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1. Kurze Geschichte von Hessen - S. 46

1881 - Gießen : Roth
46 — ®aääf|eh,aä 6i"lerl0"6- d----"d°r,°n ixs’,5 4- Ludwig Vi. (1661—1678.) a) Er hatte eine strengwissenschaftliche und gelehrte Erziehung erhalten, die er durch längere Reisen in Deutschland, Schweden, stauen und Holland noch vervollständigte. Die traurige Zeit, in welche seine fugend fiel, mag nicht wenig auf die Richtung seines ^harakters eingewirkt und den finstern Ernst veranlaßt haben, der stets ans seinen Gesichtszügen lagerte. -chon bei Lebzeiten ließ er sich einen Sarg nach seinen Angaben mit künstlichen Verzierungen und Bibelsprüchen geschmückt, nebst emem Todtengewand verfertigen und in seiner Nähe in einem besonderen Gemache aufbewahren. Er beschäftigte sich viel damit, me Psalmen m deutsche Reime zu bringen. Strenge Gerechtigkeit zierte ihn, dabei war er ein Vater seiner Unterthanen. Die Einführung emer Schulordnung, die Anordnung einer strengen sonntagsseier, das Verbot des Tabakrauchens, die Begünstigung der Einwanderung, das Verbot der Ausfuhr von Fruchten und Mehl sollten einesteils den gesunkenen Wohlstand seines Landes heben, anderntheils den in den Kriegswirren überhand genommenen Lastern steuern und Zucht und Sitte wieder zur Geltung brmgen. 3 -seine Treue gegen Kaiser und Reich bethätigte er dadurch, -.atz er mit Kassel gemeinsam ein Regiment gegen die Türken errichtete. _ . *>) Zwei Dinge haben seinen Namen unvergeßlich gemacht: Die Gründung der Hofbibliothek und das Glockenspiel in Darmstadt. Die Glockenspiele waren seiner Zeit in Holland sehr beliebt und weit verbreitet gewesen. Dort hatte sie der Landgraf kennen gelernt und solche Freude daran gewonnen, daß er beschloß Nch ein solches für seine Residenz anfertigen zu lassen, „Gott zur Cyre und den Bewohnern Darmstadts zur Freude." Die Aufstellung des Werkes erfolgte 1611. Dasselbe besteht aus 35 Glocken, welche die .tone von 3 Oktaven umfassen. Durch ein Uhrwerk wird etne Walze mit Stiften in Bewegung gesetzt, welche die Glocken zum Klingen bringt. Bei jedem Stundenschlag erklingt ein feierlicher Choral. In neuerer Zeit ist eine Einrichtung getroffen wonen, daß es auch mit den Händen gespielt werden kann. c) In die Zeit der Regierung Ludwigs Vi. fallen auch die Hexenprozesse m Lindheim und dem Busecker Thal. Namentlich ist

