem Rheinbünde? 2. Wie lange hat das römisch-deutsche Kaiserreich bestanden und welche Herrscherfamilien haben die Kaiserkrone getragen? 3. Welche Personen ragen aus der Zeit der'preußischen Erniedrigung mit Ehren hervor? 4. Erzähle den Aufstand der Tiroler. 31- Der nissw Mim. — Du Deutle Mkillmkrirg. Mit Kaiser Alexander von Rußland hatte Napoleon bisher immer Freundschaft gehalten. Er wollte ihm großmütig den Osten von Europa gönnen, verlangte für sich aber den Westen. Da sollte ihn jener an der Ausbreitung seiner Herrschaft nicht hindern. Aber dieses gute Einvernehmen 0 Oberstufe S. 170.

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1. Die Erde und ihre Bewohner - S. 349

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
Europa, österreichischer Staat. 549 und südlichen Nachbarn vor, aber gegen ihre nordwestlichen Nachbarn noch zurück. Religionsparteien sind viele im Lande. Die römisch-ka- tholische Kirche ist die vorherrschende, und bat 13 Erzbischöfe, 70 Bischöfe und 70.000 Geistliche; zu ihr bekennen sich gegen 27.000.000 Bewohner des Staates; die griechische Kirche zahlt 1 Erzbischof, 9 Bischöfe und 2.350 Kirchspiele und el/ua 3.000.000 Angehörige; die Evangelischen haben 2.850pfarreien; die Juden haben 834 privile- girte Sinagvgen und 525 Schulen oder Betsäle. Don Bildungsanstalten hat Oesterreich 9 Universitäten, nämlich zu Wien, Prag, Lemberg, Olmüh, Pesth, Jnnspruck, Pavia, Padua und Grap, und vortreffliche Militärschulen. Die Regierungsform ist monarchisch, und in einzelnen^. Provinzen durch ständische Verfassungen beschränkt. Der gegenwärtige Kaiser ist Franz I., geboren den 12. Febr. 1768. Das Wappen ist ein schwarzer, doppelt gekrönter Adler. Als König von Ungarn führt der Kaiser seit 1758 das Prädikat: „apostolische Majestät," die kaiserlichen Prinzen und Prinzessinnen sind geborene Erzherzoge und Erzherzoginnen und haben das Prädikat: „kaiserliche Hohei- ten." Die Orden des österreichischen Kaiserstaates sind: 1) Der Orden des goldenen Fließes, 1430 gestiftet. 2) Der Sternkreuzorden (für adelige Damen), gestiftet 1668. 5) Der Elisabeth-Theresienorden, gestiftet 1750, erneuert 1771 (für höhere, verdiente Offiziere). 4) Der Marie n-Theresien orde n, gestiftet 1757 (für Militär- verdienst). k) Der St. Stefansorden, gestiftet 1764 (nur für adelige Ka- tholiken). 6) Der Leopoldsorden, gestiftet 1808 (für Militär- und bürger- liches Verdienst, ohne Ansehen des Standes und der Religion). 7) Der Orden der eisernen Krone, 1805 von Napoleon gestiftet, 1816 von Oesterreich bestätigt, (für Krieger- und Bürgerverdienst, ohne Unterschied des Standes.) 8) Der Malteserorden und 9) der Orden der Kreuzritter vom rothen Sterne sind geistliche Orden. Die Staatseinkünfte belaufen sich auf nahe 150 Millionen Gulden Konveutionsgeld, oder 180.000.000 Gulden reinikch. Die Grundsteuer aus allen Provinzen beläuft sich auf 51 Millionen Gulden reinisch, die Gewerbsteuer auf i‘/a Millionen, die Klassen-

2. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 211

1827 - Erlangen : Heyder
— 211 — tint verloren gingen, so kamen übek die Beressnoi- wo Feuer und Wasser gleich gefährlich wurden, (26., 27. Nov.) kaum 50000 Mann, und in welchem Zu« stände? (Im Jahre 1813 verbrannte man in Rußland 200000 erstarrte Leichen! Selbst der Lügengeist dev französischen Bulletins schien erfroren, denn das 2yst- bekannte ziemlich, was sich nicht wohl verbergen ließ.) Die große Armee war verschwunden. Napoleon^ der sich aus Furcht vor seine" eigenen Leuten, wenigstens der großen Nation erhalten wollte, war seiner heiligen Schaar nach Paris vorausgeeilt, um aus 350000 Mantt Nationalgarde ein neues Heer zu schaffen. Aber hinter ihm her rollte sich nun das gerettete Europa auf zu einer immer wachsenden Rache-Con- föderation. Preußen fiel ab von Frankreich, und ver- bündete sich mit Rußland: mit unglaublichen Anstren- gungen und einem beispiellosen Enthusiasmus schuf es ein Heer, und erschien, mit Rußland vereint, an der Elbe; während aber auch schon Napoleon mit alten und neuen Truppen an der Saale eintraf. Auf dem elaffischen Boden Gustav Adolfs und des großen Fried- rich , unweit Lützen oder Görschen (2. Mai Istiz) stießen die Heere auf einander. Geschlagen, aber niche besiegt, wichen die Verbündeten über die Elbe zurück. Die Schlachten bei Bautzen und Würschen, am 20. und 21. Mai, waren noch nicht glücklicher, und drückten die Heere Preußens und Rußlands nach Schlesien. Aber auch Napoleon war erschöpft; man schloß zu Peischwiz oderpläswiz eine bis aufiowocben verlängerte Waffen- ruhe (4. Juni). Während dieser Zeit verstärkten sich nicht nur beide Parteien, sondern es erklärte sich auch Kaiser Franz I., Napoleons Schwiegervater, für die Verbündeten, und gab den vereinten Heeren seinen Schwarzenberg zum Feldherrn. Auch der Kronprinz von Schweden traf mit einem schwedischen Heere ein^ um mit seinem ehemaligen Meister den Kampf zu wagen. Die Schlachten bei Großbeeren (23. Aug.), Dennewitz (6. Sept.), wurden rühmlich gewonnen; und wenn auch der Angriff der Alliirten auf Dresden (26. u. 27. Aug.) unglücklich war (Moreau fand hier sei- nen Tod), so schlug doch dafür Blücher (Fürst v-tt 14 *

3. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 27

1912 - Leipzig : Wunderlich
Frankreich im Kriege mit Europa bis 1812. 27 in Täufers ereignet hat, fürchte ich, daß Sie sich von diesem Gesindel düpieren lassen, das, wenn Sie den Rücken gewendet haben, von neuem beginnen wird. Man hat in Tirol Franzosen und Bayern niedergemacht; da muß Rache genommen werden, indem man exemplarische Strafen erteilt! An den Grafen Fonche, Polizeiminister, in Paris. Schönbrunn, 12. Oktober 1809. Ein siebzehnjähriger junger Mensch, Sohn eines lutherischen Pfarrers in Erfurt, hat sich bei der heutigen Parade mir zu nähern gesucht.*) Die Ofsiziere hielten ihn an. Da man eine gewisse Verwirrung an dem jungen Manne bemerkte, wurde er durchsucht, und man fand einen Dolch bei ihm. Ich ließ ihn zu mir kommen, und der kleine Missetäter, der mir ziemlich unterrichtet schien, bekannte, daß er mich habe ermorden wollen, um Österreich von der Gegenwart der Franzosen zu befreien! Ich habe an ihm weder religiösen, noch politischen Fanatismus bemerkt. Es schien mir auch, als wenn er nicht recht wüßte, wer Brutus war! Die sieberhafte Aufregung, in der er sich befand, verhinderte, noch mehr aus ihm herauszubekommen. Man wird ihn verhören, sobald er ruhiger geworden und nüchtern ist. Vielleicht hat es gar nichts zu bedeuten. Er wird vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Ich wollte Sie nur von dem Ereignis unterrichten, damit man ihm keine größere Bedeutung beimesse, als es zu haben scheint. Ich hoffe, daß es nicht bekannt werde, und wäre doch davon die Rede, so müßte man den Menschen für einen Irrsinnigen ausgeben. Behalten Sie es für sich, wenn man nicht davon spricht! Bei der Parade chat es gar kein Aufsehen erregt; ich selbst habe es nicht einmal bemerkt. Napoleon. Ps. Ich wiederhole Ihnen nochmals, und Sie begreifen, daß nicht darüber gesprochen werden darf! An Franz I., Kaiser von Österreich, in Wien. Rambouillet, 23. Februar 1810. Mein Herr Bruder, ich lasse morgen meinen Vetter, den Vize-konnetabel, Fürsten von Nenchltel abreisen, um Eure Kaiserliche Majestät um die Hand Ihrer Tochter, der Erzherzogin Marie Luise, zu bitten. Die hervorragenden Eigenschaften, die diese Fürstin so ganz besonders auszeichnen, und der hohe Vorzug, daß sie Ihre Tochter ist, lassen mich diese Verbindung lebhaft wünschen. Man macht mir Hoff- *) Friedrich Stapß, geboren 1792, erschossen am 16. Oktober 1809. Als Napoleon ihn fragte, was er wohl tun würde, wenn er ihn begnadige, antwortete der junge Mann kühn: „Ich würde Sie dennoch töten!"

