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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 774

1858 - Weimar : Böhlau
Napoleons Kaiserthum auf seinem Höhepunkt. 774 Napoleon beschied die Könige von Sachsen, Westphalen, Würtem- berg, Holland, Neapel, den Vicekönig von Italien und den früheren Kurfürsten von Mainz, jetzigen Fürsten Primas, für den 2. December 1809, zur fünften Jahresfeier seiner Krönung, nach Paris, damit die- selben Zeugen seines triumphatorischen Prunkes und Zuhörer seiner hoch- tönenden Reden wären. Aber auf dem Riesensitze seines Kaiserthrones, der auf den Trümmern des alten Europa erbaut war, fühlte sich Na- poleon nicht befriedigt, weil er keinen Sohn als Erben seiner Herrlich- keit neben sich sah. Er ließ sich deshalb von Josephine scheiden, welche, nach seiner eigenen Aussage, der gute Genius seines Lebens gewesen war, und bewarb sich bei dem Kaiser von Oestreich um die Hand der Erzherzogin Maria Luise. Fünf Königinnen hielten der Kaiserin die Schleppe, als am 2. April 1810 der Kardinal Fesch in der Kapelle deß Louvre die Vermählung Napoleons vollzog. Der Kaiser Franz hatte das Opfer dieses Ehebündnisses gebracht, weil er durch dasselbe den all- gemeinen Frieden dauernd zu begründen hoffte. Aber Napoleon fuhr fort mit eiserner Hand in das Geschick von Völkern und Fürsten, selbst der ihm befreundeten, einzugreifen. Er erklärte den Staat des Fürsten Primas für ein Großherzogthum Frankfurt und bestimmte den Prinzen Eugen, seinen Stiefsohn, zum dereinstigen Nachfolger des neuen Großherzogs Dalberg. Napoleons Bruder, Ludwig von Hol- land, hatte durch Milde und Wohlwollen die Liebe seiner Unterthanen gewonnen. Er weigerte sich, das Wohl seines Volkes den leidenschaft- lichen, unausführbaren Decreten zu opfern, durch welche Napoleon aus Wuth gegen England den Handel aller Völker vernichtete. Ludwig legte am 2. Juli 1810 zu Gunsten seines Sohnes die Krone nieder und be- gab sich nach Deutschland, wo er mehrere Jahre als Graf St. Leu zu Gräz in Steiermark lebte. Napoleon aber vereinigte Holland mit Frankreich und verlieh dem holländischen Kronprinzen das Großher- zogthum Berg. Hannover war mit dem Königreich Westphalen ver- einigt worden; ein kaiserliches Decret bestimmte, daß die Hansestädte sowie die Länder zwischen der Nord- und Ostsee und einer von dem Rhein zur Ems, Werra und Elbe gezogenen Linie, unter diesen auch ver größte Theil des mit Westphalen vereinigten Hannovers, nebst einem beträchtlichen Stücke des Königreichs selbst, mit Frankreich vereinigt wer- den sollten. Durch diese Verfügung über Norddeutschland verloren die souveränen Fürsten des Rheinbundes von Salm und Kyrburg, der Herzog von Ahremberg und der Herzog von Oldenburg ihre Länder. Ein kaiserliches Decret vereinigte die Republik Wallis mit Frankreich. Das Co nti nental-Syst em, welches Napoleon schon 1806 ge- gen England angeordnet hatte, wurde durch neue Decrete auf die höchste Spitze getrieben. Alle seewärts eingegangenen Colonialwaren sollten als aus englischem Handel stammend angesehen werden und einen Zoll von fünfzig Proeent entrichten; alle englischen Fabrik- und Manufaktur- waren , welche in Frankreich und den mit Frankreich verbündeten Län- dern gefunden würden, sollten weggenommen und verbrannt werden. In allen deutschen Ländern wurden große Massen bezahlter und ver- steuerter Waren den Bürgern weggenommen und verbrannt.

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1. Neueste Geschichte - S. 109

1859 - Leipzig : Fleischer
109 durch Fischerboote nachgesehen, um die gänzliche Verarmung seiner Unterthanen zu hindern. Das blieb Napoleon nicht verborgen, und er gerieth darüber in großen Zorn. Er schickte französische Truppen im Januar 1810 nach Holland, welche die ganze Küste im Verein mit französischen Zollbedienten besetzten, und nun jeden Handelsverkehr unmöglich machten. Zugleich mußte Louis den südlichen Theil seines Königreichs nebst einem Theil seiner Flotte an Frankreich abtreten, ein schweres Opfer, welches er der Erhaltung seines Königreichs brachte; denn schon hatte Napoleon gedroht, er werde es ganz mit Frankreich vereinigen. Vergebens war Louis selbst nach Paris gereist, um von seinem Bruder einige Milderung zu erhalten. Der Unwille der Holländer wurde täglich größer, und es fehlte nicht an Thätlichkeiten zwischen den holländischen Schleichhändlern und den französischen Zollbeamten. Da diese nun bei Napoleon Klage führten, so verordnet der Kaiser, daß ein neues Heer einrücken, und das Land besetzen sollte. Diese neue Maßregel erschöpfte Louis Geduld; länger glaubte er nicht mit Ehren König des so ge- mißhandelten Landes bleiben zu können. Er verließ plötzlich Holland am 1. Juli 1810, hinterließ eine Entsagungsaote zu Gunsten seines ältesten Sohnes, und begab sich nach Gräz in Steiermark. Hier wollte er lieber als östreichischer Unterthan, als in Holland als König leben, Napoleon aber erklärte die Abtretung für ungültig, und vereinigte Holland mit Frankreich, weil dasselbe nur ein Ausfluß des französischen Gebiets sei; die Mündungen französischer Flüsse könne er nicht in fremden Händen lassen. Dieser Gewaltthat folgten bald neue. Am 11. November 1810 ließ er plötzlich die Republik Wallis in der Schweiz besetzen, und vereinigte sie mit dem französischen Reiche, weil er nicht zugeben könne, daß ein Zugang zu Italien in fremden Händen sei. Er hatte nämlich eine schöne Straße über den Simplon, einen hohen Berg zwischen Wallis und Italien, anlegen lassen. Einen Theil von Hannover hatte er bis jetzt für seine Rechnung ver- walten lassen. Jetzt trat er diesen an Westphalen ab; dafür aber mußte Jerome nicht nur die darauf hastenden Schulden übernehmen, sondern auch einige tausend Franzosen unterhalten, und sich gefallen lassen, daß französische Zollbeamten in Westphalen nach englischen Waaren herumspürten, die, wo man sie fand, zerstört wurden. — Frankfurt hatte seither dem Carl von Dalberg, der den Titel eines Primas von Deutschland führte, gehört. Jetzt wurde es am 1. März 1810 in ein Großherzogthum Frankfurt ver- wandelt, und Napoleon bestimmte, daß des neuen Großherzogs einstiger Nach- folger der bisherige Vicekönig von Italien, Eugen, sein solle. Denn seit er Marie Luise geheirathet hatte, war er nicht mehr Willens, dem Eugen Ita- lien zu hinterlassen. Bei Ernennung des Großherzogthums Frankfurt erklärte er ausdrücklich, daß seine unmittelbaren Besitzungen nie über den Rhein ausgedehnt werden sollten, und doch erschien am 13. December 1810 das Decret, daß das nord- westliche Deutschland, namentlich H am bürg, Bremen, Lübeck, das Herzog- thum Oldenburg, ein Theil von Berg und Hannover und einige kleinere Bezirke zu Frankreich geschlagen werden müßten, um dem Schleichhandel der Engländer zu wehren, und Frankreich mit der Ostsee in Verbindung zu bringen.

