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stärker an Zahl; aber die Römer waren durch ihre Kriegskunst und ihre bessere Bewaffnung überlegen. Die Deutschen wurden besiegt und flohen über den Rhein. Ariovist suhr in einem Schifflein über den Strom, und niemand hat mehr etwas von ihm vernommen.
3. Hermann, der Befreier Deutschlands.
Nach der Besiegung des Ariovist eroberte Julius Cäsar innerhalb acht Jahren ganz Gallien. Der Kaiser Augustus
wollte auch Deutschland der römischen Herrschaft nnterwersen. Darum schickte er seine Stiefsöhne Tiberins und Drusus mit gewaltigen Heeren über den Rhein. Drusus rückte bis zur Weser vor: hier soll ihm eine Frau von übermenschlicher Größe erschienen sein, die ihm seinen Tod voraussagte und ihn zum Rückzug bewog. Ans dem Rückwege stürzte er mit seinem Pferde und starb, bevor er den Rhein erreichte.*) Im Ansang zeigten sich die Römer, insbesondere Tiberins, sehr sreundlich gegen die unterworfenen Deutschen und behandelten sie wie Bundesgenossen. Dadurch ließen sich viele Deutsche zum Eintritt in das römische Heer bewegen, nicht nur gemeine Leute, sondern auch Jünglinge aus den vornehmsten Familien.
Die freundliche Behandlung erreichte ihr Ende, als Qninti-lius Varus Statthalter in Deutschland wurde. Varus war ein hartherziger und habgieriger Mann. Er nahm seinen Sitz in einem festen Kastell an der Weser, nicht weit von Minden. Die Deutschen wurden von ihm schwer mißhandelt; Varus wollte sie sogar zwingen, die deutsche Muttersprache abzulegen und die römische Sprache anzunehmen. Darüber wurden die Deutschen sehr erbittert; aber sie vermochten nichts wider Varus; denn dieser gebot über ein mächtiges Heer.
In dieser Not brachte der Cheruskersürst Hermann Rettung. Er hatte bisher mit andern vornehmen Jünglingen seines Stammes im römischen Heere gedient und die römische Kriegskunst erlernt. Varus hielt ihn wert, weil er glaubte, er sei den Römern ergeben. Vor allen seinen Stammesgenossen zeichnete sich Hermann durch Krast und Schönheit des Leibes, durch Vaterlandsliebe, Klugheit und Tapferkeit aus. Er beschloß, sein Vaterland von der Herrschast der Römer zu befreien. Auf feinen Antrieb schwuren die Cherusker und andere deutsche Stämme zusammen, daß sie alles aufbieten wollten, um das Vaterland zu befreien.
Hermann getraute sich nicht, Varus in seinem feften Kastell anzugreifen; darum nahm er seine Zuflucht zu einer List. Auf feine Anordnung geschah es, daß ein Volksstamm, der an der
') Vergl. im Anhang das Gedicht: Drusus' Tod.
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Arusus' Tod.
1. Drusus ließ in Deutschlands Forsten Goldne Römeradler horsten,
An den heil'gen Göttereichen Klang die Axt mit freveln Streichen.
2. Siegend fuhr er durch die Lande,
Stund schon an der Wefer Strande,
Wollt' hinüber jetzt verwegen,
Als ein Weib ihm trat entgegen.
3. Übermenschlich von Gebärde Drohte sie dem Sohn der Erde:
„Kühner, den der Ehrgeiz blendet,
Schnell zur Flucht den Fuß gewendet!
4. Jene Marken unsrer Gauen Sind dir nicht vergönnt zu schauen.
Stehst am Markstein deines Lebens,
Deine Siege sind vergebens.
5. Säumt der Deutsche gerne lange,
Nimmer beugt er sich dem Zwange,
Schlummernd mag er wohl sich strecken,
Schläft er, wird ein Gott ihn wecken."
6. Drusus, da sie so gesprochen,
Eilends ist er ausgebrochen,
Aus den L-chauern deutscher Haine Führt er schnell das Heer zum Rheine.
7. Vor den Augen sieht er's flirren,
Deutsche Waffen hört er klirren,
Sausen hört er die Geschosse,
Stürzt zu Boden mit dem Rosse.
8. Hat den Schenkel arg zerschlagen,
Starb den Tod nach dreißig Tagen.
Also wird Gott alle fällen,
Die nach Deutschlands Freiheit stellen.
K. Simrock.
Das Grab im Busenlo.
1. Nächtlich am Vusento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder,
Ans den Wassern schallt es Antwort, und in Wirbeln klingt es wieder
2. Und den Fluß hinauf, hinunter ziehn die Schatten tapfrer Goten Dte den Alarrch beweinen, ihres Volkes besten Toten.
3- Allzufrüh und fern der Heimat mußten sie ihn hier begraben Wahrend noch die Jugendlocken seine Schultern blond umgaben.
