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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 76

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
76 entsprachen die Kriegs- und Domnenkammern, die dem General-Direktorium unterstellt waren, wie die Steuerrte iu den Stdten und die Landrte auf dem Lande den Kriegs- und Domnenkammern. Die Generalrechenkammer, die heutige Oberrechnungskammer in Potsdam, wurde zur Beaufsichtigung der gesamten Finanzverwaltung ein-gerichtet; alle Rechnungen des Staates wurden hier einer genauen Prfung unterzogen. 3. Sorge fr Gewerbttigkeit und Landwirtschaft, a) Gewerbttigkeit. Friedrich Wilhelm I. duldete nicht, da seine Untertanen auslndische Stoffe trugen, weil er nicht wollte, da Geld fr Kleidungsstcke in das Ausland gebracht wrde; die Einfuhr fremder Stoffe belegte er mit hohen Eingangszllen (Merkantilsystem). Die Manufakturen nannte er ein recht Bergwerk", und von einem Lande ohne Manufaktur sagte er, es ist ein menschlicher Krper sonder Leben, ergo ein totes Land, das bestndig pauvre und elendiglich ist und nicht Zum Flor sein Tagelang gelangen kann." In Berlin legte er eine groe Weberei an, woran alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Offiziere und Beamte durften weder fr sich noch fr die Regimenter und Diener Tuche aus dem Auslande kommen lassen. der die Anfertigung der Stoffe gab der König genaue Vorschriften und lie strenge Aufsicht führen, damit die Fabrikanten niemand bervorteilten. Bald standen die preuischen Manufakturen (Tuchfabriken) in solcher Blte, da sie sogar nach dem Auslande einen bedeutenden Absatz hatten.1) Auch die Leinenweberei hob sich ganz erheblich. Den Handwerkern in Berlin gab der König dadurch reichen Verdienst, da er fr die Verschnerung und Bebauung der Stadt sorgte. Reichen Brgern und Beamten wies er Pltze und einen Teil des Bauholzes an, und dann hie es: Der Kerl hat Geld, mu bauen." Die Städte stellte er unter Steuer rate, damit die eigenntzigen Ratssamilien und die Znfte die unteren Volksklassen nicht bedrckten. Friedrich Wilhelm I. besuchte selber die Baupltze, um sich persnlich vou dem Fortschritt der Arbeit zu berzeugen. Lssige Arbeiter wurden dann nicht selten aus eine recht nachdrckliche Weise zur Arbeit angehalten. Den Hkerweibern, Handwerkerfrauen und Brgerstchtern, die in den Straen und auf dem Markte Waren feilboten, befahl er, zu stricken und zu nhen oder Wolle und Flachs zu spinnen. b) Landwirtschaft. Den hartbedrckten Bauersleuten suchte der König eine menschenwrdige Behandlung zu verschaffen. Zur J) Preußen hatte die gesamte Tuchlieferung fr die russische Armee.

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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 61

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 61 — Manufakturen nannte er „ein recht Bergwerk", und von einem Lande ohne Manufaktur sagte er, „es ist ein menschlicher Körper fonder Leben, ergo ein totes Land, das beständig pauvre und elendiglich ist und nicht zum Flor fein Tagelang gelangen kann." In Berlin legte er eine große Weberei an, woran alle inländische Wolle verkauft werden mußte. Offiziere und Beamte durften weder für sich, noch für die Regimenter und Diener Zeuge aus dem Auslande kommen lassen. Über die Anfertigung der Stoffe gab der König genaue Vorschriften und ließ strenge Aufsicht führen, damit die Fabrikanten niemand übervorteilten. Bald standen die preußischen Manufakturen in solcher Blüte, daß sie sogar nach dem Auslande einen bedeutenden Absatz hatten.1) — Auch die Leinweberei hob sich ganz erheblich. Den Handwerkern in Berlin gab der König babnrch reichen Verbienst, daß er sür die Verschönerung und Bebauung der Stadt sorgte. Reichen Bürgern und Beamten wies er Plätze und einen Teil des Bauholzes zu, und dann hieß es: „Der Kerl hat Gelb, muß bauen." Friedrich Wilhelm I. besuchte selber die Bauplätze, um sich persönlich von dem Fortschritte der Arbeit zu überzeugen. Lässige Arbeiter wurden dann nicht selten aus eine recht nachdrückliche Weise zur Arbeit angehalten. — Den Hökerweibern, Handwerkerfrauen und Bürgerstöchtern, die in den Straßen und auf dem Markte Waren feilboten, befahl er, zu stricken und zu nähen oder Wolle oder Flachs zu spinnen. b. Lanbwirtschast. Den hartbedrückten Bauersleuten suchte der König eine menschenwürdige Behandlung zu verschaffen. Zur Erleichterung ihrer Lage hob er aus den Staatsgütern die Leibeigenschaft auf. Gern hätte er auch die Bauern aus den adligen Gütern von der Leibeigenschaft befreit; er konnte dies jedoch bei dem Widerstände der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er aber anfs strengste, die Bauern ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben ober sie mit Peitschenhieben ober Stockschlägen zur Arbeit zu treiben. Wer dem königlichen Befehl nicht nachkam, würde das erste Mal zu sechswöchigem Karrenschieben in einer Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehängt. Die königlichen Güter (Domänen), die durch Ankauf so vermehrt waren, daß sie ein Drittel des Staates ausmachten, ließ Friedrich Wilhelm von tüchtigen Pächtern verwalten und auf benfelben Muster-wirtschaften einrichten, wo die Söhne und Töchter der Bauern aus den verschobenen Teilen des Landes in der Lanbwirtschast und Haushaltung unterrichtet werben konnten. Der König sah selber nach, ob neue Wirtschastsgebäube hergestellt, gutes Vieh beschafft und die Felber ordentlich bearbeitet wurden. Sumpfige Gegenden, fo das havellänbische Bruch, würden entwässert und zu Ackerlanb urngewanbelt, neue Felbfrüchte angebaut. J) Die gesamte Tnchliefernng für die russische Armee hatte Preußen.

2. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 101

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
101 fuhr fremder Stoffe belegte er mit hohen Eingangszllen (Merkantilsystem). In Berlin legte er eine groe Weberei an, der alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Offiziere und Beamte durften weder fr sich noch fr die Regimenter und Diener Tuche aus dem Auslande kommen lassen. der die Anfertigung der Stoffe gab der König genaue Vorschriften und lie strenge Aufsicht führen, damit die Fabrikanten niemand bervorteilten. Bald standen die preuischen Manufakturen (Tuchfabriken) in solcher Blte, da sie sogar nach dem Auslande einen bedeutenden Absatz hatten. Auch die Leinenweberei hob sich ganz erheblich. Den Handwerkern in Berlin gab der König dadurch reichen Verdienst, da er fr eine rege Bauttigkeit in der Stadt sorgte. Reichen Brgern und Beamten wies er Pltze und einen Teil des Bauholzes an, und dann hie es: Der Kerl hat Geld, mu bauen." Die Landwirtschafk. Den hartbedrckten Bauersleuten suchte der König eine menschenwrdige Behandlung zu verschaffen. Zur Erleichterung ihrer Lage hob er auf den Staats-gtern die Leibeigenschaft auf. Gern htte er auch die Bauern auf den adligen Gtern von der Leibeigenschaft befreit; er konnte dies jedoch bei dem Widerstand der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherrn untersagte er aber aufs strengste, die Bauern ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben oder sie mit Peitschenhieben oder Stockschlgen zur Arbeit zu treiben. Wer dem kniglichen Befehl nicht nachkam, wurde das erste Mal zu sechs-wchigem Karrenschieben in einer Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehngt. Die kniglichen Gter (Domnen), die durch Ankauf so vermehrt waren, da sie ein Drittel des Staates ausmachten, lie Friedrich Wilhelm von tchtigen Pchtern verwalten und als Mu st erwirtschaften einrichten. Er sah persnlich nach, ob neue Wirtschaftsgebude hergestellt, gutes Vieh beschafft und die Felder ordentlich bearbeitet wrden. Sumpfige Gegenden an der Havel und Warthe wurden entwssert und zu Ackerland umgewan-delt, neue Feldfrchte angebaut, Obstbau und Viehzucht ver-bessert und die Seidenzucht eingefhrt. Der König regelte die Einfuhr von fremdem Getreide, und bei Miernten ffnete er die Magazine, um eine zu groe Preissteigerung zu verhten.

3. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 100

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
100 unternommen, die nichts weiter als Vergngungsfahrten waren. Diesem belstande machte der König ein Ende mit den Worten: Ich will nicht, da meine Rte in den Provinzen mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren." Wer bei den Reisen einen Bauer zwang, in zwei Stunden mehr als anderthalb Meilen zu fahren, wurde bestraft. Lie sich ein Offizier eine solche Pflichtvergessenheit zu schulden kommen, so mute er fr jede halbe Stunde, die der Bauer zu stark gefahren hatte, 30 Mark Strafe zahlen. Rechtspflege und Verwaltung. In seinem strengen Gerechtigkeitssinn suchte der König mit Untersttzung des Juristen Samuel Cocceji auch das Rechtswegen zu verbessern. Er forderte gleiches Recht fr alle und schnelle Erledigung aller Streitsachen. Die Vorrechte es Adels auf dem Lande und der Patrizier in den Stdten wurden im Interesse der Gesamt-bevlkerung beschrnkt. Der König schaffte ferner die Hexen-Prozesse ab, indem er verbot, gegen vermeintliche Zauberer und Hexen das gerichtliche Verfahren einzuleiten. Er hielt sich auch fr berechtigt, richterliche Urteile zu mildern oder auch zu verschrfen. Friedrich Wilhelm I. ist ferner der Schpfer einer einheitlichen preuischen Verwaltung. An die Stelle der noch vorhandenen stndischen Gewalten traten bei der Reform von 1723 allenthalben knigliche Beamte. In den Stdten hatten Steuer-r t e, auf dem Lande L a n d r t e die Polizei- und Steuer-Verwaltung. Sie unterstanden den provinzialen Kriegs- und Domnenkammern, die unseren Regierungen entsprechen. Die Kammern waren wiederum dem Generaldirektorium unter-stellt, der obersten Staats- (Zentral-) Behrde, deren einzelnen Abteilungen fr Justiz-, Kriegs-, Finanz- und Domnenwesen Minister vorstanden. Die Oberleitung lag in den Hnden 'des Knigs. Die Generalrechenkammer, die heutige Oberrechnungskammer in Potsdam, wurde zur Beaufsichtigung der gesamten Finanzver-waltung eingerichtet; alle Rechnungen der staatlichen Verwaltung wurden hier einer genauen Prfung unterzogen. Der Geheime Rat lste sich auf; der Erledigung der auswrtigen Angelegenheiten diente seit 1728 eine eigene Behrde, das Kabinetts-Ministerium. Das Gewerbe. Friedrich Wilhelm I. duldete nicht, da seine Untertanen auslndische Stoffe trugen, weil er nicht wollte, da Geld fr Kleidungsstcke in das Ausland gebracht wrde; die Ein-

4. Deutsche Geschichte - S. 266

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
266 81. König Friedrich Wilhelm I. von Preußen. 17131740. Staate diente. Damit war eines der wichtigsten Mittel politischer Kraft und Gre nicht blo fr das preuische Heer, sondern auch fr den preuischen Staat geschaffen. 4. Die Neuordnung der Staatsverwaltung, a) Verwaltungs-behrden. Friedrich Wilhelm I. hat auch die Verwaltung des Staates neu und einheitlich geregelt. Als oberste Verwaltungsbehrde setzte er das Generaldirektorium in Berlin ein, dem er die gesamte innere Verwaltung und das Finanzwesen bertrug und in welchem der König selbst den Vorsitz fhrte. Das Generaldirektorium bestand aus fnf Abteilungen; jede wurde von einem Minister geleitet, unter dem die Geheimen Rte" arbeiteten. Die eine Abteilung verwaltete das Justizwesen; die vier anderen sollten die Oberbehrden der Provinzen sein. Unter ihnen standen in den einzelnen Provinzen die Kriegs- und Domnenkammern mit einem Kammerprsidenten an der Spitze. Sie entsprachen den heutigen Kniglichen Regierungen. Steuerrte sorgten fr die Polizei- und Steuerverwaltung in den Stdten, Landrte fr die Verwaltung auf dem Lande. In Pots-dam setzte der König die Ober-Rechnungskammer ein, welche alle ffentlichen Einnahmen und Ausgaben zu beaufsichtigen und die Rechnungen aller Behrden auf das genaueste zu prfen hatte. Die Ober-rechnungskammer besteht noch heute. b. Die Beamten. Fr die Verwaltung stellte Friedrich Wilhelm I. besoldete, landesherrliche oder knigliche Beamte an und verpflichtete sie, alles auszufhren, was die Regierung des Landes verlange, und forderte, da sie ihre ganze Kraft feinem Dienste widmeten. Die Selig-keit ist fr Gott", schrieb er, aber alles andere mu mein sein". Der König selbst war vom frhen Morgen bis zum Abend im Dienste des Staats unermdlich ttig, gleichsam allezeit im Dienst. Darum aber verlangte er auch von seinen Beamten die grte Pflichttreue. Jedem war seine Pflicht aufs genaueste vorgeschrieben, und wer sie verletzte oder einem Untertanen Unrecht tat, der wurde ohne Gnade abgesetzt. Bei den Sitzungen der Kriegs- und Domnenkammern z. B. muten die Rte im Sommer um 7, im Winter um 8 Uhr anwesend sein. Wer zweimal fehlte, wurde entlassen; denn wir sie bezahlen, da sie arbeiten sollen", sagte der König. Mit eigenen Augen sah er nach, ob die Beamten ihre Schuldigkeiten taten; auch lie er sie durch Vorgesetzte berwachen, so da keiner vor dem Könige und den Vorgesetzten sicher war. Wehe, wenn er jemand nachlssig oder untreu fand! Als ihm gemeldet worden war, da der Torschreiber von Potsdam das Stadttor so spt ffne, da die Bauern nicht rechtzeitig zum Markte kmen, erschien der König eines Tages frh vier Uhr vor dem Bette des Torschreibers und prgelte ihn eigenhndig mit den Worten: Guten Morgen, Herr Torschreiber!" aus den Federn heraus. Durch eigenes Beispiel und strenge Ueberwachung erzog Friedrich Wilhelm seinen Beamtenstand. Die strenge Zucht, Tchtigkeit, Pflicht-treue und Zuverlssigkeit der preuischen Beamten steht feit jener Zeit berall im hohen Ansehen. So hat Friedrich Wilhelm I., der das preuische Heer schuf, auch den anderen Grundpfeiler des preuischen Staatswesens geschaffen, den tchtigen Beamten st and.

5. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 366

1894 - Dresden : Jacobi
366 In der Rechtspflege galt bei ihm das Hohenzollern-Wort: Jedem das Seine!" Er bestrafte die Hochgestellten genau fo wie die Niedrigsten. Ein adliger Beamter in Preußen hatte Gelder unterschlagen. Der König lie ihn deshalb an den Galgen hngen. Das gab Respekt! In Berlin richtete er die Ober-Rechnungskammer ein, welche jeden Pfennig nach-rechnen mute. Diese besteht noch jetzt. Es gab nirgends so treue Beamten und gerechte Richter als in Preußen. Die Knste und Wissenschaften begnstigte er nicht, weil sie kein Geld einbrachten, wohl aber viel kosteten; doch richtete er fr die rzte einen botanischen Garten ein und erbaute in Berlin ein groes Krankenhaus. Fr die Volksschule hat er sehr viel gethau. In Ostpreuen allein grndete er mehr als 1000 neue Schulen. Er ordnete an, da die Eltern, welche ihre Kinder nicht zur Schule schickten, bestraft wrden und da niemand konfirmiert wrde, der nicht lesen knnte. Die Verwaltung des Reiches regelte er neu und einheitlich. In Berlin wurde das General-Direktorium eingerichtet, unter welchem die Kriegs- und Domnenkammern standen, die eine Provinz zu verwalten hatten. So war Friedrich Wilhelm I. in jeder Weise eifrig auf das Beste seines Landes bedacht. Der unermdlichen Sorgfalt folgte auch der Segen; aus dem armen Preußen", wie man es bisher allgemein genannt hatte, wurde ein wohlhabendes Land. f) Die Salzburger. In den letzten Jahren seines Vaters hatte in Ostpreuen die Pest jo furchtbar gewtet, da manche Gegenden ganz menschenleer geworden waren und groe Lnderstrecken unbebaut liegen blieben. Friedrich Wilhelm lie berall bekannt machen, da in Preußen noch viel Platz fr Bauern und Handwerker wre. Jedem Einwanderer versprach er Geld zur Reise, billiges Land, Holz zum Bauen und langjhrige Steuerfreiheit. Hieraufhin zogen viele Deutsche, Schweizer, Hollnder und Franzosen, welche_ ihres evangelischen Glaudens wegen bedrckt wurden, nach Preußen, wie in den heutigen Tagen die Leute nach Amerika auswandern. Friedrich schickte die Leute nach Pommern (in die Stadt Stettin) und nach Preußen. Aber immer noch blieben weite Striche unbewohnt. Hierhin berief der König die Salzburger, welche von ihrem Landesherrn, dem Erzbischof von Salzburg, mit Gewalt zum katholischen Glauben zurckgefhrt werden sollten. Die hartbedrngten Evangelischen hatten sich vergebens an den Kaiser und die deutschen Fürsten um Hilfe gewandt, bis unser König sich ihrer annahm. Er zwang den Erzbischof, die Evangelischen ungehindert auswandern zu lassen, nachdem diese ihre Besitzungen zu Geld gemacht hatten. Dann schickte er ihnen Boten entgegen, die sie nach Berlm begleiten muten. Hier begrte sie der König, beschenkte und lobte ihre Standhastigkeit; sodann stimmte er mit ihnen das Vertrauenslied an: Auf meinen lieben Gott trau ich in aller Not". Von Berlin aus zogen sie weiter in die Gegend von Jnsterbnrg, Tilsit und Memel. Hier ent-

