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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 56

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
56 gebracht iverden. Ja, man blieb auch ohne jede Nachricht von dem ferneren Verlaufe da drüben. Dafs es allen Bedrohten gelungen war, noch rechtzeitig in entgegengesetzter Richtung zu entkommen, ahnte niemand; vielmehr erzählte man sich, dass noch Menschen auf Dächern und Thonvegen mit ausgereckten Armen, um Rettung flehend, gesehen wurden. So konnte es nicht an Versuchen fehlen, von der Stadtseite um jeden Preis noch Hülfe zu bringen. Einem Schiffer samt zweien Genossen war es gelungen, in einem kleinen Kahne das Tjfer der Dammvorstadt zu gewinnen. Einen andern Versuch unternahm Herzog Leopold. Seit acht Jahren residierte derselbe als Regiments-Komman- deur in Frankfurt. Durch Liebenswürdigkeit seines Auftretens, durch seinen Drang, überall zu helfen und wohlzuthun, hatte er sich die Liebe aller Volkskreise erworben. Bei jeder öffent- lichen Gefahr, bei Feuers- und Wassersnot ivar er, allen ändern vorauf, tliätig im Rettungswerke. Als ihn die Nachricht von dem furchtbaren Anwachsen der Gefahr traf, eilte er zur Oder. Wie die Dinge zu liegen schienen, war die größte Eile von Nöten. Zweimal bestieg Leopold einen Kahn, bereit, über den Strom zu fahren. Als die Umstehenden ihn abmahnten, rief er: „Hier sind Menschen zu retten! Bin ich nicht ein Mensch wie sie?“ Gleichwohl aber gab er den dringenden Vorstellungen einiger Ratsherren und den fufsfälligen Bitten zweier Soldaten seines Regimentes nach und trat zurück. ln trüben Gedanken verliefs er den Platz und ivandte sich heimwärts. Nach Haus gekommen, versuchte er, einen Augen- blick im Lehnstuhl von den Aufregungen der letzten Stunden auszuruhen. Aber die vor seinem Geiste aufsteigenden Bilder des Jammers liefsen den Herzog die gewünschte Ruhe nicht finden. Als dann bei der Wachtparade von neuem die Gerüchte von dem Schrecklichen, ivas sich drüben zugetragen, auf ihn eindrangen, eilte er abermals an den Strom, um überall den Mut der Zag- haften zu entflammen. Währenddem hatte sich ein Schiffer ent- schlossen, die Überfahrt zu wagen, mit ihm zivei Knechte, von denen einer Soldat war. Dieser begegnete dem Herzog und bat ihn um seine Einwilligung. Mit Freuden erteilte Leopold dieselbe und folgte ihm auf dem Fufse nach. Das Beispiel der drei

