Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
§ 6. B. Die Baktrer, Meder, Perser. 17
während er etwa um die Zeit von Christi Geburt ans Indien selbst verdrängt wurde.
Sowohl in der Baukuust als in der Litteratur haben die Inder Erhebliches geleistet. Ihre Tempelbauteu, teils in Grotten wie zu Ellora und auf Elephaute, teils über der Erde (Pagoden), erregen noch heute das Erstaunen des Beschauers. Das Sanskrit, in welchem die heiligen Bücher, Vedas, der Inder geschrieben sind, ist der älteste Zweig der indogermanischen Sprachen und heute, obgleich lauge tot, von höchster Bedeutung für die Sprachwissenschaft. Aus der Litteratur der Inder ist außer den beiden obeugeuanuteu Heldengedichten und den Veden auch für uns noch sehr interessant das nicht lange nach Christi Geburt entstandene Drama Saknntala des Kalidasa (übersetzt von E. Meier), in welchem ein sinniger Mürchenstoff, von dem Zauberringe der Sakuntala, behandelt wird.
§ 6. B. Die Baktrer, Meder, Perser.
Die Arier breiteten sich aus ihren ursprünglichen Wohnsitzen auch über die beiden benachbarten Hochländer Iran und Turan aus. Auf der Greuze beider gründete der sagenhafte Dshemsid (griechisch Achämenes) das Reich Baktrien. Die Religion der Baktrer, deren Anschauungen der ursprünglichen arischen wohl am nächsten stehen, erhielt ihre Ausbildung durch Zarathustra (Zoroaster) ca. 1250 v. Chr. Zwei feindliche Kräfte beherrschen 1250 des Menschen Leben und die Natur, das Gute und das Böse, das Licht und die Finsternis, das Leben und der Tod. Beide liegen in beständigem Kampfe miteinander. Or muzd (Ahuramafda), der gute Geist, will dem Menschen wohl und sendet jedem einen Genius (Ferver), der ihn unterstützt in dem Widerstreit gegen die bösen Geister (daewa), deren Herr Ahriman, der Gott der Finsternis, ist.
Von dem Nordwesten des iranischen Hochlandes ging das große Reich der Meder aus. Unter tapferen und bedeutenden Königen (Deiokes, der die Hauptstadt Ekbatana gründete, Phraortes, Kyaxares) wurden demselben alle umliegenden Gebiete (Persien, Armenien, Assyrien, Vorderasien bis zum Halys) einverleibt. Der letzte Mederkönig ist Astyages, unter welchem sich die Perser, ein kraftvoller, unverdorbener Volksstamm, angeführt von dem großen Cyms, empörten (558 v. Chr.). 55g
Cyrus, aus dem edlen Geschlechte der Achämeniden (Sage
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. I. 2
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
Extrahierte Personennamen: Christi Meier Zarathustra Ahriman Cyrus Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Indien Christi Baktrien Ekbatana Persien Armenien Assyrien Vorderasien
Iii. Die deutsche Kultur von der Mitte des 9. bis zur Mitte des 11. Jh.
55
von demjenigen ihrer Aftervasallen abhängig. In dem Lehnswesen lagen die Keime neuer Standesbildungen. Von dem Stande der Ackerbauer, in dem eine große Zahl von Abstufungen der Abhängigkeit vorhanden war und die freien Elemente mehr und mehr verschwanden, der sich aber, zumal unter den geistlichen Grund-herren, in guten wirtschaftlichen Yerhältnissen befand, begann sich zu sondern der Kriegerstand und der Bürgerstand der Städte. Jener wurde allmählich zum Ritterstande, seitdem der Kern der Heere aus den schwer gepanzerten Reitern bestand (Krieger, Vasall und Ritter erhielten also dieselbe Bedeutung); zu ihm gehörten auch die Ministerialen, persönlich unfreie, mit einem Lehen begabte Dienstmannen, die zum Waffendienst verpflichtet und berechtigt waren, also eine Art unfreier Adel. Der Bürg er stand der Städte, dessen Bedeutung auf den neuen Erwerbszweigen des Handels und der Industrie beruhte, war bestrebt, sich jeder Abhängigkeit zu entziehen. Diese soziale Gliederung in Bauern, Bürger und kriegerischen Adel hat die europäische Gesellschaft bis zur französischen Revolution beherrscht.
