Ähnliche Ergebnisse
1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 68 —
benannt ist. Er heißt Oberkanal, Oberhafen, Zollkanal, Binnen-
Hafen, Niederhafen. Bei einer Breite von 45 Metern bietet er
einer großen Zahl von Schuten, Kähnen und Schleppdampfern
genügenden Raum, und bei der Tiefe von 2*/2 Metern kann
er auch zur Ebbezeit von den größten Flußschiffen befahren
werden. Es können also jederzeit vom Oberlaufe wie vom Unter-
laufe des Stromes die Waren in unsere Stadt gebracht werden.
Bis zum Jahre 1888 war das Gebiet unserer Vaterstadt
nebst den beiden Nachbarstädten Altona und Wandsbek ein
deutsches Zollausland. Die ausländischen Waren kamen zollfrei
nach Hamburg. Es mußte aber ein Zoll oder eine Abgabe ge-
zahlt werden für alle Waren, welche zu Wasser und zu Lande
von hier nach dem übrigen Deutschland geschickt wurden, für
Kaffee, Thee, Reis, Kleider, Mobilien u. f. w. Der Zoll betrug
z. B. für 1 Pfund Kaffee 20 Pfennige, für 1 Flasche Wein
60 Pfennige und so einen bestimmten Satz für jede Art von
Ware. Das deutsche Reich erhebt solche Steuern, welche man
Verbrauchssteuern nennt, um die notwendigen Ausgaben für das
deutsche Heer, die dentschen Kriegsschiffe, die deutschen Gesandt-
schaften und Konsulate in fremden Ländern und für mancherlei
andere Zwecke machen zu köuueu. Da Hamburg vor 1888 die
ausländischen Waren, welche hier verbraucht wurden, nicht ver-
zollte, so zahlte es zu jenen Ausgaben des Reiches statt der
Verbrauchssteuern jährlich eine runde Summe von ungefähr
3 Millionen Mark. Das deutsche Reich und unsere Vaterstadt
kamen aber überein, daß Hamburg mit Altona und Wandsbek
am 1. Oktober 1888 in das Reichszollgebiet eintreten sollte;
doch wurde eiu großes Hamburger Gebiet als Freihafen be-
zeichnet. Wir können jetzt nur noch verzollte Kolonialwaren
kaufen, entrichten aber keinen Zoll mehr, wenn wir aus unserer
Wohnstadt Waren ins Inland schicken, und zahlen auch die ge-
nannten 3 Millionen Mark nicht mehr.
Im Freihafengebiete liegt der ganze Schiffs- und See-
Handelsverkehr unserer Stadt. Es gehört dazu das Speicher-
gebiet jenseit des Zollkanals, die gesammten Kaianlagen, der
Elbstrom von den Elbbrücken bis St. Panli und der größte
1893 -
Altona
: Uflacker
- Autor: Ehlers, Hans
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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22. Wie heißt die höchste Behörde der Stadt?
23. Woran erkennen wir Altona als eine Handelsstadt? .
24. Welche Denkmäler hat Altona?
25. Was versteht man unter einem Kai? Wo befindet sich
ein solcher?
26. In welchen Straßen der Stadt befinden sich Alleeen?
27. Welche Eisenbahnen gehen von Altona aus?
23. Auf welchen Plätzen werden Märkte abgehalten?
29. Durch welche Straßen führen Pferdebahnlinien?
30. Welchen Namen führt das Altonaer Gymnasium? Warum?
31. Nenne die Stationen der Hamburg-Altonaer Verbindungs-
bahn!
32. Wann ist Hamburg gegründet? Woher der Name?
33. Welche Hauptkirchen hat die Stadt?
34. Welche Staatsform hat Hamburg?
35. Welcher Fluß fließt durch die Stadt?
36. Wie viel Einwohner hat Hamburg?
37. Wo liegen Eimsbüttel, Blankenese, Wandsbek n. s. w. von
Altona aus?
33. Wo ist das „Rauhe Haus"?
39. Wie heißt die größte Elbinsel?
40. Welche Eisenbahnen gehen von Hamburg aus?
41. Welche Ortschaften in der Umgegend Altonas liegen an
Flüssen, Chausseeen, Eisenbahnen?
42. Welche größeren Bodenerhebungen in unserer Heimat sind
dir bekannt?
43. Wo in unserer Heimat finden sich Waldungen?
44. Nenne Nebenflüsse der Elbe!
45. Wie heißt der Elbarm, durch den die Dampfschiffe nach
Harburg fahren?
46. Wo findet sich ein Leuchtturm?
47. Welcher Dichter hat in Wandsbek gelebt?
48. Womit beschäftigen sich die Bewohner der Elbinseln?
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Sievers, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
§ 8. Das südliche Holstein. 21
Das hohe Elbufer findet seinen Abschluß bei Schulau (Wedel), Dort be-
ginnt das flache Marschland. In Schulau sind vi.'le Zabriken.
Zwischen Wedel und Ütersen ist die Gegend zu suchen, die in der Gudrun-
sage genannt wird. Oer Name der Hetlinger Schanze ist noch in dem Dorf-
namen Hetlingen erhalten.
Rbb. 9. Blankenese mit dem Süllberg. <phot. von T. Roth, Blankenese >
Nördlich von den Elbdörfern geht das Land in eine sandige und moorige
Ebene über. Die Ortschaften zeigen hier ganz andern Charakter. In Eidel-
stedt und Stellingen-Langenfelde sind viele Zabriken. In letzterem Orte ist der
berühmte Tierpark Hagenbecks.
Zusammenfassung: Auf dem hohen Steilufer der Elbe westlich von Altona
führt eine der schönsten Ströhen Deutschlands durch die Elbdörfer nach Blankenese.
Die Elbdörfer bilden einen großen Landhausbezirk. Bei Wedel beginnt das flache
Elbufer.
Wandsbek.
Wie Altona im Westen, so schließt sich Wandsbek im Osten eng an Hamburg
an. Wandsbek ist eine wichtige Industriestadt mit 35 000 Einwohnern. Alle
Zabrikzweige sind vertreten. In Wandsbek lebte vor Wo Jahren der Dichter
Matthias Claudius. Nach einer Zeitung, die er herausgab, wurde er der Wands-
beker Lote genannt.
Die Dörfer in der Umgebung von Wandsbek nehmen schnell an Bewohner-
zahl zu. Da liegen die großen Zabrikdörfer Schiffbek (10 000) mit großen Jute-
spinnereien und Sande (7000). Nördlich von Wandsbek liegen große Dörfer
mit Landhäusern (Ahrensburg).
1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 143
lange Häuserreihe in östlicher Richtung bis durch Wandsbek
hindurch verfolgen. Es ist äußerlich kaum zu erkennen, wo
Hamburg aufhört und Altona oder Wandsbek anfängt. An
einigen Stellen gehört die eine Häuserreihe derselben Straße
zu Hamburg, die andere zu Altona. Wären nicht hier und da
Grenztafeln ausgestellt wordeu, so möchte es wohl manchem
Hamburger und manchem Altonaer schwer fallen, zu sagen, in
welchem Augenblicke er das Gebiet seiner Stadt verläßt und
das der Nachbarstadt betritt.
