177
Besondere Geographie von Europa.
fünfzehn Königreiche:
1) Portugal, 2) Spanien, 3) Italien, 4) Griechenland, 5) Belgien,
6) Holland (die Niederlande), 7) Dänemark, 8) Schweden und Norwegen,
9) Großbritannien und Irland, 10—15) die deutschen Königreiche: Preußen,
Hannover, Sachsen, Baicrn, Würtemberg;
ein geistlicher Staat:
der Kirchenstaat (Italien);
ein Kurfürstenthum:
Hessen (Hessen-Kassel) — deutscher Bundesstaat;
sechs Großherzogthümer:
1) Baden, 2) Hessen (Hessen-Darmstadt), 3—4) Mecklenburg (Meck-
lenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz), 5) Sachsen (Sachsen-Weimar),
6) Oldenburg — sämmtlich deutsche Bundesstaaten;
sieben Herzogthümer:
1) Schleswig-Holstein-Lauenburg, 2) Anhalt, 3) Braunschweig, 4)
Nassau, 5—7) Sachsen (Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sach-
sen Altenburg) — sämmtlich deutsche Bundesstaaten;
acht Fürstenthümer:
1—2) Lippe (Lippe-Detmold und Lippe-Schaumburg), 3) Waldeck,
4—5) Reuß (ältere und jüngere Linie), 6—7) Schwarzburg (Schwarzburg-
Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt), 8) Lichtenstein — sämmtlich
deutsche Bundesstaaten;
eine Landgrafschaft:
Hessen (Hessen-Homburg) — deutscher Bundesstaat;
sieben Republiken:
1) Die Schweiz, 2) San Marino (Italien), 3) Andorra (Spanien),
4—7) die freien Städte Lübeck, Hamburg, Bremen, Frankfurt am Main —
deutsche Bundesstaaten.
Unter den Monarchien befindet sich eine Despotie, die Türkei, eine
unumschränkte (absolute) Monarchie, Rußland, die übrigen Monarchien
sind beschränkte (constitutionelle).
Bezüglich der politischen Machtstellung theilt man die Staaten Euro-
pa's in Staaten ersten Ranges (Großstaaten), dann Staaten zweiten,
dritten, vierten Ranges je nach ihrer politischen Bedeutung, die aber nicht al-
lein in der Größe eines Landes und der Zahl seiner Bewohner beruht, son-
dern auch von den Culturzuständen der Völker eines Landes und dessen Ein-
fluß in andern Erdtheilen durch Colonien u. dgl. bedingt ist.
Großstaaten (Großmächte) sind Oesterreich, Preußen, Frankreich, Eng-
land und Rußland;
Staaten zweiten Ranges: Spanien, Italien, Schweden und Norwegen,
Baiern, die Niederlande, Portugal, Belgien, die Türkei; alle übrigen gehören
zu den Staaten dritten und vierten Ranges.
12
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Portugal Spanien Italien Griechenland Belgien Holland Niederlande Schweden Norwegen Irland Hannover Sachsen Würtemberg Italien Hessen Hessen-Kassel Baden Hessen Hessen-Darmstadt Mecklenburg-Strelitz Sachsen Sachsen-Weimar Oldenburg Schleswig-Holstein-Lauenburg Braunschweig Nassau Sachsen Sachsen-Coburg-Gotha Sachsen-Meiningen Altenburg Lippe-Schaumburg Hessen Hessen-Homburg Andorra Spanien Hamburg Bremen Frankfurt Main Oesterreich Frankreich Spanien Italien Schweden Norwegen Baiern Niederlande Portugal Belgien
186
Erster Abschnitt.
§. 86. Vergleich der Dichtigkeit der Bevölkerung in den Ländern
Europa's.
Durchschnittlich wohnen in Europa 1548 Menschen auf
1 Hümeile. Es zählen nun aber aus 1 Olmeile Portugal 2062, Spanien
1786, Italien 4666, der Kirchenstaat (nach seinem gegenwärtigen Bestände)
3226, Griechenland 1389, die Türkei 1684, Frankreich 3725, Großbritannien
und Irland 5078, Dänemark mit Island 646, ohne Island 2299, Skandi-
navien 399, Rußland 694, Belgien 8905, die Niederlande 5761, die Schweiz
3404, Deutschland 4021, Oesterreich 3063, Preußen 3622, Hannover 2701,
Sachsen 8281, Baiern 3378, Würtemberg 4866, Hessen-Easfel 4267, Baden
4910, Hessen-Darmstadt 5601 Menschen. Unter den folgenden kleinern
Staaten ist besonders Nassau mit 5520 Menschen auf 1 s^M. zu er-
wähnen. Die freien Städte können natürlich mit den andern Staaten nicht
in Vergleich gestellt werden, indem sich da auf kleinem Raume viele Menschen
zusammendrängen. Aus dieser Berechnung ergibt sich demnach zuerst, daß die
südlichen Länder verhältnißmäßig mehr bevölkert sind, als die nördlichen, und
daß Deutschland so ziemlich in der Mitte steht, ferner, daß unter den Staa-
ten Belgien und Sachsen allen andern an Bevölkerung bedeutend vorstehen.
