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1. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 77

1855 - Heidelberg : Winter
77 §. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus. kündigen und rüstete sie nach seiner Himmelfahrt mit Kraft aus der Höhe, mit dem heiligen Geiste dazu ans. Schon am ersten Pfing st feste wurde die erste Christenge- meinde gesammelt, welche senfkornartig allmählig zu einem Baume heranwachsen sollte, in dessen Schatten alle Völker Ruhe und Heil fin- den. Damit war der Grund zur christlichen Kirche gelegt, welche, auf den Fels des Glaubens an Christum, den Sohn des lebendigen Gottes erbaut, selbst von den Pforten der Hölle nicht sollte überwältigt wer- den können. Die erste Verfolgung der neuen Gemeinde von Seiten des hohen Raths veranlaßte zwar den Märtyrertod des Almosenpflegers Stephanus, aber auch die Ausbreitung der Gemeinde über andere Theile Palästinas und Syriens. Dieselbe Frucht schaffte auch die zweite Verfolgung durch Herodes Agrippa I , in welcher der Apostel Ja- kobus der Aeltere seinen Tod fand. Nachdem zuvor schon die Erstlinge aus den Heiden in die Gemeine ausgenommen worden waren, begann der vom Herrn selbst bekehrte und ausgerüstete Heidenapostel Paulus sein Werk, durchzog auf drei Reisen Kleinasien, Macedonien und Griechenland, stiftete allenthalben neue Christengenieinden und verkündigte zuletzt noch in der Weltstadt Rom das Evangelium von dem Gekreuzigten, in welchem allein das Heil zu finden ist. 2. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus/ §. 79. Während so die christliche Kirche in der Stille sich gründete, traten in dem römischen Kaiserreich verschiedene Wechsel ein. Noch zur Zeit des Angustns hatte der Kampf mit dem Volk der Germanen be- gonnen , welches zunächst berufen war, das Strafamt über das versun- kene Römerreich zu üben und darnach der Hauptträger christlicher Bil- dung und Gesittung zu werden. Die Germanen, dieses kräftige, nach Sprache und Blut unvermischte Volk, wohnten von dem Jura, den Vogesen und der Maas bis zur Weichsel, von der Donau bis zur Ost- und Nordsee, und waren in viele Völkerschaften getheilt, welche größtenteils ohne politischen Zusammenhang lebten. Sie zeichneten sich in leiblicher Beziehung durch hohe Körpergestalt, weiße Haut, blondes Haar, blaue, feurig blickende Augen, trotzige Haltung und große Kraft, in geistiger Hinsicht durch unbän- digen Muth, unbezwingliche Tapferkeit, Freiheitssinn, Vaterlandsliebe, Gottesfurcht, Züchtigkeit, Achtung gegen das weibliche Geschlecht, Gastlich- keit, Treue und Redlichkeit vor allen andern Völkern aus. Jeder Germane oder Deutsche, welcher ein Grundeigenthum, Allod, besaß, war frei. Wer aber einem Freien gegen ein Feod oder Lehens- gut oder um sonstigen Unterhalt diente, war dinglich — hörig. Die

2. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 84

1855 - Heidelberg : Winter
84 §. 86. Alleinherrschaft Constantin's. §. 87. Constantin's Nachfolger. die letzte Christenverfolgung aus. Nach seinem Tod entstand eine acht- zehnjährige Verwirrung, während welcher sechs, dann vier Imperatoren neben einander herrschten und sich untereinander bekriegten bis endlich 312constantin durch die Schlacht am rothen Stein bei Nom sich ii.chr.die Herrschaft über den Westtheil, und eilf Jahre nachher durch seine Siege bei Adrianopel und Chalcedou die Alleinherrschaft über das ganze Reich erkämpfte (323). 2. Wechselnde Ginigung und Th eilung der Reichs- gewalt von Constantin bis Theodosius. 1. Die Alleinherrschaft Constantin's und Sieg des Christenthnms. §. 86. Hun war auch für die Christen das Ende ihrer Leiden gekom- men; denn Constantin erhob das Christenthum zur herr- schenden Religion, gewährte zwar anfangs dem Heidenthum noch Duldung, verbot aber später dasselbe ganz. Trotz der Unlauterkeit seines Characters schützte er die Kirche auf jede Weise, wenn man auch sagen muß, daß die Verbindung derselben mit dem Staat ihr nicht blos Vor- theile, sondern auch entschiedene Nachtheile brachte. Um einen das ganze Reich erschütternden Kirchenstreit zu schlichten, veranlaßte er 325 das e rst e ökumenische Concilium, d.h. die erste allgemeine Kirchen- versammlung zu Nicäa, auf welcher der Arianismus oder die falsche Lehre des Presbyters Artus, welcher behauptete, Christus sei bloß ein Geschöpf, hauptsächlich durch die siegreiche Glaubenstrene des Athana- sius verworfen wurde. Constantin's Hauptthätigkeit aber war auf Einführung einer neuen Hof- und Staatsverfassung gerichtet, welche die Durchführung der völligen Selbstherrlichkeit zum Zweck und einen vorherrschend morgenländischen Character hatte. Er verlegte seine Residenz nach Byzanz, welches später nach ihm den Namen Co nstan- t i n o p e l erhielt. Nachdem er für das Wohl und die Sicherheit des Reiches nach Kräften gesorgt hatte, ließ er sich in seinem 65. Jahre taufen und starb 337 n. Chr. 2. Die Nachfolger Constantin's bis Theodosius. §.87. Aach langen Kämpfen zwischen seinen Söhnen vereinigte Con- sta ntius (353) wieder das ganze Reich, hatte aber alle Hände voll zu thun, um die im Osten und Westen eindriugenden Barbaren ab- zuhalten , was ihm in Gallien gegen die dort eindringenden Alemannen und Franken nur mit Hülfe seines tapfern Vetters Julianus gelang. Die christliche Kirche, in deren Inneres er herrschsüchtig ein- griff, verweltlichte unter ihm immer mehr; Glanz und Pracht, äußere

3. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 86

1855 - Heidelberg : Winter
86 §. 89. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung. Der betrübende Anblick des in die Kirche immer mehr eindringenden Verderbens führte viele fromme Gemüther schon damals dem Mönch- thum oder Klosterleben zu. Das Einsiedler- und Klosterleben verdankt seine Entstehung dem Anto- nius, dem Sohne angesehener und reicher Eltern in Aegypten, der sich in eine Einöde zurückzog., nachdem er sein Vermögen unter die Armen vertheilt hatte. Viele folgten dem Beispiel dieses als Heiligen verehrten Mannes und widmeten sich aus seinen Antrieb dem Gebet und der Handarbeit, so daß sich bei seinem Tode (656) gegen 3000 Einsiedler in den Einöden Aegyptens befanden. Die berühmteste Vereinigung solcher Einsiedler war die, welche Pachomius auf der Nilinsel bei Thebals stiftete. Man nannte eine solche Vereinigung Cönobium oder Monasterium; Pachomius selbst hatte den Titel Abbas (Vater, Abt). Die Glieder einer solchen Vereinigung waren nach gewissen Ordnungen eingestellt, und trieben ihre Geschäfte und Andachtsübungen nach bestimmten Regeln. Dies war der Anfang des Klo- sterlcbens oder des Mönchthums, das zuerst nur im Morgenland sich ver- breitete, im nüchterneren Abendland aber erst später auskam und dort we- sentliche Verbesserungen erhielt, so daß die Klöster jener Zeit wohltbätige Pflegestätten für die leidende Menschheit wurden; doch verband sich mit ihnen auch bald eine gewisse Werkheiligkeit, die dem geistlichen Leben nachthcilig wurde. 4. Theilung des römischen Reichs und Fortgang der Völkerwanderung. §.89. Der Kaiser Theodosins theilte vor seinem Tode das Reich 393 förmlich unter seine beiden unmündigen Söhne, und von da an wurde n.cl'rhie Trennung des östlichen und westlichen Theils eine bleibende. Das oströmische Reich mit der Hauptstadt Constantinopel wurde von Ar cadrus, das weströmische mit dem Regierungssitz Ravenna von Honorius und seinem Reichsverweser Stilicho, einem Vandalen, be- herrscht. Dieser hielt die germanischen Völker mit starker Hand noch von der Gränze zurück; aber nach seinem Sturz und Tod überflutheten die Westgothen unter ihrem König A l a r i ch Italien, erstürmten und plünderten die Stadt Rom im Jahre 410. Nach Alarichs gewaltsamem Tod zogen sie unter seinem Nachfolger Athaulf nach Gallien und von dort nach Spanien, wo sie das westgt'thische Neich gründeten, 419das nachher von der Garonne bis Lusitanien reichte und Tolosa (Toulouse) zur Hauptstadt bekam. Zuvor schon hatten sich andere germanische Stämme, Sueven, Ala- nen, Vandalen, nach Spanien gewendet und dort sich niedergelassen. Die Vandalen wurden von dem Statthalter Bonifacius in Afrika gegen die Kaiserin Placidia zu Hilfe gerufen, zogen unter ihrem König Gei- ser ich in wilden Schaaren nach Afrika hinüber, setzten sich im Lande 429 fest und gründeten das vnndalische Neich.

