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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 286

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 286 — Der König unterstützte die Dichter, Künstler und Gelehrten mit freigebiger Hand, zog sie an seinen Hof und ließ durch sie seinen Nuhm der Welt verkünden. 2. Ludwigs Hof. — Am Hofe Ludwigs herrschte eine nie gesehene Pracht. Auf den kostbaren Schlössern, die er erbaut hatte, drängte ein glänzendes Fest das andere. Da sah man den König umgeben von einem Heere von Schmeichlern. Man nannte ihn den Großen, man pries seine Weisheit höher, als die des Salomo. Tausende von Menschen waren einzig für sein Vergnügen beschäftigt. Seine ganze Umgebung war in Kleidung, Gang, Benehmen an genau vorgeschriebene Regeln gebunden. Alle Gebräuche zielten darauf hin, die Majestät des Königs zu erhöhen. Der Aufwand, die Verschwendung kannte keine Grenzen. Und dieser Glanz verführte die Herzen und verdarb die Sitten. Am französischen Hofe herrschten viele Sünden und großer Leichtsinn. Gleichwohl galt er andern Fürsten als Muster, das sie nachahmten; französische Sitten und Künste, französische Moden, französische Sprache verbreitete sich überall hin, und feine Bildung glaubte man sich in Paris holen zu müssen. 3. Ludwigs Kriege. — Beinahe die ganze Regierung Ludwigs war mit Kriegen erfüllt. Dieselben wurden meist ohne Ursache, aus bloßer Eroberungssucht unternommen. Denn es gelüstete den ehrgeizigen König darnach, seinen Namen mit Kriegsruhm zu schmücken und die Grenzen seines Reiches auf Kosten der Nachbarländer zu erweitern. Daher wurden Spanien, Holland und das Deutsche Reich mit Krieg überzogen. Und Frankreichs Heere, geführt von den ausgezeichnetsten Generalen, kämpften lange siegreich. Deutschland, uneinig in sich, geschwächt durch den dreißigjährigen Krieg, vermochte ihnen nicht zu widerstehen. So wurden seine Grenzlande, namentlich die schönen Rheingegenden, von den Feinden gräßlich verheert und geplündert. Die volkreichen Städte der Pfalz wurden in Aschenhaufen, das Land umher in eine Wüste verwandelt. Noch jetzt erinnern die Trümmer zahlloser Burgen und stolzer Schlösser an diese Zerstörungsgreuel. Selbst die Ruhestätten der Toten waren vor

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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 97

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 97 — In Künsten und Wissenschaften hatte es sein goldnes Zeitalter. Der König unterstützte die Dichter, Künstler und Gelehrten mit freigebiger Hand, zog sie an seinen Hof und ließ durch sie seinen Ruhm der Welt verkünden. Aber an dem Hofe herrschte eine unmäßige Pracht. Auf den kostbaren Schlössern, die Lndwig erbaut hatte, drängte ein glänzendes Fest das andre. Da sah man den König umgeben von einem Heere von Schmeichlern. Man nannte ihn den Großen, man pries seine Weisheit höher, als die des Salomo. Tausende von Menschen waren einzig für sein Vergnügen beschäftigt. Seine ganze Umgebung war in Kleidung, Gang, Benehmen an genau vorgeschriebne Regeln gebunden. Alle Gebräuche zielten darauf hin, die Majestät des Königs zu erhöhen. Der Aufwand, die Verschwendung kannte keine Grenzen. Dieser Glanz verführte die Herzen und verdarb die Sitten, nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland. 2. Französische Sitte in Deutschland. Der Dreißigjährige Krieg hatte Deutschlands Macht vernichtet und das Reich in einen lockern Staatenbund verwandelt. Der Wohlstand des Landes war dahin, die Schulen und Kirchen waren leer, Gelehrte und Künstler gab es wenige mehr. Wer ins Ausland reiste, wo der Krieg nicht gewütet hatte, fand dort alles reicher, schöner und besser als in Deutschland. Da fing man hier an, sich seines Vaterlandes zu schämen. Was „nicht weit her" war, das galt nichts. Besonders in Frankreich, meinte man, verstehe man alles besser als in unserm armen Vaterlande. So gewann Frankreich einen unheilvollen Einfluß auf die Sitten des deutschen Volkes. Den meisten deutschen Fürsten galt der mächtige Ludwig Xiv. als das erhabene Vorbild königlicher Würde; sein Hofleben mit allem Prunk und allen Genüssen erschien ihnen als die höchste fürstliche Herrlichkeit. Sie kannten kein eifrigeres Streben, als in ihren Ländern und Länd-chen das Leben am französischen Hose nachzuahmen. Wie die Fürsten, so dachten viele im deutschen Volke. Sie sprachen französisch, kleideten sich nach französischer Mode, und meinten, feine Lebensart könne man nur iu Frankreich lernen. Da war es kein Wunder, daß die schöne kräftige deutsche Sprache von einer Unzahl von Fremdwörtern verunstaltet wurde, von denen wir uns heutzutage noch nicht ganz frei gemacht haben. 3. Lise Lotte von der Pfalz. In dieser Zeit, wo deutsches Wesen, deutsche Sprache und deutsche Sitte mißachtet wurden, lebte am französischen Hofe eine wackere deutsche Fürstentvchter von unerschütterlich deutscher Gesinnung. Das war Elisabeth Charlotte, Her- Andrä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. Ausg. B. 7 Äs*«.

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 108

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 108 — eins der bedeutungsvollsten Gebiete seines Landes. — weitere schwere Kämpfe hatte der Kurfürst mit dem mächtigsten Herrscher seiner Zeit zu bestehen, mit dem Franzosenkönig Ludwig Xiv. 48. Die Zeit Ludwigs Xiv. t. Ludwig Xiv. (1643—1715). Ludwig, der Enkel des guten Königs Heinrich Iv. (s. Nr. 41), kam als fünfjähriges Kind auf den Thron und hat 72 Jahre regiert. Diese lange Regierung ist für ganz (Europa sehr merkwürdig geworden. Solange der König noch ein Kind war, leitete ein kluger Minister, der Kardinal Mazarin, die Regierung. Rls Ludwig aber mündig geworden war, wollte er ganz selbständig regieren. „Der Staat bin ich," sagte er selbstbewußt. So wurde er ein eigenwilliger König, der keinen Widerspruch duldete. Hicht allein in Frankreich wollte er Alleinherrscher, sondern auch unter allen andern Fürsten (Europas der mächtigste sein. 3n der Cat verstand er zu regieren. Rn der Spitze seiner Heere standen die tüchtigsten Feldherren; die innere Verwaltung führten treffliche Minister. (Er ließ neue Seehäfen bauen und andre vergrößern; er ließ Kanäle durch das Land führen, so daß die überseeischen Waren bequem hineinkamen und die (Erzeugnisse Frankreichs überallhin gebracht werden konnten, wo man sie begehrte. Da gediehen Handel und Schiffahrt, Gewerbe und Ackerbau, und Frankreich wurde ein reiches Land. 3n Künsten und Wissenschaften hatte es sein goldnes Zeitalter. Der König unterstützte die Dichter, Künstler und Gelehrten mit freigebiger Hand, zog sie an seinen Hof und ließ durch sie seinen Ruhm der Welt verkünden. Rber an dem Hofe herrschte eine unmäßige Pracht. Ruf den kostbaren Schlössern, die Ludwig erbaut hatte, drängte ein glänzendes Fest das andre. Da sah man den König umgeben von einem Heere von Schmeichlern. Man nannte ihn den Großen, man pries seine Weisheit höher als die des Salomo. Tausende von Menschen waren einzig für sein Vergnügen beschäftigt. Seine ganze Umgebung war in Kleidung, (Bang, Benehmen an genau vorgeschriebene Regeln gebunden. R^e Gebräuche zielten darauf hin, die Majestät des Königs zu erhöhen. Der Rufwand, die Verschwendung kannte keine Grenzen. Dieser Glanz verführte die herzen und verdarb die Sitten nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland. 2. Französische Sitten In Deutschland. Der Dreißig" fahrige Krieg hatte Deutschlands Macht vernichtet und das Reich i" einen lockern Staatenbund verwandelt. Der Wohlstand des Landes

