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1806 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
ii5
Hand legen an meinen Herrn, den Gesalbten des Ieho-
vah. Und er trat leise hinzu, und schnitt von dem Ro-
cke Sauls einen Zipfel ab. Da aber Saul sich auf-
machte aus der Höhle: ging David ihm nach und rief
von hinten; Mein Herr und Königund Saul sah sich
um. David aber neigte sich mit dem Antlitz zur Erde,
auf welche Weise man im Morgenlande die Könige und
Vornehmen begrüßt, und sprach: Warum gehorchest
du Menschenwort, die da sagen: David suchet dein Un-
glück? Siehe! der Herr halte dich heute in meine Hand
gegeben, und es ward gesagt, daß ich dich sollte erwür«
gen. Aber siehe mein Vater! (David hatte eine Toch-
ter Sauls zur Gemaliu gehabt) ich schnitt den Zipfel
von deinem Rock, zum Zeichen daß ich dich nicht erwür-
gen wollte. Erkenne, daß nichts Böses in meiner Hand
ist, und keine Uebertretung. Ich habe an dir nicht ge-
sündiget, und du jagest meiner Seele nach, daß du sie
wegnehmest. Als Saul diese Worte hörte; weinete er
und sprach: Ist das nicht deine Stimme, mein Sohn
David? Ach, du bist gerechter denn ich: du hast mir
Gutes erwiesen, ich aber habe dir Böses erwiesen. Der
Herr vergelte dir Gutes für diesen Tag! Und Saul zog
heim mit seinem Heere. — David indeß, der den miß-
trauischen Sinn des Königs kannte, hielt sich entfemt
von ihm an den Gränzen von Judaa, und beschützte das
Land gegen feindliche Einfalle. Und Davids Mißtrauen
war nicht ohne Grund. Denn, wir wissen nicht, ob
durch eine bestimmte Veranlassung jetzt aufs neue gereizt,
Saul zog mit seinem Feldherrn Abner und einem Heere
abermals gegen David, ihn zu fangen. Einen Abend
lagerte er sich vor der Wüste, in welcher David mit sei-
nen Anhängern umherzog. In der Nacht ging Da-
vid mit einem Diener heimlich in das Lager, und kam
an den Ort, wo Saul und Abner auf der bloßen Erde
schliefen. Da sprach der Diener: Soll ich deinen Feind
H 2 jetzt
1902 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
85
druck Gottes, indem du dabei gleichzeitig an Saul denkst! — Er-
zähle, wie auch unter den anderen anwesenden Söhnen Jsais
keiner für würdig erfunden wurde! Wer war nun noch übrig
geblieben? Welche Aufgabe war demselben in feines Vaters
Hause zugeteilt worden? Was weißt du von seiner äußeren Er-
scheinung zu berichten? Wodurch wurde David zum zukünftigen
König über Israel geweiht? Welche Bedeutung hatte diese heilige
Handlung? (Siehe vorige Geschichte!) Durch wessen Wirkung
ging auch die innere Umwandlung in David vor? Durch den
Geist des Herrn, der über David geriet. — So war David zum
Nachfolger Sauls erwählt. Doch er blieb noch längere Zeit im
Hause seines Vaters, wo er als einfacher Hirt treu die Pflichten
eines Sohnes erfüllte. Zugleich hatte er dabei Gelegenheit, sich
in der Einsamkeit innerlich aus seinen hohen Berus vorzubereiten,
indem er durch Gebet und stille Betrachtung mit Gott in innigen
Verkehr trat.
2. Gott der Herr hatte sich im Zorn von Saul abgewendet.
Wer war nun in sein Herz eingezogen? Sein böses Gewissen
mahnte ihn fortwährennd an seine Sünden und bereitete ihm
viel Unruhe und Angst.
Merke: „Die Gottlosen haben keinen Frieden."
Wodurch suchte sich Saul Erleichterung seines qualvollen
Zustandes zu verschaffen? Wen bezeichnete ein Diener Sauls
als des Saitenspiels kundig? Was rühmte der Knecht ferner
an David? Seine Tapferkeit, Verständigkeit, Schönheit und
Frömmigkeit. Woher war wohl Davids Tapferkeit und Mut
schon bekannt geworden? Von seinem Hirtenberufe, der mauche
Gefahren mit sich brachte. („Der mich von dem Löwen und
Bären errettet hat.") Welche Stellung nahm David bei Saul
ein? Er hatte den König aus seinen Wegen zu begleiten, ihm
zu dienen, seine Befehle an andere zu übermitteln. Inwiefern
war diese Stellung Davids am Hofe Sauls von hoher Bedeutung
für seinen künftigen Berus? Erzähle, wie Davids Saitenspiel
auf Sauls Leiden einen wohlthätigen Einfluß ausübte! — Zu-
sammenfassung ! —
D. Zusammenfassung.
I. Sauls Verwerfung.
1. Sein ungläubiges Opfer.
1909 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Wernecke, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
Lektionen. 7. David und Goliath.
265
recht genau den Kopf, die Arme und die Beine von Goliath an, und dann
seht euch auch David an! Was meint ihr nun, l. K., sieht dieser nicht ganz
anders aus? Erzähle! —
Was für ein Mann war Goliath?
Wie wird Goliath deshalb genannt?
David sieht dagegen wie ein Knabe ans.
Der große, starke Riese liegt auf der Erde.
Wie ist das zugegangen?
Womit hat David den Riesen getötet?
Zeigt ans dem Bilde die Schleuder und den Stein!
Was hat David anstatt der Schlender jetzt in der Hand?
Was will er tun?
Wer hat dem Kampfe von fern zugesehen?
Was tun nun die Philister? ..
Wer war also der Befreier des Volkes Israel?
V. Spruch und Vers.
Warum glaubte wohl der Riese ganz gewiß, daß es ihm ein Leichtes sein
würde, den David zu töten? Worauf verließ er sich? Der Riese verließ
sich auf seine eigne Kraft und Stärke, auf seinen Spieß und Panzer. Er
dachte: „Ich brauche den lieben Gott nicht, ich werde schon allein fertig werden,
ich bin so groß und stark und habe auch gute Waffen."
Wie war der Riese Goliath? Goliath war stolz und hochmütig.
Wer ließ sich aber durch die prahlerischen Worte des Riesen nicht bange
machen? (nicht einschüchtern?) Welche schöne Antwort gab er dem großen
Prahler? Auf wen verließ sich David? Wie können wir das noch anders
sagen? David hatte Vertrauen zu Gott, daß er ihm helfen werde.
Von sich selbst denkt David gering. Er vertraute nicht auf seine Kraft,
sondern sagte: Gott wird mich erretten von diesen! Philister. David war
demütig. — Um was wird er den lieben Gott gebeten haben? Seht, liebe
Kinder, der fromme David betete zum lieben Gott; der Riese Goliath aber
verspottete den lieben Gott und fluchte. — Und siehe da. was geschah? —
Der liebe Gott hatte das Gebet Davids erhört.
