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1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
122
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
Anspruch genommen. Die Kunst des Bildners und Steinmetzen, welche
einst die griechischen Künstlerschulen gelehrt, war in den Genossenschaften
römischer Handwerker erstarrt, die Erfindungskraft war gering, doch die
Formen, Maße, Kunstgriffe standen fest; die Steinmetzen meißelten große
Statuen, Reliefs und Sarkophage aus dem härtesten Gestein.
Auch die M a l e r e i wurde nach alten Handwerksregeln mit verminderter
Kunstfertigkeit forlgeübt. Die Farben für Tafel- und Wandbilder standen
fest, ebenso ihre Verwendung zu bestimmten Wirkungen, sie wurden durch
den Handel aus fernen Ländern bis Arabien gebracht, die Vorschriften
über ihre Mischung wurden treu bewahrt. Zuerst zeichnete man die Linien
des Bildes auf, dann legte man eine Schattenfarbe unter, darüber wurden
die Farben gezogen; für die Gewänder und verschiedenen Fleischtinten,
z. B. für die weißere Haut der Frauen, gab es bestimmte Farbenstoffe.
Es ist in der Hauptsache dieselbe Technik, welche in Miniaturen und
Tafelbildern bis gegen Ende des Mittelalters erhalten ist. — Vor andern
bewahrten die Bauhandwerker viel von ihrer alten Tüchtigkeit; ihre Werk-
zeuge und Erfahrungssätze über Konstruktion der Rüstzeuge, Tragkraft,
Mörtelbereitung sind bis in die Neuzeit wenig geändert. Und wenn wir
jetzt mit weit anderer Maschinenkunst zu arbeiten wissen, so ist uns doch
auch manche alte Kunstfertigkeit erst auf weiten Umwegen wiedergefunden,
welche das sechste und siebente Jahrhundert noch besaß. Die Mosaik-
arbeiter setzten aus bunten Glaswürseln große Wandflächen und Fußböden
zusammen, dünne Wandtafeln wurden zur Wandbekleidung durch feinen
Sand geschnitten, den eine Säge in der Schnittlinie zog und drückte; die
Decken wurden aus viereckigen oder runden Tafeln von Holz und Gips
zusammengefügt, gemalt und mit Relieffiguren geschmückt. Auch für
Privatwohnungen war in den Städten Frankreichs und Spaniens Stein-
und Ziegelbau gewöhnlich, weichere Bausteine zerschnitt man mit der Säge.
Die Ziegel der Mauern und des Daches preßte man in die alten Formen
der Römerzeit. Häufig besorgte der Baukünstler auch die innere Deko-
ration der Häuser, er modellierte und malte. Die Künstler, welche etwas
Gutes leisteten, waren gewiß selten; aber große Kirchen und Paläste mit
sorgfältiger Steinarbeit, in denen Wandsresken mit vielen Figuren prangten
und ungeheure Wandflächen ganz mit Mosaik überzogen waren, lassen uns
nicht nur auf den Bienenfleiß der Arbeiter, sondern auch auf großes Talent
der Architekten schließen.
Daß man für Küche und Keller zu sorgen wußte, ist selbst-
verständlich. Das Getreide wurde nicht mehr ausschließlich auf Handmühlen,
sondern auch auf Wassermühlen gemahlen, die man, wie es scheint, bereits
ober- und unterschlächtig anlegte; auch Schiffmühlen zimmerte man in der
Rot. Die Kunst, gut zu kochen und feines Backwerk zu machen, wurde
von den Germanen höchlich geschätzt und Delikatessen über das Meer ein-
geführt. Die starken Gewürze der römischen Küche, — der indische Pfeffer,
der mit Most eingekochte Senf, die salzige Fischbrühe — gingen in die
deutsche Wirtschaft über. .
2. Asia
- S. 356
1786 -
Leipzig
: Weidmann und Reich
- Autor: Kosche, Christian Traugott, Hammerdörfer, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
356 Persien.
sie (mit Ausname) lieber ruhen, als arbeiten, $$
ist endlich gewiß, daß sie mit Europa nicht zu mes-
sen sind. Allein hier sind auch Ursachen. Ohne
Zunft oder gesetzmäßiger Erlernung des Metier,
hat jeder das Recht, zu arbeiten, wenn er nur bey
dem Chef des Vorgesetzten Handwerkes eingeschrieben
ist. 3" Ispahon z. B. ist die Anzahl der Werk-
städte und der Arbeiter groß, denn es arbeiten da
viele für den König und auf feine Besoldung. Auch
arbeiten viele von ihnen in gewissen Dingen nicht
nur gut, sondern bester als in Europa. Ihre
Drechsler verfertigen allerhand gute Sachen von
Holz und Metall; die Waffenschmiede vortreffli-
che Bogen, damascirte Sabel u. dgl.; die Zinn-
arbeiten eben so schönes Küchengeräthe, dem Sil-
der ähnlich; die Schneider kostbare Teppiche
und Küsten von Scheerwotle, mit allen möglichen
Figuren und der Stickerey ähnlich. Unnachahm-
lich schön färben die Färber, die Gerber bereiten
guten Korduanund Chagrin, (auö dem Rücken der
Efelöhaut bereitet, und im persischen Sagri ge-
nannt) und in der Stickerei von Gold, Silber,
Seide, auf Tuch oder Leder, im Golddratziehen
und spinnen re. stehen sie gewiß oben an. Ihre
Fayence geben den chinesischen nicht nur nichts nach,
sondern man kann sie nicht leicht ihrer Schönheit
wegen unterscheiden. Vortrefflich sind ihre Wa-
irufakcuren in Brokad, Stoff, Sammt,
nebst andern seidenen Tüchern und Zeugen. Die
schönsten Decken und Dapeten, Zeuge aus
Ziegenhaare, Rameloctc, Etamine, Dro-
tsuete, nur kein Tuch, an dessen Stelle aberschr
leichte und feine Filze von Wolle. Da sie Indien
mit gemalten Zeugen und Kattunen versorgt, so trei-
den sie diesen Artikel nicht sehr; haben aber eine
große Geschicklichkeit, Gold und Silber auf Zeuge,
1882 -
Kiel
: Homann
- Autor: Ahrens, I. F.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt.
123
Reich an Artikeln war der Handel mit Geweben. Man webte
aus teurer Baumwolle; man wirkte ganzseidene, halbseidene und halb-
wollene Stosse, solche, wo der Aufzug von Leinen und der Einschlag von
andern Fäden war. Die schweren Seidenstoffe der kaiserlichen Fabriken
blieben zu Kirchenkleidern und Fllrstengewändern begehrt und noch bewundern
wir in einzelnen Bruchstücken die kunstvolle Arbeit und die schönen Muster
eines Gold- und Seidenstoffes, wie ihn die Königinnen Theudelinde und
Brunhilde trugen. Der wohlhabende Franke und Burgunder hatte Ge-
legenheit, sich Fußteppiche zu kaufen, welche entweder aus der einen oder
auf beiden Seiten von Plüsch waren; große Vorhänge, welche in vor-
nehmen Häusern gemalt oder gestickt wurden, schieden die inneren Räume,
und die germanische Hausfrau lernte schon damals Tischtücher und Ser-
vietten in ihrer Truhe zu bewahren und ein Taschentuch in der Hand zu
halten. In der Heimat hatte der Deutsche die Federn seiner Gänse in
Betten gestopft, jetzt gebrauchte er neben kostbaren Decken Kops- und Armpolster.
Unter seinem Tafelgerät fanden sich, außer den Prachtstücken der Goldschmiede,
auch alte Gläser von Krystall und von milchweißem Fluß, die mit Malerei
geschmückt waren. Die Farben vieler Edelsteine wurden in Glas nach-
gemacht und man zeigte Gläser, welchen in artigem Spiel andere Körper
eingeschlossen waren. Auch zu Spiegeln wurde das Glas verwandt, deren
Rücken man mit Zinn belegte. Fensterglas wurde noch verfertigt, es wird
aus dem Frankenreiche vor Heiligennischen und in besseren geistlichen
Wohnungen erwähnt.
Der Handel mit Schmuck und Juwelen hatte weit höhere Bedeutung
als jetzt. Die Formen der Ringe, Diademe, Spangen und Halsketten
waren sehr mannigfaltig. Der Bernstein, einst die einzige Handelsware,
welche die Völker der Ostsee den Griechen und Römern interessant machte,
war ein gewöhnlicher Schmuck der Bauerfrauen in Spanien geworden; sie
trugen die Bernsteinperlen als Halsband.
Will man auch unserer gewöhnlichen Handwerksarbeit in jener Zeit
einen Blick gönnen, so findet man, daß der Schuster im Jahr 600 die
Schuhe des Goten ebenso über den Leisten schlug und mit Schweins-
borsten nähte wie jetzt, und daß der Vandale, wenn er von einem Gelag
nach Hause ging, sich durch eine rechte regelmäßige Laterne mit Glasscheiben
zum Lager leuchten konnte, wenn ihm nicht sein Knabe eine Wachssackel
vorantrug.
