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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 98

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Interesse an ihm vorübergehen können. Wir haben es nicht zu Inn mit einem bereits durch Kultureinflüsse in seinen Lebensgewohnheiten veränderten und ein im höchsten Grade unsympathisches Mischgepräge zur Schau tragen- den Volksstamme, wie beispielsweise es manche Stämme in Süd- und Süd- westafrika geworden sind, — sondern mit einem mit zäher Urwüchsigkeit an seiuen althergebrachten Gewohnheiten hängenden vornehmen Kriegervolke. Tage- und wochenlang habe ich inmitten der Masai in der Nähe ihrer Kraale zugebracht und das Volk in seiner Eigenart in vieler Beziehung schätzen gelernt. Ihre Gesänge, ihre Tänze, ihr Leben und Treiben bot immer wieder eine Fülle von Neuem und Anziehendem. Oft beschlich mich, ich wiederhole es, ein wehmütiges Gefühl, wenn ich zur Abendstunde die herrlichen, aristokratischen Kriegergestalten an meinen Lagerfeuern beobachten konnte, uralte Melodien, kriegerische Gesänge vor sich hinsummeud. Schild und Speer stets zur Hand, hockten die bronzefarbenen sehnigen Krieger im magischen Scheine meiner Lagerfeuer. Mehr als ein- mal mußte ich mir sagen, was ich wohl mit meinen Leuten gegen sie hätte ausrichten können, wenn ich mit gleichen Waffen sie hätte bekämpfen müssen'. Und selbst inmitten kriegerischer Situationen, bedroht von den El Moran, hat mich niemals ein Gefühl der Abneigung gegen dies Volk erfüllt. Kämpften sie doch für ihre Ideale, so wie wir Europäer dies täglich für die unsrigen tun, und warten sie doch, wie ich von meinem Frennde Merker erfahren, mit Inbrunst auf den Tag, wo nach einer Prophezeiung ihres großen Häuptlings Mbatyau ein Held, ein großer Häuptling, in ihrer Mitte wieder entstehen würde, sie zu befreien vom Joche der Fremdherrschaft . . . Wie sehr die Masai an ihren uraltererbteu Gewohnheiten hängen, be- weist aufs schlagendste folgender Fall. Ein Masaikuabe war als Diener eines Beamten mit seinem Herrn mehrmals in Deutschland gewesen und beherrschte die deutsche Sprache und sogar den Berliner Jargon in staunenswerter Vollkommenheit. Als ans dem ol aijoni, dem Knaben, ein ol barnoti geworden war und der junge Mann längst seinen Dienst verlassen hatte, fand ein Euro- päer ihn eines Tages statt in europäischer Kleidung über und über mit rotem Ocker beschmiert, das wieder langgetragene und gesträhnte Haar mit dem „ol daiga"=3opt von Fett triefend, in Gesellschaft anderer Masai im Schmuck seiner Kriegertracht. Auf die erstaunte Frage des Herrn, was das bedeute, erwiderte der Masai im reinsten Berliner Deutsch: „Ick habe et vorjezogeu, wieder mang meene Landslente zu leben!" Vi. Am („Deutsch-Ostafrika." Wirtschaftliche Studien von Dr. Hermann Paaschs Geh. Regierungsrat und Professor, Vizepräsideut des Deutschen Reichstages. Mit 18 Voll- bildern in Duplex-Autotypie. 1. bis 4. Tausend. Berlin, Verlag von C. 91. Schwetschkc und Sohn, 1896 [jefet Süd-West-Verlag, Berlin). 430 Seiten, 8 Mark, geb. 9 Mark. S. 124—133.) (1. Von Mohorro zum Rufiji landeinwärts.) Am frühen Morgen, gleich nach Sonnenaufgang, hockten Dutzende von schwarzen Trägern vor dem Gebäude des Bezirksamtes und warteten gednldig, wie viel von ihnen man für die Reise (Safari) beanspruchen würde. Etwa 24 Träger und Boys waren notwendig, um meinen Reisegefährten und

2. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 229

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 229 — bezeichnet, gewahr werden. Die inneren Boulevards sind aus den Festnngs- werken entstanden, die zur Zeit Ludwigs Xiv. niedergelegt wurden, und der Trakt der äußeren Boulevards entspricht der Grenze von 1850, die gesprengt wurde, weil die nächsten Vororte ins Weichbild aufgenommen werden mußten. Dieses Prinzip, aus geschleiften Wällen peripherische Straßenführungen zu bilden, ist ja allgemein bekannt; in vielen deutschen Städten sehen wir es befolgt. Paris bildet nur insofern eine Ausnahme, als sich der Vorgang in ihm mehrere Male wiederholte. Im kleineren Maßstabe zeigt Köln eine ähnliche Entwicklung des Stadtplans. Sie muß jedesmal stattfinden, wo eine mächtig wachsende Großstadt Festung bleibt, sich von Zeit zu Zeit vergrößert und doch auf den Raum in einem klar umschlossenen Rund angewiesen ist. Zu einer dritten wichtigen Orientierungslinie wird im Pariser Stadt- plan ferner die Seine, die im weiten Bogen die Stadt durchfließt, und die schon im Mittelalter die Südstadt — die Universitätsstadt — von der Nordstadt durch die Eiteinsel trennte. Sie ist zu schmal und zu bequem überbrückt, um die beiden Stadthälften heute irgendwie trennen zu können; sie wird im Gegenteil und um so mehr, als sie das Herz der Stadt wie eine Schlagader berührt, zu einem der wichtigsten Verkehrswege. Sowohl als Fluß, wie durch die bequemen Uferstraßen. Die Brücken werden sogar zu Merkpunkten, weil sich auf sie jedesmal hüben und drüben ein Bündel von Straßen bezieht. (2. Lebensformen.) Wie sich in Paris Eleganz und Schmutz mischen, so ist das Leben dort zugleich anspruchsvoll und einfach. Die Frau kann nicht existieren ohne eine vollkommene, künstlerisch getürmte Coiffure; aber sie findet nichts darin, in der Morgenjacke und im Unterrock vor Fremden zu erscheinen. Ich sah vor der Tür eines hübschen kleinen Vor- ortshauses ein junges Ehepaar den Morgenimbiß nehmen. Eine Flasche Rotwein stand auf dem Tisch, es lag da ein großes Weißbrot, und von einem auf Papier liegenden Wurstende schnitten sich Mann und Frau ab- wechselnd dünne Scheiben ab. Die Frau war jung, hübsch, vollendet frisiert, aber im Unterrock, der Mann wohl rasiert, sauber und in Hemdärmeln. Die starken Eßgelüste des Norddeutschen hat der Pariser nicht. Und noch weniger die Trinkfreuden. Wenn er zum Dejeuner oder Diner viele Gänge fordert, so ist das mehr eine Kulturidee als ein Magenbedürfnis. Er ißt gut aus Tradition, aus einem Gefühl der Selbstachtung. In seinen Eßgewohnheiten ist noch viel ländlich Provinzielles. Schon die Gewohnheit, mit dem Löffel aus Riesentassen den Morgenkaffee zu löffeln, nachdem das schöne Weizenbrot hineingebrockt worden ist, erinnert an bäuerlichen Brauch. Das Dejeuner setzt nicht Gonrmandise zusammen, sondern der konservative Gedanke, daß es sich „so gehört". Was zuweilen als ein „Gang" gilt, ist zum Lachen. Fünf Wurstscheiben und ein Dutzend anrüchiger Krabben. Andererseits aber konnte es natürlich auch nicht fehlen, daß sich bei solchen Gewohnheiten der kulinarische Sinn im Laufe der Zeit sehr verfeinerte. Aber es ist charakteristisch, daß auch das Raffinement im Essen einen durch- aus häuslichen Zug hat. Trotzdem die Pariser viel ins Restaurant gehen, sind sie nicht eigentlich ein Wirtschaftsvolk. Sie gleichen vielmehr guten Bürgern, die die Ordnung ihres Heims ins Restaurant mit hinübernehmen. Bei uns drohen die Gebräuche des Wirtschaftslebens umgekehrt in die Familie

3. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 150

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 150 84. Franzsische Emigranten in Koblenz. 1792. Quelle: Friedr. Christ. Laukhard, Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben. Leipzig, 17921802. Bd. 3. (1796). S. 29321). In Koblenz bin ich mit einer groen Menge von den ausgewanderten Fran-zosen so genau bekannt geworden, da ich mich nicht enthalten kann, sie so zu be-schreiben, wie ich sie gesunden habe. Unser General hatte zwar verbieten lassen, mit den Emigranten zu sprechen oder uns sonst mit ihnen einzulassen, er glaubte nmlich, diese Herren mchten durch ihr Geld unsere Leute zur Desertion auf-fordern und sie in ihr Korps aufnehmen. Das hatten die Herren auch schon ge-tan und manchen gekirrt. Ich ging aber doch schon den ersten Tag in ein Weinhaus, wo Franzosen ihr Wesen trieben, und lie mich mit ihnen in ein Gesprch ein. Aber abgeschmacktere Grosprecher habe ich mein Tage nicht gefunden, und ich kann es noch immer nicht begreifen, wie irgend ein Deutscher vor solchen Fran-zosen einige Achtung hat haben knnen. Diese elenden Menschen verachteten uns Deutsche mit unserer Sprache und unseren Sitten rger als irgend ein Türke die Christen verachtet. Im Wirtshaus machte die Haustochter beim Aufwarten ein Versehen, und sacree garce d'allemande, chien d'allemand, bete d'allemand waren die Ehrentitel, die diese Emigranten uns Deutschen anhngten. Unsere Sprache verstanden sie nicht und mochten sie auch nicht lernen, sie nannten sie jargon de cheval, de cochon Pferde- und Schweinesprache usf. Und doch waren die Deutschen herablassend genug, diesen Emigranten zu hofieren und sie zu untersttzen. Darber habe ich mich oft recht innig ge-rgert und rgere mich noch, wenn ich bedenke, wie geringschtzig uns die Koblenzer, die Trierer und selbst die Luxemburger gegen die Fremden behandelten. Die Emigranten hatten damals Geld noch vollauf und folglich das Mittel, sich alles zu verschaffen, was sie gelstete. Aber sie haben's auch toll genug ver-schleudert. Die kostbarsten Speisen und der edelste Wein, der bei ihren Bac-chanalen den Fuboden herabflo, waren fr sie nicht kostbar und edel genug. Fr einen welschen Hahn zahlten sie fnf Taler ohne Bedenken. Mancher Kchen-zettel, nicht eben eines Prinzen oder Grafen, sondern manches simpeln Marquis oder Edelmanns, kostete oft vier, fnf und mehr Karolinen. Die Leute schienen es ganz darauf anzulegen, brav Geld zu zersplittern, sie zahlten gerade hin, was man verlangte. Ich sagte einmal zu einem, da er etwas zu teuer bezahle: le Franpais ne rabat pas, erwiderte er und gab sein Geld. x) Laukhard wurde 1758 in der Unterpfalz geboren, studierte in Gieen, Marburg, Jena und Gttingen Theologie und erhielt schon 1779 eine Anstellung im geistlichen Amt. Wegen seiner zgellosen Reden und seines anstigen Wandels wurde er seines Amtes entsetzt, wurde aber im Jahre 1781 Lehrer am Waisenhaus in Halle. Durch fleiiges Studium brachte er es so weit, an der Universitt das Magisterexamen zu bestehen, lie sich aber kurze Zeit darauf, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte, als Soldat in Halle anwerben. Er machte 1792 den Feldzug in Frankreich mit und geriet in franzsische Gefangenschaft, aus der er jedoch 1795 entkam. Er starb 1822 in Kreuznach als Privatlehrer. Der vornehmen Darstellung, die Goethe von dem Feldzug des Jahres 1792 gegeben hat, dient Laukhards plebejischer, aber nicht minder wahrheitsgetreuer Bericht zur Be-fttigung und Ergnzung." Laukhards Selbstbiographie bildet eine der Hauptquellen fr die Kultur- und Sittengeschichte der zweiten Hlfte des 18. Jahrhunderts.

