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1835 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
137
rung in Masse für die von Allen verlassene Königinn erhob. Schnell
wurden jetzt die Feinde aus Ostreich und bald auch aus Böhmen
und Italien vertrieben. Georg Ii. von England, der einzige Ver-
bündete der Maria Theresia, vermittelte zwischen dieser und
Friedrich Ii. den Frieden zu Breslau (Ii. Juni 1742), worin der
größere Theil von Schlesien an Preußen überlassen wurde; bald trat
auch Sachsen diesem Frieden bei. Georg Ii. trat jetzt selbst an
der Spitze einer Armee in Teutschland zu Gunsten der Maria The-
resia auf, schlug die Franzosen bei Dettingen (27. Jun. 1743)
und trieb sie über den Rhein zurück. Jetzt siel auch ganz Baiern
in die Hände Ostreichs. Der Kaiser Karl Vll. mußte nach Frank-
furt flüchten, wo er in sehr bedrängten Umständen lebte. Dies un-
erwartete Glück Ostreichs machte Friedrich besorgt für sein kaum
errungenes Schlesien. Er siel darum mit einem Heere in Böhmen
ein (zweiter schlesischer Krieg, 1744 — 45), und errang bald
neue Siege. Unterdessen starb Kaiser Karl, Vii. (1745), wor-
auf sein Sohn Maximilian Joseph mit Ostreich Frieden schloß
und die pragmatische Sanction anerkannte. Auch wurde jetzt der
Gemahl der Maria Theresia als Franz I. (1745 —1765) zum
Kaiser gewählt, und ein neuer Friede mit Friedrich Ii. zu Dresden
(25. Dez. 1745) geschlossen. In den Niederlanden und Italien
dauerte der Krieg noch einige Zeit fort; die Franzosen, von dem großen
Marschall Moritz von Sachsen angeführt, errangen mehre glän-
zende Siege über die Engländer und Ostreicher. Als aber auch die
Kaiserinn Elisabeth von Rußland sich für Maria Theresia er-
klärte und bereits ein Heer nach Teutschland sendete, so war Frank-
reich zum Frieden geneigt, der, zu Aachen (30. April 1748) geschlos-
sen, den östreichischen Erbfolgekrieg endete. Maria The-
resia hatte außer Schlesien und einigen Gebieten in Italien ihr
ganzes Erbe behauptet.
8. 100.
Der siebenjährige Krieg.
Maria Theresia, die nach dem Hàe^Lsburger Frieden
alle Sorgfalt der innern Verbesserung ihrer Staaten widmete, konnte
denn^doch das ihr so gewaltsam entrissene schöne Schlesien nicht
vergessen. Ihr Minister Kaunitz wußte darum bald gegen das neu
empor gekommene Preußen, dessen Aufschwung zu einer europäi-
schen Großmacht allenthalben Eifersucht und Neid erregte, eine ge-
heime Verbindung zwischen Ostreich, Rußland, Frankreich
und Sachsen zu Stande zu bringen, deren Zweck war, nicht nur
Preußen Schlesien wieder zu entreißen, sondern überhaupt es zu
theilen. Zu gleicher Zeit verband sich Georg Ii. von England enge
mit Preußen, damit dieses seine tcutschen Länder, nämlich Hanno-
ver, gegen Frankreich schütze. Denn England und Frankreich waren
1867 -
Berlin
: Vahlen
- Autor: Müller, David
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
312 Oestreich unter Maria Theresia und Joseph Ii. § 518—519.
§ 518. Zugleich aber strebte er nach einer Vergrößerung Oestreichs, zu-
mal da für Schlesien noch kein Ersatz gewonnen war. Baiern war es, auf
welches Oestreich schon mehr als einmal seine Augen geworfen hatte, und das
nun zu gewinnen die Umstände günstig schienen. Mit Kurfürst Maximilian
Joseph erlosch 1777 hier die alte Wittelsbachsche Kurlinie. Es mußte die
Psalz-Sulzbachische (§ 248. Amn.) folgen mit Karl Theodor, der
gleichfalls ohne legitime Erben war, und mit dem auch diese Linie erlosch. Karl
Theodor hatte also kein besonderes Interesse, die Kurlande zu erhalten. Joseph Ii.,
der auf einen Theil Baierns (ganz unbegründete) Erbansprüche erhob, bot ihm
einen Handel an; um eine bedeutende Geldsumme wollte er Baiern an sich
ziehen; auch an eine Eroberung Schwabens von den vorderen Landen aus ward
gedacht; Frankreichs Zustimmung sollte durch Abtretung des Deutschland so wich-
tigen Luxemburg erkauft werden. Da dem verschwenderischen, -ausschweifenden
Pfalzgrafen mehr mit Geld als mit Land gedient war, so war dieser willig,
daraus einzugehn und Joseph besetzte sofort das Land. Dagegen aber bemühte
sich Friedrich Ii. von Preußen. Nicht nur zum Schiedsrichter des europäi-
schen Gleichgewichts hatte ihn die, durch ihn begründete Stellung Preußens ge-
macht, auch in Deutschland mußte er, seinen Verhältnissen nach, ängstlich wachen,
daß Oestreich nicht zu mächtig wurde. Nach diesen Grundsätzen handelte jetzt
Friedrich; er bestimmte den künftigen Erben Karl Theodors, Karl von Pfalz-
Zwei brücken, gegen diesen Verkauf zu protestiren, und erklärte sich bereit,
diesen bei seinen Rechten zu schützen. Da Joseph Ii. seinerseits auch nicht
weichen wollte, so kam es zum Kriege: zum sogenannten baierischen Erb-
folgekrieg 1778 und 1779. Noch einmal rückten die Heere der beiden
Mächte auf die alte Scheide der Sudeten gegen Böhmen und Schlesien. Aber
weder sielen entscheidende Schlachten noch große Heldenthaten vor; nur zeigten
sich hie und da die leichten Reiter der Oestreicher den Preußen überlegen, und
schon traten einzelne Mängel des bewunderten preußischen Heerwesens heraus.
Aber weder hatte Maria Theresia selbst, noch auch Friedrich d. Gr. in seinen
alten Tagen Lust zur Erneuerung nutzlosen und schädlichen Haders. Maria
Theresia unterhandelte hinter dem Rücken ihres Sohnes mit Friedrich über den
Frieden, der dann auch am 15. Mai 1779 zu Teschen geschlossen ward: Oest-
steich entsagte darin der baierischen Erbfolge, bekam aber doch einen kleinen Theil
des Landes, nämlich das Jnnviertel. Leider hatte Friedrich zu diesem Frie-
densschlüsse die Vermittlung Rußlands angerufen, und so dieser Macht neue Ge-
legenheit gegeben, sich in die inneren Angelegenheiten Deutschlands einzumischen.
Auch Joseph suchte von nun an die mächtige Gunst Katharina's Ii.
§ 519. Als Joseph nach seiner Mutter Tod freier Herr seiner Hand-
lungen geworden war, nahm er die unruhigen Vergrößerungsplane seines Hauses
von neuem auf; er schmälerte die Stifter Salzburg und Passau; brachte seinen
Bruder auf den erzbischöfllichen Stuhl von Köln und Münster, und ergriff end-
lich noch einmal den alten Plan, Baiern an Oestreich zu ziehen, und zwar wie-
der im Einverständniß mit demselben Karl Theodor. Er machte diesen willig,
Baiern gegen die Oestreichischen Niederlande auszutauschen, die er ihm
als ein Königreich Burgund (§ 252.) abtreten wollte. Damit dies nicht ge-
schähe, schlug Friedrich der Große wieder denselben Weg ein wie früher: er
reizte Karl von Pfalz-Zweibrücken, den künftigen Erben, zum Protest,
und erkärte, mit seiner ganzen Macht ihm beistehen zu wollen. Diesmal kam
es nicht zum Kriege, sondern Joseph Ii. gab rasch den Plan wieder auf. Friedrich
aber hatte längst eine ihm gefährliche Freundschaft zwischen Rußland und Oest-
reich entstehen sehen und seinen Bund mit ersterer Macht gelost. Umsomehr
1855 -
Langensalza
: Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
- Autor: Prätorius, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Joseph ü.
265
schlossen, ohne weitere Veranlassung, Rußland, Oestreich und Preußen
einen Vertrag, worin sie Polen unter sich Heilten. König Stanislaus
behielt nur einen kleinen Rest des Landes und war gänzlich abhängig
von jenen drei Mächten. Maria Theresia schrieb zwar ihrem Minister,
dem Fürsten Kaunitz: „sie schäme sich wegen dieser Sache, wo für eitlen
Landbesitz die Ehre in die Schanze geschlagen werde, sich vor der Welt
sehen zu lassen"; doch rückten ihre Truppen ebensowohl wie die russischen
und preußischen in Polen ein, um ihren Landesantheil in Besitz zu neh-
men. Später ward noch mehremal an Polen getheilt und zwar so lange,
bis nichts mehr von ihm zu vertheilen da war.