Es ist nicht unnütz, an solche Einzelheiten zu erinnern, denn wer
jetzt in seinen vier Wänden mustert, was ihn umgiebt, der erkennt in
den Dingen und in ihren Worten überall römische Überlieferung, welche
durch die Völkerwanderung seinem Leben vermittelt ist. Die Sohle seiner
Stiefeln nennt er mit lateinischem Wort, ebenso die Socke darin, den
Tisch, an welchen er sitzt, die Schüssel und Teller, welche er berührt, das
Fenster, wodurch er blickt, die Schindeln und Ziegeln auf dem Nachbar-
dach, diese zahllose kleine Habe seines Lebens oder wenigstens ihre Namen,
erhielten seine Ahnen gerade in der Zeit, welche er als eine Periode des
Todes und der Vernichtung zu betrachten gewohnt ist. G. Freytag.
1880 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: Schillmann, Richard
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
110
Kameels, das um 600 auch in Franken als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter ^ ^rnl frdt?!n Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf
dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waaren der Hafenstadt und die Ackerfrüchte von den Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt L Zürnen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt, -
. dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen (ix 6. Corporation) wrirdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Lands-llti ^ h Sprer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang ri j? s nach antiker Werse emen langen, schön gefügten Glückwunsch seiner Sprache der vorher emstudirt wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Zur Belustigung des Volkes dienten Circusspiele und Kämpfe mit Thieren. Die Straßen der Stadt hallten oft wieder von dem Kampfe feindlicher Parteien; Raub und Gewaltthat, selbst Todschlag war nicht selten. In den Städten gewohnte der Germane sich an das üppige Leben des Römers, im Tnnken that er es diesem zuvor.
„Wenn ein Bösewicht seinen Gegner umbringen wollte, so sagte er ihm zuvor Artiges und lud ihn zu sich zum Wein; er lernte von den Römern auch, um Erbschaft zu schleichen und Testamente zu fälschen. Er gab sich zuverlässig als Lebemann unter Römern einige Blößen; er wurde heftig, zuweilen bärenhaft, dann
ar un‘5 gemüthsvoll; er betrog und beanspruchte wie ein Kind Vertrauen des Andern, er verhöhnte den Priester und bat doch um seinen Segen, er beraubte den Heiligen und betete darauf eifrig zu ihm, er war schnell bereit, mit Axt und Speer am Leben des anderen seinen Zorn auszulassen, und raste einfältig, wie ein Wahrwols, ohne sich darum zu kümmern, daß diese Thorheit ihn selbst am nächsten Tage verderben mußte. Der Deutsche in der fremden Stadt war nicht ganz Römer geworden, aber, er war rüstig, die antike Bildung zu gewinnen und bezahlte dafür seinen Preis". Die römische Sitte in Handwerk und Kunst setzte sich fort und gmg in das Leben der Germanen über. Das erhielt „eine Continuität der Cultur, die wir uns wohl geringer denken, als recht ist". Der Schmied, der Zim-mermann, der Steinschneider arbeitete in den Traditionen seines Handwerkes weiter; Bücher wurden abgeschrieben; die Technik des Bildhauers und Steinmetzen, des Malers, des Bauhandwerkers pflanzte sich fort, wenn auch die Ersindungskraft verstecht war. Man mahlte das Getreide aus Handmühlen, aber auch auf Wassermühlen". Die Kunst, gut zu kochen und feines Backwerk zu machen, wurde von den Germanen höchlich geschätzt und Delicatessen über das Meer eingeführt. Die starken Gewürze der römischen Küche gingen in die deutsche Wirthschaft über, der indische Pfeffer wurde durch das ganze Mittelalter in großen Massen verbraucht — unser Pfefferkuchen war schon um 900 den Deutschen ein geachtetes Gebäck —; auch der mit Most eingekochte Senf und das Gorum, die falzige Fischbrühe eine unentbehrliche Zuthat eines römischen Gerichtes, dauerten im Mittelalter". Die Weberei blühte fort; man webte aus Baumwolle und Seide, man stickte und Wertete Goldsranzen als Besatz. „Die germanische Hausfrau lernte schon damals, Tischtücher und Servietten in ihrer Truhe zu bewahren und ein Taschentuch in der Hand zu halten." Als Tafelgeräth dienten außer den Arbeiten der Goldschmiede Gläser von Krystall. Glas wurde zu Spiegeln verwandt, als Fensterscheibe diente es vor Heiligennischen und in den Wohnungen hoher Geistlicher. Cdelsteme wurden sehr geschätzt, „Bernstein war ein gewöhnlicher Schmuck der Bauernfrauen im gothischen Spanien geworden". — Die Germanenkönige begannen nach römischem Vorbilde Münzen zu prägen, doch blieb das geprägte Geld sebr selten. —
Die letzte Hälfte des siebenten und die erste Hälfte des achten Jahrhunderts war die Zeit, wo die Cultur Europa's am tiefsten stand, wo noch viele antike Habe verloren ging, welche die Wanderzeit überdauert hatte. Es ist auch die Periode, in welcher wir von dem Leben der Ger-
1844 -
Darmstadt
: Ollweiler
- Hrsg.: Nister, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
168
einmal mit dem Kopf, das anderemal mit den Beinen und das
drittemal ganz, aber auch ganz — todt, und seine Eingeweide,
die der brennend gewordene Kalk zerfressen hatte, schwammen neben
dem entseelten Körper dahin. Kind was nicht dein ist, rühr nicht
an, denn es brennt — zum wenigsten auf dem Gewissen!
189. Der
Der Bau des Babylon'schen Thurms
War Stolz des armen Erdenwurms:
Drum ward er auch zerstört
Vondem, dem nie die Pracht der Welt,
Neip! nur was fest und gut gefällt!
Und der uns gern erhört,
Wenn wir um seinen Segen flehn,
Dann froh an unsre Arbeit geh'n
Mit Richtscheid, Wag' und Kell'!
So sind wir denn, wir Maurer hier,
Zu mauern fest, nach der Gebühr,
Polirer und Gesell!
Auf tief' und starkes Fundament
Im nassen Grunde mit Cement
Gemauert, kommt es an.
Gesprengte Steine nehmen wir
Dazu am liebsten! auch wird hier
An den Ecken Fleiß gethan!
Maurer.
Dann wölben wir die Keller zu,
Daß einst darin in guter Ruh
Der edle Rheinwein liegt.
Backsteine sparen-nun viel Zeit:
Doch wird auch Felsen Sprödigkeit
Von unsrer Kunst besiegt.
Dann geht der Bruder Zimmermann
Mit seinen Leuten frisch daran;
Hängt Balk' und Sparren ein;
Verlattet dann das ganze Dach,
Bekränzt den Forst und wir ihm nach
Bedeckend mit Gestein!
Und ist das neue Haus nun schön
Geputzt und prächtig anzuseh'n,
Inwendig trocken auch:
Dann ziehet ein! doch denkt dabei;
Daß Mauern schwere Arbeit sey;
Sonst gibt es Küchen Rauch!
190. Zimmerspruch.
Das neue Haus ist aufgericht't,
Gedeckt, gemauert ist es nicht,
Roch können Regen und Sonnenschein
Aon oben und überall hinein:
Drum rufen wir zum Meister der Welt,
Er wolle von dem Himmelszelt
Rur Heil und Segen gießen aus
Hier über dieses offne Haus.
Zu oberst woll' er gut Gedeih'n
Zn die Kornböden uns verleih'n;
Zn die Stube Fleiß und Frömmigkeit,
Zn die Küche Maaß und Reinlichkeit,
In den Stall Gesundheit allermeist,
Zn den Keller dem Wein einen guten
Geist;
Die Fenster und Pforten woll' er weih'n,
Daß nichts Unseliges komm' herein,
Und daß aus dieser neuen Thür
Bald fromme Kindlcin springen für.
Nun, Maurer, decket und mauert aus!
Der Segen Gottes ist im Haus.
191. Der
Als Gott die Erde, sich zum Thron,
Mit Berg und Thal erbauet,
Auch sie mit Thier und Pflanzen schon
Besetzt und nun beschauet:
Da fehlt ihr noch ein nöthig Stück,
Des Thrones Decke war zurück.
Da wölbt' mit Meisterhänden Er
Darob den Himmelsbogen;
Da kam der Sterne zahllos Heer
Mit Sonn' und Mond gezogen:
Er ließ des Baues schönstes Stück.
Das Dach, nicht unvollendet zurück.
Habt ihr ein Haus nun aufgeführt
Von Stein und Holz gar feste,
Hat's auch der Tüncher ausgeziert,
Dachdecker.
Und ist's gemalt aufs beßtc:
So fehlt ihm doch ein nöthig Stück,
Das Dach, ihr Herrn, laßt nicht zurück.