Darum fragt ein frommer Dichter:
Was kann der große Riese
Mit Fluch und frechem Scherz,
Mit himmelhohem Spieße,
Mit Helm und Schild von Erz? —
Darauf antwortet er:
Ein Jüngling kommt mit Gott,
Der fürcht' nicht Ries' und Tod,
Er trägt für Spott zum Lohn
Des Prahlers (Riesen! Haupt davon.
Ein schöner Spruch heißt:
Auf Gott hoffe ich und fürchte mich nicht, was können mir die
Menschen tun? — (Ps. 50, 12.)
1890 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
61
besiegen könne? Was sagte er deshalb zu David? Wer sei ein Knabe
gegen den Riesen? Was sei aber Goliath? Er war schon lange Zeit
Soldat und darum auch im Kämpfen und Streiten viel geschickter
als David. Welche kleine Geschichte erzählte nun David dem Sank?
Wessen Schafe hütete er einmal? Was geschahe da? Wer lief ihnen
nach? Was that er? Was hätte sehr leicht geschehen können? Wer
errettete ihn aber? Wovon? — David war gegen den Riesen nur
ein Knabe, und dennoch wollte er einen so gefährlichen Kampf mit
diesem wagen. Er dachte aber sogleich an Gott, der ihn von dem
Löwen und Bären errettet hatte. Darum sagte er auch am Schlüsse
seiner Erzählung: „Der Herr, der mich vom Löwen und vom Bären
errettet hat, wird mich auch von dem Niesen Goliath erretten."
David hatte großes Vertrauen zu dem lieben Gott. Das war es,
was Saul und den Israeliten fehlte; deshalb fürchteten sie sich auch
so sehr vor Goliath. Was gestattete nun Saul dem Hirtenknaben?
Was hängte sich David um? Warum Hirtentasche? Wozu brauchen
die Hirten eine Tasche? Was nahm er in die Hand? Was suchte
er aus dem Bache? Wohin steckte er die Steine? Was nahm er
noch in die Hand? In der damaligen Zeit gab es noch keine Ge-
wehre, wie die Soldaten und die Jäger jetzt haben. Die Jäger und
Hirten hatten damals Schleudern, womit sie glatte Steine nach den
Tieren, die sie jagten, warfen. So ausgerüstet ging David dem
Riesen Goliath entgegen. Dieser aber lachte über David. Warum
wohl? Es mag wohl auch recht sonderbar ausgesehen haben! Auf
der einen Seite der gewaltige Riese, vom Kopf bis zum Fuß in
Eisen gekleidet, ein mächtiges Schwert an der Seite und einen himmel-
langen Spieß in der Hand — und auf der andern Seite der kleine
David in seinen Hirtenkleidern und mit einem Stocke bewaffnet! Die
Israeliten hatten auch nicht wenig Angst; sie waren sehr besorgt
um das Leben Davids. Die Philister aber lachten David aus und
verspotteten ihn, weil er sich ohne Waffen an den großen Riesen wagen
wollte. Was sagte denn auch der Riese zu ihm? Was sollte mit
dem Fleische Davids geschehen? Er wollte damit sagen: Ich werde
dich mit Leichtigkeit töten, und dann werden die Vögel unter dem
Himmel kommen und dein Fleisch fressen. Der Riese verließ sich auf
seine Kraft und Stärke. Worauf setzte David sein Vertrauen? Welche
Antwort gab er auch dem Riesen? Als David dies gesagt hatte,
wurde Goliath noch viel boshafter und ging mit grimmigem Gesicht
1839 -
Wesel
: Bagel
- Hrsg.: Gailer, Jacob Eberhard, ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
127
Ohren und seinem Herzen verhaßt war. — Lange hatte der König, bei
dem die alte Schwermuth immer wiederkehrte, vergebens den ihm so
verhaßten David aufgesucht, als endlich die Einwohner von Siph die
Verräther an diesem machten und dem König meldeten, daß er nch auf
dem Hügel Hachila bei dem Eingang in die Wüste befinde. Nun zog
Saul mit einem starken Haufen herab, um sich seiner zu bemächtigen.
Da David aber bereits den Hügel verlassen hatte, um sich weiter hinein
in die Wüste zu begeben, so lagerte sich der König mit den Seinigen
auf dem Hügel. Als nun David durch Kundschafter erfuhr, daß der
König wirklich angekommen sey, so nahm er sich vor, einen kühnen
Streich zu wagen. Bei Nacht, während Saul in der Wagenburg
schlief, um sie herum aber das ganze Heer mit ihrem Feldhauptmann
Abner gelagert war, trat David mit seinem treuesten Kriegsgefährten
Abisai in das Lager und kam bis vor das Zelt des Königs, der tief
schlummerte. Abisai, sich der Gelegenheit freuend, ihren Feind ver-
derben zu können, eröffnete David seinen Vorsatz, Saul mit dem
neben ihm steckenden Spieß in die Erde zu bohren. Doch David anders.
Er warnte ihn, ja sich nicht an ihm zu vergreifen, sondern nur seinen
Spieß und Becher zu nehmen. Als sie nun, während Alle der tiefste
Schlaf befallen hatte, das Lager verlassen hatten, stieg David auf
eine steile Felscnspitze, und rief Abner laut. 'Als endlich dieser erwachte,
rief ihm jener zu: Du bist ein unvergleichlich wackerer Kriegsmann,
da du deinen König so treu bewacht hast: siehe, da ist der Spieß und
der Becher des Königs! Auch der König erwachte, und da er Davids
Stimme vernahm, fragte er ihn, ob nicht er der Redende sey? David
bejahte cs und fragte ihn, warum er ihn denn verfolge, und welches
Verbrechen er denn begangen habe, daß er ihm gleich einem auf dem
Gebirge herumiprenden Rebhuhn nachjage? Der König, sein Unrecht
erkennend und im Augenblick, in Betracht der von David bewiesenen
Großmuth, tiefe Neue fühlend, bekannte seinen Fehler und versprach,
ihm fernerhin nicht weiter nachzustellen. Er ließ Spieß und Becher
durch einen von seiner Iungmannschaft herüberholen und schied von
David im Frieden. Doch die vorige Eifersucht erwachte immer wieder
und David fand sich genöthigt, zu Achis in Gath, einem der Fürsten
der Philister, zu fliehen. Dieser räumte ihm und seinen 600 Leuten
Ziklag ein, von wo aus er mit ihnen Streifereien in die Nachbarschaft
unternahm und reichliche Beute machte.
Um diese Zeit geschah es, daß die Fürsten der Philister sich zum
gegen Israel rüsteten, und Achis überredete auch David, den
ä"g mitzumachen. Samuel aber war bereits gestorben, vom ganzen
1888 -
Kreuznach [u.a.]
