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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
90 Zur physischen Geographie.
Im December erlangt das Eis seine höchste Festigkeit. In einer Stärke
von 20 bis 50 Fuß lagert es über dem flüssigen Element. Der Walfänger,
der vom Winter überrascht ward, bevor es ihm gelang einen Hafen zu
erreichen, sieht sich bald von allen Seiten eingeengt. Vergeblich sucht die Axt
die entgegengestemmten Massen zu zerbrechen, vergeblich schwellt der Wind
die Segel, das Schiff ist festgeschmiedet, und von der Welt der Lebenden
getrennt bleibt der Seefahrer allein mit dem Nichts. Und doch ist eine solche
zehn-, elfmonatliche Gefangenschaft noch ein erträgliches Loos. Vielmehr kommt
die Zeit der höchsten Gefahr erst dann, wenn der Zusammenhang des Eises
sich löst. Ein dumpfes, fern herrollendes Getöse verräth die beginnende
Bewegung; dann folgt ein lautes Krachen, ein unheimliches Knirschen und
Pfeifen, das die Seeleute dem Geheul junger Hunde vergleichen; die starren
endlosen Flächen schwanken plötzlich auf und ab, bersten in hundert Spalten,
heben sich in mächtigen Tafeln und Blöcken empor, um alsbald wieder gegen
einander zu rücken und die Lücken zu schließen, bis unter neuen Detonationen
neue Risse und Brüche entstehen, neue Massen sich thürinen und endlich der
ganze Horizont mit treibenden Quadern und Mauern gesperrt ist.
Ein solcher Eisgang tritt regelmäßig und im großartigsten Maße ein,
wenn stürmische Winde aus Ost und Süd den Frühling dieser Zonen ver-
funben. Indem Ebbe und Flut und der stärkere Wellenschlag die Wirkung
derselben unterstützen, schmelzen zuerst die leichteren Brücken, welche die großen
Blöcke verbinden; zugleich wird der Eisgürtel der Küsten zersprengt und in
inselartigen Bruchstücken abgetrieben. Auf diese Weise entsteht die Mehrzahl
der schwimmenden Eisfelder.
Ihre unteren Schichten bildet das eigentliche Meereis, ein salzloses Eis,
welches vermöge eines bekannten physischen Gesetzes beim Gefrieren seine
Beimischungen ausgeschieden hat, während die oberen Schichten aus den: Eise
des geschmolzenen und später gefrorenen Schnees bestehen und sich sofort durch
ihre größere Durchsichtigkeit und eine grünliche Färbung von dem glänzenden
Weiß des dichteren Meereises unterscheiden. Oft bedecken Bänke dieser Art
in unabsehbarer Ausdehnung das Meer. Der englische Dampfer Great Western
begegnete im Jahre 1841 zwischen dem 43. Grade nördl. Breite und dem
50ten westl. Länge einem Eisfelde, welches eine ununterbrochene Länge von
dreißig deutschen Meilen hatte, und er bedurfte zwei ganzer Tage, um das
südliche Ende desselben zu umsegeln. Der Anblick aber, den solche Eismassen
darbieten, ist ein höchst mannigfaltiger. Hier gleicht er einem Chaos vnl-
kanischer Art, allenthalben von Spalten zerrissen und mit unförmlichen,
plumpen Blöcken übersät; dort einem kolossalen Mosaik aus Eistafeln jedes
Alters und jeder Dicke, durch lange Grate verbunden, welche mauerartig
emporsteigen oder in weiten Höhenzügen auslaufen; in den meisten Fällen
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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9. Das Leben in dm größten Meerestiefen. 73
Eisenstäben, welche an dem einen Ende durch ein Tau befestigt, am anderen
Ende dagegen mit einem eisernen Rahmen verbunden sind. Dieser letztere
kratzt mit seiner scharfen Schneide messerartig den Meeresboden ab, sobald
das Netz niedergesunken ist und nun am Tau fortgezogen wird. Alles,
was da unten wächst und kriecht, wird zusammen gescharrt, und fällt bunt
durcheinander in einen Sack von grober Leinwand oder starkem Flechtwerk,
dessen Mündung an dem eisernen Rahmen befestigt und ausgespannt ist.