Baut Mauern selbst von Marmorstein
Und laßt mit Gold sie zieren;
Es schneit und regnet euch hinein,
Zhr müßt im Bett erfrieren:
Laßt ihr des Hauses beßtcs Stück,
Das Dach, nur ungedeckt zurück.
Drum sitz' ich nicht in träger Ruh
So hoch: Mit frohem Sinne
Deck ich und streiche alles zu,
Vom Forst bis zu der Rinne.
Das Dach, des Hauses beßtes Stück,
Hält Schnee und Regen wohl zurück.
1886 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig, Hering, Wilhelm
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Wohnung, Kleidung, Nahrung. 217
die Fäden des ausgestellten Webstuhls gleiten. Doch verschwunden war dies schöne Bild stiller Häuslichkeit in späterer Zeit, die Familienbande waren gelockert und mit ihnen die ehrwürdige Zucht; der Verfall der Sitten fjatte auch diesem Gemache einen veränderten Charakter gegeben. Wohl spiegelt sich noch der Herd in den von einer Fontäne bewegten Wellen des Wasserbassins; aber die mit köstlichen Hölzern genährte Flamme beleuchtet nicht mehr die ehrwürdigen Hausgötter; nur die Tradition der guten alten Zeit ist es, die den Altar noch in diesen Räumen duldet. Doch noch ein anderer Schmuck spricht mahnend zu uns von der Zeit ehrwürdigen Familienlebens. Es sind dies die Ahnenbilder, die rings an den Wänden aus den geöffneten Wandschränken zu uns herabblicken. Ein tiefer Sinn lag in der That in dieser alten Sitte, den Mittelpunkt des Hauses auch zum Ahnensaal zu machen und schon die Jugend durch stetes Anschauen der Züge ihrer Vorfahren, welche einst die Steine zum Aufbau der Macht des Vaterlandes herbeigetragen hatten, zur Nacheiferung aufzumuntern. In den Atrien der alten edlen Geschlechter waren diese über dem Gesicht des Verstorbenen geformten Masken von Wachs; unter ihnen angebrachte Inschriften verkündeten die Namen, Würden und Thaten des Verstorbenen. Andeutungen über den Stammbaum zogen sich in Linien zu den Bildern hin; daneben waren die dem Feinde abgenommenen Waffen angenagelt, die selbst der spätere Käufer des Hauses nicht entfernen durste." (Guhl u. Kohner.)
Die das Atrium umgebenden Räume dienten als Wohnzimmer für die wachhabenden Sklaven, als Vorratsräume oder zur Erweiterung des Atriums und waren deshalb auch oft gar nicht von diesem ab-geschlossen. An der Hinterseite des Atriums, der Hausthür gegenüber, befand sich das Tablinum, das Geschäftszimmer des Hausherrn, der von hier aus das Vorder- wie das Hinterhaus überschauen konnte; hier stand die Kiste mit dem Gelde und den Wertpapieren des Hauses.
Das Peristyl war ein dem Atrium ähnlicher hofartiger, unbedeckter Raum, der mit einem bedeckten, nach innen offenen Säulengange umgeben und häufig mit Buschwerk, Blumenbeeten, Springbrunnen, Töasser-becken und Bildsäulen geschmückt war. Neben dem Säulengange — in größeren Häusern auch über demselben — lagen die Wohnräume der Familie, Küche, Keller, Speisezimmer rc. In den palastartigen Häusern gab es mehrere Speisezimmer, nach deren Größe sich der für die Mahlzeit erforderliche Aufwand richtete; so kostete z. B. ein Gastmahl im Apollosaale des Lucullus 50000 Drachmen.
Auf die Ausschmückung des römischen Hauses im Innern wurde große Sorgfalt verwandt. Die Fußböden waren nie mit Holz bekleidet, sondern einfach aus Lehm gestampft, oder mit Marmorplatten belegt, oder aus kleinen verschiedenfarbigen Steinchen gebildet, die zu geometrischen Figuren und allerlei Bildern, z. B. von 'Schlachten, zusammengesetzt waren. Die inneren Wand flächen wurden häufig mit kostbaren Marmorplatten belegt, oder mit einem sehr haltbaren Marmormörtel versehen und dann mit allerlei freundlichen Bildern geschmückt. Die Decken bestanden meistens aus Holz und waren gewöhnlich bemalt und mcht selten mit Gold und Elfenbein geschmückt. Die Wohn- und
1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hering, Wilhelm, Hoffmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
118 Das häusliche Leben der Römer: Wohnung, Nahrung, Kleidung.
in zwei Teile, in ein weströmisches mit Rom und ein oströmisches mit Byzanz als Hauptstadt. Das weströmische wurde besonders von den kriegerischen Germanen hart bedrängt; in der Völkerwanderung besetzten sie nach und nach sämtliche Provinzen desselben und nahmen 476 dem letzten weströmischen Kaiser, Romulus Angnstnlns, auch das kleine Gebiet, das er noch in Italien besaß. Das oströmische Reich bestand, wenn auch zuletzt bis auf die Hauptstadt zusammengeschwunden, noch etwa 1000 Jahre länger. Inzwischen war ein neues, geistliches Reich errichtet, das alle Völker umfassen sollte: das Christentum.
12. Lilder aus dem römischen Leben.
1) Das häusliche Leben.
a. Wohnung, Nahrung, Kleidung. Das römische Wohnhaus zeigte äußerlich wenig Schmuck; die langen Wände wurden im Unterstock nie, im Oberstock, der aber dem gewöhnlichen Bürgerhause fehlte, nur selten durch Fensteröffnungen unterbrochen; diese waren nur klein, mit durchlöcherten Brettern, seltener mit Glas geschlossen. Das wichtigste Zimmer, das Atrium, in welchem der Herd und der Hausaltar stand, das als Küche sowie als gemeinsames Wohn- und Speisezimmer diente, füllte den großen Mittelraum aus. Es hatte keine Fenster, war dafür aber nur zum Teil, nämlich an den Seiten, mit einem schmalen Dach versehen; die Mitte war ohne Decke, so daß der Rauch ungehindert ins Freie gelangen, Licht und Luft eindringen konnte. (Fig. 25.) Rund um dies Wohnzimmer lagen die übrigen Wohnräume, die von jenem Luft und Licht empfingen. Größere Häuser hatten noch einen zweiten unbedeckten hofähnlichen Raum, der mit Buschwerk, Blumenbeeten, Springbrunnen, Wasserbehältern und Bildsäulen geschmückt und mit einer Säulenhalle umgeben war. Um diesen Raum lagen ähnlich wie um das Atrium Wohnräume, Küche, Keller und die oft großartigen Speisezimmer. — Die Fußböden waren nicht mit Holz bekleidet, sondern einfach aus Lehm gestampft oder mit Marmorplatten belegt oder aus verschiedenartigen Steinchen gebildet, die zu schönen Figuren zusammengestellt waren. Die Wandflüchen waren häufig mit Marmorplatten bekleidet oder bemalt; die Decken bestanden meistens aus Holz, waren ebenfalls bemalt und nicht selten mit Gold und Elfenbein geschmückt. Wände und Fußboden bildeten den Hauptschmuck eines römischen Hauses, nicht die Geräte desselben. Schreibtische, Kommoden, Glasschränke und Spiegel kannten die Römer nicht, wohl aber Stühle der verschiedensten Art; in alter Zeit saßen sie bei Tische, später lagen sie auf einem Ruhebett. (S. 50.) Die Tische waren nur klein und niedrig; der Messer
1854 -
Altona
: Lehmkuhl
- Autor: Grün, P. C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
305
weiße Gläser. Des Glas wird theils aus rohen Materialien, theils
aus Glasscherben verfertigt, die aus dem In- und Auslande kommen.
Prinzenmoor, 1822 angelegt von G. Heinze, beschäftigt 10—12
Arbeiter, fabricirt aus Glasscherben. Friedrichsberg, 1824 von
Ioh. Ploen angelegt, ebenso. Zum Bedarf dieser Fabriken werden
auf dem sehr ansehnlichen Moor gegen 20 Millionen Soden Torf
^ gestochen, zu welcher Arbeit aus entfernten Gegenden Leute kommen,
und überhaupt gewähren diese Anstalten den Bewohnern der Um-
gegend Beschäftigung und Unterhalt.
Im Norden haben wir auch Glashütten, so in der Nähe Flens-
burgs. Die größte Hütte des Landes ist indeß auf Seeland, an
der südöstlichsten Seite im Haupthofe Holmegaard an einem
großen Torfmoore. Diese Glashütte ist im Jahre 1825 vom Grafen
v. Dannestjold angelegt, beschäftigt ea. 200 Arbeiter und liefert
jährlich gegen 700,000 Bouteillen.