4. Die neuere Zeit - S. 103

1882 - Leipzig : Baedeker
Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht. . 42. 103 . 42. Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht, 18101812. Um seine Herrschaft auch durch Hinterlassung eines leiblichen Erben zu befestigen und deren Glanz durch Verbindung mit einem alten Regentenhause zu erhhen, schied Napoleon sich von seiner bis-herigen Gemahlin Josefine und heiratete (2. April 1810) die Tochter des Kaisers Franz I., Marie Luise; seinem Sohne Napoleon, (Il, geb. 1811) legte er den Titel eines Knigs von Rom bei. Als der König Ludwig von Holland zu gunften seines ltesten Sohnes abdankte, weil er sein Land nicht durch die rcksichtslose Ausfhrung der Kontinentalsperre zu grnde richten wollte, erklrte Napoleon diese Verfgung sr ungltig und vereinigte Holland mit Frankreich (1810). Auch wurde ein groer Teil des Knig-reichs Westfalen, die Hansestdte, das Groherzogtum Berg, Olden-brg und Ostfriesland dem Kaiserreiche einverleibt. Nach dieser neuen Erweiterung zhlte das Kaiserreich 130 Departements und erstreckte sich den Ksten des westlichen und sdlichen Europa ent-lang von Lbeck und der Mndung der Elbe bis Trieft und Korsu. Im Innern herrschte der Wille des Kaisers unbeschrnkt. 43. Napoleons Feldzug gegen Rußland im I. 1813. Rußland, welches von Schweden Finnland erobert (1808) und in einem Kriege mit den Trken (18061812), zufolge des Bukarester Friedens, sein Gebiet bis an den Prnth ausgedehnt hatte, erkannte bald, da Napoleon kein mchtiges Reich auf dem Kontinent neben Frankreich dulden wolle. Die Vertreibung des Herzogs von Oldenburg, eines nahen Verwandten des Kaisers Alexander, und die Forderung Napoleons, die Kontinentalsperre zum Schaden des russischen Handels noch strenger durchzufhren, veranlaten den Aus-bruch des Krieges, während gleichzeitig die Franzosen noch in Spanien kmpften. Nachdem sterreich und Preußen Hlfe gegen Rußland zugesagt hatten, begann Napoleon den russischen Feldzug im Juni 1812 an der Spitze eines aus fast allen Vlkern des sdwestlichen Europa zusammengesetzten Heeres von mehr als 400,000 M. Schnell rckte er der den Niemen in Litauen ein und trieb die Russen ohne

5. Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart - S. 155

1901 - Paderborn : Schöningh
155 der Mit- und Nachwelt. Aber die Rcksichtslosigkeit, mit der er allmhlich alle Schranken seines Herrscherwillens niedertrat, die Hrte, mit der er jede widerstrebende Meinungsuerung verfolgte, seine lediglich auf die Er-reichung uerer Ziele gerichtete Politik und seine Lossagung von allem bersinnlichen und Christlichen entfremdeten ihm die Gemter vieler. 'Sein ehrgeiziger Plan, ganz Europa unter sein Scepter zu beugen, milang, als die bedrohten Herrscher sich gegen ihn vereinigten und in den unterdrckten Vlkern das nationale Bewutsein erwachte. In der berzeugung, da der Sturz des einst so gewaltigen Weltbehe^rfchers seiner Nichtachtung der allgemeinen menschlichen und gttlichen Rechte beizumessen sei, schlssen der Kaiser Alexander I. von Rußland. Kaiser Franz I. von sterreich und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen zu Paris am 16. September 1815 die heilige Allianz, indem sie sich gegenseitig Beistand gelobten, wenn der Friede und das Recht gegen sie verletzt wrde, und die Vorschriften der christlichen Religion zur Richtschnur ihrer gemeinsamen Politik zu nehmen versprachen. Fast alle Mchte Europas, auch Frankreich (1818), traten diesem Bunde bei. England nahm die Grundstze desselben an, ohne seinen frmlichen Beitritt zu erklären; der Papst und die Trkei wurden zur Teilnahme nicht aufgefordert. Zweiter Abschnitt. Die neueste Zeit vom Wiener Kongre bis auf die Gegenwart. 49. bersicht. Da die Fürsten Europas die Gewaltherrschaft Napoleons, deren sie sich nur mit der grten gemeinsamen Anstrengung erwehrt hatten, als eine unmittelbare Folge der franzsischen Revolution auffaten, so ging das Bestreben der Regierenden jetzt naturgem dahin, durch eine Verstrkung der Staatsgewalt jeder revolutionren Bewegung vorzubauen. Dagegen machte sich bei den Vlkern immer mehr das Verlangen nach Teilnahme an der Gesetzgebung und Regierung geltend. Der Ansto zu einer freiheitlichen Bewegung ging auch jetzt von Frankreich aus. Nach der franzsischen Februarrevolution (1848) wurden in den meisten europischen Staaten konstitutionelle Verfassungen eingerichtet. Nachdem durch die Erhebung Napoleons Iii. auf d.en franzsischen Thron

6. Deutsche Geschichte - S. 212

1912 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
212 - die dorthin gerichtet waren, wurden einfach weggenommen. Das gleiche Schicksal traf alle Waren, die aus England oder seinen Kolonien stammten. Kein englisches Fahrzeug durfte mehr in einen Hafen des Kontinents ein-laufen. Diese Maregel war fr den Handel Englands ein furchtbarer Schlag; aber auch die brigen Lander Europas litten darunter schwer; denn sie brauchten die englischen Waren; die Leute wollten ihren Kaffee und Tee trinken und mit Kolonialzucker versen; keine Hausfrau mochte die Gewrze entbehren. Alle diese Diuge stiegen so hoch im Preise, da sie kaum noch zu bezahlen waren, auch wenn Schmuggler sie bei Nacht und Nebel brachten. 2. Napoleons Krieg mit Spanien. 1808 bis 1813. Sollte die Kontinentalsperre wirklich England zugrunde richten, so muten alle andern Staaten Europas sie strenge durchfhren. Frankreich, Italien,Deutsch-laud und Rußland taten es. sterreich aber trat ihr nicht bei; auch Portugal und Spanien fgten sich Napoleons Willen nicht. Das erregte seinen Zorn. Zunchst sollte die Pyrenenhalbinsel ihren Widerstand den. Den König von Portugal jagte er einfach aus dem Lande. Den König von Spanien lockte er nach Frankreich und zwang ihn dort zur Abdankung. Auf den verwaisten Thron fetzte er dann feinen eignen Bruder Joseph. Einen solchen Gewaltstreich lieen sich die Spanier nicht gefallen. Das ganze Volk griff zu den Waffen. Zwar richteten die ungebten Scharen im offenen Felde nichts ans; aber aus dem Hinterhalt berfielen sie bald hier, bald dort eine feindliche Abteilung und machten sie nieder. Durch diesen Kleinkrieg erlitten die Franzosen schwere Verluste. Ihre Generale konnten die Ruhe nicht herstellen. Da eilte Napoleon selbst mit gewaltiger Heeres-macht der die Pyrenen. Als er mitten in der Arbeit war, berraschte ihn eine Kriegserklrung sterreichs. 3. Die Erhebung sterreichs. 1809. Noch einmal rief Franz I. feine Völker gegen Napoleon zu beit Waffen. Das Beispiel Spaniens gab ihm Mut; auch war das sterreichische Heer seit dem letzten Kriege bebeutenb verstrkt werben. So schlug er los. Wieber war Napoleon schneller als seine Gegner. Schon nach wenigen Wochen hielt er seinen Einzug in Wien. Nach diesem Triumphe aber erlitt er seine erste schwere Niederlage bei Aspern. Europa jauchzte auf. Die preuischen Minister drngten ihren König, jetzt sterreich beizubringen; doch Friedrich Wilhelm war nicht dazu zu bewegen, Bald darauf war das Kriegsglck Napoleon wieder gnstig. Er errang einen glnzenben Sieg bei Wagram. Tiefgebeugt schlo Kaiser Franz Frieden. Wieberum verlor sterreich weite Gebiete. Vom Meere war es nun vllig abgeschnitten, soba es keine englischen Waren mehr einfhren konnte. 4. Miglckte Volkserhebungen. Als Franz I. zum Schwert griff, erhoben sich sofort die Tiroler; benn obwohl sie feit 1805 unter bayrifcher Herrschaft stauben, bewahrten sie boch dem Hause sterreich die Treue. Sturmglocken und Feuerzeichen riefen Männer und Jnglinge zum heiligen Kampf. Bald waren die verhaten Bayern ans dem Laube gejagt. Soviele Truppen auch gegen das tapfere Bergvolk anrckten, sie kehrten mit blutigen