2. Die geistige Kultur.
Die große Zeit Ottos I. rief auch auf geistigem Gebiet einen Fortschritt der Bildung hervor, der bei der geringen Leistungsfähigkeit des Laientums fast ausschließlich von den Geistlichen ausging und wieder an die Antike anknüpfte, so daß man von einer Ottonischen Renaissance sprechen kann. Sie erreichte ihre Höhe bezeichnenderweise in den Werken der Gandersheimer Nonne Roswitha (Hrotsvit). Bei keinem deutschen Stamme war der Aufschwung so mächtig wie bei den für die neue Bildung am spätesten gewonnenen Sachsen, deren rühriger und weltkundiger Klerus hervorragende Männer aufweist. Von höchster Bedeutung aber sind die Frauen des Ottonischen Hauses (Mathilde, Adelheid, Theöphano, ferner die Töchter Heinrichs von Bayern, Gerberga, Äbtissin von Gandersheim, die Lehrerin der Roswitha, und die aus Scheffels Ekkehard bekannte Hedwig). Ihren Bestrebungen ist es zu danken, daß für die nächsten Jahrhunderte die Frauen der vornehmen Kreise den Männern an wissenschaftlicher Bildung überlegen waren. Außer den sächsi-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
130
Komische Geschichte. Vierte Periode (31 y. Chr. bis 395 n. Chr.).
§ 120,
Leben besser und reiner. Im ganzen war im 1. und 2. Jh. der Lebensgenuß feiner, der Wohlstand allgemeiner, die Lebenshaltung aller Schichten der Bevölkerung höher als in früherer Zeit.
4. Geistige Kultur.
a) Die bildende Kunst. Der bildenden Kunst, besonders der Baukunst, war die Kaiserzeit sehr günstig. Man benutzte die griechischen Formen, wenn auch nicht mit vollem Verständnis; die größeren Lebensverhältnisse zeigen sich in der reicheren Pracht und den größeren Maßen, die durch den Gewölbebau ermöglicht wurden. Der Augustischen Zeit gehören an die (Grab-) Pyramide des Cestius und das Pjjltheon, ein den Göttern des Julischen Geschlechts geweihter Tempel, nach der Vernichtung durch eine Feuersbrunst von Hadrian als kuppelbedeckter Rundtempel wieder aufgebaut; berühmt sind ferner das Plavische Amphitheater, das Kolosseum, das 4=3000 Zuschauern Sitzplätze bot, die Thermen und der Triumphbogen des Titus, das Forum des Trajan mit der Trajanssäule, der Trajansbogen, das Grabmal des Hadrian (Engelsburg). Die Triumphbögen trugen schönen Reliefschmuck. Auch sonst erlebte die Plastik eine bemerkenswerte Nachblüte (Augustusstatue, Antinous). Glänzendes leistete das Kunsthandwerk.
b) Die Literatur. Weniger förderlich war die Kaiserzeit der Dichtung. Nach der Blütezeit im Augustischen Zeitalter, wo die Poesie doch nur Hofpoesie war, vermochte nur noch die Satire Bedeutendes zu leisten (Juvenal). Es entsprach dem materiellen Zuge der Zeit, daß die allgemeine Bildung bedeutend war, aber mehr flach und in die Breite als in die Tiefe gehend. Das Zeitalter war sehr schreiblustig; doch der Wert der meisten Literaturwerke ist gering.