Altona kann mit Recht eine Tochter Hamburgs genannt
werden; denn Hamburger waren es, durch welche das kleine
Fimerdörfchen zu wachsen begann, welches dort lag, wo jetzt das
zur Großstadt von weit über 100000 Eiwohnern aufgeblühte
Altona sich ausdehnt. Zu der Zeit, als Hamburg sich von der
alten, katholischen Religion ab- und der neuen Lehre Luthers
zuwandte und der Senat den Gottesdienst in unseren Kirchen
nach lutherischer Art neu einrichten ließ, gab es einige Familien
in Hamburg, die es vorzogeu, sich außerhalb der Stadt, aber
doch nicht fern von derselben, anzubauen. Sie gingen über den
Hamburger Berg hinaus und schlugen ihre neuen Wohnungen
jenseit eines Flüßchens auf, welches aus der Grenze des Ham-
'burger Gebietes vou einem Teiche her zur Elbe hinabfloß und
damals „Altenahe" geheißen haben soll. Dort wollten sie ihre
alten Religionsgebräuche beibehalten und auch die Vorteile ge-
nießen, welche die Nähe der reichen Handelsstadt bot. Ihnen
gesellten sich Hamburger Handwerker zu, die mit dem Zunft-
zwange unzufrieden waren, der damals in Hamburg herrschte.
Sie hofften in der Nachbarschaft Hamburgs leichter ihrem Ge-
werbe nachgehen und von dort nach Hamburg verkaufen zu können.
Den Hamburgern war das Erblühen dieser neuen Gemeinde,
die doch allzu nahe oder, wie sie sagten, „allto nah" bei ihrer
Stadt lag, sehr unbequem. Mit verschiedenen Mitteln suchten
sie das Wachsen Altonas zu verhindern. Als der kleine Ort
im Jahre 1547 abbrannte, verlangten sie von dem Vogt zu
Pinneberg, unter welchem Altona stand, daß er ein Wieder-
aufbauen der Ansiedelung verbieten sollte, und als der Vogt ihnen
1912 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Seminar, Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Deutsche Reich, — E. Norddeutsches Tiefland. 503
Hamburger Hafens.
Verlag von Boysen & Mansch, Hamburg,)
Erde übertroffen wird, der erste Weltmarkt für Kaffee, Hauptausfuhrhafen für
Erzeugnisse der chemischen Industrie und für Zucker, Stapelplatz für Kolonialwaren
und für deutsche Waren jeder Art. Seine Börsen, Banken und Schiffsversicherungs-
anstalten haben weithin Ruf.
Die Doppeleigenschaft Hamburgs als Freihafen und als Zollgebiet hat in den
Vororten vielerlei Industrien hervorgerufen. Diese dienen nicht nur dem Schiffbau
und Schiffsbedarf jeder Art, sondern verarbeiten auch die über See eingeführten
Früchte und Rohstoffe, aber sie ernähren nicht einen so hohen Prozentsatz der Be-
völkerung wie Handel und Schiffahrt. So wurde Hamburg die zweitgrößte Stadt
des Deutschen Reiches, die mit den schleswig-holsteinischen Vororten, darunter
Altona und Wandsbek (§ 317), inmitten einer sonst dünn besiedelten Land-
schaft ein Bevölkerungszentrum von weit mehr als 1 Mill. Einwohner bildet. Die
Ufer der seeartig erweiterten Alster und die neueren Teile der im Innern winkligen
Stadt sind mit schönen Bauten geschmückt. Am hohen rechten Elbufer abwärts
ziehen sich endlose Reihen von Villen mit herrlichen Gürten hin.
An der Elbmündung nahe dernordspitze derprovinzhannover dientcuxhaven
s15)^als Vor- und Winterhafen; es wird jetzt zum Fischereihafen ausgebaut.
5. Die Freie Hansestadt Bremen. Seit der Unterweser-Korrektion und der
Erbauung des Freihafens ist Bremen (250), 70 km vom Meere entfernt, für
mittlere Dampfer bis zu 5 m Tiefgang zugänglich. Dieser zw e ite deutf che Welt-
1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Heins, Hermann, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Das Deutsche Reich, — E. Norddeutsches Tiefland. 387
Hamburger Hafens.
Verlag von Boysen & Maasch, Hamburg.)
Erde übertroffen wird, der erste Weltmarkt für Kaffee, Hauptausfuhrhafen für
Erzeugnisse der chemischen Industrie und für Zucker, Stapelplatz für Kolonialwaren
und für deutsche Waren jeder Art. Seine Börsen, Banken und Schiffsversicherungs-
anftalten haben weithin Ruf.
Die Doppeleigenschaft Hamburgs als Freihafen und als Zollgebiet hat in den
Vororten vielerlei Industrien hervorgerufen. Diese dienen nicht nur dem Schiffbau
und Schiffsbedarf jeder Art, sondern verarbeiten auch die über See eingeführten
Früchte und Rohstoffe, aber sie ernähren nicht einen so hohen Prozentsatz der Be-
völkerung wie Handel und Schiffahrt. So wurde Hamburg die zweitgrößte Stadt
des Deutschen Reiches, die mit den schleswig-holsteinischen Vororten, darunter
Altona und Wandsbek (§ 227), inmitten einer sonst dünn besiedelten Land-
schaft ein Bevölkernngszentrum von weit mehr als 1 Mill. Einwohner bildet. Die
Ufer der seeartig erweiterten Alster und die neueren Teile der im Innern winkligen
Stadt sind mit schönen Bauten geschmückt. Am hohen rechten Elbufer abwärts
ziehen sich endlose Reihen von Villen mit herrlichen Gärten hin.
An der Elbmündung nahe dernordspitze der Provinz Hannover dient Cuxhaven
(15) jrfs Vor- und Winterhafen; es wird jetzt zum Fischereihafen ausgebaut.
5. Die Freie Hansestadt Bremen. Seit der Unterweser-Korrektion und der
Erbauung des Freihafens ist Bremen (250), 70 km vom Meere entfernt, für
mittlere Dampfer bis zu 5 m Tiefgang zugänglich. Dieser zw e ite dentsche Welt-
25*
1902 -
Braunschweig Leipzig
: Wollermann
- Autor: Carstensen, Carl
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1901
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
238
Biederkeit, Treue und Manueskraft war gewichen, und Irreligiosität,
Wohlleben und Weichlichkeit an ihre Stelle getreten; — so ward einem
kühnen Nachbar möglich, was ihm sonst unmöglich gewesen wäre."
2. Den vereinten Bitten von Perthes und Karoline gelang es,
Claudius und Rebekka zur Übersiedlung nach Hamburg zu bewegen.
Anfang Dezember 1814 fand der Umzug statt. „Papa ist sehr müde
und matt," schreibt Karoline; „doch können wir Gott nicht genug
danken, daß er keine Schmerzen hat; er ist so ruhig, ja vergnügt,
daß ich aus Freude darüber bisweilen meinen eignen Schmerz ver-
gesse." Am 21. Januar 1815 wurde der müde Wandsbeker Bote von
seinen Leiden erlöst.