Bald hernach (1777) starb der Kurfürst Maximilian Joseph von
Baiern ohne Kinder. Da suchte der Kaiser Joseph alte Ansprüche her-
vor, rückte rasch mit einem Heere in Baiern ein und besetzte es; der
nächste Erbe dieses Landes aber, der Kurfürst Karl Theodor von der
Pfalz, ließ sich cinschüchtern und unterschrieb einen Vergleich, nach welchen!
er zwei Drittheile von Baiern an das Haus Oestreich abtrat, um nur
ein Drittel davon zu behalten. Friedrich Ii. war hiermit keineswegs
einverstanden; er ermuthigte den nächsten Nachfolger von Karl Theodor,
den Herzog von Zweibrücken, gegen diesen Vergleich zu protestiren, und
ergriff in Verbindung mit Sachsen die Waffen gegen Oestreich. Doch
kam es dießmals nicht zu bedeutenden Feindseligkeiten. Frankreich und
Rußland vermittelten die Sache, und so kam den 13. Mai 1779 der
Friede zu Tesche n zu Stande. Oestreich erhielt nach demselben den
Theil Niederbaierns zwischen dem Inn, der Salza und Donau, bezahlte
dagegen an Sachsen für dessen Ansprüche auf die Allodialverlassenschaft
6 Millionen Thaler. Später suchte der Kaiser Joseph den Kurfürsten
zu einem Austausch Baierns gegen den größten Theil der östreichischen
Niederlande zu bewegen. Auch dieser Tausch schien Friedrich Ii. für die
deutsche Neichsverfassung in mehrfacher Hinsicht gefährlich; er verhinderte
ihn daher ebenfalls und schloß zur Erhaltung derselben mit Kursachsen
und Hannover im Jahre 1785 den deutschen Fürstenbund, welchem bald
noch mehrere norddeutsche Fürsten beitraten. Das war das Letzte, was
dieser große König in Deutschland Bedeutendes wirkte; den 17. August
1786 starb er 74 Jahre alt.
Seine große Gegnerin, Maria Theresia, war schon 1780 aus dem
Leben geschieden. Da fing der Kaiser Joseph Ii. rasch an, die Ver-
hältnisse in seinen Staaten umzugestalten. Er wollte Bildung und Aus
klärung verbreiten und sein Volk von alten Lasten möglichst befreien.
1835 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
139
folqer Peter Iii. schloß sogleich mit Preußen Frieden, den Rußland
auch, als Peter noch in demselben Jahre von seiner eigenen Gemah-
lin» Katharina Ii., einer Prinzessin» vonanhalt-Z erbst, vom
Throne gestoßen wurde, aufrecht hielt. Auch die übrigen Mächte
sehnten sich nach Beilegung des blutigen und erschöpfenden Kampfes,
zumal Frankreich, das im Seekriege gegen England seine meisten
Flotten und Kolonien verloren hatte. So kam (1763) der Friede zu
Paris zwischen Frankreich und England, in welchem dieses von
jenem Eanada und Acadien in Nordamerika abgetreten erhielt, und
zu Hubertsburg, einem sächsischen Jagdschlösse, zwischen Preußen,
Ostreich und Sachsen zu Stande, in dem Friedrich die Ab-
tretung Schlesiens von neuem bestätigt erhielt.
§. 101.
Joseph Ii.
Joseph Ii. folgte seinem Vater Franz I. als teutscher Kaiser
(1765), und in der Regierung der östreichischen Erblande seiner Mut-
ter Maria Theresia (1780 —1790). Dieser ausgezeichnete und
helldenkende Mann hatte einen wahren Feuereifer für alles Gute
und Nützliche. Verbesserung des gesummten Schulwesens, Vermin-
derung der zu zahlreichen Klöster, eine neue vortreffliche Gesetzgebung,
sein Toleranz-Edikt für Nicbtkathl/.ken, seine Sorge für Licht und
Freiheit des Geistes überhaupt — sind bleibende Denkmale seines
edlen Gemüthes und reinen Willens. Nur verfuhr Joseph bei
seinen Verbesserungen zu rasch, ohne auf die Empfänglichkeit seiner
Unterthanen Rücksicht zu nehmen, und ohne zu bedenken, daß alle
menschliche Einrichtungen dem Bedürfnisse der Zeit folgen müssen,
wenn sie wahrhaft heilsam werden sollen. Darum ward Joseph
bei seinen redlichsten Absichten von Vielen verkannt und mit Undank
belohnt. Ja in Ungarn und den Niederlanden brachen sogar offene
Empörungen gegen ihn aus, wozu besonders sein Streben, seine
unter sich so verschiedenen Völker durch gleiche Sprache und Gesetze
zu Einem großen Ganzen zu vereinen und seine getrennten Staa-
ten zu einem zusammenhängenden Reiche abzurunden, viel beitrug.
Zu letzterem Zwecke wollte Joseph auch Bai er n erwerben, als
hier mit Maximilian Joseph 1777 die jüngere wittelsbachi-
s ch e Linie ausstarb, indem er sich auf einen alten Lehnbrief des Kai-
sers Sigismund berief. Der rechtmäßige Erbe, der Kurfürst Karl
Theodor von der Pfalz, fand sich auch bereit, den größten Theil
von Baiern an Ostreich zu überlassen. Aber der nächste Erbe Karl
Theodors, der Herzog Karl von Zweibrücken, widersprach und
wurde von Friedrich Ii. von Preußen, der solche Vergrößerung
Östreichs ungern sah, unterstützt. Als darum bereits östreichische
Truppen einen großen Theil Baierns besetzt hatten, und alle Ver-
handlungen vergeblich waren, so rückte Friedrich mit zwei Heeren
1871 -
Berlin
: Vahlen
- Autor: Müller, David
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Oestreich unter Maria Theresia und Joseph Ii. 517519. 305
greifen bis in's Kleine Alles das war ihm Borbild; nur da er es mit einer Hast that, die ihn oft genug nthigte, Uebereiltes zurckzunehmen, kaum Be-gonnenes fallen zu lassen. Da ihm die Bahn der Reformen in Oestreich noch verschlossen war, so erffnete er sie sich als Kaiser im Reiche so weit dort noch sein Arm reichte. Aber des Kaisers Macht war nichtsbedeutend, und er vergeudete deshalb nur sein edles Bestreben an Verbesserung der hchsten Reichsgerichte, des Reichshofsrathes zu Wien und des Kammergerichts zu Wetzlar ( 447), Institute, die ihren Werth lngst verloren hatten. Auch richtete er nichts oder doch nur wenig aus.
518. Zugleich aber strebte er nach einer Vergrerung Oestreichs, zu-mal da fr Schlesien noch kein Ersatz gewonnen war. Baiern war es, auf welches Oestreich schon mehr als einmal seine Augen geworfen hatte, und das nun zu gewinnen die Umstnde gnstig schienen. Mit Kurfürst Maximilian Joseph erlosch 1777 hier die alte Wittelsbachsche Kurlinie. Es mute die Psalz-Sulzbachische ( 248, Anm.) folgen mit Karl Theodor, dem Landes-Herrn von Pfalz, Jlich und Berg der gleichfalls ohne legitime Erben war, und mit dem auch diese Linie erlosch. Karl Theodor hatte also kein besonderes Interesse, die Kurlande zu erhalten. Joseph Ii., der auf einen Theil Baierns (ganz unbe-grndete) Erbansprche erhob, bot ihm einen Handel an; um eine bedeutende Geldsumme wollte er Baiern an sich ziehen; auch an eine Eintauschung Schwabens zu den vorderen Landen hinzu ward gedacht; Frankreichs Zustimmung zu dieser Abrundung und Machterweiterung Oestreichs in Sddeutschland sollte durch Abtretung des wichtigen Luxemburg erkauft werden. Da dem verfchwen-derifchen, ausschweifenden Pfalzgrafen mehr mit Geld als mit Land gedient war, fo war dieser willig, darauf einzugehn und Joseph besetzte sofort das Land. Da-gegen aber bemhte sich Friedrich Ii. von Preußen. Nicht nur zum Schiedsrichter des europischen Gleichgewichts hatte ihn die, durch ihn begrndete Stellung Preuens gemacht, auch in Deutschland mute er, seinen Verhltnissen nach, ngstlich wachen, da Oestreich nicht zu mchtig wurde. Nach diesen Grund-stzen handelte jetzt Friedrich; er bestimmte den knftigen Erben Karl Theodors, Karl von Pfalz-Zweibrcken, gegen diesen Verkauf zu protestiren, und er-klrte sich bereit, diesen bei seinen Rechten zu schtzen. Da Joseph Ii. seinerseits auch nicht weichen wollte, so kam es zum Kriege: zum sogenannten bairischen Erbfolgekriege 1778 und 1779. Noch einmal rckten die Heere der beiden Mchte auf die alte Scheide der Sudeten gegen Bhmen und Schlesien. Doch fielen weder entscheidende Schlachten noch groe Heldenthaten vor; nur zeigten sich hie und da die leichten Reiter der O.estreicher den Preußen berlegen, und schon traten einzelne Mngel des bewunderten preuischen Heerwesens heraus. Aber weder hatte Maria Theresia selbst, noch auch Friedrich d. Gr. in seinen alten Tagen Lust zur Erneuerung nutzlosen und schdlichen Haders. Maria Theresia unterhandelte hinter dem Rcken ihres Sohnes mit Friedrich der den Frieden, der dann auch am 15. Mai 1779 zu Teschen geschlossen ward: Oest-reich entsagte darin der bairischen Erbfolge, bekam aber doch einen kleinen Theil des Landes, nmlich das Jnnviertel. Leider hatte Friedrich zu diesem Frie-densschlusse die Vermittlung Rulands angerufen, und so dieser Macht neue Gelegenheit gegeben, sich in die inneren Angelegenheiten Deutschlands einzumischen. Auch Joseph suchte von nun an die mchtige Gunst Katharinas Ii.