6. Bilder aus der vaterländischen, besonders aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 32

1912 - Münster i.W. : Schöningh
32 Sorge fr das Wohl des Landes. Vor allem suchte der König den Ackerbau zu heben. Sumpfige Gegenden wurden entwssert und in Ackerland umgewandelt, neue Feldfrchte angebaut. Auf den knig-liehen Gtern richtete er Musterwirtschaften ein und befreite auf ihnen die Bauern von der Leibeigenschaft. Gern htte der König auch auf den adligen Gtern die Leibeigenschaft der Bauern aufgehoben; er konnte dies aber bei dem Widerstande der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er jedoch aufs strengste, die Bauern ohne Grund von Haus und Hof zu vertreiben oder sie mit Peitschenhieben oder Stockschlgen zur Arbeit zu zwingen. Besonders fr Ostpreuen wurde Friedrich Wilhelm ein wahrer Wohltter. Das Land hatte durch Hungersnot und Pest ein Drittel feiner Einwohner verloren; ganze Strecken Landes lagen brach und wst. Der König berief fremde Einwanderer, die aus sterreich ausgewiesenen Salzburger, und gab ihnen in Ostpreuen neue Wohnsitze. Armen Leuten schenkte er Geld, Korn, Pferde und Rindvieh. 12 Städte und 332 Drfer wurden neu erbaut. Reiche Brger und Beamte in Berlin wurden gezwungen, neue Huser zu bauen. Er wies ihnen Pltze und einen Teil des Bauholzes an, und dann hie es kurz: Der Kerl hat Geld, mu bauen." Der König besuchte auch wohl selber die Baupltze. Mige Arbeiter wurden dann nicht selten auf recht empfindliche Art zur Arbeit angehalten. Den Obst- und Gemsefrauen, die mig auf dem Markte saen und die Zeit verplauderten, befahl er: Ihr sollt nicht Maulaffen feilhalten, sondern Wolle und Flachs spinnen, stricken und nhen." Handel und Gewerbe suchte er zu heben; er legte Fabriken an und verbot die Einfuhr fremder Waren, damit alles Geld im Lande bleibe und die einheimische Industrie emporblhe. Offiziere, Soldaten und Beamte durften nur Kleidungsstcke von inlndischen Stoffen tragen. Sogar fr das russische Heer hatte Preußen die Tuche zu liefern. berwachung der Beamten. Mit groer Strenge machte Friedrich Wilhelm der die Beamten. Sie sollten treu ihre Pflicht erfllen und pnktliche Ordnung in allen Geschften beobachten. Der König reiste fleiig im Lande umher und lie sich der manches Bericht erstatten. Fand er einen Beamten nicht auf feinem Posten, so gab es derbe Strafe. Bekannt ist, wie er einst den Torschreiber zu Potsdam, der die Bauern warten lie, mit den Worten: Guten Morgen, Herr Torschreiber!" aus dem Bette prgelte. Auch duldete er nicht, da die Untertanen durch die Beamten belstigt, ober da ungerechte Anforderungen an sie gestellt wrben. Unehrliche Beamten

7. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 198

1911 - Leipzig : Hirt
198 Die Neuzeit. selbst. Fr alle Ausgaben lie er jhrlich Voranschlge aufstellen, die nicht berschritten werden durften. Ebenso ntzlich war die Oberrechen-kammer, der die Aufgabe zufiel, alle Rechnungen nachzuprfen. Die ein-zelnen Provinzen wurden von Kriegs- und Domnenkammern (den heutigen Regierungen in den Regierungsbezirken) verwaltet. Unter ihnen standen die Landrte. In den Stdten wurde die Selbstndigkeit der Magistrate eingeschrnkt; landesherrliche Beamte erhielten die Aufsicht der die stdtische Verwaltung. Mit groem Erfolg fr die Staatskasse ordnete der König die Ein-fnfte des Staates. Sie zerfielen in Kriegs-" und Domnengeflle". Zu jenen, aus denen er die Ausgaben fr das Heerwesen bestritt, gehrten die Kontribution und die Akzise. Die Kontribution bestand aus einer Grundsteuer und einer Kopfsteuer derer, die kein Grundeigentum besaen, die Akzise (indirekte Steuer) mute von den Stdten aufgebracht werden. Die Steuerfreiheit des Adels, die sich nicht mehr rechtfertigen lie, weil es keine Sehndienste mehr gab, hob der König auf; er erklrte die Rittergter als Allodialgter und belegte sie mit einer Grundsteuer. Eine ergiebige Einnahmequelle bildete auch das Salz, dessen Gewinnung und Verkauf die Regierung in die Hand nahm (Monopol). 2. Sorge fr die Wohlfahrt. Wie der König alle Klassen der Be-vlkernng gleichmig zu belasten bestrebt war, suchte er auch die materielle Lage aller zu heben. Besonders nahm er sich des Bauernstandes an. Den bergriffen der Gutsherren gegen die Bauern wirkte er durch strenge Verordnungen entgegen und setzte die Frondienste herab. Auf den Domnen fhrte er Verbesserungen des Ackerbaues und der Viehzucht ein, worber die Gutsverwalter die Bauern der Umgegend zu belehren Hattert. Die Gewerbe untersttzte er durch hohe Einfuhrzlle (Schutzzlle) auf Waren, die im Lande selbst angefertigt wurden. Um die Tuchmacherei zu heben, verbot er die Ausfuhr von Wolle, bezog die Stoffe fr das Heer aus einheimischen Fabriken und schrfte auch den Beamten und Offizieren ein, nur inlndische Stoffe zu tragen (Merkantilstem). Auch im Auslande, besonders in Rußland, fanden preuische Tuche viel Absatz. Ebenso notwendig wie die Hebung des Wohlstandes war die Vermehrung der Bevlkerung, da viele Bauernstellen feit dem Dreiigjhrigen Kriege noch verlassen dalagen und viele Städte nur schwach bevlkert waren. Friedrich Wilhelm begnstigte deshalb die Einwanderung von Bauern und Handwerkern, erlie ihnen fr die erste Zeit die Steuern und unter-sttzte sie im Bedarfsflle mit Geld. Potsdam, feine Sommerresidenz, wuchs während feiner Zeit von 2000 auf 20000 Einwohner. Als 20000 protestantische Salzburger, Untertanen des Erzbifchofs Firmiart, um ihres Glaubens willen die Heimat verlassen muten, lud er sie ein, in fein Land zu kommen, und siedelte sie vornehmlich in Ostpreuen an, das

8. Mit einem Anhang von 79 Bildern und 9 Karten in Farbendruck - S. 122

1911 - Breslau : Hirt
122 B. Vom Westflischen Frieden bis zur Gegenwart. da der König rgerlich ausrief: Der verfluchte Kerl hat auch recht!", seinen Hut nahm und das Zimmer verlie. Meistens strafte er sehr streng. Die Zeit der Erholung benutzte er gewhnlich dazu, in den Straen nachzusehen, ob alles sauber und in Ordnung war. Miggnger, Bettler, Trunkenbolde durften ihm nicht unter die Augen kommen. Wer verdchtig erschien, den hielt er an, verhrte ihn und prgelte ihn wohl gar auf offener Strae mit eigener Hand. So erzog er ein miges, fleiiges und arbeitsames Volk. d) eine Zorge fr Brger und Bauern. Manche Städte lagen noch vom Dreiigjhrigen Kriege her teilweise in Trmmern. Der König schenkte daher dem, der eine wste Sttte wieder bebaute, einen Teil der Baukosten sowie mehrere Jahre Befreiung von allen Lasten. Um das einheimische Gewerbe zu untersttzen, trugen der König und seine Familie, die Beamten und Soldaten nur inlndische Stoffe. Auf fremdlndische Waren ward ein hoher Zoll gelegt. Es sollte mglichst alles Geld im Lande bleiben. In Berlin errichtete der König eine groe Weberei, der alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Um das ntige Garn fr die Weberei zu erhalten, befahl der König, da alle Frauen und Mdchen, die auf den Straen und Mrkten Waren feilboten, nicht s mig sitzen, sondern spinnen sollten. Um den kleinen Mann gegen berteuerung zu schtzen, lie er die Preise fr Brot, Fleisch und Bier genau festsetzen und in wohlseilen Jahren das Korn in groen Mengen auskaufen, das in Zeiten der Teuerung den rmeren Leuten zu billigem Preise wieder berlassen wurde. Da manche preuische Städte zu viele Beamte hatten, die sich auf Kosten der Stadt berei-cherten und die Stadtverwaltung unordentlich fhrten, griff der König ein. Er beschrnkte die Zahl der Beamten, ernannte diese selber meistens ltere Soldaten und stellte die Stadtverwaltung unter die Aufsicht der Domnenkammer. Die Bauern waren noch hrig. Der Gutsherr durfte sie schlagen und ihnen den Hof nehmen und mit seinem Gute vereinigen. Dies Bauernlegen" verbot der König. Auch befahl er: Wer einen Bauern mit Peitschen- oder Stockschlgen mihandelt oder zur Arbeit antreibt, soll das erstemal mit Karrenschieben (im Zuchthause), das zweitemal mit dem Strange bestraft werden." Wenn die Beamten das Land bereisten, muten die Bauern sie von einem Orte zum andern fahren. Auch das schaffte der König ab, weil manche Beamte dies Recht gemi-braucht hatten- er zahlte ihnen dafr Reisegeld. Ich will nicht," schrieb er, da die Herren Rte mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren." In den Brchen an der Havel und an der Warthe legte er Musterwirtschaften an. Als die Forstbeamten spter der Abnahme

