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1. Theil 2 - S. 729

1827 - Leipzig : Fleischer
729 Gehorsam auf; Jeder that nur, was er selbst wollte. Der nagendste Hunger, die fürchterlichste Kälte bei dem Mangel an warmer Bekleidung, raubte Vielen die Besinnung, und tödtete jedes Mitgefühl. Wie wilde Thicre dachte Zeder nur an Stil- lung seines Hungers; sobald ein Pferd fiel, stürzten die Hung- rigen darauf los, zerrissen es in Fetzen, und schlugen sich dar- um. Sank ein Sterbender um, so warteten die Andern nicht seinen letzten Athemzug ab, sondern entrissen ihm seine Kleider sogleich. Vergebens streckte der Hülflose seine Hand aus; Keiner reichte ihm die seinige, um ihm aufzuhclfen; wer ein- mal fiel, war verloren, weil es ihm an Kräften gebrach, sich wieder zu erheben. Es herrschte eine Todtenstille; Zeder war mit seinem Schicksal beschäftigt, und wunderte in dumpfer Er- gebung vor sich hin. Noch gräßlicher als die Tage waren die langen Nächte. War es gelungen, ein Feuer anzumachcn, so kamen jeden Augenblick todtenähnliche Gestalten herbcigcwankt, um sich zu erwärmen, wurden aber zurückgestoßen. Die einen Platz fanden, setzten sich auf die herumlicgenden Leichen, weit es ihnen an Kraft fehlte, sie fortzuschaffen. Andere waren von der Kälte und dem Hunger wahnsinnig geworden; sie rannten auf das Feuer zu, grinzten, sictschten die Zähne, und stürzten sich mit einem höllischen Lachen in die Gluth, wo sie unter gräßlichen Zuckungen ihren Tod fanden. So erreichten die Ucberreste des großen Heeres am 9ten December die Stadt Wilna. Die Kälte war jetzt bis auf 28 Grad gestiegen. Hier hofften sie einige Ruhe zu genießen; aber die Nüssen jagten sie bald wieder auf, und das Geschrei: „Kosacken! Kosacken!" setzte die Unglücklichen wieder in Be- wegung. Die zum Fliehen zu schwach waren, wurden von den Kosacken niedergemetzelt. Als nun endlich die Fliehenden die polnische Gränze erreichten, waren von der ganzen großen Armee nur noch einige hundert Mann der alten Garde unter den Waffen, und das Eorps des Vicekönigs Eugen war so zusammengeschmolzen, daß es in einem einzigen kleinen Zimmer Platz hatte. Wie ungeheuer der Verlust der Franzosen in Ruß- land gewesen sey, geht daraus hervor, daß in den ersten Mo- naten des folgenden Zahrcs, als die Schneedecke wegthaut^

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1. Die Neuzeit - S. 377

1915 - Kempten : Kösel
Charakteristik des Prinzen Eugen. 377 vorzugsweise durch das Mittel der Bestechung zu frdern suchte. So wie Eugen selbst seinen Stolz darein setzte von niemand als von seinem Herrn und Kaiser irgend eine erwhnenswerte Gabe anzunehmen, wie er jedes Geschenk, wo es nur immer mglich war, von der Hand wies, so verachtete er diejenigen, die sich kuflich zeigten, es mochte dies fr oder wider das Interesse sterreichs der Fall sein. Dennoch glaubte der Prinz nichts dagegen einwenden zu sollen, wenn auch die kaiserliche Regierung sich zur Erreichung ihrer Zwecke eines Mittels bediente, das wider sie so oft und in noch weit hherem Mae in Anwendung gebracht wurde. Er duldete eben das, was er nicht zu ndern vermochte. Fr seine Person aber mibilligte er alles, was einem krummen Wege hnlich sah, und wo es auf ihn ankam, da verlangte er immer, da man, sei es im Privatverkehr oder in dem von Regierung zu Regierung, mit grter Redlichkeit zu Werke gehe. Je ehrlicher eine Politik war, desto besser erschien sie dem Prinzen. Die Offenheit und Klarheit, die Eugen in Staatsgeschften beobachtet sehen wollte, war nur der Ausdruck seines eigenen Wesens. Wie ihm selbst nichts fremder war als Unaufrichtigkeit oder Falschheit, so wollte er sie auch aus den Beziehungen der Regierungen untereinander vllig verbannt wissen. Daher kam es, da die Vertreter der fremden Staaten in Wien mit niemand lieber als mit Eugen zu tun hatten. Auer dem zuvorkommenden Empfange und der gewinnenden Freundlichkeit, worauf jedermann bei ihm rechnen durfte, wuten sie, da keiner mehr als der Prinz es verschmhte sie durch unauf-richtige Versicherungen irre zu leiten. Es ist von Interesse zu beobachten, welche Vernderungen in der langen Lebenszeit des Prinzen, zwar nicht in seinem Charakter, der sich unerschtterlich gleich blieb vom Ansang bis zum Ende, wohl aber in seinem Verhalten gegen die Auenwelt vorgingen. Whrend er in seinen frheren Iahren von Zeit-genossen und Augenzeugen als heiter und gesprchig geschildert wird, wird er in spteren Tagen wortkarg genannt. Wenn er frher nicht selten seine eigenen Taten, aber immer mit der Parteilosigkeit eines Unbeteiligten besprach, vermied er es spter sichtlich auf sich selbst die Rede zu bringen. So wie Eugen nie ein Wort des Selbstlobes hren lie, so htete er sich streng jemals einen Tadel auszusprechen der Männer, die sich hervorragendes Verdienst erworben hatten. So wie er schmeichlerisches Lob nicht achtete, so lie er auch den Tadel, so sehr ihn derselbe manchmal verletzen mochte, doch mit anscheinender Ruhe der sich ergehen. Er gab dadurch, wie in jeder Lage seines Lebens, das edelste Beispiel der Migung und Selbstbeherrschung, welche denn auch von allen Zeitgenossen Eugens als eine seiner schnsten Eigenschaften gepriesen wird. Der hauptschlichste Vorwurf, welcher Eugen gemacht wurde und den er

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 217

1861 - Münster : Coppenrath
— 217 — Schlacht bei Turin (1706). — Nur wenige Wochen spä- ter führte auch der tapfere Prinz Eugen eine der kühnsten und glänzendsten Waffenthaten in Italien aus. Hier wurde Turin, die Residenz des Herzoges von Savoyen, von den Franzosen hart belagert. Auf Bitten des bedrängten Herzo- ges zog Eugen sogleich zum Entsätze herbei. Er eilte hun- dert Stunden weit, unter unsäglichen Schwierigkeiten, über Berge und Ströme durch viele von den Franzosen besetzte Plätze und stand, aller Welt zum Erstaunen, plötzlich am Po. Obgleich viel schwächer als der Feind, griff er dennoch am 7. September 1706 die französischen Belagerungslinien an. Die Feinde leisteten die hartnäckigste Gegenwehr und wiesen zwei Angriffe der Deutschen blutig zurück. Da endlich, nach zweistündigem Gefechte, erstürmten die Preußen, unter dem Fürsten von Dessau, mit dem Bajonnete die erste fran- zösische Schanze. Bald waren auch die übrigen genommen; die Feinde flohen und fielen auf der Flucht noch dem Grafen Daun in die Hände, der einen Ausfall aus der Stadt machte. In Folge dieses entscheidenden Sieges mußte Frankreich sich durch die sogenannte General-Kapitulation zur Räu- mung von ganz Italien verbindlich machen. Fast ohne Wi- derstand wurde im folgenden Jahre Neapel erobert. Dann fiel Eugen selbst Ln das südliche Frankreich ein, um Toulon zu nehmen; dieses gelang aber nicht. Schlacht bet Gudenaräe (1708). — Nunmehr vereinigte sich Eugen wieder mit Marlborugh, der in den Niederlanden von einem neuen französischen Heere bedrängt wurde. Beide erfochten am 11. Juli 1708 beioudenarde an der Schelde einen großen Sieg über die Franzosen unter Vendome; und gleich hierauf eroberte Eugen die für unüberwindlich gehaltene französische Festung Lille (Ryssel). Zu diesem Unglücke der Franzosen kam noch eine große Hungersnoth in ihrem Lande, als Folge eines beispiellos strengen Winters. Das Volk war irr Verzweiflung, der Schatz leer, und noch einmal mußte der

