Interesse an ihm vorübergehen können. Wir haben es nicht zu Inn mit
einem bereits durch Kultureinflüsse in seinen Lebensgewohnheiten veränderten
und ein im höchsten Grade unsympathisches Mischgepräge zur Schau tragen-
den Volksstamme, wie beispielsweise es manche Stämme in Süd- und Süd-
westafrika geworden sind, — sondern mit einem mit zäher Urwüchsigkeit an
seiuen althergebrachten Gewohnheiten hängenden vornehmen Kriegervolke.
Tage- und wochenlang habe ich inmitten der Masai in der Nähe ihrer
Kraale zugebracht und das Volk in seiner Eigenart in vieler Beziehung
schätzen gelernt. Ihre Gesänge, ihre Tänze, ihr Leben und Treiben bot
immer wieder eine Fülle von Neuem und Anziehendem.
Oft beschlich mich, ich wiederhole es, ein wehmütiges Gefühl, wenn ich
zur Abendstunde die herrlichen, aristokratischen Kriegergestalten an meinen
Lagerfeuern beobachten konnte, uralte Melodien, kriegerische Gesänge vor sich
hinsummeud. Schild und Speer stets zur Hand, hockten die bronzefarbenen
sehnigen Krieger im magischen Scheine meiner Lagerfeuer. Mehr als ein-
mal mußte ich mir sagen, was ich wohl mit meinen Leuten gegen sie hätte
ausrichten können, wenn ich mit gleichen Waffen sie hätte bekämpfen müssen'.
Und selbst inmitten kriegerischer Situationen, bedroht von den El Moran,
hat mich niemals ein Gefühl der Abneigung gegen dies Volk erfüllt.
Kämpften sie doch für ihre Ideale, so wie wir Europäer dies täglich für die
unsrigen tun, und warten sie doch, wie ich von meinem Frennde Merker
erfahren, mit Inbrunst auf den Tag, wo nach einer Prophezeiung ihres
großen Häuptlings Mbatyau ein Held, ein großer Häuptling, in ihrer Mitte
wieder entstehen würde, sie zu befreien vom Joche der Fremdherrschaft . . .
Wie sehr die Masai an ihren uraltererbteu Gewohnheiten hängen, be-
weist aufs schlagendste folgender Fall.
Ein Masaikuabe war als Diener eines Beamten mit seinem Herrn
mehrmals in Deutschland gewesen und beherrschte die deutsche Sprache und
sogar den Berliner Jargon in staunenswerter Vollkommenheit.
Als ans dem ol aijoni, dem Knaben, ein ol barnoti geworden war
und der junge Mann längst seinen Dienst verlassen hatte, fand ein Euro-
päer ihn eines Tages statt in europäischer Kleidung über und über mit
rotem Ocker beschmiert, das wieder langgetragene und gesträhnte Haar mit
dem „ol daiga"=3opt von Fett triefend, in Gesellschaft anderer Masai im
Schmuck seiner Kriegertracht. Auf die erstaunte Frage des Herrn, was das
bedeute, erwiderte der Masai im reinsten Berliner Deutsch: „Ick habe et
vorjezogeu, wieder mang meene Landslente zu leben!"
Vi. Am
(„Deutsch-Ostafrika." Wirtschaftliche Studien von Dr. Hermann Paaschs
Geh. Regierungsrat und Professor, Vizepräsideut des Deutschen Reichstages. Mit 18 Voll-
bildern in Duplex-Autotypie. 1. bis 4. Tausend. Berlin, Verlag von C. 91. Schwetschkc
und Sohn, 1896 [jefet Süd-West-Verlag, Berlin). 430 Seiten, 8 Mark, geb. 9 Mark.
S. 124—133.)
(1. Von Mohorro zum Rufiji landeinwärts.) Am frühen
Morgen, gleich nach Sonnenaufgang, hockten Dutzende von schwarzen
Trägern vor dem Gebäude des Bezirksamtes und warteten gednldig, wie
viel von ihnen man für die Reise (Safari) beanspruchen würde. Etwa
24 Träger und Boys waren notwendig, um meinen Reisegefährten und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Paaschs C. Schwetschkc Mohorro
Extrahierte Ortsnamen: Süd- Deutschland Berlin Berlin
— 229 —
bezeichnet, gewahr werden. Die inneren Boulevards sind aus den Festnngs-
werken entstanden, die zur Zeit Ludwigs Xiv. niedergelegt wurden, und
der Trakt der äußeren Boulevards entspricht der Grenze von 1850, die
gesprengt wurde, weil die nächsten Vororte ins Weichbild aufgenommen
werden mußten. Dieses Prinzip, aus geschleiften Wällen peripherische
Straßenführungen zu bilden, ist ja allgemein bekannt; in vielen deutschen
Städten sehen wir es befolgt. Paris bildet nur insofern eine Ausnahme,
als sich der Vorgang in ihm mehrere Male wiederholte. Im kleineren
Maßstabe zeigt Köln eine ähnliche Entwicklung des Stadtplans. Sie muß
jedesmal stattfinden, wo eine mächtig wachsende Großstadt Festung bleibt,
sich von Zeit zu Zeit vergrößert und doch auf den Raum in einem klar
umschlossenen Rund angewiesen ist.