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 306

1876 - Kreuznach : Voigtländer
r — 306 — Ludwig Xiv., ein Enkel Heinrichs Iv. (s. Nr. 108), König von Frankreich. Er war ein fünfjähriges Kind, als er gekrönt wurde, und hat 72 Jahre auf dem Throne gesesfen. Diefe lange Re-' gierung ist für Frankreich höchst merkwürdig geworden. Ludwig war ein ehrgeiziger, prachtliebender Herrscher. Seinen Thron mit dem höchsten Glanze zu umgeben, unter allen Königen Europas als der erste und mächtigste hervorzustrahlen, das war sein Bestreben. Und er verstand es, ausgezeichnete Männer um sich zu sammeln, welche seine Regierung verherrlichten. An der Spitze seiner Heere standen die tüchtigsten Feldherren. Die innere Verwaltung führte ein trefflicher Minister. Der legte Kanäle und Seehäsen an, belebte den Handel und die Schissfahrt und besörderte den Gewerbsleiß und den Ackerbau. \$n den Künsten und Wissenschaften hatte damals Frankreich sein sogenanntes goldenes Zeitalter. Der König unterstützte die Dichter, Künstler und Gelehrten mit freigebiger Hand, zog sie an seinen Hos und ließ durch sie seinen Ruhm der Welt verkünden. 2. Ludwigs Hof. — Am Hofe Ludwigs herrschte eine nie gesehene Pracht. Auf den kostbaren Schlössern, die er erbaut hatte, drängte ein glänzendes Fest das andere. Da sah man den König umgeben von einem Heere von Schmeichlern. Man nannte ihn den Großen, man pries seine Weisheit höher, als die des Salomo. Tausende von Menschen waren einzig für sein Vergnügen beschäftigt. Seine ganze Umgebung war in Kleidung, Gang, Benehmen an genau vorgeschriebene Regeln gebunden. Alle Gebräuche zielten darauf hin, die Majestät des Königs zu erhöhen. Der Aufwand, die Verschwendung kannte keine Grenzen. Und dieser Glanz verführte die Herzen und verdarb die Sitten. Am französischen Hofe herrschten viele Sünden und großer Leichtsinn. Gleichwohl galt er andern Fürsten als Muster, das sie nachahmten; französische Sitten und Künste, französische Moden, französische Sprache verbreiteten sich überall hin, und feine Bildung glaubte mau sich in Paris holen zu müssen. Und dieses Franzosenthum brachte namentlich über uns Deutsche viel Unheil und Verderben.

4. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 299

1871 - Braunschweig : Wreden
— 299 — Feldmarschall Fürst Leopold von Dessau, der „alte Dessauer" zur Seite stand. Uebrigens kam es unter Friedrich Wilhelms I. Regierung zu keinem größeren Kriege, da der biedere, gerade Fürst seine theuern blauen Kinder nicht gern dazu hergab. Doch hielten sie sich unter Leopold von Dessau wacker gegen Karl Xii., und im Frieden 1720 trat Schweden an Preußen Stettin und den größten Theil von Vorpommern ab. Als Friedrich Wilhelm starb, hinterließ er seinem Nachfolger einen wohlgeordneten Staat, einen Schatz von 9 Mill. Thalern und ein treffliches Heer von 83,000 Mann. 104. Ludwig Xiv. von Frankreich. (1643-1715.) Einige Jahre vor dem Ausgange des 30jährigenkrieges wurde Ludwig Xiv., ein Enkel Heinrichs Iv., König von Frankreich. Er war erst 5 Jahre alt, als sein Vater Ludwig Xiii. starb. Während seiner Kindheit regierte für ihn seine Mutter Anna und ihr zur Seite stand der Cardinal Mazarin, ein geborner Italiener. Dieser schlaue, herrschsüchtige und hinterlistige Mann bemächtigte sich bald ganz und gar der Regierung, indem er den jungen König durch ein Leben in allerlei sinnlichen Genüssen davon abhielt. Da starb Mazarin, und Jedermann erstaunte, als Ludwig, der erst 17 Jahre alt war, erklärte, daß er von jetzt an selbst die Regierung in die Hand nehmen wollte. Das hatte Niemand erwartet! Und wirklich ergriff.ludwig die Zügel der Regierung als kraftvoller Regent. Seine lange Regierung ist aber für Frankreich höchst merkwürdig geworden. Ludwig war ein pracktliebender Herrscher, dessen maßloser Ehrgeiz den ersten Rang unter den Fürsten Europas begehrte, einen Platz, den er mit Hilfe der ausgezeichneten Männer, mit welchen er sich zu umgeben wußte, erreichte. An der Spitze seines Heeres standen die tüchtigsten Feldherren. Die innere Verwaltung führten treffliche Minister. Da wurden im Lande Kanäle und Seehäsen angelegt, wodurch Handel und Schifffahrt belebt wurden. Auch der Gewerbefleiß und Ackerbau hoben sich. In den Künsten und Wissenschaften hatte Frankreich damals sein goldenes Zeitalter. Der König unterstützte die Dichter, Künstler und Gelehrten mit freigebiger Hand, zog sie an seinen Hos und ließ durch sie seinen Ruhm der Welt verkündigen. Am Hofe Ludwigs herrschte eine nie gesehene Pracht. Ans den kostbaren Schlössern, die er erbauet hatte, drängte ein glänzendes Fest das andere. Da sah man den König umgeben von einem Heere niedriger Schmeichler. Man nannte ihn den Großen, man pries seine Weisheit höher, als die des Salomo. Tausende von Menschen waren einzig für sein Vergnügen beschäftigt. Seine ganze Umgebung war in Kleidung, Gang, Benehmen an genau vorgeschriebene Regeln gebunden. Alle Gebräuche zielten darauf hin, die Majestät des Königs zu erhöhen, der Aufwand, die Verschwendung kannte keine Grenzen. Und dieser Glanz verführte die Herzen und verdarb die Sitten. Am französischen Hofe herrschten viele Sünden

5. Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen - S. 97

1881 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
91 Abb. 55. Ludwig Xiv. Kosten erbauen und mit verschwenderischer Pracht ausstatten ließ, herrschte übertriebener Luxus. Das üppige Leben führte zur Leichtfertigkeit und Sitten- losigkeit und äußerte eine verderbliche Wirkung auf das Volksleben, in dem die alte Einfachheit und die häuslichen Tugenden immer mehr ver- schwanden. Die deutschen Fürsten, von dem feinen und geistreichen Tone des französischen Hoflebens bestochen, nahmen sich dasselbe zum Muster. Französische Moden und Sitten fanden überall Eingang; die französische Sprache wurde Um- gangssprache an den Höfen der Fürsten und in den Häusern der Vornehmen. Der Ehrgeiz und die Ruhmsucht trieben Ludwig Xiv. an, den Glanz seines Namens noch durch Kriegsruhm zu erhöhen. Den ersten Krieg unternahm er (16 6 6—6 8), um die spanischen Nieder- lande zu erobern, auf welche er nach demtodeseinesschwiegervaters, deskönigsphilippiv. von Spanien, wieder Ansprüche erhob, obgleich er früher darauf verzichtet hatte. Ein Bündnis der Republik Holland mit England und Schweden hemmte ihn jedoch in der Eroberung des Landes; er niußte Frieden schließen und sich mit l 2 Grenzstädten begnügen. Um sich an Holland zu rächen, verband er sich mit England und Schweden, fiel mit einem Heere von 120000 Mann in Holland ein und drang siegreich bis Amsterdam vor. Durch die Tapferkeit der Holländer, welche der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der deutsche Kaiser Leopold I. und Spanien unterstützten, wurden die Franzosen in ihrem Siegesläufe ausgehalten. Den Krieg beendigte nach sechsjähriger Dauer der Friede zu Npniwegen 1678. Frankreich bekam eine spanische Provinz, mehrere Städte an der niederländischen Grenze und behielt zehn eroberte Städte im Elsaß. Hierauf nahm Ludwig mitten im Frieden i. I. 1681 die deutsche Reichsstadt Straßburg und noch mehrere andere deutsche Landesteile widerrechtlich in Besitz. Vom Jahre 1688—169 7 führte er um den Besitz der pfälzischen Fürstentümer einen Krieg, in welchem die Franzosen die Pfalz aufs gräuelvollste verheerten, die Städte Heidel- berg, Worms und Speier einäscherten und in letzterem Orte sogar die Kaisergräber in rohster Weise zerstörten. Noch jetzt sind die Ruinen vieler Burgen und Schlösser Zeugen der in diesem Kriege verübten Barbarei der Franzosen. Das deutsche Reich kämpfte im Bunde mit Holland, England, Spanien und Savoyen gegen die Franzosen; letztere aber erfochten zu Lande und zu Wasser mehrere Siege. Im Frieden zu Ryswick (einem Schlosse bei Haag) behielt Frankreich den Elsaß mit Straßbnrg. Mit weniger Glück führte Ludwig den spanischen Erbfolgekrieg 1701—1714. Der kinderlose König Karl Ii. von Spanien, ein Schwager Ludwigs Xiv. und des Kaisers Leopold I., hatte in seinem Testamente Ludwigs Enkel Philipp zum Erben der spanischen Krone bestimmt. Nach Karls Tode nahm dieser Spanien als König Philipp V. in Besitz. Da aber der deutsche Kaiser Leopold I. die Erbschaft für seinen Sohn Karl als den rechtmäßigen Erben beanspruchte, erklärte er an Frankreich den Krieg. Mit ihm verbanden sich England und Holland, später auch Preußen und die meisten deutschen Fürsten. Auf Frankreichs Seite traten die Kurfürsten von Baiern und Köln. Der Krieg wütete hauptsächlich in Deutschland, den Niederlanden und in Italien. Ludwigs Heere wurden von dem kaiserlichen Feldherrn, dem Prinzen Eugen

6. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 300

1871 - Braunschweig : Wreden
— 300 - und großer Leichtsinn. Gleichwohl galt er anderen Fürsten als Muster, dem sie nachahmten; französische Sitten und Künste, französische Moden, französische Sprache verbreiteten sich überall hin, und feine Bildung glaubte man sich in Paris holen zu müssen. Und dieses Franzosenthnm brachte namentlich über uns Deutsche viel Unheil und Verderben. Beinahe die ganze Regierung Ludwigs war mit Kriegen erfüllt. Dieselben wurden meist ohne Ursache, aus bloßer Eroberungssucht unternommen. Denn es gelüstete den ehrgeizigen König darnach, seinen Namen mit Kriegsruhm zu schmücken und die Grenzen seines Reiches auf Kosten der Nachbarländer zu erweitern. Daher wurden Spanien, Holland und das deutsche Reich mit Krieg überzogen. Und Frankreichs Heere, geführt von den ausgezeichnetsten Generalen, kämpften lange siegreich. Deutschland, uneinig in sich, geschwächt durch den dreißigjährigen Krieg, vermochte ihnen nicht zu widerstehen. So wurden seine Grenzlande, namentlich die schönen Rheingegenden, von den Franzosen gräßlich verheert und geplündert. Wie Mordbrenner fielen die wilden Feinde über die gesegnete Pfalz her und verwandelten ihre fruchtbaren Fluren in eine Wüste, ihre Städte und Dör« fer in Aschenhaufen. Selbst die Ruhestätten der Todten waren vor ihrer Raubgier und Zerstörungswuth nicht sicher. Die Gräber der alten deutschen Kaiser im Dome zu Speyer wurden erbrochen, zerschlagen, die Gebeine hohnlachend umhergeworfen. Eine Menge Orte auf der linken Rheinseite wurden vom deutschen Reiche losgerissen und mit Frankreich vereinigt. Auch die freie Reichsstadt Straßburg wurde schmählich weggenommen. Und der deutsche Kaiser war nicht fähig, dem Raube zu wehren. Zuletzt suchte Ludwig das ganze spanische Reich an sein Haus zu bringen. Da ward er aber in einen langen, schweren Krieg verwickelt. Der deutsche Kaiser verband sich mit England und Holland, um der französischen Habsucht zu wehren. Und des Kaisers Feldherr, Prinz Eugen, der edle Ritter, erfocht die glänzendsten Siege über Ludwigs Heere. Auch die Engländer schlugen die Franzosen in mehreren Schlachten. Dennoch erlangte Ludwig, daß sein Enkel König von Spanien wurde. Im Innern seines Reiches herrschte Ludwig mit unbeschränkter Macht. Sein Wille galt allein; „der Staat bin ich," sagte er stolz. Und wie sein Volk nur einen König hatte, so wollte er ihm auch nur einen Glauben lassen. Ueber die Protestanten, denen sein Großvater Heinrich Iv. im Edict von Nantes freie Religionsübung gewährt hatte, verhängteer eine grausame Verfolgung. Man schloß ihnen die Kirchen, man nahm den evangelischen Eltern die Kinder weg und that sie in katholische Schulen. Dann wurden Soldaten ausgesandt, die jeden, der nicht gutwillig seinen Glauben verlassen wollte, mit Gewalt dazu zwingen sollten. Und die rohen Kriegsleute setzten den Unglücklichen den Säbel auf die Brust und schrieen: „Sterbet oder werdet katholisch." Manche wurden durch den furchtbaren Druck der evangelischen Lehre abtrünnig; die Standhaften erwartete wüste Mißhandlung, Kerkerstrafe und Hinrichtung. Damit aber Keiner mehr auf die bestehende Religionsfreiheit sich berufen könne, hob Ludwig das Edict von Nantes förmlich auf und verbot jeden evangelischen Gottesdienst aufs Strengste. Jetzt wurde die Verfolgung allgemein, und die Gefängnisse füllten sich mit Unglücklichen, die nichts weiter verbrochen hatten,

7. Badisches Realienbuch - S. 258

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
258 zerstörte die aufkeimende Saat. Roheit und schändliche Verbrechen mehrten sich. Unwissenheit und Hexenglaube waren weithin verbreitet. Durch den Aufenthalt ftemdländischer Truppen bürgerten sich fremde Sitten und Sprachen ein. Besonders galt das Französische als sehr vornehm. „Wer nicht französisch Kamp ist kein gerühmter Mann", spottet ein deutscher Dichter. Die deutsche Sprache war ganz mit Fremdwörtern untermischt. Mit der Sprache drang auch frauzösische Mode iu unser Volk ein. Frankreich hat es iveit gebracht, Frankreich kann es schaffen, Daß sa manches Land und Volk wird zu seinem Affen. Zum Nachdenken und Üben. 1. Erfrage, ob der Dreißigjährige Krieg auch in deiner Heimat gewütet hat! 2. Welcher Schaden dabei angerichtet wurde! 3. Erkundige dich, welche Folgen der Krieg für deinen Heimatsbezirk hatte! 4. Halte in deinem Wohnort Umschau, welche Gebäude noch aus der Zeit des großen Krieges stammen! 5. Zn welchen Redensarten hat sich noch die Furcht und der Schrecken vor den wütenden Heeren erhalten? 6. Gib Fremd- wörter an, die sich in jener Zeit in unsere Sprache eingeschlichen haben! 7. Welcher Teil des Heidelberger Schlosses und der Schloßanlagen erinnert heute iwch an die englische Prinzessin? 8. Stelle zusammen, was dir sonst aus Geschichte, Dichtung und Sage aus jener Zeit bekannt ist! 43. Der Reichsfeind im Westen: Ludwig Xiv. von Frankreich. 1643—1715. Roch dem 30jährigen Krieg mar Frankreich 200 Fahre lang die erste Macht Europas. Fn jahrelangen Kämpfen hatten mächtige Minister dem Adel und den Städten ihre Vorrechte entrissen und die ganze Leitung der Staatsge- schäfte in die Hand des Königs gelegt, so daß dieser von sich sagen konnte: „Der Staat bin ich." Der Mann, der Frankreich 72 Fahre lang ganz nach diesein Grundsatz regierte, war Ludwig Xiv. 1. Seine Negierung. Ludwig Xiv. hatte für alle Zweige der Staats- verwaltung tüchtige Ratgeber. Unter ihrer Fürsorge blühten Ackerbau und Ge- werbe! Handel lind Verkehr steigerten sich durch Anlage von Straßen und Kanälen, z. B. Rhein-, Marne- und Rhein-Rhonekanal. Eifriger Schiffsbau förderte den überseeischen Handel. Eine seetüchtige Kriegs- und Handelsflotte ermöglichte die Gründung von Kolonien in Nordamerika und iu Ostindien. Ein kriegstüchtiges Heer unter ausgezeichneten Feldherren stützte die Macht des Königs; starke Festungen schirmten das Reich. 2. Sein Hofleben in Versailles. Dieser äußeren Macht verlieh er inneren Glanz durch sein Hosleben in Versailles. Das prächtige Schloß, das über 400 Millionen Franken gekostet haben soll, und der Park mit seinen Laubgängen, Standbildern und Springbrunnen, sind das Werk dieses prachtliebenden Königs. Schriftsteller, Künstler, Staatsmänner und Feldherrn, die sich um den „Sonnen- könig" drängten, nahmen an dem glänzenden Hofleben teil. Eine deutsche Fürstentochter erzählt uns hierüber: „Den Morgen bis um drei Uhr nach- mittags war man auf der Jagd, danach kleidete man sich anders an und ging hinauf ztim Spiel', wo man bis 7 Uhr abends blieb, von wo man in das Theater ging, welches um ' Hl Uhr aus war. Alsdann ging man zr»n Nachtessen, voiit Nachtessen zum Ball, welcher bis drei Uhr wahrte imb dann zu Bett." Bald wurde der verschwenderische Hof Ludwigs Xiv. der Mittelpunkt des vornehmen Lebens, nach dem sich die meisten Höfe Europas in Sitten, Einrichtung und Lebellsgemohuheiten richteten. Die vornehine Gesellschaft Deutsch- lands ahmte von jetzt ab französische Mode nach und bevorzugte die französische Sprache. Feder Fürst baute sich sein deutsches Versailles. (Schloß in Bruchsal, Schloßgarten in Schwetzingen, Ludwigsburg.)

8. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 82

1909 - Leipzig : Voigtländer
82 Die neue Seit. Zweite Periode. — ----------------------------------- und Deutschland eine Reihe von Kriegen (Raubkriege), die er aus bloßer (Eroberungsluft unternahm. (Er gewann durch sie eine Anzahl niederländischer Grenzstädte, die burgundische Freigrafschaft und mehrere 1681 linksrheinische deutsche Gebiete, namentlich die Reichsstadt Stra&burg, die er mitten im Frieden verräterisch wegnahm. Im dritten dieser Kriege kam es zu einer entsetzlichen Verheerung der Pfalz: das fruchtbare Land wurde von den französischen Heeren unter tttelac völlig ausgeplündert, eine Menge blühender Städte (Idorms, Speier, Mannheim, Heidelberg rc.) und Schlösser niedergebrannt, die Gräber der alten deutschen Kaiser im Dome zu Speier durchwühlt, das Land auf weithin in eine Einöde verwandelt. Doch mußte Frankreich im 1697 Frieden zu Ryswik die in diesem Kriege gemachten (Eroberungen herausgeben, behielt aber das Elsaß mit Straßburg. 2. Ludwigs Staats- und Hofrvesen. In seinem Staate übte Ludwig eine ganz schrankenlose Macht. „Ich bin der Staat," sagte er. Das glanzvollste Hofwesen umgab ihn. Der Schauplatz des Hoflebens war das Schloß von Versailles, dessen stolzen Bau er nebst andern Schlössern mit einem riesenhaften Kostenaufwand aufführen ließ. Bei den auf diesen Schlössern begangenen Festen herrschte eine unermeßliche Pracht. Aller Festglanz, alle höfischen Sitten und Gebräuche zielten darauf hin, des Königs Ruhm und Größe zu verherrlichen. Um die Staatsverwaltung machte sich besonders der Minister (Tolbert verdient, der den Ackerbau, den Gewerbefleiß und Handel hob, Straßen, Kanäle und Kolonien anlegte und Frankreichs Seemacht verstärkte. (Einen erheblichen Stoß versetzte jedoch Ludwig dem Wohlstände des Landes durch die grausame Verfolgung, die er über die Hugenotten verhängte. (Eine halbe Million dieser getoerbfleißigen Untertanen wanderte nach der 1685 Aufhebung des Edikts von Nantes in fremde Länder. Dagegen beförderte Ludwig in freigebiger Weise Künste und Wissenschaften, die zur (Erhöhung seines Glanzes beitrugen. Insbesondere hatte unter ihm die französische Literatur ihr goldenes Zeitalter,- die Tragödiendichter Corneille und Racine, der Lustspieldichter Moliere, der Fabeldichter Lafontaine und andere berühmte Schriftsteller lebten unter seiner Regierung. Ihre gewandt und anmutig geschriebenen Werke wurden in ganz (Europa gelesen und bewundert, und die glatte französische Sprache wurde die Sprache aller Höfe und der gesamten feineren Welt. Freilich hat das

9. Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte - S. 85

1856 - Moers : Rhein. Schulbuchh.
§. 56. Ludwig Xiv. in Frankreich. 1643—1715. 85 Lande umher, — unwissend und roh wie die Thiere des Feldes, und schrieen nach Brod. Da endlich, im Jahre 1648, schloß der Kaiser in den west- fälischen Städten Osnabrück und Münster mit den Schweden und den Franzosen, die in den letzten Jahren den Schweden gehol- fen hatten, den langersehnten Frieden. Die Franzosen bekamen das schöne Elsaßland am linken Oberrhein, die Schweden das Herzog- thum Pommern an der Ostsee, und die Protestanten in Deutschland, Holland und der Schweiz die Erlaubniß, ungehindert nach der hei- ligen Schrift Gott dienen zu dürfen. — So endete der dreißigjährige Krieg. §. 56. Ludwig Xiv in Frankreich. 1643 — 1715. Der französische König, welcher den deutschen Protestanten im dreißigjährigen Kriege half, aber sich seine Hülfe auch theuer bezah- len ließ, war Ludwig Xiv. — Ein merkwürdiger Mann! Er war erst drei Jahre alt, da er König ward, und saß zwei und sieb- zig Jahre zum Unsegen von beinahe ganz Europa auf dem Throne. Als er größer ward, wandelte er auf dem Wege fort, den die Män- ner eingeschlagen, die für ihn in seiner Jugend regiert hatten. Er suchte die Streitigkeiten der Nachbarn zu benutzen, und mit List und Gewalt einzelne Stücke von ihren Ländern abzureißen. Besonders ge- lang ihm das mit unserm lieben Vaterlande. Die Franzosen sahen chr Land immer mächtiger werden. Ludwig hatte vorzügliche Feld- herren, und führte fast mit allen seinen Nachbaren Kriege. Er that, was er wollte, und man fürchtete ihn. Seine Schiffe fuhren auf allen Meeren; in fremden Welttheilen hatten die Franzosen Macht und wurden durch Handel reich. An Ludwig's Hofe lebten viele be- rühmte Männer, und in ganz Europa rühmte man das feine Betra- gen der Franzosen; und wer gebildet sein wollte, sprach französisch und reiste nach Paris, und was recht gut heißen sollte, mußte nach französischer Weise sein. Aber nicht in dem feinen und glänzenden Aeußern ist Heil. Am französischen Hofe herrschten viele Sünden und großer Leichtsinn. Das lernten die betrogenen Fremden auch kennen, gewannen es lieb und brachten es heim. Und so ist durch dies blinde Nachahmen fremder Sitten viel Böses über uns Deutsche gekommen. Indessen erhob sich Ludwig's Herz, und, durch seine Priester angereizt, hob er im Jahre 1685 das Edikt von Nantes auf, das Heinrich Iv. zu Gunsten der Protestanten gegeben hatte. Eine schwere Verfol- gung brach über die unglücklichen Hugenotten aus. Tausende der-

