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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 115

1906 - München : Oldenbourg
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. 115 Zu weit höherer Blüte und viel größerer Bedeutung für ihre Gesamtentwicklung überhaupt gelangte die Buchdruckerkunst in den beiden Städten, welche damals die Hanptzentren des Handels und der Kunst waren, Augsburg und Nürnberg. In der alten Augusta Vindelicorum ward sie eingeführt durch Günther Zainer von Reutlingen, der in Straßburg wohl bei Johann Mentelin, dem frühesten Drucker dieser Stadt, sich mit der Erfin-dnng Gutenbergs vertraut gemacht hatte. Spätestens 1467 dürfte er Straß-bnrg verlassen haben, denn schon am 12. März 1468 ging das erste datierte (b. i. mit der Angabe des Druckers, Druckortes und Jahres versehene) Werk aus seiner Presse hervor, die von nun an bis zu seinem am 13. April 1478 erfolgten Tode ununterbrochen tätig war und ganz bedeutende Leistungen zu verzeichnen hatte. Von den zirka 80 bis 90 Drucken, die aus derselben stammen und von denen die Mehrzahl in lateinischer Sprache abgefaßt ist, gehört ein großer Teil der Theologie und Erbauungsliteratur an; daneben sind aber auch Erziehnngs- und Arzneibücher, Schriften erzählenden Inhalts n. a. vertreten. So entstanden in Zainers Werkstätte neben dem ersten datierten Werke Augsburgs, den „Betrachtungen über das Leben nnseres Herrn Jesu Christi" von Bonaventnra, gegen 1473 bzw. 1477 zwei Ausgaben der deutschen Bibel, die schon durch ihr Format alle anderen überragen. Sie nehmen den vierten bzw. sechsten Platz ein in der Reihe der 14 hochdeutschen Bibelausgabeu, die vor Luther erschienen sind; ferner die erste lateinische Ausgabe jenes Buches, das nächst der Bibel die weiteste Verbreitung auf der Erde gefunden hat, der Nachfolge Christi des Thomas a Kempis, weiter ein Neudruck der unter dem Namen Catholicon bekannten Realenzyklopädie des Dominikaners Johannes Balbns von Genua, die an Schönheit des Druckes wie an Seltenheit dem berühmten, von Gutenberg selbst gedruckten Originale nicht viel nachsteht, die erste Ausgabe des Schwabenspiegels u. f. w. Nicht zu vergesseu zahlreicher auf Folioblätter gedruckter Kalender, deren ältester, ein deutscher auf das Jahr 1470, einer der frühesten Kalender dieser Art überhaupt ist. Nicht lange ist Zainer der einzige Typograph Augsburgs geblieben; denn schon 1470 erscheint ein weiterer dort tätig, Johannes Schüßler, der aber nur kurze Zeit druckte. Es sind verhältnismäßig wenige, aber sehr gut ausgeführte und den tüchtigen Meister kennzeichnende Werke, die seiner Presse entstammen; das erste, das dieselbe am 28. Juni 1470 verließ, ist die älteste Übersetzung des jüdischen Geschichtschreibers Flavins Josephus, der sich das früheste wissenschaftliche Buch über Landwirtschaft n. a. anschließen. Das letzte Buch, das seinen Namen trägt, ist vom 2. Juli 1472. Noch in demselben Jahre verkaufte er fünf Druckpressen nebst Zubehör an das Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra, dessen gelehrter und aus die Pflege der Wissenschaften sorgsam bedachter Abt Melchior von Stamham die hohe Bedeutung der Erfindung Gutenbergs richtig erkannte und sie für die Zwecke seines Klosters dienstbar zu machen suchte. Die Werkstätte, in welcher die sämtlichen Verrichtungen wie Setzen,

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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 124

1906 - München : Oldenbourg
] 24 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. nach seiner Herstellung verließen Dold und Veckenhub Würzburg und Reyser, der anscheinend von Anfang an der eigentliche Typograph gewesen war, führte die Druckerei allein fort. Die Erzeugnisse derselben, zu deren Herstellung er sich eigenartiger, nach ihm benannter Typen bediente, sind in der Hauptsache liturgische Bücher und Kaleuder und vorzugsweise für die Zwecke des Würzburger Hochstifts 'bestimmt. Was sie für die Geschichte der Buchdruckerkunst bedeutungsvoll macht, ist der Umstand, daß in ihnen, speziell in dem Missale von 1481, sich sehr frühe, wenn nicht die frühesten mit beweglichen Typen gedruckten Musiknoten gotischer Form vorfinden, fo daß Georg Reyser als einer der ersten Musi kn otendrncker überhaupt anzusehen ist. Derselbe, der auch bei dem folgenden Fürstbischöfe, Lorenz von Bibra, in hohem Ansehen stand druckte zuletzt 1503 und muß bald darauf gestorben sein, da im Oktober 1504 das Druckprivilegium einem anderen, Martin Schubart nämlich, erteilt wurde. Bald nach Würzburg begann Memmingen zu druckeu, wo Albrecht Kuuue von Dnderstadt, der schon im Jahre 1473 zu Trient als Typograph tätig gewesen war, die Druckkunst einführte. Da er seiner Herkunft nach ein Mainzer Untertan war, ist es möglich, daß er auch in Mainz selbst die Kunst erlernte. In Memmingen fing er etwa 1480 an zu wirken; sein erstes datiertes Werk indes, eine Ausgabe des damals außerordentlich verbreiteten und oft gedruckten Haudbuches der Weltgeschichte des Karthäusers Werner Rolevink, das den Titel Fasciculus temporum trägt, erschien erst 1482. Bis zum Jahre 1519 war seine Presse tätig, aus der allein bis zum Jahre 1500 weit über 60 Werke hervorgingen. Geringere Bedeutung erlangte die Buchdruckerkunst in Passau, wo Benedikt Mayr, zuerst mit Konrad und Nikolaus Stahel, dann mit Johann Alakraw, arbeitete und 1482 als erster datierter Druck ,,Eusebius, epistola de morte Hieronymi“ erschien. Die Genannten gehörten wohl alle zu den sog. wandernden Typographen, da ihre Tätigkeit in Passau uicht lange dauerte und sie selbst, abgesehen von Nikolaus Stahel, von dem weiteres nicht bekannt ist, bald darauf an anderen Orten nachweisbar sind. Seßhafter war ihr Nachfolger Johann Petri, aus dessen Presse in der Zeit von 3485—1493 eine ganze Reihe von Drucken, darunter einige gut ausgeführte Meßbücher, erschienen. Erst an neunter Stelle im jetzigen Bayern ist München zu nennen; doch genießt es den Vorzug, daß sein erster Typograph der älteste bekannte Drucker des damaligen Herzogtums ist. Hans Schauer war es, in dessen Offizin das erste in Bayerns Hauptstadt gedruckte Buch „am St. Peter- und Pauls-Abend" 1482 fertiggestellt wurde. Das Schriftchen, eine deutsche Ausgabe der ,,Mirabilia urbis Romae“, ist nur in einem einzigen aus dem Kloster Tegernsee stammenden Exemplare bekannt und zählt zu den Kostbarkeiten der Münchener Staatsbibliothek. Es ist ein Führer für die Rompilger, der das

