Brandenburg statt. In einer gleichzeitigen Chronik wird dieser ewig denkwürdige Akt folgendermaßen beschrieben:
„Auf dem Marktplatze zu Coustauz, vor einem Hause, welches „zum hohen Hafen" hieß, hatte man eine umfangreiche Tribüne erbaut, welche mit goldbordiertem Tuche belegt war. Eiue Treppe führte Hont Marktplatze hinauf, oben stand sie durch eine Thür mit dem Hanfe in Verbindung. Auf dieser Tribüne waren acht Sitze errichtet, zwischen denen sich der Thron des Königs erhob.
Die Ritter und Diener des Markgrafen, eine Anzahl Leute, welche befreundete Fürsten dazu ausgeschickt hatten, dazu sämmtliche Posanner und Trompeter, die zu Constanz aufzutreiben waren, ritten früh am Morgen des 18. April 1417 durch die Straßen der Stadt, den Bewohnern so das Fest einleitend und ankündigend. Jeder Reiter trug einen ellenlangen Stecken in der Hand und daran ein kleines Fähnlein von rotem Tuche. Vorne ritten zwei kostbar geschmückte Ritter, von denen der eine das Wappenschild der Markgrasschast Brandenburg, der audere das Wappenschild des Burggrasen von Nürnberg an einem langen Stabe führte. Dreimal wurde dieser Umzug wiederholt. Darauf gegen die neunte Stunde versammelten sich alle Kurfürsten, Herzoge, Fürsten, Grasen, Freiherren, Ritter und Knappen, um den Markgrafen abzuholen. Alle trugen ein rotes Fähnlein in der Hand. So ritten sie auf den Fifchmarkt, vor das sogenannte „hohe Haus", wo Friedrich wohnte. Dieser setzte sich nun an die Spitze des Zuges, welcher von jenen beiden Bannerträgern eröffnet wurde. So groß war dieser Zug, daß er auf dem Marktplatze nicht Platz fand, sondern auch die anliegenden Gassen ausfüllte. Dazu kam ein unbeschreibliches Andrängen der schaulustigen Menge. Am Markte waren alle Fenster, Dachluken und Bodenöffnungen und selbst die Dächer mit Zuschauern besetzt. Als ein günstiges Zeichen für die neue Herrschaft betrachtete man den Umstand, daß trotz so ungeheuren Gedränges kein einziger Unfall zu beklagen war. Auf dem Markte angelangt, machte der Zug Halt, während Kaiser Sigismund, aus dem „hohen Hause" hervortretend, auf der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Sigismund
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Lernenden heilsam erwiesen, woraus dann verschiedene Krankheiten, besonders aber die schlimme und zuckende Krähe entstanden sei, welche die Schüler sehr gequält und selbst die Familien der Lehrer nicht verschont habe. Außerdem habe ein unvorhergesehener Tod manchen betroffen. Überdies erzeugten sich zwischen den Sümpfen und Dornhecken eine solche Menge von Schlangen und Vipern, daß sie nicht allein aus dem Schul-platze in Menge umherkröchen und sich sonnten, sondern daß sie auch in den Gebäuden, in der Küche, in der Streu und in den Betten sich wärmten, was nicht ohne Schrecken und Beschädigung geschehe. Gegen Mittag lägen Wälder mit Wacholdersträuchern*) durchzogen, welche sich auch gegen Osten hinzögen; aber gegen Abend schlössen schreckliche und häßliche Sümpfe den Ort ein, die erlesene Wohnung giftiger Schlangen und Vipern".
