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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 294

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 204 — Bauwerkzeugen. Schon binnen vier Monaten waren die Wälle und Gräben vollendet, und nun begann mit noch größerem Eifer der Häuserbau. In einigen Jahren erblickte man bereits eine ausgedehnte Stadt in der früheren Einöde. Peter machte sie zu seiner Residenz, befahl vielen seiner Großen, sich dort niederzulassen, zog Kaufleute, Handwerker und Künstler dahin, und so wurde Petersburg eine der schönsten und volkreichsten Städte Europas. 9. Peters letzte Reise und Tod. — Noch einmal machte Peter eine Reise ins Ausland. Mit seiner Gemahlin Katharina, der Tochter eines Bauern, die er zur Kaiserin erhoben hatte, kam er nach seinem Lieblingslande Holland und sah Zaandam wieder, wo er einst als Peter Baas gezimmert und geschmiedet hatte. Dann ging er nach Paris, und hier fand er wieder genug des Neuen, das seine Wißbegierde anregte. Auch in Deutschland hielt er sich eine zeitlang auf. Alle eingesammelten Erfahrungen aber kamen seinem Reiche zugute. Seine Russen in Bildung und Gesittung den übrigen Völkern immer näher zu bringen, des Landes Kraft und Wohlfahrt auf jegliche Weise zu steigern, blieb Peters eifrige Sorge bis zu seinem Ende. Er starb 1725 nach 36jähriger Regierung, erst 53 Jahre alt. Mit Recht hat ihm die Geschichte den Beinamen „der Große" beigelegt. 111. Karl Xii. von Schweden. 1. Schweden in Kriegsnot. — Seit dem dreißigjährigen Kriege war Schweden das mächtigste Reich im nördlichen Europa. Auch die Küstenländer an der Ostsee, welche jetzt zu Rußland gehören, waren damals im Besitze der Schweden. Als nun Karl Xii., ein Jüngling von 15 Jahren, den schwedischen Thron bestieg, hielten die Herrscher der Nachbarländer die Gelegenheit für günstig, Schwedens Macht herabzudrücken. Vor allen strebte der Zar Peter der Große darnach, sein Reich bis an die Ostsee auszudehnen, um sich eine Seemacht zu schaffen. Er verband sich daher mit den Königen von Dänemark und Polen zum Kriege gegen Schweden. Den jungen, unerfahrenen Karl zu besiegen schien nicht schwierig.

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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 315

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 315 — zwanzigjährigen Stieg, der sein Reich bis an die Ostsee erwei-terte. Hier, am finnischen Meerbusen, erbaute er nun eine neue Stadt, die nach ihm Petersburg genannt wurde. Um den Bau rasch zu sörderu, ließ er selbst aus den entferntesten Theilen seines weiten Reiches viele tausend Arbeitsleute zusammentreiben. Die mutzten in der sumpfigen Gegend mit den Händen und in den Rockschößen Steine und Erde zusammentragen; denn es fehlte an Bauwerkzeugen. Schon binnen vier Monaten waren die Wälle und Gräben vollendet, und nun ging es mit noch größerem Eifer an den Häuserbau. In einigen Jahren erblickte man bereits eine ausgedehnte Stadt in der früheren Einöde. Peter machte ste zu seiner Residenz, befahl vielen seiner Großen, sich dort niederzulassen, zog Kaufleute, Handwerker und Künstler dahin, und so wurde Petersburg eine der schönsten und volkreichsten Städte Europa's. 9. Peters letzte Reise und Tod. — Noch einmal machte Peter eine Reise in's Ausland. Mit seiner Gemahlin Katharina, der Tochter eines Bauern, die er zur Kaiserin erhoben hatte, kam er nach seinem Lieblingslande Holland und sah Zaan-dam wieder, wo er einst als Peter Baas gezimmert und geschmiedet hatte. Dann ging er nach Paris und hier fand er wieder genug des Neuen, das feine Wißbegierde anregte. Auch in Deutschland hielt er sich eine Zeit lang auf. Alle eingesammelten Erfahrungen aber kamen seinem Reiche zu Gute. Seine Russen in Bildung und Gesittung den übrigen Völkern immer näher zu bringen, des Landes Kraft und Wohlfahrt auf jegliche Weise zu steigern, blieb Peters eifrige Sorge bis zu seinem Ende. Er starb 1725 nach 36jähriger Regierung, erst 53 Jahre alt. Mit Recht hat ihm die Geschichte den Beinamen der Große beigelegt. 115. Karl Xii. von Schweden. 1. Schweden in Kriegsnoth. — Seit dem dreißigjährigen Kriege war Schweden das mächtigste Reich im nördlichen Europa. Auch die Küstenländer an der Ostsee, welche jetzt zu

2. Deutsche Geschichte - S. 124

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
] 24 58. Peter der Große von Rußland (1682—1725). alles erfüllte ihn mit freudigem Erstaunen. Um nicht erkannt zu werden, kleidete er sich wie ein holländischer Schiffszimmermann und war nun von früh bis spät auf den Beinen, um alles genau zu sehen. Als das Schönste von allem erschienen ihm doch die stolzen Seeschiffe. Solche mußte er auch noch einmal haben; ja, er beschloß, sie bauen zu lernen. So trennte er sich von seiner Gesandtschaft und begab sich nach der Hauptwerft der Holländer, dem Dorfe Z a a n d a m (fpr. Sahndam), nordwestlich oon Amsterdam. Hier ließ er sich in einem kleinen Hanse, das noch gezeigt wird, nieder und arbeitete sieben Wochen als gemeiner Schiffszimmermann. Eins der Schiffe, an denen er gearbeitet hatte, schenkte ihm die Stadt Amsterdam; das schickte er mit vielen geworbenen Matrosen, Schiffszimmerleuten und Künstlern nach Archangel. Von Holland ging er nach England. Nach einem dreimonatlichen Aufenthalte begab er sich über Dresden und Wien zurück nach Rußland. 4. Peters Sorge für Bildung. Ilm sein Volk gesitteter zu machen, gründete Peter eine Anzahl Schulen und Buchdruck e r e i e ti und ließ die besten Werke des Auslandes ins Russische übersetzen. Vor allem zog er möglichst viele gebilbete Fremde ins Land, bamit sein Volk von ihnen lerne und ermunterte auch seine Vornehmen, zu ihrer Bilbuug ins Anslanb zu reisen. 5. Krieg mit Karl Xii.; Gründung Petersburgs (1703). Peters Ende. Längst hatte Peter verlangenb nach dem Finnischen Meerbusen geschaut. Um fein Reich bis dahin ansznbehnen, erklärte er im Jahre 1700, im Bunbe mit noch andern Fürsten, Schweden den Krieg. Freilich schlug ihn der junge Schwebenkönig Karl Xii. (bei Narwa am Finnischen Meerbusen) furchtbar aufs Haupt; aber er gab bennoch feinen Plan nicht auf.! Während Karl gegen Polen kriegte, eroberte er Inger manlano imb beschloß, nahe dem Einflnffe der Newa in den Finnischen Meerbusen eine neue Resibenz zu bauen, die zu Ehren des Apostels Petrus St. Petersburg heißen sollte. Im Jahre 1703 würde der Grund zu die]er Stadt gelegt. — Was half aber dem Zaren sein unsäglich mühsames Werk, wenn jetzt Karl Xii. aus Polen zurückkam und alles wieber vernichtete! Wirklich kam Karl brohenb herangezogen; aber es gelang Peter, den durch mancherlei Mißgeschick erschöpften Gegner (bei Pitltawa, östlich vom mittleren Dnjepr) gänzlich zu schlagen. Nun "erft Tonnte er sich seiner Eroberungen an der Ostsee recht sreuen. Schweden mußte ihm am Ende des Krieges (1721) Livland, Esthland und Jngerman-I a n d abtreten. Am Tage des Friedensfestes nahm er den Kaiser-titel an; auch wurde ihm der Beiname „der Große" gegeben. Im Jahre 1725 ist er gestorben.