Zu einer dritten wichtigen Orientierungslinie wird im Pariser Stadt-
plan ferner die Seine, die im weiten Bogen die Stadt durchfließt, und die
schon im Mittelalter die Südstadt — die Universitätsstadt — von der
Nordstadt durch die Eiteinsel trennte. Sie ist zu schmal und zu bequem
überbrückt, um die beiden Stadthälften heute irgendwie trennen zu können; sie
wird im Gegenteil und um so mehr, als sie das Herz der Stadt wie eine
Schlagader berührt, zu einem der wichtigsten Verkehrswege. Sowohl als
Fluß, wie durch die bequemen Uferstraßen. Die Brücken werden sogar zu
Merkpunkten, weil sich auf sie jedesmal hüben und drüben ein Bündel von
Straßen bezieht.
(2. Lebensformen.) Wie sich in Paris Eleganz und Schmutz mischen,
so ist das Leben dort zugleich anspruchsvoll und einfach. Die Frau kann
nicht existieren ohne eine vollkommene, künstlerisch getürmte Coiffure;
aber sie findet nichts darin, in der Morgenjacke und im Unterrock vor
Fremden zu erscheinen. Ich sah vor der Tür eines hübschen kleinen Vor-
ortshauses ein junges Ehepaar den Morgenimbiß nehmen. Eine Flasche
Rotwein stand auf dem Tisch, es lag da ein großes Weißbrot, und von
einem auf Papier liegenden Wurstende schnitten sich Mann und Frau ab-
wechselnd dünne Scheiben ab. Die Frau war jung, hübsch, vollendet frisiert,
aber im Unterrock, der Mann wohl rasiert, sauber und in Hemdärmeln.
Die starken Eßgelüste des Norddeutschen hat der Pariser nicht. Und
noch weniger die Trinkfreuden. Wenn er zum Dejeuner oder Diner viele
Gänge fordert, so ist das mehr eine Kulturidee als ein Magenbedürfnis.
Er ißt gut aus Tradition, aus einem Gefühl der Selbstachtung. In seinen
Eßgewohnheiten ist noch viel ländlich Provinzielles. Schon die Gewohnheit,
mit dem Löffel aus Riesentassen den Morgenkaffee zu löffeln, nachdem das
schöne Weizenbrot hineingebrockt worden ist, erinnert an bäuerlichen Brauch.
Das Dejeuner setzt nicht Gonrmandise zusammen, sondern der konservative
Gedanke, daß es sich „so gehört". Was zuweilen als ein „Gang" gilt, ist
zum Lachen. Fünf Wurstscheiben und ein Dutzend anrüchiger Krabben.
Andererseits aber konnte es natürlich auch nicht fehlen, daß sich bei solchen
Gewohnheiten der kulinarische Sinn im Laufe der Zeit sehr verfeinerte.
Aber es ist charakteristisch, daß auch das Raffinement im Essen einen durch-
aus häuslichen Zug hat. Trotzdem die Pariser viel ins Restaurant gehen,
sind sie nicht eigentlich ein Wirtschaftsvolk. Sie gleichen vielmehr guten
Bürgern, die die Ordnung ihres Heims ins Restaurant mit hinübernehmen.
Bei uns drohen die Gebräuche des Wirtschaftslebens umgekehrt in die Familie
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Morgenjacke Hemdärmeln
- 150
84.
Franzsische Emigranten in Koblenz.
1792.
Quelle: Friedr. Christ. Laukhard, Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben. Leipzig, 17921802. Bd. 3. (1796). S. 29321).
In Koblenz bin ich mit einer groen Menge von den ausgewanderten Fran-zosen so genau bekannt geworden, da ich mich nicht enthalten kann, sie so zu be-schreiben, wie ich sie gesunden habe. Unser General hatte zwar verbieten lassen, mit den Emigranten zu sprechen oder uns sonst mit ihnen einzulassen, er glaubte nmlich, diese Herren mchten durch ihr Geld unsere Leute zur Desertion auf-fordern und sie in ihr Korps aufnehmen. Das hatten die Herren auch schon ge-tan und manchen gekirrt. Ich ging aber doch schon den ersten Tag in ein Weinhaus, wo Franzosen ihr Wesen trieben, und lie mich mit ihnen in ein Gesprch ein. Aber abgeschmacktere Grosprecher habe ich mein Tage nicht gefunden, und ich kann es noch immer nicht begreifen, wie irgend ein Deutscher vor solchen Fran-zosen einige Achtung hat haben knnen. Diese elenden Menschen verachteten uns Deutsche mit unserer Sprache und unseren Sitten rger als irgend ein Türke die Christen verachtet. Im Wirtshaus machte die Haustochter beim Aufwarten ein Versehen, und sacree garce d'allemande, chien d'allemand, bete d'allemand waren die Ehrentitel, die diese Emigranten uns Deutschen anhngten. Unsere Sprache verstanden sie nicht und mochten sie auch nicht lernen, sie nannten sie jargon de cheval, de cochon Pferde- und Schweinesprache usf.
Und doch waren die Deutschen herablassend genug, diesen Emigranten zu hofieren und sie zu untersttzen. Darber habe ich mich oft recht innig ge-rgert und rgere mich noch, wenn ich bedenke, wie geringschtzig uns die Koblenzer, die Trierer und selbst die Luxemburger gegen die Fremden behandelten.
