Die deutschen Landschaften und Stämme. 51
Klimatisch und bodenwirtschaftlich ist das Südwestdeutsche Land-
decken der bevorzugteste Teil von ganz Deutschland. In den tieseinge-
senkten und gegen die rauhen Nordwinde geschützten Tälern beginnt der Frühling
zeitig, der Herbst ist milde und trocken, der Winter kurz, wenn auch manchmal hart,
so daß sich der Rhein mit Eis bedeckt. Da überdies der Talboden und vielfach noch
die untern Berghänge mit fruchtbarem Löß bedeckt sind, so vereinigen sich hier alle
Bedingungen zu fruchtreichem Gedeihen, am meisten in der Oberrheinischen
Tiefebene, „dem Garten Deutschlands". Da werden besonders gepriesen die
Weine des Elsaß, des Markgrafenlands, der Pfalz und namentlich des Rheingaus,
die Kastanienwälder am Donnersberg, die Kirschenhaine bei Frankenthal,
die Spargel von Schwetzingen, der Tabakbau in der Pfalz und die Hopfen-
kulturen Badens. Aber auch außerhalb des Rheintals fehlt es nicht an edlen Er-
Zeugnissen der gabenfrendigen Natur. Geschätzte Weine bringen noch hervor das
Moseltal, das Neckartal, besonders um Stuttgart, und Franken, namentlich um Würz-
bürg. Frankfurts Rosenzucht hat die der Riviera überflügelt, Bambergs feines
Gemüse beherrscht die Märkte in München und Nürnberg, aus dem Württember-
gischen Land kommt viel Ob st und Apfelwein, die Gegend um Hersbruck und Spalt
erzeugt gesuchten Hopfen. Überall aber in den fränkischen und schwäbischen Landen
strotzen die Talebenen von goldenen Ährenfeldern, die meist im Kleingrundbesitz
bewirtschaftet werden, der die stärkste Bodenbenutzung zur Folge hat. Doch finden
sich auch Striche, in denen Moor oder Sand der Bodennutzung im Weg stehen, so um
Kolmar, im f. Teil der Pfalz, um Nürnberg u. a.
Berkehrslage. Das Rheintal ist die wichtigste nordsüdliche Ber-
kehrsstraße Deutschlands, ja des Kontinents; zu beiden Seiten begleiten es
Bahnen, und die Fluten des Stromes selbst sind mit zahlreichen Passagier- und Güter-
dampsern bis Mannheim, auch noch bis Straßburg hinauf belebt. Das Tal verknüpft
die Niederlande und das w. Deutschland mit der Schweiz und weiterhin mit Italien
(Linie London—köln—basel—gotthard—mailand), und die nach O. und W.
weit ausgreifenden Seitenäste des Flußsystems, Main und Neckar, Mosel und Maas,
verketten auch die seitlichen Nachbarländer zu einem einheitlichen Verkehrsgebiet.
Die Vereinigung so vieler Vorzüge der Natur erklärt die hohe Dichte der Bevölkerung,
die in Franken an 100 E., in Schwaben 120 E. auf 1 qkm beträgt und in der Oberrheini-
schen Tiefebene sogar auf 150 steigt. In den Schnittpunkten der wichtigsten Verkehrs-
linien sind volksbelebte Großstädte entstanden, deren rasches Wachstum dem der
mittel- und norddeutschen Städte nicht nachsteht, so Straßburg (180 000 E.),
Mannheim (200000 E.), Ludwigshafen, Mainz (115000 E.), Frankfurt a.m.
(415000e.), Nürnberg (330 000 E.), Stuttgart (285 000 E.).
