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1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 69

1912 - Straßburg : Bull
69 schon erwiesen. Auch die Seide wird also immer aus der Fremde gesendet werden müssen. Das Hauptland für Rohseide, Japan, liegt noch dazu für uns am entgegengesetzten Ende der Welt. Die Jute ist in Ostindien zu Hause, und selbst Hanf und Flachs, einst berühmte Erzeugnisse des deutschen Bodens, müssen von Jahr zu Jahr mehr aus fremden Ländern hergeholt werden. Für ihre Rohstoffe ist demnach die Textilindustrie ganz oder bei- nahe ganz von der Fremde abhängig. Und wie fühlbar macht sich diese Abhängigkeit. Mißernten in fremden Ländern, Seuchen unter den Tieren lassen oft in wenig Wochen alle die Massen an Baumwolle, Jute oder Wolle und Seide zugrunde gehen. Nur ganz wenige Länder können diese Rohstoffe überhaupt liefern. Wenn aus einem der eben genannten Gründe diese Lieferung ausbleiben muß, stehen die Maschinen in den Fabrikgebäuden unserer Textilindustrie still, sind die Tausende von Arbeitern ohne Brot. Dazu ist der Kampf um jene Roh- stoffe, von dem wir auch schon gesprochen haben, der Kampf zwischen den verschiedenen industriellen Nationen außerordentlich heftig, weil nur so wenig Länder jene Rohstoffe erzeugen. So weiß der Fabrikbesitzer oft heute nicht, ob er für das nächste Jahr genügend Rohstoffe zur Beschäftigung seiner Arbeiter und Maschinen haben wird. Wieviel Sorgen macht aber erst die fertige Fabrikware! Eiserne Geräte, Maschinen, Werkzeuge ändern sich mit der Zeit ja auch, aber doch nur in gewissen größeren Zeiträumen. Auch in dieser Beziehung hat es die Eisenindustrie leicht. Wie so ganz anders die Textilindustrie! Die ver- änderlichsten unter den menschlichen Gebrauchsgegenständen liefert sie, das, was dem Wechsel der Mode am meisten unterworfen ist, die Kleidung. Und wenn ihre Erzeugnisse gar noch Damenkleiderstoffe sind, wie bei einzelnen Zweigen unserer oberelsässischen Textilindustrie, dann ist die Not dreifach groß. Immer neue Muster müssen erfunden werden. Was in diesem Jahr alle Welt verlangte, kauft im nächsten niemand mehr. Viel Geschmack, viel künstlerischer Sinn ist nötig, wenn der Fabrikant seine Ware begehrt machen will. Erfinder muß er sein. Immer neue Farben und Farbenzusammen- stellungen müssen ersonnen werden; Arbeit genug für einen talentvollen Chemiker. Wieviel Nachdenken verlangte früher besonders die Verfeinerung der gesponnenen Fäden und der daraus hergestellten Gewebe. Da blühte dem Genius und der Tatkraft unsers Stammes ein reiches Feld. Der Zufall wollte es, daß die Textilindustrie gerade in jener Zeit einen neuen Aufschwung nahm, da unsere Heimat vom alten Mutterlande losgerissen, da sie französische Provinz war. In den alten deutschen Tagen hatten Elsässer und Lothringer durch ihre Teilnahme an den großen An-

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1. Grundriß der Wirtschaftsgeographie - S. 135

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Industrie 135 Industrie. Die Verarbeitung der Bergwerkserzeugnisse zu halb- und Ganzfabri- katen ist der wichtigste Zweig unserer Industrie. Die Maschinenindustrie und alle mit der Metallverarbeitung zusammenhängenden Gewerbe decken nicht allein den heimischen Bedarf, sondern sie arbeiten in ganz hervorragendem Maße für den Weltmarkt, und ihre Erzeugnisse stehen hier hochangesehen neben den englischen, fran- zösischen und nordamerikanischen. Zwar findet in allen Zweigen eine Einfuhr statt, doch ist sie geringfügig gegenüber der Ausfuhr; nur die englischen Textilmaschinen und gewisse nordamerikanische landwirtschaftliche Maschinen werden den deutschen im Lande selbst noch vorgezogen. Vagegen sind andere einheimische Erzeugnisse den ausländischen überlegen; namentlich macht sich das auf dem Gebiete der Feinmechanik geltend. Als zweitwichtigste Industrie tritt die Textilindustrie hervor, die etwa I 100 000 Arbeitskräfte beschäftigt. In hartem Wettkampfe, namentlich mit Großbri- 0 10 20 30 40 50 60 70 . 80 90 100 % I.............................'.........1.........'.........M .........1 — Großbritannien verein. Staaten Deutsch- >-! Nuß- g andere land sf S land | Länder i. 3- 1910. mn 0 10 20 So 40 50 60 70 80 90 100 % ..................... mmiii • • T • ^.......«Mw Großbritannien verein. Staaten Deutsch- U Nußland Indien Andere Länder land p S :0 Skizze 70. Textilindustrie der Hauptstaaten. tannien und den vereinigten Staaten, hat sie ihre jetzige hohe Bedeutung gewonnen. Zwar steht unsere Industrie hinter derjenigen dieser beiden Länder zurück; doch ist kein anderes Land Deutschland überlegen. Einen ungefähren Anhalt von der Stellung des deutschen Gewerbes gibt ein Vergleich der den einzelnen Ländern zur Verfügung stehenden Baumwollfpindeln und des Baumwollverbrauchs (Skizze. 70.) Die Rohstoffe der Textilindustrie muß uns zum weitaus größten Teile das Aus- land liefern, da Baumwolle, Jute und Seide in Deutschland nicht gezogen werden können, Flachs, Hanf und Wolle nur in beschränktem Umfange erzeugt werden. In ähnlicher Lage befinden sich außer Rußland alle großen Industrieländer Europas^ Nur Nordamerika und Indien sind günstiger gestellt. Wenn trotzdem diese Länder starke Abnehmer auch der deutschen Industrie sind, so geht ihr Bestreben doch dahin, sich von dem europäischen Markte loszumachen. Die Zukunft unserer Textilindustrie hängt davon ab. ob es Deutschland gelingt, sich einen größeren Anteil an dem anderen Auslandsmarkte zu sichern, und davon, ob es möglich ist, unsere Kolonien zu Rohstofflieferanten zu machen. Die Güte der deutschen Erzeugnisse, die Rührigkeit der Unternehmer und Xauf- leute läßt das erwarten. — Den Gesamtwert der deutschen Textilprodukte schätzt man auf 3 Milliarden M. Unter den anderen Gewerben find namentlich die chemische und Farbenindustrie, die Papier-. Leder-, Porzellan- und Glasindustrie, Buch- und Xunstdruckerei hoch entwickelt.

2. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen - S. 108

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
108 Iii. Teil, Dritter Abschnitt. Deutschland zahlte 1912 für die wichtigsten Rohstoffe in Mill. Mark für: Hauptlieferer: Baumwolle 600 Verein. Staaten, Ägypten, Britisch-Jndien Wolle 450 Australien, Argentinien Seide 200 Italien, Frankreich Jute 75 Britisch-Jndien Flachs 70 Rußland Hanf 30 Rußland, Italien zusammen somit M 1425 Mill., wozu noch für die aus Baumwolle, Holz usw. hergestellte Kunstseide M 25 Mill. kamen. Die Zahlen beweisen, in welchem Maße wir in dem Bezüge der Rohstoffe unserer Faserstoffindustrie vom Aus- lande abhängig sind. B. Die Erzeugnisse 6er faferstoffinduftm. \. Die Herstellungsverfahren. a. Garn. Die Fasern der Rohstoffe müssen zunächst von allen Fremd- körpern, wie Holzteile bei Hans, Flachs und Jute, Kerne bei der Baumwolle, befreit und dann gereinigt werden. Die Seide allein kann ohne weiteres vom Kokon als fertiger Faden abgewickelt und dabei mit mehreren anderen Fäden durch Erwärmen zusammengeklebt werden. Bei den übrigen Rohstoffen werden die mehr oder minder kurzen Fasern in Maschinen in gleiche Richtung gelegt (gekrempelt) und das Verfahren so oft durch Kratzen, Streichen, Strecken und Verdoppeln wiederholt, bis der gewünschte Zweck erreicht ist. Dieser Vorgang erfordert die meiste Arbeit bei der Baumwolle, die wenigste bei den langfaserigen Rohstoffen Jute, Flachs und Hanf. Aus dem so erhaltenen Vorgarn wird durch Zusammendrehen der Fasern das eigentliche Garn gesponnen, was heute fast ausschließlich auf Spinnmaschinen (Flyer, Selsaktor) geschieht. Werden mehrere Fäden zusammengedreht, so entsteht der Zwirn. d. Gewebe. Sie werden aus den Fäden gebildet, indem man zwei Fäden, von denen der Längsfaden als Kette, der Querfaden als Schuß be- zeichnet wird, rechtwinklig kreuzt und dadurch deren Verschiebung gegeneinander verhindert. Die Kreuzungsstelle heißt Bindung. Werden vom Schußfaden ein oder mehrere Fäden übersprungen, so entstehen durch die verschiedenen Bin- düngen gemusterte Stoffe. Beim Wirken werden die Stoffe dadurch erzeugt, daß ein oder mehrere Fäden umeinander herumgeschlungen werden (Trikot, Strickwaren). c. Die Verschönerungstechnik. Die Web- und Wirkwaren werden dem Gebrauchszweck oder dem Geschmack entsprechend zum Teil weiter bearbeitet (verschönert). Hierher gehören das Rauhen bei Tuch, das Verfilzen, Jmpräg- nieren (wasserdicht machen). Glänzen und Glätten. Wichtig ist weiter das Bleichen in natürlicher (Sonnen-) oder künstlicher Bleiche, sowie das Appretieren, d. h. das Behandeln der Stoffe mit einer Art Stärke. Während diese Arbeiten