Gewöhnlich wirft man vom Boot aus das Netz in die blaue Tiefe, rudert
dann eine Strecke weit fort, sodaß dasselbe am Taue nachgeschleift wird,
und windet es nach einiger Zeit herauf. Dann wird der Inhalt des Sackes
in das Boot geschüttet und durchmustert.
Diese Plünderung des Meeresbodens mit dem Schleppnetz oder der
Dredsche ist ein Jagdvergnügen von ganz eigenem Reize, wenn auch oft Ge-
dnld und Kräfte stark auf die Probe gestellt werden. Die Begier zu erfahren,
was für kostbare Schätze das aufs Gerathewohl ausgeworfene Netz aus der
verborgenen Tiefe heraufziehen möge, ist groß; sie wächst mit den Anstren-
gungen, welche die schwere Arbeit des Dredschens erfordert. An manchen
Tagen ist der Ertrag des Schleppnetzes so reich, daß alle die mitgenommenen
Eimer, Büchsen und Gläser ihn nicht zu fassen vermögen. An andern Tagen
ist alle Mühe vergebens aufgewendet. Schon als mich vor elf Jahren meine
Studien nach Neapel und Messina führten, habe ich diese Leiden und Freuden
der Schleppnetzfischerei reichlich gekostet, und nicht minder im vorigen Sommer,
während dessen ich die norwegische Küste bei Bergen untersuchte. Bisweilen
zog ich hier das Netz so schwer gefüllt empor, daß ich hoffte, jedes meiner
Gläser mit Thieren füllen zu können, und wenn der Sack des mühsam
heraufgewundenen Netzes ausgeschüttet wurde, rollten nichts als Steine her-
ans. Anderemale glaubte ich das Netz fast leer heraufzuziehen, und wenn
es über Wasser erschien, überraschte mich der Anblick einer prachtvollen Koralle
oder Seerose, einer zierlichen Seelilie oder eines Seesterns. Einst hatte ich
einen Fjord in der Nähe von Bergen den ganzen Tag über in strömendem
Regen umsonst durchstreift. Als ich endlich am Abend erschöpft und entmnthigt
nach Hanse fuhr, fiel es mir beim Herausrudern aus der Einfahrt des Fjordes
ein, in dieser schmalen Meeresenge noch einen letzten Versuch zu machen.
Das Schleppnetz wurde noch einmal ausgeworfen und schwer gefüllt herauf-
gewunden; und siehe da! beim Ausschütten des Sackes füllte sich das ganze
Boot mit den herrlichsten Schätzen: purpurrothe Seesterne von mehr als
einem Fuß Durchmesser, stachelige Seeigel von der Größe eines Kinderkopfes,
schwarze große Seegurken, zarte weiße Seelilien mit gefiederten Armen,
dünne langbeinige Seespinnen und feiste wohlgenährte Krabben, dazwischen
große bunte Ringelwürmer, Schnurwürmer von ungeheuerlicher Länge, präch-
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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14. Gebirgs- und Vergformen. 131
sichtlichen Sätzen wird hüten müssen und immer mehr eine Sache des Ahnens
als des Wissens bleibt, so scheint doch so viel festzustehen, daß der neptuni-
schen (Wasser-) Bildung die gemäßigteren Formen, der plntonischen und vul-
kanischen (Feuer-) Bildung dagegen die gewaltsameren entsprechen. Als Bei-
spiele der letzteren können die aus ihrem unterirdischen Grunde emporgerissenen
und ungestüm hinausgeschobenen Klötze, Klippen und Hörner des Urkalks oder
die trotzig an einander gedrängten dunklen Pfeiler des Basalts dienen,
während in den ruhig und langhin gestreckten Bänken des Sandsteins und
Flötzkalks die allmähliche Ablagerung aus dem Schöße der Flut sich verräch.