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 162

1855 - Heidelberg : Winter
162 §. 147. Die Schwäche des deutschen Reichs. zweimal in Norwegen ein, um es Dänemark zu entreißen, wurde aber 1718 bei der Belagerung von Friedrichshall meuchlerisch erschossen. In den darausfolgenden Friedensschlüssen verlor Schweden alle seine deut- schen Länder, ferner Liesland, Esthland und Jngermannland und einen Theil Finnlands und damit seine ganze vorige Bedeutung. Zugleich traten innere Parteiungen des Adels auf, welcher wieder zur Macht zu kommen suchte und daö Königthum schwächte, so daß Schweden das Einemal unter Frankreichs, das Andremal unter Rußlands Einfluß ge- rieth. Aehnliches trat in Polen ein. Dagegen war Rußland durch diesen Krieg die erste Macht im Norden geworden. Peter der Große nahm den Titel „Kaiser aller Reußen" an, machte sich zum Haupt der russisch-griechischen Kirche, eroberte noch einen Theil der kaukasischen Länder, und bahnte so seinen Nachfolgern den Weg zur künftigen Größe Rußlands. Seine nächsten Nachfolger (Katharina l., Peter Ii., Anna für Iwan Iii.) regierten durch Günstlinge (Menzikow, Biron, Münnich), welche jedoch Rußlands äußeres Ziel nicht ans den Augen ließen, bis die jüngste Tochter- Peters des Großen, Elisabeth, 1741 die Zügel der Regierung ergriff. 12. Die Schwäche des deutschen Reichs in Folge des französischen Einflusses seit der Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts. §. 147. Unter allen Staaten Europa's war Deutschland in seiner Schwäche am meisten dem verderblichen Einflüsse Frankreichs ausge- setzt, und machte sich durch seine Nachahmung französischer Sitte und Bildung nur noch abhängiger von dem westlichen Nachbar. Die meisten Fürsten suchten es Ludwig Xiv. in Glanz und Ueppigkeit nachzumachen, und richteten dadurch ihre Völker zu Grunde. Sie waren stets unter sich uneinig, verletzten die Rechte ihrer Unterthanen ohne Scheu, ver- schleuderten die Staatseinkünfte und drückten das verarmte Volk. Nur der brandenburgische Hof unter Friedrich Wilhelm und der österreichische unter Leopold l. hielten sich von dem französischen Unwesen frei. Die Religion in ihrem damaligen Zustande aber vermochte die Sittlich- keit nicht zu stützen. Die Confessionen der evangelischen Kirche verfolgten sich gegenseitig und ein todter Glaube war in derselben herrschend geworden; sie wäre wohl in starrer Orthodoxie erstorben, wenn nicht in Deutschland durch Spencr, Franke und Zinzendorf, in England durch Wes- ley und Whitefield neue Säfte in dieselbe gekommen wären, die durch die guten Früchte eines in Liebe thätigen Glaubens ihre Lebenskraft bewiesen, wenn auch da und dort sich schädliche Auswüchse zeigten. - Jakob Spener, geboren 1635 im Elsaß, war Oberhofprediger in Dresden, dann Probst in Berlin, Stifter der collegia pietatis, durch die er die evangelische Theologie wieder auf den biblisch-praktischen Standpunkt der Reformatoren zurückzuführen suchte. A. H. Franke, geb. 1663, Spener's reichbegabter Nachfolger in seinem Wirken für biblisch-praktisches Christenthum, war Professor der Theologie in

