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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 262

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Das deutsche olk ehrte ihn durch die Wahl zum A b g e ordnet en, nitd die Gnade seines kniglichen Herrn berief den groen Kriegsmann zum Mitglieds des Herrenhauses. Im Parlamente sprach Moltke wenig; wenn er aber einmal in einer wichtigen Angelegenheit das Wort ergriff, Mottkc in Persaiffes von Anton v. Werner. dann lauschten alle mit gespannter Aufmerksamkeit den Ausfhrungen des groen Schweigers". Noch an seinem Todestage wohnte der pflichttreue Greis einer Sitzung im Reichstage bei. Im Jahre 1870 in den Grafen st and erhoben, 1871 znm General-feldm a^r schall ernannt, starb Moltke in einem Alter von mehr als 90

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1. Der siebentägige Krieg des Jahres 1866, sein Ursprung, sein Verlauf und seine Früchte - S. 29

1868 - Langensalza : Greßler
29 der Welt erblickte, und erst späterhin kaufte sich sein Vater in Holstein an, wodurch wohl ersterer Irrthum entstanden sein mag. Zwölf Jahre alt, kam der junge Moltke als Cadett nach Kopenhagen, durchlebte hier eine drückende Zeit und trat 1822 als Lieutenant in preußische Dienste. Sehr bald lenkte er wegen seiner ausgezeichneten Tüchtigkeit die Aufmerksamkeit seiner Obern auf sich, und so wurde er bald Hauptmann und als solcher znm Generalstabe versetzt. In demselben stieg er von Stufe zu Stufe und leistete wegen seiner unausgesetzten Thätigkeit, seiner schnellen Auffassungsgabe und seines Scharf- blicks Vorzügliches. 1839 wurde Freiherr v. Moltke in Ge- meinschaft mehrerer anderen Offiziere von Seiten Preußens als militairischer Bevollmächtigter in's türkische Hauptquartier geschickt, um dem türkisch-ägyptischen Kriege als Beobachter beizuwohnen. Bei dieser Gelegenheit nahm v. Moltke Theil an einem Gefechte in Syrien und bewährte auch sonst das in ihn gesetzte Vertrauen. 1856 ward er Oberst und persönlicher Adjutant des Kronprinzen, darauf General-Major, 1859 Ge- neral-Lieutenant und vor dein Ausbruche des jetzigen Krieges General der Infanterie. Als v. Moltke sah, daß der Plan des österreichischen Hauptcömmandirenden dahin ging, Schlesien als Angriffspunkt in's Auge zu fassen, suchte er denselben dadurch zu vereiteln, daß er einen Plan ausarbeitete, nach welchem sich die drei preußischen Armeen in Böhmen vereinigen und dort den Feind angreifen und schlagen sollten. Alle Be- wegungen der Armeen waren von diesem berühmten Strategen so genau berechnet, daß ihre Gesammtwirkung zur bestimmten Stunde erfolgen konnte. Keinmal, mit Ausnahme der ent- scheidenden Schlacht bei Koniggrätz, erschien v. Moltke vor der Front der Armee, sondern saß stets in einiger Entfernung im Rücken derselben vor seinem Pulte, um auf der Karte die vorzunehmenden Bewegungen der Truppen aufzuzeichnen. Mit Blitzesschnelle gingen von hier aus seine Befehle mittels des Feldtelegraphen an die commandirenden Generale, und zwar

2. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 129

1891 - Danzig : Gruihn
Moltke. 129 große Generalstab besteht aus etwa 200 der vorzüglichsten Offiziere der Armee, die in verschiedenen Abteilungen arbeiten und sich mit Landmessungen, Herstellung vou sehr genauen Landkarten, mit dem Zustande der Heere des Auslandes, mit der Kriegsgeschichte aller Länder, mit dem Lazarettwesen u. s. w. beschäftigen. Im Kriege gegen Österreich. Moltke, der das unbeschränkte Vertrauen König Wilhelms besaß, hatte, ehe (1866) der Krieg gegen Österreich begann, bereits den Feldzugsplan ausgearbeitet. Am Tage vor der Schlacht bei Königgrätz begab sich Moltke noch zur Nachtzeit zum Könige und beriet mit ihm, sowie mit dem Kriegsminister von Roon und den höheren Generälen, daß der Feind am 3. Juli angegriffen werden sollte. Als es nun in der Schlacht heiß herging, hielt sich Moltke meist in der Nähe des Königs auf. Während man mit Sehnsucht den Kronprinzen erwartete, und mancher im Gefolge des Königs unruhig wurde, bewahrte Moltke sich eine unerschütterliche Seelenruhe, rauchte seine Cigarre und saß, ohne eine Miene zu verziehen, auf dem Pferde. Als der König ihn fragte, was er von der Sachlage halte, antwortete er: „Ew. Majestät werden heute nicht nur die Schlacht, sondern auch den Feldzug gewinnen." Sobald der Anmarsch der kronprinzlichen Armee aber von Moltke bemerkt wurde, sagte er zu seinem Könige: „Jetzt ist Ew. Majestät der Sieg nicht mehr zu nehmen." Als die Schlacht gewonnen war, begab sich Moltke in sein Quartier zu Gitschin, traf dort aber erst gegen Mitternacht ein. Da er seit dem Abend vor der Schlacht nichts genossen hatte so verspürte er großen Hunger, konnte jedoch weiter nichts erhalten als eine Schnitte Leberwurst, die ihm ein Ulan gab. Vor Erschöpsuug fiebernd warf er sich aufs Bett, nachdem er noch mit Mühe eine Tasse Thee erlangt hatte. — Als später der König einen glänzenden Einzug in Berlin hielt, ritten unmittelbar vor ihm Moltke, Bismarck und Roon. Da man Moltkes Verdienste besonders hervorhob, sprach er: „Ich habe meine Pflicht gethan, weiter nichts. Tie Tapferkeit unserer Armee, die Umsicht ihrer Führer, sowie ui ane Pläne waren das Werkzeug der Allmacht Gottes." Im Feldzuge gegen Frankreich. Als 1870 der Krieg mit Frankreich begann, erfolgte der Aufmarsch der deutschen Truppen nach einem Plane, den Moltke bereits vor zwei Jahren ausgearbeitet hatte Ganz Deutschland blickte überhaupt in jenen Tagen mit vollem Vertrauen auf seinen großen Schlachtendenker Moltke. An der Seite des Königs weilte er stets als treuer Berater. In der blutigen Scklacht bei Gravelotte war er es, der dem Könige die Nachricht brachte: „Majestät, der Sieg ist unser, der f^eiut) zieht sich zurück." Bei Sedan gelang es, die Franzosen nach Moltkes wohldurchdachtem Plane einzuschließen und kampfunfähig zu machen. Während der Belagerung von Paris wohnte Moltke ,rctn Könige in Versailles und feierte hier seinen 70. Geburtstag Wilhelm I. aber erhob ihn bei dieser Gelegenheit in den Grafenstand In seinem Wappen trägt, er den Wahlspruch: „Er^st wägen, dann lua&cnr' • ry wahrend König Wilhelm zur Zeit der Belagerung von Paris zu Versailles die deutsche Kaiserkroue annahm, war Moltke ebenfalls bei der Feier anwesend, zumal es ihm mit zu verdanken war, daß Deutschlands Einheit wiederhergestellt wurde. Als er itach beendigtem Feldznae an Em/uge in Berlin teilnahm, ernannte ihn sein König zürn General-yeidntar)ctiau. f Moltke zeichnete sich durch große Ein- fachheit und Bescheidenheit aus. Seine Ausdrucks- und Schreibeweise war Krüger, Geschichte Preußens. g