9. Für die Klassen III - I - S. 122

1913 - Breslau : Hirt
122 B. Vom Westflischen Frieden bis zur Gegenwart. da der König rgerlich ausrief: Der verfluchte Kerl hat auch recht!", seinen Hut nahm und das Zimmer verlie. Meistens strafte er sehr streng. Die Zeit der Erholung benutzte er gewhnlich dazu, in den Straen nachzusehen, ob alles sauber und in Ordnung war. Mig-ganger, Bettler, Trunkenbolde durften ihm nicht unter die Augen kommen. Wer verdchtig erschien, den hielt er an, verhrte ihn und Prgelte ihn wohl gar auf offener Strae mit eigener Hand. So erzog er ein miges, fleiiges und arbeitsames Volk. d) Seine Sorge fr Brger und Bauern. Manche Städte lagen noch vom Dreiigjhrigen Kriege her teilweise in Trmmern. Der König schenkte daher dem, der eine wste Sttte wieder bebaute, einen Teil der Baukosten sowie mehrere Jahre Befreiung von allen Lasten. Um das einheimische Gewerbe zu untersttzen, trugen der König und seine Familie, die Beamten und Soldaten nur inlndische Stoffe. Auf fremdlndische Waren ward ein hoher Zoll gelegt. Es sollte mglichst alles Geld im Lande bleiben. In Berlin errichtete der König eine groe Weberei, der alle inlndische Wolle verkauft werden mute. Um das ntige Garn fr die Weberei zu erhalten, befahl der König, da alle Frauen und Mdchen, die auf den Straen und Mrkten Waren feilboten, nicht mig fitzen, sondern spinnen sollten. Um den kleinen Mann gegen Uberteuerung zu schtzen, lie er die Preise fr Brot, Fleisch und Bier genau festsetzen und in wohlseiten Jahren das Korn in groen Mengen aufkaufen, das in Zeiten der Teuerung den rmeren Leuten zu billigem Preise wieder berlassen wurde. Da manche preuische Städte zu viele Beamte hatten, die sich "nus Kosten der Stadt berei-cherten und die Stadtverwaltung unordentlich fhrten, griff der König ein. Er beschrnkte die Zahl der Beamten, ernannte diese selber meistens ltere Soldaten und stellte die Stadtverwaltung unter die Aufsicht der Domnenkammer. Die Bauern waren noch hrig. Der Gutsherr durfte sie schlagen und ihnen den Hos nehmen und mit seinem Gute vereinigen. Dies Bauernlegen" verbot der König. Auch befahl er: Wer einen Bauern mit Peitschen- oder Stockschlgen mihandelt oder zur Arbeit antreibt, soll das erstemal mit Karrenschieben (im Znchthanse), das zweitemal mit dem Strange bestraft werden." Wenn die Beamten das Land bereisten, muten die Banern sie von einem Orte zum andern fahren. Auch das schaffte der König ab, weil manche Beamte dies Recht gemi-braucht hatten,- er zahlte ihnen dafr Reisegeld. Ich will nicht," schrieb er, da die Herren Rte mit meiner Bauern Pferden spazieren fahren." In den Brchen an der Havel und an der Warthe legte er Musterwirtschaften an. Als die Forstbeamten spter der Abnahme

10. Quellenlesebuch - S. 101

1916 - Leipzig : Hirt
17. Innere Verwaltung unter Friedrich Wilhelm I. 101 In der Mark Brandenburg sah man nun die traurigsten Beweise des Verfalles vor Augen. Die Tuche der Priegnitz und der Altmark, die bisher in Hamburg gefrbt und dann nach dem Norden verfhrt worden, ein nicht unbedeutender Erwerbszweig fr Brandenburg, fanden dort keinen Absatz mehr, weil sie den gestiegenen Ansprchen nicht mehr gengten. Wie sollten sie die englische Konkurrenz auf fremden Mrkten aushalten, da sie ihr auf den einheimischen unterlagen? Von hohem Werte in dieser Hinsicht war die Einwanderung der franzsischen Flchtlinge. Was bisher aus England oder aus Frankreich mit groen Kosten bezogen worden, ward nun in dem eignen Lande hervorgebracht, sogar mit dem Erfolge, da es ausgefhrt wurde. Friedrich Wilhelm war unendlich glcklich, da das Geld im Lande bleibe; er sah die Manufakturen (nach dem Ausdruck des Pater Vota) wie ein ergiebiges Berg-werk an. Sehr wahr, da die Theorie, der er folgte, mit einer berschtzung des baren Geldes zusammenhing; allein abgesehen hiervon, war es doch von der dringendsten Notwendigkeit, den gewerbetreibenden Teil der Bevlkerung dem Verderben zu entreien, in den ersten Bedrfnissen des Lebens nicht ganz von dem Auslande abhngig zu werden. Wer wollte es tadeln, da man der fremden Arbeit eignen Flei entgegensetzte und das Unentbehrliche selbst hervorzubringen suchte? Die deutsche Nation durfte die gewerbliche Ttigkeit nicht aufgeben, welche in frheren Jahrhunderten einen so wichtigen Bestandteil des stdtischen Lebens aus-gemacht hatte. An seiner Stelle fand nun König Friedrich Wilhelm in dem Bedrfnis der Armee ein Mittel, die Manufaktur zu heben, indem er ihr eine umfassende Beschftigung anwies. Er wollte, da die Bekleidung der Armee ganz durch einheimischen Stoff beschafft wrde. Einer der frhern Minister, der bei dem neuen König brigens wenig in Gunst stand, erwarb sich doch das Verdienst, den Gedanken ausfhrbar zu machen. Noch war die einheimische Manufaktur in allem, was zur Bekleidung der Soldaten gehrte, gerade in diesem Punkte sehr mangelhaft; es war schon ein Gewinn, da nur zuerst die Arbeit der Weber zum Verbrauch benutzt ward. Bald aber sah man doch, da das nicht zum Ziele fhrte: die Arbeit war schlecht, der Preis viel zu hoch dafr, und man fand ntig, noch strker in das Gewerbe einzugreifen. Jener Minister, der Generalempfnger Kraut, zog geschicktere Arbeiter heran und wute den Preis der Wolle mit dem Gelde, das man aufzuwenden hatte, in Verhltnis zu bringen. Nach einiger Zeit gelang es, zugleich feine und wohlfeile Tuche zu er-zielen, welche nicht nur die auslndischen verdrngten, sondern auch selber Eingang in fremde Lnder fanden; bald zeigte sich mehr ein Mangel, als ein berflu an Wolle; das Lagerhaus so nannte man das Institut beschftigte Taufende von fleiigen Hnden in Berlin und int ganzen Lande. Friedrich Wilhelm hielt darber, da der Soldat allezeit in sauberer Kleidung einherging, ein jeder immer mit zwei Monturen versehen war. Bald aber legte er auch der Ritterschaft und den Untertanen als eine Pflicht auf, seinem und seiner Armee Beispiel hierin zu folgen, sich sowohl zu ihrer Bekleidung wie zu jedem andern Behufe nur einheimischer Wollenwaren zu bedienen. Und nicht allein die fremden Produkte aus diesem Stoffe verbot er, sondern auch die baumwollenen, denen das Land nichts Gleiches entgegenzusetzen hatte. Im November 1721 hat er verfgt, da binnen acht Monaten niemand, weder von mnnlichem noch weiblichem Geschlecht, von hohem noch niederm Stande, auf dem Lande oder in Stdten denn so

11. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 461

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zu Friedrich dem Großen. 461 bau zu bringen. Eine Menge fremder Ansiedler zog er in die wüst liegenden Teile des Landes und gab ihnen Millionen zur Unterstützung aus der Staatskasse. Von altersher waren die Lehngüter steuerfrei; dies Vorrecht hob der König auf, und als die Ritterschaft murrte und ein Graf Dohna in einer Beschwerdeschrift den Untergang des Landes vorhersagte, antwortete Friedrich Wilhelm spottend, daß er das nicht glaube, daß er aber wohl glaube, der Jnnker Ansehen werde zu Grunde gerichtet werden. b) Handel und Gewerbe. Der König hatte den Grund- satz, daß das Geld möglichst im Lande bleiben und alles, was das Land brauche, aus demselben gewonnen werden müßte. Darum verbot er den Gebrauch vieler ausländischer Waren und ließ solche wegnehmen. Des Königs Wille war, alle Bedürfnisse des Heeres durch inländische Arbeit aus heimischen Stoffen herstellen zu lassen. So befahl ein Erlaß, den ganzen Bedarf für die Ausrüstung der Truppen im Lande zu kaufen, mit dem strengen Verbot an die Regimenter, irgend etwas von dem Auslande zu beziehen; und wenn der Bedarf nicht im Jnlande gedeckt werden könne, sofort darüber au den König Eingabe zu machen. Da zeigte es sich, wie tief die heimische Gewerbethätigkeit gesunken war. Der König faßte vor allem die Hebung der Tuch- und Wollindustrie ins Auge, als er in Berlin 1713 eine große Tuchfabrik („Lagerhaus") gründete. Anfangs war die Arbeit hier schlechter und teuerer als die Ware, die man vom Auslande beziehen konnte; aber der König ließ sich nicht irre machen, und nach zwei Jahren war man so weit, daß die Tuche des Lagerhauses nicht bloß ebenso billig wie die ausländischen waren, sondern in fremden Ländern Eingang zu finden begannen. Der König veranlaßte in den Provinzen die Anlage ähnlicher Fabriken, von denen die meisten guten Fortgang hatten. Der steigende Bedarf an Wolle wirkte auf die Landwirtschaft zurück, den Armen in Stadt und Land war ein neuer Erwerbszweig erschlossen, das Geld begann rascher und in weiteren Kreisen umzulaufen und blieb, wie der König wünschte, im Lande. Ähnlich hob sich auch die Leder- und Leinwandindustrie. Zur Zeit Friedrich Wilhelms I. hatten die einzelnen Landesteile seines Staates noch verschiedenes Maß und Gewicht, wodurch der Handel und Verkehr erschwert wurde. Um auch hier Besserung zu schaffen, sührte der König in seinem ganzen Staate gleiches Maß und Gewicht ein. 4. Friedrich Wilhelms Sorge für das Recht seiner Unterthanen.

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 134

1902 - Breslau : Hirt
134 Friedrich Wilhelm I.: Bauernschutz. Stdtehebimg. Rechtspflege. e. Schuh des Bauernstandes. Aber auch in den anderen Provinzen hob sich durch des Knigs Bemhungen der Ackerbau und damit der Wohlstand der lndlichen Bevlkerung wieder. Um die Bauern aus ihrer gedrckten, abhngigen Lage zu befreien, hob er aus den Domnen die Hrigkeit auf und verbot den Edelleuten, ihre Bauern ohne recht-lichen Grund vom Gute zu jagen; kein Pchter oder Beamter sollte sich unterstehen, die Untertanen bei den Hofdiensten auf dem Lande mit Peitschen- oder Stockschlgen zu mihandeln oder zur Arbeit anzutreiben. Jeder bertreter dieses Gesetzes ward das erste Mal zu sechswchigem Karrenschieben in der Festung verurteilt, das zweite Mal aber gehngt. Seinen Beamten verbot der König, bei ihren Dienstreisen die Bauern zum Vorspann zu zwingen. Ich will nicht," schrieb er, da die Herren Rte in den Provinzen mit meiner Bauern Pserden spazieren fahren." Whrend Friedrich Wilhelm so den unterdrckten Stnden aufhalf, nahm er den bevorzugten Stnden manche Borrechte, welche sie zum Nachteil des Gemeinwohls bisher besessen hatten. Frher waren die Adligen von den laufenden Steuern befreit gewesen; von jetzt an waren sie verpflichtet, von ihrem Grundbesitz Abgaben zu zahlen. So wurde also jetzt die Grundsteuer von dem gesamten Grundbesitz gezahlt, während die Akzise hauptschlich von den Stdtern erhoben wurde. f. Die Hebung der Städte lag dem Könige nicht weniger am Herzen. Wer eine wst liegende Baustelle bebaute, erhielt freies Bauholz, 1/5 bis 3-/4 der Baukosten und 6 bis 8 Jahre Befreiung von allen Lasten. Berlin vergrerte und verschnerte er dadurch, da er reiche Leute zum Bauen zwang. In vielen Stdten wurde die bergroe Zahl der Brgermeister und Ratsherren aus nur wenigen Familien gewhlt. Sie nutzten diese mter zu ihrem Vorteil aus und legten kaum Rechnung ab; b.ie meisten Städte waren verschuldet. Deshalb beschrnkte der König die Zahl der Magistratspersonen, stellte sie unter Aufsicht des Staates und zwang die Städte, viele ihrer mter mit Soldaten zu besetzen. Ebenso eifrig war er bemht, den in ganz Deutschland daniederliegenden Gewerbeslei in seinem Lande wieder zu heben. In Berlin errichtete er eine groe Weberei, an die alle inlndische Wolle verkauft werden mute, die aber auch alles im Lande notwendige Tuch lieferte. Fortan sollten die Ofsiziere und Beamten weder fr die Regimenter, noch fr sich oder ihre Diener Zeuge aus fremden Lndern kommen lassen. Kein Geld auer Landes lassen!" das war nach des Knigs Ansicht der Stein der Weisen". Um das ntige Garn zu erhalten und um sein Volk an unausgesetzte Arbeit-samkeit zu gewhnen, befahl der König, da alle Hkerweiber, Hand-Werkerfrauen und Brgertchter, welche auf Mrkten und in Straen Waren feil hielten, nicht mig sitzen, sondern Wolle und Flachs spinnen, stricken und nhen sollten. g. Rechtspflege; Kirche und Schule. Groes Verdienst hat Friedrich

13. Der Lehrstoff der zweiten Klasse - S. 72

1904 - Breslau : Hirt
72 Hauptereignisse vom Westflischen Frieden bis zum Wiener Kongre. 143. Verwaltung des Heeres, der Finanzen und der Domnen. Fr diese oberste Behrde arbeitete der König selbst eine bis ins kleinste gehende Geschftsordnung aus, die durch ihre Zweckmigkeit und Klarheit bewundernswert ist. Dem Könige blieb die oberste Leitung vorbehalten- an der Spitze der einzelnen Abteilungen standen Minister. Das General-direktoriumchatte als gentraioegore lernen "Sife in Berlin Ihm waren die Kriegs- und Domnenkammern, die unfern heutigen Kniglichen Regienmgen zu vergleichen sind, untergeordnet, diesen wiederum die Steuerrte in den Stdten und die Landrte ans dem Lande. Dil__gesamte......Ainanzverwaltunq wurde durch 'die Oberrechnungs- kammer in Potsdam beaufsichtigt, die alle Rechnungen des Staates genau prfen mute. Allen Beamten war treuefte, gewissenhafteste Pflichterfllung aufs strengste geboten, und so erzog der König auch unter den Beamten denselben Geist des Gehorsams und der ehrenhaften Igesinnung wie bei den Offizieren. Er wurde der Begrnder eineo tchtigen und pflichttreuen Beamtentum*. Er selbst leuchtete dabei etilen als Beispiel voran, indem er die Knigswrde als ein von Gott verliehenes Amt betrachtete, das er nur zum Wohle seiner Untertanen zu verwalten suchte. Ohne Ermdung war er ttig, Tag fr Tag, Jahr sr Jahr. Rastlos reiste er im Lande umher und besuchte Städte und Drfer, besichtigte die Truppen, revidierte die Kassen, wohnte den Sitzungen der Behrden bei und kmmerte sich kurz um alles," was im Lande vorging,- sogar in persnliche Angelegenheiten seiner Untertanen griff er mitunter bestimmend ein. Man mu staunen der die seltene Arbeitskraft des Knigs. Sorge fr die Landwirtschaft. Friedrich Wilhelm war ein gnfpr Landwirt. Das bewies am besten die musterhafte Verwaltung der Domnen, die er unausgesetzt vermehrte, so da sie zuletzt ein Drittel des gesamten Staates umfaten. Die Ertrge suchte er "durch Austrocknung von Smpfen und Eimhrung. neuer Produkte zu steigern. Die von ihm getroffenen Einrichtungen sollten als Musterwirtschaften dienen und wirkten in dieser Hinsicht uerst vorteilhaft auf den Anbau des ganzen Landes. de Landstrecken belebte und bevlkerte er durch Heranziehung von Kolonisten aus dem Sden Deutschlands und der Sckiweiz. Insbesondere nahm er die aus Salzburg vertriebenen Protestanten beraus herzlich auf J;. Etwa 20000 derselben siedelte er 1732 in Ostpreuen an, das durch die von 17091711 dort wtende Pest sehr viel gelitten und sst ein Drittel seiner Bewohner verloren hatte und darum ganz vorzglich die vterliche Frsorge Friedrich Wilhelms erfuhr. An 56 Millionen Taler opferte er zur Besiedlung dieser Provinz und zur Wiederherstellung derselben in einen gesegneten Zustand. Quellenbuch isp. 243 u. Erg. zum Sem.-Lesebuche S. 32.

