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1. Belgien - S. 15

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Löwen nach dem Brande, das erhaltene Rathaus ui Koksöfen, Zinkhütten und Fabriken ab. Zwischen Lüttich und Namur liegt sehr malerisch zwischen hohen Felsen das Städtchen Huy, von der Zitadelle über- ragt und mit einer vielbewunderten go- tischen Kirche. In der bald darauf folgenden Station Andenne sollten rüstige Wanderer den Zug verlassen und die 20 Kilometer bis Namur zu Fuß zurück- legen, denn dieser Abschnitt des Maas- tales gehört zu den reizendsten Gegen- den Belgiens. Wilde Felsen, sorgsältig bestellte Äcker, alte Burgen, blühende Dörfer, Wiesen und Hopfenpflanzungen, Bergwerke und Fabriken, so geht es in beständigem Wechsel bunt durcheinander, und immer wieder bietet sich dem Auge eine neue Überraschung. Auch Wein wird hier gebaut, der einzige in Belgien, aber er steht gerade nicht im besten Ruf. Von den mannigfachen Herrschaftssitzen ist das Schloß des Prinzen von Arenberg beim Dorfe Marche-les-Dames zu erwähnen. Bei Namur nimmt die Maas ihren hier ziemlich schmalen, aber für die Binnenschiffahrt wichtigen Nebenfluß Sambre auf. Die befestigte Stadt Namur (flämisch Naemen) hat 33 000 Einwohner > die Peterskirche. (Phot. Vereinigte Foto-Bureaur.) und ist von neun modernen Panzerforts umgeben, die alte Zitadelle liegt an der Stelle eines römischen Kastells und der bis auf zwei Türme zerstörten Burg der Grafen von Namur auf dem steil emporsteigendenmünduugsdreieckzwischen der Maas und der Sambre. Es ist eine stille Provinzstadt, die außer ihrer hübschen Lage dem Fremden nicht viel zu bieten hat. Auch Namur mußte, wie fast alle belgischen Städte, oftmals die Schrecken des Krieges und der Zerstörung über sich ergehen lassen. In Namur vertauschen wir nun die Eisenbahn mit einem hübschen Dampf- boot, das im Sommer alltäglich in knapp vier Stunden stromaufwärts nach Dinant fährt, wobei es sechs Schleusen zu überwinden hat. Es ist eine an- genehme Wasserfahrt zwischen reich be- waldeten Steilufern und mächtigen Felsen, deren oft fehr sonderbare Bildungen der geschäftigen Volksphantasie Gelegen- heit zu allerlei Legenden boten. Da gibt es kaum ein Dorf, das nicht von „seinen" Gnomen und Heinzelmännchen zu erzählen wüßte, die in den benach- karten Höhlen leben, kein zerfallenes

2. Belgien - S. 18

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
18 ausgedehnten _ Schlachtfeldes, auf dem aus erobertem Geschütz gegossener, ge- am 18. Juni 1815 der entscheidende waltiger Löwe. Unweit davon liegt der Sieg der verbündeten Engländer, Deut- Pachthof La Haie-Sainte, der Mittel- scheu und Niederländer unter dem Her- punkt in der Aufstellung der Verbünde- zog von Wellington und der von Wavre ten, der Schauplatz des heldenmütigen her eingreifenden Preußen unter Blücher Widerstandes der Hannoveraner unter erfochten wurde, nimmt mehrere Stunden Major v. Baring. Außer dem Löwen- in Anspruch. Wir benennen die Schlacht denkmal weist das Schlachtfeld noch nicht eben sehr glücklich nach dem Wirts- verschiedene Denkmäler auf, u. a. ein haus Bellealliance, das an der Land- preußisches und ein hannöversches. straße fünf Kilometer südlich von Water- [Hl El Ei loo liegt und in dessen Nähe Napoleon Brüssel (franz. Bruxelles, flämisch seinen Standpunkt hatte. Den besten Brüssel), die Landeshauptstadt und Haupt- Überblick über den Schauplatz des ge- stadt der Provinz Brabant, hat des Schö- waltigen Ringens hat man vom Löwen- nen und Sehenswerten soviel zu bieten, Hügel, einem 60 Meter hohen, stufenför- daß es selbst den flüchtigen Reisenden mig ansteigenden Denkmal, das 1823—26 mehrere Tage fesselt. Zwar wird es von der niederländischen Regierung er- in wirtschaftlicher und mancher anderen richtet wurde. Den Hügel krönt ein Hinsicht von Antwerpen übertroffen, aber Brüssel ist und bleibt doch der geistige Mittelpunkt Belgiens, der Hauptsitz des gesellschast- lichen Lebens, durch wunder- volle Sammlungen der Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet, und nicht zuletzt auch eine Stätte lebensfreudiger Heiter- feit. Der Brüsseler vergleicht seine geliebte Heimat gern mit Paris, und wenn der Ver- gleich auch wie alle derartigen gewaltig hinkt, so gibt es doch im öffentlichen Leben Brüssels, in der zwanglosen Lässigkeit und Unbekümmert- heit des ganzen Treibens, ge- wisse Anklänge an die Pariser Boulevards und ihre Stim- mung, die den Vergleich ver- ständlich machen. Das eigentliche Brüssel, die Innenstadt, ist mit 200000 Einwohnern nicht sehr groß, aber mit Einrechnung der unter eigener Verwaltung stehenden Vorstädte, die mit dem Kern der Stadt zumeist schon zu einem einheitlichen Ganzen ver- schmolzen sind, zählt Groß- Brüssel doch gegen 700 000 Einwohner und ist demnach die weitaus größte Stadt des Landes. Brüssel liegt, _ wie H Die Kathedrale in Antwerpen. Im schon erwähnt, iln fläwifchen