Industrie. Nicht zum wenigsten verdanken die Städte des Gebiets ihre heutige
Blüte dem gewaltigen Aufschwung ihres industriellen Lebens, das durch das
Saar und Ruhrkohlenrevier sowie durch die sächsischen und böhmischen Kohlenlager
gefördert wird. Im Wasgau hat die Baumwollweberei, deren Hauptsitz Mühl-
hausen ist, sich großartig entwickelt. Die Bewohner des Schwarzwalds hat der
Waldreichtum zur Holzschnitzerei, Uhren- und Musikinstrumentenfabrikation geführt,
besonders in Furtwangen und Lenzkirch. Pirmasens liefert Schuhwaren,
Ludwigshafen Erzeugnisse der Chemie, insbesondere Farben, Kaiserslautern
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Kolmar Maas Straßburg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Oberrheinischen
Tiefebene Rheingaus Donnersberg Frankenthal Schwetzingen Badens Stuttgart Frankfurts Bambergs Nürnberg Hersbruck Pfalz Nürnberg Deutschlands Mannheim Straßburg Niederlande Deutschland Italien O. Main Schwaben Oberrheini- Mannheim Ludwigshafen Mainz Frankfurt Stuttgart Furtwangen Lenzkirch Ludwigshafen
Die deutschen Landschaften und Stämme. 59
winklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland
führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in
diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter
der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfeld — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regens-
bürg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tum-
melplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und
im Osterreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlands hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, zähem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unverzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
und in der Liebe zu Gesang und Tanz (Volksschauspiele), die er mit allen Gebirgs-
Völkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des
bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunstpflege der baye-
rischen Fürsten sowie der Ruhm Münchens als Kunststadt..
5. I)ie Deutschen Alpen.
Die Deutschen Alpen umfassen die n. Ketten der Kalkalpen zwischen Boden-
see und Salzach:dieallgäueralpen zwischen Bodensee und Lech, die B a y e -
rischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger Alpen zwischen Inn
und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen Gipfeln von 1700 m bis
3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand Deutschlands gegen Österreich.
Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der bayerischen Rinderzucht und Milchgewin-
nung, während in den Bayerischen und Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle
die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung und Holzverarbeitung, bildet. Wichtigkeit
haben ferner noch die Salzlager von Berchtesgaden. Dank ihrer Naturschönheiten
sind die deutschen Alpengebiete auch ein Hauptziel der Touristen. Zu den besuchtesten
Sommerfrifchorten zählen Oberstdorf in den Allgäuer Alpen, Garmisch und
Partenkirchen in den Bayerischen Alpen und Berchtesgaden und Reichen-
hall in den Salzburger Alpen.
Bedeutung der Alpen für Südbayern. Wiewohl der Anteil des Reichs
an den Alpen gering ist, haben sie doch große Wichtigkeit für die angrenzenden Ge-
biete. Sie sind die Quellstätten zahlreicher Flüsse (welcher?); sie beeinflussen sehr
wesentlich das Klima des s. Bayern, indem sie die warmen Südwinde abhalten;
endlich geht ein großer Teil des deutschen Verkehrs über die Bayerischen Alpen nach
Italien. Der wichtigste Verkehrsweg ist die Brennerbahn, die durch die Linie Mün-
chen—innsbruck erreicht wird und ein Teil der wichtigen Nord-Südexpreßlinie
Berlin—rom ist. Nach Innsbruck führt vom Bodensee die Arlbergbahn. Eine
dritte wichtige Alpenbahn ist die Linie München—salzburg, die durch die Tauern-
bahn Anschluß nach Kärnten und dem Mittelmeer erhält. Die deutschen Alpen sind
also ein hervorragendes Durchgangsgebiet des Verkehrs.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
Tie deutschen Landschaften und Stämme, 55
Gemütstiefe, die, genährt durch den stillen Zauber einer überaus lieblichen Natur, Schwa-
den zum „Land der Dichter" macht; hier haben Wieland, Uhland, Schwab, Justinus
Kerner, Hölderlin, Hauff, Mörike, Hertz und Gerok ihre Geburtsstätte.
Staaten des Südwestdeutschen Landbeckens. Das Südwestdeutsche Land-
becken umfaßt an Staatengebieten das Reichsland Elsaß-Lothringen, die
bayerische Pfalz, das Großherzogtum Baden, das Großherzogtum
Hessen mit dem s. des Mains gelegenen Teile, das Königreich Württemberg
und das bayerische Franken (Ober-, Mittel- und Unterfranken). (Nenne
die wichtigsten Siedlungen der Gebiete!)
4. Z)as Alpenvorland.
Natur und Gliederung des Alpenvorlands. An den Fuß der Alpen legt
sich in dachartiger Absenkung bis zum Jura und Bayerischen Wald ein Vorgelände,
das in seiner Bodenbeschaffenheit und Bewässerung, teilweise auch in Klima und
Bodenwirtschaft alpine Züge aufweist: das Schweizerische, Schwäbisch-Baye-
rische und Osterreichische Alpenvorland.
