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1. Theil 3 - S. 45

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Mühlberg. 45 die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten (ein zweiter Ephialtes!). *) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde. So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spanische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalusisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispauia! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vordersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch dies in Verwirrung; ohne Ordnung liefen die Unglücklichen auseinander und wurden durch die ganze Haide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich endlich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, auf ein starkes Pferd und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn ein und wollten ihn fangen. Aber der dicke *) Siehe Th. I. S. 122.

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1. Bd. 2 - S. 360

1844 - Leipzig : Kollmann
360 Der Kaiser ritt noch spat am Abende mit seinem Bruder und Moritz längs dem Ufer hin, um das Terrain zu besichtigen; er sah aber keine Möglichkeit, wie man über den Fluß kommen wolle. Die Elbe war hier gegen 600 Fuß breit und fiuthete gewaltig; dazu war das jenseitige Ufer weit höher als das dies-? seitige, und Karl hatte keine Schiffbrücken. Indem sie so bcrath- schlagten, führte der Herzog von Al ba^ welcher weiter voraus- geritten war, einen jungen Bauern herbei, den; die sächsischen Kriegsvölker Tags vorher seine beiden Pferde genommen hatten,, und der nun, um sich zu rächen, den Kaiserlichen eine Furth in der Elbe Nachweisen wollte, wo ein Pferd hindurchgehen könne. Moritz versprach ihm zwei andere Pferde und hundert Kronen dazu, und so erwartete man fröhlich den Morgen. Unter einem dichten Nebel versuchten die spanischen Hacken- schützen, sich dem jenseitigen Ufer zu nähern; die Sachsen aber hatten gerade an dieser Stelle dasselbe gut besetzt und fchoffen heftig herüber. Vergebens unterhielten jene, im Wasser stehend, ein wohlgeordnetes Feuer; sie konnten sie bei aller Anstrengung nicht zum Weichen bringen. Da äußerte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe des Feindes bemächtigen könne, so wäre das ein bedeutender Vortheil. Sogleich sprang ein Haufe Spanier ohne Harnisch, den Säbel im Munde, in's Wasser, schwamm hinüber und siel die in den Kähnen befindlichen Sachsen an. Nach einem mörderischen Gefechte eroberten sie wirklich die Fahr- zeuge und brachten sie an das diesseitige Ufer. Schnell wurden sie mit tüchtigen Schützen bemannt, die nun die feindlichen wirk- sam beschäftigen konnten, indeß die Reiterei ihren Zug durch das Wasser antrat und dadurch, daß jeder Reiter noch einen Fuß- knecht hinter sich auf's Pferd nahm, eine beträchtliche Anzahl von Spaniern übersetzte. Nachdem schon eine hinreichende Mannschaft drüben angelangt war, setzten auch die vier fürstlichen Häupter, Karl, Ferdinand, Moritz und Alba, neben einander durch's Was- ser, wobei der mitgenommene Bauer des Kaisers Pferd am Zügel führte. Hintendrein folgte noch der Rest der Reiterei und nun schlug man aus den erbeuteten Kähnen eine Schiffbrücke, auf welcher auch das Fußvolk und die Munition nachkam. Die letz- tere wartete der Kaiser nicht erst ab, sondern eilte, sein Heer in Schlachtordnung zu stellen. Es war Morgens, am Sonntage Miscricord. Domini

2. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte für Volksschulen - S. 155

1822 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische Krieg. 155 zurück, der Kaiser aber benutzte seine Zeit besser und brachte die süddeutschen Städte eine nach der andern zur Unter- werfung. Sic mußten seine Verzeihung mit großen Geld- summen erkaufen; Augsburg z. B. mit 150,000 Goldgul- dcn, Ulm mit 100,000, und mußten spanische Besatzungen einnehmen. * Unterdcß hatte der Churfürst von Sachsen sein eige- nes Land von seinem Vetter, dem Herzog Moritz, wie- dergewittnen müssen, der sich in seiner Abwesenheit offen- bar als freund des Kaisers kund gethan und in dessen Namen dasselbe m Besitz genommen hatte. Moritz, der viel geringe- re Macht hatte, als der Churfürst, mußte weichen und st oh zum König Ferdinand nach Böhmen. Wenn der Churfürst nun Zeit behielt, sis) wieder gehörig zu verstärken, so war der Kampf noch eben so schwierig als zuerst: darum eilte der Kaiser Karl, ohne seinem Heere irgend eine Winter- ruhe zu gestatten, durch Franken nach Böhmen und vou da mit seinem Bruder und dem Herzog Moritz nach Sach- sen. Er kam so plötzlich und unerwartet, daß er am 22. April 1547 bei Meißen stand, als der Churfürst ihn noch weit entfernt glaubte. Die Schlacht bei Mühlberg, den 24. April 1547. — Der überraschte Churfürst suchte so schnell als möglich mit seinen Truppen an der Nvrdseite der Elbe nach Wittenberg, seiner Hauptstadt, zu kommen; sie war eine gute Festung und er hoffte sich so lange darin zu vertheidigen, bis seine Bundesgenossen ihm zu Hülfe kommen könnten. Der Kaiser dagegen wünschte nichts wehr, als ihn auf dem Zuge anzugreifen; wenn nur nicht der breite Elbstrom zwischen ihnen gewesen wäre! Als er Nun selbst noch, gegen Abend, nachdenklich am Ufer des- selben hinritt, brachte der Herzog von Alba, einer seiner spanischen Anführer, einen Bauern, der ihm eine Furth durch den Fluß zu zeigen versprach. Die Sachsen hatten chm zwei Pferde weggeführt, aus Rache wollte er ihren Feinden die Furth zeigen. Herzog Moritz versprach ihm dafür 100 Kronen und zwei andere Pferde. — Am andern borgen, — cs war ein Sonntag, — setzten die spa- nischen und neapolitanischen Reuter, ein jeder mit einem Fußgänger hinter sich, durch die Furth; der Bauer fuhr- ^ des Kaisers Pferd am Zügel hmdurch und der König Ferdinand, Herzog Moritz, und die andern Anführer, folg- deir. Der Churfürst war in dem benachbarten Städtchen Mühlberg in der Kirche. Als die Nachricht kam, der Kaiser sey über den Fluß gesetzt, konnte er es nicht glau-

3. Theil 3 - S. 40

1827 - Breslau : Max
40 dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spa- nische Scharfschützen versuchten durch die Furth zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits standen, bemächti- gen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen den Sabel zwischen die Zähne, sprangen ins Waffer, schwammen hinüber, und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden nun mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Bauer geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furth, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fuß- volk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht erst ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalusisches Roß, in der Rechten schwang er die Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Ranzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienste zuhörte, — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt seyn. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen, und davon zu jagen. Denn mit dem Rufe: „Hispania! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vordersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eignes Fußvolk, und brachten nun auch dies in Verwirrung; ohne Ordnung liefen die Unglücklichen aus einander, und wurden durch die ganze Haide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich end- lich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, auf ein starkes Pferd, und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn ein, und wollten ihn fangen. Aber der dicke Herr schlug mit dem Schwerte wacker um sich, erhielt einen Hieb in die linke Backe, und ergab sich erst, als ihm ein Ritter Moritzens zurief: er solle doch seines Lebens schonen. ,,Ja!" antwortete