3. Belgien - S. 26

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
26 1 An den Justizpalast schließt sich nach park gelegene Naturwissenschaftliche Westen ein Wohnviertel mit Gäßchen Museum unbesucht bleiben. Von hoch- und Winkeln an, dessen Armseligkeit stem Interesse ist die Paläontologische im schroffsten Gegensatz zu der stolzen Abteilung. Hier befinden sich die vor- Herrlichkeit des Baumerkes steht. Aber sintslutlicheu Tiere, die aus den Ge- wer gerne Volksstudieu macht, findet steinsschichten Nordbelgiens in so reicher gerade hier die beste Gelegenheit, die Menge zutage gefördert wurden, u. a. „kleinen Leute" in ihrem zwanglosen Tun zehn aufgerichtete, durchschnittlich 8 Meter und Treiben zu beobachten. Arg ist der hohe Skelette des Jguauodons aus dem Schmutz, wie denn überhaupt die Belgier Steinkohlenflöz von Bernissart. Auch der unteren Volksschichten, gleichviel ob den Urmenschen und seine primitiven Flamen oder Wallonen, im Punkt der Werkzeuge findet man hier vorzüglich vertreten. — Nahe bei dem Naturwissenschaft- liehen Museum liegt eiu aud eres, in seiner Art ein- ziges Museum, das die Werke eines phantastisch- verschrobenen Künstlers aufbewahrt, des Malers Anton Wiertz (1806 bis 1865). Es ließe sich wohl darüber streiten, ob es richtig ist, diesem zwar hochbegabten, aber in krankhaften Grübe- leien verirrten Küust- ler ein eigenes Museum (einst seine Werkstatt) zu widmen, zumal da es von den meisten sicher- lich weniger aus Kunst- liebe, als aus Sen- sationsgier, wie eine Art Panoptiknm-Schreckens- kammer, besucht wird. Man kann hier den lebendig Begrabenen, den Kopf eines Hin- Reinlichkeit weit hinter den Deutschen gerichteten, das verbrannte Kind und zurückstehen. Besuchenswert und für andere gemalte Gruselstücke bewuuderu. — anspruchslose Sammler lohnend sind die In lichtere Sphären führt ein Besuch an manchen Tagen an gewissen Stellen des riesigen Palais du Cinquantenaire, veranstalteten Trödelmärkte. Es ist nn- das als Überbleibsel der Ausstellung von glaublich, was da alles an Krimskrams 1879/80 auf Kosten Leopolds Ii. mit und altem Gerümpel zusammenkommt; einem riesigen Triumphbogen geschmückt säst sieht es so aus, als ob es den Be- wurde. Im Innern befinden sich das griff der Unbrauchbarkeit überhaupt nicht Kunstgewerbemuseum und die Antiken- gibt. Wen die Zeit nicht reut und sammlnng; vor dem Palast liegt ein wer ein Auge dafür hat, erblickt unter großer Park. — Wen schöne alte Waffen wertlosem Plunder gelegentlich wohl ein interessieren, findet im Haller Tor, hübsches, des Mitnehmens wertes Stück, dem einzigen Überrest der alten Stadt- Von den übrigen Sammlungen Brüssels nmwallung, eine der reichhaltigsten Samm- darf auf keinen Fall das im Leopolds- lungen dieser Art. Aus dem Beginenhos in Gent. (Phot. Neue Photographische Gesellschaft.)

