Ähnliche Ergebnisse
1828 -
Soest
: Nasse
- Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Konfession (WdK): gemischt konfessionel
163
folgende, obschon ungewisse, dennoch lehrreiche Erzählung
von Abraham.
^Es begab sich, daß Abraham saß in der Thür seiner
Hütte, da' die Sonne untergehen wollte. Und siehe, ein
alter Mann kam aus der Wüste und lehnte sich auf sei-
nen Stab. Und Abraham stand auf, ging ihm entge-
gen und sagte ihm: Kehre bei mir ein, rch bitte Dich,
und wasche Deine Füße, und bleibe hier die ganze Nacht,
und des Morgens früh' magst Du aufstehen'und Deinen
Weg gehen. Und der Mann sagte: Nein, ich will unter
diesem Baume bleiben. Abraham aber nöthigte ihn
sehr. Er kehrte bei' ihm ein und sie gingen in die Hütte.
Und Abraham ließ ungesäuertes Brod backen, und sie aßen.
Und als Abraham sahe, daß der Mensch Gott nicht dankte,
sagte er zu ihm: Warum verehrst Du nicht den höchsten
Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde? Der
Mann antwortete und sagte: Ich verehre Deinen Gott
nicht und rufe auch seinen Namen nicht an; denn ich habe
mir selbst einen Gott gemacht, der allezeit in meinem
Hause bleibt und mich mit allen Dingen versorget. Und
Abrahams Eifer entbrannte wider den Mann. Er stand
auf und fiel ihn an und trieb ihn wieder in die Wüste
hinaus. Da rief Gott dem Abraham und sagte: Wo
ist der Fremdling? — Abraham antwortete und sprach:
O Herr! er wollte Dir nicht dienen und Deinen Namen
nicht anrufen; darum habe ich ihn von meinem Angesicht
in die Wüste gestoßen. Und Gott sprach : Habe ich mit
ihm diese 189 Jahr Geduld gehabt und ihn
ungeachtet seiner Empörung wider mich ae-
nähret und gekleidet; konntest Du denn nicht,
der Du selbst ein Sünder bist, Eine Nacht mit
ihm Geduld haben! — Und Abraham folgte der
göttlichen Stimme, rief den Alten zurück und führte ihn
ül sein Haus und begegnete ihm so freundlich und leut-
selig, daß er ihn dadurch bewog, den Glauben an den
wahren Gott auzugehmcn."
L 2 Kurz-
1893 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
10
still und geduldig, aber bittend blickt er zum Vater auf, als wollte er
sagen: Warum thust du das? Hast du mich nicht lieb? Das war der
schwerste und schrecklichste Augenblick für Abraham." (Staude.) Jetzt
wird er wohl dem Sohne mitgeteilt haben, daß es Gott so haben wolle,
daß er sich selbst das Opfer auserkoren habe. Wir finden auch bei
dem Sohne denselben Gehorsam, wie bei dem Vater. Willig läßt er
sich binden und auf den Altar legen. Jetzt muß nun Abraham das
letzte noch verrichten: er nimmt das Messer in seine Hand, um es seinem
einzigen Kinde in die Brust zu stoßen. Wollte Gott wirklich, daß
Abraham seinen Sohn opfern sollte? Nein, er wollte, wie wir schon
wissen, nur seinen Gehorsam prüfen. Darum kam im letzten Augen-
blicke erst die Errettung, und Abraham wurde von der Angst und Qual
seines Herzens erlöst. Wessen Stimme hörte er in dem Augenblicke,
als er den Todesstoß vollführen wollte? Was sagte der Engel des
Herrn zu ihm? — Abraham hatte also die Prüfung seines Glaubens, so
schwer sie auch war, aufs herrlichste bestanden. Er wollte seinen einzigen
Sohn wirklich opfern, weil es der liebe Gott haben wollte. Wer hat
ihn aber am Ende daran verhindert? Warum? Abraham hatte seinen
Glauben und Gehorsam im Herzen bewiesen, darum war die That
nicht nötig. Der Engel gab den Grund hierfür selbst an, er sprach:
„Denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen
Sohnes nicht verschonet um meinetwillen." Gott > atte also dem Abraham
sein Kind aufs neue geschenkt. Dafür wollte er dem Herrn danken und
ihm ein Opfer bringen. Die Vorbereitungen dazu waren alle getroffen.
Was fehlte nur noch? Da hob Abraham seine Augen auf, er sah sich
um. Was erblickte er in einer Hecke? Diesen Widder schlachtete er
nun und opferte ihn anstatt seines Sohnes. Und solche Opfer gefallen
dem Herrn wohl. Das sehen wir aus den weiteren Worten des
Engels. Was sagte er nämlich zu ihm? Das ist der große Lohn,
den Gott dem Abraham zu wiederholten Malen verheißen hat. Worin
sollte dieser Lohn besteben? Wer kann die Sterne am Himmel zählen?
Und den Sand am Meer? Was will also der liebe Gott damit sagen,
wenn er spricht: „Ich will deine Nachkommen mehren wie die Sterne
am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meeres?" — Nachdem
Abraham geopfert hatte, kehrte er freudigen Herzens zu den Knechten
zurück. Wie ganz anders war ihm jetzt zu Akute, als damals, wo er
zu diesen sagen mußte: „Bleibet ihr hier, ich und der Knabe wollen
hingehen und opfern, und wenn wir angebetet haben, wollen wir wieder
1909 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Wernecke, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
240 Iv. Der Religionsunterricht.
Iii. Die Trennung.
Vorbereitung.
Lot ging auf einen Berg. Hier sah er sich nach allen Seiten um und
suchte sich die schönste Gegend aus, in der recht schöne Wiesen für seine
Herden waren, und zog dorthin. Mitten durch das Land floß der Jordan.
Das war ein großes Wasser, ein Strom. Die ganze Gegend war so schön
wie ein Garten. In diesem Lande lagen zwei Städte, die hießen Sodom
und Gomorra. (Nachsprechen.) In Sodom und Gomorra wohnten viele
böse Menschen, die den lieben Gott nicht lieb hatten und ihm nicht gehorchten.
Lot wohnte in der Stadt Sodom mitten unter diesen gottlosen Menschen.
Was meint ihr nun, wird sich Lot hier wohl gefühlt haben? Wird er wohl
unter diesen bösen Menschen ruhig und glücklich gelebt haben? — Gewiß
nicht. Seht, liebe Kinder, Lot war so unbescheiden, er glaubte, er hätte sich
das schönste und beste Land ausgesucht, und doch war er dort unter schlechte
und böse Menschen geraten. — Als nun Lot weggezogen war, sprach der
liebe Gott zu Abraham: „Siehe, alles Land, das du siehst, will ich dir und
deinen Kindern geben für immer." Abraham aber wohnte in Mamre und
baute daselbst dem Herrn einen Altar.