Als wissenschaftliche Leistungen sind aus dem 1. und 2. Jh. zu erwähnen die Naturalis historia des Plinius (*}* 79) und die Geschichtswerke des Livius, des Tacitus und des Suetonius (Kaiserbiographien von Cäsar bis Domitian). In griechischer Sprache schrieben Strabon (Erdkunde) und Plutarch (Lebensbeschreibungen griechischer und römischer Männer). Großartig war die Entwicklung der römischen Jurisprudenz. Die Griechen
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod]]
Iii. Die deutsche Kultur von der Mitte des 9. bis zur Mitte des 11. Jh. 55
von demjenigen ihrer Aftervasallen abhängig. In dem Lehnswesen | lagen die Keime neuer Standesbildungen. Von dem Stande der! Ackerbauer, in dem eine große Zahl von Abstufungen der Abhängigkeit existierte und die freien Elemente mehr und mehr verschwanden, der sich aber, zumal unter den geistlichen Grundherren, in guten wirtschaftlichen Verhältnissen befand, begann sich zu sondern der Kriegerstand und der Bürgerstand der Städte. Jener wurde allmählich zum Ritterstande, seitdem der Kern der Heere aus den schwer gepanzerten Reitern bestand (Krieger, Vasall und Ritter erhielten also dieselbe Bedeutung); zu ihm gehörten auch die Ministerialen, persönlich unfreie, mit einem Lehen begabte Dienstmannen, die zum Waffendienst verpflichtet und berechtigt waren, also eine Art unfreier Adel. Der Bürgerstand der Städte, dessen Bedeutung auf den neuen Erwerbszweigen des Handels und der Industrie beruhte, war bestrebt, sich jeder Abhängigkeit zu entziehen. Diese soziale Gliederung in Bauern, Bürger und kriegerischen Adel hat die europäische Gesellschaft bis zur französischen Revolution beherrscht.
2. Die geistige Kultur.
Die große Zeit Ottos I. rief auch auf geistigem Gebiet einen Fortschritt der Bildung hervor, der bei der geringen Leistungsfähigkeit des Laientums fast ausschließlich von den Geistlichen ausging und wieder an die Antike anknüpfte, so daß man von einer Ottonischen Renaissance sprechen kann. Sie erreichte ihre Höhe bezeichnenderweise in den Werken der Gandersheimer Könne Roswitha (Hrotsvit). Bei keinem deutschen Stamme war der Aufschwung so mächtig wie bei den für die neue Bildung am spätesten gewonnenen Sachsen, deren rühriger und weltkundiger Klerus hervorragende Männer aufweist. Von höchster Bedeutung aber sind die Frauen des Ottonischen Hauses (Mathilde, Adelheid, Theöphano, ferner die Töchter Heinrichs von Bayern, Gerb er ga, Äbtissin von Gandersheim, die Lehrerin der Roswitha, und die aus Scheffels Ekkehard bekannte Hedwig). Ihren Bestrebungen ist es zu danken, daß für die nächsten Jahrhunderte die Frauen der vornehmen Kreise den Männern an wissenschaftlicher Bildung überlegen waren. Außer den sächsi-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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— 128 —
namentlich Polen aus Westpreußen und Posen, die sich hier zu Tausenden
niedergelassen und gauze Kolonien gebildet haben. Bei der Dichtigkeit
der Bevölkerung (80 — 100 und darüber auf 1 qkm) ist auch Ge-
wer b e t ä t i g k e i t der verschiedensten Art vertreten. Erwähnenswert
sind die Spiritusbrennereien (Nordhausen) und chemischen Fabriken
(Nordhausen). Der Bergbau liefert besonders Ausbeute an Salz
und Braunkohlen, die massenhaft zu Briketts verarbeitet werdeu.
Früher war er bedeutender als heute, wovon die zahlreichen großen
Schutthalden zeugen. Die meisten Versuche neuester Zeit, den einstmals
blühenden Bergbau wieder zu heben, sind nicht von dem erwünschten
Erfolge gewesen. — Für den Handel ist das Thüringer Becken
ein wichtiges Dnrchgangsland im Austausch der Wareu zwischen dem
W. und £)., demnächst zwischen dem N. und S. Deutschlands.
Doch gehen auch feine eigenen Erzeugnisse bis nach den entferntesten
Absatzgebieten Deutschlands und Europas, ja über das Weltmeer.
c) Staatliche Verhältnisse und Grtskunde.