— Inzwischen tritt freilich wiederum eine lange Reihe von Abstufungen und
Uebergängen hinzu; um dessen ganz zu geschweigen, daß der geologische
Prozeß der Entstehung in einzelnen Fällen noch immer streitig bleibt. Es
ergeben sich verschiedene Gestalten, je nachdem das Feuer die Massen stoßweise
oder allgemach emporhob, je nachdem der Durchbruch der Wasser ein stärkerer
oder schwächerer war, je nachdem bei dem vereinigten Zusammenwirken beider
Elemente das eine oder das andere überwog u. s. w. Kaum minder bedeut-
sam werden ferner die Einflüsse der Verwitterung und namentlich auch des
überkleidenden Pflanzenwuchses, der in den Tropen so außerordentlich mächtig
wirkt, daß fast jeder die Waldgrenze nicht übersteigende Berg nur mit gerun-
deten Formen erscheint. Ja die verschiedene Höhe selbst ist wichtig, sofern
wenigstens viele Felsarten bei einer beträchtlicheren Erhebung auch ausge-
sprochenere, schärfere Umrisse zeigen, als bei nur mäßiger. Dieselben Kalk-
steine, welche im Mittelgebirge sich zu öden, von einzelnen Thalschnitten oder
Kegeln durchsetzten Plateaus ausdehnen — man denke an die eintönig düstern
Sargberge der schwäbischen Alp —, dieselben Kalksteine ragen in wildschroffen
Gipfeln auf, sobald sie zu Alpenhöhe ansteigen. Der Granit dagegen, dieser
eigentliche Stamm der Erdfeste, der hoch über den ewigen Schnee die gigan-
tischen Zacken und Gabeln emporstreckt, rundet sich z.b. inl Harz zu sanften
Kuppen und bildet bei fortschreitender Verwitterung polsterähnlich übereinander
ruhende Blöcke und andere seltsam gerundete oder geplattete Formen, die
der Volksmund als „ Teufelsmühlen " und „ Tische", oder in scurriler Laune
als „Wollsäcke", als „Brot und Käse" u. dgl. bezeichnet. Vielleicht noch
abenteuerlichere Gebilde aber schafft die Zersetzung in den Schichten des Quader-
sandsteins. Wie dieselben stockwerkartig, oder gleich den riesenhaften Blättern
eines Buches, über einander gelagert sind, so werden sie andererseits in
entgegengesetzter Richtung von senkrechten Klüften durchfurcht, und indem un-
aushörlich Thau und Regen in denselben hinabdringen und Ströme Sandes
hinwegführen, lösen sich nach und nach Gruppen von Klippen, Säulenreihen
und Mauern ab, die an Werke der Menschenhand erinnern, oder es bilden
sich (wie in den Adersbacher Felsen) mächtige bis 100 Fuß hohe Keulen,
9*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
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132 Zur physischen Geographie.
welche auf dünnem Fußgestell stehend in jedem Augenblicke herabstürzen zu
müssen scheinen, wiewohl man sie schon seit Jahrhunderten so gesehen. Es
leuchtet jedoch ein, daß eine derartige physiognomische Charakteristik der ein-
zelnen Gebirgsarten und -Züge weit weniger durch das bloße Wort, als
durch die versinnlichende Zeichnung und Farbe gegeben werden könne. Durch
sie erst wird das Auge z. B. ein genügendes Bild erhalten von den prallen,
bleichen Wänden und Thürmen des Dolomit, in denen nirgends ein Quer-
spalt die kühnen lothrechten Linien bricht; so erst kann es zu voller Anschauung
gebracht werden, wie der Porphyr bald in schweren Buckeln zusammensinkt,
bald in mächtigen Felsenpfeilern anstrebt, während der Trachyt sich glocken-
und domartig wölbt und der ihm nahe verwandte Phonolith am liebsten
schlanke, zierliche Kegel baut. Die zerrissensten Formen endlich, oft bis zur
Nadel zugespitzt, dürfte man (abgesehen von dem alles überbietenden Dolo-
mit) in den Hochgipfeln des krystallinischen Schiefergebirges finden, die brei-
testen, plump - einförmigsten dagegen in den erzreichen Schichten und Kuppen
der Grauwacke.
15. Die Äutkane.
i.
Wo Bcrg seiud, die allweg brennen, ist gut zu
versteh», daß an dem Ort das Rauchloch vnver-
stopft ist und deßhalbeu die Flamm und Rauch
ein freyeu Außgang haben.
Seb. Münster.
