Ähnliche Ergebnisse
1918 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Gedan, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
80
Ii. Das Königreich Sachsen.
§ 103—104
tauen. 3. Das Ministerium des .Kultus und öffentlichen Unterrichts
sorgt dafür, daß Kirchen und Schulen gegründet und gut verwaltet werden.
4. Das Finanzministerium verwaltet die Einnahmen und Ausgabeu
des Staates. (Ausgaben entstehen durch den Bau von Eisenbahnen, Land-
straßen oder von Eebäudeu, die dem ganzen Staate gehören, und durch die
Besoldung der Staatsbeamten; Einnahmen gewähren die Einkommensteuer,
die Zölle und die Eisenbahnen, Forsten, Rittergüter und Bergwerke, die dein
Staate gehören.) — Das Ministerium des Innern sorgt für das Gedeihen
von Handel, Gewerbe und Landwirtschaft,- für die Armen- und tranken-
pflege, die Blinden- und Taubstummenanstalten und für das Polizeiweseu
und die Gefängnisse. — Alle Ministerien haben ihren Sitz in Dresden und
bilden zusammen die „Königliche Staatsregierung".
Das gesamte Sachsenland wird in fünf Kreishauptmauuschaften
eingeteilt (Leipzig, Dresden, Bautzen, Chemnitz, Zwickau), jede derselben
in verschiedene Amtshauptmannschaften (im ganzen 27). Ein Amts-
hauptmann berichtet über seinen Bezirk an den ihm vorgesetzten Kreishaupt-
mann, dieser an die Minister. Die Verwaltung der einzelnen Ortschaften
erfolgt nicht durch Staatsbeamte, sondern durch Männer, die von der Ge-
meinde gewählt werden.
Früher regierten die Fürsten in ihren Ländern ganz nach ihrem Willen.
Seit 1831 ist das in Sachsen anders. Der König versammelt etwa alle 2 Jahre
in Dresden eine große Anzahl Männer aus deu verschiedenen Teilen des
Landes, welche die Gesetze mit beraten und beschließen. Die Versammlung
heißt der Landtag. 91 „Abgeordnete" werden zu bestimmten Zeiten von
den Männern Sachsens gewählt, die über 25 Jahre alt sind. Die „Land-
tagssitzuugen" finden im „Ständehaus" in Dresden statt.
Aufgaben. 1. Zeige auf der Karte die Grenzen jeder Kreishauptmannschaft!
2. Vergleiche die einzelnen Gebiete der Größe nach miteinander! 3. Welche Fluß-
gebiete gehören zu jedem Bezirke? 4. Zu welcher Amts- und zu welcher Kreishaupt-
Mannschaft gehört dein Wohnort?
D. Zusammenfassende Betrachtung.
104. 1. Größe und Einwohnerzahl. Sachsen hat einen Flächeninhalt von nahezu
15 000 qkrn und (nach der Volkszählung vom I.dezember 1910) eine Bevölkerung
von etwa 4 800 000 Menschen. Es kommen also auf je 1 qkrn durchschnittlich 320 Ein-
wohner. Freilich haben nicht alle Teile des Landes die gleiche Dichte der Bevölke-
rnng. Die größte Bevölkerungsdichte ist immer in den Jndustriegegenden, be-
sonders in den Großstädten und ihrer nächsten Umgebung. In den Ackerbaugebieten
können die Menschen nicht dicht beieinander wohnen. Menschenarm sind die weiten
Waldgebiete im Gebirge.
2. Grenzen. Nenne die Grenzländer Sachsens! Verfolge genau die einzelnen
Grenzlinien und vergleiche sie uach ihrer Länge miteinander!
3. Bodengestalt und Bodenzusammensetzung. 1. Welche Landschaften lassen sich
nach der Bodengestalt unterscheiden? 2. Nenne die höchsten Gipfel jeder Laud-
1911 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Zweiter Teil.
Die Bevölkerung.
Zusammenfassender Äberblick*).
1. Zahl.
Das Königreich Württemberg hat fast 2 500 000 Einw. Der Bevölke-
rungszahl nach nimmt es unter den deutschen Staaten die vierte Stelle
ein. Das kleinere, aber industriereichere Sachsen ist dichter bevölkert als
unser Land. Immerhin ist auch in Württemberg die Bevölkerung ziemlich
dicht. Sie beträgt 116 Köpfe auf 1 qkm, ist aber entsprechend der Ver-
schiedenheit des Klimas und des Bodens sehr verschieden verteilt. Das
Neckarland ist auf Grund seiner wirtschaftlichen Verhältnisse
der volkreichste Teil Württembergs. Hier vereinigt sich die Ergiebig-
feit des Bodens mit mildem Klima; dazu kommen gute Wasserkräfte und
wichtige Eisenbahnlinien. Daher blüht hier die Landwirtschaft neben In-
dnstrie und Handel. Innerhalb des Neckarlandes drängt sich die dichteste
Bevölkerung in der Gegend von Stuttgart zwischen Zuffenhausen und
Eßlingen zusammen. Hier wohnen allein etwa 400 000 Menschen. Im
Neckarkreis, der nur einen Teil des Neckarlandes umfaßt, kommen 234
Menschen auf 1 qkm. Er gehört zu den dichtest bewohnten Gegenden
Europas. Am schwächsten besiedelt sind die Alb und der Schwarzwald. Im
Oberamt Münsingen kommen nur 44, im Oberamt Freudenstadt 61 Be-
wohner auf 1 qkm. Auch das Oberland ist nicht dicht bevölkert; im Ober-
amt Wangen wohnen nur 64 Menschen auf 1 qkm.
Im ganzen zählt Württemberg 150 Städte, 1749 Dörfer, 3302 Weiler
und 4131 Höfe und Einzelwohnungen. Die größeren Städte machen sich
fast alle im Neckar'tal oder in dessen unmittelbarer Nähe breit; nur Ulm,
Biberach, Ravensburg, Tuttlingen und Schramberg machen eine Ausnahme.
Die zerstreuten Einzelsiedelungen und kleineren Weiler liegen im Oberland,
in der Gegend von Wangen, Lentkirch, Waldsee, Tettnang und Biberach,
sodann im Schwäbisch-sräukischen Wald, also in den Oberämtern Ell-
Wangen, Aalen, Gaildorf und Backnang, endlich im Schwarzwald, in den
Bezirken Oberndorf und Freudenstadt. Infolge der besseren Arbeitsgelegcn-
heit der Städte und großen Jndustrieorte entvölkert sich das Platte Land
mehr und mehr. Die Städte nehmen daher rasch zu, viele Landgemeinden
ständig ab. Unter diesem Zug vom Land zur Stadt leidet die Landwirtschaft,
der es an Dienstboten und Landarbeitern fehlt. Der Mangel an mensch-
lichen Arbeitskräften, die „Lentenot", wird in manchen Gegenden herb emp-
funden und ist trotz hoher Löhne für Knechte und Mägde nicht ganz zu bannen.
Von den Bewohnern Württembergs sind fast Vi» evangelisch, 3/xo
katholisch: im ganzen Lande zerstreut wohnen etwa 12 000 Israeliten. Der
*) Für eine höhere Stufe.
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin, Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Bevölkerung. 81
der Forellen in Bächen und Teichen, der Karpfen in Teichen, durch künstliche
Fischzucht zu heben, und der deutsche Fischerei-Berein hat mit den Regierungen durch
Brutanstalten Erkleckliches in der Wiederbelebung unserer Gewässer geleistet. Die Ernte
des Meeres, namentlich Schellfische und Heringe, heimsen vorzugsweise ein Geeste-
münde, Emden, Glückstadt und die Ostsee-Häfen.
Vii. Z>ie Bevölkerung und ihre Krweröstätigkeit.
Bevölkerung. Unser Reich gehört trotz der sehr bedeutenden Aus- § 115.
Wanderung (1820—99: 6/> Mill.) zu den dichtbevölkerten Staaten. Im
Durchschnitt wohnen 1051 Menschen auf 1 qkm. 1900 wohnten nur noch
45,7% in Landgemeinden (unter 2000 E.). Wie in anderen Ländern, so ist
auch hier die Bevölkerung ungleich verteilt. Am dichtesten bewohnt sind die
gewerblichsten Gegenden, so das Königreich Sachsen und die n. Rhein-
Provinz. Im Königreich Sachsen wohnen auf 1 qkm durchschnittlich 280 E.,
im Regierungsbezirke Düsseldorf 475. Im Regierungsbezirke Lüneburg
dagegen kommen auf 1 qkm nur 41 E. Vgl. die Übersichten S. 108 s.
Der Abstammung nach bildet die Bevölkerung unseres Reiches den bedeu-
tendsten Zweig der germanischen Völkerfamilie, die auch fast drei Viertel der
Schweizer (70°/0), die Engländer, die Holländer, die Flamingen im Königreich
Belgien, die Dänen, Norweger und Schweden, sowie fast ein Viertel der Be-
völkerung Österreich-Ungarns umfaßt. Etwa 52 Mill., d.s. 92%, unseres
Volkes sind Deutsche. Im Osten des Reiches sinden sich rund 3,44 Mill.
