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b. Böotische Wandrung: Dem Stoß der Thessaler nach-
gebend wandern die äolischen Boot er*) von Arne im Spercheios-
thal in das 'weite Thalbecken des Kopais und das untere
Kephissvs-Thal, nunmehr Böot ien. Die alten Bewohner (Kad-
meonen, Minyer, Thraker) wandern theils aus, theils zerstreuen
und unterwerfen sie sich. Die Eroberer ein Adelsvolk, anfangs
unter Königen, seit dem 8. Jahrhundert mit aristokratischer Staats-
form. Theben, der Mittelpunkt des Landes, sucht sich zur
herrschenden Stadtgemeinde zu machen; Gegenstreben der übrigen
Städte (besonders von Orchomenos, Thespiä, Platää, welches
letztere später ■— 520 — zu Athen übertrat), die in einem lockeren
Bundesverhältniß standen.
o. Dorische Wanderung 1104, deren Vorspiele die
beiden früheren Wanderungen sind. Die Dorier, ursprünglich
an den Abhängen des Olympos, ziehen, vor den Thessalern
weichend, über den Oeta und finden Wohnsitze im Quellgebiet
des Kephissos, •— Dort s. Unter der Führung der Herakliden
suchen sie Wohnsitze im Peloponnes. Nach einem vergeblichen
Versuch über den Isthmus Zug der Dorier unter den Herakliden-
Brüdern T e m e n o s, Kresphontes, A r ist o d e m o s und äolischer
Schaaren unter Oxylos über den korinthischen Busen nach der
Halbinsel. Niederlage der herrschenden Achäer unter Tis am e n os,
dem Sohne des Orestes. Der Sage nach Unterwerfung der Be-
wohner nach einem entscheidenden Sieg, in Wahrheit nach lange
dauerndem Kamps. Die Eroberung ging wahrscheinlich von Elis
aus, dem Alpheiosthal auswärts bis zum nördlichen Taygetos,
von da verzweigte sie sich in das obere Pamisosthal einer-, das
obere Eurotasthal andrerseits; ans letzterem ein Th eil wieder
nach Ärgolis. Theilung des eroberten Landes: Elis der Sage
nach an Qxylos, Argolis (als Ehrenloos), Messenien, Lakonien
an die drei Herakliden.
Auswanderung der meisten Achäer nach Aegialea (nun-
mehr Achaia), der dort-seßhaften Joner zum Theil nach Attika
und beu Kolonien. Die Neliden aus Messerrien nach Athen.
Allmähliche Dorisierung der übrigen Theile der Halbinsel
von Argos aus, mit Ausnahme des meist pelasgischen Atpenlandes
Arkadien, das nie zu einer politischen Einheit gelangte und, fern
vorn Meere, auch dem allgemeinen Verkehr ritb höherer Enltur
fern blieb. Attika erst setzte dem Fortschreiten der dorischen (Sr*
lofits oberung eure Grenze 1066.
*) Oder erst später so genannt?
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Zur Einleitung.
Begriff und Inhalt der Alten Geschichte.
u. Aus Asien, der Urheimat des Menschengeschlechtes, be-
wegen sich die Völker und ihre Geschichte westwärts. Das geo-
graphische Centrum der alten Geschichte ist das Mittelmeer, das
Vermittlungs-Meer der drei Theile der alten Welt.
Die Alte Geschichte zerfällt gleichsam in drei Acte: in die
Geschichte der orientalischen Völker, der Griechen, der
Römer. Die zur Theilnahme an der allgemeinen Geschichte be-
rufenen Culturvölker des Orients streben alle aus dem Innern
Asiens nach den Gestaden des Mittelmeeres; — die Aegyptier
und Phöniker die äußerlichen Bindeglieder zwischen Morgen-
und Abendland. Vier g r o ß e W e l t r e i ch e — das assyrische,
babylonische, medische, persische — umfassen Westasien
und folgen jenem Zuge. Der Mangel an innerer Entwicklung
drängt sie zu Eroberungen nach außen. Der Versuch des letzten
dieser Reiche, die von der Natur gesteckten Grenzen dauernd zu
überschreiten, scheitert an den Griechen, den Vorkämpfern der
europäischen Cultur. Durch Alexander den Großen wird
der Orient mit den Kräften., des Occidents überwunden; zuletzt
mündet die Geschichte aller Culturländer in das römische Welt-
reich ein. ,
b. Aber die innere Uebcrwindung der abendländischen
Völker geht vom Orient aus. Der religiöse Charakter der alten
Welt ist das Heidenthum in allen seinen Erscheinungsformen.
