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1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Günther, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Industrie
135
Industrie. Die Verarbeitung der Bergwerkserzeugnisse zu halb- und Ganzfabri-
katen ist der wichtigste Zweig unserer Industrie. Die Maschinenindustrie und
alle mit der Metallverarbeitung zusammenhängenden Gewerbe decken nicht allein
den heimischen Bedarf, sondern sie arbeiten in ganz hervorragendem Maße für den
Weltmarkt, und ihre Erzeugnisse stehen hier hochangesehen neben den englischen, fran-
zösischen und nordamerikanischen. Zwar findet in allen Zweigen eine Einfuhr statt,
doch ist sie geringfügig gegenüber der Ausfuhr; nur die englischen Textilmaschinen und
gewisse nordamerikanische landwirtschaftliche Maschinen werden den deutschen im Lande
selbst noch vorgezogen. Vagegen sind andere einheimische Erzeugnisse den ausländischen
überlegen; namentlich macht sich das auf dem Gebiete der Feinmechanik geltend.
Als zweitwichtigste Industrie tritt die Textilindustrie hervor, die etwa
I 100 000 Arbeitskräfte beschäftigt. In hartem Wettkampfe, namentlich mit Großbri-
0 10 20 30 40 50 60 70 . 80 90 100 %
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Großbritannien verein. Staaten Deutsch- >-! Nuß- g andere
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Großbritannien verein. Staaten Deutsch- U Nußland Indien Andere Länder
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Skizze 70. Textilindustrie der Hauptstaaten.
tannien und den vereinigten Staaten, hat sie ihre jetzige hohe Bedeutung gewonnen.
Zwar steht unsere Industrie hinter derjenigen dieser beiden Länder zurück; doch ist kein
anderes Land Deutschland überlegen. Einen ungefähren Anhalt von der Stellung des
deutschen Gewerbes gibt ein Vergleich der den einzelnen Ländern zur Verfügung stehenden
Baumwollfpindeln und des Baumwollverbrauchs (Skizze. 70.)
Die Rohstoffe der Textilindustrie muß uns zum weitaus größten Teile das Aus-
land liefern, da Baumwolle, Jute und Seide in Deutschland nicht gezogen werden
können, Flachs, Hanf und Wolle nur in beschränktem Umfange erzeugt werden. In
ähnlicher Lage befinden sich außer Rußland alle großen Industrieländer Europas^ Nur
Nordamerika und Indien sind günstiger gestellt. Wenn trotzdem diese Länder starke
Abnehmer auch der deutschen Industrie sind, so geht ihr Bestreben doch dahin, sich von
dem europäischen Markte loszumachen. Die Zukunft unserer Textilindustrie hängt davon
ab. ob es Deutschland gelingt, sich einen größeren Anteil an dem anderen Auslandsmarkte
zu sichern, und davon, ob es möglich ist, unsere Kolonien zu Rohstofflieferanten zu
machen. Die Güte der deutschen Erzeugnisse, die Rührigkeit der Unternehmer und Xauf-
leute läßt das erwarten. — Den Gesamtwert der deutschen Textilprodukte schätzt
man auf 3 Milliarden M.
Unter den anderen Gewerben find namentlich die chemische und Farbenindustrie,
die Papier-. Leder-, Porzellan- und Glasindustrie, Buch- und Xunstdruckerei hoch
entwickelt.
1917 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
108 Iii. Teil, Dritter Abschnitt.
Deutschland zahlte 1912 für die wichtigsten Rohstoffe in Mill. Mark für:
Hauptlieferer:
Baumwolle 600 Verein. Staaten, Ägypten, Britisch-Jndien
Wolle 450 Australien, Argentinien
Seide 200 Italien, Frankreich
Jute 75 Britisch-Jndien
Flachs 70 Rußland
Hanf 30 Rußland, Italien
zusammen somit M 1425 Mill., wozu noch für die aus Baumwolle, Holz usw.
hergestellte Kunstseide M 25 Mill. kamen. Die Zahlen beweisen, in welchem
Maße wir in dem Bezüge der Rohstoffe unserer Faserstoffindustrie vom Aus-
lande abhängig sind.
B. Die Erzeugnisse 6er faferstoffinduftm.
\. Die Herstellungsverfahren.
a. Garn. Die Fasern der Rohstoffe müssen zunächst von allen Fremd-
körpern, wie Holzteile bei Hans, Flachs und Jute, Kerne bei der Baumwolle,
befreit und dann gereinigt werden. Die Seide allein kann ohne weiteres vom
Kokon als fertiger Faden abgewickelt und dabei mit mehreren anderen Fäden
durch Erwärmen zusammengeklebt werden. Bei den übrigen Rohstoffen werden
die mehr oder minder kurzen Fasern in Maschinen in gleiche Richtung gelegt
(gekrempelt) und das Verfahren so oft durch Kratzen, Streichen, Strecken und
Verdoppeln wiederholt, bis der gewünschte Zweck erreicht ist. Dieser Vorgang
erfordert die meiste Arbeit bei der Baumwolle, die wenigste bei den langfaserigen
Rohstoffen Jute, Flachs und Hanf. Aus dem so erhaltenen Vorgarn wird
durch Zusammendrehen der Fasern das eigentliche Garn gesponnen, was heute
fast ausschließlich auf Spinnmaschinen (Flyer, Selsaktor) geschieht. Werden
mehrere Fäden zusammengedreht, so entsteht der Zwirn.
d. Gewebe. Sie werden aus den Fäden gebildet, indem man zwei
Fäden, von denen der Längsfaden als Kette, der Querfaden als Schuß be-
zeichnet wird, rechtwinklig kreuzt und dadurch deren Verschiebung gegeneinander
verhindert. Die Kreuzungsstelle heißt Bindung. Werden vom Schußfaden ein
oder mehrere Fäden übersprungen, so entstehen durch die verschiedenen Bin-
düngen gemusterte Stoffe. Beim Wirken werden die Stoffe dadurch erzeugt,
daß ein oder mehrere Fäden umeinander herumgeschlungen werden (Trikot,
Strickwaren).
c. Die Verschönerungstechnik. Die Web- und Wirkwaren werden
dem Gebrauchszweck oder dem Geschmack entsprechend zum Teil weiter bearbeitet
(verschönert). Hierher gehören das Rauhen bei Tuch, das Verfilzen, Jmpräg-
nieren (wasserdicht machen). Glänzen und Glätten. Wichtig ist weiter das
Bleichen in natürlicher (Sonnen-) oder künstlicher Bleiche, sowie das Appretieren,
d. h. das Behandeln der Stoffe mit einer Art Stärke. Während diese Arbeiten
1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Günther, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
64
Textilindustrie: Allgemeines
I. aus dem Mineral»
reiche:
Asbest.
Ii. aus dem Pflanzen-
reiche:
I. Stengelfasern:
1. Seide.
Iii. aus dem Tierreiche:
a) Flachs, b) Hanf, c) 3ute. 2. Schafwolle.
2. Vlattfafern:
a) Sisal, b) Ramie.
3. Fruchtfasern:
a) Baumwolle, b) Uokos>
fasern.
3. haare verschiedener Tiere
(Pferde-, Kamel-, Ziegen-
haare).
Außerdem werden künstliche Rohstoffe verarbeitet (Zellulose, künstlicheseide, Glas- und Metall-
säden).
von den Wichtigeren Rohstoffen werden Flachs, Hanf und Schafwolle teilweise
in Deutschland selbst gewonnen- der Bedarf an Baumwolle, Jute und Seide muß vom
Auslände bezogen werden. Bei weitem der wichtigste Rohstoff ist die Baumwolle,
dann folgen dem Werte nach Wolle, Seide, Flachs, Jute und Hanf.
Gang der Verarbeitung. Die Rohstoffe können durchweg nicht in der Form ver-
arbeitet werden, in der sie die Natur darbietet- sie bedürfen einer Vorbereitung, die
entweder in den Erzeugungsgebieten (Baumwolle, Flachs, Hanf, Jute) oder an den
Verarbeitungsstätten und in besonderen Anstalten (Wolle) erfolgt. Die Rohfaser wird
in der Spinnerei zu Fäden verarbeitet- dabei ergeben sich folgende Grundzüge: Nach
erfolgter Reinigung und Mischung werden die Fasern durch Maschinen derart ge»
ordnet, daß sie alle in derselben Richtung liegen und einen feinen Flor darstellen:
dieser wird immer weiter gestreckt und schließlich zu einem losen Faden zusammen-
gedreht; das ist das ,,Vorgespinst". Dieses gelangt in die eigentlichen Spinnmaschinen,
die den Faden weiter strecken und scharf zusammendrehen. So entsteht das Garn. Rleh-
rere zusammengedrehte Fäden bilden den Zwirn. Rlan unterscheidet Näh-, Strick- und
und Stickgarne und Webgarne.
In die Webereien gelangt das Garn entweder in rohem Zustande oder gebleicht
und gefärbt. Es wird hier auf Handwebstühlen oder auf Rraftstühlen (mecha-
nischen Webstühlen) zu flächenartigen Gebilden verarbeitet. Dabei werden Rette
(Längsfäden) und Schuß oder Einschlag ((Huerfäden) so miteinander verschlungen, daß
sie sich gegenseitig an einer Verschiebung hindern. Die Erzeugnisse der Weberei sind
außerordentlich verschiedenartig und vielgestaltig.