7. Deutsche Geschichte - S. 228

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
228 Briefwechsel mit den britischen Inseln wurde verboten. Pakete und Briefe, die dorthin gerichtet waren, wurden einfach weggenommen. Das gleiche Schick-sal sollte alle Waren treffen, die aus England oder seinen Kolonien auf das Festland kamen. Kein englisches Fahrzeug durfte mehr in einen Hafen des Kontinents einlaufen. Diese Maregel war allerdings fr den Handel Englands ein harter Schlag; aber auch die brigen Lnder Europas litten darunter schwer; denn sie brauchten die englischen Waren. Die Leute wollten ihren Kaffee und Tee trinken und mit Kolonialzucker versen; keine Hausfrau mochte die Gewrze entbehren. Alle diese Dinge stiegen infolge der Sperre so hoch im Preise, da sie kaum noch zu bezahlen waren; denn nur durch Schmuggler konnten sie bei Nacht und Nebel und unter groen Gefahren hereingebracht werden. 2. Napoleons Krieg mit Spanien. 1808 bis 1813. Sollte die Kontinentalsperre wirklich England zugrunde richten, so muten alle andern Lnder Europas sie strenge durchfhren. Frankreich, Italien, Dentsch-land und Rußland taten es. sterreich aber trat ihr nicht bei; auch Portugal und Spanien fgten sich Napoleons Willen nicht. Das erregte seinen Zorn. 'Zunchst sollte die Pyreuenhalbiusel ihren Widerstand den. Den König von Portugal jagte er einfach aus dem Lande. Den König von Spanien lockte er nach Frankreich und zwang ihn dort zur Abdankung. Auf den verwaisten Thron fetzte er feinen eignen Bruder Joseph. Einen solchen Gewaltstreich lieen sich die Spanier nicht gefallen. Das ganze Volk griff zu den Waffen. Zwar richteten die ungebten Scharen im offenen Felde nichts gegen die waffenkundigen Truppen des Kaisers aus; aber aus dem Hinterhalt berfielen sie bald hier, bald dort eine feindliche Abteilung und machten sie nieder. Durch diesen Kleinkrieg erlitten die Franzosen schwere Verluste. Ihre Generale konnten die Ruhe nicht herstellen. Da eilte Napoleon selbst mit gewaltiger Heeresmacht der die Pyrenen. Als er mitten in der Arbeit war, berraschte ihn eine Kriegserklrung sterreichs. 3. Die Erhebung sterreichs. 1809. Noch einmal rief Franz I. feine Völker gegen Napoleon zu den Waffen. Das Beispiel Spaniens gab ihm Mut; auch war das sterreichische Heer seit dem letzten Kriege bedeutend verstrkt und tchtig geschult worden. So schlug er los; allein wieder war Napoleon schneller als seine Gegner. Schon nach wenigen Wochen hielt er seinen Einzug in Wien. Nach diesem Triumphe aber erlitt er seine erste schwere Niederlage bei Aspern. Europa jauchzte. Die preuischen Minister drngten ihren König, jetzt sterreich beizubringen; doch Friedrich Wilhelm war nicht dazu zu bewegen. Es war auch bester so; denn fchon bald war das Kriegsglck Napoleon wieder gnstig. Er errang einen glnzenden Sieg bei Wagram. Tiefgebeugt schlo Kaiser Franz Frieden. Wiederum verlor sterreich weite Gebiete. Vom Meere wurde es vllig abgeschnitten, so da es auch ohne seinen Beitritt zur Kontinentalsperre keine englischen Waren mehr einfhren konnte. 4. Miglckte Volkserhebungen. Als Franz I. ahm Schwert griff, erhoben sich sofort die Tiroler; denn obwohl sie seit 1805 unter bayrischer Herrschaft standen, bewahrten sie doch dem Hause Osterreich die Treue.

8. Geschichtsbilder - S. 103

1899 - Konitz : Dupont
— 103 — bor Märker frischen Gemeinsinn, Regsamkeit und treue Gesinnnng gegen den Staat zeigte. Von Westfalen aus unternahm Stein auch eiue Studienreise nach England und überzeugte sich auch hier, das; dem Volke gewisse Freiheiten und Rechte eingeräumt werden müßten. Seine Amtsverwaltung wurde immer mehr anerkannt, was auch dadurch einen Ausdruck sand, daß ihm die Regierung das Oberpräsidium in Westfalen übertrug und ihn 1804 zum Finanzminister ernannte. Er plante große Veränderungen, Handel und Gewerbe zu heben, den Wohlstand zu fördern; aber die Jahre 1806 und 1807 drängten zunächst alles in den Hintergrund. Stein empfand die Schmach, die Preußen zugefügt worden war, aufs tiefste. Er gab sich aber nicht nutzlosem Klagen oder gar der Verzweiflung hin, sondern spannte alle Kräfte an, in rastloser Arbeit das preußische Staats-wesen zu heben, zu kräftigen und zu stärken für die große Stunde der Vergeltung. Sein König verkannte ihn in dieser schlimmen Zeit; Stein nahm es hin; sein König rief ihn wieder, Stein stand sofort an der Seite seines Herrn und regte nun alle die heilsamen Reformen an, von denen wir schon gehört haben. Es fehlte dabei natürlich nicht an Angriffen und Verdächtigungen des herrlichen Mannes; aber er ließ sich nicht beirren. Die Freiheitskriege mit ihren Erfolgen haben sein Thun gerechtfertigt. Zwar mußte Stein schon 1808 aus dem Staatsdienste treten; denn Napoleon hatte gegen ihn ein Verbannungsurteil unterzeichnet, das Stein zwang, nächtlicherweile zu flüchten. Er begab sich über Schlesien nach Österreich und fand in Troppau einen Zufluchtsort. Seine Güter ließ Napoleon einziehen. So war Stein aus der preußischen Verwaltung geschieden; aber sein Geist blieb dort zurück, und seine früheren Mitarbeiter führten aus, was er ihnen empfohlen hatte. Auch im Auslande wirkte er für die Wiedererhebung Preußens und arbeitete am Sturze Napoleons. Aus diesen Gründen berief ihn auch Kaiser Alexander von Rußland 1812 nach Petersburg. Er ward der Vertraute dieses Monarchen und hat ihn veranlaßt, 1812 jeden Friedensvorschlag Napoleons abzuweisen und dadurch mit beigetragen zu dem schweren Schlage, den Napoleon in Rußland erlitt; auch ist es hauptsächlich Steins Werk, daß sich Alexander entschloß, den Krieg gegen Napoleon fortzusetzen. Im Jahre 1813 übertrugen die Verbündeten Stein die vorläufige Verwaltung aller der Länder, die man Napoleon entriß und über deren Bestimmung erst der Wiener Kongreß entschied; auch auf dein Wiener Kongreß war er thätig, erreichte aber die kräftige Neugestaltung Deutschlands nicht. Nach dem Frieden zog er sich ins Privatleben zurück. Er starb ant 29. Juni 1831. über ihn ging im Volke der Spruch: „Des Guten Grundstein, Des Bösen Eckstein, Aller Deutschen Edelstein." 7. Gottes Strafgericht in Rußland. Der unersättliche französische Kaiser hatte auch nach Preußens Niederwerfung noch nicht genug. Sein Glück nahm einen immer höheren Aufschwung; und es schien, als sollte er der Herr der Erde werden. Er unterwarf Portugal, Spanien und den Kirchenstaat und warf Österreich nieder (1809), das noch einmal die Waffen für die Freiheit Europas ergriffen hatte. Er entließ seine erste Gemahlin und zwaug den Kaiser Franz I., ihm seine älteste Tochter Luise zur Gemahlin zu geben. Er zwang die Völker, allen Verkehr mit England abzubrechen und schlug so dem Handel furchtbare Wunden. (Kontinentalsperre). In Europa lunren eigentlich nur England und Rußland noch selbständig. Rußland hatte sogar einige Jahre in einem gewissen Bündnisse mit Napoleon gestanden. Als Rußland sich aber weigerte, länger an der Kontinentalsperre festzuhalten, sollte auch dieses Laud Napoleons Zorn erfahren. Napoleon traf zu diesem Zwecke im Jahre 1811 alle kriegerischen Vorbereitungen. „Alle Völker Europas vou Portugal bis Polen, vom adriatischen Meer bis zur Nord- und Ostsee" wurden zu der großen Unter-nehmung aufgeboten. Auch Österreich stellte 30000 Mann. Preußen sah sich gleichfalls zu einem Bündnisse mit Frankreich gezwungen. Es hatte 20000 Mann zu stellen und beim Durchmarsch der Franzosen die Ver-

9. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 28

1912 - Leipzig : Wunderlich
28 Frankreich im Kriege mit Europa bis 1812. nung daß Eure Majestät Ihre Einwilligung geben würde. Ich zögere daher fernen Augenblick länger und schicke den Grafen Lauriston, meinen Adjutanten, der Eurer Majestät schon bekannt ist, mit diesem Briefe zu Ihnen. Gleichzeitig beauftrage ich ihn, Eurer Majestät zu sagen wieviel mir an dieser Verbindung gelegen ist, denn ich erwarte bort ihr für mich und für mein Volk großes Glück! Napoleon. An die Erzherzogin Marie Luise von Österreich, in Wien. Rambouillet, 23. Februar 1810. Liebe Cousine, die glänzendsten Eigenschaften, welche Ihre Person auszeichnen, haben 11ns zu dem Wunsche veranlaßt, Ihnen zu dienen und Sie zu ehren. Indem Wir Uns an den Kaiser, Ihren Vater mit der Bitte wenden, Uns das Glück Eurer Kaiserlichen Hoheit anzuvertrauen, dürfen Wir hoffen, daß Sie die Gefühle, die Uus zu diesem Schritte veranlassen, gnädig aufnehmen? Dürfen Wir Uns schmeicheln daß Sie sich nicht nur aus Pflicht und kindlichem Gehorsam zu die er Verbindung entschließen? Sofern Eure Kaiserliche Hoheit nur ein ganz klem wenig Neigung für Uns übrig haben, wollen Wir dies Gefühl sorgfältig pflegen und es Uns zur höchsten Aufgabe machen, Ihnen immer und in allem angenehm zu sein, so daß Wir glücklich sein werden, eines Tages Ihre ganze Zuneigung gewonnen zu haben. Dies ist Unser einziges Bestreben, und Wir bitten Eure Kaiserliche Hoheit Uns geneigt zu sein.*) Napoleon. Aii Franz I., Kaiser von Österreich, in Wien. Saint Cloud, 26. Juli 1810. Mein Herr Bruder und lieber Schwiegervater, ich erhalte soeben den Brief Eurer Majestät vom 15. Juli und bitte Sie, für die darin enthaltenen liebenswürdigen Worte meinen herzlichsten Dank ent-gegenzunehmen. Ihre Aufmerkfamkeit und die mir bewiesene Freundschaft hat mich tief gerührt. Graf Metternich, Fürst Schwarzenberg und die während jenes beklagenswerten Ereignisses in Paris anwesenden Untertanen Eurer Majestät verdieueu das größte Lob; ihr Verhalten hat mir wahres Vergnügen bereitet.**) Dies veranlaßt mich zu *) Auf die Erzherzogin Marie Luise wirkte die Mitteilung ihrer künftigen Vermählung mit Napoleon, der noch bis vor kurzem in ihren Kreisen und von allen ihren Landsleuten so sehr gehaßt worden war, ziemlich vernichtend. Sie mußte sich indes dem Wunsche ihres Vaters fügen und war später als Kaiserin, wie sie selbst in ihren Briefen an die Ihrigen berichtet, recht glücklich. **) 2)er österreichische Gesandte, Fürst Schwarzenberg, hatte aus Anlaß der Vermählung Napoleons am 1. Juli ein glänzendes Fest veranstaltet, zu dem auch

10. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 8

1874 - Jena : Costenoble
— 8 — Dieser hatte große Schicksalswechsel erfahren und schrieb dies in seiner frommen Denkungsweise der besondern Fürsorge Gottes zu. Diese Fürsten, denen sich Kaiser Franz I. anschloß fühlten sich gedrungen, das Staats- und Volksleben auf dem Grunde des christlichen Glaubens aufzurichten. Sie gründeten daher (Sept. 1815) einen Fürstenbund, den sie heilige Allianz nannten, und welchem nach und nach alle Fürsten beitrateu mit Ausnahme des Papstes, des Sultans und Englands. Die Mitglieder der Allianz wollten ihre Völker regieren als christliche Fürsten, sich gegenseitig als Brüder ehren, Frieden erhalten und über ihre Völker wachen als getreue Familienväter. Auch die Völker sollten sich als Brüder betrachten und in Frieden mit einander leben. Diese Grundsätze waren sehr schön, aber Metternich legte ihnen einen ganz andern Sinn unter. Die Fürsten sollten mit Hilfe der Beamten unumschränkt regieren, alle Rechte, die sie bewilligten, sollten Gnadengaben sein, das Volk um den Staat sich nicht kümmern, alle freien Gedanken unterdrückt, Unterricht und Schriften sorgsam überwacht, keine (Konstitutionen bewilligt werden und die Erbrechte der Dynastien unantastbar sein. Die Fürsten sollten sich gegenseitig in der Unterdrückung freiheitlicher Forderungen beistehen, Alles beim Alten erhalten und jede Neuerung streng unterdrücken, die veraltete Gesellschaftsordnung mit ihren Vorrechten, Mißbräuchen und Aberglauben fortbestehen. Um Europa in diesem Sinne zu regieren, sollten Minister und Fürsten sich öfter auf (Kongressen versammeln, auf denen sie gemeinsame Maßregeln verabredeten. Dadurch ward die heilige Allianz ein Unterdrückungsplan jeder freien Regung. Ganz wie Napoleon erlaubte sich Metternich, sich in die inneren Angelegenheiten der einzelnen Staaten zu mischen, gar Heere gegen sie auszusenden, Könige ab- und einzusetzen oder mit Absetzung zu bedrohen, wenn sie eine Verfassung bewilligten, Wissenschaften und Schriften nach seinem System zu leiten, also überall gewaltsam zu verfahren, wie es Napoleon gethan. Dadurch machte er die Allianz überall verhaßt, reizte zu Revolutionen und 1848 ward er sammt seinem System gestürzt. Er wollte, wie Napoleon Iii., die Vorsehung auf Erden spielen, achtete kein Recht, welches seinen despotischen Willen beschränkte, und hat Oesterreich so herabgebracht, daß es endlich aus Italien und Deutschland ausgewiesen ward, und die betheiligten Völker dies als eine Erlösung betrachteten. Metternichs naturwidriges System rief als Reaction die Revolution hervor, deren Teilnehmer dann natürlich bestraft wurden, statt des eigentlichen Anstifters. An die Allianz knüpfen sich mehrere (Kongresse unerfreulichen Andenkens. Zm Herbst 1818 ward ein solcher zu Aachen abge-

11. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 363

1867 - Rostock : Hirsch
363 101. Der Wiener Congresi. Die Versammlung der Gesaildten oder der Kongreß in Wien wurde durch Napoleons Erscheinen nur einen Augenblick in ihren Arbeiten unter- brochen. Nach kurzer Zeit setzte sie ungestört und unbeirrt ihr Werk fort. Es gab aber damals sehr viel zu bedenken, zu ordnen und einzurichten. Die nächste Frage war die, was mit Napoleon, der sich an die Engländer ergab, geschehen solle. Auf freiem Fuß durfte man den Mann nicht lassen, der nur darauf sann, wie er die Welt von neuem mit Krieg und Blutvergießen er- füllen wolle. Deshalb wurde er als Kriegsgefangener nach der fernen Insel St. Helena gebracht und dort von den Engländern scharf bewacht. Einige Freunde theilten freiwillig seine Verbannung. In den ersten Fahren beschäf- tigte er sich viel damit, die großen Thaten zu beschreiben, welche er und seine Soldaten vollbracht hatten. Das Werk ist voller Eigenlob und Selbst- überhebung. Nach wenigen Jahren fing er an zu kränkeln. Am Magenkrebs, der ihm viele Schmerzen verursachte, siechte er langsam dahin. Am 5. Mai 1821 starb er im Beisein weniger Getreuer, welche bis zum Tode bei ihm ausgehalten hatten. Durch den Wiener Congreß erhielt Europa vielfach eine andre Gestalt, als es früher gehabt hatte. Die Herzoge von Mecklenburg wurden zu Groß- herzogen, Hannover zum Königreich erhoben; der König von Preußen erhielt das halbe Sachsen und Schwedisch-Pommern u. s. w. Das deutsche Reich wurde nicht wiederhergestellt. Franz I blieb Kaiser von Östreich. Dagegen machten alle deutschen Fürsten und freien Städte ein Bündniß mit einander und gelobten sich gegenseitig Schutz und Beistand Wider jedermann, so weit das deutsche Land sich erstreckt. Die drei Monarchen, welche zusammen auf den Blutgefilden bei Leipzig gestanden hatten, wollten auch fortan eng mit einander verbunden bleiben. Sie hatten deutlich erkannt, daß die Welt nur Frieden haben kann, wenn der Friede Gottes in den Herzen regiert. Daher schlossen sie im Namen des dreieinigen Gottes den „heiligen Bund" und be- kannten darin vor aller Welt, daß alle christlichen Völker sich als Glieder einer einzigen großen Familie ansehen, daß zwischen denen, welche im Reiche des Friedefürsten lebten, kein Krieg vorkommen, und daß auch für das Re- giment und den Verkehr der Völker unter einander die Lehre Christi die ein- zige Richtschnur abgeben müsse. Das war ein wahrhaft christliches Werk. So lange die drei Monarchen lebten, haben sie als Väter der Völker nur Ermahnungen zur Milde und zum Frieden gesprochen. So wie einer nach dem andern abtrat, sank der heilige Bund mehr und mehr und löste sich endlich ganz auf. Krieg und Ungestüm haben seit der Zeit wieder Europa durchtobt. Gott der Herr wolle in Gnaden auf sein Volk herniedersehen und mitten in der Unruhe der Welt sein Reich unter uns erhalten und bauen ! Er segne unser liebes Mecklenburg, er segne unser ganzes deutsches Vaterland, daß Gerechtigkeit und Friede sich küssen , Gottesfurcht und Treue in allen seinen Gauen wohnen!