In ungleicher Weise sind Vulkane über alle Theile der Erdoberfläche
verbreitet. Wir begegnen ihnen ebensowohl unter den Tropen, als in den
Polarzonen; aus dem Schöße des Meeres, aus den Kämmen der Gebirge
und aus den Flächen der Tafelländer und der Tiefebenen erheben sie ihre
Gipfel. Ihre Zahl aber ist groß und beläuft sich nach Humboldt auf
225 Schlünde, die erloschenen nicht eingerechnet.
Man hat sich bemüht die Vertheilung und Gruppirung derselben unter
ein bestimmtes Gesetz zu bringen und auf einzelne von Norden nach Süden
streichende oder mit dem Aeqnator parallel ziehende Linien hingewiesen. Und
in der That ordnen sich die meisten Vulkane, wenn auch ungleichmäßig von
einander entfernt, in gewisse charakteristische Reihen, die zuweilen eine Aus-
dehmmg von mehr als 450 Meilen einnehmen. Vulkane in dieser gegen
seitigen Stellung pflegt man, zum Unterschiede von den nur in vereinzelten
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
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17. Wüsten und Steppen. 167
senstämmigen Lorbeer nie die verheerende Hand des Menschen, sondern nur
der üppige Andrang schlingender Gewächse droht. Agutis, kleine buntgefleckte
Hirsche, gepanzerte Armadille, welche rattenartig den Hasen in seiner unter-
irdischen Höhle aufschrecken, Heerden von trägen Chiguiren, schön gestreifte
Viverren, welche die Luft verpesten, der große ungemähnte Löwe, buntgefleckte
Jaguars (meist Tiger genannt), die den jungen selbsterlegten Stier auf einen
Hügel zu schleppen vermögen: — diese und viele andere Thiergestalten durch-
irren die baumlose Ebene.
Fast nur ihnen bewohnbar, hätte sie keine der nomadischen Völkerhorden,
die ohnedies (nach asiatisch-indischer Art) die vegetabilische Nahrung vorziehen,
fesseln können, stände nicht hier und da die Fächerpalme, Mauritia, zerstreut
umher. Weit berühmt sind die Vorzüge dieses wohlthätigeu Lebensbaumes.
Er allein ernährt am Ausflusse des Orinoco, nördlich von der Sierra de
Jmataea, die nnbezwungene Nation der Guaraunen. Als sie zahlreicher und
zusammengedrängt waren, erhoben sie nicht bloß ihre Hütten auf abgehauenen
Palmenpfosten, die ein horizontales Tafelwerk als Fußboden trugen; sie
spannten auch (so geht die Sage) Hangematten, aus den Blattstielen der
Mauritia gewebt, künstlich von Stamm zu Stamm, um in der Regenzeit,
wenn das Delta überschwemmt ist, nach Art der Affen auf den Bäumen zu
leben. Diese schwebenden Hütten wurden theilweise mit Letten bedeckt. Auf
der feuchten Unterlage schürten die Weiber zu häuslichem Bedürsniß Feuer
an. Wer bei Nacht auf dem Flusse vorüberfuhr, sah die Flammen reihen-
weise auflodern, hoch in der Luft, von dem Boden getrennt. Die Guaraunen
verdanken noch jetzt die Erhaltung ihrer physischen und vielleicht selbst ihrer
moralischen Unabhängigkeit dem lockeren, halbflüssigen Moorboden, über beu
sie leichtfüßig fortlaufen, und ihrem Aufenthalt auf den Bäumen: einer
hohe« Freistatt, zu der religiöse Begeisterung wohl nie einen amerikanischen
Styliten leiten wird.
Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannigfaltige Speise gewährt
die Mauritia. Ehe auf der männlichen Palme die zarte Blütenscheide aus-
bricht, und nur in dieser Periode der Pflauzeu-Metamorphose, enthält das
Mark des Stammes ein sagoartiges Mehl, welches, wie das Mehl der Jatro-
pha-Wurzel, in dünnen brotähnlichen Scheiben gedörrt wird. Der gegohrne
Saft des Baunls ist der süße, berauschende Palmwein der Guaraunen. Die
engschuppigen Früchte, welche röthlichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pifang
und fast alle Früchte der Tropenwelt, eine verschiedenartige Nahrung, je nach-
dem man sie nach völliger Entwicklung ihres Zuckerstoffes oder früher, im mehl-
reichen Zustande, genießt. So finden wir auf der untersten Stufe menschlicher
Geistesbildung (gleich dem Jnfeet, das auf einzelne Blütentheile beschränkt ist)
die Existenz eines ganzen Völkerstammes an fast einen einzigen Baum gefesselt.
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188
Zur Physischen Geographie.