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30
Iii. Nationale Emigungsmmel.
Die Zersplitierung der Stämme und Städte im Mutterlande
und in den Kolonien hätte ohne ein bestimmtes Gegengewicht zur
völligen Auflösung führen müssen. Dieses Gegengewicht fand sich
neben dem stark ausgeprägten Nationalbewußtsein allen Nicht-
griechen (Barbaren,) gegenüber in mehreren, durch die Volks-
religion hervorgerufenen oder geheiligten Instituten: der gemein-
same Götterglanbe ist das festeste staatengründende Band.
A. Das Delphische Orakel.
Ein uraltes Erdorakel des Apollon, des ,Propheten des
höchsten Zeus', des Gottes der sittlichen Reinheit und geistigen
Klarheit, der Ordnung und des Rechtes (s. S. 14). Der Sage
nach der nufpuxog der Erde, in Wahrheit das Centrum der Hel-
lenischen Cultur, durch den dorischen Stamm und seit der Wand-
rung desselben zu besonderer Bedeutung gelaugt; eilt höchstes
Tribunal über die ^Grundsätze des Rechts und oberste Instanz
in der Politik, weit über die Grenzen Griechenlands und seiner
oft auf Anregung des Orakels ausgesandten Kolonien von oft
entscheidender Autorität.
Ein Erdspalt mit ansströmenden gasartigen Dämpfen, die
ekstatische Erregungen bewirken (nnv/ua £v9ovat.aotiy.ov). lieber
dem Schlund neben dem heiligen Lorbeerbaum der goldne Drei-
fuß, der Sitz der Pythia, deren weissagende Aeußerungen (bald
s/u/Lutga bald u/uftou) von den mit den Zuständen Griechenlands
wohl vertrauten Priestern und ihren Gehülfen metrisch gefaßt
wurden. Ursprünglich nur eine Pythia und ein uqoytjvrig oder
uq6f.kx.vvic, später zwei Priesterinnen und mehrere Priester. Großer
moralischer Einfluß des Orakels aus ganz Griechenland bis in
die späteren Zeiten; — Einwirkung mehr aus das was geschehen
sollte, als eigentliche Wahrsagung. Bestechungen der Priesterin
kommen vor, aber als seltene Ausnahmen; — Große Tempel-
schätze in den Thesauren.
B. Die tamphiktyonien.
Einungen von Nachbarstaaten (äfiyixvioveg) zu religiöser Fest-
feier um ein Bundesheiligthnm. Am bedeutendsten die Delphische
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37
Mannesalter: Strenge Ueberwachung des Privatlebens.
In Haus, Tracht, Speise ist die größte Einfachheit Vorschrift und
Sitte. Die cpiöina oder avaoina aus gemeinsamen Beiträgen
für alle über 20 Jahre alten Spartiatcn, die sich in geschlossenen
Tischgesellschaften (ovoxijvtou) einigten; die schwarze Suppe (al/xaria
oder ßucpd). Diese gesellige Gemeinschaft übertrug sich auch auf
die Heereseintheilung (fw^orwi), — Verbot des Gebrauchs edler
Metalle; eisernes Stabgeld; Verbot ddr Auswandrung, die als
Desertion galt; strenge Fremdenpolizei (^tvt]Xaaiu) und Verbot
der Niederlassung von Ausländern.
Jeder Bürger war vom 20—60. Jahre kriegspflichtig. Die
militärische Kraft des Staates ruhte auf dem Fußvolke,
dessen Kern das Hoplitenheer, mit ehernem Panzer und Helm,
großem Schild, langem Speer,.kurzem Schwert bewaffnet. Früher
die größte taktische Heeresabtheilung der Xöyoc,, später die ¡xoqu.
Sparta ein Kriegslager, ein Volk in Waffen, ebenso gegen die
widerstrebenden Elemente im Inland (Heloten) wie gegen außen
gerüstet.
