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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 303

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Aus dem Leben und Treiben in Stadt und Land im Merowingerreiche. 303 linie zog und drückte. Die Decken wurden aus viereckigen oder runden Tafeln von Holz und Gips zusammengefügt, gemalt und mit Figuren in erhabener Arbeit geschmückt. Auch für Privatwohnungen war in den Städten Frankreichs und Spaniens Stein- und Ziegelbau gewöhnlich, weichere Bausteine schnitt man mit der Säge. Die Ziegel der Mauer und des Daches paßte man in die alten Formen der Römerzeit. Häufig besorgte der Baukünstler auch die innere Dekoration der Häuser, er modellierte und malte. Die Künstler, die etwas Gutes leisten konnten, waren wahr- scheinlich selten; aber große Kirchen und Paläste mit sorgfältiger Stein-arbeit, in denen Wandfresken mit vielen Figuren prangten und ungeheure Wandflächen ganz mit Mosaik überzogen waren, lassen uns nicht nur auf den Bienenfleiß der Arbeiter, sondern auch aus großes Talent der Architekten schließen. Daß man für Küche und Keller zu sorgen wußte, ist selbstverständlich. Das Getreide wurde nicht mehr ausschließlich auf den Handmühlen, auch auf Wassermühlen gemahlen. Die Kunst, gut zu kochen und feines Backwerk zu machen, wurde von den Germanen höchlich geschätzt, und Leckerbissen wurden über das Meer eingeführt. Die starken Gewürze der römischen Küche gingen in die deutsche Wirtschaft über; der indische Pfeffer wurde durch das ganze Mittelalter in großen Massen verbraucht; auch der mit Most eingekochte Sens und das Garum, die salzige Fleischbrühe, die unentbehrliche Zuthat eines römischen Gerichts, dauerten im Mittelalter. Reich an Warengattungen war der Handel mit Geweben. Man webte aus teurer Baumwolle und Seide. Die berühmtesten Fabriken waren in Byzanz; man wirkte ganzseidene, halbseidene und halbwollene Stoffe, solche, wo der Aufzug von Seinen, der Durchschlag von andern Fäden ivitr; man webte schlicht, geköpert, hatte lockige, geschorene, gepreßte Stoffe; man webte auch mit drei Fädenlagen. Die schweren Seidenstoffe der kaiserlichen Fabriken blieben zu Kirchenkleidern und Fürstengewändern begehrt, und noch bewundern wir in einzelnen Bruchstücken die schönen Muster eines Gold- und Silberstoffes, wie ihn die Königinnen Theudelinde oder Brunhilde trugen. Auch Stickereien werden erwähnt und Goldfransen als Besatz. Der wohlhabende Franke und Burgunder hatte Gelegenheit sich Fußteppiche zu kaufen, die entweder auf einer oder auf beiden Seiten von Plüsch waren. Große Vorhänge, die in vornehmen Häusern gemalt oder gestickt wurden, schieden die innern Räume, und die germanische Hausfrau lernte schon damals Tisch- und Mundtücher in ihrer Truhe zu bewahren und ein Taschentuch in der Hand zu halten. In der Heimat hatte der Germane höchstens die Federn seiner Gänse in Betten gestopft, jetzt gebrauchte er beim Tafelbett neben kostbaren Decken Kopf- und Armpolster. Und unter seinem Tafelgerät befanden sich außer den Prachtwerken der Gold-

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1. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 122

1882 - Kiel : Homann
122 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. Anspruch genommen. Die Kunst des Bildners und Steinmetzen, welche einst die griechischen Künstlerschulen gelehrt, war in den Genossenschaften römischer Handwerker erstarrt, die Erfindungskraft war gering, doch die Formen, Maße, Kunstgriffe standen fest; die Steinmetzen meißelten große Statuen, Reliefs und Sarkophage aus dem härtesten Gestein. Auch die M a l e r e i wurde nach alten Handwerksregeln mit verminderter Kunstfertigkeit forlgeübt. Die Farben für Tafel- und Wandbilder standen fest, ebenso ihre Verwendung zu bestimmten Wirkungen, sie wurden durch den Handel aus fernen Ländern bis Arabien gebracht, die Vorschriften über ihre Mischung wurden treu bewahrt. Zuerst zeichnete man die Linien des Bildes auf, dann legte man eine Schattenfarbe unter, darüber wurden die Farben gezogen; für die Gewänder und verschiedenen Fleischtinten, z. B. für die weißere Haut der Frauen, gab es bestimmte Farbenstoffe. Es ist in der Hauptsache dieselbe Technik, welche in Miniaturen und Tafelbildern bis gegen Ende des Mittelalters erhalten ist. — Vor andern bewahrten die Bauhandwerker viel von ihrer alten Tüchtigkeit; ihre Werk- zeuge und Erfahrungssätze über Konstruktion der Rüstzeuge, Tragkraft, Mörtelbereitung sind bis in die Neuzeit wenig geändert. Und wenn wir jetzt mit weit anderer Maschinenkunst zu arbeiten wissen, so ist uns doch auch manche alte Kunstfertigkeit erst auf weiten Umwegen wiedergefunden, welche das sechste und siebente Jahrhundert noch besaß. Die Mosaik- arbeiter setzten aus bunten Glaswürseln große Wandflächen und Fußböden zusammen, dünne Wandtafeln wurden zur Wandbekleidung durch feinen Sand geschnitten, den eine Säge in der Schnittlinie zog und drückte; die Decken wurden aus viereckigen oder runden Tafeln von Holz und Gips zusammengefügt, gemalt und mit Relieffiguren geschmückt. Auch für Privatwohnungen war in den Städten Frankreichs und Spaniens Stein- und Ziegelbau gewöhnlich, weichere Bausteine zerschnitt man mit der Säge. Die Ziegel der Mauern und des Daches preßte man in die alten Formen der Römerzeit. Häufig besorgte der Baukünstler auch die innere Deko- ration der Häuser, er modellierte und malte. Die Künstler, welche etwas Gutes leisteten, waren gewiß selten; aber große Kirchen und Paläste mit sorgfältiger Steinarbeit, in denen Wandsresken mit vielen Figuren prangten und ungeheure Wandflächen ganz mit Mosaik überzogen waren, lassen uns nicht nur auf den Bienenfleiß der Arbeiter, sondern auch auf großes Talent der Architekten schließen. Daß man für Küche und Keller zu sorgen wußte, ist selbst- verständlich. Das Getreide wurde nicht mehr ausschließlich auf Handmühlen, sondern auch auf Wassermühlen gemahlen, die man, wie es scheint, bereits ober- und unterschlächtig anlegte; auch Schiffmühlen zimmerte man in der Rot. Die Kunst, gut zu kochen und feines Backwerk zu machen, wurde von den Germanen höchlich geschätzt und Delikatessen über das Meer ein- geführt. Die starken Gewürze der römischen Küche, — der indische Pfeffer, der mit Most eingekochte Senf, die salzige Fischbrühe — gingen in die deutsche Wirtschaft über. .

2. Asia - S. 356

1786 - Leipzig : Weidmann und Reich
356 Persien. sie (mit Ausname) lieber ruhen, als arbeiten, $$ ist endlich gewiß, daß sie mit Europa nicht zu mes- sen sind. Allein hier sind auch Ursachen. Ohne Zunft oder gesetzmäßiger Erlernung des Metier, hat jeder das Recht, zu arbeiten, wenn er nur bey dem Chef des Vorgesetzten Handwerkes eingeschrieben ist. 3" Ispahon z. B. ist die Anzahl der Werk- städte und der Arbeiter groß, denn es arbeiten da viele für den König und auf feine Besoldung. Auch arbeiten viele von ihnen in gewissen Dingen nicht nur gut, sondern bester als in Europa. Ihre Drechsler verfertigen allerhand gute Sachen von Holz und Metall; die Waffenschmiede vortreffli- che Bogen, damascirte Sabel u. dgl.; die Zinn- arbeiten eben so schönes Küchengeräthe, dem Sil- der ähnlich; die Schneider kostbare Teppiche und Küsten von Scheerwotle, mit allen möglichen Figuren und der Stickerey ähnlich. Unnachahm- lich schön färben die Färber, die Gerber bereiten guten Korduanund Chagrin, (auö dem Rücken der Efelöhaut bereitet, und im persischen Sagri ge- nannt) und in der Stickerei von Gold, Silber, Seide, auf Tuch oder Leder, im Golddratziehen und spinnen re. stehen sie gewiß oben an. Ihre Fayence geben den chinesischen nicht nur nichts nach, sondern man kann sie nicht leicht ihrer Schönheit wegen unterscheiden. Vortrefflich sind ihre Wa- irufakcuren in Brokad, Stoff, Sammt, nebst andern seidenen Tüchern und Zeugen. Die schönsten Decken und Dapeten, Zeuge aus Ziegenhaare, Rameloctc, Etamine, Dro- tsuete, nur kein Tuch, an dessen Stelle aberschr leichte und feine Filze von Wolle. Da sie Indien mit gemalten Zeugen und Kattunen versorgt, so trei- den sie diesen Artikel nicht sehr; haben aber eine große Geschicklichkeit, Gold und Silber auf Zeuge,

3. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 123

1882 - Kiel : Homann
Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 123 Reich an Artikeln war der Handel mit Geweben. Man webte aus teurer Baumwolle; man wirkte ganzseidene, halbseidene und halb- wollene Stosse, solche, wo der Aufzug von Leinen und der Einschlag von andern Fäden war. Die schweren Seidenstoffe der kaiserlichen Fabriken blieben zu Kirchenkleidern und Fllrstengewändern begehrt und noch bewundern wir in einzelnen Bruchstücken die kunstvolle Arbeit und die schönen Muster eines Gold- und Seidenstoffes, wie ihn die Königinnen Theudelinde und Brunhilde trugen. Der wohlhabende Franke und Burgunder hatte Ge- legenheit, sich Fußteppiche zu kaufen, welche entweder aus der einen oder auf beiden Seiten von Plüsch waren; große Vorhänge, welche in vor- nehmen Häusern gemalt oder gestickt wurden, schieden die inneren Räume, und die germanische Hausfrau lernte schon damals Tischtücher und Ser- vietten in ihrer Truhe zu bewahren und ein Taschentuch in der Hand zu halten. In der Heimat hatte der Deutsche die Federn seiner Gänse in Betten gestopft, jetzt gebrauchte er neben kostbaren Decken Kops- und Armpolster. Unter seinem Tafelgerät fanden sich, außer den Prachtstücken der Goldschmiede, auch alte Gläser von Krystall und von milchweißem Fluß, die mit Malerei geschmückt waren. Die Farben vieler Edelsteine wurden in Glas nach- gemacht und man zeigte Gläser, welchen in artigem Spiel andere Körper eingeschlossen waren. Auch zu Spiegeln wurde das Glas verwandt, deren Rücken man mit Zinn belegte. Fensterglas wurde noch verfertigt, es wird aus dem Frankenreiche vor Heiligennischen und in besseren geistlichen Wohnungen erwähnt. Der Handel mit Schmuck und Juwelen hatte weit höhere Bedeutung als jetzt. Die Formen der Ringe, Diademe, Spangen und Halsketten waren sehr mannigfaltig. Der Bernstein, einst die einzige Handelsware, welche die Völker der Ostsee den Griechen und Römern interessant machte, war ein gewöhnlicher Schmuck der Bauerfrauen in Spanien geworden; sie trugen die Bernsteinperlen als Halsband. Will man auch unserer gewöhnlichen Handwerksarbeit in jener Zeit einen Blick gönnen, so findet man, daß der Schuster im Jahr 600 die Schuhe des Goten ebenso über den Leisten schlug und mit Schweins- borsten nähte wie jetzt, und daß der Vandale, wenn er von einem Gelag nach Hause ging, sich durch eine rechte regelmäßige Laterne mit Glasscheiben zum Lager leuchten konnte, wenn ihm nicht sein Knabe eine Wachssackel vorantrug. Es ist nicht unnütz, an solche Einzelheiten zu erinnern, denn wer jetzt in seinen vier Wänden mustert, was ihn umgiebt, der erkennt in den Dingen und in ihren Worten überall römische Überlieferung, welche durch die Völkerwanderung seinem Leben vermittelt ist. Die Sohle seiner Stiefeln nennt er mit lateinischem Wort, ebenso die Socke darin, den Tisch, an welchen er sitzt, die Schüssel und Teller, welche er berührt, das Fenster, wodurch er blickt, die Schindeln und Ziegeln auf dem Nachbar- dach, diese zahllose kleine Habe seines Lebens oder wenigstens ihre Namen, erhielten seine Ahnen gerade in der Zeit, welche er als eine Periode des Todes und der Vernichtung zu betrachten gewohnt ist. G. Freytag.

4. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 110

1880 - Berlin : Nicolai
110 Kameels, das um 600 auch in Franken als Lastträger benutzt wurde, ja noch unter ^ ^rnl frdt?!n Königsschlosses von Aachen Steine zutrug. Auf dem Flusse führten die Frachtschiffe die Waaren der Hafenstadt und die Ackerfrüchte von den Gütern der Kirche nach der Stadt. Rührte sich die Stadt festlich bei einem großen Tage ihres Heiligen, dann wurden Teppiche aus den Fenstern gehängt L Zürnen wird in diesen Jahrhunderten nicht erwähnt, - . dann zog das Stadtvolk mit Fahnen und den Abzeichen seiner Schulen (ix 6. Corporation) wrirdig auf, neben den Germanen und Inländischen auch fremde Lands-llti ^ h Sprer und Juden. Wenn ein König begrüßt wurde, sang ri j? s nach antiker Werse emen langen, schön gefügten Glückwunsch seiner Sprache der vorher emstudirt wurde und dessen Worte für wichtig und bedeutungsvoll galten. Zur Belustigung des Volkes dienten Circusspiele und Kämpfe mit Thieren. Die Straßen der Stadt hallten oft wieder von dem Kampfe feindlicher Parteien; Raub und Gewaltthat, selbst Todschlag war nicht selten. In den Städten gewohnte der Germane sich an das üppige Leben des Römers, im Tnnken that er es diesem zuvor. „Wenn ein Bösewicht seinen Gegner umbringen wollte, so sagte er ihm zuvor Artiges und lud ihn zu sich zum Wein; er lernte von den Römern auch, um Erbschaft zu schleichen und Testamente zu fälschen. Er gab sich zuverlässig als Lebemann unter Römern einige Blößen; er wurde heftig, zuweilen bärenhaft, dann ar un‘5 gemüthsvoll; er betrog und beanspruchte wie ein Kind Vertrauen des Andern, er verhöhnte den Priester und bat doch um seinen Segen, er beraubte den Heiligen und betete darauf eifrig zu ihm, er war schnell bereit, mit Axt und Speer am Leben des anderen seinen Zorn auszulassen, und raste einfältig, wie ein Wahrwols, ohne sich darum zu kümmern, daß diese Thorheit ihn selbst am nächsten Tage verderben mußte. Der Deutsche in der fremden Stadt war nicht ganz Römer geworden, aber, er war rüstig, die antike Bildung zu gewinnen und bezahlte dafür seinen Preis". Die römische Sitte in Handwerk und Kunst setzte sich fort und gmg in das Leben der Germanen über. Das erhielt „eine Continuität der Cultur, die wir uns wohl geringer denken, als recht ist". Der Schmied, der Zim-mermann, der Steinschneider arbeitete in den Traditionen seines Handwerkes weiter; Bücher wurden abgeschrieben; die Technik des Bildhauers und Steinmetzen, des Malers, des Bauhandwerkers pflanzte sich fort, wenn auch die Ersindungskraft verstecht war. Man mahlte das Getreide aus Handmühlen, aber auch auf Wassermühlen". Die Kunst, gut zu kochen und feines Backwerk zu machen, wurde von den Germanen höchlich geschätzt und Delicatessen über das Meer eingeführt. Die starken Gewürze der römischen Küche gingen in die deutsche Wirthschaft über, der indische Pfeffer wurde durch das ganze Mittelalter in großen Massen verbraucht — unser Pfefferkuchen war schon um 900 den Deutschen ein geachtetes Gebäck —; auch der mit Most eingekochte Senf und das Gorum, die falzige Fischbrühe eine unentbehrliche Zuthat eines römischen Gerichtes, dauerten im Mittelalter". Die Weberei blühte fort; man webte aus Baumwolle und Seide, man stickte und Wertete Goldsranzen als Besatz. „Die germanische Hausfrau lernte schon damals, Tischtücher und Servietten in ihrer Truhe zu bewahren und ein Taschentuch in der Hand zu halten." Als Tafelgeräth dienten außer den Arbeiten der Goldschmiede Gläser von Krystall. Glas wurde zu Spiegeln verwandt, als Fensterscheibe diente es vor Heiligennischen und in den Wohnungen hoher Geistlicher. Cdelsteme wurden sehr geschätzt, „Bernstein war ein gewöhnlicher Schmuck der Bauernfrauen im gothischen Spanien geworden". — Die Germanenkönige begannen nach römischem Vorbilde Münzen zu prägen, doch blieb das geprägte Geld sebr selten. — Die letzte Hälfte des siebenten und die erste Hälfte des achten Jahrhunderts war die Zeit, wo die Cultur Europa's am tiefsten stand, wo noch viele antike Habe verloren ging, welche die Wanderzeit überdauert hatte. Es ist auch die Periode, in welcher wir von dem Leben der Ger-