12. Erzählungen aus der deutschen und mecklenburgischen Geschichte - S. 87

1897 - Wismar : Hinstorff
87 - sinkt ein braver Mecklenburger und dort einer. Dazu ist's fr die meisten vou ihnen das erste Feuer, das sie zu bestehen haben. Darum stutzen die Grenadiere, und die Trommler sind nahe daran, den Takt zu verlieren. Es ist ein angstvoller Augenblick. Da ertnt pltzlich, während ihm die Kugeln um sein Haupt fliegen, laut und ruhig die Stimme des Tambonr-Majors: Tambour Meyer, morgen nach-exerzieren!" Das wirkt wie ein Blitzschlags Donnernd schlagen die Trommler wieder im festen Takt. Das reit die Grenadiere fort. Hurra! Hurra! Eiu letzter Anlauf! Eiu gewaltiger Stop Das halten die Franzofen nimmer ans. In wilder Flucht eilen sie nach Harburg zurck. In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai wiederholten die Franzofen ihren Angriff mit einer weit berlegenen Zahl von Truppen. Obwohl Mecklenburger und Hanfeaten sich wieder brav fchlugen, mnten sie dennoch der bermacht weichen und die Insel Wilhelms-brg den Feinden berlassen. Damit war Hamburgs Schicksal ent-schieden. Zwar kam noch das neuerrichtete mecklenburgische Infanterie-Bataillon von 800 Mann nebst einigen anderen Truppen der Stadt zu Hlfe. Aber was waren diese Hunderte gegen die vielen Tausende? Tettenborn konnte sich nicht mehr halten. Er zog sich zurck und gab Hamburg den Franzosen frei. 3. Die Schlachten der Freiheitskriege. (Siehe Teil I Nr. 22, 1, 2, 3, 4.) 4. Unser Blcher. (Siehe Teil I Nr. 22, 2 it. 3 und Nr. 23, 3, 4 it. 5.) 5. Der Friede 1815. Endlich war Napoleons Macht ge-brochen. Seine Heere waren vernichtet, und er wurde zum zweiten Male abgesetzt und nach der Insel St. Helena in die Verbannung geschickt. Europa hatte vou jetzt ab Ruhe vor ihm. Tie verbndeten Heere konnten in die Heimat zurckkehren. Die Fürsten aber reisten nach Wien, um den Frieden endgltig abzuschlieen. Europa erhielt durch denselben eine wesentliche Umgestaltung. Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz erhielten eine groe Summe Geldes als Kriegsentschdigung und wurden zu Groherzogthmeru erhoben (1815). Daneben erhielten sie die geraubten Knnstgegenstnde zurck. Noch wertvoller war es fr Mecklenburg-Schwerin, da Schweden im Jahre 1803 auf Bestreben des Herzogs Friedrich Franz I. die Stadt Wismar fr 1250000 Thaler als Pfand zurckgab. Schweden darf zwar nach 100 Jahren, also 1903, das Wiedereinlsuugsrecht geltend machen, hat aber dann die Psandfumme nebst den Zinsen und Zinseszinsen zurck zu zahlen. Das macht in 100 Jahren etwa 24000 000 Thaler aus. Schweden wird schwerlich Lust haben, diese zu zahlen. Wenn es nicht zahlt, verlngert sich die Verpfndung aber-mals um 100 Jahre.

13. Geschichte des deutschen Volkes - S. 368

1867 - Berlin : Vahlen
368 Die letzten Jahre der Knechtschaft 1810—1813. § 631—633. Metternich (nicht ohne Grund) eine russische Uebermacht in Europa für ebenso drohend, wie die Napoleonifche. Ein Bündniß mit dem großen Sieger schien im Osten, in Galizien und den Donauprovinzen eine Entschädigung für das im Westen Verlorene zu verheißen. Napoleon bewarb sich jetzt eifrig um Oest- reichs Bündniß. Ein solches ward denn auch willig abgeschlossen, und zwar dahin lautend, daß 30,000 Mann unter Marschall Schwarzenberg für den be- vorstehenden Feldzug Napoleon zur Hilfe gestellt wurden. § 632. Aber in welche furchtbare Lage kam Preußen! Zwischen Fried- rich Wilhelm Iii. und Alexander war die alte Freundschaft bei der Peters- burger Reise des Ersteren erneuert worden, und auch die preußischen Patrioten konnten damals nicht anders, als in Rußland ihren natürlichen Rückhalt scheu. Und nun mit Napoleon gegen Rußland fechten? Mit Napoleon, bei dem es vielleicht schon beschlossene Sache war, bei der nächsten günstigen Gelegenheit das gehaßte Preußen ganz von der Karte zu tilgen? In dieser Noth riethen die Vaterlandsfreunde zu einem Verzweiflungskampf gegen Napoleon. — Scharn- horst hatte 124,000 Mann bereit, die Festungen waren neu bewaffnet, die Stimmung des Volkes vortrefflich, und das Land bot zwischen seinen Flüssen und Sümpfen fast unüberwindlich feste Vertheidigungslager. Müsse man fallen, so wolle man wenigstens mit Ehren fallen. Dazu war auch der König ent- schlossen; doch suchte man cs zum Aeußersten noch nicht kommen zu lassen. Har- denberg bot sogar Napoleon ein Bündniß an. Dieser, der Preußens Rüstungen kannte, antwortete nicht. Von der anderen Seite gab auch Alexander keine be- stimmte Zusicherung seines Schutzes. In fieberhafter Aufregung drängten damals Sorge und Hoffnung, Unschlüffigkeit und Verzwciflnngsmuth in Preußen durch und gegen einander. Ein Netz von Truppen ward indessen von Danzig, Polen, Hamburg, ja vom Rheine her immer dichter und fester um das unglückliche Land gezogen. Konnte man wissen, ob es nicht nächstens nach der beliebten Formel heißen würde: das Haus der Hohcnzollern hat aufgehört zu regieren? Endlich irat Napoleon gebieterisch mit seiner Forderung heraus: Preußen solle ein Bünd- niß mit ihm gegen Rußland schließen, ihm 20,000 Mann Hilfstruppen stellen, den Durchmarsch des Heeres gestatten, die Verpflegung desselben übernehmen, und die Festungen wenigstens zum Theil ihm wieder einräumen. Dieser Ver- trag ward am 24. Febr. 1812 geschlossen. Er brach die letzte Hoffnung der preußischen Patrioten, die mit Rußland im Bunde einen Todeskampf für Preu- ßens und Deutschlands Unabhängigkeit erwartet hatten. Alle die jahrelangen Rüstungen waren nun in die Hand des Feindes gegeben. An 300 Offiziere traten aus preußischem Dienste und begaben sich meist nach Rußland, um als „deutsche Legion" gegen den Unterdrücker mitzukämpfen. § 633. Mit dem Frühling 1812 begannen ungeheure Truppenmassen, so zahlreich wie sie seit Attila's und Terxes Zeiten keinem Feldherru mehr gefolgt waren, sich durch Deutschland gegen Rußland zu wälzen. Die Schaaren er- schienen im schönsten militärischen Glanze und im stolzen Bewußtsein ihrer Un- besieglichkeit. Von den 600,000 Mann, die Napoleon gegen Rußland führte, waren 200,000 Mann Deutsche. Sie haben fast alle für eine fremde Sache auf fremdem Boden den Tod gefunden. — Im Mai kam Napoleon nach Dres- den. Hier drängten sich die unterworfenen Könige und Fürsten um ihn, mit seinen Marschällen und Generalen fast auf denselben Rang gestellt. Es war der höchste Sonnenblick seines Glücks. Selbst Franz I. und Friedrich Wil- helm Iii. konnten es nicht vermeiden, auf kurze Zeit ihn hier zu begrüßen. Von hier kam auch der stolze Tagesbefehl: die Könige, Prinzen, Fürsten und Mar- schälle sollten sich zu ihren Heeresabtheilungen begeben. Dann folgte Napoleon