Die rohen Gewebe haben meist ein unschönes Kussehen. Sie werden einer An-
zahl von Arbeiten unterworfen, die man mit dem gemeinschaftlichen Namen Zürich-
tung oder Veredelung (Appretur) bezeichnet. Dazu gehört das Bleichen, Färben
und Bedrucken der Stoffe, das Scheren, Glätten, Rauhen, Walken, Bügeln, Imprä-
gnieren usw. Diese Arbeiten werden zum Teil in den Webereien selbst erledigt,- in der
Hauptsache fallen sie aber einer besonderen Industrie zu, die in Deutschland große Be-
deutung hat und auch für das Ausland tätig ist.
Eine andere Art der Garnverarbeitung stellt die Wirkerei dar- sie besteht darin,
daß nicht, wie bei der Weberei, viele Fäden miteinander verbunden werden, sondern daß
in der Regel nur ein Faden zu Riaschen verschlungen wird, so daß sich in der Regel das
1913 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Gedan, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
100
C. Deutschland in seinen Weltbeziehungen.
§ 125, 126
darin übertroffen wird. Spinnen und Weben waren früher infolge des
ausgedehnten Flachsbaues und der starken Schafzucht bodenständige Er-
werbszweige; jetzt schlägt die Textilindustrie ihre Sitze mit Vorliebe in
den Kohlenbezirken auf, weil der Transport des Heizmaterials wesentlich
kostspieliger ist als der der Faserstoffe, oder man sucht starke Wasserkräfte
auszunützen.
Hauptsitze der Webindustrie sind Elberfeld-Barmen (Seide,
Besatzartikel), Krefeld (Seide, Samt, Plüsch), Aachen (Tuche), Mün-
chen-Gladbach (Baumwollwaren), Bielefeld (Leinen, Wüsche), Mül-
hausen i. E., Kolmar, Reutlingen, Augsburg, Kempten (Baum-
Wollindustrie), Kottbus, Guben, Forst, Görlitz (Tuche), Hirschberg, Landes-
Hut, Langenbielau (Leinen).
Hervorragend ist die Textilindustrie Sachsens. Hier hat sich die Baumwoll-
indnstrie schon vor der Einführung der Dampfkraft außerordentlich rasch entwickelt^.
Fördernd wirkten die Kontinentalsperre Napoleons I. (1806), die die englischen
Fabrikate von unseren Märkten verdrängte, und die frühzeitige Einführung der in
England erfundenen mechanischen Spinn- und Webmaschinen. Jetzt verarbeitet
Sachsen ein Viertel bis ein Drittel der in Deutschland eingeführten Roh bäum wolle
und beschäftigt mehr als ein Viertel der deutschen Tertilgewerbebevölkernng. Plauen,
der Mittelpunkt der vogtländischen Maschinenstickerei und der Weißwarenfabrikation,
ist inwenigenjahrzehnten aus einer unbedeutendenlandstadt zu einer verkehrsreichen
Großstadt herangewachsen. Annaberg und Buchholz sind Welthandelsplätze für
Posamenten. An der deutschen Wollwarenansfnhr sind Reichenbach, Werdau,
Crimmitschau, Meerane sowie die thüringischen Orte Gera, Greiz undzeitz hervorragend
beteiligt. Chemnitz mit mehr als 500 der verschiedensten Textilbetriebe versendet
seine Garne auch nach dem Ausland und ist Mittelpunkt eines ausgebreiteten Bezirks
der Handschuh-, Strumpf- und Wirkwarenfabrikation, in der Maschinen- und Frauen-
arbeit sich vereinigen. Das Gebiet der Oberlansitzer Leinen- und Baumwoll-
industrie erstreckt sich von der oberen Röder und Pulsnitz bis zur Neiße; stadtähnliche
Fabrikdörfer ziehen sich stundenlang durch die Flußtäler der Zittauer Gegend. Auch
die Vororte von Leipzig, Dresden und Zwickau besitzen große Wollkämmereien
und -spinnereien.
Die Textilindustrie deckt den gewaltigen inländischen Bedarf und liefert
mit ihren Erzeugnissen ein reichliches Achtel unserer Ausfuhr (§ 159).
Ungünstig ist jedoch der Umstand, daß sie fast alle ihre Rohstoffe vom Aus-
laud beziehen und erhebliche Preise dafür bezahlen muß (§ 159). Baum-
wolle erhalten wir zu 70% aus der Union, zu je 14 % aus Britisch-Jndien
und Ägypten, Wolle zu je 30% aus Argentinien und Australien, Flachs
aus Rußland, Hanf aus Rußland und Italien, Jute aus Ostindien,
Rohseide vorwiegend aus Italien, Frankreich und Japan. Die Ausfuhr
ist nicht so groß, daß wir damit dem Auslaude die großen Summen für
die gelieferten Rohstoffe mit Waren bezahlen können.
§ 12«». c) Die chemische Industrie Deutschlands ist in ihrer Vielseitigkeit wie
nach der Zahl und Größe der Unternehmungen die bedeutendste der Welt.
1 Die ^pindelzahl der erzgebirgischen Baumwollindustrie wuchs folgendermaßen:
ltfog. 12 800; 1810: 24 200; Ende 1812: 153 400. Unter dem Einfluß des Eisenbahn-
Verkehrs und des Deutschen Zollvereins stieg die Zahl 1848 auf 541 000.
1912 -
Straßburg
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
75
Mode, bedruckte Stoffe zu tragen, nimmt bei uns immer mehr ab, und
die fremden Länder, die früher solche Stoffe kauften, Rußland, Ungarn,
Nordamerika, haben eigene Stoffdruckereien errichtet und schließen durch hohe
Zölle ihre Grenzen gegen unsere bedruckten Stoffe. Auch auf diesem Gebiete
wird sich also unsere Industrie ein neues Feld der Tätigkeit suchen müssen.
Warum aber schützt das Reich die feinen elsässischen Garne nicht
besser? Bis zur Stunde kann die deutsche Weberei die englischen Garne
nicht entbehren. England allein lieferte ihr im Jahre 1910 für rund
190 Millionen Mk. Wollen- und Baumwollengarn. Soviel vermöchte unsere
elsässische Industrie niemals zu erzeugen. Das englische Garn müßte also
doch eingeführt werden. Der Zoll aber würde unsern Webern ihren Roh-
stoff nur verteuern. Es hieße darum ihren Gewinn schmälern, wenn das
Reich den Zoll sehr hoch setzte. Wieder wird uns deutlich, wie das Reich,
der Staat, das allgemeine Wohl zu schützen und zu fördern hat.
Wenn Frankreich fremdes Garn mit hohem Zoll belegen kann, so
liegt das z. T. wohl auch daran, daß es noch große Schafherden besitzt,
den Rohstoff also teilweise im eigenen Lande hat, während im Deutschen
Reiche bei der dichten Bevölkerung der Boden viel zu kostbar ist, als daß
er der Schafweide überlassen werden dürfte. Jedes Land hat eben seine
besonderen Sorgen, seine besonderen Bedürfnisse und muß sich nach
diesen einrichten.
Im ganzen darf man wohl sagen: auch unsere Textilindustrie hat
von der Wiedervereinigung unserer Heimat mit dem Deutschen Reiche mehr
Vorteile als Nachteile gehabt. Sie stand 1871 so stark da, daß sie nicht
nur von einer glänzenden Eroberung des deutschen Marktes hätte träumen
dürfen, sondern sie schien auch bestimmt, der Führer der gesamten deutschen
Textilindustrie zu sein auf ihrem Eroberungszuge durch die Welt. Alles
war vorhanden, was sie brauchte: ein Land, dessen Bevölkerung sich reißend
mehrte, die also fortwährend neue Käufer stellte, Käufer, die von Jahr zu
Jahr wohlhabender wurden; für sich selbst billige Wasserkräfte zum Antrieb der
Maschinen. Wohl liegt sie weit ab von den volkbelebten Städten Nord-
deutschlands, wohl haben ihre Waren hohe Frachten bis zur See hin zu tragen.
Aber unsere Textilindustrie vermochte ihre Eroberungen nicht zu be-
haupten. Seit etwa zwei Jahrzehnten büßte sie sogar den stolzen Platz
innerhalb der deutschen Textilindustrie ein, den sie von 1871—1890 noch
eingenommen hat. 1,435 Millionen elsässische Baumwollspindeln haben
1871 nur 3 Millionen altdeutsche sich gegenüber gesehen. Bis zum Jahre
1909 hatte Altdeutschland seine Zahl beinahe verdreifacht, zählte es 8,6
Millionen Spindeln. Das Elsaß war mühsam auf 1,568 Millionen auf-
1918 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 321
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 265 —
und Dampfkessel, Spinnerei- und Webereimaschinen, landwirtschaft-
liche Maschinen, Lokomotiven, Automobile, Geschütze) sind die Groß-
städte Berlin, Hannover, Dortmund, Essen, Düsseldorf, Kassel, Chem-
nitz, Breslau. — „Auch die Kleineisenindustrie steht unübertroffen da.
Ihr Hauptsitz ist das Wuppertal mit seinen reichen Wasserkräften.