4. Europa - S. 207

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
207 durch Sprache, Lebensgewohnheiten, geistige und selbst körperliche Eigentümlichkeiten scharf unterschiedene Stämme zerfallen. Der herrschende Stamm sind die das Tafelland bewoh- nenden Kastilier, deren Mundart zur spanischen Schriftsprache geworden ist. Sie gelten darum auch als die Hauptvertreter des spanischen Volkstums. Ernst, kalt und gemessen in ihrem Wesen, zeichnen sie sich durch hervorragende kriegerische Tüchtigkeit und Tapferkeit aus, Gaben, die sie sich in den langen Kämpfen mit den Mauren erworben haben. Im übrigen werden sie als maßlos stolz und eitel, fanatisch und zur Faulheit und Gleich- gültigkeit neigend geschildert. Ihnen nahe verwandt sind die Aragonier im Ebrobecken. Die Andalusier zeigen eine starke Mischung mit arabischem Blute. Ihnen ist eine größere Regsamkeit, ein heiteres und fröhliches Wesen, Freude an Gesang, Spiel und Tanz eigen, aber sie gelten als unzuverlässig und sind nicht weniger arbeitsscheu als die Kastilier (S. 200). Von ganz anderer Art sind die Katalonier, die nicht nur die nach ihnen benannte Provinz, sondern auch Valencia bewohnen. Sie gleichen in ihrem Wesen und ihrer Sprache mehr den Südfranzosen und sind ein hochbegabtes, arbeitstüchtiges und unter- nehmungslustiges Volk, das darum auch in Gewerbe und Handel allen übrigen Spaniern weit überlegen ist. Auch die Bewohner der n. Küstenländer, die Asturier und die Galicier, sind fleißige und tüchtige Leute, Bauern und Fischer. Die Portugiesen sind durch die staatliche Absonderung und den Einfluß zahlreicher eingewanderter französischer Ritter zu einem eigenen Volke geworden, mit eigener, allerdings der spanischen nah- verwandter Sprache. „Ein scharf hervortretender Charakterzug ist ein glühender Haß gegen die Spanier, den diese den „Sklaven der Engländer" reichlich zurückgeben." — Zu dieser bis zu einem gewissen Grade doch einheitlichen romanischen Bevölkerung kommen dann noch einige fremde Volksbestandteile, etwa 50000 Zigeuner, ebensoviele Moriskos, Abkömmlinge der Mauren, hauptsächlich in der Sierra Nevada, und die schon genannten Basken, 500000, die bis in die Gegenwart hinein ihr Volkstum und ihre Sprache erhalten haben und bis 1877 auch noch eine gewisse politische Selbständigkeit besaßen, jetzt aber mehr und mehr dem spanischen und französischen Einstuß erliegen. Trotz der großen Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Stämmen gibt es doch gewisse Züge, die mehr oder weniger dem ganzen Volke eigen sind. Der Spanier ist meist mittelgroß, hager, von bräunlicher Hautfarbe, hat schwarzes Haar und schwarze, lebhafte Augen. Die alte Volkstracht, bei den Männern der schwarze, den ganzen Körper umhüllende spanische Mantel, bei den Frauen die Mantille, die mit einem Kamm auf dem Hinterkopfe befestigt und über der Brust gekreuzt wird, ist mehr und mehr, namentlich in den höheren Ständen, der französischen Mode gewichen. Wie alle Südländer ist der Spanier im Essen und Trinken sehr mäßig. Fleischspeisen treten gegenüber der Pflanzen- kost sehr zurück. „Oliven, Salat und Radieschen sind Speisen eines Ritters", sagt ein spanisches Sprichwort. Die Neigung zum Müßiggang ist viel stärker als in den n. Ländern. Daher trifft man überall auf Bettler. Allen Spaniern gemeinsam ist ein sehr stark ausgeprägter Nationalstolz, der sich aus den Zeiten herschreibt, wo Spanien die führende Macht in Europa war. Dazu kommt eine glühende Freiheits- und Vater- landsliebe, die in den langen Kämpfen gegen die Mauren erstarkt ist, und endlich ist noch die Freude an öffentlichen Schaugeprängen (Prozessionen, Stierkämpfen und Nationaltänzen) zu nennen. Die Lieblingsschauspiele der Spanier sind die Stierkämpfe, die in allen größeren Ortschaften abgehalten werden und denen das Volk mit wahrer Leidenschaft beiwohnt. Schon stundenlang vor Beginn eines solchen Gefechtes ist die Arena, ein großes, zirkus- artiges Gebäude, mit Menschen überfüllt. Die Sitze der Zuschauer sind vom Kampfplatze durch einen Zaun von starken Planken getrennt. Jetzt erscheinen unter Trompeten-