14. Deutsches Realienbuch - S. 84

1909 - Stuttgart : Franckh
84 mindert worden ist. So hat Napoleon ungewollt der Einigung Deutschlands vorgearbeitet. In Frankreich stieg er zu hohen Ehren empor- er wurde zuerst Konsul und dann erblicher Kaiser der Franzosen (1804). 7. Napoleons Weltherrschaft. Das Ende des deutschen Kaiserreichs. Jene Nusteilung der deutschen Reichs st ädte, der kleinen Staaten und geistlichen Gebiete wurde durch den Reichsdeputationshauptschluß von l803 bestätigt; sie wurde von den beteiligten deutschen Fürsten durch Bestechungen und unwürdiges Jagen nach Napoleons Gunst erkauft. Nach dem äußeren Erfolg lohnte sich diese Er- niedrigung/ denn Preußen erhielt z. B. fünfmal, Hessen achtmal, Baden sogar zehnmal so viel Land rechts vom Nhein, als sie links an Frankreich verloren hatten. So tief war damals das Selbstgefühl der Deutschen gesunken, daß der Verlust des linken Nhein ufers ohne Klagen hingenommen, und der Nhein als natürliche Grenze gegen Westen anerkannt wurde, wenn eigentlich schon der Friede von Lüneville das Ende des Deutschen Reiches bedeutete, der Neichsdeputationshauptschluß machte es zur endgültigen Tatsache. Rls Napoleon vollends 1806 mit 16 deutschen Fürsten den Rheinbund gründete, da hatte die deutsche Kaiserwürde keinen Sinn mehr/ Kaiser Franz legte deshalb die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich künftig Franz I., Kaiser von Österreich. So hatte dasheiligerömischereichdeutscher Nation ein unrühmliches Ende erreicht. Neue Ziege Napoleons. Napoleon würde keine solche Machtstellung errungen haben, wenn er nicht immer wieder neue Siege erfochten hätte. Er hatte kein geringeres Ziel, als in Europa eine Weltherrschaft aufzurichten. Das erkannten außer Österreich auch die andern Großmächte, Rußland, England und Schweden. Sie schlossen ein Bündnis miteinander fl. Koalition). Na- poleon aber konnte sich auf die Hilfe der süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden, Hessen verlassen und hatte Preußen gewonnen, daß es sich nicht an dem Krieg beteiligte. In Eilmärschen rückte Napoleon gegen Ä st e r r e i ch ins Feld/ er nahm das österreichische Heer unter General Mack bei Ulm gefangen und schlug in der Dreikaiser schlacht bei Rusterlitz (1805) die vereinigten Russen und Österreicher vollständig. Im Frieden zu preßburg mußte (Österreich Venedig an Italien, Tirol an Bayern und die Besitzungen in Gberschwaben an Württemberg abtreten. England wurde 1806 durch die Kontinentalsperre (verbot des Handels nach und von England) bestraft. 8. Preußens Fall und Erhebung. Preußens $au. Das Preußen Friedrichs des Großen war von der höhe seiner Kraft und seines Ruhmes weit herabgesunken. Der König Friedrich Wilhelm Iii. (1797—1840) war ein edler Mann, ernst, sittenstreng und sparsam. Uber er hatte leere Staatskassen, unfähige Minister und Ratgeber und ein entkräftetes Heer übernommen. Seine gutgemeinte Sparsamkeit war gerade bei diesem nicht angebracht. Es bestand zu 9/io aus Fremden/ die Sol-

15. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 135

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 112. Der Rheinbund und die Auflösung des Reiches 1806. 135 im Reichstag abgegebene Erklärung: sie hätten sich offen von einem Reiche losgesagt, das seine Glieder nicht mehr zu schützen im stände sei, und einem Monarchen angeschlossen, „dessen Absichten sich in beständiger Harmonie mit den wahren Interessen Deutschlands be-sänden". 4. Unglaubliches war geschehen. Die nächste Folge war, daß Auflösung des Franz Ii., der schon 1804 in richtiger Voraussicht der weiteren Ent- August isoo. Wicklung der Dinge die Kaiserwürde aus seine Erbstaaten übertragen, in einem kühlen Manifest die deutsche Krone niederlegte, alle Stünde und Reichsangehörigen der Pflichten gegen das Reichsoberhaupt entband und fortan als Kaiser Franz I. von Österreich weiter regierte. — Damit war das Ende des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation, das fast 1000 Jahre bestanden und einst eine gebietende Stellung in Europa innegehabt, besiegelt. Ohne Teilnahme, ja mit stumpfer Gleichgültigkeit sah das Volk in seiner Mehrheit den allerdings schon längst morsch gewordenen Bau zusammenbrechen. „Tränen-los stand die Nation am Sarge ihrer Geschichte." Nur in wenigen Personen regte sich der patriotische Schmerz über die dem Vaterland widerfahrene Schmach, sowie die Entrüstung über den fremden Tyrannen, der das Recht mit Füßen trat und in seiner Sucht nach Macht keine Grenzen kannte. Solche Patrioten aber verfolgte Napoleon mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln und verbreitete Furcht und Schrecken. So mußte der Greisswalder Professor Ernst Moritz Arndt, der in der Schrift vom „Geist der Zeit" seinen Gefühlen offen Ausdruck verlieh und die Gewissen der Deutschen aufzurütteln suchte, vor Napoleons Rache nach Schweden flüchten und der Buchhändler Palm von Nürnberg wurde, weil er den Verfasser einer von ihm verbreiteten Schrift: „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung" nicht angab, ergriffen und in Braunau am Inn erfchoffen (26. August 1806). Palm, das Opfer eines schmachvollen Justizmordes, wurde später als Märtyrer Deutschlands in Liedern gefeiert. Man hat vielfach den Rheinbnndssürsten die ganze Verantwortung sür den Zusammenbruch des Reiches aufgebürdet. Mit Unrecht. Mit gleicher Schuld sind Preußen und Österreich, die beiden deutschen Großmächte, zu belasten. Sie, die vermöge ihrer Stellung und Macht in erster Linie berufen gewesen wären, die Interessen Deutschlands zu wahren, trieben nicht Reichs-, sondern Kabinettspolitik und brachten dadurch die süd- und südwestdeutschen Staaten in große Gefahr und diese, nicht Sympathie für Frankreich, war es, welche zu allermeist die Monarchen jener Länder bewog, den Anschluß an Napoleon zu fuchen. Dazu kam, daß man allenthalben nach Erweiterung des Besitzes strebte und daß mein Napoleon, den Mann von ungewöhnlicher Größe, für unüberwindlich hielt.