519. Als Joseph nach seiner Mutter Tode freier Herr seiner Hand-lungen geworden war, nahm er die unruhigen Vergrerungsplane seines Hauses von Neuem auf; er schmlerte die Stifter Salzburg und Passau; brachte seinen Bruder auf den erzbischflichen Stuhl von Kln und Mnster; und ergriff end-
David Mller. Geschichte des deutschen Volkes. 3. Aufl. 20
1872 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
302
Kaiser Karl Vii. mute nach Frankfurt flchten, wo er in bedrngten Umstnden lebte.
9) Dies unerwartete Glck Oestreichs machte Friedrich besorgt fr sein kaum errungenes Schlesien. Er verband sich da-her mit Kaiser Karl Vii. und mit Frankreich, fiel mit einem Heere in Bhmen ein (zweiter schlesischer Krieg, 1744
1744-45 bis 1745) und errang bald neue Siege.
n.chr. Diese Wendung gestattete dem Kaiserkarl Vii. nachmn-schlesischer chen zurckzukehren, wo er aber bald starb (20. Januar 1745).
Krieg- Hierauf schlo sein Sohn Maximilian Joseph' mit Oestreich den Frieden zu Fssen (1745), worin er die pragmatische Sanction gegen. Rckgabe seiner Lnder anerkannte. Auch wurde jetzt der Gemahl der Maria Theresia als Franz I. (1745_1765) zu Frankfurt zum Kaiser gewhlt, und ein neuer Friede mit Friedrich Ii. zu Dresden (Dec. 1745) geschlossen, in welchem der Breslau er Friede besttigt und Franz I. von Friedrich Ii. als Kaiser anerkannt wurde.
10) In den Niederlanden und Italien dauerte brigens der Krieg zwischen Oestreich und Frankreich noch einige Zeit fort; die'franzosen, von dem kriegstchtigen Marschall Moritz von Sachsen angefhrt, errangen in den Niederlanden mehrere glnzende Siege der die Englnder und Oestreich er.
11) Als aber die Kaiserin Elisabeth von Nuland sich frmariatheresia erklrte und bereits ein Heer nach Deutschland sendete, so war Frankreich zum Frieden geneigt, der zu Aachen (18. Oct. 1748) geschlossen wurde und den streichi-schen Erb folgekrieq endete. Maria Therefia hatte auer Schlesien und den Gebieten Parma, Piacenza und Gua-stalla in Italien, welche sie an einen spanischen Infanten (Don Philipp) abtrat, das ganze vterliche Erbe behauptet.
. 162.
Der siebenjhrige Krieg.
1) Maria Theresia, die nach dem aachener Frieden als wahre Landesmutter alle Sorgfalt der Verbe^erung der mnern Zustnde ihrer Staaten widmete, konnte das ihr gewaltsam entrissene schne Schlesien nicht vergessen. Ihr gewandter Minister Fürst Kaunitz wute darum bald gegen das neu empor gekommene Preußen, dessen Aufschwung zu einer europischen Gromacht vielfach Eifersucht und Neid erregte, eine geheimerer-binduna zwischen Oestreich, Rußland, Frankreich und Sachsen zu Stande zu bringen. Der Zweck derselben war. Preußen nicht nur Schlesien wieder zu entreien, sondern es der-
Haupt zu demthigen. , .
2) Zu gleicher Zeit verband sich Georg Ii. von En gl and
1858 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Realschule, Gymnasium, Privatanstalt, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
281
Der östreichische Erbfolgekrieg.
serwahl hatte sich zu seinen Gunsten entschieden und er traf bereits Anstalten Karl vn.
zu einer glänzenden Krönungsfeier in Frankfurt. ’ ms.
§.434. In solcher Noch wandte sich Maria Theresia an die Un-
garn. Auf einem Reichstag inpreßburg (wo sie nach einer verbreiteten
aber unbegründeten Sage mit ihrem jungen Sohne Joseph aus den Armen er-
schienen sein soll) erregte sie durch die Schilderung ihrer Bedrängniß und durch
günstige Verheißungen eine solche Begeisterung unter den Magnaten, daß diese
sich mit dem einstimmigen Ruf: Vivat Maria Theresia Rex! erhoben und die
streitbare Nation unter die Waffen riefen. Auf gleiche Weise beurkundeten auch
die Tyroler ihre alte Treue an Oestreich. In Kurzem zog aus Ungarns Nie-
derungen eine gewaltige Streitmacht ins Feld. Die kriegerischen Völkerschaften
von der Theiß und Marosch, die wilden Schaaren der Kroaten, Slavonier, ''
Panduren rückten unter K heve nhüller's und Bären klau's (P ereklö's/z.
Anführung in Oestreich ein, trieben die bayerischen und französischen Truppen-
mit leichter Mühe zurück und drangen plündernd und verheerend in Bayern
ein. Um dieselbe Zeit, als Karl Al brecht in Frankfurt durch französischen ^
Schutz und unter großem Festgepränge mit der ersehnten Kaiserkrone geziert ~ m™'
ward, zogen die Feinde in seine Hauptstadt München ein, besetzten Landshut
und ließen ihre wilden Reiterschaaren bis an den Lech streifen. Seiner Erb-
lande beraubt gerieth der neue Kaiser Karl Vii. bald in solche Noth, daß er
nur durch französische Unterstützung seinen Unterhalt zu bestreiten vermochte.
§. 435. Zu gleicher Zeit rückte ein östreichisches Heer in Böhmen ein,
um die Franzosen auch aus diescmlande zu vertreiben; und um ihnen den Bei-
stand der Preußen zu entziehen, willigte Maria Theresia, wenn gleich mit ^
schwerem Herzen, in den Frieden von Breslau, worin beinahe ganz "m2.il
Ober- und Niederschlesien an Friedrich Ii. abgetreten wurde.
In Kurzem war der größte Theil von Böhmen wieder in den Händen der Oest-
reicher; die Hauptstadt, wo Belleisle mit einer beträchtlichen Armee lag, wurde
bereits belagert. Da bewies Belleisle durch den kühnen Rückzug von
Prag nach Eger mitten im Winter, daß der kriegerische Geist der Franzosen
noch nicht entschwunden sei. Freilich war der Weg mit Todten und Erstarrten
bedeckt und selbst die Geretteten trugen den Keim des Todes in sich! — Im 1743.
folgenden Frühjahr wurde Maria Theresia in Prag gekrönt und zu gleicher Zeit
erlangte sie einen mächtigen Bundesgenossen an Georg Ii. von Hannover und
England. Nach der Schlacht von Dettingen (unweit Aschaffenburg), wo die-^uni
englischen und östreichischen Truppen den Sieg davon trugen, zogen sich die
Franzosen über den Rhein zurück, und Sach sen trat auf Oestreichs Seite und
nahm englische Hülssgelder.
§. 436. Das Kriegsglück der Oestreicher machte Friedrich Ii. um den Be-
sitz von Schlesien besorgt und er begann daher den zweiten schlesischen Krieg ™-
wider Maria Theresia. Während er als Verbündeter des Kaisers mit einem li45'
starken Heer „kaiserlicherhülfsvölker" rasch in Böhmen einrückte, fandkarl Vii.
Gelegenheit, sein Erbland Bayern wieder zu gewinnen und in seine Hauptstadt
München zurückzukehren, wo er bald nachher starb. Sein Sohn Maximilian^"7^"'
Joseph entsagte im Vertrag von Füßen allen Ansprüchen auf das östrei- ^pru.
chische Erbe und gab bei der neuen Kaiserwahl dem Gemahl Maria Theresia's ñrcm; l.
seine Stimme, worauf dieser als Franz I. in Frankfurt die Krönung empfing. S'
Mittlerweile hatte Friedrich Ii. an den wackern östreichischen Feldmarschall
Traun den größten Theil von Schlesien eingebüßt, aber sein glänzender Sieg 4-5uili-
bei Hohenfriedberg verschaffte ihm wieder das Uebergewicht. Derkriegsruhm
des preußischenmonarchen und seinergeneralezlethen, Winterfeld u.a.
1881 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Senckpiehl, Richard, Schreiber, Carl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
102
Günstlings Stanislaus Poniatowski zum Könige von Polen durchgesetzt. Die pol-
nischen Edelleute griffen, von den Türken unterstützt, zu den Waffen. Der Sieg dev
Rüsten ließ Östreich und Preußen befürchten, daß Rußland das in sich zerrüttete
Polen an sich reißen würde; deshalb verbanden sich diese beiden Mächte mit Ruß-
land 1772 zur ersten Teilung Polens. Der Anteil, welcher an Preußen fiel,
betrug 600 Quadratmeilen.