3. Generalfeldmarschall Graf Moltke - S. 28

1890 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
28 erwarten und lieber einen freiwilligen Rückzug anzutreten; zuletzt lehnt Moltke alle Verantwortlichkeit von sich ab. Als dann die erste Nachricht von Abrahims Anmarsch kommt, ist Moltke krank, ans Bett gefesselt. Schon während der Rekognoszierungen der letzten Tage hatte er sich nur noch mit Anstrengung zu Pferde halten können. Im Vorbeireiten fordert er zwei Herren von der geographischen Gesellschaft zu London, welche seit einigen Tagen im Hauptquartier weilten, auf, ihr Gepäck bereit zu halten, da er morgen für den Ausgang nicht stehen könne. Moltke wiederholt dann in Gegenwart vieler Offiziere und der Engländer, daß bis zur Stunde noch nichts verloren, daß aber der Rückmarsch auf Biredschick unerläßlich sei. Der Pascha war in großer Aufregung und wollte sich zu dieser Maßregel nicht verstehen, hauptsächlich wohl, weil er feinen schlechten Truppen so wenig traute, daß er fürchtete, jeder Rückzug werde sie demoralisieren. Moltke fordert ihn noch zum letzten Male bestimmt auf, Befehl zum Abmarsch zu geben, und da es verweigert ward, nahm er seine Entlassung. „Es versteht sich von selbst", sagt er zu dem Pascha, „daß ich das Gefecht wie jeder andere Soldat mitmachen werde, daß aber meine Stellung als Ratgeber von Stunde an aufhört!" Am 24. Juni kam die Entscheidung, die Moltke vorausgesagt hatte: die Türken wurden vollständig geschlagen und auseinander gesprengt. Ein Glück war es noch, daß der Sieger gar nicht an Verfolgung dachte, so daß Moltke mit zwei Begleitern glücklich davon kam. Seine ganze Dienerschaft mit acht Pferden war schon vor ihm, natürlich ohne Befehl, davongeritten; die eigene türkische Reiterei war die erste gewesen, welche die Zelte des Lagers plünderte, wobei sie indes von der feindlichen Kavallerie gestört wurde. Moltke hatte den Verlust eines großen Teils seiner Karten und anderer Gegenstände zu beklagen. Krank kam er in Malatia an. Bald daraus wurde er von Mehmet Ali Bey, dem Kaiserlichen Abgesandten, ein-

4. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 56

1897 - Wittenberg : Herrosé
56 Bruders die Regierung übernahm, wurde die bedeutsame Stelle des Generalstabchefs der Armee frei und dem General von Moltke übertragen. Der ruhmvolle Feldherr: Unmittelbar nach dieser Berufung traf Moltke wichtige Neueinrichtungen im Generalstabe. Er wandte den Entwürfen für die Mobilmachung, für den Aufmarsch der Armee und die Führung des Krieges große Sorgfalt zu. Die erste Probe hatte die Neugestaltung des Heeres 1864 im dänischen Kriege zu be- stehen. Den verbündeten Truppen schrieb Moltke Ziel und Richtung ihrer Märsche vor: nach seinen Entwürfen wurde auch der kühne Übergang nach Alsen ins Werk gesetzt. Der Sieg über Dänemark war eigentlich Moltkes Werk. Umfassender und großartiger sollte er seine strategische Begabung 1866 entfalten. Mit Meisterschaft hatte Moltke schon vor Beginn des Krieges alle Vorbereitungen getroffen und den Feldzugsplan entworfen. Die gesamte Heeresmacht wurde in einzelne Teile zergliedert, und jedes Glied mußte an dem angewiesenen Platze für das Ganze wirken. Wie die Räder einer Maschine griffen die einzelnen Heere in einander. Moltkes Maßregeln bewährten sich in Mittel- und Süddeutschland, wie auf dem Kriegsschauplatz in Österreich. Sein König schenkte ihm deshalb unbedingtes Vertrauen. So sagte König Wilhelm in der Nacht vor der Schlacht bei Königgrätz: „Hält es der General Moltke für nötig, Beschlüsse zu fassen, so möge derselbe noch in der Nacht zu jeder Zeit kommen, um die nötigen Befehle zu empfangen." Hatten die Heere bei der Ausführung seiner Pläne einen harten Stand, kamen die Hilfstruppen zu spät, und schien der Sieg sich auf die Seite der Feinde zu neigen, so verzagte wohl mancher Feldherr, sogar der König, Moltke aber bewahrte seine Seeleuruhe, verzog keine Miene und rauchte unbekümmert seine Cigarre. Bedächtig hatte er jeden Schritt überlegt und dann kühn gewagt. Deshalb verlor er auch den ©tauben an das Gelingen nicht. Der Feldzugsplan für den 70 er Krieg war bis ins kleinste vorher ausgearbeitet, mußte aber wegen des Hinzukommens der süddeutschen Truppen vervollständigt werden. In den ausgefertigten Befehlen au die verschiedenen Truppen- teile war nur das Datum nachzutragen. In dem nun folgenden Feld- zuge erwarb sich Moltke die höchsten Verdienste um sein Vaterland. Mit Ruhe und Besonnenheit traf er augenblicklich die richtigen Ab- änderungen der Pläne: denn aus der großen Menge der Einzel- erscheinungen griff er das hauptsächlichste mit sicherem Blick heraus. Das ernste Wägen vor dem kühnen Wagen ließ ihn stets thun, was in dem betreffenden Falle das zweckmäß gste war. Der Sieg bei Gra- velotte, die Festlegung Bazaines in Metz und der Sieg von Sedan waren in der Anlage seine Werke. Sein Riesengeist hatte die Fäden so kunstvoll geschlungen, daß die Befehlshaber mit Sicherheit an den- selben sich leiten konnten. Der demütige Held: Die ganze gebildete Welt blickte auf Moltke und bewunderte ihn wegen seiner unvergleichlichen Erfolge. Der König ernannte ihn zum Generalfeldmarschall. Mit den höchsten Orden schmückten viele Fürsten seine Brust. Es wurden ihm Denkmäler gesetzt, und wo er sich sehen ließ, jubelte das Volk ihm zu. Der große Denker

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 174

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 174 — 2. In der Türkei. Moltke erwies sich der ihm gewordnen Auszeichnung würdig; er tat eifrig jeden Dienst, studierte in seiner freien Zeit fremde Sprachen, deren er zuletzt sechs beherrschte, und war ein vorzüglicher Geograph und Kartenzeichner. Voll Begierde fremde Länder zu sehen, erbat er sich auf einige Monate Urlaub nach dem Orient. In Konstantinopel gefiel der junge kenntnisreiche Hauptmann den: türkischen Seraskier (ersten Minister) so gut, daß er die preußische Regierung bat, Moltke längere Zeit behalten zu dürfen, damit dieser in dem verwahrlosten türkischen Heere preußische Einrichtungen einführe. Endlich gab der Sultau sogar Moltke einem Pascha mit als Berater auf einem Feldzuge in Kleinasien. Aber der Pascha wollte manchmal nicht hören, was ihm der Fremde riet. Da sagte ihm dieser am Abend vor einer entscheidenden Schlacht: „Morgen, wenn die Sonne wieder hinter den Bergen untergeht, wirst du ein Heerführer ohne Heer sein." Genau so traf es ein: der Pascha verlor die Schlacht, sein Heer lief auseinander. Moltke ritt darauf 36 Meilen hintereinander in fast ebensoviel Stunden, eine ungeheure Leistung; aber sein Körper war so gestählt, daß er bis in sein spätes Alter Strapazen aller Art vorzüglich ertragen konnte. Er kehrte nach Konstantinopel zurück, von wo ihn der Sultan unter größter Anerkennung der geleisteten Dienste nach Deutschland entließ. Sein Aufenthalt im Orient hatte vier Jahre gedauert (1835—39). 3. Chef des Generalstabes. Der in solchen Erfahrungen gereifte Mann, der in fernen Landen dem preußischen Namen hohe Ehre gemacht hatte, rückte im preußischen Heere rasch auf und wurde i. I. 1858 als Generalmajor Chef des Generalstabes. Der Generalstab besteht aus den tüchtigsten Offizieren. Im Frieden liegt ihm hauptsächlich die Pflege der Kriegswissenschaften ob und das Entwerfen der ersten Feldzugspläne für jeden denkbaren Krieg; im Kriege selbst leitet er die Heeresbewegungen. Denn da darf nicht jede Truppe nach Gutdünken drauf losmarschieren, sondern es wird ihr von den Generalstabsoffizieren genau befohlen, wann sie morgens aufbrechen, welchen Weg sie einschlagen und wo sie abends eintreffen muß. Das alles muß aber der Generalstab richtig befehlen; wenn er Falsches anordnet, dann können die Soldaten es nicht erfüllen, kommen zu spät oder in Unordnung auf dem Schlachtfelde an, und dann kann die Schlacht verloren gehen. Moltke aber war in der Kunst der Heerführung einer der größten Feldherrn aller Zeiten. Die Truppen mußten getrennt marschieren, so daß sie sich nicht einander hinderten und sich gutver-