16. Vom Westfälischen Frieden bis zum Ausbruch des Weltkrieges - S. 107

1918 - Erlangen [u.a.] : Deichert
113. Der Rheinbund und die Auflsung des Reiches 1806. 107 Note deckte sich eine am gleichem Tage von den R h e i n b u n d s f r st e n int Reichstag abgegebene Erklrung: sie htten sich offen von einem Reiche losgesagt, das seine Glieder nicht mehr zu schtzen imstande sei, und einem Monarchen angeschlossen, dessen Absichten sich in be-stndiger Harmonie mit den wahren Interessen Deutschlands befnden". 4. Unglaubliches war geschehen. Die nchste Folge war, da mufs$$bes Franz Ii., der schon 1804 in richtiger Voraussicht der weiteren Ent- August isoe. Wicklung der Dinge die Kaiserwrde auf seine Erbstaaten bertragen, in einem khlen Manifest die deutsche Krone niederlegte, alle Stnde und Reichsangehrigen der Pflichten gegen das Reichsoberhaupt ent-band und fortan als Kaiser Franz I. von sterreich weiter regierte. Damit war das Ende des Heiligen Rmischen Reiches Deutscher Nation, das seit 962, also fast 1000 Jahre bestanden und einst eine gebietende Stellung in Europa innegehabt, besiegelt. Ohne Teilnahme, ja mit stumpfer Gleichgltigkeit sah das Volk in seiner Mehrheit den allerdings fchon lngst morsch gewordenen Bau zusammenbrechen. Trnenlos stand die Nation am Sarge ihrer Geschichte." Nur in wenigen Personen regte sich der patriotische Schmerz der die dem Vaterland widerfahrene Schmach sowie die Entrstung der den fremden Tyrannen, der das Recht mit Fen trat und in feiner Sucht nach Macht keine Grenze kannte. Solche Patrioten aber verfolgte Napoleon mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln und verbreitete Furcht und Schrecken. So mute dek Greisswalder Professor Ernst Moritz Arndt, der in der Schrift vom Geist der Zeit" seinen Gefhlen offen Ausdruck verlieh und die Gewissen der Deutschen auf-zurtteln suchte, vor Napoleons Rache nach Schweden flchten und der Buchhndler Palm von Nrnberg wurde, weil er den Verfasser einer von ihm verbreiteten Schrift: Deutschland in seiner tiefen Er-niedrigung" nicht angab, ergriffen und in Braunau am Inn erschossen (26. August 1806). Palm, das Opfer eines schmachvollen Justizmordes, wurde spter als Mrtyrer Deutschlands in Liedern gefeiert. Man hat vielfach den Rheinbundsfrsten die ganze Verant-wortung fr den Zusammenbruch des Reiches aufgebrdet. Mit Unrecht. Mit gleicher Schuld sind Preußen und sterreich, die beiden deutschen Gromchte, zu belasten. Sie, die vermge ihrer Stellung und Macht in erster Linie berufen gewesen wren,. die Interessen Deutschlands zu wahren, trieben nicht Reichs- sondern Kabinetts-Politik und brachten dadurch die sd- und sdwestdeutschen Staaten in groe Gefahr und diese, nicht Sympathie fr Frankreich, war es, welche zu allermeist die Monarchen jener Lnder bewog, den Anschlu au Napoleon zu suchen. Dazu kam, da man allenthalben nach Er-Weiterung des Besitzes strebte und da man Napoleon, den Mann von ungewhnlicher Gre, fr unberwindlich hielt.

17. Europa - S. 104

1879 - Gütersloh [u.a.] : Bertelsmann
104 Zweites Buch. Europa. 1a ville mit den größten Prachtgebäuden und geschichtlich am wichtigsten, im S. der Stadttheil l'uuiversite, vorzugsweise Sitz der Wissenschaften und großartiger Anstalten. Die Umgegend hügelig, lieblich, fruchtbar, reich an Obst^ und Weingärten und schönen Hainen. — Die Stadt erweitert sich in 3 concentrischen Kreisen. Den inneren umschließen die innern Bonle- vards (Wälle oder Promenaden), den mittleren, der geschichtlich wichtige Vorstädte (faubourgs) enthält, die äußeren Boulevards, den äußeren die Umfassungsmauer (eiieeiute) aus Wall, Mauer, Graben und Glacis bestehend, von 58 Thoren unterbrochen. Außen sind auf allen Seiten Forts (im Ganzen 16), einzelne kleinen Festungen gleichend, vorgelagert^), so daß jetzt Paris, zumal es Iv2 einnimmt und für ein ganzes Heer Raum hat, die gewaltigste Festung der Erde und für einen nicht sehr über- legenen Fund uneinnehmbar ist. In der Cite liegen: die Kirche Notre Dame, eine der ältesten und schönsten Kathedralen, das Hotel Dien, ältestes Spital von Paris, vielleicht von Europa (für 11 000 Menschen eingerichtet), der Justiz Palast, einst Sitz der Könige, später des Parlaments, und die Conciergerie, das älteste Gefängnis. Auf der Nordseite (1a ville) gelaugt man vom Nw. her durch einen Lustgarten, die Elysäischen Felder^), zum colossaleu Triumphbogen Arc de l'etoile^), durch den 1871 die deutschen Sieger zogen, auf den Platz de la Concorde^), dann nach dem schöneil Tnileriengarten, hinter denen der Tnilerienpalast liegt; mit ihm ist durch Napoleon Iii. der dann folgende Palast des Lonvre vollständig verbunden, in dem sich reiche Sammlungen, namentlich auch von Gemälden und Bildwerken befinden6). Diese Paläste liegen zwischen der Seine und der Rue Rivoli, die weiterhin bis zum stattlichen Hotel de Ville (eine Art Rathhaus) sührt; von hier gelangt man östlicher wandernd endlich zu deni Platze, wo einst, an der Grenze des innersten Kreises die Bastille stand, ö:ren Erstürmung den Anfang der Revolution bildete. Im N. des Tuileriengartens der Vendomeplatz mit 2) Unter diesen Forts sind namentlich der M. Valerien im W. und St. Denis im N. zu erwähnen, letzteres wieder von 4 Forts umgeben. 3i Auf ihnen der Jndnstriepalast (252 m lang), das größte Gebäude des Continents. 4) Er ist den allen römischen Triumphbogen nachgebildet und übertrifft sie an Größe (45 m hoch). 5) Hier haben während der Revolution die königliche Familie, die Girondisten, Robespierre und zahlreiche andere Schlachtopfer unter der Guillotine geblutet. Der Platz, jetzt durch den Obelisken von Luxor geziert, ist einer der schönsten in Paris. Man hat von ihm aus nach Nw. die Aussicht auf deu Triumphbogen, nach So. auf T u il eri eng arten und Tuilerien, nach No. auf die Madeleinenkirche, nach Sw. auf die Deputierten kämm er; die letzteren beiden Gebäude in schönem griechischem Stil erbaut. 6) Diese Sammlungen beim Communeaufstaude erhalten, während die Tuilerien großenteils zerstört sind. Angelegt sind die Tuilerien von Katharina von Mediä an der Stelle, wo einst eine Ziegelei (tuilerie) stand und von den Königen später immer weiter ausgebaut. Als Gründer des Louvre kann man Franz I. betrachten. Auch Ludwig Xiv. hat viel für denselben gethan, obgleich er persönlich ihn nicht liebte und mied, da er dort als Kind widrige Scenen der Revolution durchlebt hatte. Beide Gebäude sind in glänzenden Renaissancestil gehalten und mit vielen Säulengängen, Hösen und Durchgängen geschmückt.

18. Die neueste Zeit - S. 4

1886 - Mainz : Kirchheim
4 Der heilige Bund. lichen Eindruck gemacht. Man war geneigt, in diesem nie gesehe- nen Wechsel des Glückes und der Macht mehr als sonst das unmittelbare Eingreifen einer alles leitenden Vorsehung zu erkennen. Unter allen damals hervorragenden Persönlichkeiten war niemand mehr als der K a i s e r A l e x a n d e r I. von Rußland von dieser Stimmung erfüllt. Napoleons Verblendung bei seinem Vordringen nach Moskau, und die Umstände, die während des Rückzuges die Vernichtung seines Heeres veranlaßten, samt der ganzen verhängnisvollen Kette unerwarteter Ereignisse bis zu seinem gänzlichen Erliegen, hatten aus Alexander eine um so größere Wirkung geäußert, je näher er eine Zeitlang dem Eroberer gestan- den, je höher seine Meinung von dessen Tüchtigkeit gewesen war. Was religiös gestimmten Gemütern an Napoleon immer am meisten mißfallen hatte, war dessen Entfernung von allem Übersinnlichen und Christlichen, seine allein auf die Erreichung äußerer Zwecke gerichtete Sinnes- und Handlungsweise gewesen. Erschien, so weit es die Natur der Dinge erlaubt, die Entscheidung über die ihm vorliegenden Fragen, ohne Rücksicht auf das was über oder neben ihm stehen konnte, nur in sich selbst gesucht, nur auf seine eigene Stimme gehört zu haben. Diesem Sich-lossagen von allem Religiösen schrieb man den grenzenlosen Ehrgeiz des Eroberers und seinen endlichen Sturz zu. Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen waren, obgleich von dem Anflug von Schwärmerei, der in dem Wesen Alexanders lag, vermöge ihrer einfacheren und ruhigeren Denkweife frei; doch durch gleiche Erfahrungen zu derselben Überzeugung gekommen. Ihre Throne hatten mehr als einmal gewankt, und sie glaubten nur durch höhere Hilfe deren gänzliche Zertrümmerung abgewandt zu haben. Diese Stimmung war übrigens in den höheren und gebildeteren Klassen eines großen Teiles von Europa, besonders aber in Deutschland verbreitet, das von den langen Kriegen und Umwälzungen am meisten gelitten hatte. Die drei Monarchen, nach Napoleons zweitem Sturz wieder in Paris zusammengekommen, meinten, nach der Besiegung des allgemeinen Drängers am Eingänge einer neuen Zeit zu stehen, und fühlten sich gegenseitig zu einer besonderen Annäherung und der Welt zu einem Aufschluß über die Art verpflichtet, wie sie fortan ihr Herrscheramt zu führen gedachten. Am 26. September 1815 unterzeichneten sie eine gemeinsame Erklärung, in welcher sie die Grundsätze der von ihnen zu beobachtenden Politik anssprachen, und sich zu deren Beobachtung anheischig machten. Dieser Vertrag, der unter dem Namen „der heilige Bund"