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 90

1855 - Heidelberg : Winter
90 §. 93. Das Frankenreich und. d. Merovingern. §. 94. Muhammed. Garibald von Bayern, 'und deren zweitem Gemahl Agilulf vom Arianismus zum katholischem Christenthum über. 4. Das Frankenreich unter den Merovingern. §. 93. Das von Chlodwig gegründete Frankenreich, das sich nach sei- nem Tode in Neustrien und Anstrasien d. i. in Westfranken und Ostfranken theilte, erfuhr in der' Folge noch mehrmalige Theilungen, und wurde besonders durch den Haß zweier Königsweiber, Fredegunde und Brunhilde, in schreckliche Bruder- und Bürgerkriege gestürzt. Bei der zunehmenden Schwäche der Könige .bekam an jedem der fränkischen Höfe der Majordomus (Hausmayer), d. h. der Auf- seher über die Krongüter, allmählig. die Leitung des Staats in die Hand. Anfangs lebten diese Hausmay'er vielfach mit einander im Kampf, bis Pipin von Heristall, der Majordomus von Anstrasien sich unter dem Titel „Herzog und Fürst der Franken" zum alleini- 687 gen Hausmayer des ganzen Frankenlandes machte. Dabei war es aber mit dem Christenthum unter den Franken sehr schlimm bestellt; ja dasselbe wäre wohl ganz in Verfall gerathen, wenn nicht eifrige Glaubensboten von Irland und England nach Fran- ken und Deutschland gekommen wären, um den Samen des Evange- liums aufs Neue auszustreuen. Die wichtigsten dieser treuen, unermüdeten Missionare waren Columbai» (590—615) in Allcmannien, dessen Schüler Gallus das Kloster St. Gal- len stiftete, Kilian in Franken, Emmeran in Bayern, Willibrord mit cilf Gehilfen bei den Friesen. 2. Das Morgenland unter dem Einfluß des Islam. Dtttmar'ö htstor. Atlas. Taf. Ix. vergl. mit V. u. Vf. b. 1. Muhammed und die drei ersten Chalifen. §.94. Aaum war das oströniische Reich unter dem Kaiser Heraklius durch die Schlacht bei Ninive (627) der Noth und Gefahr ent- gangen, welche ihm die Neuperser unter Kosru 1!. bereitet hatten, als ein neuer noch schwererer Sturm über dasselbe hereinbrach. Die christ- liche Kirche des Morgenlandes war nämlich so ausgeartet, daß der Herr derselben in seinem Nathe beschloß, den Leuchter des Evangeliums da- selbst umzustoßen. Dies geschah durch die von Muhammed gestif- tete neue muhammedanische Religion. Muhammed wurde im Jahr 571 zu Mecca geboren und widmete sich dem Kausmannöstande. Er machte mehrere Handelsreisen und führte zuletzt