Wohnstatt errichtet. Freilich welch eine Wohnstatt! Der „Moorker" hat weder
Balken noch Stein; dafür gräbt er sich halb in die Erde hinein und setzt die Torf-
qnadern in mauerdicken Schichten aufeinander; Reisig und Röhricht müssen ihm
das Dach decken, ein alter durchlöcherter Korb vertritt wohl die Stelle der Esse,
und damit auch ein Strahl des Tages in die Höhle schlüpfe, ist irgendwo eine
Oeffnung freigelassen. Drinnen, auf einem Haufen Sandes glimmt von früh
bis zum Abend ein Torffeuer; draußen aber in irgend einer Grube sammelt
sich das braune übelriechende Wasser, mit dem er seinen Durst löscht, und
ein paar Streifen niedrigen Krautes reifen ihm das unschätzbare Korn, aus
dem er sein schwarzes Brot bäckt und sein tägliches Mahl bereitet. Allein
nicht dies kleine Buchweizenfeld, sondern die Wüste ringsum ist der eigentliche
Acker des Torfgräbers. Dort in den laufgräbenartigen Gängen, in den
Gruben und Schachten, die er gewühlt, findet er eine Ernte, die keiner
Saat bedurfte, und da steht er nun selbst, der Mann im erdfarbenen Kittel,
den Fuß mit Stroh umwunden, um nicht zu versinken, und schneidet und
schaufelt die modrige Masse aus, da formt er sie in mühvoll roher Arbeit,
läßt sie von Wind und Sonne trocknen, bis er sie endlich zu jenen Kegeln
und Pyramiden anfgethürmt, die gleich den Lagerzelten eines seltsamen
Steppenvolks in weite Ferne dunkeln. Aber wie oft lähmt ihm das Fieber
die Glieder! wie oft zerstören die Herbstregen sein Werk! Und nun erst der
Winter! Wenn dichte Schneemassen das Moor sperren und mit der Arbeit
zugleich der geringe Verkehr mit der übrigen Welt aufgehört hat, dann sitzt
der Torfgräber eingeschlossen in seine raucherfüllten Wände, und abgerechnet
die seltenen Fälle, da er etwas Flachs oder Holz besitzt, um zu spinnen oder zu
schnitzen, starrt er dumpfbrütend in die Herdflamme, oder er sucht dann und
wann eine andere ferne Hütte auf, um von den Sagen der Moore, von
den gespenstischen Schrecken zu erzählen, mit denen seine Furcht die Einsam-
keit bevölkert. Denn ein geistiges Leben giebt es hier nicht, und mehr als
irgendwo sonst hat Unwissenheit und Aberglaube den Sitz unter diesen ver-
sprengten Vorkämpfern einer späteren Moorcultur aufgeschlagen. Freilich,
wer sie darum anklagen wollte, der würde vergessen, daß eben hier die
Natur selbst noch gleich einem Chaos liegt.
So weit das Auge reicht, dehnt sich leblos und lautlos die düstre Fläche.
Da singt kein Vogel, grünt kein Baum. Hohl wie um Alpenfirnen braust
der Wind, und selbst der Himmel entrollt seltener sein leuchtendes Blau.
Kommt mit ihren Nebeln die Nacht, dann regt sich wohl die Brut der
Sümpfe; aber sie regt sich wie im Traum: eiu Unkenruf — ein Eulenschrei
— vom Schilf her der Klagelaut eines Moorhuhns — dann wieder ödes
Schweigen. Wohl möchte man fragen, ob die Dichter und das Volk Unrecht
haben, wenn sie hierher ein Reich der Unholde und Däntonen verlegen.
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136 Zur physischen Geographie.
nisses zu sein, das einst in gesteigerter Höhe die Erdoberfläche bildete und
denselben Boden aus dem Meere emporhob, den es nun seinen anstürmen-
den Wogen in erneuter Katastrophe wieder preisgiebt.