Die Zucht in der Schule zu Joachimsthal war eine strenge. Um 4 Uhr früh wurde zum Aufstehen geläutet, sowohl im Sommer, als auch im Winter. Nachdem die Knaben ihre ungeheizten Kammern verlassen hatten, versammelten sie sich in dem Arbeitssaale, welcher zugleich als Speisesaal diente. Hier saß jeder an seinem eigenen Tische vor dem Talglichte, neben dem die Schneuze (Putzschere) lag, um zu arbeiten; wer zu spät kam, erhielt einen scharfen Verweis, wer sich wieder-hdeutlich von der Arbeit zu drücken suchte, mußte hungern. Um 6 Uhr ging es zum Gebet, um 7 Uhr zur Schule, um 10 Uhr zum Mittagsessen, um 12 Uhr wieder zum Unterrichte, welcher bis 3 Uhr dauerte. Mittwochs und Sonnabends durften die Knaben auf den Spielplatz, ins Bad, in den Wald oder nach Grimnitz. Der Kurfürst besuchte feine Stiftung häufig und ließ sich dann von den Schülern etwas vorsingen oder vormusizieren.
Die leibliche Verpflegung war, den bedeutenden Einnahmen gemäß, reichlich und nahrhaft. Es gab mehrmals in der Woche Fleisch oder Fisch, „dabei ein Trünklein Wein,
*) Noch jetzt in prachtvollen Exemplaren dort vertreten.
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den drei Seiten der Wohnungen von einem Kreuzgange umgeben, welcher den Nonnen bei schlechtem Wetter den Spaziergang ins Freie ersetzen sollte; derselbe stand mit den Zellen in Verbindung. Unter den Leichensteinen ist einer wegen seiner besonderen Größe bemerkenswert, weil sich aus ihm die leider verwischten Spuren der Bilder zweier gewappneter Männer zeigen. Die Sage erzählt darüber: Zwei Ritter liebten eine Jungfrau, welche den Schleier genommen und sich dadurch für das ganze Leben dem Himmel geweiht hatte. Hoffnungslos in ihrer Liebe gaben sie sich vor der Zelle der Nonne gegenseitig den Tod und wurden dann aus derselben Stelle bestattet. — In nordöstlicher Richtung vom Heiligengrab, bei Meyen-berg an der Stepnitz, entstand ein anderes Kloster, welches den Namen Marienfließ erhielt. Bon den Klostergebäuden, die im dreißigjährigen Kriege fast gänzlich zerstört wurden, hat sich nur die Kirche erhalten. Eine der schönsten Klosterruinen befindet sich zu Zeh de nick an der Havel. Sehr starke, aus Feldsteinen aufgeführte Außenwände haben sich trotz der Jahrhunderte (seit 1250), ebenso, wie die spitz zulausenden Giebel erhalten, obgleich die letzteren allen Unbilden der Witterung ausgesetzt sind, ein Zeichen, wie sest unsere Altvordern zu bauen verstanden. Jur Garten der Domina steht ein Epheustamm, unten nahezu einen Fuß im Durchmesser stark, der seine Äste und Ranken au dem Giebel der Ruine hinaufschickt. Die Sage erzählt, daß diese Pflanze durch die Hand der ersten Äbtissin gepflanzt worden sei. Non dem Kapellenberge, von dem aber die Kapelle längst verschwunden ist, genießt man eine schöne Aussicht. In dem Ländchen Rnppin giebt es eine Klosterruine zu Liudow, welche der zu Zehdenick ähnlich ist. Dieses Kloster wurde von den Grafen von Lindow und Herrn von Rnp-pin gegründet, ebenso wie das Dominikanerkloster in Neuruppin, von dem die Kirche noch übrig ist. Andere Nonnenklöster befanden sich zu Friedland an der alten Oder, zu Seehausen in der Uckermark, Spandau, Gransee, Prenzlan und Boytzenbnrg. Das Kloster zu Boytzeuburg führte auch den Namen Marienthür; von ihin ist nur noch ein Teil einer