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 116

1875 - Braunschweig : Bruhn
— 116 — dann ging er nach London, Dresden und Wien. Ein neuer Aufstand der Strelitzen rief ihn wieder nach Russland. Nun hielt er furchtbares Gericht über seine Feinde und hob die ganze Schar auf. Nach dem Tode seines Freundes Lefort wurde Mentschikow Peters Lieb- ling. (Das vergiftete Gericht.) Peter setzte mm seine Verbesserungen in der Verwaltung fort (europäische Sitten, Gründung von Schulen, Buchdruckereien, Bildung eines Landheeres durch ausländische Offiziere) und strebte danach, die schwedischen Ostseeläuder zu gewinnen, um auch im baltischen Meere eine Seemacht zu gründen. Das führte zu einem 20jährigen Kriege mit den Schweden (§. 31), wodurch Peter sein Reich bis an die Ostsee ausdehnte. (Gründung von Petersburg.) Peter war groß, kräftig, energisch, mutig, oft leidenschaftlich aufbrausend, in der Arbeit ausdauernd, wissbegierig. Am Friedensfeste (1721) wurde Peter zum Kaiser aller Reuffen ausgerufen. Peter starb 1725. Ihm folgte seine Gemahlin als regierende Kaiserin Katharina I. §. 31. Karl Xii. Der nordische Krieg. (Schweden war seit Gustav Adolf zu einem mächtigen Reiche geworden, welches im Anfange des 17. Jahrhunderts auch die Ostseeprovinzen, die jetzt Russland gehören, besaß.) Zu Peters Zeiten saß Karl Xii. auf dem schwedischen Throne, ein Jüngling an Jahren, aber von starkem Willen, ausgezeichnet durch Tapferkeit und Gerechtigkeitsliebe. Peter verband sich 1700 mit Polen und Dänemark zu einem Kriege gegen Karl Xii., dem nordischen Kriege (1700—1721). Die Dänen griffen zuerst an und wurden besiegt (Landung Karls anf Seeland). Das große Russenheer wurde dann von dem zehnmal kleineren Feinde bei Narwa geschlagen. Darauf vertrieb Karl die Polen aus Lieflaud und setzte König August Ii. ab, ließ Stauislaus Lesczinski zum Polenkönige wählen und nöthigte August, der auch Kurfürst von Sachsen war, in Altranstädt (1706) zum Frieden. Unterdessen nahm Peter die Ostseeprovinzen in Besitz. Da erschien Karl in Südrussland, wurde jedoch bei Pultawa (1709) geschlagen (Kosakenhauptmann Mazeppa, Karls Verwundung), worauf er nach der Türkei fliehen musste. Nachdem er dort in einem festen Lager bei Bender fünf Jahre zugebracht hatte, kehrte er durch Deutschland nach Schweden zurück. Während der 5 Jahre nahm August Ii. Polen wieder, Dänemark griff Schwedens Besitzungen in Deutschland an, und Peter eroberte Finnland. Auch England und Preußen schlugen sich nun zu seinen Feinden, so dass er alle deutschen Besitzungen und die Ostseeprovinzen abtreten musste. Sein letzter Kriegszug ging gegen Dänemark, um diesem Norwegen zu entreißen. Er starb bei Friedrichshall 1718. Im bald darauf folgenden Frieden zu Nhstädt verlor Schweden nicht nur feine auswärtigen Länder, sondern es sank auch sein Ruhm und seine Größe für immer, während Russland die erste Macht im Norden wurde.

4. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 342

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
342 ««Stak und ^etet biente als Trommler unter ihm. Die Zahl von Peters Spielgefährten, unter Lefort. „Potesch nie", nahm bald so zu, daß sie in zwei Dörfern untergebracht werden mußten. Peter stand seiner Schwester Sophia int Wege, und da die von ihr angezettelte Verschwörung an den Tag kam, wurde Sophia in ein Kloster geschickt, und Peter übernahm in seinem 17. Jahre die Regierung, ohne daß fein Bruder Iwan, der 1696 starb, Antheil erhielt. Er suchte vor allem die Russen zu bilden und zu Peters bessern, verstärkte die neue Leibgarbe der Poteschnie und sandte viele Jünglinge zu Retten nach ihrer Ausbildung ins Ausland. Er selbst besuchte Königsberg, Berlin und Amster- und^ Holland, bam und lernte in Zaandam alle Arbeiten des Schiffbaues kennen. Von Holland reiste er nach England und von da nach Wien. Hier mit den Vorberei- tungen zu einer Reife nach Italien beschäftigt, überraschte ihn die Nachricht von einem neuen Aufstande der Strelitzen, welcher ihn zur schnellen Rückkehr und großer Fürst Strenge trieb. 1699 verlor Peter seine treuesten Generäle und Freunbe, Lefort Menrikoff und Gordon. An Leforts Stelle trat nun M enz i koff, welcher früher als ^Rathgeber.^ Pastetenbäckerjunge in die Dienste Leforts getreten war. Später ließ ihn der Kaiser für den Staatsdienst ausbilden, und er unterstützte fortan feinen Herrn treulich bei seinen Verbesserungen im Kriegs-, Finanz- und Seewesen. Peter der Große suchte, um seine Russen zu einem seefahrenden Volke emporheben zu können, die Hafenplätze am schwarzen Meere und finnischen Golfe in seine Gewalt zu bekommen. Asow ward erobert. Die östlichen Gestadeländer am finnischen Golfe gehörten den Schweden, welche bamals grabe von einem minberjährigen Könige, Karl Xii., beherrscht wurden. Diesen günstigen Augenblick suchte Peter der Große zu benutzen. 3. Karl Xii., König von Schweden Statinm* Chnstina's Nachfolger, Karl X. und Xi., hatten Schweden zu einem angesehenen der Ostsee Staate erhoben, dessen Handel und Finanzen blühten. Karl Xii. übernahm int 16. Jahre die Regierung. Schwebens Macht behnte sich über Bremen und Verben, Wismar, Vorderpommern, Inge rmanland, Livland, Esthland erregt Feinöe.und Finnland aus. Die ausgedehnte Herrschaft der Schweden an den Küsten der Ostsee war den Bewohnern des Binnenlandes höchst unangenehm; Dänemark, Polen und Rußland wollten auf Kosten des unmündigen Königs, dessen Fähigkeit und Tollkühnheit sehr unterschätzt wurde, die eigene Herrschaft erweitern. Als jtart Xii. Karl die Nachricht von den Rüstungen seiner brei Gegner erhielt, erklärte er ihnen 6®8nen<e **en Krieg, setzte sogleich nach der Insel Seeland über, landete im dichtesten Ku» anen- gelregen und trieb die Dänen nach Kopenhagen. Der dänische König mußte sich zum Frieden von Travendahl (1700) bequemen und sich verbindlich machen, dem Bunde gegen Schweden zu entsagen. So edel Karl sich gegen die Besiegten benahm, so uneigennützig schattete er in Feindesland. Er hielt strenge Mannszucht und bezahlte alles, was er zum Unterhalte seiner Truppen bedurfte. Im Lager übte er die fromme Sitte, morgens und abends seine Soldaten zum Gebete und Gottesdienst anzuhalten, dem er selbst mit großer Andacht beiwohnte, die Russen Inzwischen hatte August Ii., König von Pot en und Kurfürst V0 Nsach-Beijtc0tiba sen, welchem ein von Kart Xii. beleidigter tivländischer Edelmann, Reinhold von Patkut, hilfreich die Hand bot, einen Einfall in Livlanb gemacht und belagerte Riga. Eben wollte Kart zum Entsätze der Stadt schreiten, ba ereilte ihn die Nachricht, Peter der Große sei mit 80,000 Mann vor Narwa in Jngermanland