Slawen, meist Polen (3,i Mill.). 93000 Wenden leben in den Lausitzen,
etwas über 142 000 Masuren in Ostpreußen. In Elsaß-Lothringen wohnen
gegen 200000 Franzosen, im Norden von Schleswig 140000 Dänen, in Ost-
preußen 106 000 Litauer.
Von den alten Stämmen unseres Volkes haben sich bis heute erhalten:
Friesen, Sachsen, Thüringer, Franken, Hessen, Alemannen und
Schwaben, Bayern. Sie haben ihre Wohnsitze größtenteils seit der Völker-
Wanderung inne. Das größte Gebiet besaßen die Sachsen, im Ties lande vom
Harz bis zur Nordsee, vom Rhein bis über die untere Elbe an die Eider,
und die Franken, am Mittel- und Niederrhein und Main, die Ober-
franken oder Hessen im Gebiet der Fulda und Lahn. Den nordwestlichsten
Teil unseres Tieflandes mit den Inseln davor bewohnen die -Friesen. Die
Thüringer herrschten zwischen Harz und Donau, mußten aber schon frühzeitig
im N.o. vor den Sachsen bis zum S.-Harz und zur Saale, im S. vor
den Franken bis zum Thüringer Walde — Rennstieg! — zurückweichen.
Die Alemannen besiedelten die Oberrheinische Tiefebene, den Schwarz-
wald, die n. Schweiz und die Ostseite des Wasgenwaldes. Ö. bis zum Lech
wohnen die ihnen sehr nahe verwandten Schwaben. ö. von diesen, zwischen
Donau und Alpen, die Bayern. — Große, von Deutscheu bewohnte Gebiete
sind uns zur Zeit des alten Reiches verloren gegangen, so die Niederlande,
Belgien, die Schweiz, der S.-Abhang der Mittelalpen, Dagegen haben An-
siedler aus allen deutschen Stämmen, zumeist aber aus dem sächsischen, im O. der
Elbe die Slawen unaufhaltsam zurückgedrängt und bedeutend an Boden gewonnen.
1 Im Jahre 1900 56367 000 E. auf 540000 qkm d. i. auf 1 qkm 104,38, ab-
gerundet 105 E. auf 1 qkm (ohne Abrundung der Zahlen 104,24).
v. Seydlitz, Geographie. Ausg. D. Heft 4. 6. Aufl. ß
1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 32 —
Wollgarn (16 700 t für 56 Mill. Mk.), Schafwolle (5800 t für
12 Mill. Mk.), Heringe (745 000 t für 23,7 Mill. Mk.), Häute u. dgl.;
es liefert ihm Zucker (577 000 t für 140 Mill. Mk.), Kleider (2800 t
für 45 Mill. Mk.), Baumwollwaren (9700 t für 97,3 Mill. Mk.),
Maschinen- und Eisenwaren (193 000 t für 39,8 Mill. Mk.), Maschinen
und Maschinenteile (20 000 t für 22,6 Mill. Mk.), Farben u. a.
6. Die Bevölkerung. Aus dem Umstände, daß England der erste
Handels- und Industriestaat der Erde ist, erklärt sich die Dichte seiner
Bevölkerung; in dieser Beziehuug steht es unter den europäischen Groß-
mächten obenan. Nur drei kleine europäische Staaten (Sachsen, Belgien
und Holland) sind dichter bevölkert wie England. Die Zahl der Be-
wohner wurde bereits oben (S. 17) angegeben. Mehr als 3/4 derselben
(34,6 Mill.) entfallen auf England (auf 1 qkm 216); in Schottland
wohnen 4,7 Mill. (auf 1 qkm 57) und in Irland 4,4 Mill. (auf
1 qkm 53) Einwohner. Dieses Verhältnis bestand nicht immer. Zu
Anfang des 19. Jahrhunderts zählte England etwa 9 Mill. (auf
1 qkm alfo 59) Einwohner, Schottland 1 % Mill. (auf 1 qkm 20)
und Irland zwischen 5 und 6 Mill. (auf 1 qkm 65) Einwohner.
Dieses war alfo dichter bevölkert als die andern Teile des Reiches;
seine Bevölkerung nahm immer zu bis zum Jahre 1841, wo sie über
8 Mill. betrug. Infolge der wirtschaftlichen Verhältnisse und der
Mißregierung seitens der Engländer sank sie bedeutend, da viele Jrländer
auswanderten. Die Volksdichte ist sehr ungleich; oft finden sich die
größten Gegensätze nahe beieinander. Die Bevölkerung ist am dichtesten
in den Jndustriegegenden und in der Nähe der großen Seehäfen.
Hier hat sie im Laufe der Zeit in großem Maße zugenommen, während
auf dem Lande und in den Städten der landwirtschaftlichen Gebiete
vielfach eine Abnahme festzustellen ist. In England wohnen 2/3 der
Gefamtbevölkerung in Städten, davon mehr als die Hälfte in Groß-
städten von über 100 000 Einwohnern. In Irland wohnen 3/4 der
Bewohner auf dem Lande. In London allein wohnen 15% der
gesamten Bevölkerung der britischen Inseln. Diese weisen zusammen
39 Städte über 100 000 und 18 über 200 000 Einwohner auf. Von
1815—1897 sind aus dem ganzen Königreich insgesamt 14,7 Mill.
Personen ausgewandert.
Der Charakter des Engländers hat manche Eigentümlichkeiten.
Seine Arbeitsamkeit und sein Streben nach Reichtum kennzeichnet das
bekannte englische Sprichwort: „Zeit ist Geld!" Der Engländer ist
ernst, kalt und stolz, besonders gegen Fremde, und es hält diesen
schwer, sein Vertrauen zu gewinnen. Man schilt ihn mißtrauisch, und
doch ist Mißtrauen in einem so großen Weltverkehr, wo das Vertrauen
so oft getäuscht wird, eine notwendige Tugend. Ist man aber bei
dem Engländer einmal eingeführt, dann ist für einen fein Herz, sein
Haus, seine Familie, seine Freundschaft und fein Vertrauen geöffnet,
und man kann in allen Beziehungen auf ihn rechnen. Er ist auch
besonnen, nachdenkend, entschlossen und ausdauernd und besitzt einen
bewundernswerten Unternehmungsgeist. Diese Eigenschaften befähigen
ihn in hohem Maße zum Fabrikanten und Kaufmann. Eigen ist ihm
t
1889 -
Neustadt-Leipzig
: Henze
- Autor: Stauber, Anton
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
1
— 31 —
§ 10. Die einzelnen Staaten mit ihren bedeutenderen
Wohnorten.
Das Deutsche Reich
besteht aus 25 Staaten und dem unmittelbaren
Reichs lande Elsaß-Lothringen.
(549 999 qkm mit 47,7 Mill. Einw.)
1. Das Königreich Preußen.
(350 000 qkm, 28 Mill. Einw.)
Das Königreich Preußen, welches aus der Mark Brandeu-
burg hervorgegangen, aber nach dem ehemaligen Herzogtum
Preußen benannt ist, ist der größte Staat des Deutscheu Rei-
ches und mufaßt 2h des ganzen Flächeuiuhaltes. Es nimmt
den größten Teil der norddeutschen Tiefebene und einen großen
Teil des mitteldeutschen Gebirgslandes ein und bildet, oerschie-
dene kleinere Staaten vollständig umgebend, einen zusammen-
hängenden Staat, der von Maas und Saar im W. bis zur
Memel, von Nord- und Ostsee bis zum Maine und den Kar-
pathen reicht.
Preußen grenzt ini N. au die Nordsee, Dänemark und die
Ostsee, im O. au Rußland, im S. au Österreich, an das
Königreich Sachsen, an die Thüringischen Staaten, an Bayern,
Hessen-Darmstadt, die Rheinpfalz und Elsaß-Lothriugeu, im W.
au Belgien und die Niederlande. — Die zu Preußen gehörigen
Hoheuzollernschen Lande liegen im südlichen Württemberg.
Die Bevölkerung Preußens ist der großen Mehrheit
nach deutscher Abstammung; im O. wohnen slavische Stämme
und Letten, in Nordschleswig Dänen, in der Rheinprovinz
Wallonen (s. S. 25). Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist nicht
groß, 81 Einw. auf 1 qkm; am dichtesten bewohnt sind die
Rheinlande und Schlesien. — 2/3 der Bewohner bekennen sich
zur evangelischen, y3 zur katholischen Kirche.
1910 -
Stuttgart
: Holland & Josenhans
- Autor: Hörle, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Zweiter Teil.
Die Bevölkerung.
Zusammenfassender Äberblick.