Im Jahre 17 78 ergriff Friedrich im Bunde mit einigen deutschen Fürsten im
baierischen Erbsolgekriege (177 8—1779) noch einmal die Waffen gegen Östreich.
Joseph Ii. war nach dem Tode seines Vaters
Franz I. feit 17 65 deutscher Kaiser und
Mitregent seiner Mutter Maria Theresia
iw den östreichischen Ländern geworden. Als
die baierische Kurlinie aus dem Hause
Wittelsbach ausstarb, erhob Joseph An-
sprüche auf Baiern. Friedrich Ii. trat für
den rechtmäßigen Erben, den Kurfürsten
von der Pfalz, auf; preußische Heere rückten
unter Führung des Königs und des Prinzen
Heinrich in Böhmen ein. Es kam jedoch
nur zu unbedeutenden Gefechten. Im Frieden
zu Teschen 1779 verzichtete Joseph auf
seine Ansprüche.
Im Jahre 1780 starb Maria Theresia,
nachdem sie 40 Jahre mit Einsicht und
mütterlicher Sorge für die Wohlfahrt ihres
Volkes regiert hatte. Der Kaiser Joseph Ii.,
von 1780—1790 Alleinherrscher, verfolgte
mit rastloser Thätigkeit den Plan, in allen
seinen Ländern gleiche Gesetzgebung und Ver-
waltung einzuführen, dem Adel und der
Geistlichkeit die privilegierten Vorrechte zu
nehmen und alle Bürger des Staates vor
Abb. 62. Joseph Ii. dem Gesetze gleich zu machen. Er hob die
Leibeigenschaft aus, gab den Juden bürgerliche Rechte, erließ behufs freier Religions-
übung ein Toleranzedikt, schaffte die Todesstrafe ab, hob in 8 Jahren von den mehr
als 2000 Klöstern 700 aus und verwandte das eingezogene Vermögen zur Errichtung
von Schulen. Sein übereiltes und rücksichtsloses Vorgehen in den Reformen machte
ihm viele Feinde und vereitelte die Durchführung der wohlgemeinten Pläne. In
Ungarn und den Niederlanden brach sogar offene Empörung aus.
Den Übergriffen, welche Joseph im deutschen Reiche machte, trat Friedrich Ii.
entgegen. Als der Kaiser Baiern durch Tausch gegen die östreichischen Niederlande
an sein Haus bringen wollte, stiftete Friedrich Ii. 1785 zur Wahrung der Rechte der Reichs-
fürsten den deutschen Fürstenbund. Joseph mußte die Ausführung seines Planes aufgeben.
Am 17. August 1780 starb Friedrich der Große auf seinem Schlosse zu Sans-
souci im Alter von 74 Jahren.
§ 68. Friedrich Wilhelm Ii., 1786—1797.
Da Friedrich Ii. kinderlos starb, so folgte ihm Friedrich Wilhelm Ii., der Sohn
seines Bruders, aus dem Throne. Er überkam einen blühenden Staat von 3600
1872 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
306
da alle menschlichen Einrichtungen dem Bedrfnisse der Zeit folgen mssen, wenn sie wahrhaft heilsam wirken sollen.
2) Darum wurde dieser edelste Fürst der neueren Zeit bei seinen redlichen Absichten von Vielen verkannt und mit Undank belohnt. In Ungarn und in den Niederlanden brachen sogar offene Emprungen gegen ihn aus, als dort auch derad el be-steuert und die bergroe Macht der Geistlichkeit beschrnkt werden sollte. Zur wachsenden Unzufriedenheit trug besonders sein Streben viel bei, seine unter sich so verschiedenen Völker durch gleichfrmige Einrichtungen, durch gleiche Sprache und Ge-setze zu Einem groen Ganzen zu vereinigen, und seine Staaten inniger mit einander zu einem zusammenhngenden Reiche abzurunden.
3) Zu letzterem Zwecke wollte Joseph auch Baiern er-werben, als hier mit Maximilian Joseph 1777 die baierische Linie des wittelsbachischen Hauses ausstarb. Er berief sich auf einen alten Lehnbrief des Kaisers Sigismund, womit dieser dem Erzherzog Alb recht von bestreich (um 1426) ein Anfallsrecht auf Niederbaiern ertheilt habe. Der rechtmige Erbe, der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz, das Haupt der altern wittelsbachischen Linie, fand sich auch zu einem Ver-gleiche bereit, nach welchem etwa zwei Drittheile von Baiern an Oestreich berlassen werden sollten. Aber der nchste Agnat und muthmaliche Erbe des wittelsbachischen Hauses, der Herzog Karl von Zweibrcken, widersprach und wurde von Fried-rich Ii. von Preußen, der solche Vergrerung Oestrichs ungern sah, untersttzt.
4) Als darum bereits streichische Truppen einen groen Theil B ai erns besetzt hatten, und alle Verhandlungen vergeblich waren, so rckte Friedrich mit zwei Heeren, diesmal in Ver-
1778 bindung mit Sachsen, in Bhmen ein(Iuli 1778, burischer n,Chr. Erbfolgekrieg). Daioseph's Mutter, Maria Theresia, -etnem grern Kriege abgeneigt war, so kam schon im folgenden Jahre durch Vermittlung Rulands der Friede zu Teschen (1779) zu Stande, und endigte diesen Krieg ohne Schlacht. Oestreich erhielt blo das sogen. Inn viertel mit Braunau.
5) Spter (nach dem Tode seiner Mutter) nahm Joseph seinen Arrpndirungsplan wieder auf und wollte Baiern durch Tausch gegen die streichischen Niederlande erwerben; der Kurfürst Karl Theodor sollte diese mit dem Titel eines Knigs von Burgund erhalten. Auch diesen Plan vereitelte Friedrich Ii., indem er die Herzge von Zw ei brcken auch hier in ihrem Widerspruche untersttzte, und im Verein mit Sachsen, Hannover, Mainz und einigen andern Reichs-
1871 -
Berlin
: Vahlen
- Autor: Müller, David
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
306 Oestreich unter Maria Theresia und Joseph Ii. 519521.
lich noch einmal den alten Plan, Baiern an Oestreich zu ziehen, und zwar wie-der im Einverstndni mit demselben Karl Theodor. Er machte diesen willig, Baiern gegen die streichischen Niederlande auszutauschen, die er ihm als ein Knigreich Burgund ( 252) abtreten wollte. Damit dies nicht ge-schhe, schlug Friedrich der Groe wieder denselben Weg ein wie frher: er reizte Karl von Pfalz-Zweibrcken, den knftigen Erben, zum Protest, und erklrte, mit seiner ganzen Macht ihm beistehen zu wollen. Diesmal kam es nicht zum Kriege, sondern Joseph Ii. gab rasch den Plan wieder auf. Friedrich aber hatte lngst eine ihm gefhrliche Freundschaft zwischen Rußland und Oest-reich entstehen sehen und seinen Bund mit ersterer Macht gelst. Umsomehr mute er fortan sich auf Deutschland sttzen, Schutz gewhrend und Schutz empfangend. Jetzt, um etwa weiteren Uebergriffen Oestreichs wirksamer ent-gegentreten zu knnen, noch am Abend seines Lebens, stiftete er den deutschen Frstenbund, eine Vereinigung mittlerer und kleinerer deutscher Staaten unter Preuens oberster Leitung; demselben traten bei: Hannover, Sachsen, Braun-schweig, Baden, Mecklenburg, Weimar, Anhalt, Hessen, Kur-Mainz, Pfalz-Nen-brg, Anspach :c. Bei der Abschlieung desselben zeigte sich sein Minister Hertzberg besonders geschickt.
520. Maria Theresia war 1780 gestorben. Nun erst konnte Joseph seinem brennenden Verlangen zu regieren, zu bessern, zu beglcken, freien Lauf lassen. Edel und groß gesonnen, gleicht er darin Friedrich, da auch er sich nie genug thun konnte, da er Jedem persnlich zugnglich war, gern persnlich durchgriff und half, und noch leben, wie vom alten Fritz, auch von ihm tausend Anekdoten in Bchern wie im Munde des Volkes, das ihn freilich zu seinen Lebzeiten mit nur geringer Liebe gelohnt hat. Aber ihm fehlte der praktische Sinn und die khle Besonnenheit des alten Meisters auf dem preuischen Throne. Eine Menge unvorbereiteter, bereilter Reformen drngten eine die andere auf dem Fue. Die Folter hrte auf, eine Zeit lang sogar die Todesstrafe; strenge Rechtsgleichheit ward eingefhrt; die Leibeigenschaft abgeschafft. In der Kirche huften sich die Reformen noch mehr; er hob in seinem Lande mehr als die Hlfte der Klster auf und zog ihr Vermgen fr Zwecke des ffentlichen Unter-richts an den Staat; fhrte deutsche Kirchenlieder und die deutsche Bibel ein; gab Glaubensfreiheit, und Protestanten, Juden, Griechen mit katholischen Unter-thanen gleiche Rechte :c. Umsonst kam der Pabst selbst (Pius Vii.) zum Be-such an den Wiener Hof 1782. Joseph Ii. empfing ihn mit ausgezeichneter Achtung und Hflichkeit, gab ihm aber in keinem Stcke nach.
