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1. Theil 4 - S. 179

1880 - Stuttgart : Heitz
Carlisten und Christinos. 179 leicht zu unterdrücken waren; in ganz Spanien standen sich bald Moderados, welche gemäßigte constitutiouelle Zustände wollten, und Exaltados, welche die Verfassung vom Jahre 1812 verlangten, entgegen. Christine, deren Ansehen auch durch ihre Habsucht und durch ihre Verheirathung mit einem Kammerherrn Munoz (seitdem Herzog von Rianzares) geschmälert wurde, sah sich zu Gewaltmaßregeln genöthigt, erklärte Madrid in Belagerungszustand und löste die Nationalgarde auf. Da wurde sie in La Granja durch aufrührerische Bürgermilizen zur Aenderung dieses Regiments und zur Einführung der Verfassung vom Jahr 1812 genöthigt; da sie aber dennoch mit Hülfe der neuberufenen Kammern die Wünsche der Radicalen zu hintertreiben wußte, wurde sie von diesen gezwungen, deren Anführer Espartero zum Ministerpräsidenten zu ernennen. Christine, durch dessen Forderungen gekränkt, legte die Regentschaft nieder und begab sich nach Frankreich (1841). Die Herrschaft des neuen Regenten Espartero, welcher sich besonders der heimlichen Unterstützung Englands erfreute, war jedoch nicht von langer Dauer. An mehreren Orten, besonders in Barcelona und in Madrid selbst, erhoben sich Ausstände, deren blutige Unterdrückung ihn verhaßt machte. Ein christinischer General, Narvaez, landete in Valencia, rückte mit einem bedeutenden Heer nach Madrid und nahm die Hauptstadt ein, während Espartero sich nach Cadiz begab und von da bald nach England flüchtete (1843). Die junge Königin Jsabella wurde jetzt für volljährig erklärt, die Königin-Mutter Christina aber nach Spanien zurückgerufen. Die Verfassung wurde zu Gunsten der königlichen Macht wieder umgeändert, die Volksfreiheiten, für welche übrigens Spanien durchaus nicht reif war, sehr beschränkt, und alle Aufstandsversuche im Keime unterdrückt. Der Einfluß Ludwig Philipps feierte seinen größten Triumph durch die sogenannte spanische Doppelheirath; er wußte es nämlich gegen den Willen der übrigen Cabinette, besonders Englands, mit Hülse der Marie Christine durchzusetzen, daß die Königin Jsabella einen ganz unbedeutenden, unfähigen Prinzen, ihren Vetter Don Francisco von Assisi heirathete, ihre jüngere Schwester aber Ludwig Philipps Sohn, den Herzog von Mont-pensier. Diese Heirathen wurden die Quelle vieler neuer Intriguen, da die junge Königin mit ihrem Gemahl nicht glücklich lebte. Merkwürdigerweise blieb Spanien von den Erschütterungen des Jahres 1848 unberührt, ohne darum zu einem consolidirten Zustande zu gelangen. Zwar zeigte Narvaez, welcher nach Espartero's

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1. Theil 4 - S. 180

1862 - Breslau : Max
180 Neueste Geschichte. 4. Periode. Spanien und Portugal. in Valencia, rückte mit einem bedeutenden Heer nach Madrid und nahm die Hauptstadt ein, während Espartero sich nach Cadiz begab und von da bald nach England flüchtete (1843). Die junge Königin Jsabella wurde jetzt für volljährig erklärt, die Königin-Mutter Christina aber nach Spanien zurückgerufen. Die Verfassung wurde zu Gunsten der königlichen Macht wieder um- geändert, die Volkssreiheiten, für welche übrigens Spanien durch- aus nicht reif ist, sehr beschränkt, und alle Aufstandsversuche im Keim unterdrückt. Der Einfluß Ludwig Philipps feierte seinen größten Triumph durch die sogenannte spanische Doppelheirath: er wußte es nämlich gegen den Willen der übrigen Cabinette, besonders Englands, mit Hülfe der Marie Christine durchzusetzen, daß die Königin Jsabella einen ganz unbedeutenden, unfähigen Prinzen, ihren Vetter Don Francisco von Assisi heirathete, ihre jüngere Schwester aber Ludwig Philipps Sohn, den Herzog von Montpensier. Diese Heirathen wurden die Quelle vieler neuer Intriguen, da die junge Königin mit ihrem Gemahl nicht glücklich lebte. Merkwürdigerweise blieb Spanien von den Er- schütterungen des Jahres 1848 unberührt, ohne darum zu einem consolidirten Zustande zu gelangen. Zwar zeigte Narvaez, wel- cher nach Espartero's Sturze ans Ruder kam, Festigkeit genug, und es gelang ihm, die Verfassung in conservativem Sinne zu revidiren (1845), aber bald kamen wieder verhängnißvolle Ele- mente in den Kreisen ins Spiel, von denen aus namentlich der häufige Wechsel von Personen in den höchsten Aemtern zu erklä- ren ist. Auf Narvaez' Antrieb wurde die Königin-Mutter aus dem Lande entfernt (1847), bald aber scheiterte er selbst mit seiner Stellung an dem Einfluß eines Günstlings, dessen Entfernung vom Hofe er durchsetzen wollte. Er wurde als Gesandter nach Paris geschickt; die Fortschrittsmänner (Progressisten) kamen an die Regierung und Espartero kehrte nach Spanien zurück. Auch in Portugal war, wie in Spanien, ein fortwährendes Schwanken zwischen unbeschränkter und einer freien Regierung; die Königin Maria da Gloria neigte, wie Christine, zum ab- soluten Regiment hin, und wurde darin, nachdem ihr erster Ge- mahl, der Herzog August von Leuchtend erg, gestorben war, durch den zweiten, den Herzog Ferdinand von Coburg, noch bestärkt. Zwar erzwang auch dort ein Aufstand im September 1836 die Einführung einer demokratischen Verfassung und eines

2. Theil 4 - S. 179

1862 - Breslau : Max
Karlisten und Christines. Convention von Bergara. 179 Don Carlos den Maroto für einen Verräther erklärte; die aposto- lische Partei vermochte jetzt gegen die Christinos nichts mehr auszurichten, sah sich vielmehr bald genöthigt, den Kampf aufzu- geben. Don Carlos selbst mit vielen seiner Offiziere und 300 Priestern suchte eine Zufluchtsstätte in Frallkreich; dort wurde ihmbourges zum Aufenthalt angewiesen, von wo er sich, nach Abtretung aller seiner Ansprüche an seinen ältesten Sohn (Graf von Montemolin), nach Italien begab (1845). Der karlistische Cabrera hatte den Kampf auf eigene Faust noch eine Zeit lang fortgesetzt, war aber im Jahre 1840 auch zur Flucht über die Pyrenäen genöthigt worden. Hiermit war jedoch dem unglücklichen Spanien die lang ent- behrte Ruhe noch llicht zurückgegeben; denn obwohl Christine sich zur Bekämpfung der karlistischen Partei auf die Cortes gestützt hatte, so war sie doch nach Vertreibung des Don Carlos nicht geneigt, sich in ihrer Herrschaft durch die Cortes beeinträchtigen zu lassen, um so weniger, als unter diesen die Radicalen, welche das Ansehen des Throns herabzuwürdigen strebten, immer mehr Einfluß gewannen. An vielen Orten entstanden Unruhen, welche nicht immer leicht zu unterdrücken waren; in ganz Spanien stan- den sich bald Moderados, welche gemäßigte constitutionelle Zustände wollten, und Exaltados, welche die Verfassung vom Jahre 1812 verlangten, entgegen. Christine, deren Ansehen auch durch ihre Habsucht und durch ihre Verheirathung mit einem Kammerherrn Muñoz (seitdem Herzog von Rianzares) geschmä- lert wurde, sah sich zu Gewaltmaßregeln genöthigt, erklärte Madrid in Belagerungszustand und löste die Nationalgarde auf. Da wurde sie in La Granja durch aufrührerische Bürgermilizen zur Aenderung dieses Regiments und zur Einführung der Ver- fassung vom Jahr 1812 genöthigt; da sie aber dennoch mit Hülfe der neuberufenen Kammern die Wünsche der Radicalen zu hin- tertreiben wußte, wurde sie von diesen gezwungen, deren Anfüh- rer Espartero zuin Ministerpräsidenten gu ernennen. Christine, durch dessen Forderungen gekränkt, legte die Regentschaft nieder und begab sich nach Frankreich (1841). Die Herrschaft des neuen Regenten Espartero, welcher sich besonders der heimlichen Unter-- stützung Englands erfreute, war jedoch nicht von langer Dauer. An mehreren Orten, besonders in Barcelona mrd in Madrid selbst, erhoben sich Aufstände, deren blutige Unterdrückung ihn verhaßt machte. Ein christinischer General, Narvaez, landete 12*