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andern Tage schickte der Rat zu Brandenburg die Inden ans der alten Straße, welche damals über Spandau führte, nach Berlin mit eisernen Ketten gefesselt und mit einem Daumenstock versehen, an welchem zwei Schlösser sich befanden. Unterwegs, bei dem Dorfe Roskow, rief Jakob den Knecht an und erklärte ihm, die Jungfrau Maria sei ihm erschienen und habe ihn der Fesseln entledigt. Zu seinem Schrecken fand der Knecht die Hände Jakobs frei und ledig, die Schlösser aber festgeschlossen. Jakob erblickte die Jungfrau Maria beständig neben sich, obgleich die Begleiter von dieser Erscheinung nichts bemerkten. Bei dem Dorfe Tremmen sah der Jude die Juugsrau wieder zu einer wüsten Kapelle hinaufsteigen; seine Hände waren wieder der Fesseln entledigt. Diese Aussage wiederholte Jakob auch in Berlin, und bekannte weiter, daß er im Verein mit Schlomann und andern Juden die Hostie mit einem Messer-gestochen habe, daß Blut daraus geflossen sei, welches von dem Tische nicht wieder entfernt werden konnte. Er habe daraus die Hostie an andere Juden abgegeben, welche auf ähnliche Weise mit ihr verfahren seien. Unter der Folter bekannten die Gefangenen dann, Christenkinder gekauft, gemartert und getötet zu haben; sie hätten das in der Absicht gethan, um Christum zu schmähen und ihn zu versuchen, ob er Wunder thun könnte, außerdem hätten sie das Blut zu Arzneien gebraucht. Nachdem die Angeschuldigten diese ihre Bekenntnisse vor einem Gerichtshose zu Berlin wiederholt hatten, wurden sie zum Feuertode verurteilt. Daraus nahm der Scharsrichter Panl Fromm, setzte ihn auf einen niedrigen Wagen, führte ihn durch die Straßen und ließ ihn mit glühenden Zangen zerreißen, woraus die Juden in laute Lästerungen ausbrachen. Daraus wurden diese an den Scheiterhaufen geführt. Paul Fromm ward mit dem Hals eisen an eine Säule angebunden, welche mit Holzreis und Pech umgeben war. Daneben befand sich ein drei Stock hohes, mit Rosten versehenes Gerüst. Auf denselben waren die Inden an starke Bäume mit Hals eisen angeschmiedet und wurden darauf verbrannt. Auch hier noch follen sie allerhand Lästerungen ausgestoßen haben. Nur zwei, welche die Taufe
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Extrahierte Personennamen: Jakob Maria Maria Jakob Maria Maria Jakob Panl_Fromm
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Spandau Berlin Dorfe_Roskow Berlin Christum Berlin
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als den Menschen." Worauf der Kaiser rief: „Nicht Kop af, lewer Fürst!" ihm freundlich zusprach, er sollte sich zufrieden geben und sich verhalten, wie er es bisher gethan.
Joachim aber hatte in Augsburg seinen Ärger mit dem Herzoge von Bayern. Ans dem Reichstage saßen die Kurfürsten auf einer eigenen Bank, daran schlossen sich dann die Herzoge und übrigen Fürsten. Nun waren diese geneigt, die alte Ordnung zu durchbrechen und sich unter die Kurfürsten zu fetzen. In Augsburg that dies zum Verdrusse des Kurfürsten Joachim der Herzog von Baiern, der regelmäßig an seiner Seite Platz nahm. Da verfiel Joachim ans ein drastisches Mittel, ihm diesen Übermut zu verleiden. Er ließ nämlich in aller Stille die Ecke der Bank, auf welcher der Bayer zu sitzen pflegte, absägen, so daß sie nur ein wenig festsaß, und die goldgestickte Decke wieder darüber legen. Um das Vergnügen, den Erfolg zu sehen, nicht zu versäumen, begab sich Joachim so früh, wie möglich, in die Sitzung. Als nun der Bayer, der ein schwerfälliger Herr war, kam und sich auf die gewohnte Stelle setzte, fiel er auf die Fürstenbank hinunter, „aus der er mit Scham hat müssen sitzen bleiben".