3. Grundriß der Wirtschaftsgeographie - S. 64

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
64 Textilindustrie: Allgemeines I. aus dem Mineral» reiche: Asbest. Ii. aus dem Pflanzen- reiche: I. Stengelfasern: 1. Seide. Iii. aus dem Tierreiche: a) Flachs, b) Hanf, c) 3ute. 2. Schafwolle. 2. Vlattfafern: a) Sisal, b) Ramie. 3. Fruchtfasern: a) Baumwolle, b) Uokos> fasern. 3. haare verschiedener Tiere (Pferde-, Kamel-, Ziegen- haare). Außerdem werden künstliche Rohstoffe verarbeitet (Zellulose, künstlicheseide, Glas- und Metall- säden). von den Wichtigeren Rohstoffen werden Flachs, Hanf und Schafwolle teilweise in Deutschland selbst gewonnen- der Bedarf an Baumwolle, Jute und Seide muß vom Auslände bezogen werden. Bei weitem der wichtigste Rohstoff ist die Baumwolle, dann folgen dem Werte nach Wolle, Seide, Flachs, Jute und Hanf. Gang der Verarbeitung. Die Rohstoffe können durchweg nicht in der Form ver- arbeitet werden, in der sie die Natur darbietet- sie bedürfen einer Vorbereitung, die entweder in den Erzeugungsgebieten (Baumwolle, Flachs, Hanf, Jute) oder an den Verarbeitungsstätten und in besonderen Anstalten (Wolle) erfolgt. Die Rohfaser wird in der Spinnerei zu Fäden verarbeitet- dabei ergeben sich folgende Grundzüge: Nach erfolgter Reinigung und Mischung werden die Fasern durch Maschinen derart ge» ordnet, daß sie alle in derselben Richtung liegen und einen feinen Flor darstellen: dieser wird immer weiter gestreckt und schließlich zu einem losen Faden zusammen- gedreht; das ist das ,,Vorgespinst". Dieses gelangt in die eigentlichen Spinnmaschinen, die den Faden weiter strecken und scharf zusammendrehen. So entsteht das Garn. Rleh- rere zusammengedrehte Fäden bilden den Zwirn. Rlan unterscheidet Näh-, Strick- und und Stickgarne und Webgarne. In die Webereien gelangt das Garn entweder in rohem Zustande oder gebleicht und gefärbt. Es wird hier auf Handwebstühlen oder auf Rraftstühlen (mecha- nischen Webstühlen) zu flächenartigen Gebilden verarbeitet. Dabei werden Rette (Längsfäden) und Schuß oder Einschlag ((Huerfäden) so miteinander verschlungen, daß sie sich gegenseitig an einer Verschiebung hindern. Die Erzeugnisse der Weberei sind außerordentlich verschiedenartig und vielgestaltig. Die rohen Gewebe haben meist ein unschönes Kussehen. Sie werden einer An- zahl von Arbeiten unterworfen, die man mit dem gemeinschaftlichen Namen Zürich- tung oder Veredelung (Appretur) bezeichnet. Dazu gehört das Bleichen, Färben und Bedrucken der Stoffe, das Scheren, Glätten, Rauhen, Walken, Bügeln, Imprä- gnieren usw. Diese Arbeiten werden zum Teil in den Webereien selbst erledigt,- in der Hauptsache fallen sie aber einer besonderen Industrie zu, die in Deutschland große Be- deutung hat und auch für das Ausland tätig ist. Eine andere Art der Garnverarbeitung stellt die Wirkerei dar- sie besteht darin, daß nicht, wie bei der Weberei, viele Fäden miteinander verbunden werden, sondern daß in der Regel nur ein Faden zu Riaschen verschlungen wird, so daß sich in der Regel das

4. Mathematische und Allgemeine Erdkunde, Deutschland in seinen Weltbeziehungen - S. 100

1913 - Leipzig : Hirt
100 C. Deutschland in seinen Weltbeziehungen. § 125, 126 darin übertroffen wird. Spinnen und Weben waren früher infolge des ausgedehnten Flachsbaues und der starken Schafzucht bodenständige Er- werbszweige; jetzt schlägt die Textilindustrie ihre Sitze mit Vorliebe in den Kohlenbezirken auf, weil der Transport des Heizmaterials wesentlich kostspieliger ist als der der Faserstoffe, oder man sucht starke Wasserkräfte auszunützen. Hauptsitze der Webindustrie sind Elberfeld-Barmen (Seide, Besatzartikel), Krefeld (Seide, Samt, Plüsch), Aachen (Tuche), Mün- chen-Gladbach (Baumwollwaren), Bielefeld (Leinen, Wüsche), Mül- hausen i. E., Kolmar, Reutlingen, Augsburg, Kempten (Baum- Wollindustrie), Kottbus, Guben, Forst, Görlitz (Tuche), Hirschberg, Landes- Hut, Langenbielau (Leinen). Hervorragend ist die Textilindustrie Sachsens. Hier hat sich die Baumwoll- indnstrie schon vor der Einführung der Dampfkraft außerordentlich rasch entwickelt^. Fördernd wirkten die Kontinentalsperre Napoleons I. (1806), die die englischen Fabrikate von unseren Märkten verdrängte, und die frühzeitige Einführung der in England erfundenen mechanischen Spinn- und Webmaschinen. Jetzt verarbeitet Sachsen ein Viertel bis ein Drittel der in Deutschland eingeführten Roh bäum wolle und beschäftigt mehr als ein Viertel der deutschen Tertilgewerbebevölkernng. Plauen, der Mittelpunkt der vogtländischen Maschinenstickerei und der Weißwarenfabrikation, ist inwenigenjahrzehnten aus einer unbedeutendenlandstadt zu einer verkehrsreichen Großstadt herangewachsen. Annaberg und Buchholz sind Welthandelsplätze für Posamenten. An der deutschen Wollwarenansfnhr sind Reichenbach, Werdau, Crimmitschau, Meerane sowie die thüringischen Orte Gera, Greiz undzeitz hervorragend beteiligt. Chemnitz mit mehr als 500 der verschiedensten Textilbetriebe versendet seine Garne auch nach dem Ausland und ist Mittelpunkt eines ausgebreiteten Bezirks der Handschuh-, Strumpf- und Wirkwarenfabrikation, in der Maschinen- und Frauen- arbeit sich vereinigen. Das Gebiet der Oberlansitzer Leinen- und Baumwoll- industrie erstreckt sich von der oberen Röder und Pulsnitz bis zur Neiße; stadtähnliche Fabrikdörfer ziehen sich stundenlang durch die Flußtäler der Zittauer Gegend. Auch die Vororte von Leipzig, Dresden und Zwickau besitzen große Wollkämmereien und -spinnereien. Die Textilindustrie deckt den gewaltigen inländischen Bedarf und liefert mit ihren Erzeugnissen ein reichliches Achtel unserer Ausfuhr (§ 159). Ungünstig ist jedoch der Umstand, daß sie fast alle ihre Rohstoffe vom Aus- laud beziehen und erhebliche Preise dafür bezahlen muß (§ 159). Baum- wolle erhalten wir zu 70% aus der Union, zu je 14 % aus Britisch-Jndien und Ägypten, Wolle zu je 30% aus Argentinien und Australien, Flachs aus Rußland, Hanf aus Rußland und Italien, Jute aus Ostindien, Rohseide vorwiegend aus Italien, Frankreich und Japan. Die Ausfuhr ist nicht so groß, daß wir damit dem Auslaude die großen Summen für die gelieferten Rohstoffe mit Waren bezahlen können. § 12«». c) Die chemische Industrie Deutschlands ist in ihrer Vielseitigkeit wie nach der Zahl und Größe der Unternehmungen die bedeutendste der Welt. 1 Die ^pindelzahl der erzgebirgischen Baumwollindustrie wuchs folgendermaßen: ltfog. 12 800; 1810: 24 200; Ende 1812: 153 400. Unter dem Einfluß des Eisenbahn- Verkehrs und des Deutschen Zollvereins stieg die Zahl 1848 auf 541 000.

5. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 75

1912 - Straßburg : Bull
75 Mode, bedruckte Stoffe zu tragen, nimmt bei uns immer mehr ab, und die fremden Länder, die früher solche Stoffe kauften, Rußland, Ungarn, Nordamerika, haben eigene Stoffdruckereien errichtet und schließen durch hohe Zölle ihre Grenzen gegen unsere bedruckten Stoffe. Auch auf diesem Gebiete wird sich also unsere Industrie ein neues Feld der Tätigkeit suchen müssen. Warum aber schützt das Reich die feinen elsässischen Garne nicht besser? Bis zur Stunde kann die deutsche Weberei die englischen Garne nicht entbehren. England allein lieferte ihr im Jahre 1910 für rund 190 Millionen Mk. Wollen- und Baumwollengarn. Soviel vermöchte unsere elsässische Industrie niemals zu erzeugen. Das englische Garn müßte also doch eingeführt werden. Der Zoll aber würde unsern Webern ihren Roh- stoff nur verteuern. Es hieße darum ihren Gewinn schmälern, wenn das Reich den Zoll sehr hoch setzte. Wieder wird uns deutlich, wie das Reich, der Staat, das allgemeine Wohl zu schützen und zu fördern hat. Wenn Frankreich fremdes Garn mit hohem Zoll belegen kann, so liegt das z. T. wohl auch daran, daß es noch große Schafherden besitzt, den Rohstoff also teilweise im eigenen Lande hat, während im Deutschen Reiche bei der dichten Bevölkerung der Boden viel zu kostbar ist, als daß er der Schafweide überlassen werden dürfte. Jedes Land hat eben seine besonderen Sorgen, seine besonderen Bedürfnisse und muß sich nach diesen einrichten. Im ganzen darf man wohl sagen: auch unsere Textilindustrie hat von der Wiedervereinigung unserer Heimat mit dem Deutschen Reiche mehr Vorteile als Nachteile gehabt. Sie stand 1871 so stark da, daß sie nicht nur von einer glänzenden Eroberung des deutschen Marktes hätte träumen dürfen, sondern sie schien auch bestimmt, der Führer der gesamten deutschen Textilindustrie zu sein auf ihrem Eroberungszuge durch die Welt. Alles war vorhanden, was sie brauchte: ein Land, dessen Bevölkerung sich reißend mehrte, die also fortwährend neue Käufer stellte, Käufer, die von Jahr zu Jahr wohlhabender wurden; für sich selbst billige Wasserkräfte zum Antrieb der Maschinen. Wohl liegt sie weit ab von den volkbelebten Städten Nord- deutschlands, wohl haben ihre Waren hohe Frachten bis zur See hin zu tragen. Aber unsere Textilindustrie vermochte ihre Eroberungen nicht zu be- haupten. Seit etwa zwei Jahrzehnten büßte sie sogar den stolzen Platz innerhalb der deutschen Textilindustrie ein, den sie von 1871—1890 noch eingenommen hat. 1,435 Millionen elsässische Baumwollspindeln haben 1871 nur 3 Millionen altdeutsche sich gegenüber gesehen. Bis zum Jahre 1909 hatte Altdeutschland seine Zahl beinahe verdreifacht, zählte es 8,6 Millionen Spindeln. Das Elsaß war mühsam auf 1,568 Millionen auf-

6. Das Deutsche Reich - S. 265

1918 - Leipzig : Wunderlich
— 265 — und Dampfkessel, Spinnerei- und Webereimaschinen, landwirtschaft- liche Maschinen, Lokomotiven, Automobile, Geschütze) sind die Groß- städte Berlin, Hannover, Dortmund, Essen, Düsseldorf, Kassel, Chem- nitz, Breslau. — „Auch die Kleineisenindustrie steht unübertroffen da. Ihr Hauptsitz ist das Wuppertal mit seinen reichen Wasserkräften. Weltruf genießen die Schneidewaren Solingens (Messer, Scheren, Säbel), die Werkzeuge und Geräte (Sägen, Bohrer, Hobel, Feilen, Zangen, Hämmer, Beile, Äxte usw.) von Remscheid, die Nähnadeln von Iserlohn. Die Gewehrfabrikation von Spandau, Berlin, Er- furt und Suhl liefert die besten Erzeugnisse der Welt. Ins Riesen- haste stieg die Herstellung von Fahrrädern und Kraftwagen." — Auch der deutsche Schiffsbau hat sich in ungeahnter Weise entwickelt. Bis zum Jahre 1896 war am Bau deutscher Schiffe das Ausland stärker beteiligt als die Heimat. Seitdem ist eine große Änderung zugunsten Deutschlands eingetreten: Deutsche Schiffe werden in Deutschland gebaut! Und wieviele große Handelsschiffe, stolze Li- nienschisfe, schnelle Kreuzer, gefürchtete Torpedo- und Untersee- boote sind in den letzten Jahren auf den großen Schiffswerften in Kiel, Wilhelmshaven, Hamburg und Bremen, Stettin und Danzig fertiggestellt worden! 2. Die zweite wichtige Quelle unseres Volkswohlstandes ist die Textilindustrie. Man rechnet zu ihr nicht nur Spinnen und Weben, sondern auch alle Vorarbeiten und Nacharbeiten, die die Stosse gebrauchs- fertig machen sollen, wie Bleicherei, Färberei, Druckerei und Appretur (Ver- leihung von Glätte und Glanz). Weberei und Spinnerei waren bis in die Mitte des 19 Jahrhunderts hinein Hausindustrie. Dann ersetzte die Ma- schine die Hand, und der Fabrikbetrieb verdrängte die Hausindustrie fast gänzlich. Die Textilindustrie ist freilich nicht so günstig gestellt wie die Me- tallindustrie. Während die Metallindustrie den größten Teil der Rohstoffe dem heimatlichen Boden entnehmen kann, muß die Textilindustrie fast alle Rohstoffe vom Auslande beziehen. Sie hatte daher im Kriege einen schwe- ren Stand. Nachdem die Vorräte aufgearbeitet waren, mußte sie nach Ersatz suchen, der vom eigenen Lande geliefert werden konnte. (Benutzmtg der Brennessel — Herstellung von Papiergarn — Wiederverarbeitung be- reits verbrauchten Materials!) Aber auch sie überwand die Schwierigkeiten und versorgte Heer und Heimbevölkerung mit dem Nötigsten. Das wäre nie möglich gewesen, wenn die Textilindustrie nicht vor dem Kriege schon auf hoher Stufe stand. Betrachten wir sie einmal näher. a) Der kräftigste Zweig der Textilindustrie ist die Baumwollindu- strie. Sie liefert Kattun, Tüll, Satin, Barchent, Mull, Schirting, Köper, Kaliko und viele andere Stoffe. Ihre Hauptsitze sind Elber- feld und Barmen, Mülhausen und Kolmar, Augsburg und Göppin- gen, Chemnitz und Plauen.

7. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde der außerdeutschen Länder - S. 43

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Iii. Frankreichs wirtschaftliche Stellung. 43 reicht wie die sonstige Rohstofferzeugung des Landes auch nicht aus, um die Ansprüche der Industrie zu befriedigen. d. Industrie. Sie steht namentlich in der Feinheit und Formvollendetheit der Aussührung auf hoher Stufe, doch ist ihr in manchen Artikeln, in denen sie früher eine beherrschende Stellung einnahm, von Deutschland der Rang streitig gemacht worden. Obenan finden wir die Textilindustrie, von der sich die Seiden- indnstrie als wichtigste heraushebt. Sie hat, außer in Paris, naturgemäß ihr Zentrum im Süden des Landes, wo Lyon der Hauptindustrieplatz und gleichzeitig der wichtigste Seidenmarkt Europas ist. Auch die Leinenindustrie von Lille und Valenciennes (Spitzen), die Wollindustrie von Lille, Ronbaix, Tourcoing, Amiens, Nancy und Paris knüpsen an die vor- handenen Produkte des Landes an. Dagegen müssen für die Baumwoll- industrie von Le Havre, Rouen, Paris und Amiens, sowie sür die Jute- indnstrie von Dünkirchen die Rohstoffe eingeführt werden. Für Jute bildet Französisch-Jndochina ein Hauptproduktionsgebiet. In der Bekleidnngs- industrie ist Paris für Damenmoden noch immer tonangebend. In der Seiden- industrie steht Frankreich an zweiter, in der Wollindustrie an erster, in der Baumwollindustrie an vierter Stelle, nimmt aber auch in den übrigen Fabri- kationszweigen an der Weltproduktion in hervorragendem Maße teil. Bedeutend ist die Metallwaren- und Maschinenindustrie; ihre Welt- stellung ergibt sich schon aus der obigen Angabe über die Eisen- und Stahl- erzeugung. Creuzot, St. Etienne und Paris sind die wichtigsten Plätze. In den größeren Hafenstädten blüht der Schiffsbau. Zu den kennzeichnenden Industrien Frankreichs gehören auch die Zuckerfabrikation, welche 12,4 °/0, die Branntwein-, Kognak- und Likörfabrikation, welche 10,5 °/o der Welterzeugung herstellt, ferner die Schaumweinfabrikation, die Her- stellung von Uhren in Paris und Besan^on, von Handschuhen in Paris und Grenoble, von Bijouterie-, Leder- und Parfümeriewaren in Paris, Seifen in Marseille, Porzellanwaren in Sevres und Limoges. Fast alle französischen Industrien produzieren weit über den eigenen Bedarf. c. Handel und Verkehr. 1. Handel. Fassen wir die bisherigen Angaben über Art und Umfang der französischen Produktion zusammen, so erkennen wir leicht, daß in der Ein- fuhr die Rohstoffe und nach ihnen die Nahrungs- und Genußmittel den ersten Platz einnehmen müssen, daß dagegen in der Ausfuhr die Fabrikate über- wiegen, aber auch Genußmittel, namentlich Wein, eine große Rolle spielen werden. Die wichtigsten Einfuhrgegenftände find Wolle, Baumwolle, Seide, Steinkohlen, Getreide, Ölsaaten, Felle und Pelze, Erze, Maschinen, Kautschuk und Guttapercha, Kaffee, Flachs usw. Die Ausfuhr setzt sich hauptsächlich aus Seiden-, Baumwoll-, Woll-, Leder- und Metallwaren, aus Maschinen, Wolle, Wein, Kunsttischlereiwaren, Wagen, Seide, Kleidern und künstlichen Blumen zusammen.

