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gewesen. Sie sind stumpf und verroht geblieben und zu freier Arbeit
unfähig. Im Gegensatz dazu stehen die herrschenden Volksklassen,
die aber trotz hoher Bildung in ihrer Verschwendungssucht und
Willkür kein gutes Beispiel geben. Die innerpolitischen Zustände
sind den aufstrebenden Schichten der häufig im Ausland gebildeten
mittleren Volksklassen und den durch polnische und jüdische Agita-
toren beeinflußten Industriearbeitern unerträglich, und die Willkür
der größtenteils bestechlichen Beamtenschaft treibt das Land un-
aufhaltsam dem Ruin entgegen. Vielleicht wird der Eintritt in die
Reihe der konstitutionellen Staaten dem schwergeprüften Lande die
ersehnte Besserung bringen.
Der Beschäftigung nach gehören mehr als drei Viertel der
Bevölkerung der Landwirtschaft und verwandten Berufen an. Nur
etwa ein Achtel wohnt in Städten, und das ganze russische Welt-
reich hat nur 20 Großstädte. Die Auswanderung ist bedeutend.
(Gründe!) Sie richtet sich sowohl nach dem Westen (England,
Nordamerika, Deutschland — besonders Juden, Finnländer nach
Schweden) als auch nach dem Osten. (Sibirien, Transkaukasien und
Transbaikalien. — Der russische Ansiedler im Osten ist gleichzeitig
Ackerbauer, Eisenbahnarbeiter und — Soldat !)
B. Wirtschaftliches.
i. Land- und Forstwirtschaft, Tierzucht, Fischzucht und Jagd.
Rußland hat gute Vorbedingungen für eine reiche Produktion von
pflanzlichen und tierischen Erzeugnissen. Man ist gewöhnt, es als
die Kornkammer Europas zu bezeichnen. Denn obwohl nur 26%
der Bodenfläche Ackerland sind, hat es bei seiner Ausdehnung doch
die größten Anbauflächen (allein für Getreide etwa 720000 qkm,
d. i. rund 175 000 qkm mehr als der Raum, den das Deutsche Reich
bedeckt). Trotz schlechter Bewirtschaftung und ungenügender Aus-
nutzung des Bodens bringt dieser besonders im Gebiet der „schwarzen
Erde" so reiche Ernten, daß Rußland das zweite Getreideausfuhr-
land der Erde ist. (Die Union hat es seit 1877 überflügelt. Russische
Ernte 1906 in Mill, t: Roggen 17,0, Weizen 13,8, Hafer 10,4, Gerste
6,8 ; daneben noch 1,8 Mais [dabei erbrachte 1906 eine Mißernte]. Ver-
gleiche die entsprechenden Zahlen für das Deutsche Reich, Teill, S.39.)
Ein großer Teil der Ernte gelangt selbst in schlechten Jahren
zur Ausfuhr. Weltplatz für Getreide ist Odessa.
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Extrahierte Ortsnamen: England Nordamerika Deutschland Schweden Sibirien Transkaukasien Europas Deutsche_Reich Odessa
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Zwar sind 87 y H. des Bodens produktiv und fast genau
40 vh. desselben der Ackerwirtschaft dienstbar gemacht.
(Wiesen und Weiden 25 vh., der Wald 16 und die Weinkultur
6,3 vh.) Ferner ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung in
der Landwirtschaft beschäftigt, aber die Erträge derselben
decken den Bedarf des Landes an Getreide nicht. Die Schuld
trifft teils die Bevölkerung selbst, deren Lebensbedürfnisse in
einer steten Rückentwicklung begriffen sind, teils die eigen-
artigen Besitzverhältnisse.
Weil nämlich fast überall eine künstliche Bewässerung
erforderlich ist, deren Anlage große Geldopfer nötig macht, so
befindet sich der größte Teil Oberitaliens in dem Besitze der
wohlhabenden adeligen Familien.
Von diesen sind größere und kleinere Pächter abhängig,
die unter schweren Grundsteuern und hohem Pachtzins leiden.
In der Potief ebene, wo die Felder mit Maulbeer-, Oh ven-,
Obstbäumen und Weinstöcken umsäumt oder bepflanzt sind,
herrscht die Spatenkultur vor, dagegen in den schmalen Küsten-
strichen und an den Bergabhängen die Terrassenkultur.