Glasmachen, Glasmalen. Wie jenes verschwunden ist und
wieder kommt, so dieses auch. Vor ca. 50 Jahren, darüber, dar-
unter, wurden noch in Kirchen und Häusern gemalte Fensterscheiben
gesehen, von einheimischen Glasermeistern verfertigt in allen Farben,
Figuren aller Art darstellend, besonders in einigen Gegenden Fami-
lien-Wappen mit Namen und Jahreszahl darunter, den Augen er-
götzlich zu sehen und das sich lesen ließ wie eine Chronik des
Hauses. Die Mode hat diese gemalten Fensterscheiben verschwinden
lassen; man nannte sie aber geschmacklos, auch meinte man, des
mehreren Lichtes nicht entbehren zu können, welches durch ungemalte
fällt, auch größer mußten die Scheiben werden. Heller mags ge-
worden sein in den Stuben und Peseln, allein andere Verdunkelungen
sind nachdem wieder eingetreten. Helle Scheiben, dunkle
Schränke. Plattdeutsch: Grote Ruthen, lütje Tuten.
In Häusern vornehmer Leute kommen die gemalten Fenster wieder
zum Vorschein, ja werden auch wieder in Bauernhäusern gesehen.
b.
Man erhält Glas, wenn man Kieselerde (Sand, Quarz,
Feuersteine u. s. w.) durch Schmelzen innigst mit Laugen salz
verbindet. Soll das Glas Farbe bekommen, so fügt man der
Mischung noch verkaltete metallische Theile bei, z. B. Kobalt,
Bleikalk n. s. w. Die Güte des Glases hängt von der Reinheit,
dem Mischungsverhältnisse und der vollkommenen Reinigung der
genannten Stoffe ab. So geben schlechte Kieselerde und gewöhnliche
Holzasche nur grünes Glas, weißer Kies und Pottasche weißes
Glas, und die feinsten Stoffe das reinste und feinste Glas —
Krystallglas, Flintglas, Kronglas. Die zu vereinigenden
Bestandtheile werden, bevor man sie zum Schmelzen bringt, in
einem besonderen Ofen gebrannt und ausgeglüht, damit alle Feuch-
20
1911 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Roßbach, Ferdinand
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Schule
s
— 132 —
durchfloß, mit der Tränkstelle hervor. Die gesamte Dorfanlage war umzäunt. Neben Dörfern gab es auch Einzelhöfe, die außerhalb des Dorfkreises lagen. Stüdteaulagen waren den Germanen unbekannt, i
3. Kleidung und Wohnung, a) Die Kleidung der Germanen machte auf die Römer einen sehr kümmerlichen Eindruck. Sie war aus Pelz, Seinen und Wolle hergestellt. Das Hauptstück der Kleidung war für Männer wie Frauen ein großes Wollentuch, das durch Spangen festgehalten wurde. Im Winter trug man Röcke aus Pelz oder aus Rindshaut. Die Frauen kleideten sich mit Vorliebe in leinene Gewänder, die ebenso wie die wollenen Stoffe durch den Saft von Farbstoffen gefärbt wurden. In späterer Zeit trugen auch die Männer Kleider aus Leinen. Die Schuhe bestanden nur aus einem Stück Leder, das mit Riemen gehalten wurde.
b) Solange die Germanen ohne feste Wohnsitze waren, hatten sie auch keine Häuser, sondern nur Wanderzelle oder leicht abzubrechende Stangen-nnd Strohhütten, die sie auf Wagen verladen konnten. Als sie seßhaft wurden, bauten sie feststehende Häuser, aber zunächst in höchst einfacher Art. Rohe Holzstämme umschlossen einen meist ungeteilten Bau, der oben durch ein mit Moos und Stroh gedecktes Giebeldach geschlossen war. Das war alles in allem: Küche und Stube, Eßraum und Schlafraum; Öffnungen in der Wand und eine Luke im Dach ließen Licht herein und den Rauch hinaus. Die Dachluke wurde entweder durch einen Laden oder durch ein Tierfell geschlossen. Der Zugang zum Hause geschah durch die Tür, die weiter nichts als ein loses Brett gewesen ist, das von außen durch einen Riegel geschloffen wurde. Der Fußboden wurde aus Lehm hergestellt. Die Feuerstatt wurde in der Mitte des Fußbodens angelegt, es war eine mit Steinen eingefaßte Feuer- und Aschengrube, aus der in späterer Zeit der Herd hervorging. Das Hausgerät war so einfach wie möglich.
c) Neben dem Hause waren kellerartige Räume in die Erde gegraben, deren Bretterdecke mit Dünger überschüttet war, um die Kälte abzuhalten. Hier bargen sie nicht nur ihre Früchte, auch sie selbst suchten darin Schutz vor dem Frost. Regelmäßig stand hier der Webstuhl, an dem die Frauen im Winter ihre leinenen Gewänder und das grobe Wollzeng webten. Manchmal war das Gehöft auch um einen riesigen Baumstamm gezimmert, der seine Wipfelzweige durch das Dach hinaus in die Wolken streckte. Wo nicht alles unter einem mächtigen Dache sich vereinigen ließ, halfen Stall und Scheune aus, die neben dem Wohnhaus errichtet waren. Alle Häuser staken noch teilweise in der Erde und waren mit Stufen versehen, auf denen man in das Innere hinabstieg.
Zu dem Hause gehörte ein freier, nmzäunter Hofraum, der Tummelplatz der Haustiere, besonders der großen Hunde, die den Germanen selbst auf den kriegerischen Wanderungen folgten.
4. Volkscharakter. Hervorragende Tugenden der Germanen waren ihre Sittenreinheit und Treue. In der Gastfreundschaft und Geselligkeit blieben die Germanen hinter keinem Volke zurück. Es galt als Frevel.
Jl
1910 -
Leipzig
: Voigtländer
- Autor: Giese, August
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
183
bearbeitet, als wenn es von Unkundigen verfertigt werden müßte. Auch
find zur Bearbeitung des Materials, seien es nun Balken, Dielen, Türen,
Fenster oder Steine, Stuck, Öfen usw., Maschinen und Fabriken nötig,
die es im großen herstellen und es dadurch besser und billiger liefern
können. Die Herbeischaffung des Materials zur Baustelle übernimmt
jemand, der Fuhrwerke aller Art besitzt, sich nur mit Frachten besaßt
und sie daher schneller und besser besorgen kann, als wenn A oder I>
sich eigens Pferde und Wagen anschaffen müßten oder gar durch Menschen
die Beförderung bewerkstelligen wollten.
So greisen heutzutage die verschiedensten Berufe ineinander,
um ein einziges Haus zu bauen: die Arbeit ist an verschiedene
Leute verteilt; sie ist gegliedert nach den Stoffen und Fertig-
keiten; aber dennoch müssen alle diese Glieder ineinandergreifen,
damit der Zweck erreicht wird. Ohne den Bauherrn A keine
Mittel zum Bau (Kapital), ohne den Unternehmer B keine plan-
volle Ausführung (Geistesarbeit), ohne die Handwerker keine
Handarbeit usw. Keines von diesen Gliedern kann das andere
entbehren; alle sind, jedes an seiner Stelle, gleich nötig: die
Arbeit ist ein vielgestaltiger Organismus.
Um wieviel besser, schöner, großartiger, billiger und leichter
kann infolge dieser Arbeitsteilung heute ein Bau hergestellt
werden als früher! Man denke an Paläste, Kirchen, Fabriken
und andere große Gebäude! Die Wohnung eines Bürgers ist
heute viel besser, bequemer und gesünder als das Blockhaus des
adligen Herrn in der Vorzeit, ja als der Burgpalast des Ritters
im Mittelalter!
Das ist der S e g e n der m e n s ch l i ch e n G e s e l l s ch a f t,
in der jeder an seinem besonderen Platze tätig ist.
Recht deutlich tritt der Vorzug des heutigen Organismus
der Arbeit hervor im Verkehrswesen, z. B. in der Be-
förderung von Briefen. Der Arbeitsteilung zumeist verdanken
wir es, daß eine Postkarte für zehn, ein Brief für zwanzig
Pfennig um die ganze Erde geschickt werden kann.
2. Gegenwärtig ist die Ar bei tsgli ederung auf allen
Gebieten menschlichen Lebens hoch entwickelt, und sie ist geradezu
eine Grundlage unserer ganzen heutigen Kultur. Niemand
arbeitet jetzt noch für sich selbst, sondern für die ganze mensch-
liche Gemeinschaft, und von ihr bekommt er auch seinen Lohn.
Woher stammt z. B. unsere tägliche Kleidung und
Nahrung?
Der Eskimo und der Indianer, der Kirghise und der Neger in
Znnerasrika stellt alles, was er braucht, selbst her, wie der Germane
vor der Völkerwanderung; er hat nur das, was er selbst (auch wohl
seine Frau oder sein Sklave) verfertigt bat. Auf dem großen Gutshof
des Mittelalters beginnt schon die Arbeitsteilung: der Meier weist
jedem Knecht seine Arbeit und seinen aus dem Ertrag des Gutes ge-
nommenen Naturallohn an. Der Stadtbürger im Mittelalter ver-
1908 -
Münster i.W.