Die Erzählung.
Da hob Lot seine Augen auf und wählte die ganze Gegend am
Jordan; die war sehr wasserreich und fruchtbar wie ein Garten
Gottes. Lot wohnte in Sodom. Aber die Leute zu Sodom waren
böse und sündigten sehr wider den Herrn. Als nun Lot weggezogen
war, sprach der Herr zu Abraham: „Siehe, alles Land, was du
siehst, will ich dir und deinen hindern geben ewiglich." Abraham
aber wohnte in Mamre und baute daselbst dem Herrn einen Altar.
Wer von euch hat schon einen Altar gesehen? Wo? Was tut der Pfarrer
am Altare? Warum baute Abraham wohl einen Altar? —
Die Unterredung.
Wohin ging Lot vorher, ehe er ganz fortzog? Welche Gegend suchte er
sich aus? Welcher Fluß durchströmte das ganze Land? Was war in dem
Lande reichlich vorhanden? In welcher Stadt wohnte nun Lot? Warum
konnte Lot in Sodom nicht glücklich leben? — Wo wohnte aber Abraham?
In dieser Gegend fand Abraham gute Freunde und getreue Nachbarn, mit
denen er ruhig und zufrieden lebte. Wer kam zu Abraham, als Lot fort-
gezogen war? Was versprach ihn: der liebe Gott von neuem? — Seht, so
belohnte der liebe Gott den frommen Abraham. Abraham hatte zwar nicht
solche gute Weideplätze wie Lot, aber er lebte doch glücklicher als dieser.
Was baute er deshalb dem lieben Gott? Warum? Wie war er gegen den
lieben Gott?
Hierauf folgen kurze, zusammenfassende Wiederholungsfragen und knappes Bor-
und Racherzahlen der ganzen Geschichte.
1899 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
178
rettung sofort bereit war, so sucht er auch hier wieder das Verderben
der Sodomiter abzuwenden! Welche Frage legt er dem Herrn vor?
„Willst du denn .... umbringen?" Abraham bittet hier Gott, doch
der Gerechten, der Schuldlosen zu gedenken und um ihrer willen auch
die Ungerechten, die schwer mit Sünde beladenen, zu verschonen. Aus
eigener Kraft kann Adam die Leute zu Sodom und Gomorrha nicht
erretten, darum bittet er für sie bei dem Herrn.
Merkt: Abraham thut Fürbitte.
Wieviel Gerechte hofft Abraham in Sodom zu finden? Fünfzig.
Welchen Erfolg hatte Abrahams Fürbitte? „Finde ich fünfzig . . . .
Orten vergeben." So nimmt der Herr Abrahams Fürbitte in Gnaden
an. Was sagt ihm aber der Herr zugleich in seiner Antwort über
die Zahl der Gerechten zu Sodom? Es sind nicht so viel darinnen.
Des Herrn freundliche und entgegenkommende Worte ermutigen Abra-
ham weiter zu bitten. Wie leitete er aber jetzt seine Bitte ein? „Ach
siehe, ich habe mich .... Erde bin." Als was bezeichnet sich Abra-
ham? Erde und Asche. Erde und Asche sind geringwertige Dinge.
Was will also Abraham mit diesen Worten zum Ausdruck bringen?
Seine Niedrigkeit.
Merkt: Abraham bittet demütig.
Bei welcher Gelegenheit zeigte Abraham dieselbe Eigenschaft? Lots
Errettung. Trotzdem er einer der reichsten Männer jener Gegend
war, mit dem selbst Könige verkehrte», so erkennt er dennoch vor Gott
seine Niedrigkeit an. Welche Bitte spricht Abraham nun dem Herrn
aus? Um fünfundvierzig Gerechter willen die Städte verschonen.
Mit welcher Antwort kommt ihm auch jetzt der Herr freundlich ent-
gegen? „Ich will .... willen." Außer diesen beiden Bitten spricht
Abraham noch vier derselben Art aus, indem er die Zahl der Un-
schuldigen immer niedriger stellt, nur um das Unglück von seinen Mit-
menschen abzulenken. Wie lautet seine letzte Bitte? „Ach Herr,....
darinnen finden." Wie oft hat Abraham den Herrn gebeten? Sechsmal.
Merkt: Abraham bittet anhaltend.
Welches Versprechen giebt der Herr dem Abraham aus seine letzte
Bitte? „Ich will sie nicht...........willen." Erzähle, wie Abraham
und der Herr voneinander scheiden! —
Ii. Das tiefe Verderben der Sodomiter.
Wann erreichen die beiden Engel Sodom? Abends. Wen trafen
sie vor dem Thore der Stadt? Lot. Erzähle von Lots freundlicher
1902 -
Leipzig
: Hofmann
- Autor: Keudel, H.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
I. Biblische Geschichte.
27
Iv. Vertiefung.
A. Lrster Abschnitt.
1. Erzählen des 1. Abschnittes.
2. Erläuterungen. Abrahams Vater, Tharah, war auch ein
Götzendiener. Wenn der Abraham immer bei ihm geblieben wäre, so
wäre er auch wohl ein Götzendiener geworden. Der liebe Gott wollte
dieses aber nicht und befahl ihm, alles zu verlassen und in ein Land
zu gehen, welches er ihm zeigen wolle. Wir wollen jetzt lernen, was
Gott zu Abraham sagte: „Gehe aus deinem Vaterlande" rc. rc.
Das Land, in welchem wir geboren sind, nennen wir Vaterland.
Unser Vaterland heißt Preußen. Die Stadt oder das Dorf, worin
wir geboren sind und unsere Eltern wohnen, nennen wir unsere
Heimat. Wie heißt deine Heimat? Was sollte also Abraham ver-
lassen? Welches Land nennen wir Vaterland?
Abraham hatte in seiner Heimat auch viele Freunde. Auch ihr
habt Freunde. Kinder, mit denen ihr gern spielt, sind eure Freunde.
Mit welchen Kindern spielst du gern? Wie heißen also deine Freunde?
Seine Freunde sollte Abraham auch verlassen; er sollte keinen mit-
nehmen in das Land, welches ihm der liebe Gott zeigen wollte.
Der Abschied würde dem Abraham wohl nicht so schwer geworden
sein, wenn Vater und Mutter mit ihm gegangen wären. Die sollte
Abraham aber auch nicht mitnehmen. Was betete Tharah noch an?