Weltruf genießen die Schneidewaren Solingens (Messer, Scheren,
Säbel), die Werkzeuge und Geräte (Sägen, Bohrer, Hobel, Feilen,
Zangen, Hämmer, Beile, Äxte usw.) von Remscheid, die Nähnadeln
von Iserlohn. Die Gewehrfabrikation von Spandau, Berlin, Er-
furt und Suhl liefert die besten Erzeugnisse der Welt. Ins Riesen-
haste stieg die Herstellung von Fahrrädern und Kraftwagen." —
Auch der deutsche Schiffsbau hat sich in ungeahnter Weise entwickelt.
Bis zum Jahre 1896 war am Bau deutscher Schiffe das Ausland
stärker beteiligt als die Heimat. Seitdem ist eine große Änderung
zugunsten Deutschlands eingetreten: Deutsche Schiffe werden in
Deutschland gebaut! Und wieviele große Handelsschiffe, stolze Li-
nienschisfe, schnelle Kreuzer, gefürchtete Torpedo- und Untersee-
boote sind in den letzten Jahren auf den großen Schiffswerften in
Kiel, Wilhelmshaven, Hamburg und Bremen, Stettin und Danzig
fertiggestellt worden!
2. Die zweite wichtige Quelle unseres Volkswohlstandes ist
die Textilindustrie. Man rechnet zu ihr nicht nur Spinnen und Weben,
sondern auch alle Vorarbeiten und Nacharbeiten, die die Stosse gebrauchs-
fertig machen sollen, wie Bleicherei, Färberei, Druckerei und Appretur (Ver-
leihung von Glätte und Glanz). Weberei und Spinnerei waren bis in die
Mitte des 19 Jahrhunderts hinein Hausindustrie. Dann ersetzte die Ma-
schine die Hand, und der Fabrikbetrieb verdrängte die Hausindustrie fast
gänzlich. Die Textilindustrie ist freilich nicht so günstig gestellt wie die Me-
tallindustrie. Während die Metallindustrie den größten Teil der Rohstoffe
dem heimatlichen Boden entnehmen kann, muß die Textilindustrie fast alle
Rohstoffe vom Auslande beziehen. Sie hatte daher im Kriege einen schwe-
ren Stand. Nachdem die Vorräte aufgearbeitet waren, mußte sie nach
Ersatz suchen, der vom eigenen Lande geliefert werden konnte. (Benutzmtg
der Brennessel — Herstellung von Papiergarn — Wiederverarbeitung be-
reits verbrauchten Materials!) Aber auch sie überwand die Schwierigkeiten
und versorgte Heer und Heimbevölkerung mit dem Nötigsten. Das wäre
nie möglich gewesen, wenn die Textilindustrie nicht vor dem Kriege schon
auf hoher Stufe stand. Betrachten wir sie einmal näher.
a) Der kräftigste Zweig der Textilindustrie ist die Baumwollindu-
strie. Sie liefert Kattun, Tüll, Satin, Barchent, Mull, Schirting,
Köper, Kaliko und viele andere Stoffe. Ihre Hauptsitze sind Elber-
feld und Barmen, Mülhausen und Kolmar, Augsburg und Göppin-
gen, Chemnitz und Plauen.
1908 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckhardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Iii. Frankreichs wirtschaftliche Stellung.
43
reicht wie die sonstige Rohstofferzeugung des Landes auch nicht aus, um die
Ansprüche der Industrie zu befriedigen.
d. Industrie.
Sie steht namentlich in der Feinheit und Formvollendetheit der Aussührung
auf hoher Stufe, doch ist ihr in manchen Artikeln, in denen sie früher eine
beherrschende Stellung einnahm, von Deutschland der Rang streitig gemacht
worden.
Obenan finden wir die Textilindustrie, von der sich die Seiden-
indnstrie als wichtigste heraushebt. Sie hat, außer in Paris, naturgemäß
ihr Zentrum im Süden des Landes, wo Lyon der Hauptindustrieplatz und
gleichzeitig der wichtigste Seidenmarkt Europas ist. Auch die Leinenindustrie
von Lille und Valenciennes (Spitzen), die Wollindustrie von Lille,
Ronbaix, Tourcoing, Amiens, Nancy und Paris knüpsen an die vor-
handenen Produkte des Landes an. Dagegen müssen für die Baumwoll-
industrie von Le Havre, Rouen, Paris und Amiens, sowie sür die Jute-
indnstrie von Dünkirchen die Rohstoffe eingeführt werden. Für Jute bildet
Französisch-Jndochina ein Hauptproduktionsgebiet. In der Bekleidnngs-
industrie ist Paris für Damenmoden noch immer tonangebend. In der Seiden-
industrie steht Frankreich an zweiter, in der Wollindustrie an erster, in der
Baumwollindustrie an vierter Stelle, nimmt aber auch in den übrigen Fabri-
kationszweigen an der Weltproduktion in hervorragendem Maße teil.
Bedeutend ist die Metallwaren- und Maschinenindustrie; ihre Welt-
stellung ergibt sich schon aus der obigen Angabe über die Eisen- und Stahl-
erzeugung. Creuzot, St. Etienne und Paris sind die wichtigsten Plätze.
In den größeren Hafenstädten blüht der Schiffsbau. Zu den kennzeichnenden
Industrien Frankreichs gehören auch die Zuckerfabrikation, welche 12,4 °/0,
die Branntwein-, Kognak- und Likörfabrikation, welche 10,5 °/o der
Welterzeugung herstellt, ferner die Schaumweinfabrikation, die Her-
stellung von Uhren in Paris und Besan^on, von Handschuhen in Paris
und Grenoble, von Bijouterie-, Leder- und Parfümeriewaren in Paris,
Seifen in Marseille, Porzellanwaren in Sevres und Limoges.
Fast alle französischen Industrien produzieren weit über den eigenen Bedarf.
c. Handel und Verkehr.
1. Handel. Fassen wir die bisherigen Angaben über Art und Umfang
der französischen Produktion zusammen, so erkennen wir leicht, daß in der Ein-
fuhr die Rohstoffe und nach ihnen die Nahrungs- und Genußmittel den ersten
Platz einnehmen müssen, daß dagegen in der Ausfuhr die Fabrikate über-
wiegen, aber auch Genußmittel, namentlich Wein, eine große Rolle spielen werden.
Die wichtigsten Einfuhrgegenftände find Wolle, Baumwolle, Seide, Steinkohlen,
Getreide, Ölsaaten, Felle und Pelze, Erze, Maschinen, Kautschuk und Guttapercha, Kaffee,
Flachs usw. Die Ausfuhr setzt sich hauptsächlich aus Seiden-, Baumwoll-, Woll-, Leder-
und Metallwaren, aus Maschinen, Wolle, Wein, Kunsttischlereiwaren, Wagen, Seide,
Kleidern und künstlichen Blumen zusammen.
8. Politik
- S. uncounted
1916 -
Leipzig
: Quelle & Meyer
- Autor: Herre, Paul, Stier-Somlo, Fritz
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
¡»iiiiiiiiijiiiiiiiiiiiiiiimiiiiimiiiiiimiimiiiiiiiiiiiimiimiiiiimimiiiiiiiiiiiiiimimimiiiiiiiiimiiiimm:?
imitó)-' und Molkerelproöukte, ihre Eigenschaften, Ausammen- ¡
= setzung und Gewinnung. Von Dr. Paul Sommerfeld. -
i 140 S. m. zahlr. Abbildgn. In Originalleinenband Mark 1.25 |
1 „Trotz des geringen Umfanges doch äußerstreich haltig, ist das Buch |
E nach Inhalt und Darstellung auf einen großen Leserkreis, besonders die Frauen- =
- Welt, berechnet, und wird nicht nur der Hausfrau, den Schülerinnen in Fort- =
| bildungs-, Haushalts- und Kochschulen, sondern auch jedemvoninter- e
Vesse und Nutzen sein, der für unser wertvollstes Nahrungsmittel Der- e
^ ständnis hat." Päd. Zeitung E
I Rohstoffe der Textilindustrie. Von Geh. Rat Dipl.-Jng. V
Eh. Glafey. 144 S. mit zahlr. Abb. In Origllbd. Mark 1.25 =
E „Unter den behandelten pflanzlichen Rohstoffen nennen wir: Baumwolle, E
É Flachs, Hans, Jute, Manilahanf, Kokosfasern, unter den tierischen: Wolle,-
E Haare, Seiden, Federn, unter den künstlichen Rohstoffen: Glas, Metall-,-
| Kautschukfäden, künstliche Seide, Vanduraseiden usw. Charakteristische An- E
E sichten aus den Kolonien, mikroskopische Aufnahmen einzelner Rohstoffe, sowie E
E die neuesten maschinellen Einrichtungen werden im Bilde vorgeführt. So -
E dürfte es kaum ein besseres Hilfsmittel geben, sich rasch und E
- gründlich über dies wichtige Gebiet zu unterrichten." Die Baumwollindustrie. =
- Die Textilindustrie. Spinnen und Atvirnen. Von Geh. Rat V
Vh. G l a f e y. 122 S. m. zahlr. Abb. In Origbd. M. 1.25 V
- „Das Bändchen bildet gewissermaßen die Ergänzung des äußerst bei--
-fällig aufgenommenen Bändchens desselben Verfassers. ... So dürfte -
-es kaumeinbessereshilfsmittelgeben, sich rasch und gründ- -
- lich über dieses für Deutschlands Wirtschaftsleben so wichtige Gebiet zu unter- -
E richten. Das schmucke Bändchen wird seiner Aufgabe in hervorragen--
E d e m Maße gerecht." Textilarbeiter.zeitung. E
E Die Textilindustrie. Herstellung textiler Flächengebilde. Von E
ßgeh. Reg.-Rat Dipl.-Jng. H. G l a f e y. 171 Seiten. In Ori- E
E ginalleinenband Mark 1.25 e
E „Unter Verwendung zahlreicher Abbildungen werden die Fundamental- §
- begriffe der Textilindustrie: Filzen, Flechten, Klöppeln, Weben, Netzen und |
E Wirken erläutert. Es wird gezeigt, wie unter Anwendung dieser Arbeits- =
E verfahren die einzelnen Erzeugnisse hervorgebracht werden und welche §
E technischen Hilfsmittel hierzu erforderlich sind." E
I Unsere Kiddung und Wäsche in Herstellung und Handel. 1
| Von Direktor B. Brie, Prof. P. S ch u l z e, Dr. K. Wein--
E b e r g. 136 Seiten. In Originalleinenband Mark 1.25 |
E „Dies Merkchen gibt knapp und doch umfassend in fließender und E
| leicht faßlicher Form einen Überblick über die Textilindustrie, über Rohstoffe E
É der Textilwaren, Fabrikation und Handel, über Konfektion im Bekleidungs- E
E fach, Seiden- und Wäschefabrikation und -Handel und endlich über Modeartikel, E
E wie Hüte, Handschuhe, Schirme, Pelzwaren usw.... Ich empfehle daö E
| Buch ganz b e s o n d e r s fürdie genannten Schulen." Zeitschr.f.gewerbl.unterr. V
....................................................... min iiiiiiini in iniiiiiis
31
1914 -
Halle a. d. S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert, Herrn, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
Iii. Deutschlands Bergbau und Industrie.