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 102

1855 - Heidelberg : Winter
102 §. 102. Die Kreuzzüge. Flandern Constantinopel eroberten und das „lateinische Kaiser- thum" gründeten. Der fünfte Kreuzzug hatte gar keinen Erfolg; im sechsten gewann zwar Kaiser Friedrich Ii. durch einen Vertrag mit dem ägyp- tischen Sultan Camel Jerusalem und die heiligen Orte; 1228 doch giengen sie, als er nach Italien zurückgekehrt war, gleich wieder verloren. Die Lust zur Kreuzfahrt sank indeß mehr und mehr, da man die Erfolglosigkeit derselben wahrnahm. Nur Ludwig Ix. der Heilige, König von Frankreich, versuchte noch den siebenten und letzten 1248kreuzzug und eroberte Damiette in Aegypten, wurde aber ge- fangen und mußte alles Eroberte zum Lösegeld wieder herausgeben. Bald darauf kehrte er nach Frankreich zurück, um dort die bedrohte Ordnung zu erhalten. Spater machte Ludwig noch einen Versuch, we- nigstens in Afrika die muhammedanische Macht zu brechen; aber eine Seuche raffte den größten Theil seines Heeres und ihn selbst (1270) vor Tunis weg, und bald darauf verloren die Christen in Palästina mit Accon die letzte ihrer Besitzungen. Trotz der äußern Erfolglosigkeit brachten die Kreuzzüge doch folgenreiche Veränderungen hervor: Sie veranlaßten die Gründung neuer Reiche, welche längern Bestand hatten, wie Portugal und Sicilien; sie brachten das Morgen- und Abendland in engere Berührung, gaben durch erweiterte Bekanntschaft mit fremden Ländern und deren Sitten und Erzeugniffen dem Handel, Ge- werbwesen und Ackerbau, den Wissenschaften und Künsten mächtigen Auf- schwung, förderten den Gcmeingeist, die Freiheit und Macht der Städte, legten den Grund zum nachmaligen freien Bauernstand und veredelten das Ritterwesen. Den größten Vortheil aber zog die geistliche Macht davon. Der Papst wurde durch dieselben richterlicher Oberherr der ganzen abendlän- dischen Christenheit, und der Klerus bereicherte sich durch Kauf, Geschenke und Vermächtnisse. Dagegen litten Religion und Sittlichkeit wesentliche Nachtheile; Aberglau- den und Sittenlosigkeit nahmen durch die Krcuzzüge ungemein überhand. Auch im Abcndlande wurden Kreuzzüge gemacht, und zwar gegen die heidnischen S lav en und Preußen, so wie gegen die Ketzer, welche hauptsächlich durch das Bestreben aufkamen, die Kirche von den cingerisse- nen Mißbräuchen zu reinigen. Die wichtigsten dieser Secten waren die Albigenser in der Grafschaft Toulouse, welche allerdings gefährliche Lehren aufbrachten, und die Waldenser im südlichen Frankreich und in Piemont, welche das reine Christenthum der Apostelzcit wieder herzustellen suchten. Beide wurden, als der Papst das Kreuz gegen sie predigen ließ, auf eine unmenschlich grausame Weise gegen zwanzig Jahre lang mit Feuer und Schwert verfolgt, so daß namentlich das schöne gewcrbreiche Südfrankreich eine Einöde wurde.