Warum sollte Abraham nicht bei seinem Vater Tharah bleiben? Er
mußte also auch Vater und Mutter verlassen. Wer forderte das von
ihm? Er that also, was der liebe Gott haben wollte. Wenn du das
immer thust, was deine Eltern und dein Lehrer dir sagen, dann bist
du gehorsam. Wie war Abraham dem lieben Gott? Auch wir sollen
Gott immer gehorsam sein und gern thun, was er von uns fordert.
Der liebe Gott fordert von uns, daß wir nicht lügen und stehlen
sollen; was darfst du also auch nicht thun? Der liebe Gott will ferner,
daß wir unsere Eltern immer lieben sollen; wie mußt du deine Eltern
also immer haben?
Wozu wollte der liebe Gott den Abraham in dem fremden Lande
machen? Als Abraham auszog, hatte er nicht einmal einen Sohn.
Aber der liebe Gott hat dem Abraham für seinen Gehorsam viele
Nachkommen gegeben. Überall wohnen Leute, welche von ihm ab-
stammen, hier in unserm Orte, in der benachbarten Stadt, in Berlin,
auch in Ländern, welche ganz weit von uns entfernt liegen. Wenn
1887 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Wunderlich, Gottlob
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
4
In diesem Glauben verharrte er 25 Jahre und war der Erfüllung der Verheißung so gewiß, als wenn er dieselbe vor Augen hätte. Der Gedanke eines Volkes Gottes, das Leben und Dasein hat nur im Glauben, erscheint in Abraham in seiner ganzen Fülle und geht in ihm ganz und gar auf. Darum offenbarte er das National-Jüdische in seiner reinsten und edelsten Gestalt. Nur ein Ahnherr wie Abraham, dessen Stamm- und Familiengott der Schöpfer Himmels und der Erde war, und der wie Abraham seinen Gott mit so unbedingter Hingebung, mit so aufopfernder Liebe, mit so reiner Frömmigkeit verehrte, konnte seinem Volke jenen Geist einhauchen, der aus der Volks- und Königsherrschaft eine Gottesherrschaft machte. Abraham ist Familienvater und Familiensürst, Richter und König, Hoherpriester und Prophet in Einer Person. Und das ist er durch seinen Glauben.
»Gehe aus deinem Vaterlande und aus deiner Freundschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen werde.« (1 Mos. 12, 1.) So lautete der Befehl Gottes an Abraham, und dieser leistete dem Befehle Gottes willigen Gehorsam. (Ebräer 11,8.) Ohne Zögern und Bedenken trat er mit wahrer Selbstverleugnung die Reise an, deren Ziel und Ausgang ihm unbekannt war. Weder die Beschwerden der Reise in einer Zeit, wo keine Wege und Stege waren, noch die Liebe zum Vaterlande vermochten ihn zurückzuhalten, ja selbst seine Verwandten und Freunde, weder Vater noch Mutter, an welche doch der Mensch mit tausend Banden der Liebe geknüpft ist, konnten ihn in seinem Gehorsam gegen Gott wankend machen. Doch Gott prüft Abrahams Gehorsam noch mehr. Nicht genug, daß er Freundschaft und Vaterland auf Gottes Befehl verließ, er stieß sogar seinen leiblichen Sohn Jsmael auf Gottes Weisung aus dem Hause (1 Mos. 21, 14). Nun hoffte er, daß sein äußeres Leben in Frieden und ohne Anfechtung dahin fließen würde; doch dem war nicht so. Dem schon so viel und schwer geprüften Manne wurde eine noch schwerere Prüfung. Abraham soll dem Herrn seinen »einigen« Sohn, den er »lieb hatte« zum Opfer bringen. Diefer Befehl Gottes forderte das Schwerste, was ein zärtlicher Vater, was ein Glaubensheld, der in dem Sohne den Zweck und das Ziel seines ganzen Lebens
leibhaftig besaß, zu thun vermochte. Und wenn auch in diesem Stücke sich der Held bewährte, wenn er auch hier gehorsam war, ohne zu murren und seine Gebärden zu verstellen, wenn auch hier sein Herz
nicht verzagte, sondern festhielt im Glauben, an der Liebe und Hoffnung,
1890 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
181
Von den beiden Ziegen war schuld daran? Beide. Was hätten sie
thun sollen? Hätten sie nachgegeben, so wäre der Streit nicht ent-
standen, und sie wären schnell und ohne alle Gefahr über den Steg
gekommen.
Es giebt auch solche zänkische und trotzige Kinder, die niemals nach-
geben wollen. Als ich gestern spazieren ging, sah ich, wie sich mehrere
Kinder auf der Straße zankten. Ich habe leider auch schon sehen
müssen, wie sich Kinder aus dem Schulwege zankten und sogar schlugen.
Dürfen sie das? Wie sollen sie sein? Sprecht: Kinder, die sich nicht
vertragen, sind unverträglich und zänkisch.
In dieser Beziehung giebt Abraham den Menschen ein schönes
Beispiel. Abraham und Lot konnten nicht länger mehr bei einander
wohnen. Warum? Sie mußten voneinander scheiden. Abraham hatte
es selbst gewünscht. Sag' mir die Worte einmal! Was wollte also
Abraham nicht? Wer den Zweck nicht will, der will den Frieden.
Was liebte demnach Abraham? Den Frieden. Wie war er? Fried-
liebend. Er besann sich nicht lange, sondern war sofort zum
Frieden fertig — er war friedfertig. Wer von den beiden
Männern war der ältere? Wem hatte Gott das Land verheißen?
Wer hätte also das beste Land wählen können? Um es aber nicht
zum Streite oder gar zum Kampfe kommen zu lassen, wodurch sehr
oft Unheil entstehen kann (die beiden Ziegen), gab Abraham nach,
und ließ Lot gewähren. Abraham war ein kluger Mann. Diejenigen
Menschen, welche fortwährend in Zank und Streit leben und niemals
nachgeben, sind unklug und thöricht. Da geht es ihnen oft wie den
beiden Ziegen. Giebt von zweien keiner nach, so trifft in der Regel
beide die Strafe.
4«. Zusammenfassung.
Zwei Ziegen begegneten sich aus einem schmalen Stege, welcher
über einen tiefen, reißenden Strom führte. 2. Die eine wollte herüber,
die andere hinüber. 3. Keine wollte nachgeben. 4. Sie wurden beide
zornig und rannten mit ihren Hörnern gegeneinander. 5. Da fielen
beide hinab in den reißenden Strom. 6. Nur mit Mühe konnten sie
sich an das Ufer retten.
Der Klügste giebt stets nach.