5. Lebensspiegel für Landleute - S. 168

1844 - Darmstadt : Ollweiler
168 einmal mit dem Kopf, das anderemal mit den Beinen und das drittemal ganz, aber auch ganz — todt, und seine Eingeweide, die der brennend gewordene Kalk zerfressen hatte, schwammen neben dem entseelten Körper dahin. Kind was nicht dein ist, rühr nicht an, denn es brennt — zum wenigsten auf dem Gewissen! 189. Der Der Bau des Babylon'schen Thurms War Stolz des armen Erdenwurms: Drum ward er auch zerstört Vondem, dem nie die Pracht der Welt, Neip! nur was fest und gut gefällt! Und der uns gern erhört, Wenn wir um seinen Segen flehn, Dann froh an unsre Arbeit geh'n Mit Richtscheid, Wag' und Kell'! So sind wir denn, wir Maurer hier, Zu mauern fest, nach der Gebühr, Polirer und Gesell! Auf tief' und starkes Fundament Im nassen Grunde mit Cement Gemauert, kommt es an. Gesprengte Steine nehmen wir Dazu am liebsten! auch wird hier An den Ecken Fleiß gethan! Maurer. Dann wölben wir die Keller zu, Daß einst darin in guter Ruh Der edle Rheinwein liegt. Backsteine sparen-nun viel Zeit: Doch wird auch Felsen Sprödigkeit Von unsrer Kunst besiegt. Dann geht der Bruder Zimmermann Mit seinen Leuten frisch daran; Hängt Balk' und Sparren ein; Verlattet dann das ganze Dach, Bekränzt den Forst und wir ihm nach Bedeckend mit Gestein! Und ist das neue Haus nun schön Geputzt und prächtig anzuseh'n, Inwendig trocken auch: Dann ziehet ein! doch denkt dabei; Daß Mauern schwere Arbeit sey; Sonst gibt es Küchen Rauch! 190. Zimmerspruch. Das neue Haus ist aufgericht't, Gedeckt, gemauert ist es nicht, Roch können Regen und Sonnenschein Aon oben und überall hinein: Drum rufen wir zum Meister der Welt, Er wolle von dem Himmelszelt Rur Heil und Segen gießen aus Hier über dieses offne Haus. Zu oberst woll' er gut Gedeih'n Zn die Kornböden uns verleih'n; Zn die Stube Fleiß und Frömmigkeit, Zn die Küche Maaß und Reinlichkeit, In den Stall Gesundheit allermeist, Zn den Keller dem Wein einen guten Geist; Die Fenster und Pforten woll' er weih'n, Daß nichts Unseliges komm' herein, Und daß aus dieser neuen Thür Bald fromme Kindlcin springen für. Nun, Maurer, decket und mauert aus! Der Segen Gottes ist im Haus. 191. Der Als Gott die Erde, sich zum Thron, Mit Berg und Thal erbauet, Auch sie mit Thier und Pflanzen schon Besetzt und nun beschauet: Da fehlt ihr noch ein nöthig Stück, Des Thrones Decke war zurück. Da wölbt' mit Meisterhänden Er Darob den Himmelsbogen; Da kam der Sterne zahllos Heer Mit Sonn' und Mond gezogen: Er ließ des Baues schönstes Stück. Das Dach, nicht unvollendet zurück. Habt ihr ein Haus nun aufgeführt Von Stein und Holz gar feste, Hat's auch der Tüncher ausgeziert, Dachdecker. Und ist's gemalt aufs beßtc: So fehlt ihm doch ein nöthig Stück, Das Dach, ihr Herrn, laßt nicht zurück. Baut Mauern selbst von Marmorstein Und laßt mit Gold sie zieren; Es schneit und regnet euch hinein, Zhr müßt im Bett erfrieren: Laßt ihr des Hauses beßtcs Stück, Das Dach, nur ungedeckt zurück. Drum sitz' ich nicht in träger Ruh So hoch: Mit frohem Sinne Deck ich und streiche alles zu, Vom Forst bis zu der Rinne. Das Dach, des Hauses beßtes Stück, Hält Schnee und Regen wohl zurück.

6. Teil 1 - S. 277

1886 - Hannover : Helwing
Wohnung, Kleidung, Nahrung. 217 die Fäden des ausgestellten Webstuhls gleiten. Doch verschwunden war dies schöne Bild stiller Häuslichkeit in späterer Zeit, die Familienbande waren gelockert und mit ihnen die ehrwürdige Zucht; der Verfall der Sitten fjatte auch diesem Gemache einen veränderten Charakter gegeben. Wohl spiegelt sich noch der Herd in den von einer Fontäne bewegten Wellen des Wasserbassins; aber die mit köstlichen Hölzern genährte Flamme beleuchtet nicht mehr die ehrwürdigen Hausgötter; nur die Tradition der guten alten Zeit ist es, die den Altar noch in diesen Räumen duldet. Doch noch ein anderer Schmuck spricht mahnend zu uns von der Zeit ehrwürdigen Familienlebens. Es sind dies die Ahnenbilder, die rings an den Wänden aus den geöffneten Wandschränken zu uns herabblicken. Ein tiefer Sinn lag in der That in dieser alten Sitte, den Mittelpunkt des Hauses auch zum Ahnensaal zu machen und schon die Jugend durch stetes Anschauen der Züge ihrer Vorfahren, welche einst die Steine zum Aufbau der Macht des Vaterlandes herbeigetragen hatten, zur Nacheiferung aufzumuntern. In den Atrien der alten edlen Geschlechter waren diese über dem Gesicht des Verstorbenen geformten Masken von Wachs; unter ihnen angebrachte Inschriften verkündeten die Namen, Würden und Thaten des Verstorbenen. Andeutungen über den Stammbaum zogen sich in Linien zu den Bildern hin; daneben waren die dem Feinde abgenommenen Waffen angenagelt, die selbst der spätere Käufer des Hauses nicht entfernen durste." (Guhl u. Kohner.) Die das Atrium umgebenden Räume dienten als Wohnzimmer für die wachhabenden Sklaven, als Vorratsräume oder zur Erweiterung des Atriums und waren deshalb auch oft gar nicht von diesem ab-geschlossen. An der Hinterseite des Atriums, der Hausthür gegenüber, befand sich das Tablinum, das Geschäftszimmer des Hausherrn, der von hier aus das Vorder- wie das Hinterhaus überschauen konnte; hier stand die Kiste mit dem Gelde und den Wertpapieren des Hauses. Das Peristyl war ein dem Atrium ähnlicher hofartiger, unbedeckter Raum, der mit einem bedeckten, nach innen offenen Säulengange umgeben und häufig mit Buschwerk, Blumenbeeten, Springbrunnen, Töasser-becken und Bildsäulen geschmückt war. Neben dem Säulengange — in größeren Häusern auch über demselben — lagen die Wohnräume der Familie, Küche, Keller, Speisezimmer rc. In den palastartigen Häusern gab es mehrere Speisezimmer, nach deren Größe sich der für die Mahlzeit erforderliche Aufwand richtete; so kostete z. B. ein Gastmahl im Apollosaale des Lucullus 50000 Drachmen. Auf die Ausschmückung des römischen Hauses im Innern wurde große Sorgfalt verwandt. Die Fußböden waren nie mit Holz bekleidet, sondern einfach aus Lehm gestampft, oder mit Marmorplatten belegt, oder aus kleinen verschiedenfarbigen Steinchen gebildet, die zu geometrischen Figuren und allerlei Bildern, z. B. von 'Schlachten, zusammengesetzt waren. Die inneren Wand flächen wurden häufig mit kostbaren Marmorplatten belegt, oder mit einem sehr haltbaren Marmormörtel versehen und dann mit allerlei freundlichen Bildern geschmückt. Die Decken bestanden meistens aus Holz und waren gewöhnlich bemalt und mcht selten mit Gold und Elfenbein geschmückt. Die Wohn- und

7. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 118

1899 - Breslau : Hirt
118 Das häusliche Leben der Römer: Wohnung, Nahrung, Kleidung. in zwei Teile, in ein weströmisches mit Rom und ein oströmisches mit Byzanz als Hauptstadt. Das weströmische wurde besonders von den kriegerischen Germanen hart bedrängt; in der Völkerwanderung besetzten sie nach und nach sämtliche Provinzen desselben und nahmen 476 dem letzten weströmischen Kaiser, Romulus Angnstnlns, auch das kleine Gebiet, das er noch in Italien besaß. Das oströmische Reich bestand, wenn auch zuletzt bis auf die Hauptstadt zusammengeschwunden, noch etwa 1000 Jahre länger. Inzwischen war ein neues, geistliches Reich errichtet, das alle Völker umfassen sollte: das Christentum. 12. Lilder aus dem römischen Leben. 1) Das häusliche Leben. a. Wohnung, Nahrung, Kleidung. Das römische Wohnhaus zeigte äußerlich wenig Schmuck; die langen Wände wurden im Unterstock nie, im Oberstock, der aber dem gewöhnlichen Bürgerhause fehlte, nur selten durch Fensteröffnungen unterbrochen; diese waren nur klein, mit durchlöcherten Brettern, seltener mit Glas geschlossen. Das wichtigste Zimmer, das Atrium, in welchem der Herd und der Hausaltar stand, das als Küche sowie als gemeinsames Wohn- und Speisezimmer diente, füllte den großen Mittelraum aus. Es hatte keine Fenster, war dafür aber nur zum Teil, nämlich an den Seiten, mit einem schmalen Dach versehen; die Mitte war ohne Decke, so daß der Rauch ungehindert ins Freie gelangen, Licht und Luft eindringen konnte. (Fig. 25.) Rund um dies Wohnzimmer lagen die übrigen Wohnräume, die von jenem Luft und Licht empfingen. Größere Häuser hatten noch einen zweiten unbedeckten hofähnlichen Raum, der mit Buschwerk, Blumenbeeten, Springbrunnen, Wasserbehältern und Bildsäulen geschmückt und mit einer Säulenhalle umgeben war. Um diesen Raum lagen ähnlich wie um das Atrium Wohnräume, Küche, Keller und die oft großartigen Speisezimmer. — Die Fußböden waren nicht mit Holz bekleidet, sondern einfach aus Lehm gestampft oder mit Marmorplatten belegt oder aus verschiedenartigen Steinchen gebildet, die zu schönen Figuren zusammengestellt waren. Die Wandflüchen waren häufig mit Marmorplatten bekleidet oder bemalt; die Decken bestanden meistens aus Holz, waren ebenfalls bemalt und nicht selten mit Gold und Elfenbein geschmückt. Wände und Fußboden bildeten den Hauptschmuck eines römischen Hauses, nicht die Geräte desselben. Schreibtische, Kommoden, Glasschränke und Spiegel kannten die Römer nicht, wohl aber Stühle der verschiedensten Art; in alter Zeit saßen sie bei Tische, später lagen sie auf einem Ruhebett. (S. 50.) Die Tische waren nur klein und niedrig; der Messer