3. Bd. 2 - S. 769

1883 - Leipzig : Engelmann
§• 1064. Die pyrenäische Halbinsel. 769 gezwungen sah; die ganze Nation war jetzt nicht mehr in Liberale und Servile, sondern in Exaltados (Progressisten) und Moderados getheilt. Die ersten forderten mit Ungestüm die Constitution von 1812 (mit Einer Kammer). und als Christine deshalb Madrid in Kriegsstand erklärte und die Nationalgarde auflöste, da zog eine Abtheilung Bürgermilizen nach La Gran ja (St. Äldefonso), dem Aufenthaltsort der Königin, und zwang sie zur Aufhebung des Belagerungszustandes, zur Herstellung der Nationalgarden und zur Einführung der verlangten Constitution, bis die neu einzuberufende constituirende Versammlung eine neue Verfassung entworfen haben würde. Diese kam im nächsten Jahr mit der Abänderung in ein Zweikammersystem und mit andern passenden Modifikationen zu Stande; allein es erwies sich bald, daß die Königin, trotz aller Zusagen, wenig Lust hatte, in echt conftitutionellem Sinn zu regieren. Durch wiederholte Kammerauflösungen und Wahlumtriebe brachte sie die Moderados in die Cortes und in die Regierung und erließ ein unvolksthümliches Gemeindegesetz. Da bildeten sich in Madrid und in verschiedenen Städten Aufstände und Junten, wodurch sich die Regentin genöthigt sah. das Haupt der Exaltados, Espartero, zum Ministerpräsidenten zu ernennen und ihm die Bildung eines Cabinets zu übertragen. Am 16. September 1840 hielt der Herzog von Vittoria seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt, und stellte alsbald an die Königin die Forderung, das Gemeinde- (Ayunta-miento-) Gesetz zurückzunehmen, die Camarilla zu entfernen und die Cortes aufzulösen. Dadurch in ihrem Herrscherstolz gekränkt und doch außer Stande, die Anmuthung zurückzuweisen, dankte die Königin-Regentin ab und begab sich nach Frankreich, worauf Espartero von der neugewählten Cortes-Versammlung zum Regenten ernannt ward. Die Regierung des Herzogs-Regenten, Vortheilhaft für Handel, Industrie und inneren Verkehr, war von kurzer Dauer. Die Intriguen der von Frankreich unterstützten, mit unermeßlichen Schätzen versehenen Königin Christine, der Neid seiner mit jedem Tag sich mehrenden Gegner, und der Haß, den sich der englisch-gesinnte Herzog und seine als Anglo-Ayacuchos bezeichneten Anhänger durch die blutige Unterdrückung aller Aufstandsversuche in Barcelona, Madrid (Diego Leon) und andern Orten zuzogen, erschwerten ihm die Regierung und erzeugten, als er zuletzt auch noch mit dem Papst und der Geistlichkeit zerfiel, eine solche Gährung im ganzen Lande, daß er sich nicht länger halten konnte. Als der von Christine gewonnene und mit Geld reichlich versehene General Narvaez in Valenzia landete und mit einem zahlreichen Heer aus die Haupstadt losrückte. zog sich Espartero mit seinen Truppen nach der Sierra Morena und dann, als die Kunde von der Uebergabe Madrids zu ihm gelangte, nach Cadix, von wo er sich nach England überschiffte. Der Fall des Regenten und die Verfolgung der Ayacuchos war ein Sieg der französischen Politik über die englische. Bald nachher wurde die junge Königin Isabella für volljährig erklärt, Narvaez, nachdem er mehrere Aufstandsversuche strenge unterdrückt, zum Herzog von Valencia und zum Ministerpräsidenten erhoben und Marie Christine nach Spanien zurückgerufen. Von der Zeit an herrschte die französische Politik in Madrid, und Louis Philipps Klugheit umstrickte Spanien wie Frankreich mit den Netzen einer volksfeindlichen, freiheitgefährdenden Staatskunst. Nach französischer Eingebung wurde durch Marie Christine und die wieder zur Herrschaft gelangten Moderados die Verfassung zu Gunsten der Königsmacht abgeändert, die Volkssouveräne-tät gestrichen, die Preßfreiheit beschränkt und wegen eines Concordats mit dem päpstlichen Stuhle Einleitungen getroffen. Die Krone setzte aber Louis Philipp seiner Politik durch die spanische Doppelheirath auf. Nachdem nämlich die europäische Diplomatie Jahre lang beschäftigt gewesen, der jungen Königin von Spanien einen passenden, die Interessen keiner der Großmächte gefährdenden Gemahl auszusuchen, und deshalb bald einen neapolitanischen Prinzen (Prinz von Trapani), bald den Grafen von Montemolin, bald andere eingeborne und fremde Bewerber vorgeschlagen, brachte es Louis Philipp in Verbindung mit Marie Christine dahin, daß die verzogene, von ihrer Mutter sittlich und geistig verwahrloste Isabella mit ihrem Vetter Franz von Assis vermählt ward, und zu gleicher Zeit ihre jüngere Schwester ihre Hand und damit die Anwartschaft auf den spanischen Thron dem Herzog von Montpensier, dem jüngsten Sohne Louis Philipps, reichte. Dieses durch die Ränke des französischen Königs und der herzlosen Mutter Weber. Geschichte Ii. 49 August I806. 1836. Oktober 1840. 7. Mai 1841. 30. Juli 1843. Ncvbr.

4. Neueste Geschichte - S. 217

1859 - Leipzig : Fleischer
217 Narvaez, ein Anhänger Christinens und Todfeind Espartero's, trat von Catalonien aus gegen ihn auf, und zog am 23. Juli in Madrid ein. Es- partero begab sich' nach England. Darauf wurde die kaum vierzehnjährige Königin Jsabella Ii. für mündig erklärt und sie übernahm am 8. Novem- der 1843 die Regierung, die sie doch bei ihrer Jugend und Unerfahrenheit nicht im Stande war selbst zu führen. Seitdem ist Spanien unaufhörlich von bürgerlichen Unruhen heimgesucht worden. Die Mutter der Königin, Marie Christine, kehrte nach Spanien zurück und leitete die Regierung ihrer Tochter, die sich 1847 mit ihrem Vetter, dem Jnfanten Franz von Assisi Herzog von Cadiz, vermählte. Aber die verächtlichen Ränke im Innern des Palastes, der Zwiespalt zwischen Jsabella und ihrem Gemahl wurden offen- kundig; das Land war von einem auf- und niederwogenden Parteitreiben be- unruhigt. Marie Christine, deren Einfluß verhaßt war, verließ Spanien; die Generale Narvaez, O'donnell, Espartero, welcher nach seiner Rückkehr mehrere Jahre zurückgezogen gelebt hatte, bemächtigten sich in wechselvollen Jntriguen und Parteikämpfen der Führung der Regierungsgeschäfte, während die Königin bald unfreiwillig nachgab, bald mit ihr ergebenen Männern den Versuch machte, die Rechte und die Gewalt der Cortes einzuschränken. So folgten sich wiederholte Revisionen und Aenderungen der Verfassung, durch Militair-Aufstände und Volksbewegungen vorbereitet und begleitet. Ein sol- cher Aufstand, im Juni 1854, erreichte eine solche Ausdehnung, daß in der Hauptstadt Madrid selbst am 18. und 19. Juli ein heftiger Barrikadenkampf ausbrach, welcher den Siegesherzog Espartero wieder an das Staatsrudcr brachte und die Verbannung der Königin-Mutter, die sich damals in Madrid aufhielt, herbeisührte. Im daraus folgenden Jahre ist die moderatistische Verfassung von 1845 durch eine neue die Volksrechte erweiternde Consti- tution ersetzt worden. Auch karlistische Unruhen ereigneten sich mehrmals und noch 1855 mußten deshalb einige Provinzen des nördlichen Spaniens in Be- lagerungszustand erklärt werden. Portugal verließen wir 1830 unter der usurpirten Herrschaft des tyrannischen Don Miguel, gegen welchen sein Bruder, Don Pedro, eine Expedition auf der Insel Terceira ausrüsten ließ, um seine Tochter Donna Maria durch Gewalt der Massen auf den portugiesischen Thron zu führen. Indessen fiel in Brasilien eine Regierungsverändernng vor. Don Pedro's kräftige, aber etwas rücksichtslose Regierung hatte ihm in seiner Hauptstadt Rio Janeiro (spr. Dschanüiru) viele Widersacher zugezogen, und da ihin bei einem Tumulte die Soldaten den Gehorsam verweigerten, so legte er (7. Apr.) 1831 die brasilianische Krone nieder, ernannte leinen sechsjährigen Sohn Don Pedro Ii. zu seinem Nachfolger, und schiffte sich nach Europa ein. Er besuchte seine Tochter in London, dann den Hof in Paris, erhielt Erlaubniß, Engländer und Franzosen in seinen Sold zu nehmen, sammelte bei der Insel Belle-Jle (an der Küste der Bretagne) Schiffe und Truppen, schiffte nach Terceira, wo er beide Flotten vereinigte, und segelte nun nach Portugal, wo er bei Oporto (8. Juli) 1832 landete, Nun entbrannte ein beklagenswerther Bruderkrieg, der fast zwei Jahre währte, und endlich zu Don Pedro's Gunsten entschieden wurde. Am 28. Juli 1833 hielt er seinen Einzug in Lissabon. Miguel hielt sich noch bis zum Mai 1834. Unter eng-