1890 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
32
lieber als die Heimat und die Verwandten und Freunde, ihm zu-
liebe zog er fort in eine fremde Welt. Der Abschied wird ihm wohl
nicht leicht geworden sein. Wen nahm er mit? Wen noch? Wessen
Sohn war Lot? Was nahm er noch mit? Ich habe euch gesagt,
daß Abraham sehr reich war; besonders hatte er viel Vieh. Auch
alle seine Knechte und Mägde nahm er mit. Lot war ebenfalls reich
und nahm mit, was er besaß. Das machte die Reise sehr beschwer-
lich. Dazu ist Abraham schon alt; es wird ihm daher die Reise
nicht leicht. Wie soll er aber den Weg finden? Wer wollte ihm den-
selben zeigen? — Gott war stets bei ihm, wenn er auch nicht immer
sichtbar war. Der Weg nach dem neuen Lande war aber nicht un-
gefährlich ; böse Menschen oder wilde Tiere konnten den Abraham
überfallen. Der Weg war auch sehr beschwerlich; er führte durch
weite, öde Wüsten, wo es für die Herden wenig Futter und oft kein
Wasser giebt. Gott aber war ja bei ihm; er war sein Beschützer
und Ernährer.
Nach einer langen, mühevollen Wanderung kamen sie endlich in
das neue Land. Wie heißt es? Das Land Kanaan war ein sehr
schönes Land. Es gab darin viele grüne, blumige Wiesen, auf welchen
das Vieh gutes und reiches Futter fand, schöne Wälder, wie er in
seiner Heimat nie gesehen, und herrliche Gärten mit zahlreichen Wein-
trauben und anderen Früchten. So schön hatte sich Abraham die
neue Heimat nicht gedacht. Hier war ein schöner Wohnplatz. —
Im Lande Kanaan kam Gott wieder zu Abraham. Was sagte er
zu ihm? Wem wollte er das herrliche Land schenken? Seht! der
Herr hat dem Abraham einen schönen Lohn versprochen. Und was
er verspricht, das hält er auch. Das thut Gott immer. — Abraham
war aber dem lieben Gott auch dankbar. Wofür? Was baute er?
Ihr habt gewiß schon alle in der Kirche einen Altar gesehen. Wer
predigt daran? In Kanaan gab es noch keine Kirchen. Da baute
Abraham im Freien einen Altar. Jeden Tag betete er daran und
erzählte den Leuten vom lieben Gott: wie gut er mit den Menschen
ist und wie er sie so lieb hat.
3. Verknüpfung.
Von Haran bis nach Kanaan war ein weiter Weg. Ihr wißt,
wer ihn machen mußte. Wer hatte es dem Abraham geboten? Abra-
ham kannte aber keinen Weg. Wer hat ihm denselben gezeigt?
1890 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
35
Lieber, scheide dich von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten; oder
willst du zur Rechten, so will ich zur Linken." Da wählte sich Lot die schönste
Gegend im Lande; die war wasserreich und wie ein Garten Gottes. Also schie-
den sie voneinander.
Üesprcchung.
Wer war sehr reich? Worin bestand sein Reichtum? Was hatte
Lot auch? Was brauchten aber die vielen Herden? Gab es denn
genug Futter (Weide) für das Vieh? Warum nicht? Das Land
Kanaan, welches Gott dem Abraham geschenkt hatte, war ein sehr
schönes und fruchtbares Land. Aber für so viele Herden, wie Abra-
ham und Lot hatten, gab es doch nicht genug Weide. Da war immer
Zank zwischen den Hirten Abrahams und den Hirten Lots. Jeder
wollte sich die besten Wiesen aussuchen, wo das schönste und meiste
Gras stand. Warum ist also der Streit zwischen den Hirten ent-
standen? Zwischen wem hätte schließlich selbst Streit ausbrechen
können? Wodurch konnte aber dem Streit ein Ende gemacht werden?
Als Abraham von dem Zanke der Hirten hörte, wurde er sehr
betrübt. Warum wohl? Was sagte er zu Lot? „Lieber, laß nicht —
(Einüben.) Diese Worte müßt ihr recht herzlich sprechen! Hört noch
einmal, wie ich sie spreche! — Wer von beiden war der Ältere?
Wer hatte dem Abraham das Land Kanaan geschenkt? Dieses Land
gehörte also rechtmäßig dem Abraham. Wessen Sohn war Lot? Lots
Vater war gestorben. Abraham war immer so gut mit ihm wie ein
Vater. Daher nahm er ihn auch mit nach dem Lande Kanaan. Was
wird wohl Lot dem Abraham geantwortet haben? Als dankbarer Sohn
hätte er sagen müssen: Gieb mir, was du willst, das Land ist ja
dein Eigentum! Abraham aber ließ Lot wählen, und letzterer suchte
sich die schönste Gegend des Landes aus. Nun konnte Lot keinen
Streit mehr anfangen, weil er sich sein Land selbst gewählt hatte.
Der Zank hörte jetzt auf. Und das wollte Abraham so haben; darum
gab er nach, weil er den Zank und Streit nicht leiden konnte und
den Frieden lieber hatte. Die Gegend, welche sich Lot wählte, war
sehr schön. Wie wird sie sogar genannt? In diesem Garten Gottes
gab es herrliche Wiesen und Weideplätze; auch sehr wasserreich war
sie. Dort mußte sich's prächtig wohnen. War es recht, daß sich Lot
diese Gegend wählte? Warum nicht? Wem hätte er dieselbe über-
lassen sollen? Weshalb? — Seht, Lot dachte nur an seinen eigenen
Vorteil und Nutzen — er war eigennützig. Nun werdet ihr denken^
3*
1909 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Wernecke, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
239
Lektionen. 3. Abraham und Lot.
Ii. Abrahams Friedfertigkeit.
Vorbereitung.
Abraham aber, der diesen Zank und Streit oft selbst mit angehört hatte,
wurde darüber recht traurig. Es war ihm gar nicht lieb, wenn sich die
Leute nicht vertrugen. Nun dachte er darüber nach, wie er dem Streite ein
Ende machen könnte. — Er ging eines Tages zu seinem Vetter Lot und
sagte zu ihm: „Höre, lieber Vetter, laß nicht Zank sein zwischen mir und
dir, zwischen meinen Hirten und deinen Hirten, denn wir sind ja Brüder!
Wir wollen doch künftig nicht mehr so nahe beieinander wohnen, so daß
jeder von uns mit seinen Viehherden allein bleiben kann. Suche dir eine
Gegend aus, die dir am besten gefällt! Willst du zur Linken, so will ich
zur Rechten; willst du aber zur Rechten, so will ich zur Linken.
Die Erzählung.
Da sprach Abraham zu Lot: „Lieber, laß nicht Zank sein zwischen
mir und dir, zwischen meinen Hirten und deinen Hirten, denn wir
sind ja Brüder. Lieber, scheide dich von mir! Willst du zur
Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so
will ich zur Linken."
