Ähnliche Ergebnisse
1855 -
Duisburg
: Ewich
- Autor: Ricken, W. M., Schüler, C.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
4
das Wasser endlich so hoch stieg, daß er es erreichen und
seinen Durst löschen konnte.
Ermüde nicht beim Lernen, so schwer es dir auch
wird; durch anhaltenden Fleiß erreicht man das ge-
5. steckte Ziel.
9. Eichhörnchen.
Heißa, wer tanzt mit mir?
Lustig und munter,
Kopfüber, kopfunter.
Mit Manier,
10. Immerfort
Von Ort zu Ort,
Jetzo hier,
Jetzo dort! Hopp!
Ohne Ruh, ohne Rast,
15. Vom Zweig auf den Ast,
Vom Ast auf den Wipfel hoch
in die Luft!
Jmblättcrsäusel uudblüthenduft!
Immerzu
20. -Ohne Rast und Ruh!
Heut ist Kirms und heut ist Ball!
Spielet Drossel, Nachtigall.
Stieglitz. Amsel, Fink und Specht!
Pfeift und geigt und macht es recht!
Ich bin ein Manu,
Der tanzen kann.
Hänschen Eichhorn heiß' ich,
Was ich gelernt hab', weiß ich.
Kommt der Jäger in den Wald
hinein,
Will mir kein Vogel singen;
Hänschen läßt das Tanzen sein,'
Tanzen, Hüpfen, Springen:
Hänecken schlüpft hinein zumhaus,
Hänschen schaut zumhaus heraus,
Hänschen lacht den Jäger aus.
Hoffmann v. Fallersleben.,
10. Die Sternthaler.
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Va-
ter und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es
kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein
25. Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar nichts mehr,
als die Kleider, die es auf dem Leibe trug, und ein Stück-
chen Brot, das es in der Hand hielt, und das ihm ein
mitleidiges Herz noch geschenkt hatte. Es war aber gut
und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen
30. war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus
ins Feld; da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach:
„Ach, gieb mir doch Etwas zu essen, ich bin so hungrig!"
Es reichte ihm das ganze Stückchen Brod und sagte:
„Gott segne dir's!" und ging weiter; da kam ein Kind,
35. das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem
Kopf, schenk' mir doch Etwas, womit ich ihn bedecken
kann!" Da that es seine Mütze ab^und gab sie ihm.
Und als sie noch ein Bischen gegangen war, kam wieder
ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab
40. es ihm sein's; und noch weiter, da bat eins um ein Röck-
1912 -
Hannover
: Norddt. Verl.-Anst. Goedel
- Autor: Kippenberg, August, Rosteutscher, Waldemar
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
157
ab und biß hinein. Knack, knack! ging's in die harte Schale; aber
knack, knack! ging's auch an Springehochs Zähnen, und au! die zwei
schönen, weißen Oberzähne brachen ab und fielen hinunter auf die Erde.
„Siehst du," sprach Mutter Eichhorn, als sie nach Hause kam
und die Geschichte hörte, „nun hast du Zahnweh und kannst nicht
schlafen und mußt mit dem Nüsseknacken warten, bis die Zähne wieder
gewachsen sind. Rotpelz aber darf schon in ein paar Tagen fröhlich
mitschmausen!" Helene Binder.
175. Eichhörnchen.
„Heißa, wer tanzt mit mir?
Lustig und munter!
Kopfüber, kopfunter
mit Manier!
Immerfort
von Ort zu Ort,
jetzo hier, jetzo dort! Hopp!
Ohne Ruh, ohne Rast
vom Zweig auf den Ast,
vom Ast auf den Wipfel hoch in die Luft,
im Blättersäusel und Blütenduft!
Immerzu
ohne Rast, ohne Ruh!
Heut ist Kirms und heut ist Ball!
Spielet, Drossel, Nachtigall,
Stieglitz, Amsel, Fink und Specht,
pfeift und geigt und macht es recht!
Ich bin ein Mann,
der tanzen kann.
Hänschen Eichhorn heiß ich;
was ich gelernt hab', weiß ich.
Kommt der Jäger in den Wald hinein,
will mir kein Vogel singen;
Hänschen läßt das Tanzen sein,
Tanzen, Hüpfen und Springen.
Hänschen schlüpft hinein zum Haus
Hänschen schaut zum Haus heraus,
Hänschen lacht den Jäger aus."
August Heinrich Hoffinann (v. Fallersleben).
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Heinemann, Karl, Weber, Hugo, Sandt, Hermann, Krüger, M., Jütting, Wübbe Ulrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
jetzo hier, jetzo dort! Hopp!
Ohne Ruh’, ohne Rast!
Vom Zweig- auf den Ast,
vom Ast auf den Wipfel hoch in die Luft,
im Blättergesäusel und Blütenduft!
3. Immerzu
ohne Rast, ohne Ruh'!
Heut' ist Kirms, und heut' ist Ball!
Spielet! Drossel, Nachtigall,
Stieglitz, Amsel, Fink und Specht,
pfeift und geigt und macht es recht!
Ich bin ein Mann,
der tanzen kann.
4. Hänschen Eichhorn heiß’ ich;
was ich gelernt hab’, weiß ich.
Kommt der Jäger in Wald hinein,
will mir kein Vogel singen;
Hänschen läßt das Tanzen sein,
Tanzen, Hüpfen und Springen.