Der Boden dieser Flachländer setzt sich zum größten Teil aus alpinen Ablage-
rungen, Flußschottern und Moränen, zusammen, in die sich die reißenden Ge-
birgsflüsse tiefe, streckenweise oft canonartige, höchst malerische Täler ein-
gegraben haben, wie z. B. die Isar aufwärts von München und der Inn bei
Wasserburg. Fast alle größeren Flüsse der Schwäbisch-Bayerischen Hochebene
(Nenne sie!) haben die weiten Seebecken, die sie einst durchflössen, ausgefüllt,
während die schweizerischen Täler und die kleinern Flußläufe Südbayerns und
Oberösterreichs sich noch dieses überaus reizenden Schmucks der Landschaft erfreuen.
Geographische Selbständigkeit der Schwäbisch-Bayerischen Hochfläche und
der Oberpfalz. Die Gebiete sind ein selbständiges Glied im Vorgelände der Alpen
und insbesondere auch in der Bodengestaltung des Deutschen Reichs. Dies bekundet
sich nicht bloß in ihrer Größe und Umgrenzung (Gib diese an!), sondern auch in ihrer
bedeutenden Höhenlage (München 520 m), in der Selbständigkeit ihres Entwässerungs-
systems, in ihren eigenartigen klimatischen und bodenwirtschaftlichen Verhältnissen,
endlich auch in ihrer Geschichte.
Landschaften. 1. Der s. Teil des Schwäbisch-Bayerischen Alpenvorlands bis
zum Vorsaum der Seen ist Moränenlandschaft, erfüllt mit den Ablagerungen
der Eiszeit (gekritzten Geschieben, Sand und Lehm und erratischen Blöcken), die sich
amphitheatralisch um die großen Becken des Ammer-, Würm- und Chiemsees lagern.
Zahlreiche kleine Becken, meist sogenannte Moränenseen, umgeben gleich Trabanten
die größeren und sind mit diesen der Hauptschmuck der Landschaft und der stete An-
ziehungspunkt zahlloser Touristen. Der meist wenig ergiebige Moränenboden und das
rauhe Klima verursachen vorwiegend Gras- und Waldwirtschaft wie in den
angrenzenden Alpenrevieren; nur im tiefer gelegenen Jnngebiet hat auch der Ge-
treidebau größere Ausdehnung. Daher übertrifft auch die Bevölkerungsdichte des
Seenvorlands die der Alpen nur wenig, wie denn auch Einzelsiedlung und das alpine
Haus noch vielfach auftreten. Nur am Fuß der Alpen zieht ein Streifen größerer
Siedlungen hin, meist Plätze, in denen der Produktenaustausch der angrenzenden
Zonen betätigt wird. Hierher zählen die Orte Lindau, Jmmenstadt, Füssen,
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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28
Überschau der geographischen Verhältnisse des Reiches.
Linie mit dem Sitz in Hamburg und der Norddeutsche Lloyd mit dem Sitz in
Bremen.
Der Wert der ganzen deutschen Handelsflotte wird auf mehr als 1 Milliarde M.
berechnet und ihre gesamte Besatzung beträgt 74 000 Mann. Auf den deutschen
Schiffswerften arbeiten an 50 000 Mann, und etwa 9 Millionen Menschen — V7
der ganzen deutschen Bevölkerung werden direkt oder indirekt vom deutschen See-
Handel ernährt.
Viii. Das deutsche Volkstum.
Das deutsche Volkstum ist trotz aller Mannigfaltigkeit im einzelnen nach
Abstammung, Sprache und Geschichte gleichartig. Der Abstammung und Sprache
nach gehört das deutsche Volk zu den Jndogermanen (einer Gruppe der mittel-
ländischen Rasse), und zwar bildet es den südlichen Zweig der germanischen Völker-
samilie. Die deutsche Sprachgrenze ist gegen die Romanen im W. und S. scharf
abgegrenzt, verliert sich aber gegen die Slaven in zahlreichen Sprachinseln. (Vgl.
die Völkerkarte des Atlasses.) Politisch bildet das Reich seit dem Vertrag
zu Verdun (843), also seit mehr als tausend Jahren, eine Einheit,
nahezu ununterbrochen, wenn auch zeitweise nur locker zusammengehalten durch
die deutsche Kaiseridee.