2. Bd. 9 - S. 414

1846 - Braunschweig : Westermann
412 Achtes Kap. Von Errichtung des die gewandte Ncdeknnst der kaiserlichen Staatsräthe kaum einige Beschönigung auffand. Zuvörderst ward das Gebiet des Fürsten Primas durch Hanau und Fulda vergrößert und zum „Großherzogthum Frankfurt" erhoben (Negcnsburg dagegen fiel an Baiern); aber es ward zugleich zum Erb- theile des Prinzen Engen Bcauharnois erklärt, „weil in Zukunft keine weltliche Herrschaft mehr mit geistlichen Würden vereint seyn solle" (1. März 1810). — Deßwegen hatte auch der Kardinal Fesch seiner Koadjutorstelle entsagt. Bei Gelegenheit dieser Verkündung wurde von Neuem feierlich ver- heißen, daß das unmittelbare Gebiet Frankreichs nie über den Rhein sich ausdehnen werde. Gleichzeitig ward der Ueberrest des Kurlandcs Hanno- ver, mit Ausnahme Laucnburgs, zum Königreich Westphalen geschlagen (14. Jan. 1810); Frankreich jedoch ein Einkommen von 4‘/2 Millionen Franken zu Schenkungen vorbehalten, auch der Handel Westphalens französi- schen Zollbeamten unterworfen. Andere Dekrete regulirten den neu vergrößer- ten Länderbesiz B a i c r n s und W ü r t c m b c r g s, und sprachen die unnatürliche Zerstückelung Tirols in drei Theile aus. Die südlichen Thäler dieses Lan- des wurden zu Jllyrien und Italien geschlagen. Bald nachher ward Holland dem großen Reiche einverleibt, König Ludwig, Napoleon's Bruder, weihte sich treu und eifrig dem Glücke seines Volkes, und suchte zumal dessen Handel mit England d. h. nach der da- maligen Lage mit der Welt, als das Lcbensprinzip des Staates zu retten gegen die rücksichtslosen kaiserlichen Dekrete. Hiedurch zerfiel er mit seinem Bruder, welcher ihn nur sich und seinem Hasse gegen England dienstbar wissen wollte. Heftige Erklärungen des Kaisers und seiner Minister gegen Holland, verbunden mit den Deklamationen seiner knechtischen Staatsräthe, welche Holland „eine Anschwemmung des Rheins, der Maas und der Schelde, dreier großer Adern des französischen Reiches", nannten, verkün- deten das Schicksal dieses Landes. Der König bot Alles auf zu dessen Ret- tung. Zur Beschwichtigung Napoleon's schloß er mit ihm einen Vertrag (16. März 1810), wornach aller Handel mit England den Holländern unter- sagt und zur Handhabung solches Verbots eine französische Heerschaar an den holländischen Küsten aufgestellt werden sollte. Außerdem mußte Holland eine Flotte zum Dienste Frankreichs ausrüsten, und an das Nimmersatte Reich das holländische Brabant, ganz Seeland, die Insel Shouwen und

3. Bd. 6 - S. 480

1845 - Leipzig : Kollmann
— 480 liche Befolgung der Continentalsperre Sorge zu tragen hatten. Ludwig trat zugleich Holländisch-Braba nt, Seeland und einen Theil von Geldern an Frankreich ab, dergestalt, daß die Waal jetzt die Grenze zwischen beiden Staaten bildete. Doch trotz aller dieser Opfer, die der wohldenkende Ludwig gebracht hatte, und wodurch er die Unabhängigkeit seines Staates zu erkaufen gestrebt, kam es doch bald wieder zu neuen Mißhcllig- kciten, in Folge deren eine französische Armee von 20,000 Mann Holland besetzte. Doch jetzt legte Ludwig voll edlen Selbstgefühls am 2. Juli is 10 zu Gunsten seines Sohnes die Krone nieder, da er sie nicht länger mit Ehren tragen zu können glaubte, und begab sich nach Deutschland, wo er seitdem mehrere Jahre als Graf St. Leu zu Grätz in Steiermark lebte. Allein Napoleon verwarf die Abtretung und vereinigte durch ein kaiserliches Decrct am 9. Juli Holland, als ein neues Generalgouvernement, mit dem französischen Reiche. — Einige Monate später ward auch das Walliser Land, das seit dem Jahre Is02 eine für sich beste- hende unabhängige Republik bildete, unter dem Namen des Departement des Simplón, dem französischen Reiche ein- verleibt. Eine weit wichtigere, aber in ihren Folgen verderbliche Maß- regel war die Einverleibung der Küstenländer von Norddeutschland, nämlich die Länder zwischen der Nord- und Ostsee und einer von dem Rheine zur Ems, Werra und Elbe gezogenen Linie; unter diesen auch der größte Theil des erst kürzlich mit West- phalen vereinigten Hannovers, nebst einem beträchtlichen Stücke des Königreichs selber; ferner die Besitzungen der Fürsten Salm und Kyrburg, das Hcrzogthum Oldenburg, desgleichen die freien Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck und das Hcrzogthum Lauen bürg. Sie erfolgte durch einen besonderen Senatsbeschluß am 10. Decomber 1810. Durch diese und Hol- lands Vereinigung traten zu den bereits vorhandenen 120 Departe- ments zehn neue hinzu. In Hamburg, sowie in Amsterdam ward ein General-Gouvernement eingesetzt. Selbigen Jahres hatte Napoleon auch durch zwei Decrete von Tria non und Fontainebleau verordnet, daß alle seewärts cingegangenen Colonialwaaren als aus englischem Handel stammend angesehen werden und einen Jmpost von fünfzig -Procent entrichten sollten; alle englischen Fabrik- und Manufacturwaaren aber, welche in

4. Theil 3 - S. 488

1839 - Leipzig : Fleischer
488 mußte Ierome nicht nur die darauf hastenden Schulden übernehmen, sondern auch einige tausend Franzosen unterhalten, und sich gefallen lassen, daß französische Zollbeamten in Westphalen nach englischen Waaren herumspürten, die, wo man sie fand, zerstört wurden. — Frankfurt hatte seither dem Karl von Dalberg, der den Titel eines Primas von Deutschland führte, gehört. Jetzt wurde es am I.märz 1810 in ein Großherzogthum Frankfurt verwandelt, und Napo- leon bestimmte, daß des neuen Großherzogs einstiger Nachfolger der bisherige Vicekönig von Italien, Eugen, seyn solle. Denn seit er Marie Luise geheirathet hatte, war er nicht mehr Willens, dem Eugen Italien zu hinterlassen. Bei Ernennung des Großherzogthums Frankfurt erklärte er aus- drücklich, daß seine unmittelbaren Besitzungen nie über den Rhein ausgedehnt werden sollten, und doch erschien am 13. December 1810 das Decret, daß das nordwestliche Deutschland, namentlich Hamburg, Bremen, Lübeck, das Herzogthum Oldenburg, ein Theil von Berg und Hannover und einige kleinere Bezirke zu Frankreich geschla- gen werden müßten, um dem Schleichhandel der Engländer zu weh- ren, und Frankreich mit der Ostsee in Verbindung zu bringen. Eine große Freude empfand Napoleon, als ihm am 20. März 1811 ein Sohn geboren wurde, der den Namen eines Königs von Rom erhielt. Mit diesem Kinde wurde eine wahre Abgötterei getrie- den; Abgesandte der Behörden erschienen an seiner Wiege, und hielten die feierlichsten Reden an das Kind, welches von dem allen nichts verstand, und viele Fürsten und fürstliche Gesandten kamen nach Paris, um dem erhabenen Vater ihre Glückwünsche in tiefster Ehrfurcht zu überbringen. So glänzend nun auch Napoleons Regierung war, so viele gute Anlagen er auch machte — er legte Kanäle, Landstraßen und andere öffentliche Werke an — so wenig fühlten sich doch die Unterthanen sei- nes Reichs glücklich. Die jungen Leute wurden zu Tausenden durch seine Kriege hinweggerafft, und andere dann den Armen ihrer Eltern entrissen; die unterworfenen Länder seufzten unter drückenden Abgaben; Handel und Wandel lagen danieder; Keiner wußte, wie lange er sei- nem Fürsten angehören würde; denn Länder und Völker gingen, wie eine Waare, auf Napoleons Befehl aus einer Hand in die andere; und während öffentliche Reden und die Zeitungsblätter das Glück der Völker und den Ruhm des großen Mannes priesen, wurden die, welche es wagten, einen Laut der Klage oder die Stimme der Wahrheit hören zu lassen, von französischen Spionen verfolgt, eingekerkert, oft ohne zu erfahren warum, oder wohl gar ohne Weiteres erschossen, so daß zuletzt Jeder still das Unabwendbare ertrug, und hoffend einer bessern Zeit entgegensah, die aber noch sehr fern zu liegen schien. Da half