Die Zerstückelung Thüringens in eine große Zahl kleiner Lätidergebicte
ist mehr auf Rechnung historisch-politischer Verhältnisse zurückzuführen als
auf geographische Ursachen. Namentlich führten die fortgesetzten Länderteilungen
in der sächsischen Ernestinischen Linie zur Bildung zahlreicher Kleinstaaten.
Heute teilen sich in das Thüringerland die Staaten Preußen (mit den
sw. Teilen der Provinz Sachsen und einzelnen Gebieten im Thüringerwalde),
das Grvßherzogtnm S a ch s e n - W e i m a r, die Herzogtümer wachsen-
icoburg-Gotha und S a ch sen - M e in in g en und die Fürstentümer
.Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzbnrg-Sonders Hausen.
Vom Standpunkt der deutschen Knlturentwickelnng darf die Zerstückelung
Thüringens keineswegs beklagt werden. Thüringen hat daran einen bedeutsamen
Arndt, und oft waren gerade kleine Staaten wichtige Träger eines nennens-
werten Kulturfortschritts. In der älteren Zeit der deutschen Geschichte erwarb
sich Thüringen große Verdienste durch die Verbreitnng des Christentums und
der deutschen Völksart in den Wohngebieten der Sorben. Späterhin war des
Landgrafen Hermann Musenhof aus der Wartburg eine wichtige Pflegstätte
deutscher Dichtkunst. Die Wissenschaft fand in der bereits 1392 gegründeten H o ch -
schule zu Erfnrt einen S«ütz- und Sammelpunkt; der Protestantismus
hat sich zunächst auf Thüringer Boden entwickelt und ftind in den sächsischen
Kurfürsten und Herzögen die eifrigsten Schutzherrn und Förderer. Bernhard
von Weimar tat sich im 30jährigen Kriege als Feldherr hervor: Herzog
Ernst der Fromme mar in schwerer Zeit ein eifriger Förderer der Volks-
bildung, und gegen das Ende des 18. Jahrhunderts versammelte Herzog Karl
August in Weimar die größten Geistesheroen damaliger Zeit, Goethe und-
Schiller, Herder und Wieland, die Träger der Hauptblütezeit deutscher Dicht-
kunst an seinem Hose. Mutig trat der letztgenannte Fürst später an die Seite
Preußens im Kampfe gegen Napoleon I. und gab als erster deutscher Fürst
nach Beendigung der Freiheitskriege seinem Lande eine Verfassung.
1. In der Provinz Sachsen:
Erfurt (85 000 E.), Reg.-Bez.-Hptst. au der Gera, im Mittel-
Punkt Thüringens und am Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrsstraßen ge-
legen, galt von jeher als Thüringens Hptst., hat lebhaste und mannig-
faltige Industrie und ist dnrch seine Gartenknltnr und Kunstgärtnerei
weit berühmt. In den Räumen des durch Luther bekannten Augustiner-
klosters befindet sich eine ev. Waisen- und Rettungsaustalt. Früher bedeutende
Festung, 1874 aber aufgegeben. — 1803 kam E. an Preußen, bis 1810 war
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_Musenhof Bernhard
von_Weimar Ernst Karl
August Karl August Goethe Schiller Napoleon_I. Thüringens_Hptst
Extrahierte Ortsnamen: Posen Nordhausen Nordhausen Deutschlands Deutschlands Europas Sachsen Hausen Christentums Wartburg Weimar Erfurt Gera
5
einer Feldschlacht in Keilform aufgestellt. Zum Fuvolk gehrte namentlich die kriegerische Jugend. Weiber und Kinder feuerten durch ihren Zuruf den Mut der Kmpfer an. Zur Leitung des Ganzen wurde ein Herzog gewhlt. Die Fhrer der einzelnen Ab-teiluugeu waren Fürsten. Sie leisteten durch ihr Vorbild mehr als durch Befehl. Die Hauptmassen waren die Framea (eine kurze Lanze) und ein Schild; doch waren auch Streitaxt, Keule und der Sax (ein schwerthnliches Messer) gebruchlich.