Die Unterredung.
Wer wurde wegen des Zankes der Hirten recht traurig? Was hatte
Abraham durchaus nicht gern? Was wird er wohl zu den Knechten, die
sich einander verklagten, gesagt haben? — Er ermahnte sie, sie sollten sich
doch vertragen und in Frieden miteinander leben. Doch der Streit hörte
nicht auf. Alle Tage kamen neue Klagen. — Da dachte Abraham bei sich:
Nein, das darf nicht so fortdauern, das muß anders werden. — Zu wem
ging er eines Tages? Was sagte er zu seinem Vetter? Lieber, laß nicht —
zur Linken. — Diese Worte hat Abraham gewiß recht freundlich, recht herzlich
und liebreich gesprochen. Ich will sie euch auch einmal so vorsprechen: Lieber
— (Einüben!) — Abraham hatte das Land Kanaan vom lieben Gott
geschenkt bekommen. Wem gehörte also das Land rechtmäßig? Lots Vater
war gestorben. Abraham aber hatte seinen Vetter Lot zu sich genommen
und war immer lieb und gut gegen ihn gewesen. Nun aber erkannte er,
daß seine Hirten und Lots Hirten sich niemals vertragen würden. Was
sollte Lot deshalb tun? Scheiden, d. h. sich trennen, fortgehen. Was wird
wohl Lot geantwortet haben? Wie hätte er aber als dankbarer Vetter
antworten sollen? Das Land gehört ja dir; gib mir nur davon, was du
willst. — Wer war von beiden der ältere? Wer war der jüngere? Welcher
überließ dem andern die Auswahl? Was hätte also Lot antworten sollen?
Du bist ja viel älter als ich, darum will ich zufrieden sein mit dem Lande,
das du mir gibst.
Auch dieser Abschnitt wird nochmals vorerzählt, kurz abgefragt, zusammengefaßt
und, von den Kindern nacherzählt.
1890 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
31
aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will! Und ich will dich
zum großen Volke machen und will dich segnen, und alle deine Nachkommen.
Da zog Abraham aus mit Sarah seinem Weibe und mit Lot, seines Bruders
Sohn. Und er nahm mit sich alles, was er hatte (seine Habe). Nach langer
Zeit kamen sie in das Land Kanaan. In Kanaan kam der liebe Gott wieder
zu Abraham und sprach: „Alles Land, das du hier siehst, will ich dir geben
und deinen Nachkommen ewiglich." Und Abraham baute einen Altar und pre-
digte den Leuten vom lieben Gott im Himmel.
öcsprrchung.
Vom wem habe ich euch erzählt? Wo wohnte Abraham? Wie
hieß sein Weib? Was für ein Mann war Abraham? Was weißt
du von den Eltern Abrahams und den übrigen Menschen in Haran?
Wer kam einmal zu Abraham? Was sagte er zu ihm? Aus welchem
Lande sollte er ziehen? Wovon sollte er noch gehen? Aus wessen
Hause? In welches Land sollte er reisen? Wer wollte es dem Abra-
ham zeigen? Was sagte Gott noch? Wer sollte noch gesegnet werden?
Sag' mir noch einmal die Worte, die Gott zu Abraham gesprochen
hat! (Mit Unterstützung.)
Abraham sollte also sein Vaterland, in welchem er schon so viele
Jahre wohnte, sein Vaterhaus, seine Eltern und seine Freundschaft
verlassen, und in ein ganz fremdes Land ziehen, das er noch gar
nicht kannte. Das war nicht leicht. Wer wollte es aber so haben?
Wer hat es also befohlen? — Gott hat dem Abraham aber auch
einen schönen Lohn versprochen. Sag' die Worte noch einmal! Wenn
Gott einen Menschen segnet, so giebt er ihm viel Gutes. Wen wollte
Gott segnen? Was wollte er ihm also geben? Aber nicht nur Abra-
ham sollte den Segen (das Gute) empfangen, sondern auch seine Nach-
kommen, ein großes Volk.
Abraham hatte es in Haran schön. Er wohnte bei seinen Eltern,
bei seinen Verwandten und Freunden. Er war auch sehr reich und
hatte in seiner Heimat viele Wiesen und Äcker, auf welchen das Vieh
reichlich Futter fand. Alles das sollte Abraham nun auf einmal ver-
lassen und in ein ganz fremdes Land ziehen. Und ehe er dasselbe
erreichen konnte, mußte er über einen großen Fluß und durch weite
Wüsten. Gott forderte Vieles und Schweres von Abraham. Ob er
es that? —
Ruhig und willig, ohne ein Wort dagegen zu sagen, zog Abra-
ham sofort nach dem fremden, unbekannten Lande. Gott war ihm
1893 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
3
öcsprrchuug.
Abraham war ein reicher Mann. Welche Güter besaß er reich-
lich? Ist er denn auch glücklich gewesen? Warum wohl nicht? Eure
Eltern sind glücklich, weil sie liebe Kinder haben, die ihnen Freude
machen und für welche sie arbeiten und schassen können. Anders war
es bei Abraham. Er war schon alt und hatte keine Kinder. Gott
hatte ihm aber versprochen. Nachkommen zu geben und dieselben zu
segnen. Bei welcher Gelegenheit? Wiederhole die Worte, welche Gott
damals gesprochen hat! So lange schon hatte Gott dem Abraham ver-
heißen, daß er ihn und seine Nachkommen segnen wolle, und noch
immer nicht zeigte sich der Ansang der Erfüllung. Da war Abraham
oft recht traurig und betrübt in seinem Herzen. Wer wußte aber von
seinem heimlichen Kummer? Wie geht das zu? Gott ist allwissend, er
kennt die Gedanken eines jeden Menschen. Wer besuchte den Abraham
eines Tages? Zu welchem Zwecke? Mit welchen Worten tröstete er
ihn? Warum sollte sich Abraham nicht fürchten? In alten Zeiten
trugen die Soldaten einen Schild, um sich vor dem Feind zu schützen.
Wer wollte den Abraham beschützen? Er wollte ihn behüten (beschützen)
vor allem Unglück und Ungemach dieses Lebens. Was will also Gott
damit sagen, wenn er zu Abraham spricht: Ich bin dein Schild? —
Was will aber der liebe Gott dem Abraham noch sein? Sein großer
Lohn. Wer will den Abraham belohnen? Gott hatte ihm früher
schon einmal einen reichen Lohn versprochen. Wann? Wofür? Für
seinen Glauben, seinen Gehorsam, sein Gottvertrauen, seine Friedensliebe
und seine Uneigennützigkeit. Abraham war aber schon sehr reich, und
ooch fühlte er sich nicht recht glücklich. Was fehlte ihm zu seinem
Glücke? Warum hatte sein großer Reichtum keinen Wert für ihn?