Dann folgen die Niederlande, Hessen-Darmstadt, Nassau, Großbritannien und
Irland, Baden, Würtemberg, Italien, Hessen-Cassel rc. Am wenigsten be-
völkert sind Skandinavien und Rußland. In Deutschland weiset Hannover
einen niedrigen Bevölkerungsstand an, obschon es doch über die Durchschnitts-
zahl hinaus reicht. In Italien ist Lombardei-Venedig am volkreichsten und
weiset eine Durchschnittszahl von 7815 M. auf die Hw. aus.
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa's Europa Portugal Spanien Italien Griechenland Frankreich Irland Island Island Belgien Niederlande Deutschland Oesterreich Hannover Sachsen Baiern Würtemberg Hessen-Easfel Baden Hessen-Darmstadt Nassau Deutschland Belgien Sachsen Niederlande Hessen-Darmstadt Nassau Irland Baden Würtemberg Italien Hessen-Cassel Skandinavien Deutschland Italien Lombardei-Venedig
253
Besondere Geographie von" Europa
dem Cardinal Richelieu durch Gründung der Académie française für Aus-
bildung der noch sehr rohen französischen Sprache einen wichtigen Anstoß
gegeben hatte, wurde unter Ludwig Xiv. durch das Interesse, welches dieser
König für Künste und Wissenschaften zeigte, Paris der Mittelpunkt aller sol-
cher Bestrebungen der Franzosen. Es bildete sich eine classische Dichterschule
und Dichter wie Boileau, de la Fontaine, denen Florian und Gresset, Bernis,
Delille, Dramatiker wie Corneille, Racine, Molière, denen Voltaire, große
Kanzelredner wie Bossuet, Bourdaloue, denen Fléchicr, Fénelon und Massil-
lon, Prosaiker, wie de la Rochefoucauld, Pascal, welchen de Montesquieu,
der Geschichtschreiber Barthélémy u. a., Romanschreiber wie le Sage, denen
Rousseau u. a. folgten, verdankt die französische Literatur der Aufmunterung,
welche vom Throne herab gegeben wurde. Aus der spätern Periode mögen
nur de Beaumarchais (die Tragödie „Eugenie", die Komödien „die Hochzeit
des Figaro" und „der Barbier von Sevilla"), Bernardin de Saint-Pierre
(Paul et Virginie), Frau von Staël (Corinne . .), Chateaubriand (Génie
du Christianisme, die Märtyrer, Atala, René, les aventures du dernier
Abencerrage) genannt werden. In unsrer Zeit hat Frankreich einzelne viel
gelesene Schriften geliefert, doch wenige, deren Lektüre besonders empfohlen
zu werden verdiente, während manche derselben nur geeignet sind, die Sinne
zu reizen und Glauben und Sitte zu vernichten.
Die französische Sprache läßt ihre Verwandtschaft mit der latei-
nischen leicht erkennen. Man unterscheidet zwei Hauptmundarten, die lan-
gue d'oui im Norden, und die langue d'oe im Süden. Die erstere ist
Schriftsprache und seit dem 17. Jahrhundert, bis wohin die lateinische Sprache
als solche galt, auch Sprache der Diplomaten. Sie wird in Paris und den
nördlichen Landestheilen gesprochen und gilt als Uingangssprache der Gebil-
deten verschiedener Nationen unter einander. Verschieden davon ist das Pro-
vençalische nach Italien zu, das Baskische an den Pyrenäen, das Gascogni-
sche zwischen den Pyrenäen und der Garonne, das verdorbene Deutsch, wel-
ches im Elsaß und zum Theil auch in Lothringen, das Kymrische (has bre-
ton) das in der Bretagne gesprochen wird.
Regierungsform. Frankreich ist eine conüitutionelle Monarchie und
bildet seit dem 2. December 1852 ein erbliches Kaiserthum, in welchem ne-
den dem Kaiser und seinem Ministerium ein vom Kaiser bestellter Staats-
rath, ein Senat und ein von: Volke aus je sechs Jahre gewählter gesetzgeben-
der Körper steht.
Gegenwärtig ist Frankreich als Militärstaat constituirt, indem es aus
dem Friedensfuß ein stehendes Heer von 430,000 Mann unterhält, das im
Kriege auf 757,Ooo M. zu erhöhen ist; dazu kommt eine Kriegsflotte von
480 Schissen (worunter 375 Dampfer) mit 98oo Kanonen*). Außerdem
*) England hat ein stehendes Heer von 147,Ooo Mann und eine Kriegsflotte
von 675 Schiffen (worunter 570 Dampfer, und hiervon 215 Dampfkanonenböte)
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon]]
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260
Erster Abschnitt.