Eine Eigentmlichkeit der Germanen war das Gefolgschafts-Wesen. Junge, waffenfhige Männer schloffen sich einem Fürsten an. Sie bildeten seine Begleitung, wohnten bei ihm und erhielten Speise und Trauk in seiner Halle; daher heien sie in spteren Gedichten Herd-gesellen oder Bankgenossen. Durch einen Eid wurde das Verhltnis befestigt. Im Kriege wetteiferte das Gefolge mit dem Fürsten in Mut und Tapferkeit; ihn zu berleben galt als Schimpf.
6. Religion, der die Religion der alten Deutschen haben wir nur sprliche Nachrichten. Die Quellen, denen wir unsere Kenntnis der deutschen Mythologie verdanken, sind die Berichte der rmischen und griechischen Schriftsteller (Csar, Tacitus, Plutarch, Strabo u. a.) und die Lebensbeschreibungen der christlichen Glaubensboten, ferner Abfchwrungsformeln, die Merfeburger Sprche, die Volkssagen und Mrchen. Genauer sind wir der die altnordische Religion unterrichtet, mit der wahrscheinlich die Religion der im eigentlichen Deutschland wohnenden Germanen viel hnlichkeit hatte. Die skandinavischen Gtter-und Heldensagen sind in den beiden Edden enthalten. Die ltere oder Lieder-Edda, die 1643 aufgefunden wurde, ist eine Sammlung altnordischer Lieder aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Die jngere oder prosaische Edda rhrt vou dem islndischen Skalden Snorri Sturlusou (f 1241) her, der fr junge Snger auf Grund der alten Lieder eine Mythologie schrieb, die den Namen Edda, d. h. Poetik, erhielt.
a) Götter. Die Götter der Germanen waren personifizierte Naturkrfte. Die ursprnglichen Götter, gewaltige Riesen, muten den Lichtgttern, den Asen, weichen. Diese bewohnen die Himmels-brgen und bilden eine Gemeinschaft nach menschlichem Muster. An ihrer Spitze steht Odin od.er Wodan. Er ist der Gott der Vlker-leitenden Fürsten und der Helden, aber auch der grbelnde Ase", der Gott der Weissagung, des Wissens und Dichtens, der die Runen, die Schristzeicheu, erfunden hat. Er trgt einen groen Schlapphnt, den er tief ins Gesicht zieht, um seine Einugigkeit zu verbergen. In einen weiten Mantel gehllt, ist er der Anfhrer der wilden Jagd". Thront er auf der Gtterburg, dann sitzen zwei Raben auf feinen Schultern; sie heien Gedanke" und Erinnerung". Odins Gemahlin
Lamprecht, Deutsche Geschichte: Die Religion der Germanen. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 6. Kauffmann, Deutsche Mythologie. Sammlung Gschen. Golther, Handbuch der germanischen Mythologie. Leipzig 1895.
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Die Kreuzzüge nach ihren Ursachen, Mißerfolgen und Wirkungen 195
hin Ritter und Verehrer der höfischen Gesellschaft unter stärkster Durchsetzung der Sprache mit Ausdrücken des französischen Wortschatzes für die feineren Beziehungen des Lebens, ja selbst mit Gallizismen; und französierende Dichter, wie Gottfried von Straßburg, huldigen dieser Art nicht minder, wie deutschdenkende im Sinne Wolframs von Eschenbach. Ja, die Bezeichnung des neuen Gesellschaftstreibens selbst im Gegensatz zu dem alten Leben des landbauenden Adels wird dem Französischen entnommen; hövisch und törperlich sind nur Übersetzungen der längst ausgeprägten Begriffe courtois und vilain, und das Wort Törper verbreitet sich bezeichnender Weise vielfach in der westniederdeutscheu, wohl vlämischen Form Tölpel zur Charakterisierung der Roheit und Ungeschliffenheit vorritterlichen Daseins. So wurde französisches Denken als Daseinsform der höheren Schichten in West- und Süddeutschland heimisch; es überwucherte und krönte zugleich den hier schon weit gediehenen Sproß einer aus einheimischer Kraft entwickelten, bisher rein deutsch charakterisierten höheren Gesellschaft." (Lamprecht.)