14. Quellenlesebuch - S. 101

1912 - Leipzig : Hirt
17. Innere Verwaltung unter Friedrich Wilhelm I. 101 Jn der Mark Brandenburg sah man nun die traurigsten Beweise des Verfalles vor Augen. Die Tuche der Priegnitz und der Altmark, die bisher in Hamburg gefrbt und dann nach dem Norden verfhrt worden, ein nicht unbedeutender Erwerbszweig fr Brandenburg, fanden dort keinen Absatz mehr, weil sie den gestiegenen Ansprchen nicht mehr gengten. Wie sollten sie die englische Konkurrenz auf fremden Markten aushalten, da sie ihr auf den einheimischen unterlagen? Von hohem Werte in dieser Hinsicht war die Einwanderung der franzsischen Flchtlinge. Was bisher aus England oder aus Frankreich mit groen Kosten be-zogen worden, ward nun in dem eignen Lande hervorgebracht, sogar mit dem Erfolge, da es ausgefhrt wurde. , Friedrich Wilhelm war unendlich glcklich, da das Geld im Lande bleibe; ersah die Manufakturen (nach dem Ausdruck des Pater Vota) wie ein ergiebiges Berg- werk an. , Sehr wahr, da die Theorie, der er folgte, mit einer berschtzung des baren Geldes zusammenhing; allein abgesehen hiervon, war es doch von der dringendsten Notwendigkeit, den gewerbetreibenden Teil der Bevlkerung dem Verderben zu entreien, in den ersten Bedrfnissen des Lebens nicht ganz von dem Auslande abhngig zu werden. Wer wollte es tadeln, da man der fremden Arbeit eignen Flei entgegensetzte und das Unentbehrliche selbst hervorzubringen suchte? Tie deutsche Nation durfte die gewerbliche Ttigkeit nicht aufgeben, welche in frheren Jahrhunderten einen so wichtigen Bestandteil des stdtischen Lebens aus-gemacht hatte. An seiner Stelle fand nun König Friedrich Wilhelm in dem Bedrfurs der Armee ein Mittel, die Manufaktur zu heben, indem er ihr eine umfassende Beschftigung anwies. Er wollte, da die Bekleidung der Armee ganz durch einheimischen Stoff beschafft wrde. Einer der frhern Minister, der bei dem neuen König brigens wenig in Gunst stand, erwarb sich doch das Verdienst, den Gedanken ausfhrbar zu machen. Noch war die einheimische Mannfaktur in allem, was zur Bekleidung der Soldaten gehrte, gerade in diesem Punkte sehr mangelhaft; es war schon ein Gewinn, da nur zuerst die Arbeit der Weber zum Verbrauch benutzt ward. Bald aber sah man doch, da das nicht zum Ziele fhrte: die Arbeit war schlecht, der Preis viel zu hoch dafr, und man fand ntig, noch strker in das Gewerbe einzugreifen. Jener Minister, der Generalempfnger Kraut, zog geschicktere Arbeiter heran und wute den Preis der Wolle mit dem Gelde, das man aufzuwenden hatte, in Verhltnis zu bringen. Nach einiger Zeit gelang es, zugleich feine und wohlfeile Tuche zu erzielen, welche nicht nur die auslndischen verdrngten, sondern auch selber Eingang in fremde Lnder fanden; bald zeigte sich mehr ein Mangel, als ein berflu au Wolle; das Lagerhaus so nannte man das Institut beschftigte Taufende von fleiigen Hnden in Berlin und im ganzen Lande. Friedrich Wilhelm hielt darber, da der Soldat allezeit in sauberer Kleidung einherging, ein jeder immer mit zwei Monturen versehen war. Bald aber legte er auch der Ritterschast und den Untertanen als eine Pflicht auf, seinem und seiner Armee Beispiel hierin zu folgen, sich sowohl zu ihrer Bekleibung wie zu jedem andern Behufe nur einheimischer Wollenwaren zu bedienen. Und nicht allein die fremden Produkte aus diesem Stoffe verbot er, sonbern auch die baumwollenen, benen das Land nichts Gleiches entgegenzusetzen hatte. Im November 1721 hat er verfgt, da binnen acht Monaten niemand, weder von mnnlichem noch weiblichem Ge-schlecht, von hohem noch niederm Stande, ans dem Lande oder in Stdten denn so

15. Deutsche Geschichte - S. 170

1912 - Halle a.S. : Schroedel
170 wach senen. Tglich ritt oder fuhr er aus, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei entging nichts seinem scharfen Blick. Wen er auf der Strae fand, der ward gemustert. Den einen oder andern nahm er auch ins Ver-hr. War etwas nicht in Ordnung, so schalt er ihn aus oder prgelte ihn gar mit dem spanischen Rohre durch. Namentlich die Miggnger konnte er nicht ausstehen. Wenn es hie: Der König kommt!" so flchtete darum jeder, und die Strae wurde leer. Holte indes der König einen Ausreier ein, so erging es ihm erst recht schlimm; er hatte den Stock doppelt zu fhlen. Diese Strenge des Herrschers hatte ihr Gutes: die Untertanen ge-wohnten sich an Flei, Ordnung und Reinlichkeit und fhrten ein einfaches, ehrbares Leben. So wurde Friedrich Wilhelm auch zum Erzieher feines Volkes. 4. Der König und die Beamten. Auf dem König lag eine Riesen-arbeit. Er konnte sie nur leisten, wenn er in Stadt und Land treue Helfer besa. Das waren die Beamten. Fr die hheren Stellen nahm er meistens Adelige, fr die niederen ausgediente Unteroffiziere. Die hchste Behrde war das Generaldirektorium, das etwa unser heutiges Mini-sterium des Innern und unser Finanzministerium in sich vereinigt. Den jetzigen Regierungen entsprechen die Kriegs- und Domnenkammern. Jedem einzelnen Beamten war genau vorgeschrieben, wie er sein Amt zu verwalten hatte. Der König verlangte von allen unbedingte Pflichttreue, Flei, Ordnungsliebe und Sparsamkeit. Was er befahl, konnte ihm nie rasch genug ausgefhrt werden. Cito, citissime, schnell, ganz schnell" schrieb er auf viele Erlasse. Weil Friedrich Wilhelm zu seines Vaters Zeiten viele schlechte Beamte kennen gelernt hatte, war er stets mitrauisch. Alle wurden von ihm genau berwacht. Jhrlich bereiste er die Provinzen. Weder Wind noch Wetter, noch grundlose Wege hielten ihn davon ab. Pltzlich und unangemeldet er-schien er. Dann muten ihm die Rechnungsbcher vorgelegt werden. Wie bei dem Soldaten jeden blinden Knopf, so sah er hier jeden falschen Posten. Wehe den Beamten, die nicht ihre Schuldigkeit taten! Unbarmherzig sauste das dicke Rohr des Knigs auf ihren Rcken nieder. Ein ostpreuischer Edelmann, der Gelder unterschlagen hatte, kam nach einem kurzen Verhr vor dem König sofort an den Galgen. Selbst die Minister zitterten vor ihm. Erschien einer von ihnen eine Stunde zu spt in seinem Arbeits-zimmer, so zahlte er zur Strafe hundert Dukaten. Wiederholte sich die Versumnis, so wanderte er auf die Festung. So waren Auge und Faust des Knigs berall. Durch feine Strenge und fein eignes Beispiel schuf Friedrich Wilhelm den preuischen Beamtenstand, der allen brigen Staaten Europas als Vorbild gedient hat. 5. Erwerbungen und Mierfolge. Trotz seiner Vorliebe fr das Militr war der König doch friedlich gesinnt. Nur selten fhrte er seine Truppen vom Exerzierplatz auf das Schlachtfeld. So griff er in den Nordischen Krieg ein und gewann dadurch 1720 Vorpommern bis zur Peeue mit Stettin. Nun waren die Odermndungen wieder deutsch. Friedrich Wilhelm hatte also erreicht, was der Groe Kurfürst vergeblich ersehnt hatte. Dagegen verkaufte er die afrikanische Kolonie an die Hollnder, weil sie sehr viel Geld kostete und nur wenig eintrug.

16. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 334

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
334 doch fr Erleichterung der Bauernlasten. Die Mihandlungen der Bauern durch dte Pchter und Beamten verbot er strenge und verordnete, da die Beamten hufig die Bauern um Vorspann plagten: Ich will nicht, da die Herren Rte mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren/' Die Stadt Berlin erweiterte und verschnerte er, verfuhr aber dabei oft mit groer Hrte. Huser, die ihm mifielen, muten weg-genssen und durch neue ersetzt werden. rmeren Brgern gab er dazu wohl Baupltze und Bauholz, bei reicheren hie es kurzweg: Der Kerl hat Geld, mu bauen!" Meist nach Tische ritt er aus und besah sich die Bauten. In Berlin wurde die Charits (das Krankenhaus) errichtet. mehr tat er fr Potsdam; hier baute er u. a. das groe Militr-Waisenhaus. Die Gewerbttigkeit frderte er mit allen Mitteln. Damit das Geld tm Lande bliebe, sollten die Untertanen hauptschlich inlndische Erzeugnisse kaufen; seine Soldaten trugen nur preuische Tuche. Fremde Erzeugnisse wurden sehr hoch besteuert und die Einfuhr gewebter Stoffe gnzlich verboten. Wolle durfte nicht ausgefhrt werden. In Berlin wurde eine groe Tuchfabrik angelegt und geschickte Handwerker, besonders Wollweber und Wollfrber, von auswrts herangezogen. Denhkerinnen auf Markt und Straen befahl er, nicht Maulaffen feilzuhalten, fondern neben ihrem Kram zu spinnen, zu stricken und zu nhen. Den Hand-Werksmeistern schrieb er genau vor. wie sie ihre Lehrlinge halten sollten. Bei seinem strengen, oft tyrannischen Gerechtigkeitssinne hielt er auf Recht und Gerechtigkeit fr jedermann und auf schnelle Handhabung der Justiz. Einen adeligen Beamten, der Geld unterschlagen hatte und glaubte, seines Adels wegen unbestraft zu bleiben, lie er aufhngen. Alle wichtigen Rechtshndel muten ihm vorgelegt werden. Wenn ihm die Urteile der Richter nicht gefielen oder nicht streng genug waren, nderte er sie eigenmchtig ab. Den Kniffen der Rechtsgelehrten war er von Herzen feint). In Minden hrte er die Verteidigung eines Angeklagten und rief, da der Verteidiger geendet: Der Kerl hat recht!" Nun aber trat der Rechtsanwalt der andern Partei auf und sprach nicht minder ge= schickt. ,,Der Kerl hat auch recht!" rief der König rgerlich und wandte den Rechtsverdrehern" den Rcken. Ein hohes Verdienst erwarb sich der König um die Volksbildung, so da er als Vater des blhenden preuischen Volksschulwesens gelten kann. Er wollte, da jeder Untertan in der Religion, im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werde, und hielt die Bildung des ganzen Volkes bis zum letzten Bauern fr viel wichtiger als die gelehrte Bildung einzelner. Uberall lie er Schulen anlegen und befahl den Eltern, ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre zur Schule zu schicken. Auch grndete er das erste preuische Lehrerseminar. Es fehlte leider gnzlich an ordentlichen, vorgebildeten Lehrern. Tagelhner und Handarbeiter unter-richteten in der Regel die Kinder auf dem Lande. 3. Der eifrige Solvatenfreund. Sein Heer hielt er fr den Grundpfeiler der Staatsmacht und brachte es von 38000 auf 83000

17. Geschichte der Neuzeit seit 1648 - S. 77

1898 - Breslau : Hirt
Friedrich Wilhelm I. 77 Städte zu heben, schenkte der König demjenigen, welcher eine wste Sttte bebaute, das Bauholz, 1/5 bis y4 der Baukosten und sechs bis acht Jahre Befreiung von allen Lasten. Infolgedessen wurden viele ganz oder teilweise zerstrte Städte, wie Krossen, Kslin, Stettin, Wittstock und Stendal, neu und schner wieder aufgebaut. Am meisten that Friedrich Wilhelm fr Berlin, indem er wohlhabenden Beamten und Brgern befahl, dort Huser zu errichten. Auf Bittschriften um Erla des Baues schrieb er wohl: Der Kerl hat Geld, soll bauen." Die Ein-wohnerzahl Berlins hob sich unter seiner Regierung auf fast 100000, die Potsdams von 2000 auf 20000. Um die Einwohnerzahl der Städte zu mehren, gewhrte der König einwandernden Handwerkern Ersatz der Reisekosten, Stener-Freijahre, sowie unentgeltliches Brger- und Meister-recht. Bisher hatte der Aufwand des Hofes dem Gewerbe mancherlei Nahrung gegeben; von jetzt ab sollte dies durch das Heer geschehen. Schon am Tage nach der feierlichen Beisetzung seines Vaters befahl Friedrich Wilhelm, den ganzen Bedarf fr die Ausrstung des Heeres im Lande zu kaufen. Da sah man erst, wie tief das heimische Gewerbe gesunken war: alle im Jnlande gefertigten Waren waren schlechter und teuerer, als die vom Auslande bezogenen; aber der König lie sich nicht irre machen. In Berlin errichtete er (1713) eine groe Weberei; smtliche inlndische Wolle mute dorthin verkauft werden, und damit sie das er-forderliche Garn erhielt, sollten die auf den Straen und Mrkten sitzenden Hkerinnen und andere Hndlerinnen nicht Maulaffen feil halten, sondern Wolle und Flachs spinnen, stricken und nhen". Nach zwei Jahren konnten die Tcher des Lagerhauses" nicht nur an Gte und Preis mit den fremden wetteifern, sondern gingen sogar schon ins Ausland, nach Schweden und Rußland. Kein Geld auer Landes!" war nach des Knigs Ansicht der Stein der Weisen"; deshalb vermehrte er die Einfuhrverbote und duldete bei den Brgern, Beamten, Offizieren und am Hofe keine fremdlndischen Waren; der Handel mit den Nachbar-lndern konnte bei solcher Grenzsperre allerdings nicht gedeihen. Dem auf das unmittelbar Ntzliche gerichteten Sinne des Knigs muten die von dem Groen Kurfrsten in Westafrika angelegten Kolonien um so mehr wertlos erscheinen, da sie, von seinem Vater nicht untersttzt, sich nur mit Mhe den Anfeindungen Hollands, Englands und Spaniens gegen-ber behaupten konnten. Friedrich Wilhelm verkaufte sie deshalb an die Niederlnder, die sie allerdings den treuen Negern erst mit Gewalt ab-nehmen muten. e. Die Rechtspflege litt damals berall an einer Verschleppung der Prozesse; deshalb beauftragte Friedrich Wilhelm gleich beim Antritt seiner Regierung einen seiner Geheimrte, einen Vorschlag zur Besserung der Rechtspflege auszuarbeiten. Es ist mein Wille," schrieb er, da

18. Vaterländische Geschichte in Bildern - S. 50

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
50 Sorge fr das Wohl des Landes. Vor allem suchte der König den Ackerbau zu heben. Sumpfige Gegenden wurden ent-wssert und zu Ackerland umgewandelt, neue Feldfrchte angebaut Aus den kniglichen Gtern richtete auch er Musterwirtschaften ein und befreite die Bauern auf ihueu von der Leibeigenschaft. Gern htte der König die Leibeigenschaft der Bauern auch auf den adligen Gtern aufgehoben; er konnte dies aber bei dem Widerstande der Edelleute nicht durchsetzen. Den Gutsherren untersagte er jedoch aufs strengste, die Bauern ohne Grund von Haus und Hof zu der-treiben oder sie mit Peitschenhieben und Stockschlgen zur Arbeit zu zwingen. Besonders fr Ostpreuen wurde Friedrich Wilhelm em wahrer Wohltter. Das Land hatte nmlich durch Hungersnot und Pest ein Drittel feiner Einwohner verloren; ganze Strecken Landes lagen, brach und wst. Der König berief fremde Einwanderer, die ans Osterreich ausgewiesenen Salzburger, und gab ihnen in Ostpreuen neue Wohnsitze. Armen Leuten schenkte er Geld, Korn, Pferde und Rindvieh. 12 Städte und 332 Drfer wurden ueu erbaut. Reiche Brger und Beamte in Berlin wurden gezwungen, neue Hufer zu bauen. Er wies ihnen Pltze und einen Teil des Bauholzes ein, und dann hie es kurz: Der Kerl hat Geld, mu bauen." Der Kmg besuchte auch wohl selber die Baupltze. Mige Arbeiter wurden dann nicht selten auf recht empfindliche Art zur Arbeit auge-halten. Hand el und Gewerbe suchte er zu heben; er legte Fabriken an und verbot die Einfuhr fremder Waren, damit alles Geld im Lande bleibe und die einheimische Industrie emporblhte. Offiziere, Soldaten und Beamte durften nur Kleidungsstcke vou inlndischen Stoffen tragen. Sogar fr das russische Heer hatte Preußen die Tuche zu liefern. Beamtenstcmd. Mit groer Strenge wachte Friedrich Wilhelm der die Beamten. Sie follten treu ihre Pflicht erfllen und pnktliche Ordnung in allen Geschften beobachten. Der König reiste fleiig im Lande umher und lie sich der manches Bericht erstatten. Fand er einen Beamten nicht auf feinem Posten, so gab es derbe Strafe. Bekannt ist, wie er einst den Torschreiber zu Potsdam mit den Worten: Guten Morgen, Herr Torschreiber!" begrte und ihn dann in sehr fhlbarer Weise an feine Pflicht erinnerte. Auch duldete er nicht, da die Untertanen durch die Beamten belstigt oder nnge-rechte Anforderungen an sie gestellt wurden. Unehrliche Beamten lie er eiufperreu oder setzte sie ab. Auf diese Weise wurde Friedrich Wilhelm I. der Schpfer des pflichttreuen preuischen Beamtenstandes. Schule. der 2000 Schulen hat der König errichtet, in Ost-Preuen allein 1700. In den Schulen wollte er tchtige Lehrer haben; deshalb grndete er das erste Lehrerseminar. Zur Unter-sttznng der Schulen gab er ein groes Kapital her. Die Eltern muten ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre zur Schule

