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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 97

1877 - Oldenburg : Stalling
- 97 aus wurde er der Regierung erst recht gefhrlich. Dieser ein-flureiche Mann wurde bei seinem nationalen Streben vom Klerus untersttzt und gab deshalb seinen Kampf gegen die katholische Kirche auf. So lag denn reicher Brennstoff aufgehuft, als die Julirevolution den zndenden Funken hineinschleuderte. Whrend der König verblendet blieb, las man mit Anspielung auf die Vorbereitungen zu dessen Geburtsfeste am Morgen des 22. Augustes zu Brssel folgendes Programm: Montag den 23. Feuerwerk, Dienstag den 24. Illumination, Mittwoch den 25. Revolution." Auffallender Weise lie ein Hofbeamter am Abende des 25. August 1830 im kniglichen Theater zu Brssel die Oper: Die Stumme von Portici" geben, in welcher die Erhebung der Neapolitaner gegen die spanische Herrschaft unter Leitung des Fischers Masaniello gefeiert wird. Die Stellen, welche den Ha gegen Unterdrckung und den Kampf fr die Freiheit preisen, wurden von dem Publicum mit strmt-schem Beifall aufgenommen. Aber vor dem Theater hatten sich groe Haufen niederen Volkes versammelt, die nach be-endigter Vorstellung in den Ruf ausbrachen: Es lebe de Potter? Nieder mit van Maanert!" Vom Theater aus strzte die Menge nach den Husern des Ministers van Maanen, des Polizeidirectors und eines ministeriellen Journalisten, plnderten sie aus, steckte sie in Brand und wrde ihre Wuth auch an den Personen ausgelassen haben, wenn sich diese nicht zeitig gerettet htten. Nachts wurden alle Waffenlden erbrochen, und das Zerstrungswerk am folgenden Tage wie-herholt. Statt der kniglichen Wappen wurden die Farben des alten Herzogthums Brabant aufgesteckt. Um der Zerstrungswuth des Pbels zu steuern, trat die Brsseler Brgerschaft zu einer Nationalgarde zusammen, und ein Brgerausschu bernahm bei der Ohnmacht der Behrden die ffentliche Gewalt. Man sandte am 29. August eine Deputation an den König nach dem Haag, um von ihm Aenderung des bisherigen Regierungssystems, Entlassung der miliebigen Minister und schleunige Berufung der General-staaten zu verlangen. Inzwischen hatte sich mit Ausnahme Antwerpens, Mastrichts, wo starke Besatzungen lagen, die revolutionre Bewegung der ganz Belgien verbreitet, und von Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 7

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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 312

1881 - Münster : Coppenrath
312 - starb der alte hinterlistige Pascha Mehemed Ali, und sein Sohn wurde vom Sultan mit der erledigten Herrschaft wieder belehnt. Revolution in Belgien, im August 1830. - Durch Sprache, Religion und Sitten getrennt, blieben sich die beiden im Jahre 1815 vereinigten Völker, Hollnder und Belgier, stets fremd. Die Frsorge der Regierung fr die Hebung der belgischen Interessen, ihre Sorge fr Handel und Industrie vermochte die Gemter der Belgier nicht zu gewinnen, sie erblickten nach wie vor in der Regierung des durch den Wiener Kongre vereinigten Knigreiches eine verhate Zwingherrschaft. Leicht entbrannte daher, nach den revolutionren Vorgngen in anderen Lndern, der Aufruhr auch in Brssel, am 26. August 1830. Der Palast des verhaten Ministers van Maanen wurde zerstrt, die Wache niedergemetzelt; jede Leidenschaft entbrannte in ungezgelter Wildheit. Zwei Tage hintereinander boten die Greuel in den Straen der Stadt einen schaudererregenden Anblick. Erst am 28. August ward die Ruhe durch das krftige Einschreiten der Nationalgarde wieder hergestellt. Der Aufstand in der Hauptstadt teilte sich den brigen Provinzen mit, berall wurden die Hollnder vertrieben. Der König der Niederlande. Wilhelm, schlug anfangs den Weg der Gte ein, um seine sdlichen Provinzen zum Gehorsam znrckzu-fhren. Als aber alle vershnenden Maregeln zurckgewiesen wurden, schickte er seinen Sohn, den Prinzen Friedrich, mit einem Heere ab, um zunchst Brssel, den Herd der Revolution zu unterwerfen. Auf diese Nachricht eilten Freiwillige aus den benachbarten Drfern und Stdten der Hauptstadt zu Hlfe. Schnell wurden in allen Straen Barrikaden errichtet; fast jede Strae, jedes Haus war eine Festung, die ganze Bevlkerung unter Waffen. Am 22. September, des Abends, erschien Prinz Friedrich an der Spitze von 6000 Mann vor den Thoren Brssels und lie die Kanonen auffahren, um am andern Morgen die Straen zu subern. Die ganze Stadt geriet hierber in Bewegung; in allen Straen wirbelten die Trommeln, von allen Trmen tnten die Sturmglocken die ganze Nacht hindurch. Am andern Morgen rckte der Prinz nach einer heftigen Kanonade in Brssel ein. Jetzt begann ein mrderischer Kampf in den Straen, in den Husern, in den Grten und wtete vier schreckliche Tage hindurch. Mit Mut und Entschlossen-heit fochten die kniglichen Truppen; allein der Kampf war zu ungleich-Im engen Rume der Straen zusammengedrngt, wurden sie schrecklich

2. Geschichte der Neuzeit - S. 511

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Die belgische Revolution. 511 Kammeropposition, zu welcher sich bei der unverstndigen Haltung des eigen-sinnigen und eigenwilligen Knigs Liberale und Katholiken", d.i. Kle-rikale, vereinigten. Ein strenges Pregesetz sollte den Sprechern der Un-zufriedenen den Mund schlieen. Der Hauptfhrer, der Litterat de Pott er, der offenbar weitere Ziele hatte als der Advokat van der Noot zur Zeit Josephs Ii., ward in Haft genommen, wirkte aber nachher nur um so leiden-schaftlicher. Das unvorsichtige Wort des Herrschers, das Betragen der Be-schwerdefhrer sei infam", gab Anla zur Stiftung eines flandrischen Vereins, der als Abzeichen eine Medaille trug mit der Aufschrift: Fideles jusqu' l'infamie! Eine Botschaft des Knigs bewegte sich in so scharfen Ausdrcken, da in Presse und Kammer ein Sturm der Entrstung losbrach. Ganz offen kndigte de Potter das Bestreben Belgiens nach getrennter Verwaltung an und zog sich dadurch Landesverweisung zu. Da loderte in Paris die Julirevolution auf und setzte auch den lngst aufgehuften Zndstoff in Bel-gien in Flammen. Bei der zur Geburtstagsfeier des Knigs am 25. August 1830 stattfindenden Festvorstellung der Auberfchen Oper Die Stumme von Portici", welche den Aufstand des Masaniello in Neapel 1647 behandelt, brach im Theater zu Brssel der schon durch Plakate vorausgesagte Tumult los, der sich, ohne Widerstand zu finden, da die Truppen unzuverlssig waren, rasch der das Land verbreitete. Eine Deputation angesehener Brger aus Brssel suchte den König zur Nachgiebigkeit zu bestimmen, erreichte aber nur wenig, wie andererseits auch der beliebte Prinz Wilhelm von Oranien durch Zustimmung zu der geforderten Personalunion dem Lauf der Dinge keinen Einhalt mehr thun konnte, weil durch die revolutionren Sendlinge die Auf-lsung bereits zu weit vorgeschritten war. Als der Pbel eine provisorische Regierung einsetzte, rckte der jngere Sohn des Knigs auf geheime Ein-ladung der besitzenden Klaffen in die Hauptstadt ein (23. September), mute dieselbe aber nach dreitgigem verlustreichen Kampfe wieder verlassen. Jetzt sprachen die Generalstaaten die legislative und administrative Trennung von Belgien aus (29. September). Aber schon hatte die provisorische Regierung mit de Potter an der Spitze die vllige Trennung verkndigt, und vergeblich machte Prinz Wilhelm den Versuch, das Land wenigstens fr sich zu retten. Da auch in Antwerpen belgische Truppen einzogen, schlo der Stadtkomman-dant Chasse einen Vertrag, nach welchem er die Citadelle besetzte und die Stadt in Ruhe zu lassen versprach, falls gegen ihn kein Angriff gerichtet werde. Als aber ein aufgehetzter Pbelhaufen mit den aufgestellten Posten Schsse wechselte, lie Chasse die Stadt einige Stunden lang von der Cita-belle und den Kriegsschaluppen aus furchtbar bombardieren und brannte mit andern Gebuden das groe Lagerhaus nieder (27. Oktober). Die Citadelle

3. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 247

1886 - Dresden : Höckner
247 3. Der dreitgige Straenkampf in Paris vom 27. bis |7. 29. Juli, von der liberalen Bourgeoisie (Thiers' Protest) ein- 29. geleitet, von den republikanischen Arbeitermassen durchgefhrt, Juli zwang die schwachen und unzuverlssigen Truppen (11000 Mann) unter Marmont zur Rumung der Hauptstadt, den König zur Zurcknahme der Ordonnanzen und zur Entlassung Poliguacs. Doch kamen diese Zugestndnisse zu spt. Um nun der republikanischen Partei den Sieg zu entwinden, erhoben am 30. Juli die Deputierten (Thiers, Perier, Lafayette) den Herzog Philipp von Orleans (geboren 1778) zum General-statthalt er des Knigreichs. Karl X. erkannte ihn als solchen an und dankte zu Gunsten seines Enkels Heinrich von Chambord ab. Doch damit nicht zufrieden drngte ihn Orleans am 3. August durch eine bewaffnete Demonstration zur Abreise aus 7 Rambouillet nach England und lie sich am 7. August als Aug. Louis Philipp zum König der Franzosen proklamieren. Die damals allgemein anerkannte Mustergltigkeit des fran-zsischen Parlamentarismus und die weit verbreitete Unzufrieden-heit mit dem Bestehenden riefen auch auerhalb Frankreichs revolutionre Bewegungen hervor. b) Die belgische Revolution. 1. Holland und Belgien, trotz ihres historischen, konfefsio-netten und zum Teil auch nationalen Gegensatzes vom Wiener Kongre zum Knigreich der Niederlande zusammengeschweit, wurden dadurch einander nur noch mehr entfremdet, da die Hollnder geneigt waren, das grere Belgien als bloe Pro-vinz zu behandeln. Durch die Aufhebung oder Beschrnkung der geistlichen Schulen wurde der mchtige Klerus, durch den Versuch, das Hollndische berall als Amtssprache einzufhren, auch die liberale Partei verletzt und zur Union" mit den Kleri-kalen getrieben. Angeregt von der Julirevolution forderten die Belgier, gefhrt von Louis de Potter, zunchst indes nur die Entlassung des Justizministers van Maanen und die Per- ^ sonalnnion beider Lnder. Unter dem Eindruck des Aus- Aug. standes in Brssel am 25. August 1830 bewilligte sie der 1830 König; doch das Widerstreben der Hollnder auf der einen Seite, der Einflu der Klerikalen, die Agitation franzsischer Sendlinge und der Sieg der radikalen Partei in Brssel (Centralaus-schu am 20. September) auf der andern fhrten den Bruch herbei. Nach dreitgigem Straenkampfe vom 23.-26. September rumte Prinz Friedrich von Oranien Brssel, und ein

4. Der Weltkrieg - S. 23

1916 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
23 Heer, die Maasbefestigungen und die heimtckische Bevlkerung entgegenstellten. Aber alle diese Hemmungen wurden von dem festen Willen zum Siege, der unsere Krieger ohne Unterschied erfllte, glcklich und rasch beseitigt. Ohne Murren ertrugen sie die unerhrten Marschstrapazen und den glhenden Sonnen-brand der heien Augusttage. Die Kmpfe mit dem belgischen Heere wurden rasch erledigt. Nach einem kleineren Gefechte bei Tirlemont (Thiemen) zogen die Belgier alle ihnen noch verbliebenen Truppen nach ihrer groen Festung Antwerpen zurck, wohin diesen bald die knigliche Familie und die hchsten Behrden folgten. Unsere Heeresleitung beschrnkte sich darauf, starke Beobachtungstruppen gegen Ant-werpen abzuzweigen und zurckzulassen. Ein am 25. und 26. August mit vier Divisionen unternommener Ausfall, der zugleich unsere rckwrtigen Ver-bindnngen stren sollte, wurde glnzend zurckgeschlagen. Der Rest der Maasbefestigungen bestand aus zwei Werken, dem Sperr-fort Huy und der groen Festung Namnr, die von 9 Forts umgeben war. Das Sperrfort wurde von Truppen der zweiten Armee einfach berrannt. Auch Namur mute sich bald ergeben. Am 21. August donnerten bereits die deutschen Kanonen vor der Stadt; am 25. waren die Stadt und 5 Forts in unseren Hnden. Am folgenden Tage fielen auch die brigen Werke, unter ihnen eins durch eine tollkhne berrumpelung, die dem blutjungen Leutnant von der Linde glckte. Die Hauptschwierigkeit lag in der heimtckischen Beteiligung der gesamten Bevlkerung am Kampfe. Bei und in Lttich machte sich das Treiben zgel-loser Banden bereits bemerkbar. Toller wurde es und immer toller, je weiter man vorging, namentlich soweit man es mit Wallonen zu tun hatte. Auf-gehetzt von der eigenen Regierung, in sicherer Erwartung der franzsischen Hilfe setzten die Einwohner, an sich bel berchtigt, unseren Truppen einen hart-nckigen Widerstand entgegen. Aus jedem Dorf, jedem Gehft, jedem Busch und Wald wurde geschossen. Selbst Frauen, Geistliche und Kinder beteiligten sich an diesen wilden und grausamen Kmpfen. Und nicht nur kmpfende Truppen wurden so aus dem Hinterhalt angegriffen, auch rzte und Verwundete wurden vielfach unter ausgesuchten Martern zu Tode geqult. Da waren schwere Opfer unvermeidlich; aber aufhalten konnten diese wilden, heimtckischen Gesellen unsern Heereszug nicht. Die Unsern konnten sich allerdings nur durch rck-sichtslose Strenge helfen. Wer mit der Waffe in der Hand getroffen wurde oder sie nicht auslieferte, wurde erschossen. Drfer und Städte gingen in Flammen auf. Am frchterlichsten traf dieses gerechte Strafgericht die Stadt Lwen. Erst als diese sinnlos fanatische Bevlkerung die ganze Strenge des Kriegsrechts empfunden hatte, fgte sie sich zhneknirschend. Trotz dieser Hindernisse rckten alle drei Armeen mit groer Schnelligkeit vor. Am 20. August zogen die ersten deutschen Truppen in Belgiens schner Hauptstadt, in Brssel, ein. Auf dem weiteren Vormarsch kamen sie allmh-lich mit den Franzosen und Englndern in Berhrung. Eine vor der Front der Klnckschen Armee auftretende Kavalleriebrigade wurde bei Mns (Bergen) geworfen, das englische Expeditionsheer selbst, das sich dem linken franzsischen Flgel angeschlossen hatte, erlitt westlich von Mmtbenge eine empfindliche Niederlage. Auch acht franzsische Korps, die sich sdlich von Namur der