7. Lothringen (Lorraine), ein altes deutsches Herzogthum westlich an
die Champagne und östlich an die preußische Rheinprovinz stoßend. Der
letzte deutsche Herzog war Franz von Lothringen, Gemahl der Kaiserin Maria
Theresia von Oesterreich, welchem 1737 nach Anssterben der Mediceer das
Großherzogthnm Toskana zufiel, wogegen Lothringen für Frankreich bestimmt
wurde. Das Land hat im W. die Ardennen, im O. die Vogesen und wird
von der Maas und der Mosel durchflossen. In der Provinz sind wichtige
Salzwerke. Hier liegen:
Hst. Nancy (48,000 E.) an der Meurthe, eine der schönsten Städte Frank-
reichs; vor ihren Mauern fiel Karl der Kühne von Burgund gegen die Schweizer
1477. Luneville an der Meurthe mit einem schönen Schlosse; hier wurde am
9. Febr. 1801 der schmachvolle Frieden geschlossen, worin Deutschland das linke
Rheinufer verlor. Saarburg an der Saar mit berühmten Spiegelfabriken. St.
Die. Plombieres mit berühmten warmen Bädern und Fabriken in Eisen- und
Stahlwaaren. Mirecourt mit Fabriken von Drehorgeln, Biolinen, Spitzen, Pa-
pier rc. Bar le Duc, treibt Handel mit Wein und eingemachten Früchten. Saar-
gemünd hat Fabriken von Fayence und Schnupftabacksdosen. Bitsch in den Voge-
sen, mit fester Citadelle. Thionville, Festung an der Mosel. Die Festungen
Metz (Oivoäurum) (60,000 E.) an der Mosel, Toul an der Mosel, mit sehens-
werther Kathedrale; Verdun an der Maas kamen in Folge eines unpatriotischen
Versprechens der Fürsten des Schmalkaldischen Bundes an Frankreich und wurden
im westfälischen Frieden (1648) förmlich abgetreten. Dom Remy, Geburtsort der
Jungfrau von Orleans.
b) Ost-Frankreich.
8. Elsaß (Alsace) zwischen den Vogesen und dem Rhein, kam gleich-
falls im westfälischen Frieden an Frankreich mit Ausnahme Straßburgs und
anderer Reichsstädte, die es aber 1681 ohne Weiteres in Besitz nahm. bis sie
im Ryswicker Frieden 1697 förmlich abgetreten wurden. Der Name kommt
her von „Sassen an der Jll", weil die ersten Bewohner sich besonders am Jll an-
gesiedelt hatten. Das Elsaß ist ein fruchtbares Land, das viel Korn, dann
Hanf und Flachs, Tabak, Wein, auch Eisen und Steinkohlen liefert. Die
Bewohner sprechen noch jetzt vorwiegend deutsch. Hier:
dir Hst. Straßburg (^.rzentorutuw) (82,000 E.) an der Jll, % Stunde vom
Rhein, ehemals freie deutsche Reichsstadt. Die Kathedrale, ein Meisterwerk Erwins
von Steinbach, ist eine der schönsten gothischen Kirchen der Erde. dessen ausgebauter
Thurm eine Höhe von etwa 450'*) erreicht. Straßburg hat Gewehr-, Tabaks-,
Tuch-, Baumwollen-, Wagenfabriken, Bierbrauereien und wichtigen Handel. Die
Stadt ist eine sehr starke Festung, weil sie als Hauptstation der großen Heerstraße
zwischen Donan und Seine, zwischen Wien und Paris für Handel und Krieg eine
große Bedeutung hat. Neben Paris ist in Straßburg die einzige vollständige Uni-
versität in Frankreich. — Mühlhausen (36,000 E.) an der Jll, ehemals freie
') Tie Höhe wird verschieden angegeben.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Franz_von_Lothringen Franz Maria
Theresia Maria Theresia Nancy_( Karl_der_Kühne_von_Burgund Karl Remy Steinbach
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen preußische_Rheinprovinz Oesterreich Großherzogthnm_Toskana Frankreich Maas Deutschland Saarburg Duc Thionville Frankreich Rhein Frankreich Straßburgs Rhein Donan Wien Paris Paris Straßburg Frankreich
345
Besondere Geographie von Europa.
schaft Flandern gelangt war, wußte das burgundische Hans durch glückliche
Unterhandlungen und durch Gewalt die meisten Gebiete der Niederlande zu
erwerben, welche dann Karl d. Kühne bei seinem Tode 1477 nebst seinen übrigen
Besitzungen seiner einzigen Tochter Maria hinterließ. Durch die Vermäh-
lung Maria's mit dem österreichischen Erzherzoge Maximilian, welcher später
als Maximilian I. deutscher Kaiser wurde, kamen die Niederlande in den
Besitz Oesterreichs. Diese Verbindung hob den Wohlstand des Landes und
ganz besonders seiner günstig gelegenen, gewerbthätigen Städte außerordent-
lich und diese fühlten sich zufrieden und glücklich unter dem milden Scepter
der österreichischen Regenten und ihrer Statthalter, welche die Gerechtsame
und alten Freiheiten des Landes sorgfältig achteten, bis die in Deutschland
ausgebrochenen kirchlichen Zwistigkeiten eine erste Quelle der Unruhe und Un-
zufriedenheit auch für die Niederlande wurden, während der unermeßliche
Reichthum in den Städten, welcher das Streben nach Unabhängigkeit weckte,
die andere wurde, ltnb da Philipp Ii. von Spanien, Sohn Kaiser Carls V.