Hänschen schlüpft hinein zum Haus,
Hänschen schaut zum Haus heraus,
Hänschen lacht den Jäger aus.
Kinderlieder, Ausg. v. Donop. 1877. Hoffmann v. Fallersleben.
61. Was Kinder im Walde erlebt haben.
1. Zwei Kinder gehen ganz allein
frühmorgens in den Wald hinein.
Da springen sie wohl hin und her
nach mancher Erd- und Heidelbeer'
und essen sich gemütlich satt
und werden endlich müd' und matt.
Die Hitze ist auch gar zu groß!
Sie legen nieder sich aufs Moos —
kein Bettchen könnte weicher sein;
nicht lange währt’s, sie schlafen ein.
2. Da kommen aus dem dichten Wald
hervor die Tiere mannigfalt.
Jütting u. Weber. Lesebuch für Mittelschulen. Pr. Sa. I.
5
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
102. Eichhörnchen.
Hoffmann von Fallersleben.
Heißa, wer tanzt mit mir?
Lustig und munter!
Kopfüber, kopsunter
Mit Manier!
Immerfort
Von Ort zu Ort,
Jetzo hier,
Jetzo dort! Hopp!
Ohne Ruh', ohne Rast,
Vom Zweig auf den Ast,
Vom Ast auf den Wipfel hoch in die Luft,
Im Blättergesäusel und Blütenduft!
Immerzu
Ohne Rast, ohne Ruh'!
Heut' ist Kirms und heut' ist Ball!
Spielet, Drossel, Nachtigall,
Stieglitz, Amsel, Fink und Specht,
Pfeift und geigt und macht es recht!
Ich bin ein Mann,
Der tanzen kann.
Hänschen Eichhorn heiß' ich.
Was ich gelernt hab', weiß ich.
Kommt der Iäger in den Wald hinein,
Will mir kein Vogel singen,
Hänschen läßt das Tanzen sein,
Tanzen, Hüpfen und Springen;
Hänschen schlüpft hinein ins Haus,
Hänschen schaut zum Haus heraus,
Hänschen lacht den Iäger aus.
103. Bom Eichhörnchen.
Gottlob Schurig.
Das Eichhörnchen trägt Sommer und Winter hindurch einen weichen
Pelz mit langen Haaren. Dieser sieht fuchsrot aus. Es ist hübsch an-
zusehen, wenn es auf seinen Hinterbeinen sitzt und in seinen Vorder-
pfoten eine Eichel oder einen Tannenzapfen hält. Es schneidet eine
1907 -
Langensalza
: H. Beyer (Beyer & Mann), Herzögl. Sächs. Hofbuchh.
- Autor: Troll, Max
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
106
B. Praktischer Teil.
Hänschen Eich Horn.
Heisa, wer tanzt mit mir?
Lustig und munter
Kopfüber, kopfnnter,
Immerfort
Von Ort zu Ort,
Jetzo hier, jetzo dort! Hopp!
Ohne Ruh', ohne Rast,
Vom Zweig auf den Ast,
Vom Ast auf den Wipfel hoch in die Luft,
Im Blättersäusel und Blumenduft!
Immerzu
Ohne Rast, ohne Ruh'!
Heut' ist Kirmes und heut' ist Ball!
Spielet, Drossel, Nachtigall,
Stieglitz. Amsel, Fink und Specht!
Pfeift und geigt und macht es recht!
Ich bin ein Mann,
Der tanzen kann.
Hänschen Eichhorn heiß ich,
Was ich gelernt hab', weiß ich.
Kommt der Jäger zum Wald hinein,
Will kein Vogel mehr singen;
Hänschen läßt das Tanzen sein,
Tanzen, Hüpfen und Springen;
Hänschen schlüpft hinein ins Haus,
Hänschen schaut zum Hans heraus,
Hänschen lacht den Jäger aus.
(Hoffmann v. F.)
Volks- und
Der Wind, der Wind, das himmlische Kind!
Er jaget die Wolken geschwind, geschwind.
Bald sauset er laut, bald säuselt er lind,
Der Wind, der Wind, das himmlische Kind.
Vöglein sitzt auf seinem Nest
Und brütet froh die Eier aus,
Und wenn man es in Ruhe läßt,
So werden kleine Vögel draus.
Kinderreime.
Die piepen dann: O liebe Mutter,
Bring Futter uns, o bring uns Futter.
Du liebes Schwesterlein,
Wir wollen immer recht artig sein;
Haben dann Vater und Mutter beide
An uns Kindern ihre Freude.
Siehl's auch droben im Himmel fern
Gott der Vater und hat uns gern.
Rätsel.
Warum sieht sich der Hase um, wenn Es hat sein Nest auf den Bäumen,
er verfolgt wird? (Weil er hinten keine hüpft auf den Bäumen und ist doch kein
Augen hat.) Vogel? (Eichhörnchen.)
c) Gesang.
Erzählend. . _ Jage r und Hase. Kr Volkslied. K
-^=t=
—p—0—•—« t L, j
1. 0 Ge - stern a - bend N . ging ich aus, ging wohl in den Wald hin - aus;
—j) -5 M— —K- S r—
=Z / / =j= —0— -0— 0
saß ein Häs - lein in dem Strauch, guckt mit sei - nen Äug - lein 'raus,
r-ö-fi r r ¡n s—h- pc
—i > J
rrvs f 1 a 0 f \ 1 9 - 0 —4 4 J
- 0 —v—v—v
kommt das Häs - lein dicht her-an, daß mir's was er - zäh - len kann.