2. Kurze Geschichte von Hessen - S. 53

1881 - Gießen : Roth
— 53 — Vergebens verlangte sein Vater, der dem österreichischen Kaiserhause, und ganz besonders Maria Theresia, treu ergeben war, daß Ludwig den preußischen Kriegsdienst verlasse. Er entschloß sich vielmehr (1750) die Stadt Prenzlan in der Uckermark, wo sein Regiment in Garnison lag, zu seinem und seiner Familie Wohnsitz zu erwählen. c) Da brach (1756) der siebenjährige Krieg ans. Ludwig, den der König zum Generallieutenant ernannt hatte, wünschte als Befehlshaber einer Armeeabtheilung daran theilznnehmen, aber politische Erwägungen veranlaßten ihn dem Wunsche seines Vaters nachzukommen und den preußischen Dienst zu verlassen. Frankreich, dessen Grenze seiner Grafschaft so nahe lag, hatte sich nämlich mit Oesterreich gegen Preußen verbunden und dessen Heere würden in erster Lime seine Grafschaft überschwemmt haben. Der Soldat mußte sich dem Landesvater unterordnen. Ludwig kehrte 1757 mit seiner Familie nach Pirmasens zurück, das er von jetzt an zu seinem fast ununterbrochenen Aufenthaltsorte machte und das er zu einer Militärcolouie umschuf. d) Bekannt ist seine Vorliebe für langgewachsene Leute, die er aus aller Herren Länder, oft um schweres Geld, für sein Grenadierregiment anwerben ließ. Er ließ sich ein großes Exercier-hans bauen, in welchem seine Truppe auch im Winter ihre Uebungen ausführen konnte. Ein Augenzeuge berichtet, daß das Regiment so vortrefflich einexereiert gewesen sei, daß man, wenn es in Front stand, von einem Flügel bis zum anderen nicht eine krnmme Linie habe bemerken können. Damit jedoch die für theures Geld angeworbenen Leute nicht befertirten, war es ihnen streng untersagt die Stadt zu verlassen, die außerdem beständig von Husaren umritten wurde. Auch ein Freund von Musik war Ludwig, namentlich von Militärmusik. Für seiu Regiment componirte er 'sast alle Märsche selbst und er soll deren eine fast unglaubliche Anzahl zu Stande gebracht haben. Einst hörte er in Aachen einen Marsch, der ihm ganz besonders gefiel. Da er sich denselben nicht ausbitten lassen wollte, vielleicht auch annahm, daß man ihm denselben nicht überlassen würde, so verlängerte er seinen Aufenthalt daselbst, bis er im Stande war, denselben aus dem Gedächtniß niederzuschreiben. Der längere Aufenthalt hatte 6000 Gulden gekostet und der Marsch führte daher den Namen Sechstausendguldenmarsch. e) Ludwigs geistvolle Gemahlin, welche die militärische Liebhaberei ihres Gemahls nicht theilte, zog vor, den größten Theil des Jahres in dem reizend gelegenen Buchsweiler zu wohnen. Als je-

3. Kurze Geschichte von Hessen - S. 54

1881 - Gießen : Roth
— 54 — doch die Zeit herannahte, wo sie auch dem hessischen Staate Landesmutter werden sollte, verlegte sie mit Zustimmung ihres Gemahl rhren Wohnsitz nach Darmstadt. Hier lebte sie ganz der Erziehung ihrer Kinder, umgab sich mit einem Kreis ausgezeichneter Männer, rn welchem auch Göthe, Herder und Schiller zeitweilig Aufnahme san-den und wußte durch kluge Einwirkung auf ihren Gemahl, der nach wie vor seinem Lande fern blieb, das Wohl des Landes zu fördern. f) Landgraf Ludwig Ix. war übrigens, trotz feiner Neigung zum Soldatenspiel, ein gerechter und fleißiger Mann, der fehr einfach lebte und durch seine außerordentliche Sparsamkeit die seit Ernst Ludwig zerrütteten Finanzen des Landes wieder ins Gleichgewicht brachte. Er hob die Wildbahnen auf, beseitigte die Tortur in der Rechtspflege, veranstaltete eine Sammlung der Landesgesetze, errichtete eine Brandassecnranz, erbaute die ersten Chausseen, sowie die Saline Salzhauseu, das Collegienhans und das Exercier-haus (jetzt Zeughaus) in Darmstadt, Sein ausgezeichneter Minister Karl v. Moser, rief (1777) die „Landescommission" ins Leben, deren Bemühen darauf gerichtet fein sollte „dem guten, fleißigen Unterthan seine Abgaben leichter, sein Leben froher, seinen Himmel blauer, ihn zufrieden mit sich und dankbar gegen seinen Fürsten zu machen." g) Ludwig Ix. starb in Pirmasens, wo er auch begraben liegt. Großherzog Ludwig Ii. errichtete ihm daselbst mit der Pietät des Enkels ein Denkmal. Seiner ausgezeichneten Gemahlin, welche den Ort im Herrengarten selbst bestimmte, wo ihre Gebeine ruhen sollten, errichtete ihr Verehrer Friedrich der Große ein Denkmal mit der Ausschrift: „Voil Gefchlecht ein Weib, an Geist ein Mann!" Ihre Töchter zierten 4 europäische Throne: Die älteste Tochter, Friederike, war die Gemahlin des Königs Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen, die zweite heirathete den Markgrasen K. Friedrich I. von Baden, die britte den Kaiser Paul I. von Rußlanb und die jüngste, Louise, den Herzog Karl August von Weimar. Die erste Tochter war demnach die Großmutter des Kaisers Wilhelm und die jüngste die Großmutter der Kaiserin Augusta.