Schon viele Jahre wohnte er in Kanaan, und noch war die Verheißung
Gottes nicht in Erfüllung gegangen. Darum war auch Abraham oft
recht betrübt und traurig.
Sage mir die Worte des Trostes, welche Gott zu Abraham ge-
sprochen hat, noch einmal! Was antwortete Abraham dem lieben Gott?
Was wünscht also Abraham für sich nicht mehr? Reichtümer besitzt
er genug, die können ihn nicht glücklicher machen. Er hat aber einen
andern Herzenswunsch. Welchen nämlich? In welchen Worten spricht
er seinen Wunsch aus? Abraham sieht sein höchstes irdisches Glück in
den Kindern. Eure Eltern sind auch glücklich, daß sie Kinder haben
1 *
1902 -
Leipzig
: Hofmann
- Autor: Keudel, H.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
I. Biblische Geschichte.
29
3. Wiederholungsfragen. Wie hieß Abrahams Vater? Was
war Tharah? Was wäre Abraham auch wohl geworden, wenn er
bei seinem Vater geblieben wäre? Was sagte Gott zu Abraham?
Was sollte Abraham alles verlassen? Wodurch machte ihm Gott den
Abschied leichter? Was wollte Gott ihm geben? Wodurch ist Abraham
auch für uns ein Segen geworden?
4. Nochmaliges Erzählen seitens des Lehrers und Wieder-
erzählen seitens der Kinder.
5. Was habt ihr nun erzählt? Wie Gott den Abraham in
das Land Kanaan berufen hat und was er ihm versprochen hat.
B. Zweiter Mschnitt.
1. Vertiefung.
1. Erzählen des 2. Abschnittes.
2. Erläuterungen. Wir haben früher gehört, daß Abraham
dem lieben Gott gehorsam gewesen war. Was that also Abraham,
als Gott zu ihm sagte: „Gehe aus deinem Vaterlande"? Wer zog
noch mit ihm? Lot war der Sohn seines Bruders Haran, der schon
gestorben war. Was nahm Abraham mit? Was ein Mensch besitzt
oder was ihm gehört, nennt man seine Habe. Abraham hatte viele
Schafe, Rinder, Esel, Eselinnen, Kamele, Knechte und Mägde. Dieses
war seine Habe. Wohin zog Abraham? Wie hieß also das Land,
welches Gott dem Abraham zeigen wollte? Was sagte der Herr zu
ihm, als er ihm im Lande Kanaan erschien? Deinen Nachkommen
will ich dieses Land geben. Sie sollen in diesem Lande wohnen. Was
that Abraham zum Dank dafür, daß Gott ihm so viel Gutes verheißen
hatte? Er baute einen Altar. Einige von euch sind wohl schon in
der Kirche gewesen und haben dort einen Tisch gesehen, der mit einer
schwarzen Decke behängen ist. Diesen Tisch nennt man Altar. Wenn
die Leute des Sonntags in der Kirche sind, betet der Herr Pastor
vor dem Altar. Dasselbe hat auch wohl Abraham gethan und dabei
den Leuten von dem lieben Gott erzählt.
3. Anwendung. Abraham sollte in ein Land gehen, welches
er noch nicht gesehen hatte. Wie würdest du sein, wenn deine Eltern
dich allein nach-----(der Lehrer nenne einen Ort in der Nachbar-
schaft) schickten? Abraham war nicht ängstlich; er wußte, daß der
liebe Gott bei ihm sein würde auf allen feinen Wegen. Wir brauchen
auch nicht ängstlich zu sein. Kein Mensch kann uns etwas Böses
1893 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
4
und geben für euch Hab und Gut dahin. Gute Kinder sind auch stets
die Freude der Eltern. Und diese Freude mußte Abraham lange ent-
behren. Warum ließ ihn aber der liebe Gott so lange warten? Er
wollte seinen Glauben an ihn immer fester und stärker machen, darum
ließ er ihn so lange warten. Eines Tages kam er wieder einmal zu
ihm, tröstete ihn und gab ihm die frühere Verheißung noch einmal.
Er hieß ihn hinausgehen und die Sterne zählen. Wer hat schon ein-
mal in der Nacht den hellen Sternenhimmel gesehen? Da habt ihr
gewiß auch die Sterne in vollster Pracht und in großer Anzahl neben-
einander glänzen und flimmern sehen. Kann ein Mensch die Sterne
zählen? Konnte sie Abraham zählen? Warum nicht? Wie groß sollen
die Nachkommen Abrahams werden? Wie ist das gemeint? — Gott
hat den frommen Abraham nach Kanaan geführt, ihn zum reichen
Manne gemacht, und nun will er ihm auch noch einen Sohn schenken,
der ihn beerben soll. Diese Verheißung Gottes erhellte das trübe,
dunkle Herz Abrahams und stimmte es wieder freundlich, und Freude
und Ruhe zog wieder bei ihm ein. Und dies alles hat die unendliche
Liebe Gottes, die nicht müde wird, bewirkt.
Wir wissen aus der Erzählung, daß Abraham dem Herrn
glaubte. Freilich waren Abraham und sein Weib schon sehr alt.
In einem solchen Alter schenkt der liebe Gott den Eltern gewöhnlich
keine Kmder mehr. Aber wer hat es dem Abraham versprochen?
Und wer hält sein Versprechen stets? Das wußte Abraham auch:
Was Gott zusagt, das hält er gewiß. Und darum glaubte er dem
Herrn. Darüber hat auch der liebe Gott große Freude gehabt. Wo-
her wissen wir das? Abraham glaubte dem Herrn, und das gefiel
Gott wohl.
Abraham war schon hundert Jahre alt, als die Verheißung Gottes
in Erfüllung ging. Nach einem Jahre schenkte Gott der Sarah einen
Sohn. Wie nannten sie ihn? Wie hatten die Eltern ihr Kind? Das
könnt ihr euch wohl denken! Als Abraham aus seinem Vaterlande zog
und damals die erste Verheißung von Gott empfing, war er fünfund-
siebenzig Jahre alt. Und wie alt war er jetzt? Ein großes Volk sollte
aus ihm werden, und noch nicht einmal ein Kind, einen Erben, hatte
er. Trotzdem er in der Zeit des Wartens und Harrens oftmals be-
trübt und traurig gestimmt war und zuweilen auch wankend wurde in
seinem Glauben, so erneuerte er immer wieder sein Gottvertrauen und
glaubte mit unerschütterlicher Treue an seinen Gott und Herrn. Und
1876 -
Kreuznach
: Voigtländer
- Autor: Andrä, Jakob Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
— 41 —
ein Garten Gottes. Also schied sich ein Bruder von dem andern, daß Abraham wohnte im Hain Mamre zu H.ebron und Lot setzte seine Hütten gen Sodom. Aber die Leute in Sodom waren böse
und sündigten sehr wieder den Herrn.