6. Generalfeldmarschall Graf Moltke - S. 50

1890 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
50 von Sachsen wurde eine 4. (Maas-) Armee gebildet, die im Verein mit der 3. Armee des preußischen Kronprinzen un-verweilt gen Chalons und die dort sich versammelnde neue Armee des Marschall Mac Mahon vorrückte. Moltke hatte die Vorwärtsbewegung dieser Heereskörper derart geregelt, daß die 3. Armee der 4. stets um einen Tagemarsch voraus sein mußte und erstere den linken, letztere den rechten Flügel bildete. Im Fall eines Zusammentreffens mit dem Feinde sollte dieser durch die 4. Armee in der Front beschäftigt und durch die 3. in der rechten Flanke angegriffen werden, um ihn möglichst fern von Paris zu halten. Indessen sollte der Vormarsch nach Paris nicht ohne Unterbrechungen vor sich gehen. Mac Mahon war mit seiner Armee nach Rheims marschiert und ließ in unzweideutiger Weise erkennen, daß er den Versuch machen wolle, zwischen den deutschen Heeren und der belgischen Grenze hindurch in nördlicher Richtung zum Ersätze der in Metz noch eingeschlossenen französischen Armee vorzugehen. Moltke hatte die Möglichkeit dieser Idee sich bereits in Bar le Duc vorgehalten und demgemäß seine Anordnungen getroffen. Er hatte sich klar gemacht, daß die so vorrückenden Marschkolonnen spätestens am rechten Maasufer zum Stillstand gebracht und dort von der 4. Armee in der Front, von der 3. in der rechten Flanke angegriffen werden könnten. Die Meldungen der rekognoszierenden Kavallerie ließen endlich feinen Zweifel mehr, daß Moltke sich nicht getäuscht, daß das französische Heer von Rheims abgerückt sei und in der Richtung nach Metz weiter marschiere. Moltke begab sich in Begleitung des General - Quartiermeisters von Podbielski un-verweilt zum Könige und bat um die Genehmigung, den Marsch vorläufig aufzugeben und die 3. und 4. Armee zunächst rechts schwenken und dann nach Norden dem französischen Heere entgegen rücken lassen zu dürfen. Diese sofort ausgeführten Maßregeln hatten die Schlachten von Beaumont und Sedan im Gefolge und nötigten diese Armee zur Kapitulation.

7. Teil 3 = 6., 7. u. 8. Schulj - S. 413

1910 - Frankfurt a.M. : Auffarth
413 seines klugen Gesichtes auf. „Wer ist das?" fragte er. Und die Ant- wort lautete: „Das ist ein Herr von Moltke, der aus Dänemark zu uns herübergekommen ist." Einige Monate später erhielt der Prinz Ausarbeitungen, die von den Offizieren jenes Regimentes angefertigt worden waren, zur Durchsicht. Eine Arbeit fiel ihm als besonders gelungen ans. Als er nach der Unterschrift sah, fand er wieder den Namen Moltke. Nun empfahl er den jungen Leutnant zum Dienste im Generalstab. Moltke erwies sich der Ihm gewordenen Auszeichnung würdig. Er tat gewissenhaft seinen Dienst, studierte mit großem Ernste die Kriegswissenschaften und war daneben eifrig bemüht, fremde Sprachen zu erlernen, deren er zuletzt sechs beherrschte. Er wurde auch ein vor- züglicher Geograph und Kartenzeichner. Voll Begierde, fremde Länder zu sehen, erbat er sich im Jahre 1835 einen längern Urlaub, um die Türkei und Griechenland kennen zu lernen. In Konstantinopel fand der türkische Kriegsminister an dem jungen, kenntnisreichen Offizier ein solches Wohlgefallen, daß er die preußische Regierung bat, ihm Moltke auf längere Zeit zu über- lassen, damit er das verwahrloste türkische Heer nach preußischem Muster umgestalte. Hochgeehrt vom Sultan, kehrte Moltke nach vier- jährigem Aufenthalt im Morgenland in die Heimat zurück. Der in solchen Erfahrungen gereifte Mann rückte nun im preußischen Heere rasch auf und wurde endlich im Jahre 1858 als Generalmajor das Haupt des großen Generalstabs. Seinen ersten Erfolg errang er 1864 im dänischen Kriege;,doch in noch höherm Grade trat seine Meisterschaft 1866 im Kriege gegen Österreich hervor. Durch Befolgung des Grundsatzes; „Getrennt mar- schieren, vereint schlagen!" erzielte er staunenswerte Leistungen. Wie die Räder einer Maschine griffen die einzelnen Heeresabteilnngen inein- ander. So genau kannte Moltke die Leistungsfähigkeit der Soldaten, so sicher berechnete er die Entfernungen, so richtig schätzte er die Schwierigkeiten des Marsches, daß ihn niemals die Zuversicht auf das Gelingen seiner Pläne verließ. Als bei Königgrätz die Österreicher um Mittag noch nicht wichen und nicht wankten und die preußischen Generale unruhig sorgten, ob wohl der Kronprinz rechtzeitig eintreffen werde, sagte Moltke in großer Seelenruhe zum König: „Ew. Majestät werden heute nicht nur die Schlacht, sondern auch den Feldzug ge- winnen." Im Winter 1868 arbeitete er den Entwurf für den Aufmarsch der gesamten deutschen Streitmacht am Rheine aus. Als dann im