: Schöningh
- Autor: Zurbonsen, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 154 —
jemand sie um einen niedrigen Preis dingen, so mag er's tun. Bei zwei Mark Strafe sollen sie aber nichts an Speisen, Getränken, Lichtern, Fett u. s. tu. fortschleppen oder durch die Ihrigen fortschleppen und fordern lassen. —
108, In einem wohlhabenden Vürgerhause des 16. Jahrhunderts.
Der nachfolgende Bericht stammt von Aloysius von Orelli, zwischen 1550 und 1575, aus Zürich, und weist allgemeine Züge auf (nach Heinze u. a., gekürzt).
Die Häuser fallen schlecht in die Augen, allein die innere Reinlichkeit in jedem Fleckchen dieser schlechten Häuser, selbst des Ärmsten, ist eine Vergütung für das äußere ärmliche Ansehen. Nach dem Morgengebet ist hier durchgehends in allen Häusern das Ausscheuern der Wohnzimmer, Gänge und Bänke, vor den Türen und alles Gerätes das erste Geschäft der Mägde, und, wo feine find, der Hausfrau selbst. Die Verzierung der Zimmer ist äußerst einfach und prachtlos, bei vielen reinliche Ordnung die ganze Zierde. Teppiche habe ich nur in zwei Häusern gesehen. Die vornehmste Bekleidung der Gemächer ist Getäfel mit gotischem Schnitzwerk; jede einzelne Tafel hat die Form eines Porträts, Fensters oder dergleichen, mitunter sieht man auch Figuren, Fruchtschnüre u. a. mit Fleiß aus Nußbaum geschnitzt. Diese Vertäfelung der Wohnzimmer in vornehmen und gemeinen Häusern hat ihren Grund in der Strenge des Winters. Aber die braune Farbe des Nußbaumes und des Firnisses auf Tannenholz macht diese Gemächer düster, wozu die engen, niedrigen Fenster und die geringe Höhe der Stockwerke auch beitragen. Da an den Außenseiten nicht aus Symmetrie gesehen wird, so fehlt sie auch im Innern der Häuser; da ist selten etwas ganz regelmäßig. Die Fußböden sind nur von einfarbigen gebrannten Steinen; wenn sie sich ausnehmen sollen, so ist auf jedem Stein eine erhöhte Blume oder andere Zeichnung. Das ist der Fall in Prunksälen; das Gehen auf diesen unebenen Zieraten ist unangenehm. Die Boden der Schlafzimmer sind fast alle mit Steinen ohne Zierate besetzt, die der Wohnstube aber, um sie warm zu halten, mit Holz belegt, ganz einfach, ohne die mindesten Verzierungen. Diese werden an den Zimmerdecken angebracht, wenn es recht stattlich aussehen soll, und bestehen aus hölzernem Schnitzwerk, mit vielfältigen Farben bemalt und hin und wieder etwas vergoldet oder aus massivem Gipswerk, das allerlei, am liebsten aber Waffen und Harnische vorstellt. An den Wänden werden Denksprüche in großen Charakteren hingeschrieben und mit gemalten Blumenkränzen eingefaßt. Solche Sprüche lieft man bisweilen auch an den Decken; von denselben habe ich aber keine anderen als lateinische gesehen, alle mit goldenen Buchstaben. Der strenge Winter macht Wärme notwendig, man bedient sich daher der großen Ösen. Die Wände der Wohnstuben in mittleren und vornehmen Häusern sind nach alter Art mit zinnernen Trinkgesäßen von allen Größen und Formen behängt, die immer wie neu aussehen müssen. Die Gerätschaften find auf Dauer gemacht, wenig zahlreich, viel weniger prächtig, aber oft von gutem Geschmack. Für den täglichen Gebrauch sind in den Wohnzimmern längs
1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 274 —
In Solingen und Remscheid wird besonders Eisen verarbeitet. In
Solingen stellt man hauptsächlich Waffen (Säbel, Degen, Hirsch-
fänger, Lanzenspitzen), Messer und Gabeln her (Tafel-, Küchen-,
Taschen-, Feder-, Garten- und Rasiermesser). Außerdem fertigt man aber
auch noch verschiedene andere Sachen, z. B. stählerne Gestelle für Regen-
und Sonnenschirme. In Remscheid macht man vor allen Dingen
Werkzeuge, z. B. Feilen, Sägen, Bohrer, Zangen, Hobeleisen usw.
und Schlittschuhe. Die Solinger und Remscheider Waren finden nicht
nur im deutschen Vaterlande, sondern auf der ganzen Erde Verbreitung.
Jährlich werden z. B. viele tausend Messer und Gabeln, viele tausend
Feilen, Sägen und Zangen nach Amerika verschickt. — In Elberfeld
und Barmen, einer Doppelstadt, deren Häusermeer sich in einer Länge
von 3 Stunden im Wuppertale ausbreitet, beschäftigen sich die Leute
nicht mit der Herstellung von Eisen- und Stahlwaren, sondern mit der
Verarbeitung von Wolle, Baumwolle und Seide. Fabrik reiht sich an
Fabrik. Riesenhohe Essen, aus denen schwarze Dampfwolken empor-
steigen, zeigen uns, daß überall mit Dampf gearbeitet wird. Taufen-
derlei Stoffe werden hier in weiten Fabriksälen hergestellt, einfacher
Kattun zu Schürzen und Sommerkleidern ebenso gut, wie kostbare Tisch-
decken und Möbelstoffe, die aus schwerer Seide gemacht werden und von
echten Gold- und Silberfäden durchzogen sind.
3. Wir verlassen nun das gewerbereiche Wuppertal, kehren zum Rhein
zurück und fahren weiter. Bald führt uns unsere Reise wieder zu einer
Stadt. Lies ihren Namen ab und bestimme ihre Lage! (Düsseldorf —
rechtes Rheinufer.) In Düsseldorf ist die Kunst zu Hause. Hier
gibt es eine berühmte Malerschule. In diesem Gebäude befinden sich
nicht allein große Säle, in denen junge Leute, die einst tüchtige Maler
werden wollen, von berühmten Künstlern unterrichtet werden, sondern
auch viele wertvolle Gemälde, die sich die Studierenden zum Muster
für ihre Arbeit nehmen können und sollen.
4. Fahren wir von Düsseldorf stromabwärts, so gelangen wir wieder
an eine Flußmündung. (Ruhr!) Auch im Tale der Ruhr reiht sich
Fabrikort an Fabrikort. Die bedeutendste Stadt wollen wir uns merken.
Sie führt den Namen Gssen. Diese Stadt ist auf der ganzen Welt
bekannt durch eine Fabrik, in der mehr als 35 000 Arbeiter beschäftigt
sind. Es ist dies die Gußstahlfabrik von Krupp, in der besonders
Eisenbahnschienen und Geschütze hergestellt werden. *)
t) Dort, wo es die Zeit gestattet, kann den Kindern die Ausdehnung und
Großartigkeit der Kruppschen Fabrikanlage — sie ist die größte der Welt — noch
weiter veranschaulicht werden: Die Kruppschen Werke bedecken einen Flächenraum
von ungefähr 4 qkm Fläche. Zu ihnen gehören 125 km Eisenbahn mit 50 Lokomo-
tiven und 2400 Wagen, eine eigene Gasfabrik, eine eigene Wasserleitung, eine Buch-
druckerei, über 450 Dampfmaschinen, 11 Hochöfen, 4 Kohlenschächte und über 35000
Arbeiter mit ungefähr 80000 Familienangehörigen. Der Kohlenverbrauch der
1890 -
Breslau
: Goerlich
- Hrsg.: Richter, Eugen, Hübner, Max
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
67
I
Weberei wird in großem Maßstabe betrieben. Der Handel Italiens ist sehr
bedeutend, da die Lage des Landes sehr günstig, die Küsten lang gestreckt und
die Häfen gut sind. Im Mittelalter waren die Venetianer und Genuesen
Beherrscher der Meere, wie heute die Engländer.
6. Unter den Städten Italiens ist Rom (460 000 Einw.) zwar nicht
die größte, wohl aber die bedeutendste. Im Altertume beherrschte Rom die
ganze damals bekannte Welt; jetzt ist es als Sitz des Papstes der Mittelpunkt
der gesamten katholischen Kirche. An jene Herrschaft erinnern auch die Überreste
der großartigen Gebäude aus der römischen Kaiserzeit. Ein wirkliches Wunder-
werk der römischen Baukunst ist das Pantheon, das kurz vor Christi Geburt
erbaut wurde und inwendig fast ganz mit Marmor bekleidet ist; ferner das
Kolosseum, das 400 Jahre lang zu Kampfspielen, Tier- und Seegefechten
diente und gegen 80 O0o Menschen faßte. Im Laufe der Zeit sind freilich
die meisten dieser Gebäude arg verwüstet worden und sind nur noch Schatten
früheren Glanzes. — Von größtem Interesse für jeden Katholiken ist die
Peterskirche, der größte und prachtvollste Dom der Welt. Vor demselben
ist ein großer, schöner Platz, der mit zwei mächtigen Springbrunnen und einem
hochragenden Obelisken geziert ist. Fünf Eingänge, von denen aber der eine
nur alle Jubeljahre geöffnet wird, führen in die Kirche, welche 54 600 Menschen
saßt. Vor dem Hauptaltar ist der Eingang zu der unterirdischen Gruft der
. Apostel Petrus und Paulus, wo beständig 112 Lampen brennen. Die zahl-
reichen Altäre sind überreich an Zierraten, Bildhauerarbeitcn und Malereien.