4. Kurze Geschichte von Hessen - S. 20

1881 - Gießen : Roth
— 20 — habe, sodaß die Jahresfrist, als er bei Klingsor ankam, bis auf wenige Tage verstrichen gewesen sei. Dieser habe sich den Vorgang genau erzählen lassen und sich daun entschlossen, das Amt eines Schiedsrichters zu übernehmen. Im Schlafe habe er dann mit Hülfe seiner schwarzen Kunst in einer Nacht den Dichter und seine Begleiter nach dem fernen Thüringen gebracht uni) den Streit zu Gunsten Ofterdingens entschieden. Eines Abends nun, als Klingsor mit vielen Leuten vom Hofe und achtbaren Bürgern im Garten seiner Herberge beim Abendtrunk gesessen und von seinen Reisen gesprochen habe, hätte man ihn gebeten wieder etwas Neues zu erzählen. Klingsor habe hierauf lange und mit Aufmerksamkeit den gestirnten Himmel betrachtet und endlich gesprochen: „In dieser Nacht wird meinem Herrn, dem Könige von Ungarn, eine Tochter geboren, die wird heilig sein und dem Sohne dieses Fürsten zur Ehe gegeben werden. Von ihrer Heiligkeit wird einst die ganze Christenheit erfreut und getröstet werden." Dieselbe Nachricht habe er am folgenden Morgen dem Landgrafen und seiner Gemahlin überbracht, die sie mit großer Freude aufgenommen hätten. b) Thatsache ist, daß im Jahre 12] 1 Landgraf Hermann eine große und glänzende Gesandtschaft nach Preßburg abschickte, wo König Andreas Ii. Hof hielt und für seinen elfjährigen Sohn um die Hand der damals vierjährigen Prinzessin Elisabeth anhalten ließ. Bereits aus der Reise wurde die Gesandtschaft des mächtigen Landgrafen von Thüringen überall mit größten Ehren empfangen. Auch in Preßburg erwies man ihr alle Ehren und ertheilte die Einwilligung ans ihre Werbung. Reich beschenkt zogen die Abgesandten ihrer Heimath zu. Das vierjährige Kind wurde in ein seidenes Gewand gehüllt, in eine silberne Wiege gelegt und der Gesandtschaft übergeben, mit vielen Kleidern, Gefäßen aus edlem Metall und Prachtgewändern, dergleichen man in Thüringen noch nicht gesehen hatte.' Das Kind wurde auf der Wartburg mit den Töchtern des landgräflichen Ehepaares erzogen und 1221 mit dem Landgrafen Ludwig, der nach dem Tode seines Vaters (1216) zur Regierung gekommen war, vermählt. 5. Ludwig Iv., der Heilige (1216—1227) und die heilige Elisabeth. Beide Ehegatten führten auf der Wartburg ein glückliches Leben, das jedoch nur von kurzer Dauer sein sollte. Ludwig Iv., der Heilige, starb schon 1227 aus einer Kreuzfahrt, welche er im Heere Friedrichs Ii. unternommen hatte, zu Otranto in Unteritalien. Kaum hatte Ludwig der Heilige seine Augen geschlossen, als sein Bruder Heinrich Raspe, angeblich als Vormund seines minderjährigen Neffen Hermann, die Regierung des Landes an sich riß. Elisabeth wurde mit ihren 3 Kindern von der Wartburg vertrie-