Dergleichen derbe Scherze waren auch sonst unter fürstlichen Herrschaften jener Zeit gebräuchlich. Auf dem Reichstage zu Worms erheiterte der folgende die Anwesenden. Damals befand sich seiner politischen Ausbildung wegen der junge König Christian Ii. von Dänemark in Deutschland und kam auch nach Worms, wo sich zum ersten Male die Fürsten des Reiches um den neugewählten Kaiser Karl versammelten. Am Charfreitage 1521 predigte nun vor dem Kaiser ein Mönch auf einer hohen Kanzel, deren Bretter nicht fest aneinander geschlagen waren und somit weite Lücken zeigten. Christian hatte seinen Platz gerade unter der Kanzel und kam um alle Andacht, als er, nach oben blickend, bemerkte, wie der Mönch, wie ein Gaukler auf der Kanzel umherlief, bald aufrecht stand, bald sich wieder so tief herunterdrückte, daß der Strick, den er um den Leib trug, mit feinem Ende durch die Ritze herabhing. Als das wieder einmal der Fall war, machte der mutwillige König einen
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Extrahierte Personennamen: Joachim Joachim Joachim Joachim Christian_Ii Karl Karl Christian
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Augsburg Baiern Deutschland Worms
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Die Familie des Stadtpfeifers hatte sich glücklich gerettet, und die Gesellen, die sich oben befanden, sanken so glücklich mit den Betten zur Erde, daß auch sie mit dem Leben davonkamen. In demselben Jahre schlug der Blitz in den Turin der Nikolaikirche in Berlin. 1583 siel im kurfürstlichen Schlosse ein Stück des steinernen Ganges herunter, und wurde das untere Dach des Turmes der Marienkirche herabgeworsen. Als man diese aufs neue decken ließ, stürzten, weil das Gerüst nachlässig angelegt war, zwei Schieferdecker herab und fanden den Tod. Ein furchtbares Wetter warf die Spitze und das Dach der St. Georgenkirche zu Straußberg herunter. Ein Mäusefraß bewirkte eine solche Teuerung, daß ein Scheffel Roggen einen Goldgnlden galt. Natürlich machte sich so schwere Zeit auch am Himmel bemerkbar. An mehreren Orten der Knr-mark sah man nachts an demselben Gezelte, ans denen Hausen geharnischter Leute gegen einander zogen und wie mit Büchsen auf einander schossen. Der größere Haufe jagte den kleineren dreimal in das Zelt, aber der kleine ermannte sich, brach wieder hervor und schlug den großen in die Flucht. Eine schwarze dicke Wolke umhüllte endlich das Schauspiel und entzog es dem Auge. Man deutete die Erscheinung natürlich aus bevorstehende Kriegsereignisse. Im Jahre 1587 gingen in Zossen 75 Häuser in Rauch auf; Lebus mit dem Schlosse brannte bis auf wenige Häuser nieder, ebenso wurde Sternberg ein Raub der Flammen. Der Kirchenraub war nichts Ungewöhnliches. So beraubte 1590 ein Weißgerber das Domstift zu Cöln und erhielt dafür seine grausame Strafe. Wie man aber den Thäter ermittelte, ist charakteristisch. Man triefe alle Schwarzkünstler und Teufelsbanner zusammen, so viele man nur anstreiften konnte. Durch ihre Aussagen wurde der Thäter ermittelt; es waren aber viele unschuldige Leute gefoltert worden und wären beinahe auf das Rad gekommen. 1590 ging die Stadt Bötzow in Flammen auf bis auf das Schloß, die Kirche und das kurfürstliche Brauhaus. 1591 brannten in Rathenow innerhalb dreier Stunden 70 Wohnhäuser samt den Ställen und Scheunen, und das Gertrauden-Hospital ab, wobei
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Extrahierte Personennamen: Sternberg
Extrahierte Ortsnamen: Nikolaikirche Berlin Marienkirche Zossen Lebus Rathenow Gertrauden-Hospital
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Bauern, ein wenig größer, wie es sich für den gesteigerten Wirt-
schaftsbetrieb nötig machte, ein wenig massiver vielleicht, und
dann setzte er sein etwas geräumigeres ein- bis zweistöckiges
Wohnhaus mitten hinein. Gewöhnlich schloß sich nach ein
Park an.