4. Abth. 1 - S. 76

1818 - Elberfeld : Büschler
76 Vi-Ztr. Karl Vbiszumwestph. Fried. 1520-1648. Anhänger, ihr ganzes Heer und Land und Unter, rhanen der Gnade und Ungnade des Kaisers hin. gaben." Nach solchem Bescheide brachen die Bundes- fürsten in den letzten Tagen des Novembers von Giengen auf und zogen in ihre Länder zurück. Der Herzog Moritz und der Chur- fürsb. — Den Churfürstcn von Sachsen rief auch die Botschaft dringend in sein Land, daß der Herzog Moritz dasselbe, bis auf wenige Oerrer, eingenommen habe. Der Kaiser nemlich hatte seinem Bruder Ferdinand, als Könige von Böh- men, aufgetragen, gemeinschaftlich mit dem Her- zog Moritz die Acht gegen den Churfürsten zu vollziehen, und dessen Länder zu besetzen; und die Lage der Dinge war so, daß, wenn Moritz nicht Theil nahm, die sächsischen Länder auf immer ver- loren schienen. So wenigstens stellte es Moritz dar, als er die Stände seines Landes zusammen- rief, um ihre Einwilligung zu diesem Unterneh» men zu erhalten; denn ohne sie durste n so wich- tigen Handel nicht anfangcn. Er bot alle Kunst der Rede auf, einen Schein des Rechtes auf sein Betragen und seine Wünsche zu werfen. Am meisten entschied aber der plötzliche Einfall von Ferdinands leichten, ungarischen Reutern, die von Böhmen hereinbrachen; vor diesen wilden Horden ging ein furchtbarer Schrecken her, und es schien eine Wohllhat, Moritzens sächsischen Kriegern sich zu ergeben; bald war das ganze Churfürstenthum, bis auf Wirtenberg, Eisenach und Gotha, in des Herzogs Händen. — Aber die Stimme des Volkes in diesen Ländern verdammte sein Beginnen den- noch ; es erschien ihnen als ein Verrath an dem evangelischen Glauben, und von den Kanzeln, so wie in Schriften wurde dasselbe sehr hart geschol- ten. Jetzt kehrte auch der Churfürst voll bitteres Unmuthes zurück.; es war im December 1646.

5. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 128

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
f «8 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. Kampf noch eben so schwierig als zuerst; darum eilte der Kaiser Karl, ohne seinem Heere irgend eine Winterruhe zu gestatten, durch Franken nach Böhmen und von da mit seinem Bruder und dem Herzog Moritz nach Sachsen. Er kam so Plötzlich und unerwartet, daß er am 22. April 1547 bei Meißen stand, als der Kurfürst ihn noch weit entfernt glaubte. Die Schlacht bei Mühlberg am 24. April 1547. — Der überraschte Kurfürst suchte so schnell als möglich mit seinen Truppen an der Nordseite der Elbe nach Wittenberg, seiner Hauptstadt, zu kommen; sie war eine gute Festung und er hoffte sich so lange darin zu vertheidigen, bis seine Bundesgenossen ihm zu Hülse kommen könnten. Der Kaiser dagegen wünschte nichts mehr, als ihn auf dem Zuge anzugreifen; wenn nur nicht der breite Elbstrom zwischen ihnen gewesen wäre. Als er nun selbst noch, gegen Abend, nachdenklich am Ufer desselben hinritt, brachte der Herzog von Alba, einer feiner spanischen Anführer, einen Bauern, der ihm eine Furt durch den Fluß zu zeigen versprach. Die Sachsen hatten ihm zwei Pferde weggeführt, ans Rache wollte er ihren Feinden die Furt zeigen. Der Herzog Moritz versprach ihm dafür 100 Kronen und zwei andere Pferde. — Am andern Morgen, — es war ein Sonntag, — setzten die spanischen und neapolitanischen Reiter, ein jeder mit einem Fußgänger hinter sich, durch die Furt; der Bauer führte des Kaisers Pferd am Zügel hindurch und der König Ferdinand, Herzog Moritz und die anderen Anführer folgten. Der Kurfürst war in dem benachbarten Städtchen Mühlberg in der Kirche. Als die Nachricht kam, der Kaiser fei über den Fluß gefetzt, konnte er es nicht glauben und wollte auch den Gottesdienst nicht unterbrechen. Aber kaum war derselbe beendigt, als er zu feinem Schrecken die Wahrheit der Nachricht sah und kaum Zeit behielt, auf feinen Wagen zu steigen und die nöthigen Befehle zu geben. Das Geschütz war schon nach Wittenberg voraus; er befahl, daß das Fußvolk schnell folgen und die Reiter nur suchen sollten, den Feind auszuhalten. Allein es war zu spät. Die spanischen und ungarischen Reiter warfen die feint-gen über den Haufen, erreichten das Fußvolk auf der Lochauer Haibe, ant Saum eines Waldes; mit dem lauten Kriegsgeschrei: Hifpania! Hifpanta! durch-brachen sie die eiligst aufgestellten Reihen. Es entstanb eine schreckliche Unordnung. Der Kurfürst, der ein sehr biefer Mann war, bestieg einen schweren friesischen Hengst, um sich schneller zu retten; aber die leichten Reiter holten ihn ein und ein Ungar verwunbete ihn, währenb er sich vertheidigte, durch einen Hieb in die linke Backe. Das Blut strömte über sein Gesicht und sein Panzerhemd. Er wollte sich nicht ergeben. Da kam ein Ritter des Herzogs Moritz, Thilo von Trobt, herbei und rief ihm zu, feines Lebens zu schonen. Ihm, als einem Deutschen, ergab er sich. Der Kaiser hielt zu Pferbe mitten in der Haide als Sieger; vor ihn würde der mit Blut bebeefte Kurfürst geführt. Er stieg vom Pferbe und wollte sich vor dem Kaiser auf die Kniee lassen, inbem er zugleich den Blechhandschuh auszog, ihm nach deutscher Sitte die Hand zu reichen. Aber Karl wendete sich finster zur Seite. Da sing der Kurfürst an: „Großmächtigster, Allergnädigster Kaiser!" — So, nun bin ich euer gnädigster Kaiser? unterbrach ihn dieser; so habt ihr mich lange nicht geheißen! — Der Kurfürst erwiderte: „Ich bin euer kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um fürstlichen Gewahrsam." — Wohl, ihr sollt gehalten werden, wie ihr es verdient, antwor-

6. Abth. 2 - S. 59

1823 - Elberfeld : Büschler
Der schmalkaldische Krieg. 154h und 47. S9 14. Die Schlacht bei Mühlberg. (24. April 1547.) Der Churfürst hatte es lange gar nicht glauben können, daß Karl selbst gegen ihn im Anzuge sey; nun da er ihn vor sich sah, brach er eilend die Brücke bei Meißen ab und führte sein Heer an dem rechten Elbufer hinab, um seine Haupt- stadt Wittenberg zu erreichen. Hier konnte er alle Mittel zu einer langen und tapfern Gegenwehr finden. Dem Kai- ser dagegen lag Alles daran, daß der Feind unterwegs schon angegriffen würde, damit der Krieg ein schnelles Ende ge- wönne. Eilend zog er daher an dem andern Elbufer, den Churfürstlichen fast zur Seite, und suchte nach einer Furth, um durch den Fluß zu kommen. Der Churfürst hatte bei dem Städtchen Mühlberg Halt gemacht. Noch spät am Abend ritt der Kaiser selbst mit seinem Bruder und dem Herzog Moritz am Ufer hin und nirgends wollte sich ein be- quemer Uebergang zeigen; denn die Elbe war hier 300 Schritte breit und das entgegengesetzte Ufer war höher als das diesseitige. Da führte der Herzog Alba einen jungen Bauern aus einem nahen Dorfe herbei, welcher ihnen eine Furth im Flusse zu zeigen versprach; die Sachsen hatten ihm zwei Pferde mitfortgeführt, aus Rache wollte er ihren Feinden diesen Dienst erzeigen. Moritz versprach ihm hun- dert Kronen und zwei andere Pferde. Unter dem Schutze eines dicken Nebels suchten nun am andern Morgen einige tausend spanische Hackenschützen durch die Furth an's andere Ufer zu gelangen. Ein Haufen von ihnen schwamm, nach abgeworfenem Harnisch, den Säbel zwischen den Zahnen, hinüber, eroberte einige Kähne und brachte sie zum Kaiser, sie wurden mit Schützen bemannt und diese feuerten nun auf die Sachsen am andern Ufer, wahrend die Reuter durch die Furth setzten und jeder einen Fußknecht hinter sich mit hinüber nahm. Darnach folgte auch der Kaiser, dessen Pferd der wegweisende Bauer am Zügel führte, der König Ferdinand, der Herzog Moritz, und'des Kaisers Feldherr, Herzog von Alba. Es war ein Sonntagmorgen. Der Churfürst wohnte dem Gottesdienste in Mühlberg bei, und als man ihm die Nachricht brachte, der Feind gehe über den Fluß, — und bald , er sey schon ganz nahe, konnte er es noch immer nicht glauben, und wollte den Gottesdienst nicht unterbrechen. Endlich, nachdem er vollendet, hatte er nur noch eben Zeit, seinem eilig abziehenden Heere zu folgen. Er gab Befehl, daß das Fußvolk nur streben solle, Wittenbergzu erreichen,