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 116

1906 - München : Oldenbourg
116 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkuust iu Bayern. Drucken, Rubrizieren und Binden, von Klosterangehörigen verrichtet wurden, ward noch vor Ablauf des Jahres vollendet und in Gebrauch genommen. Sehr groß war die Zahl der aus ihr hervorgegangenen Werke, die vorzüglich der Theologie und Geschichte angehören, allerdings nicht, da nach dem Tode des Abtes Melchior (1474) von dessen Nachfolgern die Pressen nicht weiter scheinen in Anspruch genommen worden zu sein. Fast gleichzeitig mit dieser Klosterdruckerei, die eine der frühesten iu Deutschland war, trat eine neue Offizin ins Leben, welche an Zahl und Bedeutung ihrer Erzeugnisse die beiden letztgenannten weitaus übertraf, die des Johann Bämler ans Augsburg. Das früheste Buch, das seinen Namen nennt, verließ 1472 die Presse, ans der dann in einem Zeitraume von mehr als 20 Jahren eine große Menge von Drucken hervorging, die ihn als einen sehr fleißigen Typographen erkennen lassen. Die meisten dieser Werke, welche zum Teil der populären theologischen und juristischen, in der Mehrzahl aber der schönwissenschaftlichen und gemeinnützigen Literatur angehören, sind in deutscher Sprache geschrieben, so daß ihm zusammen mit dem später zu nennenden Anton Sorg das Verdienst gebührt die erste deutsche Volksliteratur auf den Markt gebracht zu haben. So erschienen bei ihm z. B. neben den „Statuten 'der Rosenkranz-Bruderschaft" und der „Auslegung der Hl. Messe" die Historien „Von den sieben weisen Meistern", „Von der Zerstörung Trojas", „Von der schönen Melusine", „Von der Kreuzfahrt Gottfrieds von Bouillon" it. a., von denen viele mit Holzschnitten entsprechend ausgeschmückt sind. Der letzte datierte Druck ist eiu Augsburger Brevier von 1495. Im Gegensatze zu Bämlers Werkstatt steht die eines Zeitgenossen, die nur ganz wenige Drucke veröffentlicht hat, aber dadurch wichtig ist, weil sie sich rühmen kann, daß aus ihr nicht nur die früheste Bibel Augsburgs sondern auch die erste illustrierte deutsche Bibel überhaupt, welche iu der Reihe der vorlutherischen hochdeutschen Bibelausgaben den dritten Platz einnimmt, hervorgegangen ist. Es ist dies die Presse des Jodokus Pflanzmann, der das Amt eines „Prokurators und Fürsprechs am Hose zu Augsburg" bekleidete und von 1470—1490 daselbst wohnte. Seine Tätigkeit als Drucker hat nicht lange gewährt, denn außer der genannten Bibel, einem hervorragenden Druckwerke aus zwei Bänden, das um 1473 entstanden ist, sind nur noch zwei minder umfangreiche Schriften, deren eine das Datum des Jahres 1475 trügt, von ihm bekannt. Einen wesentlich anderen Charakter hatte die Tätigkeit Anton Lorgs ans Augsburg, der wohl als der produktivste der dortigen Drucker anzusehen ist. Er wirkte von 1475—1493 und überragte nicht allein durch die große Zahl seiner Erzengnisse alle seine Vorgänger sondern brachte auch eine Menge neuer Werke auf den Markt, die geeignet waren das Interesse weitester Kreise zu wecken. Wie Bämler legte auch er großes Gewicht darauf Bücher in deutscher Sprache zu veröffentlichen und teilt sich deshalb mit jenem in den

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 118

1906 - München : Oldenbourg
118 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. Typographen seiner Zeit und unbestritten der hervorragendste Augsburgs, der lange, bevor er hier selbständig tätig war, schon jenseits der Alpen durch seine Geschicklichkeit und seine Ersolge auf dem Gebiete der Kunst Gutenbergs dem Ruhmeskranze seiner Vaterstadt ein neues, uuverwelkliches Blatt eingefügt hatte. Aus einer Augsburger Künstlerfamilie stammend wandte er sich 1475, um in der „schwarzen Kunst", die er in seiner Heimat erlernt, weitere Ausbildung zu genießen, nach Italien und errichtete im Verein mit seinem Landsmanne Bernhard Maler oder Pictor aus Augsburg und Peter Löslein aus Laugeu-zeun bei Nürnberg in Venedig eine Presse, aus der schon 1476 das erste Werk hervorging. Zwei Jahre hindurch dauerte diese Gemeinschaft, der wir eine Reihe schöner Werke verdanken; im Jahre 1478 trennte sich Ratdolt von den Genossen und war in der Lagunenstadt acht Jahre lang in eigener Offizin tätig. Selbst in Kunst und Literatur wohl erfahren legte er nicht nur auf die äußere Ausstattung seiner Preßerzeugnisse hohen Wert sondern war auch darauf bedacht vorzüglich solche Werke zu veröffentlichen, die der Förderung und Verbreitung der Wissenschaften dienten. Wie er einerseits seine Drucke durch prächtige Anfangsbuchstaben und Randleisten schmückte und auch der erste war, der künstlerisch gestaltete Titelblätter in der heute üblichen Weise gebrauchte, so wendete er anderseits sein Hauptaugenmerk auf mathematische und astronomische Werke und ist als der Drucker zu rühmen, welcher das früheste Buch mit eingedruckten mathematischen Figuren, die Geometrie des Euklid von 1482, veröffentlichte. Daneben entstammen seiner Venediger Presse auch Drucke anderen Inhalts, die sämtlich den Ruhm ihres Verfertigers nicht bloß in Italien sondern auch diesseits der Alpen verbreiteten. Es ist begreiflich, daß unter solchen Verhältnissen die Bischöfe von Augsburg, zumal nachdem Ratdolt ein Brevier für seine Heimatdiözese hergestellt hatte, die Rückkehr des geschickten Meisters in seine Vaterstadt dringend wünschten. Den oft geäußerten Wünschen leistete dieser endlich Folge und siedelte zu Beginn des Jahres 1486 nach Augsburg über, wo er nun 30 Jahre hindurch ununterbrochen mit nicht minderem Ersolge tätig war. Das erste Stück, welches hier am 1. April des genannten Jahres seine Presse verließ, war ein Folioblatt, das Probedrucke in nicht weniger als 14 Schriftarten enthält und ein anschauliches Bild von der Reichhaltigkeit des Typenmaterials der Ratdoltschen Offizin gibt. Das Blatt, das sich in einem einzigen Exemplare in der Münchener Staatsbibliothek erhalten hat, ist ein vorzüglich schöner Druck, der auch einer modernen Presse Ehre machen würde. Als erstes von Ratdolt in Augsburg gedrucktes Buch erschien dann am 1. Februar 1487 ein Rituale des Augsburger Bistums, dem sich neben anderen Werken hauptsächlich Bücher liturgischen Inhalts anschlossen, da die Ausstattung, die solchen zuteil wurde, auch andere Diözesen veranlaßte, die für den kirchlichen Gebrauch nötigen Bücher bei dem Augsburger Meister herstellen zu lassen. So entstanden z. B. in Ratdolts Werkstätte neben den vier für Augsburg gedruckten Meßbüchern

4. Hohenzollerisches Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 262

1900 - Stuttgart : Daser
262 für jede Seite und jedes Buch mußten neue Tafeln geschnitten werden, und so war es denn ein glücklicher Gedanke Guten- bergs, die einzelnen Schriftzeichen in Stäbchen auszuschneiden, mit Fäden zu Zeilen zu verbinden und diese abzudrucken; denn die Stäbchen konnten nach dem Gebrauche wieder aus- einander genommen und zu neuem Drucke benutzt werden. Aber die hölzernen Lettern zersprangen leicht, deshalb wählte Gutenberg bleierne. Im Jahre 1439 wurde die Presse erfunden; aber noch kam kein vollständiges Buch zu stände. Gutenberg war damals in Straßburg, wo er vermutlich bis zum Jahre 1445 blieb. Daher macht auch Straßburg auf die Ehre Anspruch, Mutterstadt der Buchdruckerkunst zu sein. Nach Mainz zurückgekehrt, verband er sich mit Johann Faust (Fust), einem reichen Goldschmied, und Peter Schösser, einem Geistlichen zu Gernsheim, der das sogenannte Letterngut und die Druckerschwärze aus Kienruß und Leinöl erfand. Das erste gedruckte Werk war eine lateinische Übersetzung der Psalmen; es wurde 1457 vollendet. Aber Gutenberg hatte bereits sein ganzes Vermögen der neuen Erfindung zum Opfer gebracht und schuldete an Faust eine beträchtliche Summe. Da er nicht zahlen konnte, nahm Faust seine Druckerei in Beschlag und nötigte dadurch Guten- berg, wieder nach Straßburg zu gehen, von wo er jedoch nach Mainz zurückkehrte und mit geliehnem Gelde eine neue Werk- statt gründete. Das nächste Buch, das Faust und Schösser druckten, war eine lateinische Bibel, die, schon ungleich billiger als die früheren geschriebnen, zuletzt für 30 Gulden verkauft wurde. Als später Mainz bei einer Belagerung in Brand gesteckt ward, verbrannte auch Fausts Werkstätte, und diejenige Gutenbergs geriet ins Stocken. Damals verließen viele Buch- druckergehilfen, die man, um das Geheimnis zu bewahren, bis dahin ängstlich bewacht hatte, Mainz und legten in Augsburg, Nürnberg, in der Schweiz und in Italien Druckereien an. Faust und Schösser eröffneten ihre Werkstatt bald wieder. Gutenberg wurde nach dem Verkauf der seinigen unter die Hofleute des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte, wenn auch dürftig, doch sorgenfrei bis an sein Ende (1468). Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurde die Verbreitung der Bücher ungemein befördert, und wissenschaft- liches Streben und geistige Bildung zu einer bisher ungeahnten Höhe erhoben. Die Buchdruckerkunst ward gleichsam das Tor, durch welches Bildung und Aufklärung sich schnell nach allen Gegenden verbreitete. Alles Große und Schöne, das einzelne Männer gedacht und erfunden hatten, konnte durch sie in kurzer Zeit zu einem bleibenden Gemeingute aller Völker der Erde werden.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 117