Vii. Das Ephorenamt wohl eine vorlykurgischebehörde
(Gemeindevorsteher), aber erst nach Lykurg (zu König Theo-
pompos Zeit?) im Interesse des dorischen Demos gegen
Könige und Geronten weiter ausgebildet bis zu einer Art Gegen-
regierung gegen die Könige und ihre Uebergriffe. Aufsichts- und
Rügerecht der 5 jährlich wechselnden Ephoren gegen alle Ma-
gistrate und Bürger. Die Könige konnten durch sie alle 9 Jahre
unter Umständen suspendiert und vor der Gerusia in Anklage-
stand versetzt werden.
B. Die Mejsenischen Kriege.
Die lykurgischen Institutionen geben dem Staate neue Lebens-
kraft und die Fähigkeit, bald seine Macht auch zu erweitern. So
folgte der erst nach Lykurg eingetretenen völligen Unterwerfung
der lakonischen Landschaft die Eroberung Messeniens.
Messenien {ßltooßvrj — Mittel- oder Binnenland) das
fruchtbarste, von dem Pamisos, dem wasserreichsten Flusse des
Peloponnes, durchströmte und gebildete Land. In demselben
zwei Ebenen, durch das nahe Zusammentreten der Gebirgslinien
getrennt. In der Nahe der trennenden Engschlucht liegt die
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Eleusis, aber auch die erstere nur dürrer und steiniger Kalk-
. boden, nur durch Kunst und Fleiß ergiebig. Der Getreideertrag
nicht ausreichend, bedeutender Oel- und Feigenbau. Mangel an
größeren Flüssen, der Kephissos und Jlissos wasserarm.
Herrliches Klima, reine Luft, mildernder Einsluß der Meeres-
nähe. — Lage, Gestalt und Natur des Landes weist die Be-
wohner auf die See hin, das Element des ionischen Stammes
und die Wiege von Athens Größe.
A. Bis Zolon.
1) Die Königszeit: Die Zeit vor Theseus, die pelas-
gische Periode, gehört ganz der Mythologie an. Der Landes-
heros Kekrops, s. S. 20. Die Bewohner glaubten an ihre
Autochthonie. Theseus galt als Gründer des ionischen
Staates, der die einheimische Bevölkerung zugleich frei machte
von den Einflüssen und dem Druck der meerbeherrschenden Phöniker.
Einigung der 12 Gemeinden des Landes um die Kekropia und
das Prytaneivn von Athen (ovvonuo/uog, övvouict, llava&/jvaia).
Aus uralter Zeit stammen die vier ionischen Phylen
(Geleontes, Hopletes, Aigikoreis, Argadeis), ä 3 Phratrien, ä 30
ysvrj. Von der Zugehörigkeit zu diesen Abtheilungen war das
Bürgerrecht abhängig.
Innerhalb der Phylen drej Stände (ß&vij), auf Theseus
zurückgeführt: Eupatriden (Adelstand), Geomoren (Bauern-
stand), Demiurgen (Handarbeiter und Gewerbtreibende).
Bon den Stürmen der Völkerwandrung blieb Attika ver-
schont. Der letzte Theside Thymötas wurde um diese Zeit
wegen Feigheit gegen eindringende Böotier unter Aanthos entsetzt,
auf einer Stelle wird der aus Pylos durch die Dorier vertriebene
Nelide Melanthos König von Attika. Mit seinem Sohne
Kodros (vgl. S. 26), der sich im Kampf gegen die aus Argos
und Korinth vordringendeu Dorier auf Grund eines Orakel-
spruchs geopfert, eudigt das Königthum 1066. Megaris aber mss
von Attika losgerisfeu.
2) Die Adels Herrschaft: 'Schritt für Schritt zerstört
der Adel die Königsgewalt, zuerst den Namen und die Unver-
antwortlichkeit, das eigentliche Wesen des Königthums. Der
jüngere Kodride Ne lens führt die ionischen Kolonien nach Klein-
asien (s. S. 28), ¡jeüt älterer Bruder Medon erster Archont.
Dies Amt lebenslänglich, erblich, aber den Eupatriden verant-
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19
Das hellenische Volk gliedert sich, wie das deutsche, in ver-
schiedene Stämme, .deren Eigenthiimlichkeit sich in Mundart und
Sitte kund thut und wesentlich zum Charakter der griechischen
Geschichte gehört. Die vier Stämme: Aeoler, Dorier,
Joner, Achäer.