4. Belgien - S. 22

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
22 m Das Graventasteel (Schloß der Grasen von Flandern) in Gent. Iz Schutzpatron der Stadt, gekrönte Turin nis wieder ergänzt und aufgefrischt worden wurde erst 1454 vollendet, während man sind. Ihre malerischen Giebel, Pilaster, mit dem Ban des Rathauses schon 1402 Balustraden, der phantastische Skulp- begonnen hatte. Einzelne Teile der Rück- turenschmuck und die reiche Vergoldung seite und der Seitenflügel des Gebäudes üben eine ungemein fesselnde, heitere sind nach der Beschießung der Stadt durch Wirkung aus, die noch durch die blühen- die Franzosen i. I. 1695 neu aufgebaut deu, duftenden Verkaufsstände der Blu- worden. Das Innere rechtfertigt alle menhändlerinnen auf dem Marktplatz Erwartungen, die das prachtvolle Außere erhöht wird. Alle Hauptgewerbe des erweckt. Alle Prunkräume, besonders alten Brüssels sind hier vertreten; man der große Ratssaal und der große sieht das Haus der Krämer, das der Festsaal, sind reich mit Bildern und Schiffer, Bogenschützen, Fetthändler, Schnitzereien geschmückt und bilden ein Buchdrucker, Bäcker, Schneider, Metzger förmliches Museum der Stadtgeschichte, usw., und es ist, als ob die wackeren Eine ansehnliche Sammlung Brüsseler Gildemeister jeden Augenblick aus den Altertümer befindet sich auch in dem Türen hervortreten müßten, in ihrer bür- gegenüberliegenden Brothaus odermai- son du Roi, einem modernen Neubau in spätester Gotik. Riugs umher reihen sich um den Platz die ehemaligen Zunft- Häuser, die größ- tenteils vom Anfang des 18. Jahrhuu- derts stammen und in neuester Zeit mit feinstem Verständ- gerlichen Behäbig- keit, mitsamtwäm- sern und Schnallen- schuhen und gol- denen Ketteu. Vom Grand'pla- ce, dein weltlichen Mittelpunkt Alt- Brüssels, gelangen wir durch die Rue de la Moutague zu dem am Abhang der Oberstadt liegenden geistlichen Mittel-