1. Zahl.
Das Königreich Württemberg hat fast 2500 000 Einw. Der Bevölke-
rungszahl nach nimmt es unter den deutscheu Staaten die vierte Stelle
eiu. Das kleinere, aber industriereichere Sachsen ist dichter bevölkert als
unser Land. Immerhin ist auch in Württemberg die Bevölkerung ziemlich
dicht. Sic beträgt Iii Köpfe auf 1 qkm, ist aber entsprechend der Ver-
schiedenheit des Klimas und des Bodens sehr verschieden verteilt. Das
Neckarland ist auf Grund seiner wirtschaftlichen Verhältnisse
der volkreichste Teil Württembergs. Hier vereinigt sich die Ergiebig-
keit des Bodens mit mildem Klima; dazu kommen gute Wasserkräfte und
wichtige Eisenbahnlinien. Daher blüht hier die Landwirtschaft neben In-
dustrie und Handel. Innerhalb des Neckarlandes drängt sich die dichteste
Bevölkerung in der Gegend von Stuttgart zwischen Zuffenhausen und
Eßlingen zusammen. Hier wohnen allein etwa 400 000 Menschen. Im
Neckarkreis, der nur einen Teil des Neckarlandes umfaßt, kommen 234
Menschen aus 1 qkm. Er gehört zu den dichtest bewohnten Gegenden
Europas. Am schwächsten besiedelt sind die Alb und der Schwarzwald.
Im Oberamt Münsingen kommen nnr 44, im Oberamt Freudenstadt 61
Bewohner auf 1 qkm. Auch das Oberland ist nicht dicht bevölkert; im
Oberamt Wangen wohnen nnr 64 Menschen auf 1 qkm.
Im gauzen zählt Württemberg 150 Städte, 1749 Dörfer, 3302
Weiler und 4131 Höfe und Einzelwohnungen. Die größeren Städte machen
sich fast alle im Neckartal oder in dessen unmittelbarer Nähe breit; nur
Ulm, Biberach, Ravensbnrg, Tuttlingen und Schramberg machen eine Aus-
nähme. Die zerstreuteu Einzelsiedelungen und kleineren Weiler liegen
im Oberland, in der Gegend von Wangen, Lentkirch, Waldsee, Tettnang
und Biberach, sodann im Schwäbisch-fräukischen Wald, also in den Ober-
ämteru Ellwangen, Aalen, Gaildorf und Backnang, endlich im Schwarz-
wald, in den Bezirken Oberndorf und Freudenstadt. Infolge der besseren
Arbeitsgelegenheit der Städte und großen Jndnstrieorte entvölkert sich das
Platte Land mehr und mehr. Die Städte nehmen daher rasch zu, viele
Landgemeinden ständig ab. Unter diesem Zug vom Land zur Stadt leidet die
Landwirtschaft, der es au Dienstboten und Landarbeitern fehlt. Der Mangel
an menschlichen Arbeitskräften, die „Leutenot", wird in manchen Gegenden
herb empfunden und ist trotz hoher Löhne für Knechte und Mägde nicht
ganz zu bauuen.
1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
112 I. Abschnitt, Die Landschaften und Staaten Süddeutschlands.
während nicht ganz 1f3 Waldbestand aufweist. In großem Umfange wird
auch die Viehzucht betrieben, namentlich die Rinder- und Schafzucht. Die
Industrie ist infolge des Mangels au Kohlen nicht so stark entwickelt. Die
hervorragendsten Industriezweige sind die Webindustrie, die Eisenindustrie
und die Lederfabrikation. (Warum?) Der Handel ist ziemlich lebhaft; denn
es werden viele Rohstoffe eingeführt und zahlreiche fertige Waren ausgeführt.
Unterstützt wird der Handel durch ein dichtes Eisenbahnnetz. (Mittelpunkt?)
g) Infolgedessen ist Württemberg auch sehr dicht besiedelt, viel dichter
als das benachbarte Bayern. Während dort auf 1 qkm durchschnittlich nur
77 Einwohner kommen, wohnen in Württemberg auf demselben Räume im
Durchschnitt 107 Menschen. Einzelne Landesteile sind aber noch viel dichter
besiedelt, so z. B. der Neckarkreis. Dort wohnen auf 1 qkm 200 Leute.
Zahlreich sind daher auch die Siedelungen. Weil die Landwirtschaft obenan
steht, so finden wir in Württemberg überwiegend Dörfer und kleine Land-
städte. (Vergl. die Landwirtschaftsgebiete Thüringens.) Große Städte sind
nicht so zahlreich vorhanden wie in Thüringen. Die größte Stadt ist
Stuttgart (176 000). Diese Stadt verdankt ihre Größe in erster Linie ihrer
Lage im Herzen des Königreichs. Darum hat sich Stuttgart auch zur ge-
werbreichsten Stadt des Landes entwickelt. Wegen des ausgedehnten Buch-
Handels wird es als das süddeutsche Leipzig bezeichnet. Nächst Stuttgart
sind Heilbronn und Ulm (Lage!) die bedeutendsten Städte des Landes. Heil-
bronn und Ulm sind Württembergs wichtigste Fabrik- und Handelsstädte,
erstere im Norden, letztere im Süden. Ulm ist außerdem uoch als starke
Festung wichtig. Als Industriestädte sind noch von Bedeutung Eßlingen,
Ellwangen, Hall, Gemünd. Göppingen, Reutlingen und Tuttliugen. Als
Badeorte sind berühmt Wildbad und Kanustadt. Tübingen ist die württem-
bergische Universitätsstadt, während Ludwigsburg die Sommerresidenz des
Königs ist. (Wegen seiner zahlreichen Kasernen und der vielen militärischen
Anstalten das württembergische Potsdam genannt.)
Iii. Stück: Das Großherzogtum Vaöen.
Unterziel: Wir lernen nunmehr die süddeutsche Handelsmacht kennen.
I. Welcher Staat kann als die süddeutsche Handelsmacht bezeichnet
werden?
Es ist das Großherzogtum Badeu, das sich nach Westen hin an das
Königreich Württemberg anschließt.
3. Welche Gebiete Süddeutschlands nimmt das Großherzogtnm
Baden ein?
Das Großherzogtum Baden breitet sich mit Ausnahme seines südöst-
lichsten Gebietes im südwestdeutschen Becken aus. ^-ein Hauptteil gehört
der oberrheinischen Tiefebene an. Nach Norden hin greist es hinüber in
1910 -
Leipzig
: Voigtländer
- Autor: Giese, August
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
115
B. Der Sächsische Staat,
tz 41. Staatsgebiet, Bevölkerung und Verfassung.
1. Das Königreich Sachsen ist 14993 qm groß und hat
(1905) 4,5 Millionen Einwohner. Seiner räumlichen Aus-
dehnung nach ist es also etwa V36 der gesamten Fläche, seiner
Einwohnerzahl nach etwa V13 der gesamten Bevölkerung des
Deutschen Reiches. Es hat unter allen europäischen Staaten
die dichteste Bevölkerung; auf 1 qkm kommen etwas mehr als
300 Einwohner (im Deutschen Reiche nur 112).
Ihrer Abstammung nach sind die Bewohner teils germani-
sierte Slawen, teils aus Thüringen und Franken eingewanderte
Deutsche. Nur in einem Teile der Kreishauptmannschast Bautzen
findet sich bei etwa 47 000 Einwohnern noch das Wendische
als Muttersprache. Der Religion nach sind von den Be-
wohnern rund 4 */4 Millionen Lutherische, 15 000 Reformierte,
218 000 Römisch - Katholische, 7000 Deutsch - Katholische,
20000 andere Christen, 15 000 Israeliten.
Die ältesten Bewohner waren nach der Völkerwanderung
die Sorben (Sorben-Wenden), ein slawischer Volksstamm; sie
hatten das Land zwischen Elbe und Saale in Besitz. Hein-
rich I. gründete Meißen um 930; um diese Zeit begann auch
das Christentum in Sachsen Fuß zu fassen. 965 wurde die
Markgrafschaft Meißen errichtet. Seit 1127 Konrad
von Wettin die Mark Meißen erworben hatte, sind die
Wettiner erbliche Markgrafen von Meißen geblieben. Sie be-
günstigten mit allen Mitteln die Einwanderung deutscher Bauern.
Nach der Eroberung Thüringens im Jahre 1247 reichte ihr
Besitz von der Oder bis zur Werra, vom Erzgebirge bis zum
Harz, erstreckte sich also über den größten Teil von Mitteldeutsch-
land. 1423 wurde dem Markgrafen Friedrich dem Streitbaren
von Meißen vom Kaiser Sigismund das Herzogtum Sachsen (die
Gegend von Wittenberg) und damit die Kurwürde verliehen.
Erst von da ab wurde der Name Sa chsen, der früher das Gebiet
der unteren Elbe und Weser bezeichnete, auch für Meißen und
Thüringen gebräuchlicher; heute wird das frühere eigentlich
sächsische Gebiet oft N i e d e r s a ch s e n genannt im Gegensatz zu
Obersachsen, dem Gebiet der Thüringer.
1485 wurden die wettinischen Lande unter die Söhne Fried-
richs des Sanftmütigen geteilt: Ernst erhielt das Herzogtum
Sachsen und Thüringen als K u r f ü r st e n t u m. Albert Meißen
als Herzogtum. Dadurch entstanden die zwei Linien des
Wettiner Fürstenhauses: die Ernestinische und die Albertinische.