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 69

1861 - Münster : Coppenrath
69 - Oberdeutschland. Seine Ankunft schreckte Alles zu dem alten Gehorsam zurück. Die früher so übermüthigen Städte öffne- ten ihm freiwillig ihre Thore und unterwarfen sich. Der Kaiser ließ überall Gnade walten. Schlacht bei Mühlberg (1547). — Moritz war unterdeß selbst in's Gedränge gekommen und hatte, statt fremdes Land zu erobern, beinahe gänzlich das seinige verloren. Da aber rückte das siegreiche kaiserliche Heer in Eilmärschen zur Hülfe herbei und stand schon am 22. April an der Elbe, nicht weit von Meißen, wo sich eben der Kurfürst befand, ohne Kunde von der Annäherung des Kaisers erhalten zu haben. Eiligst zog er sich mit seinem Heere auf das rechte Ufer und ließ die Brücke hinter sich abbrechen. Jetzt, da der breite Strom ihn vom Feinde trennte, hielt er sich für sicher und zog hinunter bis Mühlberg. Ihm folgte Karl auf dem linken Ufer. Am Abend vor der Schlacht ritt der Kaiser mit seinem Bruder Ferdinand und mit Moritz am Ufer hin, um die Gegend an- zusehen. Die Elbe flutete stark, jenseits standen die Feinde und hatten alle Kähne auf das rechte Ufer geführt. Da brachte der kaiserliche Feldherr, Herzog Alba, einen Müller herbei, der aus Rache, weil ihm die Sachsen zwei Pferde weg- genommen hatten, dem Feinde einen seichten Ort in der Elbe, Mühlberg gegenüber, entdeckte, wo ein Reiter ohne Gefahr durch den Fluß an das andere Ufer gelangen konnte. Am Morgen des Tages, der das Schicksal des Kurfür- sten entscheiden sollte, — es war der 24. April. 1547 — lag ein starker Nebel über beiden Ufern. Mehrere spanische Sol- daten warfen ihre Rüstung ab, stürzten sich in den Strom, schwammen, den Degen im Munde, nach dem jenseitigen Ufer und jagten dem Feinde mehrere Kähne ab, die sie im Triumphe herüberbrachten. Diese wurden mit Scharfschützen bemannt, um den Uebergang der Reiterei zu decken. Ihnen zur Seite ritten der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und die übrigen Führer durch die Furth. Der Kaiser hatte sich wie zum Siege

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 45

1840 - Münster : Coppenrath
45 Seine Ankunft schreckte Alles zu dem alten Gehorsam zurück. Die früher so übermüthigen Städte öffneten ihm demüthig ihre Thore und erkauften sich seine Gnade mit großen Geldsummen. » 13. Schlacht bei Mühlberg. 1547. Moritz war unterdeß selbst in's Gedränge gekommen und hatte, statt fremdes Land zu erobern, beinahe gänzlich das seinige verloren. Jetzt aber rückte das siegreiche kaiserliche Heer in Eil- märschen zur Hülfe herbei und stand schon am 22. April an der Elbe nicht weit von Meißen, wo sich eben der Kurfürst befand, ohne Kunde von der Annäherung des Kaisers erhalten zu haben. Eiligst zog er sich mit seinem kleinen Häuflein auf das rechte Ufer und ließ die Brücke hinter sich abbrechen. Jetzt, da der breite Strom ihn vom Feinde trennte, hielt ec sich für sicher und zog hinunter bis Mühlberg. Ihm folgte Karl auf dem linken Ufer. Am Abende vor der Schlacht ritt der Kaiser mit seinem Bruder Ferdinand und mit Moritz am Ufer hin, um die Gegend anzufehen. Die Elbe fluthete stark, jenseits standen die Feinde und hatten alle Kahne auf das rechte Ufer geführt. Da brachte der kaiserliche Feldherr, Herzog Alba, einen Müller herber, der aus Rache, weil ihm die Sachsen zwei Pferde weggenommen hatten, dem Feinde einen seichten Ort in der Elbe, Mühlberg gegenüber, entdeckte, wo ein Reiter ohne Gefahr durch den Fluß an das andere Ufer gelangen konnte. Am Morgen des Tages, der das Schicksal des Kurfürsten entscheiden sollte, — es war der 24. April 1547 — lag ein di- cker Nebel über beiden Ufern. Mehre spanische Soldaten warfen ihre Rüstung ab, stürzten sich in den Strom, schwammen, den Degen im Munde, nach dem jenseitigen Ufer und jagten dem Feinde mehre Kahne ab, die sie im Triumphe herüberbrachten. Diese wurden mit Scharfschützen bemannt, um den Übergang der Reiterei zu decken. Ihnen zur Seite ritten der Kaiser, Ferdi- nand, Moritz, Alba und die übrigen Führer durch die Furth. Der Kaiser hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Lin-

9. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 140

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
140 sogleich auf, um sie zurück zu eroberu. Das war aber das Uebelfte, was er thuu kounte, denn nun zog der Land- graf von Hessen auch nach Hause und ganz Oberdeutschland blieb dem Kaiser überlaffen, der alle Reichöstände darin, die zum schmalkald ischeu Bunde gehörten, mit schwerer Geldstrafe belegte, große Lieferungen von Kriegsbedürfniffen von ihnen erpreßte und sie zwang, dem Bunde zu entsagen/ Hatte das Bundesheer sich nur noch eine kurze Zeit gegen den Kaiser gehalten, so würde er schon des Geldmangels wegen dem Bunde einen guten Frieden haben bewilligen müssen und der Kurfürst ohne Schwertschlag wieder zu seinen Landen gekommen scyn. Nachdem Io Hann Fried- rich sich vom Bundesheere getrennt hatte, zog er schnell durch Franken, brandschatzte mehrere katholische Neichs- stande und eroberte dann sein Land ohne große Mühe zu- rück. Darauf fiel er im Januar 1547 in das herzogliche Sachsen und eroberte es bis auf Leipzig, -Pirna und Dresden. Nachdem er Leipzig 3 Wochen lang ver- geblich belagert hatte, ging er dem Markgrafen von Bran- denburg — Kulmbach entgegen, den der Kaiser mit 6000 Mann dem Herzog Moritz zu Hilfe geschickt hatte, überfiel ihn bei Nochlitz, schlug und zersprengte seine Schaar und nahm ihn selbst gefangen. Nach diesem Siege hätte der Kurfürst den Herzog Moritz sehr leicht völlig überwältigen können, allein ec ließ sich verleiten, einen -Waffenstillstand auf vier Wochen mit ihm einzugehen, und zog sich an die Elbe, um Böhmen nahe zu seyn, da die böhmischen Stände eine Verbindung mit ihm gegen den Kaiser unterhandelten. Moritz benutzte den Waffen- stillstand, um sich mit dem Könige Ferdinand bei Brix zu vereinigen, wo beide die Ankunft des Kaisers erwarten wollten und zugleich-'durch ihre Stellung die böhmischen Stände verhinderten, sich mit dem Kurfürsten zu vereinigen. So hatte sich dieser Fürst abermals von dem klugen Mo- ritz überlisten lassen, den, sich unschädlich zu machen und dann die Hilfe der Böhmen und Mähren an sich zu ziehen, ihm so leicht gewesen wäre. Kaiser Karl kam'endlich am 5ten April mit seinem Heere in Eger an, vereinigte sich mit Ferdinand und Moritz und trat am I2tcn seinen Zug nach Sachsen an.