Stammbaum der Jndogermanen.
Kaukasische oder Mittelländische Rasse.
Semiten (des. in Vorderasien) Jndogermanen Hamiten (des. in Nordafrika)
Europäer Arier oder Asiaten
Südeuropäer Nordeuropäer Armenier. Jranier. Inder.
Romanen. Griechen. Albanesen. Kelten. Germanen. Slaven.
Nordgermanen (Skandinavier) Deutsche Engländer
Niederdeutsche Mitteldeutsche oder Franken Oberdeutsche
Niederländer Friesen Niedersachsen Alemannen Bayern
(Plattdeutsche) oder Schwaben
B. Einzelgebiete.
I. Die deutschen Meere und ihre Küsten.
I)ie Wordsee und ihre Küste.
Natur. Die Nordsee hat den Charakter einer Flachsee; ihre größte Diese
ist 96 m, und sie ist gefährlich durch Sandbänke, starke Fluten und heftige Stürme.
Sturmfluten haben an der durchweg flachen und daher den Wogen des Meers leicht
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Vorderasien, 27
vorgelagert die weinreichen Eilande Lesbos, Chios und Samos und weiter
südlich das geschichtlich wichtige Rhodus. Gegenüber der Südküste liegt das
von den Engländern besetzte kupferreiche Cypern.
Die Halbinsel Kleinasien ist im Besitze der Türken.
Armenien.
Naturbeschaffenheit. Es ist ein rauhes Hochland, aus dessen Mitte
der gewaltige, jetzt erloschene Vulkan Ärarat (5200 m) aufragt. Dank seinem
Reichtum an Niederschlägen gibt es mehreren größeren Flüssen den Ursprung, so
dem Euphrat und Tigris, und wird hierdurch zum Bewässerungsmittel-
punkt Vorderasiens. Auf den steppenartigen Hochflächen liegen große Salzseen,
so der Wan- und der Urmia-See. Das Klima ist in den Tälern mild —
unsere Aprikose kommt aus Armenien —, auf den Hochebenen hingegen rauh.
Mit Rücksicht aus seine Gebirgsnatur, seinen Fluß- und Seenreichtum kann
Armenien wohl „die Vorderasiatische Schweiz" genannt werden.
Bevölkerung. Die Armenier, zur mittelländischen Rasse gehörig, sind
ein Hirten- und Bauernvolk. Die Armut des Bodens sowie die Bedrängung
durch die Nachbarmächte veranlaßt aber viele zur Auswanderung, meist nach
Vorderasien, wo sie Geld- und Handelsgeschäfte treiben oder als Dragomans^)
auftreten. Wirtschaftlich ist Armenien ohne Bedeutung.
Politische Zersplitterung. Zu dauernder staatlicher Einigung ist das
Land, zum Teil wohl seiner gebirgigen Natur halber, nie gelangt. Gegenwärtig zerfällt
Armenien in staatlicher Beziehung in 3 Teile: Der N. ist russisch; Hauptstadt Eriwan;
der S. ist türkisch; hier Erserum; das Land um den Urmia-See ist persisch,
Kaukasien.
Es umfaßt den Kaukasus mit seinen Abdachungen nach N. und S.
Der Kaukasus ist so lang wie die Alpen, aber höher und fast ohne Quer-
täler. Der einzige bequeme Übergang führt auf der kühn gebauten Straße von
Wladikawkas nach Tiflis, Das Gebirge gipfelt im Elbrus mit 5700 m, einem
erloschenen Vulkankegel. Der Kaukasus bildet eine natürliche Grenzmarke zwi-
schen Europa und Asien, eine Klima-, Völker- und Landesscheide wie die Alpen.
Das nördliche Vorland ist durchweg Steppe wie Südrußland, das südliche
dagegen zeigt italienische Milde und Lieblichkeit. Wein, Obst und Seide sind
seine Haupterzeugnisse. Sehr groß ist am Rand des Kaukasus, besonders bei
Baku am Kaspischeu Meer, die Ausbeute von Erdölen. Die russische Naphtha-
Industrie (3600 Bohrlöcher) zählt zu den ersten Großgewerben des Reiches. Eine
Bahn verbindet Baku mit dem Hauptort von Kaukasien, Tiflis am Kur, und
den Häfen Poti und Batum am Schwarzen Meer. Unter der äußerst bunten
Bevölkerung zeichnen sich die zur mittelländischen Rasse gehörigen Georgier und
Tscherkessen durch Körperschönheit aus.