5. Belgien - S. 30

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
30 E^sesöeeseeeeebeeeaeöeb3se3ess33sebas3ae?!i schätzen reich, so befindet sich z. B. in der Liebfrauenkirche der berühmte „Wunderbare Fischzug", den Rubens für die Mechelner Fischerzunft gemalt hat. Die weibliche Hausindustrie befaßt sich hier, wie überall in Brabant und Flan- dern, hauptsächlich mit dem Klöppeln von Spitzen, die unter dem Sammel- namen „Brüsseler Spitzen" über die ganze Welt gehen. Antwerpen (der Flame betont die erste Silbe) bleibt mit einer Einwohner- zahl von 400000 zwar beträchtlich hinter Groß-Brüssel zurück, übertrifft dieses aber in Handel und Industrie und darf sich, wenn auch nicht als die schönste, so doch als die regsamste belgische Stadt betrachten, ja, mehr noch, als einen Welt- Handelsplatz von größter Bedeutung. In seiner halbbogenförmigen Gestalt, im Westen ans breite Strombett der Scheide gelehnt, auf den anderen Seiten mit Kanälen, Mauern, Wällen, geschützten Toren und Bastionen umgürtet, zeigt Antwerpen ganz den charakteristischen Grundriß alter befestigter Plätze. In weitem Kreis schlingt sich ein Gürtel moderner Forts um die Stadt. Da nennenswerte Erhebungen und größere Wälder fehlen, würde das landschaftliche Bild wenig befriedigen, wenn nicht jenes seltsame Farbenspiel der Atmosphäre wäre, das den feuchten Poldern und der nahen See seinen Ursprung verdankt: die Wolkenformen, die Nebelschleier, die silberglänzenden Lichtreflexe, die wir schon auf den Meisterbildern der alten flämi- schenlandschaftsmalerbewundernd kennen lernten. Antwerpen steht in vielen Dingen hinter anderen belgischen Städten zurück; man vermißt grüne Anlagen, groß- städtische Eleganz und stößt dafür desto mehr auf Armutsbilder und Unsauber- keit. Aber die Stadt besitzt doch so manchen architektonischen Schatz und manchen malerischen Winkel. Der erste Eindruck, den der Besucher beim Ver- lassen des Bahnhofs empfängt, verspricht nicht allzuviel, denn die hier befindliche Avenue de Keyser, der Mittelpunkt des Fremdenverkehrs, ist mit ihren Hotels, Bierhäusern und Vergnügungsstätten nur vonziemlich sragwürdigemreiz. Abergleich darauf folgt die Meir, der langgestreckte, vornehmste Platz der Altstadt, und nun umfängt uns das alte Antwerpen, Rubens' und Plantins Stadt, überragt vom Wahr- zeichen ihrer alten Pracht, der Käthe- drale, dem erhabensten gotischen Bau- denkmal Flanderns und der Niederlande. Von den beiden Türmen ist nur der nördliche ausgebaut, und bei 123 Meter Höhe wirkt er trotz aller Majestät wunder- bar zierlich und leicht. Wie die meisten alten Kathedralen wurde auch diese erst nach langen Pausen vollendet; der Bau begann 1352, aber erst 1616 ward das Mittelschiff eingewölbt. Von den welt- lichen Prunkbauten aus alter Zeit steht das in streng klassischem Renaissance- stil gehaltene Rathaus von 1561 an erster Stelle, während von neueren Gebäuden die Börse mit ihren spät- gotischen Formen eine ganz hervor- ragende Schöpfung bedeutet. Und dann gibt es in Antwerpen ein uraltes Bürger- haus, an dem wohl kein geistig inter- effierter Fremder teilnahmslos vorüber- geht: das Heim und die Werkstätte des berühmten Buchdruckers Christoph Plan- tin (1514—1589). Es ist etwas Ein- ziges in seiner Art, denn man sieht hier in vorzüglichster Erhaltung ein Patrizier- haus und eine alte Druckerei mit allen Einzelheiten der Einrichtuug, und man glaubt, jeden Augenblick müßte Meister Plantin mit seinen Gesellen erscheinen und die umherliegenden Werkzeuge der schwarzen Kunst, die Pressen und Winkel- haken, wieder in Tätigkeit setzen. Eben- sowenig wird der Kunstfreund die wunder- vollen Gemäldesammlungen der Stadt unbesucht lassen, vor allem das König- liche Museum mit seinen kostbaren Bil- dern von Rubens und seiner Schule und von den altniederländischen Meistern. Plantins Wirken fällt in die alte Blütezeit Antwerpens, in jene Tage, da die Stadt unter Karls V. machtvollem Schutz mit 125 000 Einwohnern zu den lebhaftesten und reichsten Handelsplätzen Europas gehörte und Venedig und Ge- nua überstrahlte. Alles, was schön und köstlich war, sammelte sich damals auf den Antwerpener Freimessen an, Italien schickte Seide und Brokat, die portugie- sischen Kolonien Gewürze und Zucker,

6. Belgien - S. 35

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
s^rseseeesööeeeeesse^^Bsebse^^esssebsbb^ 35 denrufe, dieses klingende, singende Mahnen, diese Sprache eherner Zungen, die alle Lust und alles Leid der Jahrhunderte zu kennen scheinen! Außer der reizenden Tuchhalle zu Füßen des Belfried fällt so manches Prachtstück alter bürgerlicher Baukunst auf, wie z. B. das Schifferhaus, das schönste gotische Zunfthaus Belgiens, das Haus der Kornwäger und das Stapel- haus. Aber alles wird übertrumpft von dem inmitten der Stadt gelegenen Gravensteen, dem Schloß der Grafen von Flandern, dessen Anblick uns in die Zeit der vorhin erwähnten schweren sozialen Kämpfe zurückversetzt. Es gibt in Europa kaum ein zweites Bauwerk, in dem sich der Geist des „finsteren" Mittelalters so verkörpert wie in dieser schwarzen, düsteren, von tausend Geheim- nissen umwitterten Wasserburg. Hohe Mauern mit Stützpfeilern umgürten die Bautengruppe, die eine Seite wird von der Leie bespült. Man sieht es sofort: das ist eine Trutzfeste, an der sich der Feind die Zähne ausbeißen konnte; hinter diesen, sür die damalige Zeit kaum an- greifbaren Mauern verschanzten sich die hochmütigen Grafen, wenn ihnen das Webervolk zu Leibe gehen wollte; von den Wehrgängen dort oben mag manch Wurfgeschoß, manch Kübel voll siedenden Pechs als freundlicher Willkommgruß herabgeflogen sein. 9ioch kräftiger spukt die unheimliche Romantik im Innern des Schlosses, im Donjon und im Palas, in den düsteren Sälen und Kemenaten, den finsteren Kellern und Verliesen. Was der Kastellan hier zu erzählen weiß, ge- hört nicht zu den üblichen Schreckens- mären, sondern ist wirklich wahr, denn die Verliese dienten nachweislich noch in der Jnqnisitionszeit des 16. Jahrhunderts als Folterkammern, und noch vor wenigen Jahren wurden hier menschliche Skelette als Zeugen verborgener Greueltaten ans- gedeckt. Es ist ein wahres Glück, daß dieses historische Baudenkmal noch recht- zeitig vor der Verwahrlosung gerettet werden konnte. Die Gefahr war groß genug, denn Unverstand und Pietätlosig- keit hatten das Grafenschloß fast hundert Jahre lang zur Weberei erniedrigt und durch allerlei Ein- und Anbauten entstellt, die dann seit 1884 in sehr geschickter Weise wieder völlig beseitigt worden sind. Von den übrigen historischen Stätten Gents sei noch der Freitagsmarkt erwähnt, einst das Forum der Bürger und je nach der politischen Stimmung bald der friedliche Versammlungsort, bald der Schauplatz blutiger Fehden. Hier ver- brannte Jakob van Artevelde, dessen Standbild den Platz schmückt, die päpst- G^rg-Eekort-fnstfc^i für internationale Schulbuc Morsehunt ßraunschv/eig Scm>uchr,Uioth<*