10. Realienbuch für Berlin und Vororte - S. 71

1911 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
71 Klöster usw., in denen nun das französische Wappen angeschlagen wurde. Der deutsche Reichstag machte Vorstellungen, und Ludwig willigte ein, die Sache auf einer Zusammen- kunft der Gesandten untersuchen zu lassen. 5. Raub Straßburgs. Aber während sich diese stritten, wer von ihnen bei den Beratungen auf Sesseln mit rotem oder mit nur grünem Samt sitzen dürfe, beging Ludwig einen neuen Gewaltstreich: er raubte 1681 die Reichsstadt Straßburg, den 1681 Schlüssel zu Süddeutschland. Der verräterische Bischof Eugen von Fürstenberg und feile Ratsherren unterstützten ihn. Die Stadt wurde in eine starke Festung umgewandelt, das Münster dem katholischen Gottesdienst zurückgegeben. Fast zwei Jahrhunderte blieb „die Perle von Elsaß" bei Frankreich. 6. Hufbebang des Edikts von Dantes. Ludwig Xiv., dessen Wahlspruch war: „Ein König, ein Gesetz, ein Glaube," suchte die Hugenotten gewaltsam zur katholischen Kirche zurückzubringen und hob 1685 das Edikt von Nantes aus. (S. 55.) Obgleich 1685 die Grenzen scharf bewacht und auf das Auswandern schwere Strafen gesetzt wurden, flohen nun über eine halbe Million Hugenotten ins Ausland (S. 75). 7. Dritter Raubkrieg. Verwüstung der pfalj. Ludwig Xiv. ersann immer neue Eroberungspläne. Da verbanden sich Holland, Brandenburg, Schweden, Spanien und der Kaiser gegen ihn (1689). Als er sich außerstande sah, seine Stellung am linken Rheinufer zu behaupten, ließ er die Pfalz verwüsten, damit die Feinde daselbst keinen Unterhalt fänden. In Heidelberg wurde das herrliche Schloß in die Luft gesprengt; Speyer und Worms wurden in Aschenhaufen verwandelt. 1693 fielen sie zum zweiten- mal in Heidelberg ein und brannten die ganze Stadt nieder. In dem 1697 geschlossenen Frieden behielt Frankreich das geraubte Straßburg. 8. Ludwigs einfluß auf feine Zeit. 1715 starb Ludwig. Frankreich war durch ihn trotz allen Ruhmes elend geworden und hatte eine Schuldenlast von 3000 Millionen Franken. Der französische Hof wurde das Vorbild für viele Höfe in Deutschland und Europa. Die Söhne der Adligen und Fürsten erhielten französische Erzieher und wurden nach Paris geschickt, um sich in den französischen Umgangsformen zu üben. Hochmütig verachteten sie nach ihrer Rückkehr das Einheimische. Mit den französischen Sitten übernahm man französische Moden, Kleider und Perücken. Die fran- zösische Sprache wurde die Verhandlungssprache der Staatsmänner und die Umgangs- sprache der feinen Welt. 2. Friedrich Wilhelm der Große Rurfürst. (640—(688. X. Der Grohe Rurfürst, Reiterstandbild von Schlüter auf der Uurfürstenbrücke. 2. Übergabe Warschaus an den Groheu Rurfürsten, Gemälde von Räuber in der Nationalgalerie. 3. Schlacht bei Fehrbellin, Gemälde von Jausten im Zeughaus (Ruhmeshalle). Der Grob« Rurfürst bei Fehrbellin, Gemälde von Camphausen im königlichen Schloß. 5. Übergang über das Rurische Hass, Gemälde von Simmler im Zeughaus (Ruhmeshalle). 6. Ser Groh« Rurfürst empfängt di« Röfugiö», Gemälde von Vogel im Rathaus (Vorhalle des Magistrats- saales). 7. Yohenzollern-Museum (Zimmer 39). a. Die Anfänge Friedrich Wilhelms. 1. .Zustand in Brandenburg. Friedrich Wilhelm wuchs auf unter den Leiden und Gefahren des Dreißigjährigen Krieges. Sein Vater Georg Wilhelm (1619—1640) befaß zu wenig Tatkraft, um während des Krieges Brandenburgs Ansehen behaupten zu können. Um es mit keiner Partei zu verderben, blieb er anfangs neutral, hatte aber kein Heer, um seine Grenzen zu schützen. Ungehindert fielen nun Wallensteins Scharen in das Land. Als Gustav Adolf erschien, sträubte sich Georg Wilhelm gegen ein Bündnis mit ihm; er fürchtete, jener wolle sich

11. Württembergisches Realienbuch - S. 95

1909 - Stuttgart : Bonz
95 4. Kudurig Xiv. und Deutschland. 1. Ludwig Xiv. In Frankreich regierte eine lange Reihe von Jahren König Ludwig Xiv., ein prachtliebender, ehrgeiziger und hochstrebender Fürst, der nach dem Wort handelte: „Der Staat bin ich!" Seine Minister verstanden es, durch Förde- rung von Gewerbe, Handel und Schiffahrt den Wohlstand des Volkes zu heben und die Staatskassen zu füllen. Die Festungen des Landes waren in gutem Zustande, die Heere wohlgeübt und von trefflichen Feldherren geführt. Lud- wig Xiv., damals der mächtigste Fürst in Europa, wollte die Grenzen feines Reiches immer noch mehr erweitern. Seine ganze Regierungszeit war daher mit Kriegen ausgefüllt. Man hat diese Kriege, von denen Deutschland am härtesten betroffen worden ist, mit Recht „Raubkriege" genannt. Das deutsche Reich war umso schlimmer daran, als es ihm an Soldaten und an Geld fehlte. Unter den Fürsten herrschte Uneinigkeit, und der schlaue Franzosenkönig wußte den alten Feind im Osten, den türkischen Sultan, gegen Österreich aufzustacheln. 2. Wegnahme von Straßburg. Im Westfälischen Frieden hatte Frankreich deutsche Besitzungen im Elsaß erhalten; 'allein Ludwig Xiv. wollte das ganze linke Rheinufer unter seine Gewalt bekommen. Er setzte nun im Elsaß und in Lothringen Gerichtshöfe ein, die untersuchen mußten, was ehemals zu den von Frankreich erworbenen Städten, Bistümern und Schlössern gehört hatte. Auf alle diese Gebiete machte Ludwig Anspruch und ließ sie durch seine Soldaten besetzen. Straßburg war die einzige Stadt, die aus dem linken Rheinufer noch dem deutschen Reich verblieb, freilich nicht mehr lange. Im September des Jahres 1681 erschienen drei französische Dragonerregimenter vor der Stadt. In der ganzen Gegend stand kein deutscher Soldat; die Stadt selbst war schwach besetzt und der Bischof französisch gesinnt, weshalb die Bürger allen Widerstand aufgaben. Am 30. September konnten die Dragoner Ludwigs ungehindert in die Stadt einziehen. Für Kaiser und Reich war dies ein Tag der Schmach. Lud- wig Xiv. ließ die alte deutsche Reichsstadt in eine starke Grenzfestung umwandeln, von der aus die französischen Heere in Süddeutschland ein- marschieren konnten. 3. Verwüstung der Pfalz. Der Kurfürst von der Pfalz war kinderlos gestorben. Da erhob Ludwig Xiv. im Namen seiner Schwägerin, einer pfälzischen Prinzessin, Anspruch auf das Land. Weil der französische König gegen die Übermacht seiner verbündeten Feinde die Pfalz nicht hätte be- haupten können, gab er seinen Generalen den Befehl, das Land mit Feuer und Schwert zu verheeren und in eine Wüste zu verwandeln. Sengend und brennend sielen die französischen Heere in die Pfalz ein und zerstörten Worms, Speier, Mannheim, Heidelberg und noch eine große Anzahl Städte und Dörfer. Auch unser Vaterland Württemberg wurde damals von den wilden Horden heimgesucht (Seite 16). Nach vielen blutigen Schlachten

12. Deutsche Geschichte bis zur Folgezeit des dreißigjährigen Krieges - S. 124

1912 - Leipzig [u.a.] : Teubner
124 Ludwig Xiv. willkürlich verwenden. (Er gebot über ein großes Heer; er berief alle Richter und hohen Beamten. — Ludwig Xiv. war ein hochbefähigter, willensstarker und rastlos tätiger Herrscher, und er wußte auch sein Land zu fruchtbarem Schaffen anzuregen. Besonders pflegte er das französische Kunstgewerbe, z.b. Porzellanfabrikation, Seiden» Weberei. Gobelinweberei, Kunsttischlern, Goldschmiedekunst. Hlle tüchtigen Kräfte verdankten Beschäftigung und Lohn dem Königshofe. Hber die Hauptmasse der französischen Luxuswaren wurde vom Kuslande gekauft. Dafür strömten unglaublich hohe Geldsummen nach Frankreich. Einen großen Teil des Geldes zog der Staat ein. - Gelehrte Dichter und Künstler zog Ludwig an seinen Hof,- sie verherrlichten ihn als den „Sonnen* lcunö ais den "Großen". — Und doch fehlte ihm die wertvollste (Eigenschaft etnes Königs, die selbstlose Liebe zum Volk. (Er liebte nur sich selbst. Mit unerhörter Verschwendung schuf er das Schloß und die prächtigen (Bartenanlagen und Springbrunnen von Versailles. (Allein das Schloß hat 400 Millionen Mark gekostet) Seine prunkvolle Hofhaltung verschlang einen großen Teil der Staatseinnahmen. Unerschwingliche Summen kosteten aber vor allen Dingen feine fortwährenden Kriege. Hues mußte das Volk ausbringen. Der Staat war nach Ludwigs Meinung nur um des Königs willen da; dieser aber regierte, wie bisher nirgends ein Herrscher mit unumschränkter Macht. (Er konnte mit Recht behaupten: L’Etat c’est moi. Ludwig dar Vorbild der Surften seiner Zeit. alle Fürsten seiner Seit sahen Ludwig als Vorbild an. In allen Ländern wurde das „absolute Regiment" durchgeführt; d.h. der Fürst regierte mit unumschränkter Gewalt. Ruch viele deutsche Fürsten wollten es Ludwig gleichtun an Pracht und Glanz des Hoflebens. Ruch hier wurden die Untertanen durch Steuern bedrückt. Dabei waren sie bettelarm-denn die Wunden des großen Krieges waren noch nicht geheilt. Liese-Lotte. In dieser traurigen, für das deutsche Volk beschämenden Seit er* freut uns am französischen Hofe das Bild einer wackeren, echt deutschen Frau; es ist (Elisabeth Tharlotte von der Pfalz, genannt Lieselotte. Die Prinzessin war gegen ihren willen an den Bruder Ludwigs Xiv. verheiratet worden. Inmitten der Pracht und der Verführung des französischen Hoflebens wahrte sie ihre (Einfachheit und ihre deutsche Zucht und Sitte. Nicht wie die übrige Hofgesellschaft schmeichelte sie dem Sonnenkönige, wie gegen jedermann, so auch gegen Ludwig sprach sie ehrlich und freimütig aus, was sie dachte. Sie verhehlte gar nicht, daß sie im Grunde der Seele ie ganze Pariser Herrlichkeit verachtete. Der Spott der Höflinge über ihre schlichte deutsche Tracht und über ihr natürliches Benehmen verstummte bald; selbst der König mußte sie hochachten. — Lieselotte stand lange in Briefwechsel mit einer verwandten m Hannover. Ihre Briefe sind erhalten geblieben. Sie zeigen uns, wie lieb sie ihre deutsche Heimat behielt; sie geben uns ein getreues Bild von dem ganzen Wesen dieser trefflichen deutschen Frau und zugleich von dem Leben am Hofe Ludwigs Xiv. Ludwigs Raubkriege. 5as Ziel der Raubkriege. Seit Kaiser Karl V. und dem französischen Könige Franz I. hatte die Feindschaft zwischen den Hamburgern und den Bourbonen nicht mehr aufgehört. Der ehrgeizige Sonnenkönig wollte Frankreich zum mächtigsten