8. Das Vaterland - S. 305

1854 - Altona : Lehmkuhl
305 weiße Gläser. Des Glas wird theils aus rohen Materialien, theils aus Glasscherben verfertigt, die aus dem In- und Auslande kommen. Prinzenmoor, 1822 angelegt von G. Heinze, beschäftigt 10—12 Arbeiter, fabricirt aus Glasscherben. Friedrichsberg, 1824 von Ioh. Ploen angelegt, ebenso. Zum Bedarf dieser Fabriken werden auf dem sehr ansehnlichen Moor gegen 20 Millionen Soden Torf ^ gestochen, zu welcher Arbeit aus entfernten Gegenden Leute kommen, und überhaupt gewähren diese Anstalten den Bewohnern der Um- gegend Beschäftigung und Unterhalt. Im Norden haben wir auch Glashütten, so in der Nähe Flens- burgs. Die größte Hütte des Landes ist indeß auf Seeland, an der südöstlichsten Seite im Haupthofe Holmegaard an einem großen Torfmoore. Diese Glashütte ist im Jahre 1825 vom Grafen v. Dannestjold angelegt, beschäftigt ea. 200 Arbeiter und liefert jährlich gegen 700,000 Bouteillen. Glasmachen, Glasmalen. Wie jenes verschwunden ist und wieder kommt, so dieses auch. Vor ca. 50 Jahren, darüber, dar- unter, wurden noch in Kirchen und Häusern gemalte Fensterscheiben gesehen, von einheimischen Glasermeistern verfertigt in allen Farben, Figuren aller Art darstellend, besonders in einigen Gegenden Fami- lien-Wappen mit Namen und Jahreszahl darunter, den Augen er- götzlich zu sehen und das sich lesen ließ wie eine Chronik des Hauses. Die Mode hat diese gemalten Fensterscheiben verschwinden lassen; man nannte sie aber geschmacklos, auch meinte man, des mehreren Lichtes nicht entbehren zu können, welches durch ungemalte fällt, auch größer mußten die Scheiben werden. Heller mags ge- worden sein in den Stuben und Peseln, allein andere Verdunkelungen sind nachdem wieder eingetreten. Helle Scheiben, dunkle Schränke. Plattdeutsch: Grote Ruthen, lütje Tuten. In Häusern vornehmer Leute kommen die gemalten Fenster wieder zum Vorschein, ja werden auch wieder in Bauernhäusern gesehen. b. Man erhält Glas, wenn man Kieselerde (Sand, Quarz, Feuersteine u. s. w.) durch Schmelzen innigst mit Laugen salz verbindet. Soll das Glas Farbe bekommen, so fügt man der Mischung noch verkaltete metallische Theile bei, z. B. Kobalt, Bleikalk n. s. w. Die Güte des Glases hängt von der Reinheit, dem Mischungsverhältnisse und der vollkommenen Reinigung der genannten Stoffe ab. So geben schlechte Kieselerde und gewöhnliche Holzasche nur grünes Glas, weißer Kies und Pottasche weißes Glas, und die feinsten Stoffe das reinste und feinste Glas — Krystallglas, Flintglas, Kronglas. Die zu vereinigenden Bestandtheile werden, bevor man sie zum Schmelzen bringt, in einem besonderen Ofen gebrannt und ausgeglüht, damit alle Feuch- 20

9. Teil 1 - S. 132

1911 - Leipzig : Dürr
s — 132 — durchfloß, mit der Tränkstelle hervor. Die gesamte Dorfanlage war umzäunt. Neben Dörfern gab es auch Einzelhöfe, die außerhalb des Dorfkreises lagen. Stüdteaulagen waren den Germanen unbekannt, i 3. Kleidung und Wohnung, a) Die Kleidung der Germanen machte auf die Römer einen sehr kümmerlichen Eindruck. Sie war aus Pelz, Seinen und Wolle hergestellt. Das Hauptstück der Kleidung war für Männer wie Frauen ein großes Wollentuch, das durch Spangen festgehalten wurde. Im Winter trug man Röcke aus Pelz oder aus Rindshaut. Die Frauen kleideten sich mit Vorliebe in leinene Gewänder, die ebenso wie die wollenen Stoffe durch den Saft von Farbstoffen gefärbt wurden. In späterer Zeit trugen auch die Männer Kleider aus Leinen. Die Schuhe bestanden nur aus einem Stück Leder, das mit Riemen gehalten wurde. b) Solange die Germanen ohne feste Wohnsitze waren, hatten sie auch keine Häuser, sondern nur Wanderzelle oder leicht abzubrechende Stangen-nnd Strohhütten, die sie auf Wagen verladen konnten. Als sie seßhaft wurden, bauten sie feststehende Häuser, aber zunächst in höchst einfacher Art. Rohe Holzstämme umschlossen einen meist ungeteilten Bau, der oben durch ein mit Moos und Stroh gedecktes Giebeldach geschlossen war. Das war alles in allem: Küche und Stube, Eßraum und Schlafraum; Öffnungen in der Wand und eine Luke im Dach ließen Licht herein und den Rauch hinaus. Die Dachluke wurde entweder durch einen Laden oder durch ein Tierfell geschlossen. Der Zugang zum Hause geschah durch die Tür, die weiter nichts als ein loses Brett gewesen ist, das von außen durch einen Riegel geschloffen wurde. Der Fußboden wurde aus Lehm hergestellt. Die Feuerstatt wurde in der Mitte des Fußbodens angelegt, es war eine mit Steinen eingefaßte Feuer- und Aschengrube, aus der in späterer Zeit der Herd hervorging. Das Hausgerät war so einfach wie möglich. c) Neben dem Hause waren kellerartige Räume in die Erde gegraben, deren Bretterdecke mit Dünger überschüttet war, um die Kälte abzuhalten. Hier bargen sie nicht nur ihre Früchte, auch sie selbst suchten darin Schutz vor dem Frost. Regelmäßig stand hier der Webstuhl, an dem die Frauen im Winter ihre leinenen Gewänder und das grobe Wollzeng webten. Manchmal war das Gehöft auch um einen riesigen Baumstamm gezimmert, der seine Wipfelzweige durch das Dach hinaus in die Wolken streckte. Wo nicht alles unter einem mächtigen Dache sich vereinigen ließ, halfen Stall und Scheune aus, die neben dem Wohnhaus errichtet waren. Alle Häuser staken noch teilweise in der Erde und waren mit Stufen versehen, auf denen man in das Innere hinabstieg. Zu dem Hause gehörte ein freier, nmzäunter Hofraum, der Tummelplatz der Haustiere, besonders der großen Hunde, die den Germanen selbst auf den kriegerischen Wanderungen folgten. 4. Volkscharakter. Hervorragende Tugenden der Germanen waren ihre Sittenreinheit und Treue. In der Gastfreundschaft und Geselligkeit blieben die Germanen hinter keinem Volke zurück. Es galt als Frevel. Jl