Iran.
Umgrenzung. Im N. wird das Hochland von Iran vom Elburs-
gebirge mit dem 5500 m hohen Vulkan Demawend und weiter östlich vom
i) d. h. Dolmetscher.
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Extrahierte Personennamen: Wladikawkas
Extrahierte Ortsnamen: Lesbos Chios Samos Cypern Kleinasien Armenien Niederschlägen Bewässerungsmittel- Vorderasiens Armenien Vorderasien Armenien Kaukasien Kaukasus Tiflis Europa Asien Kaukasus Baku Baku Kaukasien Tiflis
90
Australien,
Alle vorgenannten Inselgruppen saßt man auch unter dem Namen Mela-
nesien^) zusammen.
Neu-Seeland, aus zwei durch die Cooksstraße (küks) 2) voneinander getrennten
Inseln bestehend (270000 qkm [== Italiens 1 Mill. Einw.), ist englisch. Auf
der Nordinsel die Hauptstadt Wellington. — Die Ureinwohner der Insel, die
Maori, sind stark im Rückgang; die Weißen (*/2 Mill.) treiben hauptsächlich
Viehzucht und Bergbau.
Polynesien oder Ozeanien.
Polynesiens umfaßt alle jene Inseln, welche zwischen den beiden Wende-
kreisen durch den Stillen Ozean ausgestreut sind. Die Inseln sind teils vul
kanisch, teils Koralleninseln; erstere sind naturgemäß hoch, letztere, die Werke
der Korallentiere, flachs. Häufig bilden die Korallenbauten einen Ring oder
Glieder eines Ringes, welche eine innere seichte See, eine Lagune, umschließen.
Solche Bildungen heißen Atolle. — Die Mittelwärme hält sich hier fast
überall nahe bei 27° 0; nur Am ein paar Grade unterscheiden sich Tag und
Nacht, der kälteste und der wärmste Monat.
Das weitaus wichtigste Erzeugnis der Inseln ist die Kokospalme. Sie
macht die unfruchtbaren Koralleneilande erst bewohnbar, indem sie den Insu-
lauern alles zu ihrem Lebensunterhalt Nötige liefert; die kopfgroßen Früchte
enthalten die erfrischende Kokosmilch; ihre Kernmasse, die Kopra^), ist ein
gesuchter Handelsartikel, die Faserhülle der Nüsse dient zu Fäden, Stricken,
Matten und Segeln, die angebohrten Stämme liesern den Palmwein, der
Stamm Holz zum Boot- und Hausbau. An sonstigen Nahrungspflanzen sind
noch zu erwähnen die Sagopalme und der Brotfruchtbaum, Bananen
und mehrere Knollengewächse. — Die Tierwelt ist ärmlich; Säugetiere
fehlten ursprünglich fast gänzlich, ein Zeichen der uralten Lostrennung
dieser Inseln vom Festland. — Die Inseln werden größtenteils von
Polynesiern, einer Abart der malaiischen Rasse, bewohnt. Sie zeichnen
sich durch schönen Körperbau und geistige Regsamkeit aus. Besondere Geschick-
lichkeit bekunden sie im Seewesen. — Die Zahl der Kolonisten ist gering; denn
wenn auch die Eilande malariafrei sind, so führt doch die ununterbrochene Treib-
hauswärme bei längerem Aufenthalt zu Erkrankungen.
Die deutschen Besitzungen s. unten S. 94.
Die sonstigen Inselgruppen sind:
der Fidschi-Archipel und die Tonga- oder Frenndschasts-Jnseln,
beide englisch. — Die Cooks-Inseln, die Gesellschasts-Jnseln mit Tahiti
Melanesien: von mölas = schwarz und nesos = Insel.
2) Benannt nach dem englischen Seefahrer des Il. Jahrhunderts, James Cook
(dschöms^ kük).
s) Vom griech. polys = viel und nesos = Insel. — Südsee wurde der große
Ozean von dem spanischen Entdecker Balbao genannt, iveil er ihn beim Vordringen über die
Landenge von Panama zuerst im S. erblickte.