und dessen Nachfolger auch in der Herrschaft der Niederlande, nicht die rechten
Mittel zu finden verstand, die erfolgende Aufregung friedlich beizulegen, so began-
nen in den Niederlanden jene traurigen Bürgerkriege, welche 1581die Unabhän-
gigkeitserklärung der nördlichen Staaten von den südlichen zur Folge hatten. Im
westfälischen Frieden (1648) anerkannt, bildeten nun die nördlichen Niederlande,
Niederlande im engern Sinne, die „Republik der Vereinigten Niederlande", bte
südlichen, Belgien, wurden von spanischen Statthaltern regiert, bis sie im Frie-
den zu Rastadt (1714) an Oesterreich, und im Frieden zu Campo Formio
(1797) an Frankreich kamen. Von da ab bis zum Wiener Frieden hatte das
Land noch verschiedene Verwandlungen durchzumachen. In letztcrm wurden
die beiden Theile wieder mit einander verbunden, das säcularisirte Fürstbis-
thum Lüttich hinzugefügt und das Ganze als „Königreich der Niederlande"
bezeichnet. Wilhelm I. aus dem Hause Nassau-Oranien bestieg den neuen
Königsthron und erhielt zugleich für die in Deutschland abgetretenen nassaui-
schen Besitzungen das Herzogthum Luxemburg als dessen Großherzog, mit
der Bestimmung jedoch, daß das Großherzogthum Glied des deutschen Bun-
des verbleiben sollte. Diese Anordnung bestand bis 1830, wo in Folge ei-
nes Aufstandes der südliche Theil sich wieder lostrennte und Belgien als ein
selbstständiges, unabhängiges Königreich anerkannt wurde. Die Niederlande
bestehen also gegenwärtig aus dem Königreich der Niederlande und
dem Königreich Belgien, und es ist bei dem Ausdrucke: „die Nieder-
lande" Acht darauf zu haben, ob die Vereinigten Niederlande oder das jetzige
Königreich der Niederlande zu verstehen seien.
Namen, Grenze, geographische Lage. Das Königreich der Nie-
derlande*) im engern Sinne umfaßt also nur die nördlichen Provinzen des
*) Häufig sagt man dafür „Königreich Holland" nach der größten Provinz
des Landes. Ein Königreich Holland hat es aber in der That nur von 1806—1810
gegeben.
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TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Maria Maria Maximilian Maximilian Maximilian_I. Philipp_Ii Philipp Carls_V. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Europa Niederlande Niederlande Oesterreichs Deutschland Niederlande Spanien Niederlande Niederlanden Niederlande Niederlande Belgien Oesterreich Frankreich Deutschland Luxemburg Belgien Niederlande Niederlande Belgien Niederlande Nie- Holland
539
Besondere Geographie von Europa.
brich I. König von Preußen; am Tage vorher hatte er den „schwarzen Adler«
orben" gestiftet. Nachdem Neufchatel und andere kleine Gebiete erworben waren,
hatte bei Friedrichs Tode Preußen einen Flächeninhalt von 2060 Um. Ihm folgte
Friedrich Wilhelm I. (1713—1740), welcher durch die Schroffheit und Eigen-
thümlichkeit seines Wesens, seinen harten, unbeugsamen Willen, seine Strenge gegm
Beamte, gegen seine Soldaten, selbst gegen seine Familie, durch seine übertriebene
Sparsamkeit und Einfachheit, seine Vorliebe für das Militair, insbesondere seine
große Garde, und anderseits durch seine Verachtung der Wissenschaft und höherer geistiger
Intelligenz eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Kriege führte er nicht, doch wurde
unter seiner Regierung der Umfang des Reiches bis auf 2200 Ihm. vergrößert,
indem er Vorpommern nebst den Inseln Usedom und Wollin 1718 im Frieden zu
Stockholm, welcher den nordischen Krieg beendigte, erwarb. Was aber das Wich-
tigste war, er hinterließ seinem Sohne das Reich fest begründet und gut geordnet,
ein wohl disciplinirtes Heer und daneben einen gut gefüllten Schatz von mehr als
9 Mill. Thalern. — Friedrich Ii. erwarb in den schlesischen Kriegen, wovon
der dritte, der s. g. 7jähr. Krieg (1756—63), durch den Hubertsburger Frie-
den (15. Febr. 1763) beendigt wurde, Schlesien, und später Oftfrießland.
Nachdem dieser Ländererwerb, wodurch das Königreich um etwa 1000 s^M vergrö-
ßert worden war, und insbesondere die glückliche Beendigung des 7jähr. Krieges, in
welchem Preußen mit erfolgreichem Muthe um seine Existenz gegen eine weit über-
legene Macht gekämpft, Preußen in die Reihe der Hauptmächte Europas erhoben
hatten, ließ Friedrich es sich zur Sorge gereichen, die Wunden des Krieges zu hei,
len, den Wohlstand zu heben und dadurch das Land im Innern und nach Außen zu
kräftigen. Industrie, Ackerbau, Gewerbe, Handel und Schifffahrt, kurz alle mate-
riellen Jntereffen des Landes und des Volkes waren Gegenstände seiner aufmerk-
samen Sorge, er erhöhte die Staatseinkünfte, vergrößerte das Heer und sorgte für
eine gute Rechtspflege. Durch die erste Theilung Polens (1772) wurde dann Pol.
nisch.preußen oder Westpreußen und ein Stück von Großpolen bis an die Netze
mit Ausnahme der Städte Thorn und Danzig erworben. Bei seinem Tode (16.