3. Geschichts-Bilder - S. 312

1865 - Langensalza : Greßler
312 ab. »Hier ist er, sagte Eugen, noch gefärbt vom Blute der Feinde, und ich will ihn nicht wieder haben, wenn ich ihn nicht ferner für den Dienst Sr. Majestät gebrauchen soll.« — Die Nachricht von diesem strengen Verfahren verbreitete sich bald in der Hauptstadt; die Bürger versammelten sich um den Palast des Prinzen, schickten Abgeordnete an ihn und ließen ii)iu sagen, daß sie ihn mit Gefahr des Lebens vertheidigen würden. »Ich danke Euch für Euren Eifer und Eure Liebe, — antwortete Eugen den Abgeordneten ■— aber ich will keine andern Bürgen für meine Sicherheit, als die Recht- schaffenheit meines Betragens und die geringen Dienste, welche ich Sr. kais. Majestät geleistet habe. Sie ist zu erleuchtet, um nicht die Wahrheit von der Verläumdung zu unterscheiden, und zu billig, um mir nicht die Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die man mir, »wie ich glaube, schuldig ist.« — Von diesem Tage an erhielt er das ganze Vertrauen des Kaisers wieder, und als seine Feinde in den Kaiser drangen, ihn vor den Hofkriegsrath zu laden, erwiderte er: »Gott sei vor, daß ich einen Prinzen als Verräther behandeln sollte, durch welchen der Himmel mich mit unverdienter Gnade überhäuft hat! Wie könnte er schuldig sein, beffen Gott sich bedienet hat, die Feinde Seines Sohnes zu züchtigen!« Wie Eugen unverbrüchlich treu war gegen seinen Kaiser, so war er es auch gegen seine Freunde, unter welchen wir besonders den britischen Helden, Herzog Marlborough, hervorheben. In Ge- meinschaft mit diesem trefflichen Manne besiegte er im Jahre 1704 bei Höchstädt am linken Donauufer die vereinigten Franzosen und Baiern. Die Besiegten verloren 20,000 Mann Todte und 15,000 Gefangene. Außerdem sielen alle Kriegskassen, 5300 Wagen, 117 Kanonen und 300 Fahnen den Siegern in die Hände. Im Jahre 1706 führte Eugen eine der kühnsten und glänzend- sten Waffenthaten in Italien aus. Hier belagerten die Franzosen mit 38,000 Mann Tu ri n. Der Herzog von Savoyen, der die Vertheidigung seiner Residenz dem kaiserlichen Feldmarschall Daun überlassen, bat den Prinzen Eugen dringend um Hülfe. Aber dieser stand 50 Meilen entfernt, hatte nur ein kleines Heer, und zwischen ihm und Turin lagen die Franzosen. Dennoch wagte Eugen den gefährlichen Zug, setzte glücklich über alle Gewässer, und vereinte sich am 1. September mit -dem Herzoge. Die Feinde erstaunten über seine Ankunft, glaubten aber nicht, daß er mit seinen wenigen Truppen die Turins versuchen würde. Eines Morgens aber (7. Sept.) rückte er in voller Schlacht- ordnung an. Als er beim Rekognosciren von einer Anhöhe herab die unordentliche Bewegung im feindlichen Lager bemerkte, sagte er zum Herzoge von Savoyen: »Mich dünkt, diese Leute sind schon halb geschlagen.« Die Franzosen empfingen ihn mit einer heftigen Kanonade, die noch stärker wurde, je weiter sein Heer vordrang.

4. Bd. 4 - S. 463

1845 - Leipzig : Kollmann
463 Glieder sich trennten und in Verwirrung geriehen. Zu gleicher Zeit griff auch der feindliche linke Flügel den rechten der Kaiser- lichen an, aber hier erwartete Tod die Franzosen. Fünfzig Kanonen, mit Kartätschen geladen, zerschmetterten Alles, was sich näherte. Der rechte Flügel der Kaiserlichen hatte sich indes; auch wieder gesammelt und die Feinde mit großem Verluste zurück- geschlagen. Ein Angriff, welchen Villcroi auf den Mittelpunkt wagte, siel ebenso unglücklich aus, und nun war schneller Rück- zug Alles, was ihm übrig blieb. Die Franzosen verloren in die- sem kurzen Gefechte gegen 3ooo Todte und viele Verwundete» Die Kaiserlichen büßten nicht mehr als 40 Mann dabei ein, da sie von ihren hohen Vcrschanzungcn fast völlig gedeckt waren. Eugen fand nicht rathsam, den an Anzahl ihm noch immer sehr überlegenen Feind zu verfolgen; zufrieden mit dem Schaden, den er ihn verursacht hatte, blieb er ruhig in seinem Lager, und ließ die Franzosen ungehindert das ihrige beziehen, das nur einige Meilen entfernt war. — Beide Feldherren beobachteten sich noch zwei Monate, jeder in der Erwartung, den andern zuerst zum Aufbruche zu nöthigen. Ermüdet durch Hunger und Kalte und ohne Hoffnung, die Beharrlichkeit Eugens zu überwinden, hoben die Franzosen endlich ihr Lager auf, und zwar mit solcher Vor- sicht, daß Eugen nicht das Geringste unternehmen konnte, ihren Abzug zu stören. Dieser, der Erholung nicht weniger bedürftig, hatte auf den Abzug der Franzosen nur gewartet, um den scini- gen antretcn zu können, und beide Theile bezogen längs dem Po her die Winterquartiere. Eugen entwarf mitten im Winter eine Unternehmung, die zu den außerordentlichsten seines Lebens gehört. Um einen festen Platz im Lande zu haben, wollte er die Stadt Cremona durch einen Ucbcrfall in seine Hände bringen. Diese Stadt liegt nahe am Po in einer Ebene; sie war gut befestigt und hatte eine französische Besatzung von 8000 Mann. — In den ersten Ta- gen des Jahres 1702 brachte dem Prinzen einer seiner Spione die Nachricht, daß Cremona einen unterirdischen Kanal zur Ab- führung der Unreinigkeiten habender auf das freie Feld auslaufe, und groß genug sey, daß ein Mann dadurch in die Stadt kom- men könne. Dieser Kanal laufe unter dem Hause des Pfarrers von der neuen Frauenkirche weg, und wenn man diesen gewinnen könnte, so wäre vielleicht etwas gegen die Stadt zu unternehmen.