4. Abrahams U n eig e n nü tz i g keit. — Und es begab sich, daß der König von Elam und andere Könige mit ihm in den Krieg zogen gegen die Könige von Sodom und Gomorra und sie in die Flucht schlugen. Und sie nahmen alle Habe zu Sodom und Gomorra und auch Lot mit sich und zogen davon. Da das Abraham hörte, wappnete er seine 318 Knechte, schlug sie und brachte alle Habe wieder, dazu auch Lot. Als er nun wieder kam von der Schlacht, ging ihm entgegen Melchisedek, der König von edlem, und trug Brob und Wein hervor. Der war ein Priester Gottes des Höchsten und sprach: „Gesegnet seist du, Abraham, dem höchsten Gott, der Himmel und Erbe besitzet. Und gelobt sei Gott, der deine Feinde in deine Hand beschlossen hat." Und demselben gub Abraham den Zehnten von Allerlei. Und der König von Lodom sprach zu Abraham: „Gieb mir die Leute, die Güter behalte dir". Abraham aber sprach: „Ich hebe meine Augen ans zu dem höchsten Gott, daß ich von Allem, was dein ist, nicht einen Faden noch Schuhriemen nehmen will, daß du nicht sagest, du habest den Abraham reich gemacht".
5. Gottes Bund mit Abraham. — Nach diesen Geschichten geschah das Wort des Herrn zu Abraham: „Fürchte dich nicht, ich bin dein Schild und bein sehr großer Lohn". Abraham aber sprach: „Herr, Herr, was willst bu mir geben? Ich gehe bechin ohne Kinder." Und der Herr ließ ihn hinausgehen und sprach: „Siehe gen Himmel und zähle die Sterne; kannst bu sie zählen? Also soll bein Same werben." Abraham glaubte dem Herrn und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. An dem Tage machte der Herr einen 23unb mit Abraham und sprach: „Deinem Samen will ich bies Laub geben".
6. Die Verheißung Isaak. — Sarah aber, Abrahams Weib, war noch kinberlos, nachdem er schon zehn Jahre im Lande Kanaan gewohnt hatte. Da schenkte ihm die Magd Hagar
1893 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
2
A. Aas affe Festamenf.
1. Abrahams Glaube.*)
Ziel: Heute will ich euch erzählen, wie der liebe Gott den
Abraham einmal besucht und getröstet hat.
\. Vorbereitung.
Wir wissen aus den letzten Erzählungen, daß Abraham sehr reich
war. Er hatte nicht nur viele Schafe, Rinder, Knechte und Mägde,
sondern auch viel Silber und Gold. Aber eins fehlte dem reichen
Manne doch, er hatte keine Kinder. Darüber war er oft sehr betrübt
und dachte: Was hilft es mir, daß ich reich bin, ich habe ja kein Kind;
wenn ich einmal sterbe, wird ein Fremder meine Güter erben.
Gott hatte dem Abraham vor vielen Jahren einmal einen schönen
Lohn versprochen. Er sagte einmal zu ihm: „Ich will dich zum großen
Volke machen!" Es waren aber schon viele Jahre verflossen, und die
Verheißung Gottes war noch immer nicht in Erfüllung gegangen. Was
aber Gott verspricht, das hält er auch. Der Herr, der Allwissende,
kannte den stillen Kummer Abrahams und kam darum eines Tages
zu ihm, um ihn zu trösten.
Ich will euch jetzt erzählen, was der Herr zu ihm gesagt hat.
2. Darbietung.
Sic Erzählung.
Abraham und sein Weib Sarah waren schon alt und hatten noch keine
Kinder. Darüber waren sie oft sehr betrübt. Eines Abends kam der liebe Gott
zu Abrahanr und tröstete ihn. Er sprach: „Fürchte dich nicht, Abraham, ich bin
dein Schild und dein sehr großer Lohn." Abraham antwortete: „Herr, Herr,
was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder!" Der Herr aber sprach:
„Siehe gen Himmel und zähle die Sterne! Kannst du sie zählen? So viel
sollen deine Nachkommen werden." Abraham glaubte dem Herrn, und das gefiel
dem lieben Gott wohl.
Und es geschah, wie der Herr gesagt hatte. Als Abraham hundert Jahre
alt war, schenkte Gott seinem Weibe Sarah einen Sohn, und sie nannten ihn
Isaak. Die Eltern freuten sich sehr über das Kind und hatten es sehr lieb.
*) Vorher werden folgende bibl. Geschichten aus dem ersten Schuljahr wieder-
holt: 1. Die Schöpfung. 2. Das Paradies und die erste Sünde. 3. Abrahams
Berufung. 4. Abraham und Lot trennen sich.
1899 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
181
Stadt fliehen zu dürfen. In Lots Bitte erkennen wir seinen Klein-
glauben. Unter wessen besonderem Schutze stand Lot? Gottes. Welche
Furcht war darum unnütz? Unfall begegnen. Wie erbarmt sich der
Herr dennoch über ihn? Nenne die Stadt, in welcher Lot Zuflucht
fand! Zoar. Der Name bedeutet: die Kleine. Wann traf Lot daselbst
ein? Als die Sonne aufging. —
Erzähle nun, wie der Herr das Gericht über Sodom und Gomorrha
hereinbrechen läßt!
Während wir im ersten Abschnitte unserer Geschichte Gott als den
milden, gütigen und gelinden Vater des frommen Abraham kennen
lernten, tritt er hier als ein furchtbarer, strafender Richter vor unsere
Augen. Wodurch führt der Herr den Untergang der Städte herbei?
Feuer und Schwefel. Die Luft war mit Schwefeldämpfen angefüllt,
welche durch Blitze entzündet wurden und einen großen allgemeinen
Brand verursachten. Dann kam jedenfalls noch ein heftiges Erdbeben
dazu, die brennenden Häuser stürzten ein, begruben die Menschen
unter ihren Trümmern, und hervorbrechende Wassermassen bedeckten
die ganze .Gegend. (Karte!) Zeig den südlichen Teil des Toten
Meeres! Hier haben wir die Stelle zu suchen, wo einst Sodom und
Gomorrha mit noch drei anderen Städten aufgebaut waren. Seit
ihrem Untergänge besiudet sich daselbst der eben gezeigte Teil des
Toten Meeres. — Wer wurde von dem allgemeinen Verderben auch
mit erfaßt? Lots Weib. Auf welche Weise kam sie um? Ward zur
Salzsäule. Warum war sie wohl stehen geblieben? Ungern von
ihrem Besitz in Sodom trennen. Und während sie stehen blieb, wurde
sie von einer Salzkruste umgeben, von den Schwefeldünsten erstickt.