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 65

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
65 53. Aus dem Jugendleben des Herzogs Julius. Julius, der dritte Sohn Heinrich des Jüngern, wurde 1528 geboren. Als zartes Kind hatte ihn die Amme vom Tische fallen lassen und dadurch eine Krümmung seiner Füfse ver- ursacht, die dem Knaben jede ungezwungene Bewegung ver- sagte. Weil nun deshalb der Sohn zu allen ritterlichen Übungen und damit zur Regierung von dem Vater als untauglich erachtet wurde, bestimmte ihn dieser frühzeitig zum geistlichen Stande. Zwanzig Jahre alt, reiste Julius mit seinem Jugendfreunde Eitel Heinrich von Kirchberg über Paris nach der berühmten Universitätsstadt Löwen, um daselbst, nach des Vaters Willen, seine Studien zu vollenden. Zugleich unterwarf er sich hier einer sehr schmerzhaften Kur, die so viel bewirkte, dafs er nun besser und geschickter gehen konnte, als zuvor. Während Heinrich mit seinen ältesten Söhnen Karl Viktor und Philipp Magnus von Fehde zu Fehde zog, lag Julius mit unermüd- lichem Eifer seinen Studien ob. Hier in Löwen sind in ihm vielleicht die ersten Zweifel an der Wahrheit der katholischen Lehre aufgetaucht. Es konnte nicht fehlen, dass viele Männer dort über Gegenstände der Religion anders dachten, als man am Hofe Heinrichs es wünschte. Durch sie lernte Julius den Geist des Luthertums kennen und neigte sich selbst der neuen Lehre zu. Bald nach seiner Rückkehr nach Wolfen- büttel wurde sein Abfall von der katholischen Kirche kund, und heftig erzürnte darüber sein Vater. So groß soll sein Zorn gewesen sein, dafs er, wie man sich später erzählte, die Absicht hatte, seinen Sohn als einen Abtrünnigen einmauern zu lassen. Wenn dies nun auch nicht geschah, so hat doch der Prinz am Hofe seines Vaters einen harten, schweren Stand gehabt und nicht selten bei seinen Schwestern Trost und Hülfe gesucht und gefunden. Da mag denn Julius manchmal den Gedanken erwogen haben, ob es in der Ferne nicht besser sei, als daheim. Einmal schrieb ein treuer Diener in die Asche des Kamins das Wort fuge! d. h. fliehe! Rasch entschlossen begab sich Julius zu seinem Schwager, dem Markgrafen Hans in Küstrin, der fest an der evangelischen Lehre hielt. Hier Bogt«, Bilder. 5

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 78

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
78 der Strafe an den Weinbergen gerufen wurde. Die französische Besatzung des Bahnhofes (es waren über Joo Mann) streckte, ohne Widerstand zu leisten, die Waffen. Vice-Feldwebel Bremer sandte die Gefangenen zurück und besetzte den Bahnhof. Als um diese Zeit das Gefecht der beiden andern «Züge hör- bar wurde, ließ er sofort den Zug bis zum Eisenbahndamme vorgehen und beschoß von hier den rechten feindlichen Flügel. Zugleich traten nun auch noch andre Bataillone links neben dem- selben aus. Als vor dem so besetzten Eisenbahndamme plötzlich die wild gewordenen jdserde mit den Geschützen der genommenen Batterien vorbeijagten, übersprangen die Schwarzen den Damm, um die Geschütze zu greifen. Den vereinten Anstrengungen der Braunschweiger und Preußen gelang es, 6 feindliche Geschütze aus der Ebene zum Stehen zu bringen; eins wurde unter persönlicher Leitung des Vice - Feldwebels Bremer, ein anderes mit hervor- ragender Entschlossenheit durch den Musketier völlig ergriffen. Während dieser Vorgänge erlosch allmählich das Feuergefecht, und der Feind zog ab. Jetzt wurden die liegengebliebenen Verwundeten der 5. Eompagnie aufgehoben und zurückgebracht. Die beiden Züge hatten in dem kurzen Aampfe 2 Offiziere und ^0 Mann, den dritten Teil ihres damaligen Bestandes, eingebüßt. Der harte Verlust wurde jedoch reichlich ausgewogen durch die erzielten Erfolge, denn dem braunschweigischem Znsanterie-Regimente wurde durch seine 5. Eompagnie das Glück zu Teil, die erste Abteilung des j0. Armee- Torps zu sein, welcher es gelang, feindliche Geschütze auf offenem Felde zu nehmen. Ohne Zweifel gebührt das Hauptverdienst um den Erfolg des Gefechtes dem Lieutenant von Bernewitz, welcher denn auch das eiserne Areuz erster Alasse erhielt, w. Otto, Geschichte des tserzogl. braunschweigischen Infanterieregiments Nr. Y2. 58. Hackelberg. Haus von Hackelberg war Oberjägermeister des Herzogs Julius und ein gewaltiger Weidmann. In einer Nacht hatte er auf der Harz- burg einen schweren Traum. Es däuchte ihm, als ob er mit einem furchtbaren Eber kämpfe, der ihn nach langem Streit zuletzt besiegte. Diesen Traum konnte er aus den Gedanken gar nicht wieder los