1906 - München : Oldenbourg
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst tu Bayern. 117 Ruhm an der Verbreitung deutscher Schrifteu im 15. Jahrhundert hervorragenden Anteil zu haben. Unter den zahlreichen Werken seiner Presse, zu denen u. a. eine Ausgabe des wichtigsten deutschen Nechtsbuches des Mittel* alters, des Sachsenspiegels, die früheste deutsche Übersetzung der Nachfolge Christi und der erste deutsche Briefsteller gehören, verdienen vorzüglich die beiden Ausgaben der deutschen Bibel von 1477 bzw. 1480 Erwähnung, von denen die erstgenannte die älteste (Deutsche Bibel ist, welche volle Datierung hat. Auch für die illustrative Ausschmückung seiner Drucke entfaltete Sorg eine rege Tätigkeit, als deren Hauptwerk das berühmte Konstanzer Konziliumsbuch des Domherrn Ulrich von Reichenthal zu nennen ist, welches neben der wörtlichen und bildlichen Darstellung des Verlaufs dieser Kirchenversammlung nicht weniger als 1156 Wappen aller damals in Konstanz anwesenden vornehmen Männer der ganzen Christenheit enthält. Eine Leistung, die vorher noch von keiner Seite versucht worden war und die dem Buche selbst mit Recht die Bezeichnung des ältesten gedruckten Wappenbuches eingetragen hat. Die lange Reihe seiner Drucke schloß Sorg 1493 mit einer deutschen Ausgabe der Evangelien und Episteln; bald darauf scheint er auch gestorben Zu sein. Ein neuer Meister trat mit Johann Schön sperger dem Älteren auf, der durch die reiche bildliche und typographische Ausstattung, die er seinen Werken zuteil werden ließ, sich einen hervorragenden Rainen erwarb. Seine Tätigkeit begann 1481 und dauerte bis weit in das erste Viertel des 16. Jahrhunderts hinein. Bis zum Jahre 1500 erstreckte sie sich nicht so sehr auf die Herstellung neuer, bisher noch nicht gedruckter Bücher als vielmehr auf den Nachdruck solcher, die zu jener Zeit oft begehrt waren und unter denen neben einer Reihe von Ausgaben der deutschen Evangelien und Episteln, der Heiligenleben u. a. sich wieder zwei deutsche Bibeln von 1487 und 1490 mit hübschen, der sog. Kölner Bibel entnommenen Holzschnitten befinden. So produktiv er indessen der Zahl nach war, seine Hauptbedeutung erlangte er doch erst, um dies kurz zu erwähnen, im 16. Jahrhundert, als er von Kaiser Maximilian zum kaiserlichen „Diener und Buchdrucker" ernannt wurde und nun im Aufträge seines Herrn jene typographischen Meisterwerke schuf, die seinen Namen mit der Geschichte der Buchdruckerkunst für immer verbinden: jenes herrliche, nur in zehn Exemplaren auf Pergament gedruckte Gebetbuch des Kaisers von 1514, von dem die Hof- und Staatsbibliothek in München ein mit eigenhändigen Randzeichnungen Albrecht Dürers versehenes Fragment als einen ihrer kostbarsten Schätze verwahrt, und den mit Recht als Meisterwerk der Typographie gepriesenen „Theuerdank" von 1517 und 1519, der in poetischer Form die Brautfahrt Maximilians schildert und von Schänfelein, Burgkmair, Beck u. a. künstlerisch ausgeschmückt ist. Nicht nur völlig ebenbürtig sondern in vieler Beziehung Schönsperger noch überragend reiht sich ihm Erhard Ratdolt au, einer der bedeutendsten

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 120

1906 - München : Oldenbourg
120 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. aber nahm sie so zu, daß bis 1500 schon über 200 Werke, darunter eine ganze Reihe mehrbändiger, von ihm gedruckt waren. In seiner Werkstätte arbeiteten täglich 24 Pressen und über 100 Gesellen, die nicht bloß das Setzen, Drucken und Korrigieren sondern auch das Illuminieren und Binden der Bücher besorgten. Doch reichten auch diese nicht aus allen Anforderungen zu genügen und so sah sich Koberger genötigt noch im Auslande, so z. B. in Basel und Lyon, fremde Pressen für sich druckeu zu lassen. Neben der Herstellung der Bücher selbst oerwandte er ein ganz besonderes Interesse aus deren Vertrieb und sein zielbewußtes, tatkräftiges Vorgehen in dieser Richtung, das ihm nach und nach in allen Handelsplätzen des In- und Auslandes Niederlagen seiner Druckwerke sicherte, bewirkte eine Ausdehnung seines Geschäftes, wie sie bis dahin gänzlich unbekannt gewesen war. Alle oon ihm hergestellten Werke zeichnen sich durch fehlerlosen Druck, durch Schönheit der Typen, durch scharfe Ausprägung der Buchstaben und durch kunstfertigen Satz aus. Ihrem Inhalte uach gehören sie vorzugsweise der Theologie, Philosophie und Jurisprudenz an und zählen unter sich verhältnismäßig wenige, die in deutscher Sprache abgefaßt sind. Am meisten gedruckt wurde die Bibel, von welcher Koberger bis zum Ende des 15. Jahrhunderts allein 15 Ausgaben veranstaltete. Unter ihnen befindet sich nicht nur die früheste in Nürnberg hergestellte sondern auch die erste lateinische, welche mit Illustrationen versehen ist; ferner eine deutsche von 1483, welche, gleichfalls mit Holzschnitten geziert, als eine der schönsten deutschen überhaupt angesehen wird. Sie ist wohl die erste Frucht der Bestrebungen Kobergers den Rns seiner Preßerzeuguisse durch illustrative Ausschmückung noch zu erhöhen, Bestrebungen, die durch die Verbindung mit Michael Wohlgemnth, dem Lehrer Albrecht Dürers, in einem solchen Maße verwirklicht wurden, daß Nürnberg ans dem Gebiete der Buchillustration alle anderen Städte weit überragte. Das früheste Werk, das aus dieser Gemeinschaft hervorging, ist der „Schatzbehalter oder Schrein der wahren Reichtümer des Heils" von 1491, ein volkstümliches Andachtsund Betrachtungsbuch, das nicht weniger als 96 blattgroße Holzschnitte von der Hand des Künstlers enthält. Übertreffen wird dasselbe noch durch die 1493 in lateinischer und deutscher Ausgabe erschienene Weltchronik des Nürnberger Arztes und Humanisten Hartmann Sch edel,- die mit ihren weit über 2000 Holzschnitten sich als das größte illustrierte Werk des 15. Jahrhunderts darstellt. Der Bilderschmuck, bei dessen Herstellung Wohlgemnth von seinem Stiefsohne Wilhelm Pleydeuwurfs unterstützt wurde, dient zur Erläuterung der biblischen und weltlichen Historien und bringt von der Schöpfung der Welt an die bekanntesten Begebenheiten, Personen, Länder und Städte, darunter manche der letzteren mit historischer Treue, zur Darstellung. Mit der Wende des Jahrhunderts ließ die Drucktätigkeit Kobergers, die in den neunziger Jahren noch sehr groß war, allmählich nach, bis am 17. Juni 1504 als letztes Erzeugnis der eigenen Presse der

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 113

1906 - München : Oldenbourg
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. Hz 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern bis zum Jahre 1500. Don Ernst Freys. * Schon vor der am 28. Oktober 1462 erfolgten Eroberung der Stadt Mainz durch Adolf von Nassau, welche als der Hauptaulaß zur raschen Verbreitung der Erfindung Gutenbergs angesehen wird, hatte die letztere in zwei Städten Deutschlands ihren Einzug gehalten, nämlich iu Straß bürg und Bamberg, wo bereits 1460 Typographen nachweislich tätig sind. Iu dem Bayern der Jetztzeit nimmt sonach Bamberg den Ruhm für sich in Anspruch die älteste Druckstadt zu seiu und Albrecht Psister war es, der hier die erste Presse errichtete. Woher er stammte und wie sein Lebensgang war, darüber ist so gnt wie nichts bekannt; ebensowenig hat man bis jetzt Sicheres über seine Beziehungen zu Gutenbergs typographischen Unternehmungen, besonders zur sogenannten 36zeitigen Bibel, feststellen können. Doch ist die Annahme berechtigt, daß Pfister, als dessen Geburtsjahr etwa 1420 angesehen wird, während er gegen 1470 gestorben sein soll, die Bnchdrnckerknnst bei dem Erfinder selbst erlernte und 1457 von dort nach Bamberg übersiedelte. Ursprünglich mag er das Geschäft eines Holzschneiders betrieben haben, denn er ist der erste Drucker, der es unternahm seine Bücher mit Illustrationen auszuschmücken. Zu den frühesten der von ihm hergestellten Druckerzeugnisse, deren Mehrzahl in deutscher Sprache abgefaßt ist, dürften wohl die beiden kleinen, mit Metallschnitten versehenen Schriften „Die sieben Freuden Mariens" und „Die Leidensgeschichte Jesu" zu rechnen sein, die um 1460 entstanden sind und sich nur in einem einzigen, in der Hof- und Staatsbibliothek zu München befindlichen Exemplare erhalten haben. Nach einer damals nicht selten geübten Sitte enthalten sie weder das Jahr des Erscheinens noch auch den Namen und Wohnort des Druckers; erst in der 1461 erschienenen Fabelsammlung des Berner Dominikaners Ulrich Boner, welche den Namen ..Edelstein" trägt, wird Bamberg zum ersten Male als Druckort und in dem ..Buche der vier Historien von Joseph, Daniel, Jndith und Esther", einem Auszuge aus der Biblischen Geschichte, von 1462, sowie in dem ohne Jahr erschienenen Werke des Jakobus de Theramo „Belial oder der Trost der Sünder Pfister ausdrücklich als Drucker genannt. Die Behauptung, daß er auch der erste gewesen, der überhaupt in deutscher Sprache druckte, ist uach dem Auffinden älterer deutscher Druckfragmente, die sicher von Gutenberg stammen, nichts mehr aufrechtzuerhalten. Lange ist er indes nicht tätig gewesen, denn seit 1463 ist er verschollen und eine ganze Reihe von Jahren hindurch in Bamberg, dem die inneren Bedingungen für eine gedeihliche Entwicklung der Kunst fehlten, keine Presse mehr vorhanden, bis Johann Sensen-schmidt, ein geborener Egerer, aus Nürnberg, wo er seine Tätigkeit begonnen dorthin kam und seit 1481 teils allein teils zusammen mit Heinrich Petzen- Sronscber, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. ^ R

8. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 120

1911 - Leipzig : Hirt
120 Iii. Das Deutsche Reich des Mittelallers. stete Übung sehr gestärkt. Die Mönche schrieben meist für Schulen und Gelehrte. Am Ausgange des Mittelalters war auch für die Bürger der reichen Städte das Bedürfnis nach Büchern rege geworden. Deshalb hatte sich in den gröszern Handels- und Freien Reichsstädten ein eigner Stand von Abschreibern herangebildet, der für die allgemeinen Bedürfnisse des Volkes tätig war. Man schrieb Gedichte, Sagen, Volksbücher, gemeinverständliche Schriften über Heilkunde, gereimte deutsche Bibeln, Heiligenlegenden, Gebet- und Erbauungsbücher. Diese Bücher wurden von umherreisenden Händlern namentlich auf den Jahrmärkten verkauft. Trotzdem gehörten die Bücher immer noch zu den Seltenheiten und waren ein kostbarer Besitz. Da kam Johannes Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, die Schriftzeichen in einzelne Stäbchen aus Buchenholz aufzuschneiden, mit schwarzer Farbe zu bestreichen und auf ein Blatt Papier einen Abdruck davon zu machen. Später goß er die Buchstaben aus Zinn. Mit solchen Buchstaben druckte er im Jahre 1452 zum erstenmal die Bibel; das Jahr 1452 gilt deshalb als das Ersindungsjahr der Buchdruckerkunst. Die neue Kunst wurde immer mehr vervollkommnet, und alljährlich wurden viele neue Bücher gedruckt. Gutenberg und seine Gehilfen hielten anfangs ihre Kunst geheim, damit sie von andern nicht nachgeahmt würde. Im Jahre 1462 wurde die Stadt Mainz, der Sitz der Erfindung, belagert und eingenommen. Dadurch zerstreuten sich die Gesellen Gutenbergs nach allen Weltgegenden und errichteten eigne Buchdruckereien. Bis zum Jahre 1500 gab es mehr als taufend Buchdruckereien in Europa; fast alle waren von Deutschen angelegt. In Italien, in Spanien, in Portugal, in England, in Frankreich, in Ungarn, in Dänemark, in Stockholm, in Konstantinopel hatten deutsche Buchdrucker Werkstätten eingerichtet. Wie ehemals die Sendboten des Christentums hinauszogen, so zogen jetzt die Jünger der Kunst Gutenbergs hinaus in alle Lande, und ihre gedruckten Bücher wurden gleichsam Verkündiger des Evangeliums und Lehrer der Wissenschaft. So beherrschten die Deutschen um das Jahr 1500 fast den ganzen geistigen Markt des gebildeten Europa. Die Bibel wurde bis zu dieser Zeit in mehr als hundert lateinischen und in vierundzwanzig deutschen Ausgaben gedruckt. Auch die Schriften der Kirchenväter und die Werke der griechischen und römischen Schriftsteller sowie Bücher für das Volk kamen gleichzeitig in den Buchhandel. Die Herstellung des Werksatzes geschieht heute noch im allgemeinen wie zu Gutenbergs Zeit, doch findet neuerdings die Setzmaschine, die zu Anfang nur für Zeitungsdruck geeignet war, auch hierfür immer mehr Anwendung. Den Druck besorgt an Stelle der alten Handpresse die Schnellpresse und — wenn es sich um eine große Anzahl von Druckbogen handelt, so insbesondere bei Zeitungen — die Rotationsmaschine. Die Setzmaschine kann die Arbeit von drei Setzern leisten; die Rotationsmaschine liefert in einer Stunde bis zu 10000 bedruckte Bogen. Im 18. Jahrhundert gab es in Deutschland und Österreich 434 Orte mit Druckereien, 1909 wurden

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 122

1906 - München : Oldenbourg
122 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. Johann Müller aus Königsberg in Franken. Dieser berühmte Astronom und Mathematiker, der am 6. Juni 1436 geboren ward und bei Georg von Penr-bach in Wien studierte, war nach mehrjährigen! Aufenthalte in Italien 1469 an den Hof des Königs oon Ungarn, Matthias Coroiuus, gekommen. 1471 siedelte er von Ofen nach Nürnberg über, um daselbst seinen Stndien zu leben und die Veröffentlichung der zahlreichen aus Italien mitgebrachten Handschriften vorzubereiten. Unterstützt von seinem Freunde Bernhard Walther errichtete er dortselbst nicht nur eine Sternwarte und eine mechanische Werkstätte sondern auch, da die sonstigen Pressen den Satz der griechischen Lettern und der mathematischen Zeichen nicht ausführen konnten, eine eigene Druckerei. Die Erzeugnisse derselben waren Kalender und sonstige astronomische und mathematische Werke, unter welchen die „Ephemeriden", die für jeden Tag die Konstellation der Gestirne von 1475 bis 1506 vorausberechneten, die erste Stelle einnehmen. Die Ernennung des Gelehrten zum Bischos von Regensburg und die gleichzeitige Berufung desselben nach Rom (1475) zur Teilnahme an der von Papst Sixtus Iv. beabsichtigten Kalenderreform bereiteten den wissenschaftlichen Plänen wie der typographischen Tätigkeit Regiomontans ein vorzeitiges Ende. Ebenfalls nur für eigene Zwecke bestimmt war die Presse des als Meistersänger nicht unbekannten Hans Folz aus Worms, der das Geschäft eines Stadtwundarztes versah und seine volkstümlichen, mit Holzschnitten versehenen Gedichte 1479 und 1480 selbst druckte. Zur gleichen Zeit trat 1479 in dem Kloster der Augustiner-Eremiten, dessen Räume jetzt zum Germanischen Museum gehören, eine Werkstätte ins Leben, die bis 1491 arbeitete, von der aber außer etwa einem Dutzend Drucke weitere Erzeugnisse nicht bekannt sind. Ihr schlossen sich an die Druckereien des Konrad Zeninger (1479 bis 1489) und des Peter Wagner (1483—1500), von denen die erste meist kleinere Sachen, darunter auch ein mehrmals aufgelegtes lateinisch-deutsches Wörterbuch, erscheinen ließ, während die zweite sich besonders um die Herausgabe von Volksund Schul)Christen verdient machte. Aus der Reihe der weiteren Drucker, die von jetzt an bis 1500 in Nürnberg sich noch niederließen und unter denen Hans Mair und Peter Bischer nur um deswillen zu erwähnen sind, weil ihnen Würzburg, Nürnberg und Bamberg die frühesten Ausgaben ihrer fog. Heiligtumsbüchlein (d. s. Beschreibungen der daselbst aufbewahrten Reliquien) verdanken, hat es eigentlich nur Georg Stuchs aus Sulzbach in der Oberpfalz zu einer hervorragenden Bedeutung gebracht. Das erste von ihm gedruckte Werk, ein Meßbuch von 1484, war in so mustergültiger Weise ausgeführt, daß er bald von den verschiedensten Diözesen und Verlegern Aufträge zur Herstellung liturgischer Bücher erhielt; in der großen Zahl der von ihm bis zum Jahre 1517 gelieferten Druckwerke, deren letztes gleichfalls wieder ein Missale war, finden sich nur wenige, die einem anderen Gebiete angehören. Wie kein zweiter Drucker jener

10. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 155

1894 - Paderborn : Schöningh
— 155 — bestand. Das erste gedruckte Buch war eine lateinische Bibel in drei Bänden, die wahrscheinlich im Jahre 1456 fertig gestellt wurde. Diese ersten Werke setzten alle in beispielloses Erstaunen, denn sie hielten das Gedruckte für Geschriebenes und konnten nicht begreifen, wie man in so kurzer Zeit so unzählige Blätter auf einmal und so ähnlich beschreiben konnte, daß nicht der mindeste Unterschied wahrzunehmen war. Manche hielten es sogar für Zauberei. Die Kunst selbst blieb ein Geheimnis, bis Mainz im Jahre 1462 erobert, geplündert und Fansts Werkstätte zerstört ward. Die Gehilfen, die vorher wie Gefangene eingeschlossen gewesen waren, damit die einträgliche Kunst ja nicht verraten würde, flohen jetzt nach allen Gegenden und legten Druckereien an. So ward diese wichtige Erstnduug noch vor Ende des Jahrhunderts nicht nur über ganz Deutschland verbreitet, sondern auch über die meisten europäischen Länder, namentlich über Italien. Hier änderte man zuerst die alte nachgeahmte Mönchsschrift, aus welcher unsere jetzige deutsche Druckschrift entstanden ist, in die einfachere und zierlichere, sogenannte lateinische Schrift um und führte auch sonst mancherlei Verbesserungen ein. Die Buchdruckerkunst ist von großer Bedeutung für die Volksbildung und deren Erfinder daher einer der größten Wohlthäter der Menschheit.6 Die Buchdruckerkunst ward gleichsam das Thor, durch welches alle Bildung und Aufklärung sich schnell nach allen Gegenden verbreitete. Alles Große und Schöne, das einzelne Männer gedacht und erfunden hatten, konnte durch sie in kurzer Zeit zu einem bleibenden Gemeingute aller Völker der Erde werden. War in früherer Zeit eine Handschrift vernichtet, so war in der Regel das ganze Werk verloren; jetzt können mehrere hundert Exemplare zerstört werden, ohne daß darum das Werk vernichtet ist. Jetzt war es möglich, Kenntnisse zu sammeln, auch ohne in dem Hörsaale eines Lehrers zu sitzen oder in den Bücherschatz eines Klosters sich zu vergraben. Gleichwie aber die Sonne neben dem guten Samen auch manches Unkraut aus dem Schoße der Erde hervortreibt, so hat auch die Buchdruckerkunst manches Schädliche zu Tage gefördert. B. i So entstand die „Bibel der Statten", eine bildliche Darstellung der Haupt-begebenheiten des alten und neuen Testamentes auf 40 bis 50 Tafeln mit kurzen Erklärungen und Bibelsprüchen zu jedem Bilde. Die ältesten auf uns gekommenen Armenbibeln sind aus dem Jahre 1430. In ihnen zeigt sich schon eine Art Buchdruckerkunst, aber noch eine unvollkommene; denn für jeden neuen Zweck mußten auch neue Tafeln geschnitzt werden. 2 Johann Gutenberg oder genauer Johannes Gensfleisch zum Gutenberg wurde in dem Hofe „zum Gensfleisch" in Mainz im Jahre 1397 geboren. Sein Vater hieß Frielo oder Friedrich Gensfletsch und seine Mutter Elfe oder Elisabeth zum Gutenberg. Da mit ihr die Familie „zum Gutenberg" ausstarb, so nahm ihr Mann ihren Geschlechts-

11. Geschichte des Mittelalters - S. 279

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 40, 1. Erfindungen. 279 Germersheim. Dieser veranlaßte Gutenberg, die Buchstaben nicht mehr zu schneiden, sondern zu gießen und aus Kienruß und Lemol eme bessere Druckerschwärze zu verfertigen. Jetzt konnte zum Drucke ganzer Werke übergegangen werden. Das erste gedruckte Werk war eme lateinische Bibel in zwei Bänden, welche 1456 erschien. In der ersten Ausgabe der Psalmen ist Drucker und Jahreszahl 1457 angegeben. Gutenberg hatte sich durch seine Versuche in große Ausgaben gestürzt und schuldete dem Faust 2020 Goldgulden. Da er den drängenden Gläubiger nicht befriedigen konnte, nahm Faust ^ bte ganze Druckerei in Beschlag und versetzte Gutenberg in die traurigste Lage. Daher begab sich derselbe wieder nach Straßburg, kehrte aber nochmals nach Mainz zurück und errichtete mit dem Gelde des Ratsherrn Humery eine neue Offizin. 1462 wurde Mainz von dem Erzbischöfe Adolf von Nassau, welchem der abgesetzte Dieter von Isenburg, nicht weichen wollte, erobert und zum Teil eingeäschert. Fausts Werkstätte verbrannte, Gutenbergs Druckerei kam ins Stocken. Da verließen viele Buchdruckergehilfen, welche man bisher zur Bewahrung des Geheimnisses ängstlich bewacht hatte, die Stadt Mainz und legten in Augsburg, Nürnberg, in der Schweiz und in Italien Druckereien an. Faust und Schöffer eröffneten ihre Offizin bald wieder, Gutenberg dagegen verkaufte 1465 seine Druckerei, welche er in Eltville errichtet hatte, und wurde unter die Hofkavaliere des Erzbischofs Adolf von Mainz aufgenommen. Er führte seitdem zwar ein sorgenfreieres Leben, allein arm blieb er bis zu seinem Tod (1468). Im Jahre 1837 hat Mainz dem Erfinder der Buchdruckerkunst ein Denkmal errichtet, Straßburg hat seiner ebenfalls gedacht. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurde die allgemeine Bildung sehr gefördert; die Bücher konnten jetzt billiger und rascher geliefert und in größerer Zahl verbreitet werden. Dadurch ist m den Verhältnissen des geistigen Lebens ein Umschwung hervorgerufen worden, welcher vordem nicht möglich war. Die Erfindung des Leinenpapiers kam der Buchdruckerkunst außerordentlich zu statten. Infolge seiner billigeren Herstellungsweise wurde das bis dahin übliche Pergament und Baumwollenpapier durch dasselbe immer mehr verdrängt. Im Altertum hatten die Ägypter die Papyrusstaude zur Anfertigung von Papier benutzt. Dte Chinesen machten aus roher Baumwolle Papier, welches auch in Europa bekannt war. Um 1300 verfertigte ein Araber in Spanien aus abgenutzten baumwollenen Zeugen Papier. Einem Deutschen wird dann die Erfindung der Bereitung von Papier aus leinenen

12. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 123

1906 - München : Oldenbourg
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst iu Bayern. 123 Zeit pflegte er diesen Zweig der Literatur und nicht bloß der Süden, auch der Norden und Osten Deutschlands bezogen die verschiedenen, zum kirchlichen Gebrauche nötigen Bücher von dem Nürnberger Meister. Der an Bedeutung ihm nahestehende Hieronymus Hölzel von Traunstein begann zwar schon 1496 zu drucken, entfaltete seine Haupttätigkeit aber erst im 16. Jahrhundert. Nach Nürnberg trat Speyer in die Reihe der druckenden Städte ein. Bon wem und in welchem Jahre hier die erste Presse gegründet wurde, ist unbekannt. Das erste Werk, das Speyer als Druckort bezeichnet, die ,,Postilla super Apocalypsin et Cantica Canticorum“ ist 1471 gedruckt und gibt ebensowenig wie eine Reihe anderer hierher gehöriger Schriften den Namen des Typographen an. Der früheste, der als solcher namhaft gemacht wird, ist Peter Drach, der Sproß einer angesehenen Speyerer Familie. Als erster datierter Druck verließ 1477 ein Vocabularius iuris utriusque seine Werk-stätte, die unter ihm und seinem gleichnamigen Sohn und Enkel bis ins 2. Jahrzehut des 16. Jahrhunderts blühte und eines so großen Ansehens sich erfreute, daß ihr auch Druckaufträge aus solchen Städten zuteil wurden, die selbst angesehene Druckereien besaßen, wie das von ihr im Jahre 1497 im Aufträge des Erzbifchoss Berti)old von Henneberg gedruckte Meßbuch für Mainz beweist. Schon 12 Jahre nach dem Drucke des ersten Speyerer Buches entstand neben der Drachschen Presse eine zweite, die von den Brüderu Johann und Konrad Hist ins Leben gerufen ward und an Zahl wie an Ausstattung ihrer Drucke sich mit der ersteren wohl messen konnte, ja in letzterer Hinsicht sie noch übertraf. Sie war von 1483—1515 tätig. Über die Herkunft und die Persönlichkeit der beiden Drucker ist nichts bekannt; der eine von ihnen scheint früh gestorben zu fein, denn von 1492 an wird nur Konrad Hist als Typograph genannt. Auf die alte Reichsstadt folgte 1473 der Geburtsort des Albertus Magnus, das kleine Städtchen Lauin gen, dem damit die Ehre zufällt, der älteste Druckort des damaligen Herzogtums Bayern zu sein. Es ist ein Folioband von 106 Seiten, die Schrift des hl. Augustinus de consensu Evangelistarum, der 1473 dortselbst erschienen ist. Über den, der ihn gedruckt, ist nichts bekannt, wie auch unter den sämtlichen Werken des 15. Jahrhunderts sich kein zweites findet, das dort hergestellt ist. An Sauingen schließt sich Würzburg, die Hauptstadt des Frankenlandes, an, wohin Fürstbischof Rudolf von Scherenberg die „erfahrenen Meister der Buchdruckerkuuft" Stephan Dold, Georg Reyfer und Johann Beckenhnb berief, um die für deu kirchlichen Bedarf nötigen Bücher zu drucken und so den Geistlichen des Bistums einheitliche liturgische Texte zu verschaffen. Die einzige Leistung dieser Druckergemeinschaft war ein Brevier vom 20. September 1479, welches auch um deswillen Beachtung verdient, weil es das erste in Deutschland erschienene Buch ist, das einen Kupferstich enthält. Bald