Friedrich Perthes berichtet darüber seinem Freunde I. H. Jacobi:
„Unser geliebter Wandsbeker Papa weilt nicht mehr unter uns; neben
mir liegt seine entseelte Hülle. Er hatte einen langen, schweren Kampf
zu bestehen. Ungeachtet aller Leiden aber, die seiner zarten Natur
doppelt schmerzlich waren, blieb er fortan voll Liebe und Dankbarkeit
gegen uns alle. Er betete viel und sah es gern, wenn auch die Um-
stehenden beteten. Am 21., morgens zehn Uhr, fühlte er sein Ende
nahen; er sprach leise und feierlich: „Herr, führe mich nicht in Ver-
suchung, sondern erlöse mich von dem Übel!" Etwas später bat er,
man möge ihn nach der andern Seite wenden, sagte dann wiederholt:
„Gute Nacht, gute Nacht, lebt wohl!" bis ihm die Sprache versagte,
heftete dann noch einmal die weit geöffneten, noch immer klaren Augen
mit unaussprechlich liebevollem Ausdruck auf seine treue Rebekka, atmete
tief auf — und war verschieden. — Gestern legten wir Kinder ihn
in den Sarg — keine fremde Hand hat ihn berührt, so wollte er
es......... Am 25. haben wir den lieben Vater in Wandsbek be-
graben. Wir fuhren bis vor sein Haus, das ganz leer war, weil die
Kinder alle in Hamburg gewesen; es war das Rührendste meines
Lebens! Dies Haus, darin wir so viele glückliche Tage mit ihm ver-
lebt, — und nun seine Leiche auf der Bahre! Von da gingen wir
nach der Kirche, wo der Pastor von Wandsbek, der uns mit der
Schule schon an der Grenze empfangen hatte, eine schöne Rede hielt,
— und dann an die Gruft.
„Und wir haben — einen guten Mann begraben,
uns aber war er mehr!"
Leopold Stolberg widmete dem Freunde folgenden Nachruf:
„Der Bote ging in schlichtem Gewand
mit geschältem Stab in der biederen Hand,
1897 -
Leipzig
: Wachsmuth
- Autor: Weigeldt, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
70
fesselt. Das Südufer des Binnenhafens und des Zollkanals bildet ebenfalls
eine neue breite Straße. Sie zieht sich auf dem schmalen Jnselstreifen hin,
der zwischen dem Zollkauale und dem nächstgelegenen Elbhafen, dem Sand-
thorhafen, hinzieht und wird an der Südseite oon großartigen Speicherbauten
begrenzt. Das Südufer bildet zugleich die Grenze des Zollgebietes gegeu
des Freihafeugebiet; sie geht bei St. Pauli quer über die Elbe und läuft an
der Stadt entlang bis zu deu großen Elbbrücken, etwa 7 Irin.
Bis zum 15. Oktober 1888 bildete Hamburg mit deu Städten Altona
und Wandsbek ein gemeinsames zollfreies Gebiet; daun aber wurde es an
das deutsche Zollgebiet augefchlosseu, und als Freihafeugebiet, in dem
die zurwiederausfuhr bestimmten Waren den lau des ü bliche n Zöllen
nicht unterliegenz, verblieb eine Fläche von etwa 1000 ha (== 10 qkm).
120 Millionen Mark hat die erforderliche bauliche Umwälzung, die Expropiierung
großer Wohnquartiere -), die Anlegung neuer Häfen, die Erbauung der Quais,
Speicher und festen Lagerschuppen gekostet. Hamburg hat dadurch aber auch
einen mit allen modernen technischen Errungenschaften ausgestatteten Hafen
erhalten, wie ihn ausgedehnter und großartiger wohl keine Stadt der Welt
besitzt. Durch die Einbeziehung der Wohnstadt Hamburg in das deutsche
Zollgebiet ist der Verkehr mit dem Biuneulaude stetig gewachsen und Hamburg
mehr und mehr der Mittelpunkt für Deutschlands Welthandels
geworden.
0 In den Freihafen fahren alle die Seeschiffe ein, deren mitgebrachte Waren
entweder miede r ins Ausland befördert oder zu späterem Gebrauche im Jnlande, also als
Vorrat in den Warenspeichern aufbewahrt werden sollen. In den im Zollgebiete
belegenen Häfen landen alle die Seeschiffe, deren Waren sofort dem Deutschen Reiche
zugeführt werden sollen, und die Schiffe, die Waren aus dem Freihafen in die Stadt Ham-
burg und deren Hinterland einführen wollen. Alle diese Schiffe müssen die Zollgrenze
passieren und da ihre Waren verzollen.
2) „Da in dem Freihafengebiete nur solche Wohnungen zulässig sin d, die für die
Inhaber oder für das Aufsichtspersonal der daselbst verbliebenen industr iellen Großbetriebe
oder im öffentlichen Interesse als dringend erforderlich anerkannt worden sind, so war die
Umwandlung des als Freihafen hergerichteten Gebietes mit einer beträchtlichen Ver-
schiebung der Bevölkerung und dem Abbruche einer großen Zahl vo n Wohnhäusern
verbunden. Die Zahl der zum Umzuge genötigt gewesenen früheren Bewohner des jetzigen
Freihafengebietes hat mehr als 20000 betragen." (Dilling.)
3) In welcher gewaltigen Weise sich Hamburgs Verkehr mit dem Auslande
im Geben und Nehmen entfaltet hat, erhellt daraus, daß von 1872 bis 1895, also seit
der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches,
die Wareneiniuhr zur See
von 021 Millionen Kilogramm und 516 Millionen Mark
auf 2978 „ „ „ 1337 „ „
1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
22. Aus Miaus Lärms' leben.
45
Frau rettete sich mit ihreu Kindern ins Holsteinische. Bald mußte auch Claudius selbst
aus seinem Wandsbek weichen, da Dänemark mit Napoleon im Bunde war und die
Schweden und Russen heranrückten; 73 Jahre alt mußte er so den Ort und das Haus,
in dem er fast ein halbes Jahrhundert verweilt, verlassen und irrte an verschiedenen
Orten umher. In Kiel lebte er eine Zeitlang mit seinen Kindern in drückender Not; erst
im Jahre 1814 konnte er nach Wandsbek zurückkehren. Es waren schwere Prüfungen für
den alten ehrwürdigen Mann; doch nicht in diesen Entbehrungen, so schwer sie waren,
nicht in der Zerstreuung seiner Kinder bestand sein Hauptherzeleid, mehr bekümmerte ihn
die Schickung, daß Dänemark im Kampfe mit seinem deutschen Vaterlande war, daß ein
Sieg der guten Sache, für die sein Schwiegersohn litt und sich abmühte und die ihm auch
die gute war, seinen geliebten König und Herrn aufs Haupt schlagen mußte. Darüber
brach sein Herz, denn er hatte gegen seinen König, der ihm früh und spät unaufgefordert
wohlgethan, ihm ein Amt an der schleswig-holsteinischen Bank in Altona gegeben und sich
immer freundlich gegen ihn gesinnt bewiesen hatte, ein Gefühl, wie das der alten Holsten-
treue. Er ward auch nach der Rückkehr seines Lebens nicht mehr froh. Außer der
Trennung von seinen erwachsenen Kindern berührte ihn der Tod vieler alter Freunde
schmerzlich und ließ auch ihn an den Heimgang denken. Sieben Wochen lang lag er auf
dem Krankenlager, und während der Zeit zeigte sich sein Herz in dem schönsten Lichte; fern
von Klagen und Murren, freute er sich des blauen Himmels, des Aufgangs der Sonne,
des Anblicks der Seinen. Die ganze Zeit war ihm eine Zeit des Dankes und ununter-
brochener Freundschaft, der Liebe und des Gottvertrauens. Am 21. Januar 1815 verschied
der Wandsbeker „Papa" und wurde unter dem Gesänge der Schuljugend auf dem Kirch-
hofe zu Wandsbek zur ewigen Ruhe gebettet.