5. Theil 3 - S. 487

1839 - Leipzig : Fleischer
467 ders, weil er lieber unabhängig als in goldenen Fesseln leben wollte. Daß er dabei sehr klug handelte, zeigte ihm bald das Beispiel seines Bruders Louis. Napoleon hatte nämlich in seinem Zorn gegen Eng- land befohlen, daß alle holländische Häfen den englischen Schiffen ge- schlossen würden, und überhaupt nicht der geringste Verkehr mit den Engländern statt fände. Nun aber ist Holland an sich ein armes Land, und kann nur durch Handel und Schifffahrt bestehen. Hätte Louis, der es mit seinem Volke aufrichtig gut meinte, die Befehle seines Bruders in ihrer ganzen Strenge vollzogen, so wären die Hol- länder verloren gewesen; abe^ er hatte dem heimlichen Verkehr mit den Engländern durch Fischerboote nachgesehen, um die gänzliche Verar- mung seiner Unterthanen zu hindern. Das blieb Napoleon nicht verbor- gen, und er gerieth darüber in großen Zorn. Er schickte französische Truppen im Januar 1810 nach Holland, welche die ganze Küste ün Verein mit französischen Zollbedienten besetzten, und nun jeden Han- delsverkehr unmöglich machten. Zugleich mußte Louis den südlichsten Theil seines Königreichs nebst einem Theile seiner Flotte an Frank- reich abtreten, ein schweres Opfer, welches er der Erhaltung seines Königreichs brachte; denn schon hatte Napoleon gedroht, er werde es ganz mit Frankreich vereinigen. Vergebens war Louis selbst nach Paris gereist, um von seinem Bruder einige Milderung zu erhalten. Der Unwille der Holländer wurde täglich größer, und es fehlte nicht an Thätlichkeiten zwischen den holländischen Schleichhändlern und den französischen Zollbeamten. Da diese nun bei Napoleon Klage führten, so verordnete der Kaiser, daß ein neues Heer einrücken, und das Land besetzen sollte. Diese neue Maßregel erschöpfte Louis Geduld; länger glaubte er nicht mit Ehren König des so gemißhandelten Landes blei- den zu können. Er verließ plötzlich Holland am 1. Jul. 1810, hin- terließ eine Entsagungsacte zu Gunsten seines ältesten Sohnes, und begab sich nach Gräz in Steiermark. Hier wollte er lieber als östreichi- scher Unterthan, als in Holland als König leben. Napoleon aber er- klärte die Abtretung für ungültig, und vereinigte Holland mit Frank- reich, weil dasselbe nur ein Ausfluß des französischen Gebiets sey; die Mündungen französischer Flüsse könne er nicht in fremden Händen lassen. (Seit 1828 lebt Louis in Florenz). Dieser Gewaltthat folgten bald neue. Am 11. November 1810 ließ er plötzlich die Republik Wallis in der Schweiz besetzen, und vereinigte sie mit dem französischem Reiche, weil er nicht zugeben könne, daß ein Zugang zu Italien in fremden Händen sey. Er hatte näm- lich eine schöne Straße über den Simplon, einen hohen Berg zwischen Wallis und Italien, anlegen lassen. Einen Theil von Hannover hatte er bisjetzt für seine Rechnung verwalten lassen. Jetzt trat er diesen an Westphalen ab; dafür aber

6. Geschichte der Neuzeit - S. 126

1901 - München [u.a.] : Franz
126 Napoleons Krieg mit Rußland 1812. pifttt". Um endlich das verhate England zu schwchen, ver-schrfte Napoleon die Kontinentalsperre, schdigte aber dadurch mehr den Handel des Festlandes als den englischen. Als ihm sein Bruder Ludwig, König von Holland, deshalb Vorstellungen machte und fortfuhr, die Umgehung der Kontinental-sperre milde zu bestrafen, stellte Napoleon eine Schar fr an-zsischer Zollbeamter zur Bewachung der hollndischen Kste auf. Da dankte Ludwig, der wohlmeinendste von Napoleons Brdern, zu gunsten seines Sohnes ab; aber Napoleon stie Holland fran-diese Verfgung um und verleibte ganz Holland als eine An-jftf 1810. schwemmung franzsischer Flsse" Frankreich ein 1810. In Wallis sran- demselben Jahre vereinigte er auch den Kanton Wallis mit Frank-zosisch 1810. reich und dehnte dessen Grenzen endlich noch der die ganze deutsche Nordseekste 9tordfccfftc bis an die Mndung der Trave in die Ostsee aus, und Lbeck wodurch der nrdliche Teil von Hannover, das Herzogtum Oldenburg 1810 un^ Hansastdte Bremen, Hamburg und Lbeck an Frankreich kamen, das jetzt 130 Departements zhlte. Whrend Napoleon so nach auen sich die gewaltttigsten bergriffe gestattete, wurde auch seine Regierung im Innern immer Polizeiherr- despotischer. Schon 1807" hatte er das Tribnnat ab-schast. geschafft. Eine strenge Zensur berwachte Bcher und Zeitungen, die Polizei jede selbstndige Regung der Untertharten. Napoleons Krieg mit Nutzland 1812. Napoleon hatte den Zaren zu Tilsit 1807 und zu Erfurt 1808 durch die Aussicht gewonnen, da Rußland und Frankreich sich in die Herrschaft der Europa teilen sollten. Aber während Napoleon 1808 Toscana, 1809 en Kirchenstaat, 1810 Holland, die ganze deutsche Nordseekste nebst Lbeck und endlich Wallis mit Frankreich vereinigte, Dynastien nach Willkr absetzte und Lnder nach Belieben vertauschte und verschenkte, gewann Rußland durch sein Bndnis mit Frankreich nichts als Finnland (1809 von Schweden) und Bessarabieu (in einem Krieg mit der Trkei 18061812). Dagegen fhlte es sich beunruhigt durch die Ver-greruug des Herzogtums Warschau im Schnbruuuer Frieden, wodurch die Hoffnungen der Polen auf eine Wiederherstellung ihres frheren Reiches bedeutend stiegen. Als noch Napoleon den Oldenburg. Herzog von Oldenburg, einen Verwandten Alexanders, 1810 seines Landes beraubte, und vom Zaren eine schrfere Durchfhrung der Festlandsperre verlangte, während er sich doch selbst gentigt sah, franzsischen Kaufleuten sog. Licenzen zu Russischer erteilen, erlie Alexander einen neuen Zolltarif, der die Zolltarif, franzsischen Waren schwerer besteuerte als die englischen. Die Vorwrfe Napoleons hierber beantwortete er mit der Forderuug,

7. Die allgemeine Geschichte für Schule und Haus - S. 205

1827 - Erlangen : Heyder
205 «uch feine 5 herzoglichen Linien, Würzburg und noch andere kleinere Fürsten thaten. Der Krieg versetzte sich sofort nach Polen, und dann nach Ostpreussen, aber wenn auch am 8- Febr. 1827 die Schlacht bet Preussisch Eilau (ein Schlachten wars, nicht eine Schlacht zu nennen!) der Tapferkeit der Preussen und der mit ihnen nun vereinigten Russen volle Ehre brachte.- so leuchtete doch in der Schlacht von Friedland (14. Jun.) die Sonne von Marengo; und führte am 8- ». 9. Jul. den traurigen Tilsiter Frieden herbei. Preussen verlor fast die Hälfte seiner bisherigen Besitzungen mit 5 Millionen Menschen (selbst Rußland bereicherte sich davon!) und aus den Abtretungen wurde das Her- zogthum Warschau für Sachsen, und mit Hinzunahme der hessischen und braunschweigischen Länder aus den wesiphältschen Provinzen, das Königreich Westphalen für Hieronymus Bonaparte gegründet. Dagegen bemächtigten sich die Engländer säst aller Colonten Frankreichs und der mit ihm verbündeten Länder. Dafür sollte der im eignen Laude unangretf» bare Feind in seinem Handel mit dem Conttnenl Eu- ropas angegriffen werden. Dem neuen und unerhör- ten Continentalsystem zu Folge wurden nun alle groß- britannische Staaten für blokirt, alle Engländer auf dem festen Lande für Kriegsgefangene, der Handel mit England und seinen Colonten und Waaren als staats- verbrechertsch, und alle englische Waaren für confisctrt erklärt und letztere zum Theil verbrannt. So lo- derten jetzt Auto's-da-fe der H a n d e l s Inquisition empor! Allein tn diesem Kampfe gegen den Handel Englands blieb dies selbst nicht müssig. Es beantwor- tete die Decrete von Berlin (1806), Warschau (1827), Mailand (1807), Fontainebleau (1810), und Trtanon (1810) mit eben so scharfen Cabinetsordren, in denen es jedem Schiffe das Einlaufen tn französische oder föderirte Hafen, bet Strafe der Wegnahme verbot, die Weser und Elbe, und endlich alle Hafen für blo- kirt erklärte, in denen die englische Flagge nicht zu- gelassen wurde. Somit hörte aller Handel der Neu- tralen auf. Napoleon kannte aber auch keine Neutrale „well« wie er selbst gestand, ^nte das Recht, sondern

8. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 478

1880 - Heidelberg : Winter
478 Kap. 47. § 283. Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht. kirchliche Trauung am 2. April zu Paris durch den Cardinal Fesch. Fünf Königinnen hielten dabei der Kaiserin die Schleppe. Die Freudenfeste zur Huldigung Napoleons und seiner neuen Gemahlin drängten sich. Vielen schwebten dabei die traurigen Folgen der frühern österreichischen Heirat vor Augen. Besonders erinnerte der tragische Ausgang des glänzenden Freudenfestes, welches der österreichische Gesandte, Fürst Schwarzenberg, im Namen seines Kaisers am 1. Juli 1810 dem Kaiserpaare gab, an das ähnliche Omen, das sich bei Maria Antoinettens Vermählung mit Ludwig Xvi zugetragen hatte. Der große, zu diesem Feste gebaute Ballsaal geriet in Brand; viele Gäste kamen in den Flammen um, andere wurden im Gedränge zertreten oder sonst verletzt; das Unglück war entsetzlich. Napoleon hatte seine Gemahlin gleich anfangs in Sicherheit gebracht; die Schwägerin des Fürsten Schwarzenberg, welche ihre schon gerettete Tochter suchte, verbrannte auf schreckliche Weise. Schon vor seiner Vermählung hatte Napoleon durch ein Decret den von ihm erwarteten Sohn aus dieser Ehe zum König von Rom bestimmt, und nun ließ er auch für sich selbst in Rom den Quirinal zum Kaiserpalast einrichten, um anzudeuten, daß er die alte römische Kaiserkrone auf seinem Haupte erneuern und den Italienern und Deutschen als ihr rechtmäßiger Oberlehensherr erscheinen wolle. Als vollends am 20. März des Cometenjahres 1811 Marie Luise ihm einen Sohn gebar, da schien es, als ob der göttliche Wille selbst das Siegel auf die Dauer seiner Dynastie legen wollte. Napoleons Herrschaft umfaßte jetzt außerhalb Frankreich: das Königreich Neapel, das Königreich Hetrurien, die illyrischen Provinzen, das Königreich Holland (das er seinem Bruder Ludwig, weil derselbe die Kontinentalsperre nicht streng beobachtete, wieder nahm und mit Frankreich vereinigte), das Großherzogtum Berg, das Königreich Westfalen, das Herzogtum Oldenburg mit Ostsriesland, die Ostseestädte Hamburg, Bremen, Lübeck und den Kanton Wallis. Außerdem gehorchten ihm die deutschen Staaten des Rheinbundes, welchem, mit Ausnahme Preußens, alle deutschen Staaten beigetreten waren. Polen, Dänemark und Schweden (wo der französische Marschall Bernadotte zum Thronfolger ernannt wurde) standen unter seinem Einflüsse; Portugal und Spanien war er im Begriff, sich zu unterwerfen; selbst Rußland mußte mit den übrigen Mächten des europäischen Festlandes die (Kontinentalsperre beobachten. So stand Napoleon im Jahre 1810 auf dem Gipfel seiner Macht, und nichts schien ihm auf die Länge widerstehen zu können; kaum schien Deutschland, auf welchem dieses Fremdjoch am schwersten lastete, je wieder auf Befreiung hoffen zu dürfen, und am wenigsten konnte, schien es, das so außerordentlich geschwächte Preußen dem Völkerbezwinger Besorgnis einflößen. Kap. 48. Deutschlands Befreiung vom Fremdjoche. 284. Der Krieg in Spanien zog sich durch den heldenmütigen Widerstand des spanischen Volkes und durch die Verstärkung des englischen Beistandes unter Wellington, welcher 1811 Portugal befreite und sogar Madrid, wenn auch nur vorübergehend, besetzte, in die Länge. Nichts desto weniger dachte Napoleon, im eitlen Wahne seiner unbegrenzten Herrschsucht, auch Rußland sich zu unterwerfen, dessen Herrscher Alexander, gekränkt durch die Vertreibung seines Verwandten, des Herzogs von Oldenburg, und die Einverleibung dieses Landes in Frankreich, die (Kontinentalsperre in Eng-

9. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 501

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
501 Frankreich als Kaifttthum. auf Wesigallizien und einen Theil von Ostgallizien, die nebst der Stadt Cracau an das Herzogthum Warschau kamen; auf den Villacher Kreis in Kärnthen, das Herzogthum Krain, das T rie st er Gebiet, die Grafschaft G ö c z nebst F r i a u l, auf Kroatien am rechten Ufer der Sau, nebst Fiume, woraus Napoleon mit Dalmatien, Istrien und Rag ufa, die wie- der von dem Königreiche Italien getrennt wurden, den Staat der il ly rischen Provinzen bildete. Rußland erhielt den Tar- nopoler Kreis mit 400,000 Seelen; Oestreich, nunmehr vom Meere abgeschnitten, hörte auf ein Seestaar zu seyn. Napoleons Macht hatte ihren Scheitelpunkt erreicht. Ein Decret vom 19. Mai 1809 vernichtete die weltliche Mach: des Papstes, erklärte Rom zu einer freien kaiserlichen Stadt und Pius Vii. ward gefangen nach Frankreich hinweggeführt. Ein Mordanschlag, welchen ein junger Mensch auf den Kaiser wahrend seiner Anwesenheit in Schönbrunn machte, konnte ihm ein Fin- gerzeig der herrschenden Stimmung seyn; doch seine Entwürfe reichten in die Zukunft. Seine Gemahlin Joséphine hatte ihm keine Kinder gegeben, er aber wünschte sein unermeßliches Reich an einen leiblichen Erben zu überlassen und seine Macht durch Verwandtschaft mit einem alten und mächtigen Fürsten- hause zu stützen, darum löste er seine Ehe mit seiner bisherigen Gemahlin, die früher den ersten Grundstein zu seiner Größe ge- legt, auf und verband sich mit der ältesten Tochter des östreichi- schen Kaisers Franz I., Maria Luise, den 2. April 1810. Willkührliche Veränderungen naher und ferner Staaten folgten sich in launenhaftem Wechsel. Um das Königreich Italien für die Abtretungen an die illyrischen Provinzen zu entschädigen, theilte Napoleon selbigem die südliche Halste von Tyrol zu; dafür erhielt Baiern das Fürstenthum Bayreuth und Regensburg; Frankfurt wurde zu einem Großherzogthum erhoben, durch Theile des Fürstenthums Fulda und der Grafschaft Hanau er- weitert, der Fürst Primas von Regensburg in selbiges verpflanzt, mit der Bestimmung einer künftigen Vererbung dieses Staates auf den Vicekönig von Italien, den 1. März 1810. Der König von Holland verzichtete freiwillig auf seine Krone den 1. Juli und ein kaiserliches Decret den 9. Juli verband selbiges mit dem Kaiserthume Frankreich; dasselbe geschah mit dem Freistaate W a l- lis, und am 13. Dec. folgten die deutschen Lande an den Aus- flüssen der Weser, Ems und Elbe nebst den Städten Bremen, Lübeck, Hamburg, welche als die t)tei norddeutschen Departements zu Frankreich gehören sollten. Durch die Geburt eines Sohnes, welcher den Titel König von Rom erhielt, gewahrte die Vorse- hung dem glücklichen Napoleon noch den angelegentlichsten seiner Wünsche. Allein jene Grwaltschritte hatten in den Gesinnungen des »riie 181

10. Geschichte der Neuzeit seit 1648 - S. 164

1898 - Breslau : Hirt
164 Dritte Periode. stand in voller Blte; denn vielfach lieen sich die Zollbeamten bestechen, oder die Schmuggler bildeten bewaffnete Banden und durchbrachen mit Gewalt die Zolllinie. Da gestattete Napoleon die Einfuhr der Kolonial-waren, belegte diese aber mit einem Zoll bis zur Hlfte des Wertes; englische Zeuge aber sollten weggenommen und verbrannt werden. Napoleons Bruder Louis wollte zur Durchfhrung dieser Maregel in Rcksicht auf das Wohl seines Volkes die Hand nicht bieten, sondern legte seine Krone nieder; da vereinigte Napoleon ganz Holland, das ja doch nur ein Erzeugnis franzsischer Gewsser" sei, nebst Ostfriesland mit Frankreich (1810). Den grten Teil Hannovers und die deutschen Hansa-stdte hatte Napoleon seit dem Frieden zu Tilsit unter eigener Verwaltung behalten; er hate letztere als die besten englischen Kunden und hatte besonders den Hamburgern unermeliche Summen abgepret. Zu Anfang 1810 trat er Hannover an Westfalen ab, aber schon Ende dieses Jahres ri er Nordhannover wieder davon ab und vereinigte, um die Festlands-sperre besser durchfhren zu knnen, die ganze Nordseekste ebenfalls mit Frankreich. Wie Napoleon die Wegnahme des Kirchenstaates (1809) damit begrndet hatte, da er einfach das Land, welches sein Vorfahr Karl der Groe" einst der Kirche geschenkt habe, zurcknehme, so meinte er jetzt der die Einverleibung Hamburgs: diese Stadt, die sein Vorfahr Karl der Groe gegrndet habe, solle ihrer natrlichen Verbindung mit Frankreich nicht lnger entbehren. Sein Gebiet erstreckte sich jetzt im Sden der Rom hinaus, im Norden bis an die Ostsee bei Lbeck. Ein binnen fnf Jahren zu erbauender Kanal sollte Paris mit der Ostsee verbinden. Als dem allmchtigen Manne 1811 auch noch ein Thronerbe geboren wurde, dem schon vor der Geburt der stolze Titel eines Knigs von Rom bestimmt war, da schien sein Glck vollkommen zu sein. 2. Napoleons Krieg mit Wukkand. a. Ursache; Stellung Deutschlands zu demselben. Aber Napo-leons Begierde nach Macht und Ruhm war unersttlich. Kaum hatte er mit Hilfe Rulands sterreich gebeugt, so begann er schon die Vorbereitung zu einer Demtigung des Zaren mit Untersttzung sterreichs. War Rußland unterworfen, so konnte er den Englndern die Ksten des Festlandes verschlieen, und von Moskau aus bot der Weg nach Indien keine unbersteigbare Schwierigkeiten mehr. Er wute nicht, ans wie schwachen Fen das von ihm aufgerichtete Staatsgebude stand. Die Hannoveraner, Oldenburg er, Braunschweiger hingen mit Liebe an ihrem angestammten Herrscherhause; alle Einwohner des Rheinbundes, noch mehr die zu Frankreich gehrenden Deutschen seufzten unter einer erdrckenden Steuerlast und der mit unerbittlicher Strenge durchgefhrten Konskription. Handel und Gewerbe stockten, auch der Geringste fhlte den