: Voigtländer
- Autor: Andrä, Jakob Carl
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 65 —
Gehe hin in Frieden; was wir beide geschworen haben im Namen des Herrn, das bleibe ewiglich."
5. David in der Wüste. — Und David flüchtete sich, und es versammelten sich zu ihm bei 4000 Männer, die in der Not waren. Und er war ihr Oberster. Aber Saul stellte ihm nach sein lebenlang. So zog er einstmals aus mit dreitausend junger Mannschaft, David zu suchen, und da er kam zu einer Höhle in der Wüste, ging er hinein. David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle. Da sprachen die Männer Davids: „Siehe, das ist der Tag, da der Herr deinen Feind in deine Hände gegeben." Und David stand auf und schnitt leise einen Zipfel vom Rocke Sauls. Aber darnach schlug ihm sein Herz, und er sprach zu seinen Männern: „Das lasse der Herr ferne von mir sein, daß ich meine Hand legen sollte an seinen Gesalbten." Und da Saul sich ausmachte aus der Höhle, rief David ihm nach: „Herr König, siehe doch den Zipfel von deinem Rock in meiner Hand, daß ich dich nicht erwürgen wollte." Und Saul weinte und sprach zu David: „Du bist gerechter, denn ich. Der Herr vergelte dir Gutes für diesen Tag." Und Saul zog heim.
6. Des Königs Spieß und Becher. — Darnach aber machte er sich abermals auf mit dreitausend Mann, daß er David aufsuchte in der Wüste. Und David kam mit einem seiner Männer des Nachts in Sauls Lager. Saul schlief, und sein Spieß steckte in der Erde zu seinen Häupten; das Volk aber lag um ihn her. Und David nahm des Königs Spieß und Wasserbecher und ging. Des Morgens aber trat er auf eines Berges Spitze und rief: „Hier ist des Königs Spieß und Becher! Warum verfolgt mein Herr also seinen Knecht? Was habe ich Übels gethan?" Und Saul sprach: „Ich habe gesündigt; komm wieder, mein Sohn, ich will dir kein Leid fürder thun." David aber ging seine Straße, und Saul kehrte wieder au seinen Ort zurück.
7. Sauls End e. — Doch David gedachte in seinem Herzen: „Es ist mir nichts Besseres, denn daß ich entrinne in der Philister Land, daß Saul ablasse, mich fürder zu suchen in allen Grenzen Israels." Und er kam samt den 600 Mann, die
Andrä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ausg. B. 5
1887 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Wunderlich, Gottlob
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
sinnung und hohem Mute dem David ebenbürtig. Beide gewähren das Bild echter, treuer Freundschaft. Eine reinere, zartere und aufopfernde Freundschaft ist kaum in der Geschichte wieder zu finden als diejenige war, die David und Jonathan verband. »Und Jonathan und David machten einen Bund miteinander, denn er hatte ihn lieb wie sein eigen Herz. Und Jonathan zog aus seinen Rock, den er anhatte und gab ihn David, dazu seinen Mantel, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel.« (Kap. 18, 3 und 4.) Jonathan ließ sich auch später in seiner Liebe zu David nicht beirren, wankte selbst dann nicht, als er wußte, daß derselbe nach seinem Vater würde König werden. Er warf auf David als auf den, der — nach gewöhnlicher Menschen Weise zu reden — ihm in den Weg trat, ihn verdrängte, keinen Groll, sondern fügte sich selbstverleugnend in den Willen Gottes. Er ertrug geduldig die Schmähungen seines Vaters, der ihm vorwarf, daß er den Thron opfere; er, der Held, ließ es ruhig über sich ergehen, daß Saul ihn einen Niederträchtigen schalt.
Diese Freundschaft Jonathans war unendlich wichtig für Davids späteres Leben. Sie gab ihm Kraft, alle Verfolgungen Sauls zu ertragen und sich nicht erbittern zu lassen. Als dann später der Freund gefallen, klagt und trauert David, und seine Klage spricht sich aus in dem Lobe, das nur die treueste Liebe eingeben konnte.
Saul, der mehr und mehr zu der Gewißheit kam, David wird König, verfolgte denselben, so lange er lebte. Sauls feindselige Gesinnung, die anfangs nur als Ausbruch des finstern Tiefsinnes und "des heftigsten Zornes hervortrat, dann zur List überging, äußerte sich zuletzt in offener Gewalt. Selbst die Verheiratung seiner Tochter Michal mit David war ihm ein willkommenes Mittel, den Verhaßten sich vom Halse zu schaffen; denn dadurch, daß er als Morgengabe für seine Tochter die Tötung von einhundert Philistern verlangte, .glaubte er David sicher ins Verderben zu stürzen. Als das nicht geschahe, wurde die Verfolgungswut Sauls noch größer, so daß David im Vaterlande, ja selbst in seinem eigenen Hause nicht mehr sicher war und in das Land der Philister fliehen mußte (Kap. 21, 10 u. ff.).
Ju allen diesen Verfolgungen blieb David sich treu und bewährte leinen edeln und gottesfürchtigen Charakter. Er vertraute seinem Gott, und dieser errettete ihn aus aller Angst und Fährlichkeit. Eine Reihe wunderbarer Errettungen wird uns in heiliger Schrift vorgeführt. Die Siphiter z. B. verrieten ihn, er war verloren; da rief
1909 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Wernecke, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
261
Iv. Der Religionsunterricht.
diese schönen Worte gesprochen hatte, eilte der Riese mit grimmigem Gesicht
auf ihn zu. Was wollte er tun? Was nahm da David ruhig aus seiner
Hirtentasche? Wohin brachte er den Stein? Was tat David dann? Wohin
flog der Stein? Was geschah mit dem Riesen? Wer hatte also den Riesen
bezwungen? — Da lag der große Prahler! Schwert und Spieß, seine große
Kraft — sie hatten ihm gar nichts geholfen. Der Stein des kleinen David
streckte ihn zur Erde nieder. — Der demütige, bescheidene, kleine David
besiegte den großen, stolzen Riesen, den Prahlhans. So straft der liebe
Gott den Hochmütigen und Stolzen.
Was taten nun die Philister? — Das Volk Israel lobte David und dankte
Gott für seine Errettung. Was wurde aber später aus dem bescheidenen
Hirtenknaben David? In welcher Stadt wohnte der König David?
Abermaliges Vor- und Nacherzählen.
Iv. Veranschaulichung der Geschichte am Bilde von Wangernann.
Auf diesem Bilde sehen wir viele Männer.
Was tragen sie auf ihren Köpfen?
Was hält ein jeder fest in seiner Hand?
Schwert und Spieß nennt man Waffen. Warum tragen sie diese Waffen
in ihren Händen?
Wie nennen wir diese Leute, die mit deu Waffen in den Krieg ziehen?
In wie vielen Haufen stehen sie beisammen?
Wo steht ein jeder Hansen?