13. Teil 2. Mittelstufe - S. 231

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
231 203. Das Ci des Kolumbus. Kienruß und Leinöl erfand. Das erste gedruckte Werk war eine lateinische Übersetzung der Psalmen, die 1457 vollendet wurde. Aber Gutenberg hatte bereits sein ganzes Vermögen der neuen Erfindung zum Opfer gebracht und schuldete an Faust eine beträcht- liche Summe. Da er nicht zahlen konnte, nahm Faust die Druckerei in Beschlag und nötigte dadurch Gutenberg, wieder nach Straßburg zu gehen, von wo er jedoch nochmals nach Mainz zurückkehrte und mit geliehenem Gelde eine neue Werkstatt gründete. Das nächste Buch, das Faust und Schösser druckten, war eine lateinische Bibel, die schon ungleich billiger als die früheren geschriebenen, zuletzt für 30 Gulden verkauft ward. Als im Jahre 1462 Mainz durch den Erzbischof Adolf von Nassau in Brand gesteckt ward, verbrannte auch Fausts Werkstätte, und die- jenige Gutenbergs geriet ins Stocken. Damals verließen viele Buch- druckergehilfen f die man, um das Geheimnis zu bewahren, bis dahin ängstlich bewacht hatte, Mainz und legten in Augsburg, Nürnberg, in der Schweiz und in Italien Druckereien an. In Schleswig ward schon i486 gedruckt. Faust und Schösser eröffneten ihre Werkstatt bald wieder. Gutenberg wurde nach dem Verkauf der seinigen unter die Hof- leute des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte, wenn auch arm, doch sorgenfrei bis an sein Ende (1468). Im Jahre 1837 hat die Stadt Mainz dem Erfinder der Buchdruckerkunst ein Denkmal gesetzt. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst ward die Ver- breitung der Bücher, denen die weitere Erfindung des Einbindens eine bequem zu handhabende Form gab, ungemein befördert und wissenschaftliches Streben und geistige Bildung zu einer bisher unge- ahnten Höhe erhoben. Gleichzeitig mit der Buchdruckerkunst ist auch die Kupferstecher- kunst erfunden. Die Italiener haben vom Jahre 1477 das älteste Buch mit Kupferstichen aufzuweisen; aber die Deutschen Michael Wohl- gemut und sein berühmter Schüler Albrecht Dürer haben diese Kunst durch Einführung des Ätzgrundes und des Scheidewassers statt des Grabstichels sehr vervollkommnet. Nach Ludwig stacke. 203. Das Ci des Kolumbus. ^ei einem Feste, welches der Kardinal Mendoza dem Kolunibus zu Ehren veranstaltete, hielt er ihm eine große Lobrede wegen der von ihm ge- machten Entdeckung. Die anwesenden Herren vom Hos nahmen es übel aus,

14. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 245

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
245 aus einander genommen und zu neuem Drucke benutzt werden. Aber die hölzernen Lettern zersprangen leicht, und Guttcnberg wählte bleierne. Im Jahr 1439 wurde die Presse erfunden, aber noch kam kein vollständiges Buch zu Stande. Guttcnberg war damals in Straßburg, wohin er sich wegen innerer Zerwürfnisse in Mainz schon 1424 begeben hatte, und wo er bis 1443 blieb. Daher macht auch Straßburg auf die Ehre Anspruch, Mutterstadt der Buchdruckerkunst zu sein. Nach Mainz zurückgekehrt, verband er sich mit Johann Faust (Fust), einem reichen Goldschmidt, und Peter Schösser, einem Geistlichen zu Germersheim, welcher letztere das soge- nannte Letterngut und die Druckerschwärze aus Kienruß und Leinöl erfand. Das erste gedruckte Werk war eine lateinische Uebersetzung der Psalmen, die 1457 vollendet wurde. Aber Guttcnberg hatte bereits sein ganzes Vermögen der neuen Er- findung zum Opfer gebracht und schuldete an Faust eine beträchtliche Summe. Da er nicht zahlen konnte, nahm Faust seine Druckerei in Beschlag und nöthigte dadurch Guttcnberg wieder nach Straßburg zu gehen, von wo er jedoch nochmals nach Mainz zurückkehrte und mit geliehenem Gelde eine neue Werkstatt gründete. Das nächste Buch, das Faust und Schösser druckten, war eine lateinische Bibel, die schon ungleich billiger als die früheren geschriebenen, zuletzt für 30 Gulden, verkauft ward. Als im Jahr 1462 Mainz durch den Erzbischof Adolf von Nassau in Brand gesteckt ward, verbrannte auch Faust's Werkstätte, und diejenige Guttenberg's gerietst ins Stocken. Damals verließen viele Buchdrucker- gehülfen, die man, um das Geheimniß zu bewahren, bis dahin ängstlich bewacht hatte, Mainz und legten in Augsburg, Nürnberg, in der Schweiz und in Italien Druckereien an. Faust und Schösser eröffneten ihre Werk- statt bald wieder. Guttcnberg wurde nach dem Verkauf der seinigen unter die Hofleutc des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte, wenn auch arm, doch sorgenfrei bis an sein Ende (1468). Im Jahre 1837 bat die Stadt Mainz dem Erfinder der Buchdruckerkunst ein Denkmal gesetzt. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurde die Verbreitung der Bücher, denen die weitere Erfindung des Einbindens eine bequem zu hand- habende Form gab, ungemein befördert, und wissenschaftliches Streben und geistige Bildung zu einer bisher ungeahnten Höhe erhoben, wovon die schnelle Verbreitung der altclassischen Studien, besonders nach der Er- oberung von Konstantinopel, und die der Reformation unleugbare Zeug- nisse abgeben. Gleichzeitig mit der Buchdruckerkunst ist auch die Kupferstecherkunst erfunden. Die Italiener haben vom Jahre 1477 das älteste Buch mit Kupferstichen aufzuweisen ; aber die Deutschen Michael Wolgemut und sein berühmter Schüler Albrecht Dürer haben diese Kunst durch Ein- führung des Aetzgrundes und des Scheidewassers statt des Grabstichels scbr vervollkommnet.

15. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 245

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
245 aus einander genommen und zu neuem Drucke benutzt werden. Aber die hölzernen Lettern zersprangen leicht, und Guttenberg wählte bleierne. Im Jahr 1439 wurde die Presse erfunden, aber noch kam kein vollständiges Buch zu Stande. Guttenberg war damals in Straßburg, wohin er sich wegen innerer Zerwürfnisse in Mainz schon 1424 begeben hatte, und wo er bis 1443 blieb. Daher macht auch Straßburg auf die Ehre Anspruch, Mutterstadt der Buchdruckerkunst zu sein. Nach Mainz zurückgekehrt, verband er sich mit Johann Faust (Fust), einem reichen Goldschmidt, und Peter Schösser, einem Geistlichen zu Germersheim, welcher letztere das soge- nannte Letterngut und die Druckerschwärze aus Kienruß und Leinöl erfand. Das erste gedruckte Werk war eine lateinische Uebersetzuug der Psalmen, die 1457 vollendet wurde. Aber Guttenberg hatte bereits sein ganzes Vermögen der neuen Er- findung zum Opfer gebracht und schuldete an Faust eine beträchtliche Summe. Da er nicht zahlen konnte, nahm Faust seine Druckerei in Beschlag und nöthigte dadurch Guttenberg wieder nach Straßburg zu gehen, von wo er jedoch nochmals nach Mainz zurückkehrte und mit geliehenem Gelde eine neue Werkstatt gründete. Das nächste Buch, das Faust und Schösser druckten, war eine lateinische Bibel, die schon ungleich billiger als die früheren geschriebenen, zuletzt für 30 Gulden, verkauft ward. Als im Jahr 1462 Mainz durch den Erzbischof Adolf von Nassau in Brand gesteckt ward, verbrannte auch Faust's Werkstätte, und diejenige Guttenberg's gerieth ins Stocken. Damals verließen viele Buchdrucker- gehülfen, die man, um das Geheimniß zu bewahren, bis dahin ängstlich bewacht hatte, Mainz und legten in Augsburg, Nürnberg, in der Schweiz und in Italien Druckereien an. Faust und Schösser eröffneten ihre Werk- statt bald wieder. Guttenberg wurde nach dem Verkauf der seinigen unter die Hofleute des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte, wenn auch arm, doch sorgenfrei bis an sein Ende (1468). Im Jahre 1837 hat die Stadt Mainz dem Erfinder der Buchdruckerkunst ein Denkmal gesetzt. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurde die Verbreitung der Bücher, denen die weitere Erfindung des Einbindens eine bequem zu hand- habende Form gab, ungemein befördert, und wissenschaftliches Streben und geistige Bildung zu einer bisher ungeahnten Höhe erhoben, wovon die schnelle Verbreitung der altclassischen Studien, besonders nach der Er- oberung von Konstantinopel, und die der Reformation unleugbare Zeug- nisse abgeben. Gleichzeitig mit der Buchdruckerkunst ist auch die Kupferstecherkunst erfunden. Die Italiener haben vom Jahre 1477 das älteste Buch mit Kupferstichen aufzuweisen ; aber die Deutschen Michael Wolgemut und sein berühmter Schüler Albrecht Dürer haben diese Kunst durch Ein- führung des Aetzgrundes und des Scheidewassers statt des Grabstichels sehr vervollkommnet.

16. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 166

1883 - Heidelberg : Winter
166 Die Vorboten der neueren Zeit. Johann Gutenberg. Die Erfindung der Buchdruckerkunst. (Von Walter.) Früher gab es nur geschriebene Bücher. Die Mönche vorzüglich beschäftigten sich mit dem Abschreiben, und es ist zum Erstaunen, wie weit sie es in der Schönschreibekunst gebracht hatten. Die großen Anfangsbuchstaben wurden sehr schön mit bunten Farben angemalt, auch wohl mit Gold ausgelegt, oft sogar mit niedlichen Bildchen umgeben. Solche Abschriften kosteten viele Zeit und vielen Fleiß und waren deshalb auch sehr teuer. Eine einzige schöne Bibel kostete 900 Mark. Der Buchdruckerkunst ging die Formschneidekunst voraus. Es wurden nämlich in hölzerne Täfelchen allerlei Bilder von Heiligen geschnitten, mit Farbe bestrichen und dann auf Pergament abgedruckt. Bald schnitt man nicht nur einzelne Wörter dabei, sondern auch ganze Bibelstellen; zuletzt schnitt man sogar ganze Seiten in Holz. Sollte nuu ein geschriebenes Buch gedruckt werden, so mußten gerade so viele Holztafeln da fein, als das Buch Seiten Hatte; nach dem Abdrucke aber hatten diese Tafeln, die so viele Mühe und Arbeit gekostet, keinen Wert mehr. Da kam ein deutscher Edelmann, Johann Gensfleisch aus der ritterlichen Familie Sorgenloch, der von seinem Hanse zum guten Berge in Mainz, wo er 1401 geboren war, Johann Gutenberg genannt wird, zu Straßburg auf den Gedanken, lieber einzelne Buchstaben in bucheneu Stäbchen — woher ihr Name Buchstaben — auszuschneiden, mit Fäden zu Zeilen an einander zu reihen, mit Tinte und Lampenruß zu schwärzen und abzudrucken. Der erste Versuch gelang nicht nach Wunsch, weil die hölzernen Lettern leicht zersprangen; daher nahm er bleierne, dann zinnerne. 1439 wurde auch die Presse erfunden; doch kam in Straßburg noch kein gelungener Abdruck eines Buches zustande. Nach Mainz zurückgekehrt, trat Gutenberg 1450 mit Johann Faust, einem reichen Goldschmiede, und Peter Schöffer, Pfarrer in Germersheim, in Verbindung. Der letztere gab den Rat, die Buchstaben einzeln zu gießen, statt sie mühsam zu schneiden. Auch erfand er eine bessere Druckerschwärze aus Kienruß und Leinöl. Nun war man imstande, ein ganzes Werk zu drucken. Das erste war eine lateinische Bibel in drei Bänden, die wahrscheinlich 1456 vollendet wurde. Dem edlen Erfinder der Kunst aber ward nicht einmal die Freude, zur Vollendung derselben mitzuwirken. Faust hatte ihm zu dem Unternehmen 2000 Gulden vorgestreckt, welche dieser ihm nicht sogleich zurückgeben konnte. Er verklagte ihn deshalb und bekam zum Ersatz Gutenbergs Lettern

17. Lehr- und Lesebuch für die gewerblichen Fortbildungsschulen Bayerns - S. 439

1886 - München : Ackermann
439 staben aus Blei oder Zinn waren zu weich und nutzten sich schnell ab und die aus Eisen waren zu schars und durchschnitten das Papier. Da ward Peter Schöffer aus Gernsheim, der bisher als Abschreiber in Paris gelebt hatte, in den Bund aufgenommen. Dieser erfand eine Zusammensetzung von verschiedenen Metallen, welche weder zu weich noch zu hart war und gab zugleich eine sinnreiche Vorrichtung an, die Lettern durch Gießen an- zufertigen. Er schnitt dazu die Buchstaben erhaben in Stahl, schlug diese in weicherem Metall ab und goß dann in die dadurch erhaltenen Formen (Matrizen) von der erwähnten Mischung. Dadurch gelang es, viele tausend Buchstaben von gleicher Bildung, Größe und Dicke in kurzer Zeit zu stände zu bringen. Auch erfand Schöffer eine bessere Druckerschwärze: statt des Lampenrußes, mit dem Gutenberg gedruckt hatte, wandte er eine Mischung von Kienruß und Leinöl an. Diese Erfindungen geschahen zwischen den Jahren 1450—1456. Die drei unternehmenden Männer hatten schon mehrere kleinere Bücher, besonders Gebetbücher, gedruckt, als sie sich an den Druck eines größeren Werkes, einer Bibel machten. Leider hatte aber Gutenberg, dem doch das Hauptverdienst der Erfindung gebührt, nicht die Freude, das Werk mit vollenden zu helfen; denn Johann Fust, der ein eigennütziger Mensch war, nahm ihm 1455 für das vorgestreckte Geld <2000 Goldgulden) die ganzen Lettern und die Druckerpresse weg und schloß ihn von dem Unternehmen ganz aus. Hierauf setzte Fust in Verbindung mit Peter Schöffer, dem er seine Tochter zur Gattin gegeben, das gewinnversprechende Unternehmen weiter fort, und beide vollendeten schon im Jahre 1456 den Druck der lateinischen Bibel in zwei Foliobänden und im nächsten Jahre den Druck der Psalmen. Bei den Psalmen sind zum ersten Male Drucker, Druckort und Jahrzahl genannt. Aus dem letzten Blatte sagen Fust und Schöffer, daß das Buch von ihnen beiden, durch künstliche Erfindung zu drucken und zu zeichnen, zu Stande gebracht sei. Um 1462 reiste Fust mit seinen Druckerzeugnissen nach Paris, um sie daselbst zu verkaufen. Dies gelang um so mehr, je wohlfeiler sie abgelassen werden konnten. Doch zahlten die Leute für eine Bibel anfangs gern 60 und später 30 Gold- gulden, so daß Fust und Schöffer reiche Leute wurden. Obgleich die beiden eifrigst bemüht waren, die einträgliche Er- findung als Geheimnis zu bewahren — die Arbeiter mußten den Eid der Verschwiegenheit schwören — so wurde sie doch bald außerhalb Maiuz be- kannt, als Adolph von Nassau diese Stadt eroberte. Bei den Un- ordnungen, die dieser Eroberung folgten, zerstreuten sich die Druckergesellen über ganz Deutschland, Italien und Frankreich und fanden überall gute Aufnahme. Nun bekamen Augsburg, Nürnberg, Rom, Venedig, Florenz und andere Städte in wenigen Jahren eigene Pressen. Zu der schnellen Verbreitung der Buchdruckerkunst trug eine andere gleichfalls deutsche Erfindung ans dem 14. Jahrhundert sehr viel bei. Es war die des Linnenpapiers, ohne welches bei der Teuerung des früher üblichen Pergamentes und Baumwollenpapiers die Preise der gedruckten Bücher noch immer sehr hoch hätten sein müssen. Das Aufsehen, welches die Erfindung der Buchdruckerkunst machte, war außerordentlich. Anfangs hielten die Leute das Gedruckte für Ge- schriebenes und konnten nicht begreifen, wie man in kurzer Zeit die un- zähligen Blätter so ähnlich beschriebe, daß auch nicht der mindeste Unter- schied wahrzunehmen sei. Manche waren erbittert, weil ihnen der ein- trägliche Nahrungszweig des Bücherabschreibens verkümmert wurde; in

18. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 257

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
23. Erfindungen im lllittclalter. 257 besonders die Anfangsbuchstaben schön auszumalen und durch Bildchen, mit Gold ausgelegt, zu verzieren pflegte. Diese Art die Bücher zu vervielfältigen mar sehr mühsam und zeitraubend, und die Bücher selbst waren unerschwinglich teuer. Man hatte bereits die Erfindung gemacht, Heiligenbilder und Spielkarten in Holz auszuschneiden und abzudrucken, und wandte sie nun auf einzelne Stellen und Kapitel der Bibel an. Dies gelang; aber für jede Seite und für jedes Buch mußten neue Tafeln geschnitten werden, und so war es denn ein glücklicher Gedanke Guttenbergs, die einzelnen Schriftzeichen in buchenen Stäbchen auszu- schneiden, mit Fäden zu Zeilen zu verbinden und abzudrucken, denn diese Stäb- chen konnten nach dem Gebrauche wieder auseinandergenommen und zu neuem Drucke benutzt werden. Aber die hölzernen Lettern zersprangen leicht, und Gut- tenberg wählte bleierne. Im Jahre 1439 wurde die Presse erfunden, aber noch kam kein vollständiges Buch zustande. Guttenberg war damals in Straßburg, wohin er sich wegen innerer Zer- würfnisse in Mainz schon 1424 begeben hatte, und wo er bis 1443 blieb. Daher macht auch Straßburg auf die Ehre Anspruch, Mutterstadt der Buchdruckerkunst zu sein. Nach Mainz zurückgekehrt, verband er sich mit Johann Faust (Fust), einem reichen Goldschmied, und Peter Schösser, einem Geistlichen zu Germers- heim, welcher letztere das sogenannte Letterngut und die Druckerschwärze aus Kienruß und Leinöl erfand. Das erste gedruckte Werk war eine lateinische Über- setzung der Psalmen, die 1457 vollendet wurde. Aber Guttenberg hatte bereits sein ganzes Vermögen der neuen Erfindung zum Opfer gebracht und schuldete an Faust eine beträchtliche Summe. Da er nicht zahlen konnte, nahn: Faust seine Druckerei in Beschlag und nötigte dadurch Guttenberg wieder nach Straßburg zu gehen, von wo er jedoch nochmals nach Mainz zurückkehrte und mit geliehenem Gelde eine neue Werkstatt gründete. Das nächste Buch, das Faust und Schöffer druckten, war eine lateinische Bibel, die schon ungleich billiger, als die früheren geschriebenen, zuletzt für 30 Gulden, verkauft ward. Als im Jahre 1462 Mainz durch den Erzbischof Adolf von Nassau in Brand gesteckt ward, verbrannte auch Fausts Werkstätte, und diejenige Gutten- bergs geriet ins Stocken. Damals verließen viele Buchdruckergehilfen, die man, um das Geheimnis zu bewahren, bis dahin ängstlich bewacht hatte, Mainz und legten in Augsburg. Nürnberg, in der Schweiz und in Italien Druckereien an. In Schleswig ward schon 1486 gedruckt. Faust und Schöffer eröffneten ihre Werkstatt bald wieder. Guttenberg wurde nach dem Verkauf der seinigen unter die Hofleute des Erzbischofs von Mainz aufgenommen und lebte, wenn auch arm, doch forgensrei bis an sein Ende (1468). Im Jahre 1837 hat die Stadt Mainz dem Erfinder der Buchdruckerkunst ein Denkmal gesetzt. Durch die Erfindung der Buchdruckerkunst wurde die Verbreitung der Bücher, denen die weitere Erfindung des Einbindens eine bequem zu hand- babende Form gab, ungemein befördert, und wissenschaftliches Streben und geistige Bildung zu einer bisher ungeahnten Höhe erhoben, wovon die schnelle Verbrei-. tung der altklassischen Studien, besonders nach der Eroberung von Konstantinopel, und die der Reformation unleugbare Zeugnisse abgeben. Gleichzeitig mit der Buchdruckerkunst ist auch die Kupferstecherkunst erfunden. Die Italiener haben vom Jahre 1477 das älteste Buch mit Kupfer- Vaterländisches Lesebuch. 77

19. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 121

1906 - München : Oldenbourg
26. Die Einführung und Entwicklung der Bnchdruckerkunst in Bayern. 121 Schlußband einer Ausgabe des Corpus iuris civilis erschien; von da ab beschäftigte er nur noch die Werkstätten anderer Drucker und war selbst bloß als Verleger bis zu seinem am 3. Oktober 1513 erfolgten Tode tätig. Wie feine Vaterstadt, zu deren Ruhm er so viel beigetragen, schon zu seinen Lebzeiten ihn dadurch ehrte, daß sie thu in den Rat der Stadt berief, so ist auch heute noch sein Andenken dortselbst nicht erloschen; an seinem Hanse prangt seit 1880 eine von den deutschen Buchhändlern gestiftete Gedenktafel und eine Straße unterhalb der Burg trägt seit 1882 seinen Namen. Nürnberg nach H. Schebels Weltchronik, gedruckt von Anton Koberger in Nürnberg 1493; verkleinert. Neben einem so einzigartigen Geschäftsbetriebe war es anderen Druckereien, die nicht mit ähnlichen Mitteln arbeiten konnten, natürlich sehr schwer feigen Fuß zu fassen. Es ist daher erklärlich, daß dte meisten der damals in Nürnberg entstandenen Pressen an Bedeutung und an Dauer ihrer Wirksamkeit hinter jener Kobergers zurückbleiben mußten. Zeitlich und auch ihrer Leistungsfähigkeit nach am nächsten stehend war die des Friedrich Crenßner, der wohl ans Nürnberg selbst stammte und feit 1472 fünfundzwanzig Jahre lang bort tätig war. In der nicht unbeträchtlichen Reihe seiner Drucke, die sich durch saubere Ausführung wie schöne Lettern auszeichneten, erschien als erster datierter 1472 das sog. Ehestandsbüchlein des Eichstätter Domherrn Albrecht Von Eyb, während der inhaltlich interessanteste die früheste deutsche Ausgabe der Reisebeschreibung Marco Polos, des ersten Asiensorschers, von 1477 war; der letzte verließ 1497 die Presse. Über die Persönlichkeit Crenßners wissen wir nichts Näheres; um so bekannter ist das Leben des Typographen, der gleichzeitig neben ihm arbeitete, Johannes Regiomontanus, eigentlich

20. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 70

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 70 - an tausend Mark. Man war daher schon längst darauf gekommen, die Buchstaben einer Seite im Buche in eine holztafel einzuschneiden, mit Schwärze zu bestreichen und dann auf Papier abzudrucken. Nun konnte man diese Seite leicht hundertmal vervielfältigen. Aber hierdurch war die Erfindung der Buchdruckerkunst erst vorbereitet. 5. Johann Gutenberg. (Endlich kam ein Bürger aus Mainz, Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, der sich in Straßburg niedergelassen hatte, auf den Gedanken, die Buchstaben einzeln aus holz zu schnitzen, aneinander zu reihen und abzudrucken, waren so einige Seiten vollendet, so konnte man die Buchstaben wieder auseinander nehmen, zu andern Seiten benutzen und so ein ganzes Buch zustande bringen. Die ersten versuche befriedigten noch nicht, weil die Holzbuchstaben sich schnell abnutzten und leicht zerbrachen. Aber Gutenberg ward nicht müde, seine Kunst weiter auszubilden. (Er kehrte nach Mainz zurück und verband sich dort mit I o h a n n Z u st, einem Goldschmied, und mit dem sehr geschickten Peter Schösser aus Gernsheim zu neuen versuchen. Gutenberg und Schösser erfanden die Kunst, die Schriftzeichen aus Metall in Formen zu gießen, während ( bisher jeder einzelne Buchstabe geschnitzt wurde. So machte die wichtige Erfindung immer weitere Fortschritte, und balb verstand man, ganze Bücher mit einzelnen Lettern zu drucken. Das erste so gedruckte große Werk war eine lateinische Bibel. Alles staunte über die neue Kunst, welche die Erfinder sorgfältig geheim hielten. Die Mönche, die ihre Klöster in der einträglichen Arbeit des Bücherabfchreibens bedroht sahen, verschrien sie als Schwarzkünstelei. Allein das Geheimnis konnte nicht lange bewahrt bleiben. Die vruckergesellen der Mainzer Werkstätte verbreiteten die Erfindung weiter. Bald entstanden Buch-druckereien in andern Städten, und nach kaum fünfzig Jahren druckte man Bücher in fast allen Ländern (Europas. 6. Bedeutung -er Vuchdruckerkunst. welche gewaltigen Folgen diese (Erfindung haben mußte, läßt sich leicht begreifen. Was weise Männer Großes und herrliches dachten und ersannen, das konnte nun in kurzer Zeit allen bekannt werden. Das wort Gottes konnte aus den Bücherschätzen der Kirchen und Klöster auch in die Hände des Volkes, ja in die Hütten der Armen gelangen. Der Unterricht in den Schulen wurde durch die gedruckten Bücher sehr erleichtert. Erst durch sie ist es möglich geworden, daß die geistige Bildung in immer weitere Kreise bringen, immer mehr zu einem (Berneingute der Menschen werben konnte.