1) Die Aeoler {Aloins) gelten als ältester Stamm, doch
ist der Name vielleicht zuerst in den vorderasiatischen Kolonien
ausgekommen mtb bedeutet Mischvolü. Ihr Dialekt alterthüm-
lich, dem Dorischen am nächsten. Wohnsitze im südlichen Thes-
salien; Aeolische Fürsten über die Minyer in Orchomenos am
Kopaissee und in Jolkos, Spuren fast durch ganz Mittelgriechen-
taub (außer in Doris, Megaris, Attika); für die weitere Geschichte
des Mutterlandes ohne Bedeutung.
2) Die Dorier {Awquts) ursprünglich in Phthiotis, dann
in ganz Thessalien ansgebreitet, nach dem Pindos gedrängt, zu-
letzt zwischen Oeta und Parnaß sich festsetzend, —: Landschaft
Doris.
3) Die Achäer (^Ayuioi), von den Alten als Zweig der
Aeoler angesehen, auch den Jonern nahe verwandt*), wie diese
ein Küstenstamm. Sie wandern ans dem untern Spercheiosthal
(Phtiotis) nach dem Peloponnes, den sie von ihren Hauptsitzen
Argolis und Lakonien aus erobern. Hauptträger der Heroenzeit.
4) Die Joner (Aoweg) zuerst in Attika, Spuren auch auf
dem Isthmus und in Argolis. Die neuerdings ausgesprochene
Vermuthung, daß die Joner, früh ein Seevolk, bei der ersten
Einwanderung der Gräco-Jtaliker übers Meer nach beit Ost-
gestaden Griechenlands eingewandert und später (die s. g. ionischen
Kolonien) zu ihren znrnckgeblieoenen Stammgenossen nach Vorder-
asien heimgekehrt seien, ist schwerlich haltbar. Der ionische Dialekt
ist eine jüngere Entwicklungsstufe der Sprache, von weicherer
und reicherer Vocalisation und größerer Formensülle als der
Dorische.
*) In der späteren Genealogie sind Jon und Ächaios Brüder, Enkel des Hellen:
Deukalion
I .
Hellen.
I
Aeolos —■ Doros — Tuthos.
I
Jon — Achaeos.
2*
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79
Lysanders Einfluß) von Sparta unterstützt, sammelt er neben
zahlreichen barbarischen Truppen eine hellenische Söldnermacht
von 13000 Mann unter verschiedenen Führern, deren bedeutendster
der lakedämonische Flüchtling Klearchos. Zieht durch Klein-
asien ohne Widerstand zu finden: erst am Euphrat, wo es zur
Umkehr zu spät, erfahren die Hellenen das eigentliche Ziel der
Expedition, die Entthronung des Königs: einige Tagemärsche von
Babylon, bei dem Dorfe Kunaxa, Zusammenstoß zwischen dem
Heere des Cyrus und dem Reichsheer des Artaxerxes. Voll-
ständiger und unblutiger Sieg der hellenischen Söldner auf dem
rechten Flügel; durch den gleichzeitigen Tod des Cyrus im
Centrum in eine gefährliche Niederlage verwandelt (401). Nach-
dem sie eine kurze Zeit in einem trügerischen Vertragsverhältniß
zum König gestanden, vollendet die Tücke des Satrapen Tissa-
ph ernes, der ihre Führer zu einer Unterredung verlockt und
aus dem Wege räumt, das Verzweifelte ihrer Lage mitten im
feindlichen Lande, 300 Meilen von der Heimath. Auf Anregung
des Atheners Xenophon neue Führer gewählt, den Oberbefehl
führt der Lakone Cheirisophos, der eigentliche Leiter des berühmten
Rückzugs der Zehntausend von den Grenzen Mediens und
Armeniens durch Kurdistan, Armenien bis Trapezunt, wo sie die
„gastliche See", das schwarze Meer, wieder begrüßen, war der
Führer des Nachtrabs, Xenophon, der in seiner Anabasis den
Thaten dieses wandernden Kriegeistaats ein würdiges Denkmal
gesetzt hat.