August 1786) hinterließ Friedrich Ii., ein Reich von 3600 sum. mit 6 Millronen
Einwohnern. Den Thron erbte seines Bruders Sohn als Friedrich Wilhelm Ii.
(1786—1797), unter welchem Preußen in der zweiten und dritten Theilung Po-
lens neuen Länderzuwachs erhielt, auch die Fürstenthümer Ansbach und Bai-
reuth erwarb. Als Friedrich Wilhelm H. 1797 starb, enthielt sein Land 5200
Um. mit 8 Millionen Einwohnern. Ihm folgte sein Sohn Friedrich Wil-
helm Iii., der als ein vortrefflicher Herrscher und wahrer Landesvater geschil-
dert wird, während man den seltenen Verstand und hohen Seelenadel seiner Ge-
mahlin Louise, einer Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Strelitz, nicht ge-
nug zu rühmen weiß. Unter seiner Regierung erlebte Deutschland die Schrecknisse
der französischen Kriege. Auch Preußen erfuhr dieselben in hervorragender Weise.
Nach dem ersten Kriege gegen Napoleon während der Jahre 1806 und 1807 ward
Preußen zu dem unglücklichen Frieden von Tilsit (9. Juli 1807) gezwungen,
worin es alles Land im W. der Elbe an Napoleon abtreten, die polnischen Gebiete
herausgeben, 140 Mill. Thaler Kriegskosten zahlen mußte und nur 42,000 M. ste-
hende Truppen zu halten sich verpflichtete. Es folgte nun für Preußen eine schwere
Zeit. Vortrefflicher Länder beraubt sah es seinen Handel gesperrt, seine Lebensquel-
leu verstopft, die Lebensbedürfnisse ungeheuer im Preise gestiegen, und doch sollte die
ungeheure Summe an Kriegskosten gezahlt werden. Bis 1813 dauerte der Druck fort.
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TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Friedrich August Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_H. Friedrich Wilhelm Friedrich_Wil- Friedrich Louise Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Friedrichs Wollin Stockholm Schlesien Europas Polens Danzig Ansbach Mecklenburg-Strelitz Deutschland Tilsit
627
Besondere Geographie von Europa.
rechte Einheit und Innigkeit zu Stande kommen wolle. Beide Staaten strit-
ten um die Oberherrschaft in Deutschland zu Deutschlands größtem Schaden.
Die Zerrissenheit wurde immer größer, es bedurfte nur mehr eines schickli-
chen Anlasses, uin den auf diplomatischem Felde erfolglos geführten Wett-
kampf zur blutigen Entscheidung zu bringen. Furcktbare Rüstungen waren
längst vorbereitet, Preußen war mit dem neuen Italien in ein Schutz- und
Trutzbündniß getreten und hatte sich auch mit Frankreich verständigt. Oester-
reichs und Preußens Heere standen zum Losschlagen bereit an Schlesiens
Grenze, das übrige Deutschland schwankte. Schleswig-Holstein mußte die
letzte Veranlassung bieten. Preußen verlangte nämlich, in den Alleinbesitz
dieser Herzogthümer zu treten, welche iin Wiener Frieden Oesterreich und
Preußen gemeinschaftlich abgetreten waren. Oesterreich widersetzte sich einer
solchen Gebietsvergrößerung Preußens und brachte die Angelegenheit am
1. Juni an den deutschen Bund zur Entscheidung. Zugleich sollte die hol-
steinische Ständeversammlung einberufen werden, damit das holsteinische Volk
Gelegenheit finde, sich selbst über seine Wünsche zu äußern. Dagegen erließ
Preußen unter dem 10. Juni an die deutschen Bundesstaaten außer Oester-
reich ein Resorinproject des deutschen Bundes, demgemäß sich der deutsche
Bund auflösen und unter andern Verhältnissen neu constituiren sollte. Nach
diesem Projecte wurde Oesterreich vom deutschen Bunde ausgeschlossen, die
Staaten nördlich der Mainlinie bildeten aber einen Bund unter Preußens
Führung, worin unter andern Preußen die Oberleitung im Kriege und die
vollständige diplomatische Vertretung übertragen wurde. Außerdem ließ es
die am 11. Juni zu Itzehoe zusammengetretene Holstein. Ständeversammlung
gewaltsanr sprengen und durch seine Truppen von Holstein, welches nach dem
Gasteiner Vertrage von Oesterreich verwaltet wurde, Besitz nehmen. Oester-
reich betrachtete diese Maßregel als eine Verletzung des deutschen Bundes
und beantragte bei diesem in der Sitzung vom 11. Juni Mobilmachung des
ganzen Bundesheeres mit Ausnahme des preußischen Antheils desselben, und