4) Vergl. hierzu das Farbenbild.
~°) Kopra nennt man die getrockneten Stücke des Kokosnußkerns, woraus das Kokosöl
gewonnen wird.
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Rückblick auf die deutschen Kolonien. 95
Weißen widmen sich fast ausschließlich dem Anbau von Kakao. Die Deutsche
Handels- und Plantagengesellschaft der Südseeinseln zu Hamburg
erzielt hier lohnenden Erfolg.
Wirtschaftliche Würdigung des deutschen Südseegebietes.
Die Produktion der deutschen Südseegebiete ist vorerst infolge der wenig zahl-
reichen (kaum % Mill. Einw.) und noch dazu arbeitsnnluftigen Bevölkerung gering,
ebenso wegen der Bedürfnislosigkeit der Bewohner die Aufnahmefähigkeit für
europäische Waren. Dazu erschwert die weltferne Lage der Inselwelt die Handels-
beziehnngen mit dem Mutterland. Dagegen hat das Jnselgebiet Bedeutung für
den Weltverkehr. Die Inseln, namentlich Jap, sind Stationen auf dem australisch-
ostasiatischen Handelsweg und Trüger des pazifischen Telegraphenverkehrs. Die
Bedeutung der Inseln wird noch wesentlich gewinnen, wenn der Panamakanal
vollendet sein und der Stille Ozean in erhöhtem Maß Schauplatz des Welt-
Verkehrs werden wird.
Rückblick auf die deutschen Kolonien.
A. Die Kolonisation im allgemeinen.
a) Bedeutung der Kolonisation im allgemeinen. Die Kolonisation ist jeder-
zeit eines der wichtigsten Mittel zur Entwicklung der Menschheit gewesen und hat
dauerndere Veränderungen herbeigeführt als bloße Eroberungen, Zertrümmerungen
und Neuaufrichtungen von Staaten. Durch sie wurde die jeweils erreichte Kultur in
ferne Lande getragen und insbesondere die ganze Welt mit christlicher Bildung um-
spannt und die moderne Weltwirtschaft begründet. „Das eigene Volkstum hinaus-
zutragen in die Fremde, es dort zu behaupten „und zu verbreiten, erfordert aber
kriegerische, wirtschaftliche, geistige und sittliche Überlegenheit. Und in der Tat sind
diejenigen Völker, die in dieser Arbeit sich auszeichneten vor andern, die leitenden
und führenden geworden: Weltmächte." (Schäfer.)
b) Die wichtigsten Ursachen der Kolonisation sind folgende:
1. Überschuß an Unternehmungslust und Tatendrang, die daheim
ihre Befriedigung nicht fanden. Zahlreiche Beispiele hierfür liefert namentlich das Zeit-
alter der Entdeckungen.
2. Gewinnsucht war zu allen Zeiten eine der mächtigsten Triebfedern der
Menschen, und so hat sie nicht bloß die Völker des Altertums, wie die Phönizier und
Griechen, sondern auch die der Neuzeit, wie die Spanier, Portugiesen und Briten
bewogen, Kolonien zu gründen.
3. Politische Unzufriedenheit. So dankt z. B. schon Karthago seine
Entstehung inneren Unruhen der Mutterstadt. Ebenso ergriffen in Deutschland in
der Zeit der inneren Versassungskämpse (1848 ?c.) viele Unzufriedene den Wanderstab.
4. Religiöse Gründe waren besonders für die Auswanderung im 17. und
18. Jahrhundert maßgebend. Hugenotten wandten sich z. B. nicht nur nach Deutsch-
land, sondern selbst nach Südafrika. Die Quäker, die in England nur Hohn und
Verfolgung gefunden hatten, suchten ihr Reich der Bruderliebe in Pennsylvanien zu
verwirklichen.
5. Wirtschaftliche Verhältnisse. Oft wird Auswanderung durch Über-
völkerung hervorgerufen, durch wiederholte Mißernten ufw.