7. Belgien - S. 37

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Bsseöseesseö£?ee£?seeös£3333a?333-333333333331 37 artigen Kirchen, schönen weltlichen Bauten und erlesenen Kunstwerken zu schmücken. Eine ganze Kolonie berühmter Ma- ler, der Süddeutsche Hans Memling obenan, machte sich in Brügge heimisch, auswärtige große Künstler wurden mit Austrügen bedacht, und so sammelte sich in der Stadt eine Fülle von Meisterwerken an, die, wie Michelangelos rührend schöne Madon- na mit dem Kind und Memlings Reliquien- schrein der heiligen Ur- sula, noch heute die Kunstfreunde nach dem toten Brügge locken. Es war eine Zeit der Macht und Schönheit — dann kam der Niedergang. Reg.-Präsident Dr. Maximilian von Sandt, der Chef der deutschen Zivilverwaltung in Belgien. Hosphot. W. Blum-Hössert, Köln. Land und Meer zur un- bedeutenden, von der Erinnerung zehrenden Provinzstadt hinab. Brügge ist heute ein Mekka der Maler und der Poeten, die hier zwischen uralten Gie- beln, an den Ufern halb- versiegter Kanäle und in allerlei verträumten Winkeln ihre Entdeckun- gen machen. Der Be- sucher darf keine über- schwenglichen Erwar- tungen hegen. Zwar sind die alten Pracht- bauten, wie das zier- liche Stadthaus, die düsteren Hallen mit dem Belsried, die Stadtkanzlei und die Lieb- sraueukirche, noch alle in bestem Zustand vorhanden, aber der bürgerliche Wohn- Die Kriegsfurien tobten durch das Land, Hausstil der ältesten Quartiere steht mit und was Feuer und Schwert verschonten, dem gab eine Laune der Natur den letzten Stoß. Der Zwyn verfiel nämlich einer unaufhaltsamen Versandung, die Reederei ging mehr und mehr zurück, die Großkausleute verlegten ihre Tätig- keit nach Antwerpen. Brügges Stern erblaßte, erst langsam, dann immer schneller, die Patrizier verarmten oder zogen fort, und schließlich sank die ehe- geringen Ausnahmen ganz im Zeichen der schlichten, sast puritanisch schmucklosen Frühgotik und verträgt keinen Vergleich mit der phantastisch heiteren Üppigkeit, wie sie in den Renaissancebauten unserer alten deutschen Städte, z. B. Nürnbergs und Hildesheims, zum Ausdruck kommt. Die Schönheiten Brügges wollen vom liebevoll sorschenden Blick gefunden wer- den, dann aber üben sie einen Zauber mals so hochgepriesene Herrscherin über aus, dem sich kein empfängliches Gemüt entziehen kann. Eine unfag- bare Melan- cholie spinnt ihrefädenzwi- sehen den Mau- ern, die auf Schritt und Tritt von der raschen Ver- gänglichkeit, dem bißchen Daseinsfreude und dem ewi- gen Todes- schlas erzählen. Brügge wäre Botschaftsrat Oskar H. E. von der Lancken- tt^ch einsamer, Reichsbankdirektor Dr. von Summ. Wakenitz. Hosphot. W. Hostert, Potsdam. Wlnn es Nicht Hosphot. H. Noach Berlin.
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