Die Emigranten hatten damals Geld noch vollauf und folglich das Mittel, sich alles zu verschaffen, was sie gelstete. Aber sie haben's auch toll genug ver-schleudert. Die kostbarsten Speisen und der edelste Wein, der bei ihren Bac-chanalen den Fuboden herabflo, waren fr sie nicht kostbar und edel genug. Fr einen welschen Hahn zahlten sie fnf Taler ohne Bedenken. Mancher Kchen-zettel, nicht eben eines Prinzen oder Grafen, sondern manches simpeln Marquis oder Edelmanns, kostete oft vier, fnf und mehr Karolinen. Die Leute schienen es ganz darauf anzulegen, brav Geld zu zersplittern, sie zahlten gerade hin, was man verlangte. Ich sagte einmal zu einem, da er etwas zu teuer bezahle: le Franpais ne rabat pas, erwiderte er und gab sein Geld.
x) Laukhard wurde 1758 in der Unterpfalz geboren, studierte in Gieen, Marburg, Jena und Gttingen Theologie und erhielt schon 1779 eine Anstellung im geistlichen Amt. Wegen seiner zgellosen Reden und seines anstigen Wandels wurde er seines Amtes entsetzt, wurde aber im Jahre 1781 Lehrer am Waisenhaus in Halle. Durch fleiiges Studium brachte er es so weit, an der Universitt das Magisterexamen zu bestehen, lie sich aber kurze Zeit darauf, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte, als Soldat in Halle anwerben. Er machte 1792 den Feldzug in Frankreich mit und geriet in franzsische Gefangenschaft, aus der er jedoch 1795 entkam. Er starb 1822 in Kreuznach als Privatlehrer. Der vornehmen Darstellung, die Goethe von dem Feldzug des Jahres 1792 gegeben hat, dient Laukhards plebejischer, aber nicht minder wahrheitsgetreuer Bericht zur Be-fttigung und Ergnzung." Laukhards Selbstbiographie bildet eine der Hauptquellen fr die Kultur- und Sittengeschichte der zweiten Hlfte des 18. Jahrhunderts.
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Extrahierte Personennamen: le_Franpais Goethe
Extrahierte Ortsnamen: Koblenz Leipzig Koblenz Marburg Jena Halle Frankreich
207
durch Sprache, Lebensgewohnheiten, geistige und selbst körperliche Eigentümlichkeiten scharf
unterschiedene Stämme zerfallen. Der herrschende Stamm sind die das Tafelland bewoh-
nenden Kastilier, deren Mundart zur spanischen Schriftsprache geworden ist. Sie gelten
darum auch als die Hauptvertreter des spanischen Volkstums. Ernst, kalt und gemessen
in ihrem Wesen, zeichnen sie sich durch hervorragende kriegerische Tüchtigkeit und Tapferkeit
aus, Gaben, die sie sich in den langen Kämpfen mit den Mauren erworben haben. Im
übrigen werden sie als maßlos stolz und eitel, fanatisch und zur Faulheit und Gleich-
gültigkeit neigend geschildert. Ihnen nahe verwandt sind die Aragonier im Ebrobecken.
Die Andalusier zeigen eine starke Mischung mit arabischem Blute. Ihnen ist eine
größere Regsamkeit, ein heiteres und fröhliches Wesen, Freude an Gesang, Spiel und Tanz
eigen, aber sie gelten als unzuverlässig und sind nicht weniger arbeitsscheu als die Kastilier
(S. 200). Von ganz anderer Art sind die Katalonier, die nicht nur die nach ihnen
benannte Provinz, sondern auch Valencia bewohnen. Sie gleichen in ihrem Wesen und
ihrer Sprache mehr den Südfranzosen und sind ein hochbegabtes, arbeitstüchtiges und unter-
nehmungslustiges Volk, das darum auch in Gewerbe und Handel allen übrigen Spaniern
weit überlegen ist. Auch die Bewohner der n. Küstenländer, die Asturier und die
Galicier, sind fleißige und tüchtige Leute, Bauern und Fischer. Die Portugiesen sind
durch die staatliche Absonderung und den Einfluß zahlreicher eingewanderter französischer
Ritter zu einem eigenen Volke geworden, mit eigener, allerdings der spanischen nah-
verwandter Sprache. „Ein scharf hervortretender Charakterzug ist ein glühender Haß gegen
die Spanier, den diese den „Sklaven der Engländer" reichlich zurückgeben." — Zu dieser
bis zu einem gewissen Grade doch einheitlichen romanischen Bevölkerung kommen dann
noch einige fremde Volksbestandteile, etwa 50000 Zigeuner, ebensoviele Moriskos,
Abkömmlinge der Mauren, hauptsächlich in der Sierra Nevada, und die schon genannten
Basken, 500000, die bis in die Gegenwart hinein ihr Volkstum und ihre Sprache erhalten
haben und bis 1877 auch noch eine gewisse politische Selbständigkeit besaßen, jetzt aber
mehr und mehr dem spanischen und französischen Einstuß erliegen.
