Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
154
Xviii. Der Ccmöwirt und ßewerbetreibenöe
als famüienvater, Öememöe- und
Staatsbürger.
1. Die Familie.
Das Wort Familie ist der lateinischen Sprache entlehnt.
Familia bezeichnete bei den Römern alles einer Person als
Eigentum Gehörige, und zwar sowohl Personen, als auch ihr
gesamtes Vermögen. Die Familie ist als die früheste Ver-
bindung von Personen zu einem innigen Gemeinschaftsleben
anzusehen. Gott sprach zu Adam: „Es ist nicht gut, daß der
Mensch allein sei". Er führte ihm Eva als sein Weib zu.
Damit hat er die Ehe eingesetzt. Riehl sagt von der Familie:
„Sie ist die ursprünglichste, uralteste menschlich-sittliche Ge-
nossenschaft, zugleich eine allgemein menschliche; denn mit der
Sprache und dem religiösen Glauben finden wir die Familie
bei allen Völkern der Erde wieder." Die Familie wird durch
die Ehe begründet, nach vorausgegangenem Aufgebot durch das
Standesamt gesetzlich geschlossen, und durch die kirchliche Trau-
ung erhält sie ihre Weihe und den Segen. Die Ehe und die
Familie sind die Grundlagen aller staatlichen und sozialen Ein-
richtungen. Die Familie ist ein Gemeinschaftsleben zwischen
Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern und Ver-
wandten in gerader Linie, zwischen Herrschaft und Gesinde.
Dieses Gemeinschaftsleben beruht auf religiöser (kirchlicher) und
gesetzlicher Grundlage. Das Bürgerliche Gesetzbuch für das
Deutsche Reich vom 1. Januar 1900 handelt in den §§ 1297
bis 1921 über Ehe-, Familien und Vormundschaftsrecht. Das
deutsche Recht über Familie ruht aus dem Grund der christ-
lichen Anschauungs- und Denkungsart, und gerade diese An-
schauungsweise ließ das Familienrecht so wohl ausbilden. Kein
Recht eines anderen Volkes schließt so innig das Band der
Familie, kein Recht sucht so den Frieden der Familie und die
Autorität der väterlichen Gewalt nach Gottes Ordnung zu
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Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
171
Es besteht in der Befugnis, in einem Lande zu wohnen, zu
heiraten, Familie zu begründen, das Bürgerrecht der Gemeinde
zu erwerben und ein Gewerbe zu betreiben. Es ist auch not-
wendig zur Beteiligung am politischen Leben. Wer heimat-
berechtigt ist, darf nicht ausgewiesen, nicht an eine fremde Re-
gierung ausgeliefert werden.
Das Leimatrecht wird erworben durch Abstammung (Ge-
burt) von Eltern, die eine bestimmte Leimat haben, oder aber
durch Aufnahme — Naturalisation.
Das Leimatrecht geht verloren durch Auswanderung und
durch Eintritt in fremden Staats- oder Kriegsdienst. In
Deutschland gibt es neben einem Leimatrecht der einzelnen
Bundesstaaten noch ein gemeinsames deutsches Leimatrecht —
Reichsangehörigkeit oder Indigenat.
6. Die 7 Wahrzeichen eines guten Dorfes.
A. Wenn ich durch ein Dorf gehe, habe ich meine Merk-
zeichen, wie es bei den Menschen hier bestellt ist. Sehe ich
auf den Fenstersimsen wohlgepflegte Blumen in Töpfen,
ein Plätzchen vor dem Lause oder an der Seite, wo Blumen
gezogen werden, da freut sich mein Lerz; denn ich weiß:'hier
sind Menschen, die sich das nackte Leben noch schmücken, und
wo Blumen sind, sind auch Lieder. Lier wird gewißzauch
noch fröhlich gesungen. — Dann ist mein zweites Augenmerk
auf die Brunnen gerichtet. Man achtet viel zu wenig
darauf, wie im Trinkwaffer die eigentliche Quelle der Gesund-
heit ist. Du kannst es oft in einem Dorfe oder Städtchen
hören; da draußen am Berge, beim Wald, da ist die beste
Quelle weit und breit, und sie versickert ungenützt. Es ist ein
großes Zeichen, welche kernhaft gesunde Figuren die alten
Römer waren, daß sie überall Bauten zu Wasserleitungen auf-
führten, die sich mit unsern kühnsten Eisenbahnbauten messen
können, und auch die Amerikaner sparen für Lerleitung eines
gesunden Wassers nicht Mühe und Kosten. Je nach seiner
Kraft sollte jedes Dorf darauf bedacht sein, sich das beste
Wasser zu zuleiten. Sehe ich nun in einem Dorfe, daß die
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
99
nennt man Realkredit. Sparkassen und Banken geben
oft nur gegen Lombard, d. h. gegen Hinterlegung von Wert-
papieren Kredit.