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 105

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 105 — 4. Peters Sorge für sein Volk. Was Peter im Ausland gesehen und gelernt hatte, das suchte er nun mit rastlosem Eifer zur Bildung seiner Russen zu benutzen. Mit dem Äußern fing er an und verbot die langen Kleider und die langen Bärte. Wer mit einem langen Rocke durchs Tor ging, mußte entweder einen Zoll bezahlen oder unter dem Tore niederknieen und sich den Nock so weit abschneiden lassen, als er beim Knieen auf der Erde schleppte. Ähnliche Bestimmungen erließ er über das Tragen des langen Bartes. Wer ihn behalten wollte, mußte, mit Ausnahme der Geistlichen und der Bauern, eine hohe jährliche Abgabe dafür bezahlen. Bei diesen Äußerlichkeiten blieb Peter aber nicht stehen. Er legte Schulen an, ließ viele gute Bücher ins Russische übersetzen und traf in allen Zweigen der Staatsverwaltung durchgreifende Verbesserungen. Um Handel und Verkehr zu heben, strebte er nach dem Besitze bedeutender Seehäfen. Er führte daher mit Schweden einen langen Krieg, um sein Reich bis an die Ostsee zu erweitern (f. Nr. 49). Peter starb nach 36jähriger Regierung (1725). Mit Recht hat ihm die Geschichte den Beinamen „der Große" beigelegt. 49* Karl Xii. von Schweden. 1. Schweden in Kriegsnol. Seit dem Dreißigjährigen Kriege war Schweden das mächtigste Reich im nördlichen Europa. Auch die Küstenländer an der Ostsee, die jetzt zu Rußland gehören, waren damals in seinem Besitze. Als nun Karl Xii., ein Jüngling von 15 Jahren, den schwedischen Thron bestieg (1697), hielten die Herrscher der Nachbarländer die Gelegenheit für günstig, Schwedens Macht hinabzudrücken. Peter der Große (s. Nr. 48, 4) verband sich mit den Königen von Dänemark und Polen zumkriege gegen Schweden (1700—1721), denn den jungen unerfahrenen Karl zu besiegen, schien nicht schwierig. 2. Karls Siege. Aber in Karl Xii. wohnte ein Heldengeist, den man nicht vermutet hatte. Rasch rückte er den Dänen ins Land, jagte sie in die Flucht und zwang sie zum Frieden. Dann wandte er sich gegen die Russen, und obwohl ihr Heer zehnmal stärker war, als das {einige, griff er es bei der Stadt Narw a unverzagt an. In kurzer Zeit war der glänzendste Sieg errungen. Der Zar Peter ertrug die Niederlage seines Heeres mit großer Ruhe. „Ich weiß wohl," sagte er, „die Schweden werden uns noch manchmal schlagen; aber wir lernen durch sie. Die Zeit wird kommen, wo wir über sie siegen werden." Indessen zog Karl gegen den dritten Feind, August den Starken von Sachsen, der zugleich König von Polen war. Dem erging es am

6. Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen - S. 99

1881 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
93 danach, sich und sein Volk auf eine höhere Bildungsstufe zu erheben und Rußlands Macht zu vergrößern. Er rief zur Förderung der Industrie Ausländer nach Rußland und begünstigte den Handel und die Schiffahrt. Zu seiner eigenen Ausbildung unter- nahm er eine Reise durch Deutschland, Holland und England. In Amsterdam suchte er sich mit allem, was das Seewesen betrifft, bekannt zu machen, und in dem nahen Dorfe Saardam arbeitete er sogar einige Zeit als Schisfszimmermann. Seinen Aufenthalt in England benutzte er, um sich noch eingehender mit dem Seewesen bekannt zu machen. Tüchtige Handwerker und Künstler, auch Offiziere wurden von ihm unter den günstigsten Bedingungen angeworben und nach Rußland geschickt. Ein Aufstand der Strelitzen, einer im 16. Jahrhunderte eingerichteten kaiserlichen Leibgarde, rief ihn nach seiner Hauptstadt Moskau zurück. Nachdem er mit grausamer Strenge die Empörung unter- drückt hatte, löste er das Corps der Strelitzen ganz auf und bildete sich ein Heer, das nach europäischem Muster von ausländischen Offizieren eingerichtet und eingeübt wurde. Er führte nun bei den Russen europäische Kleidung und Sitte ein, errichtete Schulen, legte Buchdruckereien an und ließ die hervorragendsten Bücher des Auslandes ins Russische übersetzen. Besondere Sorgfalt widmete er der Ausbildung des See- wesens und der Ausbreitung des Handels. Das Streben Peters des Großen war, Rußland zu einer Großmacht zu erheben. In einem Kriege mit den Türken hatte er Asow erobert und besaß nun eine Flotte aus dem Schwarzen Meere. Um die Herrschaft aus der Ostsee zu erlangen, trachtete er danach, den Schweden Livland, Esthland und Jngermanland zu entreißen. Deshalb schloß er mit den Königen von Polen und Dänemark, welche schon lange mit Neid auf die Machtentwickelung Schwedens gesehen hatten, ein Bündnis gegen den jungen König Karl Xii. von Schweden, und es begann der nordische Krieg, welcher von 17 00—17 21 dauerte. Nach einer Reihe von Siegen wurde Karl Xii. in der Schlacht bei Pultäwa 1709 von den Russen gänzlich geschlagen und floh nach der Türkei. Dort blieb er bis zum Jahre 1714. Die Zahl seiner Feinde vermehrte sich durch Friedrich Wilhelm I., König von Preußen, und Georg I., König von England. Schweden verlor außer den Ostseeprovinzen noch die Besitzungen in Deutschland. Karl Xii. unternahm, um sich für die erlittenen Verluste zu entschädigen, mehrere Kriegszüge nach Norwegen. Bei der Belagerung von Friedrichshall (an der Süd- ostgrenze Norwegens) wurde er 1718, wahrscheinlich meuchelmörderisch, erschossen. Im Frieden zu Nystiidt 1721 erhielt Rußland die Ostseeprovinzen und wurde nun- die erste Macht im Norden. Peter nahm den Kaisertitel an und wählte Petersburg, das er i. I. 1703 in einer sumpfigen Gegend erbauen ließ, zur Residenz. Die Bildung seines Volkes nach europäischer Weise so viel als möglich zu fördern und die Wohlfahrt des Landes zu heben, blieb fortgesetzt seine eifrige Sorge. In seinem Streben unterstützte ihn der Fürst Mentschikoff, der sich vom Sohne eines Pasteten- bäckers zum Minister und Günstling des Kaisers emporgeschwungen hatte. Noch während des nordischen Krieges unternahni Peter mit seiner Gemahlin Katharina eine Reise nach Holland und Frankreich, wo damals Ludwig Xiv. regierte, und suchte die dabei gesammelten Erfahrungen in seinem Lande zu verwerten. Er starb 1725 im Alter von 53 Jahren, ohne männliche Erben zu hinterlassen. Durch Mentschikofss Einfluß kam Peters Gemahlin Katharina I. auf den Thron. Sie ließ das Land durch Günstlinge regieren, ergab sich dem Trünke und starb schon nach zwei Jahren. Auch unter ihren Nachfolgern Peter Ii., 17 17—1 730, und Anna, 1730—1740, führten Günstlinge die Regierung. Von 1741 —1762 war Elisabeth, Tochter Peters des Großen, Kaiserin. Ihr Nesse Peter Iii. wurde nach einer Regierung von wenigen Monaten vom Throne gestoßen und ermordet. Seine Ge-

7. Lehr- und Lesebuch der Geschichte von der Gegenwart bis auf Kaiser Karl den Großen - S. 147

1892 - Berlin : Mittler
43. Peters Reisen. 147 sogleich krftig ein, und mit Hlfe feiner Getreuen (Gordon) warf er die Emprer bald nieder. Die Hauptrdelsfhrer lie er vor den Fenstern feiner Schwester aufknpfen. Nachdem er wieder Ruhe geschaffen hatte, verwandte er alle Sorgfalt darauf, das Land zu heben. An verschiedenen Orten grndete er Schulen, lie Manufakturen einrichten und begann in Sibirien den Bergbau. Durch Anlage von Kanlen und Landstraen erleichterte er Handel und Verkehr. Mit unerbittlicher Strenge hielt er darauf, da die europischen Lebensformen eingefhrt wurden. Wenn Bojaren (russische Vornehme) nicht in der vorgeschriebenen deutschen, sondern in der gewohnten nationalen Tracht bei Hofe erschienen, schnitt ihnen der Hofzwerg die langen Rcke ab, und der Zar selbst raufte ihnen den Bart mit den Worten: Gehorche, Freundchen, oder du wirst gehenkt." In spteren Jahren reiste Peter noch einmal ins Ausland und besuchte Stettin, Berlin, Amsterdam und Paris. 44. Der nordische Krieg 1700 bis 1721. Durch vielfache Kmpfe mit Polen war es Schweden gelungen, die Herrschaft der die Ostsee zu erringen. Als Gustav Adolf nach Deutschland ging, war bereits die Grundlage zu der Machtstellung Schwedens an der Ostsee gelegt. Einer seiner Nachfolger, Karl Gustav, hatte auch den Polen gegenber dieselbe gewahrt. (S. 47.) Als nun im Jahre 1697 Karl Xii., ein fnfzehnjhriger Jngling, den schwedischen Thron bestieg, glaubten die von Schweden zurckgedrngten Mchte, ihre verlorene Machtstellung wieder erringen zu knnen. Die Polen hatten August den Starken von Sachsen zu ihrem König gewhlt, der um der Krone willen sogar den Glauben gewechselt hatte. Mit ihm trat Friedrich Iv. von Dnemark in ein Bndnis, um Schweden die frheren Eroberungen wieder abzunehmen. Auch Zar Peter schlo sich ihnen an, da sich ihm dadurch eine willkommene Gelegenheit bot, fein Reich bis an die Ostfee auszudehnen. Ohne vorher den Krieg erklrt zu haben, sielen die Polen in schwedisches Gebiet ein, während die Dnen den Herzog von Holstein, einen Verwandten Karls Xii., seines Landes zu berauben suchten. Karl Xii. geriet darber in hellen Zorn und thattrftiger, als feine Gegner erwartet hatten, strzte er sich auf Dnemark. Nach wenigen Wochen zwang er die Dnen zum Frieden zu Schlo Traventhal (Holstein). Friedrich Iv. mute feierlichst auf jede Feindseligkeit gegen Schweden verzichten. Danach rckte Karl Xii. eilends nach Jngerman-land, und noch in demselben Jahre schlug er Peter, obwohl ihm dieser an Truppenzahl bedeutend berlegen war, bei Narwa (1700). Aber diesen Gegner achtete er gering und wandte sich gegen August den Starken, da