5. Die neueste Zeit - S. 82

1886 - Mainz : Kirchheim
82 Spanien. Bürgerkrieg. Espartero. Dingen rechtmäßigen Königtums stritten, während die Regentin, um ihrer Tochter den Thron zu sichern, durch „königliches Statut" eine freisinnige Verfassung darbot. Anfangs Hanen die Anhänger der Regentin, die Christinos, wenig Ersolg, bis im Jahre 1836 der General Esp artero die Anführnng des Heeres übernahm und der Sache der „Königin" eine andere Wendung gab. Doch schwankte das Kriegsglück bis zum Jahre 1839, wo die Basken, unzufrieden mit Don Karlos , sich auf besondere Verhandlungen mit Espartero einließen und nach Sicherstellung ihrer alten Vorrechtex) die Konvention von B e r-gara abschlössen. Don Karlos zog sich nach Frankreich zurück, während sein Feldherr Cabrera den Widerstand noch bis zum Juli 1846 2) fortsetzte. Schließlich wurde er aber von Espartero, der znm Herzog von „Viktoria" (Siegesherzog) ernannt wurde, überwältigt und floh nack Frankreich. Christine hatte indes wenig Lust gezeigt, gemäß der im Jahre 1837 mit den Ständen vereinbarten Verfassung zu regieren. Durch wiederholte Kammerauslösungen wußte sie ihren Anhängern die Mehrheit in den Cones zu verschaffen und mit Hilfe derselben ein unvolkstümliches Gemeindegesetz zu erlassen. Dagegen erhoben sich die meisten Städte und die Regentin sah sich genötigt, den eben zurückkehrenden Siegesherzog (1840) zum Ministerpräsidenten zu ernennen. Dadnrch in ihrem Herrscherstolze gekränkt, zog es Christine vor, die Regentschaft niederzulegen und ebenfalls nach Frankreich zu geheu (Oktober 1840). Espartero wurde vou den neuen Cortes (1841) znm „Regenten" ernannt. Sein barbarisches Regiment aber rief bald wieder neue Unruhen und Aufstände hervor. Der Christinifche General Narvaez rückte mit Truppen vor Madrid und nahm die Hauptstadt ein, während Espartero sich nach England flüchtete (Jnli 1843). Im November ließ Narvaez die 13-jährige Jfabella für volljährig erklären und rief Christine an den Hos zurück. Die Verfassung von 1837 erlitt mancherlei Beschränkungen zu gunsten der königlichen Macht, und alle Auf-standsverfuche wurden mit gewaltsamer Hand unterdrückt. Um den französischen Einfluß auf Spanien zu sichern, brachte es bald darauf Louis Philipp dahin, daß Jsabella sich mit ihrem 1) Infolge dieser Vorrechte waren die Basken den spanischen Zollgesetzen nicht unterworfen, zahlten dem König jährlich nur eine bestimmte Steuer, hielten ihr eigenes Militär, ohne Rekruten zu stellen, und hatten ihr eigenes Gesetzbuch. 2) Im Jahre 1845 begab sich Don Karlos nach Italien und starb 1855 in Triest. Er wird als Karl Y. gezählt.

6. Neuere Geschichte - S. 80

1871 - Berlin : Weber
— 80 — folgt, und stellt 32 in Portugal die von seinem Bruder Don Miguel vernichtete Verfassung wieder her. 1836—53. Maria Ii., auf welche ihr Sohn Peter Ii. folgt. Spanien. Ferdinand Vii., der bald nach seiner Rückkehr auf den spanischen Thron die Kortesverfassung von 1812 aufgehoben und Jesuiten und Inquisition wiedereingeführt, muß 1820 in Folge der Empörung mehrerer nach Amerika bestimmter Regimenter diekortesvermssung beschworen, erhält aber,nachdem 1822 der Kongreß zu Verona die Herstellung der alten Ordnung in Spanien beschlossen, 1823 durch ein französisches Heer seine frühere Macht wieder. 1833 — (>8. Jsabella Ii., anfangs unter Vormundschaft ihrer Mutter Marie Christine. 1833—40. Bürgerkrieg in Spanien, da sich die baskischen Provinzen und Navarra für Ferdinand's Bruder Don Kariös erklären. Die konstitutionelle Partei (Espartero für die Regentin Christine) siegt über die absolute. Don Karlos muß 1839 Spanien räumen. 1836. Aushebung zahlreicher Kloster in Spanien. 1837. Wiedereinführung der Verfassung von 1812 mit einigen Aenderungen. 1841 wird Christine durch Cspartero gezwungen, die Regierung niederzulegen; Espartero ist daraus alleiniger Regent, wird aber schon 43 durch Narvaez und dieser 51 gestürzt. 1854. Liberales Ministerium Espartero. Christine wird verjagt. 1856. Ministerium Narvaez. 1858—63. Gemäßigtes Ministerium Q'donnel Dieser zwingt Marokko durch den Sieg bei Tetuan zur Abtretung von Ceuta, Febr. 60. 1861—62. Betheiligung Spaniens an der mexikanischen Expedition s. S. 66. 1863—65. Reaktionäres Minist. Narvaez. (1864 Christine zurück). 1865—66. Liberales Ministerium O'donnel-Serrano. Republikanische Aufstände in Katalonien, Valencia (Prim), sowie in Madrid 2c. 1866—68. Reaktionäres Ministerium Narvaez (+ April 68)-G on-faleg Bravo, welches im März 67 die Kortes auslöst und gam unter dem Einfluß der Hofkamarilla steht. 18f>8, Sept. Nachdem in Folge einer in Kadiz ausgebrochenen Revolution (die Royalisten werden von den Aufständischen unter Ser-rano bestegt) die sittenlose Königin Jsabella* nach Frankreich geflohen, werden die Bourbons des spanischen Thrones für verlustig erklärt, eine provisorische Regierung (Serrano, Prim. Topete, Olozaga) gebildet und die Kortes einberufen. * Wegen ihrer Hingebung an Kirche und Papstthum sandte ihr Pio nono eine geweihte goldene Rose als „Sinnbild aller weiblichen Tugenden".

7. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 239

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
23. Die Parteikämpfe in Spanien. 239 und dann, als die Königin Christine im Gefühl, nun nichts mehr zu bedeuten, im Oktober 1840 die Regierung niederlegte und Spanien verließ, selbst als Regent an die Spitze der Regierung zu treten. Zwar fehlte es von Seiten der andern Generäle, die ihn beneideten, nicht an Versuchen, den neuen Regenten zu stürzen, allein er behauptete sich durch die Energie, mit der er seine Gegner, wenn sie ihm in die Hände fielen, erschießen ließ. Dieses Schicksal traf unter Andern den tapfern General Diego Leon, und die Härte, mit welcher Espartero jeden Aufstandsversuch unterdrückte, trug nicht wenig dazu bei, die Zahl seiner Gegner und deren Haß gegen ihn zu vermehren. Diese bedienten sich des Vorwandes, daß die junge Königin Jsabella von dem Regenten in Gefangenschaft gehalten werde, um fortwährend Opposition gegen ihn zu machen und Aufstände gegen ihn zu erregen, wofür namentlich der Oberst Prim, unterstützt von den Rathschlägen des Generals Narvaez und von dem Gelde Christinens, thätig war. Besonders regten sich die Parteien, als die Zeit sich näherte, wo die Frage über Jsa-bellens Vermählung entschieden werden mußte. Während Espartero dem Plane Englands zustimmte, die Königin mit einem fremden Prinzen zu vermählen, wollte deren Mutier, im Einverständniß mit Frankreich, Spanien dem Hause Bourbon erhalten. Um den letzteren Zweck zu erreichen, mußte Espartero gestürzt werden. Der alte Gegner des Regenten, Narvaez, landete am 27.' Juni 1843 in Valencia und fand, als er hier die Fahne der Moderados aufpflanzte, solchen Zulauf, daß er gegen Madrid aufbrechen konnte. Ein Sieg, den er am 3. Juli bei Teruel erfocht, bahnte ihm den Weg dahin, und Espartero, von allen Seiten verlassen und bedroht, sah keine andere Rettung, als in der Flucht nach England, wohin er sich am 30. Juli einschiffte. c. Jsabella's Ii. (nominelle) Selbstregierung seit 1843. Narvaez, dessen Persönlichkeit viel zum Absalle der Truppen von der Sache Espartero's beigetragen, ließ am 8. Aug. die Königin, der etwa noch zwei Monate am vollendeten 13. Jahre (b, h. am verfassungsmäßigen Alter der Volljährigkeit) fehlten, für großjährig erklären, welchen Act die Cortes am 7. Nov. genehmigten. In ihrer Versammlung leistete die 13jährige Königin den Eid auf die Verfassung, und es folgte mit der Herrschaft der verschiedenen Fractionen der Moderados (1844—1854) eine Zeit der Reaction und ein System der Centralisation, welches alle individuelle Thätigkeit lähmen mußte. Sofort wurde die Königin Christine zur schleunigen Rückkehr (aus Paris) nach Spanien aufgefordert, und Narvaez, welcher, obgleich außerhalb des Cabinets stehend, der eigentliche Lenker der Regierungsgewalt war, durch ein Decret der Königin zur höchsten militärischen Würde Spaniens, zum General-Capitän der spanischen Heere, erhoben. Neue