Wie der Kredit bei einzelnen Personen, von gewissen Eigen-
schaften abhängt, so auch bei ganzen Völkern (Staaten). Die
Wirtschaftsstufe, die Staatsform, Reichtum des Volkes und
des Landes an natürlichen Schätzen sind bestimmend. (England,
Deutschland, Lolland-- kreditfähig; Rußland, Spanien, Türkei,
Serbien = wenig kreditfähig.)
Der Kredit hat Licht- und Schattenseiten.
Die guten Seiten bestehen darin, daß der sseißige, solide und
geschickte Geschäftsmann mit Lilfe des Kredits sein Geschäft
vorwärts bringt. Er fördert auch die Sparsamkeit. Er er-
spart dem Geld, der Kredit nimmt, weil er für diese Zeit Zinsen
beziehen kann. Llnser Lande! wäre bei der Schnelligkeir des
Verkehrs ohne Kredit nicht auf der Löhe zu erhalten, die er
eingenommen hat. Er hat aber auch Schattenseiten. Er ver-
führt zu leicht leichtsinnige Menschen zum Schuldenmachen und
zu schwindelhaften Machenschaften. Manchen gelingt es, sich
Kredit zu verschaffen, Waren an sich zu bringen und diese dann
gegen geringe Barzahlung zu verschleudern.
Deshalb ist der Kredit aber nicht verwerssich. Die ganze
zivilisierte Welt (Gesellschaft) steht in innigen Wechselbezie-
hungen zueinander, es ist der fortgesetzte Austausch gegenseitiger
Leistungen. Dies ist aber nur durch gegenseitiges Vertrauen
— durch Kredit — möglich.
9. Das Geld.
1. Die Naturalwirtschaft genügt nicht.
2. Erfordernisse des Geldes.
3. Wesen des Geldes.
4. Sozialistische Ansicht über das Geld.
5. Geldarten.
6. Das Metallgeld in der Geschichte.
7. Eigenschaften des Metallgeldes.
8. Währung.
7
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Extrahierte Personennamen: Lombard Llnser
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Spanien Türkei Serbien
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
Sittliche und wirtschaftliche Grundlagen des Bergmannsstandes 21
zen, Launenhaftigkeit und Reizbarkeit begleiten ihn bei der Arbeit.
Die Bewegungen werden unstet, das Handeln hastig; die Wider-
standsfähigkeit der Nerven ist schließlich gebrochen. Da nun bekannt-
lich Trinker nach und nach zu immer größeren Mengen und stärkeren
Getränken greifen, so bildet sich bald bei ihnen eine geistige Schwäche
heraus, die einen immer höheren Grad erreicht nlrd schließlich mit
Säuferwahnsinn, Irr- und Blödsinn endigt. Wie überaus traurig
es um unser Volk in dieser Beziehung bestellt ist, geht aus der Tat-
sache hervor, daß jährlich in Deutschland 30000 Säufer als geistig
Geschädigte den Krankenhäusern und Irrenanstalten überwiesen wer-
den müssen. Wieviel zerstörtes Lebensglück, wieviel getäuschte Hoff-
nung, wieviel Sorge und Kummer schließt diese Zahl in sich ein!
Mit ausdrücklicher Genehmigung der Versasser nach vr. Dicke und I>r. Kohlmetz
„Die Schädlichkeit des Mißbrauchs geistiger Getränke".