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 89

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
89 Feste lag und mit ihr durch Mauern und Gräben verbunden war, den Namen Dammsestung. Unter seinem Sohne und Nachfolger Heinrich dem Jüngern (1514 bis 1568) kamen zwar die Drangsale des Krieges über Burg und Städtlein, indem die Häupter des schmal- kaldifchen Bundes 1542 Wolfenbüttel belagerten und einnahmen, aber dennoch entstand während seiner Regierungszeit weiterhin gegen Osten die Heinrichsstadt. Was die beiden Fürsten, wie auch ferner der um sein Land hochverdiente Julius (1568 bis 1589) für den jungen Ort gethan, geschah indessen nicht nur aus Wohlwollen gegen die ihrem Schlöffe benachbarte Stadt, sondern auch in der Absicht, dem stolzen, nach Reichsfreiheit strebenden Braunschweig eine Nebenbuhlerin entgegen zu stellen. Gar zu gern hätte Julius aus Wolfenbüttel einen großen Handelsplatz gemacht, um dadurch den Trotz der Bürger jener alten Hansastadt zu brechen. So bemühte er sich die Oker vom Harze abwärts schiffbar und seine Residenz zum Stapelplatz der Bergwerkserzeuguisse des Harzes zu machen. Durch das Zugeständnis der Abgabe- und Zollfreiheit gedachte er viele Ansiedler heranzuziehen. Es ist nun zwar Julius nicht gelungen, alle seine Pläne zu verwirklichen; doch erwuchs Wolfenbüttel durch ihn zu einem Orte von einiger Bedeutung. Nicht nur vergrößerte er das Schloß durch mancherlei Bauten, er verlieh auch der Heinrichsstadt das Recht, Jahr- und Wochenmärkte abzuhalten, begabte sie mit einem Wappen und legte auch weiter östlich von ihr einen neuen Stadtteil an. Der prachtliebende, baulustige Heinrich Julius (1589 bis 1613) schmückte seine Residenz durch die neue Marienkirche, und dessen Nachfolger Friedrich Ulrich vollendete 1619 den Bau des Zeughauses (der heutigen Kaserne) am Schloßplatze. Dann kamen die Stürme des großen Krieges. Bereits 1626 rückten die Dänen in die Festung ein, aber schon im folgenden Jahre zwang sie Pappenheim durch eine Belagerung, mehr noch durch die Aufstauung der Oker mittels eines Dammes zur Übergabe. Wolsenbüttel ward nun ein Hauptstützpunkt der Kaiserlichen in Norddeutschland, die die Festung fast 16 Jahve besetzt hielten und von hier aus das Land weit und breit verwüsteten. Erst im Jahre 1643 konnte Herzog August in seine Residenz einziehen. Un- ermüdet um das Wohl seiner Unterthanen besorgt, hat dieser rastlose Fürst auch die Wunden zu heilen gesucht, welche der lange Krieg dem Lande und vor allem Wolfenbüttel geschlagen hatte. Infolge seiner Thätigkeit hob sich die Einwohnerzahl bald wieder, ja 1653 wurde durch ihn westlich