1*
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Karthago Deutschland Südafrika England Pennsylvanien
96 Rückblick auf die deutschen Kolonien.
^Ansammlung st a r k e r K a p i t a l k r ä f t e, die nach Betätigung suchen. Diese
Veranlassung ist besonders in den neueren Jahrhunderten wirkungsvoll hervorgetreten.
e) Einteilung der Kolonien. Nach den Zwecken, die verfolgt werden, unter-
scheidet man:
1. Siedelungskolonien; der Ansiedler beschäftigt sich je nach den Boden-
Verhältnissen selbst entweder mit Ackerbau oder mit Viehzucht. Beispiele solcher
Kolonien sind namentlich Kanada, Australien und das außertropische Südafrika.
2. Betriebskolonien. Das fremde Gebiet wird durch Plantagen-
bau, Handel oder Bergbau verwertet. Man spricht daher von Handels-,
Plantagen- und Bergbaukolonien. Die Arbeit wird in ihnen durch Ein-
geborene verrichtet, während die Europäer die Aufsicht führen und das erforderliche
Kapital verschaffen.
3. Eroberungskolonien; es wird nur die Herrschaft über die betreffenden
Gebiete erstrebt, Bodenbesitz nur, insofern er für jene Bedingung ist.
Von den drei Arten der Kolonien sind natürlich die Siedelungskolonien die
bei weitem wichtigsten; sie stellen die Abflußgebiete dar für die überschüssige Bevölke-
rung eines Landes, deren Unterbringung für viele europäische Staaten heute eine
Lebensfrage ist.
In rechtlichem Sinn gliedern sich die Kolonien in eigentliche Kolonien,
Protektoratsländer und Interessensphären.
1. Die eigentlichen Kolonien sind (vom europäischen Standpunkt aus
gesprochen) überseeische Provinzen eines europäischen Staates, welche seiner Herrschaft
völlig unterworfen sind. Sie bilden Bestandteile des Mutterlandes.
2. Protektoratsländer sind Gebiete mit staatlicher Organisation, welche
einer Schutzherrschaft unterstehen; hierher gehört z. B. Tunis.
3. Interessen- oder Machtsphären entstehen durch Vereinbarungen zwischen
Kolonialmächten, wonach gewisse Gebiete der kolonialen Erwerbung oder Protektorats-
ausübung eines Staates vorbehalten bleiben, z. B. ist Süd-Shantung deutsche Jnter-
essensphäre.
ä) Nutzen der Kolonien. Handel, Schiffahrt, Industrie und Gewerbe des
Mutterlandes behaupten fast in allen Kolonien weitaus den Vorrang vor allen Mit-
bewerbern. Die Kolonien bieten dem Kapital vielfach gewinnreiche Anlagen in land-
wirtschaftlichen, industriellen und Bergwerksunternehmungen. Eine größere Zahl der
verhältnismäßig jungen Pflanzungs- und Bergwerksunternehmungen in unseren Ko-
lonien wirft bereits ganz ansehnliche Gewinne ab. Sie bilden für die überschüssige
Bevölkerung eines Landes häufig ein erwünschtes Auswanderungsgebiet und sichern
dadurch die Verbindung der Auswanderer mit dem Mutterland. Sie erweisen sich für
die Handels- und Kriegsflotte eines Landes als wichtige Stützpunkte über See. So
hat England fast auf alle wichtigen Häfen und Knotenpunkte des Welthandels die
Hand gelegt, um seiner Herrschaft auf dem Meer den erforderlichen Rückhalt zu ver-
leihen. Kolonien schaffen dem Mutterland eine hervorragende politische Stellung im
Rate der Völker und stärken dadurch das nationale Bewußtsein. Sie stellen vielfach
Wissenschaft und Technik vor neue Aufgaben und haben endlich eine hohe sittliche Be-
deutung dadurch, daß sie Gelegenheit geben, die wilden Völkerschaften zu Sitte und
Kultur zu erziehen. Kolonien sind Erzichnngsschulcn des Volkes zu kraftvollem Handeln.
B. Die deutschen Kolonien.
a) Geschichtliches. Deutschland hatte bis in die neueste Zeit weder über-
seeische Schutzgebiete, noch Kolonien. Abgesehen von dem mißglückten Versuch des
reichen Patriziergeschlechtes der Wels er in Augsburg, in Venezuela festen Fuß zu
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun]]
Extrahierte Ortsnamen: Kanada Australien Tunis England Deutschland Augsburg Venezuela
Nordeuropa. 51
Jütland. Die W e stk ü st e Jütlands ist die Fortsetzung der deutschen Dünen-
küste an der Nordsee und zählt zu den gesährlichsten von ganz Europa. Der Küste
sind viele Sandbänke vorgelagert. Der einzige, neu angelegte Hasen ist Esbjerg.