5. Europa - S. 295

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
295 in überseeische Länder (aus D. 32000); 145000 gingen in die Vereinigten Staaten, die andern in die britischen Kolonien, in denen im ganzen etwa Io Mill. Engländer ansässig sind. Die Volksart. Die Engländer sind ein Volk von ausgeprägter Eigenart. Ihr Äußeres, der schlanke und kräftige Körperbau, die weiße und zarte Haut, das hellblonde oder braune Haar und die blauen Augen verraten die germanische Abstammung. Doch findet man, namentlich unter den niederen Ständen, auch viele schwarzhaarige und dunkel- äugige Gestalten, deren Ahnen vielleicht der vorkeltischen Urbevölkerung angehörten. Manche lobenswerten Eigenschaften zeichnen den Engländer aus. Er hat einen ausgeprägten Familiensinn und liebt es deshalb, möglichst allein in einem Hause zu wohnen, das er sehr behaglich einzurichten versteht. Ein Wirtshausleben wie in andern Ländern Europas ist in England fast unbekannt. Selbst in London werden die Wirtschaften um Mitternacht geschlossen. Von großem Einfluß auf das Leben des Engländers ist die Religion. Der Sonntag wird streng heilig gehalten. Alle Geschäfte ruhen, der Verkehr wird eingeschränkt, kein Brief, keine gewöhnliche Depesche ausgetragen, die Gasthäuser sind nur von 1—3 und von 6—11 Uhr geöffnet. Keine Theatervorstellung, kein öffentliches Konzert, keine Volks- belustigung findet statt. Das Gesetz gestattet nicht, daß irgend ein Mensch am Sonntag gehalten sein soll, zu arbeiten. Auch die Mahlzeiten der herrschaftlichen Familien werden eingeschränkt, so daß die Dienstboten wenigstens den Nachmittag und Abend frei haben. Der Morgen gehört dem Kirchenbesuch; am Nachmittage aber ergeht sich alles in der freien Natur und sucht dort Erholung und Erquickung. Deshalb ist auch der „blaue Montag" in England eine unbekannte Erscheinung. Der religiöse Sinn offenbart sich auch in den großartigen Veranstaltungen der christlichen Liebestätigkeit, in den gewaltigen Aufwendungen für die Heidenmission und die Bibelverbreitung. Ein großer Freund ist der Engländer von allen körperlichen Übungen. Bewegungsspiele aller Art, Fußball, Tennis, Krocket, Wettrudern, Boxen, bei den Reicheren Wettrennen und Jagden zu Pferde werden mit Leiden- schaftlichkeit getrieben, und nicht zum wenigsten diesen Übungen verdankt England sein kräftiges Volkstum. Die Engländer sind ferner ein sehr freiheitlich gesinntes Volk. Von allen Staaten Europas hat England zuerst eine Verfassung erhalten. Im öffentlichen Leben kann sich jeder frei von Polizeivorschriften bewegen. „In England ist alles erlaubt, was nicht geradezu verboten ist, und verboten ist sehr wenig." Daneben aber ist dem Engländer ein starker Sinn für Ordnung und Gesetz eigen. „Er sieht das Gesetz nicht als ein fremdes Joch an, sondern als das Recht und die Ordnung, die er sich selbst bestimmt hat. Daher geschieht es denn auch, daß die Engländer mit den hohen und niedern Vertretern des Gesetzes auf einem durchaus freundschaftlichen Fuße stehen." Ein hervor- ragender Zug im Wesen des englischen Volkes ist sein praktischer Sinn, seine Arbeits- freudigkeit und Tatkraft und seine Unternehmungslust. Diesen Eigenschaften verdankt England, abgesehen von den günstigen Naturbedingungen, die Höhe seiner wirt- schaftlichen Entwicklung, seinen ausgedehnten Handel, die Erwerbung seiner Kolonien. Aber neben diesen lobenswerten Eigenschaften hat das englische Volk auch manche unangenehmen Seiten. Sein berechtigter Nationalstolz zeigt sich häufig als Hochmut und Rücksichtslosigkeit gegenüber Angehörigen andrer Völker. Sein Erwerbstrieb artet häufig in Selbstsucht und Habgier aus. Im politischen Leben hat sich England sehr oft, wenn sein Nutzen in Betracht kam, sehr unzuverlässig gezeigt, so daß man sprich- wörtlich vom „perfiden Albion" redet. Im gesellschaftlichen Leben bestehen die schärfsten Klassenunterschiede, der größte Reichtum neben der bittersten Armut. Die vornehme eng- lische Welt, die von ihrer Rente leben kann, so äußert sich Peters einmal, ist zu einer Gesellschaft von Nichtstuern geworden, die nur ihrem Vergnügen lebt und moralisch und körperlich zugrunde gehen würde, wenn sie nicht der eifrig betriebene Sport aufrecht hielte.