der deutsche Bund erhob diesen Antrag in seiner Sitzung vom 14. Juni mit
9 gegen 6 Stimmen zum Beschluß, worauf Preußen seinen Rücktritt vom
deutschen Bunde erklärte, am 15. Juni an die Regierungen von Hannover,
Sachsen und Kurhessen, welche mit der Majorität gestimmt halten, die Auf-
forderung erließ, in dem bevorstehenden Kriege Neutralität zu beobachten, und
denselben nach einer ablehnenden Antwort sofort den Krieg erklärte und Trup-
pen in diese Länder einrücken ließ. Das blutige Spiel des Krieges begann
alsbald in verschiedenen Theilen des deutschen Vaterlandes, Brüder kämpften
gegen Brüder, und Ströme Blutes flössen. Oesterreich hatte gegen Italien
im Süden, gegen Preußens Heere im Norden zu kämpfen, Frankreichs
Haltung war eine sehr zweideutige. Preußen verstand es, den Sieg an
seine Fahnen zu fesseln; in seiner Organisation, seiner Vorbereitung zum
Kampfe, seinen Waffen, wie in seiner Heerführung hat es sich den übri-
gen deutschen Staaten vollständig überlegen erwiesen. Als das preußi-
sche Heer nach raschem Siegesläufe im Angesichte Wiens stand, bot Oester-
40---
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschlands Italien Frankreich Schlesiens Deutschland Schleswig-Holstein Oesterreich Oesterreich Oesterreich Itzehoe Holstein Holstein Oesterreich Hannover Sachsen Kurhessen Oesterreich Italien Frankreichs Wiens Oester-
628
Erster Abschnitt.
reich obwohl in Italien siegreich, den Frieden an, welcher nach längern Un-
terhandlungen zu Stande kam und den Frieden mit den übrigen im Kriege
gegen Preußen befindlichen Staaten nach sich zog.
In Folge dieses zwar kurzen, aber entscheidenden blutigen Feldzuges
haben die Verhältnisse in Deutschland eine völlige Umgestaltung erhalten.
Demgemäß wolle man an den bezeichneten Stellen folgendes bemerken*):
88. S. 208. Politische Eintheilung. Italien begreift gegenwär-
tig 1) das Königreich Italien, 2) den Kirchenstaat, 3) die Republik S. Ma-
rino, 4) die Inseln der Malta-Grnppe.
Xu. Das S. 208—211 beschriebene „Oesterreichische Italien bildet fortan
einen Theil des Königreichs Italien**).
§. 98. S. 433. Verfassung und politische Eintheilung. Deutsch-
land zerfällt gegenwärtig in 1) das ö'terreichische Deutschland***), 2) das
übrige Süd-Deutschland, 3) den norddeutschen Staatenbund-f).
Das österreichische Deutschland umfaßt die deutschen Kronländer
§. 99. S. 441 und 442-457.
Süddeutschland begreift Liechtenstein, Baiern, Würtemberg, Baratt,
Hessen-Darmstadtch-j-).
Der norddeutsche Bund umfaßt: Preußen, das Königreich Sachsen,
Sachsen-Cobnrg-Gotha, Sachsen-Meiningen-Hildburghausen, Sachsen-Alten-
burg, Sachsen-Weimar, Reuß, Schwarzbnrg-Rudolstadt, Schwarzburg-Son-
dershausen, Waldecks Lippe-Detmold, Lippe-Schaumburg, Anhalt, Mecklenburg-
Schwerin, Mecklenbnrg-Strelitz, Oldenburg, Bremen, Hamburg, Lübeck fff)*
*) Die §§. 82—86 S. 176—186 sind nach dem Folgenden leicht zu berichtigen.
**) Der Kaiser von Oesterreich hat am 7. Juli 1866, obgleich Italien bei
Cnstozza am 24. Juni besiegt war, (später am 20. Juli wurde es auch zur See bei
Lissa von Oesterreich besiegt), Benetien an den Kaiser von Frankreich abgetreten,
welcher es seinerseits dem Königreiche Italien überläßt. Ueber die österreichisch-
italienischen Grenzen wird noch unterhandelt.
***) Im Prager Frieden hat zwar der Kaiser von Oesterreich „seine Zustim-
mung zu einer neuen Gestaltung Deutschlands ohne Betheiligung des öster-
reichischen Kaiserstaates" gegeben, darum haben aber Oesterreichs deutsche Län-
der nicht aufgehört, Deutschland anzugehören, weshalb auch S. 180 u. 399 die An-
gaben über Größe und Einwohnerzahl in Deutschland bestehen bleiben.
1) Deutschland ohne Oesterreich zählt etwa 38 Mlll. Einwohner, wovon im
norddeutschen Staatenbunde gegen 29 Mill., so daß auf die süddeutschen Staaten
nur gegen 9 M>ll. kommen. Aus diesem Zahlenverhältnisse ergibt sich, wie die
süddentschen Staaten unter den neuen Verhältnissen nothwendig auf eine engere Ver-
bindung mit dem norddeutsche?: Bunde angewiesen sind.