Doch das Ende des Unheils, so schauerlich schön in seinen einzelnen
Zügen, steht nahe bevor. Schon zeigt sich der glühende Fluß leicht gewölbt
über den niedrigsten Stellen des Kraters, schon rinnt an einzelnen Punkten
die geschmolzene Lava herab und tränst langsam und schwer an den Wänden
des Kegels hinunter, die niedrigen, ihr im Laufe begegnenden Gesträuche
entzündend, daß sie mit flackernder Flamme emporlodern. Bald folgt solchen
Vorläufern der Hauptstrom nach. Im Krater immer mehr emporgestiegen,
durch neue Fluten näher und näher dem Rande gerückt, endlich sogar
polsterartig über den tiefsten Stellen desselben eine zeitlang schwebend, sinkt
plötzlich unter Donnergekrach die Lava herab; aber in demselben Augen-
blicke bricht auch tief unten aus dem geborstenen Fuße des Kegelberges der
feurige Schwall hervor. Fontainenartig wird er vom Drucke der über der
Oeffuung stehenden Massen hinaus und hinaufgeworfen; dann immer breiter,
mächtiger sich ergießend, wendet er sich mit verderblicher Gewalt, brennend
und siedend in die blühende Ebene, gegen die Stätten der Menschen. Allein
nun wird auch der Krater allmählich entleert und den elastischen Stoffen ein
Ausweg geöffnet. Nuu führen die aufsteigenden Dämpfe statt der festeren
Auswürflinge bald nur noch Asche mit sich, und wieder streckt sich die dunkle
Säule empor, um sich oben in den Lüften zu der schon vorher erwähnten
Pinienform zu gestalten. Dieser majestätische ungeheure Aschenbaum bildet die
tragische Schlußscene der ganzen Erscheinung. Er breitet seine Krone unheil-
schwanger über die Ebene aus, und bedeckt sie, sich senkend, mit seinen:
düstern Laube auf ewig; an 100 Fuß mächtige Lager hat er einstens über
Hereulanum und Pompeji ausgeschüttet.*) Auf solche Weise kehrt der
Cyclus der Eruptionsphänomene von der höchsten Ausbildung durch mannig-
fache Abstufungen bis zu jener unscheinbaren Dampfsäule zurück, welche als
der erste Bote so grauenvoller Entwickelungen die Übergangserscheinungen
einleitete.
Aber erst wenn wiederum Tagesklarheit den durch die großartigsten
Leuchtfeuer nur schwach erhellten Finsternissen folgt, zeigt sich das Bild der
Zerstörung in seiner ganzen Vollendung: alles urbare Erdreich ist rings umher
*) Beide Städte sind jedoch nicht gleich stark verschüttet worden. Nur über Her-
eulanum (richtiger Herculaueum), welches dem Vesuv näher liegt, beträgt die Erddecke
gegenwärtig 70 bis 112 Fuß, rührt aber, wie die Durchstiche zeigen, miudesteus von sechs
verschiedenen Ausbrüchen her- Pompejis Gebäude haben bloß eine Decke vou 12 bis 20
Fuß- Lava hat sich nicht über sie ergossen, das Verschüttungsmaterial besteht nur aus
Asche und bröckelndem Gestein-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
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16. Erdbeben.
149
weg. Gleichzeitig erzitterte das ganze Hochgebirge; man sah Felsmassen sich
ablösen, Gipfel bersten und Flammen emporschlagen.
In der Stadt selbst stiegen thurmhohe Staubsäulen neben den zusammen-
brechenden Straßen auf. Die Ueberlieferung sagt, die Sonne sei minutenlang
davon verdunkelt worden und schwarze Nacht habe sich herabgesenkt: ein
neues Schreckniß unter so vielen schrecklichen Seenen. Sie berichtet ferner,
was man hier leicht hinzudenkt, daß beständiges Angstgeschrei überall erschollen,
und daß jede Brust den Jammer des Todes gefühlt, dessen tausendfältige
Gestalten man vor sich sah. Als dann die Nachschwingungen des Erdstoßes
sich zu beruhigen schienen, folgte eine angstvolle Pause. Die Staubwolken
verschwanden, und der Himmel blickte in ruhiger Klarheit auf das Chaos der
Zerstörung. Viele, die der Vernichtung wie durch ein Wunder entgangen
waren, krochen aus den Trümmern hervor und fanden sich bei den Lebenden
ein. Etliche hielten sich in schwindelnder Höhe an die Sparren und Balken
zerrütteter Häuser und flehten um Hülfe. Verstümmelte und Sterbende füll-
ten die Lust mit markdurchdringeudem Wehgeschrei.
Da erfolgte nach einigen Minuten ein zweiter Erdstoß. Die wenigen
Häuser, welche etwa noch standen, schwankten hin und her, wie Masten int
Sturme,*) bis ein dritter Stoß auch sie iu Trümmer warf. Die Fliehenden
wurden zu Boden gestreckt, und Entsetzen und Verwirrung erreichten den hoch-
sten Grad.