Wenige Monate später (26. April 1815) wurde auch sein Freund und Zeitgenosse,
Karsten Niebuhr, der Vater des berühmten Geschichtsschreibers und Staatsmannes Barthold
Georg, deren Namen unser Land mit Stolz nennen darf, in die Gruft des Meldorfer
Doms gesenkt. Er hatte in früheren Jahren (1761 u. f.) für die damalige Zeit weite
wissenschaftliche Reisen nach Persien und Arabien gemacht und seit 1778 als Landschreiber
von Süderditmarsen eine segensreiche Wirksanikeit entfaltet.
22. Aus Klaus Harms' Leben.
(Geboren 1778 den 25. Mai in Fahrsted bei Marne, gestorben als Kirchenpropst zu
Kiel den 1. Februar 1855 )
1. Lein halbjähriger Dienst bei einem Lauer.
3ch wußte nichts zu machen nach dem Tode meines Vaters. Da wurde denn
der alt gewordene Gedanke des Studierens wieder jung; aber doch ließ ich
ihm keine Gewalt, so daß ich gleich nach der Meldorfer Schule gelaufen wäre;
ich fragte Gott und Menschen, ob man für 2100 Mark, mein ganzes Vermögen,
studieren könnte. Die Antwort, die ich von Leuten bekam, welche die Sache
einigermaßen verstanden, hieß: Nein; ich hätte ja aber vermögende Verwandte.
Doch die in Anschlag zu bringen, war meiner Seele zuwider. Was that ich
denn? Ich vermietete mich als Knecht bei einem Bauer, trat Ostern 1797 in
Dienst und gönnte meiner Zukunft die Zeit einer längeren Überlegung. Mein
Dienst hat nur ein halbes Jahr gemährt, allein es ist mir ein köstliches halbes
Jahr gewesen. Der Bauer war freundlich gegen mich, doch die Arbeit mußte
1914 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Dilling, Gustav, Lütgens, Rudolf
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
24
Die Bevölkerung.
§5.
Die Bevölkerungszunahme beruht nur zum Teil auf dem Überschuß
der Geborenen über die Gestorbenen, vielmehr auf dem der Zugezogenen
über die Fortgezogenen.
1911/12 war der Geburtenüberschuß 7767, der Überschuß der Zugezogenen 25958,
so daß also vom Zuwachs 77°/o auf die Zuwanderung kam. Die Geburtenziffer betrug
auf 1000 im Jahre 1910 nur noch 24 gegen 30,7 im Reich, die Sterbeziffer 14,7
gegen 17,1. Die absolute Geburtenzahl war 24000. Hamburg hat die niedrigste
Sterbe-, aber auch die niedrigste Geburtenziffer von allen deutschen Staaten.
Trotz der Einbuße, welche Hamburgs Bevölkerung 1892 infolge der Heimsuchung
durch die Cholera teils durch Todesfälle, teils durch Wegzug erlitten, hatte Hamburg
in dem Zeiträume von 1890 bis 1895 unter allen deutschen Staaten dennoch die stärkste
prozentische Zunahme aufzuweisen, nämlich 9,5°/0 (in der vorhergehenden fünf-
jährigen Periode allerdings 20,04%!); die geringste Zunahme zeigte Waldeck (0,9 %),
auf Preußen entfielen 6,3°/or der Durchschnitt für das Deutsche Reich betrug 5,7%. -
3n dem Zeiträume von 1900/10 betrug die Bevölkerungszunahme in Hamburg jährlich
2,76%, während sie in den beiden übrigen freien Städten, Bremen und Lübeck, 2,85
bzw. 1,86% und für das Deutsche Reich 1,41 °/0 betrug.
3. Dichte. Wenn die Bevölkerungsdichte für das ganze Stadtgebiet be-
rechnet wird, so steht Hamburg an erster Stelle. 1910 kamen auf 1 qkm
in Hamburg 2445, in Bremen 1170, in Sachsen 321, in Preußen 115, im
Reich 120 Seelen.
Vom Hamburger Landgebiet sind die Elbmarschen am dichtesten bewohnt,
die Landgemeinden im Amt Ritzebüttel am spärlichsten.
In der Stadt sind große Unterschiede in der Besiedlungsdichte der einzelnen
Teile. Eimsbüttel hat auf 1 ha über 400 Seelen, Harvestehude 100, die
Altstadt nur wenig über 70, die Vororte 2 — 10.
1912 gab es in Hamburg 139 Straßen, deren Bewohnerzahl 2000 über-
stieg- die bevölkertste von allen war der Billhorner Röhrendamm mit 7846
Einwohnern.
Für die ganze rechtselbische Städtegruppe Hamburg, Altona-Ottensen und
Wandsbek ergeben sich folgende Einwohnersummen:
1875 1885 1900 1905 1910
Hamburg, innere Stadt und ehemalige Vorstädte.......... Hamburg, ehemalige Vororte . . . Altona-Ottensen......... Wandsbek........... 264 675 83 772 96 432 13 706 305 690 165 737 123 352 17 764 319 713 386 025 161 507 27 966 315 425 487 368 168 301 31 563 1931 035 172 628 35 212
Zusammen 458 585 612 543 895 211 1 002 657 1 138 875
4. Bekenntnis. Dem Bekenntnisse nach waren 1910 evangelisch 91,66°/»
gegen 92,29 1905 (darunter 90,97 % [91,35] Lutherische), katholisch 5,05
gegen 4,61 °/0, Juden 1,92 gegen 2,26°/0, während der Rest von 1,36 gegen
0,84 % sich zersplitterte.
Dieses Verhältnis zeigt im Vergleiche zu den vorausgegangenen 30 Iahren
namentlich eine allmähliche Veränderung zuungunsten der Juden (um ungefähr 2%)
und zugunsten der Katholiken (um nahezu 2t\°!0). Der Zuwachs der letzteren hängt
zum Teil mit der Zuwanderung der polnischen Arbeiter zusammen.
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Sievers, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
14 Schleswig-Holstein.
Kisöorfer Wohlds. Dieser ist ein (Huellenmittelpunkk. Kuf ihm oder in seiner
Nähe entspringen Alfter, Pinnau, Kriicfau und kleinere Zuflüsse der Stör und
Trave. Ein Ausläufer vom Kisöorfer Wohld zieht nach Süden bis Altona und
biegt dann nach lvesten um. hier bildet er das Steilufer der Elbe bis Wedel.
Er ist reich an Naturschönheiten. In Blankenese trägt er seine höchsten Er-
Hebungen (Laursberg 92 m, Süllberg 87 in).