5. Charaktere aus der neuen deutschen Geschichte vornehmlich in zeitgenössischer Schilderung - S. 115

1891 - Berlin : Mittler
— 115 — die Schärfe des Urteils, den außerordentlichen Reichtum an genialen Ideen/keiner vermochte aus den Gedanken, die in ihm auftauchten, gerade den zu wählen und zu verfolgen, welcher der glücklichste genannt werden mußte. Es ist überhaupt merkwürdig, daß Eugen als Feldherr, insbesondere in seinen jüngeren Tagen, gerade die entgegengesetzten Eigenschaften von denen entwickelte, die man seinem sonst so ruhigen, ja fast bedächtigen Wesen zugetraut hätte. Leicht geneigt zu kühner Unternehmung und schnell entschlossen, alles aufs Spiel zu fetzen, um alles Zu gewinnen, unterschied er sich dadurch wesentlich von Guido Starhemberg, welcher es als unumstößliche Regel aufstellte, daß ein Feldherr nur dann eine Schlacht liefern solle, wenn er fast mit Gewißheit auf den Sieg zählen könne. Hätte Engen diesen Grundsatz befolgt, so wären die meisten seiner glänzendsten Feldschlachten ungeschlagen geblieben. Die Tage von Höchstädt, Turin und Malplaqnet, von Peterwardein und Belgrad würden keine Lorbeeren zu Eugens Siegeskranze geliefert haben, sie würden nicht jetzt noch die ruhmreichsten Blätter in der Geschichte des österreichischen Heeres füllen. Trotz der kühnen Wagnisse, welche der Prinz so gern unternahm, trotz der unwiderstehlichen Energie, mit der er seine Angriffe vollführte, bewahrte er doch mitten im Toben der Schlacht eine unerschütterliche Kaltblütigkeit, welche ihn jede Blöße, die der Feind gab, jeden Vorteil, der sich ihm bot, allsogleich erspähen und benützen ließ. Nichts bewunderte Marlborongh mehr an Engen, als daß er zwei der wichtigsten, aber sich scheinbar widersprechenden Eigenschaften eines Feldherrn, die der feurigsten Lebhaftigkeit mit der besonnensten Ruhe zu vereinigen wußte. An der ersteren entzündete sich der Kampfesmut feiner Krieger, mit der letzteren beherrschte er im wahren Sinne des Wortes die Schlacht. Zeitgenossen behaupten, man habe es Eugens Kriegführung immer angemerkt, daß er von Jugend auf bei der Reiterei gedient und dieser Waffengattung stets eine große Vorliebe bewahrt habe. Zn oft wiederholten Malen war es die Kavallerie, durch welche er in seinen Feldschlachten die Entscheidung herbeizuführen suchte. Freilich kam ihm dabei zu statten, daß die kaiserliche Reiterei insbesondere zur Zeit der ersten Türkenkämpfe wahrhaft unvergleichlich genannt werden mußte. Manchmal geschah es jedoch, wie bei Höchstädt, daß die Kavallerie den an sie gestellten Anforderungen nicht entsprach, und dies wurde dauu von Eugen immer doppelt schmerzlich empfunden. Aber dennoch blieb er seiner Vorliebe treu, und stets war es die Reiterei, insbesondere aber sein eigenes Dragoner-Regiment, denen er sein besonderes Augenmerk zuwandte. Doch ging er niemals so weit darin, daß er die Waffengattung, der er vor anderen zugethan war, auf Kosten der übrigen bevorzugt hätte. Für alle Bestandteile des Heeres hegte er in gleicher Weise eine nie ermüdende Sorgfalt. Dafür erntete er aber auch die unbegrenzte Dankbarkeit desselben. Und obgleich es zu allen Zeiten Männer gegeben hat, deren Namen vom besten Klange waren in Österreichs Heer, ob- 8*

6. Charaktere aus der neuen deutschen Geschichte vornehmlich in zeitgenössischer Schilderung - S. 113

1891 - Berlin : Mittler
— 113 — ihm, wenn behauptet wird, er sei es gewesen, der die Verhandlungen des Kaiserhauses mit sremdeu Mächten vorzugsweise durch das Mittel der Bestechung zu fördern suchte. So wie Eugen selbst seinen Stolz darein setzte, von niemandem als von seinem Herrn und Kaiser irgend eine erwähnenswerte Gabe anzunehmen, wie er jedes Geschenk, wo es nur immer möglich war, von der Hand wies, so verachtete er diejenigen und sah sie als strafwürdig an, welche sich käuflich zeigten, es mochte dies für oder wider das Interesse Österreichs der Fall sein. Dennoch glaubte der Prinz, nichts dagegen einwenden zu sollen, wenn auch die kaiserliche Regierung sich zur Erreichung ihrer Zwecke eines Mittels bediente, welches wider sie so oft und in noch weit höherem Maße in Anwendung gebracht wurde. Er duldete eben dasjenige, was er nicht zu ändern vermochte. Für seine Person aber mißbilligte er alles, was einem krummen Wege ähnlich sah, und wo es auf ihn ankam, da verlangte er immer, daß man, es sei im Privatverkehre oder in demjenigen von Regierung zu Regierung, mit größter Redlichkeit zu Werke gehe. Je ehrlicher eine Politik war, desto besser erschien sie dem Prinzen. Die Offenheit und Klarheit, welche Eugen in Staatsgeschästen beobachtet sehen wollte, war nur der Ausdruck seines eigenen Wesens. Wie ihm selbst nichts fremder war als Unaufrichtigkeit oder Falschheit, so. wollte er sie auch aus den Beziehungen der Regierungen untereinander völlig verbannt wissen. Daher kam es, daß die Repräsentanten der fremden Staaten in Wien mit niemandem lieber als mit Eugen zu thun hatten. Außer dem zuvorkommenden Empfange und der gewinnenden Freundlichkeit, worauf jedermann bei ihm rechnen durfte, wußten sie, daß keiner mehr als der Prinz es verschmähte, sie durch unaufrichtige Versicherungen irre zu leiten. Oft setzte er zwar ihren drängenden Fragen ein ernstes Stillschweigen entgegen, wie denn niemand in höherem Grade Meister seiner selbst als Engen und sicherer war als er, ein Geheimnis nicht zu verraten. Aber es dadurch besser zu verhüllen, daß er falsche Erklärungen von sich gab, zu diesem damals so oft gebrauchten Mittel nahm Eugen niemals feine Zuflucht. Es ist von Interesse, zu beobachten, welche Veränderungen in der langen Lebenszeit des Prinzen, zwar nicht in seinem Charakter, der sich unerschütterlich gleich blieb vom Anfang bis zum Ende, wohl aber in seinem Verhalten gegen die Außenwelt vorgingen. Während er in seinen früheren Jahren von Zeitgenossen und Augenzeugen als heiter und gesprächig geschildert wird, als gern sich näher erklärend über kriegerische Ereignisse und politische Verhältnisse, wird er in späteren Tagen wortkarg genannt und zurückhaltend mit seinem Urteile über Menschen und Dinge. Wenn er früher nicht feiten seine eigenen Thaten, aber immer mit der Parteilosigkeit eines Unbeteiligten besprach, vermied er es später sichtlich, auf sich selbst die Rede zu bringen. Ja er ging so weit darin, daß mau in diesem Umstande den Grund suchte, weshalb in Eugens Schnle so weuig ausgezeichnete Feldherren heranwuchsen. Denn man glaubte mit Recht, daß, wenn er sich herbeigelassen hätte, den Befähigteren Landwehr, Charaktere aus der neueren deutschen Geschichte. 8