5. Kurze Geschichte von Hessen - S. 55

1881 - Gießen : Roth
— 55 — Sechster Abschnitt. Kessen unter seinen Großherzogen. 1. Ludwig I. (Von 1790—1806 Landgraf Ludwig X.) (1790—1830.) a) Er wurde am 14. Juni 1753 zu Prenzlau in der Uckermark geboren, wo sein Vater — damals noch Erbprinz — als preußischer Generallieutenant sein Standquartier hatte. Bei der ausgesprochenen Vorliebe des Vaters für den Soldatenstand, die denselben fast ständig in seiner Militärcolonie Pirmasens festhielt, fiel die Aufgabe der Erziehung der ausgezeichneten Mutter, Henriette Karoline, einer geborenen Prinzessin von Zweibrücken-Birken-seid, zu, die sich derselben mit strenger Gewissenhaftigkeit und Aufopferung unterzog. Ihr galt es darum, ihren Sohn in erster Linie zu einem guten, tüchtigen Menschen und in zweiter zu einem gewissenhaften Regenten zu erziehen. Nachdem der Erbprinz auf der damals blühenden Universität Leyden studirt, Frankreich und Eng land bereist hatte, trat er, wohl durch seinen Schwager, dem Großfürsten Paul hierzu veranlaßt, (1773) als Generalmajor in russische Dienste. Unter Romanzow erkämpfte er sich an den Ufern der Donau unverwelkliche Lorbeeren, trat jedoch nach dem Tode seiner Schwester aus dem russischen Dienste wieder aus. b) Von nun au führte er, bald in Darmstadt, bald auf dem Fürstenlager bei Auerbach wohnend, an der Seite seiner vortrefflichen Gemahlin Louise ein der Vorbereitung auf seinen Beruf, der Wissenschaft und Kunst geweihtes Leben. In seinem geheimen Cabi-netssekretär Schleiermacher hatte er schon damals einen Freund und Gehülfen gefunden, der ihm seine schönen Ideen ausführen half. Junge, aufstrebende Talente ivurden reichlich unterstützt, das Museum sowie die naturhistorischen und Kunstsammlungen wurden gegründet und die Hofbibliothek erweitert. c) Ludwig I. ist und bleibt eine großartige Erscheinung in der Geschichte. Mit Weisheit, Thatkraft, Klugheit und Entschlossenheit, wußte er den Staat, an dessen Spitze ihn die Vorsehung berufen, durch alle Klippen einer sturmbewegten Zeit mit sichrer Hand zu steuern und nicht allein zu erhalten, sondern nach allen Richtungen erweitert und verbessert seinem Nachfolger zu hinterlassen. „Des Staates Ruder fest umfassend, Den Blick den Sternen zugewandt, Vor Klippen nicht, noch Sturm erblassend, Lenkt er sein Schiff, das Vaterland."

6. Kurze Geschichte von Hessen - S. 62

1881 - Gießen : Roth
4. Ludwig Iv. 1sjf~ /W. a) Kraft des bestehenden Ersolgerechts ging nach Ludwigs Iii. kinderlosem Tode am 13. Juni 1877 die Regierung an Ludwig den ältesten Sohn des knrz vorher verstorbenen Prinzen Karl (ein Bruder Ludwigs Iii.) und der Prinzessin Elisabeth von Preußen über. Ludwig Iv. ist am 12. September 1837 geboren. Nach einer vortrefflichen Erziehung, welche ihm die erlauchten Eltern mit seinen zwei jüngeren Brüdern (Heinrich und Wilhelm) und einer leider zu früh (als Großherzogin von Mecklenburg) verstorbenen Schwester zu Theil werden ließen, besuchte er die Universitäten Bonn, Göttingen und Gießen. Seine militärische Ausbildung er- • langte er durch einen zeitweiligen Eintritt in die preußische Armee. b) Am 1. Juli 1862 vermählte er sich mit der Prinzessin • Alice von Groß-Brittanien und Irland, Herzogin zu Sachsen. Mit umfassendem Geiste, reiner Liebe und im ermüdeter Thatkraft . : wirkte die hohe Frau schon als Erbprinzessin für alles Gute und Schöne. Mit weiser Einsicht schuf sie Segensreiches und Nützliches, wdaß ihr bald alle Herzen in ihrem neuen Vaterlande entgegenschlugen. Leider sollte diese glückliche mit 7 Kindern gesegnete Ehe nur von kurzer Dauer sein. Nachdem schon 1873 der durch den Sturz aus dem Fenster erfolgte Tod eines blühenden Söhn-leins den Elternherzen tiefe Wunden geschlagen hatte, erkrankte plötzlich, kurz nach dem Regierungsantritt, die ganze großherzogliche Familie mit Ausnahme der Großherzogin, an Diphterie. Mit unermüdlicher Sorgfalt pflegte die treue Mutter ihre Lieben, mußte jedoch nochmals den herben Schmerz erfahren, daß ihr jüngstes Kind, die liebliche Prinzessin Marie, der tückischen Krankheit zum Opfer fiel. Schon hoffte man, daß die über das geliebte Fürstenhaus verhängten Schicksale zu Ende seien, als die treue Pflegerin selber erkrankte und trotz aller angewandten Sorgfalt schon am 14. December 1878 ihre edle Seele, die so warm für ihre Familie und ihr Volk geschlagen, aushauchte. Ihre Werke, die Jdiotenan-stalt, der Aliceverein für Frauenbildung und Erwerb, die Frauen-* vereine für Krankenpflege u. a. werden nicht untergehen, sondern ' X mit dankbarer Pietät erhalten und weiterentwickelt, ihr Andenken im Hessenlande lebendig erhalten. c) Gleicher Liebe, wie die selige Großherzogin erfreut sich auch der Großherzog, dem es schon als Erbprinz vergönnt war seine Landsleute als Generallieutenant gegen den Erbfeind zu führen. Die hessische Division hat durch ihr zähes Aushalten mitten im