129
Deutschland keineswegs vernichtet. Sie erhalten in neuerer Zeit vom Staate
tatkräftige Unterstiitzung. (Nenne Gebirge mit Hausindustrie!)
Dem industriellen Großbetrieb ist strenge und weitgehende Arbeitsteilung
eigen. Dadurch erreicht er große Genauigkeit und Zuverlässigkeit in der Her-
stellung seiner Produkte; er arbeitet schneller und billiger als der Kleinbetrieb.
Die einzelnen Industriezweige sind dort an: häufigsten anzutreffen, wo für
einen lohnenden Betrieb die günstigsten Vorbedingungen gegeben sind, das ist
in erster Linie das Vorhandensein von Kohlen und Rohstoffen. Die Eisen-
industrie kann nicht bestehen ohne Kohlen, die auch für die mannigfaltigen
Zweige der Textilindustrie das Lebenselement sind. Die Papierfabrikation
ist auf das Wasser angewiesen; Zucker-, Stärke- und Branntweinfabriken sind
abhängig von der Fruchtbarkeit des Bodens usw. Im Anschluß an die reichen
Kohlen- und Erzfundstütten sind unsere großen Industriegebiete entstanden,
die sich durch große Volksdichte, schnell eniporwachsende Großstädte und ein
dichtes Eisenbahnnetz auszeichnen. (Nenne die wichtigsten Industriegebiete
Deutschlands! — Vgl. Wirtschafts- und Volksdichtekarten!) Aber auch das
Vorhandensein günstiger Verkehrswege (vor allem von Wasserstraßen!) för-
dert die Entwicklung der Industrie (Seestädte, Berlin, Städte der Oberrhei-
nischen Tiefebene!). Außerdem haben sich manche Industriezweige in solchen
Gegenden seßhaft gemacht, wo sie geschulte Arbeiter vorfanden (z. B. Textil-
industrie) oder wo der Arbeiter wegen geringer Erwerbsmöglichkeit mit wenig
Lohn zufrieden ist (z. B. in den Gebirgslandschaften!). In der Gegenwart
ist durch Ausnutzung von Wasserkräften (Elektrizität!) die Industrie etwas
weniger abhängig von den Kohlen.
Unsere großartige Industrie beruht auf einer sicheren Grundlage, da
Kohlen und mancherlei Rohstoffe in genügender Menge vorhanden sind. Sie
macht uns aber auch abhängig vom Auslande. Die Industrie muß, um die
Kosten für die Zufuhr von Nahrungs- und Genußmitteln aus fremden Län-
dern decken zu helfen, mehr Waren herstellen, als im Jnlande verbraucht
werden, und diese im Auslande verkaufen. Außerdem ist für manche In-
dustriezweige die Einfuhr fremder Rohstoffe nötig. Da unsere eigenen
Kolonien vorläufig als Abnehnier und Lieferanten eine geringe Rolle spielen,
ist unsere Industrie im großen Maße auf das Ausland angewiesen.
a) Die Textilindustrie.
Die Textilindustrie ist nach dem Werte der Erzeugnisse unser wichtigster
Industriezweig. Sie ist hauptsächlich in den Gebieten verbreitet, wo Kohlen
oder Wasserkräfte zum Maschinenbetrieb vorhanden sind, aber auch da, wo in-
folge alter Heimarbeit ein geschulter Arbeiterstand zur Verfügung stand.
(Suche auf der Wirtschaftskarte die Verbreitungsgebiete der Textilindustrie!)
Daniels Leitfaden. Ausg. v. Iii. 9
1917 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Eckardt, Paul, Osbahr, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
X. Süd- und Ostasien. 1 35
c. Das Verkehrswesen ist nur spärlich entwickelt. Die noch wenig
vorgeschrittene Kultur, religiöse Vorurteile, teilweise auch Geländeschwierigkeiten,
vor allem aber der Mangel an Kapital haben den Bahnbau lange hintan
gehalten. Wo wie in Britisch-Jndien das mächtige englische Kapital hilfreich
eingreift, ist auch das Eisenbahnnetz bereits zu größerer Dichte entwickelt.
Der Seeverkehr beträgt in Japan bereits 3 Ii des deutschen und damit das
Doppelte des chinesischen, hinter dem Britisch-Jndien noch znrückbeibt. Er wird
in Japan bereits zur Hälfte von eigenen Schiffen vermittelt, während Indien
und China fast ganz auf fremde Nationen angewiesen sind.
d. Der Außenhandel aller drei Länder läßt sich im allgemeinen dadurch
kennzeichnen, daß Fertigwaren (bei Japan auch im steigenden Maße Rohstoffe für
die Industrie) eingeführt werden. Bei der verhältnismäßig dichten Bevölkerung
der drei Staaten besteht die Ausfuhr weniger aus Nahrungsmitteln, als viel-
mehr aus Industrie-Rohstoffen und Genußmitteln, wie Baumwolle, Seide, Tee
und Opium (Britisch-Jndien), zum überwiegenden Teil also aus Erzeugnissen
des Bodenbaues.
In Britisch-Jndien übertrifft die Ausfuhr die Einfuhr um rund Jis 1000
Millionen. Die wichtigsten Ausfuhr-Gegenstände sind Baumwolle, Jute, Reis
und Tee, dagegen werden Baumwollwaren, Zucker und Maschinen eingeführt.
In der Ausfuhr Japans stehen Seide und Baumwollgarn, in der Einfuhr
Baumwolle und Eisen obenan. China bringt vor allem Seide und Seidenwaren,
sowie Bohnen, Tee und Baumwolle zur Ausfuhr.
Deutschland hat sich infolge des starken englischen und amerikanischen
Wettbewerbs in den drei Gebieten noch nicht die Handelsbeziehungen zu ver-
schaffen vermocht, die seiner sonstigen Stellung im Welthandel entsprechen.
Britisch-Jndien nimmt unter unseren Lieferern die sechste Stelle ein und
versorgt uns vor allem mit Jute, Reis, Baumwolle und Ölsamen (Raps,
Leinsaat). Die Ausfuhr nach Indien ist mit Jis 100 Millionen gegenüber der
Einfuhr von mehr als Jis 500 Millionen unbedeutend. Der Außenhandel mit
China und Japan erreicht in Ein- und Ausfuhr zusammen bei jedem Lande
noch nicht Jis 200 Millionen. Besonders die Einfuhr von Seide und Tee ist
nur sehr gering.
1912 -
Straßburg
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule, Volksschule, Mittelschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Elsaß-Lothringen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
150
noch lange nicht messen. Sie liegen zudem über die halbe Welt verstreut,
hängen nicht untereinander zusammen und sind darum schwer zu verteidigen.
Von den noch freien Ländern der Erde macht sich eins nach dem andern
selbständig. Eines nach dem andern entwickelt eine eigene Industrie.
Immer schwerer wird es unsern Waren, sich in der weiten Welt die
alten Käufer zu erhalten, neue zu finden. Denn ein Land nach dem
andern schließt seine Grenzen durch Zölle nach außen ab. Und doch
können wir ohne unsern Außenhandel nicht mehr leben. Für mehr
als 8 Milliarden Mk. Waren haben wir im Jahre 1911 an andere
Länder verkauft. Wenn nur ein Land der Erde unsern Waren den
Eintritt erschwert, wenn nur für kurze Zeit der Strom stockt, der die
Erzeugnisse unseres Gewerbfleißes in die Fremde trägt, dann bekommen wir
alle es zu spüren: die Fabrikarbeit stockt, wird eingeschränkt, die Arbeiter
klagen über mangelnden Verdienst, Kaufleute, Handwerker und Landwirte
über schlechten Absatz ihrer Waren.