8. Geschichte der Neuzeit - S. 570

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
570 Zeitalter der Kmpfe um brgerliche und nationale Freiheit. dem englischen Kabinette unvershnliche Erbitterung, weil sie ein neues Band zwischen Spanien und Frankreich bildete. Aber die Berechnung Louis Philipps erwies sich als gnzlich verfehlt: nicht Franz de Assis, den weder krperliche noch geistige Vorzge auszeichneten, gewann die Herrschaft der Jsabella, sondern der bildschne General Serrano, welcher im Einverstndnisse mit dem englischen Gesandten Bultoer die Knigin fr England beeinflute. Das Verhltnis der kniglichen Gatten gestaltete sich infolge der Leichtfertig-keit Jsabellas so unerquicklich, da mit Recht die ganze Nation rgernis daran nahm. Schon im April 1846 hatte Christine den General Narvaez, Herzog von Valencia, von der Leitung der Geschfte entfernt, worauf sich sogleich Progressistas und Carlisten, wiewohl ohne Erfolg, wieder in Aufstnden ver-suchten. Das Jahr 1847 sah nicht weniger als fnf Ministerien, als Leiter des letzten abermals Narvaez, der wenigstens das Seine that, uerlich das Knigspaar zu vershnen. Im Mrz 1848 zerschmetterte er eine Madrider Nachahmung der Pariser Februarrevolution und verwies im Mai Bulwer, der sich mit den Unruhestiftern eingelassen, ohne Umstnde aus Spanien. Die Verhltnisse schienen so gesichert, da selbst Espartero auf seine Gter in Aragonien zurckkehren durfte. Die Geburt einer Thronerbin (20. Dezember 1851) machte die Nachfolge der Herzogin von Montpensier unwahrscheinlich und milderte daher die Eisersucht zwischen England und Frankreich. Bei einem Mordversuche auf die Knigin (2. Februar 1852) zeigte das Volk seine altbewhrte Anhnglichkeit an den Thron aufs neue, aber Jsabella fand weder in sich die zum Herrschen ntige feste Haltung noch in ihrer Um-gebung einen erhebenden Einflu. Im Januar 1851 mute Narvaez vor den Rnken Christinens und des Herzogs von Rianzares abermals weichen. Das Ministerium Bravo-Murillo versuchte im Dezember 1852 einen sogen. Staatsstreich, wagte ihn aber nicht vollstndig und trat zurck, worauf bis 1854 ein Ministerium um das andere folgte. Das Bestreben, die Verfassung von 1844 zu beseitigen, belebte das Parteiwesen von neuem. Diesmal ver-einigten sich die Parteien zum Sturze Christinens. Die Generale O'donnel und Concha, die 1843 mit Narvaez Espartero vertrieben hatten, leiteten die Revolution von 1854 im Juni und Juli durch Militrausstnde ein, die aber milungen wren (am 30. Juni Treffen bei Vicalvaro), wenn nicht die Progressiven sich angeschlossen htten. An ihre Spitze stellte sich Espartero, fr den sich Madrid erklrte (12. Juli). Die Knigin, von Truppen und Brgern verlassen, fgte sich der Erhebung und ernannte Es-partero und O'donnel zu Ministern. Christine wurde gefangen, jedoch durch die Maregeln der Minister gedeckt und glcklich der die Grenze gebracht. Spanien erhielt abermals konstituierende Cortes, welche an einer neuen Ver-

9. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 440

1852 - Altona : Hammerich
440 dem Lande gejagt. Die Oesterreicher nahmen sich aber der bedrängten Fürsten an, dämpften den Aufruhr durch zahlreiche Truppen und setzten die Fürsten wieder in ihre unumschränkte Herrschergewalt ein. Auch in den Kirchenstaat waren österreichische Truppen eingerückt, um das Land in Ordnung und Ruhe zu erhalten, was den Franzosen nicht gleich- gültig bleiben konnte, wenn sie nicht den Einfluß Oesterreichs auf Ita- lien allmächtig lasten wollten. Als Gegengewicht, und um nöthigen- falls bei der Hand sein zu können, hatte sich ein französisches Corps 1832 der Stadt Ancona am 23. Februar 1832 durch einen Handstreich be- 1833 mächtigt und blieb daselbst mehre Jahre. Das Jahr darauf wurde von der Schweiz aus, unter der Leitung des polnischen Generals Ro- marino, von politischen Flüchtlingen aus verschiedenen Ländern ein Versuch gemacht, durch einen bewaffneten Einfall in Savoyen das Kö- nigreich Sardinien zu revolutioniren und in Verbindung mit dem „jun- gen Italien" einen italienischen Einheitsstaat herzustellen. Das ganze Unternehmen endete so jämmerlich, wie es jämmerlich angefangen war. Ferdinand von Spanien hatte auf Anrathen der Königin Marie Christine, seiner vierten Gemahlin, das salische Gesetz aufgehoben, wodurch die Frauen von der Thronfolge ausgeschlossen sind (29. März 1830 1 830), um seiner Tochter Jsabella den Thron zu sichern. Ferdinand 1833 starb am 29. September 1833, und Christine trat als Vormünderin und Regentin an die Spitze eines Regentschaftsraths. Lange Zeit ward nun Spanien von verheerenden Bürgerkriegen heimgesucht. Zwei Par- teien bekämpften sich mit dem größten Fanatismus. Gleich nach dem Tode des Königs riefen die Absolutisten, besonders die Geistlichkeit und die Mönche, welche das Landvolk beherrschten, Don Karlos als Karl V. zum König aus. Diesen Karlisten standen die Chriftinos, die Anhänger der Regentin und der jungen Königin, die eine bessere Verfassung wünschten, gegenüber. Für den absoluten König erklärten sich die Baskischen Provinzen, wohin Don Karlos sich begab. Hier vorzugsweise wüthete der Kampf, der sich bald für die eine, bald für die andere Partei entschied, und die jedesmaligen Sieger rächten sich auf die grausamste Weise an den Besiegten. 1836 In der Nacht vom 12. auf den 13. August 1836 wurde zu la Granja, wo die Königin mit ihrer Mutter wohnte, von aufrührerischen Soldaten die Einführung der Constitution von 1812 erzwungen. Sie wurde aber bald der französischen nachgebildet und am 17. Juni 1837 beschworen und eingeführt. Der innere Krieg dauerte fort. Espar- tero führte die Christinos, Maroto die Karlisten. Der Letztere wurde durch den Vertrag zu Bergara dahin gebracht die Waffen niederzule- gen, worauf sich Don Karlos mit seiner Familie und vielen Offizieren und Priestern nach Frankreich flüchtete. Espartero, zum Herzoge von Bittoria erhoben, wurde bald Ministerpräsident, worauf sich die Köni- 1841 gin Christine nach Frankreich begab. Die inneren Zwiste hatten aber darum nicht aufgehört. Auch Espartero, der Regent der jungen Köni- gin geworden war, wurde durch Narvaez gezwungen, sich am 30. Juli 1843 1843 über Cadix nach England einzuschiffen. Am 10. November des- selben Jahres wurde die junge Königin für mündig erklärt und ver- mählte sich im October 1846 mit dem Jnfanten Franz d'asfisi, so wie ihre jüngere Schwester Luise mit dem Herzog von Montpensier,