52l Wie in seinen deutschen Lndern, so ging Joseph auch in den brigen Erblanden mit seinen strmischen Verbesserungen vor. Er suchte mit allem Ungestm aus Oestreich den Einheitsstaat zu machen, wozu Maria The-resia langsam die ersten Schritte gethan. Und hierbei gerade entfremdete er sich die Herzen. In Ungarn beleidigte er durch Aufhebung der Leibeigenschaft den mchtigen Adel, durch vorwaltende Begnstigung der deutschen Sprache die ganze Nation. In den Niederlanden verdarb er es durch seine kirchlichen Neue-rungen mit der einflureichen Geistlichkeit, die das Volk gegen ihn erbitterte, das ohnehin durch Aufhebung mancher seiner alten Freiheiten gekrnkt war. Hier brach eine offene Revolution gegen ihn aus 1788; in Ungarn und Bhmen drohte sie, als der Kaiser schnell und in der Blte der Mannesjahre starb 1790. Er hatte an einem Kriege der Kaiserin Katharina Ii. von Rußland gegen die Trkei 17881791 Theil genommen, da er auch hier auf Er-oberungen hoffte. Der Krieg aber ward streichischer Seits nicht glcklich ge-fhrt, und in der Fieberluft der untern Donaugegend hatte der Kaiser den
1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
438
Der baiersche
Erbfolge-
streit. Maria
Theresia stirbt.
Der deutsche
Fürstenbund.
zu ihrem Lebensende. Sie nahm ihren Sohn zwar zum Mitregenten
an, überließ ihm aber nur das Kriegswesen. Der Thätigkeitstrub Jo-
sephs wandte sich deshalb auf die Angelegenheiten des Reicks. Zuerst
wollte er die Reichsjustiz verbessern. Das deutscke Reich hatte zwei
Gerichtshöfe, das R ei ch s - K am m e r g eri ch t in Wetzlar, deffen Bei-
sitzer von den Reicksständen ernannt wurden, und den Reickshofrath
in Wien, dessen Mitglieder der Kaiser einsetzte. Beide Gerichtshöfe hat-
ten nicht nur den Fehler, daß der Geschäftsgang äußerst langsam und
verwickelt war, sondern es herrschten auch bei beiden Bestechlichkeit,
Entscheidung nach Gunst und Partei-Rücksichten und Mißbrauch des
Sportel-Wesens. Es war deshalb ein schöner Entschluß des jugendlichen
Kaisers, sich mit Heilung dieser veralteten Schäden zu befassen. Aber
die gehegte Erwartung schlug fehl. Es erhoben sich bei der Ausführung
überall Widersprüche und Hindernisse.
Dieselbe Widersetzlichkeit erfuhr der Kaiser, als er den Plan ent-
warf, Baiern an sein Haus zu bringen. Es erlosch nämlich 1777 mit
dem Tode Maximilian Jo sep h's der baierische Zweig des Wittelßbacher
Hauses, und Baiern siel als Erbe an den Kurfürsten von der Pfalz,
Karl Theodor. Allein Joseph beschloß, alte Ansprüche Oestreichs auf
einen Theil von Baiern geltend zu machen. Der schwache Karl Theo-
dor, der keine rechtmäßigen Kinder hatte, wurde durch Furcht vor
Oestreichs Macht und durch Vortheile, welche seinen zahlreichen natür-
lichen Kindern zugesichert wurden, zu einem Vertrage bewogen, in wel-
chem er Oestreichs Recht an Riederbaiern und einige andere Stücke der
Erbschaft anerkannte. Friedrich glaubte zu diesem Verfahren nicht schwei-
gen zu dürfen und ließ deshalb den nächsten Lehnserben, den Herzog
Karl von Pfalz-Zweibrücken, ermuntern, gegen den eingegangenen
Vergleich Einspruch zu thun und bei Preußen Hülfe zu suchen. Dies
geschah, und Friedrich trat nun in der Eigenschaft eines Sachwalters
auf. Nach mannigfachen Unterhandlungen rückte er 1778 mit einem
Heere nach Böhmen, wo auch Joseph Truppen zusammengezogen hatte.
Da aber Maria Theresia durchaus keinen Krieg wollte, so kam 1779
der Friede zu Tescheu zu Stande. Oestreich gab das bereits irr
Besitz genommene Land zurück und erhielt nur einen Landstrich zwischen
der Donau, dem Inn und der Salza.
Das Jahr darauf (1780) starb Maria Theresia. Sie hatte
den Staat bei dem Antritte ihrer Regierung verarmt, der Auflösung
nahe gefunden; durch ihren Geist und ihre Kraft hatte sie ihn gerettet.
Durch sie wurde die Kaiserkrone dem Hause Oestreich erhalten. An die
Stelle der Verschwendung war strenge Sparsamkeit getreten. Fast alle
ihre Handlungen tragen daß Gepräge von Milde und Güte. Die
Strenge der Leibeigenschaft wurde durch sie gemildert, beim Adel der
Sinn für höhere Bildung angeregt.
Der Thätigkeitstrieb Josephs wandte sich zunächst auf die Umfor-
mung seiner Erbländer. Erst 1785 trat er wieder mit dem Kurfürsten
Karl Theodor in Unterhandlung, und dieser zeigte sich nicht abgeneigt,
Baiern gegen den Besitz der zu einem Königreich Burgund zu erhebenden
Niederlande an Oestreich zu übergeben. Allein auch dieses Mal schei-
terte der Versuch an dem Einschreiten Friedrichs Ii., der den Herzog
1881 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Abicht, Karl, Dittmar, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Kap. 76. § 315. Kaiser Joseph Ii. Tod Friedrichs d. Großen. 287
Jahr zuvor zum römischen Kaiser erwählte Joseph Ii, indessen seine Mutter, die edle, hochverständige Maria Theresia, nach dem Tode ihres Gemahls Franz I die Regierung der österreichischen Erblande zum Wohl ihrer Unterthanen bis an ihr Ende behielt.
Joseph Ii, der sich Friedrich den Großen zum Muster nahm, war von dem edelsten und thätigsten Eifer belebt, seine Unterthanen zu beglücken, fiel aber dabei in den Fehler allzu rascher, zum Teil umstürzender Neuerungen, die weder ihm noch seinen Völkern den gehofften vollen Segen brachten. Hingegeben der neuern Politik, die das Gewissen weniger als den eigenen Vorteil befragte, griff Joseph Ii bei dem Aussterben der jüngern oder ludwigschen Linie des wittelsbachisch-baierischen Mannesstammes*), also nach dem Tode des Kurfürsten Maximilian Iii Joseph, 1777 nach dem nachbarlichen Baierlande, ließ sich von dessen nächstem Erben, Karl Theodor von der Pfalz, dem Haupte der ältern oder rudolfinischen wittelsbachischen Linie, einen großen Teil von Baiern (nämlich Niederbaiern, die Oberpfalz und die heimgefallenen böhmischen Lehen in der Oberpfalz) abtreten und diese Länder sogleich besetzen.
Aber gegen dieses Verfahren erklärte sich Friedrich der Große zu Gunsten des Herzogs Karl von Pfalz-Zweibrücken, des künftigen Erben der pfälzischen Kur, und begann in Verbindung mit Friedrich August Iii von Sachsen den bairischen Erbfolgekrieg, indem er mit einem Heere 1778 in Böhmen einrückte und bei Troppau eine feste Stellung nahm. Dieser Umstand in Verbindung mit der Friedensliebe Maria Theresias und mit Rußlands drohender Haltung, bewog den Kaiser zum Frieden von Te-schen (1779), in welchem er Baiern bis auf das Jnnviertel und Braunau wieder herausgab. (Das Jnnviertel, d. i. das Land zwischen dem Inn, der Donau und der Salzach, enthält etwas über 41 Q.-M. mit 139,000 Einwohnern.)
Noch einmal erhob sich nach dieser Zeit zwischen Friedrich und Maria Theresia eine Mitzhelligkeit bei der voraussichtlichen Erledigung des Kurerzbistums Köln, für welches Maria Theresia ihren jüngsten Sohn, den Erzherzog Maximilian vorschlug, Friedrich aber einen andern im Auge hatte. Doch gab zuletzt Friedrich nach. Nicht lange darauf starb Maria Theresia an der Brustwassersucht, nachdem sie ihrem Ende mit christlicher Freudigkeit entgegengesehen hatte.