15. Wer ansteckende Krankheiten.
1. Es gibt nur eine Gesundheit; aber ein ganzes Heer von Krank-
heiten kann den Menschen heimsuchen. Unter den Krankheiten ist seit ur-
alten Zeiten eine Art ganz besonders aufgefallen. Ihr Auftreten ist ebenso
geheimnisvoll wie bösartig. Zuerst befällt die Krankheit nllr einen oder
wenige Menschen, bald aber erkrankeir auch Familienmitglieder, selbst Nach-
barn. Jeder, der mit einem solchen Kranken in Berührung kommt, kann
in einigen Tagen selbst von der Krankheit gepackt werden. Manchmal ge-
nügt dazu auch schon ein kurzer Aufenthalt in der Nähe des Kranken, ohne
daß man selbst mit ihm zu tun hatte. So überträgt sich die Krankheit iinmer
von einem Menschen auf den anderen. In kurzer Frist sind oft Hlinderte
und Tausende von ihr ergriffen. Man nannte sie deshalb ansteckende
oder Volkskrankheiten, und ihr masselchaftes Auftreten wird als Seuche
oder Epidemie bezeichnet.
2. Eine der ältesten Seuchen, die wir kennen, ist der Aussatz. Scholl
Moses kannte diese Krankheit, und zur Zeit Jesu Christi herrschte sie in
großer Ausdehnung. Auch die Pest ist eine uralte Krankheit, die gleich-
falls in der Bibel Erwähnung findet. Am verheermdsten trat sie im
Mittelalter auf. Ganze blühende Länderstriche sind damals ausgestorben.
In unserer Zeit ist die Pest nicht mehr die Geißel der Menschheit, wenn
sie auch gerade jetzt wieder hier und da auftritt und die Regierungen zur
Wachsamkeit über sie auffordert. Sie ist abgelöst worden durch die asia-
tische Cholera, deren Vaterland Indien ist. Diese verbreitet sich mit
dem Verkehre. Aber nicht überall faßt sie Wurzel. Wo ungesunde Ver-
hältnisse herrschen, erlangt sie eine größere Ausbreitung. Geschwächte
Körper, Leute, die eine unzweckmäßige Lebensweise führen, fallen ihr zum
Opfer. Auch das Steigen und Sinken des Grundwassers, das im Erdreiche
vorhanden ist, soll die Krankheit beeinflussen. Sicher ist, daß auch das
Trinkwasser sie übertragen kann. In ähnlicher Weise wie die Cholera
verbreiten sich auch der Typhus und die Ruhr. Beide sind für die Sol-
daten im Felde häufig schlimmere Gegner als die feindlichen Kugeln. Auch
im Gefolge von Hungersnot treten typhusartige Fieber sehr häufig auf.
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Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
582
Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland
2. Hamburg wird von der Alster durchströmt und durch sie
in zwei Teile geteilt. Außerdem durchschneiden zahlreiche Kanäle
oder Fleete die Stadt. Auf ihnen fahren die Frachtschiffe bis an
die großen Speicher der Kaufleute, während über die 84 Brücken
der Kanäle Frachtwagen, Rollwagen und Karren hinüber und
herüber rasseln. Am 5. Mai 1842 wurde Hamburg von einem
furchtbaren Brande heimgesucht. Drei Tage und ebensoviel Nächte
verwandelten den Kern der gewaltigen Stadt in einen glühenden
Aschehaufen. Den Glanzpunkt der aus der Asche wieder neu ent-
standenen Stadt bildet das Alsterbassin, das auf drei Seiten von
den langen Palastfronten des Alsterdammes, des alten und neuen
Jungfernstieges umrahmt wird. Wenn abends Tausende von Lich-
tern der nahen Paläste und Gasthäuser in der blauen Alsterflut
sich spiegeln, wenn ringsum Gesang und Saitenspiel und frohes
Leben erschallt und auf dem Wasser die Gondeln schaukeln, glaubt
man, nicht in einer nordischen Stadt, sondern in Venedig oder einer
noch lebhafteren süditalienischen Stadt zu sein.