8. Geschichtlicher Leitfaden für Anfänger - S. 91

1886 - Kreuznach : Voigtländer
— 91 — Peter Alleinherrscher. 1689—1725 Sein Streben war nun vor allem darauf gerichtet, die Macht seines Reiches durch Einführung europäischer Gesittung zu heben. Er gestaltete fein Heer auf europäische Art um, hob das Seewesen, zog geschickte Ausländer zur Hebung des Gewerbfleißes und Handels ius Land, führte europäische Kleidung ein, errichtete Schulen und machte sich zum Oberhaupte der russisch-griechischen Kirche. Zu feiner Ausbildung machte er eilte Reise durch Deutschland nach Holland, wo er (zu Zaaudam und Amsterdam) Schisse bauen half, und begab sich dann nach England, wo er das Schiffswesen in noch höherer Vollkommenheit kennen lernte. Ein Aufstand der Strelitzen, welche seine neue Einrichtungen haßten, rief ihn nach Rußland zurück. Er unterdrückte die Empörung mit blutiger Strenge und löste die Strelitzeu ganz auf. Eine zweite Reise — nach Holland und Frankreich — bereicherte ihn mit neuen Kenntnissen und Erfahrungen , die seinem Reiche zugute kamen. Um auch die Grenzen dieses Reiches auszudehnen, insbesondere um sich ans der Ostsee eilte Seemacht zu gründen, strebte er das Küstenland an der Ostsee zu gewinnen, welches damals im Besitze der Schweden war. So entstand der nordische Krieg. § 79. Der nordische Krieg 1700—1721. Peter der Große verband sich mit den Königen von Dänemark und Polen gegen Schweden, das seit dem westfälischen Frieden die erste Macht im Norden Europas war. Die Jugend des Königs Karl Xii von Schweden, der 15 Jahre alt (1697) den Thron bestiegen hatte, schien die Eroberungen, aus welche die Verbündeten ausgingen, zu erleichtern. 1. Karls Siege. Aber Karl Xii landete rasch auf Seeland und zwaug durch einen Angriff auf Kopenhagen die Dänen zum Frieden. Dann wandte er sich gegen die Russen, welche er mit feinem kleinen Heere in der

9. Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen - S. 249

1904 - München : Oldenbourg
Vorgeschichte d. Nordischen Krieges. Peter d. Groe, Karlxh. v.schweden. 249 Aeter der Groe (16891725). Dieser setzte sich ein dreifaches Ziel: 1. Aufrichtung des Absolutismus in seinem Lande, 2. Einfhrung der hher entwickelten westeuropischen Kultur und 3. Zugang Rulands zum Meer. Das erste gelang Peter verhltnismig leicht: ferne ehrgeizige Schwester Sophie hielt er in strenger Klosterhaft; die uu-botmige Leibgarde der adeligen Strelitzen wurde wegen wiederholter Aufstnde schwer bestraft, dann aufgelst und durch ein stehendes Heer nach westeuropischem Muster ersetzt, wobei der Genfer Sefort und der Schotte Gordon als Ratgeber Peters dienten. Die Erledigung des Moskauer Patriarchenstnhles benutzte Peter, um sich selbst zum Oberhaupt der russischen Staatskirche zu ernennen, so da er fortan die hchste geistliche mit der hchsten weltlichen Macht in einer Hand vereinigte; man nannte dies Gsaropapismus. Schwieriger war der zweite Plan Peters durchzufhren: denn die groe Masse des russischen Volkes war bei ihrer halbasiatischen Bildungs-stufe noch lange nicht reif fr die abendlndische Kultur. Vorlufig unter-nahm der Zar zwei Reisen, um die westeuropischen Verhltnisse aus persnlicher Anschauung kennenzulernen; er kam dabei nach Deutschland, Dnemark, Holland, England und Frankreich; in Zaandam bei Amsterdam arbeitete Peter fogar eine Zeitlang als Zimmermann. Wo er hervorragende Handwerker, Knstler und Gelehrte gewinnen konnte, warb er dieselben unter glnzenden Bedingungen und schickte sie nach Rußland, um seine Untertanen zu belehren. Doch blieben manche Reformen nur ein knstlich aufgepfropftes Reis, das mit dem altrussischen Kulturstand nicht recht verwachsen konnte. Das dritte Ziel Peters war ohne Kamps nicht zu erreichen: denn die von ihm ins Auge gefate Ostfeekste war in schwedischen, die des Schwarzen Meeres in trkischen Hnden. Um zunchst an die sd-liche Kste zu gelangen, beteiligte sich der russische Kaiser an den Trken-kmpfen Leopolds und erhielt wirklich im Frieden von Karlowitz die Hafenstadt Azow. Auch der Zugang zur Ostsee schien sich ihm zu ffnen, als in Schweden ein 15jhriger König den Thron bestieg, nmlich Karl Xii. (16971718). Bei seiner Jugend erwartete man von ihm keinen krftigen Widerstand. Deshalb schlssen Rußland, Sachsen-Polen und Dnemark einen Bund zur Eroberung der Ostseelnder. Brandenburg und Hannover hielten sich einstweilen fern, weil sie dem Kaiser Hilfe in der spanischen Erbfolgeangelegenheit versprochen hatten und nicht in zweierlei Kmpfe zugleich verwickelt werden wollten. Verlauf des Krieges 17001719/21. Die Feindseligkeiten wurden erffnet durch einen Einfall der Dnen 1700 in Schleswig (welches dem Schwager Karls Xii., dem Herzog von Holstein-Gottorp. gehrte), der Sachsen in Livland (Belagerung von Riga) und der Russen in Jngermanland (Belagerung von Narwa). Aber zum Erstaunen seiner Zeitgenossen entwickelte der junge Wittels-