10. Theil 3 - S. 45

1867 - Breslau : Max
Sc-lacht bei Mühlberg. 45 breite Elbe flutbete stark und jenseits waren die Feinde; auch batten diese alle Kähne .auf das rechte User geführt. Da brachte Herzog Alba einen jungen Miillerburschen herbei, der sich an heischig machte, ihnen eine Furt durch die Elbe zu zeigen, wo man hindurchreiten könne. Er that dies aus Rache gegen seine Landsleute, die Sachsen, die ihm zwei Pferde mitgenommen hatten lein zweiter Ephialtes!).*) Moritz verhieß ihm 100 Kronenthaler und zwei andere Pferde So brach der Morgen an, der 24. April 1547, der des verblendeten Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flur und dem Strome. Einige spa- nische Scharfschützen versuchten durch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser, welin man sich nur der Schiffe, die jenseits ständen, bemächtigen könnte. Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie nun im Triumph herüberbrachten. Sie wurden mit Schützen bemannt, die den Uebergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt, die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Schaaren; das Fußvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalnsisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten deni Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke an. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. 'Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit,'sich ei- lends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen. Denn mit dem Rufe: „Hispania! Hispania!" stürzten die trefflichen kaiser- lichen Reiter aus die Sachsen ein; Moritz focht unter den Vor- dersten. Leicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich aus ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch *) Siehe Tb. I, S. 120.

11. Geschichte der neueren Zeit - S. 60

1906 - Langensalza : Gressler
Go Pferde mitgenommen hatten. Moritz verhieß ihm 100 Kronentaler und zwei andere Pferde. So brach der Morgen an. der Johann Friedrichs Schicksal entscheiden sollte. Ein dicker Nebel lag über der Flnr und dein Strome. Einige spanische Scharfschützen versuchten dnrch die Furt zu setzen, aber die Sachsen feuerten stark herüber. Da meinte der Kaiser: „Wenn man sich nur der Schiffe, die jenseits stehen, bemächtigen konnte!" Sogleich warfen die Spanier den Harnisch ab, nahmen die Säbel zwischen die Zähne, sprangen ins Wasser, schwammen hinüber und jagten den Sachsen einige Schiffe ab, welche sie mm im Triumph herüberbrachten. Sie wurde» mit Schützen bemannt, die den Übergang der Reiterei beschützen sollten. Vom Müller geführt, ritten jetzt der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und andere Führer durch die Furt. die ganze Reiterei mit. Schnell ordnete Karl seine Scharen; das Fnßvolk, für welches eine Schiffbrücke geschlagen wurde, wartete er nicht ab. Er hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein starkes andalnsisches Roß, in der Rechten schwang er seine Lanze, und die eben durchbrechende Morgensonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Indessen brachten Boten auf Boten dem Kurfürsten, der ungeachtet der Gefahr in einer Kirche dem Gottesdienst zuhörte, — es war gerade Sonntag — die Nachricht, Karl rücke au. Aber der Kurfürst wollte es nicht glauben; auch könne er jetzt nicht kommen, sagte er; erst müsse der Gottesdienst beendigt sein. Aber als dieser beendigt war, hatte er kaum noch Zeit, sich eilends in seinen Wagen zu setzen und davonzujagen, denn mit dem Rufe: „Hispanio! Hifpania!" stürzten die trefflichen kaiserlichen Reiter auf die Sachsen ein. Moritz focht unter den Vordersten. Seicht wurden die sächsischen Reiter in die Flucht gejagt; sie warfen sich auf ihr eigenes Fußvolk und brachten nun auch dies in Verwirrung. Ohne Ordnung liefen die Unglücklichen auseinander und wurden dnrch die ganze Heide von den Siegern verfolgt. Der Kurfürst warf sich endlich, so schwer er auch wegen seiner Dicke reiten konnte, ans ein starkes Pferd und jagte fort. Einige leichte Reiter holten ihn

12. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 124

1883 - Hannover : Helwing
124 Neue Geschichte. war. Da ließ der Kurfürst, der an der rechten Seite der Elbe stand, die Brücke bei Meißen in Brand stecken und zog längs der Elbe nach Mühlberg, um Wittenberg zu erreichen. Karl folgte auf dem linken Ufer nach und kam schon am folgenden Tage Mühlberg gegenüber an. Als die Sachsen seine Wachtfeuer brennen sahen, meinte der Kur- fürst, 'es sei Moritz, und blieb die ganze Nacht ruhig. Karl wollte den Kurfürsten angreifen, bevor dieser Wittenberg erreichen könne; an einer seichten Stelle führte er sein Heer auf das jenseitige Ufer. Ein junger sächsischer Bauer, dem die Sachsen zwei Pferde weggenommen hatten, erklärte sich aus Rache bereit, dem Heere eine Furt durch die Elbe zu zeigen, wofür ihm Moritz zwei Pferde und 100 Kronen verhieß. Am anderen Morgen, als der Fluß mit dichtem Nebel bedeckt war, wollten spanische Hakenschützen, die bis an die Brust ins Wasser treten mußten, den Übergang des Heeres decken; aber das heftige Feuer der Sachsen trieb sie zurück. Da äußerte der Kaiser, man müsse dem Feinde seine Nachen nehmen. Sogleich sprangen zehn kühne Spanier, den Degen im Munde, in die Elbe, schwammen hinüber und fielen die Sachsen, welche die Kähne besetzt hielten, an. Nach blutigem Gefecht siegten sie und kamen in den Nachen zurück. Diese wurden nun mit tüchtigen Schützen bemannt, welche die Feinde beschäftigten, während die Reiterei durch jene Furt hinüberging. Jeder Reiter nahm noch einen Fußsoldaten hinter sich aufs Pferd. Bald gingen auch Karl. Ferdinand, Moritz und Alba durchs Wasser, wobei jener Bauer des Kaisers Pferd führte. Zuletzt schlug man mit Hülfe der Kähne eine Schiffsbrücke, aus welcher auch das Fußvolk und der Schicßbcdarf nachkam. Noch bevor letzterer ankam, stellte Karl sein Heer in Schlacht- ordnung. Freudig ritt er die Reihen auf und nieder, sein andalusisches Streitroß tummelnd; heute merkte ihm keiner die Gicht an. Eine Lanze hielt er in der Rechten, sein vergoldeter Helm und Harnisch leuchteten in der Morgensonne, weithin erkannte nian ihn an seiner reichgestickten Feldbinde und seiner roten Roßdecke. Es war ein Sonntagmorgen. Der Kurfürst, welcher behauptete, das kaiserliche Heer könne noch nicht nahe sein, war nach seiner frommen Gewohnheit zur Kirche gegangen. Als er hier die Nachricht von dem Übergange der Feinde hörte, wartete er doch erst das Ende der Predigt ab. Dann eilte er in einem Wagen von dannen; denn er war so be- leibt , daß er sein Roß nur mit Hülfe einer Leiter besteigen konnte. Er hoffte, mit seinem Heere Wittenberg zu erreichen; aber Moritz und Alba, die Anführer der spanischen und italienischen Reiterei, brachten ihn auf 1547 der Lochauer Heide, drei Stunden von Mühlberg, zum Stehen. Der Kurfürst konnte nicht daran denken, mit seiner geringen Macht den über- legenen Feind zu schlagen; dennoch hoffte er. mit seinen Truppen den Feind bis zum Abend aufzuhalten, um im Dunkel der Nacht Witten- berg zu erreichen. Aber sein Schicksal wurde noch denselben Abend ent- schieden. Unter der Anführung von Moritz und mit dem Kriegsgeschrei: „Hispania, Hispania!" warf sich die kaiserliche Reiterei auf die sächsischen Reiter und schlug sie zurück. Diese warfen sich jetzt fliehend auf ihr eigenes Fußvolk und brachten es in Verwirrung. Als nun auch das kaiserliche Hauptheer ankam und mit angriff, war die Flucht der Sachsen bald allgemein. Die Verfolgung erstreckte sich über die ganze Heide, wohl 3000 Sachsen lagen in langer Reihe erschlagen auf dem Schlachtselde. Der Kurfürst selbst wurde gefangen genommen. Des Kurfürsten Sohn entkam schwerverwundet nach Wittenberg. Sein Dater bestieg, um schneller fliehen zu können, einen starken friesischen Hengst, wurde aber dennoch von ungarischen Reitern eingeholt. Diesen wollte er sich nicht ergeben und

13. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 406

1895 - Gera : Hofmann
406 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Reformation. in dem seine Diplomatie eine so glänzende Rolle gegenüber den Deutschen gespielt. Es war der größte Fehler, den er damals begehen konnte, den neuen Kurfürsten von Sachsen zu unterschätzen und ihm trotz aller Meldungen und Verdachtsgründe den völligen Parteiwechsel, das undankbare, rücksichtslose Auftreten als Führer der Protestanten noch nicht zuzutrauen. Des Kaisers einst so behende und gewandte Staatskunst zeigte sich damals nicht elastisch, nicht schnell und entschieden genug: der Schüler hatte wirklich den einstigen Meister auf diesem Felde überholt. Moritz hatte bis zum letzten Augenblicke auch mit Karl unterhandelt und alle möglichen Zweideutigkeiten und Unwahrheiten gebraucht, sein wahres Spiel zu verdecken. In denselben Tagen, in denen die protestantischen Heere ins Feld rückten, erwartete Karl den Kurfürsten bei sich in Innsbruck, auch er auf Überlistung und Bethörung desselben sinnend. Aber Moritz erschien nicht, er zog es vor in dem Jntriguenspiel den andern zu betrügen, statt von ihm betrogen zu werden; er eilte an die Spitze seiner Soldaten. Er rückte durch Süddeutschland hinauf nach Tirol hin, wo er den Kaiser persönlich zu fangen dachte. Karl befand sich in einer Lage, in der er nirgendwoher Hülfe und Rettung erwarten konnte. Wenigstens für den Augenblick war nichts zu thun, als durch Moritz' Freund, König Ferdinand, eine Unterhandlung zu versuchen, in der man entweder auf billige Bedingungen hin kompromittieren oder doch Zeit gewinnen konnte, bis zum Kriege alles besser gerüstet sein würde. Man ließ sich darauf ein. Ferdinand und Moritz besprachen sich in Linz, sie setzten die Friedensverhandlung nach Passau an, sie kamen auch über einen Waffenstillstand überein, der in einigen Wochen beginnen sollte. Die Besprechung in Linz war am 23. April zu ihrem Resultate geführt: das protestantische Heer hatte danach bis zum 26. Mai freie Hand, so viel im Felde zu vollführen, als es konnte; vor allem den Kaiser selbst noch zu erreichen und zu fangen, bevor die Verhandlung begann, war ihm möglich geblieben. König Ferdinands Zustimmung zu diesem Arrangement ist die beste Illustration seiner ganzen Haltung seit dem Frühjahre 1551; das war die Saat, die ans dem spanischen Successionsprojekt aufgegangen war. Noch mehr. Ferdinands Verstimmung über Karl war so groß, daß er in einem wichtigen Punkte förmliche Konnivenz dem Aufstande gewährte. Er, als der Landesherr von Tirol, ließ den Protestanten die Schwierigkeiten aus dem Wege räumen, die zwischen sie und die Person des Kaisers sich in den Weg stellen konnten. Zwar hatte die Tiroler Landesregierung im Januar schon Maßregeln zum Schutze des Landes zu treffen angeordnet. Ferdinand dagegen hatte allen Wert auf die Absendung Tiroler Soldaten nach Ungarn gelegt, freilich zuletzt auch zur Verteidigung der kaiserlichen Person alles Nötige zu leisten befohlen; aber es war schon bedenklich, wenn man zu unterscheiden vornahm, ob der Krieg dem Lande Tirol oder der Person Karls gelte; und wenn man von dem bedrängten Kaiser nun selbst Hülfe verlangte, dessen augenblickliche Hülflosigkeit aus der Hand lag, so zeugte auch dies sicher nicht von großer Bereitwilligkeit, für feine Sache zu fechten. Nachdem dann im April einiges Militär an den Pässen aufgestellt war, mußten die Verbündeten sich

14. Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 171

1916 - Stuttgart : Bonz
171 b. Interim. Nach seinem Sieg erlie der Kaiser in Augsburg das Interim (1548), ein Reichsgesetz, durch das die religisen Ver- 1548. Hltnisse einstweilen" (interim) bis zur Entscheidung des Konzils geordnet werden sollten. In demselben wurden den Protestanten die Priesterehe und der Kelch im Abendmahl zugestanden ; dagegen muten sie sich den Bischfen unterwerfen und die katholischen Ge-brauche wieder annehmen. In Sddeutfchlaud wurde das Interim mit Gewalt durchgefhrt, in Sachsen von dem Kurfrsten Moritz nur mit Vernderung angenommen; im Norden widersetzte man sich vielfach jeder Einfhrung. c. Passauer Vertrag und Augsburger Religions-frieden. Da beschlo der Kurfürst Moritz durch abermaligen Verrat die Evangelischen zu retten und zugleich den neugewonnenen Kurhut sich zu sichern. Er verband sich mit einigen evangelischen Fürsten und mit dem König von Frankreich. Diesem wurde fr feine Untersttzung gestattet, die lothringischen Bistmer Metz, Toul und Ver dun sich anzueignen. Nun berfiel Moritz den Kaiser, der krank und wehrlos in Innsbruck war und _ der die Alpen nach Krnten fliehen mute. Die Macht des Kaisers war vollstndig zusammengebrochen. Auch die katholischen Fürsten hatten ihn im Stich gelassen. Man forderte einen dauernden Religions-frieden. Dazu konnte sich Karl trotz seiner Machtlosigkeit auch jetzt nicht entschlieen. Nur zu einem vorlufigen Frieden bis zum nchsten Reichstag und zur Freilassung der gefangenen Fürsten gab er im Passauervertrag 1552 seine Einwilligung. Aber bald mute er einsehen, da der dauernde Frieden nicht mehr verhindert werden knne. Da es dem Kaiser gegen das Gewissen ging, die Evan-gelischen anzuerkennen, beauftragte er feinen Bruder Ferdinand, auf eigene Verantwortung die Sache abzumachen. So kam der Augs-burger Religionsfriede 1555 zustande. In demselben war be- 1555. stimmt, da der Religionsfriede bleiben folle, auch wenn man sich nicht auf einem Konzil einige. Die Religionsfreiheit war aber mehrfach beschrnkt: 1) Die Reformierten hatten nicht daran teil. 2) Nicht die einzelnen, fondern nur die Reichsstnde durften frei ihre Religion whlen, dem, der eine andere Religion als der Landesherr hatte, wurde nur das Recht auszuwandern eingerumt. So bescheiden dieser Ansang der Toleranz war, so hat er doch Deutschland fortan vor den greulichen Ketzerhinrichtungen bewahrt. 3) Ein Bischof oder ein anderer geistlicher Fürst, der evangelisch wurde, soll sein Amt verlieren. Die letztere Bestimmung nannte man den geistlichen Vorbehalt". Die Evangelischen, die schon manches geistliche Frstentum sich angeeignet hatten, strubten sich dagegen. Die Katholiken konnten hierin nicht nachgeben, da ohne das der Fortbestand der katholischen Kirche in Deutschland bedroht gewesen wre. Wollten die Evangelischen nicht den ganzen Frieden

15. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 39

1875 - Münster : Coppenrath
39 — Schlacht bei Mühlberg (1547). — Moritz war unterdeß selbst in’s Gedränge gekommen und hatte, statt fremdes Land zu erobern, beinahe gänzlich das seinige verloren. Da aber rückte das siegreiche kaiserliche Heer in Eilmärschen zur Hülse herbei und stand schon am 22. April an der Elbe, nicht weit von Meißen, wo sich eben der Kurfürst befand, ohne Kunde von der Annäherung des Kaisers erhalten zu haben. Eiligst zog er sich mit seinem Heere auf das rechte Ufer und ließ die Brücke hinter sich abbrechen. Jetzt, da der breite Strom ihn vom Feinde trennte, hielt er sich für sicher und zog hinunter bis Mühlberg. Ihm folgte Karl Ltuf dem linken Ufer. Am Abend vor der Schlacht ritt der Kaiser mit seinem Bruder Ferdinand und mit Moritz am Ufer hin, um die Gegend zu erforschen. Die Elbe fluthete stark. Jenseits standen die Feinde und hatten alle Kähne auf das rechte Ufer geführt. Da brachte der kaiserliche Feldherr, Herzog Alba, einen Müller herbei, der aus Rache, weil ihm die Sachsen zwei Pferde weggenommen halten, dem Feinde einen seichten Ort in der Elbe, Mühlberg gegenüber, entdeckte, wo ein Reiter ohne Gefahr durch den Fluß an das andere Ufer gelangen konnte. Am Morgen des Tages, der das Schicksal des Kurfürsten entscheiden sollte, — es war der 24. April 1547 — lag ein starker Nebel über beiden Ufern. Mehre spanische Soldaten warfen ihre Rüstung ab, stürzten sich in den Strom, schwammen, den Degen im Munde, nach dem jenseitigen Ufer und jagten dem Feinde mehre Kähne ab, die sie im Triumphe herüberbrachten. Diese wurden mit Scharfschützen bemannt, um den Uebergang der Reiterei zu decken. Ihnen zur Seite ritten der Kaiser, Ferdinand, Moritz, Alba und die übrigen Führer durch die Furth. Der Kaiser hatte sich wie zum Siege geschmückt. Mit der Linken tummelte er sein stolzes, andalusisches Streitroß, mit der Rechten schwang er die Lanze, und die eben durchbrechende Sonne spiegelte sich an seinem vergoldeten Helme und Panzer. Es war Sonntag, und der Kurfürst wohnte eben dem Gottesdienste bei, als man ihm plötzlich die Ankunft des Feindes verkündigte. Anfangs wollte er nicht glauben, was man ihm berichtete; als er aber nicht länger zweifeln konnte, ordnete er einen eiligen Rückzug nach Wittenberg an. Aber es war schon zu spät. Sein Heer wurde auf der lochauer Haide eingeholt und zum Treffen gezwungen. Mit wildem Kriegesgeschrei, Hispania! Hispania! warf sich die spanische Reiterei aus die sächsische und schlug sie in die Flucht. Bald waren auch die Scharen des Fuß-

16. Die deutsche Geschichte - S. 90

1855 - Essen : Bädeker
90 einigte sich Karl mit seinem Bruder Ferdinand in Böhmen, rückte die Elbe hinab, und überraschte die Sachsen Lei Mühlberg (24. April). Es war Sonntag, und der fromme Kurfürst eben in der Kirche, als es hieß: der Kaiser ist da! Er wollte es nicht glauben, und jeden- falls erst den Gottesdienst abwarten. Was nun folgte, war mehr eine Jagd, als eine Schlacht zu nennen. Der Kurfürst, verwundet, wurde gefangen, zum Tode verurtheilt, und nur auf die Verwendung des Kur- fürsten von Brandenburg unter der Bedingung begnadigt, daß er seine Festung Wittenberg überliefere, und seine Kurfürstenwürde und den größten Theil seines Gebietes an Moritz abtrete. So ging die säch- sische Kur von der ernestinischen Linie auf die albertinische über; von jener stammen die sächsischen Herzoge, von dieser die Könige von Sachsen. Bald nachher stellte sich auch der Landgraf als des Kaisers Gefangener. §. 115. Kurfürst Moritz wider den Kaiser. Passauer Vertrag. Daß es dem Kaiser nicht um Ausrottung des Protestantismus in Deutschland zu thun war, — er mochte sie für unmöglich halten, und auch nicht für staatsklug in seinem Verhältniß zum Papste — bewies er zu Wittenberg, wo er in seiner Anwesenheit den evangelischen Gottes- dienst nicht eingestellt wissen wollte; und als der spanische Herzog von Alba, der später sich rühmte, in den Niederlanden 18,000 Ketzer hingerichtet zu haben, auf Luthers Grabe ihm rieth, des Erzketzers Gebeine ausgraben und verbrennen zu lassen, erwiderte er ihm: „Der hat seinen Richter schon gefunden; ich führe Krieg mit den Lebenden, nicht mit den Todten." Mit dem Concil, das 1545 zu Trient begonnen worden, waren weder der Kaiser noch die Protestanten zu- frieden; daher trug er zweien katholischen und einem protestantischen Theologen auf, gemeinsam eine Vorschrift zu verfassen, wie es bis zum Schluß des Concils in Religionssachen gehalten werden sollte: das augsburger Interim, womit keine Partei zufrieden war, und die protestantische am wenigsten Ursache hatte es zu sein. Die meisten protestantischen Gebiete mußten erst zur Annahme gezwungen werden, und sonst wurde das Interim nur zum Schein angenommen. Der Mittelpunkt des Widerstandes war die blühende Stadt Magdeburg; sie wurde in die Acht erklärt, und deren Vollziehung dem Kurfürsten Moritz übertragen, der nun auf Reichskosteil ein tüchtiges Heer zusam- menbrachte, insgeheim aber sich mit dem französischen Könige Hein- rich Ii. verbündete. Deiln er war dem Kaiser grain, weil derselbe seinen Schwiegervater noch immer gefangen hielt, und sann darauf, lvas er an seinen Glaubensgenossen verschuldet 'hatte, wieder gut 511 machen. Magdeburg gab er einen ziemlich günstigen Frieden, und be- hielt seine Truppen zusammen; trotzdem stand des Kaisers Vertrauen zu ihm fest, denn er wußte ihn listig zu täuschen. Plötzlich brach er gegen Süden los, und es fehlte wenig, so hätte er den Kaiser in Jns- bruck gefangen genommen. Indeß leitete König Ferdiiland mit Moritz