7. Neuere Zeit - S. 97

1891 - Münster i. W. : Schöningh
Noorden: Die Schlacht bei Hochstätt. 97 Eugens. Auf beschwerlichen Pfaden durch zahlreiche kleine Löcher und Gräben und ebenfalls durch dichtes Gebüsch behindert, mußten seine Truppen auf weiten Umwegen ihre Stellungen gewinnen. Die Kanonade des Feindes traf die Kolonne des Prinzen in die Flanke, und, noch im Aufmärsche begriffen, vermochte die kaiserliche Artillerie das französische Geschützfeuer kaum zu erwidern. Unbegreiflich, daß man auf französischer Seite sich die Vorteile entgehen ließ, welche vereinzelte Ausfälle auf die Brückenarbeiten im unteren Thale und auf die noch nnentfalteten Kolonnen Eugens im Laufe des Vormittags versprachen. Von Stunde zu Stunde wartend, begnügten sich die Marschälle indessen mit den Wirkungen gutgezielter Geschützsalven. Von sieben Uhr morgens bis eine halbe Stunde nach Mittag danerte auf seiten der Verbündeten die Formierung der Treffen. Nicht eher hatte Eugen bis zu den Abhängen des Gebirges vorzudringen und mit unzureichender Truppenmacht sich der Front des Feindes gegenüber zu entfalten vermocht. Schon hatten die Soldaten seit ihrem nächtlichen Ausbruche beinahe eines vollen Tages Last getragen, und sowohl die unnütze Vergeudung an Menschenleben, wie die unvermeidliche Abspannung der Truppen vertieften den englischen Herzog in sorgenvolle und unmutige Gedanken. Endlich brachte ein Adjutant Engens dem Herzog von Marlborongh die ungeduldig ersehnte Nachricht, daß der Aufmarsch des rechten Flügels beendet und auch der Prinz von Savoyen zur Eröffnung des Angriffes bereit sei. So wie nun gegen ein Uhr nachmittags die Entwickelung der Verbündeten geordnet war, standen in der äußersten Rechten, der Einbucht des Gebirges entlang, die preußischen und dänischen Fnßregimenter Eugens unter dem Prinzen von Anhalt-Dessau in zwei Treffen; diesen schloß sich zur Linken die kaiserliche Reiterei an. Mit seinen 18000 Mann hatte Eugen eine unverhältnismäßig ausgedehnte Front entfalten müssen und deshalb bei der Formierung der Angriffslinie sogar die Reservetruppen seiner Armee verwendet. Von Oberglanheim abwärts dem Nebelbache entlang dehnten sich die Bataillone und Eskadronen Marlboronghs. Dieselben waren in vier Linien ausgestellt, und zwar schloß sich abweichend von der damals üblichen Bildung der Treffen die Reiterei nicht an die Flanke der ^'nßbrigaden, sondern das Fußvolk stand im ersten und dritten, die Reiterei aber im zweiten und vierten Treffen. Endlich war die äußerste Linke Marlboroughs und auf dieser zehn Bataillone britischer Kerntruppen als selbständiges Korps den befestigten Stellungen an der Donau gegenübergestellt. Auf den Wink des Feldherrn brach die Armee Marlboroughs in ihrer ganzen Ausdehnung zum Angriff gegen die französischen Frontlinien vor: ihr rechter Flügel gegen die Position des Feindes in Oberglauheim, ihr Centrum gegen die festgeschlossenen Reihen der Tallardschen Kavallerie Aus allen Jahrhunderten. Iii. n

8. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 49

1858 - Leipzig : Spamer
Schlacht bei Zeuta. 49 In Schweiß gebadet kamen die Kaiserlichen am späten Nachmittag bei Zenta an. Die Türken waren noch im Uebergange begriffen, die Reiterei und das Geschütz bereits auf dem linken Ufer, wo ein Lager von bunten Zelten mit wehenden Wimpeln ausgeschlagen stand. Nur das Fußvolk befand sich noch auf dem rechten Ufer, wo es hinter hohen Erdwällen lagerte, auf welchen Kanonen ihre furchtbaren Schlünde denen zukehrten, welche den Uebergang stören wollten. Schnell übersah Eugen die feindliche Stellung, erkannte in der Theilung des Heeres einen Fehler, welcher den Sieg erleichtern konnte, und befahl deshalb die sofortige Aufstellung zur Schlacht. Die Kolonnen entwickelten sich, die Züge marschirten neben einander in Schlachtlinie auf, Batterien zogen rasselnd durch die geöffneten Glieder, um sich vor der Front aufzustellen, Reitergeschwader trabten nach den Flügeln oder sam- melten sich hinter den langen Reihen der Bataillone, Adjutanten sprengten hm und her, und ehe zwei Stunden vorüber waren, stand die kaiserliche Armee in voller Schlachtordnung. Die Türken waren über diese Anordnungen so betroffen, daß sie nicht wußten, was sie thun sollten. Diese Unentschlossenheit hielt sie denn auch ab, den Aufmarsch der Kaiserlichen zu hindern, sie begnügten sich vielmehr damit, die Reiterei vom linken Ufer auf's rechte zurückzurufen. Die Rosse am Zügel führend, kamen die Spahis, versprachen dem Großwessir, für den Glauben den Märtyrertod zu sterben, und stellten sich auf ihre Posten in den Schanzen. Jetzt befahl Eugen den Angriff. Die Trompeten klangen, die Trommeln wirbelten, die kaiserlichen Fahnen wehten hoch wie segnend über den anrückenden Bataillonen. Nur noch zwei Stunden kann die Sonne scheinen! rief Eugen den Truppen zu, drum tapfer drauf! Macht's kurz und bündig ab! — Es lebe der Kaiser! Es lebe Prinz Eugen! antworteten die zum Kampfe begeisterten Trup- pen. Im Sturmschritt ging es gegen die halbmondförmigen Schanzen der Tür- ken. Den rechten Flügel führte Graf Guido von Stahremberg, den linken Graf Bussy Rabuttin und das Mitteltreffen Eugen selbst. Schweigend rückten die Bataillone an; im Glanz der scheidenden Sonne blitzten die Bajonette und die Säbel der Reiter. Da klang es: „Marsch! Marsch!" und der Erdboden bebte unter dem Fußtritt der Stürmenden. Mitten durch den Kanonendonner und die sausenden Kugeln drangen die Kaiserlichen gegen die Schanzen; jetzt rollte Salve auf Salve, dicke Rauchwolken zogen die Schanzen hinauf, ihnen nach die Oesterreicher. Selbst die Reiter hatten ihre Pferde am Zügel bis an die Schanze geführt, dort ihre Karabiner abgefeuert, dann die Rosse bestiegen und sprengten verwegen und den Säbel schwingend den Wall hinauf. Unwiderstehlich war der Andrang der Kaiserlichen, lustig statter- ten ihre Fahnen auf den Wällen, dann aber stiegen sie dieselben hinab, und da sie von drei Seiten stürmten, so richtete ihr Gewehrfeuer furchtbare Verheerungen unter den Türken an. Tiefe Lücken rissen die Salven, rottenweise stürzten die Tür- ken, drängten rückwärts, und als die weichenden, sich auflösenden Schaaren auf einander stießen, so brach wilde Verwirrung ein. Alles rannte durcheinander, Reiter und Fußvolk mischten sich, und der Knäul drängte, wogte und stuthete Bilder aus Oesterreich. Iii. 2. a

9. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 79

1901 - Glogau : Flemming
— 79 — terifiert völlig den hochherzigen Zug in der Volksseele des Magharen- tums. Sehr zu beachten ist es, daß die unausgesetzten Kämpfe mit den Türken zu einer ausgezeichneten Schule für Soldat und Feld- Herrn wurden. Wie denn die Beschaffenheit der großen Ebene schon überhaupt die Ausbildung des Hirten, vorzugsweise des Pferdehirten, begünstigte und der Czikos zum Idealbilds eines kühnen Reiters sich naturgemäß gestaltete, so fand auch die Husarenwaffe hier ihre eigent- liche Entstehung und wurde dann bei den übrigen Kulturnationen in ihre Heerverfaffung übernommen. Ferner haben hervorragende Feldherren sich in diesen schwierigen Kämpfen heranzubilden Ge- legenheit gehabt. Einer der beliebtesten Helden des deutschen Volks- liedes ist der Prinz Eugen geworden, und man sang mit Begeisterung: Prinz Eugen, der edle Ritter, Wollt' dein Kaiser wied'rum kriegen Stadt und Festung Belgerad. Er lies; schlagen einen Brucken, Daß man könnt hinüber rucken Mit der Armee wohl für die Stadt. Und wohlgemerkt, unter dem Herzog von Savoyen kämpften die brandenburgischen Hülfstruppen mit ihrem Führer, den die Geschichte später „den alten Dessauer" nennt, und diese Streiter erwarben sich hier an der Donau den bewundernden Beinamen der „Feuermänner". Die neueste Zeit hat mehr und mehr Abstand genommen von blutigem Kriege und wählt vielmehr den friedlichen Weg der eindringenden abendländischen Kultur, der es gelingen wird, Türkenherrschaft und Islam allmählich in sich zu überwinden. Wenn erst der Karawapor (die Lokomotive) auch in der Türkei „das eiserne Haustier" geworden ist, dann werden Österreich und wir Abendländer wohl nie mehr die Macht der Osmanen zu fürchten haben. Und nun zurück aus dem Völkergemisch der östlichen Habsburgischen Monarchie mit seiner uns vielfach befremdlichen Sitte zu dem öfter- reichischen Alpengebiet, zu unseren deutschen Brüdern in Kärnten, Salzkammergut, Tirol und Vorarlberg! Hier stnden wir ein uns sympathischeres Volkstum und herzerquickendere Eigenart. Alle die aufgezählten Landschasten sind rein deutsch; nur im Süden Kärntens stnden sich einige Slovenen und ebenso im Süden Tirols Italiener, denn bekanntlich bedeutet „Trent (Trient) Deutschlands End". Schon darin spricht sich der deutsche, anheimelnde Charakter der ganzen Gegend aus, daß wir hier statt der „Ringe" und ungarischen Städte- dörfer die Burgen antreffen. Kärnten und Tirol zählt man zu den burgenreichsten Landstrichen in Deutschland, und Burg, Wald und Märchen regen ja von je unser deutsches Empsinden in gewinnendster Weise an. Tirol ist zudem den Deutschen besonders ans Herz ge- wachsen. Der Norddeutsche kennt die Bewohner recht gut, wenn er

10. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 396

1916 - Trier : Lintz
396 11. Ich irr’ auf mitternächt'ger Ich wollt’, ich säug’ im Sand der Küste; Wüste, Der Norden, ach, ist kalt und klug. Gelehnt an eines Hengstes Bug. 4. Prinz Engen, der edle Ritter.h A. a. O-, I, S. 44. 1. Zelte, Posten, Werdarufer! Lust’ge Nacht am Donauufer! Pferde stehn im Kreis umher, Angebunden an den Pflöcken; An den engen Sattelböcken Hangen Karabiner schwer. 2. Um das Feuer auf der Erde, Vor den Hufen seiner Pferde, Liegt das östreich’sche Pikett^). Auf dem Mantel liegt ein jeder, Von den Tschakos weht die Feder, Leutnant würfelt und Kornetts. 3. Neben seinem müden Schecken Ruht auf einer wollnen Decken Der Trompeter ganz allein. „Laßt die Knöchel, laßt die Karten! Kaiserliche Feldstandarten Wird ein Reiterlied erfreun! 4. Vor acht Tagen die Affäre Hab' ich, zu Nutz dem ganzen Heere, In gehör’gen Reim gebracht, Selber auch gesetzt die Noten; Drum, ihr Weißen und ihr Roten, Merket auf und gebet acht!" 5. Und er singt die neue Weise Einmal, zweimal, dreimal leise Denen Reitersleuten vor; Und wie er zum letzten Male Endet, bricht mit einem Male Los der volle, kräft’ge Chor: 6. „Prinz Eugen, der edle Ritter!" Hei, das klang wie Ungewitter Weit ins Türkenlager hin! Der Trompeter tät den Schnurrbart streichen Und sich auf die Seite schleichen Zu der Marketenderin. 5. Die Tanne. A. a. O-, I, S. 113. 1. Auf des Berges höchster Spitze Steht die Tanne schlank und grün, Durch der Felswand tiefste Ritze Läßt sie ihre Wurzeln ziehn; 2. Nach den höchsten Wolkenbällen Läßt sie ihre Wipfel schweifen, Als ob sie die vogelschnellen Mit den Armen wollte greifen. 3. Ja, der Wolken vielgestalt’gc Streifen, flatternd und zerrissen, Sind der Edeltavn’ gewalt’ge, Regenschwangre Nadelkissen. 4. Tief in ihren Wurzelknollen, In den faserigen, braunen, Winzig klein und reich an tollen Launen wohnen die Alraunen, 5. Die des Berges Grund befahren, Ohne Eimern, ohne Leitern, Und in seinen wunderbaren Schachten die Metalle läutern. 6. Wirr läßt sie hinunterhangen Ihre Wurzeln ins Gewölbe, Diamanten sieht sie prangen Und des Goldes Glut, die gelbe. 7. Aber oben mit den dunkeln Ästen sieht sie schönres Leben, Sieht durch Laub die Sonne funkeln Und belauscht des Geistes Weben, 8. Der in diesen stillen Bergen Regiment und Ordnung hält Und mit seinen klugen Zwergen Alles leitet und bestellt, U Prinz Eugen vor Belgrad (1717). Vgl. das Volkslied Nr. 17 im Anhang I. — 1 2) Feldwache (piques). — 3 4) Reilerfähnrich (cornette).