Das Erhabenste aber ist die Riesenkuppel, in welche man auf einer bequemen
Stiege hinaufsteigen kann. — Nördlich von der Peterskirche ist der Vatikan,
die Residenz des Papstes. Dieser größte aller europäischen Paläste zählt gegen
10 000 Zimmer und Gänge. Viele Gemächer sind mit den kostbarsten Gemälden
geschmückt; die Bücher- und Handschriftensammlung des Vatikans ist eine der
reichhaltigsten der Erde. — Rom ist jetzt auch die Hauptstadt von Italien und
Residenz des italienischen Königs.
Die volkreichste Stadt Italiens ist Neapel mit 530 000 Einwohner.
Die Stadt liegt an einem herrlichen Hafen, inmitten einer überaus fruchtbaren
Landschaft, welche man wohl „ein Stück Himmel, das auf die Erde gefallen ist", genannt
hat. Im Innern der Stadt giebt es freilich eine große Anzahl enger Straßen und
finsterer Höfe, in welche das ganze Jahr kein Sonnenstrahl fällt, und welche nie gereinigt
werden, außer durch einen Regen. Überall sieht man die Handwerker auf den Straßen
arbeiten; mit voller Kraft ihrer Lunge preisen die herumziehenden Verkäufer Fische und
Fleisch, Früchte und Wasser an, dazwischen rufen die Zeimngsträger ihre Blätter aus;
schön geschmückte Leichenzüge, Prozessionen, elegante Herren und Damen in feinen Wagen
ziehen an einander vorüber, so daß es schwer ist, sich von dem bunten Leben und Treiben
eine Vorstellung zu inachen.
Eine der bedeutendsten Handelsstädte ist Mailand, das im Mittelalter
mächtigen deutschen Kaisern Trotz bot. (440 000 E.)
Die Stadt ist sehr schön gebaut und gut gepflastert. Hoch über alle Gebäude ragt
der mächtige Dom, den an 4000 Bildsäulen aus weißem Marmor schmücken. Der Fuß-
boden ist von Marmor, die Wände spiegelnder Marmor, die Decke täuschend wie durch-
brochener Stein gemalt. Die Fenster sind herrliche Glasgemälde. Auch andere Kirchen
der Stadt zeichnen sich durch Größe und Schönheit aus/— Mailand ist der Hauptsitz
der Seidenweberei und des Seidenhandels.
Mächüger noch als Mailand war einstmals Uenedig, das heut nur noch ein
Schatten seiner früheren Größe ist (160 000 E.). Die Stadt ist auf kleinen Inseln erbaut,
so daß man nicht im Wagen, sondern im Kahne fährt; doch kann man jetzt auf den
5*
1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig
- Hrsg.: Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt
106 Das Altertum.
römische Reich seine größte Ausdehnung. Seit Mark Aurel, der auf einem Kriegszuge (180) in Wien starb, eilte das Reich rasch seinem Untergange entgegen. Die Kaiser wurden immer mehr ein Spielball in der Hand der Soldaten; von 36 der folgenden Kaiser wurden 27 ermordet. Immer ungestümer drangen die umwohnenden Völker gegen das morsche Reich bor, dessen äußerste Glieder sich bereits abzulösen begannen; ein neues, geistliches Reich war inzwischen errichtet, das alle Völker umfassen sollte: das Christentum.
11. Gilder aus dem römischen Leben.
1) Aas häusliche Leöen.
a. Wohnung, Nahrung, Kleidung. Das römische Wohnhaus zeigte äußerlich wenig Schmuck; die langen Wände wurden im Unter-stock nie, im Oberstock nur selten durch Fensteröffnungen unterbrochen; diese waren nur klein, mit durchlöcherten Brettern, seltener mit Glas geschlossen. Das wichtigste Zimmer, in welchem der Herd und der Hausaltar stand, das als Küche sowie als gemeinsames Wohn- und Speisezimmer diente, hatte keine Fenster, dafür aber nur an den Seiten ein schmales Dach; die Mitte desselben war ohne Decke, so daß der Rauch ungehindert ins Freie gelangen, Licht und Luft eindringen konnte. (Fig. 25.) Rund um dies Wohnzimmer lagen die übrigen Wohnräume, die von jenem Luft und Licht empfingen. Größere Häuser hatten noch einen zweiten unbedeckten, hofähnlichen Raum, der mit Buschwerk, Blumenbeeten, Springbrunnen, Wasserbehältern und Bildsäulen geschmückt und mit einer Säulenhalle umgeben war; an diese schlossen sich Wohnräume, Küche, Keller und die oft großartigen Speisezimmer. — Die Fußböden waren nie mit Holz bekleidet, sondern einfach aus Lehm gestampft oder mit Marmorplatten belegt oder aus verschiedenartigen Steinchen gebildet, die zu schönen Figuren zusammengestellt waren. Die Wandflächen waren häufig mit Marmorplatten bekleidet oder bemalt; die Decken bestanden meistens aus Holz, waren ebenfalls bemalt und nicht selten mit Gold und Elsenbein geschmückt. Wände und Fußboden bildeten den Hauptschmuck eines römischen Hauses, nicht die Geräte desselben. Schreibtische, Kommoden, Glasschränke und Spiegel kannten die Römer nicht, wohl aber Stühle der verschiedensten Art; in alter Zeit saßen sie bei Tische, später lagen sie auf einem Ruhebett. (S. 46.) Die Tische waren nur klein und niedrig; der Messer bediente man sich bei Tische wenig, weil die Speisen schon mundgerecht ausgetragen wurden; Gabeln fehlten ganz. Sehr geschmackvoll sind die Lampen und
1905 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Gansberg, Fritz
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Stadtschule
3. Im Keller.
35
Zucker, Ausprobieren der Wirkung von draußen her, Kaffee
in Schalen, leere Flaschen mit hübschen Etiketten, eine Figur,
die sich bewegt, kunstvolle Dekorationen (z. B. eine ganze
Küche imitiert).
2. Die Stube im Festkleide. Denkt euch, sagte die
Mutter, als sie den Brief las, am Sonntag mittag um Fzl
kommt sie. .. Über der Tür hing ein Kranz, eine Schale
mit frischen Kosen, auf der Servante ein Pudding, die Schlummer-
rolle, Gardinen, die Garderobe schön leer, aber Vaters Haus-
schuhe, die sie in die Kammer gebracht hatten, mußten sie doch
wieder unters Sofa stellen — das wollte der Vater. — Aller-
lei Schmuck in der Stube (Photographien zum Aufstellen, Bild
unter der Decke), Schmuck an den Möbeln und Gerätschaften,
an den Häusern (die Sphinxe vorm Museum, die Säulen am
Rathaus).
3. Ereignisse und Stimmungen in der Wohnstube.
1. Die Schneiderin, in der Wohnstube, Willi sieht ihr zu.
2. Silvesterabend, horch es läutet! Z. Der Schornsteinfeger,
großes Aufräumen, Spiegel verhängt, Stühle in der Küche,
Sofa abgerückt, Mutter Tuch ums Haar. 4. Dämmerung,
Reflexe und Töne. 3. Willi bringt heimlich die Stube in
Ordnung, freilich er fegt den Tisch mit der Handuhle ab, er
legt das Tischtuch mit der Unterseite nach oben, setzt den
Nähtisch mit dem Auszug gegen die wand, schiebt die Stühle
mit der Lehne gegen die Tapeten, legt die Bürste in den
Brotschrank, wirft die Brotkrumen in den Spucknapf — ach
ja, wenn Kinder was tun wollen. Aller Anfang ist schwer!
4. Mittag! Hörst du das dumpfe Heulen von den
Fabriken her? Hörst du die Glocken auf den Türmen? Es
ist 12 Uhr, die Arbeiter haben Mittag. Auch drüben auf
Gansberg, Streifzüge. Z
1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
656
Gewerbe,
Ackerbau,
Handel.
Lebensmitteln immer mehr zu, das Vergnügen an den verschiedenen
Arten von Spielen steigerte sich zu einer förmlichen Manie, und der
römische Pöbel wurde der trägste, verdorbenste und ergötzungssüch-
tigste auf der ganzen Erde.