Da liegt eines der großen Volksziele vor uns, eine Aufgabe, die ein
starkes, wagemutiges, weitblickendes, opferwilliges Geschlecht verlangt. Die
Märkte der Welt müssen uns offen bleiben. Jede Nation, die auf irgend
ein Land die Hand legt und fremde Waren auszuschließen sucht, nimmt
uns ein Stück unseres Brotes. Doch nicht genug damit. Immer neue
Märkte müssen sich uns öffnen, die alten reichlicher kaufen. Denn unauf-
haltsam wächst die Menge der Waren, die wir verkaufen müssen, je mehr
die Einwohnerzahl bei uns wächst. Um nicht weniger als 900 Millionen Mk.
ist allein unsere Ausfuhr von 1910 größer als die von l909. Seit Anfang
dieses Jahrhunderts finden wir (mit Ausnahme des schlechten Jahres 1908)
eine fortwährende Steigerung dieser Ausfuhr.
Offene Märkte aber erhält sich nur die Nation, die stark genug ist,
die Schließung zu hindern. „Die Welt unser Feld", das muß jeder einzelne
Bürger erkennen. Wohl fordert die Rüstung des Reiches Opfer von ihm;
aber er bringt sie ja sich selbst, seinem Volke, der Zukunft dieses Volkes,
den Künftigen und Kommenden, die ohne unsere Opfer wahrscheinlich in
dem großen Wettkampfe um die Weltmärkte unterliegen müßten. Daß ein
Unterliegen des deutschen Volkes auch unseren Wohlstand schwer treffen
würde, brauchen wir nachdem, was wir von unserer Volkswirtschaft erfahren
haben, nicht mehr ausführlich zu beweisen. Darum dürfen wir über den
Sorgen und Angelegenheiten unserer Heimat die große Aufgabe des deutschen
Volkes nicht vergessen, an der auch wir mitzuarbeiten haben, deren Lösung
auch unsern Wohlstand sicher stellt.
„Werde ein Ganzer"! so ruft deshalb jener Kampf uns zu. Nicht
1900 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
238
Das Britische Inselreich,
einem ungeheuren Umfange statt. Jedoch sind an ihm die ein-
heimischen Erzeugnisse nicht in dem Masse, wie man zunächst an-
nehmen möchte, beteiligt, Kohlen und Erzeugnisse der Industrie
wandern zwar durch das ganze Land, nicht aber die Erzeugnisse
des Pflanzenbaues und der Viehzucht. Gegenden, wo letztere in
grosser Überfülle gewonnen und nicht schon von nah gelegenen
Industriestädten verbraucht werden, sind kaum vorhanden. Wenn
auch das südöstliche England, als die Hauptstätte von Ackerbau
und Viehzucht, wirklich grosse Mengen Getreide und tierischer
Erzeugnisse abzugeben hätte, so würden doch die grossen, an der
Küste oder in ihrer nächsten Nähe gelegenen Städte als Absatz-
quellen wenig in Betracht kommen. Ihnen steht die billige Zu-
fuhr von der See her offen, die dem inländischen Güteraus-
tausch solchen Wettbewerb macht, dass manche Erzeugnisse im
Lande selbst nicht mehr billig genug gewonnen werden können.
Auf den Güteraustausch mit andern Ländern sind
die Britischen Inseln umso mehr angewiesen, als sie für die zahl-
reiche Industriebevölkerung die nötigen Nahrungsmittel selbst nicht
zu liefern vermögen. Es ist eine bedeutende Einfuhr von Ge-
treide, von Zucker, von Fleisch, von Butter u. s. w. nötig. Ferner
besitzt das Land weder genügende Rohstoffe für die Veredlungs-
arbeit der einheimischen Gewerbe, noch überhaupt solche für manche
neueren Industriezweige. Wolle, Flachs, sowie Eisen-, Kupfer-
und Zinnerze genügen lange nicht mehr, und der Bedarf an Baum-
wolle, die so wichtig geworden ist. sowie an Jute muss voll-
ständig von andern Ländern gedeckt werden. Dagegen ist an
Kohle, trotz des gewaltigen Verbrauchs im eigenen Lande Über-
fluss vorhanden, und ein Teil der Kohlenförderung, etwa Vs, kann
ausgeführt werden. Die Hauptgegenstände der Ausfuhr sind
aber halbfertige und ganzfertige Waren, wie Eisen, Eisenwaren
und Maschinen, Garne und Gewebe jeder Gattung u. s. w. Gross-
britannien treibt ferner einen sehr umfangreichen Handel mit den
Erzeugnissen anderer Länder und verbreitet sie über den ganzen
Erdkreis. Besonders London und Liverpool ragen durch ihre über-
seeischen Handelsbeziehungen hervor.
Im J. 1899 hatte die Einfuhr einen Wert von 9700 Mill. dl. Allein
für Getreide müssen die Britischen Inseln jährlich etwa 1000 Mill. Ji. ausgeben.
Die Ausfuhr betrug im selben Jahre 5300 Mill. Jl und zwar von Kohlen 460,
von Eisen und Eisenwaren 560, von Garnen und Geweben 2000, von Baumwoll-
waren allein 1200 Mill. Jl. Den bedeutendsten Handel unterhalten die Britischen
Inseln mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika, mit Ostindien, Frankreich,
Australien und Neuseeland, dem Deutschen Reiche und den Niederlanden.
8. Das Verkehrswesen: Schiffahrts- und Eisenbahnlinien.
Grossbritannien erlangte seine hohe wirtschaftliche Blüte
hauptsächlich dadurch, dass es durch Gründung eines grossen
Kolonialreichs sich die Naturschätze eines sehr grossen Teiles der
1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
8. Deutschlands Weltgeltung. 27
Musterzeichnerateliers, sondern deutsche, bodenständige Kunstkraft
unserer machtvollen Textilindustrie ihren Geschmack bestimmen
wird. Auch das neue deutsche Kunstgewerbe, das früher ganz
in französischen Bahnen schritt, kämpft nicht nur um die ein-
mutige Anerkennung bei den eignen Landsleuten, sondern um
die Geltung des deutschen Geschmacks vor der ganzen Welt.
Starke besonnene Handwerkskünstler haben im englischen
Haus und seiner Kunst neue Grundformen gewonnen. Der
deutsche Baustil für Familienhäuser, unsere gesamte Hauskunst
schafft sich jetzt Beachtung und Anerkennung im Auslande. Die
Ausstattung der Jnnenräume der großartigen Dampfer des
Norddeutschen Lloyds und der Hamburg-Amerika Linie hat der
deutschen Raumkunst treffliche Aufgaben zur Lösung gegeben und
sie dadurch wesentlich gefördert. Die moderne deutsche Handwerks-
kunst bekundet deutlich die deutsche Art, auf allen Arbeitsgebieten
die Augen für neue Anregungen offen zu halten. Bei aller
deutschen Eigenart hat auch die Jllustrationskunst und -technik
vom Ausland gelernt. Selbst von Japan haben wir Anregungen
empfangen. Der japanische Farbenholzschnitt hat bei uns den
Sinn für Flächenkunst vortrefflich entwickelt. Während Paris
früher fast ausschließlich die besten astronomischen, mathematischen
und Vermessungsinstrumente baute, konkurrieren heute aufs vor-
teilhafteste Göttingen, Hamburg und andre deutsche Städte mit
der französischen Metropole.
Flandrische Weber haben die Tuch- und Seidenweberei in
England eingeführt, späterhin haben wir lange Zeit gebraucht,
um die Textilindustrie aus England wieder zu uns zurück-
zubringen. Daher erkärt sich neben anderm die besondere
Vorliebe für englische Maschinen aller Art. Erst in den letzten
Jahrzehnten gelang es der deutschen Technik, zunächst die Be-
triebsmaschinen und sodann die Webereimaschinen und Spinn-
Maschinen durch gleichwertige Erzeugnisse zu ersetzen. Der Bau von
landwirtschaftlichen Maschinen geschieht nach englisch-amerikanischem
Vorbild. Jm^ Schiffsbau waren wir früher ganz vom Aus-
land, namentlich von England, abhängig. Die Engländer waren
hierin unsere besten # Lehrmeister. Aber jetzt stehen wir ihnen
gleich, wenn wir nicht gar in einigen Punkten sie schon über-
flügelt haben. ^ Im Wettkampf mit den Engländern werden
gegenwärtig leistungsfähige Dampfer jeder Art auf deutschen
Werften erbaut. Der Norddeutsche Lloyd hat seit länger als zehn
Jahren kein einziges seiner zahlreichen Schiffe mehr auf aus-
ländischen Werften bauen lassen. Nur ein winziger Bruchteil
der jährlichen deutschen Schiffsneubauten wird noch von fremden
Werften befriedigt, dagegen mehren sich die Aufträge fremder
Staaten auf unfern Werften.
In wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Be-
ziehung ist das Deutschland der Gegenwart die Arbeits-
und Musterstätte der ganzen Welt geworden. Kein Volk
1914 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Wagner, Paul, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
116 Deutschlands Wirtschaftsleben.
Ebensowenig deckt unser Vorrat an Wolle den eigenen Bedarf: mehr als V3 Mil-
liarde M. zahlen wir dafür — namentlich an Australien, Argentinien, Belgiens.