Ihr Tod war eine natürliche Folge ihre Unglaubens. — Wie ver-
schaffte sich Abraham am andern Morgen Gewißheit über des Herrn
Thun? Er sahe gen Sodom und sahe einen Rauch aufsteigen.
Zusammenfassung.
I. Abrahams Fürbitte.
1. Abraham bittet demütig.
2. Er bittet anhaltend.
Ii. Das tiefe Verderben der Sodomiter.
1. Lots Gastfreundschaft.
2. Das schändliche Verlangen der Sodomiter.
3. Die Ankündigung des nahen Gerichts.
1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Wangemann, Ludwig, Frobenius, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Fibeln vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
7
dir. Wachsamkeit geziemt dem Hunde. Futter gebührt dem
Treuen.
Wächter.
K. Willst, Wächter, mit spaziren gehn?
W. Ich thät es wohl gern, doch darf's nicht geschehn.
K. Warum nicht? wir gehen nur ein Paar Schritt;
Geschwinde, du Hündchen, komm nur mit!
W. Ei nicht doch! da bliebe das Haus allein
Und schliche wohl gar ein Dieb herein.
Wie sie da gingen und er dort lag,
Da sah er ihnen so freundlich nach;
Dann lief er umher eine halbe Stunde
Ums Haus und auf dem Hof in die Runde.
Doch als sie heimkehrten von ihren Wegen,
Da sprang er ihnen voll Lust entgegen. Hey.
Gott befahl dem Abraham. Abraham glaubte dem
Herrn. Er folgte dem Befehle. Abraham diente dem Herrn.
Der Glaube gefiel dem Herrn. Gott half dem Abraham.
Abraham dankte dem Herrn. —
Der Fromme gehorcht dem Herrn. Gehorsam geziemet
dem Kinde. Der Gehorsam gefällt dem Herrn. Danket
dem Herrn. Gott befiehlt mir. Gehorchemir! Folge mir!
Diene mir! Ich glaube ihm. Ich folge i h m. Ich diene
ihm. Ich gehöre ihm. Ich danke ihm.
* *
* -
Sei fromm, dann redet Gott mit dir,
Und führt dich ein und aus.
Sein Engel kommt zu deiner Thür-
Sein Segen füllt dein Haus. Möller.
13.
Wessen?
Die Katze bemächtigte sich des Bratens. Die Die-
bin gewahrte des Hundes. Der Spitz bedurfte der
1829 -
Leipzig
: Cnobloch
- Autor: Rockstroh, Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
14
Abraham in Mesopotamien.
Noch etwas eher als 2000 Jahre v. Chr. G.
lebte der fromme Abram oder Abraham, rin
Nachkomme Sem's, in Mesopotamien. Er
ist der Stammvater eines sehr merkwürdigen
Volks, nämlich der Israeliten oder Juden.— Ge«
boren zu Ur, in der Gegend oberhalb Babylo-
nien am rechten Tigrisufer, kam Abraham
mit seinem Weibe Sara nach Ha ran in Me-
sopotamien, als sein Vater Thara mit den
Srinigen und seinen zahlreichen Heerden — Scha-
fen, Ziegen, Kamelen, Eseln u. a. Thieren -- da-
hinzog, um sich nachdem südwestlich gelegenen Ka-
naan zu begeben; doch änderte er seinen Entschluß
und verblieb in Haran. Abraham trennte sich
jedoch nebst seiner Sara hier bald von des Tha-
ra' s gcsammter Familie, da in ihr Abgötterei
herrschte, dagegen er nur den einzigen, wahren
Gott verehrte. Cs lebte aber Abraham, wie
sein Vater, als N o m a d e. Auch er besaß eine
ansehnliche Heerde und hatte in seinem Dienste
Sklaven und Sklavinnen, d. h. solche ihm
untergebene Personen, die ihm für immer eigen-
thümlich angehörten und in Allem von seinem Wil-
len abhingen; daher keine Freiheit hatten. Doch
genossen sie von ihm eine gute Behandlung.
1888 -
Kreuznach [u.a.]
: Voigtländer
- Autor: Andrä, Jakob Carl
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 39 —
j)0 tarnt eit. Dort starb Tharah, und Gott sprach zu Abraham: „Gehe aus deinem Vaterlande und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volke machen, und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden." Da zog Abraham aus mit Lot und kam nach Kanaan.
2. Das Land Kanaan. — Kanaan war ein schönes Land voll trefflicher Weideplätze und so fruchtbar, daß man sagte: In Kanaan fließt Milch und Honig. Es liegt an der östlichen Küste des Mittelmeeres gegen Süden und Osten von Phönizien, gegen Nordosten von Ägypten und ist durch Meer, Gebirge und Wüsten von andern Ländern abgesondert. Seine Länge beträgt nur 30, seine Breite kaum 20 Meilen. In seinem Innern erheben sich viele Berge von mäßiger Höhe, und von Norden nach Süden durchströmt es der Jordansluß, der seinen Laus durch den schönen, fischreichen See Genezareth nimmt. Als Abraham einwanderte, wohnte ein rohes, verdorbenes Volk im Lande, die Kanaaniter, die wüsten Götzendienst trieben. Aber Gott erschien dem Abraham und sprach: „Deinem Samen will ich dieses Land geben." Von dieser Verheißung erhielt es den Namen: das gelobte oder verheißene Land, später nannte man es Palästina.
3. Abraham und Lot. — Abraham diente Gott dem Herrn, baute ihm Altäre und predigte von deut Namen des Herrn. Er war aber sehr reich an Vieh, Silber und Gold; und Lot hatte auch Schaft, Rinder und Hütten. Und das Land mochte es nicht ertragen, daß sie bei einander wohnten, und war imitier Zank zwischen ihren Hirten. Da sprach Abraham zu Lot: „Laß nicht Zank sein zwischen mir und dir und zwischen meinen und deinen Hirten; stehet dir nicht alles Land offen? Lieber, scheide dich von mir. Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten; willst du zur Rechten, so will ich zur Linken." Da hob Lot seine Augen auf und besah die ganze Gegend am Jordan, die war wasserreich, wie eilt Garten Gottes. Also schied sich ein Bruder von dem andern, daß Abraham wohnte im Hain Mantre zu Hebron und Lot setzte seilte Hütten gen Sodom. Aber die Leute in Sodom waren böse und sündigten sehr wider den Herrn.