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 112

1855 - Heidelberg : Winter
112 §. 112. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. Döffingen (1388) und von Ruprecht von der Pfalz bei Worms geschla- gen. Dagegen siegten die Schweizer 1386 in der Schlacht bei Sem- pach durch Arnold von Winkelried über Leopold von Oesterreich. Dem Nachfolger Wenzel's, Ruprecht von der Pfalz (1400—1410), einem sonst trefflichen Manne, gelang es auch nicht, Ordnung im Reiche wieder herzustellen, besonders da auch in der Kirche eine große Ver- wirrung eingetreten war. 3. Die Kirche in ihrer tiefsten Erniedrigung. §. 112. Immer lauter wurden die Klagen über den Mißbrauch der päpstlichen Gewalt, über die Verweltlichung der Geistlichen, über den allgemeinen Verfall der Sitten. Besonders gereichte das Leben der Päpste zu Avignon (1309 — 1377), sowie das eingetretene päpst- liche Schisma, d. h. die Spaltung der Kirche durch drei von verschie- denen Parteien gewählte Päpste, welche zu Avignon, Rimini und Rom saßen und sich gegenseitig verfluchten, zu großem Aergerniß. Um so dringender wurde deshalb das Verlangen nach einer Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern. Diese Verbesserung sollte das Concilium zu Costnitz (oder Con- stanz) zu Stande bringen, das der Kaiser Sigismund durch den Papst Johann Xxiii veranlaßte. Dort wurden wohl die drei Päpste abgesetzt; aber da die Versammlung anstatt vor der neuen Papst- wahl an die Besserung der Kirche zu gehen, sogleich zur Wahl des Pap- stes Martin V. schritt, so wußte dieser alle Reformation zu hintertreiben, und zwar durch Concordate oder Verträge, die er mit jeder Nation besonders schloß. Dabei gab das Concilium selbst Veranlassung zu dem späteren Riß in der Kirche, dadurch daß es den Professor Johann Huß, der in Prag gegen die Gewalt des Papstes und verschiedene Kir- chenlehren aufgetreten war, durch ein leidenschaftliches Urtheil im Jahr 1415 zum Feuertod verdammte und als Ketzer verbrannte. Seinen Freund und Mitarbeiter Hieronymus traf im folgenden Jahre das nämliche Schicksal. An ihren Scheiterhaufen entzündete sich der Hussitenkrieg, 1420—1436 in welchem von beiden Theilen furchtbare Gräuel verübt und Böh- men mit seinen Nachbarländern auf's Schrecklichste verwüstet wurde, indem die Hussiten unter Ziska und den beiden Procopius alle gegen sie aufgebotenen Reichsheere schlugen. Erst als das Concilium zu Basel den Gemäßigten unter den Hussiten, den Calixtinern, in Betreff des Kelchgebrauchs beim Abend- mahl nachgab, und diese nun selbst gegen die fanatischen Taboriten sich

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 118

1855 - Heidelberg : Winter
118 §. 118. England. Kar l Vi. aber, der später wahnsinnig wurde, gerieth Frankreich durch schreckliche Bürgerkriege in die äußerste Zerrüttung und verlor gegen Heinrich V. durch die Niederlage bei Azinconrt (1415) die ganze Normandie. Heinrich V. von England zog in Paris ein, und ganz Nordsrankreich erkannte ihn als Herrn an. Unter dem folgenden König Karl Vii., der sich hinter die Loire zurückziehea mußte, schien das ganze Land verloren, als Jeann.e d'arc, ein Landmädchen ans Dom Remy in Lothringen, Frankreich rettete. Sie erschien vor dem Könige und erklärte ihm, es sey ihr Maria, die Mutter des Herrn, erschienen, und habe ihr befohlen, das Vaterland zu retten. Sie stellte sich an die Spitze der dadurch ermuthigten Franzosen, entsetzte das von den Engländern belagerte Orleans, trieb diese zurück, und führte den König mitten durchs feindliche Gebiet zur Krönung nach Rheims. Noch half sie, doch mit Widerstreben, zu einigen Erfolgen der Franzosen, wurde dann aber von den Engländern gefangen, der unter englischem Einfluß stehenden französischen.inquisition ausgeliefert und von dieser als Ketzerin und Zau- berin zum Tode verurtheilt und zu Rouen 143 t verbrannt. — Die Engländer aber verloren alle ihre Besitzungen bis auf Calais. Ludwig Xi. (1461—1483), ein Mann voll Verstand, der aber weder Heuchelei noch List, weder Wortbruch noch Verrath scheute, führte seinen Plan, Frankreich zur unbeschränkten Monarchie zu machen, wirklich durch, trotz alles Widerstandes seiner Vasallen, besonders des mächtigen Herzogs von Burgund, des schon oben erwähnten Karl's des Kühnen. Weniger glücklich in ihren Kriegen, besonders gegen.neapel, waren seine beiden Nachfolger Karl.viii. und Ludwig Xii. 4. England. §. 118. England hatte zu Ende des 13. und 14. Jahrhunderts an Cduar- I. (1272 — 1307) und an seinen Enkel Eduard Iii. (1327 — 1377) ausgezeichnete Regenten, welche die Rechte und Freiheiten ihres Volkes achteten, und sich auch als Kriegshelden hervorthaten, besonders in den schon erwähnten englisch-französischen Nationalkänipfen. Eduard Iii. (der Sieger von Creep) schied das Parlament in daö Oberhaus, worin die Barone und Prälaten, und in das Unterhaus, worin die Ritter und Bürger beriethen, hob den an den päpstlichen Stuhl bezahlten Lehnstribut auf und führte statt der französischen die englische Sprache als Staats- und Gerichtssprache ein. — Unter ihm und seinem Nachfolger Richard Ii. lehrte und predigte ein Vorläufer der Reformation, John Wiclef, zuerst Professor in Orford, dann Pfarrer zu Lutterworth, der ums Jahr 1360 mit Entschiedenheit und Furchtlosigkeit gegen die Bettelorden, gegen die Lehre von der Wandlung und die Suprematie des Papstes auftrat, die heil. Schrift als alleinige Quelle des christlichen Glaubens und Lebens erklärte, weßhalb er sie auch in die englische Sprache übersetzte, und die Lehre