8. Politik - S. uncounted

1916 - Leipzig : Quelle & Meyer
¡»iiiiiiiiijiiiiiiiiiiiiiiimiiiiimiiiiiimiimiiiiiiiiiiiimiimiiiiimimiiiiiiiiiiiiiimimimiiiiiiiiimiiiimm:? imitó)-' und Molkerelproöukte, ihre Eigenschaften, Ausammen- ¡ = setzung und Gewinnung. Von Dr. Paul Sommerfeld. - i 140 S. m. zahlr. Abbildgn. In Originalleinenband Mark 1.25 | 1 „Trotz des geringen Umfanges doch äußerstreich haltig, ist das Buch | E nach Inhalt und Darstellung auf einen großen Leserkreis, besonders die Frauen- = - Welt, berechnet, und wird nicht nur der Hausfrau, den Schülerinnen in Fort- = | bildungs-, Haushalts- und Kochschulen, sondern auch jedemvoninter- e Vesse und Nutzen sein, der für unser wertvollstes Nahrungsmittel Der- e ^ ständnis hat." Päd. Zeitung E I Rohstoffe der Textilindustrie. Von Geh. Rat Dipl.-Jng. V Eh. Glafey. 144 S. mit zahlr. Abb. In Origllbd. Mark 1.25 = E „Unter den behandelten pflanzlichen Rohstoffen nennen wir: Baumwolle, E É Flachs, Hans, Jute, Manilahanf, Kokosfasern, unter den tierischen: Wolle,- E Haare, Seiden, Federn, unter den künstlichen Rohstoffen: Glas, Metall-,- | Kautschukfäden, künstliche Seide, Vanduraseiden usw. Charakteristische An- E E sichten aus den Kolonien, mikroskopische Aufnahmen einzelner Rohstoffe, sowie E E die neuesten maschinellen Einrichtungen werden im Bilde vorgeführt. So - E dürfte es kaum ein besseres Hilfsmittel geben, sich rasch und E - gründlich über dies wichtige Gebiet zu unterrichten." Die Baumwollindustrie. = - Die Textilindustrie. Spinnen und Atvirnen. Von Geh. Rat V Vh. G l a f e y. 122 S. m. zahlr. Abb. In Origbd. M. 1.25 V - „Das Bändchen bildet gewissermaßen die Ergänzung des äußerst bei-- -fällig aufgenommenen Bändchens desselben Verfassers. ... So dürfte - -es kaumeinbessereshilfsmittelgeben, sich rasch und gründ- - - lich über dieses für Deutschlands Wirtschaftsleben so wichtige Gebiet zu unter- - E richten. Das schmucke Bändchen wird seiner Aufgabe in hervorragen-- E d e m Maße gerecht." Textilarbeiter.zeitung. E E Die Textilindustrie. Herstellung textiler Flächengebilde. Von E ßgeh. Reg.-Rat Dipl.-Jng. H. G l a f e y. 171 Seiten. In Ori- E E ginalleinenband Mark 1.25 e E „Unter Verwendung zahlreicher Abbildungen werden die Fundamental- § - begriffe der Textilindustrie: Filzen, Flechten, Klöppeln, Weben, Netzen und | E Wirken erläutert. Es wird gezeigt, wie unter Anwendung dieser Arbeits- = E verfahren die einzelnen Erzeugnisse hervorgebracht werden und welche § E technischen Hilfsmittel hierzu erforderlich sind." E I Unsere Kiddung und Wäsche in Herstellung und Handel. 1 | Von Direktor B. Brie, Prof. P. S ch u l z e, Dr. K. Wein-- E b e r g. 136 Seiten. In Originalleinenband Mark 1.25 | E „Dies Merkchen gibt knapp und doch umfassend in fließender und E | leicht faßlicher Form einen Überblick über die Textilindustrie, über Rohstoffe E É der Textilwaren, Fabrikation und Handel, über Konfektion im Bekleidungs- E E fach, Seiden- und Wäschefabrikation und -Handel und endlich über Modeartikel, E E wie Hüte, Handschuhe, Schirme, Pelzwaren usw.... Ich empfehle daö E | Buch ganz b e s o n d e r s fürdie genannten Schulen." Zeitschr.f.gewerbl.unterr. V ....................................................... min iiiiiiini in iniiiiiis 31

9. Himmelskunde. - Allgemeine Erdkunde. - Die deutschen Landschaften. - Das Wirtschaftsleben Deutschlands. - S. 129

1914 - Halle a. d. S. : Buchh. des Waisenhauses
Iii. Deutschlands Bergbau und Industrie. 129 Deutschland keineswegs vernichtet. Sie erhalten in neuerer Zeit vom Staate tatkräftige Unterstiitzung. (Nenne Gebirge mit Hausindustrie!) Dem industriellen Großbetrieb ist strenge und weitgehende Arbeitsteilung eigen. Dadurch erreicht er große Genauigkeit und Zuverlässigkeit in der Her- stellung seiner Produkte; er arbeitet schneller und billiger als der Kleinbetrieb. Die einzelnen Industriezweige sind dort an: häufigsten anzutreffen, wo für einen lohnenden Betrieb die günstigsten Vorbedingungen gegeben sind, das ist in erster Linie das Vorhandensein von Kohlen und Rohstoffen. Die Eisen- industrie kann nicht bestehen ohne Kohlen, die auch für die mannigfaltigen Zweige der Textilindustrie das Lebenselement sind. Die Papierfabrikation ist auf das Wasser angewiesen; Zucker-, Stärke- und Branntweinfabriken sind abhängig von der Fruchtbarkeit des Bodens usw. Im Anschluß an die reichen Kohlen- und Erzfundstütten sind unsere großen Industriegebiete entstanden, die sich durch große Volksdichte, schnell eniporwachsende Großstädte und ein dichtes Eisenbahnnetz auszeichnen. (Nenne die wichtigsten Industriegebiete Deutschlands! — Vgl. Wirtschafts- und Volksdichtekarten!) Aber auch das Vorhandensein günstiger Verkehrswege (vor allem von Wasserstraßen!) för- dert die Entwicklung der Industrie (Seestädte, Berlin, Städte der Oberrhei- nischen Tiefebene!). Außerdem haben sich manche Industriezweige in solchen Gegenden seßhaft gemacht, wo sie geschulte Arbeiter vorfanden (z. B. Textil- industrie) oder wo der Arbeiter wegen geringer Erwerbsmöglichkeit mit wenig Lohn zufrieden ist (z. B. in den Gebirgslandschaften!). In der Gegenwart ist durch Ausnutzung von Wasserkräften (Elektrizität!) die Industrie etwas weniger abhängig von den Kohlen. Unsere großartige Industrie beruht auf einer sicheren Grundlage, da Kohlen und mancherlei Rohstoffe in genügender Menge vorhanden sind. Sie macht uns aber auch abhängig vom Auslande. Die Industrie muß, um die Kosten für die Zufuhr von Nahrungs- und Genußmitteln aus fremden Län- dern decken zu helfen, mehr Waren herstellen, als im Jnlande verbraucht werden, und diese im Auslande verkaufen. Außerdem ist für manche In- dustriezweige die Einfuhr fremder Rohstoffe nötig. Da unsere eigenen Kolonien vorläufig als Abnehnier und Lieferanten eine geringe Rolle spielen, ist unsere Industrie im großen Maße auf das Ausland angewiesen. a) Die Textilindustrie. Die Textilindustrie ist nach dem Werte der Erzeugnisse unser wichtigster Industriezweig. Sie ist hauptsächlich in den Gebieten verbreitet, wo Kohlen oder Wasserkräfte zum Maschinenbetrieb vorhanden sind, aber auch da, wo in- folge alter Heimarbeit ein geschulter Arbeiterstand zur Verfügung stand. (Suche auf der Wirtschaftskarte die Verbreitungsgebiete der Textilindustrie!) Daniels Leitfaden. Ausg. v. Iii. 9

10. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen - S. 135

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
X. Süd- und Ostasien. 1 35 c. Das Verkehrswesen ist nur spärlich entwickelt. Die noch wenig vorgeschrittene Kultur, religiöse Vorurteile, teilweise auch Geländeschwierigkeiten, vor allem aber der Mangel an Kapital haben den Bahnbau lange hintan gehalten. Wo wie in Britisch-Jndien das mächtige englische Kapital hilfreich eingreift, ist auch das Eisenbahnnetz bereits zu größerer Dichte entwickelt. Der Seeverkehr beträgt in Japan bereits 3 Ii des deutschen und damit das Doppelte des chinesischen, hinter dem Britisch-Jndien noch znrückbeibt. Er wird in Japan bereits zur Hälfte von eigenen Schiffen vermittelt, während Indien und China fast ganz auf fremde Nationen angewiesen sind. d. Der Außenhandel aller drei Länder läßt sich im allgemeinen dadurch kennzeichnen, daß Fertigwaren (bei Japan auch im steigenden Maße Rohstoffe für die Industrie) eingeführt werden. Bei der verhältnismäßig dichten Bevölkerung der drei Staaten besteht die Ausfuhr weniger aus Nahrungsmitteln, als viel- mehr aus Industrie-Rohstoffen und Genußmitteln, wie Baumwolle, Seide, Tee und Opium (Britisch-Jndien), zum überwiegenden Teil also aus Erzeugnissen des Bodenbaues. In Britisch-Jndien übertrifft die Ausfuhr die Einfuhr um rund Jis 1000 Millionen. Die wichtigsten Ausfuhr-Gegenstände sind Baumwolle, Jute, Reis und Tee, dagegen werden Baumwollwaren, Zucker und Maschinen eingeführt. In der Ausfuhr Japans stehen Seide und Baumwollgarn, in der Einfuhr Baumwolle und Eisen obenan. China bringt vor allem Seide und Seidenwaren, sowie Bohnen, Tee und Baumwolle zur Ausfuhr. Deutschland hat sich infolge des starken englischen und amerikanischen Wettbewerbs in den drei Gebieten noch nicht die Handelsbeziehungen zu ver- schaffen vermocht, die seiner sonstigen Stellung im Welthandel entsprechen. Britisch-Jndien nimmt unter unseren Lieferern die sechste Stelle ein und versorgt uns vor allem mit Jute, Reis, Baumwolle und Ölsamen (Raps, Leinsaat). Die Ausfuhr nach Indien ist mit Jis 100 Millionen gegenüber der Einfuhr von mehr als Jis 500 Millionen unbedeutend. Der Außenhandel mit China und Japan erreicht in Ein- und Ausfuhr zusammen bei jedem Lande noch nicht Jis 200 Millionen. Besonders die Einfuhr von Seide und Tee ist nur sehr gering.

11. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 150

1912 - Straßburg : Bull
150 noch lange nicht messen. Sie liegen zudem über die halbe Welt verstreut, hängen nicht untereinander zusammen und sind darum schwer zu verteidigen. Von den noch freien Ländern der Erde macht sich eins nach dem andern selbständig. Eines nach dem andern entwickelt eine eigene Industrie. Immer schwerer wird es unsern Waren, sich in der weiten Welt die alten Käufer zu erhalten, neue zu finden. Denn ein Land nach dem andern schließt seine Grenzen durch Zölle nach außen ab. Und doch können wir ohne unsern Außenhandel nicht mehr leben. Für mehr als 8 Milliarden Mk. Waren haben wir im Jahre 1911 an andere Länder verkauft. Wenn nur ein Land der Erde unsern Waren den Eintritt erschwert, wenn nur für kurze Zeit der Strom stockt, der die Erzeugnisse unseres Gewerbfleißes in die Fremde trägt, dann bekommen wir alle es zu spüren: die Fabrikarbeit stockt, wird eingeschränkt, die Arbeiter klagen über mangelnden Verdienst, Kaufleute, Handwerker und Landwirte über schlechten Absatz ihrer Waren. Da liegt eines der großen Volksziele vor uns, eine Aufgabe, die ein starkes, wagemutiges, weitblickendes, opferwilliges Geschlecht verlangt. Die Märkte der Welt müssen uns offen bleiben. Jede Nation, die auf irgend ein Land die Hand legt und fremde Waren auszuschließen sucht, nimmt uns ein Stück unseres Brotes. Doch nicht genug damit. Immer neue Märkte müssen sich uns öffnen, die alten reichlicher kaufen. Denn unauf- haltsam wächst die Menge der Waren, die wir verkaufen müssen, je mehr die Einwohnerzahl bei uns wächst. Um nicht weniger als 900 Millionen Mk. ist allein unsere Ausfuhr von 1910 größer als die von l909. Seit Anfang dieses Jahrhunderts finden wir (mit Ausnahme des schlechten Jahres 1908) eine fortwährende Steigerung dieser Ausfuhr. Offene Märkte aber erhält sich nur die Nation, die stark genug ist, die Schließung zu hindern. „Die Welt unser Feld", das muß jeder einzelne Bürger erkennen. Wohl fordert die Rüstung des Reiches Opfer von ihm; aber er bringt sie ja sich selbst, seinem Volke, der Zukunft dieses Volkes, den Künftigen und Kommenden, die ohne unsere Opfer wahrscheinlich in dem großen Wettkampfe um die Weltmärkte unterliegen müßten. Daß ein Unterliegen des deutschen Volkes auch unseren Wohlstand schwer treffen würde, brauchen wir nachdem, was wir von unserer Volkswirtschaft erfahren haben, nicht mehr ausführlich zu beweisen. Darum dürfen wir über den Sorgen und Angelegenheiten unserer Heimat die große Aufgabe des deutschen Volkes nicht vergessen, an der auch wir mitzuarbeiten haben, deren Lösung auch unsern Wohlstand sicher stellt. „Werde ein Ganzer"! so ruft deshalb jener Kampf uns zu. Nicht

12. Die Landschaften Europas - S. 238

1900 - Trier : Lintz
238 Das Britische Inselreich, einem ungeheuren Umfange statt. Jedoch sind an ihm die ein- heimischen Erzeugnisse nicht in dem Masse, wie man zunächst an- nehmen möchte, beteiligt, Kohlen und Erzeugnisse der Industrie wandern zwar durch das ganze Land, nicht aber die Erzeugnisse des Pflanzenbaues und der Viehzucht. Gegenden, wo letztere in grosser Überfülle gewonnen und nicht schon von nah gelegenen Industriestädten verbraucht werden, sind kaum vorhanden. Wenn auch das südöstliche England, als die Hauptstätte von Ackerbau und Viehzucht, wirklich grosse Mengen Getreide und tierischer Erzeugnisse abzugeben hätte, so würden doch die grossen, an der Küste oder in ihrer nächsten Nähe gelegenen Städte als Absatz- quellen wenig in Betracht kommen. Ihnen steht die billige Zu- fuhr von der See her offen, die dem inländischen Güteraus- tausch solchen Wettbewerb macht, dass manche Erzeugnisse im Lande selbst nicht mehr billig genug gewonnen werden können. Auf den Güteraustausch mit andern Ländern sind die Britischen Inseln umso mehr angewiesen, als sie für die zahl- reiche Industriebevölkerung die nötigen Nahrungsmittel selbst nicht zu liefern vermögen. Es ist eine bedeutende Einfuhr von Ge- treide, von Zucker, von Fleisch, von Butter u. s. w. nötig. Ferner besitzt das Land weder genügende Rohstoffe für die Veredlungs- arbeit der einheimischen Gewerbe, noch überhaupt solche für manche neueren Industriezweige. Wolle, Flachs, sowie Eisen-, Kupfer- und Zinnerze genügen lange nicht mehr, und der Bedarf an Baum- wolle, die so wichtig geworden ist. sowie an Jute muss voll- ständig von andern Ländern gedeckt werden. Dagegen ist an Kohle, trotz des gewaltigen Verbrauchs im eigenen Lande Über- fluss vorhanden, und ein Teil der Kohlenförderung, etwa Vs, kann ausgeführt werden. Die Hauptgegenstände der Ausfuhr sind aber halbfertige und ganzfertige Waren, wie Eisen, Eisenwaren und Maschinen, Garne und Gewebe jeder Gattung u. s. w. Gross- britannien treibt ferner einen sehr umfangreichen Handel mit den Erzeugnissen anderer Länder und verbreitet sie über den ganzen Erdkreis. Besonders London und Liverpool ragen durch ihre über- seeischen Handelsbeziehungen hervor. Im J. 1899 hatte die Einfuhr einen Wert von 9700 Mill. dl. Allein für Getreide müssen die Britischen Inseln jährlich etwa 1000 Mill. Ji. ausgeben. Die Ausfuhr betrug im selben Jahre 5300 Mill. Jl und zwar von Kohlen 460, von Eisen und Eisenwaren 560, von Garnen und Geweben 2000, von Baumwoll- waren allein 1200 Mill. Jl. Den bedeutendsten Handel unterhalten die Britischen Inseln mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika, mit Ostindien, Frankreich, Australien und Neuseeland, dem Deutschen Reiche und den Niederlanden. 8. Das Verkehrswesen: Schiffahrts- und Eisenbahnlinien. Grossbritannien erlangte seine hohe wirtschaftliche Blüte hauptsächlich dadurch, dass es durch Gründung eines grossen Kolonialreichs sich die Naturschätze eines sehr grossen Teiles der

13. Deutsche Kulturgeographie - S. 27

1912 - Halle an d. Saale : Schroedel
8. Deutschlands Weltgeltung. 27 Musterzeichnerateliers, sondern deutsche, bodenständige Kunstkraft unserer machtvollen Textilindustrie ihren Geschmack bestimmen wird. Auch das neue deutsche Kunstgewerbe, das früher ganz in französischen Bahnen schritt, kämpft nicht nur um die ein- mutige Anerkennung bei den eignen Landsleuten, sondern um die Geltung des deutschen Geschmacks vor der ganzen Welt. Starke besonnene Handwerkskünstler haben im englischen Haus und seiner Kunst neue Grundformen gewonnen. Der deutsche Baustil für Familienhäuser, unsere gesamte Hauskunst schafft sich jetzt Beachtung und Anerkennung im Auslande. Die Ausstattung der Jnnenräume der großartigen Dampfer des Norddeutschen Lloyds und der Hamburg-Amerika Linie hat der deutschen Raumkunst treffliche Aufgaben zur Lösung gegeben und sie dadurch wesentlich gefördert. Die moderne deutsche Handwerks- kunst bekundet deutlich die deutsche Art, auf allen Arbeitsgebieten die Augen für neue Anregungen offen zu halten. Bei aller deutschen Eigenart hat auch die Jllustrationskunst und -technik vom Ausland gelernt. Selbst von Japan haben wir Anregungen empfangen. Der japanische Farbenholzschnitt hat bei uns den Sinn für Flächenkunst vortrefflich entwickelt. Während Paris früher fast ausschließlich die besten astronomischen, mathematischen und Vermessungsinstrumente baute, konkurrieren heute aufs vor- teilhafteste Göttingen, Hamburg und andre deutsche Städte mit der französischen Metropole. Flandrische Weber haben die Tuch- und Seidenweberei in England eingeführt, späterhin haben wir lange Zeit gebraucht, um die Textilindustrie aus England wieder zu uns zurück- zubringen. Daher erkärt sich neben anderm die besondere Vorliebe für englische Maschinen aller Art. Erst in den letzten Jahrzehnten gelang es der deutschen Technik, zunächst die Be- triebsmaschinen und sodann die Webereimaschinen und Spinn- Maschinen durch gleichwertige Erzeugnisse zu ersetzen. Der Bau von landwirtschaftlichen Maschinen geschieht nach englisch-amerikanischem Vorbild. Jm^ Schiffsbau waren wir früher ganz vom Aus- land, namentlich von England, abhängig. Die Engländer waren hierin unsere besten # Lehrmeister. Aber jetzt stehen wir ihnen gleich, wenn wir nicht gar in einigen Punkten sie schon über- flügelt haben. ^ Im Wettkampf mit den Engländern werden gegenwärtig leistungsfähige Dampfer jeder Art auf deutschen Werften erbaut. Der Norddeutsche Lloyd hat seit länger als zehn Jahren kein einziges seiner zahlreichen Schiffe mehr auf aus- ländischen Werften bauen lassen. Nur ein winziger Bruchteil der jährlichen deutschen Schiffsneubauten wird noch von fremden Werften befriedigt, dagegen mehren sich die Aufträge fremder Staaten auf unfern Werften. In wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Be- ziehung ist das Deutschland der Gegenwart die Arbeits- und Musterstätte der ganzen Welt geworden. Kein Volk