10. Deutsche Bürgerkunde - S. 183

1910 - Leipzig : Voigtländer
183 bearbeitet, als wenn es von Unkundigen verfertigt werden müßte. Auch find zur Bearbeitung des Materials, seien es nun Balken, Dielen, Türen, Fenster oder Steine, Stuck, Öfen usw., Maschinen und Fabriken nötig, die es im großen herstellen und es dadurch besser und billiger liefern können. Die Herbeischaffung des Materials zur Baustelle übernimmt jemand, der Fuhrwerke aller Art besitzt, sich nur mit Frachten besaßt und sie daher schneller und besser besorgen kann, als wenn A oder I> sich eigens Pferde und Wagen anschaffen müßten oder gar durch Menschen die Beförderung bewerkstelligen wollten. So greisen heutzutage die verschiedensten Berufe ineinander, um ein einziges Haus zu bauen: die Arbeit ist an verschiedene Leute verteilt; sie ist gegliedert nach den Stoffen und Fertig- keiten; aber dennoch müssen alle diese Glieder ineinandergreifen, damit der Zweck erreicht wird. Ohne den Bauherrn A keine Mittel zum Bau (Kapital), ohne den Unternehmer B keine plan- volle Ausführung (Geistesarbeit), ohne die Handwerker keine Handarbeit usw. Keines von diesen Gliedern kann das andere entbehren; alle sind, jedes an seiner Stelle, gleich nötig: die Arbeit ist ein vielgestaltiger Organismus. Um wieviel besser, schöner, großartiger, billiger und leichter kann infolge dieser Arbeitsteilung heute ein Bau hergestellt werden als früher! Man denke an Paläste, Kirchen, Fabriken und andere große Gebäude! Die Wohnung eines Bürgers ist heute viel besser, bequemer und gesünder als das Blockhaus des adligen Herrn in der Vorzeit, ja als der Burgpalast des Ritters im Mittelalter! Das ist der S e g e n der m e n s ch l i ch e n G e s e l l s ch a f t, in der jeder an seinem besonderen Platze tätig ist. Recht deutlich tritt der Vorzug des heutigen Organismus der Arbeit hervor im Verkehrswesen, z. B. in der Be- förderung von Briefen. Der Arbeitsteilung zumeist verdanken wir es, daß eine Postkarte für zehn, ein Brief für zwanzig Pfennig um die ganze Erde geschickt werden kann. 2. Gegenwärtig ist die Ar bei tsgli ederung auf allen Gebieten menschlichen Lebens hoch entwickelt, und sie ist geradezu eine Grundlage unserer ganzen heutigen Kultur. Niemand arbeitet jetzt noch für sich selbst, sondern für die ganze mensch- liche Gemeinschaft, und von ihr bekommt er auch seinen Lohn. Woher stammt z. B. unsere tägliche Kleidung und Nahrung? Der Eskimo und der Indianer, der Kirghise und der Neger in Znnerasrika stellt alles, was er braucht, selbst her, wie der Germane vor der Völkerwanderung; er hat nur das, was er selbst (auch wohl seine Frau oder sein Sklave) verfertigt bat. Auf dem großen Gutshof des Mittelalters beginnt schon die Arbeitsteilung: der Meier weist jedem Knecht seine Arbeit und seinen aus dem Ertrag des Gutes ge- nommenen Naturallohn an. Der Stadtbürger im Mittelalter ver-

11. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 154

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 154 — jemand sie um einen niedrigen Preis dingen, so mag er's tun. Bei zwei Mark Strafe sollen sie aber nichts an Speisen, Getränken, Lichtern, Fett u. s. tu. fortschleppen oder durch die Ihrigen fortschleppen und fordern lassen. — 108, In einem wohlhabenden Vürgerhause des 16. Jahrhunderts. Der nachfolgende Bericht stammt von Aloysius von Orelli, zwischen 1550 und 1575, aus Zürich, und weist allgemeine Züge auf (nach Heinze u. a., gekürzt). Die Häuser fallen schlecht in die Augen, allein die innere Reinlichkeit in jedem Fleckchen dieser schlechten Häuser, selbst des Ärmsten, ist eine Vergütung für das äußere ärmliche Ansehen. Nach dem Morgengebet ist hier durchgehends in allen Häusern das Ausscheuern der Wohnzimmer, Gänge und Bänke, vor den Türen und alles Gerätes das erste Geschäft der Mägde, und, wo feine find, der Hausfrau selbst. Die Verzierung der Zimmer ist äußerst einfach und prachtlos, bei vielen reinliche Ordnung die ganze Zierde. Teppiche habe ich nur in zwei Häusern gesehen. Die vornehmste Bekleidung der Gemächer ist Getäfel mit gotischem Schnitzwerk; jede einzelne Tafel hat die Form eines Porträts, Fensters oder dergleichen, mitunter sieht man auch Figuren, Fruchtschnüre u. a. mit Fleiß aus Nußbaum geschnitzt. Diese Vertäfelung der Wohnzimmer in vornehmen und gemeinen Häusern hat ihren Grund in der Strenge des Winters. Aber die braune Farbe des Nußbaumes und des Firnisses auf Tannenholz macht diese Gemächer düster, wozu die engen, niedrigen Fenster und die geringe Höhe der Stockwerke auch beitragen. Da an den Außenseiten nicht aus Symmetrie gesehen wird, so fehlt sie auch im Innern der Häuser; da ist selten etwas ganz regelmäßig. Die Fußböden sind nur von einfarbigen gebrannten Steinen; wenn sie sich ausnehmen sollen, so ist auf jedem Stein eine erhöhte Blume oder andere Zeichnung. Das ist der Fall in Prunksälen; das Gehen auf diesen unebenen Zieraten ist unangenehm. Die Boden der Schlafzimmer sind fast alle mit Steinen ohne Zierate besetzt, die der Wohnstube aber, um sie warm zu halten, mit Holz belegt, ganz einfach, ohne die mindesten Verzierungen. Diese werden an den Zimmerdecken angebracht, wenn es recht stattlich aussehen soll, und bestehen aus hölzernem Schnitzwerk, mit vielfältigen Farben bemalt und hin und wieder etwas vergoldet oder aus massivem Gipswerk, das allerlei, am liebsten aber Waffen und Harnische vorstellt. An den Wänden werden Denksprüche in großen Charakteren hingeschrieben und mit gemalten Blumenkränzen eingefaßt. Solche Sprüche lieft man bisweilen auch an den Decken; von denselben habe ich aber keine anderen als lateinische gesehen, alle mit goldenen Buchstaben. Der strenge Winter macht Wärme notwendig, man bedient sich daher der großen Ösen. Die Wände der Wohnstuben in mittleren und vornehmen Häusern sind nach alter Art mit zinnernen Trinkgesäßen von allen Größen und Formen behängt, die immer wie neu aussehen müssen. Die Gerätschaften find auf Dauer gemacht, wenig zahlreich, viel weniger prächtig, aber oft von gutem Geschmack. Für den täglichen Gebrauch sind in den Wohnzimmern längs

12. Das deutsche Vaterland - S. 274

1912 - Leipzig : Wunderlich
— 274 — In Solingen und Remscheid wird besonders Eisen verarbeitet. In Solingen stellt man hauptsächlich Waffen (Säbel, Degen, Hirsch- fänger, Lanzenspitzen), Messer und Gabeln her (Tafel-, Küchen-, Taschen-, Feder-, Garten- und Rasiermesser). Außerdem fertigt man aber auch noch verschiedene andere Sachen, z. B. stählerne Gestelle für Regen- und Sonnenschirme. In Remscheid macht man vor allen Dingen Werkzeuge, z. B. Feilen, Sägen, Bohrer, Zangen, Hobeleisen usw. und Schlittschuhe. Die Solinger und Remscheider Waren finden nicht nur im deutschen Vaterlande, sondern auf der ganzen Erde Verbreitung. Jährlich werden z. B. viele tausend Messer und Gabeln, viele tausend Feilen, Sägen und Zangen nach Amerika verschickt. — In Elberfeld und Barmen, einer Doppelstadt, deren Häusermeer sich in einer Länge von 3 Stunden im Wuppertale ausbreitet, beschäftigen sich die Leute nicht mit der Herstellung von Eisen- und Stahlwaren, sondern mit der Verarbeitung von Wolle, Baumwolle und Seide. Fabrik reiht sich an Fabrik. Riesenhohe Essen, aus denen schwarze Dampfwolken empor- steigen, zeigen uns, daß überall mit Dampf gearbeitet wird. Taufen- derlei Stoffe werden hier in weiten Fabriksälen hergestellt, einfacher Kattun zu Schürzen und Sommerkleidern ebenso gut, wie kostbare Tisch- decken und Möbelstoffe, die aus schwerer Seide gemacht werden und von echten Gold- und Silberfäden durchzogen sind. 3. Wir verlassen nun das gewerbereiche Wuppertal, kehren zum Rhein zurück und fahren weiter. Bald führt uns unsere Reise wieder zu einer Stadt. Lies ihren Namen ab und bestimme ihre Lage! (Düsseldorf — rechtes Rheinufer.) In Düsseldorf ist die Kunst zu Hause. Hier gibt es eine berühmte Malerschule. In diesem Gebäude befinden sich nicht allein große Säle, in denen junge Leute, die einst tüchtige Maler werden wollen, von berühmten Künstlern unterrichtet werden, sondern auch viele wertvolle Gemälde, die sich die Studierenden zum Muster für ihre Arbeit nehmen können und sollen. 4. Fahren wir von Düsseldorf stromabwärts, so gelangen wir wieder an eine Flußmündung. (Ruhr!) Auch im Tale der Ruhr reiht sich Fabrikort an Fabrikort. Die bedeutendste Stadt wollen wir uns merken. Sie führt den Namen Gssen. Diese Stadt ist auf der ganzen Welt bekannt durch eine Fabrik, in der mehr als 35 000 Arbeiter beschäftigt sind. Es ist dies die Gußstahlfabrik von Krupp, in der besonders Eisenbahnschienen und Geschütze hergestellt werden. *) t) Dort, wo es die Zeit gestattet, kann den Kindern die Ausdehnung und Großartigkeit der Kruppschen Fabrikanlage — sie ist die größte der Welt — noch weiter veranschaulicht werden: Die Kruppschen Werke bedecken einen Flächenraum von ungefähr 4 qkm Fläche. Zu ihnen gehören 125 km Eisenbahn mit 50 Lokomo- tiven und 2400 Wagen, eine eigene Gasfabrik, eine eigene Wasserleitung, eine Buch- druckerei, über 450 Dampfmaschinen, 11 Hochöfen, 4 Kohlenschächte und über 35000 Arbeiter mit ungefähr 80000 Familienangehörigen. Der Kohlenverbrauch der