Eine durchaus konservative Stimmung lagerte über dem
Gutshofe wie über dem Dorfe, die ihm glücklicherweise auch
heute noch geblieben ist. Ob das Holz von dem Fachwerk und dem
Ziegel abgelöst ist, stets bleibt das Haus ein schlichtes Bauwerk,
das Dorf ein echtes Tieflanddorf mit Anger und Teich, in den
alte Weiden, Linden oder Kastanien hinunterschatten, den freund-
lichen, von Holzgattern •— stellenweise von Granitfindlingen —
abgeschlossenen Vorgärten und den strohgedeckten Häusern. Alles
ist breit angelegt, auseinandergezogen, alles unter Baumkronen
versteckt. Die alte Dingstätte hat sich an manchen Orten erhalten,
meistens unter der uralter: Linde, in deren Gezweig wundersame
Märchen und Sagen flüstern. So manche Friedenstat ist unter
ihren Zweigen beschlossen, aber auch manche Untat gesühnt worden.
Denn nicht nur das Feldgericht hielt hier seine Sitzungen ab,
um die gemeinsamen Dorsangelegenheiten wie Bau und Ver-
änderung von Wegen, Triften, Gehegen, Brücken und Gräben,
Verkäufe, Bestallungen u. a. zu ordnen, sondern oft auch sah der
Baum das Urteil an Missetätern oder an solchen, die man dafür
hielt, vollstrecken. Und treten wir auf den Kirchhof, der die in
märkischen Dörfern selten fehlende Kirche umgibt und nach dem
Anger durch eine Mauer abgeschlossen ist, dann erzählt uns auch
der durch den jahrhundertelangen Gebrauch erhöhte Boden
nicht nur vom Vergehen der Geschlechter, sondern auch von Frie-
denstaten, die sich auf seinem Rasen ereigneten, namentlich
von den gemütlichen Morgensprachen am Schlüsse des Gottes-
dienstes.
In den ehemals wendischen Gebieten, d. h. im Südosten
Brandenburgs, sind die Dorfhäuser noch heute im Blockbau,
jener urtümlichen, einst allgemein angewandten Bauart Nord-
osteuropas errichtet, die nicht selten sich auch auf die Kirche erstreckt.
Aber auch solche Hütten, von denen der Schweizer Servetius um
1550 sagte, daß die Landbauern der Mark in ihren aus Lehm und
Holz erbauten, kaum aus der Erde hervorguckenden, mit Stroh
bedeckten einzelnen und zerstreuten Hütten wohnen, sind längst
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Hügeln, bald unten tief im Grunde. Es sind ganz niedere, rosa
oder himmelblau gestrichene Häuschen. Eine Art Märchenstimmung
liegt über den meist bemoosten Strohdächern, über ihren wind-
schiefen Fenstern zwischen den efeubesponnenen Wänden und
den rosenüberwucherten Heckenzüunen. Sie bilden das Ent-
zücken aller Maler. Dazwischen liegt die kleine, altertümliche
Kirche, die so eng angefüllt mit Gestühl ist, daß nicht einmal
ein Taufbecken Platz findet. Der lebensgroße hölzerne Engel,
der es trägt, schwebt an der Decke und wird bei Bedarf herab-
gelassen.