Überblicken wir unseren Borrat und Bedarf an Jndustrierohstossen, so ergibt
sich zweifellos:
Teutschland kann seine vom Auslande bezogenen Nahrungsmittel nicht mit
Jndustrierohstosfen bezahlen; im Gegenteil, es wird durch seinen eigenen gewal-
tigen Bedarf gezwungen, einige weitere Milliarden Schulden zu machen!
Erzeugung neuer Werte durch die Industrie. Die Hauptaufgabe der Indu-
strie besteht darin, durch Bearbeitung, Veredlung der Rohstoffe neue Werte zu
schaffen. Einige Beispiele sollen dies erläutern. 1911 wurden in Deutschland
für 667 Mill. M. Eisenerze, Kohlen, Koks verhüttet und daraus für 788 Mill. M.
Roheisen gewonnen. Das Rohmaterial erfuhr also eine Wertsteigerung um
121 Mill. M. Die deutschen Eisenwerke verarbeiteten deutsches und eingeführtes
Roheisen weiter, und zwar für
196 Mill. M. Roheisen zu Gußeisen im Werte von 589 Mill. M.
921 „ „ „ „ Flußeisen „ „ „ 1315 „ „
1494 „ „ „ „ Walzeiseu „ „ „ 1864 „ „
Welche gewaltigen Wertsteigerungen kommen erst zustande, wenn etwa 1 t
Stahl zu Messern, Scheren, Uhrfedern verarbeitet wird, oder wenn aus 1 kg
Zwirn feine Spitzen hergestellt werden! Je mehr menschliche Arbeit in einem
Jndustrieerzeuguis aufgespeichert ist, je mehr Menschen bei seiner Herstellung Mittel
zu ihrem Lebensunterhalt gewinnen konnten, um so besser ist es für die Volkswirt-
fchaft. In dieser Schaffung neuer Werte liegt die gewaltige Bedeutung unserer
hochentwickelten Industrie. Tie Landwirtschaft macht ein Volk kräftig; aber erst
die Industrie macht es wohlhabend, ja reich. Sie ermöglicht uns, unsere Lebens-
sührnng anspruchsvoller zu gestalten, Güter aus aller Herreu Länder einzutauschen.
Hauptzweige der deutschen Industrie. Welche Werte die einzelnen Industrie-
zweige alljährlich schaffen, läßt sich sehr schwer feststellen. Denn die Statistik sagt
uns wohl, wieviel Wareu an das Ausland abgegeben werden, aber meist nicht, wie-
viel im Jnlande selbst verbraucht werden.
Zweifellos fällt der Hauptanteil der Produktion auf die Metallindustrie. Auf
diesem Gebiete übertrifft Deutschland alle Länder der Erde. Neben
dem Bau von Maschinen und der Kleineisenindustrie spielen die Hauptrolle die Her-
stellung von elektrotechnischen Erzeugnissen und Kupfer waren. Auch die
Edelmetalle werden in großen Mengen verarbeitet. Die wichtigsten Eisenindu-
strie gebiete sind: das rheinisch-westfälische, oberschlesische, lothringische und das
Saargebiet. Essen birgt das größte Eisenindustrieunternehmen der Welt. So-
lingen ist durch seine Messer, Scheren und Säbel, Remscheid durch Werkzeuge
und Schlittschuhe berühmt. Berlin, Chemnitz haben Lokomotiven- und
Maschinenbau; Kiel, Stettin, Danzig, Hamburg große Schiffswerften.
Hauptmittelpunkte der Elektrotechnik sind Berlin und Nürnberg. Gold- und
i) Von weiteren wichtigen Rohstoffen sei zunächst der Kautschuk als wertvolle und begehrte
Tauschware erwähnt: V« Milliarde müssen wjr zur Deckung unseres Bedarfs entrichten. (Brasi-
lien, Britisch-Jndien, Kongostaat, Kamerun.) Für 75 Mill. Mark kaufen wir Jute, für 125 Mill.
Mark Rohseide.
1913 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Günther, Hermann
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Textilindustriegebiete
69
c) Westfalen besitzt zwischen der holländischen Grenze und der Ems ein wich-
tiges Baumwollgebiet- hier liegt Gronau, der bedeutendste Spinnereiort Deutsch-
lands. In hoher Blüte steht ferner die Leinenindustrie am Teutoburger Walde, die
bis zur Weser verbreitet ist. Ihre hauptorte sind Bielefeld (Leinen, Baumwolle, wolle.
Seide), Osnabrück. Detmold und Herford.
ä) Das Küstengebiet. hier ist die Textilindustrie in der Nähe der Rohstoff-
einfuhrplätze vertreten. Allen voran steht die woll-und Zuteindustrie von Bremen
und seiner Umgebung (Delmenhorst, Blumenthal), außerdem kommen Hamburg—har-
bürg und Neumünster i. holst, in Betracht.
e) In den and eren G ebieten Nordwe st deutschlandssind zu nennen ^Hannover
(wolle), Braunschweig (Jute), Rassel (Segeltuch und Jute).
Iv. Süddeutschland ist an der deutschen Textilindustrie mit % aller Arbeitskräfte
beteiligt. Die Hauptbedeutung liegt im Südwesten.
a) Elsaß. Dieses Gebiet beschäftigt allein den dritten Teil aller süddeutschen
Arbeiter. Im Oberelsaß herrscht die Baumwollindustrie vor, im weniger bedeu-
tenden Unterelsatz die Wollverarbeitung. Vorort ist Mülhausen, das alle Arten
der Industrie beherbergt und schon in französischer Zeit hervorragte. Andere Haupt-
orte sind Gebweiler, Münster, Kolmar, Markirch, Schlettstadt, Bischweier.
b) Der Schwarzwald beherbergt die Industrie auf dem Südabhange, in Frei-
bürg i. Br., im Norden und auf dem Gstabhange.
e) Das Neckartal und deriura. Im oberen und mittleren Neckargebiete (Stutt-
gart, Talw, Neckarsulm) ist eine hervorragende Baumwollindustrie ansässig. Am
Nordfuße des Jura (Reutlingen), auf diesem selbst (Heidenheim, auch Nördlingen) und im
Donautale tritt neben einer ausgedehnten Wollweberei auch Baumwoll- und Leinen-
Verarbeitung auf. Südlich davon liegt das altberühmte Augsburg, einer der bedeu-
tendsten Spinnereiorte Deutschlands (Baumwolle), in dem auch die Tuchfabrikation
heimisch ist.
d) Das Allgäu ist ein gewerbefleißiger Bezirk (Kempten mit Baumwollindustrie,
Ravensburg mit Leinenindustrie).
e) Die Bedeutung Gbersrankens, nach dem Elsaß und Neckartal an dritter
Stelle stehend, liegt namentlich in seiner Baumwollspinnerei- auch Weberei und
Leinenindustrie sind vertreten, hauptorte: Bamberg, Bayreuth, Hof.
f) wichtigere Gewerbebezirke sind auch das Nheintal zwischen Speyer und Groß-
gerau (Mannheim, Worms), der östliche Odenwald und die Rheinpfalz; hier behauptet
Kaiserslautern seinen Ruf als hervorragendste Wollspinnereistadt Deutschlands.
c) Bedeutung der deutschen Textilindustrie.
Im Jahre 1907 beschäftigte die Industrie 1 090 000 Arbeiter, das ist etwa der
60. Teil der deutschen Bevölkerung. Riesige Summen sind in den Unternehmungen fest'
gelegt, und nach Milliarden zählt der wert ihrer Erzeugnisse.
Dennoch ist unsere Spinnerei nicht in der Lage, den gesamten Bedarf an Garn
zu decken. Das Ausland lieferte uns 1910 für 252,8 Mill. Mark; davon kamen allein
für 197 Mill. Mark (= 78°/o) aus Großbritannien, dessen Spinnereien den deutschen
1914 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Reinhard, Rudolf, Seydlitz, Ernst von, Friedrich, E., Clauß, O.
- Hrsg.: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
880
A. Die Handelsgüter.
In den feuchten Ländern des warmgemäßigten Erdgürtels werden Rohstoffe, und zwar besonders
pflanzliche, zum Teil sehr reichlich erzeugt. Die Baumwoll-, Jute-, Rohrzucker-, Ol- und Seidenindustrie
finden sehr große Begünsügung durch das Vorhandensein bedeutender Rohstoffmengen. Kohlen sind zwar
meist nicht so reichlich vorhanden wie in den begünstigten Ländern des kühlgemäßigtei? Erdgürtels, aber sie
kommen wenigstens oft in genügender Menge vor; Wasserkräfte sind bei den bedeutenden Niederschlägen
dieser Länder, sofern das Gefälle günstig ist, reichlich ausznnutzen. Dagegen sind Bildung und Tatkraft
der Bevölkerung hinter denen der großen Kulturmächte zurückgeblieben. Gewisse klimatische Schwierig-
keiten verlangsamen auch das Eindringen der höheren europäischen Kultur. Man kann aber wohl sagen,
daß diese Länder, wie heute schon die Südstaaten der Union und Japan beweisen, eine industrielle Zukunft
haben. Schon beginnt auch das industrielle Leben im warmgemäßigten Australien wie in Britisch-Süd-
afrika, in Argentinien wie in Südbrasilien sich zu regen.