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 271

1868 - Mainz : Kunze
Von der ersten französischen Revolution bis zur Gegenwart. 271 Vom Rambouillet aus, wohin sich die königliche Familie der Sicher- heit wegen begeben hatte, hatte Karl X. noch einmal eine Ausgleichung versucht, worin er und der Dauphin zu Gunsten des unmündigen Herzogs Heinrich (V.) von Bordeaux, eines Sohnes des 1820 ermordeten Herzogs von Berry, dem Throne entsagten. Allein auch das Recht der Thronentsagung wurde nicht mehr anerkannt, und die Bourbonen verließen Frankreich zum zweiten Male. Karl X. begab sich zunächst nach Holyrood unweit Edinbnrg und dann nach Böhmen. Er starb 1838 zu Görz unweit Triest, wo noch jetzt Heinrich V. der Hoffnung lebt, auf den französischen Thron zurückberufen zu werden. Die französische Zulirevolutiou setzte ganz Europa in große Auf- regung. Zunächst ward das benachbarte Belgien davon heftig ergriffen. Seit dem Pariser Friede waren Belgien und Holland wieder zu dem Königreiche der Niederlande vereinigt worden. Die Belgier, an Reli- gion, Sitte, Charakter und Sprache den Holländern fremd, fühlten sich nicht glücklich unter der Negierung Hollands, da die Holländer sich als das herrschende Volk betrachteten und die Belgier nicht nur zur Theilnahme an ihrer großen Nationalschuld zwingen wollten, sondern ihnen auch ihre Sprache und Gesetzgebung aufzunöthigen versuchten. Der Unterricht der katholischen Belgier ward unter protestantische Be- hörden gestellt, und die Last der Steuern zur Anlegung von Festungen, Canälen und Chausseen ward immer drückender. Die Geistlichkeit und die französisch-gesinnten Liberalen waren in ihrem Hasse gegen Holland einig; die Presse nährte die allgemeine Unzufriedenheit. König Wil- helm I. übte gegen die Zeitungsschreiber die größte Strenge und strafte sie mit Geld, Gefängniß und Verbannung. Die Kunde von der Juli- revolution regte die Gemüther noch mehr auf, und der glückliche Erfolg trieb zur Nachahmung. Der Befehl des Königs, die Nationalgarde zu entwaffnen, vermehrte unter diesen Umständen die Mißstimmung. Am 25. August wurde im königlichen Theater zu Brüssel die Stumme von Portici gegeben. Vor dem Theater wogte eine ungeheure Volks- menge auf und ab; sie zerstörte die Druckerei des National, eines im holländischen Interesse redigirteu Blattes, den Palast des verhaßten Iustizministers van Manen und die Wohnung des Polizeidirektors. Mehrere Fabrikgebäude hatten am folgenden Tage gleiches Schicksal. Um weiterem Unfnge vorzubeugen, bildete sich auf Anordnung des Magi- strats eine Nationalgarde, und ein Bürgerausschuß sandte eine Deputation nach dem Haag, um den König zur Nachgiebigkeit zu bewegen. Während der Prinz von Oranien den Belgiern gerecht zu werden Willens war, sann der König auf Gewaltmaßregeln und schickte den Prinzen Friedrich Folgen der Julirevo- lution in Belgien, welches sich von Holland losreißt.

6. Geschichte der Neuzeit - S. 194

1883 - Freiburg : Herder
194 bersicht der Ereignisse von 1815 bis 1870. betitelt und die polytechnischen Schler forderten zur Revolution auf, die verhhnten und mit Steinwrfen angegriffenen Soldaten gaben auf mehreren Punkten Feuer, man errichtete Barrikaden und zertrm-merte die Straenlaternen. Whrend der Nacht bereitete sich das Volk zum Kampfe vor, der am Morgen begann und bis zum Abend dauerte; Marmont hatte zu wenig Soldaten, um die Aufstndischen aus den von Barrikaden starrenden Straen der ungeheuren Stadt zu vertreiben; die Soldaten wurden von den Dachzimmern herab, aus den Fenstern und Kellerlchern beschossen, sie litten bei der groen Hitze durch Durst unsglich; nirgends zeigte sich der König oder ein Prinz, denn diese warteten in dem Schlosse von St. Cloud zuversichtlich auf die Unterdrckung des Aufstands. Am 29. wollte Marmont unterhandeln, allein das Volk kehrte sich nicht daran, sondern erneuerte den Angriff auf die abge-matteten, verdrossenen Soldaten; da gingen zwei Regimenter der und nun war es den bewaffneten Volkshaufen ein leichtes, den Lonore und die Tuilerieu einzunehmen und den Marschall mit dem Reste seiner Truppen zum Abzug nach St. Cloud und weiter nach Rambouillet zu ntigen. So war die Julirevolution oder die groe Woche" vollendet; sie kostete der 900 Tote und 5000 Verwundete. König Karl X. war jetzt zu allen Konzessionen bereit, allein es war zu spt; die in Paris anwesenden Abgeordneten bemchtigten sich der Regierungsgewalt, ernannten den Herzog Louis Philipp von Orleans zum Generalstatthalter des Knigreichs, und Karl X. mute mit seinem Sohne, dem Herzog von Aitgouleme, dessen Gemahlin, der Tochter der 1793 hingerichteten Knigin Marie Antoinette, und seinem 10jhrigen Enkel Heinrich Frankreich verlassen und sich nach England einschiffen. Die Kammer der Abgeordneten erklrte den Thron fr erledigt und whlte am 7. August den Herzog von Orleans zum erblichen König der Franzosen; die dreifarbige Fahne wurde wieder als die nationale statt der weien bourbonischen aufge-pflanzt, Proklamationen mit den schnsten freiheitlichen Versprechen er-lassen und der alte Lafayette verbrgte den murrenden Volkshaufen, welche gerne die Republik oder Napoleon Ii. ausgerufen htten, da der knigliche Thron mit republikanischen Institutionen umgeben sein werde". So begann das sogenannte Brger- oder Juli-Knigtum. Die August-Revolution in Brssel. (25. Auguft 1830.) Knigreich Selgien. 8. Das 1814 von den verbndeten Mchten geschaffene Knig-reich der Vereinigten Niederlande war einer der blhendsten Staaten Europas; reich an groen Stdten und starken Festungen, durchschnitten

7. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 156

1894 - Dresden : Jacobi
156 zunehmen vermochte. Otto hob, als ihm aus Bayern ein gefhrlicher Aufstand gemeldet wurde, die Belagerung auf. Im Jahre 954 wurde die Verwirrung in Deutschland aufs hchste gesteigert, da in diesem Jahre die Ungarn wieder ins uneinige Reich einfielen und sich die Emprer mit dem alten Erbfeinde, der alten Pest des Reiches", verbanden. Hierdurch verloren sie jedoch gnzlich die Sym-pathie ihrer frheren Anhnger, und es ging fortan schnell mit ihnen bergab. Zuerst unterwarfen sich Konrad und der Erzbischof von Mainz, während Lindolf noch in Regensburg tapferen Widerstand leistete. Otto vermochte bei den damals schlechten Belagerungswerkzeugen auch diese Stadt nicht einzunehmen. Als er sich zurckzog, folgte ihm sein Sohn mit einem Heere; doch ehe es zum unnatrlichen Kampfe kam, brach-ten die anwesenden Bischfe eine Ausshnung zwischen Vater und Sohn zustande. Als der König eines Tages der Jagd oblag, warf sich sein Sohn mit bloen Fen vor ihm nieder, von tiefer Reue ergriffen, und erprete bei seinem Vater und allen Anwesenden Thrnen. Er ward durch vterliche Liebe wieder zu Gnaden angenommen und gelobte, fort-an in allen Stcken dem Willen seines Vaters zu gehorchen. Auf dem nchsten Reichstage unterwarfen sich Lindolf und Konrad ffentlich dem Könige. Er gewhrte ihnen zwar Verzeihung und ihre Familiengter; allein ihre Herzogtmer erhielten sie nicht zurck. Lothringen behielt Bruno; Schwaben verlieh er Bnrchard Ii., der sich mit der schnen und feingebildeten Hedwig, der Tochter Heinrichs von Bayern, vermhlte. Der unruhige Erzbischos Friedri von Mainz war kurz vorher gestorben; sein Nachfolger wnrde Wilhelm, ein natrlicher Sohn Ottos. Er untersttzte deu kniglichen Vater in allen seinen Bestrebungen, ebenso wie der Erzbischos Bruno von Kln. h) Die Niederlage der Ungarn auf dem Lechfelde (955). Im folgenden Jahre 955 kamen die gefhrlichen Ungarn aufs neue nach Deutschland; diesmal hatten sie es auf Bayern abgesehen. Sie drangen, frchterlich hauseud. bis Augsburg vor und belagerten die feste Stadt; doch der tapfere Bischof Ulrich verteidigte sie so lange, bis der König Hilfe brachte. Gleich nach dem Einfall hatte Heinrich zu seinem kniglichen Brn-der Boten gesandt mit der Schreckensnachricht: Siehe, die Ungarn verbreiten sich feindlich der dein Gebiet!" Sobald der König das hrte, brach er gegen die verhaten Erbfeinde auf. In der Nhe von Augs-brg schlug er sein Lager auf und versammelte die Hilfskrfte der andern Stmme um seine Fahne. Auf einer weiten Ebene am Lech, das Lechfeld genannt, sdlich von Augsburg, kam es zum Entscheidungskampf. Die Deutschen lagerten auf dem linken, die Ungarn auf dem rechten Ufer des Flusses. Der Schlachttag war ein heier Sommertag, der 10. August 955. Am Tage zuvor lie Otto im Lager einen Fast- und Butag verkndigen, um Gottes Gnade und Beistand zu erflehen.