Wunderschön sitzt sich's im hochgelegenen Wirtsgarten mit
dem Blick über die breite Fläche des Sees. Er kann sehr wild und
düster sein, der Schwielow. Heut aber glänzt er ttn milden Sonnen-
licht im tiefen, reinen Blau. So klar ist die Luft, daß man weit
draußen am jenseitigen Havelufer die einzelnen Häuser der Villen-
kolonie Franzensberg über Baumgartenbrück zählen kann. Links
nach Petzow zu zieht sich das bewaldete Seeufer in sanft geschwun-
genen Linien hin. Zur Rechten ragen hinter den fernen Häusern
von Caputh die kahlen Krähenberge auf. Dahinter bis nach
Potsdam meilenweite Wälder. Im Vordergrund links grüßen
vom Waldrand am Seeufer einige Villen herüber. Das Haupt-
gebäude mit einem vierkantigen, in der Mitte spitz zulaufenden
Dache, von ein paar riesigen Pappeln flankiert, gibt mit dem
tiefblauen Wasser davor ein ganz südliches Bild.
Ein Wanderer darf nicht lange rasten. Über Wiesenmatten,
die noch im herrlichsten Grün prangen, geht es auf hölzerner Brücke
zu dem Vorwerk Neue Scheune, das wie träumend unter den mäch-
tigen Waldbäumen liegt. Kein Mensch ist zu sehen, auch in dem
lieblichen Dörfchen Mittelbusch nur ein paar Kinder und ein paar
kläffende Hunde. Alle sind draußen zur Kartoffelernte. Die
Frauen in den grellbunten Kopftüchern mühen sich auf den Feldern,
von denen hier und da der zarte Rauch eines Feuers aufsteigt,
im Schweiße ihres Angesichts. Sie bilden eine lebensvolle Staffage
des prächtigen Lanüschaftsbildes mit den massigen Laubbäumen
und der blitzenden Seefläche im Hintergrund. Der tiefste, farben-
satteste Ton darin ist die Allee von Vogelbeerbäumen, die nach
Petzow führt. Rot sind die Beeren; aber tiefer, gesättigter, glü-
hender brennt das Rot des Laubes. Es sieht aus, als stünde der
ganze Weg in lebender Glut. Das romantische Petzow träumt
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sind. So haben hier Malerei, Plastik und dekorative Kunst die ent-
zückendste Gesamtwirkung geschaffen. Unter den Gesteinsstufen
an den Wänden befinden sich große Seltenheiten und viele Halb-
edelsteine, vornehmlich solche aus der Familie des Quarzes, wie
Bergkristall, Rauchtopas, Amethyst, Citrin, Rosenquarz und Prasem.
Ebenso bieten sich unter den Muscheln ausgezeichnete, herrlich
schimmernde Exemplare dar. Seit den Tagen Friedrichs des
Großen ist es unter den Mitgliedern des Königshauses Brauch
gewesen, Steine und Muscheln, die sie von ihren Reisen mitgebracht,
als Schmuck für den Muschelsaal zu überweisen. Zu den zuletzt
gestifteten gehören solche, die Kaiser Friedrich als Kronprinz
und Kaiser Wilhelm Ii. überwiesen haben. Im Laufe der letzten
Jahrzehnte hat der Muschelsaal wie das ganze Palais Zentral-
heizung und elektrische Beleuchtung erhalten, so daß der Aufenthalt
in ihm auch an Wintertagen durchaus angenehm ist. Am Weih-
nachtsabend, wenn in ihm die reich geschmückten Tannenbäume
und die Beleuchtungskörper ein Meer von Licht versenden, ist
die Wirkung wahrhaft feenhaft. Im Anschluß an den Muschelsaal
erstreckt sich in langer Flucht und mit der Front nach dem Park
die berühmte Marmorgalerie, deren Wände und Fußboden mit
Rosso Korallino und karrarischem Marmor belegt sind. Sie besitzt
eine Länge von 35 und eine Tiefe von fast zehn Metern. Hier wird
bei Anwesenheit des Kaiserpaares gewöhnlich das Essen auf-
getragen. Tägliche Rundschau.
