1845 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittmar, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Progymnasium, Pädagogium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Lateinschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gymnasium, Lateinische Schule, Pädagogium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
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§. 97. Der westfälische Friede.
In diesem Frieden erhielten mehrere Reichsftände Ge-
bietsvergrößerungen; andere erlitten Gebietsschmälerungen;
andern wurde ihr voriges Besitzthum theils bestätigt, theils
wiederzurückgegeben (wie denn der älteste Sohn Friedrichs V
mit der Kurwürde auch die Pfalz, mit Ausnahme der Ober-
pfalz, welche bei Kurbayern blieb, wieder bekam); allen
Reichsfürsten aber wurde die Landeshoheit versichert;
— Schweden erhielt den größten Theil von Pommern
mit Rügen, jedoch unter deutscher Hoheit; —an Frank-
reich aber mußte das österreichische Elsaß und der
Sundgau nebst den Festungen Breisach und Phi-
lippsburg abgetreten werden; — der Schweiz
und den Niederlanden wurde die Unabhängigkeit zu-
erkannt ; den Protestanten, mit Einschluß der R e-
formirten, wurden die Vortheile des Passauer Vertrags
und des Augsburger Religionsfriedens ohne allen Vor-
behalt nebst dem Genüsse der bis zum Jahre 1624 einge-
zogenen geistlichen Güter zugestanden. — Unter dem Vor-
wand der Aufrechthaltung dieses Friedens wußte Frankreich
acht deutsche Fürsten durch den (älteren) Rheinbund mit
sich zu verbinden!
Der dreißigjährige Krieg hatte Deutschlands Wohlstand
völlig vernichtet: die Hälfte seiner Bewohner war durch
Schwert, Hunger und Seuchen umgekommen , viele Städte
waren zerstört, alle heruntergekommen, unzählige Dörfer
verwüstet, zum Theil vertilgt, viele Ländereien verödet;
Ackerbau, Gewerbfleiß und Handel gesunken, Wissenschaft
und Kunst gehemmt, großartige Werke und Schöpfungen
vieler Jahrhunderte zertrümmert und verschleudert, und was
das Schlimmste war, deutsche Sitte und Art schwer ver-
letzt , und manche dieser Wunden konnte selbst die Zeit nicht
mehr heilen.
Der Friede selbst hat, in religiöser Beziehung
zwischen Katholiken und Protestanten einen auf völliger
Gleichstellung beruhenden,unumstößlichen Rechts-
zuftand geschaffen, und das war für alle Folgezeit der