8. G. G. Bredows Leitfaden für die Weltgeschichte - S. 106

1889 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
106 Iii. Brandenburgisch-preuische Geschichte. 31. Die zweite franzstsche Revolution. 1830. a. Ihr Anfang. Whrend die Franzosen 1830 mit der Eroberung des Naubstaates Algier beschftigt waren, brach in Frank-reich selbst eine Revolution aus. Karl X., der 1824 den Thron seines Bruders bestiegen hatte, schlo sich der Adelspartei und den Priestern an und versuchte durch gewaltsame Schritte Frankreich all-mhlich wieder in einen Zustand zurckzufhren, wie er vor der ersten Revolution bestanden hatte. Er lie die Prefreiheit ausheben und durch andere gewaltsame Maregeln die Verfassung verletzen. Pltz-uch, gaffen die Pariser zu den Waffen. Der König und das Mini-stemmt wollten nicht nachgeben. Truppen wurden herbeigezogen, und es entstand ein dreitgiger Straenkampf (28.30. Juli 1830)- aus ihren Husern machte die Bevlkerung kleine Festungen, von dem ausgerissenen Steinpflaster, von Wagen, Balken u. dergl. Verschanzungen m den Straen (Barrikaden); die Nationalgarde (das Brger-Militr) griff die Truppen mutig an und die Linientruppen gingen bald zu ganzen Regimentern zu dem Volke der. Die knigliche Familie und die Minister muten die Stadt verlassen, nachdem der Kampf auf beiden Seiten an 6000 Menschen gekostet hatte. Es bildete sich eine vorlufige Regierung, welche die ltere bonrbonische Linie absetzte und aus dem Reiche verwies. Louis Philipp, Herzog von Orleans, bernahm als General-Lieutenant des Knigreichs die Hgel der Regierung und wurde nach wenigen Tagen zum König der Frau-zosen ernannt. Der abgesetzte König begab sich der England nach Osterreich, wo er spter an der Cholera starb. Einzelne Aufstnde und Mordversuche gegen Louis Philipp bewiesen bald, da die Ruhe in Frankreich nur scheinbar hergestellt war. b- Ihre Ausbreitung. Wie die erste franzsische Revolution, so fand auch die zweite, die Iulirevolution, Nachahmung in andern Lndern und zwar zuerst in dem Knigreich der Niederlande. Im Jahre 1815 waren Holland und Belgien zu einem Knigreich ver-einigt worden, ohne da eine Einigkeit zwischen den Bewohnern beider Gebietsteile erzielt werden konnte, besonders da in Holland der grere ^eil evangelisch, in Belgien dagegen bei weitem die berwiegende Mehrheit katholisch ist. Die katholische Geistlichkeit erhob immer Widerstand gegen die Regierung, und das belgische Volk glaubte sich gegen die Hollnder zurckgesetzt. Im August 1830 brach der Sturm in Brssel los und verbreitete sich fast der das ganze Land. Fran-zsische Sendlings hatten dabei die Hand im Spiele. In Brssel ent-stand ein hnlicher blutiger Straenkampf wie in Paris, und die Hollnder muten bald Brssel und das ganze Land bis auf die Citadelle von Antwerpen trumen. Im Oktober erklrten sich die Belgier fr unabhngig, bald darauf wurde ein Waffenstillstand zu-stnde gebracht und im Dezember die Unabhngigkeit Belgiens von den europischen Staaten anerkannt. Int Juli 1831 bernahm Prinz Leopold von Sachsen - Coburg die belgische Krone. Die Hollnder

9. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 351

1872 - Hannover : Hahn
351 Republikaner und Bonapartisten, auf blutigezweise ge-strt. Selbst rneuchelmrderische Attentate wider das Leben des Knigs wurden wiederholt unternommen. Uebrigens verstand Louis Philipp mit kluger Einsicht die Ordnung im Innern und den Frieden nach Auen aufrecht zu er-halten, und in den ersten Iahren seiner Regierung durch ein Sy-stein der sogen, rechten Mitte (juste milieu), welches der ausgezeichnete Minister Casimir Perier (f 10. Mai 1832) gegrndet hatte, die Bestrebungen der Factionen nieder zu halten. Frankreichs Wohlstand im Innern, seine Macht und Ansehen nach Auen hatten immer mehr zugenommen. . 184. Aufstnde der Belgier und Polen. 1) Den nchsten Einflu nach Auen bte die Iulirevo-lution auf die Belgier und die Polen. Die frher O est reich angehrenden belgischen Provin-zen waren imfrieden zu Lueville (1801) mitfrankreich, durch dencongre zuwien aber im Jahre 1815 nebst Luxemburg (dieses als ein deutsches Herzogthum) mit der ehe-maligen Republik Holland unter dem Namen eines Knig-reichs der vereinigten Niederlande unter Wilhelm I. von Nassau-Orangen verbunden worden. Aber Verschiedenheit der Religion, der Sprache und des Charakters hatte in Belgien bald steigendes Mivergngen der die unfreiwillige Vereinigung mit Holland hervorgebracht. 2) sn Folge der Iulirevolution brach deshalb auch zu Brssel"ein Ausstand aus (25. August 1830), dessen Zweck Los- 25. Aug. Trennung von Holland war. Die Hollnder, die unter 1830 dem Prinzen Friedrich die belgische Hauptstadt angriffen, wurden Revolution nach fnftgigem blutigen Kampfe (23. bis 27. September) zu- m r e' rckgeschlagen, worauf das ganze Land am Aufstande Antheil nahm. 3) Die Belgier beriefen einen Nationalcongre, der sofort eine provisorische Regierung einsetzte und dem Lande eine freisinnige Verfassung gab. Darauf whlte man (4. Juni 1831) 1831 den Prinzen Leopold von Sachfen-Koburg zum Könige der Belgier, der sich mit einer Tochter des Knigs Louis Belgier. Philipp vermhlte (1832). Ein franzsisches Heer unter dem Marschall Gerard entri den Hollndern ihre letzte Besitzung in Belgien, die durch den General Chasse tapfer vertheidigte Citadelle von Antwerpen (23. Dec. 1832). 4) Die Verhltnisse zwischen Holland und Belgien wurden nach langen Unterhandlungen durch eine Conserenz der fnf Gromchte zu London geordnet, deren Bestimmungen König

10. Geschichte der Neuzeit - S. 195

1883 - Freiburg : Herder
Revolution in Brssel. 195 von schiffbaren Flssen und zahlreichen Kanlen, mit bedeutendem See-Handel und eintrglichen Kolonteert in Amerika und Asien (Java, Mo-lukken), von mehr als sechs Millionen Menschen bewohnt, mit vortreff-lichem Ackerbau und groartigem Gewerbfleie. Doch bestand vom Tage der Vereinigung an ein Gegensatz zwischen den sdlichen und nordlichen Prooinzen, den Belgiern und Hollndern, und dieser Zwiespalt dauerte bis zur endlichen Trennung fort. Die Belgier erhoben die begrn-dete Klage, da die Rechte der katholischen Kirche durch das Schul-gesetz oerletzt wurden; sie beschwerten sich, da sie, wie die Hollnder, nur 55 Abgeordnete in das Haus der Abgeordneten zu whlen hatten-, während ihnen nach Magabe der Volkszahl 68 zukommen sollten; da die hollndische Sprache zur offiziellen Sprache erhoben wurde; da unter 7 Ministern nur 2 und unter 45 Geheimrten nur 18 Belgier waren; da sie die Last der Staatsschuld, welche von Holland allein kontrahiert worden war, mittragen mten. Die liberale und katholische Partei oereinigten sich zu einer heftigen Opposition; und als in Frankreich die Julirevolution geglckt war, stand bei den Fhrern der Entschlu fest, sich oon Holland loszureien, einen eigenen Staat aufzurichten und im schlimmsten Falle sich in die Arme Frankreichs zu werfen. Am 25. August, dem Geburtstage des Knigs Wilhelm I., brach zu Brssel der Anfstand aus und verbreitete sich, ohne ernsthaften Widerstand zu finden, der das ganze Land, denn die meisten belgischen Sol-baten verlieen die Fahne des Knigs. Der König entsandte im Sep-tember seinen Sohn Fried rich mit etwa 11ooo hollndischen Soldaten und 26 Geschtzen gegen Brssel; der Prinz drang am 23/September in die Stadt ein, fand aber in den Straen und Husern einen solchen Widerstand, da er sich am 26. mit groem Verluste zurckziehen mute. Die Stadt Antwerpen wurde von 8000 belgischen Freiwilligen besetzt; als sie aber vertragswidrig die Citadelle angriffen, bornbar-bierte der alte General Chassv die Stadt, wobei 200 Huser und das Lagerhaus mit Waren oon mehreren Millionen im Werte niederbrannten. Der Kongre, der in Brssel zusammengetreten war (Nationalversammlung) , entschied sich mit groer Mehrheit fr die Monarchie, entwarf eine hchst freisinnige Verfassung und whlte am 3. Februar 1831 den Herzog von Nemours, den zweiten Sohn des Knigs von Frankreich, zum Konig der Belgier. Louis Philipp verweigerte jedoch als Haupt der Familie seine Zustimmung, denn er sah wohl ein, da die drei Gromchte, sterreich, Preußen und Rußland, und selbst Eng-land, einen franzsischen Prinzen nicht als belgischen König anerkannt htten, weil alsdann die Vereinigung Belgiens mit Frankreich frher oder spter erfolgt wre. Der König riet deswegen den belgischen Ab- 13*