32. Dorfkirche in Ferch.
Noch ist dein Auge hell vom Blick ins Weite . . .
Der frische Wind vom Schwielow und der Wellen
ruhlose Chöre sangen dir ins Ohr,
und die getürmten, lichtumsäumten Wolken
umschlossen rings die Welt wie Riesenburgen. —
Doch nun grüßt dich die weihevolle Stille
dörflichen Friedens. Und aus Fliederhecken,
aus Taxusbüschen, über morschen Zäunen
lugt dort ein Kirchlein hinterm Hügelrand.
Gräber ringsum. Verlassenheit. Von Wolken
sinkt dir der Blick ins Innerste. Du schließt
die Augen — und dein Blick umfaßt die Welt.
Karl Leopvid Mayer.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Wilhelm Karl_Leopvid_Mayer Karl
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hohen Granitblocks ruht noch in der grünen Waldesstille. Vielleicht
hatten ihn schon die alten Germanen als Opfer- oder Kultstätte
erkoren. Nur wenige Schritte entfernt liegt der kleinere Mark-
grafenstein, der den stattlichen Umfang von 21 m und eine Höhe
von beinahe 6 in hat. In ihm schläft eine Prinzessin, die ein mäch-
tiger Riese, den sie einst als Freier abwies, in diesen Felsen ver-
zaubert hat. Deutlich sieht man ihr Bett und das Fenster ihres
Schlafgemachs. Sie schläft hier schon viele hundert Jahre. Nur
ein frommer Jüngling kann sie erlösen, wenn er in der Johannis-
nacht zu ihr kommt, einen gelben Specht in der linken und einen
schwarzen Kranich in der rechten Hand und das Losungswort auf
den Lippen. Ihm wird sie ihre Hand und all ihre Schätze schenken.
Die kleinen Splitter, die bei der Sprengung des großen Steins
abfielen, haben noch zugereicht, um an einem besonders lauschigen
Platz im Walde einen mächtigen Steintisch mit umlaufenden
Bänken zu errichten. Der Aussichtsturm, der sich dabei erhob,
ist leider zerfallen und die Aussicht zugewachsen. An grünen
Gründen und romantischen Schluchten vorbei geht der Weg
bald aus, bald ab.
Zwei Kohlengruben sind in diesen Bergen, der Nauener
„Fannyschacht" und die Petersdorfer Gnadenreich-Grube. Zuni
Fannyschacht steigt man 40 m tief auf Leitern hinab. Ich zog
es deshalb vor, in die Petersdorfer Grube einzufahren, in die
man durch einen ebenerdigen Eingang gelangt. Nachdem ich mir
die Erlaubnis, die freundlichst gewährt wurde, beim Obersteiger
eingeholt hatte, mußte ich einen Bergmannskittel anziehen,
bekam eine Filzkappe auf und eine Grubenlampe in die Hand
und wurde mit einem herzhaften Glückauf in die finstere Grube
entlassen. Der Führer schritt gemächlich voran, ich ein wenig
bange hinterdrein. Ich kannte die Salzbergwerke von Berchtes-
gaden und Hallein; aber die Einfahrt in jene weiten, luftigen
Höhlen mit den kristallglänzenden Wänden, mit den bequemen
Treppen und amüsanten Rutschbahnen ist nur ein lustiger Sport.
Hier hatte ich die Erlaubnis erhalten, eine Stätte harter Arbeit
zu besuchen, und nicht ohne leise Schauer trat ich ein in den finsteren
Bauch der Erde.
Ein etwa 2 m breiter, hoher Stollen nimmt uns auf. Wir
müssen leicht gebückt gehen, wollen wir nicht an die Deckenstützen
stoßen. Der Boden ist naß und schlüpfrig, hier und da tropft von
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