10. G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte - S. 85

1889 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
11. Peter der Groe und Karl Xii. 85 er seine Plne nur ausfhren knne, wenn das rauhe Rulands mit den Kenntnissen und Knsten des brigen Europa bekannt wrde, trat 1697 im April selbst eine Reise durch Deutschland, Holland und England an. Er reiste nicht als Kaiser und vermied alles Geprnge, durch welches ihn besonders der Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Iii., ehren wollte. In Holland kleidete er sich wie ein gemeiner Schifsszimmermann, that alle Arbeiten eines Lehrjungen, zimmerte und hmmerte und besuchte die Werksttten aller geschickten und fleiigen Handwerker, um selbst zu lernen. Seine herablassende Milde machte ihn berall beliebt, und es gelang ihm leicht, Leute zu gewinnen, die sich in Rußland niederlieen und dort Knste und Handwerke verbreiteten. Besonders nahm er mehrere aus England mit. Auch nachher noch in Rußland drechselte und schmiedete er fleiig, und als er einst 18 Stangen Eisen geschmiedet hatte, lie er sich auszahlen, was ein anderer Arbeiter dafr wrde bekommen haben, und kaufte sich fr das Geld ein Paar Schuhe, die er nachher oft in Gesellschaft zeigte. Er war gerade in Wien 1698, um nach Italien zu gehen, als ihn ein neuer Aufruhr der Strelitzen nach Moskau zurckrief. Erbittert lie er mehr als Tausend der Schul-digeu hinrichten, hob das widerspenstige Strelitzenkorps auf und begann die durchgreifendsten Neuerungen. (1. Krieg mit Karl Xii. Auf seiner Reise hatte Peter auch ein Bndnis mit Polen und Dnemark zustande gebracht, um von den Schweden Lnder an der Ostsee zu erobern. *) Allein Karl Xii., 16971718, der junge kriegerische König von Schweden, zwang die Dnen zum Frieden, 1700, schlug noch in demselben Jahre mit 8000 Schweden 100 000 Russen bei 9lslum/ eroberte Polen und ver-jagte den König August von Polen, 17021706. Peter indes benutzte die Entfernung Karls, eroberte die ganze Kste an der Ostsee vom sinnischen Busen bis nach Preußen und grndete 1703 Peters -brg. Doch 1.708 wandte sich Karl Xii. gegen Peter; Schrecken ging vor ihm her, und der schwedische Sieger hoffte gewi, Moskau selbst zu erobern. Aber es fehlte ihm an Lebensmitteln; die Ukraine, wo Karl Beistand erwartet hatte, blieb Peter getreu; Karl selbst ward verwundet, und die Schweden wurden 1709 bei Poltwa gnzlich ge-schlagen. Doch Karl reizte die Trken'gegen o!e' Muffen, und schon hatten 200 000 Trken Peter mit seinem kleinen Heere eingeschlossen; er schien ohne Rettung verloren, als auf Vorschlag seiner nachherigen Gemahlin Katharina ein Versuch gemacht wurde, den trkischen Heer-shrer zu bestechen. Der Versuch gelang; Peter gab Asow zurck und rettete Leben und Heer, 1711. Karl blieb bei den Trken, sie zu einem neuen Kriege zu ermuntern, aber umsonst; Peter sicherte sich indes den Besitz seiner Eroberungen an der Ostsee und erhielt nach Karls Tode, den dieser 1718 in Norwegen durch einen Meuchelmrder fand, im Frieden 1721: Livland, Esthland, Ingermanland und einen Teil von Finnland. *) Nordischer Krieg 17001721.

11. Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 37

1899 - München [u.a.] : Oldenbourg
83. Ii. Rußland vor dem Nordischen Krieg. 37 seine ltere Stiefschwester Sophie führen. Diese aber ging darauf aus, ihren Bruder zu verdrngen und sich selber die Regierung anzueignen. Sie fand fr ihre rnkevollen Plne die Untersttzung der Strelitzen, so da Peters Leben wieder-holt in die hchste Gefahr kam. Das gab seiner Denkungsart frhzeitig eine ernste und strenge Richtung. Bei einer erneuten Verschwrung gewann Peters Anhang die Oberhand, worauf er selber, nunmehr siebzehnjhrig, die Alleinherrschaft bernahm und seine feindselig gesinnte Schwester in ein Kloster verbannte. . b) Peters Selbstregierung (seit 1689). Untersttzt und geleitet von feinem Erzieher, dem Schweizer Lefort, trat der unternehmende Fürst mit weitaus-schauenden Plnen an sein Regierungsamt heran. Er wollte Rußland aus der asiatischen Barbarei zu einer hheren Stufe der Kultur emporfhren, die inneren Krfte der Nation beleben und sein Zarenreich zu einer europischen Gromacht erheben. Er war daher von Anfang an auf Grndung einer starken Armee und auf die Errichtung einer Flotte bedacht. Darum gingen seine politischen Plne frhzeitig auf Eroberung der Krim und der Ostseelnder. c) Peters Reformen. Um die westeuropischen Verhltnisse, denen er nacheiferte, aus eigener Anschauung kennen zu lernen, reiste Peter 1697 als Mitglied einer Gesandtschaft nach Deutschland, England und nach Holland, woselbst er (in Zaandam bei Amsterdam) das Schiffsbauhandwerk erlernte. Ein Aufstand der Strelitzen, welche mit den raschen Neuerungen unzufrieden und von Sophie zur Emprung aufgereizt worden waren, rief den Zaren schon im folgenden Jahre wieder nach Moskau zurck. Mit blutiger Strenge rchte Peter den Aufruhr und beseitigte das Strelitzenheer gnzlich. Bald nachher hob er auch die Patriarchenwrde von Moskau auf und machte sich selber zum Oberhaupte der russischen Staatskirche. Auf allen Gebieten des ffentlichen Lebens fhrte er mit unbeugsamer Strenge und Festigkeit seine Verbesserungen durch. d) Peters Rstung zum Krieg gegen Schweden. Durch den Karlo-witzer Frieden (1699) hatte Rußland von den Trken bereits Asow an der Mndung des Dons, den wichtigen Schlssel zum Schwarzen Meer, gewonnen. In Schweden hatte eben ein unscheinbarer Prinz den Thron bestiegen. Das hielt Peter fr den richtigen Zeitpunkt, um seine Herrschaft auch gegen die Ostsee hin zu erweitern. Iii. Der Nordische Krieg \700\720. 1. Die Gegner Karls Xii. Bald nach dem Regierungsantritt Karls Xii. vereinigte sich Peter von Rußland mit dein ehrschtigen Polenknig August Ii. von Sachsen und mit dem Dnenknig Friedrich Iv. zu einem gemeinsamen Bunde gegen Schweden. Im Frhjahre 1700 erffneten die drei Gegner fast gleichzeitig den verabredeten Krieg, um die von ihren Vorgngern ver-lorenen Landesteile an der Ostsee zurckzugewinnen. 2. Karts dreifache Siege 17001706. Der jugendliche Schwedenknig trat der berzahl seiner Feinde mit ungeahnter Khnheit und Thatkraft gegenber und blieb in den ersten Jahren berall Sieger. a) Dem Dnenknig kam er durch eine verwegene Landung auf der Insel Seeland zuvor und ntigte ihn zur unverzglichen Einstellung der Feindseligkeiten (Friede von Travendal 1700).

12. Geschichtsbilder - S. 201

1903 - Berlin : Süsserott
r^.;r .---------5-------------------------M------------- ;; ~~7 .' • '• - — 201 — lassen. Peter starb an den Folgen einer Erkältung, die er sich beim Rettungsversuch eiues gestrandeten Schisses zugezogen hatte. Nach ihm bestieg seine Gemahlin Katharina den russischen Thron. 68. Karl Xii. von Schweden. 1697—1718. 1. Der Nordische Krieg. ■— Schweden gehörte seit dem Dreißigjährigen Kriege zu den mächtigsten Reichen Europas. Dem schwedischen Zepter gehorchten Finnland, die Ostseeprovinzen, Jngermanland, Esthland, Livland und mehrere deutsche Länder. Im Jahre 1697 erbte der 15 jährige Karl Xii. die Krone Schwedens. Die Nachbarstaaten hielten den Zeitpunkt für gekommen, Schwedens Macht zu mindern. Um sein Reich bis an die Ostsee zu erweitern, verband sich Peter der Große mit August dem Starken, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, und mit dem König Friedrich Iv. von Dänemark. So begann der große Nordische Krieg, der von 1700—1721 währte. 2. Karls Siege. — Karl Xii. hatte sich bis dahin wenig um die Regierung bekümmert. Jetzt erwachte sein von niemand geahnter Heldengeist. Rasch wandte er sich gegen die Dänen und nötigte sie zum Frieden. Dann brach er gegen die Russen auf, die mit 80000 Mann in Esthland standen. Karls Heer war nur 8000 Mann stark, dennoch erfocht er bei Narwa einen glänzenden Sieg. Peter der Große ertrug die Nachricht von seiner Niederlage mit großer Fassung. „Ich weiß wohl", sagte er „die Schweden werden uns noch oft schlagen, aber sie werden uns auch siegen lehren." Nun führte Karl sein Heer gegen seinen dritten Feind, August deu Starken, den er am meisten haßte. August Ii. besaß die Kraft eiues Riesen. Er konnte ein Hufeisen mit den Händen zerbrechen und einen Stier an den Hörnern zu Boden reißen. Um König von Polen zu werden, hatte er seinen evangelischen Glauben abgeschworen und war katholisch geworden. Karl vertrieb seinen Gegner aus Polen und bedrängte ihn in Sachsen. August mußte aus die polnische Krone verzichten und sein Bündnis mit dem Zaren lösen. Z. Karls Niederlage. — Karl Xii. unterließ es, seine Siege auszunutzen. Er verweilte mehrere Jahre in Polen und Sachsen lind setzte dann erst den Kamps wider die Russen fort. In gerader Linie zog Karl auf Moskau los. Auf das Anraten des Kosakenhauptmanns Mazeppa verließ er jedoch bei Smolensk die eingeschlagene Richtung und wandte sich südwärts in die Ukraine. Die grimmige Kälte des Winters 1709 lichtete die Reihen der Schweden. Nach beschwerlichen Märschen erreichte man endlich Pnltawa, die Hauptstadt der Ukraine. Jetzt nahte sich aber Peter mit einem bedeutenden Heere. Karl wurde völlig geschlagen. Mit wenigen Begleitern entkam er in die nahe Türkei. 4. Karl in der Türkei. — Der Sultan nahm den berühmten Helden gastfreundlich aus und wies ihm bei der Stadt Bender ein Lager an. Zn stolz, um ohne Heer uach Schweden zurückzukehren, richtete Karl sich häuslich ein. Es gelang ihm, deu Sultan zum Kriege gegen die Russen aufzureizen. Die Türken schlossen das russische Heer, an dessen Spitze Peter der Große in die Moldau eingebrochen war, ein. Peters Gemahlin Katharina bestach durch einen kostbaren Schmuck den Großvezier, der dann einen billigen Frieden schloß. Obgleich Karl jetzt aus weitere türkische Hülfe nicht zu rechnen hatte, blieb er doch im Lande und zehrte auf Kosten des Sultans. Dieser bat und drohte, Karl wich nicht von der Stelle. Da befahl der Sultan, deu widerspenstigen Gast mit Gewalt zu vertreiben. Ein ganzes Türkenheer stürmte Karls Lager. Wie ein Löwe ver-

13. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 233

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
233 Streichen, einer einflureichen adeligen Gardetruppe. Er eilte nach Moskau und sicherte die neue Ordnung durch massenhafte Hin-richtnngen; seine Schwester und ehemalige Vormunderin Sophie, welche die Emprung angestiftet hatte, verbrachte den Rest ihres Lebens im Kloster. 2. Vor allem galt es, den Zugang zum offenen Meer zu erringen. Daher verband sich Peter mit Kaiser Leopold I. gegen die Trken und nahm ihnen Asow. Auf seiner Reise verabredete er dann mit den Knigen von Polen und Dnemark einen Krieg gegen Schweden, das seit Gustav Adolf fast die ganze Kste der Ostsee beherrschte. Allein der achtzehnjhrige König Karl Xii. erschien vllig unerwartet vor Kopenhagen und zwang die Dnen zum Frieden; darauf schlug er Peters mehrfach berlegenes Heer vor der esthischen Grenzfestung N a rw a und warf sich siegesberauscht auf Polen, dessen Krone der schsische Kurfürst Friedrich August der Starke um ungeheure Summen und den bertritt zur katholischen Kirche erkauft hatte. In allen Schlachten geschlagen, mute sich August in seine Heimat zurckziehen, die durch seine malose Prachtliebe schon schwer gelitten und fr den Polenkrieg 60 000 Menschen und der 100 Millionen Thaler geopfert hatte. Karl folgte ihm mitten durch Schlesien und ntigte ihn im Frieden zu Altranstdt, 1706 zugunsten seines Gegenknigs Stanislaus Leszczinsky auf die polnische Krone zu verzichten. 3. Whrend Schweden und Polen, die ihm beide im Wege standen, einander zerfleischten, eroberte Peter die Ksten des Finnischen und Rigischen Meerbusens: Jngermannland, Esthland, Livland. An der Newa-Mndung lie er durch Hunderttausende zusammengetriebener Bauern seine neue Hauptstadt St. Peters-brg bauen, ein durchgebrochenes Fenster", durch welches das Licht europischer Bildung einstrmen sollte in sein Reich. Zu-gleich bildete und bte er immer nette Regimenter. Als nun König Karl, durch den alten Kosaken-Hettnann Mazeppa bethrt, einen tollkhnen Einfall in die Ukraine unter-nahm, konnte ihm Peter ein zahlreiches und kriegstchtiges Heer gegenberstellen. Bei Pnltawa stlich des Dnjeprs wurde 1709 der König entscheidend geschlagen. Es war der Auferstehungs-tag Rulands", wie Peter sagte, der Todestag der Gromacht Schwedens. Karl Xii. flchtete zu den Trken; seine Soldaten muten Lehrmeister der Russen werden ober nach Sibirien wandern. Ein Krieg zwischen Rußland und der Trkei, welchen Karl anstiftete, kam durch den Frieden am Pruth zu raschem Ende. Peters entschlossene Gattin Katharina soll den ein-

14. Leitfaden für den Unterricht in der Weltgeschichte - S. 91

1894 - Leipzig : Voigtländer
91 Peter Alleinherrscher. 16891725 Sein Streben war nun vor allem darauf gerichtet, die Macht seines Reiches durch Einfhrung europischer Gesittung zu heben. Er gestaltete sein Heer auf europische Art um, hob das Seewesen, zog geschickte Auslnder zur Hebung des Gewerbfleies und Handels ins Land, fhrte europische Kleidung ein, errichtete Schulen und erklrte sich zum Ober-Haupte der russisch-griechischen Kirche. Zu seiner Ausbildung machte er eine Reise durch Deutschland nach Holland, wo er (zu Zaandam und Amsterdam) Schiffe bauen half, und begab sich dann nach England, wo er das Schiffswesen in noch hherer Vollkommenheit kennen lernte. Ein Aufstand der Strelitzen, welche seine neuen Einrichtungen haten, rief ihn nach Rußland zurck. Er unterdrckte die Emprung mit blutiger Strenge und lste die Strelitzen ganz aus. Eine zweite Reise nach Holland und Frankreich bereicherte ihn mit neuen Kenntnissen und Er-fahrungen, die seinem Reiche zugute kamen. Um auch die Grenzen dieses Reiches auszudehnen, insbesondere um sich auf der Ostsee eine Seemacht zu grnden, strebte er das Kstenland an der Ostsee zu gewinnen, welches damals im Besitze der Schweden war. So entstand der nordische Krieg. 79. ?er nordische Krieg 17001721. Peter der Groe verband sich mit den Knigen von Dnemark und Polen gegen Schweden, das seit dem westflischen Frieden die erste Macht im Norden Europas war. Die Jugend des Knigs Karl Xii von Schweden, der 15 Jahre alt (1697) den Thron bestiegen hatte, schien die Er-oberungen, auf welche die Verbndeten ausgingen, zu erleichtern. 1. Karls Siege. Aber Karl Xii landete rasch mit einer Flotte auf Seeland und zwang durch einen Angriff auf Kopen-Hgen die Dnen zum Frieden. Dann wandte er sich gegen die Russen, welche er mit seinem kleinen Heere in der

15. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 140

1910 - Berlin : Salle
140 Der Nordische Krieg, Taten sind vom französischen Schriftsteller Voltaire („Charles douzeil) in höchst fesselnder und anschaulicher Weise geschildert worden. Nach Karls Xii. Tode gelangte seine jüngere Schwester Ulrike Eleonore, vermählt mit dem Erbprinzen von Hessen-Kassel, zur Regierung. Sie schloß mit Hannover — Georg I. von England und Hannover hatte auch zu Karls Xii. Gegnern gehört — und Preußen zu Stockholm Frieden 1720/21, mit Rußland zunystädt am Bottnischen Meerbusen. Rußland bekam die schönsten Länder an der Ostsee, Livland, Estland, Jngermanland und einen Teil von Kardien. Preußen erhielt Stettin und Vorpommern samt Usedom und Wollin. Schweden schied aus der Reihe der Großmächte aus. Seinen Platz nahm Rußland ein. Peters des Großen Ende. Im Jahre 1716 hatte Peter abermals eine Reise ins Ausland unternommen und auf ihr Deutschland, Holland und Frankreich besucht. Seine zweite Gemahlin Katharina, die einzige, die seinen Jähzorn zu bändigen verstand, begleitete ihn nach Holland. Zwischen dem Zaren und seinem Sohn Alexei aus erster Ehe kam es zu schweren Zerwürfnissen, die mit der Gefangennehmung und dem Tode des Sohnes endeten. Alexei hatte sich in die Reformen Peters nicht schicken wollen, vielmehr bei jeder Gelegenheit seine Vorliebe für die alten Zustände zur Schau getragen. Bald nach dem Abschluß des nordischen Krieges starb Peter 1725. Der Senat und der heilige Synod, die obersten Staatsbehörden, hatten ihm zuvor deu Titel „Vater des Vaterlandes" beigelegt. Zu seiner Nachfolgerin hatte er seine Gemahlin bestimmt, die als Katharina I. vom Senat und ganzem Reiche anerkannt wurde. Schon früher hatte man ihr die schmeichelhafte Bezeichnung „Stern des Nordens" ge- geben. Sie war die Tochter eines armen livländischen Bauern und harte bei einem Geistlichen in Marienburg als Magd gedient. Als diese Stadt 1702 von den Russen eingenommen, wurde auch sie als Gefangene fortgeführt. Das Mädchen von Marien bürg fesselte bald durch ihre Jugend und Schönheit das Herz des Kaisers, so daß er sie zu sich nahm und sie später zu seiner Gemahlin erhob. Aber schon nach zweijähriger Regierung (1725—1727) folgte sie ihrem Gemahl ins Grab. Nach ihr kam Peter Ii., der Sohn des unglücklichen Alexei, auf den Thron und regierte bis 1730. Unter ihm wurde der noch vor

16. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum von Luther bis in die neueste Zeit - S. 45

1882 - Leipzig : Klinkhardt
— 45 — Ein anderer Nachbar Schwedens war das Königreich Dänemark, zu welchem damals noch Norwegen gehörte. Der König hieß Friedrich Iv. — Schon längst hatten diese Nachbarn Schwedens den Zeitpunkt herbeigewünscht, wo sie einmal gemeinschaftlich würden über den mächtig gewordenen Staat herfallen können, um ihm wenigstens einige Federn auszurupfen. Peter der Große wollte an der Ostsee Besitz erlangen. Friedrich August von Polen begehrte Lievland, und der dänische König, Friedrich Iv., wollte Schleswig haben, welches einem Verwandten des schwedischen Königs gehörte. Dieser König aber war damals (Ende des 17. Jahrhunderts) Karl Xii., ein Jüngling von 16 Jahren, den man für beschränkt und unfähig hielt, solchen Feinden zu widerstehen. Diese hatten einen Bund mit einander geschlossen und fielen gleichzeitig über ihren Nachbar her. Daraus entwickelte sich ein langjähriger Waffenkampf, den man den Nordischen Krieg nennt. Zur schriftlichen Darstellung: 1. Beschreibe den Besitz Schwedens zu Anfang des 18. Jahrhunderts. 2. Erzähle von den Bemühungen Peters des Großen um die Kultur Rußlands. 3. Von welchen polnischen Königen ist die Rede gewesen, und was ist von ihnen erzählt worden? 4. Welche Mächte nahmen am Nordischen Kriege teil und was wollte jede von ihnen erwerben? 17. fortlwi. Karl xn. Als Karl Xii. von dem Bunde seiner Feinde hörte, war sein Entschluß rasch gefaßt. Ganz unerwartet landete er auf der Insel Seeland, wo die Hauptstadt der Dänen, Kopenhagen, liegt. Dadurch jagte er dem Könige, Friedrich Iv., einen solchen Schrecken ein, daß dieser sofort Frieden schloß und von dem Bündnisse mit Peter dem Großen und August von Polen zurücktrat. Nun ging Karl Xii. auf Peter von Rußland los. Dieser lag eben mit einem Heere von 80000 Mann vor der schwedischen Stadt Narwa am Finnischen Meerbusen und belagerte sie. Obgleich Karls Heer nur etwa den 10. Teil des russischen betrug, nahm er dennoch den Kampf au. ($» war am 30. November 1701. In weniger als einer Stunde war den Schweden ein leichter Sieg zu teil geworden. Eine Menge Kanonen und Kriegsgerät, fowie Tausende von Gefangenen fielen in des Siegers Hände. Überall war der jugendliche König voran. Beinahe wäre er in einem Moraste, den er durchritt, umgekommen. Stiesel und Degen mußte er darin im Stiche lassen. Peter war nicht mit in der Schlacht, denn von der Kriegführung verstand er wenig. Doch zeigte ihm

17. Geschichte der neueren Zeit - S. 170

1881 - Münster : Coppenrath
beeiferten sich, diesen Gnstling des russischen Kaisers durch Ehren Bezeugungen sich geneigt zu machen. Menzikow untersttzte den Czar bei seiner rastlosen Geschftigkeit, die in der Fremde gesammelten Erfahrungen in seinen Staat zu ver-pflanzen. Mit dem ueren machte Peter den Anfang und verbot die langen Kleider und Barte. Wenn einer mit einem langen Kleide nach alter Art durchs Thor gehen wollte, so mute er entweder einen Zoll bezahlen, oder unter dem Thore niederknien und sich den Rand so weit abschneiden lassen, als er beim Knieen auf der Erde schleppte. Nur die Geistlichen und Bauern durften Barte tragen; jeder andere mute fr diese Erlaubnis jhrlich hundert Rubel zahlen. Ja, auch jeder Bauer, der mit einem Barte in die Stadt kam, mute unter dem Thore einen Zoll entrichten. Frher durfte keine russische Frau tu die Gesellschaft der Männer kommen, sie war auf ihr Haus beschrnkt; Peter aber brachte die Sitte auf, da jede Russin freien Zutritt in dieselbe hatte, sobald sie auslndische Kleidung trug, und fhrte so durch Annherung der beiden Geschlechter einen feineren geselligen Ton ein. Auch legte er Schulen und Buchdruckereien an, lie die vorzglichsten Werke des Auslandes in die russische Sprache bersetzen, munterte seine Russen auf, ihrer Bildung wegen ins Ausland zu reisen, so wie er es auch gern sah, da gebildete Fremde in sein Reich kamen. Viele unter den alten Russen konnten sich anfangs in seine Neuerungen nicht finden und murrten; jedoch die sichtbar werdende Veredelung des Volkszustandes trug am Ende, wie in anderen Staaten, so auch hier, den Sieg der ver- i jhrte Vorurteile davon. Der nordische Krieg (17001721)* Karl Xii., König von Schweden Ein Hauptgegenstand von Peters Sorge war der Seehandel; denn nur dieser konnte seinem weiten Reiche Leben geben. Aber alle seinem Reiche nach der Ostsee zu vorgelagerten Lnder, Finnland, Jngermann- ! land, Esthland und Livland, waren im Besitze der Schweden. Schon lngst hatte er sich diese daher zur Beute ausersehen. Jetzt endlich schien ihm der Augenblick zur Ausfhrung seines Vorhabens geeignet zu sein, denn der neue König von Schweden, Karl Xii., war erst siebenzehn Jahre alt und schien wenig zu versprechen. Um des Erfolges noch ae-wisser zu sein, trat Peter mit dem Könige von Dnemark, Friedrich Iv.,

18. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 160

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
160 2. Der Eintritt Rulands in die europische Politik an der Stelle Schwedens. Whrend in West- und Sdeuropa der groe Krieg um die spanische Erbfolge wtete, hallten auch Nord- und Osteuropa von Schlachtengetmmel wider. Hier tobte von 1700 bis 1721 der groe Nordische Krieg. Durch ihn vollzog sich eine bedeutende Umwandlung tier ^Machtverhltnisse in Nordeuropa: Schweden wurde aus der Reihe der Gromchte ge-strichen und stand fortan ganz abseits; an seine Stelle trat Rußland. Es war dies eine Frucht der Ttigkeit Peters des Groen. a) Die Bestrebungen Peters des Groen. Rußland hatte bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts wenig Verbindung mit dem Westen. Seine einzige Kste war die am Nrdlichen Eismeer, dessen Hfen neun Monate des Jahres nicht zu brauchen sind. Es galt im brigen Europa als ein Barbar enstaat und hatte bisher wenig Bedeutung gehabt. Da kam im Jahre 1689 der Zar Peter aus dem Hause Romanow zur Herrschaft, und durch seine Ttigkeit nderte sich in kurzer Zeit die Lage in Nordeuropa von Grund auf. Peter war ein sehr tatkrftiger, weitblickender und wibegieriger Mann. Um die europischen Verhltnisse kennen zu lernen, unternahm er eine Reise durch Deutschland, Holland, Frankreich und England. Es wurde au den Hfen viel der ihn gespottet, aber das machte ihm nichts. Er hatte seine Augen berall und lernte sehr viel. In Holland hat er sogar als Schiffsbauer gearbeitet. Bald ging er daran, fein Reich nach europischem Muster einzurichten. Er zog zahlreiche tchtige Auslnder heran, die europische Bildung bei seinen Untertanen verbreiten sollten; auch fr das Heer lie er Exerziermeister von auswrts kommen. b) Der Nordische Krieg. Peter hatte in Holland und Eng-land die Bedeutung der See fr die Lnder voll erkannt. Seine ber-zeuguug war. da Rußland auch an das Meer msse, wenn es etwas in der Welt bedeuten solle. Er wollte an die Ostsee, wo ihm die Schweden im Wege waren, und an das Schwarze Meer, desien Ksten rundum den Trken gehrten. Beides ist ihm gelungen. Die meiste Mhe hatte er mit Schweden. Dort war im Jahre 1697 der jugendliche Karl Xii. zur Regierung gekommen, ein tollkhner ^^er und Reiter, zugleich aber auch ein sehr eigenwilliger Mensch. Die Herrscher der Nachbarlnder Dnemark, Polen und Rußland trauten ihm sehr wenig Tchtigkeit zu und meinten darum, es sei leicht, Schweden seine auswrtigen Besitzungen abzunehmen. Sie schlichen zu diesem Zwecke einen Bund. So kam es zu dem groen Nordischen 6'r jpqp Dieser begann mit berraschungen fr die Verbndeten. Schnell landete Karl auf Seeland und zwang die Dnen zum Frieden.

19. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen - S. 246

1891 - Freiburg i. B. : Wagner
— 246 - Reise verabredete er dann mit den Königen von Polen und Dänemark einen Krieg gegen Schweden, welches seit Gustav Adolf fast die ganze Küste der Ostsee beherrschte. Allein der achtzehnjährige König Karl Xii. erschien völlig unerwartet vor Kopenhagen und zwang die Dänen zum Frieden; darauf schlug er Peters mehrfach überlegenes Heer vor der esthischen Grenzfestung Narwa und warf sich siegesberauscht auf deu dritten Feinds In allen Schlachten geschlagen, mußte sich August der Starke in seine Heimat zurückziehen, welche durch seine maßlose Prachtliebe schou so viel gelitten und für den Polenkrieg 60000 Menschen und über 100 Millionen Thaler geopfert hatte. Karl folgte ihm mitten durch Schlesien und nötigte ihn 1706 im Frieden zu Altranstädt, zugunsten seines Gegenkönigs Stanislaus Leszczinsky auf die polnische Krone zu verzichten. Behaglich schaute Peter dem Kampfe Schwedens mit Polen zu, die ihm beide im Wege standen, und eroberte mittlerweile die Küstenländer am Finnischen und Rigischeu Meerbuseu: Jnger-mannland, Esthland, Livland. An der Newa-Mündnng ließ er durch Hunderttausende zusammengetriebener Bauern seine neue Hauptstadt St. Petersburg bauen, eine bequeme Pforte, durch welche die europäische Bildung ihren Einzug halten sollte in sein Reich. Zugleich bildete er immer neue Regimenter. Als nun König Karl, durch den alten Kosaken-Hetman Mazeppa Bethört, einen tollkühnen Einfall in die Ukraine unternahm, konnte ihm Peter ein zahlreiches und im Kriege selbst 1709 eingeübtes Heer gegenüberstellen. Bei Pultawa östlich des Dnjeprs wurde der König entscheidend geschlagen. Es war der Todestag der Großmacht Schwedens und der Wohlfahrt des menschenarmen Landes. Karl Xii. flüchtete zu den Türken; seine -Soldaten mußten Lehrmeister der Russen werden oder nach Sibirien wandern. Ein Krieg zwischen Rußland und der Türkei, welchen Karl hervorgerufen, kam durch den Frieden am Pruth zu raschem Ende. Peters klnge Gattin Katharina soll den Großvezier bestochen und dadurch den eingeschlossenen Zaren und sei» Heer gerettet haben. Während Schwedens Länder über der Ostsee verloren gingen, blieb der König mit unglaublichem Starrsinn jahrelang in der Türkei, ja er wehrte sich in wahnwitzigem Trotze gegen ein Janitscharen-Heer, das ihn fortbringen sollte. Als er endlich heim eilte, war es zu spät. Rur Finnland und die Westspitze Pommerns nebst Rügen verblieb den Schweden. Vorpommern bis zur Peene fiel an Preußen, das Erzstift Bremen an Hannover, dessen Kurfürst seit Königin Annas Tode die Krone Englands trug. Karl selbst, ein anspruchsloser Soldat, fand

20. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 279

1887 - Hannover : Meyer
127. Karl Xii. von Schweden. Der Nordische Krieg. 279 mußten, da sie weder Schubkarren noch Spaten hatten, die Erde in Säcken und Matten zusammentragen. Viele starben infolge der Anstrengungen und der ungesunden Luft; aber frische Kräfte traten an ihre Stelle. Als die Festungswerke fertig waren, baute man Häuser, aber nur hölzerne. Nach zwei Jahren konnte die Stadt bewohnt werden. Nun mußten aus des Zaren Befehl Handwerker, Kaufleute und Künstler aus allen Teilen des Reichs mit ihren Familien kommen, um sich in der neuen Stadt niederzulassen. Auch die meisten Arbeiter blieben dort wohnen. Vielen Adeligen befahl Peter, den Winter in der neuen Residenz zuzubringen; aus den Nachbarländern, besonders Deutschland, zogen Fremde herzu, und so wurde Petersburg zum Erstaunen aller bald eine der schönsten und volkreichsten Städte der Erde. Was half aber dem Zaren fein unsäglich mühsames Werk, wenn jetzt Karl Xii. aus Polen zurückkam und alles wieder vernichtete! Wirklich kam Karl drohend herangezogen; aber es gelang Peter, den durch mancherlei Mißgeschick erschöpften Gegner (bei Pnltawa, östlich vom mittleren Dnjepr) gänzlich zu schlagen. Nun erst konnte er sich seiner Eroberungen an der Ostsee recht freuen. Schweden mußte ihm am Ende des Krieges (1721) Livland, Esthland und Jngermanland abtreten. Am Tage des Friedensfestes nahm er den Kaisertitel an; auch wurde ihm der Beiname „der Große" gegeben. 6. Peters Ende (1725). Wohl mochte Peter stolz sein, daß ihm Großes gelungen war; dennoch fehlte ihm viel, um glücklich zu sein. Seine acht Kinder starben bis auf zwei Töchter vor ihm; fein ältester Sohn Alexei endete gar im Gefängnis, in welches er ihn feiner Widersetzlichkeit wegen hatte werfen lassen. Auch quälte ihn der Gedanke, daß nach seinem Tode feine ihm so teuren Schöpfungen wieder zu Grunde gehen möchten. Als er 53 Jahre alt war, ging er einst, um ein gestrandetes Schiss retten zu helfen, tief ins Wasser; dadurch zog er sich eine Erkältung zu, die ihm den Tod brachte. Sein Reich erbte feine zweite Gemahlin Katharina, eine Frau, welche einer Bauernfamilie entstammte und früher eines schwedischen Dragoners Weib gewesen war, die aber auch eine Kaiserkrone gar wohl zu tragen wußte. 127. Karl Xii. von Schweden. Der Nordische Krieg (1700—1721). 1 föttl Xii. Karl Xii. von Schweden war einer der größten Helden, welche die Welt gesehen hat; dennoch ist unter ihm sein Land von der Höhe herabgestürzt, zu welcher es Gustav Adolf erhoben hatte. Als Karl den Thron bestieg, gehorchten dem schwedischen Zepter auch Finnland, die Ostseeprovinzen Jngermanland, Esthland und Livland, Vorpommern und die Herzogtümer Bremen und Verden (der heutige Regierungsbezirk Stade); dazu war Holstein, wo Karls Schwager regierte, eng mit Schweden verbunden. Karl war erst 15 Jahre alt, als er die Krone erbte. Von seiner Mutter fromm erzogen, unterschied er sich durch Sittenreinheit vorteilhaft von Peter von Rußland, der ein arger Trinker und