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 90

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
90 vom Schlosse eine neue Vorstadt, die Auguststadt, angelegt, welche zehn Jahre später auch ihr Kirchlein erhielt. Durch die Aufstellung seiner Bibliothek machte er den Namen Wolfenbüttel in ganz Europa bekannt. Was jedoch dieser Fürst ebenso wenig erreichen konnte wie seine Vor- gänger, das gelang seinem Sohne: Rudolph August (1666 bis 1704) brachte die widerspenstige Stadt Braunschweig unter seine Botmäßigkeit. Nun lag der Gedanke nahe, hierhin auch die Residenz zu verlegen. Doch ehe dies geschah, entwickelten Anton Ulrich (1684 bis 1714) und sein Sohn August Wilhelm (1714 bis 1731) noch einmal eine rege Bauthätigkeit, um Wolfenbüttel mit großen Gebäuden zu schmücken. Zunächst wurde die Trinitatis- oder Garnisonkirche aufgeführt; dann erfolgte der Bau eines Bibliotheksgebäudes, und zu gleicher Zeit wurde das alte Schloß durch eine Reihe von Prachtgemächern erweitert und ihm durch einen Vorbau ein stattliches und einheitliches Äußere gegeben. Was die Stadt lange befürchtet, trat nun auch ein: Karl I. verlegte 1754 seine Residenz nach Braunschweig, und weil auch viele Familien dahin übersiedelten, so wurde plötzlich der Wohlstand des Ortes ver- nichtet. Der Schlag war um so härter, da die Stadt fast gar keine innern Hülfsquellen besaß. Namentlich fehlte es den Bewohnern an Ländereien. Denn da die Stadt so lange Zeit als Burg bestanden hatte, war, als ihre Entwicklung zur Stadt begann, die Umgebung derselben bis fast dicht vor ihre Thore längst den Nachbargemeinden zugeordnet. Wenige Jahre später kamen die Drangsale des sieben- jährigen Krieges über die verödete Stadt. In das stille Schloß zog 1770 Lessing ein; die letzten Jahre seines Lebens jedoch wohnte er in dem einstöckigen Hause, das noch jetzt vor dem neuen Bibliotheksgebäude erhalten ist. Die kriegerischen Zeiten zu Anfang unsres Jahrhunderts sind an Wolfenbüttel verhältnismäßig ruhig vorübergegangen, denn die Stadt wurde für einen offenen Platz erklärt. Mauern und Wälle wurden abgetragen, und an ihre Stelle traten bald freundliche Anlagen. In langer Friedenszeit ist die Stadt durch ausgezeichnete Landstraßen mit den wohlhabenden Ortschaften der Umgegend, durch Eisenbahnen mit den andern Städten des engern und weitern Vaterlandes ver- bunden. Verkehr und Gewerbsthätigkeit haben sich gehoben. Die vor- handenen Ländereien werden zur Zucht von Gartenfrüchten benutzt und einer sehr sorgfältigen Bearbeitung unterzogen, so daß man Wolfenbüttel eine Gärtnerstadt nennen kann. Doch erfreuen sich auch

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 92

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
92 Qnatrebras ist ein Wirtshaus und liegt am Kreuzungs- punkte zweier Landstrafsen. Es hat seinen Namen von einem vierarmigen Wegweiser, der hier aufgerichtet ist. Anfangs stand hier nur der Prinz von Oranien mit 7000 Mann und 16 Kanonen. Um 1 Uhr mittags warf sich Ney mit 12000 Mann und 30 Geschützen auf diese Schar. Bald darauf kamen englische Regimenter an, kurze Zeit später erschien auch Herzog Friedrich Wilhelm mit seinen Truppen. Trotz dieser Verstärkung rückten die Franzosen siegreich vor. Bald nach 4 Uhr forderte Wellington den Herzog auf, mit seinen Truppen, die bisher im zweiten Treffen gestanden hatten, den Feind anzugreifen. Kaum hatte dieser die vor- dringende Bewegüng der Braunschweiger bemerkt, als er auf einer Höhe südwärts von Quatrebras 12 Geschütze auffahren liefs, deren Geschosse vernichtend in die Reihen der tapfern Schwarzen einschlugen. Auch Friedrich Wilhelm kam in Lebensgefahr. Eine Kugel schlug unter seinem Pferde ein, so dafs dasselbe einen Seitensprung machte. Aber der Herzog bewahrte seine Kaltblütigkeit, rauchte im Kugelregen seine Pfeife gelassen fort und erteilte ruhig die nötigen Befehle. Eine Stunde lang blieben die Braunschweiger dem feindlichen Kanonenfeuer ausgesetzt, ohne mit Artillerie antworten zu können. Geschütze mitzunehmen hatten Kürze der Zeit und grundlose Wege nicht gestattet. Endlich sandte der Feld- marschall auf Andringen des Herzogs vier englische Kanonen, die neben der Infanterie auffuhren; zwei jedoch wurden so- gleich vom Feinde unbrauchbar geschossen. Sechs Nachmittagstunden waren beinahe verstrichen. Von Ligny her schallte ununterbrochener Kanonendonner. Marschall Ney erhielt Befehl von Napoleon, das britische Heer zu sprengen, denn Frankreichs Schicksal liege in seiner Hand. Nun zog er seine Reserven herbei, um sie zum entscheidenden Angriffe vorzuführen. Es kamen zwei Abteilungen anmar- schiert, jede zwei- bis dreitausend Mann stark; beträchtliche Reitermassen folgten. Als diese beiden französischen Kolonnen die Braunschweiger zurückgedrängt hatten, setzte sich der Herzog an die Spitze seiner Ulanen und griff die vorrückende