Und doch war das Trauerspiel noch lange nicht zu Ende; denn nun
gesellte sich auch das Feuer zu dem Aufruhr der Natur, und mit angehender
Nacht standen die Ruinen von Lissabon in Flammen. Da Niemand da
war zu löschen, so verbreitete sich das entfesselte Element, so weit es Nahrung
fand, und vollendete die Vernichtung. Acht Tage wüthete der Brand und
zwar am meisten in den engsten Theilen der Stadt. Halb entblößt mußten
die Geretteten auf die benachbarten Felder fliehen. Maaren, Lebensmittel,
Hausrath, Kleider, Alles verbraunte. Das Verhängniß hatte Alle gleich
gemacht.
Anfangs glaubte man, das Feuer sei aus der Erde hervorgebrochen,
aber genauere Untersuchung bestätigte das nicht. Es war theils aus den
Heerdfeuern der Häuser, theils von den großen brennenden Kerzen in den
Kirchen entstanden, theils auch vielleicht von Mordbrennern angezündet wor-
den. Denn auch hier zeigte sich, was man bei ähnlichen Ereignissen überall
wahrgenommen: daß das Gefühl des allgemeinen Elends eine doppelte und
entgegengesetzte Wirkung auf das Gemüth der Menschen ausübt. Während es
*) Auch in Sevilla sah man die Thürme, zumal den hohen Thurm der Kathedrale
(die Giralda) wie Pendel hin und her schwanken.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
15. Die Vulkane. 135
der durch jene erste Explosion zerrissene Kratergrund mit schmelzender Lava,
die absatzweise an verschiedenen Stellen hervortritt; oftmals aber birst er wäh-
rend dieses Hebens aufs neue, thürmt sich zu kleinen Schlackenkegeln auf,
und stößt unter zunehmendem Geprassel immer stärkere, dunklere Rauch-
wolken aus.
Bei einer solchen Steigerung der Rauchmassen ist das gewaltige Drama
schon in vollem Gange. Verfinsternd wälzen sich die Dünste über das
Himmelsgewölbe und lassen kaum noch dem Lichte der strahlenlosen Sonnen-
scheibe einen Durchweg; denn zugleich fällt ein feiner aschenartiger Staub
aus der Luft herab und beweist, daß nicht bloß Dampfwolken, sondern auch
erdige Bestandtheile emporsteigen, die von jenen mit fortgerissen aus den
kälteren, minder bewegten Luftschichten mit feinen Wassertropfen gemengt
wieder niedergeschlagen werden. Beide überziehen mit ihrem düstren Teppich
die ganze Umgebung, und tödten schnell und sicher, sei es durch deu ersticken-
den Staub, sei es durch die dem Wasser beigemischten Schwefeldämpfe oder
Säuren, Pflanzen und Thiere. Dabei sieht man fortdauernd die unteren
Theile der Rauchmassen erleuchtet, ja flammend: ein Widerschein der im
Krater aufkochenden Lava, welcher mit sichtbarer Stärke zunimmt, wie diese
frisch hervorquillt, und der nach oben allmählich schwächer werdend in den
Dunstwirbeln sich verliert, bis er zuletzt nur noch die gewölbten Ränder der-
selben mit einem feurigen Saume bemalt. Immer lauter wird zugleich das
Getöse, immer schneller folgen einander die Schläge, und Donner auf Donner
jagt die emporlodernden Dampfmassen zu einer schwindelnden Höhe hinan.
Oft fahren die von solchen Explosionen ausgeworfenen Gesteine senkrecht
durch die Rauchwolken, neigen sich, wenn ihre Fliehkraft erschöpft ist, unter
Bogen, und fallen regenartig auf die Kraterwände nieder. Hier zerspringen
sie prasselnd, und selbst schon in der Luft trennen sie sich, indem sich nach
allen Richtungen hin die glutrothen Strahlen kreuzen.