8*
1888 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes, Schuster, Ignaz
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
120
Belgien.
I- Das Königreich Belgien wird von Frankreich, Deutschland
und Holland eingeschlossen; nur im Nordwesten hat es eine kurze
Strecke Anteil an der Nordsee.
Ii. Der Boden ist in der nordwestlichen Hälfte des Landes
eben, in der südöstlichen gehört er dem mineralreichen Berglande der
Ardennen an.
Iii. Belgien wird von der Maas und Schelde durchflossen.
In letztere dringt die Meeresstut so weit ein, daß mit ihrer Hilfe
die größten Seeschiffe bis Antwerpen gelangen können, was für den
Handel Belgiens von außerordentlicher Bedeutung ist. — Ein reiches
Netz von Kanälen durchzieht das Land.
Iv. Das Klima Belgiens ist auf der tiefgelegenen Ebene
feucht und ziemlich mild, im Berglande trockener und rauher. —
Der Boden ist fruchtbar und wird sehr sorgfältig angebaut; doch
reicht der Ertrag an Getreide u. s. w. nicht für die außerordentlich
dichte Bevölkerung hin. Belgien ist ein vorwiegend gewerbe-
treibender Staat, der hierin nur von Großbritannien über-
troffen wird. Während das belgische Bergland durch seine reichen
Schätze an Steinkohlen und Eisen eine ganz außerordentliche
Industrie in Eisenwaren erzeugt, wird in der Ebene lebhafte Leinen-
und Baumwollenweberei betrieben. Außerdem sind noch wichtige Zweige
der belgischen Industrie die Spitzenweberei (Brabanter Spitzen), Glas-
macherei, Zuckerfabrikation, Arbeiten in Gold, Silber, Porzellan u. s. w.
Der Handel Belgiens ist sehr bedeutend. Das kleine Land
hat ein so dichtes Eisenbahnnetz wie kein anderer europäischer Staat.
Die Gesamtlänge der belgischen Eisenbahnen beträgt nahe an 4500 km
— der Entfernung von der Südspitze Spaniens bis zum Nordkap
in Skandinavien.
V. a. Belgien hat auf einem Flächenranme von nahe an
30 000 qkm fast 6 Millionen Einwohner, so daß auf 1 qkm
durchschnittlich 200 Menschen treffen; demnach ist Belgien unter
allen europäischen Ländern — mit Ausnahme des Königreiches
Sachsen — am dichtesten bevölkert.
1912 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutsches Reich
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Allgemeine Übersicht. 77
noch Erwähnung die gediegene Bildung des deutschen Kaufmanns und nament-
lich auch der deutsche Zollverein, der jetzt ganz Deutschland und Luxemburg umfaßt.
Das Deutsche Reich besitzt unter allen Staaten Europas das längste Bahn-
netz (60 000 km) und, abgesehen von England, auch die größte Handelsflotte.
Die zwei bedeutendsten Dampfschlsfahrtsgesellschaften Deutschlands sind d i e
H a m b u r g - A m e r i k a - L i n i e in Hamburg und der N o r d d e u t s ch e
Lloyd in Bremen.
Bevölkerung, a) 2) t ch t e. Da Deutschland auf 540 000 qkm 65 Mill.
Einwohner hat, so würden unter der Annahme ganz gleichmäßiger Verteilung auf
Nationalitätenkarte des Deutschen Reiches.
diese Fläche aus 1 qkm 120 Menschen treffen; es ist das die sogenannte mittlere
Volksdichte; allein die Verteilung der Bevölkerung zeigt in den einzelnen
Staaten große^ Verschiedenheit. Ziemlich schwach bevölkert ist, wie das Kärtchen
zeigt, ein großer Teil^ des Königreichs Preußen und des König-
r e i ch s Bayern. Dagegen besitzen eine ziemlich dichte Bevölkerung
Einw. auf 1 qkm) fast ganz M i t t'e l d e u t f ch l a n d und be-
trächtliche Strecken des Rheingebietes. Die dichteste Bevölkerung
6*
1911 -
Goslar a. Harz
: Danehl
- Autor: Riebandt, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 237 —
Naturschönheiten ist. Weise es nach! Was lehrt die Karte von der
Bodengestalt der Rheinprovinz? Der nördliche Teil ist eben, der
südliche große Teil ist gebirgig. Wir haben demnach zwei natürliche
Gebiete in der Rheinprovinz kennen gelernt. Welche denn? Das
Rheinische Schiefergebirge und das Niederrheinische Tiefland
mit der Kölner Bucht (zeigen!). Sprich a) über die Gliederung, —
b) die Beschaffenheit des Rheinischen Schiefergebirges! — Gib
an, welche Teile des Rheinischen Schiefergebirges sich in der Rhein-
provinz ausbreiten! Westerwald, Sauerläudisches Gebirge, der
Haarstrang, Huusrück, Eifel und das Hohe Venn. Sprich a) über
die Lage, d) die Beschaffenheit, e) die Bodenschätze, d) die Be-
siedelnng des Westerwaldes — des Sauerlandes — des Haarstranges
— des Hunsriicks — der Eifel — der Hohen Venn! — Sprich über
a) die Lage und Ausdehnung, b) die Beschaffenheit, e) die Be-
siedelnng des Niederrheinischen Tieslandes und der Kölner
Bucht! Zusammenfassung und Einprägung I
Bewässerung. Die Rheinprovinz ist die schönste Provinz des
preußischen Staates, weil der Strom schön ist, der die Provinz durch-
zieht. Zeige und nenne den Hauptstrom des Landes! Der Rhein.
Welcher Teil des Rheins gehört der Rheinprovinz an? Der Mittellauf
und ein Teil des Unterlaufes. Sprich a) über den Mittellauf, b) den
Unterlauf des Rheins! — Schildere das Rheir.tal! — Sprich über
die Schönheiten des Rheintales! Nenne Nebenflüsse des Rheins
in der Rheinprovinz! Sprich über a) die Quelle, b) Laufrichtung,
c) Mündung der Sieg, Wupper, Ruhr, Lippe, der Nahe,
Mosel, der Erst und der Ahr! — Sprich über die Bedeutung der
Täler dieser Flüsse! — An Kanälen und Seen ist die Rheinprovinz
arm; wir finden nur einige kurze Kanäle und einige Seen auf der
Eifel. Welches ist der bedeutendste von ihnen? — Zusammenfassung und
Einprägung.
Klima. Gib an, was dir von dem Klima der Rheinvrovinz bekannt ist! In
den Flußtälern ist das Klima sehr milde; es gehört zu dem mildesten von ganz
Deutschtand. Auf den Höhen und Gebirgen (welchen?) ist es dagegen rauh und kalt.
— Wiedergabe.
Bewohner. Was lehrt die Karte von der Besiedelung der Rhein-
provinz? Sie ist sehr dicht besiedelt; man kann mit Recht behaupten,
daß die Rheinprovinz die dicht bevölkertste Provinz Preußens
ist. Sie zählt nämlich über 6v2 Mill. Einw. (Dichte: 239 auf 1 qkm.)1)
— Die Bewohner sind Deutsche; nur an der belgischen und nieder-
ländischen Grenze wohnen Wallonen^). — Der Rheinländer ist
lebenslustig, heiter, dabei jedoch sehr regsam und fleißig. — Fast 8/4 der
Bevölkerung ist katholisch, über V4 evangelisch. Sprich nochmals über
die Dichte, das Wesen und die Religion der Bewohner!
Die wirtschaftlichen Erwerbsverhältnisse. Gib an, womit sich die
Bewohner der Provinz beschäftigen! Mit Bergbau, Industrie, Wein-,
Obst- und Ackerbau, Viehzucht, Handel usw.
Im Reg.-Bez. Düsseldorf wohnen auf 1 qkm 548 Menschen.
2) In den Grenzgebieten wohnen etwa 11000 Wallonen und Franzosen.
1907 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Hofmann, B.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Gehobene Volksschule, Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Größe Deutschlands. Hinsichtlich seines Flächenraumes steht Deutschland unter den europäischen Staaten an vierter, unter den selbständigen Staaten der Erde erst an 2 4. Stelle.
Das deutsche Land besitzt aber den Vorteil, daß es fast überall bewohnt werden kann. Das unbewohnbare Land, das in Rußland z. B. 20o/o, in Skandinavien sogar 54o/0 der Gesamtfläche beträgt, nimmt in Deutschland nur 9 o/o der Gesamtfläche ein. Diesem Umstande ist es m i t zu verdanken, daß Deutschland mit seiner Volkszahl von 60 Mill. Menschen unter den Weltmächten an fünfter Stelle steht, in Europa ihm nur das große Zarenreich (106 Mill.) an Volkskraft überlegen ist.