1870 -
Altenburg
: Bonde
- Autor: Runkwitz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
71
die Vorratskammern, welche das Eichhörnchen sich angelegt hatte, sind
in kurzer Zeit geleert, und wenn der tiefe Schnee nicht bald wegthaut,
hörr manches den Kuckuk nicht wieder schreien.
Aber was ist das? Eine Jagd auf Tod und Leben. Der Edel-
marder ist hinter dem Eichhörnchen her. In blitzschnellen Windungen
um den Stamm herum sucht es dem furchtbaren Feinde zu entfliehen.
Auf lind nieder, kreuz und quer geht die tolle Jagd. Ob vielleicht
ein halsbrechendcr Sprung auf den nächsten Baum Rettung bringt?
Zehn Fuß weit springt das Eichhörnchen durch die Luft, aber der
Marder ihm nach. Da braucht es das letzte Mittel- es breitet die
Beine aus, hält den Schwanz wagrecht und stürzt sich 60 Fuß hoch
von dem Gipfel der Tanne auf den Boden herunter. Das läßt der
Marder bleiben, und ehe er sich von seinem Staunen erholt und den
Stamm hinunter eilt, ist ihm das Eichhörnchen schon lange aus dem
Gesichte.
108. Da« Eichhörnchen.
Heissa, wer tanzt mit mir?
Lustig und munter,
Kopfüber, kopfunter
Mit Manier,
Immerfort
Von Ort zu Ort,
Jetzo hier,
Jetzo dort! Hopp!
Ohne Ruh’, ohne Rast,
Vom Zweig auf den Ast,
Vom Ast auf den Wipfel hoch ii
die Luft,
Im Blättersäusel und Blüthenduft!
Immerzu
Ohne Rast und Iluh!
Heut’ ist Kirms und heut’ ist Ball!
Spielet, Drossel, Nachtigall,
Stieglitz, Amsel, Fink und Specht,
Pfeift und geigt und macht es recht!
Ich bin ein Mann,
Der tanzen kann.
Hänschen Eichhorn heiss’ ich,
Was ich gelernt hab’, weiss ich.
Kommtder Jäger in den Wald hinein,
Will mir kein Vogel singen:
Hänschen lässt das Tanzen sein,
Tanzen, Hüpfen, Springen;
Hänschen schlüpft hinein zum Haus,
Hänschen schaut zum Haus heraus,
Hänschen lacht den Jäger aus.
109. Der Maulwurf.
Der Maulwurf ist der König der Unterwelt! Dort, wo der große
Apfelbauin am Nasenhügel seine vielen starken Wurzeln (siehe Abbildung a) als
ein undurchdringliches
Geflecht nach allen Sei-
ten hinunter sendet,
dort hat König Maul.
Wurf ein festes Schloß.
Wohlgeschützt nach al-
len Seiten wölbt sich
in der Tiefe seinwohn«
geinach, vollauf ge-
räumig und geglättet.
Nach verschiedenen Sei-
ten steigen 3 steilegänge
auswärts und enden
in einer Galerie, die
wie ein hohler Ring den
obern Theil des Baues
krönt.
1892 -
Berlin
: Wreden
- Autor: Heinemann, Ludwig
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
297
so sucht es seine Vorräte auf und speist von dem Ersparten. Im
Frühlinge frißt es auch wohl die jungen Knospen der Bäume und Sträucher
ab und ist dadurch schädlich. Deshalb schießt es der Jäger. Im
Walde hat es auch noch einen anderen gefährlichen Feind, das ist der
Marder. Dieser kann auch vorzüglich klettern und ist viel stärker als
das Eichhörnchen. Er verfolgt es von Ast zu Ast, von Baum zu Baum
und läßt nicht eher nach, bis es ganz ermattet ist und sich ihm ergiebt.
Nun ist es verloren, es wird von seinem Verfolger verzehrt.
Das Eichhörnchen wird nicht selten im Käfige gehalten. Wird es
alt eingefangen, so bleibt es bissig, und man muß sich vor seinen scharfen
Zähnen und Krallen hüten. Junge Eichhörnchen dagegen werden zahm
und zutraulich. Sie lernen sogar taktmäßig im Käfige tanzen. Am besten
tanzen sie aber doch in der Freiheit von Baum zu Baum, von Zweig
zu Zweig. Der frische grüne Wald ist ihr Revier, — und könnte eins
von ihnen sprechen, dann würde es wohl sagen:
„Hänschen Eichhorn heiß ich.
Was ich gelernt halst weiß ich!
Heißa, wer tanzt mit mir?
Lustig und munter,
Kopfüber, kopfunter
Mit Manier!
Immerfort
Von Ort zu Ort!
Jetzo hier.
Jetzo dort!
Hopp!
Ohne Ruh und ohne Rast
Vom Zweig auf den Ast,
Vom Ast auf die Wipfel hoch in die Luft,
Durch Blättergesäusel und Blütenduft!"
(Hoffmann von Fallersleben.)
Zugabe. Das Eichhörnchen.
^ Ein Kätzlein hab' ich heut' gesehn
Im grünen Wald so wunderschön;
Es ist ganz klein und rot wie Blut,
Das Schwänzchen wallt wie'n Federhut.