Auch die Formen des mittelalterlichen Frauendienstes haben die Deutschen von den Franzosen gelernt, wie überhaupt „die Überspanntheit der Gemüter, die Romantik der Gefahren und Abenteuer, das weltverlorene Hinausstreben in die Ferne, die ganze nervöse Unruhe und prickelnde Untätigkeit, die dem Ritter des 12. und 13. Jahrhunderts auch in Deutschland den Charakterzug leihen", auf französischen Einfluß zurückzuführen sind. Die konventionellen Formen, das Sittlich-Schickliche, die reich ausgebildete Etikette sind französischen Ursprungs. (Über die ritterliche Dichtung siehe § 33: Das geistige Leben im hierarchischen Zeitalter.) Aber neben diesen französischen Formen liegt im Ritterwesen viel Germanisches. Der Kampf war schon dem alten Deutschen das Höchste, seine liebste Beschäftigung, und die echt deutsche Neigung fand im Rittertum ihre Befriedigung, wenn auch der Zweck des Kampfes und seine Art (Schonung des Gegners, Bewaffnung, Ausbildung u. s. w.) anders geworden waren. — Wie die alten Germanen einzeln wohnten, so bauten sich auch die Ritter ihre Wohnstätten isoliert; ein Unterschied in der Tätigkeit des altgermanischen freien Kriegers und des Ritters ist auch kaum vorhanden indem beide nicht selbst den Grund und Boden, der ihnen doch den Lebensunterhalt gewähren mußte, bebauten. Wenn die Treue vom Ritter verlangte, daß er sich völlig den Verpflichtungen hingab, die ihm der Dienst seines Ideals oder bestimmter Personen auferlegte, so erinnert auch diese Tugend an eine altgermanische Eigenschaft ebenso wie die Verehrung der Frauen. — So finden sich im Rittertum romanische und germanische Züge. Aber seinen internationalen Charakter hätte es nicht erlangen können, wenn nicht die Kirche, die höchste geistige Macht
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Deutschland im späteren Mittelalter 1273—1517
241
srevels mißhandelt, verstümmelt, geblendet?) Es ist kein Wunder, daß auch der Bauernstand sich schließlich empörte.
3. Der geistige Fortschritt des deutschen Volkes im spätern
Mittelalter.
Wenn der deutsche Bürgerstand der Träger des Fortschritts genannt rvurde (vgl. § 32), so muß sich dieser Fortschritt besonders auf geistigem Gebiete offenbaren. Und in der Tat ist das Geistesleben des späteren Mittelalters in erster Linie in den Städten, im Bürgerstande vorhanden. Nun ist der Charakter der Zeit ein ganz anderer geworden; im hierarchischen Zeitalter ging eine weltfreudige Stimmung durch den Ritterstand, daneben übte die Kirche ihre erziehliche Macht. Mit dem Aufblühen des Bürgertums hat sich ein anderer Zeitgeist entwickelt. Mit wachsendem Wohlstand finden die Bürger die Mittel, das Leben zu genießen und zu verschönen. Doch nicht in der feinen Art höfisch-ritterlichen Wesens verkehren sie miteinander, die konventionellen Formen ihrer Geselligkeit sind derber, roher. Der Besitz steigerte das Selbstbewußtsein des deutschen Bürgers, die materiellen Interessen beherrschten ihn vorwiegend; er lernte es, das Leben von der heiteren Seite anzusehen, und so ist die Pflege eines kräftigen Humors ebenfalls ein Hauptcharakterzug dieses Zeitalters. Roheit und Humor kennzeichneten das Volksleben und äußerten sich auch im Geistesleben des späteren Mittelalters. Roher Humor findet sich sogar vor Gericht, auf den Grabinschriften, im Kirchenschmuck, in der Predigt, besonders aber bei den Volksfesten. — Noch war die Kirche wenigstens äußerlich die höchste geistige Autorität, aber sie vermochte das Volk nicht mehr in seinen geistigen Bedürfnissen zu befriedigen, es emanzipierte sich immermehr von der kirchlichen Bevormundung. Und bei dem zunehmenden sittlichen Verfall des Klerus konnte es nicht anders sein (vgl. die Vorgeschichte der Reformation § 37). Die eben dargestellten Charakterzüge des Zeitalters der ständischen Gegensätze, roher Humor und Befreiung von kirchlicher Autorität, finden sich wieder in den Hauptgebieten des deutschen
x) In einer Edelmannslehre des 15. Jahrhunderts heißt es:
Wiltu dich erneren, du junger edelmann, folg du miner lere:
Derwüsch in bi dem kragen, erfreuw das herze din, nim im, was er habe,
sitz uf, drab zum ban! span uss die pferdelin sin!