Trotz der großen Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Stämmen gibt es doch
gewisse Züge, die mehr oder weniger dem ganzen Volke eigen sind. Der Spanier ist
meist mittelgroß, hager, von bräunlicher Hautfarbe, hat schwarzes Haar und schwarze,
lebhafte Augen. Die alte Volkstracht, bei den Männern der schwarze, den ganzen Körper
umhüllende spanische Mantel, bei den Frauen die Mantille, die mit einem Kamm auf
dem Hinterkopfe befestigt und über der Brust gekreuzt wird, ist mehr und mehr, namentlich
in den höheren Ständen, der französischen Mode gewichen. Wie alle Südländer ist der
Spanier im Essen und Trinken sehr mäßig. Fleischspeisen treten gegenüber der Pflanzen-
kost sehr zurück. „Oliven, Salat und Radieschen sind Speisen eines Ritters", sagt ein
spanisches Sprichwort. Die Neigung zum Müßiggang ist viel stärker als in den
n. Ländern. Daher trifft man überall auf Bettler. Allen Spaniern gemeinsam ist ein sehr
stark ausgeprägter Nationalstolz, der sich aus den Zeiten herschreibt, wo Spanien die
führende Macht in Europa war. Dazu kommt eine glühende Freiheits- und Vater-
landsliebe, die in den langen Kämpfen gegen die Mauren erstarkt ist, und endlich ist
noch die Freude an öffentlichen Schaugeprängen (Prozessionen, Stierkämpfen und
Nationaltänzen) zu nennen.
Die Lieblingsschauspiele der Spanier sind die Stierkämpfe, die in allen größeren
Ortschaften abgehalten werden und denen das Volk mit wahrer Leidenschaft beiwohnt.
Schon stundenlang vor Beginn eines solchen Gefechtes ist die Arena, ein großes, zirkus-
artiges Gebäude, mit Menschen überfüllt. Die Sitze der Zuschauer sind vom Kampfplatze
durch einen Zaun von starken Planken getrennt. Jetzt erscheinen unter Trompeten-
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Extrahierte Personennamen: Ernst Fischer
Extrahierte Ortsnamen: Valencia Nevada Spanien Europa
295
in überseeische Länder (aus D. 32000); 145000 gingen in die Vereinigten Staaten, die
andern in die britischen Kolonien, in denen im ganzen etwa Io Mill. Engländer ansässig sind.
Die Volksart. Die Engländer sind ein Volk von ausgeprägter Eigenart. Ihr
Äußeres, der schlanke und kräftige Körperbau, die weiße und zarte Haut, das hellblonde
oder braune Haar und die blauen Augen verraten die germanische Abstammung. Doch
findet man, namentlich unter den niederen Ständen, auch viele schwarzhaarige und dunkel-
äugige Gestalten, deren Ahnen vielleicht der vorkeltischen Urbevölkerung angehörten. Manche
lobenswerten Eigenschaften zeichnen den Engländer aus. Er hat einen ausgeprägten
Familiensinn und liebt es deshalb, möglichst allein in einem Hause zu wohnen, das er
sehr behaglich einzurichten versteht. Ein Wirtshausleben wie in andern Ländern Europas
ist in England fast unbekannt. Selbst in London werden die Wirtschaften um Mitternacht
geschlossen. Von großem Einfluß auf das Leben des Engländers ist die Religion. Der
Sonntag wird streng heilig gehalten. Alle Geschäfte ruhen, der Verkehr wird eingeschränkt,
kein Brief, keine gewöhnliche Depesche ausgetragen, die Gasthäuser sind nur von 1—3 und
von 6—11 Uhr geöffnet. Keine Theatervorstellung, kein öffentliches Konzert, keine Volks-
belustigung findet statt. Das Gesetz gestattet nicht, daß irgend ein Mensch am Sonntag
gehalten sein soll, zu arbeiten. Auch die Mahlzeiten der herrschaftlichen Familien werden
eingeschränkt, so daß die Dienstboten wenigstens den Nachmittag und Abend frei haben.
Der Morgen gehört dem Kirchenbesuch; am Nachmittage aber ergeht sich alles in der freien
Natur und sucht dort Erholung und Erquickung. Deshalb ist auch der „blaue Montag"
in England eine unbekannte Erscheinung. Der religiöse Sinn offenbart sich auch in den
großartigen Veranstaltungen der christlichen Liebestätigkeit, in den gewaltigen Aufwendungen
für die Heidenmission und die Bibelverbreitung. Ein großer Freund ist der Engländer
von allen körperlichen Übungen. Bewegungsspiele aller Art, Fußball, Tennis, Krocket,
Wettrudern, Boxen, bei den Reicheren Wettrennen und Jagden zu Pferde werden mit Leiden-
schaftlichkeit getrieben, und nicht zum wenigsten diesen Übungen verdankt England sein
kräftiges Volkstum. Die Engländer sind ferner ein sehr freiheitlich gesinntes Volk.