Einen neuen Versuch Josephs, Baiern durch einen Tausch gegen die österreichischen Niederlande an sich zu bringen, vereitelte abermals der wachsame Friedrich durch die Stiftung des deutschen Fürstenbundes, den er 1785 unter den drei protestantischen Kurfürsten von Sachsen, Brandenburg und Hannover zur Aufrechthaltung der Rechte der deutschen Reichsfürsten zustande brachte. Auch der Kurfürst von Mainz trat ihm bei. — Im nächsten Jahre darauf 1786 faen 17. August) starb Friedrich der Große mit dem Ruhme, seinen Ttaat zum Rang einer europäischen Großmacht emporgehoben zu haben. Durch die Erwerbung von Schlesien (1763), von (poln.) Westpreußen (1772) und von Ostfriesland (1744) hat er den Umfang des von seinem Vater ererbten Reichs um 1325 Q.-M. erweitert.
Gegen das Ende seines Lebens hatte er schmerzlich den durch den Unglauben im Volke eingerissenen Sittenverfall beklagt, indem er gegen seinen Großkanzler Ear-
*) S. im Anhang Taf. Xi u. Xii die Stammtafel des Hauses Wittelsbach in Baiern.
1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
579
Oestreichs Kämpfe mit Preußen.
Kampfe Theil genommen, erklärte jetzt an England und Oestreich 1744.
direkt den Krieg und verband sich aufs Neue mit Friedrich von Preußen,
der in gerechter Besorgniß, Oestreich und dessen neue Verbündete
möchten ihm Schlesien wieder zu entreißen suchen, den zweiten schle-
sischen Krieg wider Maria Theresia begann. Wahrend Friedrich als 1744-42.
Verbündeter des bedrängten Kaisers mit einem starken Heere „kaiscrl. Auqust
Hülfsvölker" rasch in Böhmen einrückte, Prag und Budweis einnahm
und den Grenzen Oestreichs sich näherte, fand Karl Vii. Gelegenheit,
sein Erbland Bayern wieder zu gewinnen und in seine Hauptstadt
München zurückzukehren. Da jedoch bald darauf Friedrich mit großen
Verlusten an Mannschaft und Geschütz aus Böhmen nach Schlesien
zurückgedrängt wurde, so wäre auch der Kaiser von Neuem zur Flucht
gezwungen worden, hätte nicht der Tod ihn von allen Leiden befreit. Januar
Karl Alberts Sohn, Kurfürst Maximilian Joseph, reichte nach
einem unglücklichen Feldzug die Hand zum Frieden. In dem Ver-
trag von Füßen entsagte er gegen völlige Zurückgabe der bayerischen April
Lande allen Ansprüchen auf das östreichische Erbe und gab bei der
neuen Kaiserwahl dem Gemahl Maria Theresi'a's seine Stimme, worauf
dieser, trotz der Protestation Kurbrandenburgs, als Franz I in Frank- ort.
fürt die Krönung empfing. Mittlerweile hatte Friedrich Ii. an den
wackern östreich. Feldmarschall Traun den größten Theil von Schlesien
eingebüßt; aber sein glänzender Sieg bei Hohenfriedberg verschaffte Juni
ihm wieder das Uebergewicht. Der Kriegsruhm des preußischen Mo-
narchen und seiner Generale Zielen, Winterfeld u. a. strahlte
weit hin, und bei Sorr legte Prinz Ferdinand von Braunschweig Scpe.
die ersten Proben seines Feldherrntalents ab. Als nun noch milten
im Winter der alte Dessauer in der blutigen Schlacht von Kessels- Dez.
dorf die Sachsen besiegte und Friedrich in die von August Iii. ver-
lassene Hauptstadt Dresden einzog, da nahm Maria Theresia die
Bedingungen des durch England vermittelten Friedens von Dres-
den an, wodurch Friedrich im Besitz von Schlesien und Glatz blieb,
den Herzog Franz Stephan als Kaiser anerkannte und für die Räu-
mung Sachsens eine Million Thaler erhielt. — Der durch diesen
Frieden in Deutschland beendigte Krieg dauerte in den Nieder-
landen und Italien noch einige Zeit fort. Dort kämpften die von
Friedrich August's Ii. natürlichem Sohne, dem ebenso talentvollen und
tapfern als sittenlosen und ausschweifenden Marschall von Sachsen
angeführten Franzosen mit Glück gegen das englische, holländische
und östreichische Bundesheer. Die Schlacht von Fontenoy, bei Avrn
welcher König Ludwig Xv., den seine neue Geliebte (Chateauroux)
37"
1832 -
Heidelberg
: Oßwald
- Autor: Desaga, Michael
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Realschule, Bürgerschule, Gelehrtenschule, Landschule, Stadtschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
117
Theresia, ohne Bundesgenossen, ohne Heere und obne Geld, sah sich
daher gezwungen, inr Frieden von Breslau 1742 beinahe ganz
Schlesien an Friedrich den Ii, König von Preußen, abzutreten.
Im nämlichen Jahre verlor sie Oberöstreich und Böhmen an den Kur-
fürsten von Baiern Karl Albrecht, mit welchem sich die Sachsen
und 50,000 Franzosen verbunden hatten; ja der Kurfürst wurde sogar
zum Kaiser ausgerufen, und am 24. Januar mit außerordentlicher
Pracht zu Frankfurt als Karl der Vii. gekrönt. In dieser großen
Gefahr rief Maria Theresia die Ungarn auf eine rührende Weise zur
Rettung auf, indem sie den ungarischen Großen ihren Säugling
Joseph mit den Worten in die Arme legte: „Schützet euer»
König!" und das treue Volk sprach das feierliche Versprechen aus,
die Königin mit Gut und Blut zu unterstützen. Jezt schwand das
Glück der Feinde. Mit Großbrittanien und den Niederlanden wurde
ein Bündniß errichtet; Friedrich der It. war befriedigt; Sachsen schloß
Frieden und später 1743 sogar einen Bund mit Oestreich; Karl der Vit.
wurde aus Oestreich und seinen Erbstaaten vertrieben, und starb 1745
vor Gram zu München. Sein Sohn und Nachfolger, der Kurfürst
Marimilian Joseph, entsagte im nämlichen Jahre im Frieden
zu Füßen seinen Ansprüchen auf Oestreich, und erhielt seine Erb-
lande zurück. Hierauf wurde der Gemahl Marien Tberesiens, Franz
der I, Herzog von Lothringen, 1745 zum Kaiser erwählt, und alles
neigte sich zum Frieden, der auch 1748 zu Aachen zu Stande kam.
Maria Theresia behielt ihre Erbländer, und der spanische Prinz be-
kam Parma und Piacenza.
ü) Der si e b e n j a h r ig e Krieg.
Friedrich der Ii., König von Preußen, hob sein Land durch
eine weise Regierung immer mehr, so daß die Nachbarstaaten besorgt
darüber wurden. Darum gelang es Oestreich, welches neidisch auf
Schlesien hinblickte, ohne große Mühe, eine Verbindung mit Rußland
und Kursachlen zu bewirken, um den jungen Staat in seinem Empor-
streben zu schwächen. Allein Friedrich fiel plötzlich in Sachsen ein,
nahm die ganze sächsische Armee gefangen, und eröffnete so einen Krieg,
welcher von 1756 bis 1763, a0o 7 Jahre dauerte. An diesem groß-
ßen Kampfe nahm Oestreich, Rußland, Deutschland, Frankreich und
Schweden Antheil; für Preußen standen nur Großbrittanien, Braun-
schweig und Hessen. Dreier Krieg, welcher mit wechselndem Glücke
und mit abwechselnden Verhältnissen in den Verbindungen geführt wur-
de, entwickelte die Feldherrngaben Friedrichs auf eine glänzende Weise.
Einige Male schien er dem Verluste aller seiner Lander nahe; doch
ermüdete seine Thatkraft nicht, vielmehr setzte er den ungleichen Kampf
mit Muth und Beharrlichkeit fort. Auf beiden Seiten müde, einen
Krieg fortzusetzen, der schon eine Million Menschen und unermeßliche
Summen gekostet lattc, ohne daß eine der streitenden Mächte eine
Vergrößerung an Gebiet erhalten hatte, wurde endlich 1763 zu Hu-
1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Kaiser Joseph Ii.
357
Zerreißungen, Verschmelzungen, ja de- Versuche-
zu einem Weltreiche, die Europa zwanzig Jahre
hindurch in semen tiefsten Grundlagen erschüttert
haben.
Im Herbst 1773 mußte das, von drei Seiten
bedrohte, polnische Volk seine Einstimmung dazu
geben, daß von seinem Grundeiqenthum 3ooo □
Meilen abgerissen und unter Oestreich, Preußen
und Rußland vertheilt wurden.
Der baiersche Erbfolgestreit. 1778*
— Der Churfürst Maximilian Josrph von Baiern
starb 1777 ohne Kinder; der Erbe des Landes und
der Churwurde war der Chursürst von der Pfalz.
Allein der rasche Kaiser Joseph, der diesen Erbfall
zu Gunsten Oestreichs benutzen wollte, suchte alte
Ansprüche hervor, rückte plötzlich nnt einem Heere
in Baiern ein und besetzte es; und der friedlie-
bende Karl Theodor von der Pfalz, überrascht und
in Furcht gesetzt, unterschrieb einen Vergleich,
worin er zwei Drittherle von Baiern dem Hause
Oestreich abtrat, um nur einen Theil zu behalten.