Nach Ivesten senkt sich das Land allmählich und geht in eine sumpfige
Niederung über, die noch reich an Heide- und Nloorflächen ist. Noch weiter nach
Westen und Süden schließen sich die fruchtbaren Elbmarschen an.
Einfluß der nahen Großstadt auf die Beschäftigung. Abgesehen
von den Elbmarschen und den östlichen Teilen des Hügellandes ist Südholstein nicht
fruchtbar. Es ist aber doch dicht bewohnt, und die Bebauung, auch der unfruchtbaren
Heide- und Moorflächen, schreitet schnell vorwärts. Das rührt her von dem Städte-
gebiet Hamburg—altona—wandsbek. Don der Nähe Hamburgs wird die Erwerbs-
weise der Bewohner beeinflußt, und je mehr die Städte anwachsen, desto größer wird
das Gebiet, in welchem dieser Einfluß zu spüren ist. Alle wichtigeren Verkehrs-
wege, die Eisenbahnen und Ehausseen, weisen auf diesen Mittelpunkt hin, und an
diesen Straßen wächst das Häusermeer gleich großen Zangarmen über die Stadtgrenzen
in das Land hinaus. Hamburg hat jetzt eine Million Einwohner, Altona 180 00o,
Wandsbek 35 000. Die Städte sind von einem Kranz großer Dörfer umrahmt, die
kleinere Städte an Volkszahl übertreffen. Da liegen Mein- und Groß-Zlottbek, Nien-
stedten, Dockenhuden, Blankenese, .Eidelstedt, Stellingen-Langenfelde, Lokstedt und die
hamburgischen Dörfer im Alftertal. Nach Osten schließen sich an Wandsbek volkreiche
Zabrikorte an: Schiffbek, Sande, Bergedorf. Und auch nach Süden schreitet die Ent-
Wicklung fort. Die Insel lvilhelmsburg hat schon 30 000 Einwohner, und die west-
lichen Elbinseln werden jetzt in Hafen- und Industriegebiete umgewandelt. Selbst
auf dem Südufer der Elbe setzt sich die Städtebildung fort,' dort ist die Mittelstadt
Harburg (60 000) entstanden.
Die große Menschenmenge muß jeden Tag gesättigt werden, und die nächst-
gelegene Landschaft sorgt in erster Linie dafür. Daher rührt es, daß die Bewohner
dieser Landschaft ihre alte Wirtschaftsweise aufgeben, den Kornbau und die Aufzucht
von Vieh, und dafür Gemüsebau und reine Milchwirtschaft einführen. Aus diesem
Grunde werden auch die großen Bauernhöfe in Kleinbauernstellen zerschlagen.
Beschäftigung der Bewohner. Die Kleinbauern nähren sich vom Gemüse-
bau, vom (Obstbau und von der Geflügelzucht. Die größeren Besitzer und die entfernter
wohnenden Landleute ziehen ihren Hauptgewinn aus der Milcherzeugung. Jeden
Morgen schicken sie die gewonnene Milch mit der Lahn oder auf Fuhrwerk in die
Stadt, hier wird sie für hohen preis abgesetzt (1 1 = 20—24 Pf.). Da die Milch
so den höchsten Ertrag liefert, wird sie nicht mehr in Meiereien verarbeitet. Butter
und Käse würden einen geringeren Gewinn bringen. Aus demselben Grunde mag
der Bauer auch keine Zeit und kein Zutter mehr zur Aufzucht von Jungvieh ver-
wenden. In der Nähe der Stadt hält er nur Milchkühe. Die Kälber werden kurze
Zeit mit Milch getränkt und dann an den Schlachter verkauft. Dagegen steht die
Aufzucht und Mast von Schweinen in hoher Blüte.
Gemüse- und (Obstbau. Der Gemüsebau steht seit alten Zeiten auf den
Elbinseln in hoher Entwicklung. Die Vierlande nennt man mit Recht Hamburgs
Küchengarten. Auf Elbkähnen bringen die Bewohner die Zrüchte ihrer Arbeit an den
Markt. Dort versorgen sich zuerst die Grünwarenhändler, die dann die lvare an die
Hausfrauen weitergeben. Immer seltener sieht man die Vierländerinnen in den
Straßen der Stadt, um selbst den Bürgern die Ware ins Haus zu bringen.
Immer mehr gehen auch die Bewohner der übrigen Elbinseln und der nahen
1893 -
Altona
: Uflacker
- Autor: Ehlers, Hans
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 74 —
Hamm. Jene Anstalt hat ihren Namen davon erhalten, daß sie
ursprünglich in einem Hause untergebracht war, dessen Besitzer
Rüge hieß; aus der Bezeichnung „Rnges Haus" ist die jetzige
entstanden. Südlich von der Hannnerlandstraße zieht sich eine
Niederung hin, die Hammerbrook genannt wird. Das
Grundwort Brook — niedriges Land, — deutet schon auf
die Natur des so bezeichneten Landstriches hin, der erst durch
Entwässerung und Erhöhung hat bewohnbar gemacht werden
können. Der Hammerbrook ist durch die Bille von der
Vogtei Billwärder Ausschlag getrennt. Die Bille ist ein
Nebenfluß der Elbe.
Außer den genannten Ortschaften gehört zu Hamburg
noch Landgebiet nördlich und nordöstlich von der Stadt,
eine Anzahl Elbinseln südlich und südwestlich von derselben,
die Stadt Bergedorf mit Vierlanden südöstlich von Ham-
bürg und das Amt Nitzebüttel mit Cuxhaven an der
Mündung der Elbe.
Nordöstlich von Hamburg liegt Wandsbek, eine hol-
steinische Stadt mit 21000 Einwohnern, die erste Station der
Hamburg-Lübeker Eisenbahn. Sie liegt an der Wandse,
die in ihrem Unterlauf den Namen Eilbek annimmt. Be-
rühmt geworden ist die Stadt durch den Dichter Matthias
Claudius, den Wandsbeker Boten, der hier gelebt hat und
1815 in Hamburg gestorben, aber auf dem Wandsbeker Kirch-
Hof begraben ist. Ein Denkstein im Wandsbeker Gehölz
— mit Botentasche, Hut und Wanderstab — erinnert an
den edlen Mann. Das Wandsbeker Gynmasium wird ihm
zu Ehren „Matthias Clandins-Gymnasinm" genannt.
27.
Von Altona nach Norden.
Von Altona führen zwei Eisenbahnlinien nach Norden,
die Altona-Kaltenkirchener Spurbahn (mit einfachem
Geleise) und die Altona-Kieler Bahn. Jene führt vom
1910 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Wagner, Friedrich, Christensen, Heinrich, Lampe, Ernst, Michow, Heinrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische höhere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
24
Hanseatische Lebensbilder und Sagen.
dicht vor ihn hin, legte das Kpfchen ein bichen verlegen auf die Seite, sah ihn mit ihren lichten blauen Augen bittend an und sagte: Kann ich einen Stock kriegen? Der Franzose, der sie natrlich nicht verstand, streichelte sie, zuckte mit den Schultern und lachte uns freundlich zu. Vater unterhielt sich dann mit ihm, und die nun folgende Unterhaltung der beiden Männer in der uns total fremden Sprache amsierte uns aufs hchste. Wir aber spielten Pferd und freuten uns der erhaltenen e>tckchen." Elise Averdieck, Lebenserinnerungen.