19. Grundriß der deutschen und preußischen Geschichte - S. 89

1878 - Eisenach : Bachmeister
Friedrich Wilhelm Iii. 89 fenstillstanb, in welchem er nur als österreichischer Feldherr (und nicht als Neichsfürst) behandelt worden war, verwarf und mit seinen 1500 Mann mit fast übermenschlicher Kraft die sich ihm entgegenstellenden feindlichen Schoikren zurückwarf, dann sein Erbland wieder in Besitz nahm und der Nordsee zueilte, wo er, von feindlichen Kugeln umsaust, mit den Seinen englische Schiffe bestieg und nach England segelte (1809). Noch gedenken wir hier kurz eines Mannes, den sein wahrhaft deutsches Herz befähigte, ein Opfer seiner Vaterlandstreue zu werden. Es war der Nürnberger Buchhändler Palm. Dieser wurde, weil er sich weigerte, den Verfasser einer in seinem Verlage unter dem Titel: „Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung" erschienenen Schrift zu nennen, von einem französischen Kriegsgericht zum Tode verurtheilt und erschossen (1806). 7. Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht. Nach dem Frieden von Schönbrunn stand Napoleon auf der Höhe seines Glückes; außer England und (einem Theil von) Spanien hatte er in Europa keine Gegner, selbst den Kirchenstaat hatte der Unersättliche eingezogen und den Papst, der über ihn den Bannfluch verhängt hatte, nach Frankreich schleppen lassen. Nur ein leiblicher Nachfolger fehlte dem auf der höchsten Stufe weltlicher Macht stehenden Franzosenkaiser. Dies und der unbegrenzte Hochmuth bieses Despoten bewogen ihn, sich mit seiner ersten Gemahlin, der edlen Iosephine (Beauharnais) scheiben zu lassen. Nun gingen seine Brautwerber aus, um an bcu angesehensten europäischen Höfen ihrem Gebieter eine neue Gemahlin zu suchen. Nachbein sie von verschobenen Fürstenhäusern abschlägig beschieben waren, liest sich endlich Kaiser Franz I. von Oesterreich ans Rücksicht für fein schwergeprüftes Land bewegen, Napoleons Werbung anzunehmen und seine achtzehnjährige Tochter Marie Luise mit demselben zu vermählen (1. April 1810). Als diese dem Kaiser im nächsten Jahre einen Sohn schenkte, ernannte er denselben zum „König von Rom." Nun war Napoleons Glück vollständig. Mit demselben wuchs aber auch sein Uebermuth. Die Verbindungen, Trennungen und Vertauschungen von Säubern nahmen fein Ende. Hollanb würde dem Kaiserreiche einverleibt, begleichen alle Länber bis zur Ostsee hin. In seinem ungeheuren Reiche herrschte der Eorse mit despotischer Gewalt. Die (Kontinentalsperre vernichtete beu Hanbcl und Verkehr. Eine geheime Staatspolizei unterbrückte jebe freie Regung und bebrohte jebcit Verdächtigen mit Gefängniß uitb Tod; das füchterliche Gon-seriptionsgesetz (Gesetz zur Aushebung waffenfähiger Einwohner) führte Napoleon ans allen Gegenden Europas zahllose Rekruten zu, bic ihr Blut für eine frembe Sache auf frembern Boben vergießen sollten. Französische Sprache und französische Gesetze wurden allenthalben eingeführt, und Kriegsnoth, Erpressungen und Einquartierungen vermehrten das Elenb der Völker Europas. Aber in stiller Brust erwachte bereits ein tiefes Sehnen nach Rettung von dem schweren Joche der französischen Despotie; man sann allerorten insgeheim auf Mittel zur Abschüttelnng bet Sklavcnkctten. 8. Preußens Erstarkung. Der Tilsiter Friede bezeichnet beit Zeitpunkt der tiefsten Erniebriguiig Preußens; aber jener tiefe Fall führte zugleich eine bitrch Vaterlanbs- und eble Freiheitsliebe ausgezeichnete Zeit herbei. Das Unglück itnb die Schmach jener Tage würde als gemeinsame Schulb empfunden und an die Stelle der gottvergessenen, leichtfertigen Denkungsweise vorhergegangener Zeiten trat wieder wahre Frömmigkeit und echte Mannestreue, wozu das eble Königspaar selbst das erhabenste Beispiel gab. Die Lage des Staats war sehr schlimm; bis zur Entrichtung der ungeheuren Kriegskosten blieb ein französisches Heer im Laube, woher der König bitrch eigene Sparsamkeit und zweckmäßige Verwaltung der Finanzen, sowie durch eine besondere Contributionssteuer bieselbe so schnell wie möglich abzutragen sich bestrebte. Alsbann sah er sich nach weisen und treuen Räthen um, welche ihm die Wiedergeburt seines schwergeprüften Laubes sollten vorbereiten helfen. Unter diesen leuchtet besonbers der Freiherr tunt ©teilt hervor. Sein Streben war barans gerichtet, wieber vaterländische Gesinnung und Mitnahme am öffentlichen Wohl hervorzurufen.

20. Vom Regierungsantritt Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 42

1910 - Leipzig : Teubner
42 Die französische Revolution und ihre Folgen für Europa (1789—1815). folgenden Tage die Kammern in St. Cloud Napoleon die Zügel der provisorischen Regierung in die Hände. Die schnell ausgearbeitete Konsular Verfassung war nichts anderes als die kaum verhüllte Militärdiktatur. Die ausführende Gewalt wurde drei Konsuln übertragen, von denen aber nur der erste Konsul, auf 10 Jahre gewählt, souveräne Befugnisse besaß, während den beiden andern nur eine beratende Stimme zukam. Ein vom ersten Konsul ernannter Staatsrat (Conseil d’Etat) hatte die Gesetze vorzubereiten, die gesetzgebende Gewalt war zwischen dem Tribunat (100 Mitglieder) und dem Corps legislatif (300 Mitglieder) geteilt. So gipfelte schließlich doch die gesamte Staatsmacht in der Person des ersten Konsuls und Napoleon — denn natürlich war er dieser erste Konsul — konnte mit Recht als Diktator verkünden: „die Revolution ist zu Ende." Der Ausgang 3. Napoleon als Friedenbringer und die Begründung des Kaiser-^Koalition" tnrns. Die äußere Lage Frankreichs, die durch die russischen und österreichischen Siege im Jahre 1799 sich bedrohlich zu gestalten schien, hatte sich noch gegen Ende des Jahres dadurch gebessert, daß Massena die Vereinigung des aus Oberitalien nach tollkühnem Alpen-übergange (St. Gotthard) herbeieilenden Suworow mit den in der Schweiz bisher siegreichen Verbündeten vereitelte. Sie wurde noch günstiger, als Paul I., erbittert über die Besetzung Maltas durch England, sich einem russisch-französischen Einvernehmen geneigt zeigte, dessen Spitze gegen England gerichtet war. Napoleon glaubte sogar schon jetzt, den beiden andern Großmächten einen für Frankreich vorteilhaften Frieden vorschlagen zu können. Als die Österreicher in Oberitalien von den Engländern von der Seeseite aus (Genua) unterstützt wurden, da schob sich Napoleon durch den unvermuteten Übergang über den Großen St. Bernhard mitten zwischen die feindlichen Heeres-Marengo Massen und machte sich durch den Sieg von Marengo (südöstl. von u.vii. 1800. Messandria) zum Herrn von Oberitalien. Inzwischen war Moreau siegreich durch Süddeutschland vorgedrungen, und als er nach der Besetzung Münchens sich durch den Sieg bei Hohenlinden den Weg nach Wien eröffnete, trat Franz I. in Friedensunterhandlungen ein. Die Friedens. Dem Beispiel des Kaisers folgend (Frieden zu Luneville 1801) gab Icklüsse zulune-autf) England unter Verzicht auf die meisten kolonialen Eroberungen ^Amiens ie”den Krieg auf (Frieden zu Amiens 1802). Die Neugestal- Die durch Me Friedensschlüsse von 1797 und 1801 notwendig ge-tung Deutsch- wordene Neuordnung Deutschlands kam nach langen Verhand-lands 1803. jungen^ *n denen Napoleon als Herr und Schiedsrichter auftrat, durch den sog. Reichsdeputationshauptschluß zustande, dessen wichtigste Ergebnisse folgende waren: alle geistlichen Territorien wurden „säkularisiert", die Reichsstädte wurden bis auf 6 (Nürnberg, Augsburg, Frankfurt a. M. und die 3 Hansastädte) eingezogen; aus diesen geistlichen und weltlichen Gebieten wurden zunächst diejenigen Fürsten entschädigt, die durch die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich Verluste erlitten hatten, sodann die dem Machthaber