17. Theil 2 - S. 215

1827 - Leipzig : Fleischer
215 der trä geiohann Friedrich aufgebrochen. Cr hatte, weil er von dem Verrathe seines Vetters Moritz nichts ahnte, diesem während seiner Abwesenheit sein Land anvertraut. Moritz mußte, wenn er sein Bündniß mit dem Kaiser nicht zu früh verrathen wollte, den drückenden Auftrag annehmen. Das Bundesheer war stärker als das kaiserliche. Karl hatte sich bei Ingolstadt verschanzt, und Schärtlin erbot sich, das Lager zu erstürmen. Aber dazu waren die Bundeshäuptec nicht zu bringen. Sie begnügten sich, es drei Tage lang zu beschießen; dann zogen sie plötzlich wieder ab, so daß der Kaiser selbst kaum seinen Augen traute. Noch hatte der Krieg kaum angefangen, und doch wa- ren sie seiner schon vom Herzen überdrüssig; sie baten den Kai- ser um Frieden, und da dieser ihn nicht bewilligen wollte, so zogen sie wieder nach Hause, weil der Winter vor der Thürs war, und Johann Friedrich die Nachricht bekommen hatte, daß ihm Moritz treuloserweise sein Land größtentheils weggenommen habe. Das Einzige, was dem Kurfürsten gelang, war, daß er nicht nur schnell Moritzen heraustrieb, sondern diesem nun selbst sein Land bis auf einige Städte zur Wiedervergcltung wegnahm. Karl ließ das Bundesheer ruhig ziehen, und wandte sich zuerst gegen die Städte in Schwaben, die sich sämmtlich unter- warfen, und die kaiserliche Gnade mit schweren Strafgeldern erkaufen mußten. Im Jahre 1547 aber zog er nach Sachsen, die. angedrohte Strafe an dem Kurfürsten und dem Landgrafen zu vollziehen. In Cger vereinigte er sich mit Ferdinand und Moritz, und stand am 22. April nicht weit von Meißen, wo sich der Kurfürst befand, ehe dieser von seiner Annäherung et- was gemerkt hatte. Nun aber ging er auf das rechte Elbufer, brannte die Brücke hinter sich ab, und zog sich längs des Stro- mes bis gegen Mühlberg hinab. Ihm folgte Karl auf dem linken Ufer. Der Kurfürst war so sorglos, ob er gleich viermal weniger Leute hatte als der Kaiser, daß er so gut als nichts that, den Uebergang der Kaiserlichen zu wehren. Als am Abende vor der Schlacht Karl mit Ferdinand und Moritz an der Elbe hin ritt, und sie überlegten, wie man wohl hinüber- setzen könnte, brachte Herzog Alba einen Müllcrburschen herbei, der sich erbot, ihnen eine Stelle zu zeigen, an welcher man

18. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 127

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Der schmalkaldische Krieg, 1546 und 1547. 127 von Burtenbach, einem Ritter, der schon gegen Türken und Franzosen gefochten hatte und unter anderm mit in der berühmten Schlacht von Pavia gewesen war. Aber auch Schärtlm hatte seinen eigenen Plan und wollte immer das kühnste Wagestück unternehmen. Die drei Heerestheile stießen im Sommer 1546 in Schwaben zusammen und bildeten nun eins der stärksten Heere, welche seit langer Zeit in Deutschland gesehen waren; es war 47000 Mann stark und mit allem wohl gerüstet. Der Kaiser dagegen hatte erst einen kleinen Theil seiner Macht zusammen; [noch fehlten die Bundesgenoffen aus Italien und der Haufe des Grafen von Büren, der aus den Niederlanden herbeikam. Ein rascher Angriff der Verbündeten hätte ihnen große Vortheile verschaffen können; allein in der Unentschlossenheit ließen sie dem Kaiser alle Zeit, die Italiener an sich zu ziehen und ein festes Lager bei I n g o l st a d t zu errichten. Sie begnügten sich, ihm eine Schrift zuzusenden, worin sie erklärten: „sie wüßten sich keines Ungehorsams schuldig, weßhalb er sie mit Krieg überziehen wolle, seine Absicht sei nur, die Lehre des Evangelii und die Freiheit des deutschen Reiches zu unterdrücken." — Karl nahm diese Schrift garnicht an, sondern beantwortete sie auf der Stelle durch Achtserklärung gegen die beiden Fürsten von Sachsen und Hessen, „ die ihm, — so sagte er, — Krone und Scepter nehmen und am Ende alles unter ihre Tyrannei bringen wollten." — So hart beschuldigte ein Gegner den andern, wie immer in den Zeiten heftiger Parteiung zu geschehen pflegt. Nach langem Zögern rückten die Verbündeten endlich vor des Kaisers Lager bei Ingolstadt; aber anstatt einen kühnen Sturm auf dasselbe zu wagen, beschoffen sie es 5 Tage lang mit dem schweren Geschütz, ohne etwas auszurichten; und nachdem sie nun genug Kugeln verschossen hatten, zogen sie ab. Schärtlm war höchst niedergeschlagen darüber und versichert in seiner Lebensbeschreibung, daß er von dieser Zeit an kein Herz mehr zu diesem Kriege habe fassen können, „denn er sehe keinen Ernst zu einem rechtschaffenen Kriege." Der Kaiser war ebenfalls ganz erstaunt, als er das große Heer schmählich abziehen sah, zog ihm nach, vereinigte sich mit dem Grafen von Büren, und war nun stark genug, dasselbe im offnen Felde zu bekämpfen. Aber der Muth war gewichen und die schmakaldischen Bundesgenossen machten den Versuch vom Kaiser-Frieden zu erhalten. Dadurch verriethen sie aber ihre Schwäche nur noch mehr und der Kaiser ließ ihr Schreiben öffentlich vor der Schlachtordnung seines Heeres ablesen, um dessen Muth zu stärken, und gab ihnen zur Antwort: „er wisse keinen Weg zum Frieden, als wenn der Kurfürst und der Landgraf sich, ihr Heer und ihre Unterthanen seiner Gnade und Ungnade übergäben." — Mit dieser Antwort zogen die Fürsten in ihre Heimath zurück, der Kaiser aber benutzte feine Zeit besser und brachte die süddeutschen Städte eine nach der andern zur Unterwerfung. Sie mußten seine Verzeihung mit großen Gelbsummen erkaufen; Augsburg z. B. mit 150,000 Goldgulden, Ulm mit 100,000, und mußten spanische Besatzung einnehmen. Unterdeß hatte der Kurfürst von Sachsen sein eigenes Land von seinem Vetter, dem Herzog Moritz, wieder gewinnen müssen, der sich in seiner Abwesenheit offenbar als Freund des Kaisers kund gethan und zur Vollstreckung der Acht in Sachsen eingefallen war. Moritz, der viel geringere Macht hatte, als der Kurfürst, mußte weichen und floh zum König Ferdinand nach Böhmen. Wenn der Kurfürst nun Zeit behielt, sich wieder gehörig zu verstärken, so war der

19. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 172

1862 - Hildburghausen : Nonne
172 Neue Geschichte. sein Lund den Händen seines Vetters wieder zu entreißen. Es wurde bc- schlossen, den größten Theil der Truppen nach Sachsen abzuführen und noch im November ging die Armee auseinander. Jetzt war es dem Kaiser ein Leichtes die oberländischen Stande zu unterwerfen und sie mußten mit tie- fer Demüthigung und großen Geldsummen Verzeihung von dem Beleidig- ten erkaufen. 2. Während des Siegeszuges des Kaisers durch Oberdeutschland, hatte der Kurfürst von Sachsen sein Land wieder erobert und sich auch des größ- ten Theils des albcrtinischen Sachsens bemächtigt (bis März 1547). Moritz mußte sich nach Böhmen zurückziehen, wo er mit Karl, der ihm zur Hilfe herbeieilte, (in Eger) zusammentraf. An der Spitze der vereinigten Truppen rückte der Kaiser in Sachsen ein und gelangte nach einem zehntägigen, durch keinen Rasttag unterbrochenen Marsch bei Meißen (22. April) an, wo der Kurfürst sein Lager hatte. Rasch zog dieser auf das rechte Elbnfer, ließ die hölzerne Brücke abbrechen und rückte bis an die Grenze des ernestinischen Landes, wo er bei Mühlbergs) Halt machte. Karl zog auf dem linken Ufer nach und kam schon am folgenden Abend (23. April) diesem Städtchen gegenüber an, entschlossen den Fluß zu überschreiten und seinen Gegner zu überwältigen, bevor es diesem gelänge, seine feste Hauptstadl Wittenberg z>l erreichen. Allein bei dem hohen Wafserstaude des gerade hier sehr breiten Flusses hätte er, da es ihm an Schiffbrücken fehlte, von seinem Vorhaben abstehen müssen, wenn nicht ein Bauer (Barthel Strauch), um sich an den Sachsen für die Wegnahme zweier Pferde zu rächen, deil Kaiserlichen eine Fuhrt gezeigt hätte. Hier gingen am folgenden Morgen (24. April) bei einem dichten Nebel die spanischen Hakenschützen 2) bis an die Brust ins Wasser, um den Uebergang des Heeres zu decken; allein es gelang ihnen nickt, das jenseitige User von den Sachsen, welche ihre Schüsse tüchtig er- widerten, zu säubern. Da sprangen ans einen Wink des Kaisers zehn kühne Spanier, ohne Harnisch, den Degen zwischen den Zähnen, in den Fluß, schwammen hinüber, entrissen den Sachsen nach einem heftigen Gefechte eine Anzahl Kähne und brachten dieselben glücklich an das andere Ufer. Wäh- rend nun die Hakenschützcn die Kähne bestiegen und durch ihre Schüsse die Sachsen vertrieben, gingen die Reiter, deren jeder einen Fußknecht hinter sich auf's Pferd nahm, über den Fluß; dann folgte auch der Kaiser, dessen Pferd jener Bauer am Zügel führte, begleitet von Ferdinand, Moritz und dem Her- zog Alba und endlich ging auch das Fußvolk auf einer von den erbeuteten Fahrzeugen geschlagenen Schiffbrücke hinüber. Karl stellte sogleich sein Heer in Schlachtordnung. Die Gicht, an wel- cher er schon damals sehr litt, sah ihm au diesen Tage Niemand an; die freudige Ahnung des Sieges schien ihn verjüngt und neu belebt zu haben. Auf einem audalusischeig) Streitrosse sprengte er, eine Lanze in der Rechten, durch die Reihen seiner Krieger; sein vergoldeter Helm und Panzer leuchteten 1 2 1) Mühlberg, damals Grenzstadt des albertinischen Sachsens, jetzt in der Pro- vinz Sachsen. — Andalusien, die südlichste Provinz Spaniens. Die andalusischen Hengste sind noch jetzt weltberühmt. 2) Haken oder Hakenbüchsen gehören zu den ältesten Handfeuerwaffen (S- 150. Anm.)'und erhielten ihren Namen von dem am Schaft angebrachten Haken, mit welchem sie beim Abfeuern gegen eine Unterlage gestemmt wurden.

20. Für den Unterricht in Unterklassen berechnet - S. 172

1872 - Hildburghausen : Nonne
172 Neue Geschichte. zehn Tagen, im Oktober 1546) erobert habe, und sogleich war er ent-schlssen, vor Allem sein Land den Hnden seines Vetters wieder zu ent-reien. Es wurde beschlossen, den grten Theil der Truppen nach Sachsen Unterweis- abzufhren und noch im November ging die Armee auseinander. Jetzt oberlnd e6 ^tm Kaiser ein Leichtes die oberlndischen Städte zu unterwerfen Städte' un^ fte mutcn mit tiefer Demthigung und groen Geldsummen Vcr-zechung von dem Beleidigten erkaufen. 2. Whrend des Siegeszugcs des Kaisers durch Oberdeutschland, hatte der Kurfürst von Sachsen sein Land wieder erobert und sich auch des gr-ten Theils des albertinifchen Sachsens bemchtigt (bis Mrz 1547). Moritz wute sich nach Bhmen zurckziehen, wo er mit Karl, der ihm zur Hilfe herbeieilte, (in Eger) zusammentraf. An der Spitze der vereinigten Trup-Pen rckte der Kaiser in Sachsen ein und gelangte nach einem zehntgigen, durch keinen Rasttag unterbrochenen Marsch bei Meien (22. April) an, wo der Kurfürst sein Lager hatte. Rasch zog dieser auf das rechte Elb-user, lie die hlzerne Brcke abbrechen und rckte bis an die Grenze des Mhlberg ernestinischen Landes, wo er bei Mhlberg *) Halt machte. Karl zog 1547. auf dem linken Ufer nach und kam schon am folgenden Abend (23. April) diesem Stdtchen gegenber an, entschlossen den Flu zu berschreiten und seinen Gegner zu berwltigen, bevor es diesem gelnge, seine feste Haupt-stadt Wittenberg zu erreichen. Allein bei dem hohen Wasserstande des gerade hier sehr breiten Flusses htte er, da es ihm an Schiffbrcken fehlte, von seinem Vorhaben abstehen mssen, wenn nicht ein Bauer (Barchel Strauch), um sich an den Sachsen fr die Wegnahme zweier Pferde zu rchen, den Kaiserlichen eine Fuhrt gezeigt htte. Hier gingen am folgen-den Morgen (24. April) bei einem dichten Nebel die'spanischen Haken-schtzen 2) bis an die Brust in's Wasser, um den Uebergang des Heeres M decken; allein es gelang ihnen nicht, das jenseitige Ufer von den Sach-sen, welche ihre Schsse tchtig erwiederten, zu subern. Da sprangen auf einen Wink des Kaisers zehn khne Spanier, ohne Harnisch, den Degen zwischen den Zhnen, in den Flu, schwammen hinber, entrissen den Sachsen nach einem heftigen Gefechte eine Anzahl Khne und brachten dieselben glcklich an das andere Ufer. Whrend nun die Hakenschtzen die Khne bestiegen und durch ihre Schsse die Sachsen vertrieben, gingen die Reiter, deren jeder einen Fuknecht hinter sich auf's Pferd nahm, der den Flu; dann folgte auch der Kaiser, dessen Pferd jener Bauer am Zgel fhrte, begleitet von Ferdinand, Moritz und dem Herzog Alba und end-lich ging auch das Fuvolk auf einer von den erbeuteten Fahrzeugen ge-schlagenen Schiffbrcke hinber. Karl stellte sogleich sein Heer in Schlachtordnung. Die Gicht, an welcher er schon damals sehr litt, sah ihm an diesem Tage Niemand an; die freudige Ahnung des Sieges schien ihn verjngt und neu belebt zu haben. Auf einem andalusischen *) Streitrosse sprengte er, eine Lanze in der 1) Mhlberg, damals Grenzstadt des albertinifchen Sachsens, jetzt in der Provinz Sachsen. Andalusien, die sdliche Provinz Spaien's. Die andalu-fischen Hengste sind noch jetzt weltberhmt. 2) Haken oder Hakenbchsen gehren ^zu den ltesten Handfeuerwaffen (S 150. Anm.) und erhielten ihren Namen von dem am Schaft angebrachten Haken, mit welchem sie beim Abfeuern gegen eine Unterlage gestemmt wurden.