Ich fragte Kätzlein in dem Strauch:
„Fängst du hier graue Mäuschen auch?"
„O nein, an Nüssen ich mich freu',
Nußknacker brauch' ich nicht dabei-"
„O liebes Kätzchen", sprach ich d'rauf,
„Heb du doch recht viel Nüsse auf;
Ich kenn' manch' artig Mägdelein,
Das knackt auch gern ein Nüßchen fein."
1912 -
Hannover
: Norddt. Verl.-Anst. Goedel
- Autor: Kippenberg, August, Rosteutscher, Waldemar
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
43
5. Und soll ich dir eins bringen,
so darfst du niemals schrein,
mußt freundlich wie die Schäfchen
und wie ihr Schäfer sein.
August Heinrich Hoffmann (v. Fallersleben).
47. Die Stenrlaler.
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und
Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen
mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu
schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem
Leibe und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges
Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil
es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den
lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann,
der sprach: „Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig."
Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne
dir's!" und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und
sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas,
womit ich ihn bedecken kann." Da tat es seine Mütze ab und gab
sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder
ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror; da gab es ihm
das seine; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab
es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es
war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein
Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht,
da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben," und
zog das Hemd ab und gab es auch noch hin. Und wie es so stand
und gar nichts mehr hatte, sielen auf einmal die Sterne vom
Himmel und waren lauter harte, blanke Taler; und ob es gleich
sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war
vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein
und war reich für sein Lebtag.
Brüder )akob und Wilhelm Grimm.
1910 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Tromnau, Friedrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Die Sterntaler. Die Wichtelmänner.
91
105. Die Sterntaler.
Brüder Grimm.
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater
und Mutter gestorben. Es war sehr arm. Es hatte kein
Kämmerchen mehr, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr,
darin zu schlafen, und gar nichts mehr, als die Kleider auf
dem Leibe und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein
mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm.
Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im
Vertrauen auf den lieben Gott hinaus in das Feld. Da be-
gegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gib mir doch
etwas zu essen, ich bin so hungrig.“ Es reichte ihm das
ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s!“ und ging
weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: „Es
friert mich so an meinem Kopfe; schenke mir etwas, womit
ich ihn bedecken kann.“ Da tat es seine Mütze ab und gab
sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam
wieder ein Kind, das hatte kein Leibchen an und fror; da gab
es ihm das seinige. Und noch weiter, da bat eins um ein
Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es
in einen Wald, und es war schon dunkel geworden. Da kam
noch eins und bat um das Hemdlein, und das fromme Mädchen
dachte: Es ist dunkle Nacht; niemand sieht dich, da kannst du
wohl dein Hemd weggeben, und gab das Hemd auch noch
hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen
auf einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte,
blanke Taler, und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben
hatte, so hatte es ein neues an vom allerfeinsten Leinen. Da
sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein
Lebtag.
106. Die Wichtelmänner.
Brüder Grimm.
1. Es war ein Schuster ohne seine Schuld so arm ge-
worden, daß ihm endlich nichts mehr übrig blieb, als Leder
zu einem einzigen Paar Schuhe. Nun schnitt er am Abend
1883 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
16
38. Die Sternthaler.
38. Die Sterntlialer.
(Märchen.)
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter
gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte,
darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und
endlich gar nichts mehr, als die Kleider auf dem Leib und ein Stück-
chen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen
war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld; da
begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gieb mir etwas zu
essen, ich bin so hungrig!“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot
und sagte: „Gott segne dir’s!“ und ging weiter. Da kam ein Kind,
das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopf, schenk’
mir etwas, womit ich ihn bedecken kann!“ Da that es seine Mütze
ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam
wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm
seins; und noch weiter, da bat eins um ein Böcklein, das gab es auch
von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon
dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und
das fromme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht, da sieht dich
niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben;“ und gab es auch
noch hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf
einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Thaler;
und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues
an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die
Thaler hinein und war reich für sein Lebtag. m. Grimm.
39.
1. ider Müller schlägt's,
das Wasser trägt's,
die Flamme zehrt's,
dein Froste wehrt's,
der Krämer wiegfs,
das Mäuschen riecht's.
Zwei Rätsel.
2. Zwei Väter, zwei Söhne zogen aus.
Was brachten sie von der Jagd nach Haus?
Drei Hasen, davon einen ganzen
trug jeder Jäger in seinem Ranzen.
Nun sage du:
Wie ging das zu?
40. Frau Holle.
(Märchen.)
/i^ine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die
w andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil sie
ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit thun
und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich
auf die große Straße neben einen Brunnen setzen und mußte so viel spinnen,
daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die
Spule einmal ganz blutig war; da bückte es sich damit iu den Brunnen und
1888 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Hrsg.: Keck, Heinrich, Sach, August, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
16
38. Die Sternthaler.
38. Die Sternthaler.
(Märchen.)