13. Realienbuch für mehrklassige Schulen - S. 67

1890 - Breslau : Goerlich
67 I Weberei wird in großem Maßstabe betrieben. Der Handel Italiens ist sehr bedeutend, da die Lage des Landes sehr günstig, die Küsten lang gestreckt und die Häfen gut sind. Im Mittelalter waren die Venetianer und Genuesen Beherrscher der Meere, wie heute die Engländer. 6. Unter den Städten Italiens ist Rom (460 000 Einw.) zwar nicht die größte, wohl aber die bedeutendste. Im Altertume beherrschte Rom die ganze damals bekannte Welt; jetzt ist es als Sitz des Papstes der Mittelpunkt der gesamten katholischen Kirche. An jene Herrschaft erinnern auch die Überreste der großartigen Gebäude aus der römischen Kaiserzeit. Ein wirkliches Wunder- werk der römischen Baukunst ist das Pantheon, das kurz vor Christi Geburt erbaut wurde und inwendig fast ganz mit Marmor bekleidet ist; ferner das Kolosseum, das 400 Jahre lang zu Kampfspielen, Tier- und Seegefechten diente und gegen 80 O0o Menschen faßte. Im Laufe der Zeit sind freilich die meisten dieser Gebäude arg verwüstet worden und sind nur noch Schatten früheren Glanzes. — Von größtem Interesse für jeden Katholiken ist die Peterskirche, der größte und prachtvollste Dom der Welt. Vor demselben ist ein großer, schöner Platz, der mit zwei mächtigen Springbrunnen und einem hochragenden Obelisken geziert ist. Fünf Eingänge, von denen aber der eine nur alle Jubeljahre geöffnet wird, führen in die Kirche, welche 54 600 Menschen saßt. Vor dem Hauptaltar ist der Eingang zu der unterirdischen Gruft der . Apostel Petrus und Paulus, wo beständig 112 Lampen brennen. Die zahl- reichen Altäre sind überreich an Zierraten, Bildhauerarbeitcn und Malereien. Das Erhabenste aber ist die Riesenkuppel, in welche man auf einer bequemen Stiege hinaufsteigen kann. — Nördlich von der Peterskirche ist der Vatikan, die Residenz des Papstes. Dieser größte aller europäischen Paläste zählt gegen 10 000 Zimmer und Gänge. Viele Gemächer sind mit den kostbarsten Gemälden geschmückt; die Bücher- und Handschriftensammlung des Vatikans ist eine der reichhaltigsten der Erde. — Rom ist jetzt auch die Hauptstadt von Italien und Residenz des italienischen Königs. Die volkreichste Stadt Italiens ist Neapel mit 530 000 Einwohner. Die Stadt liegt an einem herrlichen Hafen, inmitten einer überaus fruchtbaren Landschaft, welche man wohl „ein Stück Himmel, das auf die Erde gefallen ist", genannt hat. Im Innern der Stadt giebt es freilich eine große Anzahl enger Straßen und finsterer Höfe, in welche das ganze Jahr kein Sonnenstrahl fällt, und welche nie gereinigt werden, außer durch einen Regen. Überall sieht man die Handwerker auf den Straßen arbeiten; mit voller Kraft ihrer Lunge preisen die herumziehenden Verkäufer Fische und Fleisch, Früchte und Wasser an, dazwischen rufen die Zeimngsträger ihre Blätter aus; schön geschmückte Leichenzüge, Prozessionen, elegante Herren und Damen in feinen Wagen ziehen an einander vorüber, so daß es schwer ist, sich von dem bunten Leben und Treiben eine Vorstellung zu inachen. Eine der bedeutendsten Handelsstädte ist Mailand, das im Mittelalter mächtigen deutschen Kaisern Trotz bot. (440 000 E.) Die Stadt ist sehr schön gebaut und gut gepflastert. Hoch über alle Gebäude ragt der mächtige Dom, den an 4000 Bildsäulen aus weißem Marmor schmücken. Der Fuß- boden ist von Marmor, die Wände spiegelnder Marmor, die Decke täuschend wie durch- brochener Stein gemalt. Die Fenster sind herrliche Glasgemälde. Auch andere Kirchen der Stadt zeichnen sich durch Größe und Schönheit aus/— Mailand ist der Hauptsitz der Seidenweberei und des Seidenhandels. Mächüger noch als Mailand war einstmals Uenedig, das heut nur noch ein Schatten seiner früheren Größe ist (160 000 E.). Die Stadt ist auf kleinen Inseln erbaut, so daß man nicht im Wagen, sondern im Kahne fährt; doch kann man jetzt auf den 5*

14. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 106

1896 - Breslau : Hirt
106 Das Altertum. römische Reich seine größte Ausdehnung. Seit Mark Aurel, der auf einem Kriegszuge (180) in Wien starb, eilte das Reich rasch seinem Untergange entgegen. Die Kaiser wurden immer mehr ein Spielball in der Hand der Soldaten; von 36 der folgenden Kaiser wurden 27 ermordet. Immer ungestümer drangen die umwohnenden Völker gegen das morsche Reich bor, dessen äußerste Glieder sich bereits abzulösen begannen; ein neues, geistliches Reich war inzwischen errichtet, das alle Völker umfassen sollte: das Christentum. 11. Gilder aus dem römischen Leben. 1) Aas häusliche Leöen. a. Wohnung, Nahrung, Kleidung. Das römische Wohnhaus zeigte äußerlich wenig Schmuck; die langen Wände wurden im Unter-stock nie, im Oberstock nur selten durch Fensteröffnungen unterbrochen; diese waren nur klein, mit durchlöcherten Brettern, seltener mit Glas geschlossen. Das wichtigste Zimmer, in welchem der Herd und der Hausaltar stand, das als Küche sowie als gemeinsames Wohn- und Speisezimmer diente, hatte keine Fenster, dafür aber nur an den Seiten ein schmales Dach; die Mitte desselben war ohne Decke, so daß der Rauch ungehindert ins Freie gelangen, Licht und Luft eindringen konnte. (Fig. 25.) Rund um dies Wohnzimmer lagen die übrigen Wohnräume, die von jenem Luft und Licht empfingen. Größere Häuser hatten noch einen zweiten unbedeckten, hofähnlichen Raum, der mit Buschwerk, Blumenbeeten, Springbrunnen, Wasserbehältern und Bildsäulen geschmückt und mit einer Säulenhalle umgeben war; an diese schlossen sich Wohnräume, Küche, Keller und die oft großartigen Speisezimmer. — Die Fußböden waren nie mit Holz bekleidet, sondern einfach aus Lehm gestampft oder mit Marmorplatten belegt oder aus verschiedenartigen Steinchen gebildet, die zu schönen Figuren zusammengestellt waren. Die Wandflächen waren häufig mit Marmorplatten bekleidet oder bemalt; die Decken bestanden meistens aus Holz, waren ebenfalls bemalt und nicht selten mit Gold und Elsenbein geschmückt. Wände und Fußboden bildeten den Hauptschmuck eines römischen Hauses, nicht die Geräte desselben. Schreibtische, Kommoden, Glasschränke und Spiegel kannten die Römer nicht, wohl aber Stühle der verschiedensten Art; in alter Zeit saßen sie bei Tische, später lagen sie auf einem Ruhebett. (S. 46.) Die Tische waren nur klein und niedrig; der Messer bediente man sich bei Tische wenig, weil die Speisen schon mundgerecht ausgetragen wurden; Gabeln fehlten ganz. Sehr geschmackvoll sind die Lampen und

15. Streifzüge durch die Welt der Großstadtkinder - S. 33

1905 - Berlin Leipzig : Teubner
3. Im Keller. 35 Zucker, Ausprobieren der Wirkung von draußen her, Kaffee in Schalen, leere Flaschen mit hübschen Etiketten, eine Figur, die sich bewegt, kunstvolle Dekorationen (z. B. eine ganze Küche imitiert). 2. Die Stube im Festkleide. Denkt euch, sagte die Mutter, als sie den Brief las, am Sonntag mittag um Fzl kommt sie. .. Über der Tür hing ein Kranz, eine Schale mit frischen Kosen, auf der Servante ein Pudding, die Schlummer- rolle, Gardinen, die Garderobe schön leer, aber Vaters Haus- schuhe, die sie in die Kammer gebracht hatten, mußten sie doch wieder unters Sofa stellen — das wollte der Vater. — Aller- lei Schmuck in der Stube (Photographien zum Aufstellen, Bild unter der Decke), Schmuck an den Möbeln und Gerätschaften, an den Häusern (die Sphinxe vorm Museum, die Säulen am Rathaus). 3. Ereignisse und Stimmungen in der Wohnstube. 1. Die Schneiderin, in der Wohnstube, Willi sieht ihr zu. 2. Silvesterabend, horch es läutet! Z. Der Schornsteinfeger, großes Aufräumen, Spiegel verhängt, Stühle in der Küche, Sofa abgerückt, Mutter Tuch ums Haar. 4. Dämmerung, Reflexe und Töne. 3. Willi bringt heimlich die Stube in Ordnung, freilich er fegt den Tisch mit der Handuhle ab, er legt das Tischtuch mit der Unterseite nach oben, setzt den Nähtisch mit dem Auszug gegen die wand, schiebt die Stühle mit der Lehne gegen die Tapeten, legt die Bürste in den Brotschrank, wirft die Brotkrumen in den Spucknapf — ach ja, wenn Kinder was tun wollen. Aller Anfang ist schwer! 4. Mittag! Hörst du das dumpfe Heulen von den Fabriken her? Hörst du die Glocken auf den Türmen? Es ist 12 Uhr, die Arbeiter haben Mittag. Auch drüben auf Gansberg, Streifzüge. Z