7. Das Großherzogtum Hessen - S. 3

1902 - Gera : Hofmann
den Landgraben; Herrengarten; großer Woog. Aber auch seinen Nachfolgern verdankt unser Land manche segensreiche Einrichtung, so Ludwig V., dem Ge- treuen, das Gymnasium und die Universität zu Gießen 1607; Georg Ii., dem Gelehrten, das Gymnasium zu Darmstadt 1629; Ludwig Vi. die Hofbibliothek und das Glockenspiel 1671; Ernst Ludwig das Opernhaus, die Erwerbung vieler Ämter und Orte an der Bergstraße und im Odenwald und die Ein- führung des Gregorianischen Kalenders; Ludwig Viii. die Pflege der Musik und die Erwerbung der Hanau-Lichtenbergischen Lande nebst zehn elsässischen Ämtern, zu denen auch Wörth und Buchsweiler gehörten; Ludwig Ix., 1768—1790, die Pflege der Dichtkunst (Goethe, Herder, Schiller, Claudius, Kriegszahlmeister Merk, die Ausbildung des Militärwesens (Pirmasenser Garde), Aufhebung der Tortur, Bau der ersten Chausseen Seiner Gemahlin Henriette Caroline, Prinzessin von Pfalz-Birkenfeld, ließ der mit dem landgräflichen Hause sehr befreundete preußische König Friedrich der Große auf einer Marmor- urne im Herrengarten die bekannte (latemifche) Grabschrift widmen: „Von Ge- schlecht eine Frau, an Geist ein Mann." — Diese wenigen Andeutungen mögen genügen, um zu zeigen, welches dankbare Andenken wir den Vorfahren unseres jetzigen Regentenhauses schuldig sind. 4. Hessen als Großherxsgtum. Landgraf Ludwig X. hatte 1790 die Regentschaft unter schwierigen Verhältnissen angetreten. Im Frieden zu Lüneville 1801 hatte er die auf dem linken Rheinufer gelegenen Hanau-Lichtenbergischen Besitztümer eingebüßt, dafür aber das Herzogtum Westfalen und mehrere Mainzer und Pfälzische Ämter, sowie die Abteien Seligenstadt und Worms nebst den freien Reichsstädten Wimpfen und Friedberg erhalten. Bei der Stiftung des Rheinbundes 1806 wurde Hessen zum Groß- Herzogtum erhoben; zugleich erhielt Ludwig I. als Großherzog den Titel „Königliche Hoheit". Während der Rheinbundszeit mußte Ludwig seine ganze Streitmacht Napoleon zur Verfügung stellen. In Spanien, bei Aspern und Wagram, in Rußland und bei Leipzig glänzte auch unter französischer Regierung der Ruhm der hessischen Waffen. Noch in der Schlacht bei Leipzig rief Napoleon dem tapfern Prinzen Emil zu: „Vorwärts, künftiger König von Preußen!" Nach der Niederlage Napoleons 1813 erhielt das Großherzogtum durch den Wiener Kongreß fast ganz seine jetzige Ausdehnung, und namentlich kam Rheinhessen (ein Teil des französischen Departements Donnersberg) hinzu, welches für Westfalen eingetauscht wurde. Nach dem preußisch-österreichischen Kriege 1866, in welchem Hessen den Gegnern Preußens beigetreten war, mußte es das mitten in preußisches Gebiet hineinziehende Hinterland mit der Herrschaft Itter (Biedenkopf und Vöhl), sowie das kurz zuvor ererbte Hessen-Homburg an Preußen abtreten, wofür es einige kleine, zwischen Starkenburg und Oberhessen gelegene Gebietsteile erhielt. Durch eine freisinnige Verfassung (1820), durch Beförderung des Handels, durch Aufhebung der Fronen, durch Gründung der Schullehrerseminarien zu Fnedberg und Bensheim, durch Pflege der Musik (die Oper zu Darmstadt galt damals als die beste in Deutschland) u. a. m. hat Ludwig als ein vortrefflicher Fürst sich gezeigt, so daß zu seinem Andenken 1844 die Ludwigsäule zu Darm- stadt errichtet wurde, mit der Inschrift: „Ludwig dem I. sein dankbares Volk." Ludwig Ii., 1830—1848, und Ludwig Iii., 1848—1877 ver- folgten die betretenen Bahnen weiter. Namentlich legte Ludwig Iii. in dem vielbewegten Jahre 1848 durch Ein- fuhrung der Preßfreiheit, Öffentlichkeit und Mündlichkeit im Gerichtsverfahren