Von allen Staaten Europas hat England zuerst eine Verfassung erhalten. Im öffentlichen
Leben kann sich jeder frei von Polizeivorschriften bewegen. „In England ist alles erlaubt,
was nicht geradezu verboten ist, und verboten ist sehr wenig." Daneben aber ist dem
Engländer ein starker Sinn für Ordnung und Gesetz eigen. „Er sieht das Gesetz nicht als
ein fremdes Joch an, sondern als das Recht und die Ordnung, die er sich selbst bestimmt
hat. Daher geschieht es denn auch, daß die Engländer mit den hohen und niedern
Vertretern des Gesetzes auf einem durchaus freundschaftlichen Fuße stehen." Ein hervor-
ragender Zug im Wesen des englischen Volkes ist sein praktischer Sinn, seine Arbeits-
freudigkeit und Tatkraft und seine Unternehmungslust. Diesen Eigenschaften
verdankt England, abgesehen von den günstigen Naturbedingungen, die Höhe seiner wirt-
schaftlichen Entwicklung, seinen ausgedehnten Handel, die Erwerbung seiner Kolonien.
Aber neben diesen lobenswerten Eigenschaften hat das englische Volk auch manche
unangenehmen Seiten. Sein berechtigter Nationalstolz zeigt sich häufig als Hochmut und
Rücksichtslosigkeit gegenüber Angehörigen andrer Völker. Sein Erwerbstrieb artet
häufig in Selbstsucht und Habgier aus. Im politischen Leben hat sich England sehr
oft, wenn sein Nutzen in Betracht kam, sehr unzuverlässig gezeigt, so daß man sprich-
wörtlich vom „perfiden Albion" redet. Im gesellschaftlichen Leben bestehen die schärfsten
Klassenunterschiede, der größte Reichtum neben der bittersten Armut. Die vornehme eng-
lische Welt, die von ihrer Rente leben kann, so äußert sich Peters einmal, ist zu einer
Gesellschaft von Nichtstuern geworden, die nur ihrem Vergnügen lebt und moralisch und
körperlich zugrunde gehen würde, wenn sie nicht der eifrig betriebene Sport aufrecht hielte.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Peters
Extrahierte Ortsnamen: Europas England London England England Europas England England England England
113
bemüht oder nicht, was kommen soll, kommt doch. „Allah hat's so bestimmt", damit fügt
sich der Türke in stummer Ergebung in alles, was ihn trifft. Anderseits hat dieser
Schicksalsglaube aber auch dazu beigetragen, jenen Mut und jene Todesverachtung zu erzeugen,
die türkische Heere so oft bewiesen haben. Aus dem Mangel an Tatkraft erklärt es sich
auch, daß die meisten Türken arm sind. Zu Geldgeschäften taugen sie gar nicht. Ihre
Hauptbeschäftigung sind Ackerbau und Viehzucht.
In der Kleidung, die bei Männern und Frauen fast gleich ist, liebt der Türke
bunte, grelle Farben. Man trägt weite, faltenreiche Beinkleider, die unten geschlossen und
über den Hüften mit einem Gürtel befestigt sind, eine westenartige Seiden- oder Baum-
wollenjacke mit einer offenen Jacke darüber und auf dem Kopfe einen Turban, eine rote,
mit einem Wolltuch vielfach umschlungene Mütze. In neuerer Zeit ist der Fes, ein rotes
Mützchen ohne Schirm, mehr in Gebrauch gekommen. Beim Ausgehen trägt man einen
weiten Überwurfsmantel, die Frauen bedecken außerdem ihr Gesicht mit einem dichten
Schleier. Bei den vornehmeren Ständen wird jedoch immer mehr europäische Tracht üblich.
Im Essen und Trinken ist der Türke meist sehr mäßig. Der Genuß des Weines
ist durch die Religion streng verboten. Viele unter den Vornehmen aber setzen sich über
das Gebot hinweg und nehmen überhaupt europäische Sitten an. Sehr beliebte Genüsse
sind das Kaffeetrinken und Tabakrauchen. Überall sieht man Kaffeehäuser und in den
größeren Städten auch umherziehende Kaffeewagen. Ein steter Begleiter des Türken ist
seine Pfeife. Mit Pfeife und Kaffee wird jeder Besuch empfangen. In Gesellschaft wird
häufig die Wasserpfeife (Nargileh) geraucht, bei der der heiße Tabaksrauch durch Wasser
geleitet und abgekühlt wird.
Von einem eigentlichen Familienleben kann bei dem Türken keine Rede sein, weil
die Frau eine durchaus untergeordnete Stellung einnimmt. Sie ist dem Manne keine
treue Lebensgefährtin, keine Freundin in frohen und trüben Tagen, sondern nur die
Dienerin seines Willens und Vergnügens. Sie wohnt abgesondert mit den Kindern in
einem besondern Teile des Hauses, dem Harem, den außer dem Hausherrn kein Mann
betreten darf. Will sie ausgehen, so muß sie sich mit einem Schleier dicht verhüllen.