Was steht auf den beiden Bergen hinter den Kriegsleuten?
Wozu dienen diese Zelte? In diesen Zelten ruhen die Kriegsleute aus,
wenn sie müde sind. Sie lagern sich darin. Darum nennt man die Zelte
das Lager der Kriegsleute. Ihr seht links auf einem Berge ein Kriegslager
und rechts auf einem Berge auch ein Kriegslager.
Vor jedem Lager stehen die Kriegsleute mit ihren Waffen, als wollten
sie aufeinander losgehen.
Seht euch diesen Kriegsmann recht genau an; er ist einen Kopf länger
als die andern Kriegsleute. Was trägt er auf seinem Helme?
Wie sieht sein Panzer und sein Helm mit der Krone aus? Seht, liebe
Kinder, der lange Krieger hat einen goldenen Panzer an und trägt auf seinem
Kopfe einen goldenen Helm mit einer goldenen Krone.
Warum trägt er eine Krone?
Er ist der König, von dem ich euch in der letzten Geschichte erzählt habe.
Wie heißt der König?
Wer sind die Kriegsleute, die sich um den König Saul versammelt haben?
Gegen welches Volk war der König Saul mit dem Volke Israel in den
Krieg gezogen?
Zeigt das Heer der Philister!
Was tun jetzt die Philister?
Warum fliehen sie?
Zeigt den Riesen Goliath und den kleinen David! Nun seht euch einmal
1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
59
vom mächtigen Stamme Juda zum künftigen Könige. — Diese Be-
handlung machte den Saul mißtrauisch und schwermüthig, und seine
folgenden Handlungen des Hasses und der Wuth verdienten eher Mit-
leiden und oft Entschuldigung, als strengen Tadel und Scheltworte.
David erlegte den gewaltigen Philister Goliath mit einem geschickten
Schleuderwurf; und das Volk sang in einem Siegesliede: Saul hat
tausend geschlagen, aber David, der größere Held, hat zehntausend ge-
schlagen! Dadurch ward das Mißtrauen Sauls lebhafter aufgeregt:
er sah die allgemeine Liebe des Volkes zu David, er hörte vielleicht
von der heimlichen Salbung durch Samuel, und David ward von
jetzt an der gefürchtete Hauptgegenstand seines Hasses. Vergebens
suchte David durch sein schönes Harfenspiel den Trübsinn des Königs
zu erheitern und dessen Mißtrauen zu besiegen: in Anfällen von Wahn-
sinn, oder wie es in der Bibel heißt, wenn.ein böser Geist über ihn
kam, warf Saul selbst mit seiner Lanze nach David, und mehreremale
stellte er ihn an die Spitze der Heere, daß er dort seinen Tod finden
möchte. Da aber David, durch Gottes weise Güte beschützt, allen
Gefahren glücklich entging, beschloß Saul ihn zu todten, es sei auf
welche Art es wolle. David indeß hatte einen treuen Freund an dem
Sohne Sauls, Jonathan. Dieser entdeckte ihm das Vorhaben des
Vaters, rieth ihm, sich eine Zeitlang verborgen zu halten, und suchte
den Saul wieder mit David zu versöhnen. Dies gelang, doch nur auf
kurze Zeit. Ein neuer glücklicher Kriegszug Davids gegen die Philister
erweckte das alte Mißtrauen Sauls auf Neue, und David, von Jonathan
gewarnt, floh aus dem Palaste des Königs. Auf seiner Flucht ver-
sammelten sich an 600 Israeliten zu ihm, mit denen er, ohne einen
Gedanken, sich an Saul zu rächen, Streifzüge gegen die Philister machte.
Saul aber bildete sich ein, David trachte ihm nach Krön und Leben.
Er machte^ sich auch auf mit 3000 Mann, ihn zu fangen und zu tobten.
Einst ermüdet ließ Saul sein Heer lagern, und legte sich selbst in einer
Felshöhle schlafen. In dieselbe Höhle hatte sich kurz vorher David
mit wenigen Getreuen geflüchtet: seines Verfolgers Leben war jetzt in
seiner Hand, und die Freunde ermunterten ihn, den zu tobten, der seine
Seele suchte. David aber sprach: das lasse Gott ferne von mir sein,
daß ich das thun sollte und meine Hand legen an meinen Herrn, den
Gesalbten des Jehovah. Und er trat leise hinzu und schnitt von dem
Rocke Sauls einen Zipfel ab. Da aber Saul sich aufmachte aus der
Höhle, ging David ihm nach und ries von hinten: Mein Herr und
König! Und Saul sah sich um. David aber neigte sich mit dem
Antlitz zur Erde, auf welche Weise man im Morgenlande die Könige
und Vornehmen begrüßt, und sprach: Warum gehorchest du Menschen-
wort, die da sagen: David suchet dein Unglück? Siehe! der Herr hatte
dich heute in meine Hand gegeben, und es ward gesagt, daß ich dich
erwürgen sollte. Aber siehe mein Vater! (David hatte eine Tochter
Sauls zur Gemahlin gehabt) ich schnitt den Zipfel von deinem Rock,
zum Zeichen, daß ich dich nicht erwürgen wollte. Erkenne, daß nichts
Böses ist in meiner Hand, und keine Uebertretung. Ich habe an dir
nicht gesündiget und du jagst meiner Seele nach, daß du sie wegnehmest.
Als Saul diese Worte hörete weinete er und sprach: Ist das nicht
deine Stimme, mein Sohn David? Ach, du bist gerechter denn ich:
1829 -
Leipzig
: Cnobloch
- Autor: Rockstroh, Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
196
bewehrt, versch'mähete David jede Waffen, die
man ihm geben wollte; nun sucht er sich fünf
glatte Steine, und nimmt sie in seine Hirtentasche.
So geht er thalwärts auf den Philister los. „Bin
ich denn ein Hund, rief dieser, daß du mit dem
Stocke zu mir kommst?" und fluchte bei Dagon,
seiner Gottheit : „so komme, Vögel und Naubthiere
sollen deinen Leichnam haben \" ,, David sprach:
du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und
Schild; ich aber komme zu dir im Namen des Herrn,
des Gottes Israels, den du gehöhnt hast. Der
wird dich heute durch mich fällen. Dein Haupt
schlage ich ab, und gebe deinen Leichnam den Vö-
geln und den Raubthieren, daß alles Land inne
werde, Israel habe einen Gott." — Goliath
tritt näher; schon hat aber David einen Stein in
seiner Schleuder und schwingt diese so geschickt,
daß der Stein des Niesen Stirne trifft und be-
täubt stürzt dieser nun vorn über zur Erde. Ha-
stig begiebt sich David nun zu ihm hin, zieht ihm
das Schwert aus der Scheide und haut ihm mit
demselben den Kopf ab. Die Israeliten aber stür-
zen ins Thal hinunter und auf die Philister zu.