6. Europa - S. 113

1909 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
113 bemüht oder nicht, was kommen soll, kommt doch. „Allah hat's so bestimmt", damit fügt sich der Türke in stummer Ergebung in alles, was ihn trifft. Anderseits hat dieser Schicksalsglaube aber auch dazu beigetragen, jenen Mut und jene Todesverachtung zu erzeugen, die türkische Heere so oft bewiesen haben. Aus dem Mangel an Tatkraft erklärt es sich auch, daß die meisten Türken arm sind. Zu Geldgeschäften taugen sie gar nicht. Ihre Hauptbeschäftigung sind Ackerbau und Viehzucht. In der Kleidung, die bei Männern und Frauen fast gleich ist, liebt der Türke bunte, grelle Farben. Man trägt weite, faltenreiche Beinkleider, die unten geschlossen und über den Hüften mit einem Gürtel befestigt sind, eine westenartige Seiden- oder Baum- wollenjacke mit einer offenen Jacke darüber und auf dem Kopfe einen Turban, eine rote, mit einem Wolltuch vielfach umschlungene Mütze. In neuerer Zeit ist der Fes, ein rotes Mützchen ohne Schirm, mehr in Gebrauch gekommen. Beim Ausgehen trägt man einen weiten Überwurfsmantel, die Frauen bedecken außerdem ihr Gesicht mit einem dichten Schleier. Bei den vornehmeren Ständen wird jedoch immer mehr europäische Tracht üblich. Im Essen und Trinken ist der Türke meist sehr mäßig. Der Genuß des Weines ist durch die Religion streng verboten. Viele unter den Vornehmen aber setzen sich über das Gebot hinweg und nehmen überhaupt europäische Sitten an. Sehr beliebte Genüsse sind das Kaffeetrinken und Tabakrauchen. Überall sieht man Kaffeehäuser und in den größeren Städten auch umherziehende Kaffeewagen. Ein steter Begleiter des Türken ist seine Pfeife. Mit Pfeife und Kaffee wird jeder Besuch empfangen. In Gesellschaft wird häufig die Wasserpfeife (Nargileh) geraucht, bei der der heiße Tabaksrauch durch Wasser geleitet und abgekühlt wird. Von einem eigentlichen Familienleben kann bei dem Türken keine Rede sein, weil die Frau eine durchaus untergeordnete Stellung einnimmt. Sie ist dem Manne keine treue Lebensgefährtin, keine Freundin in frohen und trüben Tagen, sondern nur die Dienerin seines Willens und Vergnügens. Sie wohnt abgesondert mit den Kindern in einem besondern Teile des Hauses, dem Harem, den außer dem Hausherrn kein Mann betreten darf. Will sie ausgehen, so muß sie sich mit einem Schleier dicht verhüllen. Dazu kommt die Vielweiberei. Dem Manne sind durch das Gesetz vier rechtmäßige Frauen und eine beliebige Zahl von Nebenfrauen gestattet. Dadurch wird das Haus zu einer Stätte der Eifersucht und oft bitteren Hasses. Doch haben die ärmeren Türken fast durch- weg nur eine Frau, weil sie mehr nicht zu ernähren vermögen. Die Abgeschlossenheit und niedrige Stellung der Frauen hat zur Folge, daß sie ihren Männern nicht helfen, daß sie in deren Geschäften nicht mit tätig sein können, höchstens auf dem Acker. Selbst die Hausgeschäfte überwacht der Mann, der auch die Einkäufe besorgt oder durch einen Diener besorgen läßt. Daher bleiben die Frauen auch in der Bildung zurück. Die Mädchen wuchsen früher selbst in den vornehmen Häusern ohne jeden Unterricht auf. Die reiche Türkin rührte keine Hand zur Arbeit, und bei dem Mangel an jeder ernsten Beschäftigung vertrieb sie sich mit ihren Dienerinnen die Zeit, so gut sie konnte, d. h. mit Putz, Tabakrauchen, An-, Aus- und Wiederankleiden, Plaudern, Zuckerwerkessen, Aufputzen der Kinder usw. Doch hat sich in der letzten Zeit eine Wandlung zum Besseren vollzogen. In den von der europäischen Kultur beeinflußten vornehmen Kreisen ist die Stellung der Frau schon eine viel freiere geworden; die Mädchen eignen sich mehr und mehr europäische Bildung an, und es gibt sogar schon türkische Schriftstellerinnen. Das Vorbild der oberen Gesellschafts- schichten wirkt natürlich auch auf die untern Klassen ein, doch vollzieht sich jeder Fortschritt hier viel langsamer. Für die gesellschaftlichen Zustände ist bezeichnend, daß unter den Türken kein Erbadel besteht, daß man überhaupt auf die Abstammung keinen Wert legt, daß man keine Fick, Erdkunde. Iii. Band. o

7. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 9

1901 - Leipzig : Teubner
2. Die Germanen. 9 6. Die Lebensfhrung der alten Deutschen entsprach dem damaligen Zustande ihrer Gesittung und ihres Landes. Im Gegensatze zu den Griechen und Rmern waren sie vor allem Fleischesser; das Fleisch lieferten ihnen Nahrung, ihre Herdentiere und die Jagdbeute. Haferbrei, den man auch zu Brot rstete, Kse (Quark) und die Beeren und Frchte des Waldes bildeten die Zukost. Mit Wasser und Milch, mit Obstwein und Met (den man aus dem Honig der wilden Bienen bereitete), nach dem Umsichgreifen des Gerstenbaues auch mit Bier, lschten sie den Durst. Die Männer trugen daheim nur einen kurzen Mantel, den ein Dorn Kleidung, oder eine Spange zusammenhielt. Verlieen sie das Hans, so zogen die Gemeinfreien einen Pelzrock mit rmeln, die Edeln einen eng anliegenden Rock aus Wolle oder Leinwand an; beide legten darber ein Stck wollenen Zeuges um, das den Mantel vertrat. Binden, bald auch (keltische) Hosen bedeckten die Beine; lederne Schuhe schtzten die Fe. Die Kleidung der Frauen und Mdchen war rmellos, da sie so ihre huslichen Arbeiten besser verrichten konnten. Ihre Mntel waren leinen und mit rotem Besatz ver-sehen. Ein Kopf- oder Schleiertuch bedeckte ihr Haar. Mit Recht waren Haartracht, sie auf die mattblonde Farbe des letzteren stolz. Wer freien Standes war, trug das Haar unverkrzt. Noch lange hielten die Männer der Sweben an der alten Haartracht fest. Diese bestand darin, da man es der dem Scheitel zu einem Knoten zusammenband und schweifartig herabfallen lie. Armringe und Haarreife bildeten den Schmuck. Die Htten, eine Art von Blockhusern, die mit Schilf oder Stroh Wohnung, gedeckt waren, fgte man fters so zusammen, da sie auf Wagen gebracht und fortbewegt werden konnten. In der Mitte errichtete man den Herd, falls das Haus nicht um den Stamm eines mchtigen Baumes aufgebaut war. Im zweiten Jahrhundert n. Chr. sahen die Vlkerschaften der sd-westlichen Grenze den Rmern den Steinbau ab, während im Norden und Osten ein kunstvoller Holzbau aufkam. Tische, Sthle und Betten (?) bil-beten lange das einzige Hausgert. Die Germanen waren ein Krieger- und Eroberervolk. Darum kann Lebensweise, es nicht befremden, da sie jegliche Arbeit verabscheuten. Die Hausfrau mit den Knechten, Kindern und Alten hatte die husliche Arbeit, das Vieh und das Feld zu besorgen. Tglich wurde gebadet. Die Hauptmahlzeit Hauptmahlzeit, nahm man gegen Abend ein. Das Einerlei des Lebens unterbrachen auer den Versammlungen einige Feste. Die wichtigsten wurden zur Sommer- Abwechslungen, und Wintersonnenwende gefeiert. Ein groes Ereignis war auch die Ankunft eines fremden Hndlers. War lngere Zeit kein Krieg gewesen, so folgten viele dem Aufrufe eines berhmten Gaufrsten zu einem Beutezuge. Andere wanderten nach Gallien und Italien, um in die Leibwache des Reislufer w rmischen Kaisers oder seiner Verwandten einzutreten. Die Toten wurden rmischem Dienst, in der Steinzeit begraben, spter bei den meisten Vlkerschaften verbrannt. Bestattung. 7. Gewerbe und Handel. Dem sehr ursprnglichen Kulturzustande gem waltete die Eigenwirtschaft ob. Fast alles, dessen sie bedurfte, Eigenwirtschaft, gewann die germanische Familie durch eigene Thtigkeit aus eigenem Stoffe. Nur wenige Gewerbe, wie die des Schmiedes, Tpfers und Wagenbauers

8. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 9

1900 - Leipzig : Teubner
2. Die Germanen. 9 6. Die Lebensfhrung der alten Deutschen entsprach dem damaligen Zustande ihrer Gesittung und ihres Landes. Im Gegensatze zu den Griechen und Rmern waren sie vor allem Fleischesser; das Fleisch lieferten ihnen Nahrung. ihre Herdentiere und die Jagdbeute. Haferbrei, den man auch zu Brot rstete, Kse (Quark) und die Beeren und Frchte des Waldes bildeten die Zukost. Mit Wasser und Milch, mit Obstwein und Met (den man aus dem Honig der wilden Bienen bereitete), nach dem Umsichgreifen des Gerstenbaues auch mit Bier, lschten sie den Durst. Die Männer trugen daheim nur einen kurzen Mantel, den ein Dorn Kleidung, oder eine Spange zusammenhielt. Verlieen sie das Haus, so zogen die Gemeinfreien einen Pelzrock mit rmeln, die Edeln einen eng anliegenden Rock aus Wolle oder Leinwand an; beide legten darber ein Stck wollenen Zeuges um, das den Mantel vertrat. Binden, bald auch (keltische) Hosen bedeckten die Beine; lederne Schuhe schtzten die Fe. Die Kleidung der Frauen und Mdchen war rmellos, da sie so ihre huslichen Arbeiten besser verrichten konnten. Ihre Mntel waren leinen und mit rotem Besatz versehen. Ein Kopf- oder Schleiertuch bedeckte ihr Haar. Mit Recht waren Haartracht, sie auf die mattblonde Farbe des letzteren stolz. Wer freien Standes war, trug das Haar unverkrzt. Noch lange hielten die Männer der Sweben an der alten Haartracht fest. Diese bestand darin, da man es der dem Scheitel zu einem Knoten zusammenband und schweifartig herabfallen lie. Armringe und Haarreife bildeten den Schmuck. Die Htten, eine Art von Blockhusern, die mit Schilf oder Stroh Wohnung, gedeckt waren, fgte man fters so zusammen, da sie auf Wagen gebracht und fortbewegt werden konnten. In der Mitte errichtete man den Herd, falls das Haus nicht um den Stamm eines mchtigen Baumes aufgebaut war. Im zweiten Jahrhundert n. Chr. sahen die Vlkerschaften der fd-westlichen Grenze den Rmern den Steinbau ab, während im Norden und Osten ein kunstvoller Holzbau aufkam. Tische, Sthle und Betten (?) bildeten lange das einzige Hausgert. Die Germanen waren ein Krieger- und Eroberervolk. Darum kann Lebensweise, es nicht befremden, da sie jegliche Arbeit verabscheuten. Die Hausfrau mit den Knechten, Kindern und Alten hatte die husliche Arbeit, das Vieh und das Feld zu besorgen. Tglich wurde gebadet. Die Hauptmahlzeit Hauptmahlzeit, nahm man gegen Abend ein. Das Einerlei des Lebens unterbrachen auer den Versammlungen einige Feste. Die wichtigsten wurden zur Sommer- Abwechslungen, und Wintersonnenwende gefeiert. Ein groes Ereignis war auch die Ankunft eines fremden Hndlers. War lngere Zeit kein Krieg gewesen, so folgten viele dem Aufrufe eines berhmten Gaufrsten zu einem Beutezuge. Andere wanderten nach Gallien und Italien, um in die Leibwache des Reislufer in rmischen Kaisers oder seiner Verwandten einzutreten. Die Toten wurden rmt^em tenft-in der Steinzeit begraben, spter bei den meisten Vlkerschaften verbrannt. Bestattung. 7. Gewerbe und Handel. Dem sehr ursprnglichen Kulturzustande gem waltete die Eigenwirtschaft ob. Fast alles, dessen sie bedurfte, Eigenwirtschaft, gewann die germanische Familie durch eigene Thtigkeit aus eigenem Stoffe. @ menig (un< Nur wenige Gewerbe, wie die des Schmiedes, Tpfers und Wagenbauers fteiesj Handwerk.