Dazu kommt die Vielweiberei. Dem Manne sind durch das Gesetz vier rechtmäßige Frauen
und eine beliebige Zahl von Nebenfrauen gestattet. Dadurch wird das Haus zu einer
Stätte der Eifersucht und oft bitteren Hasses. Doch haben die ärmeren Türken fast durch-
weg nur eine Frau, weil sie mehr nicht zu ernähren vermögen. Die Abgeschlossenheit
und niedrige Stellung der Frauen hat zur Folge, daß sie ihren Männern nicht helfen,
daß sie in deren Geschäften nicht mit tätig sein können, höchstens auf dem Acker. Selbst
die Hausgeschäfte überwacht der Mann, der auch die Einkäufe besorgt oder durch einen
Diener besorgen läßt. Daher bleiben die Frauen auch in der Bildung zurück. Die
Mädchen wuchsen früher selbst in den vornehmen Häusern ohne jeden Unterricht auf. Die
reiche Türkin rührte keine Hand zur Arbeit, und bei dem Mangel an jeder ernsten Beschäftigung
vertrieb sie sich mit ihren Dienerinnen die Zeit, so gut sie konnte, d. h. mit Putz, Tabakrauchen,
An-, Aus- und Wiederankleiden, Plaudern, Zuckerwerkessen, Aufputzen der Kinder usw. Doch
hat sich in der letzten Zeit eine Wandlung zum Besseren vollzogen. In den von der
europäischen Kultur beeinflußten vornehmen Kreisen ist die Stellung der Frau schon eine
viel freiere geworden; die Mädchen eignen sich mehr und mehr europäische Bildung an,
und es gibt sogar schon türkische Schriftstellerinnen. Das Vorbild der oberen Gesellschafts-
schichten wirkt natürlich auch auf die untern Klassen ein, doch vollzieht sich jeder Fortschritt
hier viel langsamer.
Für die gesellschaftlichen Zustände ist bezeichnend, daß unter den Türken kein
Erbadel besteht, daß man überhaupt auf die Abstammung keinen Wert legt, daß man keine
Fick, Erdkunde. Iii. Band. o
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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2. Die Germanen. 9
6. Die Lebensfhrung der alten Deutschen entsprach dem damaligen Zustande ihrer Gesittung und ihres Landes. Im Gegensatze zu den Griechen
und Rmern waren sie vor allem Fleischesser; das Fleisch lieferten ihnen Nahrung, ihre Herdentiere und die Jagdbeute. Haferbrei, den man auch zu Brot rstete, Kse (Quark) und die Beeren und Frchte des Waldes bildeten die Zukost. Mit Wasser und Milch, mit Obstwein und Met (den man aus dem Honig der wilden Bienen bereitete), nach dem Umsichgreifen des Gerstenbaues auch mit Bier, lschten sie den Durst.
Die Männer trugen daheim nur einen kurzen Mantel, den ein Dorn Kleidung, oder eine Spange zusammenhielt. Verlieen sie das Hans, so zogen die Gemeinfreien einen Pelzrock mit rmeln, die Edeln einen eng anliegenden Rock aus Wolle oder Leinwand an; beide legten darber ein Stck wollenen Zeuges um, das den Mantel vertrat. Binden, bald auch (keltische) Hosen bedeckten die Beine; lederne Schuhe schtzten die Fe. Die Kleidung der Frauen und Mdchen war rmellos, da sie so ihre huslichen Arbeiten besser verrichten konnten. Ihre Mntel waren leinen und mit rotem Besatz ver-sehen. Ein Kopf- oder Schleiertuch bedeckte ihr Haar. Mit Recht waren Haartracht, sie auf die mattblonde Farbe des letzteren stolz. Wer freien Standes war,
trug das Haar unverkrzt.
Noch lange hielten die Männer der Sweben an der alten Haartracht fest. Diese bestand darin, da man es der dem Scheitel zu einem Knoten zusammenband und schweifartig herabfallen lie. Armringe und Haarreife bildeten den Schmuck.
Die Htten, eine Art von Blockhusern, die mit Schilf oder Stroh Wohnung, gedeckt waren, fgte man fters so zusammen, da sie auf Wagen gebracht und fortbewegt werden konnten. In der Mitte errichtete man den Herd,
falls das Haus nicht um den Stamm eines mchtigen Baumes aufgebaut war. Im zweiten Jahrhundert n. Chr. sahen die Vlkerschaften der sd-westlichen Grenze den Rmern den Steinbau ab, während im Norden und Osten ein kunstvoller Holzbau aufkam. Tische, Sthle und Betten (?) bil-beten lange das einzige Hausgert.
Die Germanen waren ein Krieger- und Eroberervolk. Darum kann Lebensweise, es nicht befremden, da sie jegliche Arbeit verabscheuten. Die Hausfrau mit den Knechten, Kindern und Alten hatte die husliche Arbeit, das Vieh und das Feld zu besorgen. Tglich wurde gebadet. Die Hauptmahlzeit Hauptmahlzeit, nahm man gegen Abend ein. Das Einerlei des Lebens unterbrachen auer den Versammlungen einige Feste. Die wichtigsten wurden zur Sommer- Abwechslungen, und Wintersonnenwende gefeiert. Ein groes Ereignis war auch die Ankunft eines fremden Hndlers. War lngere Zeit kein Krieg gewesen, so folgten viele dem Aufrufe eines berhmten Gaufrsten zu einem Beutezuge.
Andere wanderten nach Gallien und Italien, um in die Leibwache des Reislufer w rmischen Kaisers oder seiner Verwandten einzutreten. Die Toten wurden rmischem Dienst, in der Steinzeit begraben, spter bei den meisten Vlkerschaften verbrannt. Bestattung.