8. Das Neunzehnte Jahrhundert - S. 90

1900 - Hamburg : Boysen
— 9° — Schicklichkeit, welche seine Offiziere auszeichneten. Seine glänzende Befähigung zum Feldherm hat er in 3 ruhmvollen Kriegen bewährt, — Zum Feldherrn war Moltke besonders darum geeignet, weil er in seltenem Masse Besonnenheit und Thatkraft in sich vereinigte. Schnell und sicher erkannte er in jeder Lage das Wesentliche, die Anforderungen, welche sie stellte, und die Mittel, um jenen Anforderungen am leichtesten zu genügen. Seine Pläne Hessen der Überraschung durch den Gegner und dem Spiel des Zufalls wenig Raum. Sie waren fest auf ein Ziel gerichtet und verfolgten dasselbe mit eiserner Stetigkeit. Aber Moltke war zugleich beweglichen Geistes und wusste schnell seine Pläne und Massnahmen zu ändern, wenn es durch eine Veränderung der Sachlage geboten war. Den glänzendsten Beweis dafür liefern die Unternehmungen jenseit der Maas nach den Schlachten bei Metz im Jahre 1870.*) Stets waren die zu verfolgenden Ziele und die verfügbaren Kräfte von Moltke richtig gegeneinander abgewogen; niemals wurden unmögliche Aufgaben gestellt. Wo den deutschen Armeen der Angriff gegen eine überlegene Zahl auferlegt wurde, wie 1866 in Westdeutschland und durchgehends in den Kämpfen gegen die französische Republik, verlieh ihnen ihr innerer Wert das Übergewicht. Moltke liess sich nicht beirren durch die Herz und Sinne bestürmenden Eindrücke des Krieges, durch die körperlichen Anstrengungen und Entbehrungen, durch das Elend und die Leiden der Mitmenschen, durch die beständige Ungewissheit und Unsicherheit der Lage, durch die schwere Last der Verantwortlichkeit oder durch die Sorge um seinen Feldherrnruhm*, stets bewahrte er seine Besonnenheit. Mit dieser Besonnenheit war eine Thatkraft verbunden, welche sich in Augenblicken der Entscheidung zu hoher Kühnheit steigerte, ohne ihn doch je zu einer Unbedachtsamkeit hinzureissen. Dafür legten schon sein Kriegsplan für den Feldzug von 1864, sowie sein Rat, nach Fünen überzusetzen, Zeugnis ab. Als 1866 der Krieg unvermeidlich geworden, wurde er durch überraschendes Vordringen gegen die 3 grössten norddeutschen Gegner eröffnet und dem General Vogel von Falckenstein wurde der Auftrag gegeben, das Heil in einem kräftigen Angriff auf die Gegner zu suchen, die an Zahl weit überlegen waren. Benedek gedachte, von Böhmen aus die weit getrennten preussischen Heere einzeln anzugreifen. Aber schon hatten diese auf Befehl der obersten Heeresleitung den Vormarsch begonnen und versetzten den feindlichen Streitkräften, die noch in vorbereitender Bewegung begriffen waren, Schlag auf Schlag. Von *) Die aufgeführten Beispiele sind erst dann verständlich, wenn man eine Übersicht über die Kriege von 1864, 66 und 70 bis 71 gewonnen hat. Aber das Buch bietet diesen Abschnitt hier, um nicht später vom geraden Weg der Erzählung zu häufig abweichen zu müssen.

9. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 95

1909 - Leipzig : Hirt
7. Der Französische Krieg 1870—1871. 95 war infolge nochmals ergangener Aufforderung General Wimpffen mit mehreren Offizieren erschienen. Schon auf dem Wege nach Donchery hatten Graf Bismarck und General von Moltke sorgfältig erwogen, inwieweit es möglich wäre, den nach tapferm Widerstand überwundenen Gegner zu schonen. Man blieb sich jedoch hierbei bewußt, daß die Franzofen eine erlittene Niederlage nicht verschmerzen würden, noch weniger aber eine gegen sie geübte Großmut. General von Moltke forderte daher vor allem Niederlegen der Waffen und Kriegsgefangenschaft der französischen Armee. General Wimpffen erklärte hierauf, unter fo harten und die Ehre des französischen Volkes verletzenden Bedingungen den Abschluß einer Kapitulation nicht verantworten zu können; er machte den Vorschlag, man möge den Truppen das Versprechen abnehmen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Deutschland zu dienen, und sie dann in ihre Heimat entlassen. Bei aller Geneigtheit des deutschen Bevollmächtigten, dem militärischen Gefühle des Gegners Rechnung zu tragen, stand aber die Überzeugung fest, daß es eines wirklichen Pfandes bedürfe, um das Ergebnis des errungenen Waffenerfolges im Interesse Deutschlands dauernd zu sichern. General von Moltke erklärte daher, an einer bedingungslosen Kapitulation festhalten und sie im Weigerungsfälle am nächsten Morgen mit den Waffen erzwingen zu müssen. General Wimpffen wurde ausdrücklich gestattet, die Stellungen des deutschen Heeres in Augenschein nehmen zu lassen, um sich von der Unmöglichkeit eines fernern Widerstandes zu überzeugen. Graf von Bismarck trat den Ausführungen des Grafen Moltke bei. Den französischen Gegenvorschlag erklärte er als unannehmbar, weil sich bei den augenblicklich so unsicher» Zuständen des Landes eine neue Regierung entwickeln könne, die dann unter Nichtbeachtung des hier etwa geschlossenen Vertrages die ganze Bevölkerung zu beit Waffen rufen werde, wie dies im Jahre 1792 geschehen sei. Frankreich, das im Laufe der letzten Jahrhunderte wohl an zwanzigmal ohne triftigen Grund Deutschland den Krieg erklärt habe, werde auch diese Niederlage zu rächen suchen. Letzteres bedürfe daher sicherer Bürgschaften, um endlich im Frieden leben zu körnten. General Wimpffen bat nunmehr um Bewilligung eines 24 ständigen Waffenstillstandes, damit er mit den übrigen französischen Generalen zu einem Kriegsrate zusammentreten könne. General von Moltke lehnte auch dieses ab und kündigte schließlich für den Fall, daß die von ihm gestellten Bedingungen bis 9 Uhr morgens nicht angenommen wären, den Wiederbeginn des Kampfes an. Um 1 Uhr nachts wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne zu einem bestimmten Ergebnisse geführt zu haben, und die französischen Bevollmächtigten begaben sich nach Sedan zurück. Da es indessen keinem Zweifel unterlag, daß die besiegte und fest umschlossene Armee sich den gestellten Bedingungen werbe fügen muffen, so würde der Wortlaut der letztem noch in der Nacht vom Großen Generalstabe des Hauptquartiers festgesetzt. Am Morgen des 2. September hielten sich die beutscheit Truppen zur Wieberaustmhnte des Kampfes bereit; die Artillerie stanb schußfertig in ihren Stellungen. Da von französischer Seite noch immer kein Bevollmächtigter erschien, so würde ein Hauptmann nach Seban entsanbt, um dem General

10. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 255

1911 - Berlin : Winckelmann
— 255 — klingen wird, bleibt Bismarcks Name unsterblich. — Vor dem Reichstagsgebäude zu Berlin ist ihm ein Nationaldenkmal errichtet. 153. Moltke. Lehr- und Wanderjahre. Unter den ruhmreichen Männern Deutschlands ragt Helmut von Moltke als eine Riesengestalt hervor. Er wurde (1800) in der mecklenburgischen Stadt P a r ch i m geboren und gehörte von Geburt dem Freiherrnstande an. In der Kadettenanstalt zu Kopenhagen erhielt er seine militärische Ausbildung, weil sein Vater unter dem Könige von Dänemark diente. Später trat unser Moltke in den preußischen Militärdienst. — Als die Reiselust in ihm rege wurde, uahm er Urlaub, besuchte fremde Länder und blieb mit Genehmigung seines Königs mehrere Jahre in der Türkei, um nach dem Wunsche des Sultans bei der dortigen Heereseinrichtung tätig zu sein. Nach seiner Rückkehr in die Heimat arbeitete er im Großen General-st a b e und wurde endlich Chef (Leiter) desselben. Der Große Generalstab besteht aus etwa 200 der vorzüglichsten Offiziere der Armee, die sich mit allen Angelegenheiten des Kriegswesens eingehend beschäftigen. In den Kriegen Wilhelms I. Moltke, der das unbeschränkte Vertrauen Wilhelms I. besaß, hatte, ehe 1866 der Krieg gegen Österreich begann, bereits den Feldzugsplau ausgearbeitet. Stets weilte er an der Seite seines Königs, und als dieser ihn während der Schlacht bei Königgrätz fragte, was er von der Sachlage halte, antwortete er: „Ew. Majestät werden heute nicht nur die Schlacht, sondern auch den Feldzug gewinnen." — Sobald 1870 der Krieg gegen Frankreich begann, erfolgte der Aufmarsch der deutschen Truppen nach Molts es Plan. Ganz Deutschland blickte überhaupt in jenen ^agen mit vollem Vertrauen auf seinen großen „Schlachtendenker" Moltke. In der blutigen Schlacht bei Gravelotte war er es, der dem Könige die Nachricht brachte: „Majestät, der Sieg in unser; der Feind ist aus allen seinen Stellungen geworfen." — Während der Belagerung von Paris feierte Moltke seinen 70. Geburtstag, und sein König erhob ihn bei dieser Gelegenheit in den Grafenstand. Nach beendeten: <veldzuge aber wurde er zum General-Feldmarschall ernannt. Sjjlottfc5 Eigenschaften und letzte Lebenszeit. Moltke zeichnete sich durch große Einfachheit und Bescheidenheit aus. In der Schlacht zeigte er stets Moltke.