8. Das Großherzogtum Hessen - S. 4

1902 - Gera : Hofmann
— 4 — den Grund zu einer freieren Entwickelung des Staats- und bürgerlichen Lebens. Seine edle Gemahlin Mathilde, die Tochter Ludwigs I. von Bayern, war besonders daraus bedacht, in leutseligster Weise Werke der Barmherzigkeit und Liebe an Armen und Kranken zu üben (Mathilden-Landkrankenhaus), sowie sich der elternlosen und hilfsbedürftigen Kinder anzunehmen. Sie starb leider schon 1862. Unter dem Protektorate der Prinzessin Karl wurde 1858 das Diakonissenhaus zu Darmstadt errichtet. Ludwig Iv., welcher als Divisionär die hessischen Truppen in dem deutsch-französischen Kriege ruhmvoll geführt (Gravelotte, Chambord, Orleans :c.), bestieg nach dem Tode seines Oheims 1877 den Thron. Leider starb er schon am 13. März 1892, ties betrauert von dem ganzen hessischen Volke. Seine Gemahlin Alice, Tochter der Königin Viktoria von England, hat sich durch milde und segensreiche Stiftungen (Aliceverein für Frauenbildung und -Erwerb, Alicefrauenverein für Krankenpflege, Jdiotenanstalt) ein bleibendes, dankbares Andenken in unserem engeren Vaterlande erworben. Sie starb allzu- früh am 14. Dezember 1878. Kinder: S. K. H. der jetzige Großherzog Ernst Ludwig; Prinzessin Viktoria, vermählt mit dem Prinzen Ludwig von Batten- berg; Prinzessin Elisabeth, vermählt mit dem Großfürsten Sergius von Ruß- land; und Prinzessin Irene, vermählt mit dem Prinzen Heinrich von Preußen. Prinzessin Alix, geb. den 6. Juni 1872, vermählte sich 1894 mit dem Kaiser Nikolaus Ii. von Rußland. Es ist die zweite hessische Prinzessin, welche Kaiserin von Rußland wurde (vgl. S. 10). — Zum ehrenden Andenken sind Ludwig Iv. Denkmäler in Darmstadt und Worms errichtet worden. Ernst Ludwig, geb. am 25. Noobr. 1868, übernahm 1892 die Regierung und führt dieselbe in segensreicher Weise in den bisherigen Bahnen weiter. Er vermählte sich 1894 mit Viktoria Melita, Prinzessin von Sachseu-Coburg und Gotha. — Prinzessin Elisabeth geb. 1895. Ii. Keogrctphischer Aberbtick. 1 Kage> Größe, Grenzen und allgemeine Einteilung des Handes. Das Großherzogtum Hessen liegt im westlichen Teil von Mittel- Deutschland, ist nicht ganz 140 □ Meilen (7682 □ km.) groß und hat 1 120000 Einwohner, von welchen etwa 747000 Evangelische, 342 000 Katholiken, 24500jsraelitenuud etwa 7 600andersgläubige sind. Es besteht aus drei Provinzen, nämlich Starkeuburg mit 55, Rheinhessen mit 25 und Oberhessen mit 60 Eu Meilen. Jede Provinz ist in Kreise und Amtsgerichte eingeteilt. Starkenburg, mit 7 Kreisen und 489500 E., wird im Westen vom Rhein, im Norden vom Main, im Osten von Bayern, im Süden vom Neckar und von Baden begrenzt. Auch Wimpfen bei Heilbronn am Neckar gehört dazu. — Rhein- hessen, mit 5 Kreisen und 348300 E., hat im N. und O. den Rhein, im W. Rheinpreußen und im S. und S.-W. die bayerische Pfalz zur Grenze. Auf dem rechten Ufer des Rheines und Maines gehören auch Kastel und Kostheim noch zum hessischen Gebiet. — Oberhessen mit 6 Kreisen und 282000 E., ist von der preußischen Provinz Hessen-