11) Der Theil des Großherzogthums Hessen-Daimstadt nördlich des Main
wird zum Theile (Hessen-Homburg rc.) Preußen einverleibt.
111) Knrhessen, Frankfurt, Nassau, Hannover, Schleswig-Holstein
sind Theile Preußens geworden. Ueber die zukünftige Stellung Luxemburgs mit
Limburg zu Deutschland ist noch nichts festgesetzt. An der Spitze der Staaten des
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Extrahierte Personennamen: Cnstozza Lissa
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Italien Italien Italien Italien Deutschland Deutschland Liechtenstein Baiern Würtemberg Hessen-Darmstadtch-j- Sachsen Sachsen-Cobnrg-Gotha Sachsen-Meiningen-Hildburghausen Sachsen-Alten- Sachsen-Weimar Schwarzbnrg-Rudolstadt Waldecks_Lippe-Detmold Lippe-Schaumburg Mecklenburg-
Schwerin Mecklenbnrg-Strelitz Oldenburg Bremen Hamburg Oesterreich Italien Oesterreich Frankreich Italien Oesterreich Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Oesterreich Großherzogthums_Hessen-Daimstadt Main Hessen-Homburg Frankfurt Nassau Hannover Schleswig-Holstein Luxemburgs Limburg Deutschland
690
Zweiter Abschnitt.
A. Vorderindien.
(69,000 Ihm. — 180 Mill. E.)
Vorderindien begreift die Halbinsel Dekan, das hindostanische Tiefland
und die Insel Ceylon.
Grenze, Lage, Physikalische Beschaffenheit, Gebirge, Gewässer.
Aufg. 78. Suche die Grenze von Borderindien. Bezeichne insbesondere
auch die natürlichen Grenzen.
79. Gib die Längen- und Breitengrade an, zwischen welchen Vorderindien
liegt und die Zone, welcher es angehört.
80. Beschreibe die Gestalt der Bodenoberfläche (§. 106. S. 638 u. f.).
81. Nenne die Gebirge und Gewässer der Halbinsel (S. 638 u. f.).
Vorderindien vereinigt durch seine Lage und seine Bodengestaltung in
sich die Erscheinungen aller Zonen und hat bei seiner bedeutenden Wasserfülle
einen großen Reichthum der mannichfaltigsten Produkte auszuweisen. Vom
Meere nach drei Seiten leicht zugänglich ist Vorderindien stets das Ziel der
Eroberer und der Mittelpunkt eines großartigen Weltverkehrs gewesen, wel-
cher durch die ausgedehnte oceanische Dampfschifffahrt an Ausdehnung außer-
ordentlich gewonnen hat. -Die in der Ausführung begriffene Durchstechung
der Landenge von Suez (wo?) wird für diesen Zweck gleichfalls von groß-
ßer Bedeutung werden.
Geschichtl. Nachdem durch Alexander d. Gr. und die griechischen Reiche
in Asien und Egypten Indien dem Verkehre mit Europa eröffnet war, bestand mit
demselben ein ununterbrochener Karavanenhandel; später wurden die Araber die
Zwischenhändler zwischen Indien und Europa, bis nach der Entdeckung des Seewe-
ges nach Ostindien durch Vasco de Gama (1498) der Karavanenhandel verfiel und
die Verbindung Indiens mit Europa eine ganz neue Richtung fand. Die Portu-
giesen bemächtigten sich der Westküste und anderer wichtigen Punkte und trieben einen
großartigen Handel bis 1580, wo Portugal unter Spanien kam, dieses aber den
größten Theil der Colonien in einem langwierigen Kriege an die Holländer verlor.
Im 17. Jahrh, suchten Dänen, Franzosen und Briten in Indien festen Fuß zu fas-
sen. Im 18. Jahrh, führten Franzosen und Briten einen Kampf um den größer»
Einfluß in Indien, der zu Gunsten der Briten sich wendete. Diese bemächtigten
sich während der französischen Kriege am Ende des vorigen Jahrhunderts fast aller
sranzös. und Holland. Colonien und zwangen auch im Innern viele Fürsten (Nabobs)
zu Gebietsabtretungen. Wenngleich sie nach dem ersten Pariser Frieden (1814) an
Frankreich Pondichery, an Portugal Goa, an Dänemark die Nikobaren, und an die
Holländer deren früheren Besitzungen auf den Sundainseln zurückgaben, so haben
sie doch durch immer nene Eroberungen fast ganz Vorderindien und bedeutende Ge-
biete Hinterindiens theils in ihren unmittelbaren Besitz gebracht, theils in britische
Schutzstaaten verwandelt.
Ueber das Klima ist dieses zu bemerken: Im Norden gibt es 4jahrs-
zeiteu mit scharfen Wintern; in den mittlern Gegenden ist die Luft milde
und an den Gebirgen gesund, in den niedrigen Ufergebieten des Ganges da-
gegen ungesund. In Dekan hat man 2 Jahrszeiten, eine trockne und eine
nasse. An den beiden Küsten ist das Klima heiß, wird jedoch durch die Mon-
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Ceylon Suez Asien Indien Europa Indien Europa Ostindien Indiens Europa Portugal Indien Indien Holland Frankreich Portugal_Goa
790
Vierter Abschnitt.