11. Theil 3 - S. 572

1839 - Leipzig : Fleischer
572 gestellten Bürgergarde mit fester Haltung, versicherte das Volk vor dem Rathhause der gütigen Gesinnung des Königs, und da es rief: „cs lebe der Prinz! es lebe die Freiheit! Nieder mit van Maanen!" so antwortete er: „ja! es lebe die Freiheit! ihr werdet sie haben!" Als er zu seinem Pallaste kam, trat ihm ein Posten Bürgergarde mit gefälltem Bajonett entgegen; ohne zu erschrecken, sah er sie freundlich an, worauf sie das Gewehr präsentirtcn. Nachdem er in einer Pro- clamation sie zur Wiederherstellung der Ordnung aufgefordert hatte, versprach er, daß in diesem Falle keine Truppen einrücken sollten. Der Prinz kehrte nach dem Haag zurück, und da der König van Maanen zurückrief, schien die Ruhe wiederhergestellt. Aber dies lag nicht im Plane der Union (der Verschwornen), die eine Trennung Belgiens von den Niederlanden beabsichtigten. Die Häupter der Union (d'hoogvvrst, Gendebien, van de Weyer, Merode u. A.) unterhielten die Gährung sorgfältig; man nahm unter die Nationalgarde viel schlechtes Gesindel auf, und nachdem ein wilder Haufe Lütticher nach Brüssel gekommen war, und gänzliche Lossagung von der königl. Herr- schaft verlangt hatte, wurde die Nationalgarde vom Pöbel plötzlich ent- waffnet, und nun war Brüssel rettungslos der Pöbelherrschaft preis- gegeven. Alle Gutgesinnte wünschten nun selbst, daß der König Trup- pen senden möchte. Unter diesen Umständen blieb dem Könige nichts übrig, als Truppen zu senden, um dem Unwesen ein Ende zu machen. Aber man beging dabei den Fehler, halbe Maßregeln zu ergreifen. Der zweite Sohn des Königs, Prinz Friedrich der Niederlande, wurde mit einem zu schwachen Corps gegen Brüssel abgeschickt, und ihm auch von dem zu gütigen Könige untersagt, zum Aeußersten zu schreiten, so daß dem Prinzen die Hände gebunden waren. Nachdem er die ihm entgegengezogenen Belgier zurückgeworfen hatte, griff er 23. Sept. die Stadt an, bemächtigte sich zweier Thore, und nun begann ein hitziges Gefecht, welches mit Ausnahme der Nächte drei Tage währte. Der Pöbel vertheidigte sich mit großer Hartnäckigkeit, machte die Häu- ser in der Nähe der Thore zu Festungen, warf Steine und Raketen und goß siedendes Oel und Wasser aus den Fenstern auf die Solda- ten hinab. Dennoch hätte die Stadt bei einem ernstlicheren Angriff nicht widerstehen können. Am 25. Sept. Abends befahl der Prinz den Rückzug. Dieser Rückzug, der seinen Grund nur in der Menschlichkeit des Prinzen und seines königl. Vaters hatte, welche den Kampf nicht hat- ten aufs Aeußerste treiben wollen, wurde von den Belgiern als ein großer Sieg geschildert; sie schilderten den Prinzen als einen zweiten Nero, und erzählten von den holländischen Soldaten Grausamkeilen,

12. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 233

1891 - Leipzig : Voigtländer
233 Besorgnis erregte der freiheitsfeindliche Sinn seines Bruders und Nach-folgers Karl X. (18241830), der von dem Umfange der Knigs-geroalt die berspannteste Vorstellung hatte. Man gedachte im Volke des Ausspruches Napoleons, da die Bourbonen nichts gelernt und nichts vergessen" htten, und das sich kundgebende Streben des Hofes, durch Begnstigung des alten Adels und der Geistlichkeit die Zustnde vor 1789 mehr und mehr wiederherzustellen, erregte im Volke eine zu-nehmende tiefe Verstimmung, die auch durch den neuesten Waffenerfolg des franzsischen Heeres, die Eroberung Algiers (Juli 1830), nicht beseitigt wurde. 2. Die Thronumwlzung. Vielmehr entstand wegen der ver-fassungswidrigen Erlasse (Ordonnanzen) des Ministers Polignac, welche die Wahlberechtigung fr die Volksvertretung verminderten und die Prefreiheit einschrnkten, am 27. Juli 1830 ein Aufstand des 1830 Volkes in Paris, das in dreitgigem blutigen Barrikadenkampfe die kniglichen Truppen besiegte. Aus dem Aufstande wurde eine Thron-umwlzung, die Julirevolutiou. Der König Karl X. nebst seiner Familie wurde vertrieben und sein Vetter, derherzogvonorleans, Ludwig Philipp (18301848), zum Könige der Franzosen erhoben (7. August). 3. Errichtung des Knigreichs Belgien. Infolge der Juli-revolntion brach im August 1830 ein Aufstand zu Brssel aus, der sich berbelgien verbreitete und die Trennung dieses katholischen Landes von dem protestantischen Holland bewirkte. Der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg wurde 1831 zum Könige der Belgier er-whlt und behauptete sich gegen die anfangs siegreichen Hollnder durch den Beistand eines franzsischen Heeres. Der König von Holland wil-ligte erst 1838 in die Abtretung Belgiens. König Leopold I. von Belgien regierte weise und segensreich. 4. Aufstand der Polen. Die Polen, unzufrieden mit der Regierung ihres Statthalters, des russischen Grofrsten Konstantin, und angeregt durch Frank-reich6 Beispiel, emprten sich (November 1830) gegen die Herrschaft der Russen. Ein hartnckiger Kampf begann, in welchem die Polen Linientruppen wie Sensenmnner dem russischen General Diebi tsch tapferen Widerstand leisteten. Allein seit ihrer Niederlage bei Ostrolenka (1831) verlie sie das Glck; zwar starb Diebitsch an der Cholera, aber dessen Nachfolger Paskiewitfch schlug durch die Einnahme von Warschau den Aufstand zu Boden. Viele Polen flchteten sich in fremde Lnder. Polen wurde in eine russische Provinz verwandelt. 5. Die Schweiz. Die Schweiz hatte 1815 einen Bundesvertrag erhalten, nach welchem sie einen Staatenbund von 22 lose vereinigten Kantonen bildete mit'einer Tagsatzung und drei wechselnden Vororten: Bern, Zrich und