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 94

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
94 auch noch englische und hannoversche Regimenter ein. Nun ging Wellington zum Angriff über, und die Franzosen wurden aus den Stellungen geworfen, die sie am Nachmittage ge- wonnen hatten. Der Versuch, die Preußen und die Engländer zu trennen, war vollständig misslungen. Als zwei Tage da- nach die Sonne unterging, beleuchteten ihre letzten Strahlen die fliehenden Franzosen und die Sieger von Waterloo. Havemann, Sporschil und von Wachholz. 66. Die Lübbensteine. Auf dem 5t. Annenberge vor Helmstedt liegen die Reste zweier uralter Denkmäler. Mächtige Felsblöcke, in vier Reihen geordnet, trugen schwerlastende Decksteine, von denen auch jetzt noch einige ihren Platz bewahrt haben. In diesen Felsenkammern sind Fürsten der Vorzeit beigesetzt. Ihren Schmuck hatte man ihnen angethgn, ihre Waffen mitgegeben, Speise und Trank ihnen in Töpfen und Schalen beigesetzt. Wie hießen die Männer, die hier ihre letzte Ruhe fanden? Wes Stammes waren sie? Was thaten sie, daß sie im Tode so geehrt wurden? Niemand weiß es. Verklungen sind die Erinnerungen an die Melden, vergessen die Namen der Gefeierten, und die Totenklage ist verhallt. Aein Lied, keine Sage meldet von ihnen. Die Waldriesen, die einst ringsum hier standen, fielen und brachen vom Sturm zusammen, andre wuchsen aus und wurden auch wieder morsch und alt, und immer neue kamen hoch. Und dann erklang die Axt, und der Wald wurde gelichtet. Mönche erschienen im Lande, Aapellen und Alöster wurden gegründet, und der kleine Ort Helmstedt ward zur Stadt. Längst war der Leib der alten Melden zerfallen und ihr Schmuck vergangen; aber die Felsengräber blieben unverrückt Jahrtausende stehen. Dann kam eine Zeit, wo diese ehrwürdigen Denkmale als Steinbruch benutzt wurden; Denkmale, die ihresgleichen nicht hatten im braunschweigischen Lande, wurden verwüstet. Jetzt ist es still auf dem Hügel, und nur die Halme und Gräser nicken im Herbstwinde. Im Westen sinkt die Sonne und vergoldet mit ihren letzten Strahlen die Stadt, von deren Türmen die Abendglocken läuten.