Dieses Verfahren Oestreichs , so wie seine Theilnahme
an der Zerstückelung Polens, war um so uner-
warteter, als dieser Staat von allen größeren
am meisten sich von Gewaltsamkeiten solcher Art
frei gehalten hatte. Aber der Schwindel dieser
Zeit hatte auch Oestreich- ruhige Haltung über-
wältigt.
Im Reiche entstanden Bewegungen darüber, be-
sonders glaubte Friedrich Ii nicht unthätig blei-
den zu dürfen. Er trat daher als Beschützer
des Herzogs von Zweibrücken, de- Nachfolgers
von Karl Theodor, der gegen den Vertrag des
letzteren mit Oestreich protestirte und Friedrich-
Beistand anrief, auf, und rüstete sein Heer< Der
junge, feurige Kaiser Joseph that dasselbe, stellte
'sich in Böhmen auf, und erwartete hier den Kö-
nig in so fester Stellung, daß die Preußen bei
einem Angriffe zu viel auf- Spiel gesetzt haben
1869 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
177
der Menschen für das Gute und Mangel an richtiger Einsicht in
die Bedürfnisse seiner Völker verleiteten diesen edelsten Fürsten
der neuern Zeit, der sich selbst aufopfernd wie Wenige den Men-
schenwerth hochachtete, zu manchen Mißgriffen, so daß er auch bei
den redlichsten Absichten von Vielen verkannt und mit Undank
belohnt wurde. Ein Mißgriff war, daß er durch gleiche Sprache
und gleichförmige Einrichtungen seine Staaten inniger mit
einander verbinden wollte, was Widerstreben erregte. Undank
erntete Joseph besonders in Ungarn und Belgien, wo seine
Reformen, namentlich die, daß er auch den Adel besteuerte und
die große Macht der Geistlichkeit beschränkte, große Unzufriedenheit
und selbst Aufstände hervorriefen.
4) Nach Außen huldigte Joseph der sogenannten Arron-
dirungs-Politik (Abrundung der Staaten), wozu ihm das
Aussterben der jüngern wittelsbachischen Linie in Baiern
mit dem Kurfürsten Maximilian Joseph (30. Dec. 1777) Ge-
legenheit darbot. Der östreichische Hof wollte nämlich eine frühere
Belehnung, die Kaiser Sigismund dem Herzog Alb recht von
Oestreich (um 1426) über Niederbaiern ertheilt habe, geltend machen.
Unter Berufung auf dies angebliche Anfallsrecht wußte die östrei-
chische Politik den rechtmäßigen Erben, den Kurfürsten Karl
Theodor von der Pfalz, 'das Haupt der ältern wittels-
bachischen Linie, in einem Vergleiche zu Wien (3. Jan. 1778)
zur Abtretung von zwei Drittheilen von Baiern zu bestimmen.
Oestreichische Truppen besetzten sofort das Land.
5) Aber Friedrich Ii. von Preußen, dem eine solche Ver-
größerung Oestreichs gefährlich erschien, ermuthigte den Herzog
Karl von Zw ei brücken, als nächsten Agnaten und muthmaß-
lichen Erben des wittelsbachischen Hauses, gegen jenen Ver-
gleichen protestiren, und fiel zu seiner Unterstützung in Verbindung
mit Sachsen in Böhmen ein (Juli 1778). ^Dort hatte Kaiser
Joseph mit seinem Heere eine so feste Stellung eingenommen,
daß die Preußen nach einigen unbedeutenden Gefechten Böhmen
wieder verließen.
6) Daher endigte dieser sogenannte baierische Erbfolge-
krieg nach dem Wunsche der Kaiserin Maria Theresia, die
einem größeren Kriege abgeneigt war, unter Vermittelung Frank-
reichs und Rußlands mit dem baldigen Frieden zu T eschen
<13. Mai 1779). In diesem erhielt Oestreich einen Theil Nieder-
baierns (den Burgauer Kreis oder das sogen. Jnnviertel).
7) Nach dem Tode seiner großen Mutter nahm Kaiser Jo-
seph den Plan, Baiern zu erwerben, von neuem auf. Es
sollte dies durch einen Austausch Baierns gegen die östreichischen
Niederlande, die Karl Theodor mit dem Titel eines Königs
von Burgund erhalten sollte, geschehen. Karl Theodor war
Beck, deutsche Geschichte. Ii.
1832 -
Heidelberg
: Oßwald
- Autor: Desaga, Michael
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Realschule, Bürgerschule, Gelehrtenschule, Landschule, Stadtschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
118
bcrtsburg Friede geschlossen, wodurch Friedrich der Ii, von mit
an der Große genannt, im Besitze Schlesiens blieb, und einen ent-
schiedenen Einfluß auf die europäischen Angelegenheiten gewann.
6) Der baierische Erbfolgekrieg.
Dieser Einfluß zeigte sich bald, und zwar nach einer kurzen Waf-
fenruhe; denn schon im Jahre 1777 drohte Deutschland neues Kriegs«
verderben- Als nämlich in diesem Jahre mit Maximilian Joseph
der baierische Mannsstamm ausgestorben war, trat sogleich Kart
Theodor, Kurfürst von der Pfalz, den gesetzmäßigen Hausverträgen
zufolge, in sein Erbe ein. Allein auch Östreich machte auf große Lan-
dcskheile Anspruch, und rückte unverzüglich mit zahlreichen Heeren
in Nicderbaiern und die Oberpfalz ein. Da trat Friedrich der !l.
als Beschützer der Reichsverfassung auf, und ließ seine Preußen in
Böhmen einrücken. Allein nach einem kurzen Kampfe ward der Streit
durch den Teschner Frieden 1779 so beendigt, daß Östreich nur
das Jnnvierkel bekam, Karl Theodor aber das sibrige Baiern behielt.
5) Der deutsche Fürsten band.
Als Joseph der Ii., welcher von 1765 bis 1781 gemeinschaftlich
pn't seiner kaiserlichen Mutter Maria Theresia regiert hatte, nach
deren Ableben 1781 Alleinherrscher geworden war, suchte er sein
Land zu arrondiren, und seine Hausmacht dadurch zu vergrößern, daß
er dem Kurfürsten Karl Theodor die entfernten Niederlande für das
Nabe gelegene Baiern anbot. Allein kaum halte Karl Theodor einge-
willigt, lo erhob sich Friedrich Ii. dagegen, und schloß 1785 den be-
rühmten deutschen Fürstenbund, wodurch nicht nur der Aus-
tausch unterblieb, sondern Joseph auch von manchen andern entwor-
fenen Planen abgehalten wurde. Mitten linter großen Entwürfen
st irb derselbe 1790. Ihm folgte im nämlichen Jahre der friedliebende
Leopold der Ii., welcher den von seinem Porfahrer geführten Tür-
fcnkrieg beendigte, und die Unruhen in seinen Erbläntern stillw. Nach
einer kurzen Negierungszeit folgte ihm 17t>2 der noch jczt lebende
Franz der I!
Auk die beiden Fürsten, Joseph den Ii. von Östreich und Frie-
drich den Ii. von Preußen, durfte Deutschland stolz sein; denn unter
ihrer Regierung gewann die wissenschaftliche Bildung allenthalben;
Künste und Gewerbe wurden befördert, und unser Vaterland sah wirk-
lich einem goldenen Zeitalter entgegen. Da brach plötzlich (1789)
der französische Revolutivuskrieg ans, der unnennbare Übel über den
grösten Theil von Europa ausgoß.
Z) Der französische Krieg.
Beim Ausbruche der franzöü'chen Revolution hatten Franzosen
zu Tausenden dieses Land des Schreckens verlassen, und in Deutsch-
land eine sichere Zufluchtsstätte gefunden. Darüber unwillig, er-
1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
568 Vii. Zeltr. Dom weftph. Fried, bis jetzt. 1648 — 1829.
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der Erbe des Landes und der Churwürde war der Churfürst von
der Pfalz. Allein der rasche Kaiser Joseph, der diesen Erbfall
zu Gunsten Oestreichs benutzen wollte, suchte alte Ansprüche her-
vor, rückte plötzlich mit einem Heere in Baiern ein und besetzte
es; und der friedliebende Karl Theodor von der Pfalz, über-
rascht und in Furcht gesetzt, unterschrieb einen Vergleich, worin
er zwei Drittheile von Baiern dem Hause Oestreich abtrat, um
nur einen Theil zu behalten. Dieses Verfahren Oestreichs, so
wie seine Theilnahme an der Zerstückelung Polens, war um so
unerwarteter, als dieser Staat von allen größeren am meisten
sich von Gewaltsamkeiten solcher Art frei gehalten hatte. Aber
der Schwindel dieser Zeit hatte auch Oestreichs ruhige Haltung
überwältigt.