19. Deutsche Geschichte von der Reformation bis auf Friedrich den Großen - S. 67

1892 - Berlin : Nicolai
67 zog geschickte Arbeiter aus dem Auslande herbei, aus Böhmen, der Schweiz und anderen Ländern, und legte selbst Fabriken an. So eine Tuchweberei in der Klosterstraße zu Berlin (hier wurde das blaue Uniformtuch hergestellt, welches man zu des Königs Freude auch im Auslande begehrte), die Gewehrfabrik in Spandau. Landwirtschaft und Gewerbe müssen sich in die Hände arbeiten. Das Gewerbe wandelt die Rohprodukte der Landwirtschaft um, z. B. die Wolle in Tnch. Daher wurde die Einfuhr fremder Erzeugnisse durch Zölle erschwert; die Ausfuhr der Wolle geradezu verboten; denn das eigene Land soll zur Ernährung seiner Arbeiter das, was sein Boden erzeugt, umwandeln. Das Geld soll im Lande bleiben; daher müssen die Unterthanen so wenig wie möglich vom Auslande kaufen, sodann ihre Bedürfnisse aus den Erzeugnissen des Landes befriedigen. Der König sah daher sehr ungern baumwollene oder-seidene Kleider statt der leinenen oder wollenen. Die Stadtbewohner waren vom Kriegsdienste frei. Friedrich Wilhelm als Schutzherr der Evangelischen. Wie der Vater und der Großvater nahm sich auch dieser König der Evangelischen an, welche damals noch in manchen Ländern bedrängt wurden, so in Österreich, in der Pfalz, besonders aber in Salzburg. Hier hatte der evangelische Glaube Wurzeln geschlagen; in den Gebirgsthälern entstanden zahlreiche evangelische Gemeinden. Der Erzbischof Firmian suchte sie zur katholischen Kirche zurückzuführen und, als das nicht gelang, trieb er erst die losen Leute und dann die Bauern mit Gewalt aus dem Lande. Diese alle lud Friedrich Wilhelm nach Preußen ein. Es kamen an 20000 Salzburger; diese wurden besonders in Ostpreußen angesiedelt. Der König war fromm, aber religiöse Zänkereien waren ihm in der Seele zuwider. Wissenschaft. Friedrich Wilhelm that sehr viel für die Bildung des Volkes; er errichtete nicht nur viele Schnlanstalten, sondern er führte auch die allgemeine Schulpflicht ein. Freilich fehlte es an gebildeten Lehrern; daher mußten oft ausgediente Unteroffiziere an ihre Stellen treten. Die Kinder sollten schreiben, rechnen und lesen lernen, so viel sie notdürftig brauchten, und in der Bibel und im Katechismus Bescheid wissen. Die Wissenschaften achtete der König nur so weit, als sie sichtbaren Nutzen f(Hufeil, wie die Wundheilkunde. Mit Gelehrten trieb er gern Spott; die Akademie ließ er verkümmern und gab ihr feinen gelehrten Hofnarren zum Präsidenten. Seiner durch und durch deutschen Gesinnung war die französische Sprache, überhaupt das französische Wesen, verhaßt. Die Malerei war die einzige Kunst, die er selbst trieb, besonders wenn er von heftigen Gichtschmerzen geplagt wurde (in tormentis). Antzere Politik. Friedrich Wilhelm fühlte sich ganz als Fürst des deutschen Reiches; er stand daher in allen äußeren Angelegenheiten fest auf der Seite des Kaisers. Leider wurde er mit Undank belohnt, ja zum Vorteile der österreichischen Hauspolitik ausgenutzt. Der öfter- 5*

20. Deutsche Geschichte - S. 183

1914 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
183 in Ostpreuen allein tausend. Alle Eltern waren jetzt bei Strafe verpflichtet, ihre Kinder vom fnften bis zum zwlften Jahre zum Unterricht zu schicken und zwar im Winter tglich, im Sommer wchentlich zweimal. Der König fhrte also den Schulzwang ein. Das war etwas ganz Neues in der Welt. Gab es doch deutsche Lnder, in denen von hundert Menschen kaum einer lesen und schreiben konnte! Auf seinen Reisen ging Friedrich Wilhelm hufig unangemeldet in die Schulen, hrte dem Unterricht aufmerksam zu und prfte auch wohl die Kinder selbst. Mit Recht nennt man ihn den Vater der preuischen Volksschule. Wie um die Jugend, so kmmerte sich der König auch um die Er-wachse neu. Tglich ritt oder fuhr er aus, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei entging nichts seinem scharfen Blick. Wen er auf der Strae fand, der ward gemustert. Den einen oder andern nahm er auch ins Verhr. War etwas nicht in Ordnung, so schalt er ihn aus oder prgelte ihn gar mit seinem spanischen Rohre durch. Wenn es hie: Der König kommti" so flchtete darum jeder, und die Strae wurde leer. Holte indes der König einen Ausreier ein, so erging es diesem erst recht schlimm; er hatte den Stock doppelt zu fhlen. Solche Strenge des Herrschers hatte ihr Gutes: die Untertanen gewhnten sich an Flei, Ordnung und Reinlichkeit und fhrten ein einfaches, ehrbares Leben. So wurde Friedrich Wilhelm auch zum Erzieher feines Volkes. 5. Der König und die Beamten. Auf dem König lag eine Riefen arbeit. Er konnte sie nur leisten, wenn er in Stadt und Land treue Helfer hatte. Das sollten seine Beamten sein. Jedem einzelnen von ihnen war genau vorgeschrieben, wie er fein Amt zu verwalten hatte. Alle muten im Dienste Pflichttreue, Flei, Ordnungsliebe und Sparsamkeit zeigen. Was er befahl, konnte ihm nie rasch genug ausgefhrt werden. Cito, citissime, schnell, ganz schnell" schrieb er auf viele Erlaffe. Fr die hheren Stellen nahm er meistens Adelige, fr die niederen ausgediente Unteroffiziere. Die hchste Behrde war das Generaldirek-torium, das etwa unser heutiges Ministerium des Innern und unser Finanzministerium in sich vereinigte. Den jetzigen Regierungen entsprechen die Kriegs- und Domnenkammern. Weil Friedrich Wilhelm zu seines Vaters Zeiten viele schlechte Beamte kennen gelernt hatte, war er stets mitrauisch. Alle wurden von ihm genau berwacht. Jhrlich bereiste er die Provinzen. Weder Wind noch Wetter noch grundlose Wege hielten ihn davon ab. Pltzlich und unangemeldet erschien er. Dann muten ihm die Rechnungsbcher vorgelegt werden. Wie bei dem Soldaten jeden blinden Knopf, fo sah er hier jeden falschen Posten. Wehe den Beamten, die nicht ihre Schuldigkeit taten! Unbarmherzig sauste das dicke Rohr des Knigs aus ihren Rcken nieder. Ein ostpreuifcher Edelmann, der Gelder unterschlagen hatte, kam nach einem kurzen Verhr vor dem König sofort an den Galgen. Selbst die Minister zitterten vor ihm. Erschien einer von ihnen eine Stunde zu spt in seinem Arbeits-zimmer, so zahlte er zur Strafe hundert Dukaten. Wiederholte sich die Versumnis, so wanderte er auf die Festung. Auge und Faust des Knigs waren berall. Durch feine Strenge und fein eigenes Beispiel schuf Friedrich