11. Theil 9 - S. 215

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
mußte, mit seinen Leuten zu unterstützen. Ver, gebeus drang er mit den deutlichsten Gründen in ihn ein, vergebens ließ er ihm merken, daß sein Betragen Verdacht errege: der Herzog be- rief sich auf Briese von seiner Monarchinn, die er erst erwarten müsse, und Eugen inerkte nun wohl, daß es zwilchen England und Fraukreich heimlich verabredet sei, nichts feindseliges mehr gegen einander im Felde zu unternehmen. Bald darauf (27. Juni) erklärte ihm Ormond gerade heraus, er habe den Auftrag, in drei Tagen ei- nen zweimonatlichen Waffenstillstand mit Frank- reich bekannt zu machen, und es würde ihm lieb feyn, wenn sich die Alliirten mit in denselben wollten einschließen lassen, weil ihnen widrigen, falls der von den Engländern bisher bezahlte Sold nicht ferner gereicht werden würde. Aber Eugen und die niederländischen Deputirten waren viel zu empört über diese Erklärung, um den Vor, schlag anzunehmen. Sie trennten sich vielinehr völlig von den Engländern, belagerten und ero, berten Queönoy (4. Juli 1712) und rückten dann sofort vor Landrecy. Ormond wußte sich dafür zu rächen, indem er sich schnell auf- Gent und Brügge warf, und in beide Städte englische Besatzung legte. Jetzt war Villars dem Prinzen Eugen weit überlegen, und da er wußte, daß sich der letztere nicht einen Augenblick länger würde halten kön,

12. Theil 9 - S. 127

1807 - Berlin : Duncker & Humblot
127 kehren müssen. Allein diesem zweyten Hanntbal war kein Gebirge unübeisteigiich. Ein Berg, Na- mens Balbi, verschloß einen Ausweg, an den kern Franzose gedacht hatte. Eugen bewaffnete einige Regimenter mit Hacken, Bohrern und Pulver, und in wenigen Tagen war, durch die vereinte rastlose Arbeit so vieler Hände, ein Weg vor; 6 Meilen in der Länge und 9 Fuß in der Breite durch den Felsen gebrochen, auf dem man mir Geschütz und Gepäck ohne Schaben hinüberkam. Wo den Pferden das Ziehen zu schwer ward, faßten die willigen Soldaten mit an, und mit Erstaunen sah Catinat den ganzen Zug von den Bergen herab kommen, und, ehe er es verhin, dern konnte, die Ebene von Verona bis an die Etsch besetzen (28. May). Bald täuschte Eugen ihn nun durch unerwartete Wendungen, bald verschanzte er sich so- klug, daß er nicht anzngrei- fen war, und zuletzt (7. Zul.) übersiel er ihn bey Carpt, und schlug ihn tüchtig aufs Haupt, Da mußte Catinat sich über den Mine io und O glto zurückziehen, und Eugen nahm eine treffliche Stel- lung bei Chtart, wo er sein Lager meisterhaft verschanzte. Dieser erste schlechte Erfolg von Selten der Franzosen verursachte am Hofe von Versailles große Unzufriedenheit. Die Frau von Mainte- non hatte das Vertrauen, daß unter dem Com- mands ihres Lieblings, des Marschalls von Vi l-

13. Bd. 2 - S. 38

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
38 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. mischt, und es trifft sich nicht selten, daß die Nachbarn im nächsten Hause einander nicht verstehen können. Die verschiedenen Nationen vermischen sich selten in wechselseitige Heirathen, Magyaren und Wa- lachcn nie. Nächst dem ungemein reichen Boden des Landes hat der Banat- Bauer uoch viele, ihm eigenthümliche Gerechtsame, die ihm zugestanden wurden, als man den Zweck hatte, Ansiedler aus anderen Gegenden herbeizuziehen, und diese Privilegien bewahrt er sich noch jetzt. Temesvar, die Hauptstadt des Banats und die Winter-Residenz der reichen Banatbewohner, ist eine der schönsten Städte, die ich überhaupt kenne. Sic hat zwei schöne freie Plätze und eine Menge recht hübscher Gebäude. Die Stadt war im Jahre 1718 wenig mehr als eine Menge Hütten, zu welcher Zeit Prinz Eugen die Türken, die sic damals iune hatten, hier belagerte und für immer aus dieser schönen Besitzung trieb. Prinz Eugen entwarf den Plan der jetzigen Stadt und begann die Befestigungen, von denen sie umgeben ist. Iii. Sieöcnöürqen*}. 146. Oie Verbreitung der Nationalitäten in Siebenbürgen. (Nach A. Petcrmann's Mittheilungen.) Ein besonderes Interesse in der Bevölkerungs-Statistik Sieben- bürgens bietet die Verbreitung der verschiedenen Nationalitäten, die sich hier in auffallendem Gemisch neben und unter einander festgesetzt haben. Den ersten Rang nehmen, ihrer überwiegenden Mehrzahl nach, die Romanen oder Walachen, die Ungarn (mit den Szeklern) und die Deutschen (Sachsen) ein. In bedeutender Anzahl sind noch vor- handen (80,000) Zigeuner und (15,000) Juden, weniger Armenier und Slawen, und nur einzelne Griechen und andere Nationalitäten. Man zählt nämlich: Romünen. . . 1,227,276 596 auf je 1000 Bewohner. Ungarn. . . . 536,011 261 „ „ „ „ Deutsche . . . 192,482 93 „ „ „ „ Die Walachen haben den ganzen Norden, Westen und mittleren Theil des Landes inne und kommen mit den übrigen Nationen gemischt uoch überall, mit Ausnahme des östlichen Theiles des Udvarhelyer und Kronstüdter Kreises, in beträchlicher Anzahl vor. Die Ungarn bewohnen *) Dieses Kronland heißt Er de ly von Erdö (waldig, gebirgig), Transsil- vania, als das Land, welches jenseits des Waldes liegt, durch welchen man von Ungarn kommt, und Siebenbürgen, wahrscheinlich von^ den sieben Burgen oder Bergschlössern, welche die Deutschen hier im .12. Jahr- hundert erbauten.

14. Bd. 3 - S. 275

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 11. Polen und fei« leibesgroßer König. 275 Theil von Bosnien, Serbien und der Wallachei. Wenn der eble Eugen gewußt hätte, wie balb, 1739, in einem neuen Krieg und Frieden mit der Türkei fast alle feine schönen Errungenschaften, selbst das stolze Belgrab, für Oestreich durch die Ungeschicklichkeit feiner Felbherrn und die Kopflosigkeit feiner Unterhäuser wieber sollten verloren gehen 1 Er erlebte es nicht mehr (f 1736). Eugen that am meisten für Deutfchlanbs Ehre und fühlte am tiefsten feine Schmach. Schmerzlich beklagte er, daß es sich von Frankreich so habe bebrängen lassen, daß selbst der beste Frieden mit biefem hinfort ein stummer Krieg fein müsse. Bei erster Gelegenheit werbe Frankreich den Rhein zur Grenze verlangen! Aber Eugens Plan, das geistlose Oestreich zu verjüngen, scheiterte an dem Herr-fchenben Schlenbrian und der überlieferten Trägheit. Dieser Savoyer war ein Deutscher geworben mit Leib und Seele, wertn man „geworben" sagen bars; beim er rühmte sich der Abstammung vom Sachfenherzog Witukinb. § 11. Polen und sein leibesgroßer König. Wir haben uns an einem Könige von Polen ergötzt; schauen wir einen Augenblick auf biefes kranke Laub hin! Seitbem mit Sigmunb Ii. 1572 der Jagellonifche Herrfcherstamm ausgestorben, und Polen ein Wahlreich geworben war (S. 127), gab es naturgemäß und befon-bers bei der Gemüthsart der Polen höchst ärgerliche Wahlumtriebe, in welche sich zu größerer Verwirrung noch das Auslanb mischte, ja es gab blutige Wahlkämpfe, die das ganze Land burchbebten. Aber auch sonst hatte Polen eine erbärmliche Verfassung; alle Gewalt lag in der Hand des Abels, der Bürgerstanb würde von den Staatsfachen ganz ausgeschlossen und ein freier Bauernstanb existirte garnicht; die Bauern, 9/io des Volks, trugen alle das Sklavenjoch. Das Gesetz schätzte im Fall eines Tobschlags ein Bauerleben zu 4 Thlr. Der Abel aber war ewig uneinig