3. Ganz anders ist es in dem alten Stadtteile. Die Straßen
sind von Häusern mit hohen Giebeln eingefaßt, die von der Dach-
kammer bis in den Keller bewohnt sind. Fußgänger, Rollwagen
und öffentliche Fuhrwerke bewegen sich durcheinander. Wagen-
rasseln, Peitschenknallen und Ausrufen der Verkäufer verursachen
einen unaufhörlichen Lärm. Lange, bunt gefärbte Schilder be-
decken die Vorderseite der Häuser. Die Erzeugnisse aller Länder
sind hier zur Schau gestellt. Wie jede große Handelsstadt hat
auch Hamburg seine Börse, d. i. ein ansehnliches Gebäude, wo
die Kaufleute und Makler zu bestimmten Stunden zusammen-
kommen, um über alles, was ihre Geschäfte betrifft, Unterhand-
lungen zu pflegen und Verkehr mit Geld, Wertpapieren und
Waren anzuknüpfen. Der danach aufgestellte Kurszettel gibt
den Wert an, welchen die verschiedenen Wertpapiere zurzeit haben.
Auch findet man neben den Handelsberichten Ausstellungen von
Proben solcher Waren, die am Platze verkauft werden sollen.
Aus Gehrig u. Stilloke, Lesebuch f. gewerbl. Fortbildungsschulen, von A. Mauer.
103. Bremen.
1. Dem glänzenden Hamburg mit seinem geräuschvollen Welt-
getriebe gegenüber zeigt die Schwesterstadt an der Weser ein stille-
res, bürgerlich behäbiges Aussehen. Die nicht eben großen, nur
von höchstens zwei Familien bewohnten Häuser, welche sich über
ein sehr ausgedehntes Stadtgebiet erstrecken, sind wie die Straßen
an sich so nett, sauber und freundlich, daß sich der Fremde schon
dadurch angenehm angesprochen fühlt. Dazu treten ihm land-
schaftliche Schönheiten entgegen, die er in der alten Reichsstadt
nicht zu vermuten pflegt. An Stelle der alten Wälle umgeben herr-
liche Anlagen die innere Stadt in solch ausgedehnter Fülle und
reizender Mannigfaltigkeit, in so anmutvollem Wechsel von Land
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Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
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Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
288
Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland
Abb. 82. Reiterstandbild Friedrichs des Großen.
Tore (Abb.83) hinzieht. Dieses zeichnet sich vor allen Toren Ber-
liils aus, es ist nach dem alten Burgtor in Athen erbaut. Das rie-
sige, 20 m hohe Mauerwerk, von 12 gewaltigen, 14 m hohen und
fast 2 m dicken dorischen Säulen getragen, ist 61 m breit und hat
fünf Durchgänge, deren breitester, mittlerer nur für königliche Wagen
offen ist. Über dem Haupttore erhebt sich noch ein hoher Aufbau,
um das berühmte Viergespann der Siegesgöttin zu tragen. Starke,
4 m hohe Rosse ziehen stolzen Schrittes einen zweirädrigen Wagen,
auf welchem die Siegesgöttin steht mit der Palme und dem lorbeer-
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Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
B. Landschaft
283
und Wasser, mit so prächtigen, malerischen Durchblicken, wie sie
schwerlich eine andere deutsche Stadt in solchem Grade aufweist.
Vor den Toren der Stadt aber breitet sich ein sehr großer öffent-
licher Park aus, der eine wirkliche Perle der neueren Landschafts-
gartenkunst ist. Auch sonst bietet Bremen des Sehenswerten viel.
In den Teilen der Stadt, wo die Warenhäuser und Geschäftszimmer
der Kaufleute liegen, durchziehen von früh bis spät die vielen mit
Baumwolle, Petroleum, Tabak, Beis und anderen Waren beladenen,
schweren Frachtwagen die Straßen. Lebhafter Schiffsverkehr ent-
wickelt sich an den Ufern des Stromes, wo fortwährend Waren aus-
und eingeladen werden. Zu gewissen Zeiten sieht man in den Stra-
ßen Scharen von Auswanderern, oft in seltsam bunten Landestrach-
ten. — In seinem altehrwürdigen Rathause besitzt Bremen ein Ge-
bäude, das überall genannt wird, wo man der Stadt gedenkt. Zwi-
schen ihm und der prächtigen, im gotischen Stile neuerbauten
Börse, die der Bedeutung von Bremens Handel angemessen ist, steht
die steinerne Rolandsäule, jener ,,Roland der Ries' am Rathaus zu
Bremen". In den weiten und schönen Räumen des Ratskellers la-
gern Weine edelster Güte, von denen der Rosenwein und die
Apostelweine hochberühmt sind, und deren Alter teilweise bis zu
zweihundertundfünfzig Jahren hinaufsteigt. In dem vielgenann-
ten oberen Rathaussaale sind bemerkenswerte Seiten deutschen
Lebens und deutscher Geschichte dargestellt. Da ist die schlanke
Wendeltreppe, die mit ihren reichen Verzierungen ein wahrer
Schmuck und Stolz der deutschen Holzschnitzkunst des siebzehnten
Jahrhundert ist, da hängen Modelle alter hanseatischer Kriegs-
schiffe und das des ersten Dampfers, welcher von den deutschen
Ufern nach Amerika fuhr, da erhebt sich das Marmorstandbild
des großen Bürgermeisters Smidt, des Gründers von Bremerhaven.