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter
gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte,
darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und
endlich gar nichts mehr, als die Kleider auf dem Leib und ein Stück-
chen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen
war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld; da
begegnete ihm ein alter Mann, der sprach: „Ach, gieb mir etwas zu
essen, ich bin so hungrig!“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot
und sagte: „Gott segne dir’s!“ und ging weiter. Da kam ein Kind,
das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopf, schenk’
mir etwas, womit ich ihn bedecken kann!“ Da that es seine Mütze
ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam
wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm
seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch
von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon
dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und
das fromme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Kackt, da sieht dich
niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben;“ und gab es auch
noch hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf
einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Thaler;
und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues
an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die
Thaler hinein und war reich für sein Lebtag. Br. Grimm.
1. Äer Müller schlägt's,
das Wasser trägt's,
die Flamme zehrt's,
dem Froste wehrt's,
der Krämer wiegt's,
das Mäuschen riecht's.
39. Zwei Rätsel.
2. Zwei Väter, zwei Söhne zogen aus.
Was brachten sie von der Jagd nach Hans ?
Drei Hasen, davon einen ganzen
trug jeder Jäger in seinem Ranzen.
Nun sage du:
Wie ging das zu?
40. Frau Holle.
(Märchen.)
/^ine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die
w andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil sie
ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit thun
und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich
auf die große Straße neben einen Brunnen setzen und mußte so viel spinnen,
daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug cs sich zu, daß die
Spule einmal ganz blutig war; da bückte es sich damit in den Brunnen und
1902 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Meyn, Ludwig
- Hrsg.: ,, Keck, Heinrich, Johansen, Christian
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
16
¡8. Die Sterntaler.
38. Die Sterntaler.
(Märchen.)
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter
gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte,
darin zu wohnen, und kein Kettchen mehr, darin zu schlafen, und
endlich gar nichts mehr, als die Kleider auf dem Leib und ein Stück-
chen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen
war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld; da
begegnete ihm ein alter Mann, der sprach: „Ach, gib mir etwas zu
essen, ich bin so hungrig!“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot
und sagte: „Gott segne dir’s!“ und ging weiter. Da kam ein Kind,
das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk’
mir etwas, womit ich ihn bedecken kann!“ Da tat es seine Mütze
ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam
wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror, da gab es ihm
seins; und noch weiter, da bat eins um ein Büchlein, das gab es auch
von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon
dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und
das fromme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht, da sieht dich
niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben;“ und gab es auch
noch hin. Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf
einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Taler;
und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues
an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die
Taler hinein und war reich für sein Lebtag. Br. Grimm.
39. Zwei Rätsel.
2. Zwei Väter, zwei Söhne zogen ans.
Was brachten sie von derjagd nach Hans?
Drei Hasen, davon einen ganzen
trug jeder Jäger in seinem Ranzen.
Nun sage du:
Wie ging das zu?
40. Frau Holle.
(Märchen.)
zlune Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die
w andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil >ie
ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere wußte alle Arbeit tun
und der Afchenbuttel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich
auf die große Straße neben einen Brunnen setzen und mußte so viel spinnen,
daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die
Spule einmal ganz blutig war; da bückte es sich damit in den Brunnen und
1. ider Müller schlägt's,
das Wasser trägt's,
die Flamme zehrt's,
dem Feuer wehrt's,
der Krämer wiegt's,
das Mäuschen riecht's.
1889 -
: Velhagen & Klasing
- Hrsg.: Supprian, Karl, Gabriel, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten?
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Gehobene Schule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
84'
ein so kühnes Wagestück beginnen?" Er antwortete: „Der Herr
des Feuers, der auch des Hauses Herr und der Kinder Vater
und Retter ist, der hat ,mir's befohlen in meinem Herzen."
136. Die Sternthaler.
(Märchen. — Brüder Grimm.)
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und
Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen
mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu
schlafen, und endlich gar nichts mehr, als die Kleider auf dem
Leib und ein Stück Brot in der Hand, das ihm ein mitleidigem
Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil
es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf
den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer
Mann, der sprach: „Ach gieb mir etwas zu essen, ich bin so
hungrig." Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte:
„Gott segne dir's!" und ging weiter. Da kam ein Kind, das
jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk
mir etwas, womit ich ihn bedecken kann!" Da that es seine
Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen
war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror:
da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Rock-
lein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen
Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und
bat um ein Hemdlein, nnb das fromme Mädchen dachte: Es ist
dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd
weggeben, und zog sein Hemd ab und gab es auch noch hin.
Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf ein-
mal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke
Thaler, und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es
ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte
es sich die Thaler hinein und war reich für seht Lebtag.
137. Der Maurer und der Zimmermann.
(Nacke.)
Dem Nachbar zu unserer Linken ist es recht schlimm ergangen.
Dem ist im vorigen Jahre sein Haus fast ganz niedergebrannt.
1856 -
Darmstadt
: Diehl
- Autor: Curtman, Wilhelm Jakob Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 349 —
todt. Der Fuchs sprang in den Wald und war froh, daß er den
alten Nimmersatt los war.
12. Die Sternthaler.
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter
gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte,
darin zu wohnen/, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar
nichts mehr/ als die Kleider, die es auf dem Leibe trug, und ein
Stückchen Brod, das es in der Hand hielt, und das ihm ein mit-
leidiges Herz noch geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm.
Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen
aus den lieben Gott hinaus in's Feld; da begegnete ihm ein armer
Mann, der sprach: „Ach gib mir doch etwas zu essen, ich bin so
hungrig." Es reichte ihm das ganze Stückchen Brod und sagte:
„Gott segne dir's!" und ging weiter. Da kam ein Kind, das jam-
merte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopf, schenk' mir
doch Etwas, womit ich ihn bedecken kann!" Da that es seine Mütze
ab und gab sie ihm. Und als es noch ein bischen gegangen war,
kam wieder ein Kind, und hatte kein Leibchen an und fror, da gab
cs ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das
gab es auch von sich hin. Endlich kam es in einen Wald, und cs
war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemd-
lein, und das fromme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht, da
kannst du wohl dein Hemd weggeben," und gab es auch noch hin.
Und wie es so stand und gar Nichts mehr hatte, sielen auf einmal
die Sterne vom Himmel, und waren lauter harte, blanke Thaler,
und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es doch ein neues
an vom allerfeinften Linnen. Da sammelte es sich die Thaler hinein,
und ward reich für seine Lebtage.
13. Sankt Meinhard.
Der heilige Meinhard lebte als Einsiedler in der Schweiz. Rings
um seine Hütte war Wald und steiles Gebirg, oft sah er in einem
ganzen Jahre keinen Menschen. Desto mehr hatte sich der fromme
Mann mit den Thieren in der Nachbarschaft befreundet. Die Hirsche,
die Rehe kamen furchtlos an seine Hütte, selbst Bären und Wölfe
thaten ihm Nichts zu leide. Am zahmsten waren aber die Vögel. Auf
allen Bäumen und Sträuchern um seine Hütte standen Nester, die
Alten und die Jungen kannten die Stimme Meinhard's und setzten
sich zu ihm, wenn er sie lockte. Besonders zutraulich waren zwei junge
Raben, deren Eltern umgekommen waren, und welche der fromme
Einsiedler an der Eltern Statt aufgefüttert hatte. Sie setzten sich ihm
auf die Schulter und liebkoseten ihn, als verständen sie, Was er für
sie gethan hatte.
Zu der Hütte dieses guten Mannes, der an Nichts Arges dachte,
kamen zwei Räuber, und weil sie glaubten, in der Hütte könnte doch
wohl Geld verborgen sein, und weil sie sich schon so sehr an das
Morden gewöhnt hatten, daß sie Niemanden im Frieden lassen konnten,
/•*
1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Wangemann, Ludwig, Frobenius, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Fibeln vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
125
dem Leibe trug1, und ein Stückchen Brot, das es in der
Hand hielt, und das ihm ein mitleidiges Herz noch geschenkt
hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von
aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben
Gott hinaus in’s Feld; da begegnete ihm ein armer Mann
der sprach : „Ach, gieb mir doch Etwas zu essen, ich bin so
hungrig!“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte:
„Gott segne dir’s!“ und ging weiter; da kam ein Kind, das
jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopf,
schenk mir doch Etwas, womit ich ihn bedecken kann!“ Da
that es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als sie noch
ein Bischen gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte
kein Leibchen an und fror, da gab es ihm sein’s; und noch
weiter, da bat eins um ein Büchlein, das gab es auch von
sich hin. Endlich kam es in einen Wald, und es war schon
dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemd-
lein, und das fromme Mädchen dachte: es ist dunkle Nacht,
da kannst du wohl dein Hemd weggeben; und gab es auch
noch hin. Und wie {es so stand und gar nichts mehr hatte
fielen auf einmal die Sterne vorn Himmel und waren lauter
harte blanke Thaler, und ob es gleich sein Hemdlein weg-
gegeben, so halle es ein neues an vom allerseinsfen Linnen.
Da sammelle es sich die Thaler hinein, und wurde reich für
sein Lebtag. Grimm.
22. Die beiden Gäste.
Ein Wirthshaus an dem Wege stand —
Zur „Maienblume“ war's benannt,
Drin schenkt man Honig, süss und mild, —
Hat Manchem schon den Durst gestillt!
Da kommt des Wegs ein Wandersmann,
Hat kleine gelbe Stiefeln an;
Es singet leis' das Bürsehen fein,
Klopft an ilie Thür’ und will hinein.
„Herr Wirth ! ein Gläschen möcht ich gärn!“
Der Wirth sieht kaum den seinen Herrn,
1863 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Solereder, Ludwig, Eggert, Karl
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Laß ich lustig mein Lied erklingen,
Schwebe hin und her
Iu dem blauen Meer,
Mir zu kühlen die luftigen Schwingen.
Wo die Wolke saust,
Wo der Waldstrom braust,
Kann ich aus-, kann ich niederschweben:
So mit einem Mal
Ans der Lust in's Thal —-
Das ist mir ein herrliches Leben!
Deinhartstein.
8 4l Eichhörnchen.
Heißa, wer tanzt mit mir?
Lustig und munter,
Kopfüber, kopfunter
Mit Manier
Immerfort
Bon Ort zu Ort,
Jetzo hier,
Jetzo dort! Hopp!
Ohne Ruh, ohne Rast
Born Zweig auf den Ast,
Vom Ast auf den Wipfel hoch in die Luft,
Im Blättersäusel und Blüthendust!
Immerzu
Ohne Rast und Ruh!
Heut ist Kirms und heut ist Ball!
Spielet Drossel, Nachtigall,
1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: Meyn, Ludwig, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Norddeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
21
37. Der alte Landmann an seinen Sohn.
1. Ueb’ immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!
2. Dann wirst du, wie auf grünen
Au’n,
durch’s Erdenleben geh’n,
dann kannst du, ohne Furcht und
Graun,
dem Tod in’s Auge seh’n.