13. Auszug aus dem Lehrbuche der Weltgeschichte für Schulen - S. 417

1882 - Münster : Coppenrath
417 selbst nicht dem mchtigen Kaiser Karl V., gelungen war, erfllte ganz Frankreich, ganz Europa mit Jubel und schien um das Haupt der Bourbous einen ewig grnenden Lorbeer zu winden. Daher glaubte auch die Regierung, eben jetzt sei der geeignete Zeitpunkt erschienen, zur besseren Aufrechthaltung der Ruhe und Ordnung im Lande einzelne Vernderungen in der Verfassung vorzunehmen und frhere Rechte und Freiheiten des Volkes wieder zu beschrnken. Am 26. Juli erschienen die betreffenden knig-' ltchett Ordonnanzen oder Verordnungen. Aber hierber brach der Unmut des Volkes in lichte Flammen des Aufruhres aus. Drei Tage hintereinander war ein mrderischer Kampf in den Straen von Paris. Der Donner des Geschtzes erscholl wie in einer eroberten Stadt, das Blut flo in Strmen. Am 29. hatten endlich die Brger ihren Sieg vollendet. Alsbald versam-melten sich die Abgeordneten des Volkes, erklrten die ganze ltere Linie der Bonrbons des Thrones verlustig und ernannten den Herzog von Orleans, unter dem Namen Lndwigphilipp,zum Könige der Franzosen. Auch von den brigen Mchten wurde er als solcher anerkannt. Der entthronte König schiffte sich mit seiner Familie nach England ein. Im Jahre 1832 begab er sich nach sterreich, wo er die gastfreundlichste Aufnahme fand. Er bezog ein Schlo bei Prag und starb 1838. Wie ein Blitzstrahl durchfuhr die Nachricht von jenem Ereig-nisse in Frankreich die Lnder Europas. Fast berall regte der Geist der Freiheit seine Schwingen. Alle lang gehegten Wnsche sowohl als Beschwerden kamen rasch nacheinander bald hier, bald dort zu einem gewaltsamen Durchbruche. Devolution in Belgien, im August 1 8 30. Durch Sprache, Religion und Sitten getrennt, blieben sich die beiden benachbarten Völker, Hollnder und Belgier, stets fremd. Als dessen ungeachtet der Wiener Kongre sie zu einem Reiche vev-einigte, wurde die Spannung noch grer. Seitdem ging eine groe Ghrung durch Belgien und gewann endlich eine drohende Hhe. Leicht entbrannte daher, nach den Vorgngen des Juli zu Paris, der Aufruhr auch in Brssel, am 26. August 1830. Der Palast des verhaten Ministers van Maanen wurde zerstrt, die Welters Auszug, 38. Aufl. 27

14. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 99

1877 - Oldenburg : Stalling
- 99 Hauptstadt gekommen, und aus Frankreich hatten sich viele Revolutionre, die mit der Errichtung des Julithrones unzu-frieden waren, nach Brssel in Bewegung gesetzt. Diese stell-ten die Unentschlossenst des Sicherheitsausschusses der Menge als Verrath an der gemeinsamen Sache dar. Die National-garde ward entwaffnet und eine neue Behrde unter dem Namen Centralausschu" aus Ultramontanen und Radicalen eingesetzt (21. Sept.). Aus die Kunde von diesen Vorgngen gab der König seinem Sohne den Befehl zur Besetzung Brssels. Prinz Friedrich beging jetzt den Migriff, in einem Aufrufe von Antwerpen aus die Anstifter der ganzen Bewegung mit den hrtesten Strafen zu bedrohen und die Ablegung der braban-tischen Farben zu verlangen. Diese Haltung des Prinzen brachte alle Parteien, auch die Gemigten, gegen ihn in die Waffen. Als er nach einigen Gefechten in die Stadt eindrang, entstand ein furchtbarer Kampf. In den Hauptstraen waren Barricaden errichtet, aus allen Fenstern ward auf die Trup-Pen gefeuert, Steine wurden geschleudert und siedendes Oel herabgegossen. Mehrere Gebude gingen in Flammen auf. Von allen Seiten kam bewaffnete Hlfe herbei; franzsische Offiziere und der Spanier Juan van Halen hatten die Lei-tung der Menge bernommen, die auch mit Artillerie versehen war. Nach mehrtgigem erbitterten Kampfe mute sich Prinz Friedrich in der Nacht vom 26. auf den 27. September mit groem Verluste zurckziehen. Whrend des Kampfes war eine provisorische Regierung gebildet worden, in der auer anderen Fhrern der aus der Verbannung zurckgekehrte de Potter seinen Sitz hatte. Mit Kraft und Sicherheit ergriff sie die Zgel ; ihren Anord-nungen wurde pnktlich Folge geleistet, und eine einheitliche Richtung beseelte die ganze Bewegung. Auch die Belgier im hollndischen Heere stellten sich unter die Nationalfahne. Die Wahlen zu einem belgischen National - Congre wurden aus-geschrieben. Die Generalstaaten hatten unterdessen die Trennung Bel-giens von Holland ausgesprochen, und der König sandte den Prinzen von Dramen als Statthalter der sdlichen Provinzen, der von Antwerpen aus (5. Dct.) den Belgiern alle ihre frher 7 *

15. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 165

1895 - Leipzig : Voigtländer
' 165 am 27. Juli 1830 in Paris ein Aufstand des Volkes aus, das in dreitgigem 1830 blutigem Barrikadenkampfe die kniglichen Truppen besiegte. Aus dem Auf-stnde wurde eine Thronumwlzung, die Julirevolution. König Karl X. wurde nebst seiner Familie vertrieben, und sein Vetter, der Herzog von W/ Orleans, Ludwig Philipp (1830-1848) zum Könige der Franzosen er-v hoben (7. August). Dem klugen Brgerknige", der bei dem inneren Partei-gewirr die sogenannte richtige Mitte" einzuhalten strebte, gelang es, den Frieden mit den brigen Staaten zu bewahren und mehrere Aufstnde der Republikaner und der Napoleonisten zu bewltigend 3. Errichtung des Knigreichs Belgien. Infolge der Julirevolution brach im August 1830 zu Brssel ein Aufstand aus, der sich der Belgien verbreitete und die Trennung dieses katholiwen Landes von dem protestantischen Holland zur Folge hatte. Prinz Leopold vonsachfen-Kobnrg wurde )yy. (1831) zum Könige der Belgiererwhltundbehauptetesichdurchdenbei-(</ stand eines franzsischen Heeres gegen die anfangs siegreichen Hollnder. Leo-po ld I. von Belgien regierte weife und segensreich (bis 1865). 4. Ausstand der Polen. Die Polen, unzufrieden mit der Regierung ihres Statthalters, des russischen Grofrsten Konstantin, und angeregt durch Frankreichs Beifpiel, emprten sich (November 1830) gegen die Herrschaft der Ruffen. Ein hartnckiger Kampf begann, in dem die Polen Linientruppen wie Sensenmnner dem russischen General Diebitsch tapferen Widerstand leisteten. Allein feit ihrer Niederlage bei O str o lenk a (1831) verlie sie das Glck. Zwar starb Diebitfch an der Cholera, aber fein Nachfolger Paskiewitsch schlug durch die Einnahme von Warschau den Aufstand zu Boden. Viele Polen flchteten in fremde Lnder. Polen wurde in eine rufsifche Provinz verwandelt. 103. (164.) Die Schwei;. Die Schweiz bildete feit 1815 einen Staatenbund von 22 lose vereinigten Kantonen mit einer Tagsatzung und drei wechselnden Vororten: Bern, Zrich und Luzern. Infolge der Julirevolution wurde die bis dahin bestehende Regierung der Patrizier mit der drckenden Oberherrfchaft der Städte der das Landvolk gestrzt. Mit dem steigenden Einflu der Jesuiten in mehreren Kantonen wuchs der Parteistreit, bis sich aus den katholischen Kantonen Luzern, Schwyz, Uri, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis der sogenannte Sonderbund bildete (1845). Da kam es zum Kriege. Unter General Dufour fchritt ein Heer von 50 000 Mann gegen den Sonderbund ein, und zwang ihn zur Unterwerfung. Darauf gab sich die Schweiz eine neue Gesamtverfaffung (1848), durch welche (zur Beseitigung des Kantnligeistes") der Staatenbund in einen enger geeinigten Bundes-st at verwandelt wurde. Ein Bundesrat von 7 Mitgliedern fhrt die Regierung ; die Gefetzgebung und die Wahl der obersten Bundesbehrden wird ausgebt durch die Bundesversammlung, die aus dem Nationalrat (ein Mit-