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 123

1855 - Heidelberg : Winter
123 §. 124. Vorreformatorische Bewegungen. nisse der Völker außerordentlich viel beitrugen, waren die des Schieß- pulvers (um 1340) und der Buchdruckerkunst (1440). Vor der Erfindung des Linnenpapiers benützte man hauptsächlich Baum- wollenpapier, welches aber bei der Kostbarkeit des Stoffes sehr theuer war. Da kam ein Deutscher darauf, statt der Baumwolle leinene Lappen zu ver- wenden und erfand so das Leinenpapier. Die älteste Urkunde auf Lei- nenpapier ist vom Jahr 1318, und schon 1324 treffen wir eine Papierfabrik in Ravensburg. Das Schief,pulver war schon in früheren Zeiten den Chinesen und Alt-Indern bekannt, und zur Sprengung von Felsen, theilweisc zu Bela- gerungsgeschütz verwendet worden. Die Wiedererfindung desselben in Deutsch- land wird einem Mönche, Namens Berthold Schwarz zugeschrieben. In der Schlacht von Crecy (1346) wurde es bei grobem Geschütz angewen- det, und schon 1381 kommen Handbüchsen vor. Der Erfinder der Buchdruckerkunst hieß Johannes Guttenberg aus dem Rittergeschlcchte der G e n s f l e i sch von Sorgenloch zu Mainz. In früherer Zeit mußten alle Bücher abgeschrieben werden, und konnten deßhalb, da sie sehr theuer waren, nur von Reichen gekauft werden. Man versuchte zuerst kleine Bücher seitenweise in .Holztafeln zu schneiden und so abzu- drucken ; aber auch das war noch sehr mühsam und kostspielig. Da kam Gut- tenberg darauf, die Buchstaben zu trennen, die er dann mittelst Fäden an- einander reihte, mit Tinte oder Lampenruß bestrich, und so abdruckte. Dieß versuchte er zuerst in Straßburg. Von dort begab er sich in seine Vaterstadt Mainz zurück, und gründete mit dem reichen Goldschmied Johann Faust die erste Druckerei 1440, welche später, als Guttenberg aus dem Geschäfte ver- drängt worden war, durch Peter Schösser vervollkommnet wurde, der die Matrizen und die Druckerschwärze erfand. Anfangs wurde die Erfindung ge- heim gehalten, und die Erfinder selbst, welche eine Bibel um 30 Goldgulden verkauften, während der Preis einer geschriebenen 400—500 Gulden war, wurden als Zauberer verschrieen; denn cs waren besonders die Mönche, welche bis dahin viel Geld mit Bücherabschreiben verdient hatten, mit der neuen Kunst höchst unzufrieden. Im Jahr 1462 aber zerstreuten sich die Gehilfen Fausts bei einer Eroberung der Stadt Mainz überallhin, und durch sie ent- standen an mehrern Orten Deutschlands und Italiens neue Druckereien. 2. Vorreformatorische Bewegungen. §- 124. Seit den Concilien zu Constanz und Basel hatten sich auf dem religiösen Gebiete bedeutende Bewegungen gezeigt, die, wenn auch mehr innerlich, doch entschieden auf eine durchgreifende Erneuerung der Kirche hinzielten. Es wurde immer klarer, daß an die Besserung der religiös-sittlichen Zustände Hand angelegt werden müsse, und es traten deshalb schon vor der Reformation Vorläufer derselben auf, die theils auf die Heiligung des innern und äußern Menschen drangen, theils eine Unrgestaltung der Theologie und Kirchenlehre anstrebten.