Diese ergreifen die Flucht. Ihrer viele werden von
den Israeliten im Verfolgen niedergehauen; ihr
ganzes Lager wird von diesen erbeutet.
Dem David ward dieser seiner kühnen That
wegen gar großes Lob; selbst Saul und sein Ober-
feldherr Abner bezeigten ihm viele Achtung, und
1810 -
Berlin
: Duncker & Humblot
- Autor: Woltmann, Johann Gottfried, Becker, Karl Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
, - ' .. ' /
156
als ich, du Haft mir Gutes erwiesen, aber ich
habe dir Böses gethan. Ach war iu deinen
Händen, und du Haft meines Lebens geschont,
da ich dem deinigen so feindlich nachgetrachtet.
Gott vergelte dir gutes für diesen Tag. Ich
weiß, daß du einmal König werden, und das
Israelitische Reich behaupten wirft: schwöre mir
jetzt bei Zehova, daß du meine Iarchkomme»,
schaft nicht ausrotten willst."
Und Saul und David zogen in Frieden heim.
Aber, so leicht heilt eine alte Wunde nicht in et,
«er mißtrauischen Brust. Saul konnte nicht ru,
hen vor dem Gedanken an Davids Größe; er
machte sich noch einmal auf, ihn zu suchen, und
Abner, sein Feldhauptmann, ging nebst einer
großen Schaar von Knechten mit. Als sie in
Davids Nähe kamen, war es Nacht, sie lagere
ten sich auf der Haide und schliefen ein. Da
schlich sich David mit einem treuen Diener uh,
ter sie, und kam an den Ort, wo Saul lind Ab,
ner schliefen. Neberr Saul lag fein Wasserbecher
und sein Spieß. Soll ich den König jetzt in die
Erde spießen? fragte der Diener den David
heimlich. — „Nein, antwotete David edelmüthig,
das sey ferne, daß ich den Gesalbten des Herrn
ermordete; komm, nimm den Spieß und den
Becher, und laß uns gehen." — Sie gingen,
und niemand im ganzen Lager bemerkte sie.
Am Morgen, als sie erwachten, trat David
1810 -
Berlin
: Duncker & Humblot
- Autor: Woltmann, Johann Gottfried, Becker, Karl Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
iö4
Eine ähnliche Erweiterung verschaffte der
König seinem Reiche auch von Süden her;
denn die Moabiter und Edomiter, die mit dem
König von Nisibte in gemeinschaftlichen Ver-
bindungen standen, und von ihm und den Assy-
rern zu einem Angrif gegen Israel Unterstützung
erhielten, wurden von David und dem tapfern
Zoab gleichfalls geschlagen, und nicht ohne man-
che Grausamkeit vernichtet. Diese Reiche fielen
nun an David, und durch die Eroberung von
Edom, bekam er sogar einen Hafen, Aile, am
arabischen Meerbusen. Die Philister waren
ebenfalls jetzt völlig gedemüthigt. Endlich ge-
lang es David auch, den Jebufitern Jerusa-
lem, und besonders die Burg Zion zu entrei-
ßen, die sie bis jetzt noch besaßen. Letztere
war so fest, daß die Zebusiter, als sie von
David aufgefordert wurden, diese Festung zu
übergeben, spöttisch geantwortet haben: Lahme
und Blinde würden hinlänglich sein, ihn abzu-
halten, wenn sie bloö riefen: nicht herein Da-
vid! Dieser aber eroberte sie dennoch, befestigte
sie nun noch mehr, und machte Jerusalem und
Zion zu seiner Residenz. Doch die neue Stadt
wurde dadurch erst recht die Hauptstadt de6
Reichs, indem David die Bundeelade unter
großen Feierlichkeiten, wobei er selbst vor der
Lade hertanzte, nach Zion bringen ließ.
Der König wollte noch mehr thun. So wie
1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
60
bu haft mir Gutes erwiesen, ich aber habe dir Böses erwiesen.
Der Herr vergelte dir Gutes für diesen Tag! Und Saul zog heim
mit seinem Heere. — David indeß, der den mißtrauischen Sinn des
Königs kannte, hielt sich entfernt von ihm an den Grenzen Judäas.
Und sein Mißtrauen war nicht ohne Grund. Denn, wir wissen nicht,
ob durch eine bestimmte Veranlassung aufs Neue gereizt, Saul zog
mit seinem Feldherrn Abner und einem Heere abermals gegen David,
ihn zu fangen. Eines Abends lagerte er sich vor der Wüste, in welcher
David mit seinen Anhängern umherzog. In der Nacht ging David
mit einem Diener heimlich in das Lager, und kam an den Ort, wo
Saul und Abner auf der bloßen Erde schliefen. Da sprach der Diener:
Soll ich deinen Feind jetzt mit dem Spieße durchbohren? David aber
antwortete: Verderbe ihn nicht! Wer will seine Hand an den Gesalbten
des Herrn legen und ungestraft bleiben? Nimm aber den Spieß und
den Wasserbecher und laß uns gehen. Und sie nahmen den Spieß und
den Wasserbecher Sauls und gingen fort; und es war niemand, der
es sah noch merkte, sondern sie schliefen alle. Am andern Morgen aber,
als sie erwacht waren, trat David auf die Spitze des gegenüberliegenden
Berges und rief: Abner! bist du nicht ein Mann, dem keiner gleichet
in Israel? Warum haft du nicht gehütet den König, deinen Herrn?
Einer des Volkes ist hingegangen in der Nacht, ihn zu verderben:
siehe! hier ist des Königs Spieß und Wasserbecher, die zu seinem Haupte
waren. Da erkannte Saul die Stimme Davids und rief: Ich habe
gesündiget; komm wieder, mein Sohn David! Ich will dir kein Leid
fürder thun. Ach, ich habe thöricht und sehr unweise gehandelt! —
David aber ließ Spieß und Wasserbecher auf dem Berge, und um sich
vor Sauls Verfolgungen zu sichern, verließ er Judäa. — Saul, von
Schaam und Reue tief gebeugt und gemartert, zog zurück: und als
jetzt aufs Neue die Philister in sein Land einfielen, ging er ihnen ent-
gegen voll böser Ahnungen, die eine Wahrsagerin, in der Bibel Hexe
genannt, noch vermehrte und bestärkte. Muthlos kämpfte er: sein Heer
ward geschlagen, Jonathan mit zween seiner Brüder siel und Saul
tödtete sich selbst. Einer seiner Diener nahm dem Leichnam Krön und
Armspangen und eilte zu David mit der Nachricht von dem Tode
Sauls, den er selbst getödtet zu haben vorgab, in der Hoffnung einer
reichlichen Belohnung. David aber ließ ihn sogleich von einem seiner
Männer todten, zerriß sein Kleid, nach der morgenländischen Sitte des
Trauerns, und beklagte in einem schönen Trauerliede Sauls und Jona-
thans Tod.