16. Neueste Geschichte - S. 181

1859 - Leipzig : Fleischer
181 eher entgegen. Endlich wurde eine Deputation an den König beschlossen, um ihm die Wünsche der Nation vorzutragen. Wilhelm empfing sie gnädig, ant- wortete aber, er könne so lange über ihre Wünsche keinen Entschluß fassen, als es den Schein haben dürfte, daß er dazu gezwungen wäre; doch wolle er Alles in Erwägung ziehen, und wünsche, daß die Ruhe bald wieder her- gestellt würde. Um Vertrauen zu zeigen, schickte er den Prinzen von Oranien nach Brüssel ab. Der muthige Prinz wagte es 1. Sept. allein in die übelgesinnte Stadt zu kommen. Er durchritt die Reihen der vom Thore an aufgestellten Bürgergarde mit fester Haltung, versicherte das Volk vor dem Rathhause der gütigen Gesinnung des Königs, und da es rief: „Es lebe der Prinz! es lebe die Freiheit! Nieder mit van Maanen!" so antwortete er: „Ja! es lebe die Freiheit! ihr werdet sie haben!" Als er zu seinem Palaste kam, trat ihm ein Posten Bürgergarde mit gefälltem Bajonett entgegen; ohne zu erschrecken, sah er sie freundlich an, worauf sie das Gewehr präsentirten. Nachdem er in einer Proclamation sie zur Wiederherstellung der Ordnung aufgefordert hatte, versprach er, daß in diesem Falle keine Truppen einrücken sollten. Der Prinz kehrte nach dem Haag zurück, und da der König van Maanen zurückrief, schien die Ruhe wiederhergestellt. Aber dies lag nicht im Plane der Union (der Verschwornen), die eine Trennung Belgiens von den Nieder- landen beabsichtigten. Die Häupter der Union (d'hoogvorst, Gendebien, van de Weyer, Merode u. A.) unterhielten die Gährung sorgfältig; man nahm unter die Natioualgarde viel schlechtes Gesindel auf, und nachdem ein wilder Haufe Lütticher nach Brüssel gekommen war, und gänzliche Lossagung von der königl. Herrschaft verlangt hatte, wurde die Nationalgarde vom Pöbel plötzlich entwaffnet, und nun war Brüssel rettungslos der Pöbelherrschaft preisgegeben. Alle Gutgesinnte wünschten nun selbst, daß der König Truppen senden möchte. Unter diesen Umständen blieb dem Könige nichts übrig, als Truppen zu senden, um dem Unwesen ein Ende zu machen. Aber man beging dabei den Fehler, halbe Maßregeln zu ergreifen. Der zweite Sohn des Königs, Prinz Friedrich der Niederlande, wurde mit einem zu schwachen Corps gegen Brüssel abgeschickt, und ihm auch von dem zu gütigen Könige untersagt, zum Aeußer- sten zu schreiten, so daß dem Prinzen die Hände gebunden waren. Nachdem dieser die ihm entgegengezogenen Belgier zurückgeworfen hatte, griff er 23. Sept. die Stadt an, bemächtigte sich zweier Thore, und nun begann ein hitziges Gefecht, welches mit Ausnahme der Nächte drei Tage währte. Der Pöbel vertheidigte sich mit großer Hartnäckigkeit, machte die Häuser in der Nähe der Thore zu Festungen, warf Steine und Raketen und goß siedendes Oel und Wasser aus den Fenstern auf die Soldaten hinab. Dennoch hätte die Stadt bei einem ernstlicheren Angriff nicht widerstehen können. Am 25. Sept. Abends befahl der Prinz den Rückzug. Dieser Rückzug, der seinen Grund nur in der Menschlichkeit des Prin- zen und seines königl. Vaters hatte, welche den Kampf nicht hatten aufs Aeußerste treiben wollen, wurde von den Belgiern als ein großer Sieg ge- schildert; sie schilderten den Prinzen als einen zweiten Nero, und erzählten von den holländischen Soldaten Grausamkeiten, die entweder rein erfunden,

17. Bd. 4 - S. 64

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
64 I. Die Zeit der Konstitutionen. Ein verbannter Schriftsteller de Potter, der erst gegen die römische Kirche geschrieben, dann sich mit ihr gegen die Regierung verbündet hatte, und sein Freund G ende bien, beriethen zusammen, wie Belgien französisch oder — weil Louis Philipp ablehnte — wie es wenigstens „frei" zu machen sei. Ihre Anschläge machten bekannt: „Montag Feuerwerk, Dienstag Beleuchtung, Mittwoch Revolution!" Am Mittwoch aber, als am Geburtssest des Köuigs, 25. Aug. 1830, wurde im königlichen Theater zu Brüssel thörichter Weise eine ächte Revolutiousoper „die Stumme von Portici" gegeben, deren Kraftstellen das Publikum mit stürmischem Beifall fekondirte. Vor dem Theater rottete sich das Volk zusammen und rief: „Nieder mit van Maanen!" Das war der verhaßte Justizminister, dessen Haus auch sogleich gestürmt und niedergebrannt wurde. Am 26. wurde die brabantische Fahne auf dem Stadthaus aufgezogen und das königliche Wappen überall zerstört. Der Aufstand verbreitete sich rasch über das ganze Land; wenige Festungen ausgenommen entzog es sich der Herrschaft des Königs und erwartete Befehle von den neuen Machthabern in Brüssel. Zum Schutz gegen den Pöbel traten überall Bürgergarden zusammen, welche sich schnell in den Waffen übten. Wilhelm I., von dem man bis jetzt nur eine Aenderung des Regierungssystems verlangte, wollte sich nichts abtrotzen lassen und sandte zunächst seine Söhne nach Brüssel, den jüngern, Friedrich, daß er Truppen sammle, den Thronfolger, daß er unterhandle. Letzterer überzeugte sich 3. Sept., daß die Verwaltung von Belgien und Holland getrennt werden müßte, wenn Friede sein solle, und eben dafür entschieden sich die Generalstaaten (28. Sept.), die der König indessen nach dem Haag berufen hatte. Die belgischen Abgeordneten hatten übrigens dort einen schweren Stand, da sie von den Holländern als Rebellen behandelt , ja mißhandelt wurden. — Mittlerweile aber waren brotlose Arbeiter, Pariser Revolutionäre rc. in Haufen nach Brüssel gedrungen; diese entwaffneten die

18. Geschichte der Neuzeit von 1517 bis 1786 - S. 98

1903 - Leipzig : Teubner
98 Die Neuzeit. zu der demnchst sich mit diesen Mchten England, Savoyen und Spanien vereinigten. 2. Der Krieg. Der eigentliche Plan Ludwigs Xiv., durch unwiderstehliche Vergewaltigung Westdeutschlands das Reich rasch zu einem demtigenden Frieden zu bringen, ward durch die Brandenburger und Sachsen vereitelt. Das kurschsische Heer insbesondere verdrngte die Franzosen aus Aschaffenburg und Heilbronn und bedrohte Heidelberg. Verwstung Auf ihrem Rckzge wurde ihnen befohlen, die blhende Pfalz zu *etiuge.elm verwsten, um Frankreich durch eine Wste dem Feinde unnahbar zu machen, ein Befehl, den der unmenschliche Lonvois bei dem Könige durchgesetzt hatte. Mit kalter Grausamkeit wurde dieses barbarische Werk zur ewigen Schande seiner Urheber vollzogen. Heidelberg, Worms, Speyer, wo die Kaisergrber geschndet wurden, Mannheim, Oppenheim und Hunderte von kleineren Stdten und Flecken, der tausend Drfer, Weiler und Vorwerke wurden systematisch verbraunt, sogar die Obst-Der Krieg am und Weinpflanzuugeu verwstet. Zuerst am Niederrhein wurden die Feinde von den Brandenburgern, dann auch am Mittelrhein von den Kaiserlichen der den Strom zurckgedrngt, dann Bonn und Mainz wieder erobert (1689). Kursachsens An der Belagerung von Mainz nahmen die Sachsen ruhmreichen An- gegen1 ^rankeich^ 1691 erhielt Johann Georg den Oberbefehl der die Reichsarmee, aber schon lange krnkelnd, starb er noch in demselben Jahre in Tbingen. Sein Nachfolger Johann Georg Iv. (1691 1694), der weniger Hinneigung zu sterreich fhlte als sein Vater, beteiligte sich nur matt am Reichskriege. Erst 1693 fhrte er, nachdem ihm der Kaiser Snbsidien be-willigt hatte, eine grere Truppenmacht in eigener Person an den Rhein. 1694 wurde er von den Blattern hinweggerafft. Sein Bruder Friedrich August I. (16941733) stellte das freundliche Verhltnis zu sterreich wieder her, untersttzte aber den Kaiser nicht mehr am Rheine, sondern im Kampfe gegen die Trken. In den Jahren 16901693 wurden von den Franzosen einige Siege der Siege in den Niederlanden bei Fleurus (f. v. Brssel), bei Steen-bessailben^61^ und bei Neerwinden (s. v. Brssel) unter dem Marschall und in Italien. Luxembourg und in Italien bei Staffarda (sw. v. Turin) unter dem Niederlage Marschall Catiuat gewonnen. Aber in der gewaltigen Seeschlacht La Hogue^ies?bei Kap La Hogue (nw. v. Cherbourg) wurde die franzsische Flotte, die Jakob Ii. nach England zurckfhren sollte, von der englisch-nieder-lndischen vernichtet. Am Rhein zog sich der Krieg ohne Entscheidung Zweite Zerstrung hin. Der Mordbrenner General Melac vervollstndigte an Heidel-Heidelbergs 1693. seht Zerstrungswerk, das Ludovicus Magnus Rex Christianissi-mus durch eine Medaille verherrlichen lie. Im ganzen aber sah sich der König, dessen groe Mittel versiegten, allmhlich in die Defensive gedrngt. Der Sden Deutschlands, wo jetzt (seit 1693) der groe