7. Gewerbe und Handel. Dem sehr ursprnglichen Kulturzustande
gem waltete die Eigenwirtschaft ob. Fast alles, dessen sie bedurfte, Eigenwirtschaft, gewann die germanische Familie durch eigene Thtigkeit aus eigenem Stoffe.
Nur wenige Gewerbe, wie die des Schmiedes, Tpfers und Wagenbauers
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
2. Die Germanen. 9
6. Die Lebensfhrung der alten Deutschen entsprach dem damaligen Zustande ihrer Gesittung und ihres Landes. Im Gegensatze zu den Griechen und Rmern waren sie vor allem Fleischesser; das Fleisch lieferten ihnen Nahrung.
ihre Herdentiere und die Jagdbeute. Haferbrei, den man auch zu Brot rstete, Kse (Quark) und die Beeren und Frchte des Waldes bildeten die Zukost. Mit Wasser und Milch, mit Obstwein und Met (den man aus dem Honig der wilden Bienen bereitete), nach dem Umsichgreifen des Gerstenbaues auch mit Bier, lschten sie den Durst.
Die Männer trugen daheim nur einen kurzen Mantel, den ein Dorn Kleidung, oder eine Spange zusammenhielt. Verlieen sie das Haus, so zogen die Gemeinfreien einen Pelzrock mit rmeln, die Edeln einen eng anliegenden Rock aus Wolle oder Leinwand an; beide legten darber ein Stck wollenen Zeuges um, das den Mantel vertrat. Binden, bald auch (keltische) Hosen bedeckten die Beine; lederne Schuhe schtzten die Fe. Die Kleidung der Frauen und Mdchen war rmellos, da sie so ihre huslichen Arbeiten besser verrichten konnten. Ihre Mntel waren leinen und mit rotem Besatz versehen. Ein Kopf- oder Schleiertuch bedeckte ihr Haar. Mit Recht waren Haartracht, sie auf die mattblonde Farbe des letzteren stolz. Wer freien Standes war,
trug das Haar unverkrzt.
Noch lange hielten die Männer der Sweben an der alten Haartracht fest. Diese bestand darin, da man es der dem Scheitel zu einem Knoten zusammenband und schweifartig herabfallen lie. Armringe und Haarreife bildeten den Schmuck.
Die Htten, eine Art von Blockhusern, die mit Schilf oder Stroh Wohnung, gedeckt waren, fgte man fters so zusammen, da sie auf Wagen gebracht und fortbewegt werden konnten. In der Mitte errichtete man den Herd,
falls das Haus nicht um den Stamm eines mchtigen Baumes aufgebaut war. Im zweiten Jahrhundert n. Chr. sahen die Vlkerschaften der fd-westlichen Grenze den Rmern den Steinbau ab, während im Norden und Osten ein kunstvoller Holzbau aufkam. Tische, Sthle und Betten (?) bildeten lange das einzige Hausgert.
Die Germanen waren ein Krieger- und Eroberervolk. Darum kann Lebensweise, es nicht befremden, da sie jegliche Arbeit verabscheuten. Die Hausfrau mit den Knechten, Kindern und Alten hatte die husliche Arbeit, das Vieh und das Feld zu besorgen. Tglich wurde gebadet. Die Hauptmahlzeit Hauptmahlzeit, nahm man gegen Abend ein. Das Einerlei des Lebens unterbrachen auer den Versammlungen einige Feste. Die wichtigsten wurden zur Sommer- Abwechslungen, und Wintersonnenwende gefeiert. Ein groes Ereignis war auch die Ankunft eines fremden Hndlers. War lngere Zeit kein Krieg gewesen, so folgten viele dem Aufrufe eines berhmten Gaufrsten zu einem Beutezuge.
Andere wanderten nach Gallien und Italien, um in die Leibwache des Reislufer in rmischen Kaisers oder seiner Verwandten einzutreten. Die Toten wurden rmt^em tenft-in der Steinzeit begraben, spter bei den meisten Vlkerschaften verbrannt. Bestattung.
7. Gewerbe und Handel. Dem sehr ursprnglichen Kulturzustande gem waltete die Eigenwirtschaft ob. Fast alles, dessen sie bedurfte, Eigenwirtschaft, gewann die germanische Familie durch eigene Thtigkeit aus eigenem Stoffe. @ menig (un< Nur wenige Gewerbe, wie die des Schmiedes, Tpfers und Wagenbauers fteiesj Handwerk.