14. Das Deutsche Reich - S. 116

1914 - München [u.a.] : Oldenbourg
116 Deutschlands Wirtschaftsleben. Ebensowenig deckt unser Vorrat an Wolle den eigenen Bedarf: mehr als V3 Mil- liarde M. zahlen wir dafür — namentlich an Australien, Argentinien, Belgiens. Überblicken wir unseren Borrat und Bedarf an Jndustrierohstossen, so ergibt sich zweifellos: Teutschland kann seine vom Auslande bezogenen Nahrungsmittel nicht mit Jndustrierohstosfen bezahlen; im Gegenteil, es wird durch seinen eigenen gewal- tigen Bedarf gezwungen, einige weitere Milliarden Schulden zu machen! Erzeugung neuer Werte durch die Industrie. Die Hauptaufgabe der Indu- strie besteht darin, durch Bearbeitung, Veredlung der Rohstoffe neue Werte zu schaffen. Einige Beispiele sollen dies erläutern. 1911 wurden in Deutschland für 667 Mill. M. Eisenerze, Kohlen, Koks verhüttet und daraus für 788 Mill. M. Roheisen gewonnen. Das Rohmaterial erfuhr also eine Wertsteigerung um 121 Mill. M. Die deutschen Eisenwerke verarbeiteten deutsches und eingeführtes Roheisen weiter, und zwar für 196 Mill. M. Roheisen zu Gußeisen im Werte von 589 Mill. M. 921 „ „ „ „ Flußeisen „ „ „ 1315 „ „ 1494 „ „ „ „ Walzeiseu „ „ „ 1864 „ „ Welche gewaltigen Wertsteigerungen kommen erst zustande, wenn etwa 1 t Stahl zu Messern, Scheren, Uhrfedern verarbeitet wird, oder wenn aus 1 kg Zwirn feine Spitzen hergestellt werden! Je mehr menschliche Arbeit in einem Jndustrieerzeuguis aufgespeichert ist, je mehr Menschen bei seiner Herstellung Mittel zu ihrem Lebensunterhalt gewinnen konnten, um so besser ist es für die Volkswirt- fchaft. In dieser Schaffung neuer Werte liegt die gewaltige Bedeutung unserer hochentwickelten Industrie. Tie Landwirtschaft macht ein Volk kräftig; aber erst die Industrie macht es wohlhabend, ja reich. Sie ermöglicht uns, unsere Lebens- sührnng anspruchsvoller zu gestalten, Güter aus aller Herreu Länder einzutauschen. Hauptzweige der deutschen Industrie. Welche Werte die einzelnen Industrie- zweige alljährlich schaffen, läßt sich sehr schwer feststellen. Denn die Statistik sagt uns wohl, wieviel Wareu an das Ausland abgegeben werden, aber meist nicht, wie- viel im Jnlande selbst verbraucht werden. Zweifellos fällt der Hauptanteil der Produktion auf die Metallindustrie. Auf diesem Gebiete übertrifft Deutschland alle Länder der Erde. Neben dem Bau von Maschinen und der Kleineisenindustrie spielen die Hauptrolle die Her- stellung von elektrotechnischen Erzeugnissen und Kupfer waren. Auch die Edelmetalle werden in großen Mengen verarbeitet. Die wichtigsten Eisenindu- strie gebiete sind: das rheinisch-westfälische, oberschlesische, lothringische und das Saargebiet. Essen birgt das größte Eisenindustrieunternehmen der Welt. So- lingen ist durch seine Messer, Scheren und Säbel, Remscheid durch Werkzeuge und Schlittschuhe berühmt. Berlin, Chemnitz haben Lokomotiven- und Maschinenbau; Kiel, Stettin, Danzig, Hamburg große Schiffswerften. Hauptmittelpunkte der Elektrotechnik sind Berlin und Nürnberg. Gold- und i) Von weiteren wichtigen Rohstoffen sei zunächst der Kautschuk als wertvolle und begehrte Tauschware erwähnt: V« Milliarde müssen wjr zur Deckung unseres Bedarfs entrichten. (Brasi- lien, Britisch-Jndien, Kongostaat, Kamerun.) Für 75 Mill. Mark kaufen wir Jute, für 125 Mill. Mark Rohseide.

15. Grundriß der Wirtschaftsgeographie - S. 69

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Textilindustriegebiete 69 c) Westfalen besitzt zwischen der holländischen Grenze und der Ems ein wich- tiges Baumwollgebiet- hier liegt Gronau, der bedeutendste Spinnereiort Deutsch- lands. In hoher Blüte steht ferner die Leinenindustrie am Teutoburger Walde, die bis zur Weser verbreitet ist. Ihre hauptorte sind Bielefeld (Leinen, Baumwolle, wolle. Seide), Osnabrück. Detmold und Herford. ä) Das Küstengebiet. hier ist die Textilindustrie in der Nähe der Rohstoff- einfuhrplätze vertreten. Allen voran steht die woll-und Zuteindustrie von Bremen und seiner Umgebung (Delmenhorst, Blumenthal), außerdem kommen Hamburg—har- bürg und Neumünster i. holst, in Betracht. e) In den and eren G ebieten Nordwe st deutschlandssind zu nennen ^Hannover (wolle), Braunschweig (Jute), Rassel (Segeltuch und Jute). Iv. Süddeutschland ist an der deutschen Textilindustrie mit % aller Arbeitskräfte beteiligt. Die Hauptbedeutung liegt im Südwesten. a) Elsaß. Dieses Gebiet beschäftigt allein den dritten Teil aller süddeutschen Arbeiter. Im Oberelsaß herrscht die Baumwollindustrie vor, im weniger bedeu- tenden Unterelsatz die Wollverarbeitung. Vorort ist Mülhausen, das alle Arten der Industrie beherbergt und schon in französischer Zeit hervorragte. Andere Haupt- orte sind Gebweiler, Münster, Kolmar, Markirch, Schlettstadt, Bischweier. b) Der Schwarzwald beherbergt die Industrie auf dem Südabhange, in Frei- bürg i. Br., im Norden und auf dem Gstabhange. e) Das Neckartal und deriura. Im oberen und mittleren Neckargebiete (Stutt- gart, Talw, Neckarsulm) ist eine hervorragende Baumwollindustrie ansässig. Am Nordfuße des Jura (Reutlingen), auf diesem selbst (Heidenheim, auch Nördlingen) und im Donautale tritt neben einer ausgedehnten Wollweberei auch Baumwoll- und Leinen- Verarbeitung auf. Südlich davon liegt das altberühmte Augsburg, einer der bedeu- tendsten Spinnereiorte Deutschlands (Baumwolle), in dem auch die Tuchfabrikation heimisch ist. d) Das Allgäu ist ein gewerbefleißiger Bezirk (Kempten mit Baumwollindustrie, Ravensburg mit Leinenindustrie). e) Die Bedeutung Gbersrankens, nach dem Elsaß und Neckartal an dritter Stelle stehend, liegt namentlich in seiner Baumwollspinnerei- auch Weberei und Leinenindustrie sind vertreten, hauptorte: Bamberg, Bayreuth, Hof. f) wichtigere Gewerbebezirke sind auch das Nheintal zwischen Speyer und Groß- gerau (Mannheim, Worms), der östliche Odenwald und die Rheinpfalz; hier behauptet Kaiserslautern seinen Ruf als hervorragendste Wollspinnereistadt Deutschlands. c) Bedeutung der deutschen Textilindustrie. Im Jahre 1907 beschäftigte die Industrie 1 090 000 Arbeiter, das ist etwa der 60. Teil der deutschen Bevölkerung. Riesige Summen sind in den Unternehmungen fest' gelegt, und nach Milliarden zählt der wert ihrer Erzeugnisse. Dennoch ist unsere Spinnerei nicht in der Lage, den gesamten Bedarf an Garn zu decken. Das Ausland lieferte uns 1910 für 252,8 Mill. Mark; davon kamen allein für 197 Mill. Mark (= 78°/o) aus Großbritannien, dessen Spinnereien den deutschen