3. Dann wird die Sichel und der Pflug
dir in der Hand so leicht;
dann singest du beim Wasserkrug,
als wär’ dir Wein gereicht.
4. Dem Bösewicht wird alles schwer,
er thue, was er thu’.
Das Laster treibt ihn hin und her
und läszt ihm keine Ruh’.
5. Der schöne Frühling lacht ihm
nicht,
ihm lacht kein Aehrenfeld.
Er ist auf List und Trug erpicht
und wünscht sich nichts, als Geld.
6. Der Wind im Hain, das Laub am
Baum
saust ihm Entsetzen zu.
Er findet nach des Lebens Raum
im Grabe keine Ruh’.
7. Drum übe Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!
8. Dann segnen Enkel deine Gruft
und weinen Thränen drauf,
und Sommerblumen voller Duft
blüh’n aus den Thränen auf.
36. Die Stemthaler.
(Märchen.)
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und
Mutter gestorben, und es war so arm, dasz es kein Kämmerchen
mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin
zu schlafen, und gar nichts mehr, als die Kleider, die es auf
dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot, das es in der Hand
hielt und das ihm ein mitleidiges Herz noch geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt
verlassen war, ging es im Vertrauen auf den liehen Gott hinaus
aufs Feld; da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach,
gieb mir doch etwas zu essen, ich bin so hungrig!“ Es reichte
ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s !“
und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach :
„Es friert mich so an meinem Kopf, schenk’ mir doch etwas,
womit ich ihn bedecken kann!“ Da that es seine Mütze ab und
gab sie ihm. Und als es noch ein Stückchen gegangen war, kam
wieder ein Kind, das hatte kein Leibchen an und fror, da gab
es ihm sein’s; und noch weiter, da bat eins um ein Böcklein,
das gab es auch von sich hin. Endlich kam es in einen Wald,
und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat
1868 -
Wiesbaden Schleswig Hannover
: Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
- Hrsg.: ,, Sach, August, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Meyn, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
21
37. Der alte Landmann an seinen Sohn.
1. Ueb’ immer Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!
2. Dann wirst du, wie auf grünen
Au’n,
durch’s Erdenleben geh’n,
dann kannst du, ohne Furcht und
Grau’n,
dem Tod in’s Auge seh’n.
3. Dann wird die Sichel und der Pflug
dir in der Hand so leicht;
dann singest du beim Wasserkrug,
als wär' dir Wein gereicht 4
4. Dem Bösewicht wird alles schwer,
er thue, was er thu’.
Das Laster treibt ihn hin und her
and lässt ihm keine Ruh’.
5. Der schöne Frühling lacht ihm
nicht,
ihm lacht kein Aehrenfeld.
Er ist auf List und Trug erpicht
und wünscht sich nichts, als Geld.
6. Der Wind im Hain, das Laub am
Baum
saust ihm Entsetzen zu.
Er findet nach des Lebens Raum
im Grabe keine Ruh’.
7. Drum übe Treu und Redlichkeit
bis an dein kühles Grab
und weiche keinen Finger breit
von Gottes Wegen ab!
8. Dann segnen Enkel deine Gruft
und weinen Thränen drauf,
und Sommerblumen voller Duft
blüh’n aus den Thränen auf.
38. Die Sternthaler.
(Märchen.)
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und
Mutter gestorben, und es war so arm, dasz es kein Kämmerchen
mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin
zu schlafen, und gar nichts mehr, als die Kleider, die es auf
dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot', das es in der Hand
hielt und das ihm ein mitleidiges Herz noch geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt
verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus
aufsfeld; da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach,
gieb mir doch etwas zu essen, ich bin so hungrig!“ Es reichte
ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s !"
und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach:
„Es friert mich so an meinem Kopf, schenk’ mir doch etwas,
womit ich ihn bedecken kann!“ Da that es seine Mütze ab und
gab sie ihm. Und als es noch ein Stückchen gegangen war, kam
wieder ein Kind, das hatte kein Leibchen an und fror, da gab
es ihm sein’s; und noch weiter, da bat eins um ein Itöcklein,
das gab es auch von sich hin. Endlich kam es in einen Wald,
und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat
1899 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrichs, Börner, Richard, Weber, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mehrklassige Schule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 39 —
Sei höflich.
Wer auf dem Kopf hat einen Hut
dem steht er noch einmal so gut,
wenn er ihn oft herunter thut.
Wer seine Mutz' trägt auf dem Kopf
wie angewachsen an den Schopf,
der heißt mit Recht
ein grober Knecht.
20. Kleider für den Leib: Rock, Weste, Jacke und Hose*
(für Männer und Knaben).
Am Leibe (aus der Haut) tragen wir ein Hemd; wer kein Hemd
anhat, ist sehr arm. Über dem Hemde tragen wir im Sommer bloß
eine Weste und darüber einen Rock; viele Knaben tragen bloß eine
Jacke. Unten am Leibe tragen wir eine Hose. — Das Hemd ist aus
Leinen gemacht; Leinen wird aus Flachs gesponnen und gewebt. Der
Rock (die Jacke) und die Weste sind aus Wolle oder Baumwolle. Der
Rock hat zwei Ärmel, einen Rücken, einen Kragen, zwei Schöße und
mehrere Knöpfe. Mit diesen wird er zugeknöpft. Die Hosen bedecken
den Unterleib und die Beine; darum heißen sie auch die Beinkleider.