16. Der 18. Mrz 1813: ein Kamburger Freudenlag.
Wie soll ich's machen," schrieb Karoline Perthes am 18. Mrz ihrem Vater nach Wandsbek, um dir das allgemeine Freudeleben von alt und jung, von arm und reich, von schlecht und gut zu schreiben? Das gesehen und gehrt und empfunden zu haben ist eine Gottesgabe." lind damit sprach sie die Gefhle aus, welche die ganze Stadt an dem Tage beseelten. Tettenborn war am 18. Mrz mit seinen Kosaken in Hamburg eingerckt. Die ganze Stadt war von frh an auf den Beineu, berall Vorbereitungen zum festlichen Empfange der sehnlichst erwarteten Gste. Nur die Befreiung von einem fo langen und schmhlichen Joche konnte so unendlichen Jubel erzeugen. Meilenweit ging man den Russen entgegen und zog dann mit ihnen unter Jauchzen und Hurra in Hamburg ein. Vivat Kaiser Alexander, unser Erretter!" riefen viele tausend Stimmen ohne Aufhren, da die Luft erzitterte; unzhlige Tcher wehten aus allen Fenstern, alle Glocken luteten, berall erschollen Freudenschsse aus Flinten und Pistolen; von allen Seiten drngte das Volk heran und schmckte die Pferde der Offiziere mit grnen Zweigen, und die Damen warfen ihnen Blumen und Krnze zu. Viele sah man vor Freude weinen, Bekannte und Unbekannte umarmten sich und wnschten sich Glck, diesen Tag erlebt zu haben.
Die Freude hatte fr den Augenblick alle Furcht beiseite gedrngt, und nach den Anstrengungen des Tages legten sich die Einwohner sorg-los schlafen, als ob es in der Nhe keine Franzosen gbe und als ob die Stadt in voller Sicherheit wre; ihr Glck wurde nicht gestrt. So war Hamburg wieder eine deutsche Stadt. Leider mute sie bald die Ehre, da sie als erste groe Stadt den Feinden der Franzosen die Tore geffnet hatte, furchtbar teuer bezahlen.
Nach dem Hamburgischen Correspondenten vom April 1886.
1893 -
Altona
: Uflacker
- Autor: Ehlers, Hans
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 87 —
Inhaltsverzeichnis.
Seite.
1. Himmelsgewölbe und Horizont...........7
2. Die Himmelsgegenden .............8
3. Grundriß des Schulzimmers...........11
4. Grundriß des Schulhauses............17
5. Unsere Schulstraße...............20
6. Nächste Umgebung des Schulhausez. Lageplan.....23
7. Das Postamt................26
8. Der Nordwesterteil Altonas ...........27
9. Der Norderteil................iil
10. Der Osterteil ................33
11. Der Südwesterteil . . . . '..........37
12. Der Hauptbahnhof ..............39
13. Die Palmaille................41
14. Der Süderteil unserer Stadt mit dem Hafen......44
15. Der Stadtteil Ottensen.............48
16. Neumühleu und Ovelgönne............51
17. Der Diebsteich und der Jsebek..........53
18. Othmarschen und Bahrenfeld...........54
19. Stadt und Dorf...............56
20. Was die Sage von der Entstehung Altonas erzählt ... 58
21. Geschichtliche Nachrichten über die Anfänge Altonas ... 62
22. Zur weiteren Geschichte Altonas..........64
23. Verbindungen mit Hamburg...........67
24. Die Stadt Hamburg..............70
25. Die Alfter..................71
26. Das Hamburger Gebiet und Wandsbek........73
27. Von Altona nach Norden............74
28. Von Altona nach Blankenese...........76
29. Die Elbinseln................78
30. Harburg und Umgebung.............79
31. Von Blankenese nach Wedel............80
32. Das Klima unserer Heimat............81
33. Beobachtungen über den Auf- und Untergang der Sonne . 82
1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
108 —
In der Franzosenzeit wurden ganze Häuserreihen St. Georgs
verbrannt und niedergerissen, damit sie die freie Übersicht von dem
Walle der inneren Stadt nicht hinderten. Nach jener schlimmen
Zeit aber wurde das Gebiet der Vorstadt zum Teil schnell bebaut,
erst vor ungefähr 20 Jahreu jedoch die Teile, die heute die schönsten
St. Georgs sind, nämlich die Gegend des Steindammes und des
Hansaplatzes. Der Stadtteil St. Georg mit dem Hammerbrook isteiner
der volkreichsten Hamburgs; er hat nahezu 100000 Bewohner.
Die bedeutendste Straße St. Georgs ist der schöne, breite
Steindamm, der einen so großen Personen- und Wagenverkehr,
so zahlreiche und hübsche Läden hat, daß er den Eindruck einer
rechten Großstadtstraße macht. In der Nähe des Lübecker Thores
weist er hier und da ein Häuschen der früheren Bauart zwischen
den neueren Hausriesen aus. Er ist ein Glied in der langen
Häuserkette, die von Wandsbek bis über den Altonaer Stadtteil
Ottensen hinausreicht. Vor 360 Jahren, im Jahre 1539, wurde
ein Damm durch das Feld vor dem Steinthor in der Richtung
nach Wandsbek aufgeschüttet und mit einem Steinpflaster ver-
sehen. Man nannte ihn kurzweg den Steindamm; von ihm
hat die Straße ihren Namen.
Der schönste Platz in St. Georg ist der Hansaplatz. Der-
selbe ist mit einem stattlichen Brunneu geschmückt, welcher die
Hansa trägt. Die 4 Figuren an den Seiten des Bruunens
stellen 4 eifrige Beförderer der christlichen Religion dar. Es
sind der Kaiser Konstantin, welcher zuerst das Christentum zur
Staatsreligion machte, Kaiser Karl der Große, durch deu es
über unsere Gegend ausgebreitet wurde, Auschar, Hamburgs
erster Bischof, und Graf Adolf Iv. von Schauenburg, Hamburgs
frommer Fürst. Sieben Straßen gehen in verschiedenen Rich-
tungen vom Hansaplatze aus; die kurze Lünebnrc^erstraße ver-
bindet ihn mit dem Steindamm.
' Der Steindamm und die Langereihe führen zur Lohmühlen-
straße, wo früher die Gesellschaft der Hamburger Schuhmacher
eine Mühle besaß, in welcher sie Eichenrinde zu Lohe zermahlen
ließ, um diese zum Gerben des Leders zu gebrauchen. An
frühere Zeiten erinnern auch die Straßen „Bei dem Strohhause"
1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
44
21. Titattfyias Claudius, der Ipattbsbeher Bote.
So verliefen 5 Lehrjahre, und jetzt sollte er noch 2 Jahre als Küfer dienen. Da
brachte ihn die Mitteilung seiner Vormünder, daß er mündig gesprochen sei, zu einem ver-
. zweifelten Entschluß. Er schrieb ihnen, er wolle nichts mehr vom Weinhandel wissen, riß
sich halb gewaltsam von seinem Lehrherrn los, kehrte nach Schleswig zurück und ging im
Herbst 1776 nach Kopenhagen, um, wie es ihm auch ergehen möge, noch in seinem
23. Jahre ein Künstler zu werden. Was aus ihm geworden ist trotz Mühe und Not und
Nahrungssorgen in seinem vielbewegten Leben? Es zeigt ein Denkmal, das die deutschen.