10. Bd. 2 - S. 548

1854 - Leipzig : Engelmann
548 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. was die Regentin nöthigte, das Haupt der Exaltados, Espartero, zum Mi- nisterpräsidenten zu ernennen und ihm die Bildung eines Cabinets zu übertragen. Am 16. Sept. J 840 hielt der Herzog von Vittoria seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt, und stellte alsbald an die Königin die Forderung, das Gemeinde- (Ayuntamiento-) Gesetz zurückzunehmen, die Camarilla zu entfernen und die Cortes aufzulösen. Dadurch in ihrem Herrscherstolz gekrankt und doch außer Stande, die Anmuthung zurückzuweisen, dankte die König-Regentin ab und Octvber. begab sich nach Frankreich, worauf Espartero von der neugewählten Cortes- Sí8?íni Versammlung zum Regenten ernannt ward. Die Regierung des Herzogs-Re- genten, vortheilhaft für Handel, Industrie und innern Verkehr, war von kurzer Dauer. Die Intriguen der von Frankreich unterstützten, mit unermeßlichen Schätzen versehenen Königin Christine, der Neid seiner mit jedem Tag sich meh- renden Gegner, und der Haß, den sich der englisch-gesinnte Herzog und seine als A n g l o - Ay a euch o s bezeichneten Anhänger durch die blutige Unterdrückung aller Aufstandsversuche in Barcelona, Madrid (Diego Leon) und andern Orten zuzog, erschwerten ihm die Regierung und erzeugten, als er zuletzt auch noch mit dem Papst und der Geistlichkeit zerfiel, eine solche Gährung im ganzen Lande, daß er sich nicht länger halten konnte. Als der von Christina gewonnene und mit Geld reichlich versehene General Narva ez in Valencia landete und mit einem zahlreichen Heer auf die Hauptstadt losrückte, zog sich Espartero mit seinen Truppen nach der Sierra Morena und dann, als die Kunde von der Uebergabe ;!() 3uü Madrids zu ihm gelangte, nach Cadix, von wo er sich nach England überschiffte. 1843. Der Fall des Regenten und die Verfolgung der Ayacuchos war ein Sieg der französischen Politik über die englische. Bald nachher wurde die junge Königin Novbr. Isabella für volljährig erklärt, Narvaez, nachdem er mehrere Aufstandsversuche strenge unterdrückt, zum Herzog von Valencia und zum Ministerpräsidenten erhoben und Maria Christina nach Spanien zurückgerufen. Von deni an herrschte die französische Politik in Madrid, und Louis Philipps Klugheit umstrickte Spa- nien wie Frankreich mit den Netzen einer volksfeindlichen, freiheitgefährdenden Staatskunst. Nach französischer Eingebung wurde durch Maria Christina und die wieder zur Herrschaft gelangten Moderados die Verfassung zu Gunsten der Königsmachtabgeändert, die Volkssouveränetät gestrichen, die Preßfreiheit be- schränkt und wegen eines Concordats mit dem päpstlichen Stuhle Einleitungen getroffen. Die Krone setzte aber Louis Philipp seiner Politik durch die spanische Doppelheirath auf. Nachdem nämlich die europäische Diplomatie Jahre lang geschäftig gewesen, der jungen Königin von Spanien einen passenden die Interessen keiner der Großmächte gefährdenden Gemahl auszusuchen und deshalb bald einen neapolitanischen Prinzen (Prinz von Trapani), bald den Grafen von Montemolin, bald andere eingeborne und fremde Bewerber vorschlug, brachte es Louis Philipp in Verbindung mit Maria Christina dahin, daß die verzogene, von ihrer Mutter sittlich und geistig verwahrloste Isa b el la mit ihrem Vetter Franz von Assis vermählt ward, und zu gleicher Zeit ihre jüngere Schwester ihre Hand und damit die Anwartschaft auf den spanischen Thron dem Herzog von Montpensier, dem jüngsten Sohne Louis Philipps, reichte. Dieses durch die Ränke des französischen Königs und der herzlosen Mutter Isabella's zu selbst- süchtigen Zwecken geschmiedete Ehebündniß, das eine merkliche Spannung zwi- schen der englischen und französischen Regierung erzeugte, erwies sich nur zu bald als ein unheilvolles. Die junge Königin, von ihrer ausschweifenden, habsüch- tigen Mutter nur auf Sinnengenüsse hingewiesen, aller höhern und edlern Ideen, Gefühle und Regungen unfähig, wurde ihres körperlich und geistig schwachen

11. Bd. 4 - S. 83

1878 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 13. Der Bürgerkrieg in Spanien 83 La Granja drangen Soldaten bis in's Schlafgeinach der Regentin und zwangen sie, die Verfassung des I. 1812 einzuführen, welche denn auch 1837, noch einigermaßen revidirt, in's Leben trat. Christine aber fuhr fort, die eigene Gewalt möglichst auszudehnen und rief 1840 durch ein Gesetz über die Wahlen der Gemeindebehörden einen Aufstand in Madrid hervor. Hieher war eben Espar-tero unterwegs, seinen Siegeseinzug zu halten; er sollte nun auch hier die Empörung niederkämpfen. Da er sich dessen weigerte, blieb ihr nichts übrig, als ihn 16. Sept. 40 znm Ministerpräsidenten zu ernennen, womit der Sieg der Progressisten entschieden war. Christine sah sich jetzt dermaßen verlassen, daß sie vorzog die Regentschaft niederzulegen (Okt.) und ihrem lang bekämpften Schwager Karlos nach Frankreich zu folgen. Espartero wurde von den Cortes Mai 41 zum Regenten Spaniens und zum Vormund Jsabella's und ihrer Schwester ernannt. Er versuchte sich nun auch als Staatsmann , vermochte aber nur wenig zu ordnen; weil ihm Christinens Geld und Louis Philipps Einfluß entgegenarbeitete, lehnte er sich mehr an England an, was ihm neue Gegner auch unter Progressisten erweckte. Der Papst verdammte ihn ohnehin als einen Kirchenräuber. Daß er 1842 das aufrührerische Barcelona bombardirte, wurde ihm als eine Tyrannei verdacht. Der begabteste seiner Nebenbuhler, General Narvaez, landete in Valencia, sammelte die Moderados um sich und zog unbehindert in Madrid ein; Espartero sah sich plötzlich verlassen und flüchtete Juli 43 nach England. Narvaez ward Herzog von Valencia; er ließ Jsa-bella, das 13jährige Mädchen, für volljährig erklären und rief Christine, d. h. den Einfluß Louis Philipps, nach Spanien zurück. Das führte zu bedeutenden Verfassungsänderungen, indem die Versöhnung mit Rom angestrebt und die Macht der Cortes beschnitten wurde; immerhin batte Spanien jetzt endlich eine Regierung. Den greisen Bürgerkönig und die unheimliche Christine aber beschäf-

12. Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte - S. 115

1856 - Moers : Rhein. Schulbuchh.
Z. 72. Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen. Nl Parteikämpfe und Hofzänkereien, bis endlich die Königin Christine abdankte und 1841 Espartero von den Cortez zum Regenten von Spanien ernannt wurde. Aber die Königin Christine fand eine Stütze an dem General Narvaez, den Frankreich begünstigte, und welchem der von England unterstützte Espartero weichen mußte. Gleich dar- auf wurde die erst 13 Jahre alte Königin Isabella für volljährig erklärt, obschon sie geistig und sittlich verwahrlos't war, und der schlaue König Ludwig Philipp von Frankreich brachte es zu Wege, daß sie ihren Vetter Franz von Assis heirathen mußte, während zu- gleich ihre Schwester den Grafen von Msntpensier, jüngsten Sohn des französischen Königs, heirathcte. Hierdurch bekam der französische Prinz Aussicht auf den spanischen Thron, um so mehr, da die junge Königin sich einem leichtsinnigen Leben ergab, von ihrem Gemahl sich trennte, und statt desien den General Serrano begünstigte. So ist Spanien bis in die neueste Zeit ein unglückliches, leidendes Land. Im Juli 1854 brach eine neue Revolution namentlich unter dem Mi- litär aus, wodurch das Ministerium gestürzt und ein liberaleres unter Espartero eingesetzt wurde. Kaum zwei Jahre hielt es sich und würd durch einen Staatsstreich von O'donnel, verbunden mit einem Aufruhr in Madrid, gestürzt, um einer strengeren Regierung unter Narvaez wieder Platz zu machen. Aehnlich ist es mit dem benachbarten Portugal, wo es auch Parteikämpfe und Hofstreitigkeiten aller Art gab. 1836 und 37 wqrd nach langen Kämpfen die freie Verfassung von 1820 wieder eingeführt, nachdem die Königin Maria del Gloria vergebens versucht hatte, mit der weniger freisinnigen Verfassung Don Pedro's das Volk zu befriedigen. 1846 kam der Thron auf's Neue in Gefahr und die leichtsinnige Königin übergab dem Herzog von Palmella die Lei- tung der Regierung. Der Bürgerkrieg hat in Portugal unter ver- schiedenen Wechselfällen bis in die neueste Zeit gewährt. 8- 72. Friedrich Wilhelm Iv., König von Preußen. Am 7. Juni 1840 legte der alte König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen sein müdes Haupt zur Ruhe nieder mit den Losungs- worten seines Testamentes an fernen hohen Sohn und sein Volk: „Meine Zeit in Unruhe, meine Hoffnung in Gott." Tiefe Trauer ging damals durch ganz Preußen, und über die Grenzen dieses Lan- des hinaus ward der alte edle Herr beweint, der, einer der letzten Fürsten aus jener wunderbaren Zeit großer Trübsale und herrlrcher Errettung, sich den schönen Beinamen „der Gerechte" erworben hatte und ein liebes, treues Andenken in seinem Volke hinterließ. Inder friedlichen Einsamkeit des Charlottenburger Schloßgartens schlummert 8«