2. ,,Die Schiffahrt ist notwendig, das Leben ist nicht not-
wendig" — dieser Spruch steht an dem Portale des Hauses ,,See-
fahrt", einer ehrwürdigen bremischen Stiftung für Seefahrer und
deren Angehörige. Der Sinn, welcher sich in diesem kühnen Worte
ausspricht, daß nicht das Leben der Güter höchstes ist, sondern
die segensvolle Arbeit, ist in Bremen von je heimisch gewesen
und allezeit lebendig geblieben. Dieser Geist bremischer Umsicht
und Tatkraft war es, der im Jahre 1827 zu der Erwerbung eines
kleinen Gebietes an der Unterweser, der Anlage eines großartigen
Seehafens daselbst und zur Gründung der Stadt Bremerhaven
führte, der größten Städtegründung, welche sich in neuerer Zeit in
Deutschland vollzogen hat. ,,Will das Meer nicht zu uns kommen,
so kommen wir zum Meere," so sprach Bremens Kaufmannschaft,
als die steigende Entwickelung seines Handels mit Nordamerika
und die veränderten Verkehrsverhältnisse überhaupt immer grö-
ßere Seeschiffe erheischten, welche die Stadt, zumal bei der zu-
nehmenden Versandung des Weserstromes, nicht zu erreichen ver-
mochten. Dem ersten Bremerhavener Hafen folgte, nachdem eine
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Extrahierte Ortsnamen: Petroleum Bremens Amerika Bremerhaven Bremen Bremerhaven Deutschland Bremens Nordamerika Weserstromes
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
B. Landschaft
293
107. Lied von: Winde.
Sausewind, Brausewind,
dort und hier!
Deine Heimat sage mir!
„Kindlein, wir fahren
seit viel, vielen Jahren
durch die weite, weite Welt
und möchten's erfragen,
die Antwort erjagen
bei den Bergen, den Meeren,
bei des Himmels klingenden
Heeren.
Die wissen es nie.
Bist dn klüger als sie,
magst du es sagen!
Fort, wohlauf!
Halt uns nicht auf!
Kommen andre nach, unsre Brüder,
da frag' wieder!"
Halt an! Gemach
eine kleine Frist!
Sagt, wo der Liebe Heimat ist,
ihr Anfang, ihr Ende!
„Wer's nennen könnte!
Schelmisches Kind,
Lieb' ist wie Wind,
rasch und lebendig,
ruhet nie,
ewig ist sie,
aber nicht immer beständig.
Fort, wohlauf! auf!
Halt uns nicht auf!
Fort über Stoppel und Wälder
und Wiesen!
Wenn ich dein Schätzchen seh',
will ich es grüßen.
Kindlein, ade!"
Eduard Mörike.
108. Die deutschen Kolonien.
Als das neue Deutsche Reich wieder erstanden und in der Welt zu
Macht und Ansehen gelangt war, da erhob sich aus dem deutschen Volke
heraus immer mehr das Verlangen nach überseeischem Besitz, der im-
stande wäre, den ungeheueren Strom der deutschen Auswanderer in sich
aufzunehmen, beit Erzeugnissen des heimischen Gewerbefleißes neue Ab-
satzgebiete zu erschließen, eigene sichere Quellen zur Gewinnung der be-
nötigten Rohprodukte zu gewinnen und dem deutschen Volke eine immer
mächtigere Stellung unter den Völkern der Erde zu geben.