Deutschlands Bevölkerung ist in den beiden letzten Jahrhunderten stetig gewachsen. Den Dreißigjährigen Krieg hatten nur 15 Mill. Bewohner überstanden, während 2/3 der Bevölkerung durch den völkermordenden Krieg vernichtet waren. Das 18. Jahrhundert brachte einen Zuwachs von rund 5 Mill., das 19. Jahrhundert hat diesen Zuwachs um das Siebenfache überholt. Besonders seit der Gründung des Deutschen Reiches ist die Bevölkerungsziffer rasch in die Höhe gegangen. Im Jahre 1871 wies das Reich 41 Mill. Menschen auf, 1895 zählte man 52 Mill., 1900 56 Mill., und bei der letzten Volkszählung am 1. Dezember 1905 war die Einwohnerzahl von 60 Mill. überschritten. Mit dieser Volksvermehrung steht Deutschland nur England gegenüber zurück, während es gegen Frankreich weit voraus ist. Bei gleichbleibendem Wachstum beträgt die Mehrung durchschnittlich im Jahre 800 000 Menschen.
Die Vermehrung der Bevölkerung auf demselben Raume führt eine Verdichtung der Bevölkerung herbei. Während im Jahre 1871 nur 76 Einwohner durchschnittlich auf 1 qkm kamen, bewohnten denselben Raum im Jahre 1895 96 Menschen, im Jahre 1900 104 und im Jahre 1905 112 Menschen. Bezüglich der Volksdichtigkeit bleibt Deutschland hinter Belgien und England, die doppelt so dicht bevölkert sind, hinter den Niederlanden (157 Einwohner auf 1 qkm) und Italien (113 Einwohner auf 1 qkm) zurück.
Am dichtesten ist die Bevölkerung in den großen Industriebezirken, namentlich im rheinisch-westfälischen Kohlengebiete, in Sachsen, in der Oberrheinischen Tiefebene und im Neckartale. Die dünnste Bevölkerung finden wir in den Heide- und Moorländern des Nordens, in den Alpenländern des Südens und in den ackerbautreibenden Gebieten des Ostens. Die größten Volksanhäufungen zeigen die Städte: Berlin (2 034 000), Hamburg (800 882), München (538 393), Dresden (514 283), Leipzig (502 570), Breslau (470 018).
Für die wirtschaftlichen Verhältnisse ist die Verteilung der Bevölkerung auf Stadt und Land besonders lehrreich. Im Osten und
13
1904 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§62.
Rückblick auf das Deutsche Reich.
41
Feld-Abteilungen. Bei letzteren gibt es auch Batterien, deren Mannschaften beritten sind.
Die Pioniere haben Brücken zu bauen, Minen zu graben und Schanzen herzustellen. Die
Train-Kolonnen versorgen die Truppen mit Nahrung und Schießbedarf. Kiel und Wil-
helmshaven sind Reichskriegshäfen. Unter dem Schutze des Reiches stehen alle deutschen
Handelsschiffe. Man erkennt sie an der gemeinsamen Flagge; ihre Farben sind schwarz-
weiß-rot. — Jeder wehrfähige Deutsche ist bis zum 45. Lebensjahre wehrpflichtig. Die
aktive Dienstpflicht dauert für die Mannschaften der Kavallerie und der reitenden Feld-
Artillerie 3, für alle übrigen Mannschaften 2 Jahre, und die Reservepflicht für jene 4, für
diese 5 Jahre. Nachher gehört der Soldat bis zum vollendeten 39. Lebensjahre der Land-
wehr an. — Zum Landsturm, der nur in Fällen größter Not einberufen werden kann,
zählen alle Wehrpflichtigen, auch wenn sie nicht gedient haben. — Auf Grund eines „Be-
rechtigungsscheines" können junge Leute von Bildung ihrer Dienstpflicht in einem Jahre
genügen (Einjährig-Freiwillige). Sie haben im Frieden für Wohnung, Bekleidung, Ver-
pflegung selbst zu sorgen. — e. Die Postanstalten und Telegraphen der einzelnen Bundes-
staaten mit Ausnahme von Bayern stehen unter der Verwaltung des Reiches und sind
kaiserlich. Auch gemeinsame Maße, Gewichte und Münzen sind im ganzen Reiche einge-
führt. Dadurch und durch die Aufhebung der Ein- und Ausgangszölle ist der Verkehr
zwischen den emzelnen Staaten sehr erleichtert.
§ 62. Wückbkick auf das Deutsche Weich. a. Das Deutsche Reich umfaßt etwa
540 000 qkm. Reihenfolge der deutschen Einzelstaatcn nach dem Flächeninhalt in qkm:
1. Preußen. .
2. Bayern . .
3. Württemberg
4. Baden . .
5. Sachsen. .
6. Elsaß-Lothringen
7. Mecklenburg-
Schwerin . .
8. Hessen........
9. Oldenburg. . .
350 000
76 000
19 500
15 000
15 000
14 500
13 160
7 700
6 400
10. Braunschweig . 3 700
11. Sachsen-Weimar 3 600
12. Mecklenbnrg-
Strelitz . . . 3 000
13. S.-Meiningen . 2 500
14. Anhalt .... 2300
15. S.-Cobnrg-Gotha 2 000
16. S.-Altenburg. . 1300
17. Lippe.........1 200
18. Waldeck.... 1100
19. Schwarzbnrg-Ru-
dolstadt.... 940
20. Schwarzbnrg-Son-
dershausen . . 860
21. Reuß jüngere Linie 830
22. Hamburg .... 410
23. Schaumburg-Lippe 340
24. Reuß ältere Linie 320
25. Lübeck............300
26. Bremen............250
Die deutschen Besitzungen in fremden Erdteilen siehe ß 110.
I). Deutschland hat 5673 Mill. E. Die Deutschen (etwa 52 Mill.) scheiden sich ihrer
Mundart (Dialekt) nach in Oberdeutsche (im S.) und Nieder- oder Plattdeutsche (im N.).
Als Schriftsprache und Sprache der Gebildeten ist seit dem 16. Jahrhundert das Hoch-
deutsche im Gebrauch. Die Nichtdeutschen wohnen hauptsächlich in den Grenzgegenden,
seltener in sogenannten Sprachinseln: Polen in Oberschlesien, Posen, Westpreußen; mit
ihnen verwandt sind die Masuren in Ostpreußen, die Kassuben in Westprcußcn, die
Wenden zu beiden Seiten der Spree von Bautzen bis nördl. von Kottbus. Litauer
wohnen in Ostpreußen, Dänen in Schleswig, Franzosen in Elsaß-Lothringen, Wal-
lonen in der Rheinprovinz. — Fast 2/3 der Bevölkerung sind protestantisch, etwas mehr
als 73 römisch-katholisch; gegen 100 000 gehören andern Konfessionen an. Die Zahl der
Juden beträgt etwa 600 000. Der N. ist vorwiegend protestantisch; nur im O., wo die
Polen stark vertreten sind, im W. um Trier, Cöln, Münster, Paderborn und teilweise in
Süddeutschland überwiegen die Katholiken. Protestantisch sind seit der Zeit der Reformation
geblieben die Gebiete von Ansbach, Bayreuth, Nürnberg, Württemberg, Hessen-Darm-
stadt, Pfalz. Juden wohnen besonders in Berlin, in den polnischen Gegenden, ferner in
Elsaß-Lothringen, um Speier, Mainz, Würzburg und Bamberg. •— Im norddeutschen
Flachlande beträgt die Dichtigkeit im Durchschnitt 55 E. auf 1 qkm; doch sind manche
Strecken weit schwächer bevölkert, so die Seenplatten des nördlichen Landrückens, die Moor-
gegenden, die Eifel, das Sauerland, der Spreewald u. a.; andere Gebiete wiederum sind
bedeutend dichter bewohnt, so besonders die Marschen und sonstige fruchtbare Gegenden.
Zu den am dichtesten bewohnten Gegenden Deutschlands gehören der Nordrand der deutschen
Mittelgebirge von Oberschlesien bis nach Westfalen hinein, und das ganze Rheingebiet, sowie
das Neckartal. Hier beträgt die Volksdichtigkcit zwischen 150 — 250 Bewohner auf 1 qkm.
1896 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Ule, Willi
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Österreich-Ungarn.
105
zu erkennen. Die mittlere Dichte des gesamten Reiches beträgt 65 Ein-
wohner auf 1 Quadratkilometer. Nur die gewerbthätigeu Gebiete im Nord-
Westen gehen mit mehr als 100 über die Mitteldichte Deutschlands hinaus.
In den Gebirgsländern sinkt die Zahl der Einwohner sogar aus 20—30
für das Quadratkilometer herab. Während Österreich-Ungarn mit seinen
625000 qkm daher der Größe nach der zweite in der Reihe der enro-
päischen Staaten ist, fällt ihm mit seiner Einwohnerzahl von 41v2 Millionen
erst die dritte Stelle zu.
Etwas mag die geringe Dichte der Bevölkerung auch in den ethuo- Ethno-
graphischen und politischen Verhältnissen des Landes begründet sein, die fj™
eine seinem Reichtum entsprechende wirtschaftliche Entwicklung behinderten. Hältnisse.