11. Geschichte - S. 158

1904 - Leipzig : Dürr
158 ~ ^mknege 1870/71 gehrte der Groe Generalftab zum Hauptquartier Sr. Mmestat, dem er taglich Bericht erstattete, wenn nicht besondere oder dringende Umstnde noch weiteres erforderten. An der Spitze des Groen Generalstabes stand der General der Infanterie v. Moltke. Die Groartig-reit ferne, alle Verhltnisse umfassenden, jedem Kleinlichen abgeneigten Geistes, fne ungewhnlichen Kenntnisse, sein klarer, genialer, militrischer Blick, das schnelle und khne Entwerfen seiner Plne, die Wucht in deren Durchfhrung 7~ und dabei die Liebenswrdigkeit und Heiterkeit seines Wesens, die Ein-fachheit und Bedrfnislosigkeit in jeglichem, was seine eigene Person betraf, dies alles bte einen tiefen, geradezu bestimmenden Einflu auf seine ganze Um-gebung aus machte den Groen Generalstab gewissermaen zu einem Gefe feines Geistes, ^n naturgemer Verehrung und Anhnglichkeit blickten seine Untergebenen ^u ihm empor, wie eine Gemeinde zu einem ehrwrdigen Patriarchen. Moltke war ein klassischer Charakter". Ihm zur Seite wirkte der Generalquartiermeister der Armee, General-leutnant v. Podbielski. Eine gewisse Bestimmtheit seines Auftretens lie ihn ^entstehenden leicht etwas schroff erscheinen. Doch bald konnte man sich uberzeugen da dieser Mann mit seinem scharfen Verstnde, mit seinem energischen Willen ein echt deutsches Herz im Busen trage. Von ritterlicher Gesinnung, voll idealer Auffassung seiner Pflichten und treuer kameradschaftlicher Hingebung hat er um das Zusammenhalten und um den frischen Zug im Groen Generalstabe sich ein wesentliches Verdienst erworben. Moltke konnte keinen treueren und tchtigeren Gehilfen haben. Die drei Abteilungschefs waren Oberstleutnant v. Bronsart fr den operativen Teil, Oberstleutnant v. Brandenstein fr die Transport- und Etappenangelegenheiten, und Oberstleutnant o. Verdq* fr alles die franzsische Armee Betreffende, also namentlich auch fr das geheime Nachrichtenwesen. Daneben hatte jeder noch mehrfach andere Wirkungskreise. Eine gnstige Fgung hatte gewollt, da diese drei Männer seit ihren Kinderjahren aus dem Kadettenkorps her befreundet waren. Bei regem Meinungsaustausche und vielfachen nahen Amtsbeziehungen war ihre Durchbildung auf dem Gebiete der Truppenfhrung eine so gleichmige geworden, wie man sie wohl selten bei drei verschiedenen Menschen wiederfindet. Dies kam dem gemeinschaftlichen Dienstbetnebe sehr zu statten. Beim Niederschreiben eines Erlasses konnte einer aufhren, der andere es ohne weiteres fortsetzen und das Ganze erschien doch aus einem Gusse. Auch die brigen Mitglieder des Generalstabes verbanden vielfach Be-rhrungen aus frherer Zeit und und so gestalteten sich die dienstlichen und kameradschaftlichen Verhltnisse derart trefflich, da während des ganzen Feld-zuges nie em Miton zu Tage getreten ist. Der Stab bestand aus einem Kreise von Freunden, von denen jeder bestrebt war, das Beste an seinem Platze zu leisten, jeder aber auch dem anderen das Beste gnnte. Diese schwerwiegende Tatsache, die nicht hemmte, sondern die Gesamtkrast auf ein gemeinsames Ziel lenkte, beruhte vorwiegend auf dem Zauber der Moltkefchen Persnlichkeit, dessen Geistesberlegenheit Rivalitten ausschlo. Seine Pflicht-treue, seine strenge Sachlichkeit, die wrdevolle, vornehme Ruhe, welche ihn auch unter den schwierigsten Verhltnissen keinen Augenblick verlie, die Gte, die nie auch nur ein ungeduldiges Wort der seine Lippen kommen lie, wirkten mchtig auf alle, die ihm nher standen. So herrschte im General-stabe ein ungezwungener heiterer, geistig anregender Ton, gefrdert durch die fast immer glcklichen Kriegslagen. Moltke vergab sich gar nichts, wenn er

12. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 274

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
274 ^ ^ 's ?L-Ss ^ '^X-?Ä geändert." Wimpffen: „Wir erneuern also den Kampf." Moltke: „Der Ihnen bewilligte Waffenstillstand läuft morgen um 4 Uhr ab. Genau um 4 Uhr werde ich das Feuer eröffnen." Man stand auf, und die Franzosen riefen nach ihren Pferden. Bismarck legte sich ins Mittel, indem er Moltke veranlaßte, den französischen Unterhändlern die Unmöglichkeit, von ihrer Seite den Kampf zu erneuern, darzutun. Die am Abend von dem deutschen Heere eingenommenen Stellungen wären so, daß es die französische Armee vernichten könne, wenn es wolle. Worauf Wimpffen: „Ich werde einen Offizier senden, um diese furcht- baren Stellungen zu besichtigen, und bei seiner Rückkehr werde ich mir die Sache überlegen und meinen Entschluß fassen." Moltke: „Sie brauchen niemand zu schicken, es ist ganz überflüssig, denn Sie können mir glauben. Zudem bleibt Ihnen wenig Zeit zum Überlegen. Es ist jetzt Mitternacht, und um 4 Uhr geht der Waffenstillstand zu Ende." Wimpffen: „Aber bis um 4 Uhr kann ich gar keine bestimmte Antwort geben, da ich schlechterdings zuvor mit meinen Waffengefährten mich beraten muß, welche zur Stunde gar nicht aufzufinden sein mögen. Eine Verlängerung der Waffenruhe ist daher unumgänglich." Moltke widerstrebte, aber Bismarck flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraus jener erklärte, daß er einwillige, den Waffenstillstand bis 9 Uhr morgens zu verlängern. Damit war die Verhandlung zu Ende, und die Franzosen brachen auf. Um 1 Uhr des Morgens trat Wimpffen in das Schlafzimmer Napoleons. „Sire," sagte er, „man schlägt mir die härtesten Bedingungen für Ihre Armee vor. Ich habe vergeblich mildere zu erhalten mich be- müht und kann nur noch darauf rechnen, daß die Dazwischenkunft Eurer Majestät uns aus dieser schrecklichen Lage zieht." Napoleon entgegnete: „General, um 5 Uhr werde ich mich in das deutsche Hauptquartier ver- fügen und zusehen, ob der König günstiger für uns gestimmt sei." Um 6 Uhr versammelten sich die von Wimpffen berufenen Korps- führer und Divisionsgenerale zum Ratschlag, wobei wenig oder nichts zu raten war. Sämtliche Korpsführer erkannten die unausweichliche Notwendigkeit an, sich den Kapitulationsbedingungen zu unterwerfen. Nur zwei Generale rieten die Verwerfung an; der eine war dafür, daß man sich in Sedan aufs äußerste verteidigte, während der andre einen Durch- bruchsversuch befürwortete. Man bewies beiden, daß Verteidigung und Durchbruch gleich unmöglich wären, worauf beide der Mehrheit beitraten. Die Annahme der Kapitulation von seiten des Rates der Generale wurde

13. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 221

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. 221 die kommenden Dinge erwarten. Bald begann auch der grausige Kriegstanz ; doch die Preußen drangen allerorten siegreich vor. Da nahte die Entscheidungsschlacht. Am Vorabend des 3. Juli sehen wir den ernsten Moltke au der Seite König Wilhelms. Er giebt ihm den Rat, unverzüglich zum Angriff vorzugehen; damit aber das Preußenheer gegen den starken Feind erfolgreich kämpfen könne, müsse der Kronprinz benachrichtigt werden, damit sein Heer zur rechten Zeit eingreifen könne. Als nachher der jugendliche Held erschien, rief Moltke freudestrahlend dem König zu: „Nun kaun der Sieg Ew. Majestät nicht fehlen!" Bald mußte der Feind fliehen; die Schlacht war gewonnen. Nach erfolgtem Friedensschluß zog Moltke au der Seite seines Königs in Berlin ein. Von jetzt an wurde er der gefeierte Liebling des preußischen Volkes, aber all' die Ehren, die ihm erwiesen wurden, konnten seinen bescheidenen Sinn nicht ändern. Nach wie vor blieb Moltke der anspruchslose, demütige Mann, der auf all das Lob, das man ihm fpendete, nur die eine Antwort hatte: „Ich habe nur meine Pflicht gethan!" — Moltke wußte es wohl, daß unser Vaterland noch einmal gegen denselben Feind seine Söhne ins Feld schicken müsse, der schon 1806—1813 unser Vaterland so unglücklich gemacht hatte, gegen die Franzosen; daher arbeitete Moltke seit 1866 unablässig an der Aufstellung neuer Kriegspläne. Als dann am 19. Juli 1870 Frankreich Preußen den Krieg erklärte, war Moltkes gewaltiges Werk abgeschlossen. Alldeutschland stand auf. Der weise Kriegsplan Moltkes ermöglichte die rasche Aufstellung der Truppen an der Grenze, und nun ging es im Siegeslauf nach Frankreich hinein. Nach Moltkes wohldurchdachtem Plaue wurden die großen französischen Heere zersprengt und zuletzt mit ihrem Kaiser in Sedan eingeschlossen und gefangen genommen. Endlich mußte sich auch das stolze Paris ergeben, und damit war der hochmütige Feind völlig kampfunfähig gemacht. Er mußte um Frieden bitten. Als Kaiser Wilhelm I. am 1. März 1871 den Friedensschluß seinen Paladinen und Großen des Reichs verkündete, schloß er tiefbewegt Moltke, Bismarck und Roon an sein dankbar Herz. — Nachdem der Einzug in Berlin erfolgt war, schmückte sein Kaiser ihn mit dem höchsten militärischen Orden und ernannte ihn zum General-Feldmarschall. Der Dank seiner Kaiser. Die entschlafenen Heldenkaiser haben dem herrlichen Manne die glänzendsten Ehren zu teil werden lassen. Kaiser Wilhelm Ii. hat durch die Feier von Moltkes neunzigstem Geburtstage auf das schönste offenbart, wie teuer ihm dieser Mann gewesen ist. Er ließ den Greis nach Berlin geleiten, damit er an seiner Seite den Geburtstag feiern und ihm Hand in Hand, Aug in Aug danken könne

14. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 189

1905 - Breslau : Hirt
109. V. Vom Sturze Napoleons I. bis zum Jahre 1871. 189 Befehl Sr. Majestt des Knigs wohnte auch Graf von Bismarck der Besprechung bei. Von franzsischer Seite war infolge nochmals ergangener Aufforderung General Wimpffen mit mehreren Offizieren erschienen. Schon auf dem Wege nach Donchery hatten Graf Bismarck und General von Moltke sorgfltig erwogen, inwieweit es mglich wre, den nach tapferm Widerstande berwundenen Gegner zu schonen. Man blieb sich jedoch hierbei bewut, da die Franzosen eine erlittene Niederlage nicht verschmerzen wrden, noch weniger aber eine gegen sie gebte Gromut. General von Moltke forderte deshalb vor allem Niederlegen der Waffen und Kriegsgefangenschaft der franzsischen Armee. General Wimpffen erklrte hierauf, unter so harten und die Ehre des franzsischen Volkes verletzenden Bedingungen den Abschlu einer Kapitulation nicht verantworten zu knnen; er machte den Vorschlag, man mge den Truppen das Versprechen abnehmen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Deutsch-land zu dienen, und sie dann in ihre Heimat zu entlassen. Bei aller Geneigtheit des deutschen Bevollmchtigten, dem militrischen Gefhle des Gegners Rechnung zu tragen, stand aber die berzeugung fest, da es eines wirklichen Pfandes bedrfe, um das Ergebnis des errungenen Waffenerfolges im Interesse Deutschlands dauernd zu sichern. General von Moltke erklrte deswegen, an einer bedingungslosen Kapitulation festhalten und dieselbe im Weigerungsfalle am nchsten Morgen mit den Waffen erzwingen zu mssen. Es wurde dem General Wimpffen ans-drcklich gestattet, die Stellungen des deutschen Heeres in Augenschein nehmen zu lassen, um sich von der Unmglichkeit eines fernem Wider-standes zu berzeugen. Graf von Bismarck trat den Ausfhrungen des Generals von Moltke bei. Den franzsischen Gegenvorschlag erklrte er als vollkommen unannehm-bar, weil sich bei den augenblicklich so uusichern Zustnden des Landes eine neue Regierung entwickeln knne, die dann unter Nichtbeachtung des hier etwa geschlossenen Vertrages die ganze Bevlkerung zu den Waffen rufen werde, wie dies im Jahre 1792 geschehen sei. Frankreich, das im Laufe der letzten Jahrhunderte wohl an zwanzig Mal ohne triftigen Grund Deutschland den Krieg erklrt habe, werde auch diese Niederlage zu rchen suchen. Letzteres bedrfe darum sicherer Brgschaften, um endlich in Frieden leben zu knnen. General Wimpffen bat nunmehr um Bewilligung eines 24 stndigen Waffenstillstandes, damit er innerhalb dieser Frist mit den brigen sran-zsischen Generalen zu einem Kriegsrate zusammentreten knne. General von Moltke lehnte auch dieses Ansinnen ab und kndigte schlielich fr den Fall, da die von ihm gestellten Bedingungen bis 9 Uhr morgens nicht angenommen wren, den Wiederbeginn des Kampfes an. e) Abbruch der Verhandlungen. Um 1 Uhr nachts wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne zu einem bestimmten Ergebnisse gefhrt

15. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 269

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
110. Reichskanzler Fürst Bismarck und Generalfeldmarschall Moltke. 269 Städtchen Parchim geboren. Seine Eltern zogen jedoch bald nach Lübeck, und so wurde diese alte Hansestadt die zweite Heimat Moltkes. Nach einigen Jahren trat sein Vater in dänische Kriegsdienste und wurde dänischer Offizier. Unser Helmut Moltke kam nun in die Kadettenanstalt ru Kopenhagen, um ebenfalls Offizier zu werden. Hier hat er sechs Jahre harter Zucht durchmachen und sich früh an Entbehrungen aller Art gewöhnen müssen; aber diese frühzeitigen bitteren Lebenserfahrungen entwickelten in ihm die Eigenschaften, durch die er sich später auszeichnete; sie machten ihn früh selbständig, sie schärften seinen Blick für die Dinge und Verhältnisse des Lebens, sie stärkten und befestigten seinen Willen. Ein edler Ehrgeiz durchglühte seine Seele und spornte seine Kräfte zu regem Fleiße an. Glänzend bestand er seine Offizierprüfung und ward dann dänischer Offizier. Weil er aber in der dänischen Armee wenig Aussicht auf Beförderung hatte, so trat er nach drei Jahren in preußische Dienste. Bald erkannte man hier seine Begabung und berief ihn zur Kriegsakademie, wo er sich so hervortat, daß er nicht lange nach der Rückkehr zu seinem Regiment dem Großen Generalstabe zuerteilt wurde, zu welchem nur die tüchtigsten Offiziere herangezogen werden. Nach einiger Zeit begab er sich mit Erlaubnis des Königs auf vier Jahre nach der Türkei, um das türkische Heerwesen zu verbessern. Als er Zurückgekehrt war, nahm er verschiedene Stellungen ein, in denen er als Begleiter preußischer Prinzen nach Italien, Spanien, Rußland, England und Frankreich kam. 2. Chef des Generalstabes. Zu den großen Gaben König Wilhelms gehörte auch die, für einen bestimmten Posten die geeignete Kraft zu wählen. Gleich nach Übernahme der Regierung lenkte sich daher sein Blick auf Moltke, er berief ihn zum Chef des Generalstabes, und Moltke ward von nun an sein treuer Mitarbeiter an der Größe Deutschlands. Zunächst kam es Moltke darauf an, daß eine plötzliche Mobilmachung möglichst schnell, sicher und ohne Störung vor sich gehe; ferner wurden Entwürfe für den Aufmarsch der Armee im Falle eines Krieges ausgearbeitet; vor allen Dingen aber sorgte Moltke für die Heranbildung einer tüchtigen Führerschaft im Kriege. Diese Arbeiten trugen ihre Früchte in den Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich. Schon der dänische Krieg 1864 verlief zum größten Teil nach den Anordnungen Moltkes. Seine außerordentliche Befähigung für die Kriegführung konnte er aber erst 1866 betätigen, da Ruhm und Sieg von Schlacht zu Schlacht die preußischen Fahnen begleiteten. Das Gelingen des ganzen Feldzuges von 1866 ist in erster Linie den wohldurchdachten und kühnen Plänen Moltkes zu verdanken. Nach dem Grundsätze: „Getrennt marschieren, vereint schlagen" ließ er die Armeen in Böhmen einrücken. Fast sprichwörtlich war seine Ruhe, die ihn auch in den bedenklichsten Augenblicken nicht verließ; in der Schlacht bei Königgrätz kam alles darauf an, daß der Kronprinz mit seiner Armee zur rechten Zeit eintreffen würde. Stunde um Stunde verrann, und er kam nicht. Mit banger Sorge blickte man auf Moltke; der aber rauchte ruhig seine Zigarre, er wußte, daß er sich nicht verrechnet hatte; und als selbst der König seine Besorgnisse äußerte, antwortete Moltke: „Ew. Majestät werden

16. Generalfeldmarschall Graf Moltke - S. 11

1890 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
11 In dem genannten Regiment in Frankfurt a. d. O. wurde Moltke am 12. März 1822 jüngster Sekonde-Lieutenant. Schon nach einem Jahre kam er nach Berlin auf die Kriegs-Akademie, wo er seine militärischen Kenntnisse erweiterte und in feinen Mußestunden ganz besonders dem Studium der neuern Sprachen oblag. „Der Ausenthalt in der teuern und verlockenden Stadt Berlin ließ ihn empfinden, was es heißt, mit einem Lieutenantsgehalt, ohne irgend welchen Zuschuß von zu Hause, auskommen zu müssen. Aber, von den hauptstädtischen Vergnügungen sich fern haltend, verstand er es so trefflich, mit feinem Diensteinkommen hauszuhalten, daß er nicht nur damit immer auskam, sondern auch noch so viele Ersparnisse machte, um davon seine litterarischen Bedürfnisse und feinen Eifer für Erlernung der neueren Sprachen befriedigen zu können. Sein gediegener Charakter, seine scharfsinnige Auffassung und feine klare präcise Darstellung erregten die Aufmerksamkeit feiner Vorgesetzten. Im Jahre 1827 kehrte er wieder zu feinem Regiment nach Frankfurt zurück. Hier wurde ihm die Leitung der etwas verwilderten Divifionsfchule übertragen, und als er feine Aufgabe zur Zufriedenheit feiner Vorgesetzten gelöst hatte, wurde er im folgenden Jahre der topographischen Abteilung des großen Generalstabs, welcher in Schlesien und Posen Landesvermessungen vorzunehmen hatte, zugeteilt. Diese praktischen Studien leitete General von Müffling, einer der Offiziere, deren man sich, wie Moltke sagte, sein Leben lang mit aufrichtigster Hochachtung erinnert, wenn man das Glück gehabt hat, mit ihnen in nähere Berührung zu kommen. Im Jahre 1832 wurde Moltke zum großen Generalstabe kommandiert; am 30. März 1833 wurde er Premierlieutenant und zugleich durch den General von Kranfeneck völlig in den Generalstab einrangiert; am 30. März 1835 erhielt er das Hauptmanns-patent." (Müller.) - Auch mit historisch-politischen Arbeiten beschäftigte sich Moltke. Im Jahre 1831 erschien von ihm eine Schrift

17. Generalfeldmarschall Graf Moltke - S. 70

1890 - Langensalza : Schulbuchh. Gressler
70 die Augen und schaut kurz auf das Papierblättchen, welches er in der Hand hält, um sich zu vergewissern, ob er in seiner Rede den vorgenommenen Faden auch richtig abspinnt. Manchmal sieht es aus, als ob er sich unmittelbar nur mit Windthorst unterhalte, der kaum drei Schritt von Moltke entfernt, tief zusammengekauert im Sessel sitzt. Nun, wir hoffen, den würdigen Herrn, der als oberster Chef des Generalstabs jetzt sein hohes Amt quittiert hat, noch eine geraume Zeit das parlamentarische Schlachtfeld zieren zu sehen. Die Sitzung des Reichstages von 14. Mai 1890 war eine der bedeutendsten, welche der Reichstag seit langer Zeit gesehen. Die Militärvorlage stand zur Beratung, und kein geringerer als der alte Feldmarschall Moltke war es, der die deutsche Nation anrief, eingedenk zu sein ihrer hohen Pflichten, eingedenk zu bleiben der stets bedrohlichen politischen Lage und das Schwert zum Schutz des heimischen Herdes scharf zu halten. Die Verhandlung wurde durch den Kriegsminister eröffnet. Als nach den kurzen Worten desselben Graf Moltke sich erhob, trat eine Totenstille im Hause ein. Hoch aufgerichtet, die eine Hand in dem Waffenrock verborgen, stand der greise Stratege vor den Vertretern des deutschen Volkes und zeichnete mit volltönender Stimme in durchsichtig klarer Form ein anschauliches Bild der gegenwärtigen Lage, zugleich mit Ausblicken aus eine nicht allzuferne Zukunft. Die Rede des greifen Feld marsch alls hat folgenden Wortlaut: „Meine Herren! Es kann Befremden erregt haben, daß neue und erhebliche Opfer für militärische Zwecke gefordert werden eben jetzt, wo anscheinend der politische Horizont freier ist von drohenden Wolken, als noch kurz zuvor, und wo wir von allen auswärtigen Mächten die bestimmte Versicherung ihrer friedlichen Absichten haben. Dennoch wollen Sie mir gestatten, mit wenigen Worten auf den Grad von Sicherheit hinzuweisen, welche für uns aus diesen Umständen