Im Frühling des Jahres 1884 fiel durch den Fürsten Bismarck das
entscheidende Wort durch jenes Telegramm, das er an den deutschen Konsul
in Kapstadt (Britisch Südafrika) richtete: „Sie wollen dort amtlich er-
klären, daß die an der Südwestküste Afrikas nördlich des Oranjeflusses
von Lüderitz gemachten Erwerbungen auf deutschen Schutz Anspruch ha-
den!" Damit war der Anfang zur Erwerbung von Kolonialbesitz für das
Deutsche Reich gemacht. Schnell hintereinander erfolgte nun die Besitz-
ergreifung eines Kolonialreiches von 2^/z Millionen Quadratkilometern
(d. h. beinahe fünfmal soviel wie das Gebiet des Deutschen Reiches) und
gegen 12 Millionen Seelen (etwa soviel wie die süddeutschen Staaten
zusammengenommen).
Wir unterscheiden zwei Kolonialerwerbsperioden, diejenige von 1884
bis 1885 und die von 1897 bis 1899. Im Jahre 1884 wurden erworben:
Südwestafrika, Ostafrika, Kamerun, Togo, Neuguinea mit dem Bismarck-
Archipel; 1885 die Marshallinseln, 1897 Kiautschon und 1899 die Karo-
linen-, Marianeninseln und Samoa.
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Mörike Eduard Südwestafrika
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
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Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
332
Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland
diese an der Innenseite vorstehende Ränder, Spurkränze genannt.
Während bis dahin die gewöhnlichen Straßenfuhrwerke auf dem
Eisenbahngleise fuhren, wurden nun besondere Eisenbahnfuhrwerke
nötig. Es mußte ein selbständiger, vom Straßenverkehr vollständig
geschiedener Eisenbahnbetrieb eingerichtet werden, was begreiflicher-
weise von entscheidungsvollster Bedeutung war und zunächst zu einer
verbesserten Bauart der Wagen führte.
Fast zu gleicher Zeit wurden auch die hölzernen Langschwellen
meistens durch Querschwellen ersetzt, wodurch die Spurweite besser
gesichert und die Entwässerung des zwischen den Schienen befind-
lichen Teils des Bahnkörpers verbessert wurde.
Die Erfahrung lehrte nun bald, daß die von Querschwelle zu
Querschwelle sich frei tragenden Schienen, wenn sie in jedem Punkte
ihrer Länge gleich sicher gegen Bruch sein sollten, im Querschnitt
um so stärker sein mußten, je größer dessen Abstand vom Stützpunkte
war. Man formte daher die untere Kante der Schienen von Quer-
schwelle zu Querschwelle fischbauchförmig. Diese an sich auf rich-
tiger Erkenntnis beruhende Anordnung wurde nun aber zu einem
schweren Hemmnis für die weitere Vervollkommnung des Eisen-
bahngleises. Sie verzögerte, was heute kaum zu begreifen ist, um
ein drittel Jahrhundert die allgemeine Ersetzung der gußeisernen
Schienen durch Schienen aus gewalztem Eisen. Man glaubte näm-
lich in irrtümlicher Anschauung und in hartnäckigem Festhalten am
Hergebrachten, daß die Fischbauchform von Stützpunkt zu Stützpunkt
auch dann noch notwendig sei, wenn eine längere Schiene ununter-
brochen sich über mehrere Stützpunkte hinweg erstreckte. Die Fisch-
bauchform war aber ungeeignet für das Walzen. Erst nach dem
Jahre 1830 überwand Robert Stephenson, der Sohn von George
Stephenson, das eingewurzelte Vorurteil und verwendete Schienen,
die in ganzer Länge den gleichen Querschnitt hatten, sich also be-
quem walzen ließen. Bei den erheblichen Vorzügen, welche die Schie-
nen aus Walzeisen vor den gußeisernen besaßen, wurden die guß-
eisernen Schienen nun bald vollständig verdrängt. In der Quer-
schnittssorm zeigten die Schienen stets den pilzförmigen Kopf, in
ihrer übrigen Gestaltung aber mannigfache Abweichungen. Die jetzt
am allgemeinsten verbreitete, in Deutschland ausschließlich verwen-
dete Querschnittsform der breitfüßigen Schiene wurde in England
im Jahre 1841 zuerst durch Vignoles eingeführt, war aber schon
kurz vorher von Stevens in Amerika verwendet.