Künstler bei St. Jürgen ihm haben setzen lassen:
Dem Altmeister deutscher Dunst
Jakobus Asmus Caestens
die deutsche Kunstgenossenschaft
1865.
Er ward geboren den 10. Mai 1754
zu St. Jürgen
und starb zu Rom den 25. Mal 1798.
21. Matthias Claudius, der Wandsbeker Bote,
gcb. zu Reinfeld 1740, gest. 1815.
-Jn jder Nähe des betriebsamen Wandsbek findet der Wanderer mitten in einem
Gehölze, „dem Nachtigaltenhain", einen einfachen, mit Stab, Hut und Tasche gezierten Denk-
stein vom Jahre 1840. Er bezeichnet den Lieblingsplatz des Claudius, des Wandsbeker
Boten. Manch köstliches Lied und manchen sinnigen Gesang und Spruch hat er dem
deutschen Volke aus seiner Botentasche dargebracht, und schnöder Undank wäre es, wenn
man den biederen Claudius das Schicksal anderer Boten teilen und gleichgültig gehen ließe,
nachdem er seine Boteutasche freundlich geleert:
Der Bote ging im schlichten Gewand
mit gespaltenem Stab in der biedern Hand,
ging forschend wohl auf und forschend wohl ab
von der Wiege des Menschen bis an sein Grab.
Er sprach bei den Frommen gar freundlich ein,
bat freundlich die andern auch fromm zu sein,
und sahn sie sein redlich ernstes Gesicht,
so zürnten auch selbst die Thoren ihm nicht.
In seinem geliebten Wandsbek hatte er nach langem Wandern, nicht selten von
Nahrungssorgen um seine zahlreiche Familie gequält, da seine Einnahme vom „Boten"
gering war, durch die Güte des Königs Friedrichs Vi. und die Freundschaft der Gräfin
Schimmelmann einen bleibenden Ruheort gefunden. In diesen freien, weiten, ländlichen
Räumen verweilte er im Kreise seiner Familie und in trautem Verkehr mit Freunden von
nah und fern; häufig sah man ihn, wie er durch Feld und Wald wanderte, die Sterne
beschauend, frohe Lieder singend und die Nachtigallen belauschend. Er besang denn auch
in vollen Tönen die Freuden des Landlebens, das Glück des Laudmanns, den er über
alles liebte, die Schönheit der Natur, Freud und Leid des Familienlebens, begeisterte
zur Nächsten- und Vaterlandsliebe und verfolgte Thorheit und Laster durch Spott und
Verachtung.
Aber der stille Abend des müden Greises ward laut und heftig durch schwere Kriegs-
ereignisse unterbrochen. Gegen Ende des Jahres 1810 ward Hamburg eine französische
Stadt, Claudius' Schwiegersohn, der Buchhändler Perthes, ein edler deutscher Mann,
entrann kaum der französischen Gefangenschaft und dem Tode durch Henkershand; seine
1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 78 —
Centner, würde also sämtliche Bewohner von Hamburg, Altona,
Ottensen und Wandsbek aus zweimal tragen können.
Am Hafen des Riesendocks steht der Riesenkran, der stärkste
Kran der Welt. 3000 Centner hebt er und legt sie 20 m
weit über das Kai der Werft hinaus aus eiu Schiff. Am Kai
des Elbstromes hat die Werft Kräne von geringerer Tragkraft,
unter denen jedoch der eine auch auf 2000 Centner bemessen ist.
Wie in Hamburg, so hat man in Bremen und bei der
deutschen Kriegsmarine, ja auch im Auslande eine sehr hohe
Meinung von der Leistungsfähigkeit der Werft von Blohm und
Voß. Es sind ihr daher Aufträge geworden von der kaiserlichen
Marine, von der Hambnrg-Amerikanifchen Paketfahrt-Aktien-
gesellschast, von der Hambnrg-Südamerikanischen Dampsschisfahrts-
gefellschaft, von der Wörmannlinie, von der deutschen Ost-Asrika-
Linie, von dem Norddeutschen Loyd in Bremen, von dem
Rotterdamer Loyd.
Die übrigen Hamburger Werften stehen derjenigen von
Blohm und Voß nicht gleich, brauchen aber einen Vergleich mit
den Fabriken anderer Städte ebenfalls nicht zu scheuen. Ham-
bürg will vor allen Dingen im Handel und in der Schiffahrt
nächst London an der Spitze der europäischen Städte bleiben.
Wenn aber andere Städte aus ihr Fabrikwesen stolz sind, so
kann Hamburg mit Befriedigung anf seine Werften blicken.
22.
Die Jakobikirche und die Tteinstrasze.
Die Jakobikirche hat unter den 5 Hauptkirchen Hamburgs
den uiedrigsteu Turm. Wenn derselbe außerdem auch au Schön-
heit hinter unseren übrigen Türmen zurücksteht, so darf er sich
hingegen doch eines Vorzugs vor ihnen wie vor allen Kirch-
türmen ganz Deutschlands rühmen; denn ihm ist einst eine hohe
Ehre zu teil geworden, auf welche er noch heute stolz sein kann.
Nicht nur in Hamburg und nicht nur iu ganz Deutschland,
sondern auf dem ganzen Festlande von Europa war er der erste
Turm, der einen Blitzableiter erhielt. Das geschah im Jahre
1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 142 —
und in die Nordsee kommen, und furchtbare Kanonen stehen bei
Cuxhaven in kleinen Festungen, die man Forts nennt. Die
größten Kanonen sind 101/2 Meter lang, schießen weiter als
von Hamburg nach Blankenese und schleudern Geschosse, welche
10 Centner schwer sind. Dieselben durchschlagen die stärksten
Panzerschiffe, so daß kein einziges es wagen darf, bis auf
Schußweite heranzukommen.
Vor einigen Jahren, im Jahre 1894 war es 500 Jahre her,
daß das Land Ritzebüttel mit Cuxhaven an Hamburg kam. In
alter Zeit gehörte das Schloß und Laud Ritzebüttel den Herren
von Lappe, die an der Mündung der Elbe und den Ufern der
Nordsee See- und Strandräuberei trieben und den Hamburger
Kaufleuten viel Schaden zufügten. Die Hamburger wollten es
aber nicht länger dulden, daß ihre Handelsschiffe verfolgt und
daß die aus Sturm und Wellen mit Lebensgefahr geretteten
Güter der gestrandeten Schiffe von den Raubrittern weggenommen
wurden. Sie verbanden sich mit den Wurstfriesen, die auf den
Wnrten wohnten und daher ihren Namen führten, stürmten und
eroberten das feste Schloß Ritzebüttel. — Obgleich sie aber das
Schloß in offener und ehrlicher Fehde erobert hatten, kauften
sie es mit den dazu gehörigen Dörfern den Herren von Lappe
für eine hübsche Summe Geldes ab. Seit der Zeit hat das
Ländchen ununterbrochen den Hamburgern gehört und ist von
Hamburger Ratsherreu oder Senatoren regiert worden.