— Ein Schulkind muß sich die Kleider selbst anziehen und sie auch rein
halten. Kleider halten warm, besonders wollene; sie dienen zur Er-
wärmung des Körpers. Sie kosten die Eltern viel Geld; darum müssen
wir sie schonen, ganz und rein halten.
Die Sternthaler.
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem waren Vater und Mutter
gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin
zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und gar nichts
mehr, als die Kleider, die es auf dem Leibe trug, und ein Stückchen Brot,
das es in der Hand hielt, und das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt
hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es fo von aller Welt
verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins
Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gieb mir
doch etwas zu essen, ich bin so hungrig!" — Es reichte ihm das ganze
Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir's!" und ging weiter. Da
kam ein Kind, das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem
Kopfe, schenke mir doch etwas, womit ich mich bedecken kann!" — Da
that es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch ein bißchen
gegangen war, kam wieder ein Kind, das hatte kein Leibchen an und fror;
da gab es ihm seins. Und da kam noch eins und bat ums Röcklein,
das gab es auch von sich hin. Endlich kam es in einen Wald, und es
war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemd-
lein; und das arme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht, da kannst du
wohl dein Hemd weggeben" — und gab es auch hin. Und wie es so
stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf eiumal die Sterne vom Himmel
1907 -
Langensalza
: H. Beyer (Beyer & Mann), Herzögl. Sächs. Hofbuchh.
- Autor: Troll, Max
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
50
B. Praktischer Teil.
5. Wie es sein Hemdchen verschenkte!
Endlich kam es in einen Wald und es war schon dunkel geworden.
Da kam noch ein Kind und bat um ein Hemdlein. Das fromme Mädchen
dachte: „Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein
Hemdchen weggeben!" Es zog das Hemdchen aus und gab es auch noch hin.
6. Wie das fromme Mädchen belohnt wurde!
Und wie es so dastand und gar nichts mehr hatte, ei, da fielen auf
einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Taler.
Und ob es gleich sein Hemdchen weggegeben, so hatte es doch schon wieder
ein neues an und das war aus allerseinstem Linnen. Da sammelte es sich
die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.
Vertiefung. Das kleine Mädchen ist fromm; denn es denkt an den
lieben Gott. Es dachte: Jetzt hast du keinen Vater mehr, der dir Brot
kaust, jetzt hast du keine Mutter mehr, die dich ankleidet, die dich wäscht,
die dich ins Bett legt. Kein Mensch kümmert sich um dich. Aber der
liebe Gott im Himmel sieht dich und hilft dir. Er wird dir wieder Brot
geben, wenn du dies Stückchen aufgegessen hast. Er wird dir wieder
Kleider geben, wenn diese entzwei gehen. Er wird auch sorgen, daß du
wieder eine warme Stube und ein Bettchen bekommst. Da sagt man: Das
kleine Mädchen vertraute auf den lieben Gott.
Das kleine Mädchen gibt dem hungrigen Manne sein einziges Stück
Brot. Es hat Mitleid mit dem armen Manne. Es erbarmt sich über den
alten Mann. Das kleine Mädchen ist mitleidig und barmherzig. Als die
Kinder um Mützchen, Röckchen, Leibchen und Hemdchen baten, war es
wieder mitleidig und barmherzig. Wenn ein reiches Kind ein Stück Brot
verschenkt, ist es noch lange nicht so gut, wie unser Mädchen; denn das
hatte selbst nur ein Stückchen und mußte nun selbst hungern. Und wenn
ein Mädchen viel Kleider hat und verschenkt eine alte Mütze, oder ein altes
Leibchen oder ein altes Röckchen, so ist es noch lange nicht so gut, wie unser
kleines Mädchen; denn das hatte nur ein Mützchen und mußte nachher
selbst an den Kopf frieren. Das hatte nur ein Leibchen, ein Röckchen,
ein Hemdchen und hatte nachher, als es diese Sachen verschenkt hatte, gar
nichts mehr auf dem Leibe und mußte darum in der Kälte sehr frieren.
Warum ist das kleine Mädchen sehr mitleidig und barmherzig? Weil
es alles hingab und dann selber Hunger litt und fror.
Zusammenfassung. Der liebe Gott hat die mitleidigen Kinder gern
und belohnt sie.
Anwendung. Alle Kinder sollen auf den lieben Gott vertrauen.
Warum? Der liebe Gott behütet die kleinen Kinder. Wenn sie einmal sehr
fallen (Treppe), sorgt er, daß es ihnen nichts schadet. Wenn sie in ihrem
Bettchen schlafen, ist er in der Nacht bei ihnen und wacht, daß sie nicht
krank werden, daß sie nicht aus dem Bettchen fallen, daß sie sich nicht er-
kälten usw. Darum: Vertrau auf den lieben Gott. Alle Kinder
sollen auch mitleidig und barmherzig sein. Wenn ein armes Mädchen kein
Frühstücksbrot von den Eltern bekommen hat und in der Schule Hunger
leidet, dann sollt ihr ihm ein Stück von eurem Brot geben. Wenn ihr
zu Weihnachten viel Kuchen, Nüsse und Äpfel und Zucker geschenkt bekommt,