16. Geschichte des Alterthums - S. 656

1852 - Weimar : Albrecht
656 Gewerbe, Ackerbau, Handel. Lebensmitteln immer mehr zu, das Vergnügen an den verschiedenen Arten von Spielen steigerte sich zu einer förmlichen Manie, und der römische Pöbel wurde der trägste, verdorbenste und ergötzungssüch- tigste auf der ganzen Erde. Das vermehrte Bedürfniß der Bequemlichkeiten und Genüsse des feineren Lebens hob die Künste und Gewerbe, welche sich damit beschäftigten. So wurde z. B. das Schildpat, dessen Benutzung erst in Sulla's Zeiten aufgekommen war, zu Ruhebetten, Tafelaufsätzen und anderen Meubeln in unzähligen Werkstätten verarbeitet. Das- selbe war mit dem Elfenbein der Fall. Die Bereitung des Krystall- glases gedieh zu immer größerer Vollkommenheit. Die Verwendung des Goldes und Silbers zu allerhand Geschirren und Geräthschaften vermehrte die Zahl und die Geschicklichkeit der Gold- und Silber- arbeiter. Die Reichen und Vornehmen, welche sich nicht mehr durch Vorzüge und Verdienste auszeichneten, suchten wenigstens durch ihre äußere Erscheinung, durch theuere Kleidung und Putz, prachtvolle Paläste, kostbares Hausgeräth und durch eine zahlreiche und glän- zende Dienerschaft sich vor dem großen Haufen hervorzuthun. Die Paläste der Reichen hatten einen solchen Umfang, daß sie Seneca mit großen Städten vergleicht; der Größe derselben entsprach die Kostbarkeit der Materialien und die Kunst, womit diese verarbeitet waren. Aus Griechenland, Aegypten und Numidien wurde der Marmor und Porphyr zu den Säulen herbeigeschafft; die Dächer der Häuser waren vergoldet oder mit Goldblech belegt, die Wände und Decken von Marmor, die Fußböden mit Marmor getäfelt oder mit der schönsten Mosaik ausgelegt. Gleiche Pracht wurde auch in den vielen Landgütern entfaltet. Sie waren mit Statuen, Gemäl- den und anderen Kunstwerken geschmückt, das Hausgeräth aus den kostbarsten Stoffen mit großer Kunst gearbeitet. Das Tafelgeschirr war von Gold, nur das Küchengeschirr war von Silber. Silberne Becher und Schüsseln wurden nur dann geduldet, wenn sie von be- rühmten Meistern gearbeitet waren, und selbst goldene Becher wur- den für gemein gehalten, wenn sie nicht mit seltenen Steinen und Gemmen verziert waren. Die Anfertigung dieser Dinge beschäftigte eine Menge Künstler und Handwerker und trug zur Hebung der Gewerbthätigkeit bei. — Die Mode und die Eitelkeit, welche in jedem größeren Hause eine Bibliothek verlangte, machte die Verfer- tigung des Papiers und den Buchhandel zu ergiebigen Erwerbs- quellen. Bereits unter Augustus wurde in Rom der Buchhandel lebhaft betrieben, und unter Vespasian verbreitete er sich auch in die Provinzen, besonders nach Gallien. Den Landbau wurden die fruchtbarsten Strecken durch die Land- güter der Reichen entzogen. Wo früher Hunderte vm fleißigen Landleuten gewohnt hatten, da befanden sich jetzt einzelne Landgüter von ungeheurem Umfang, da waren prächtige Landhäuser, Gärten und Parkanlagen, Teiche und Wasserkünste. Die Reichen suchten ihre Landgüter immer mehr zu vergrößern und verdrängten und vertrieben die benachbarten Eigenthümer kleinerer Bauerngüter. Von den großen Gütern aber suchte man den größtmöglichen Ertrag zu bekommen und benutzte deshalb, da Getraide aus Afrika, Aegypten

17. Badisches Realienbuch - S. 96

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 96 kunstfertigen Händen arbeiten und bezahlte sie gut. Die berühmtesten Gold- schmiede fand man in Cöln und Nürnberg. In manchen Kirchen sieht man aus jener Zeit noch Gittertüren, Kronleuchter, Denkmäler usw., die aus Erz gegossen sind. Der bedeutendste Erzgießer jener Zeit war Peter Bischer in Nürnberg. Sein größtes Kunstwerk ist das Sebaldnsgrab in der Sebalduskirche in Nürn- berg. Über dem silbernen Sarge des Heiligen erhebt sich ein kunstvoller Tempel aus gegossenem Erz. Oben auf der Spitze thront das Christkind, in der Hand die Weltkugel haltend. Ferner sieht man die 12 Apostel mit sehr ausdrucksvollen Gesichtszügen. Überhaupt ist das ganze Werk mit unzähligen Kunstfiguren geziert. 3. Bildhauer und Maler. Die Ausschmückung der Kirchen, Klöster, Rat- häuser, Brunnen usw. gab ferner den Bildhauern reichliche Gelegenheit, ihre Kunst zu zeigen. Die Kirche zierte man gern mit Figuren, die die Person Christi, die Apostel, die Leidensgeschichte usw. darstellen. Die Rathäuser und Brunnen erhielten Steinfiguren, die Kaiser oder andere geschichtliche Helden darstellen sollten. Die Wände der Kirche schmückte man gern mit großen Gemälden. Als die berühm- testen Maler jener Zeit werden genannt Rembrandt, Rubens, Dürer und Holbein. Ihre Gemälde sind noch jetzt eine Zierde unserer Museen. Zu jener Zeit erfand man auch die Kunst der Glasmalerei. Man machte nämlich die Ent- deckung, daß sich durch eine Beimischung von mancherlei Stoffen die Glasmasse färben lasse. Anfangs setzte man die Kirchenfenster aus lauter bunten Glasstücken zusammen, bald aber lernte man auch durch geschickte Einschmelzung von bunter, Figuren darstellender Glasmasse farbige Glasbilder herstellen. 4. Wohnzimmer. Im 15. Jahrhundert noch war das Wohnzimmer sehr ein- fach gestaltet. Mit dem Wiedererwachen der Kunst vermehrte sich aber auch der Schmuck der Zimmer. Die Decke wird mit Holz getäfelt und reich mit Schnitz- werk geziert. Die Wände werden ebenfalls getäfelt oder mit kunstvollen Tep- pichen behängen. Auch erblickt man an den Wänden Borte und Gesimse, auf denen tönerne, zinnerne, silberne oder wohl gar goldene Gefäße stehen. In den Mauern befinden sich tiefe Nischen für die Fenster. Die Scheiben sind klein, rund oder viereckig, in der Mitte erhöht, oft mit Wappenbildern oder sonstigen Figuren bunt bemalt. Man nennt sie Butzenscheiben. Zum Sitzen laden Stühle und Bänke ein, die oft prächtiges Schnitzwerk tragen. An der Wand sieht man den Kamin oder den gefärbten Kachelofen. Zur Seite des Ofens steht eine hölzerne, große Truhe, die zugleich als Sitzplatz dient. Von der Decke hängt der kunstvolle Leuchter herab, der mit Wachslichtern besteckt ist. Z. Erlmclungen im Mittelalter. 1. Die Feuerwaffen, a) Einführung. Nach einer Sage soll der Mönch Bertold Schwarz zu Freiburg i. Br. um das Jahr 1350 das Schießpulver erfunden haben. In Wirklichkeit war es eine Erfindung der Chinesen; von diesen kam die Kenntnis durch Araber nach dem Abendlande. In Deutschland war das Schießpulver schon im 12. Jahrhundert bekannt; doch wurde es nur zu Feuerwerk u. a. Spielereien benutzt. Erst zu Anfang des 14. Jahrhunderts fing man an, das Pulver zum Fort- schleudern der Geschosse zu verwenden. Die ersten Feuerwaffen tauchten um das Jahr 1320 auf. Sie waren sehr schwer zu laden und hatten einen unsicheren

18. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 347

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
im Reformationszeitalter. 347 eines Porträts, Fensters oder dergleichen, mitunter sieht man auch Figuren, Fruchtschnüre u. a. mit Fleiß aus Nußbaum geschnitzelt. Diese Vertäfelung der Wohnzimmer in vornehmen und gemeinen Häusern hat ihren Grund in der Strenge des Winters. Aber die braune Farbe des Nußbaumes und des Firnisses auf Tannenholz macht diese Gemächer düster, wozu die engen, niedrigen Fenster und die geringe Höhe der Stockwerke auch beitragen. Da an den Außenseiten nicht auf Symmetrie gesehen wird, so fehlt sie auch im Innern der Häuser; da ist selten etwas ganz regelmäßig. Die Fußböden sind nur von einfarbigen gebrannten Steinen; wenn sie sich ausnehmen sollen, so ist auf jedem Stein eine erhöhte Blume oder audere Zeichnung. Das ist der Fall in Prunksälen; das Gehen auf diesen unebenen Zieraten ist unangenehm. Die Böden der Schlafzimmer sind fast alle mit Steinen ohne Zierat besetzt, die der Wohnstube aber, um sie warm zu halten, mit Holz belegt, ganz einfach ohne die mindesten Verzierungen. Diese werden an den Zimmerdecken angebracht, wenn es recht stattlich aussehen soll, und bestehen aus hölzernem Schnitzwerk, mit vielfältigen Farben bemalt und sind hin und wieder etwas vergoldet oder aus massivem Gipswerk (Stuck), das allerlei, am liebsten aber Harnisch und Waffen darstellt. An den Wänden werden Denksprüche in großen Charakteren hingeschrieben und mit gemalten Blumenkränzen eingefaßt. Solche Sprüche liest man bisweilen auch an den Decken, von denselben habe ich aber keine anderen als lateinische gesehen, alle mit goldenen Buchstaben. Der strenge Winter macht Wärme notwendig, man bedient sich daher der großen Öfen. Außer Porträts und Landschaften sieht man in den Zimmern selten Gemälde, denn durch die Religionsveränderung wurden alle religiösen und heiligen Bilder verdrängt. Statt dessen sind die Wände der Wohnstuben in mittleren und vornehmen Häusern nach alter Art mit zinnernen Trinkgefäßen von allen Größen und Formen behängt, die immer wie neu aussehen müssen". Das vollständigste Städtebild aus der Renaissancezeit bietet das alte fränkische Rotenburg an der Tauber, wo mit Ausnahme der gotischen Kirchen fast alle öffentlichen und privaten Gebäude den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts angehören. Die Mauern, Thore und Türme, das Rathaus und die hochgiebeligen Fachwerkhäuser, die zierlichen Brunnen auf den Straßen, die hier wie anderswo ganz besonders den künstlerischen Trieb der Zeit vergegenwärtigen, schaffen zusammen ein Bild, das den Beschauer der Gegenwart entrückt und ebenso malerisch wie in kulturgeschichtlicher Beziehung fesselnd

19. Das deutsche Vaterland - S. 327

1917 - Leipzig : Wunderlich
— 327 — große Zahl Kirchen und Kapellen, daß man es „das deutsche Rom" ge- nannt hat.^) 2. Fahren wir von Köln aus stromabwärts, so gelangen wir bald an die Mündung eines Flusses. Zeige ihn und nenne seinen Namen? (Wupper.) Bestimme die Richtung des Laufes! (Erst nach Norden, dann nach Westen, dann nach Süden, dann wieder nach Westen.) In der Nähe dieses Flusses finden wir wieder eine Reihe gewerbreicher Städte. Nenne ihre Namen! (Solingen und Remscheid — Elberfeld und Barmen.) In Solingen und Remscheid wird besonders Eisen verarbeitet. In Solingen stellt man hauptsächlich Waffen (Säbel, Degen, Hirsch- fänger, Lanzenspitzen), Messer und Gabeln her (Tafel-, Küchen-, Taschen-, Feder-, Garten- und Rasiermesser). Außerdem fertigt man aber auch noch verschiedene andere Sachen, z. B. stählerne Gestelle für Regen- und Sonnenschirme. In Remscheid macht man vor allen Dingen Werkzeuge, z. B. Feilen, Sägen, Bohrer, Zangen, Hobeleisen usw. und Schlittschuhe. Die Solinger und Remscheider Waren finden nicht nur im deutschen Vaterlande, sondern auf der ganzen Erde Verbreitung. Jährlich werden z. B. viele tausend Messer und Gabeln, viele tausend Feilen, Sägen und Zangen nach Amerika verschickt. — In Elberfeld und Barmen, einer Doppelstadt, deren Häusermeer sich in einer Länge von 3 Stunden im Wuppertale ausbreitet, beschäftigen sich die Leute nicht mit der Herstellung von Eisen- und Stahlwaren, sondern mit der Verarbeitung von Wolle, Baumwolle und Seide. Fabrik reiht sich an Fabrik. Riesenhohe Essen, Ms denen schwarze Dampfwolken empor- steigen, zeigen uns, daß überall mit Dampf gearbeitet wird. Taufen- derlei Stoffe werden hier in weiten Fabriksälen hergestellt, einfacher Kattun zu Schürzen und Sommerkleidern ebenso gut, wie kostbare Tisch- decken und Möbelstoffe, die aus schwerer Seide gemacht werden und von echten Gold- und Silberfäden durchzogen sind. 3. Wir verlassen nun das gewerbereiche Wuppertal, kehren zum Rhein zurück und fahren weiter. Bald führt uns unsere Reise wieder zu einer Stadt. Lies ihren Namen ab und bestimme ihre Lage! (Düsseldorf — rechtes Rheinufer.) In Düsseldorf ist die Kunst zu Hause. Hier gibt es eine berühmte >.Malerschule. In diesem Gebäude befinden sich nicht allein große Säle, in denen junge Leute, die einst tüchtige Maler werden wollen, von berühmten Künstlern unterrichtet werden, sondern auch viele wertvolle Gemälde, die sich die Studierenden zum Muster für ihre Arbeit nehmen können und sollen. 4. Fahren wir von Düsseldorf stromabwärts, so gelangen wüf wieder an eine Flußmündung. (Ruhr!) Auch im Tale der Ruhr reiht sich i) „Ich wohne mit meiner Mutter zu Köllen in der Stadt, der Stadt, die viele hundert Kapellen und Kirchen hat." (Wallfahrt nach Kevlaar.)

20. Bilder aus der alten Geschichte - S. 91

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Römischer Kultureinfluß im Spiegel der Sprache. 91 mählich umgewandelt, bis sie dem Dhr und der Zunge des Germanen bequem waren. Zuletzt klangen sie wie deutsche Wörter, obwohl sie aus einer fremden Sprache entlehnt waren. Solche Wörter heißen Lehnwörter und bezeichnen meist Dinge, welche unsern vorfahren zuvor ganz unbekannt waren. Lernen wir die Lehnwörter kennen, welche die deutsche Sprache aus dem Lateinischen erhalten hat, so wissen wir zugleich, welche Dinge unsere vorfahren von den Hörnern kennen lernten und übernahmen. (Die nachfolgenden in Hnfiihrungsstriche gesetzten Wörter find lateinische, also römische Lehnwörter.) Die große Zahl der Lehnwörter beweist, daß die Römer in allen Dingen des häuslichen Lebens die Lehrmeister der Germanen geworden sind. — Bisher ganz unbekannt waren diesseits des Rheines die Stßtnbstuten gewesen. Nun lernten unsre vorfahren, wie man unter Verwendung des „Kalkes“ aus „Ziegeln" feste „Mauern" errichtet; bald verstanden sie auch, das Gebälk durch gemauerte „Pfeiler" zu stützen und das Dach nicht mehr bloß mit Stroh und Schilf, sondern auch mit „Schindeln" zu decken. — Allmählich sah es auch im Innern des Hauses nicht mehr so düster und unwohnlich aus wie früher. Die wände wurden weiß „getüncht", und durch die „Fenster" strömte das Sonnenlicht. Früher umschloß das Haus einen einzigen Hauptraum, und er diente zum wohnen wie zum Schlafen, zur Aufbewahrung von Vorräten wie zur Zubereitung von Speisen. Nun wurden nach dem Beispiel der Römer von der ursprünglichen Diele mehrere besondere Räume abgetrennt, und jeder wurde zu besonderen Zwecken bestimmt, die „Küche" wie der „Keller", die „Kammer" wie der „Speicher". Durch den Verkehr mit den Römern lernten die Germanen sodann viele Nutz-Und Zierpflanzen kennen, züchten und pflegen; Obst-, Gemüse- und Blumenzucht haben sie fast ausschließlich von ihren Nachbarn angenommen. Mit (Eifer pflanzten sie nun Fruchtbäume an: fast überall „Kirsche" und „Pflaume", auf geschütztem Boden selbst „Walnuß" und „Pfirsich". Huch neue Küchengewächse wurden im hausgarten der Germanen heimisch, so „Linse" und „Kohl", „Fenchel", „Kümmel", „Minze" und „Senf", und die schönsten römischen Gartenblumen fanden, wenn auch erst später, (Eingang und wurden besondere Lieblinge unsres Volkes, nämlich „Rose", „Lilie" und „Veilchen". Aber kein Geschenk der Römer schätzten die Germanen wohl aufrichtiger als den 3m Anbau der Rebe wie in der Gewinnung des edlen Getränkes wurden sie eifrige Schüler. Alle damit zusammenhängenden Verrichtungen und Geräte lernten sie von den Römern kennen; denn alle dafür geltenden Bezeichnungen sind Lehnwörter: „Winzer" und „Küfer", „Kelter" und „Presse", „Bottich", „Kübel" und „Flasche", selbst „Trichter" und „Spund". — Aus den für den Weinbau besonders geeigneten Tälern des Rheins und der Mosel wurde die Rebe nach und nach fast über ganz Deutschland verbreitet. So vielseitig aber auch alle (Einwirkungen der römischen Kultur auf die Germanen waren, so betrafen sie doch nur das äußere Leben: Wohnung,