Ethnographisch zeigt Österreich-Ungarn ein außerordentlich buutes
Bild. Die Hauptmasse der Eiuwohuer gehört der statischen und der ger-
manischen Völkersamilie an. Slaven verschiedener Stämme machen nahe-
zu die Hälfte sämtlicher Bewohner aus. Wir treffen sie hauptsächlich in
Böhmen und Mähren, sowie im Norden und Süden der Karpatenländer.
Etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung ist dagegen deutsch. Die vor-
wiegend deutschen Gebiete liegen in den Alpen und deren nördlichem Vor-
land. In den südlichen Alpen und im Südosten der Karpatenländer wohnen
Romanen, die etwa ein Zehntel der Gesamtbevölkerung bilden. An Zahl
noch größer ist das Volk der Magyaren (mädjar) oder Ungarn, die ihren
Hauptsitz in den weiten Tiefebenen haben. Dazu treten dann noch eine
Reihe kleinerer unter den anderen zerstreut lebender Volksstämme wie die
Zigeuner, Bulgaren, Armenier und Juden.
Die ethnographische Vielheit hat in dem Staat einen erregten Wett-
streit der Völker um die politische Herrschast hervorgerufen. In der
westlichen österreichischen Reichshälfte behaupten zur Zeit die Deutschen
mühsam die Führung; sie stehen zweifellos in geistiger Hinsicht obenan und
sind die eigentlichen Träger der Kultur. Im östlichen ungarischen Reich
gebietet dagegen der Magyar.
Einheitlicher erscheint die Bevölkerung ihrem religiösen B e-Rcligion.
k e n n t u i s s e nach. Fast 4/5 sind römischkatholisch. Den Rest bilden Haupt-
sächlich Griechischkatholische und Protestanten. Auch die Zahl der Bewohner
mosaischen Bekenntnisses ist nicht gering.
Die ethnographische Zerrissenheit hat die politische Einheit,^
die Begründung eines einheitlichen Staates erschwert. Die österreichisch-
ungarische Monarchie ist heute zusammengesetzt aus zwei nach Verfassung
und Verwaltung gesonderten Staaten: Ö st e r r e i ch 0 d e r E i s l e i t h a n i e n
und Ungarn oder Transleithanien. Die Staaten sind geeint durch
die Person ihres Herrschers, der daher die Titel Kaiser von Österreich und
1911 -
Berlin [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Sandt, Hermann, Schulze, Hermann, Trautwein, Emil, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
235
9. Deutschlands Bewohner.
1. Abstammung und Religion. Deutschland ist hinsichtlich seiner Be-
wohner ein germanisches Land. Nichtdeutsche sind die Polen (Schlesien,
Posen, Ost- und Westprenßen), die Wenden (Lausitz), die Litauer (Ostpreußen)
und die Franzosen (Elsaß-Lothringen). Die Dänen (Schleswig) sind Ger-
manen. Die Deutschen zerfallen nach ihrer Mundart in Niederdeutsche und
Oberdeut-
sche; die
Grenze zwi-
schen beiden
verläuft un-
gefähr an der
•eixetc.17
Land-ilforsrtwirtschatt 35.8
Bergbau, Hütteravr s cxl, Iridils trie 39a
Arerlcelir 11,5
¿rg
sli-
Die Berufstätigkeiten im Deutschen Reiche (in Prozenten).
Nordabdachung der mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Beide Gruppen zerfallen in ver-
schiedene Stämme (Bayern, Schwaben, Franken, Hessen, Thüringer, Schlesier, Ober-
sachsen, Niedersachsen, Friesen u. a.). 2/3 der Bevölkerung gehören der evangeli-
schen, J/s der katholischen Kirche an; jene herrscht im N., diese im S. vor.
2. Zahl und Dichtigkeit. Das Deutsche Reich hat ungefähr 60 Mill.
Einwohner, so daß etwa 111 Einwohner auf 1 qkm kommen. Die Volksdichtigkeit
ist aber in den einzelnen Landschaften verschieden. In denjenigen, die vorwiegend
Landwirtschaft treiben, besonders in den Gebieten an der Ostseeküste, ist die Be-
völkerung dünn, ebenso in den Moorgegenden Nordwestdeutschlands. Dagegen
sind die Jndustriebezirke dicht bevölkert. Die dünnste Bevölkerung hat Mecklen-
burg-Strelitz (35 auf 1 qkm), die dichteste das Königreich Sachsen (307 auf
1 qkm) und die Rheinprovinz (240 ans 1 qkm).
3. Auswanderung. Die starke Zunahme der Bevölkerung hat eine starke
Auswanderung veranlaßt, die erst in den letzten Jahren abgenommen hat.
Etwa 6 Mill. sind seit 1821 ausgewandert. Die deutschen Auswanderer wenden
sich hauptsächlich nach Amerika, besonders nach den Vereinigten Staaten (90°¡o).
Die deutsche Sprache sprechen auf der Erde etwa 95 Mill. Menschen.
Davon leben in Deutschland 60 Mill., in Österreich-Ungarn 11,5 Mill., in der Schweiz,
Belgien, den Niederlanden, Luxemburg 10 Mill., in Rußland 2 Mill., in den Vereinigten
Staaten 10 Mill., im übrigen Amerika 1 Mill., in den anderen Erdteilen 0,7 Mill.
4. In der geistigen Bildung steht Deutschland unter den europäischen
Staaten obenan. Die Zahl der Analphabeten (d. h. der Menschen, die nicht
lesen und schreiben können) ist außerordentlich gering. Während auf 1000 Re-
kruten in Frankreich 47, in Belgien 101, in Österreich 238, in Italien 329, in
Rußland 617 Analphabeten kommen, findet sich in Deutschland unter 2000 Re-
kruten nur 1 Analphabet. Deutschland hat 60000 Volksschulen mit 9 Millionen
Schülern, 1100 höhere Schulen, 22 Universitäten, 10 technische Hochschulen,
14 Kunstschulen und zahlreiche Fach- und Fortbildungsschulen. Im Dienste der
Bildung stehen ferner zahlreiche öffentliche Büchereien, Kunst- und wissenschaftliche
Sammlungen, Theater und dergl. Da sich das deutsche Volk auch durch körperliche
Kraft, durch Besonnenheit und Fleiß, durch Wahrheits- und Rechtssinn und
durch ein tiefes Gemütsleben auszeichnet, so zählt es in Kunst und Wissenschaft,
in Handel und Gewerbe zu den leistungsfähigsten Völkern der Erde.
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Doormann, Otto, Scholz, Oskar
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Lübeck, Schleswig-Holstein
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
40
Landeskunde der Provinz Schleswig-Holstein,
2. Religion.
Bon den 1 500 000 E. gehören 1450 000 = 96,7% der evangelischen Kirche
an, 41 000 = 2,7% sind katholisch, 3270 = 0,2% sind Israeliten. Über die evangelische
Landeskirche s. S. 53.
Katholiken, die zum Bistum Osnabrück gerechnet weiden, sind besonders
in den großen Städten und Jndustriedörsern in der Nähe derselben zu finden, z. B.
in Mona 7600, in Kiel annähernd 12 000, in Neumünster 1900, in Flensburg 1300,
in Schisfbek 2100, in Rendsburg und Umgegend 1000 usw.
Von den 3270 Juden wohnen mehr als die Hülste, fast 1800, in Altona, die
übrigen hauptsächlich in Kiel, Wandsbek, Elmshorn, Friedrichsstadt und Flensburg.
3. Bevölkerungsstatistik.
Unter den 12 preußischen Provinzen nimmt dem Flächeninhalt nach Schlesien
(40 000 qkm = 2 x Schleswig-Holstein) die erste, Schleswig-Holstein (19 000 qkm)
die 11. Stelle ein. Hessen-Nassau ist kleiner. Der Einwohnerzahl nach steht die
Rheinprovinz mit 61/2 Mill. E. an erster, Schleswig-Holstein mit V-[2 Mill. an
letzter Stelle. In bezug auf Bevölkerungsdichte (79 auf 1 qkm) übertrifft
Schleswig-Holstein die Provinzen Ostpreußen, das mit 55 Menschen auf dem qkm
die letzte Stelle einnimmt, Westpreußen, Poseu, Pommern und Hannover. Die
Rheinprovinz, die am dichtesten bevölkerte Provinz, ist mit 238 Menschen aus dem qkm
genau dreimal so stark bevölkert wie Schleswig-Holsteiu.
Von den 37 Regierungsbezirken des preußischen Staates ist der Regierungs-
bezirk Schleswig, der die ganze Provinz umfaßt, dem Flächeninhalt nach der größte,
er wird aber an Einwohnerzahl von Potsdam, Breslau, Oppeln, Arnsberg und
Düsseldorf (3 Mill. E., 546 auf 1 qkm) übertroffen.
qkm Einwohner Auf 1 qkm kommen:
Schleswig-Holstein . . 19000 1500000 79
Preußen...... 350000 37 300000 107
Deutschland..... 540000 60600000 112
Königreich Sachsen . . 15000 4 500000 300
Mecklenbnrg-Strelitz . . 2 900 103000 35
Rheinland...... 27 000 6 540000 238
Ostpreußen ..... 37 000 2000000 55
Regsbez. Düsseldorf . . 5 500 3000000 546
„ Lüneburg . . 11300 500000 45
Die Bevölkerung hat im Durchschuitt jährlich zugeuommen von 1871 bis 1905
um 1,29% gegen 1,50% in Preußen, 1,40% in Deutschland, und zwar weist die
Zunahme eine Steigerung auf. Sie betrug von 1871 bis 1885 = 0,72%, 1885 bis
1903 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Rückblick auf das Deutsche Reich.