Das vermehrte Bedürfniß der Bequemlichkeiten und Genüsse
des feineren Lebens hob die Künste und Gewerbe, welche sich damit
beschäftigten. So wurde z. B. das Schildpat, dessen Benutzung erst
in Sulla's Zeiten aufgekommen war, zu Ruhebetten, Tafelaufsätzen
und anderen Meubeln in unzähligen Werkstätten verarbeitet. Das-
selbe war mit dem Elfenbein der Fall. Die Bereitung des Krystall-
glases gedieh zu immer größerer Vollkommenheit. Die Verwendung
des Goldes und Silbers zu allerhand Geschirren und Geräthschaften
vermehrte die Zahl und die Geschicklichkeit der Gold- und Silber-
arbeiter. Die Reichen und Vornehmen, welche sich nicht mehr durch
Vorzüge und Verdienste auszeichneten, suchten wenigstens durch ihre
äußere Erscheinung, durch theuere Kleidung und Putz, prachtvolle
Paläste, kostbares Hausgeräth und durch eine zahlreiche und glän-
zende Dienerschaft sich vor dem großen Haufen hervorzuthun. Die
Paläste der Reichen hatten einen solchen Umfang, daß sie Seneca
mit großen Städten vergleicht; der Größe derselben entsprach die
Kostbarkeit der Materialien und die Kunst, womit diese verarbeitet
waren. Aus Griechenland, Aegypten und Numidien wurde der
Marmor und Porphyr zu den Säulen herbeigeschafft; die Dächer
der Häuser waren vergoldet oder mit Goldblech belegt, die Wände
und Decken von Marmor, die Fußböden mit Marmor getäfelt oder
mit der schönsten Mosaik ausgelegt. Gleiche Pracht wurde auch in
den vielen Landgütern entfaltet. Sie waren mit Statuen, Gemäl-
den und anderen Kunstwerken geschmückt, das Hausgeräth aus den
kostbarsten Stoffen mit großer Kunst gearbeitet. Das Tafelgeschirr
war von Gold, nur das Küchengeschirr war von Silber. Silberne
Becher und Schüsseln wurden nur dann geduldet, wenn sie von be-
rühmten Meistern gearbeitet waren, und selbst goldene Becher wur-
den für gemein gehalten, wenn sie nicht mit seltenen Steinen und
Gemmen verziert waren. Die Anfertigung dieser Dinge beschäftigte
eine Menge Künstler und Handwerker und trug zur Hebung der
Gewerbthätigkeit bei. — Die Mode und die Eitelkeit, welche in
jedem größeren Hause eine Bibliothek verlangte, machte die Verfer-
tigung des Papiers und den Buchhandel zu ergiebigen Erwerbs-
quellen. Bereits unter Augustus wurde in Rom der Buchhandel
lebhaft betrieben, und unter Vespasian verbreitete er sich auch in
die Provinzen, besonders nach Gallien.
Den Landbau wurden die fruchtbarsten Strecken durch die Land-
güter der Reichen entzogen. Wo früher Hunderte vm fleißigen
Landleuten gewohnt hatten, da befanden sich jetzt einzelne Landgüter
von ungeheurem Umfang, da waren prächtige Landhäuser, Gärten
und Parkanlagen, Teiche und Wasserkünste. Die Reichen suchten
ihre Landgüter immer mehr zu vergrößern und verdrängten und
vertrieben die benachbarten Eigenthümer kleinerer Bauerngüter. Von
den großen Gütern aber suchte man den größtmöglichen Ertrag zu
bekommen und benutzte deshalb, da Getraide aus Afrika, Aegypten
1914 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baas, Karl, Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 151
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
I
96
kunstfertigen Händen arbeiten und bezahlte sie gut. Die berühmtesten Gold-
schmiede fand man in Cöln und Nürnberg. In manchen Kirchen sieht man aus
jener Zeit noch Gittertüren, Kronleuchter, Denkmäler usw., die aus Erz gegossen
sind. Der bedeutendste Erzgießer jener Zeit war Peter Bischer in Nürnberg.
Sein größtes Kunstwerk ist das Sebaldnsgrab in der Sebalduskirche in Nürn-
berg. Über dem silbernen Sarge des Heiligen erhebt sich ein kunstvoller Tempel
aus gegossenem Erz. Oben auf der Spitze thront das Christkind, in der Hand die
Weltkugel haltend. Ferner sieht man die 12 Apostel mit sehr ausdrucksvollen
Gesichtszügen. Überhaupt ist das ganze Werk mit unzähligen Kunstfiguren geziert.
3. Bildhauer und Maler. Die Ausschmückung der Kirchen, Klöster, Rat-
häuser, Brunnen usw. gab ferner den Bildhauern reichliche Gelegenheit, ihre
Kunst zu zeigen. Die Kirche zierte man gern mit Figuren, die die Person Christi,
die Apostel, die Leidensgeschichte usw. darstellen. Die Rathäuser und Brunnen
erhielten Steinfiguren, die Kaiser oder andere geschichtliche Helden darstellen sollten.
Die Wände der Kirche schmückte man gern mit großen Gemälden. Als die berühm-
testen Maler jener Zeit werden genannt Rembrandt, Rubens, Dürer und
Holbein. Ihre Gemälde sind noch jetzt eine Zierde unserer Museen. Zu jener
Zeit erfand man auch die Kunst der Glasmalerei. Man machte nämlich die Ent-
deckung, daß sich durch eine Beimischung von mancherlei Stoffen die Glasmasse
färben lasse. Anfangs setzte man die Kirchenfenster aus lauter bunten Glasstücken
zusammen, bald aber lernte man auch durch geschickte Einschmelzung von bunter,
Figuren darstellender Glasmasse farbige Glasbilder herstellen.
4. Wohnzimmer. Im 15. Jahrhundert noch war das Wohnzimmer sehr ein-
fach gestaltet. Mit dem Wiedererwachen der Kunst vermehrte sich aber auch der
Schmuck der Zimmer. Die Decke wird mit Holz getäfelt und reich mit Schnitz-
werk geziert. Die Wände werden ebenfalls getäfelt oder mit kunstvollen Tep-
pichen behängen. Auch erblickt man an den Wänden Borte und Gesimse, auf
denen tönerne, zinnerne, silberne oder wohl gar goldene Gefäße stehen. In den
Mauern befinden sich tiefe Nischen für die Fenster. Die Scheiben sind klein, rund
oder viereckig, in der Mitte erhöht, oft mit Wappenbildern oder sonstigen Figuren
bunt bemalt. Man nennt sie Butzenscheiben. Zum Sitzen laden Stühle und
Bänke ein, die oft prächtiges Schnitzwerk tragen. An der Wand sieht man den
Kamin oder den gefärbten Kachelofen. Zur Seite des Ofens steht eine hölzerne,
große Truhe, die zugleich als Sitzplatz dient. Von der Decke hängt der kunstvolle
Leuchter herab, der mit Wachslichtern besteckt ist.
Z. Erlmclungen im Mittelalter.
1. Die Feuerwaffen, a) Einführung. Nach einer Sage soll der Mönch Bertold
Schwarz zu Freiburg i. Br. um das Jahr 1350 das Schießpulver erfunden haben.
In Wirklichkeit war es eine Erfindung der Chinesen; von diesen kam die Kenntnis
durch Araber nach dem Abendlande. In Deutschland war das Schießpulver schon
im 12. Jahrhundert bekannt; doch wurde es nur zu Feuerwerk u. a. Spielereien
benutzt. Erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts fing man an, das Pulver zum Fort-
schleudern der Geschosse zu verwenden. Die ersten Feuerwaffen tauchten um
das Jahr 1320 auf. Sie waren sehr schwer zu laden und hatten einen unsicheren
1896 -
Berlin [u.a.]
: Heuser
- Autor: Roßbach, Ferdinand
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt, Seminar, Präparandenanstalt, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
im Reformationszeitalter.
347
eines Porträts, Fensters oder dergleichen, mitunter sieht man auch Figuren, Fruchtschnüre u. a. mit Fleiß aus Nußbaum geschnitzelt. Diese Vertäfelung der Wohnzimmer in vornehmen und gemeinen Häusern hat ihren Grund in der Strenge des Winters. Aber die braune Farbe des Nußbaumes und des Firnisses auf Tannenholz macht diese Gemächer düster, wozu die engen, niedrigen Fenster und die geringe Höhe der Stockwerke auch beitragen. Da an den Außenseiten nicht auf Symmetrie gesehen wird, so fehlt sie auch im Innern der Häuser; da ist selten etwas ganz regelmäßig. Die Fußböden sind nur von einfarbigen gebrannten Steinen; wenn sie sich ausnehmen sollen, so ist auf jedem Stein eine erhöhte Blume oder audere Zeichnung. Das ist der Fall in Prunksälen; das Gehen auf diesen unebenen Zieraten ist unangenehm. Die Böden der Schlafzimmer sind fast alle mit Steinen ohne Zierat besetzt, die der Wohnstube aber, um sie warm zu halten, mit Holz belegt, ganz einfach ohne die mindesten Verzierungen. Diese werden an den Zimmerdecken angebracht, wenn es recht stattlich aussehen soll, und bestehen aus hölzernem Schnitzwerk, mit vielfältigen Farben bemalt und sind hin und wieder etwas vergoldet oder aus massivem Gipswerk (Stuck), das allerlei, am liebsten aber Harnisch und Waffen darstellt. An den Wänden werden Denksprüche in großen Charakteren hingeschrieben und mit gemalten Blumenkränzen eingefaßt. Solche Sprüche liest man bisweilen auch an den Decken, von denselben habe ich aber keine anderen als lateinische gesehen, alle mit goldenen Buchstaben. Der strenge Winter macht Wärme notwendig, man bedient sich daher der großen Öfen. Außer Porträts und Landschaften sieht man in den Zimmern selten Gemälde, denn durch die Religionsveränderung wurden alle religiösen und heiligen Bilder verdrängt. Statt dessen sind die Wände der Wohnstuben in mittleren und vornehmen Häusern nach alter Art mit zinnernen Trinkgefäßen von allen Größen und Formen behängt, die immer wie neu aussehen müssen".