18. Erzählungen und Lebensbilder aus der deutschen Geschichte - S. 154

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 154 — sogar Tttoltke einem Pascha mit als Berater auf einem Feldzuge in Kleinasien. Aber der Pascha wollte manchmal nicht hören, was ihm der Fremde riet. Da sagte ihm dieser am Abend vor einer entscheidenden Schlacht: „Morgen, wenn die Sonne wieder hinter den Bergen untergeht, wirst du ein Heerführer ohne Heer sein." Genau so traf es ein: der Pascha verlor die Schlacht, sein Heer lief auseinander. Moltke ritt darauf 36 Meilen hintereinander in fast ebensoviel Stunden, eine ungeheure Leistung; aber sein Körper war so gestählt, daß er bis in sein spätes Alter Strapazen aller Rrt vorzüglich ertragen konnte. Er kehrte nach Konstantinopel zurück, von wo ihn der Sultan unter größter Anerkennung der geleisteten Dienste nach Deutschland entließ. Sein Aufenthalt im Grient hatte vier Jahre gedauert (1835—39). 3. Chef des Generalstabes. Der in solchen (Erfahrungen gereifte Mann, der in fernen Landen dem preußischen Hamen hohe (Ehre gemacht hatte, rückte im preußischen Heere rasch auf und wurde im Jahre 1858 als Generalmajor Lh es des Generalstabes. Der General st ab besteht aus den tüchtigsten Offizieren. 3m Frieden liegt ihm hauptsächlich die Pflege der Kriegswissenschaften ob und das (Entwerfen der ersten Feldzugspläne für jeden denkbaren Krieg; im Kriege selbst leitet er die Heeresbewegungen. Denn da darf nicht jede Truppe nach Gutdünken drauf losmarschieren, sondern es wird ihr von den Generalstabsoffizieren genau befohlen, wann sie morgens aufbrechen, welchen Weg sie einschlagen und wo sie abends eintreffen muß. Das alles muß aber der Generalstab richtig befehlen; wenn er Falsches anordnet, dann können die Soldaten es nicht erfüllen, kommen zu spät oder in Unordnung oder gar nicht auf dem Schlachtfelde an, und dann kann die Schlacht verloren gehen. Moltke aber war in der Kunst der Heerführung einer der größten Feldherren aller Zeiten. Die Truppen mußten getrennt marschieren, so daß sie sich nicht einander hinderten und sich gut verpflegen konnten. Aber vereint kämpften sie, denn die Märsche waren so berechnet, daß alle nötigen Truppen zur rechten Zeit auf dem Kampfplatze eintrafen. So genau kannte Moltke die Leistungsfähigkeit der Soldaten, so sicher berechnete er die (Entfernungen, so gut schätzte er die Schwierigkeiten des Marsches, daß ihn niemals die Zuversicht auf das Gelingen seiner Pläne verließ. „(Erst wägen, dann wagen," war sein Wahlspruch. Als bei Königgrätz, wie wir ge-

19. Geschichtliches Lesebuch - S. 245

1898 - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht
Xvi. v. Sybel, Die Schlacht bei Königgrätz. 24-) ungebeugtes Ausharren des Lebenden zwischen den reihenweis zusammenbrechenden Genossen. Und so verging endlos langsam eine Stunde nach der andern den tapfern Duldern. Wir fanden uns endlich völlig abgestumpft, schreibt einer dieser Soldaten; wir zogen die Uhren und zählten die in der Minute um uns her platzenden Granaten. Als aber gegen Mittag die Brigade Kirchsberg vom dritten feindlichen Korps, von der Meinung erfüllt, diese Menschen müßten mürbe fein, von der Höhe hinabstieg, um den Holawald wieder zu nehmen, da begegnete sie einem solchen Widerstände, daß sie nach kurzem Kampf, fast ein Drittel ihrer Mannschaft zurücklassend, in arger Zerrüttung wieder zu den schützenden Batterien hinaufsloh und diesen die weitere Zermalmuug des Gegners anfs neue überließ. Es waren denn auch bei den Preußen die Verluste entsetzlich, und drüben im Hauptquartier die Spannung furchtbar. Noch hatte man keine Meldung von einem Erfolge der Elbarmee und keine Notiz über den Marsch der kronprinzlichen Truppen; unaufhörlich berechnete man die Entfernungen und fand, der Kronprinz müßte schon angelangt sein; und immer wieder ließ sich keine Spur seiner Auuäheruug erkennen. Gegen halb elf Uhr rief der König den General Moltke, der etwas seitab von dem übrigen Gefolge hielt und, das Gelände überschauend, gelassen seine Cigarre rauchte, zu sich heran und sprach ihm seine wachsenden Bedenken aus. Moltke, ohne irgend einen Zweifel über das Eingreifen des Kronprinzen, erwiderte: Ew. Majestät werden heute nicht nur die Schlacht, sondern den Feldzug gewinnen. Allerdings noch war der Kronprinz nicht da, und die Fragen drängten sich auf: soll man noch länger die Truppen in diesem Höllenfeuer sich opfern laffen? soll man sie zurücknehmen? soll man sie verstärken? Die Entscheidung siel, wie sie bei der Gesinnung des Königs und Moltkes fallen mußte. Der Kronprinz muß kommen und wird kommen; wir halten die Stellung jenseits der Bistritz und verstärken sie zu baldiger Offensive. Die einzige noch verfügbare Infanterie, das brandenbnrger Armeekorps, erhielt den Befehl, in den Holawald vorzugehen. Nur eine Reiter-divifion und ein Teil der Armee-Geschütz-Reserve blieb westlich der Bistritz im Rückhalt. Es war ein Entschluß des verwegensten Mutes, die letzte Reserve in den Kampf zu werfen, während der Gegner in der Lage war, jeden Augenblick 70000 Mann frischer Truppen zur Durchbrechung des preußischen Centrums vorzuführen.

20. Geschichtliches Lesebuch - S. 245

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Xvi. v. Sybel, Die Schlacht bei Königgrätz. 245 ungebeugtes Ausharren des Lebenden zwischen den reihenweis zusammenbrechenden Genossen. Und so verging endlos langsam eine Stunde nach der andern den tapfern Duldern. Wir fanden uns endlich völlig abgestumpft, schreibt einer dieser Soldaten; wir zogen die Uhren und zählten die in der Minute um uns her platzenden Granaten. Als aber gegen Mittag die Brigade Kirchsberg vom dritten feindlichen Korps, von der Meinung erfüllt, diese Menschen müßten mürbe sein, von der Höhe hinabstieg, um den Holawald wieder zu nehmen, da begegnete sie einem solchen Widerstände, daß sie nach kurzem Kampf, fast ein Drittel ihrer Mannschaft zurücklassend, in arger Zerrüttung wieder zu den schützenden Batterien hinauffloh und diesen die weitere Zermalmung des Gegners aufs neue überließ. Es waren denn auch bei den Preußen die Verluste entsetzlich, und drüben im Hauptquartier die Spannung furchtbar. Noch hatte man keine Meldung von einem Erfolge der Elbarmee und keine Notiz über den Marsch der kronprinzlichen Truppen; unaufhörlich berechnete man die Entfernungen und fand, der Kronprinz müßte schon angelangt sein; und immer wieder ließ sich keine Spur seiner Annäherung erkennen. Gegen halb elf Uhr rief der König den General Moltke, der etwas seitab von dem übrigen Gefolge hielt und, das Gelände überschauend, gelassen seine Cigarre rauchte, zu sich heran und sprach ihm seine wachsenden Bedenken aus. Moltke, ohne irgend einen Zweifel über das Eingreifen des Kronprinzen, erwiderte: Ew. Majestät werden heute nicht nur die Schlacht, sondern den Feldzug gewinnen. Allerdings noch war der Kronprinz nicht da, und die Fragen drängten sich auf: soll man noch länger die Truppen in diesem Höllenfeuer sich opfern lassen? soll man sie zurücknehmen? soll man sie verstärken? Die Entscheidung fiel, wie sie bei der Gesinnung des Königs und Moltkes fallen mußte. Der Kronprinz muß kommen und wird kommen; wir halten die Stellung jenseits der Bistritz und verstärken sie zu baldiger Offensive. Die einzige noch verfügbare Infanterie, das brandenbnrger Armeekorps, erhielt den Befehl, in den Holawald vorzugehen. Nur eine Reiter-division und ein Teil der Armee-Geschütz-Reserve blieb westlich der Bistritz im Rückhalt. Es war ein Entschluß des verwegensten Mutes, die letzte Reserve in den Kampf zu werfen, während der Gegner in der Lage war, jeden Augenblick 70000 Mann frischer Truppen zur Durchbrechung des preußischen Centrums vorzuführen.