Man rechnet schon gegen 1631/2 Mill. Acres angebauten Landes, den
Acre zu 1,58 preuß. Morgen.
Münze: Der Dollar-100 Cents —1 Thlr. 12 Sgr. 10 Pf. preuß.
Der Cours des Papiergeldes ist sehr schwankend und war u. a. während des
Krieges 1864 so herabgedrückt, daß für 100 Doll. Gold-254 D. in Papier
gezahlt werden mußten. Die Maaße sind meistens die englischen.
Geschichtliches. Im Jahre 1585 stiftete der Engländer Sir Walther Ra-
leigh an der Ostküste von Nord-Amerika eine Colonie, die er zu Ehren seiner Kö-
nigin, der s. g. jungfräulichen Elisabeth, Virginien nannte. Die Colonie hatte
mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen und war dem Untergange nahe. Die Auf-
merksamkeit, welche Jakob I. ihr zuwandte, und Auswanderungen, welche durch die
religiösen Wirren in Europa veranlaßt wurden, führten der Colonie bedeutsame
Kräfte zu; doch erhielt dieselbe erst Festigkeit, als der englische Quäker William
Penn sein sehr bedeutendes Vermögen dazu verwendete, Land anzukaufen, dasselbe
urbar zu machen und darauf dann allen Verfolgten ein Asyl zu eröffnen. So ent-
stand (1681) Pennsylvanien, welches durch Ackerbau und Handel, unterstützt durch
weise Gesetzgebung, bald emporblühte. Die unterdeß an dem von dem Engländer
Hudson entdeckten Flusse Hudson und auf der vor diesem Flusse liegenden Insel
Lang-Island bereits entstandenen holländischen, und die am Delaware gegrün-
deten schwedischen Colonien wurden von den Engländern nach mehrjährigem
Kampfe wieder zerstört. Lord Baltimore ward der Gründer des Staates Mary-
land, benannt nach der Gemahlin Carls Ii. von England, und in ähnlicher Weise
bildete sich aus Deutschen, Engländern, Holländern, Schweden, Schweizern und
Franzosen, welche bürgerliche und religiöse Freiheit suchten, allmälig eine Reihe von
Staaten unter dem Schutze und der Oberhoheit Englands. Es dauerte jedoch nicht
lange, so wurde diese Oberhoheit drückend und unangenehm erfunden und die
ausgeschriebenen Steuern erschienen als eine Last, deren man sich entledigen möchte.
Als nun 1774 eine neue Steuer auf Thee gelegt werden sollte, brach zu Boston ein
längst vorbereiteter Aufstand los; drei mit Thee beladene Schiffe wurden in's Meer
versenkt. Ein zu Philadelphia gehaltener Congreß beschloß, alle Handelsverbindun-
gen abzubrechen. So entspann sich der Unabhängigkeitskrieg der englischen Colonien
in Nord-Amerika. 1776 erklärten die 13 Provinzen New-Hampshire, Massachusetts,
Rhode-Jsland, Connecticut, New-Dork, New-Jerfey, Pennsylvanien, Maryland, De.
laware, Virginien, Nord- und Süd-Carolina und Georgien sich als eine verbundene
Republik unter dem Namen der Bereinigten Staaten unabhängig vom Mutterlande;
nach achtjährigem Kampfe, in welchem Washington, der Sohn eines Pflanzers aus
Virginien, geb. 1733, die Truppen Englands wiederholt besiegte (u. a. bei Sara-
toga 1777) wurde im Frieden zu Paris 1783 die Unabhängigkeit der Freistaaten
anerkannt. Die frei gewordenen Provinzen behielten als besondere Staaten ihre
eigenen Verfassungen, schloffen aber zugleich (1787) unter sich einen Unionsvertrag,
nach welchem einem General-Congresse die Besorgung der gemeinsamen Angelegen-
heiten übertragen wurde. An die Spitze sollte ein Präsident treten, und zum ersten
Präsidenten wurde Washington gewählt, und nach deffen Namen die in der Mitte
der Staaten erbaute Bundesstadt benannt. Durch gute Ordnung des Finanzwesens,
Beruhigung und Civilisirung der wilden Ureinwohner, Förderung der Einwande-
rung, des Ackerbaues, des Handels wurde die Macht der Union unerwartet schnell
gehoben, zu deren Befestigung und Erweiterung seither sogar alle äußern und innern
Zerwürfniffe beigetragen haben. In großer Gefahr befand sich dieselbe, als der
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Sir_Walther_Ra- William Carls
Extrahierte Ortsnamen: Gold-254 Nord-Amerika Europa Pennsylvanien Baltimore England Schweden Englands Boston Philadelphia Nord-Amerika Massachusetts Rhode-Jsland Connecticut New-Dork New-Jerfey Pennsylvanien Maryland Georgien Washington Englands Sara- Paris Washington