16. Handbuch der Geographie - S. 880

1914 - Breslau : Hirt
880 A. Die Handelsgüter. In den feuchten Ländern des warmgemäßigten Erdgürtels werden Rohstoffe, und zwar besonders pflanzliche, zum Teil sehr reichlich erzeugt. Die Baumwoll-, Jute-, Rohrzucker-, Ol- und Seidenindustrie finden sehr große Begünsügung durch das Vorhandensein bedeutender Rohstoffmengen. Kohlen sind zwar meist nicht so reichlich vorhanden wie in den begünstigten Ländern des kühlgemäßigtei? Erdgürtels, aber sie kommen wenigstens oft in genügender Menge vor; Wasserkräfte sind bei den bedeutenden Niederschlägen dieser Länder, sofern das Gefälle günstig ist, reichlich ausznnutzen. Dagegen sind Bildung und Tatkraft der Bevölkerung hinter denen der großen Kulturmächte zurückgeblieben. Gewisse klimatische Schwierig- keiten verlangsamen auch das Eindringen der höheren europäischen Kultur. Man kann aber wohl sagen, daß diese Länder, wie heute schon die Südstaaten der Union und Japan beweisen, eine industrielle Zukunft haben. Schon beginnt auch das industrielle Leben im warmgemäßigten Australien wie in Britisch-Süd- afrika, in Argentinien wie in Südbrasilien sich zu regen. In bezug auf die den gemäßigten Zonen fehlenden Rohstoffe: Rohrzucker, Baumwolle und Jute, Kautschuk und Guttapercha, erfreut sich der tropische Erdgürtel besonderer Begünstigung. Er liefert diese Rohstoffe heute größtenteils nach der gemäßigten P.-Z., aber die Beobachtung lehrt, daß auch in der tropischen P.--Z. eine Großindustrie, auf die genannten Produkte gestützt, sich einbürgern kann. Es ist ferner noch nicht ausgemacht, ob nicht einmal die Tierzucht, die Schweinezucht vor allem, vielleicht auch die Rinderzucht, hier in manchen Teilen eine weit günstigere Entwicklung nehmen kann, als wir sie gegen- wärtig im gemäßigten Erdgürtel beobachten. Wir können nicht verneinen, daß hier in Zukunft viel- leicht eine großartige Fleischindustrie sich aufrichten kann. Mineralische Rohstoffe, wie Eisenerz, Mangan- erz usw., kommen auch vor; denn sie sind ja nicht an einen bestimmten Erdgürtel gebunden. Freilich Kohle ist nur sehr spärlich vorhanden (vgl. S. 871), aber die Möglichkeit, Wasserkräfte in den Dienst der Industrie zu ziehen, stellt im tropischen Erdgürtel die Zukunft der Industrie-Entwicklung auf eine viel bessere Grund- lage als bisher. Die Arbeiter sind ferner in manchen Gebieten reichlich und fast immer billig zu haben. Auch die klimatischen Verhältnisse verbieten es nicht, Industriebetriebe (und sei es mit künstlicher Kühlung der Arbeitsräume) unter europäischer Leitung, vorkommendensalls mit europäischen Arbeitern, zu be- gründen. Es tritt übrigens auch die eingeborene Bevölkerung, den Wert der kulturellen Ausbildung er- kennend, unter unserer Leitung in eine lebhafte Entwicklung ein. Unsere Annahme, daß alle anderen Rassen kulturunfähig sind, hat den Tatsachen nicht standhalten können. Die (1910/11) 226 Baumwoll- fabriken in Indien stehen schon meist unter einheimischer Leitung, und ihre Erzeugnisse verbessern sich, wenn man auch heute noch die Arbeitsleistung des intelligenten europäischen Arbeiters in der Baumwoll- industrie auf das Sechsfache der Leistung des indischen berechnet. Jedenfalls wird uns in Zukunft die durch unsere Begabung und Tatkraft errungene Jndustriestellung in allen den Industriezweigen ernsthafter be- stritten werden, zu denen uns die Rohstoffe im Lande fehlen. Wir werden Zusehen müssen, daß wir uns durch Erfindungsgeist und Fleiß unseren Vorsprung wahren. Auf den Handel mit industriellen Erzeugnissen ist bei den Rohstoffen hingewiesen worden. Hier seien nur einige zusammenfassende Betrachtungen angestellt. Die einheimischen haus- und handwerksmäßigen Industrien der kulturell tiefstehenden Völker in den gemäßigten wie tropischen Erdgürteln sind zum großen Teil unter der Einfuhr der konkurrierenden In- dustrie-Erzeugnisse Europas und Nordamerikas zurückgegangen oder ganz dahingesunken. Die großen Industriemächte des gemäßigten Erdgürtels, insbesondere Gr., das D. R. und die Union, danach Frank- reich, Belgien, Österreich-Ungarn, die Schweiz versorgen die Länder der Erde mit Jndustriewaren und ver- kaufen diese gegen Lieferung von Nahrungs-, Genußmitteln und gewerblichen Rohstoffen. Aber die besten Abnehmer für ihre Jndustriewaren haben die großen Kulturmächte aneinander und an den jüngeren Sied- lungskolonien, in denen die Industrie noch nicht entwickelt ist und in denen große Bedürfnisse und starke Zahlungsfähigkeit sich vereinigen. Das D. R. bezog z. B. von Gr. 1912 Wollen- und Baumwollengarn für 175,7 Mill. M, ferner gekämmte Wolle (Kammzug) für 16,8, baumwollene Gewebe für 19,1, wollene Tuch- und Zeugwaren für 24 Mill. M usw. Sehr gute Abnehmer von Jndustriewaren sind ferner die dichtbevölkerten Länder Süd- und Ostasiens (besonders Brit.-Jndien und China). Die kulturell tief- stehenden Länder der Tropen und der Subtropen müssen erst zur Arbeitstätigkeit und damit zu Zahlungs- fähigkeit, dann durch Erziehung und Verfeinerung der Bevölkerung zu Bedürfnissen geführt werden. Doch steigt der Absatz von Jndustriewaren auch nach diesen Gebieten ständig. Beziehen doch unsere Kolo- nien z. B. schon sehr beträchtliche Mengen von Webwaren und Kleidung, nämlich (1911) Deutsch-Ostafrika für 14, Kamerun für 9,65, Togo etwa 2,6, Deutsch-Südwestasrika 4,94, Deutsche Südsee 1,85 Mill. M, Tsingtau allein Baumwollengarn und -waren fremden Ursprungs für 34,98 Mill. M.

17. Europa, die fremden Erdteile und die allgemeine Erd- und Himmelskunde - S. 260

1908 - Trier : Stephanus
— 260 — Palmkerne und Kobra, Erdnüsse, Sesam, Mohn und Baumwollsamen. Wenn man bedenkt, daß die Einfuhr dieser Erzeugnisse 1904 bereits 13 Mill. dz betrug, und daß diese Früchte alle in unsörn Kolonien gewonnen werden können, so muß man deren Bedeutung auch nach dieser Richtung widerspruchslos anerkennen. — Die Kolonien versorgen uns auch mit allerlei Rohstoffen: Wolle, Baumwolle, Kautschuk, Gutta- percha, Erze u. dgl. Werden diese nur vom Auslande bezogen, so wird nicht nur ein Teil unseres Nationalvermögens an dieses abge- geben, sondern auch eine die wirtschaftliche und industrielle Entwicklung Deutschlands hemmende und beengende Abhängigkeit von fremden Staaten hervorgerufen. So braucht Deutschland z. B. jährlich für 320 Mill. Mk. Baumwolle, die es bis jetzt fast ausschließlich (1905 für 2933/4 Mill. Mk.) aus Amerika bezieht. Bei einer Mißernte oder im Falle eines Krieges mit Amerika würde für Deutschland eine wirtschaftliche Not herein- brechen, unter der die Industriearbeiter am meisten zu leiden hätten. In unsern afrikanischen Besitzungen haben wir ganz vorzügliche Baum- wollgebiete, die mit der Zeit unsern Bedarf zum größten Teil oder ganz decken könnten. d. Die Kolonien sind ein Absatzgebiet für die Erzeugnisse der deutschen Industrie. Deutschland entwickelt sich immer mehr zu einem Industriestaat und muß, damit keine Überproduktion entsteht, auf ausreichende Absatzgebiete bedacht sein und dafür sorgen, daß der deutsche Handel auch nach den deutschen Kolonien geht und hier andern Völkern gegenüber eine herrschende Stellung einnimmt. Tausende und aber Tausende Deutsche suchen Arbeit und Verdienst in den Fabriken und gewerblichen Betrieben und fertigen Industriewaren in solcher Menge an, daß sie im eigenen Lande bei weitem nicht alle Verwendung finden können. Absatzgebiete dafür find unsere Kolonien und sollen es noch in höherem Maße werden. Mit der fortfchreitenden Kultur passen sich die Eingeborenen immer mehr europäischen Verhältnissen an; sie treten immer mehr aus ihrer Bedürfnislosigkeit heraus und werden dadurch immer bessere Abnehmer für unsere Erzeugnisse. Auch die wirtschaftliche Ausnutzung der Kolonien erfordert mancherlei Geräte und Werkzeuge, die als Erzeugnisse der Industrie aus dem Mutterlande gewonnen werden können; man denke nur an die Hafenbauten, an die Förderung der mineralischen Bodenschätze, an landwirtschaftliche Maschinen, an die Ausgestaltung der Verkehrsmittel usw. s. Die Kolonien sind als Stützpunkte unserer Flotte von großer Bedeutung. Durch die Schiffe erfolgt der Güteraustausch im Welthandel. Zum Schutze unseres ausgedehnten Welthandels bedürfen wir einer starken Kriegsflotte. Soll unfere Flotte auf dem Weltmeere nicht obdach- und heimatlos umherirren, so muß sie in der Fremde Heimstätten und Stützpunkte finden, wo sie mit Kohlen- und Eßvorrat versehen und nötigenfalls auch ausgebessert werden können, ohne daß eine fremde Macht das Recht hat, dieses zu verhindern. Solche Stätten bieten ihnen die Kolonien. f. Die Kolonien geben endlich Gelegenheit zur Betätigung deutscher Kulturarbeit, zur Ausbreitung des Christentums