41
8 62.
Feld-Abteilungen. Bei letzteren gibt es auch Batterien, deren Mannschaften beritten sind.
Die Pioniere haben Brücken gu bauen, Minen zu graben und Schanzen herzustellen. Die
Train-Kolonnen versorgen die Truppen mit Nahrung und Schießbedarf. Kiel und Wil-
helmshaven sind Reichskriegshäfen. Unter dem Schutze des Reiches stehen alle deutschen
Handelsschiffe. Man erkennt sie an der gemeinsamen Flagge; ihre Farben sind schwarz-
weiß-rot. — Jeder wehrfähige Deutsche ist bis zum 45. Lebensjahre wehrpflichtig. Die
aktive Dienstpflicht dauert für die Mannschaften der Kavallerie und der reitenden Feld-
Artillerie 3, für alle übrigen Mannschaften 2 Jahre, und die Reservepsticht für jene 4, für
diese 5 Jahre. Nachher gehört der Soldat bis zum vollendeten 39. Lebensjahre der Land-
wehr an. — Zum Landsturm, der nur in Fällen größter Not einberufen werden kaun,
zählen alle Wehrpflichtigen, auch wenn sie nicht gedient haben. — Auf Grund eines „Be-"
rechtigungsscheines" können junge Leute von Bildung ihrer Dienstpflicht in einem Jahre
genügen (Einjährig-Freiwillige). Sie haben im Frieden für Wohnung, Bekleidung, Ver-
pflegung selbst zu sorgen. — c. Die Postanstalten und Telegraphen der einzelnen Bundes-
staaten mit Ausnahme von Bayern stehen unter der Verwaltung des Reiches und sind
kaiserlich. Auch gemeinsame Maße, Gewichte und Münzen sind im ganzen Reiche einge-
führt. Dadurch und durch die Aufhebung der Ein- und Ausgangszölle ist der Verkehr
zwischen den emzelnen Staaten sehr erleichtert.
8 62. Rückblick auf das Deutsche Iieick. a. Das Deutsche Reich umfaßt etwa
540 000 qkm. Reihenfolge der deutschen Einzelstaaten nach dem Flächeninhalt in qkm:
1. Preußen. . . . 350 000 10. Braunschweig . 3 700 19. Schwarzbnrg-Ru-
2. Bayern .... 76 000 11. Sachsen-Weimar 3 600 dolstadt.... 940
3. Württemberg. . 19 500 12. Mecklenburg- 20. Schwarzburg-Son-
4. Baden .... 15 000 Strelitz . . . 3 000 dershausen . . 860
5. Sachsen.... 15 000 13. S.-Meiningen . 2 500 21. Reuß jüngere Linie 830
6. Elsaß-Lothringen 14 500 14. Anhalt .... 2 300 22. Hamburg .... 410
7. Mecklenburg- 15. S.-Coburg-Gotha 2 000 23. Schaumbnrg-Lippe 340
Schwerin . . 13 160 16. S.-Altenburg. . 1300 24. Reuß ältere Linie 320
8. Hessen 7 700 17. Lippe 1200 25. Lübeck 300
9. Oldenburg . . . 6 400 18. Waldeck.... 1100 26. Bremen 250
Die deutschen Besitzungen in fremden Erdteilen siehe 8 110.
d. Deutschland hat 56^/g Mill. E. Die Deutschen (etwa 52 Milk.) scheiden sich ihrer
Mundart (Dialekt) nach in Oberdeutsche (im S.) und Nieder- oder Plattdeutsche (im N.).
Als Schriftsprache und Sprache der Gebildeten ist seit dem 16. Jahrhundert das Hoch-
deutsche im Gebrauch. Die Nichtdeutschen wohnen hauptsächlich in den Grenzgegenden,
seltener in sogenannten Sprachinseln: Polen in Oberschlesien, Posen, Westpreußen; mit
ihnen verwandt sind die Masuren in Ostpreußen, die Kassuben in Westpreußen, die
Wenden zu beiden Seiten der Spree von Bautzen bis nördl. von Kottbus. Litauer
wohnen in Ostpreußen, Dänen in Schleswig, Franzosen in Elsaß-Lothringen, Wal-
lonen in der Rheinprovinz. — Fast 2/3 der Bevölkerung sind protestantisch, etwas mehr
als i/3 römisch-katholisch; gegen 100 000 gehören andern Konfessionen an. Die Zahl der
Juden beträgt etwa 600 000. Der N. ist vorwiegend protestantisch; nur im O., lud die
Polen stark vertreten sind, im W. um Trier, Cöln, Münster, Paderborn und teilweise in
Süddeutschland überwiegen die Katholiken. Protestantisch sind seit der Zeit der Reformation
geblieben die Gebiete von Ansbach, Bayreuth, Nürnberg, Württemberg, Hessen-Darm-
stadt, Pfalz. Juden wohnen besonders in Berlin, in den polnischen Gegenden, ferner in
Elsaß-Lothringen, um Speier, Mainz, Würzburg und Bamberg. — Im norddeutschen
Flachlande beträgt die Dichtigkeit ini Durchschnitt 65 E. auf 1 qkm; doch sind manche
Strecken weit schwächer bevölkert, so die Seenplatten des nördlichen Landrückens, die Moor-
gegenden, die Eifel, das Sauerland, der Spreewald u. a.; andere Gebiete wiederum sind
bedeutend dichter bewohnt, so besonders die Marschen und sonstige fruchtbare Gegenden.
Zu den am dichtesten bewohnten Gegenden Deutschlands gehören der Nordrand der deutschen
Mittelgebirge von Oberschlesien bis nach Westfalen hinein, und das ganze Rheingebiet, sowie
das Neckartal. Hier beträgt die Volksdichügkeit zwischen 150-250 Bewohner auf 1 qkm.
1884 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Weigeldt, Paul
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
132
starke Branntweinbrennereien oder Brauereien sie begünstigen. Die
meisten und besten Schweine liefern Westfalen, Böhmen und Bayern.
Den Mehrbedarf an Schlachttieren (Rindern, Schafen und Schwei-
nen) liefern die östlichen Nachbarstaaten und die Einfuhren der ameri-
kanifchen und australischen Fleischextraktfabriken. — Federviehzucht:
Hühner, Tauben, Gänse und Enten sind allgemein verbreitet; besonders
berühmt sind die pommerschen Gänse — Die Zahl der Bienenstöcke
ist am bedeutendsten in der Rheinprovinz, in Schleswig-Holstein und
Hannover.
7. Bevölkerung.
a) Absolute und relative Bevölkerung.
In Deutschland leben gegenwärtig nahezu 75 Millionen Ein-
wohner, nämlich 45 Mill. in dem deutschen Reiche, 14 Mill. in den
zu Deutschland gehörigen österreichischen und 15 Mill. in den an-
grenzenden, auch zugehörigen Ländern und Landesteilen.
Da sich diese 75 Mill. Einwohner auf ungefähr 840 000 qkm
Land verteilen, so' würden unter der Annahme ganz gleichmäßiger
Verteilung auf 1 qkm etwa 90 Menschen kommen; das ist die mitt-
lere Bevölkerungsdichte. Diese Durchschnittszahl giebt aber keines-
wegs eine der Wirklichkeit entsprechende Vorstellung. Wie die karto-
graphische Darstellung der Bevölkerungsdichte von Deutschland lehrt,
findet sich der oben gefundene Dichtegrad in Wirklichkeit nur selten
vor, auf größere Strecken hin nur in den preußischen Provinzen
Schlesien, Brandenburg und Sachsen, in Böhmen und Mähren, und
in den thüringischen Staaten. Der größte Teil Deutschlands, beson-
ders der Süden und Norden, erreicht ihn nicht, andere Teile über-
steigen ihn bei weitem.
Die spärlichste Bevölkerung, weniger als 30 auf 1 qkm, haben
die Alpen. Bei einem Hochgebirge erscheint dies selbstverständlich;
aber selbst eine unbedeutende Erhöhung des Bodens, sobald sie
nur größeren Umfang hat, übt diese abwehrende Wirkung aus. Die
das nördliche Deutschland quer durchsetzenden Landrücken geben den
deutlichsten Beweis dafür. Beide bringen es mit ihrer Umgebung auf
nicht mehr als 40—50 Menschen pro qkm, und das nordwestliche
Endglied des südlichen Höhenzuges, die Lüneburger Heide, zählt als
eine der dürftigsten Gegenden Deutschlands nur 25—30 Bewohner
auf dem qkm. Eine Ausnahme macht das Südostende, das Tarno-
witzer Plateau. Dieses gehört zu den am dichtesten bevölkerten Land-
schasten Deutschlands und hat aus dem qkm 300 Bewohner. Dafür
sind aber auch Kohle und Eisen an Ort und Stelle; sie haben die
Veranlassung zur Industrie und damit zur Verdichtung der Bevölkerung
gegeben. Von besonderem Interesse ist auch die Ausnahme, welche
verschiedene Teile vom Hauptkamme und vom nördlichen Außenrande
des mitteldeutschen Berglandes machen. Nutzbare Mineralien, überall
vorhandene Wasserkraft, die zentrale Lage, die Zugänglichkeit und
gewiß nicht minder die Kleinstaaterei haben hier die Volksdichte über
die Durchschnittszahl von Deutschland erhoben.