Das vollständigste Städtebild aus der Renaissancezeit bietet das alte fränkische Rotenburg an der Tauber, wo mit Ausnahme der gotischen Kirchen fast alle öffentlichen und privaten Gebäude den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts angehören. Die Mauern, Thore und Türme, das Rathaus und die hochgiebeligen Fachwerkhäuser, die zierlichen Brunnen auf den Straßen, die hier wie anderswo ganz besonders den künstlerischen Trieb der Zeit vergegenwärtigen, schaffen zusammen ein Bild, das den Beschauer der Gegenwart entrückt und ebenso malerisch wie in kulturgeschichtlicher Beziehung fesselnd
1917 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 327 —
große Zahl Kirchen und Kapellen, daß man es „das deutsche Rom" ge-
nannt hat.^)
2. Fahren wir von Köln aus stromabwärts, so gelangen wir bald an
die Mündung eines Flusses. Zeige ihn und nenne seinen Namen?
(Wupper.) Bestimme die Richtung des Laufes! (Erst nach Norden, dann
nach Westen, dann nach Süden, dann wieder nach Westen.) In der
Nähe dieses Flusses finden wir wieder eine Reihe gewerbreicher Städte.
Nenne ihre Namen! (Solingen und Remscheid — Elberfeld und Barmen.)
In Solingen und Remscheid wird besonders Eisen verarbeitet. In
Solingen stellt man hauptsächlich Waffen (Säbel, Degen, Hirsch-
fänger, Lanzenspitzen), Messer und Gabeln her (Tafel-, Küchen-,
Taschen-, Feder-, Garten- und Rasiermesser). Außerdem fertigt man aber
auch noch verschiedene andere Sachen, z. B. stählerne Gestelle für Regen-
und Sonnenschirme. In Remscheid macht man vor allen Dingen
Werkzeuge, z. B. Feilen, Sägen, Bohrer, Zangen, Hobeleisen usw.
und Schlittschuhe. Die Solinger und Remscheider Waren finden nicht
nur im deutschen Vaterlande, sondern auf der ganzen Erde Verbreitung.
Jährlich werden z. B. viele tausend Messer und Gabeln, viele tausend
Feilen, Sägen und Zangen nach Amerika verschickt. — In Elberfeld
und Barmen, einer Doppelstadt, deren Häusermeer sich in einer Länge
von 3 Stunden im Wuppertale ausbreitet, beschäftigen sich die Leute
nicht mit der Herstellung von Eisen- und Stahlwaren, sondern mit der
Verarbeitung von Wolle, Baumwolle und Seide. Fabrik reiht sich an
Fabrik. Riesenhohe Essen, Ms denen schwarze Dampfwolken empor-
steigen, zeigen uns, daß überall mit Dampf gearbeitet wird. Taufen-
derlei Stoffe werden hier in weiten Fabriksälen hergestellt, einfacher
Kattun zu Schürzen und Sommerkleidern ebenso gut, wie kostbare Tisch-
decken und Möbelstoffe, die aus schwerer Seide gemacht werden und von
echten Gold- und Silberfäden durchzogen sind.
3. Wir verlassen nun das gewerbereiche Wuppertal, kehren zum Rhein
zurück und fahren weiter. Bald führt uns unsere Reise wieder zu einer
Stadt. Lies ihren Namen ab und bestimme ihre Lage! (Düsseldorf —
rechtes Rheinufer.) In Düsseldorf ist die Kunst zu Hause. Hier
gibt es eine berühmte >.Malerschule. In diesem Gebäude befinden sich
nicht allein große Säle, in denen junge Leute, die einst tüchtige Maler
werden wollen, von berühmten Künstlern unterrichtet werden, sondern
auch viele wertvolle Gemälde, die sich die Studierenden zum Muster
für ihre Arbeit nehmen können und sollen.
4. Fahren wir von Düsseldorf stromabwärts, so gelangen wüf wieder
an eine Flußmündung. (Ruhr!) Auch im Tale der Ruhr reiht sich
i) „Ich wohne mit meiner Mutter
zu Köllen in der Stadt,
der Stadt, die viele hundert
Kapellen und Kirchen hat." (Wallfahrt nach Kevlaar.)
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Schoenborn, Heinrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
Römischer Kultureinfluß im Spiegel der Sprache.
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mählich umgewandelt, bis sie dem Dhr und der Zunge des Germanen bequem waren. Zuletzt klangen sie wie deutsche Wörter, obwohl sie aus einer fremden Sprache entlehnt waren. Solche Wörter heißen Lehnwörter und bezeichnen meist Dinge, welche unsern vorfahren zuvor ganz unbekannt waren. Lernen wir die Lehnwörter kennen, welche die deutsche Sprache aus dem Lateinischen erhalten hat, so wissen wir zugleich, welche Dinge unsere vorfahren von den Hörnern kennen lernten und übernahmen.
(Die nachfolgenden in Hnfiihrungsstriche gesetzten Wörter find lateinische, also römische Lehnwörter.)
Die große Zahl der Lehnwörter beweist, daß die Römer in allen Dingen des häuslichen Lebens die Lehrmeister der Germanen geworden sind. — Bisher ganz unbekannt waren diesseits des Rheines die Stßtnbstuten gewesen. Nun lernten unsre vorfahren, wie man unter Verwendung des „Kalkes“ aus „Ziegeln" feste „Mauern" errichtet; bald verstanden sie auch, das Gebälk durch gemauerte „Pfeiler" zu stützen und das Dach nicht mehr bloß mit Stroh und Schilf, sondern auch mit „Schindeln" zu decken. — Allmählich sah es auch im Innern des Hauses nicht mehr so düster und unwohnlich aus wie früher. Die wände wurden weiß „getüncht", und durch die „Fenster" strömte das Sonnenlicht. Früher umschloß das Haus einen einzigen Hauptraum, und er diente zum wohnen wie zum Schlafen, zur Aufbewahrung von Vorräten wie zur Zubereitung von Speisen. Nun wurden nach dem Beispiel der Römer von der ursprünglichen Diele mehrere besondere Räume abgetrennt, und jeder wurde zu besonderen Zwecken bestimmt, die „Küche" wie der „Keller", die „Kammer" wie der „Speicher".
Durch den Verkehr mit den Römern lernten die Germanen sodann viele Nutz-Und Zierpflanzen kennen, züchten und pflegen; Obst-, Gemüse- und Blumenzucht haben sie fast ausschließlich von ihren Nachbarn angenommen. Mit (Eifer pflanzten sie nun Fruchtbäume an: fast überall „Kirsche" und „Pflaume", auf geschütztem Boden selbst „Walnuß" und „Pfirsich". Huch neue Küchengewächse wurden im hausgarten der Germanen heimisch, so „Linse" und „Kohl", „Fenchel", „Kümmel", „Minze" und „Senf", und die schönsten römischen Gartenblumen fanden, wenn auch erst später, (Eingang und wurden besondere Lieblinge unsres Volkes, nämlich „Rose", „Lilie" und „Veilchen".
Aber kein Geschenk der Römer schätzten die Germanen wohl aufrichtiger als den 3m Anbau der Rebe wie in der Gewinnung des edlen Getränkes wurden sie eifrige Schüler. Alle damit zusammenhängenden Verrichtungen und Geräte lernten sie von den Römern kennen; denn alle dafür geltenden Bezeichnungen sind Lehnwörter: „Winzer" und „Küfer", „Kelter" und „Presse", „Bottich", „Kübel" und „Flasche", selbst „Trichter" und „Spund". — Aus den für den Weinbau besonders geeigneten Tälern des Rheins und der Mosel wurde die Rebe nach und nach fast über ganz Deutschland verbreitet.
So vielseitig aber auch alle (Einwirkungen der römischen Kultur auf die Germanen waren, so betrafen sie doch nur das äußere Leben: Wohnung,