In bezug auf die den gemäßigten Zonen fehlenden Rohstoffe: Rohrzucker, Baumwolle und Jute,
Kautschuk und Guttapercha, erfreut sich der tropische Erdgürtel besonderer Begünstigung. Er liefert
diese Rohstoffe heute größtenteils nach der gemäßigten P.-Z., aber die Beobachtung lehrt, daß auch in der
tropischen P.--Z. eine Großindustrie, auf die genannten Produkte gestützt, sich einbürgern kann. Es ist
ferner noch nicht ausgemacht, ob nicht einmal die Tierzucht, die Schweinezucht vor allem, vielleicht auch
die Rinderzucht, hier in manchen Teilen eine weit günstigere Entwicklung nehmen kann, als wir sie gegen-
wärtig im gemäßigten Erdgürtel beobachten. Wir können nicht verneinen, daß hier in Zukunft viel-
leicht eine großartige Fleischindustrie sich aufrichten kann. Mineralische Rohstoffe, wie Eisenerz, Mangan-
erz usw., kommen auch vor; denn sie sind ja nicht an einen bestimmten Erdgürtel gebunden. Freilich Kohle
ist nur sehr spärlich vorhanden (vgl. S. 871), aber die Möglichkeit, Wasserkräfte in den Dienst der Industrie
zu ziehen, stellt im tropischen Erdgürtel die Zukunft der Industrie-Entwicklung auf eine viel bessere Grund-
lage als bisher. Die Arbeiter sind ferner in manchen Gebieten reichlich und fast immer billig zu haben.
Auch die klimatischen Verhältnisse verbieten es nicht, Industriebetriebe (und sei es mit künstlicher Kühlung
der Arbeitsräume) unter europäischer Leitung, vorkommendensalls mit europäischen Arbeitern, zu be-
gründen. Es tritt übrigens auch die eingeborene Bevölkerung, den Wert der kulturellen Ausbildung er-
kennend, unter unserer Leitung in eine lebhafte Entwicklung ein. Unsere Annahme, daß alle anderen
Rassen kulturunfähig sind, hat den Tatsachen nicht standhalten können. Die (1910/11) 226 Baumwoll-
fabriken in Indien stehen schon meist unter einheimischer Leitung, und ihre Erzeugnisse verbessern sich,
wenn man auch heute noch die Arbeitsleistung des intelligenten europäischen Arbeiters in der Baumwoll-
industrie auf das Sechsfache der Leistung des indischen berechnet. Jedenfalls wird uns in Zukunft die durch
unsere Begabung und Tatkraft errungene Jndustriestellung in allen den Industriezweigen ernsthafter be-
stritten werden, zu denen uns die Rohstoffe im Lande fehlen. Wir werden Zusehen müssen, daß wir uns
durch Erfindungsgeist und Fleiß unseren Vorsprung wahren.
Auf den Handel mit industriellen Erzeugnissen ist bei den Rohstoffen hingewiesen worden. Hier seien
nur einige zusammenfassende Betrachtungen angestellt.
Die einheimischen haus- und handwerksmäßigen Industrien der kulturell tiefstehenden Völker in den
gemäßigten wie tropischen Erdgürteln sind zum großen Teil unter der Einfuhr der konkurrierenden In-
dustrie-Erzeugnisse Europas und Nordamerikas zurückgegangen oder ganz dahingesunken. Die großen
Industriemächte des gemäßigten Erdgürtels, insbesondere Gr., das D. R. und die Union, danach Frank-
reich, Belgien, Österreich-Ungarn, die Schweiz versorgen die Länder der Erde mit Jndustriewaren und ver-
kaufen diese gegen Lieferung von Nahrungs-, Genußmitteln und gewerblichen Rohstoffen. Aber die besten
Abnehmer für ihre Jndustriewaren haben die großen Kulturmächte aneinander und an den jüngeren Sied-
lungskolonien, in denen die Industrie noch nicht entwickelt ist und in denen große Bedürfnisse und starke
Zahlungsfähigkeit sich vereinigen. Das D. R. bezog z. B. von Gr. 1912 Wollen- und Baumwollengarn
für 175,7 Mill. M, ferner gekämmte Wolle (Kammzug) für 16,8, baumwollene Gewebe für 19,1, wollene
Tuch- und Zeugwaren für 24 Mill. M usw. Sehr gute Abnehmer von Jndustriewaren sind ferner die
dichtbevölkerten Länder Süd- und Ostasiens (besonders Brit.-Jndien und China). Die kulturell tief-
stehenden Länder der Tropen und der Subtropen müssen erst zur Arbeitstätigkeit und damit zu Zahlungs-
fähigkeit, dann durch Erziehung und Verfeinerung der Bevölkerung zu Bedürfnissen geführt werden.
Doch steigt der Absatz von Jndustriewaren auch nach diesen Gebieten ständig. Beziehen doch unsere Kolo-
nien z. B. schon sehr beträchtliche Mengen von Webwaren und Kleidung, nämlich (1911) Deutsch-Ostafrika
für 14, Kamerun für 9,65, Togo etwa 2,6, Deutsch-Südwestasrika 4,94, Deutsche Südsee 1,85 Mill. M,
Tsingtau allein Baumwollengarn und -waren fremden Ursprungs für 34,98 Mill. M.
1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 260 —
Palmkerne und Kobra, Erdnüsse, Sesam, Mohn und Baumwollsamen.
Wenn man bedenkt, daß die Einfuhr dieser Erzeugnisse 1904 bereits
13 Mill. dz betrug, und daß diese Früchte alle in unsörn Kolonien
gewonnen werden können, so muß man deren Bedeutung auch nach
dieser Richtung widerspruchslos anerkennen. — Die Kolonien versorgen
uns auch mit allerlei Rohstoffen: Wolle, Baumwolle, Kautschuk, Gutta-
percha, Erze u. dgl. Werden diese nur vom Auslande bezogen, so
wird nicht nur ein Teil unseres Nationalvermögens an dieses abge-
geben, sondern auch eine die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung
Deutschlands hemmende und beengende Abhängigkeit von fremden Staaten
hervorgerufen. So braucht Deutschland z. B. jährlich für 320 Mill. Mk.
Baumwolle, die es bis jetzt fast ausschließlich (1905 für 2933/4 Mill. Mk.)
aus Amerika bezieht. Bei einer Mißernte oder im Falle eines Krieges
mit Amerika würde für Deutschland eine wirtschaftliche Not herein-
brechen, unter der die Industriearbeiter am meisten zu leiden hätten.
In unsern afrikanischen Besitzungen haben wir ganz vorzügliche Baum-
wollgebiete, die mit der Zeit unsern Bedarf zum größten Teil oder
ganz decken könnten.
d. Die Kolonien sind ein Absatzgebiet für die Erzeugnisse
der deutschen Industrie. Deutschland entwickelt sich immer mehr
zu einem Industriestaat und muß, damit keine Überproduktion entsteht,
auf ausreichende Absatzgebiete bedacht sein und dafür sorgen, daß der
deutsche Handel auch nach den deutschen Kolonien geht und hier andern
Völkern gegenüber eine herrschende Stellung einnimmt. Tausende und
aber Tausende Deutsche suchen Arbeit und Verdienst in den Fabriken
und gewerblichen Betrieben und fertigen Industriewaren in solcher
Menge an, daß sie im eigenen Lande bei weitem nicht alle Verwendung
finden können. Absatzgebiete dafür find unsere Kolonien und sollen es
noch in höherem Maße werden. Mit der fortfchreitenden Kultur passen
sich die Eingeborenen immer mehr europäischen Verhältnissen an; sie
treten immer mehr aus ihrer Bedürfnislosigkeit heraus und werden
dadurch immer bessere Abnehmer für unsere Erzeugnisse. Auch die
wirtschaftliche Ausnutzung der Kolonien erfordert mancherlei Geräte
und Werkzeuge, die als Erzeugnisse der Industrie aus dem Mutterlande
gewonnen werden können; man denke nur an die Hafenbauten, an die
Förderung der mineralischen Bodenschätze, an landwirtschaftliche
Maschinen, an die Ausgestaltung der Verkehrsmittel usw.
s. Die Kolonien sind als Stützpunkte unserer Flotte von
großer Bedeutung. Durch die Schiffe erfolgt der Güteraustausch im
Welthandel. Zum Schutze unseres ausgedehnten Welthandels bedürfen
wir einer starken Kriegsflotte. Soll unfere Flotte auf dem Weltmeere
nicht obdach- und heimatlos umherirren, so muß sie in der Fremde
Heimstätten und Stützpunkte finden, wo sie mit Kohlen- und Eßvorrat
versehen und nötigenfalls auch ausgebessert werden können, ohne daß
eine fremde Macht das Recht hat, dieses zu verhindern. Solche Stätten
bieten ihnen die Kolonien.
f. Die Kolonien geben endlich Gelegenheit zur Betätigung
deutscher Kulturarbeit, zur Ausbreitung des Christentums
1915 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Altmann, Hanns
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Unsere Aufgaben für die Zukunft nach außen
kratie). Der Arbeiter ringt nicht nur nach höherem Lohn, sondern nach einem in jeder Beziehung menschenwürdigen Dasein. (Er versucht, im Zeitalter der Maschine ein geistiger Mensch zu bleiben, der auch an Wissenschaft und Kunst vollen Anteil hat, kurz das bleibt ober wird, was man Persönlichkeit nennt.
wir verkennen nicht die Größe anderer Völker, wir erkennen aber auch unsere besondere Kraft. Unser auf inneres wie äußeres gleicherweise gerichtete Volk ist für die weltarbeit vorzüglich ausgerüstet, wie der Deutsche bei jeder Tätigkeit nicht nur äußere Vorteile, sondern Befriedigung im Innern sucht, so wird er bei der weltarbeit davor bewahrt, in dem Streben nach Geld und Gut zu verrohen und schwächere Völker als Gegenstände gewinnsüchtiger Ausbeutung anzusehen. Daß sich diese (Entwürdigung stets rächt, beweist das Schicksal Karthagos, Roms, gegenwärtig auch (Englands. Andererseits zeigt das Unterliegen des großen Kulturvolks der Inder im Kampfe mit (England, daß der Aufbau einer Welt von Gedanken ohne lebendiges (Eingreifen in die äußere Welt die Selbständigkeit des Volkstums bedroht.
wo liegen unsere Aufgaben für die Zukunft?
