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langes Gewand gehüllt; auf der Stirne trägt sie das Diadem.
Der Kopf ist leicht geneigt; die Arme find über der Brust gekreuzt.
Stiller Friede spricht aus ihren schönen Zügen. Auf der Stein-
platte neben dem Sarkophag steht das Wort: „Wie der Herr
es gewollt, also ist es geschehen."
Neben ihr ruht Friedrich Wilhelm Iii. im schlichten Soldaten-
mantel. Sein Wahlspruch lautet: „Meine Zeit in Unruhe, meine
Hoffnung in Gott." Neben den beiden Sarkophagen an den
Kopfenden stehen zwei kunstvolle Leuchter, der des Lebens und
der des Todes. Die Züge des königlichen Paares sind vom Bild-
hauer Rauch getreu wiedergegeben.
4. Schwer war die Aufgabe des Bildhauers E n ck e , ähnlich
Vollkommenes in den Sarkophagen des ersten kaiserlichen Paares
zu schaffen. Aber auch er hat seine Aufgabe in meisterhafter
Weise gelöst.
In der Uniform des 1. Garderegiments zu Fuß ruht auf dem
von Lorbeer umgebenen Bahrtuch entblößten Hauptes das Mar-
morbild Kaiser Wilhelms I.; die Hände sind über dem Griffe
des lorbeerumwundenen Reichsschwertes gefaltet, die Gestalt
wird vom Hermelinmantel bedeckt. Seine Züge zeigen Schlicht-
heit, Herzensgüte und Frömmigkeit. In den Stein neben ihm
sind die Worte eingegraben: „Herr, nun lässest Du Deinen Diener
in Frieden fahren." Ihm zur Seite schlummert seine Gemahlin,
die Kaiserin Augusta, das Antlitz mit einem seinen Spitzenschleier
verhüllt. Auf dem Haupte trägt sie um das Diadem den goldenen
Myrtenkranz zur Erinnerung daran, daß sie mit ihrem Gatten
die Goldene Hochzeit gefeiert hat. Die über der Brust gefalteten
Hände halten ein Kruzifix, von dem sich Blätter und Blüten
der Passionsblume herabranken. Auf dem Fußboden
lesen wir den Spruch: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig
in Trübsal, haltet an am Gebet!" Die Ecken der Sarkophage
werden von geflügelten, trauernden Löwen gebildet. Auf den
Seitenfeldern finden wir beim Kaiser Wilhelm als Sinnbilder
des Krieges: Helm, Schwert und Kriegsfackel mit Lorbeer- und
Eichenblättern und als Zeichen des Friedens: Spinnrocken,
Hammer usw. Der Kaiserin sind die Sinnbilder der Frömmig-
keit und Mildtätigkeit beigegeben: Glaubenskelch und rotes Kreuz
mit Palmen und Lorbeer.
In heiliger, feierlicher Stimmung verlassen wir das hehre
Grabmal. Walther Nohl.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Garderegiments Wilhelms_I. Wilhelms_I. Augusta Wilhelm Wilhelm Walther_Nohl
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Schon nach wenigen Minuten landen wir am jenseitigen
User und betreten den Park von Babelsberg. Weitästige Bäume
streuen Schatten über die vielfach gewundenen Wege, auf denen
wir langsam dahinschreiten. In dem Gezweige jubelt und singt
und klingt es in Heller Frühlingslust. Aus den weitgedehnten,
sattgrünen Rasenflächen aber leuchten die gelben Ranunkeln,
und um der Butterblumen goldige Sterne gaukeln Schmetter-
linge mancherlei Art. Das Auge schwelgt in der tausendfachen
Farbenharmonie, und fast ehe wir's denken, stehen wir vor einer
halbkreisförmigen Marmorbank, deren Rückseite von üppigem
Weingerank umsponnen ist. Dieses umzieht auch die über die
Lehne aufragenden Säulen, von deren Höhe die meisterhaft
ausgeführten Bronzebüsten der ruhmgekrönten Heerführer Kaiser
Wilhelms auf uns niederschauen. Dunkle Lorbeerbäume erheben
auf schlanken Stämmen ihre glänzende Krone, als böten sie ihren
Blätterschmuck den Siegern zum überreich verdienten Kranze
dar. Der Bank gegenüber aber auf hohem Postament erhebt
sich die Büste des ersten deutschen Kanzlers.
Weiter führt uns ein gewundener Pfad zu einer sanften
Höhe, auf deren Scheitel die Viktoriasäule sich erhebt. Ein mäch-
tiger Säulenschaft aus poliertem Granit mit künstlerisch gestaltetem
Kapitäl trägt die goldstrahlende Siegesgöttin, die aus lichter Höhe
den Ruhmeskranz den Männern spendet, deren bronzene Bilder
zu ihren Füßen aufragen. Das Postament der Säule ist geschmückt
mit den Nachbildungen der Ehrenzeichen, die Kaiser Wilhelm
zur Erinnerung an die ruhmreichen Feldzüge der Jahre 1864,
66 und 70/71 gestiftet hat. Ein halbkreisförmiges, niedriges Lorbeer-
gebüsch grenzt die Vorderseite der Plattform ab, auf der das Denk-
mal sich erhebt. Weithinaus schweift der Blick des Beschauers
über die Stadt Potsdam hinweg, bis am Horizont der schlanke
Turm von Werder auftaucht, und über Nowawes und die grünen
Wiesen, durch die der Nuthe silbernes Band sich windet, bis zu
den waldumsüumten Höhen des Brauhausberges, die in bläu-
lichem Dufte verschwimmen.
Zwischen kräftig aufstrebenden Eichen und Buchen, denen
sich Eschen und Birken, Ulmen und Ahorn, Kastanien und Linden
gesellen, gelangen wir auf eine zweite Höhe, von welcher der
Flatowturm weit in das Land hinausschaut. Der Bau, eine Nach-
bildung des Eschenheimer Turmes zu Frankfurt a. M., ist von den
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Wilhelm