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 96

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
96 Bazaine hat diesen Vorfall in seiner Schrift über den Feldzug von 1870 erwähnt. Er sagt: Gegen Mittag trieben die Deutschen so nachdrücklich zum Angriff, daß ich die Garde ins Gefecht eintreten lassen mußte. Während dieser Bewegung wurde ich in einen Sturmritt braunschweigischer Husaren verwickelt und von meinem Stabe getrennt, der mir mehrere Stunden fehlte. G. Hiltl, Der Französische Krieg 1870 u. 1871. 68. Ein keckes Reiterstücklein. Wenn die Bewohner von Saarbrücken auf den Krieg von 1870 zu sprechen kommen, so lacht noch alles über den Braunschweiger Husaren, der den Franzosen einmal einen Schrecken eingejagt hat. Um von einem Triumphe berichten zu können, ließ Napoleon am 2. August einen Angriff auf Saarbrücken machen, das Oberst von Pestel mit seiner kleinen Schar so tapfer behauptet hatte. Diese Abteilung zog sich vor der anrückenden Übermacht langsam zurück, und die Franzosen be- setzten die Stadt. Jenseits der Saar, in der Schwesterstadt St. Johann, lagen am 4. August Truppen vom 10. Armeecorps, darunter auch Braun- schweiger Husaren. — Nun war einer darunter, dem es nicht gefiel, daß die deutschen Vorposten, wenn sie beobachtend umherstreiften, jedesmal nur bis zur Mitte der Saarbrücke vorgingen und sich dann wieder langsam auf das rechte Saarufer zurückzogen. Im gestreckten Galopp ritt er des- halb über die Brücke nach Saarbrücken bis in die Gegend der Schloßkirche, schoß hier seinen Karabiner auf eine französische Abteilung, die von einem Offizier befehligt wurde, ab, wandte sich dann der Neugasse zu und schoß mit der schnell geladenen Masse auch hier auf einige Franzosen. Dann machte er kehrt und sprengte über die Brücke zurück. Vor derselben stürzte er und kam unter sein Pferd zu liegen. Einige Männer halfen ihm empor, er dankte ihnen ruhig, streichelte sein gutes Roß, schwang sich wieder hinauf und ritt über die Brücke, verfolgt von den Kugeln der in der Nähe stehen- den Vorposten. Die in den Straßen befindlichen Franzosen hatten nicht die Geistesgegenwart, den Kühnen zu verfolgen, im Gegenteil! Der Offizier rief: „Sauve qui peut!“ und es war eine tvahre Freude, zu sehen, wie die Rothosen ausrissen. Der Angstruf: „Les Prussiens!“ trieb sie aus den Häusern zur eiligen Flucht. Eine ganze Zeit danach, nachdem der kecke Reitersmann wohl schon ein Schöpplein Wein geleert hatte, kamen nach und nach die Franzosen wieder zum Vorschein, begrüßt von dem Hohn- gelächter der Straßenjugend. L. Herrmann in Saarbrücken. Gartenlaube 1870.

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 68

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
68 mußte der entscheidende Schlag fallen. Die zahlreich im braunschweiger Schlosse weilenden Mitglieder der fürstlichen Familie bangten für den Ausgang jenes Kampfes. Still, ohne Ahnung des furchtbar entscheidenden Augenblicks, ging der 14. Oktober vorüber. Aber schon der 16. brachte Nachrichten, die zu entsetzlich waren, um sogleich Glauben finden zu können. Die ganze preußische Armee, so hieß es, sei geschlagen, der Herzog zum Tode verwundet. Flüchtlinge und Versprengte waren die Überbringer dieser schrecklichen Nachrichten. Doch man hielt diese Un- glücksboten für Ausreißer, die Erzählungen für übertrieben und sah mit den gespanntesten Erwartungen dem folgenden Tage entgegen, der entweder Bestätigung oder Widerlegung bringen mußte. Doch am 17. erlangte man nur die schreckenvolle, furchtbare Gewißheit. Nicht Eil- boten allein brachten die Bestätigung, sondern auch immer gedrängtere Massen preußischer Soldaten, zum Teil ohne Waffen, ohne Gepäck, ohne Ordnung, strömten durch die Thore von Braunschweig. Unter ihnen befanden sich Prinzen und Generale, die, von ihren Regimentern getrennt, sich vergeblich bemühten, wieder einige Ordnung in die wirren Haufen zu bringen. Die Prinzen Paul von Würtemberg und Heinrich von Preußen brachten zuerst einige bestimmte Nachrichten über das Unglück bei Auerstädt mit; die übrigen schrien nur: „Es ist alles verloren, die Franzosen folgen uns auf dem Fuße!" Was sich aus den verschiedenen Berichten zusammenstellen ließ, war folgendes. Am Morgen des 14. Oktober ruhte ein dicker Nebel auf den Niederungen und Vorbergen des Thüringer Landes. Unglück- licherweise hatten die preußischen Heerführer die steilen Höhen, welche das Mühlthal bei Jena beherrschen, wie auch den Paß von Kösen, welcher freilich als unzugänglich galt, unbesetzt gelaffen. Napoleon aber ließ in der Nacht durch Pioniere diese Gebirgspässe notdürftig gangbar machen und benutzte die Nebel am andern Morgen, um seine Streitmaffen von den Höhen herabzuführen und unbemerkt zu entfalten. In dieser Bedrängnis jagte der Herzog morgens um 9 Uhr im Galopp vor, um mit Todesverachtung aus möglichster Nähe durch den dichten Nebel die Stellung des Feindes zu erkunden. Eben gab er den Grenadieren den Befehl zum Angriff, als ihn von der Seite eine Kleingewehrkugel traf. Der Herzog stürzte bei dem fürchterlichen Schuffe