Im Reiche entstanden Bewegungen darüber, besonders glaubte
Friedrich H. nicht unthatig bleiben zu dürfen. Er trat daher als
Beschützer des Herzogs von Z w e i b r ü ck e n, des Nachfolgers von
Karl Theodor, der gegen den Vertrag des letzteren mit Oestreich
protestirte und Friedrichs Beistand anrief, auf und rüstete sein
Heer.^ Ter junge feurige Kaiser Joseph that dasselbe, stellte sich
in Böhmen auf, und erwartete hier den König in so fester Stel-
lung, daß die Preußen, die schon über die Gebirge eingerückt
waren, bei einem Angriffe zu viel aufs Spiel gesetzt haben wür-
den. Sie verließen Böhmen wieder, und nach einigen, wenig
bedeutenden, Gefechten der leichten Haufen, nachdem der Krieg
kein volles Jahr erklärt gewesen war, wurde zu Teschen, unter
Frankreichs und Rußlands Vermittlung, den 13. Mai 1779
Friede geschlossen. Die Kaiserin Maria Theresia theilte die Kriegs-
lust ihres Sohnes nicht, sondern verlangte dringend Aussöhnung
und Ruhe, und Friedrich, der bei diesem Kriege für sich nichts
gewinnen konnte noch wollte, war eben so gestimmt. Ueberdieß
war er selbst schon vom Alter gebeugt, und in seinem Heere
zeigte sich dem schärfer sehenden Auge, wie unter der Zuchtruthe
einer ängstlichen Ordnung, und da ein übertriebener Werth auf
das Kleine und Förmliche gelegt wurde, der Geist, der im sieben-
jährigen Kriege Wunder gethan, schon zum großen Theile ent-
flohen war. Ja, nicht einmal die rechte äußere Ordnung wollte
sich im Kriegslager einfinden; besonders war das Verpflegungs-
wesen des Heeres in schlechter Verfassung, und schon die ersten
Monate des Krieges offenbarten einen drückenden Mangel an
den notbwendigsten Bedürfnissen. Des Königs scharfer Sinn
fühlte die Mängel, ohne sich der rechten Quelle klar bewußt zu
seyn, und er war sehr verdrießlich. Der Friede kam ihm um
vieles erwünschter, als der Krieg. Oestreich gab im Frieden alle
baierschen Länder außer dem Burgauer Kreise an das Haus Pfalz
zurück, und die Erbfolge blieb dem Herzog von Zweibrücken ver-
sichert.
Kaiser Josephs Ii. Selbstregierung. 1780 — 90.
Nach Maria Theresias Tode strebte der Kaiser Joseph mit der
1872 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
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nie anerkannt hatte, vermge feiner Verwandtschast durch weibliche Abstammung und eines alten Erbvertrags der Wittels-b a ch er mit dem Hause Habsburg. Ebenso glaubten auch der Kurfürst August Iii. von Sachsen als Gemahl der ltesten Tochter des Kaisers Joseph I., und selbstsp anien und Sardi-nien Ansprche auf streichische Lnder machen zu drfen.
4) Friedrich Ii. von Preußen verlangte mit Berufung auf alte Erbschaftsrechte feines Hauses die Abtretung von vier schle-fischen Frstenthmern (Liegnitz, Brieg, Wohlau und Igerndorf), und bot dagegen in Wien fein Bndni an. Als Maria Theresia diese Forderungen und Antrge verwarf,
siel Friedrich sofort (Dec. 1740) mit einem Heere in Schlesien
ein (erster schlesischer Krieg, 17401742). Friedrich er* 1740-42: rang auch der die De streich er einen Sieg bei Mollwitz (10. April 1741), wodurch die brigen Prtendenten ermuntert Wj-eftf wurden, ebenfalls mit Waffengewalt ihre Forderungen an das te8* streichische Erbe geltend zu machen.
5) Diese, Baiern, Sachsen, Spanien, traten int Vereine mit Frankreich zu Nymphen brg (18. Mai 1741) zu einem Bunde zusammen, um Oestreich zu theilen. Maria Theresia sollte blos Knigin von Ungarn bleiben. Bald siel ein groer Theil von Oestreich nebst Bhmen in die Hnde eines franzsifch-baierifchen Heeres. Der Kurfürst von Baiern wurde zu Prag zum Könige von Bhmen gekrnt, und bald darauf als Karl Vii. (17,421745) zu Frankfurt zum deutschen Kaiser gewhlt. 1741-48
6) In solcher Noch suchte und fand die in jeglicher Hinsicht ehrwrdige Maria Theresia ihre Rettung in der Liebe unfc)ert|f0l9etric9-Treue des ungarischen Volkes, das sich'voll Begeisterung in
Masse fr die von Allen verlassene knigliche Frau erhob. Schnell wurden jetzt die Feinde aus Oestreich und bald auch aus Bhmen und Italien vertrieben.
7) Georg Ii. von England, der einzige Verbndete der Maria Theresia, vermittelte unterdessen zwischen dieser und Friedrich Ii. den Frieden zu Brest au (Juni 1742), worin der grere Theil von Schlesien (etwa 700 Q.-M. mit P/2 Mill. Einwohnern) an Preußen berlassen wurde. Bald schlssen auch Sardinien und Sachsen, als das Waffenglck zu Gunsten Oestreichs sich wendete, Frieden mit letzterem, und traten auf dessen Seite.
8) Georg Ii. war nmlich selbst an der Spitze einer sog. pragmatisch en Armee in Deutschland zu Gunsten der Maria Theresia aufgetreten; er schlug die Franzosen bei Dettingen am Main -liuni 1743), und trieb sie der den Rhein zurck.
Jetzt siel auch ganz Baiern in die Hnde Oestreichs. Der
1837 -
Leipzig
: Crayen
- Autor: Vormbaum, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die erste Theilung Polen's. 163
Weise eincichten und verwalten und an der Weichsel die Festung
Graudenz anlegen.
Der baiersche Erbfolgekrieg und der deutsche
Fürstenbund. Der Churfürst von Baiern starb im Jahre 1777
kinderlos. Da er nun der Letzte seines Stammes war, so erbte der
Churfürst von der Pfalz, Karl Theodor, als nächster Verwandter das
ganze Land. Dieser war ein schwacher, sorgloser und träger Fürst.
Der feurige und rasche Kaiser Joseph Ii. wollte diese Umstande zur
Vergrößerung seiner Staaten benutzen und suchte alte nichtige An-
sprüche hervor, um ein Erbrecht zu begründen. Und dies Recht machte
er dadurch am bündigsten, daß er mit den Waffen in der Hand den
dritten Theil des schönen Baiernlandes in Besitz nahm. Der pfälzi-
sche Churfürst war viel zu schwach, um dem Kaiser mit Gewalt be-
gegnen zu können, und viel zu bequem, um durch thatigen Ernst auf
alle Weise sein Recht zu verfechten. Vielmehr war er damit wohl
zufrieden, daß ganz Niederbaiern dem Hause Oestreich zusiel, ja, er
trat es demselben in einem Vergleiche förmlich ab. Allgemein staunte
man über die Ungerechtigkeit, aber Jeder schwieg. Nun trat Friedrich
auf, nahm sich der rechtmäßigen Erben an und erklärte die That des
Kaisers für einen Eingriff in die deutsche Neichsverfassung. Doch
diese wurde von ihrem eigenen Oberhaupte so wenig geachtet, daß er
sich auf die Vorstellungen unsers Königs hartnäckig weigerte, das in
Besitz genommene Land herauszugeben. Es blieb Friedrich nur ein
Ausweg, die Ergreifung der Waffen, und er zögerte damit auch nicht
lange. Im Jahr 1778 marschirten 140,000 Mann Preußen nach
Böhmen gegen die Oestreicher. Der ganze Krieg bestand indeß nur
in künstlichen Marschen und einigen unbedeutenden Scharmützeln.
Das Volk nennt ihn den Kartoffelkrieg. Friedrich war alt und wurde
nicht mehr von einem so sehr starken Kriegsfeuer getrieben. Dazu
kam noch, daß Maria Theresia mit diesem Kampfe sehr unzufrieden
- war und ihren Sohn Joseph mit Ernst dahin zu bestimmen suchte,
Frieden zu machen. Der kam denn auch 1779 zu Teschen 511
Stande. Der pfälzische Chursürst erhielt Baiern, und der Kaiser be-
gnügte sich mit einem ganz unbedeutenden Bezirke an der Grenze.
Friedrich, dem der Feldzug an 17 Millionen Thaler gekostet hgtte,
verlangte Nichts; er war als Beschirmer der Schwachen, als Kampfer
für das Recht aufgetreten und hatte dies Werk schön vollführt. Es
sollte nur Ehre gewonnen werden, denn diese ist unzer-
trennlich von dem Namen Preußen.
Nachher versuchte es der Kaiser Joseph abermals, Baiern zu er-
halten. Diesmal sollte es jedoch nicht durch Waffengewalt geschehen,
sondern ein listig ausgedachter. Tausch Europa irre führen. Für das
schöne Baiernland bot Oestreich dem Churfürsten die östceichischen Nie-
derlande mit dem Titel eines Königs von Burgund. Den schwachen
baierschen Fürsten lockte der Königstitel und ließ ihn übersehen, wie
sehr nachtheilig dieser Handel für ihn sei. Fast wäre die ganz in der