11. Bd. 2 - S. 536

1883 - Leipzig : Engelmann
536 Napoleon Bonaparte's Machtherrschaft. §. 932. tung seines Handels mit dem Festlande überwinden zu können, so wurde die (kontinental« sperre zur Verzweiflung des Handels- und Gewerbstandes immer strenger. Alle festländischen Staaten wurden allmählich dahin gebracht, sich den kaiserlichen Sperrgesetzen zu fügen, und ein Heer von Zollwächtern beaufsichtigte die Grenzen und Landungsorte, ohne voch den großartigen Schleichhandel. der von Helgoland, ©teilten und Malta aus schwungvoll betrieben wurde, verhindern zu können. Nur gegen besondere bezahlte Erlaubnißscheine (Licenzen) durften Schiffe fremde Erzeugnisse, deren man für die inländische Industrie bedurfte, wie Indigo, Cochenille, Felle u. A., in französische Häfen einführen, eine Verfügung, die den Schmuggel', beförderte und den rechtlichen Kaufmann zu Grunde richtete, während der Unredliche durch Bestechung leicht die Licenz zur Übertretung des Continentalsystems erlangen konnte. Der Zolltarif vom Schloß Trianon belegte alle Colonialwaaren mit einem Einfuhrzoll von 50 Procent; und das Decret von Fontainebleau bestimmte, daß im Bereich der von den französischen Truppen besetzten Orte alle aus englischen Fabriken stammenden Waaren mit Beschlag belegt und verbrannt werden sollten. Das Verhehlen englischer Fabrikate wurde mit barbarischer Härte gezüchtigt. Diese Maßregeln drohten das Königreich Holland, dessen Wohlstand unter der Fremdherrschaft schon so sehr gelitten und dessen Staatshaushalt zerrüttet war. vollends ins Verderben zu stürzen. König Ludwig, dem die Leiden seines Volks zu Herzen gingen, machte seinem Bruder Vorstellungen und suchte ihn zu einer Milderung der Handelssperre zu vermögen, erhielt aber von demselben die merkwürdige Antwort, daß er zuerst das Interesse des Kaisers, dann den Vortheil Frankreichs im Auge haben müsse und daß die Pflichten gegen sein Volk erst nach diesen kämen. Als beffen ungeachtet Ludwig die Umgehung der Handelssperre mit Milbe und Nachsicht strafte, ließ Napoleon durch Schaaren kaiserlicher Mauthbeamlen und durch eine bewaffnete Seemacht die hollänbischen Küsten bewachen und verbanb Seelanb, Norbbrabartt und das Sübufer der Waal mit dem französischen Kaiserreich. Diese Mißhanblung eines Volks, das bisher Gut und Blut dem mächtigen Nachbar geopfert, empörte den wohlmeinenden Ludwig. Unwillig entsagte er zu Gunsten seines Sohnes einem Throne, den er nicht länger mit Ehren einnehmen konnte, gab aber dadurch nur dem Kaiser Gelegenheit, ohne Rücksicht auf seines Bruders Verfügungen das Königreich Holland mit Frankreich zu vereinigen. Dies hatte auch den Verlust der noch übrigen Pflanzungen der Holländer in Ost- und West-indien zur Folge. Der König von Holland, unter dem die jährlichen Ausgaben bis zu 90 Millionen gestiegen waren, zog sich in den Privatstand zurück und lebte fortan als Gras von St. Leu theils in Oesterreich, theils in Italien (+ 1846). — Holland, von dem man geltend machte, daß es nur aus Anschwemmungen französischer Flüsse, des Rheins, der Maas und der Schelde, entstanden sei und somit rechtlich an Frankreich gehöre, wurde nebst dem seit 1807 damit verbundenen Fürstenthum Ostfriesland und der Herrschaft Jever in sieben Departements getheilt und dem Kaiserreiche einverleibt. Amsterdam wurde zur dritten Stadt erklärt, aber Volkszahl und Wohlstand waren bedeutend gesunken. Nach der Einverleibung von Holland verband Napoleon die Hansestädte Hamburg, Bremen, Lübeck, das dem Rheinbünde zugehörige Herzogthum Oldenburg und andere zwischen Rhein und Elbe gelegene Ländergebiete (besonders das kurz vorher an das Königreich Westfalen abgetretene Hannover) mit Frankreich, das somit die Ufer der Nord- und Ostsee beherrschte und 130 Departemente zählte. Hamburg würde zur Hauptstabt des neuen Regierungsbezirks (Gouvernement) erhoben und der harte, ungerechte Davoust, „Norbbeutschlanbs Wächter und Quäler", als Befehlshaber, und französische Verwaltungsbeamte, als Vollstrecker der kaiserlichen Decrete eingesetzt. Nn> genbs ist bte Geißel der Frembherrschast mit ihren entsittlichenben Wirkungen bitterer gefühlt werben als in biefer Stadt. Auch der Kanton Wallis in der Schweiz mit der ©im* plonstraße würde dem neuen Weltreiche Beigefügt, „bamit die Anarchie daselbst ein Ende nehme" (12. November). Die große Mißstimmung über das rechtlose Regiment der

12. Abriß der Geschichte der neueren Zeit - S. 138

1879 - Braunschweig : Vieweg
138 Geschichte der neuesten Zeit. Von 1789 bis 1815. nicht streng durchfhrte; als derselbe endlich seine Krone niederlegte (Juli 1810 als Graf St. Leu" f 1846), zog Napoleon sein Land zu Frankreich, als Alluviou franzsischer Gewsser". Als er dem Sohne*) dieses Bruders (schon 1809) Berg verlieh, schrfte er demselben ein: Vergi nie, da die erste deiner Pflichten die gegen mich ist, die zweite gegen Frankreich" ?c. Die Lnder des Primas wurden (1. Mrz 1810) nach dem Vorbilde des Kirchen-staats scularisirt, Eugen zu Dalberg's Nachfolger erklrt (Groherzogthum Frankfurt). An demselben Tage wurde das Hannoversche mit dem Knig-reiche Westphalen vereinigt, aber im December dieses Jahres ein Theil desselben wie das ganze Nordwest-Deutschland bis an die Ostsee dem Kaiserreich einverleibt, die verwegenste That Napoleon's", durch welche Olden-brg, das Stammland des russischen Kaiserhauses, und die Hansastdte ohne Weiteres hinweggenommen wurden. Davoust erhielt hier den Oberbefehl und erbitterte die Norddeutschen, indem er Napoleon's Tyrannei berbot. Novem-ber 1810 wurde auch Wallis eigenmchtig mit Frankreich vereint. Das (kontinentalst)stent wurde nach dem Decrete von Mailand (1807, December) durch die von Trianon und Fontainebleau (August und October 1810) verschrft und dadurch immer grere Unzufriedenheit geweckt. Die geheime Polizei untergrub alles Vertrauen; das freie Denken sollte nur auf das Gebiet der Naturwissenschaften verwiesen werden. Die Deutschen gedachte Napoleon zu depayser"; Preußen blieb fortwhrend (wegen der Kriegsschuld) mit dem Untergange bedroht (1811 die Oderfestungen besetzt); Erfurt war zum Mittel-punkte des abhngigen Deutschlands bestimmt! Der Krieg gegen Rußland im Jahre 1812. (Sirt Bruch zwischen Napoleon und Rußland konnte aus die Dauer nicht ausbleiben; Rußland hatte sich dem Continentalsystem nur angeschlossen, um England zu beugen und die Herrschaft in Europa mit Napoleon zu thei-leu. Bald zeigte sich die Absperrung von England fr Rußland verderblich und Napoleon's immer eigenmchtigeres Schalten verletzte Rußland. Schon als 1809 Alexander nach dem Frieden von Schnbrnnn vergeblich forderte, da Napoleon auf die Herstellung eines Knigreichs Polen ausdrcklich verzichte, begannen die Rstungen. Am Meisten krnkte dann Alexander die Einziehung von Nordwest-Deutschland, wobei sein naher Verwandter, der Herzog von Oldenburg, sein Land verlor. Um dieselbe Zeit forderte Napoleon.verbrennung der englischen 1810 Maaren in Rußland, worauf dieses (31. December 1810) einen neuen Zoll- Dec. tarif aufstellte, von welchem Napoleon sagte: lieber wolle er einen Backensttetch leiden!" Alexander, zum Kriege entschlossen, wollte den Angriff abwarten; Jett . 1811 August 1811 wurde von beiden Seiten ernstlich gerstet. Fr einen Angriffs- *) Nach dem Tode des ltesten hollndischen Prinzen Charles (1807) welchen der Kaiser besonders liebte, lebte noch der eine Bruder desselben 2m t 1831), der dritte Sohn, Louis Charles, wurde geboren 20. April 1303 tn Paris als vertriebener Kaiser der Franzosen Napoleon Iii. 1873 gestorben. I

13. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 83

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 8-3 — bei künftigen Kriegen den Franzosen Hilfstruppen zu stellen und trat mit den sächsischen Herzögen dem Rheinbünde bei, worauf Sachsen (11. Decbr.) 1806 zum Königreich erhoben wurde. Endlich erschien Kaiser Alexander I. von Rußland im Felde. Der Rest des preußischen Heeres schloß sich seinen Truppen an. Die blutige Schlacht bei preußisch Ei lau blieb zwar unentschieden, um so vollständiger aber wurden die Russen und Preußen bei Fried land besiegt, so daß sie sich 1807 zu dem schimpflichen Tilsiter Frieden verstehen mußten, in welchem Preußen die Hälfte seiner Besitzungen mit mehr als 5 Mill. Einwohnern verlor. Sachsen erhielt das neugebildete Großherzogthum Warschau. Aus anderen preußischen, hessischen, hannöverschen und braunschweigischen Landestheilen wurde das Königreich Westphalen gebildet, welches Napoleon seinem Bruder Jerome gab. Gleichzeitig ordnete er die sogenannte Handelssperre (Continentalsperre) gegen England an, nach welcher aller Handel mit England auf dem Festlande verboten war. Als darauf Napoleon auch Portugal und Spanien eroberte, den Papst gefangen nahm und den Kirchenstaat mit Frankreich vereinigte, erklärte Oesterreich 1809 abermals den Krieg. Der Kampf war kurz, aber blutig. Erzherzog Karl siegte zwar über Napoleon bei Aspern, wurde aber kurz darauf von den Franzosen bei Wagram so geschlagen, daß Kaiser Franz im Frieden von Wien gezwungen wurde über 2000 □ M. Land abzutreten. Die treuen Tyroler, welche unter dem Gastwirth Andreas Hofer für die Sache des Kaisers die Waffen ergriffen hatten, blieben unter bayerischer Herrschaft, und der muthige Hofer wurde 1810 in Mantua erschossen. Ebenso fruchtlos waren die Unternehmungen des preußischen Majors Schill in Norddeutschland gegen die Franzosen. 1810 vereinigte er auch die Hansestädte und Holland (sein Bruder Ludwig hatte dem Throne entsagt) mit Frankreich. Von seiner Gemahlin Josefine trennte sich Napoleon und vermählte sich 1810 mit Marie Louise, Tochter des Kaisers von Oesterreich, von welcher ihm ein Sohn geboren wurde, welchen er schon in der Wiege zum König von Rom erhob, der aber 1832 in Wien als Herzog von Reichstadt starb. Napoleon hatte jetzt den Gipfel seines Glückes und seiner Macht erreicht, von dem er jedoch schneller herabsteigen sollte, als er zu demselben gekommen war. §. 56. Der russische Feldzug. Wenn auch die Regierung Napoleons äußerlich eine noch so glänzende war, so fühlten sich seine Unterthanen doch keineswegs glücklich. Junge Leute wurden zu Tausenden durch die Kriege hin-weggerafft, die besten Arbeitskräfte dem Lande entzogen, Handel und Gewerbe lagen darnieder, und Frankreich, wie die unterworfenen Länder, welche er als seinen Spielball betrachtete, schmachteten unter ungeheuren Abgaben. Dennoch durfte es niemand wagen, gegen den 6*

14. Bd. 4 - S. 312

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
312 Achter Zeitraum. Mahlung überbracht hatte, zum schwedischen Kron- prinzen (17 Aug. 1810) vorgeschlagen, vom Könige Karl 13 angenommen, und (21 Aug.) von den Rcichssian- den einstimmig zum Thronfolger gewählt ward. Der Kaiser, obgleich dem Fürsten von Ponte-Corvo nicht per- sönlich geneigt, bestätigte diese Wahl, worauf im October Bern ad otte nach Schweden abreisete, und zwar Anfangs gegen Großbritannien sich Erklärte, nach zwei Jahren aber Schwedens Interesse ganz von dem Interesse Napoleons trennte. Bereits durch Beschluß vom 1 März 1810 verband der Kaiser den Rest des Churstaates Hannover, mit Ausnahme von 15,000 Menschen im Lauenburgischen, mit dem Kö- nigreiche Westphalen. Als aber weder die Vereini- gung Hollands mit Frankreich im July 1810, noch die strengen kaiserlichen Decrete von Trianon (5 Aug.) und Fontainebleau (4 Oct. .1810), welche die Confis- cation aller von den Britten eingeführten Kolonialwaaren, und die Verbrennung der brittischen Manufactnrartikel verfügten, zur Vernichtung des englischen Handels aus dem Continente, noch auch der erneuerte Versuch zu einer fried- lichen Ausgleichung mit England vermittelst der Absendung eines angesehenen holländischen Kaufmanns nach London, den Frieden mit Großbritannien herbeiführten; da nahm Napoleon davon die Veranlassung, das fr a u z ö si sch e Reich bis an die Ostsee durch bedeutende Einverleibun- gen auszudehnen. In dem denkwürdigen Decrete vom 10 Dec. 1810 erklärte er dem Senate, „daß die von dem brittischen Conseil in den Jahren 1806 und 1807 erlassenen Beschlüsse das Staatsrecht von Europa vernichtet hatten, und daß eine neue Ordnung der Dinge die Welt regiere." Die dadurch nothwendig gewordenen neuen Garanticcn setzte er in die Vereinigung der S ch e l d e - M a a s - Rhein- Ems- Weser- und Elb-Mündungen m i t Frank- reich, und in die Errichtung einer innern Schiffahrt bis zur Ostsee. Zugleich enthielt dieses Decrct die Erklärung: „den Fürsten, die durch diese große Maasregel beein-