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 76

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
76 57 Das Gefecht bei Vendüme am 16. Dezember 1870. Tim Dezember J870 früh morgens befand sich das braun- schweigische Infanterieregiment vor der Stadt Bendome. Das zweite Bataillon unter dem bsauptmann Grove, welches unr fo Uhr den Feind angreifen sollte, hatte die 5. und 6. Eompagnie zur Erforschung des Geländes vorgeschoben. Diesen folgte die 7. und 8. Eompagnie und das Füsilierbataillon als Haupttreffen. Es wurde die Richtung auf die am linken Loir-Ufer hochgelegene Ruine der Burg Bendöme genommen. Zwei starke Schläge, welche währenddem herüberschallten, galten als Zeichen, daß der Feind den Übergang über den Loir bewerkstelligt und die Brücke hinter sich gesprengt hatte. Sonst waren keine französischen Regimenter wahrzunehmen, und so war das Bild, welches sich den bei der Burgruine Eintreffenden darbot, ein sehr überraschendes. Das unmittelbar zu den Füßen liegende Bendome konnte genau be- trachtet werden und erschien frei vom Feinde. Aber zugleich über- blickte man weithin das Loir-Thal, und dieses selbst, sowie die jenseitigen Höhen waren belebt von französischen Truppen, welche augenscheinlich im Marsche begriffen waren. Da kam um ff Uhr der Befehl, bis zum nördlichen Ausgange der Stadt vorzudringen. Die 5. Eompagnie kletterte von der Burgruine herab und zog in Bendome ein. Lieutenant von Bernewitz, der Führer der 5. Eom- pagnie, fand glücklicher Meise den Übergang über den Loir nur unvollkonnnen gesprengt, und französische Soldaten, welche noch an der Brücke beschäftigt waren, flohen. Mit dem s. Zuge wandte er sich zunächst gegen den Bahnhof, der noch von foo Mann besetzt war, und ließ die Besatzung auffordern, sich zu ergeben. Ehe hier eine Entscheidung siel, erhielt Lieutenant von Berne- witz die Meldung, daß in einer Entfernung von 800 Schritten Magenzüge und mehrere Batterien an der Stadt entlang führen. Rasch ritt er dahin und sah wirklich zwei französische Batterien an den Weinbergen dahinziehen. Sofort gab er den beiden Zügen der 5. Eompagnie den Befehl, gegen die Batterien vorzugehen. Weil er aber fürchtete, daß dieselben vor Ankunft der Mann- schaften abgefahren sein könnten, ritt er, nur mit einer Gerte versehen und gefolgt von seinem gleichfalls zu Pferde sitzenden Burschen, dem Musketier Schütte, rasch entschlossen auf die vordere
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