19. Geschichte der Neuzeit - S. 110

1911 - Leipzig : Hirt
110 Die Zeit der nationalen Staatenbildung. Iii. Freiheits- und Verfassungskmpfe in den europischen Staaten. Das Ziel der Heiligen Allianz" war, den Frieden in Europa zu erhalten und alle freiheitlichen Bewegungen zu unterdrcken. Auf die Dauer aber konnte das Streben der Völker nach Freiheit und Einheit nicht nieder-gehalten werden. Es entstanden Aufstnde in vielen Staaten Europas. 1. Der griechische Freiheitskampf, 182129. Seit dem Untergang des Ostrmischen Kaiserreiches gehrte Griechenland zur Trkei. Jahr-hundertelang hatten die Griechen das Joch der sie mit grausamer Hrte unterdrckenden Trken ertragen mssen. Als infolge eines griechischen 182? Aufstand es 1821 die Trken furchtbare Greuel verbten, erregte die traurige Lage der Griechen die Teilnahme der brigen Völker Europas. In Deutschland entstanden Vereinigungen zugunsten der Griechen, an deren Spitze der kunstliebende bayrische König Ludwig I. stand. Im Jahre 1827 verbanden sich England, Rußland und Frankreich zum Schutze des geknechteten Volkes. Ein russisches Heer besetzte den Balkan und belagerte Adrianopel. Durch Vermittlung Preuens kam es 1829 Adrianopel 3um Frieden von Adrianopel, durch den die Trkei die Unab-1829. hngigkeit Griechenlands anerkennen mute. Die Schutzmchte er-hoben den bayrischen Prinzen Otto I. zum Könige von Griechenland. 2. Die franzsische Julirevolution, 1830. Die franzsischen Könige Ludwig Xy1ii. und Karl X. suchten die politischen Zustnde, die vorder Revolution in Frankreich geherrscht hatten, wiederherzustellen. Den Brgern wurde jede Beteiligung am politischen Leben genommen. Durch die Begnstigung des hohen Adels und der Geistlichkeit wurde die Un-zusriedenheit noch erhht. Als Karl X. mehrere Bestimmungen der Ver-sassnng aufhob, brach im Juli 1830 ein Aufstand in Paris aus. In revolution. dreitgigem Straenkampfe endete dieser mit dem Siege der Julirevolution; Karl X. dankte ab, und sein Nachfolger wurde der Herzog von Orleans, Louis Philipp. 3. Belgische Freiheitskmpfe, 1830. Durch den Wiener Kongre war das Knigreich der Niederlande geschaffen worden. Aber es war eine unnatrliche Schpfung; denn die Verschiedenheit in Religion, Sprache und Erwerbsleben bildete zwischen Belgiern und Hollndern eine tiefe Kluft. Das protestantische, handeltreibende Holland be-trachtete sich als den Herrn des katholischen, gewerbsleiigen Belgiens. Die Mehrzahl der Beamten waren Hollnder, und der König und die obersten Verwaltungsbeamten hatten ihren Sitz in Holland. Die schon lange bestehende Grung kam durch das Gelingen der franzsischen Julirevolution zum Ausbruche. Am Abend des 25. August Aufstand begann in Brssel der Aufstand, der sich bald der das ganze Land verbreitete. Nur wenige Festungen, darunter Antwerpen, konnten die Hollnder halten. Als auch diese Stadt von den Aufstndischen ge-

20. Von 1648 bis zur Gegenwart - S. 146

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
146 Das Zeitalter der französischen Revolution und Napoleons I. Streitkräfte der Verbündeten Herbst- feldzug Kämpfe in Sachsen eingehen würde. Da dieser, obwohl für Verhandlungen auf einem Kongreß in Prag der Waffenstillstand bis zum 10. August verlängert wurde, nicht darauf einging, begann der Krieg wieder, an dem nun auch Österreich teilnahm. Die Verbündeten stellten drei Heere auf. (1.) Die Nordarmee stand unter dem Kronprinzen von Schweden (Bernadotte); zu ihr gehörten die preußischen Korps unter Bülow und Tauentzien und ein schwedisches, sie zählte 126 000 Mann. (2.) Zur Schlesischen Armee unter Blücher, dessen Generalstabschef Gneisenau (§ 123) war, gehörten zwei russische und das preußische Korps Yorks, im ganzen 104 000 Mann. Blücher, damals 70 Jahr alt, aber noch jugendfrisch, ein Mann von größter Klugheit, trotz geringer Bildung, dabei von stürmischer Tapferkeit, der Marschall „Vorwärts“, war der geborene Heerführer. (3.) Die Böhmische oder Hauptarmee unter dem österreichischen Feldmarschall Fürsten Schwarzenberg, dessen Generalstabschef Radetzky war, umfaßte das preußische Korps Kleists, die gesamte österreichische Feldarmee und die russischen Garden, insgesamt 254000 Mann. Der Feldzugsplan bestimmte, daß die von Napoleon, der mit 180 000 Mann zwischen Dresden und Görlitz stand, angegriffenen Truppen zurückweichen und die beiden anderen Armeen dann gegen Flanken und Rücken des französischen Heeres vorgehen sollten. Napoleon sandte zunächst Oudinot mit 67 000 Mann auf Berlin vor. Doch wurden seine getrennt marschierenden Kolonnen bei Großbeeren von den preußischen Korps der Nordarmee geschlagen (23. August). Inzwischen hatte Blücher den Vormarsch angetreten, ging aber, als Napoleon gegen ihn marschierte, wieder zurück. Da aber inzwischen sich die Böhmische Armee in Bewegung gesetzt hatte, ging Napoleon nach Dresden und überließ Macdonald den Kampf gegen die Schlesische Armee. Dieser folgte Blücher bis an die Katzbach, wurde aber südlich von Liegnitz beim Übergang über den Fluß gänzlich geschlagen (26. Aug.) und mußte bis Görlitz zurückgehen. Die Böhmische Armee, bei der sich die drei Monarchen befanden, langte am 25. August nach schwerfälligem Marsch vor Dresden an. Der Angriff wurde auf den folgenden Tag verschoben. Inzwischen trafen die Verstärkungen Napoleons in der Stadt ein, so daß die Verbündeten, die schon in die Befestigungen der Vorstädte eingedrungen waren, diese wieder räumen mußten. Napoleon warf schließlich die Böhmische Armee in ihre Ausgangsstellung zurück. Am 27. August wurde sogar der linke Flügel der Österreicher vernichtet und dadurch der Rückzug nach Südwesten notwendig. Um den Verbündeten diesen zu verlegen, schickte Napoleon das Korps Van dam me auf der direkt nach Süden führenden Straße vor. Dieser wurde jedoch am 29- August bei Kulm in Nordböhmen von den Russen unter Prinz Eugen von Württemberg aufgehalten und am