Nach außen in der weltarbeit, wenn wir den so gearteten deutschen Geist festhalten, uns also treu bleiben, so werden wir die Zukunft der (Erde wesentlich mitbestimmen. Der Sieg des deutschen Weltgedankens heißt nicht Weltbeherrschung, sondern Welt arbeit, wir wollen den fremden Völkern unsere Gedankenwelt sowie die sichtbaren Erzeugnisse unserer Gedanken, unsere waren, übermitteln und das für uns Notwendige, z.b. Rohstoffe, wieder eintauschen, wie das in unserem wachsenden Welthandel bereits geschah. (England muß uns dazu freien weg geben, und ständige Kriegsbereitschaft zu Wasser und zu Lande muß uns gegen alle Angreifer weiter stark erhalten. Infolge unserer Mittellage in (Europa werden wir immer von starken Völkern umgeben sein und brauchen schon in der Heimat zur Verteidigung unserer Grenzen unsere militärische Hauptmacht. Die Versuchung einer kriegerischen Unterwerfung unserer Nachbarvölker oder die Gründung eines Weltreiches ohne Verbindung mit unserm vaterlande besteht schon Harum nicht, weil solche Eroberungen schwerlich zu halten wären. Der deutschen Arbeit soll der weg überast offenstehen, hier im freien Wettstreit sind wir jedem Volke völlig gewachsen.
Unsere Aufgaben im Innern sind (Erhaltung und Vertiefung unserer (Eigenart, geistige und wirtschaftliche Hebung des ganzen deutschen Volkes zur Erhöhung seiner Kraft, hiervon kann nur einiges angedeutet werden.
Der Krieg hat uns die Notwendigkeit einer starken Staats-
1893 -
Trier
: Schaar & Dathe
- Autor: Koepper, Gustav
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Es ist wenig bekannt, daß unter allen Ausfuhrgegenständen
Deutschlands gerade ein landwirtschaftliches Erzeugnis, nämlich der
Zucker, an erster Stelle steht. Er wird aus der auf heimischem
Boden gezogenen Zuckerrübe gewonnen und in heimischen Fabriken
bis zur Genußreife verarbeitet. Im Jahre 1898 stellte die deutsche
Zuckerausfuhr einen Wert von 212 Millionen Mark dar. Der Ab-
satz des deutschen Zuckers aber erfolgt fast ausschließlich auf über-
seeischen Märkten. Unser Hauptabnehmer ist England mit 640000
Tonnen im Werte von 135,3 Millionen Mark; ihm schließen sich
die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 219516 Tonnen
im Werte von 40,2 Millionen Mark an. Aber auch Canada, Chile,
Ostindien und Japan gehören zu unsern Abnehmern. Die Land-
beförderung in die Nachbarstaaten ist demgegenüber äußerst winzig,
sie beläuft sich vielleicht alles in allem auf sechs oder sieben Millionen
Mark. Da ergibt sich hieraus aufs deutlichste, welch gewaltiges
Interesse die deutsche Landwirtschaft als Erzeugerin eines hervor-
ragenden Ausfuhrgegenstandes ganz unmittelbar an der Aufrecht-
erhaltung des Seeverkehrs hat. Jni übrigen mag gleich hier er-
wähnt werden, daß die Landwirtschaft mittelbar noch weitaus stärker
an der Erhaltung und Sicherung des Seeverkehrs beteiligt ist; denn
eine Industrie, die durch flotte überseeische Ausfuhr in Wohlstand
versetzt ist und kaufkräftig wird, ist die beste Abnehmerin der land-
wirtschaftlichen Erzeugnisse. Getreide, Fleisch, Eier, Milch, Butter
und Käse werden in ganz anderer Menge verzehrt, wenn es den
Industriearbeitern gut geht, als wenn sie jeden Bissen zählen müssen.
Für eine ganze Anzahl Industrien ist die überseeische Aus-
fuhr Lebensbedingung. Da ist zunächst die Textilindustrie, d. h. die
Wollwaren-, Vaumwollwaren-, Leinenwaren- und Seidenwaren-
industrie einschließlich der Kleidererzeugung zu nennen. Sie führte
1898 Waren im Werte von 763 Millionen Mark aus. Von dieser
gewaltigen Ausfuhr entfallen über zwei Drittel auf überseeischen
Absatz. 2n der Textilindustrie Deutschlands waren 1898 945000
Personen tätig, die mit ihren Angehörigen zusammen eine Zahl
von etwa zwei Millionen Menschen darstellen. Diese zwei Millionen
Menschen sind also in ihrem täglichen Lebensunterhalte völlig von
dem Gedeihen der Textilindustrie und damit dem Fortbestehen des
Seeverkehrs abhängig. Die letztere Abhängigkeit ist doppelter Art:
Deutschlands Textilindustrie muß über See ausführen, und Deutsch-
lands Textilindustrie muß über See fast alle zur Herstellung von
Textilwaren notwendigen Rohstoffe einführen.
Ähnliches gilt von der Metall- und Maschinenindustrie. Die
Mehrausfuhr bezifferte sich hier im Jahre 1898 an einfach bear-
beiteten Gegenständen auf 129,5, an Fabrikaten auf 235,1, endlich
an Maschinen, Instrumenten und Apparaten auf 142,4, im ganzen
1912 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Biedermann, Georg
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Das Deutsche Reich.
sind in der Provinz Sachsen, Hannover (Lüneburg) und Branden-
bürg, im Neckargebiet und im Berchtesgadener Land. Noch viel
größer als die Gewinnung von Steinsalz ist der Gewinn von Kali-
salzen (Abraumsalzen), welche bis jetzt nur in Deutschland gefunden
wurden.
5) In der Industrie beschäftigt Deutschland von allen Ländern
die größte Zahl von Arbeitern. Die Eisenverarbeitung steht in hoher
Blüte. Die Hauptgewinnungsstätten sind auch die Hanptverarbeitnngs-
stätten. Weltruf haben Essen (Krupp'sche Fabrik), Solingen und Rem-
scheid. Die Ausfuhr von Maschinen und Eisenwaren hat einen Wert
von etwa 1 Milliarde. Der deutsche Schiffbau hat im letzten Jahr-
zehnt einen gewaltigen Aufschwung genommen. Auch die übrigen
Zweige der Metallindustrie (Gold- und Silberwaren, Kupfer-, Messing-,
Zink- und Zinnwaren) sind sehr bedeutend. In der Eisenindustrie
wird Deutschland nur von Nordamerika übertroffen.
In der Webe- (Textil-) Industrie (Leinen, Jute, Wolle und
Baumwolle) nimmt Deutschland die zweite Stelle in Europa ein
(voraus ist England), in der Seidenindustrie die dritte, da Frankreich
noch voransteht. Das ist um so höher zu schätzen, als Deutschland
die Rohstoffe fast sämtlich aus dem Auslaud beziehen muß, Leinen
meist aus Rußland, Jute aus Indien, Wolle aus Australien, Baum-
wolle aus Nordamerika. Die Hauptsitze der Textilindustrie (Lausitz,
Schlesien, Thüringisch-Sachsen, das Wuppergebiet, Bielefeld, Aachen,
Mühlhausen, Augsburg, Hof, Krefeld) sind schon genannt. In den
chemischen Fabrikaten (Drogen, Farbwaren), in der Papierindustrie,
Spielwarenindustrie, Rübenzuckerfabrikation und im Buch-
druckereigewerbe nimmt Deutschland die erste Stelle in der Welt ein.
Sehr bedeutend ist auch die Glaswaren-, Ton- und Porzellan-
Warenindustrie, die Lederindustrie, die Tabakindustrie.
6) Handel und Verkehr. Die Seehandelsflotte Deutschlands
steht der englischen allerdings noch weit nach, doch zeigt sie in den
letzten Jahrzehnten unter allen Flotten der Welt die größte Zunahme.
Besonders großartig ist der Aufschwung der deutschen Dampferflotte.
Im Jahre 1870 war die englische Dampferflotte 16 mal so groß als
die deutsche, jetzt ist sie noch 5 mal so groß. Die zwei größten Dampf-
schiffahrtsgesellschaften Deutschlands (überhaupt der Erde) sind die