13. Die brandenburgisch-preußische Geschichte von ihren Anfängen bis zur Gegenwart - S. 24

1903 - Berlin : Nicolai
24 Bundesfürsten im Westfälischen Frieden Rechte eingeräumt waren, die sie zu souveränen Herrschern in ihren Landen machten, da glich die Macht des Kaisers einem Schatten. Es kam so weit, daß einzelne Fürsten sogar mit dem Auslande gegen den Kaiser kämpften. Frankreich dagegen war zu einem machtvollen Reiche geworden. Der Thron war erblich; in langer Reihe folgten die Söhne auf den Vater; die Großen des Reiches wurden den Königen untertänig. Tüchtige Könige, wie Heinrich Iv. von Bourbon, kluge Minister, wie Richelieu, befestigten die Macht der Könige und hoben den Wohlstand des Landes. Keiner der französischen Herrscher wurde aber so mächtig wie Ludwig Xiv., ein Zeitgenosse Friedrich Wilhelms von Brandenburg. Ludwig war ehrgeizig und herrschsüchtig. Frankreich sollte der mächtigste Staat werden; er machte die königliche Macht zu einer unbeschränkten. Er verstand es, sich tüchtige Minister zu wählen. Colbert hob den Ackerbau, das Gewerbe und den Handel. Louvois schuf ein tüchtiges, kriegsbereites Heer, Banban schwer einnehmbare Festungen; große Feldherren, wie Conds, Tnrenne, führten die Heere. Ludwig liebte die Pracht, erbaute stolze Paläste und umgab sie mit kunstvollen Gärten und Parks. Er förderte auch die Wissenschaft und die Dichtkunst. Ludwig wurde das Muster, dem die meisten Fürsten nacheiferten. Französische Sitte, Sprache und Lasterhaftigkeit verbreiteten sich durch ganz Europa. Auch in Deutschland ahmten besonders die Vornehmen französische Sitten nach, sprachen die französische Sprache und verachteten die deutsche. Sie bedeckten das Haupt mit der französischen Perücke, stochten es später zu Zöpfen und puderten es. Ludwigs Kriege. Ludwig war unablässig darauf bedacht, die Grenzen Frankreichs zu erweitern und die andern Länder Europas von sich abhängig zu machen. Seine Herrschsucht trieb ihn von einem Kriege zum andern. Er wollte Spanien die Niederlande (das heutige Belgien) entreißen. Daran hinderten ihn die Holländer. Deshalb ließ er sie seinen Zorn fühlen und überfiel sie mit einem starken Heere. Da die Regenten Hollands nicht für ein starkes und tüchtiges Heer gesorgt hatten, so eroberten die Franzosen Holland leicht. Nun aber erhob sich das holländische Volk, stürzte die bisherige Regierung und stellte den klugen Prinzen von Oranien an die Spitze des Staates. Ja, es riß die Dämme ein, die es früher gegen die Fluten der Nordsee

14. Württembergisches Realienbuch - S. 39

1909 - Stuttgart : Bonz
39 Händen feindlicher Mächte. Nur eines hatte der schreckliche Krieg gerettet: die Glaubensfreiheit. Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt und auch auf die Reformierten ausgedehnt. 18. Deutschland und Württemberg zur Zeit Ludwigs Xiy. 1. Ludwig Xiv. In Frankreich regierte eine lange Reihe von Jahren König Ludwig Xiv., ein prachtliebender, ehrgeiziger und hochstrebender Fürst, der nach dem Wort handelte: „Der Staat bin ich!" Seine Minister verstanden es, durch Förderung von Gewerbe, Handel und Schiffahrt den Wohlstand des Volkes zu heben und die Staatskassen zu füllen. Die Festungen des Landes waren in gutem Zu- stande, die Heere wohlgeübt und von trefflichen Feldherren geführt. Ludwig Xiv., damals der mächtigste Fürst in Europa, wollte die Grenzen seines Reiches immer noch mehr erweitern. Seine ganze Regierungszeit war daher mit Kriegen aus- gefüllt. Man hat diese Kriege, von denen Deutschland am härtesten betroffen worden ist, mit Recht „Raubkriege" genannt. Das deutsche Reich war umso schlimmer daran, als es ihm an Soldaten und an Geld fehlte. Unter den Fürsten herrschte Uneinigkeit, und der schlaue Franzosenkönig wußte den alten Feind im Osten, den türkischen Sultan, gegen Österreich aufzustacheln. 2. Wegnahme von Straßburg. Im Westfälischen Frieden hatte Frankreich deutsche Besitzungen im Elsaß erhalten; allein Ludwig Xiv. wollte das ganze linke Rheinufer unter seine Gewalt bekommen. Er setzte nun im Elsaß und in Lothringen Gerichtshöfe ein, die untersuchen mußten, was ehemals zu den von Frankreich erworbenen Städten, Bistümern und Schlössern gehört hatte. Alls alle diese Gebiete machte Ludwig Anspruch und ließ sie durch seine Soldaten besetzen. Straßburg war die einzige Stadt, die auf dem linken Rheinufer noch dem deutschen Reich verblieb, freilich nicht mehr lange. Im September des Jahres 1681 erschienen drei fran- zösische Dragonerregimenter vor der Stadt. In der ganzen Gegend stand kein deutscher Soldat; die Stadt selbst war schwach besetzt und der Bischof französisch gesinnt. Am 30. September konnten die Dragoner Ludwigs lingehindert in die Stadt einziehen. Für Kaiser und Reich war dies ein Tag der Schmach. Ludwig Xiv. ließ die alte deutsche Reichsstadt in eine starke Grenzfestung umwandeln. 3. Verwüstung der Pfalz. Der Kurfürst von der Pfalz war kinderlos gestorben. Da erhob Ludwig Xiv. im Namen seiner Schwägerin, einer pfälzischen Prinzessin, Anspruch ans das Land. Weil der französische König gegen die Übermacht seiner verbündeten Feinde die Pfalz nicht Hütte be- haupten können, gab er seinen Generalen den Befehl, das Land mit Feuer und Schwert zu verheeren und in eine Wüste zu verwandeln. Sengend und brennend fielen die französischen Heere in die Pfalz ein und zerstörten Worms, Speier, Mannheim, Heidelberg und andere Orte. 4. Die Franzosen in Württemberg. Auch unser Vaterland Württem- berg wurde damals von den wilden Horden heinigesucht. Sie plünderten