Staatlicherseits hat man neuerdings mit der Trocken-
legung großer Sumpfstriche begonnen, indem man diese
Gegenden kanalisierte oder mit dem wasseraufsaugenden
Eukalyptus bepflanzte.
Hinsichlich der Kulturen scheidet sich Italien in zwei
Gebiete.
Die fruchtbare Poebene ist hauptsächlich das Anbaugebiet
des Getreides, die eigentliche Halbinsel vornehmlich dasjenige
der Südfrüchte.
Unter den Getreidearten nimmt der Weizen die erste
Stelle ein, weil Klima und Boden seinem Gedeihen sehr zu-
träglich sind. Mit seinem Anbau ist die Makkaronifabrikation
eng verknüpft, die einheimischen und südrussischen Winter-
weizen verarbeitet.
Neben dem Weizen ist der Mais sehr verbreitet, der
namentlich östlich von Mailand und an der Riviera große
Gebiete einnimmt.
Roggen, Hafer und Kartoffeln baut man wenig,
Gerste mehr, besonders im S.; dagegen ist der Reisbau in
der Poebene sehr bedeutend. Seine Anbaufläche schätzt man
auf 1600 qkm (Pavia und Mailand).
Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Krup- und Pferde-
bohnen) spielen im Verein mit dem Gemüse und eßbaren
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Davon wohnt nur ein gutes Drittel in Städten;*) auf
1 qkm wohnen 72 Menschen.
Am gedrängtesten sitzt die Bevölkerung in dem industrie-
reicheren Norden und in der Umgebung von Lyon (300 auf
1 qkm). Schwache Bevölkerung zeigen die Westalpen und die
Cevennen (20) und die Heidegegend der Landes (etwa 30).
Eine Stadt (Paris) hat fast 3 Millionen Einwohner, zwei
Städte (Lyon und Marseille) haben etwa x/2 Million, zehn Städte
über 100 000 und zwanzig über 50 000 Einwohner.
(In Deutschland besitzen 33 Städte über 100 000 Ein-
wohner.)
Bodengestalt und Gliederung. Die Bodengestalt Frank-
reichs zeigt eine große Mannigfaltigkeit. An der Südost- und
Südwestgrenze erheben sich die gewaltigen Hochgebirge der
Westalpen bzw. der Pyrenäen.
Den Osten und Südosten der inneren Landschaft füllen
die französischen Mittelgebirge**) aus, die das westlichste
Glied der großen Mittelgebirgskette bilden, welche mit den
Sudeten im Osten Deutschlands beginnt und die Alpen im
großen Bogen umspannt.
Der Norden und Westen wird vorwiegend von dem fran-
zösischen Tieflande gebildet, das zwei Drittel Frankreichs um-
faßt und fast nirgends über 200 m emporsteigt. Nur in der
Bretagne und Normandie erheben sich aus dem Tieflande 400 m
hohe Berglandschaften.
Das französische Tiefland wird von drei großen Strömen
(Garonne, Loire und Seine) mit zahlreichen Nebenflüssen durch-
zogen und gliedert sich in das Garonne- und das Seine-Loire-
becken (auch Pariser Becken). Zu diesen tritt als drittes das
Rhônebecken im Südosten.
Geologisches. In den abgetragenen Erhebungen der
Bretagne und Mittelf rankreich s, sowie in manchen Teilen der
Alpen und der Pyrenäen liegen außer kristallinischem Gestein
*) Dennoch ist Frankreich ein sehr städtereiches Land; denn jede
Ortschaft mit über 2000 Einwohnern wird als Stadt bezeichnet.
**) Das französische Mittelgebirge beginnt im Süden, wo es am höchsten
ist, mit dem Zuge der Cevennen. Daran schließen sich, einem nach Süd-
osten offenen Bogen folgend: Das Charolais-Gebirge (bis zum Canal du
Centre), die Côte d'or (d. h. Goldhügel, bis zum Kanal von Burgund),
das Plateau von Langres (bis zur Seinequelle) und die Sichelberge (bis zur
Moselquelle). Zwischen Loire und Allier hegt das Forezgebirge und west-
lich hiervon das wüste Hochland der Auvergne.
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Extrahierte Ortsnamen: Lyon Paris Lyon Marseille Deutschland Frank- Deutschlands Frankreichs Bretagne Bretagne Frankreich Burgund