— Die ausgedehnte Geest in der Westhälste Jütlands bedeckt meist Heide und Moor;
doch ist die Heide infolge eisrig betriebener Ausforstung stark im Rückgang.
Die O st k ü st e bildet die Fortsetzung der schönen deutschen Fördenküste. Die
größte der Buchten ist der flache Limfjord, der vom Kattegat bis an die Nordsee
reicht. An den geschützten Buchten der Ostseite liegen die Seestädte K o l d i n g
und A a r h u s. Der Boden hat hier wie aus den Inseln tonige Natur und ist deshalb
sehr fruchtbar. Er wird größtenteils als Feld, Wiese und Weide benutzt. Jütlands
Küsten haben also ganz verschiedene Beschaffenheit.
Tie Inseln. Die größte dänische Insel ist Seeland mit Kopenhagen. Dieses^
weitaus die bevölkertste Stadt des Landes, fast ^Mill. Einw., zugleich Residenz, Kriegs-.
Hafen und Seehandelsplatz, besitzt berühmte Museen für Kunst, Altertümer und Völker-
künde. (Ähnlichkeit der Lage von Kopenhagen mit jener von Gibraltar und Kon-
stantinopel.) Dank seiner Lage zwischen zwei Meeren hat Kopenhagen einen leb-
haften Schisfsverkehr und eine hohe militärische Bedeutung; doch hat letztere durch den
Kaiser-Wilhelm-Kanal Einbuße erlitten.
B o d e n g e st a l t, Klima und E r w e r b s z w e i g e. In Dänemark
erhebt sich keine Höhe mehr als 200 rn über die See. Tie Inseln wie Jütland haben,
die Natur des Norddeutschen Tieflandes.
Da die Seelust beständig über Land und Inseln streicht, herrscht ziemlich mil-
des Klima.
Alkerbau und Viehzucht bilden ungeachtet der günstigen Meeres-
läge des Landes die Haupterwerbszweige der Bevölkerung.
Tie Bevölkerung gehört ohne Ausnahme dem germanischen und
zwar dem skandinavischen Volksstamme an. Das sast allein herrschende Bekenntnis
ist das p r o t e st a n t i s ch e. Die Volksbildung steht außerordentlich hoch.
Tie Nebenländer. Die Färoer (d. h. Schafsinseln) im nördlichen Atlantischen Ozean.
Ihr ozeanisches Klima macht sie sehr geeignet zur Schafzucht; die Tiere können hier das
ganze Jahr im Freien weiden.
Islands, hart an der Grenze der kalten Zone im nördlichen Atlantischen Ozean ge-
legen, ist nach Großbritannien die umfangreichste Insel Europas (100 000 c^in). — Ihre
Oberfläche besteht größtenteils aus einem fast unbewohnten vulkanischen Hochlande
(der H e k l a , 1550 m). Vulkanischer Natur sind ferner die G e i f e r, periodisch springende
heiße Onellen. — Tie Bewohner sind auf Fisch- und Vogelfang, auf Robbenschlag und
Schafzucht angewiesen. Tie Bevölkerung, skandinavischer Abkunft, ist im 9. Jahr-
hundert dort eingewandert und hat in ihrer Abgeschlossenheit länger und vollständiger den
altgermanischen Götterglauben bewahrt als die übrigen Stämme. (Die Edda!) Sie zeichnet
sich durch großen Wissenstrieb aus. Tie Einwohnerzahl beträgt 80 000. — An der Sw.-
Küste R e i k j a v i k 2).
Zu Dänemark gehören auch die Ansiedelungen auf der Westseite von Grönland
mit etwa 12 000 Menschen und einige kleine Inseln in W e st i n d i e n.
Island — Eisland.
2) Reikjavik = Ranchbuch l, uach den heißen Quellen der Nachbarschaft benannt.
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TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordeuropa Nordsee Europa Nordsee Seeland Kopenhagen Kopenhagen Kopenhagen Dänemark Atlantischen_Ozean Europas Island