b. Die ionischen Städte, welche zu Cyrus gehalten, schicken
aus Furcht vor der Rache des Tissaphernes nach Sparta. Die
hegemonische Stellung Spartas, zugleich den Ehrgeiz Einzelner
weckend, macht auswärtige Unternehmungen für die Spartaner
zur Nothwendigkeit. Sendung des Thimbro n, dann des D erky-
lidas, 396 des Agesilaos, welcher 2 Jahre früher den Thron396
bestiegen hat. Innere Zustände Spartas: die höchste Macht hat
das Ephoreukollegium, neben welchem die Könige nur aus-
sührende, rechenschaftspflichtige Behörde; die ursprüngliche Gleich-
heit der Spartiaten ist der drückenden Oligarchie einer
kleinen Minderzahl, der o/uoioi oder Gleichen gewichen, die
alte Einfachheit dorischer Sitte verschwunden. Lysanders Wunsch,
die alte Thronfolgeordnung zu seinen Gunsten zu ändern, nicht
verwirklicht, daher durch seinen Einfluß gegen das Orakel vom
„hinkenden Königthum" Agesilaos erhoben, in dessen Charakter
Lysander jedoch sich täuscht. Nachdem Agesilaos die Verschwörung
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Extrahierte Personennamen: Klearchos Cyrus Artaxerxes Cyrus Lakone_Cheirisophos Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Sparta Armeniens Kurdistan Armenien Sparta Spartas Spartas
96
geschlagen wird, unterwirft Alexander die Provinzen Drangiana,
Gedrosien, Arachosien, gründet am Fuße des Hindukusch eine
Alexanderstadt, geht 329 über den Oxus nach Sogdiana: Ge-
fangennehmung des Bessos, der unterdessen als Artaxerxes den
Königstitel angenommen; wird auf persische Weise gerichtet, ver-
stümmelt und hingerichtet. Vordringen bis über den Jaxartes,
an dessen nördlichem Ufer die Scythenstämme beginnen: Alexander-
stadt am Jaxartes (Ax^üvöqov so/ura) gegründet. Aufstand der
Provinzen Sogdiana undbaktrien; schwere Kämpfe (Spitamenes,
Hülse einzelner Scythenstämme); Anlegung von Städten und
militärischen Posten; Vermählung Alexanders mit Roxane, einer
baktrischen Fürstentochter; Heranziehung persischer und
anderer barbarischer Großen in seine Dienste, medische Tracht
und Hofceremoniell (npooxwetv) bei großen Empfangstagen,
welche in seiner jetzigen Stellung mit Nothwendigkeit be-
gründet bei Hellenen und Makedonen als Abwendung von
der väterlichen Sitte und Bevorzugung der Barbaren heftigen
Widerspruch findet. Opfer dieses Kouflikts, welcher zweimal zu
Verschwörungen in Alexanders nächster Umgebung führt, werden
Philo tas und dessen Vater Parmenion, der Verdienteste von
Philipps Generalen; Kleitos, bei einem Gastmahl zu Mara-
kanda in Sogdiana, der ihm beim Granikos das Leben gerettet;
der Philosoph K a l l i st h e n e s: Parteiung für und wider Alexanders
neue Regierungsweise.
In diesen Vorgängen liegt unter andern Beweggründen die
Nothwendigkeit des indischen Feldzugs. Dieser im Sommer
325 von Baktra aus angetreten; im Heere befinden sich 30000
aus den asiatischen Landschaften ausgehobene Krieger.