18. Wie es zum Weltkrieg kam - S. 30

1915 - Leipzig [u.a.] : Teubner
30 Unsere Aufgaben für die Zukunft nach außen kratie). Der Arbeiter ringt nicht nur nach höherem Lohn, sondern nach einem in jeder Beziehung menschenwürdigen Dasein. (Er versucht, im Zeitalter der Maschine ein geistiger Mensch zu bleiben, der auch an Wissenschaft und Kunst vollen Anteil hat, kurz das bleibt ober wird, was man Persönlichkeit nennt. wir verkennen nicht die Größe anderer Völker, wir erkennen aber auch unsere besondere Kraft. Unser auf inneres wie äußeres gleicherweise gerichtete Volk ist für die weltarbeit vorzüglich ausgerüstet, wie der Deutsche bei jeder Tätigkeit nicht nur äußere Vorteile, sondern Befriedigung im Innern sucht, so wird er bei der weltarbeit davor bewahrt, in dem Streben nach Geld und Gut zu verrohen und schwächere Völker als Gegenstände gewinnsüchtiger Ausbeutung anzusehen. Daß sich diese (Entwürdigung stets rächt, beweist das Schicksal Karthagos, Roms, gegenwärtig auch (Englands. Andererseits zeigt das Unterliegen des großen Kulturvolks der Inder im Kampfe mit (England, daß der Aufbau einer Welt von Gedanken ohne lebendiges (Eingreifen in die äußere Welt die Selbständigkeit des Volkstums bedroht. wo liegen unsere Aufgaben für die Zukunft? Nach außen in der weltarbeit, wenn wir den so gearteten deutschen Geist festhalten, uns also treu bleiben, so werden wir die Zukunft der (Erde wesentlich mitbestimmen. Der Sieg des deutschen Weltgedankens heißt nicht Weltbeherrschung, sondern Welt arbeit, wir wollen den fremden Völkern unsere Gedankenwelt sowie die sichtbaren Erzeugnisse unserer Gedanken, unsere waren, übermitteln und das für uns Notwendige, z.b. Rohstoffe, wieder eintauschen, wie das in unserem wachsenden Welthandel bereits geschah. (England muß uns dazu freien weg geben, und ständige Kriegsbereitschaft zu Wasser und zu Lande muß uns gegen alle Angreifer weiter stark erhalten. Infolge unserer Mittellage in (Europa werden wir immer von starken Völkern umgeben sein und brauchen schon in der Heimat zur Verteidigung unserer Grenzen unsere militärische Hauptmacht. Die Versuchung einer kriegerischen Unterwerfung unserer Nachbarvölker oder die Gründung eines Weltreiches ohne Verbindung mit unserm vaterlande besteht schon Harum nicht, weil solche Eroberungen schwerlich zu halten wären. Der deutschen Arbeit soll der weg überast offenstehen, hier im freien Wettstreit sind wir jedem Volke völlig gewachsen. Unsere Aufgaben im Innern sind (Erhaltung und Vertiefung unserer (Eigenart, geistige und wirtschaftliche Hebung des ganzen deutschen Volkes zur Erhöhung seiner Kraft, hiervon kann nur einiges angedeutet werden. Der Krieg hat uns die Notwendigkeit einer starken Staats-

19. Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 416

1893 - Trier : Schaar & Dathe
416 Es ist wenig bekannt, daß unter allen Ausfuhrgegenständen Deutschlands gerade ein landwirtschaftliches Erzeugnis, nämlich der Zucker, an erster Stelle steht. Er wird aus der auf heimischem Boden gezogenen Zuckerrübe gewonnen und in heimischen Fabriken bis zur Genußreife verarbeitet. Im Jahre 1898 stellte die deutsche Zuckerausfuhr einen Wert von 212 Millionen Mark dar. Der Ab- satz des deutschen Zuckers aber erfolgt fast ausschließlich auf über- seeischen Märkten. Unser Hauptabnehmer ist England mit 640000 Tonnen im Werte von 135,3 Millionen Mark; ihm schließen sich die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 219516 Tonnen im Werte von 40,2 Millionen Mark an. Aber auch Canada, Chile, Ostindien und Japan gehören zu unsern Abnehmern. Die Land- beförderung in die Nachbarstaaten ist demgegenüber äußerst winzig, sie beläuft sich vielleicht alles in allem auf sechs oder sieben Millionen Mark. Da ergibt sich hieraus aufs deutlichste, welch gewaltiges Interesse die deutsche Landwirtschaft als Erzeugerin eines hervor- ragenden Ausfuhrgegenstandes ganz unmittelbar an der Aufrecht- erhaltung des Seeverkehrs hat. Jni übrigen mag gleich hier er- wähnt werden, daß die Landwirtschaft mittelbar noch weitaus stärker an der Erhaltung und Sicherung des Seeverkehrs beteiligt ist; denn eine Industrie, die durch flotte überseeische Ausfuhr in Wohlstand versetzt ist und kaufkräftig wird, ist die beste Abnehmerin der land- wirtschaftlichen Erzeugnisse. Getreide, Fleisch, Eier, Milch, Butter und Käse werden in ganz anderer Menge verzehrt, wenn es den Industriearbeitern gut geht, als wenn sie jeden Bissen zählen müssen. Für eine ganze Anzahl Industrien ist die überseeische Aus- fuhr Lebensbedingung. Da ist zunächst die Textilindustrie, d. h. die Wollwaren-, Vaumwollwaren-, Leinenwaren- und Seidenwaren- industrie einschließlich der Kleidererzeugung zu nennen. Sie führte 1898 Waren im Werte von 763 Millionen Mark aus. Von dieser gewaltigen Ausfuhr entfallen über zwei Drittel auf überseeischen Absatz. 2n der Textilindustrie Deutschlands waren 1898 945000 Personen tätig, die mit ihren Angehörigen zusammen eine Zahl von etwa zwei Millionen Menschen darstellen. Diese zwei Millionen Menschen sind also in ihrem täglichen Lebensunterhalte völlig von dem Gedeihen der Textilindustrie und damit dem Fortbestehen des Seeverkehrs abhängig. Die letztere Abhängigkeit ist doppelter Art: Deutschlands Textilindustrie muß über See ausführen, und Deutsch- lands Textilindustrie muß über See fast alle zur Herstellung von Textilwaren notwendigen Rohstoffe einführen. Ähnliches gilt von der Metall- und Maschinenindustrie. Die Mehrausfuhr bezifferte sich hier im Jahre 1898 an einfach bear- beiteten Gegenständen auf 129,5, an Fabrikaten auf 235,1, endlich an Maschinen, Instrumenten und Apparaten auf 142,4, im ganzen

20. Geographie von Mitteleuropa - S. 126

1912 - Regensburg : Manz
126 Das Deutsche Reich. sind in der Provinz Sachsen, Hannover (Lüneburg) und Branden- bürg, im Neckargebiet und im Berchtesgadener Land. Noch viel größer als die Gewinnung von Steinsalz ist der Gewinn von Kali- salzen (Abraumsalzen), welche bis jetzt nur in Deutschland gefunden wurden. 5) In der Industrie beschäftigt Deutschland von allen Ländern die größte Zahl von Arbeitern. Die Eisenverarbeitung steht in hoher Blüte. Die Hauptgewinnungsstätten sind auch die Hanptverarbeitnngs- stätten. Weltruf haben Essen (Krupp'sche Fabrik), Solingen und Rem- scheid. Die Ausfuhr von Maschinen und Eisenwaren hat einen Wert von etwa 1 Milliarde. Der deutsche Schiffbau hat im letzten Jahr- zehnt einen gewaltigen Aufschwung genommen. Auch die übrigen Zweige der Metallindustrie (Gold- und Silberwaren, Kupfer-, Messing-, Zink- und Zinnwaren) sind sehr bedeutend. In der Eisenindustrie wird Deutschland nur von Nordamerika übertroffen. In der Webe- (Textil-) Industrie (Leinen, Jute, Wolle und Baumwolle) nimmt Deutschland die zweite Stelle in Europa ein (voraus ist England), in der Seidenindustrie die dritte, da Frankreich noch voransteht. Das ist um so höher zu schätzen, als Deutschland die Rohstoffe fast sämtlich aus dem Auslaud beziehen muß, Leinen meist aus Rußland, Jute aus Indien, Wolle aus Australien, Baum- wolle aus Nordamerika. Die Hauptsitze der Textilindustrie (Lausitz, Schlesien, Thüringisch-Sachsen, das Wuppergebiet, Bielefeld, Aachen, Mühlhausen, Augsburg, Hof, Krefeld) sind schon genannt. In den chemischen Fabrikaten (Drogen, Farbwaren), in der Papierindustrie, Spielwarenindustrie, Rübenzuckerfabrikation und im Buch- druckereigewerbe nimmt Deutschland die erste Stelle in der Welt ein. Sehr bedeutend ist auch die Glaswaren-, Ton- und Porzellan- Warenindustrie, die Lederindustrie, die Tabakindustrie. 6) Handel und Verkehr. Die Seehandelsflotte Deutschlands steht der englischen allerdings noch weit nach, doch zeigt sie in den letzten Jahrzehnten unter allen Flotten der Welt die größte Zunahme. Besonders großartig ist der Aufschwung der deutschen Dampferflotte. Im Jahre 1870 war die englische Dampferflotte 16 mal so groß als die deutsche, jetzt ist sie noch 5 mal so groß. Die zwei größten Dampf- schiffahrtsgesellschaften Deutschlands (überhaupt der Erde) sind die