Der Stamm Juda, zu welchem David gehörte, rief ihn sogleich
zum König aus. Die übrigen elf Stämme aber wollten einen Sohn
Sauls, Jsboseth, zum König, und diesen unterstützte der berühmte
Feldherr Abner. Doch beide wurden getödtet, und nach sieben Jahren
war David von allen Stämmen als König anerkannnt. Er erkundigte
sich indeß sorgfältig, ob nicht noch jemand aus Sauls Geschlecht übrig
sei: und als ihm gesagt wurde, ein Sohn Jonathans, Mephiboseth,
der lahm an beiden Füßen sei, lebe noch, ließ er ihn zu sich kommen
und behielt ihn als seinen Tischgenossen bei sich, so lange er lebte,
um 1050 Davids erste Unternehmung war, die Jebusiten, welche noch unbe-
v. Chr. {fegt mitten in Palästina wohnten, zu vertreiben. Es gelang ihm: er
1902 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
91
unter deinen Mitmenschen suchst! — Aus welchen Worten geht
hervor, das; der Bund zwischen Jonathan und David ein gegen-
seitig aufrichtiger und inniger war? „Das 5p er z Jonathans
verband sich mit dem Herzen Davids." Warum hätte
Jonathan nach menschlicher Weise eher Grund gehabt, Davids
Feind zu werden? David wurde nach Sauls Tode König an
Jonathans Stelle. Echte Freundschaft aber beruht auf wahrer
Liebe, von der es heißt, daß sie nicht das Ihre sucht.
Merke: „Wahre Freundschaft ist selbstlos."
Aus welche Weise zeichnete auch Saul David aus? Er setzte
ihn über die Kriegsleute. Wie zeigte sich David solcher Auf-
gabe gewachsen? Er ward ein geschickter Anführer. („Er hielt
sich klüglich.")
2. Nach der Rückkehr aus dem Kampfe mit den Philistern
sollte der herrliche Sieg festlich gefeiert werden. Wodurch wurde
diese Feier eingeleitet? Durch den Gesang der Weiber. Wen;
galt diese Ehrung am meisten? Woraus geht das hervor? „Saul
hat tausend geschlagen, aber David zehntausend." Inwiefern
hatte David solches Lob verdient? Durch seinen Heldenmut allein
waren die Feinde in die Flucht geschlagen. Welche Eigenschaft
hatten wir uns vorhin von Jonathans Freundschaft gemerkt?
Selbstlosigkeit. Was finden wir im Gegensatz hierzu an Saul?
Selbstsucht, Neid. Erzähle davon! Welcher Warnung hätte Saul
gedenken sollen, die einst an Kain erging? „Laß du ihr (der
Sünde) nicht ihren Willen, sondern herrsche über sie." Wie
groß wurde Sauls Haß durch die Einwirkung des bösen Geistes,
der ihn gefangen hielt? Er beging einen Mordversuch. So
lohnte Saul dem David mit schnödem Undank.
Merke: „Undank ist der Welt Lohn."
Die göttliche Vorsehung bewahrte David vor einem frühen
Tode. Warum hatte nun Saul Ursache, sich vor David zu
fürchten? David hätte sich rächen können. Durch welche schein-
bare Ehrung suchte er darum auch David zu versöhnen? Er
setzte ihn über tausend Mann und gab ihm seine Tochter Michal
zum Weibe. Welche schlimmen Gedanken hegte er aber dabei,
als er David über eine so starke Kriegsmacht stellte? Daß er
vielleicht im Streite erschlagen werde. — Zusammenfassung! —
Ii. D i e Bewährung der Freundschaft.
1. Freundschaftsbündnisse werden im alltäglichen Leben oft
geschlossen. Wie steht es aber gewöhnlich mit deren Festigkeit,
1902 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
109
Gebot? Er brachte seinen Vater um seine Ehre und um seinen
guten Rus.
Merke: „Ein Dieb ist ein schändlich Ding: aber ein Verleumder ist
viel schändlicher." — Zusammenfassung! —
Ii. A b s a l o m s Empör u n g.
1. Unter welchem Vorwände verließ Absalom Jerusalem?
Wo wollte er dem Herrn opfern? Welche Stellung nahm Hebron
früher unter den Städten Judas ein? Residenzstadt. Willig
und gern ließ David seinen Sohn ziehen. Was wünschte er ihm
zu seinem Vorhaben? Welches war aber Absaloms eigentliche
Absicht? Den Aufruhr anzufachen. Welcher Sünden machte
sich Absalom also wieder schuldig? Heuchelei, Lüge. Wie hatte
er seine böse That schon vorbereitet? Erzähle von Absaloms
Erfolg! — Außer dem Stamme Juda sielen fast alle andern
von David ab; in offenem Aufruhr empörten sie sich gegen das
von Gott erwählte Oberhaupt und wandten sich dem ungeratenen,
boshaften Absalom zu. Diese Geschichte ist uns ein neuer Beweis
für den Wankelmut und die Unbeständigkeit des Volkes Israel.
2. Wozu entschloß sich David, als er von Absaloms Em-
pörung hörte? Flucht. Hierzu hatte er wohl einen doppelten
Grund. Wessen strafende Hand erkannte er gewiß in seinem
Unglück? Auch war es David nicht möglich, sich mit Erfolg
in Jerusalem zu verteidigen, da es ihm nicht gelungen wäre,
so schnell ein Heer zu sammeln. Woraus erkennen wir das
Mitleid des Volkes mit dem fliehenden Könige? Es weinte und
ging mit. Welchen Weg schlug David ein? — Wodurch wurde
David noch mehr gedemütigt, als er nach Bahurim kam? Siméis
Fluch. Wie berichtet unsere Geschichte davon? Welchen unver-
dienten Vorwurf mußte David hinnehmen? Inwiefern war diese
Beschuldigung unwahr? David hatte sich nicht gegen Sauls
Haus versündigt. Auf welche Weise wollte Abisai den Lästerer
strafen? Mit welchen Worten wehrte ihm David? Gieb den
Grund für Davids Verhalten an! Auch diese Demütigung nahm
David als eine Strafe von Gott in willigem Gehorsam und
Dulden hin.
Merke: „So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß
er euch erhöhe zu seiner Zeit. (1 Petri 5, 6.)
3. Wie weit zog sich David vor Absalom zurück? Jenseits
des Jordans. Was hatte sich unterdessen um David gesammelt?
1902 -
Langensalza
: Schulbuchh.
- Autor: Seidel, L. E.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
95
zuversichtlichem Vertrauen auf Gottes Hilfe fort, indem er sprach:
„Ich aber werde bleiben wie ein grüner Ölbaum im Hause Gottes;
verlasse mich auf Gottes Güte immer und ewiglich." (Ps. 52, 10.)
Merke: „Harre des Herrn, sei getrost und unverzagt, und harre des
Herrn." (Ps. 27, 14.)