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Jede Stunde des Tages hatte ihre Bestimmung; Arbeit und
Erholung wechselten mit einander ab, und diese Tageseintheilung wurde vom König mit großer Strenge inne gehalten. Früh, schon um vier Uhr, stand der König aus, zog sogleich seine Reiter-stiesel an und begab sich an seinen Arbeitstisch, um die währeud der Nacht sür ihn eingegangenen Briefe zu lesen oder sich vorlesen zu lassen. Nachdem die Adjutanten Bericht erstattet und
Befehle empfangen hatten, nahm der König das Frühstück ein,
worauf er eine bis zwei Stunden die Flöte blasend in seinem Zimmer auf- und abging. Darans traten Räthe ein, überreichten ihm die gemachten Auszüge, auf welche er Bescheid ertheilte; darnach las und schrieb er Briese. Punkt zwölf Uhr begann die Mittagstafel. Der König selbst bestimmte Tags zuvor die Gerichte ; an Leckerbissen durfte es nicht fehlen; merkwürdig war seine Abneigung gegen den Rheinwein; er trank fast nur französische Weine. Bei Tische sah er gerne Gesellschaft und zog berühmte Gelehrte und tüchtige Officiere oft zur Tafel, wobei er freie, ungezwungene Unterhaltung liebte. Nach Tische blies er wieder eine Stunde Flöte, dann unterzeichnete er die bereit liegenden Briese und ging spazieren. Die Zeit von vier bis sechs Uhr war schriftstellerischen Arbeiten gewidmet. Nach der Abendmahlzeit, welcher meist ein eine Stunde dauerndes Conzert vorausging, in welchem er oft selbst mitwirkte, versammelte er wieder eine Anzahl gebildeter Männer zu heiterer Unterhaltung um sich. Die Unterhaltungssprache war die französische Sprache, da er das Deutsche nicht liebte, weil er es nicht hinreichend kannte.
Im Jahre 1750 siedelte Voltair nach Berlin über und bereitete dadurch Friedrich große Freude; diese aber dauerte nicht lange, denn bald hatte Friedrich das Wesen dieses Franzosen klar durchschaut und beide schieden, nachdem sie sich viel Unangenehmes gesagt hatten, von einander. Später kam eine Aussöhnung zu Stande, so daß beide wieder brieflich mit einander verkehrten.
Die einmal festgesetzte Lebensweise wurde nur daun verlassen, wenn der König im Krieg oder auf Reifen sich befand. Auf letzteren erkundigte er sich nach allem, ließ Landräthe oder Amtleute neben seinem Wagen herreiten und über ihre Amtsbezirke Bericht erstatten; auch durfte jedermann ihm nahen und ihm Gesuche überreichen oder mündlich vortragen.
Ganz besondere Sorgfalt wandte 'der König dem Ackerbau zu; mit allen Mitteln suchte er denselben zu heben; er zog An-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister]]
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TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
seinen Annalen folgende Begebenheit. Als einst deutsche Gesandte in Rom weilten, besuchten sie ein Theater. Hier bemerkten sie auf den Senatorenbnken auslndische Männer. Auf ihre Frage, wer die Fremden seien, erhielten sie die Auskunft, da es Gesandte befreundeter Völker wren, die sich durch Treue und Tapferkeit auszeichneten! Da riefen die Germanen stolz aus: Kein Sterblicher steht, wenn es Waffen oder Treue gilt, den Germanen voran!" : und setzten sich gleichfalls zu den Senatoren.
Noch ist ihre Gastfreundschaft zu rhmen, die sie selbst den Mrdern ihrer Angehrigen gewhrten. Der Gast wurde nach Krften bewirtet und beim Abschiede beschenkt; falls der Wirt die Verpflegung nicht mehr zu leisten vermochte, begleitete er feinen Gast zum nchsten Hause.
Von den Nationalfehlern wird uns ihre oft zu groe Neigung zur Ruhe das Lagern auf der Brenhaut" , fowie ihre Neigung zu Trunk und Spiel gemeldet. Tag und Nacht hintereinander fort zu trinken, ist fr keinen ein Vorwurfs). Zwistigkeiten, die bei ihrer Trunksucht natrlich hufig sind, verlaufen feiten in Schimpfreden, fter in Mord und Wunden. Wrfelspiel treiben sie wunderbarerweise nchtern als ernsthafte Angelegenheit, so tollkhn im Gewinnen und Verlieren, da sie, wenn alles dahin ist, auf den letzten, verzweifelten Wurf ihre persnliche Freiheit setzen. Der Unterliegende tritt in freiwillige Sklaverei. So groß ist ihre Beharrlichkeit in einer schlechten Sache ; sie selbst nennen es Treue", schreibt Seacitus**) voll groer Verwunderung. Endlich wird noch ihre Fehdelust, ihre Sucht nach vlliger Ungebundenheit, da sie sich schwer unter Gesetze fgen, getadelt.
11. Gtterglaube.
Wir wten nur sehr wenig von dem Glauben unserer Vter, wenn uns nicht in den auf Island aufgefundenen Edden vieles berliefert wre. Zwar berichten uns diese epischen Heldenlieder und mythologischen Erzhlungen nur zunchst von den nordgermanischen Gttersagen: doch werden wir nicht fehl gehen, wenn wir die Grundzge derselben auch als bei unseren Vorfahren bekannt ansehen.
a) Schpfungsmythus.
der die Entstehung der Welt berichtet die Mythe wie folgt. Im Anfange bestand nur Allvater und der weite Raum. Im Norden des Raumes bildete sich ein kaltes und finsteres Reich: Niflheim (d. i. Nebelheim, Reich der Nibelungen); im Sden ein Helles und warmes: Mnspel-heim (nmspell=Weltbrand). Zwischen beiden Reichen befand sich ein ghnender Schlund. In der Mitte von Niflheim flo ein Brunnen, dessen Strme den Abgrund fllten und zu Eis erhrteten. Das Eis in der Nhe von Mnfpelheim schmolz, die schmelzenden Tropfen wurden lebendig,
*) Germania, Kap. 22.
**) Kap. 24.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Rom Island Niflheim Niflheim Mnfpelheim