Daß auch die größere Fruchtbarkeit des Bodens die Volks-
1913 -
Halle a. d. Saale
: Pädag. Verl. Schroedel
- Autor: Schöne, Emil, Tromnau, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Welt
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Allgemeine Erdkunde.
a) Drei Gebiete hoher Bevölkerungsdichte können wir auf
der Karte erkennen: China-Japan, Vorderindien, West- und Mitteleuropa,
also das oft- und südafiatische Monsungebiet und der Brennpunkt moderner
wirtschaftlicher und geistiger Kultur in Europa. In diesen 3 Gebieten, von
je 2—3 Mill. qkm Fläche (zusammen etwa 5°/g der bewohnten Erde)
wohnen mehr als 900 Mill. Menschen, also mehr als die Hälfte der Mensch-
heit überhaupt, und die Bevölkerungsdichte sinkt nicht unter 50 Menschen auf
1 qkm.
ß) Gebiete mit mäßig dichter Bevölkerung, bei welchen auf
1 qkm im Durchschnitt 10—50 Menschen wohnen, lagern sich überall als
Ausstrahlungszonen an jene Dichtezentren an. Hierher gehören die süd- und
osteuropäischen Länder, die in Asien an den Gebirgen entlangziehenden Be-
rieselungsoasen. die Ackerbaudistrikte am Rande der Steppe, die Talland-
schaften Hinterindiens und mancher asiatischer Inseln. Zeigen diese genannten
Gebiete schon durch ihre unmittelbare Nachbarschaft gegenüber den Dichlezentren
der Erde ihre Abhängigkeit in der Entwicklung an, so erklärt sich die Mittel-
dichte in Ländern wie den Vereinigten Staaten, Chile u. a. durch eine im
Zeitalter des Verkehrs entstandene Fern Wirkung vom westeuropäischen
Dichtezentrum aus. Dos Gebiet mittlerer Dichte auf der Erde ist reichlich
doppelt so groß wie das der Dichtezentren.
y) Gebiete mit schwacher und zerstreuter Siedelungs-
weise finden sich auf der Erde nach den Grenzen des menschlichen
Lebensraumes, und zwar nach den polaren Außengrenzen wie den Binnen-
grenzen hin. Schwach (1—10 Menschen auf 1 qkm), im tropischen Urwald-
gürtel sogar zerstreut bevölkert (weniger als 1 auf 1 qkm), ist das Gebiet
der afrikanischen Neger und das jungkolonialer Ländereien in Südamerika.
Menschenarm, hier und da unbewohnt, ist auch der Wüstengürtel im Passat-
gebiete und die Wald- und Tundrenzone an der Polargrenze des Lebens-
raumes. Die Bevölkerung sämtlicher Polarländer (122/3 Mill. qkm Fläche)
wird auf 16 000 Menschen berechnet, wovon allein ans das unter dänischem
Einfluß günstiger entwickelte sw. Grönland (88 000 qkm) etwa 11500
Menschen kommen. Auf dem arktischen Gesamtgebiete von Britisch-Nord-
amerika stehen im Durchschnitt einem Menschen 240 qkm als Nahrungs-
spielraum zur Verfügung. Die schwach und zerstreut besiedelte Landfläche ist
aus weit über 100 Mill. qkm anzunehmen und übertrifft die stark- und
mitteldicht bewohnten Gebiete um das 5 bis 6 fache.
3. Einheit des Menschengeschlechts und die Menschenrassen,
a) Die Einheitlichkeit des Menschengeschlechts. In naturwiffenschast-
lichem Sinne, in welchem die Gesamtheit der Lebewesen in Familien, Gattungen
und Arten gegliedert wird, stellt die ganze Menschheit eine einheitliche
Art dar. Zwar gab es einmal eine Zeit, in der man den tatsächlich vor-
handenen Gegensätzen im Körperbau, Sprache, in der geistigen, sittlichen und
kulturellen Entfaltung eine so große Bedeutung beilegte, daß man eine Reihe
scharf gesonderter Arten aufstellte, von denen manche den Tieren näher stehen
sollten als andere. Die Wissenschaft der Gegenwart lehnt diese Anschauung
ab. Die Erkenntnis der anthropologischen Tatsache, daß die mannigfaltigsten
Raffenmischungen auf der Erde stattfinden und daß sich solche Mischlingsrassen
lebenskräftig zu erhalten vermögen, die Ergebnisse der vergleichenden Völker-
kunde, welche zeigen, daß Denken, Fühlen und Wollen der verschiedenartigsten
1883 -
Breslau
: Morgenstern
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
10
Geographie.
befahren und sind teilweise durch Kanäle verbunden. An den Flußmündungen
liegen die großen Handelsstädte Bremen, Hamburg, Stettin und Danzig. Eisen -
bahnen durchziehen das Land nach allen Richtungen. Fabriken (Eisengieße-
reien, Spinnereien und Webereien) finden sich besonders im mittleren Deutsch-
land von der Rheinprovinz bis nach Schlesien. Überall wird für den Unterricht
in Volksschulen gesorgt, höhere Schulen und Universitäten sorgen für
die weitere Ausbildung.
§ 28. Das Deutsche Reich ist ein Bundesstaat, an dessen Spitze
der König von Preußen als Kaiser steht. Unter den 26 Staaten sind 4 Köni g -
reiche: Preußen, Baiern, Würtemberg, Sachsen; 6 Großherzog-
tümer: Baden, Hessen, Sachsen-Weimar, Oldenburg, Mecklen-
burg- Schwerin und Mecklenburg-Strelitz; dann folgen der Größe nach
5 Herzogtümer! Braunschweig, Anhalt, Sachsen-Meiningen,
Sachsen-Eoburg-Gotha, Sachsen-Altenburg; 7 Fürstentümer:
Lippe-Detmold, Waldeck, Schwarzb urg-Rndol stadt, S chwarzburg-
Sondershausen, Neuß jüngere Linie, Neuß ältere Linie, Schau m-
burg-Lippe. — Die freien Städte: Hamburg, Bremen, Lübeck und das
Neichsland Elsaß-Lothringen.
Das Königreich Preußen.
§ 29. Der preußische Staat nimmt fast die ganze norddeutsche Ebene
ein und umfaßt mit Einschluß kleiner Staaten von den Gebirgen Deutschlands
das rheinische Schiefergebirge, einen großen Teil des hessischen Berglandes, den
Harz und einen großen Teil der Sudeten. Alle Flüsse Deutschlands außer der
Donau fließen streckenweise durch Preußen, die Oder gehört fast mit ihrem
ganzen Flußgebiete zum preußischen Staate. Zwei Drittel von Deutschland ge-
hören zu Preußen, das fast 350 000 qkm (über 6300 Quadratmeilen) hat.
Das Land wird eingeteilt in 12 Provinzen, die wieder in Regierungsbe-
zirke zerfallen. Der Größe nach nennen wir die Provinzen mit ihren Re-
gierungsbezirken; 1. Schlesien: (Oppeln, Breslau, Liegnitz); 2. Branden-
burg: (Potsdam, Frankfurt, Stadtbezirk Berlin), 3. Hannover: (6 Land-
drosteien, Hannover,Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück, Aurich); 4. Ost-
preußen: (Königsberg, Gumbinnen): 5. Pommern: (Stettin, Köslin,
Stralsund); 6. Posen: (Posen, Bromberg): 7. Westprenßen: (Danzig,
Marienwerder): 8. Sachsen: (Magdeburg, Erfurt, Merseburg); 9. Rhein-
provinz: (Düsseldorf, Köln, Aachen, Koblenz, Trier): 10. Westfalen:
(Münden, Münster, Arnsberg); 11. Schleswig-Holstein; 12. Hessen-
Nassau: (Kassel, Wiesbaden). Schlesien hat über 40 000 qkm (731 Quadrat-
meilen); Brandenburg und Hannover sind wenig kleiner. Pommern hat
30 000 qkm, Westfalen 20 000. — Nach der Zahl der Bevölkerung steht die
dicht bewohnte Nheinprovinz mit Schlesien obenan. Es wohnen im ganzen in
Preußen 2 7 */* Mill. Einw., davon sind fast 18 Mill. Protestanten und etwas
über 9 Mill. Katholiken, letztere leben besonders in der Rheinprovinz, West-
falen, Oberschlesien, Posen und Westpreußen. In Posen und Westpreußen
wohnen Polen neben den Deutschen.