2. Wo fand David zunächst eine Zuflucht? Achis, König
von Gath. In welchem Lande lag diese Stadt? Lande der Phi-
lister. So groß war die Gefahr für David gewesen, daß er das
Vaterland verlassen und im feindlichen Gebiete Schutz vor Sauls
Verfolgungen suchen mußte. So war er um so mehr aus Gottes
Schutz angewiesen. Voll Dankbarkeit sang er darum auch Gott
herrliche Loblieder, in welchen er ihm banste, daß er ihn gnädig
im Lande der Feinde behütet hatte. (Lies Psalm 34!) •— David
kehrte wieder in das Land Kanaan zurück. In welcher Höhle
verbarg er sich vor Saul? Adullam, im Gebirge Juda.
Wer gesellte sich hier zu ihm? Was veranlaßte wohl dieselben,
sich solchen Aufenthalt zu wählen? Furcht vor Saul. Mit der
ziemlich bedeutenden Anzahl entschlossener und mutiger Männer
hätte er seinem so feindselig gesinnten Könige manchen empfind-
lichen Schaden zufügen können; doch wir hören nichts davon.
Im Gegenteil berichtet uns die heilige Schrift, daß David mit
feinen Streitern gegen die Philister zog und diese schlug, als sie
eine Stadt in Juda bedrohten. Welches Gebot erfüllte also
David? Gebot der Feindesliebe.
Ii. Davids Treue gegen Saul.
1. Nicht lange nach Davids Ankunft in Kanaan erfuhr auch
Saul durch seine Spione von dem Aufenthalte seines Dieners.
Mit neuem Eifer nahm er die Verfolgung ans. Welches Versteck
hatte sich David aufgesucht? Die Höhlen und Schluchten der
Wüste E n g e d i. Bestimme die Lage dieser Wüste! Westlich
vom Toten Meere. Erzähle, wie Saul in die unmittelbare Nähe
Davids kam! — Wozu bot sich dadurch David eine günstige Ge-
legenheit? Saul gefangen zu nehmen, ihn wohl gar zu töten.
Wodurch wurde diese Versuchung Davids noch verstärkt? Rat
der Männer. Warum schnitt David einen Zipfel von Sauls
Mantel ab? — Gar deutlich mußte Saul erkennen, daß es
David nicht schwer gewesen wäre, an ihm Rache zu nehmen,
und daß er ihn dennoch verschont hatte. Mit welchen Worten
sprach David den Seinen gegenüber aus, daß er ihren Rat
auf keinen Fall befolgen werde? Heilige Scheu vor dem von
1869 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Kaiser, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vorgeschichte, Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
- Geschlecht (WdK): koedukativ
26
Da kam David (der sich beim Ausbruche des Krieges wie-
der in die Heimath begeben hatte), um seinen im Heere dienenden
Brüdern Speise zu bringen, entbrannte von edlem Zorne über den
Hohn, den Goliath täglich über die Israeliten laut werden ließ,
gab zu verstehen, daß er Lust habe, mit dem Riesen anzubinden,
und wurde dem Könige vorgestellt. Saul legte ihm, nach Besei-
tigung einiger Bedenklichkeiten, seine eigne Rüstung an; David
aber, dem diese zu ungewohnt und unbequem war, warf sie wieder
ab, suchte sich im Bache fünf glatte Kiesel aus, und ging nun
bloß mit Hirtenstab und Schleuder bewaffnet, aus den Philister
muthig los. ,,Bin ich denn ein Hund, sprach dieser, auf ihn
znschreitend, daß du mit einem Stocke zu mir kommst?"
David aber verwies ihm mit kurzen Worten seinen Uebermuth,
indem er sprach: „Du kommst zu mir mit Schwert und Spieß
und Schild, ich aber komme zu dir im Namen des Herrn, des
Gottes Israel, dessen Heer du verhöhnet hast."
Mit diesen Worten legte er einen Stein ans die Schleuder,
und ehe ihn noch der Riese mit seinem langen Schwerte erreichen
konnte, schleuderte ihm David den Stein so kräftig an die Stirne,
daß er todt niederfiel. Hierauf trennte er dem Großsprecher mit
dessen eigenem Schwerte den Kops vom Rumpfe. Ihres Stolzes
und Schutzes beraubt, flohen nun die Philister, und wurden
von den sie verfolgenden Israeliten zu vielen Tausenden nieder-
gemacht.
David erhielt nun eine Heersührerstelle und die Hand von
Sauls Tochter zur Belohnung. Doch erregte sein größerer Ruhm
(das Volk empfing den siegreich heimkehrenden David mit dem
Gesänge: ,,Saul hat tausend, David aber zehntausend geschlagen"
1. Sam. 18, 7.) bald den Neid seines Schwiegervaters, der
sogar, als David die düstre Seele des Königs durch Saitenspiel
erbeitern wollte, in einem Ausbruche wilder Wuth die Lanze nach
dem schuldlosen Jünglinge schleuderte.
Da David bei den: Volke sehr beliebt war, so haßte ihn
Saul und sann sogar auf seinen Untergang.
Von der ihm drohenden Gefahr durch Sauls Sohn, seinen
treuen Freund Jonathan, unterrichtet, entfloh er in die Wüste,
wo er bei Tage im Dunkel der Wälder sich verbarg, bei Nacht
1876 -
Kreuznach
: Voigtländer
- Autor: Andrä, Jakob Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
— 66 —
zu dem Philister, zog sein Schwert aus der Scheide und hieb
ihm den Kopf ab. Da flohen die Philister und die Männer von
Israel jagten ihnen nach und schlugen sie.
4. Davids Flucht. — Da David wiederkam von der
Schlacht des Philisters, verband sich Jonathan, Sauls Sohn, mit
David, und Jonathan gewann ihn lieb wie sein eigen Herz; und sie machten einen Bund mit einander. Die Weiber aber aus den Städten gingen dem König Saul entgegen und sangen: „Saul
hat Tausend geschlagen, aber David Zehntausend". Da ergrimmte Saul sehr und sah David sauer an von dem Tage und fortan. Und als David auf den Saiten vor ihm spielte, schoß Saul einen Spieß nach ihm; David aber wandte sich, und der Spieß fuhr in die Wand. Da floh David; Saul aber redete mit Jonathan und mit allen seinen Knechten, daß sie David todten sollten. Aber Jonathan ging hinaus auf's Feld zu David, und sie küßten sich und weinten; und Jonathan sprach: „Gehe hin in Frieden; was wir. Beide geschworen haben im Namen des Herrn, das
bleibe ewiglich".