13. Die Weltgeschichte - S. 412

1881 - Heidelberg : Winter
412 Kap. 96. § 431 u. 432. Die neuesten Vorgänge in Spanien. Pt,fr,Ut!' 5r G-Werbe und dos konstitutionelle Berfas. Zt Z T rse,6er selans eä !§->" 2 3°hr- später der Königin- Mutter Ihre Zuruckberufung zu erwirken, nachdem der von il,r oewounene nnflußreche General Narvaez, welcher von Frankreich unterstützt wurdet emem, Korken Heere m Valencia gelandet war und Espartero gezwungen hatte Madrid zu räumen. 8 Unter Christinens Regiment, dessen Seele Narvaez war, wurden sofort °inwntssn^tutidnen unterdrückt, die Verfassung geändert, ein Konkordat nnt dem Papst eingeleitet und der schrankenloseste Absolutismus Sfr' ft /’ Uerbr?nste französischer Einfluß den englischen vom spanischen Hose immer mehr und mehr, namentlich seit Louis Philipp die Doppelheirat zwischen Christinens Tochter Jsabella und dem unsähi-^ Attrs einerseits und zwischen Jsabellens jüngerer Schwester Louise mit,emem (Louis Philipps) jüngstem Sohne, dem Herzog von Montpensier, zu stände gebracht und so dem Hause Orleans eine ziemlich sichere Anwartschaft auf den spanischen Thron verschafft hatte i! » dreijähriges Kind den Thron geerbt und zuerst unter der Regentschaft ihrer Mutter (später unter der Esparteros) gestanden ?urde 'm 13. jähre durch die Cortes für majorenn erklärt, doch überlieft sie die Regierungsgeschäfte ihrer ehrgeizigen Mutter. ansi“*1! 6-lefe '!f ?en) .allgemeinen Haß der Bevölkerung eine Zeit lang wei-?unä- Ä k l ?esenheü führte Narvaez (seit 1851) die Zügel der 'Stegie* fts ^ i er bte ^on damals wiederholt äusbrechenden Auf- namentlich den des Carlistenführers Cabrera, welcher für des Don Carlos Cohn, den Grafen von Montemolin, Karl Vil, die Fahne erhob) und mit kluger Mäßigung machte er der liberalen Partei (den Exaltados oder Progressiven) einiae fsfi Dennoch gelang es den Intriguen Christinens mit Hülse des neuen S bmsäwy t®”111'. Narvaez' Sturz herbeizuführen und sich wieder blieb wmg überlaß 3“ f j6n' ble A°bella, wiewohl sie nominell Königin n flu$ ie^ machte sich Christine durch die gewaltsame Unterdrückung aller politischen Freiheit, durch verfassungswidrige Einrichtungen, vor allem aber durch ihre schmachvolle Habsucht so verhaßt, daß ^Senußsuchtlge, dabei gutmütig schwache Jsabella die Leitung der Geschäfte selbst übernehmen mußte. Sie zeigte sich der Regierung dieses Ichon seit länger als einem Menschenalter von Revolutionen und Bürgerkriegen zerrissenen Landes, in welchem sich in unaufhörlichem Wechsel die verschiedenen Parteihäupter der Exaltados (Progression) und Moderados (Servilen) meist ehrgeizige und pflichtvergessene Generale, an der Spitze der Geschäfte abgelöst hatten, nicht gewachsen. Durch ihr willkürliches Regiment, durch ihr anstößiges Privatleben, durch eine sittenlose Günstlingswirtschaft und die willenlose Hingabe an einen unthätigen und verkommenen Klerus, brachte sie sich vielmehr immer mehr um die Achtung des Landes, das dem finanziellen Ruin nahe war. Überall brachen Aufstande aus, die nur mit großer Mühe von Narvaez und nach dessen Sturz von fernem politischen Gegner, dem Haupt der Exaltados, O'don-iieil (Herzog von Tetuan), gedämpft wurden. Nur mit Aufbietung aller Kräfte vermochte die Regierung die Katastrophe aufzuhalten, die schon damals viele voraussahen. ' ’ 2lu§ der äußeren, ziemlich rühmlosen Geschichte Spaniens ist hier nur der Krieg

14. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 260

1887 - Leipzig : Kesselring
260 Neue Geschichte. Aufhebung Spanien geltende Salifche Gesetz auf, nach welchem der Thron nur in der des Sali- mnnlichen Linie sich vererbte, und stellte die weibliche Thronfolge wieder schen h^. Durch diese Anordnung verlor des Knigs Bruder, da Christine im Oktober 1830 eine Tochter, Jfabella, gebar, die Aussicht auf den Thron, und als Ferdinand Vii. 1833 starb, wurde die dreijhrige Jfabella, welche unter der Vormundschaft ihrer Mutter stand, als Knigin ausgerufen. Whrend der Regierung Ferdinands Vii. rissen sich auck (1819 Amerika- 1824) die spanischen Kolonien in Amerika (9 Millionen Quadratische Kilometer mit 13 Mill. Bewohnern) von Spanien los und grndeten selb-olomen. pnbigc Republiken-. Kaum hatte nach Ferdinands Vii. Tod die knigliche Witwe Christine fr Karlisten u. ihte Tochter Jfabella die Regentschaft angetreten, so rief die absolutistische Christinos Partei den Prinzen Don Karlos als König aus. Die krftigste Unter-183340. sttzung fand letzterer in den baskischen Provinzen, deren Einwohner fr die Herstellung des unbeschrnkten Knigtums stritten, während die Regentin, um ihrer Tochter den Thron zu sichern, durch knigliches Statut" eine freisinnige Verfassung (10. April 1834) darbot. Anfangs hatten die Anhnger der Regentin, die Christinos, wenig Espartero. Erfolg, bis zum Jahre 1835 General Espartero die Fhrung bernahm und der Sache der Knigin eine gnstige Wendung gab. Doch schwankte das Kriegsglck bis zum Jahre 1839, wo die Basken, unzufrieden mit der Schwche und Grausamkeit des Don Karlos, sich in Verhandlungen mit Espartero einlieen und nach Sicherstellung ihrer alten Lorrechte2 die Waffen niederlegten. Bald darauf sah sich die Regentin Christine, die sich wenig an die (1837) vereinbarte Verfassung kehrte, durch wiederholte Emprungen ge-ntigt, den soeben siegrch zurckgekehrten Espartero zum Ministerprsi-deuten zu ernennen (September 1840). Espartero Da. Christine, in ihrem Herrscherstolz gekrnkt, nach Frankreich gegangen Regent n?ar, wurde Espartero von den neuen Kortes (Mai 1841) zum Regenten 1841-43. von Spanien" ernannt. Trotz seiner Umsicht und Kraft konnte auch er nicht aller Beifall erlangen, und bald brachen Unruhen und Aufstnde aus. Narvaez Der General Narvaez rckte mit Truppen vor Madrid und nahm die 1843. Hauptstadt ein, während Espartero sich (Juli 1843) nach England flchtete. Im November lie Narvaez die 13 jhrige Jsabella fr volljhrig erklären Knigin und rief Christine an den Hof zurck. Die Verfassung von 1837 erlitt 1843. mancherlei Beschrnkungen zu gunsten der kniglichen Macht, und alle Auf-standsverfuche wurden mit gewaltsamer Hand unterdrckt. 2. Nach vielen Bemhungen gelang es im September 1851 der Hofpartei (Kamarilla), das Ministerium Narvaez zu strzen und die kniglichen Machtbefugnisse noch mehr zu steigern. Doch die Furcht vor 1 Es sind dies die Freistaaten: Mexiko, Guatemala, Kolumbia, Venezuela, Ekuador, Peru, Bolivia, Chile, Paraguay und Uruguay. Die westindischen Inseln Kuba und Portoriko gehren noch heute zu Spanien. 2 Aus Grund dieser Vorrechte, im Spanischen Faeros (vom lateinischen forum im Sinne von Gerichtsplatz") genannt, waren die Basken den spanischen Zollgesetzen nicht unterworfen, hielten ihre eigene Miliz und halten ein eigenes Gesetz buch u. s. w. Diese Vorrechte der Basken sind 1876 nach Niederwerfung des letzten Karlistenaufstandes unter Alfons Xii. (S. 262) aufgehoben worden.

15. Grundriß der Weltgeschichte - S. 215

1885 - Nürnberg : Korn
3. Periode, seit 1789. Ii. Abschnitt, 1815-1848 n. Chr. 215 2. Vom Volke wurde nun Louis Philipp von Orleans, Sohn des 1793 Hingerichteten Herzogs von Orleans (ans einer Nebenlinie der Bourbonen), als „Bürgerkönig" gewählt (1830 —1848), der durch sein „System der rechten Mitte" (juste milieu) allen Parteien gerecht zu werden suchte. Bald aber machte sich seine Regierung durch Willkürhandlungen, durch Bestechlichkeit der Beamten und Selbstsucht noch mehr verhaßt als die seines Vorgängers. Durch die Wühlereien der Kommunisten, Socialisten und Republikaner brachen Arbeiterausstände aus, auch erfolgten Attentate auf das Leben des Königs. Louis Napoleon, Sohn des früheren Königs von Holland, machte zweimal (zu Straßburg 1836, zu Boulogue 1840) den Versuch , Louis Philipp zu stürzen. Da der König und sein Minister Guizot aus die Erweiterung des Wahlrechtes nicht einging, vielmehr die Reformbankette verbot, brach im Jahre 1848 die Pariser Februarrevolution aus (22.—24. Febr.). Louis Philipp dankte ab zu gunsten seines Enkels, des Grafen Louis von Paris, und floh mit seiner Familie nach England, wo er 1850 starb. In Paris wurde am 24. Februar 1848 die Republik ausgerufen. B. Spanien und seine Kolonien. 3. König Ferdinand Vii. von Spanien (1814—1833) beseitigte die liberale Verfassung vom Jahre 1812. Zwar zwang ihn ein Militäraufstand zur Wiederannahme derselben (1820), allein nach Beschluß des Monarchenkongresses zu Verona (1822) stellten französische Truppen die unumschränkte Macht des Königs wieder her. Da Ferdinand das salische Gesetz aufhob , nach welchem die weibliche Thronfolge ungültig ist, so konnte nach seinem Tode seine dreijährige Tochter Jsabella Ii. (1833—1868) unter der Regentschaft ihrer Mutter Christine als Königin erklärt werden. Es entstand ein heftiger Bürgerkrieg (1833—1840) zwischen den Christinos, d. i. den Anhängern der Regentin, und den Kar listen, welche für Don Karlos (V.), den ältesten Bruder Ferdinands Vii., die Waffen ergriffen. Don Karlos mußte nach Frankreich flüchten; erst 1845 entsagte er der Regierung (f 1855). Da auch Christine die Reaktion begünstigte, wurde sie durch den Herzog Espartero vertrieben (1841); sie kehrte aber bald aus Frankreich zurück (1843). Nun wurde Jsabella für volljährig erklärt (unter dem Ministerium Narvaez); die junge Königin vermählte sich mit ihrem Vetter Franz von Assis/ 1848 n. Chr. Pariser Februar revolu-tion.

16. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 542

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
542 Die Zeit von 1815 bis 1857. Diese Transaktion scheint jedoch gar nicht ernstlich versucht worden zu sein, vielmehr bekämpften sich der englische und französische Einfluß auf das hartnäckigste wegen der „spanischen Heirathen", da nämlich auch für Isabellas Schwester, Donna Luisa, ein Gemahl zu bestimmen war. Louis Philipp, der Christinen auf seiner Seite hatte, gewann die Partie; Isabella, der man kein langes Leben und keine Nachkommen- schaft versprach, heirathete ihren Vetter, den Infanten Franz von Assis, ihre Schwester Donna Luisa den jüngsten Sohn des französischen Königs, den Herzog von Montpensier (10. Oktober 1846). Diese spanischen Heirathen erbitterten das englische Kabinet unversöhnlich, weil dadurch Spanien abermals an Frankreich geknüpft schien. Isabella Ii. ließ sich fortwährend von ihrer Mutter führen, und dieser Einfluß entfernte schon im April den General Narvaez von der Leitung der Geschäfte, worauf sich sogleich Progressisten und Karlisten, wiewohl ohne Erfolg, in Aufständen versuchten. Das Jahr 1847 sah nicht weniger als fünf Ministerien nacheinander, als Leiter des letzten abermals Narvaez, der eine Madrider Nachahmung der Pariser Februar- revolution zerschmetterte und im Mai 1848 den englischen Gesandten Bulwer, der sich mit den Unruhestiftern eingelassen hatte, ohne weitere Umstände aus Spanien verwies. So gesichert schienen die Verhältnisse, daß selbst Espartero auf seine Güter in Aragonien zurückkehren durfte; durch die Geburt einer Thronerbin (20. Dez. 1851) wurde die Nach- folge der Herzogin von Montpensier unwahrscheinlich und dadurch die Eifersucht zwischen Frankreich und England gemildert; bei einem Mord- versuche auf die Königin (2. Febr. 1852) zeigte das spanische Volk seine altbewährte Verehrung des Thrones aufs neue, aber Isabella fand we- der in sich die feste Haltung, welche zum Herrschen nöthig ist, noch war der Einfluß ihrer nächsten Umgebung der Art, daß er diesen Mangel ergänzte. Im Januar 1851 mußte Narvaez das Ministerium und für einige Zeit auch Spanien verlassen; das Ministerium Bravo-Murillo versuchte im Dezember 1852 einen sogenannten Staatsstreich, wagte ihn aber nicht vollständig und trat zurück, worauf bis 1854 ein Ministerium auf das andere folgte und durch seine Schwäche ebenso sehr als die un- verhohlene Absicht, die Verfassung von 1844 zu beseitigen, die Parteien neu belebte. Diesesmal vereinigten sich dieselben zum Sturze Christinens, und die Generale Odonel und Koncha, die 1843 mit Narvaez Es- partero vertrieben hatten, leiteten die Revolution von 1854 im Juni und Juli durch Militäraufstände ein, die aber bereits mißlungen waren (30. Juni Treffen bei Vikalvaro), wenn nicht die Partei der Progres- sisten sich angeschlossen hätte; an ihre Spitze stellte sich Espartero, Madrid erklärte sich am 12. Juli für ihn, die Königin sah sich plötzlich von allen Truppen und Bürgern verlassen, sanktionierte die Erhebung

17. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 265

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
24. Die Parteikämpfe in Spanien. 265 aus der moderirten Partei, dessen Präsidentschaft Miraflores neben der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten erhielt, Jsturiz die der inneren. Narvaez und Christine gaben ihre einmal gescheiterten Pläne nicht auf: die gänzlich willenlose Jsabella Ii. ließ plötzlich in der Nacht Miraflores rufen und verlangte von ihm die Auflösung der Cortes, die eben am Tage vorher dem Ministerium ein Vertrauens- Votum gegeben hatten. Der Minister weigerte sich und gab, als die Königin darauf bestand, seine Entlassung. Am nächsten Morgen (17. März) war ein (zweites) Ministerium Narvaez gebildet und die Vertagung der Cortes decretirt. Kaum 14 Tage später, brach zwischen Narvaez und Christine ein Zwist aus, dessen wahre Ursachen noch nicht aufgeklärt sind, Narvaez gab (4. April) seine Entlassung und reiste nach Bayonne, Jsturiz bildete nicht ohne große Schwierigkeiten ein neues Cabinet, in welches der Finanz- Minister Mon nebst zwei anderen Mitgliedern des vorigen Cabinettes wieder eintrat. Die ganze Aufmerksamkeit der Regierung wandte sich der Ver- mählungsfrage zu, die im Geheimen zwischen Paris und Madrid aufs Eifrigste betrieben wurde. Die Candidatur Trapani, deren Unpopularität bei der Nation den Thron Jsabella's gefährdet hätte, wurde definitiv aufgegeben. Am 29. August machte die Gaceta von Madrid die bevorstehende Vermählung der Königin mit ihrem Vetter Franz de Assis bekannt; zugleich wurde officiös in Paris und Madrid angekündigt, daß die Infantin Luisa den jüngsten Sohn des Königs der Franzosen, Herzog von Montpensier, zu derselben Zeit heirathen werde. Gegen letztere Heirath erhoben sich im Jn- und Auslande die heftigsten Einsprüche. England reichte mit Be- ziehung auf den Utrechter Vertrag wiederholte Proteste gegen die Montpeusier'sche Heirath ein und erklärte, daß die englische Regie- rung die aus derselben entsprossenen Kinder nicht als erbberechtigt erkennen werde. Gleichzeitig erhob sich eine verhängnißvolle Spal- tung zwischen den Cabinetten von London und Paris, deren Folgen eine für die Geschicke Europa's traurige Wendung nahmen (s. S. 156). Weder die französische noch die spanische Regierung ließen sich durch die Einsprache Englands von ihren einmal fest beschlossenen Plänen abbringen. Am 10. October, dem 16. Geburtstage der Königin, fand die Doppeltrauung mit großem Pompe Statt, welcher der englische Gesandte, der sich nach Aranjuez begeben hatte, nicht beiwohnte. Schon am 21. October führte Montpensier seine junge Gemahlin in seine Heimat an den Hof Ludwig Philipp's, nicht ahnend, wie bald schreckliche Stürme, die ohne seine Ehe sich vielleicht nie entfesselt hätten, den Thron seines Vaters zertrümmern und ihn selbst zwingen sollten, als Flüchtling in dem Lande eine Zuflucht zu suchen, das er zuerst im Glanze fürstlicher Macht betreten hatte. Franz de Assis empfing von seiner Gemahlin den Königstitel — die

18. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 265

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
24. Die Parteikämpfe in Spanien. 265 aus der moderirten Partei, dessen Präsidentschaft Mira fl ores neben der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten erhielt, Jsturiz die der inneren. Narvaez und Christine gaben ihre einmal gescheiterten Pläne nicht auf: die gänzlich willenlose Jsabella Ii. ließ plötzlich in der Nacht Miraflores rufen und verlangte von ihm die Auflösung der Cortes, die eben am Tage vorher dem Ministerium ein Vertrauens- Votum gegeben hatten. Der Minister weigerte sich und gab, als die Königin darauf bestand, seine Entlassung. Am nächsten Morgen (17. März) war ein (zweites) Ministerium Narvaez gebildet und die Vertagung der Cortes decretirt. Kaum 14 Tage später brach zwischen Narvaez und Christine ein Zwist aus, dessen wahre Ursachen noch nicht aufgeklärt sind, Narvaez gab (4. April) seine Entlassung und reiste nach Bayonne, Jsturiz bildete nicht ohne große Schwierigkeiten ein neues Cabinet, in welches der Finanz- Minister Mon nebst zwei anderen Mitgliedern des vorigen Cabinettes wieder eintrat. Die ganze Aufmerksamkeit der Regierung wandte sich der Ver- mählungsfrage zu, die im Geheimen zwischen Paris und Madrid aufs Eifrigste betrieben wurde. Die Candidatur Trapani, deren Unpopularität bei der Nation den Thron Jsabella's gefährdet hätte, wurde definitiv aufgegeben. Am 29. August machte die Gaceta von Madrid die bevorstehende Vermählung der Königin mit ihrem Vetter Franz de Assis bekannt; zugleich wurde officiös in Paris und Madrid angekündigt, daß die Infantin Luisa den jüngsten Sohn des Königs der Franzosen, Herzog von Montpensier, zu derselben Zeit heirathen werde. Gegen letztere Heirath erhoben sich im Jn- und Auslande die heftigsten Einsprüche. England reichte mit Be- ziehung auf den Utrechter Vertrag wiederholte Proteste gegen die Montpensier'sche Heirath ein und erklärte, daß die englische Regie- rung die aus derselben entsprossenen Kinder nicht als erbberechtigt erkennen werde. Gleichzeitig erhob sich eine verhängnißvolle Spal- tung zwischen den Cabinetten von London und Paris, deren Folgen eine für die Geschicke Europa's traurige Wendung nahmen (s. S. 156). Weder die französische noch die spanische Regierung ließen sich durch die Einsprache Englands von ihren einmal fest beschlossenen Plänen abbringen. Am 10. October, dem 16. Geburtstage der Königin, fand die Doppeltrauung mit großem Pompe Statt, welcher der englische Gesandte, der sich nach Aranjuez begeben hatte, nicht beiwohnte. Schon am 21. October führte Montpensier seine junge Gemahlin in seine Heimat an den Hof Ludwig Philipp's, nicht ahnend, wie bald schreckliche Stürme, die ohne seine Ehe sich vielleicht nie entfesselt hätten, den Thron seines Vaters zertrümmern und ihn selbst zwingen sollten, als Flüchtling in dem Lande eine Zuflucht zu suchen, das er zuerst im Glanze fürstlicher Macht betreten hatte. Franz de Assis empfing von seiner Gemahlin den Königstitel — die

19. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 792

1858 - Weimar : Böhlau
792 Portugal. welche in Neapel und in Piemont einrückten, wurde die alte Ordnung wieder hergestellt. In Spanien rückte nach einem Beschlusse des Con- greffes zu Verona (1822) ein französisches Heer unter Anführung des Herzogs von Angouleme ein (1823), beseitigte die Herrschaft der Cortes und stellte die unumschränkte Gewalt des Königs Ferdinand wieder her. Ferdinand hob das salische Gesetz auf und führte die alte castilische Erbfolgeordnung ein, nach welcher die Töchter und Enkelinnen eines Königs dessen Brüdern und andern männlichen Seitenverwandten in der Thronfolge vorgingen. Als nun Ferdinand 1833 starb und dessen un- mündige Tochter Isa bel la als Königin ausgerufen wurde und für die- selbe ihre Mutter Maria Christine die Regentschaft übernahm, erhob der Bruder des verstorbenen Königs, Carlos, dagegen Einspruch. Er fand Anhänger unter der strengkatholischen und monarchischen Partei, besonders unter den Bewohnern von Biscaya und Navarra. Mit blutigen Gräueln auf beiden Seiten wurde ein Bürgerkrieg geführt. Um in den Freigesinnten eine Stütze zu haben, hob Maria Christine Klöster und Inquisition auf und entfernte die Jesuiten. Durch einen blutigen Ausstand (1837) wurde sie genöthigt, die Verfassung von 1812 mit eini- gen Milderungen einzuführen. Carlos entfloh 1839 nach Frankreich. Den Krieg für die junge Königin führte seit 1837 Espartero; er über- nahm auch 1840 die vormundschaftliche Regierung, welche niederzulegen Maria Christine sich genöthigt sah. Aber auch Espartero mußte 1843 seinen Gegnern weichen und verließ Spanien. Die junge Königin wurde für mündig erklärt, und Maria Christine kehrte nach Spanien zurück. Sie vermählte ihre Tochter mit deren Vetter Don Franzisko. Erst 1848 erhielt Espartero die Erlaubniß, nach Spanien zurückzukehren; und trat 1854 wieder an die Spitze der Regierung, nachdem Maria Christine durch einen Aufstand genöthigt worden war, Spanien zu verlassen. Nachdem 1808 in Spanien der alte Staat zusammengebrochen war kam es auch in dem spanischen Amerika wiederholt zu Aufständen. Venezuela erklärte sich 1811 für eine Republik und wurde 1819 von Bolivar mit Neu granada zu einem Freistaate Columbia vereinigt. Buenos-Ayres erklärte sich 1816, Chile 1818, Montevideo 1828 für frei. Aus Peru wurden 1823 und 1825 die Spanier ver- trieben, und mit Callao verlor Spanien seine letzte Besitzung in Süd- amerika. In Mexiko veranlaßte 1821 Jturbide den Ausbruch einer Empörung und wurde 1822 als Augustin I. zum constitutionellen Kaiser ernannt; er wurde aber 1823 genöthigt, abzudanken, und Mexico erhielt eine Föderativverfassung nach dem Muster der nordamerikanischen Freistaaten. In Portugal stand nach der Vertreibung der Franzosen der Eng- länder Beresford an der Spitze der Regierung, da der Prinz-Regent Johann, auch nachdem er nach dem Tode seiner Mutter (1816) König geworden war, in Brasilien blieb. Durch einen Aufstand in Oporto (1820) wurde Beresford beseitigt und die Einberufung von Cortes zur Berathung einer neuen Verfassung erreicht. Als aber auch in Brasilien Unruhen ausbrachen und die Einführung der Constitution der Cortes verlangt wurde, ernannte der König Johann Vi. seinen ältesten Sohn Don Pedro zum Reichsverwesêr von Brasilien und kehrte nach Portugal

20. Allgemeine Weltgeschichte - S. 235

1884 - Leipzig : Weber
Dritte Periode. Vom Beginn der französischen Revolution re. 235 bella die Thronfolge zuzuwenden, sein Bruder Don Carlos [1833-68 aber an der Spitze der apostolischen Partei sein Thronrecht mit den Waffen zu behaupten suchte und besonders unter den um Erhaltung ihrer Fueros besorgten Basken Anhang, an Znmala-carregui und Cabrera tüchtige Generale sand, der Schauplatz eines zerrüttenden Bürgerkrieges geworden. Zwar verbanden sich England und Frankreich zur Aufrechterhaltung der Throne sowohl Jsabellas [1834 in Spanien als auch Maria da Glorias in Portugal, aber erst als die Christinos an Espartero einen tüchtigen Heerführer gesunden hatten, wurde der Carlistenausstaud bewältigt. Da jedoch die Regentin Marie Christine die Liberalen, seitdem sie dieselben nicht mehr gegen die Carlisten brauchte, sich zu Feinden machte, so brachen Unruhen aus, eine konstituierende Nationalversammlung stellte eine neue Verfassung fest, was auch in Portugal die Erteilung einer Konstitution nach sich zog. Der Faktionskampf zwischen Progressisten und Moderados wurde zugleich der zwischen englischem und französischem Einfluß. Espartero, das Haupt der ersteren und zugleich Englands Freund, wurde, nachdem Christine [1840 Spanien verlassen, Regent; sein Sturz durch General Narvaez, die Mündigerklärung Jsabellas und die Zurückberusuug ihrer Mutter brachten die Moderados und damit den französischen Einfluß in Madrid wieder aus Ruder, aber die von Ludwig Philipp seinem ausdrücklichen der Königin Victoria gegebenen Versprechen entgegen zustande gebrachte Doppelheirat zwischen Jsabella und ihrem Vetter Franz, ihrer Schwester Louise und seinem Sohne Mont-pensier entzog dem Julikönigtum das Vertrauen seiner Freunde und trug zum Sturze desselben entscheidend bei. § 123. Deutschland vor 1848. Obgleich unter den Deutschen das Mißbehagen über die politische Zersplitterung, über das Bevormundungssystem der Regierungen immer weiter um sich griff, so fehlte es doch auch den liberalen Parteien nicht nur an der Macht, sondern auch an der praktischen Einsicht, diese Zustände zu ändern. Der Liberalismus in den süddeutschen Kammern strebte demokratischen Idealen nach, über denen ihm das deutsche Nationalgefühl abhanden kam, und erhoffte sein Heil von Frankreich. Thorheiten wie bei dem Fest auf dem Hambacher Schlosse, wo eine Handvoll unschein- [1832 barer Demagogen sich in hochtönenden Phrasen der Republikani-sieruug ganz Deutschlands, ja Europas vermaß, oder wie beim Frankfurter Attentat, das den Bundestag sprengen sollte, kamen [1833 nur der Reaktion zugute. Die Bundestagsbeschlüsse „zur Ausrecht-