Die Entwickelung von den hölzernen Streifenbahnen bis zu
der Spurbahn aus gewalzten Eisenschienen hatte etwa 200 Jahre
gedauert.
Aus: Launhardt, Am sausenden Webstuhl der Zeit.
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Extrahierte Personennamen: Robert_Stephenson George
Stephenson Stevens
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Amerika
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chlechtern zugute kommen, so darf die Gemeinde Schulden machen.
Auch unsere Stadt hat zu solchen Zwecken schon verschiedene Anleihen
machen müssen." „Ich hätte doch nie gedacht, daß eine Gemeinde
so trefflich eingerichtet wäre und so große Aufgaben erfüllte," sagte der
Lehrling. „Ja," sagte der Meister, „in unserer Zeit gibt es viele
Menschen, die nicht wissen, daß sie dem Gemeinschaftsleben der Stadt
oder des Dorfes so viele Wohltaten verdanken, daß sie gehalten sind,
als Glieder dieser Gemeinschaft alle Pflichten, die ihnen auferlegt werden,
zum Segen des Ganzen und somit zu ihrem eigenen Heile gern zu
erfüllen. Auch ihr habt diese Pflichten auszuüben. Vor allen Dingen
ehrt und achtet die Personen, denen die Verwaltung der Stadt an-
vertraut ist, und befolgt die Ordnungen, die zum Wohle des Ganzen
und der einzelnen erlassen werden." Aus Schanz-s L-s-buch.
73. Dkr Äaat und seine Ordnungen.
Eine Abendunterhaltung in der Fremde von Fr. Polack.
Vor einigen Jahren besuchte ich eine alte Freundin in der fran-
zösischen Schweiz. Sie war vor Jahren meine Schülerin in der deut-
schen Sprache gewesen. Jetzt leitete sie eine Anstalt, in der sich Damen
und Herren in der französischen Sprache ausbildeten.
Eines Abends saßen wir beim Tee. Es waren unserer fünf:
außer meiner Freundin und mir ein Pfarrer, ein Kaufmann und ein
junger Landwirt. Wir sprachen bald deutsch, bald französisch, so daß
es wunderlich durcheinander tönte.
Ich erzählte von meiner Reise. Sie hatte mich nach Kassel,
Frankfurt a. M-, Heidelberg, Straßburg, Basel und Neuchâtel geführt.
Ich schloß meinen Bericht etwa mit folgenden Worten: „Wir leben
in einer großen Zeit. Mag man sie schelten, wie man will, sie schafft
doch viel Großes und Schönes. Welch ein Verkehr auf Eisenbahnen
und Flüffen! Welche Geschäftigkeit überall! Was für herrliche Kirchen,
Schulen, Theater, Denkmäler, Bahnhöfe und Wohnhäuser! Die Nächte
taghell erleuchtet! In Frankfurt ein Hafen voll Schiffe im Binnen-
lande! Blitzschnelle Fahrten von Ort zu Ort! Wie schön wohnen die
Menschen! Wie behaglich leben sie! Wie wissen sie ihre Städte und
ihr Heim zu schmücken! Es ist eine Lust, in solcher Zeit zu leben und
ihre Güter mitzugenießen."
Der Pfarrer, ein Schweizer-Franzose, nickte und sagte: „Gewiß
ist die Zeit eine große und reiche trotz aller Klagen. Töricht wäre es
zu prahlen, wie herrlich weit wir es gebracht haben, aber dankbar an-
erkennen wollen wir die Güter einer tausendjährigen Kulturarbeit.
Um so dankbarer, wenn wir uns zweitausend Jahre zurückversetzen!
Wie sah es da an den Stätten aus, die unser Gast so preist? Wälder,
Sümpfe, ungeregelte Flußläufe überall. In den wilden Wäldern
streifende Jäger mit ihren unvollkommenen Waffen! Am Wasser der
Fischer mit Netz oder Angel oder auf dem Fluffe mit seinem Ein-
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