5. David in der Wüste. — Und David flüchtete sich, und es versammelten sich zu ihm bei 400 Männer, die in Noth waren, und er war ihr Oberster. Aber Saul stellte ihm nach sein Lebenlang. So zog er einstmals aus mit Dreitausend junger Mannschaft, David zu suchen, und da er kam zu einer Höhle in der Wüste, ging er hinein. David aber und seine Männer saßen hinten in der Höhle. Da sprachen die Männer Davids: „Siehe, das ist der Tag, da der Herr deinen Feind m deine Hände gegeben". Und David stand auf und schnitt leise einen Zipfel vom Rocke Sauls. Aber darnach schlug ihm sein Herz und er fprach zu seinen Männern: „Das lasse der Herr ferne von
mir sein, daß ich meine Hand legen sollte an seinen Gesalbten . Und da Saul sich aufmachte aus der Höhle, rief David ihm nach: „Herr König! siehe doch den Zipfel von deinem Rock in meiner Hand, daß ich dich nicht erwürgen wollte". Und Saul weinte und sprach zu David: „Du bist gerechter denn ich. Der Herr vergelte dir Gutes für diesen Tag". Und Daul zog heim.
1909 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Wernecke, Robert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
262
Iv. Der Religionsunterricht.
Worte entgegnete deshalb Saul dem David? Nun, dies alles wußte David
selbst, und doch fürchtete er sich nicht.
Wie kam es nun, daß David so mutig sein konnte? David erzählte dem
König Saul eine merkwürdige Geschichte, die er selbst erlebt hatte. Wo wäre
David einstmals gewesen? Was hätte er dort getan? Wer wäre da auf
einmal unter die Herde gesprungen? Was hätten diese wilden Tiere getan?
Löwe und Bär sind starke, gewaltige Tiere, — vor denen sich die Menschen
fürchten. Wer hatte sich aber nicht vor ihnen gefürchtet? David war also
sehr mutig. (Nachsprechen.) Was hätte David getan? Was hätte aber
doch leicht geschehen können? Und nun sagt David selbst, woher er den
Mut nahm, mit wilden Tieren zu kämpfen. Wer hätte ihn errettet? —
Seht, David war ein frommer und demütiger Mensch. Er vertraute
uicht auf seine Kraft, er sagte auch nicht, daß eres gewesen sei, der die
wilden Tiere besiegt hätte. Wie sagte er denn? — Er meinte, der liebe Gott
hätte ihn errettet von den reißenden Tieren. Was würde der liebe Gott
auch jetzt tun, wenn er mit dem Riesen kämpfe?
David war demütig und hatte Vertrauen zu dem lieben Gott.
Vertrau auf Gott und laß ihn walten,
Er wird dich wunderbar erhalten I —
Iii. Davids Kampf und Sieg.
Vorbereitung.
Saul sprach: „Nun so gehe hin, der Herr sei mit dir." David ging nun
dem Riesen Goliath entgegen. Er hatte keinen Panzer, keinen Helm, kein
Schwert und keinen Spieß. Er ging in seinem Hirtenkleide und hatte nur
seinen Stab und seine Schleuder in der Hand. An seiner Seite trug er seine
Hirtentasche. Aus dem Bache nahm er fünf glatte Steine und steckte sie in
seine Hirtentasche.
Als nun der Riese Goliath den kleinen David mit seinem Stocke kommen
sah, lachte er laut. Er verachtete den kleinen David und sprach zu ihm:
„Bin ich denn ein Hund, daß du mit einem Stecken zu mir kommst? Komm
nur her! Ich will dein Fleisch den Vögeln unter dem Himmel zur Speise
geben." — Und er fluchte dem David beim Namen Gottes.
David sagte darauf ein gar schönes Wort, das wir uns genau merken
wollen. Er sprach: „Du kommst zu mir mit Schwert, Spieß und Schild,
ich aber komme mit Vertrauen auf den lieben Gott, der wird mir helfen."
Der Riese ging nun auf David los und wollte ihn erschlagen. David
aber nahm schnell einen Stein aus seiner Hirtentasche und steckte den Stein
in seine Schleuder. Darauf zielte er schnell und ganz genau und schleuderte
dann den Stein so geschickt, daß der Stein dem Riesen gerade an die Stirn
stog und tief in den Kopf fuhr. Sogleich fiel der Riese zu Boden auf sein
Angesicht. David aber lief schnell hinzu, zog das Schwert des Riesen aus
der Scheide und hieb ihm den Kopf ab. Da lag er nun, der große, starke
Mann und war tot. — Als die Philister aber sahen, daß ihr Stärkster tot
war, flohen sie davon, so schnell sie konnten.
1888 -
Kreuznach [u.a.]
: Voigtländer
- Autor: Andrä, Jakob Carl
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 67 —
Volkes, und Uria starb auch. Da sandte David hin und ließ Urias Weib holen, und sie ward sein Weib. Aber die That gefiel dem Herrn übel, und er sandte den Propheten Nathan zu David, der sprach zu ihm: „Es waren zwei Männer in einer Stadt, einer reich, der andere arm. Der reiche hatte viele Schafe und Rinder; aber der arme hatte nichts denn ein einziges Schäflein, und es aß von seinem Bissen und trank von seinem Becher und schlief in seinem Schoß. Da aber zu dem
reichen Manne ein Gast kam, schonte er seine Schafe und nahm
das Schaf des armen Mannes und richtete es zu." Da ergrimmte David und sprach: „Der Mann ist ein Kind des Todes, der das gethan hat." Da sprach Nathan zu David: „Du bist der Mann. Uria hast du erschlagen und sein Weib dir genommen. Siehe, ich will Unglück über dich erwecken aus deinem eigenen Hause. Du hast es heimlich gethan, ich aber will dies
thun vor dem ganzen Israel. Da sprach David: „Ich habe
gesündigt wider den Herrn." Nathan sprach: „So hat auch der Herr deine Sünde weggenommen, du wirst nicht sterben." Und David flehte zu dem Herrn: „Gott, sei mir gnädig und tilge meine Sünde nach deiner großen Barmherzigkeit. Schaffe in mir ein reines Herz und gieb mir einen neuen, gewissen Geist."
3. Absaloms Empörung. — Es war aber in ganz Israel kein Mann so schön als Absalom, der Sohn Davids: von seiner Fußsohle an bis auf seinen Scheitel war nicht ein Fehl an ihm. Und er ließ sich machen Wagen und Rosse, und fünfzig Mann waren seine Trabanten. Und er machte sich morgens frühe auf und trat an den Weg bei dem Thore; und wenn jemand zu dem Könige vor Gericht kommen sollte, rief ihn Absalom zu sich und sprach: „Siehe, deine Sache ist recht und gut, aber du hast keinen Verhörer vom Könige. O wer se^et mich zum Richter im Lande, daß jedermann zu mir käme, daß ich ihm zum Recht hülfe!" Und wenn jemand ihn wollte anbeten, so reckte er seine Hand aus und küßte ihn. Auf diese Weise stahl er das Herz der Männer Israels. Und er ging gen Hebron und hatte Kundschafter ausgesandt in alle Stämme
5*