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Sieg und ließen dann zum Angriff blasen. Beide Heere stritten mit dem größten Heldenmut. Den Römern kamen der Wind und die Sonne zu Hilfe; den Cimbern wurde der Staub ins Gesicht geweht, und an den Brand der italienischen Sonne nicht gewöhnt, erlagen sie bald dem Schweiß und der Ermattung. Ihre Schlachtlinien wurden durchbrochen, und da gereichte ihnen die Verkettung der vorderen Reihen nur zum Verderben; denn jeder, der hier vom Schwert oder Speer getroffen niedersank, riß seine Nachbarn rechts und links mit zu Boden oder hinderte sie wenigstens am Kämpfen. Die kurzen Schwerter der Römer waren im Schlachtgedränge eine surchtbare Waffe. Vergebens wehrten sich die Cimbern wie Verzweifelte; den Römern blieb der Sieg. Gegen 100000 cimbrifche Krieger, darunter auch König Bojorix, blieben in der Schlacht. Die Zahl der Gefangenen wird von den Römern auf 60 000 angegeben. Marius zog in Rom ein in glänzendem Triumphzug, und die Römer brachten ihren Göttern Dankopfer für die abgewendete Gefahr. Der cimbrifche Schrecken wurde in Rom noch viele Jahre nicht vergessen.
2. Cäsar und Ario vist.
Die alten Deutschen hatten aus dem linken Rheinuser die Kelten oder Gallier als Nachbarn. Die Kelten waren über das heutige Frankreich, die Schweiz, Oberitalien und Spanien verbreitet. Sie waren ein tapferes, kriegerisches Volk, dabei fleißig im Ackerbau und geschickt in vielen Künsten. Mit diesen guten Eigenschaften verbanden sie jedoch auch manche Fehler, insbesondere Eitelkeit, Prahlerei und Prunksucht.
Die Kelten waren Heiden. Sie verehrten ihre Götter auf den Gipfeln hoher Berge und in dunkeln Wäldern und opferten ihnen Felbfrüchte, Tiere und Kriegsbeute. Nicht selten würden aber auch Menschenopfer bargebracht. Man flocht nämlich übergroße Menschengestalten aus Weiden; diese würden mit Menschen angefüllt und verbrannt. Die Priester der Kelten hießen Drniben.
Das große Volk der Kelten war in viele einzelne Stämme und Völkerschaften geteilt. Jeder keltische Volksstamm wurde von einem Häuptling regiert. Die Vornehmsten des Stammes und die Druiden bildeten den Rat des Häuptlings. Über wichtige Angelegenheiten, besonders über Krieg und Frieden, wurde in der Versammlung aller freien Männer beraten und entschieden.
Zwischen dem Juragebirge und dem Saoneslusse wohnten die Sequauer, zwischen der Saone und der Loire die Häduer. Siebzig Jahre vor Christi Geburt brach zwischen den i&equanern und den Häbueru ein Krieg ans. Die Sequaner unterlagen und riefen dann Ariovist, den König der Sueben, zu Hilfe.
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Extrahierte Personennamen: König_Bojorix Marius Marius Cäsar Cäsar Christi
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Frankreich Oberitalien Spanien Häbueru
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Gefallenen sammeln und bestatten. Es wurden mehrere Schlachten geschlagen; in den meisten blieb der Sieg den Deutschen. In der letzten großen Schlacht an der Weser behaupteten die Römer das Schlachtfeld. Allein sie mußten gleichwohl bald über den Rhein zurück, und das nördliche Deutschland blieb forthin frei von der römischen Herrschaft.
Hermann blieb in großem Ansehen bei seinem Volke, bis er in seinem siebenuuddreißigsteu Lebensjahre von einem seiner Verwandten aus Neid erschlagen wurde.
Iii. Don der Völkerwanderung.
1. Die Wanderzüge der deutschen Völkerschasten.
Im zweiten und dritten Jahrhundert nach Christi Geburt bildeten sich in Deutschland große Völkerbünde. Die wichtigsten derselben waren die der Alemannen, der Franken, der Sachsen, der Goten und der Longobarden.
Die Alemannen wohnten ursprünglich in der Maingegend und nahmen später das südlich gelegene Land zwischen den Vogesen und dem Lech ein. Um das Jahr 400 eroberten sie das Elsaß. Die Burgunder, ebenfalls eine deutsche Völkerschaft, die sich kurz vorher im Elsaß niedergelassen hatten, wurden von den Alemannen südwärts gedrängt und machten sich am Fuße des Jura ansässig.
Die Franken hatten ihre Sitze am Mittel- und Niederrhein und eroberten nach und nach ganz Gallien bis zur Loire und zur Küste des atlantischen Ozeans.
Die Sachsen wohnten an der Elbe und Weser bis zur Nordseeküste. Die Angeln, einer ihrer Stämme, fuhren nach Britannien hinüber und eroberten einen Teil der Insel, die von ihnen den Namen England, d. i. Angelnland, erhielt.
Die Goten besaßen das Land zwischen der Weichsel und dem schwarzen Meere. Der Fluß Dniester schied sie in zwei Völkerschaften, Ostgoten und Westgoten.
Im Jahre 375 kamen aus dem Innern Asiens die Hunnen, ein mongolisches Volk, und ließen sich im südlichen Rußland nieder. Durch sie wurden die Goten zur Auswanderung gezwungen. Die Westgoten zogen nach Italien unter ihrem König Alarich. Dreimal führte er seine Scharen gegen die Stadt Rom. Der Kaiser hatte in dem festen, von vielen Sümpfen umgebenen Ravenna Schutz gesucht. Lange hielten die verweichlichten Römer die Belagerung ihrer Stadt nicht aus und ließen sich in Unterhandlungen ein. Dabei prahlten ihre Gesandten noch mit dem unzählbaren Volke Roms; doch der Goteu-könig erwiderte spöttisch: „Je dichter das Gras, desto leichter
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