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 124

1855 - Heidelberg : Winter
124 §. 125. Die Reformation in Deutschland. Als solche Männer müssen wir nennen Thomas a Kempis, den Verfasser des Büchleins „von der Nachfolge Christi"; sodann Joh. von Goch, der die evangelischen Hauptsätze von der heiligen Schrift als alleiniger Erkennt- uißquellc und von der Rechtfertigung aus Gnaden aufstellte, dann Joh. von Wesel und Johann Wessel. Wesentlichen Einfluß aber auf die Umgestaltung der Theologie und Kirche übte die von Italien ausgegangene Wiedererweckung der klassischen Literatur, welche in der Mitte des 15. Jahrhunderts auch in Deutsch- land Wurzel faßte und sich zuerst aus den Universitäten Heidelberg und Tübingen Eingang verschaffte. In Italien waren es besonders gelehrte Grie- chen , wie C h r y so l o r a s, Theodor Gaza und andere, welche die humani- stische Bildung empor brachten, die hauptsächlich bei den Mediceern in Florenz Schutz und Förderung fand. Zu denen, die in Deutschland das klassische Studium am meisten förderten und es besonders als Mittel zur tieferen Er- forschung der h. Schrift betrachteten und anwendeten, gehören Rudolf Agri- cola in Heidelberg, Conrad Ce lies; vor allen aber I oh an n Reuchlin (geb. 1155 zu Pforzheim). Professor in Tübingen, der zuerst in Deutschland die griechische und hebräische Sprache lehrte; Erasmus von Rotterdam (geb. 1476), der größte Gelehrte seiner Zeit, der zuerst den griechischen Text des Neuen Testaments herausgab. Diese neuerwachte Liebe zu den Wissenschaften rief auch die Stiftung vie- ler neuen Universitäten hervor: Prag, Wien und Heidelberg im 14., Köln, Erfurt, Leipzig, Rostock, Greifswalde, Frciburg, Trier, Ingolstadt, Tü- bingen, Mainz und Basel im 15. Jahrhundert. Iii. Die Welt der neuern Zeit. 1. Das Zeitalter der Reformation. 1. Die Reformation in Deutschland. (Der Anfang derselben.) §. 125. Weder die Bemühungen der Päpste noch die der Concilien hat- ten bis jetzt vermocht, die herrschenden Gebrechen der Kirche zu heilen, in Folge deren das Sittenverderbniß immer mehr einriß und ein entsetz- licher Aberglaube unter dein Volke sich verbreitete. Vielmehr gaben manche Päpste selbst (wie Junoceuz Vhi. und Alexander Vi.) durch ihren un- heiligen Lebenswandel öffentliches Aergerniß. Die meisten Kirchenämter waren mit Untauglichen besetzt; die Mehrzahl der Geistlichen war in so tiefe Unwissenheit versunken, daß sie die heilige Schrift kaum kann- ten, so daß dadurch das Prediger- und Seelsorgeramt mehr und mehr in Verfall und Mißachtung gerieth. So war es kein Wunder, daß endlich das Gericht hereinbrach, dessen nächste Veranlassung jener ver- derbliche Handel mit dem Ablaß war, welchen Papst Leo X. ansge-
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