15. Geschichte des deutschen Volkes - S. 367

1867 - Berlin : Vahlen
Die letzten Jahre der Knechtschaft 1810-1813. § 629 — 631. 367 lastete auf dem Wohlstand der Bevölkerungen die Continentalsperre (§ 586.) die mit despotischer Härte beobachtet, mit blutigen Strafen cingeschärft ward. Und doch umging nicht nur der stets sich ausdehnende Schmuggel, auch der schändliche Handel, den Napoleon selbst mit verkauften Ausnahmen, sogenannten Licenzen trieb, das so furchtbar gehandhabte Gesetz. Das letzte moralische Gut unseres Volkes, seine Redlichkeit, begann wankend zu werden! § 630. Gerade aber dieser Kampf, den Napoleon durch die Continental- sperre gegen das ihm unerreichbare England führte, brachte ihn zu immer neuen Gewaltmaßregeln. Holland, bisher als Königreich unter seinem Bruder Louis, ward mit Frankreich vereinigt, nachdem dieser, um seines Volkes Wohlstand nicht ganz und gar den Planen des Eroberers zu opfern, seine Krone freiwillig nie- dergelegt hatte (2. Juli 1810). Ein Decret Napoleon's beschönigte diesen neuen Raub dadurch, daß das Land für eine Anspülung französischer Gewässer (des Rheins und der Maas!) erklärt ward! Dann folgte, am 10. Dec. 1810, die Vereinigung fast des ganzen nordwestlichen Deutschlands mit dem französischen Kaiserreiche. Hannover, nach 1806 zuerst unter Napoleonischer Verwaltung, dann im Januar 18io zum Königreiche Westfalen geschlagen, ward nun wieder zum großen Theil abgerissen. Oldenburg, bisher ein Rheinbundsstaat, mußte von seinem Herzog geräumt werden; die Hansestädte und andere kleinere Ge- biete bis Lübeck hin wurden unmittelbar zu Frankreich gezogen. Als Erklä- rung des neuen Raubes lautete es nur: die Vereinigung sei durch die Umstände geboten; von Hamburg hieß es: diese Stadt, die Napoleon's Vorfahr (!) Karl der Große gegründet, solle ihrer natürlichen Verbindung mit Frankreich nicht länger entzogen werden. Es war, als sollte-zur Gewaltthat überall auch noch der Hohn hinzugefügt werden. § 631. Napoleon schien auf dem Gipfel seines Glückes. Am 20. März 1811 ward ihm von seiner neuen Gemahlin der langersehnte Erbe geboren, und dem Kinde schon in der Wiege der Titel eines Königs von Rom beigelegt. Aber Glück, Macht und Glanz waren hohl. Die Völker murrrten, sogar die Franzosen waren des Ruhmes satt, der ihren Handel lähmte, ihre Felder ver- ödete, und die Blüte ihrer jungen Mannschaft dahin raffte. Durch Füseliren, Einkerkern, Confisciren und andere Schreckensmaßregeln glaubte Napoleon, immer mehr zum Verächter der Menschen geworden, sein Joch aufrecht erhalten zu können. — Aber immer schwankender ward seine Macht. Schwedens glaubte er sich versichert durch Bernadotte, der hier von dem kinderlosen Karl Xiii. zum Nachfolger angenommen war (1810). Doch hatte er bald Grund, dem schlauen und selbstsüchtigen Gascogner zu mißtrauen. — Schlimmer aber ge- stalteten sich die Beziehungen zu Rußland. Alexander hatte sich schon zu Erfurt (§ 593.) überzeugt, daß Napoleon ihm höchstens Polen, Finnland und die Do- nauprovinzen gönne; Constantinopel aber, den Schlüssel zur Macht des Ostens, so wenig wie irgend eine andere Macht in Rußlands Händen sehen wollte. Schon damals erkannte Alexander, daß er bei Napoleon's Freundschaft doch schlecht seine Rechnung fände. Dazu kam, daß die Continentalsperre, die er sich hatte aufdringen lassen, auf die Dauer in Rußland unausführbar war, und deshalb sckon mit dem Ende des Jahres 1810 durch einen neuen Tarif ihrem Kerne nach aufgegeben wurde. Als eine persönliche Verletzung empfand dann Alexander die Entthronung seines Verwandten (§ 254. Amn.), des Herzogs von Oldenburg. Seit dem Jahre 1811 ward es immer deutlicher, daß ein kriegerischer Zusammenstoß der beiden Colosse, des französischen und russischen Reiches, bevorstehe. Deutschlands Stellung dabei schien nicht zweifelhaft. Der Rheinbund hatte einfach Napoleon's Befehl zu folgen. In Oestreich hielt

16. Theil 4 - S. 274

1813 - Leipzig : Hinrichs
274 Achte Periode. der Fürst Primas im Collegium der Könige führt, foïïfe das- selbe niin auf den Großherzog übergehen. Die Vergrößerun- gen, welche das Großherzogthum erhielt, bestanden in dem größten Theile der Grafschaft Hanau und dem Fürsten- thume Fulda, wogegen Regensburg an Bayern überlassen wurde. 692. Das Königreich Holland, die Hansestädte und erntheil des ehemaligen hannöverschenstaates werden Frankreich einverleibt. Obgleich Holland seit der Mitte des Jahres 1806 von dem Bruder des Kaisers, von dem Könige Ludwig, re- giert wurde; so war doch dieser Handelsstaat am wenig- sten geneigt, den strengen Absichten des Kaisers in Hinsicht der Ausschließung der Britten von dem europäischen Con- tinente entsprechen zu wollen, und Ludwig selbst schien, durch die geheime Begünstigung des holländischen Handels mit England, die Unzufriedenheit seines Bruders erregt zu haben. Diese Unzufriedenheit des Kaisers war bei der Ex- pedition der Engländer nach Walcheren erhöht und verstärkt worden, und Holland hatte, nach dem Ausdrucke des Mi- nisters Champagny in einer Note (vom 24 Jan. 1810) an den holländischen Minister der auswärtigen Angelegenhei- ten Baron von Roll *), bk gemeinschaftliche Sache »ver- rathen.«^ Deshalb rief der Kaiser seinen Bruder Lud- wig zu sich zurück, und Holland schien bereits damals zur Einverleibung ln das französische Reich selbst bestimmt zu seyn. Der Tractat vom 16 Marz i8>o verschob dieselbe noch auf einige Monate. Nach demselben ward den Hol- ländern aller Handel mit England untersagt, bis dieses die Kabinetsordren vom Jahre 1827 zurückgenommen haben würde. Zur Vollziehung dieses Verbotes sollte ein Corps von iz,220 Mann Truppen (unter denselben 9202 Franzosen) von den Holländern unterhalten, und in Verbindung mit fran- *) Allgem. Zeit. izic», ^.61 — 65.

17. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 369

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Napoleon vernichtet den Kirchenstaat re. 369 der Kirche bei der Gefangennehmung und Wegschleppung auf die un- würdigste Weisel 1812 ließ er ihn nach Fontainebleau bringen und an- ständiger behandeln, als ein von dem Kaiser zusammengerufenes soge- nanntes Koncilium die erwartete Willfährigkeit nicht zeigte, sondern der gegen die Kirche geübten Despotie entgegentrat. So setzte Napoleon den Krieg gegen die Kirche fort, welchen der Konvent begonnen hatte; er, der die monarchische Würde in Wort und That so schnöde mißhan- delte und die höchste Autorität der katholischen Welt in den Staub er- niedrigen wollte, gebärdete sich dennoch als Bändiger der Revolution! Fast gleichzeitig vergrößerte er das Gebiet des Fürsten Primas mit Hanau und Fulda und erhob es zum Großherzogthum Frankfurt, gab hingegen Regensburg an Bayern. Nach dem Tode des Primas sollte Eugen Frankfurt erben, „weil in Zukunft keine weltliche Herrschaft mehr mit einer geistlichen Würde vereint sein dürfe." Auch Westfalen vergrößerte er durch einige hannoverische Ueber- reste; dafür behielt er sich aber jährliche 4% Millionen Fr. zu Schen- kungen vor und unterwarf den Handel Westfalens französischen Zoll- beamten. Sein Bruder Ludwig, welchen er zum König von Holland ge- macht hatte, wollte sein Königreich und Volk nicht den Planen Napo- leons aufopfern, legte mißmuthig am 1. Juli 1810 die Krone nieder und begab sich nach Oesterreich; am 9. vereinigte Napoleon Holland mit Frankreich „als Anschwemmung des Rheines, der Maas und der Schelde, dreier Hauptadern des französischen Körpers"; Amsterdam wurde die dritte Stadt des Reiches, das Land von den französischen Generalen und Beamten wie ein erobertes ausgesogen und mißhandelt. Am 13. Dezember des gleichen Jahres wurden das Herzogthum Oldenburg, die Mündungen der Ems, Weser und Elbe, der Haupt- adern des deutschen Körpers, als Departements mit Frankreich ver- einigt, „um dem englischen Schmuggel Einhalt zu thun." Danzig an der Weichselmündung war schon seit 1807 eine „freie Stadt" mit einem französischen Gouverneur und französischer Besatzung. Diese Thaten, durch die Napoleon I. sein Gebäude der Gewalt fester gründen wollte, waren ebenso viele Stöße gegen dasselbe; wenn die Unter- werfung unter Frankreich auch die Millionen der betroffenen Deutschen nicht erbittert hätte, so mußten dies die schamlosen Erpressungen und Mißhandlungen bewirken, welche die französischen Beamten und Generale verübten; diese schmiedeten eigentlich das Eisen, das später die fremden Bande durchschnitt. Die Mißhandlung des Papstes zeigte den Katho- liken, daß Napoleon die Religion nicht heilig war, sondern daß er sie nur als eine Polizeianftalt zu seinem Vortheile ausbeuten wollte; sie glaubten nun auch nicht mehr an die Dauer seines Glückes, denn er .B u m ü l l e i, 9uut Zeit. 9 /,