15. 3. historisches Werklein - S. 218

1799 - Augsburg : Wolff
die kaiserliche Armee ganz umrungen, und gleich- sam belagert ward. Alles zitterte in dieser gefahr- vollen Lage , nur Eugen nicht. Obwohl er kaum 60000 Mann hätte, griff er doch unter der Begün- stigung eines Nebels die Türken ganz unvermuthet, und so glücklich an , daß er sie aus ihrem verschanz- ten Lager ins freye Feld , und dann in die verwor- renste Flucht jagte, Die Türken verloren ihr gan- zes Lager, einen auserordentlicken Kriegsvorrath, und mehrere tausend Mann. Gleich darauf mußten sich Belgrad, Semendxia, Ram, Sabakz, und g>rsowa ergeben. Nun war Eugen im Stande, und in Bereit- schaft , der ottomannischen Pforte den letzten Stoß zu versetzen : als die Spanier auf einmal wider den Kaiser einen Krieg anfiengen, der dann seine Trup- pen aus Hungarn zurücknehmen, und zu passaro- rvitz in Servien Frieden machen mußte, ( 1718- ) kraft dessen er Belgrad mit ganz Servien, Te- pieöwar mit dem Bannat, und ein Stück von der Walachey erhielt. Die Spanier hatten auf Anratyen des Kardi- nals Alberoni ganz Sardinien, und bald darauf einen großen Theil von Sizilien ganz unvermuthet, und wider alles Recht überrumpelt. Dieser Krieg veranlaßte die Quadrupelallianz zwischen dem Kaiser, England, Frankreich, und Savoyen, welche alle Von Spanien , und dem Alberoni beleidiget waren. Die spanische Flotte ward von den Engländern ge- schlagen, und zerstreut: die Spanier mußten Sar- dinien , und endlich nach einer blutigen, hartnäcki- gen

16. Bd. 2 - S. 160

1873 - Köln : Schwann
— 160 — Morgen. Den 5. August in der Frühe brachen die Kaiserlichen hervor und kämpften bis Mittag; um 12 Uhr war der Sieg entschieden. Die Türken verloren 168 Kanonen, an Todten und Verwundeten 30,000 Mann. Im Frühjahr 1617 beschloß Eugen Belgrad zu belagern, überschritt die Donau und erschien Mitte Juni vor dieser Stadt mit nahe an 100,000 Mann. Belgrad zählte eine Besatzung von 20,000 Türken. Die Festung war eine der stärksten der Türkei, und das Unternehmen Eugens schien daher gefährlich und gewagt, denn die Türken hatten sich wieder gerüstet, und eben zog der Großvezier mit 200,000 Mann heran. Fiel daher Belgrad nicht vor Ankunft des Großveziers, so stand zu befürchten, daß das kaiserliche Heer zwischen zwei Feuer gerathe. Gleichwohl legte Eugen frisch Hand an. Bei brennender Sonnenhitze wurde die Festung mit einem doppelten Kreise von Wällen umgürtet, der eine gegen die anrückenden Türken, der andere gegen die Besatzung bestimmt. Der Großvezier errichtete, eine halbe Stunde Weges von den Kaiserlichen entfernt, ein befestigtes Lager und trieb Laufgräben gegen Eugens Stellung. Eugen befand sich in einer gefährlichen Lage; draußen standen 200,000 Mann, drinnen 30,000, die sich in die Hände arbeiteten. Eugen faßte rasch den Entschluß, dem Feinde zuvorzukommen und des Veziers Linien zu stürmen. Ein Theil des Heeres mußte zurückbleiben, um einen Ausfall der Besatzung zurückzuweisen. Der Rest rückte aus zum Kampfe gegen den Großvezier. Es waren 70,000 Mann, die beinahe alle, Eugen mit einbegriffen, an der Ruhr litten, eine Folge der entsetzlichen Hitze und der feuchten Gegend. Nie ist mit halbkranken Soldaten ein so glorreicher Sieg über einen dreimal stärkern Feind erfochten worden. Ant 16. August morgens 6 Uhr gerieth man aneinander, um 10 Uhr stellte Eugen bereits sein siegreiches Heer auf den erstürmten Höhen auf, welche das türkische Lager begrenzten. Der Feind floh nach allen Seiten. Von den Schätzen des eroberten Lagers sielen dem Staate 131 Kanonen und 3000 beladene Wagen zu. Nach der Niederlage des

17. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 340

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
340 --------- Prinz Eugen nach England, um für seinen Frennd sich zu verwenden und die Fortsetzung des Krieges zu erlangen; allein er konnte nur die Niederschlagung des Prozesses erwirken. Zn den Friedensunterhandlungen zu Rastadt zeichnete sich Prinz Engen gegenüber den französischen Abgeordneten durch seine Festigkeit und Gewandtheit ganz besonders aus (1714). *über®bie3c Zwei Jahre später brachen die Türken den Frieden von Carlowitz Türken, und erklärten dem Kaiser den Krieg. Dieser Hochmuth kam sie theuer zu stehen. Prinz Eugen erschlug (1716) den Großvezier mit dem größten Theil seines Heeres bei Peterwardein und eroberte Te-m es war, das Banat und die Walachei. Im folgenden Jahre befand sich Eugen mehrere Monate hindurch in einem verschanzten Lager vor Belgrad in einer sehr gefährlichen Lage mit 40,000 Mann 200,000 Türken gegenüber. Unter dem Schutze eines starken Nebels brach er unerwartet aus seinen Verschanzungen hervor und brachte ihnen eine große Niederlage bei. Belgrad und Orsowa mußten sich ihm ergeben (1717). Mit diesen neuen Lorbeeren geschmückt, kehrte der tapfere „Prinz Eugen, der edle Ritter", dessen Ruhm in zahlreichen Volksliedern gepriesen wurde, nach Wien zurück, da wider seinen Willen und Rath der Friede von Passarowitz mit den Türken abgeschlossen worden war (1718). Lauge lebte er noch in Ruhe und Frieden und lag mit allem Fleiße den Geschäften des Staates und seinen Studien ob, als ihn 1733 die Streitigkeiten um die polnische Krone noch einmal auf den Kriegsschauplatz an den Rhein riefen; auch jetzt bewies er, daß er ein rechter Meister der Kriegskunst sei; allein ohne hinlängliche Mittel und zu bejahrt, vermochte er nichts auszurichten. Nach dem Frieden 1735 kehrte er nach Wien zurück, wo er im folgenden Jahre starb. Eugens Bei allem Ruhme war Eugen höchst bescheiden und leutselig, ein schalten, wahrer Vater aller Soldaten. Seine größte Sorge bildete ihre gute Verpflegung, die pünktliche Auszahlung ihres Soldes und die gebührende Belohnung der Braven. Ungehorsam und Nachlässigkeit im Dienste aber strafte er streng. Die Strapazen des Krieges hatten seinem von Natnr schwächlichen, aber gewandten Körper .Festigkeit und Ausdauer verliehen. Jeden, der mit ihm redete, faßte er' scharf ins Gesicht. Seine Stimme beim Kommandiren war stark und vernehmlich. Die Nase versorgte er fleißig mit spanischem Tabak, welchen er, wie Friedrich der Große, in den Taschen trug. Seinem Talente und seiner Energie verdankt es Europa, daß die Türken nie wieder zu so gefährlichen Feinden der Christenheit wurden, wie sie bis dahin gewesen waren. 8 103. Rußland und Schweden. 1. Die ältere russische Geschichte. rusme Rußland war im Mittelalter lange Zeit der Tummelplatz deutscher und asiati-wi'ckett sich scher Volksstämme gewesen, welche sich von Viehzucht und Jagd nährten und in die

18. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 43

1902 - Halle : Gesenius
— 43 — 13. Dann kam die Gelegenheit, sich an dem französischen Könige zu rächen, wie wir noch hören werden. Und hierauf ging der Prinz in den zweiten Türken krieg. Abermals war ein ge- waltiges Türkenheer in Ungarn eingebrochen; auch es wollte das verlorene Land wiedererobern. Aber Prinz Eugen war zur Stelle, und in der gewaltigen Schlacht bei Belgrad, 1717, schlug er die Türken so nachdrücklich aufs Haupt, dass sie die Lust am Erobern verloren. Die Festung Belgrad wurde eingenommen, und im Frieden (von Passarowitz, 1718) mussten die Türken fast ganz Serbien und ein Stück der Walachei abtreten. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! Überschrift: Prinz Eugens zweiter Türkenkrieg. 14. Etwa zwanzig Jahre später starb Prinz Eugen, und mit ihm ging der bedeutendste Türkenbezwinger dahin. Das merkte man sogleich. Denn schon bald nach seinem Tode brach ein neuer, der dritte Türkenkrieg aus, der für den Kaiser unglücklich ablief. Im Frieden (von Belgrad 1739) musste er alle Eroberungen ausserhalb Ungarns wieder herausgeben, und seitdem ist die türkisch - ungarische Grenze bis in die letzte Zeit unverändert geblieben. Aber die Türken bildeten von jetzt ab keine Gefahr mehr für Europa. Sie hatten sich vielmehr fortan gegen die Angriffe der Christen zu verteidigen. Wiedergabe nach Kernfragen. — Erläuterungen. Erzähle! Überschrift: Prinz Eugens Tod. Zusammenfassung der drei Teile. Vertiefung. Kleine Ursachen, — grosse Wirkungen! (Eugen und der französische König.) Wenn es anders gekommen wäre. (Vermutungen.) Ob es gut war, dass es so gekommen ist. (Sehr gut. Nachweis.) Welche Verdienste hat Prinz Eugen um Kaiser und Reich gehabt? Was verdanken wir ihm? Zusammenfassung und vertiefte Wiedergabe. Haupt Zusammenfassung der drei Abschnitte. Hi. Stufe. I. Verknüpfung des Tatsächlichen. 1. Kara Mustafa und Sanherib. 2. Die Türken und die Hunnen — die Ungarn.

19. Theil 3 - S. 181

1827 - Leipzig : Brockhaus
181 vor Wien ab, und wurde von dem Kaiser zum Befehlshaber eines Reiterregiments ernannt. Zehn-Jahre darauf war er schon Feldmarschall. Gleich achtungswerth als Mensch und als-Krieger, duldete er keine wilden Ausschweifungen in sei- nem Heere, beschützte^ die Künste des Friedens und vergaß gänzlich sein eigenes Ich ob der guten Sache, für die er kämpfte; darum ließ er sich auch gern gefallen, neben, ja sogar unter einem andern Heerführer zu dienen, wenn nur der große Zweck erreicht wurde, nach dem er strebte. Der Herzog von Marlborough, Eugens würdiger Kampfgenosse, stand, an Feldherrngröße keinem andern Hel- den. seiner Zeit nach. Er war aber nicht Feldherr allein, er war zugleich einer der größten Staatsmänner. Mit hohem Geiste herrschte er über die Königin Anna und über das ganze britische Parlament. Mitten im Kriegs- getümmcl behielt er seinen hellen Blick und seine Kalt- blütigkeit. Im Sommer war er der weiseste und tapferste Heerführer, im Winter der gewandteste und thätigste Un- terhändler. Doch fehlte ihm Eugens treuer und redlicher Sinn, mit dem dieser sich selbst vergaß, und nur für das Wohl des Staates, demer diente, lebte. Er war nicht frei von Eigennutz wie sein Streitgcnosse, der von gleichem Eifer belebt war. Wie Eugen, endete Marlborough nie einen Feldzug, ohne sogleich wieder die thätigsten An- stalten zu einem neuen zu machen. Diese beiden großen Männer fochten bald neben einander, bald einzeln; immer lebten und wirkten sie zusanrmen in dem schönsten Einver- ständnisse. Die Plane zu ihren Feldzügen blieben unter ihnen das tiefste Gcheimniß; erst in dem Augenblick der Ausführung erfuhren ihre Untergebenen so viel davon, als sie zu wissen brauchten. Prinz Eugen eröffnete den Feldzug in Italien und schlug sich da vom Jahr 1701 mit mehreren französischen

20. Abth. 1 - S. 231

1818 - Elberfeld : Büschler
Der spanische Erbfolgekrkeg. 2?L Würde eines Marschalls von Frankreich anhketen; -ober Eugen antwortete dem Abgeordneten: „Sä- gen Sie Ihrem Könige, daß fdf> kaiserlicher Feld- marschall bin, welches eben so viel werth ist, als der französische Marschallsstqb. " — Eugen war darin als Feldherr so groß, daß er mit seinem Geiste sowohl das Große, als das Kleine umfaßte, für den Plan der Schlacht so gut, al§ für die kleinsten Bedürfnisse seines Heeres sorgte, und daß fein Falkenaugö mit der größten Schnelligkeit die Gunst des Augenblicks und die Fehler des Gegners zu ergreifen wußte. Als Mensch war er groß, »veil er die Künste des Friedens hoher achtete, als den blendenden Ruhm, weichen der Krieg grebt, und weil dabei solche Bescheidenheit in seiner Seele mar, daß er einen jeden neben sich duldete, soqar andern sich gern unterordnete, Wenn nur die Sache selbst dadurch gefördert wurde. Solche, acht teut- sche, Sinnesart macht, daß wir den Mann , welcher fein ganzes Leben für unser Vaterland verwendet hat, sehr gern zu den Unsrigen zählen. — Von Körper war Eugen klein, und wenn er kn seinen grauen Mgntel gehüllt, durch die Gassen des Feld- lagers ging, so erkannte wohl niemand leichr den weltberühmten Heerführer in ihm, als wer das Feuer in seinem bunfcln Auge zu deuten wußte. Im März des Jahres 1701 brach Eugen mit einem kaiserlichen Heere, bet welchem auch 10,000 Mann Preußen und gleichfalls hannoversche Hüifs- völker waren, nach Italien auf. Bei Nove redo sammelte sich das Heer und erstieg die Gebirge; aber jenseits waren schon alle Passe von den Fran- zosen besetzt, es schien unmöglich, hinabzukommen. Doch der Feldherr ließ durch seine Krieger, die ihm mit Begeisterung gehorchten, einen Weg vo» 6 Meilen durch Felsen und über Abgrunde bahnen, und ehe der Feind es ahndete, brach das Heer aus den furchtbaren Bergen hervor und stand in den Ebenen der Etsch bei Verona. Durch zwei Siege, bei Earpi und Chiari, vertrieb Eugen