15. Lehr- und Lesebuch für die gewerblichen Fortbildungsschulen Bayerns - S. 467

1886 - München : Ackermann
467 Leiden herbei, welche die späteren Geschlechter am meisten zu fühlen hatten. Der König selbst besaß keine großen persönlichen Eigen- schaften, aber er verstand es, tüchtige Männer um sich zu sammeln, welche seine Regierung verherrlichten. An der Spitze seiner zahl- reichen und gutorganisierten Heere standen die tüchtigsten Feld- herren, die innere Verwaltung besorgte ein trefflicher Minister, der weise Colbert, welcher durch Anlegung von Kanälen und Gründung von Kolonien Handel und Schiffahrt belebte und Ackerbau und Gewerbesteiß beförderte, so daß die französische Nation in Kunst und Wissenschaft alle übrigen des Festlandes überragte und in Industrie und Handel eine ungemein erfolgreiche Thätigkeit entwickelte. Der König selbst liebte Künste und Wissen- schaften und suchte sich mit ihrem Glanze zu umgeben, deshalb unterstützte er Dichter, Künstler und Gelehrte mit freigebiger Hand. Dadurch wurde die französische Sprache sehr ausgebildet und auch im Auslande so beliebt, daß sie bald die Sprache der Höfe, der Diplomatie und der höheren Gesellschaft in ganz Europa wurde. Mit der französischen Sprache verbreiteten sich auch die französischen Moden und Sitten überallhin; die kurzen Beinkleider mit dem Frack, die Schuhe mit den seideneu Strümpfen, selbst die Perrücken fanden allerorten Eingang; der Hof Ludwigs zu Ver- sailles, seine Lustschlösser mit den großen Marmortreppen und be- rühmten Spiegelgallerien, seine Gartenanlagen mit den beschnittenen Alleen und Springbrunnen, seine Hoffeste und Hofgebräuche, die feine Geselligkeit, der gebildete Ton, die leichten Manieren des Adels und der Hofleute wurden das Musterbild für Europa, namentlich für Deutschland. Französische Köche, französische Lehrer und Tanz- meister überschwemmten unser Vaterland, um französische Lebens- weise und Bildung zu lehren. Im Gefolge dieser Nachahmungs- sucht verpflanzten sich aber auch rücksichtslose Willkürherrschaft, üppige Sinnlichkeit, abenteuerliche Verschwendung, trügerische Heuchelei, eitle Prahlerei und falsche Ruhmsucht an die deutschen Höfe, und die deutsche Ehrbarkeit, Einfachheit und Sparsamkeit gingen in den verwelschten Sitten unter. Nicht minder war Ludwigs Xiv. Politik für ganz Deutsch- land gefährlich. Von dem ehrgeizigen Wunsche beseelt, unter allen Königen Europas als der erste und mächtigste hervorzustrahlen, unternahm er meist ohne alle Ursache, aus bloßer Eroberungssucht verschiedene Kriege gegen seine Nachbarn, insbesondere gegen das deutsche Reich, dessen Ohnmacht und Zerrissenheit ihm..günstige Gelegenheit zu Ruhm und Eroberung boten. In seinem Ubermute ließ er sich eine Uhr machen, in welcher ein künstlicher französischer Hahn bei jedem Stundenschlag krähte, der deutsche Adler aber, welcher auch an der Uhr angebracht war, bei diesem Krähen jedes- mal am ganzen Leibe zitterte. Eine große Statue hatte er fertigen lassen, die ihn selbst darstellte, stehend aus dem Nacken von vier 30*

16. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 192

1902 - Leipzig : Roßberg
— 192 — Um das zweite Ziel zu erreichen, schuf Ludwig ein starkes Heer. Dabei halsen ihm fähige Feldherren, wie der Prinz (Sonde,x <Turenne, Louvois und viele andere. Die Mittel für den Unterhalt des Hofes und des Heeres gewann der König hauptsächlich aus der Förderung der Gewerbe und des Handels. Sein Minister Colbert hob den Einheimischen Gewerbefleiß, indem er die Einfuhr fremdländifcherjndustrieerzeugnisse erschwerte oder gänzlich verbot, neue Fabrikzweige einführte und den Handel durch Anlage von Straßen und Kanälen in Aufschwung brachte. b) Der Einfluß Frankreichs auf das übrige Europa, insbesondere auf Deutschland. Ludwig Xiv. und seine Hofhaltung wurden das Vorbild für die Fürsten Europas, insbesondere Deutschlands. Sie alle strebten nach unumschränkter Regierung, bauten prächtige Schlösser im Stile des Versailler /Schlosses, feierten glänzende Hoffeste, schufen stehende Heere mit / den französischen Einrichtungen und Benennungen. Die Kosten wurden von den Untertanen erpreßt, die nur für den Fürsten vorhanden zu sein schienen. Die schmählichsten Mittel wurden /angewandt, um die ungeheuren Summen aufzubringen. Damals wurde das Französische die Sprache der Gebildeten aller Länder. Französische Luxus- und Modewaren gingen durch die ganze Welt; französische Sitten und Unsitten wurden namentlich in Deutschland nur allzu willig angenommen, und französische Abenteurer (Köche, Friseure, Tanzmeister) spielten an den deutschen Fürstenhösen die erste Rolle. 2. Der Grohe Knrfiirst im Kampfe um seine Unabhängigkeit. Wie alle Reichsstände durfte auch der Kurfürst jetzt die volle Landeshoheit in feinen zum Reiche gehörigen Ländern (Branden-bürg, Pommern, Cleve) ausüben, nur nicht im Herzogtum Preußen, das unter der Lehenshoheit Polens stand. Da bot sich ihm eine Gelegenheit, in dem Schwedisch-polnischen Erbfolgekriege dieser Fesseln ledig zu werden. § 210. Der Schwedisch-polnische Krieg (1655—1660). In Schweden hatte Gustav Adolfs Tochter Christine die Regentschaft freiwillig niedergelegt, bestimmte aber nicht den König von Polen, welcher aus dem schwedischen Hause Wasa stammte, zu ihrem Nachfolger, sondern ihren Vetter Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken. Darüber kam es zwischen beiden Fürsten zum Kriege. Karl Gustav besiegte die Polen mit Hülse Friedrich

17. Geschichten aus der Geschichte, das ist: Denkwürdigkeiten aus der Weltgeschichte - S. 76

1837 - Meurs : Rhein. Schulbuchh.
76 L- 56. Ludwig Xiv. in Frankreich, tz. 56. Ludwig Xiv. in Frankreich. 1643 — 2 715, Der französische König, welcher den deutschen Protestanten im dreißigjährigen Kriege half, aber sich seine Hülfe auch tbeuer bezahlen ließ, war Ludwig der Xiv.; — ein merkwürdiger Mann, der erst drei Jahr alt war, da er König ward, und zwei und siebzig Jahre zum Unsegen von beinahe ganz Europa ans dem Throne saß. Als er größer ward, wandelte er auf dem Wege fort, den die Männer eingeschlagen, die für ihn in seiner Ju- gend regiert hatten: er suchte die Streitigkeiten der Nachbarcn zu benutzen, und mit List und Gewalt einzelne Stücke davon abzureißen. Besonders gelang ihm das bei nnserm lieben Vater- lande. Die Franzosen sahen ihr Land immer mächtiger werden, Ludwig hatte vorzügliche .Feldherrn, und führte fast mit allen seinen Nachbaren Kriege. Er that, was er wollte, und man fürchtete ihn. Seine Schiffe fuhren auf allen Meeren, in frem- den Welttheilen hatten die Franzosen Macht, und wurden durch Handel reich. An Ludwigs Hofe lebten viele berühmte Männer, und in ganz Europa rühmte man das feine Betragen der Fran- zosen, und wer gebildet sein wollte, sprach französisch und reiste nach Paris, und was recht gut heißen sollte, mußte nach fran- zösischer Weise sein. Aber nicht in dem feinen und glänzenden Aenßern ist das Heil. Am Hofe Frankreichs herrschten viele Sünden und großer Leichtsinn, das lernten die betrogenen Fremden auch kennen, und brachten cs heim, so daß durch dies blinde Nachmachen fremder Sitten viel Böses über uns Deutsche gekommen ist. Indessen erhob sich Ludwigs Herz, und durch seine Priester angereizt, hob er im Jahre 1685 das Edikt von Nantes auf, das Heinrich Iv. zu Gunsten der Protestanten gegeben hatte, und eine schwere Verfolgung brach über die unglücklichen Hugonotten aus. Tau- sende derselben verließen nun das Land, und wurden in der Schweiz, in Brandenburg und den Niederlanden freundlich aus- genommen. Von da an ging es mit Frankreichs Macht rückwärts. Die vertriebenen Protestanten waren seine fleißigsten Leute gewesen, die errichteten nun in andern Ländern Fabriken, trieben Handel, rind in Brandenburg bauten sie den dürren Sandboden an. Im Kriege verloren die Franzosen auch viel. Die Regierung wurde arm, und mußte Schulden machen, und als Ludwig starb, trauerte Niemand, sondern man freute sich, und hoffte, cs würde nun besser kommen, aber es kam nicht besser. Wenn die Men- schen in ihrem Stolz und Leichtsinn Gottes vergessen, so weicht sein Segen von ihnen, und sie bringen sich und Andere in im» mer größeres Unglück.

18. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 207

1897 - Leipzig : Baedeker
— 207 — hingen der Gesandten und Diplomaten verdrängte. Ludwig war dev hohe Gönner aller Künstler und Gelehrten. Er beförderte Kunst und Wissenschaft zur Erhöhung seines eigenen Ruhmes. Denn aller Ruhm und alle Ehren sollten sich in feiner Person vereinigen, und von ihm sollte aller Glanz der Krone und alle Hoheit der Majestät ausstrahlen. Wie die Sonne der ganzen Erde Glanz verleiht, so sollte aller Glanz irdischer Hoheit allein von ihm ausgehen. Schmeichler nannten ihn deshalb wohl „Sonnenkönig". Unstreitig Hat er seiner Zeit den Stempel seines Wesens ausgedrückt. 8. Hofleben. In seinem Lieblingsschlosse zu Versailles war ein solcher Reichtum und eine solche Pracht entfaltet, wie Ähnliches Europa noch nie gesehen Hatte. Aber es herrschten dort auch solche Üppigkeit, Verschwendung und Ausschweifungen aller Art, daß Tugend und Sittsamkeit darob ihr Antlitz verhüllten. 9. Schlimmer Einfluß auf Deutschland. Mit blinder Bewunderung blickte ganz Deutschland auf den strahlenden Glanz des französischen Hofes. Leider fühlten sich viele Fürsten veranlaßt, ihm nachzuahmen in Pracht und Verschwendung, in Sitten, Moden und Sprache. Mit den Höfen nahm auch der Adel die französische Sprache und Sitten an und schämte sich der alten ehrwürdigen Muttersprache. Paris galt als Mittelpunkt aller Kultur. Fürsten und Adel sandten ihre Söhne dorthin, um sich die höhere französische Bildung anzueignen. So verbreitete sich das prunkende, verweichlichende und eitle weibische Franzosentum immer mehr in Deutschland, und deutsche Einfachheit und Mannhaftigkeit, Biederkeit, Treue und Gottesfurcht behielten eine Heim- und Pflegstätte nur in den niederen Volksschichten. Höhnend und zugleich klagend sagt ein Dichter über jene Zeit: Frankreich hat es weit gebracht, Frankreich kann es schaffen, Daß ein ganzes Land und Volk Wird zu seinen — Affen. 10. Ludwigs Ende. Der „Sonnenkönig", welcher alle Verhältnisse in Europa nach seinem Herrscherwillen gestalten wollte, sollte erfahren, daß ein Höherer im Regimente der Völker fitzt. Die Kaiser-würde erstrebte der hochfahrende Franzofenkönig für feinen Sohn. Aber dieser wurde ihm durch den Tod entrissen, und auch feinen Enkel sah er vor sich ins Grab sinken. Sein Urenkel war es, dessen schwache Hände nach ihm das Scepter des mächtigsten Reiches führen mußten. Durch die vielen Kriege, durch die verschwenderische Pracht und Üppigkeit des Hofes war das Land in eine ungeheure Schuldenlast gestürzt worden, unter der das Volk unwillig seufzte. Statt Liebe und Verehrung erntete Ludwig daher im Alter Haß und Nichtachtung; er fühlte sich einsam und verlassen auf seinem glänzenden Throne. Einsam und verlassen ist er auch in seinem glänzenden Schlosse gestorben.

19. Geschichtlicher Leitfaden für Anfänger - S. 86

1886 - Kreuznach : Voigtländer
— 86 — 1685 1603 Schauplatz des Hoflebens war das Schloß von Versailles, dessen stolzen Bau er nebst andern Schlössern mit einem riesenhaften Kostenaufwands aufführen ließ. Bei den auf diesen Schlössern begangenen Festen herrschte eine unermeßliche Pracht. Aller Festglanz, alle höfischen Sitten und Gebräuche zielten darauf hin, des Königs Ruhm und Größe zu verherrlichen. Um die Staatsverwaltung machte sich besonders der Minister Colb ert verdient, welcher den Ackerbau, den Gewerbefleiß und Handel hob, Straßen, Kanäle und Kolouieeu anlegte und Frankreichs Seemacht verstärkte. Einen erheblichen Stoß versetzte jedoch Ludwig dem Wohlstände des Landes durch die grausame Verfolgung, welche er über die Hugenotten verhängte. Über eine halbe Million dieser gewerbfleißigen Unterthanen wanderte nach der Aufhebung des Edikts von Nantes in fremde Länder. Dagegen beförderte Ludwig in freigebiger Weise Künste und Wissenschaften, welche zur Erhöhung seines Glanzes beitrugen. Insbesondere hatte unter .ihm die französische Litteratur ihr goldues Zeitalter: die Tragödiendichter C o r n e i l l e und R a e i n e, der Lustspieldichter M o l i 6 r e, der Fabeldichter Lafontaine und andere berühmte Schriftsteller lebten unter seiner Regierung. Ihre gewandt und anmutig geschriebenen Werke wurden in ganz Europa gelesen und bewundert, und die glatte französische Sprache wurde die Sprache aller Höfe und der gesamten feineren Welt. Freilich hat das überhandnehmende Franzosentum, die französische Sitte und Leichtfertigkeit, sowie die Nachahmung der Hoffart und Prachtliebe Ludwigs durch andere Fürsten, namentlich auch in Deutschland, viel Unheil angerichtet. § 75. Die englische Revolution. 1. Die Könige Jakob I und Karl I. Nach Elisabeths Tode (§ 71 3) kam mit Maria Stuarts Sohne, dem Könige Jakob von Schottland, das Haus Stuart ans den englischen Thron. Schottland wurde mit England zum Königreiche Großbritannien vereinigt.

20. Allgemeines Realienbuch - S. 40

1910 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
40 lutherischen Kirche über und verwandelte den Ordensstaat in ein welt- liches, erbliches Herzogtum. Nach dem Tode seines Sohnes fiel Ost- preußen infolge des Lehnsvertrages von 1669 als polnisches Lehen an den Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg. Georg Wilhelm 1619—164«. Georg Wilhelm regierte loährend des 30jährigen Krieges. Schon zu Anfang des Krieges hatte Brandenburg schwer zu leiden. Der Kurfürst war schwach und unentschlossen; er entschied sich nicht für den Kaiser, aber auch nicht für die protestantischen Fürsten; er blieb neutral. Aber gerade das brachte viele Leiden über Brandenburg; denn nun zogen Kaiserliche und Protestanten verwüstend durch das Land. Jägerndorf fiel da- mals an Oesterreich. Der unglückliche Kurfürst floh vor den Kriegs- stürnien nach Königsberg; dort starb er 1640. B. Das Zeitalter der absoluten Fürstengewalt vom Großen Kurfürsten bis zum Wiener Kongreß. 1. Das Zeitalter Ludwig Xiv. und des Großen Kurfürsten. Ludwig Xiv. und die Vollendung der französischen Vor- herrschaft in Europa 1643—1715. 4. Ludwigs Persönlichkeit und Hofhaltung. Unter Lud- wig Xiv. wurde Frankreich der erste Staat Europas. Ludwig bestieg (1643) als fünfjähriger Knabe den Thron und regierte über 70 Jahre. Zu seiner Residenz wählte er Versailles, zwei Meilen südwestlich von Paris. Dort erbaute er sich ein Prachtschloß und legte einen stunden- weiten Park an, der mit allen Gartenkünsten geschmückt wurde (Sans- souci). Der junge König versammelte hier außer dem hohen franzö- sischen Adel talentvolle Dichter und Künstler und große Gelehrte, die er freigebig unterstützte. Um ihn, den Sonnenkönig, drehte sich alles, und sein Hof und seine Hofhaltung wurden vorbildlich für alle euro- päischen Herrscher. Damals wurde es Sitte, daß die Fürsten und vornehmen Adligen ihre Söhne durch Franzosen erziehen ließen. Die französische Sprache wurde die Umgangssprache der Bornehmen und die Verhandlungssprache der Staatsmänner. 2. Die Errichtung des gewaltigen Herres und die Ein- führung des Merkantilsystems, Frankreich hatte schon seit dem 16. Jahrhundert ein stehendes Heer. Ludwig vermehrte die franzö- sischen Streitkräfte zu Lande und zur See ganz bedeutend. Unter ihm wurden auch an den Grenzen die ersten Festungen erbaut und so der Ansang gemacht zu dem Festungsgürtel, der heute Frankreich umgibt. — Die Erhaltung des großen Heeres kostete viel Geld. Ludwig ge- wann die Mittel durch eine gute Verwaltung. Sein Finanzminister