9. Hessische Geschichte - S. 98

1897 - Gießen : Ricker
— 98 — zösischen Artillerie war der Rückzug der Mainzer zuzuschreiben. Dieselben zogen sich nach Seligenstadt, wo sie Winterquartiere nahmen. Gleichzeitig wie aus Mainz waren die Franzosen auch bei Basel und Breisach gegen die Abteilung des Fürsten von Schwarzenberg vorgedrungen. Am 13. und 14. Oktober 1799 setzten sie bei Oppenheim und Frankenthal über den Rhein. Am 3. November wurde Fürst Hohenlohe bei Bietigheim von General Ney angegriffen, letzterer aber bei Laufen geschlagen. Am 15. November erließ der General der Rheinarmee Lecourbe an die Odenwälder eine Proklamation, welche dieselben von der Verbindung mit Österreich abziehen sollte. Die Odenwalds antworteten: „Nicht Emissarien von Österreich, wie Sie sagen, sondern die Wortbrüchigkeit, die Grausamkeit, die Raubsucht und die zahllosen Unmenschlichkeiten Ihrer Truppen und deren Anführer zwingen uns, zu den Waffen zu greifen, um unsere Religion, unsere Sittlichkeit, die Überbleibsel unseres Vermögens, die Ehre unserer Weiber und Töchter und unser Vaterland gegen die wortreiche französische Großmut zu schützen." „Männer, die es so tief als wir fühlen, was sie ihrer vaterländischen Pflicht und ihrer Nationalehre schuldig sind, lassen sich durch Drohungen nicht schrecken, denn sie wissen, wenn es sein muß, auch ehrenvoll zu sterben. Wüteriche werden nur unseren Mut bis zur Verzweiflung stählen. Es hängt nur von Ihnen ab, uns in Ruhe zu lassen. Zwingen Sie uns aber zum Kampfe, so werden wir als deutsche Männer kämpfen, und erliegen wir, fo werden Welt und Nachwelt unsre Asche segnen, und die Namen unserer Mörder mit Abscheu und Flüchen bedecken. Welt und Nachwelt und ein gerechter Gott wird zwischen Ihnen und uns richten." Im November am Schlüsse des 18. Jahrhunderts. Zwischen Eberbach und Hirschhorn kam es im November zu einem heftigen Treffen, welches damit endete, daß die Franzosen geworfen wurden, und daß der Landsturm Hirschhorn besetzte. Freiherr von Al-bini ging sogar mit dem Gedanken um, mit den Landsturmabteilungen einen Schlag auf Mainz auszuführen, wurde aber hierin von dem Erzherzoge Karl nicht unterstützt. Im Dezember 1799 wurde im Mainzer Bezirke die Landmiliz für den ständigen Kriegsdienst, die junge ledige waffenfähige Mannschaft umfassend, eingerichtet, die waffenfähigen verheirateten Männer dagegen zu dem Landsturm formiert. Im ganzen wurden sechs Landmilizbataillone organisiert. Der 14. Juni 1800 hatte über das Schicksal der österreichischen Waffen bei Marengo in Italien unglücklich entschieden. „In dem verhängnisvollen Waffenstillstände zu Alessandria mußte Österreich 12 Festungen den Franzosen ausliefern. Die noch in Italien befindlichen österreichischen Truppen zogen sich auf Mantua zurück. In Deutschland kämpften die Verbündeten gleichfalls unglücklich. Die deutschen Truppen wurden über die Donau geworfen, und die schönsten deutschen Gaue standen den Franzosen offen. Am Main fanden bis zum Sommer 1800 bei den umgebildeten Landmilizbataillonen- nur un-