Und immer schneller und schneller folgen die Stöße, immer lauter wird
ihr Knall, immer zahlreicher die Menge der emporgeschleuderten Feuerklumpen,
immer betäubender das Niederschmettern ihrer fallenden Bruchstücke. Zuweilen
erfaßt wohl ein nachfolgender Block den bereits zurückkehrenden, und uuter
der Gewalt des Zusammenstoßes zersplittern sie gleich platzenden Bomben in
tausende von Scherben. Da nahet aufs neue das lange gefürchtete, schauder-
volle Erzittern des Bodens. Dem Andränge der eingepreßten Dämpfe nicht
weiter widerstehend, windet er sich, birst, klafft und reißt radienförmig nach
allen Seiten von der Mitte des Berges aus einander. Und diese Erschütterung
ist es, welche unter allen Eruptionserscheinungen den Menschen am meisten
schreckt. Von der wankenden Schwelle des Hauses treibt sie ihn in die
empörte Natur hinaus und zwingt ihn, sehender Zeuge des großen Ereig-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
14
A. Europa.
stute sehr heruntergebracht, und überhaupt können in Deutschland
nicht so viel Pferde gezogen werden, als der Dienst der Reiterei
und das Geschützwesen erfordern. Polen, Rußland und die Tür-
kei müssen hier mit ihrem Ueberflusse aushelfen. Die Rindvieh-
zucht, welche immer mit dem steigenden Ackerbau in Verbindung
steht, ist höchst bedeutend in Deutschland, besonders im nördlichen,
wo das friesische Vieh am meisten geschätzt wird. — Nichts aber
hat so außerordentlich seit wenigen Jahren zugenommen, als die
Schafzucht, oder vielmehr die Verbesserung der Schafe durch spa-
nische Böcke. Man hat es dahin gebracht, daß namentlich die
feine sächsische Welle von den Engländern selbst der spanischen vor-
gezogen wird. — Die allgemein verbreitete Schweinezucht ist be-
sonders in Baiern und Westphalen bedeuteud. Der große Ruf der
westphälischen Schinken gründet sich theils auf die vortreffliche Ei-
chelmast, welche die Schweine dort genießen, theils auf die durch
die Bauart der westphälischen Bauerhäuser begünstigte Bereitung
derselben. Das zu räuchernde Fleisch wird hier nicht, wie an an-
dern Orten, in besonders dazu eingerichteten Kammern schnell ge-
räuchert, sondern hängs lange Zeit in dem großen, hohen Raume
des Hauses, die Diele genannt, wo die ganze Familie sich den
Tag über aufhält, ein beständiges Feuer unterhalten wird, und
der Rauch, ohne Schornstein , sich seinen Ausgang sucht. Dieses
langsame Räuchern, bei freiem Zuritt der Luft, soll eben den
Schinken in Westphalen ihre Vortrefflichkeit geben. — Ziegen
werden, außer den gebirgigen Gegenden, nicht in Menge gezogen,
und Esel findet man beinahe nur im südlichen Deutschland, beson-
ders in den Rheingegenden. Theils ist der Esel ein südliches Thier,
welches in dem rauhern Norddeutschland nicht vollkommen gedeiht;
theils ist auch hier der Ackerbau zu bedeutend^ die Güter meist zu
groß, als daß man sich dieses schwächer» Thieres als Transport-
mittel mit Vortheil bedienen könnte. — Die Bienenzucht ist noch
keinesweges so allgemein verbreitet in Deutschland, als sie es wohl
verdiente; am meisten wird sie noch in der Lüneburger Heide betrie-
den. — Der Seidenbau, vor 30 bis 49 Jahren vorzüglich im
Preußischen eifrig betrieben, ist seitdem sehr herabgekommen, und
es ist nicht zu leugnen, daß das Klima ihm beinahe unüberwind-
liche Hindernisse in den Weg legt. Die Seidenraupe kann durch-
aus keine Kälte und keine Feuchtigkeit ertragen, wovon doch unsre
Sommer nur so selten frei sind, und im günstigsten Falle stand die
gewonnene Seide der französischen und besonders der italiänischen
an Güte allzuweit nach. — Federvieh wird überall, doch im
südlichen Deutschland bei weitem mehr als im nördlichen gezogen;
im letztem gehören aber, besonders an der Ostsee, in Pommern
und Mecklenburg, die Gänse zu Hause, die zu einem nicht unbe-
deutenden Handelszweige geworden, indem theils die geräucherten
Brüste, theils die Spulen zu Schreibfedern bereitet, theils die
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Deutschland Deutschland Baiern Deutschland Rheingegenden Norddeutschland Deutschland Lüneburger_Heide Deutschland Ostsee Pommern Mecklenburg