9. Neue und neueste Geschichte - S. 106

1880 - Dillenburg : Seel
— 106 — Jede Stunde des Tages hatte ihre Bestimmung; Arbeit und Erholung wechselten mit einander ab, und diese Tageseintheilung wurde vom König mit großer Strenge inne gehalten. Früh, schon um vier Uhr, stand der König aus, zog sogleich seine Reiter-stiesel an und begab sich an seinen Arbeitstisch, um die währeud der Nacht sür ihn eingegangenen Briefe zu lesen oder sich vorlesen zu lassen. Nachdem die Adjutanten Bericht erstattet und Befehle empfangen hatten, nahm der König das Frühstück ein, worauf er eine bis zwei Stunden die Flöte blasend in seinem Zimmer auf- und abging. Darans traten Räthe ein, überreichten ihm die gemachten Auszüge, auf welche er Bescheid ertheilte; darnach las und schrieb er Briese. Punkt zwölf Uhr begann die Mittagstafel. Der König selbst bestimmte Tags zuvor die Gerichte ; an Leckerbissen durfte es nicht fehlen; merkwürdig war seine Abneigung gegen den Rheinwein; er trank fast nur französische Weine. Bei Tische sah er gerne Gesellschaft und zog berühmte Gelehrte und tüchtige Officiere oft zur Tafel, wobei er freie, ungezwungene Unterhaltung liebte. Nach Tische blies er wieder eine Stunde Flöte, dann unterzeichnete er die bereit liegenden Briese und ging spazieren. Die Zeit von vier bis sechs Uhr war schriftstellerischen Arbeiten gewidmet. Nach der Abendmahlzeit, welcher meist ein eine Stunde dauerndes Conzert vorausging, in welchem er oft selbst mitwirkte, versammelte er wieder eine Anzahl gebildeter Männer zu heiterer Unterhaltung um sich. Die Unterhaltungssprache war die französische Sprache, da er das Deutsche nicht liebte, weil er es nicht hinreichend kannte. Im Jahre 1750 siedelte Voltair nach Berlin über und bereitete dadurch Friedrich große Freude; diese aber dauerte nicht lange, denn bald hatte Friedrich das Wesen dieses Franzosen klar durchschaut und beide schieden, nachdem sie sich viel Unangenehmes gesagt hatten, von einander. Später kam eine Aussöhnung zu Stande, so daß beide wieder brieflich mit einander verkehrten. Die einmal festgesetzte Lebensweise wurde nur daun verlassen, wenn der König im Krieg oder auf Reifen sich befand. Auf letzteren erkundigte er sich nach allem, ließ Landräthe oder Amtleute neben seinem Wagen herreiten und über ihre Amtsbezirke Bericht erstatten; auch durfte jedermann ihm nahen und ihm Gesuche überreichen oder mündlich vortragen. Ganz besondere Sorgfalt wandte 'der König dem Ackerbau zu; mit allen Mitteln suchte er denselben zu heben; er zog An-

10. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 70

1894 - Dresden : Jacobi
seinen Annalen folgende Begebenheit. Als einst deutsche Gesandte in Rom weilten, besuchten sie ein Theater. Hier bemerkten sie auf den Senatorenbnken auslndische Männer. Auf ihre Frage, wer die Fremden seien, erhielten sie die Auskunft, da es Gesandte befreundeter Völker wren, die sich durch Treue und Tapferkeit auszeichneten! Da riefen die Germanen stolz aus: Kein Sterblicher steht, wenn es Waffen oder Treue gilt, den Germanen voran!" : und setzten sich gleichfalls zu den Senatoren. Noch ist ihre Gastfreundschaft zu rhmen, die sie selbst den Mrdern ihrer Angehrigen gewhrten. Der Gast wurde nach Krften bewirtet und beim Abschiede beschenkt; falls der Wirt die Verpflegung nicht mehr zu leisten vermochte, begleitete er feinen Gast zum nchsten Hause. Von den Nationalfehlern wird uns ihre oft zu groe Neigung zur Ruhe das Lagern auf der Brenhaut" , fowie ihre Neigung zu Trunk und Spiel gemeldet. Tag und Nacht hintereinander fort zu trinken, ist fr keinen ein Vorwurfs). Zwistigkeiten, die bei ihrer Trunksucht natrlich hufig sind, verlaufen feiten in Schimpfreden, fter in Mord und Wunden. Wrfelspiel treiben sie wunderbarerweise nchtern als ernsthafte Angelegenheit, so tollkhn im Gewinnen und Verlieren, da sie, wenn alles dahin ist, auf den letzten, verzweifelten Wurf ihre persnliche Freiheit setzen. Der Unterliegende tritt in freiwillige Sklaverei. So groß ist ihre Beharrlichkeit in einer schlechten Sache ; sie selbst nennen es Treue", schreibt Seacitus**) voll groer Verwunderung. Endlich wird noch ihre Fehdelust, ihre Sucht nach vlliger Ungebundenheit, da sie sich schwer unter Gesetze fgen, getadelt. 11. Gtterglaube. Wir wten nur sehr wenig von dem Glauben unserer Vter, wenn uns nicht in den auf Island aufgefundenen Edden vieles berliefert wre. Zwar berichten uns diese epischen Heldenlieder und mythologischen Erzhlungen nur zunchst von den nordgermanischen Gttersagen: doch werden wir nicht fehl gehen, wenn wir die Grundzge derselben auch als bei unseren Vorfahren bekannt ansehen. a) Schpfungsmythus. der die Entstehung der Welt berichtet die Mythe wie folgt. Im Anfange bestand nur Allvater und der weite Raum. Im Norden des Raumes bildete sich ein kaltes und finsteres Reich: Niflheim (d. i. Nebelheim, Reich der Nibelungen); im Sden ein Helles und warmes: Mnspel-heim (nmspell=Weltbrand). Zwischen beiden Reichen befand sich ein ghnender Schlund. In der Mitte von Niflheim flo ein Brunnen, dessen Strme den Abgrund fllten und zu Eis erhrteten. Das Eis in der Nhe von Mnfpelheim schmolz, die schmelzenden Tropfen wurden lebendig, *) Germania, Kap. 22. **) Kap. 24.
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