Halt dich zu dem grünen wald, | Bis frisch und darzu unverzagt-
wan der bur ins holz fert, j wan er nummen pfenning hat,
.so renn in kreislich an. j so riss im dgurgel ab!
(Nach Lamprecht aus Uhlands Volksliedern.) Kauffmann und Berndt, Geschichtsbetrachtungen I. 16
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Karl der Große als staatlicher Ordner 125
Spanien zeugen noch heute von der maurischen Pracht, von dem Glanz des Kalifenreiches; so die Moschee zu Cordova, zu Sevilla und die Alhambra über der Stadt Granada. Die arabische Poesie ist für die Geschichte der Literatur der europäischen Völker ebenfalls von Bedeutung. Die Lyrik ist vorherrschend, aber auch an poetischen Erzählungen ist die Literatur der Araber reich; ihre kunstvollen Formen in Versmaß und Strophenbau sind uns durch Goethe, Rückert, Bodenstedt bekannt.x) Sehr gepflegt wurde die Spruchdichtung; an Sprichwörtern und Gnomen ist die Poesie der Araber sehr reich. Aber man liebte es, die Lebensregeln und Sittenlehren auch in die Form der Erzählung zu kleiden, in Fabeln und Parabeln. —
Eine den Arabern eigentümliche Dichtungsart ist das Märchen, und jeder kennt heute den wunderbaren Reiz der Märchen aus „Tausend und einer Nacht." Schon im Mittelalter wurde die Form der arabischen Märchensammlung, in denen eine Erzählung den Rahmen bildet, in den die anderen eingefügt sind, von Boccaccio in seinem Dekameron nachgeahmt.
So ist denn von den Arabern, die erst als Feinde der christlichen Völker im Abendlande erschienen, die christliche Kultur befruchtet worden. Auch die Araber haben so ihre große Mission in der Weltgeschichte und der Weltkultur gehabt; sie wurden aus einem armen, unbekannten Hirtenvolk die Herrscher der Welt, in Macht und Glanz den Völkern gebietend. Und wenn wir nach der Ursache dieser ihrer Größe fragen, so antworten wir mit Carlyle, dem großen Forscher: „Die Geschichte eines Volkes wird fruchtbar, herzerhebend, groß, sobald es glaubt."
§ 24.
Harl der Große als staatlicher Ordner.
I. Ein gewaltiges Reich beherrschte das Scepter Karls des Großen, ein Reich, dessen Grenzen sich ausdehnten im Norden bis an die Eider, im Südwesten bis an den Ebro, im Osten bis an die pannonische Donaugrenze und in Italien bis an den Garigliano; ein Reich, wie es die Welt seit dem Untergange des weströmischen Staates nicht wieder gesehen hatte. Nur ein tüchtiger Kriegsheld und ein genialer Feldherr konnte eine so
*) Rückerls Makamen des Hariri: Makamen-Ort der Unterhaltung, oder Unterhaltung. Eine Gedichtsammlung heißt Diwan-Register, Aufzeichnung.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Goethe Boccaccio Karls
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Sevilla Granada Karls pannonische_Donaugrenze Italien Hariri