Die Halbinsel Indien bildet in geschichtlicher und geographische'' Beziehung
eine eigene Welt, welche im Alterthum die Mittelmeerländer und ihre Entwicklung
nur sehr mittelbar berührt. Um 2000 v. Ehr. Einwanderung von Stämmen
der östlichen, Arier in das Jndnsthal, wo sie in zahlreiche kleine Stämme
getheilt unter Königen ähnlich wie die Griechen der homerischen Zeiten ein
heroisches Zeitalter verleben, von welchem die Vedas Kunde geben; um 1300
v. Chr. finden einzelne Stämme allmälig den Weg nach dem zweiten großen
Tiefland der Halbinsel, der Gangesebene; von hier ans allmälige Er-
oberung der ganzen Halbinsel. Allmälige völlige Veränderung des
Volks; schroffe Kasteneintheilnng, neue Religionsvorstellnngen (Brahma,
Brahmanen), Priestermacht: despotisches Königthum unter priesterlicher Vor-
mundschaft. Um 600 v. Chr. dann Reaktion gegen Priestcrreligion und Kasten-
drnck durch einen religiösen Reformator Buddha; weite Ausbreitung seiner Lehre;
Gegensatz, Kampf, Verschmelzung des Brahmaismus und Buddhismus.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Artaxerxes Alexanders Roxane Alexanders Philipps Philipps Alexanders Buddha
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seiner Freunde bleibt (Hephästions Tod zu Ekbatana 325), reor-
ganisiert sein Heer in der Weise, daß es ein wichtiges Einheits-
und Bindemittel für die Völker des Reichs wird, indem er Bar-
baren in großer Zahl in dasselbe einstellt, sie in griechischer
Sprache unterrichten läßt, makedonisch einexerciert und dann mit
den Makedoniern zu taktischen Körpern verbindet: Aufstand
des Heeres zu Opis und Entlassung der Veteranen nach der
Heimath (325). Die unabhängigen Gewalten im Reich ver-
schwinden; Befehl an die Griechen, ihre Verbannten wieder in
die Städte aufzunehmen; strenge Abhängigkeit der Satrapen;
Unterwerfung der Gebirgsvölker, welche im alten Perserreich den
Verkehr hemmten (Vernichtung der Kossäer nach Hephästions Tod).
Begünstigung des Handels durch Anlegung von Straßen, Ent-
deckungsfahrten, Hafenbauten, Städtegründungen, bei welchen das
hellenische Volk mit seinem Kolonisationstalent, seiner geistigen
Ueberlegenheit, seiner vielseitigen Anstelligkeit überall besonders
hervortritt. Plan einer großartigen Kolonisation an der Ostküste
des persischen Golfs und einer Umfahrt von Arabien. 324, uni
die letztere ins Werk zu setzen, Rückkehr von Ekbatana nach
Babylon, wo eine Menge von Gesandtschaften. (z. Th. aus dein
fernen Westen, vielleicht eine römische) ihn erwarten. Inmitten
dieser ungeheuren lebenschafsenden Thütigkeit überrascht den 32jäh-
^rigen der Tod, zu Babylon 8. Juni 323.
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Iii. Cult u r.
Veränderter Charakter der Zeit. Die politische Rolle
der Griechen ist ausgespielt, dagegen durchdringt die von ihnen
geschaffene Cultur mehr mib mehr beit ganzen Länderraum, ans
welchem die alte Geschichte spielt. Die schöpferische Thätigkeit
macht der wissenschaftlichen Platz; Alexanders Lehrer Aristoteles,
der alles Wissen seiner Zeit in sich zusammenfaßt, ist für die
wichtigsten Zweige der Wissenschaft (Naturgeschichte, Logik, Psycho-
logie, Ethik, Poetik, Politik u. s. w.) bahnbrechend geworden.
Alexanders eigenes Interesse an wissenschaftlichen Dingen und
geistigem Leben; was bei ihm noch reines Interesse, wird bei
seinen Nachfolgern Regierungsmittel. An der Stelle der in ihrer
Beschränkung großartigen griechischen Nationalität der kosmo-
politische Hellenismus; griechische Kolonieen im fernsten
Osten; während Griechenland selbst entvölkert, liefert es dem
ganzen Osten die Söldner, Gelehrten, Baumeister, Künstler,
Lehrer. Mittelpunkte dieser hellenistischen Kultur die Residenzen,
daher ihr höfischer Charakter: neben zahlreichen andern ganz be-
sonders Alexandria, unter den Ptolemäern Hauptsitz der Ge-
lehrsamkeit dieser Zeiten; die große Bibliothek und das Mu-
seion (Akademie): andere Schulen zu Athen, Rhodos, Pergamum,
wo gleichfalls Bibliothek von angeblich 200000 Bänden; andere
Sammlungen, zoologische, botanische; Ausbreitung und Abschleisuug
der griechischen Sprache (y.oivtj d'dxi-xrog), welche Vermittlerin
des Weltverkehrs wird: Pflege der Grammatik und der Phi-
lologie (Textrecensionen der Klassiker, Homer durch Aristarch).
Poesie eifrig, aber geistlos getrieben: gelehrte astronomische,
medicinische Gedichte; glücklich noch im Epigramm und (ver-
einzelt) der Idylle (Theokrit). Sv auch die Kunst ohne Be-
geisterung, aber mit großen technischen und ungeheuren materiellen
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