18. Bd. 4 - S. 304

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
/ 504 Achter Zeitraum. Napoleon in den Staaten des Rheinbundes (durch Decret vom 24 Apr. aus Regensburg) aufgehoben worden war, der Erzherzog Anton auf die Hochmeisterwürde desselben Verzicht leistete, und die Veränderungen in den Besitzungen desselben anerkannte; daß Tyrol und Vorarlberg von Frankreich, und die Bewohner von Ostgalizien, welche unter östreichische Herrschaft zurückkehrten, von Oestreich Verzeihung erhielten, und daß die Kriegsgefangenen in Masse binnen 40 Tagen ausgewechselt werden sollten. Frankreich garantirte die Besitzungen Oest- reichs, wie sie in diesem Frieden geblieben waren. Oest- reich erkannte dagegen alle Veränderungen an, welche in Spanien, Portugal und Italien statt gehabt hatten und statt finden würden, so wie dieser Friede zu- gleich für die Könige von Spanien, Holland, Neapel, Bayern, Wirtcmberg, Sachsen, Westphalen, für den Für- sten Primas, die Großherzoge und die übrigen Fürsten des Rheinbundes gelten sollte. — Noch versprach Oestreich, bis zum Seefrieden dem von Frankreich und Rußland an- genommenen Ausschließungssysteme Englands vom Continente beizutreten. 692. Unmittelbare Folge dieses Friedens. Die illy- rischen Provinzen. Vermahlung Napoleons mit der östreichischen Prinzessin. Durch Decret vom 15 Oct. rief Napoleon aus einem Theile der östreichischen Abtretungen einen neuen Staat unter dem Namen der il ly rischen Provinzen *), zum Daseyn. Diese illyrischen Provinzen wurden gebildet aus dem Villacher Kreise, dem Herzogt hume Krain, dem östreichischen Antheile an Istrien, aus Fiume *) Bevölkerung der illyrischen Provinzen nach Demi an in der Allg. Zeit. iglo, N. 8* — Eurvp. Annalen, igio, Jan. — Geograph. Ephem criden, ,309, Dcc. S. 390. — Miscellen für d ie neueste Wcllkunde, 1z10, N. 7 f.

19. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 266

1873 - Heilbronn : Scheurlen
266 Napoleon auf dem Gipfel feines Glückes. 31.Mai.general ©rotten führte 6000 Mann Holländer, Oldenburger und Dänen zur Erstürmung Stralsunds heran, drang in die Stadt ein, Schill fiel mit den meisten seiner Leute nach verzweifelter Gegenwehr, 11 Officiere und 557 Mann wurden gefangen, die Letzteren unter die Galeerensklaven nach Cherbourg und Brest gebracht, die 11 Officiere, als „zur Bande Schills ge- 16. Sept. hörig", in Wesel erschossen. Glücklicher war Herzog Wilhelm von Braunschweig, der Sohn des bei Auerstädt schwer verwundeten Feldherrn. Von tödtlichem Hasse gegen die Räuber seines Landes beseelt, gründete er die schwarze Schar, „die Legion der Rache", durchstreifte Sachsen und zwang den ihm entgegengeschickten Jerome zum Rückzüge bis Erfurt. Auf die Nachricht von dem Waffenstillstände von Znaim, dem er als deutscher Reichsfürst sich nicht unterwerfen wollte, zog er mit etwa 2000 Mann nördlich, erstürmte Halberstadt, rückte 1.Aug.in Braunschweig ein, schlug ein feindliches Korps von 5000 Mann bei Olper, kam unter fortwährenden Kämpfen an die Weser, schiffte sich in Elsfleth ein, bestieg auf der hohen See englische Schiffe und landete 18 Tage nach 10.Aug.seinem Abzug von der böhmischen Grenze auf Helgoland, von wo er sich nach England einschiffte. Auch von dieser Schar wurden die Gefangenen als „brigands“ auf die Galeeren geschickt. Ganz Deutschland aber jauchzte dem unbesiegten „Welfen" zu; zu einer Erhebung im Großen waren jedoch die Aussichten noch nicht günstig. Die Engländer, welche versprochen hatten, die Östreicher durch kräftigere Kriegführung in Spanien und durch einen Einfall in Belgien zu unter-30.Juli 1809. stützen, landeten mit 40,000 Mann auf der Insel Walcheren und eroberten 17. Aug. Vließingen, drangen aber nicht gegen das schlecht befestigte Antwerpen vor, sondern hielten unnötigerweise nur die Schelde-Inseln besetzt, verloren dort Dec. 1809. mehrere Tausende durch Fieberkrankheiten und kehrten wieder heim. Nach diesem Feldzuge stand Napoleon auf dem Gipfel seines Glückes. Da seine, übrigens sehr glückliche, Ehe mit Josephine kinderlos war, so ließ 15. Dec. 1809. er sich von ihr scheiden und vermählte sich mit Marie Luise. Tochter des 1. April 1810. Kaisers Franz von Östreich. Die Vermählung wurde unter ungünstigen Vorbedeutungen in Paris mit ungeheurer Pracht gefeiert. Es wurde ihm ein 20.März 1811.Sohn geboren, der den Titel „König von Rom" erhielt. Italien seinem Stiessohn Eugen zu hinterlassen, hatte er nun nicht mehr im Sinne, sondern er machte den Fürsten Primas, Karl von Dalberg, I. März 1810. zum Großherzog von Frankfurt, gab ihm außer Frankfurt die Städte Hanau, Fulda, Wetzlar, Aschaffenburg, und zu seinem Nachfolger wurde Eugen Beauharnais bestimmt. Da sein Bruder, König Ludwig von Holland, die Handelssperre gegen England, wodurch Holland selbst ruinirt wurde, nicht streng aufrecht erhielt, nahm er ihm einige Gebiete und schlug sie zu Frankreich. Als nun Ludwig 9. Juli 1810. zu Gunsten seines älteren Sohnes dem Throne entsagte und nach Grätz in 13. Dec. Steiermark gieng, vereinigte Napoleon ganz Holland mit Frankreich, ebenso die Hansestädte, Hamburg, Bremen, Lübeck, das Herzogthum Oldenburg und einen Theil von Hannover. Hamburg wurde die Hauptstadt dieses neuen Distrikts und der grausame Davoust Gouverneur. Auch der Ii.nov. 1810.Kanton Wallis in der Schweiz wurde mit Frankreich vereinigt, damit Napoleon die von ihm erbaute Simplonstraße in seinen Händen habe.

20. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 234

1880 - Berlin : Habel
234 nrußten sogar alle englischen Waren in den verschiedenen Staaten verbrannt werden. Trotzdem demütigte Napoleon England nicht; dasselbe fand auch außerhalb Europas Absatz für seine Waren und rächte sich dadurch, daß es den überseeischen Handel Frankreichs und der diesem verbündeten Völker unmöglich machte und kein feindliches Schiff auf den Meeren 1807 duldete. So nahm es im Jahre 1807 die ganze Flotte des zu einem Bunde mit Napoleon gezwungenen Dänemark durch eine Beschießung Kopenhagens weg. b) Frankreich in seiner größten Ausdehuung. Außer den Veränderungen, welche die Besetzung des spanischen Thrones mit einem Napoleoniden und die Besiegung Österreichs im Jahre 1809 zufolge gehabt hatte, ist die unmäßige Erweiteruug des unmittelbaren französischen Gebietes hervorzuheben. Nachdem bereits im Jahre 1808 das Königreich Hetrnrien mit Frankreich vereinigt worden war, er-i8io folgte im Jahre 1810 die Einverleibung des Kirchenstaates (der unbeugsame und widerstrebende Pins Vii. war 1809 nach Savona, später nach Fontainebleau abgeführt worden). Dasselbe Schicksal teilte Holland, nachdem dessen König Ludwig, der sich uicht zum Schergeu seines Bruders am Volkswohlstände hergeben wollte, abgedankt hatte (f 1846 als Graf von St. Leu). Schließlich dehnte der Kaiser, angeblich um die Kontinentalsperre durch Besetzung der Mündungen der großen deutschen Flüsse besser handhaben zu können, das Gebiet des Kaiserreiches durch einen Gewaltakt im Jahre 1810 bis an die Ostsee aus, indem der nördliche Teil des Königreichs Westfalen, Oldenburg, Lauenburg, Bremen, Hamburg und Lübeck als Bestandteile Frankreichs erklärt wurden. Um sich deu alten Herrscherhäusern Europas inehr zu nähern ließ sich Napoleon von seiner Gemahlin Josephine, von der er keine Nachkommen hatte, scheiden mtd heiratete den i8io 2 ten April 1810, durch Vermittelung des Fürsten Metternich (des Nachfolgers Stadions, früheren Gesandten in Paris) die Erzherzogin Marie Luise, Tochter des Kaisers Franz I. (der einzige Sohn aus dieser Ehe war der König von Rom, geboren 1811, gestorben 1832 als Herzog von 1807-1813 Iii. Preußens Wiedeegebnrl 1807—1813* Preußen war dem Rheinbünde nicht beigetreten, obwohl es durch seinen Beitritt im Jahre 1807 bessere Friedensbedingungen von Napoleon hätte erlangen können. Dennoch