10. Hessische Geschichte - S. 28

1897 - Gießen : Ricker
— 28 — dem sie sich der Wartung der Kranken widmete, führten zu ihrem frühen Ende. Sie starb im 24. Lebensjahre am 21. November 1231. Nach ihrem Tode geschahen Wunder und Zeichen an ihrem Grabe, so daß sie 1235 heilig gesprochen wurde. Ihr Grab war ein berühmter Wallfahrtsort, und über demselben entstand die von den deutschen Ordensrittern erbaute herrliche Elisabethenkirche. Die Gebeine der Heiligen wurden aus dem bisherigen Grabe hervorgeholt, in einen kostbaren Sarkophag gelegt und in die Gruft unter der neu erbauten Elisabethenkirche beigesetzt. Der Beisetzung wohnten Kaiser Friedrich Ii. und seine Gemahlin an, welche dem Schädel der Heiligen selbst eine goldene Krone aussetzte. Taufende von Pilgern wallfahrteten alljährlich zum Grabe der Heiligen, um daselbst zu beten. Elisabeth hatte drei Kinder, einen Sohn, Hermann genannt, und zwei Töchter, von denen eine, Sophie, mit dem Herzoge von Brabant vermählt war. Elisabeths Sohn Hermann starb schon sehr frühe im 19. Lebensjahre, und Heffen und Thüringen sielen an seinen Vormund und Onkel, Heinrich Rafpe Iv. Dieser wurde aus Betreiben des Papstes Innocenz Iv. und auf Wunsch mehrerer geistlicher Fürsten zu Hochheim am Main bei Würzburg als Gegenkaiser von Friedrich Ii. gewühlt. Er führte den Spottnamen „Pfaffenkönig". Heinrich Raspe kämpfte siegreich gegen Friedrichs Sohn Konrad in der blutigen Schlacht bei Frankfurt am Main (1246), wurde aber mit Hilfe der Städte bei Ulm geschlagen und erlag auf der Wartburg den in dieser Schlacht erhaltenen Wunden am 17. Februar 1247. 4 Heinrich I., „das Aiiid". 1247—1308, Mit Heinrich Raspes Tode erlosch der männliche Stamm seines Hauses. Auf dessen hinterlassene Besitzungen machten Heinrich der Erlauchte, Markgraf von Meißen, und Sophie, Herzogin von Brabant, für ihren Sohn Heinrich, einen Enkel des Landgrafen Ludwigs Iv. und der heiligen Elisabeth, Ansprüche. Heinrich von Meißen war noch bei Raspes Lebzeiten mit Thüringen belehnt worden. Auf Hessen konnte er keine Ansprüche machen, wiewohl er gerne auch dieses an sich bringen wollte. Die Edlen in Hessen, Grasen, Ritter, höhere Geistliche, Vertreter der Städte und Vorsteher der bäuerlichen Gerichte kamen zusammen und wurden eins: „Wäre es Sache, daß Landgrafen Ludwigs und St. Elisabethen Tochter, die Frau Herzogin Sophie von Brabant, einen Sohn hätte, der wäre der angestammte Herr des Landes." Durch die Unterstützung dieser Edeln und Städte konnte Sophie ihrem dreijährigen Sohne sein Erbe bewahren. Nachdem sie sich mit Heinrich von Meißen über streitige Punkte geeinigt hatte, übertrug sie ihm die Statthalterschaft in Hessen für ihren minderjährigen Sohn. Nach den ersten Jahren einer friedlichen Regierung wurde sie mit Heinrich dem Erlauchten in einen Krieg verwickelt,
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