40.
Hamburgs nächste Umgebung.
Im Westen und Osten liegen zwei Städte, Altona und
Wandsbek, so nahe bei Hamburg, daß sie mit der Zeit ganz
und gar mit unserer Stadt verwachsen sind. Wie eine große
und eine kleine Tochter lehnen sie sich von rechts und links an
ihre Mutter Hamburg an und bilden mit ihr eine einzige,
zusammenhängende Hänsermaffe, ein ungeheures Häusermeer.
Mehr als zwei Stunden Zeit würde man gebrauchen, wollte
man vom westlichen Altonaer Stadtteil, von Ottensen her, die
1884 -
Flensburg
: Westphalen
- Autor: Osten, Hans Hinrich von
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
67
anschließen. — Der Ertrag der Zölle, sowie auch der Salz-, Taback-, Rübenzucker-, Branntwein- und Biersteuer fließt in die Reichskasse und wird unter die einzelnen Staaten nach Verhältnis der Bevölkerung verteilt. Die Erhebung der Zölle und Verbrauchssteuern besorgen die Bundesstaaten, jedoch wird die Einhaltung des gesetzlichen Verfahrens durch Reichs beamte, die den Steuerämtern beigeordnet sind, überwacht. Die Provinzial-Steuerdirektiou in Altona steht unter dem Finanzministerium, insbesondere unter dem General-Direktor der Steuern in Berlin.
Der deutsche Kaiser hat den Oberbefehl über die ganze Laud-uud Seemacht des Reiches. Die deutsche Armee wird in 17 Armeecorps und das Gardecorps eingeteilt. Ein Armeecorps hat 2 Divisionen, eine Division 2 Brigaden, eine Brigade 2 Regimenter, ein Regiment 3 Bataillone, ein Bataillon 4 Kompagnien. Die Friedensstärke des Deutchen Reiches beträgt 450 000 Mann (1% der Bevölkerung), die Kriegsstärke 1 200 000 Mann. — Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübek, Mecklenburg und Bremen bilden das Gebiet des 9. Armeecorps. Garnisonsörter, besonders für Truppenteile der 18. Division, sind Mölln, Altona, Wandsbek, Kiel, Rendsburg, Itzehoe, Neumünster, Schleswig, Flensburg, Sonderburg, Apenrade, Hadersleben. Es ist bemerkenswert, daß der jetzige Kommandeur des 9. Armeecorps, General v. Treskow, dessen Wohnung Altona ist, schon in den Jahren 1848 und 49 ruhmvoll für Schleswig-Holstein gekämpft hat.
Die deutsche Kriegsmarine, die zum Schutze der Küsten und des Handels dient, zählt schon über 60 Fahrzeuge und wird alljährlich erweitert. Unter den Kriegsschiffen, denen der Kieler Hafen als Bestimmungsort angewiesen ist, sinder: wir die Gesion wieder, welche an eine der glänzendsten Waffenthaten der vormaligen schles-wig-holsteinischen Armee erinnert*).
4. Die Schulen.
Die höchste Lehranstalt des Landes ist die Universität in Kiel, „die Christiana Albertina," welche der Herzog Christian Albrecht von Schleswig-Holstein im Jahre 1665 gegründet hat**). Zur Vorbereitung auf dieselbe dienen 13 Gelehrtenschulen oder Gymnasien, nämlich die 10 Königlichen: in Haders leben, Flensburg, Husum, Schleswig, Rendsburg, Kiel, Plön, Meldors, Glück-stadt und Altona, das Städtische in Wandsbek, das Ritter-und Landschaftliche in Ratzeburg und das Privatgymnasium
*) Die Gefion wurde im Jahre 1849 unter dem Namen „Eckernförde" der deutschen Flotte einverleibt. Als die deutsche Flotte verkauft wurde, 1852, kam sie in den Besitz Preußens und erhielt ihren früheren Namen zurück. Sie hat jetzt als Segelschiff für die Marine fast gar keinen Wert, weshalb sie gewöhnlich als Hafenwachtfchiff gebraucht wird.
**) Im Jahre 1873 wurde im Schloßgarten durch den Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen der Grundstein zu einem neuen Umversitätsgebäude gelegt.
1899 -
Hamburg
: Kloß
- Autor: Hentze, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Hamburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 83 —
22 000 Mark meist in Zehn- und Fünfpfennigstücken an Fahr-
geld bezahlen.
Der elektrische Strom für den Betrieb unserer Straßen-
bahnen wird zum größten Teil in den städtischen Elektricitäts-
werken der Karolinenstraße hergestellt und unterirdisch den einzelnen
Linien zugeführt. Die oberirdischen Leitungen sind mit Ausschalt-
Vorrichtungen versehen, wodurch jede Strecke, von einem Aus-
schalter zum anderen, vom Strome abgeschnitten werden kann, und
das wird'ja bei Ausbesserungen öfters nötig sein. Das Draht-
netz samt den Leitungsdrähten der oberirdischen Leitungen hat die
Berliner Elektricitätsgesellschaft geliefert und aufhängen lassen;
die allermeisten von den geschmackvollen Wagen aber hat die
Hamburger Werkstatt „Falkenried", zwischen Eppendorf und Hohe-,
lnft, am Jfebekkanal belegen, erbaut. — Bei der Einrichtung
des elektrischen Betriebes der Straßenbahnen zeigte es sich wieder,
wie die Bewohner verschiedener Städte wechselseitig für einander
gegen Bezahlung arbeiten, die einen bei den anderen und um-
gekehrt ihren Verdienst suchen. Eine Berliner Gesellschaft lieferte
nns die Leitungen, und unsere Werkstatt „Falkenried" hat
bereits eine große Anzahl von Straßenbahnwagen nach Berlin
geliefert. — Die Hamburg-Altonaer Linie, die von Othmarschen
durch Ottensen, ganz Altona und Hamburg bis nach Borgselde
führt, wird am meisten benutzt, hat die schönsten Wagen und fährt
am billigsten. Die ganze, lange Strecke kostet nur 10 Pfennige.
Eine große Anzahl der auffallend eleganten Wagen entstammt
der großen Wagenbau-Werkstatt am Marktplatz in Eimsbüttel.
Der erste Straßenbahnwagen in Hamburg fuhr, von Pferden
gezogen, am 16. August 1866, vor mehr als 30 Jahren, zwi-
schen Hamburg und Wandsbek. Vor jener Zeit gab es hier nur
ein paar Omnibuslinien. Im Omnibus, das heißt „für alle",
fuhr man, wenn wir ihn mit den elektrischen Wagen vergleichen,
unter vielem Gerumpel und Geklapper langsam, schlecht und
sehr teuer. .Dennoch hat der Omnibus sich gegen die Pferde-
bahn, die ihn erst nach mehr als 15 jährigem Kampfe zu ver-
drängen vermochte, länger gewehrt, als diese den Kampf gegen
den elektrischen Betrieb zu führen im stände war.
Hentze, Hamburg. Z