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1. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 102

1888 - Leipzig : Engel
- 102 — in die Kabbala eingeführt, ein so begeisteter Anhänger der Geheimlehre wurde, dass er einige kabbalistische Schriften aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzte und selbst den Papst Sixtus Iv. für die Kabbala gewann. Del Medigo hatte einen Federkrieg mit dem aus Deutschland eingewanderten Juda Menz, der als Rabbiner von Padua, 1508, über 100 Jahre alt, starb und der wie sein Sohn und Nachfolger Abraham Menz als rabbinische Autorität anerkannt war. Del Medigo starb in Kandia 1498, nicht älter als 35 Jahre. Ehe das 15. Jahrhundert zu Ende ging, hatten auch die Juden Italiens, welche so lange eine geachtete Stellung eingenommen, durch die aufwiegelnden Reden fanatischer Geistlichen, besonders des Bernandin de Peltre zu leiden. Zu seinem Andenken beschloss man in Pavia (1494) die Juden nicht ferner zu dulden. § 7. Die Juden in Ungarn und den osteuropäischen Ländern. Weniger schroff und feindlich als im Westen war das Verhältniss der Nationen zu den Juden in den Staaten des östlichen Europa, in Ungarn, Polen und dem südlichen Russland. Je später das Christenthum in diesen Ländern Eingang fand und je weniger es der Hierarchie gelang, hier Triumphe zu feiern, desto günstiger war auch die sociale Stellung der Juden. In Ungarn, wo sie schon zu Anfang des 11. Jahrhunderts wohnten, hatten sie Grundbesitz, waren Münz- und Steuerpächter, verwalteten königliche Aemter und waren überhaupt den übrigen Bewohnern des Landes ganz gleichgestellt. Sowol zur Zeit der Kreuzzüge als unter den Königen, welche nach Koloman regierten, hatten sich Ungarns jüdische Einwohner ungestörter Ruhe und Sicherheit zu erfreuen. Unter der Regierung Andreas’ H. machte sich der päpstliche Einfluss auch hier geltend. Die judenfeindlichen Beschlüsse des grossen Lateran-Concils waren in Ungarn nicht zur Ausführung gekommen; erst Papst Gregor Ix. liess Andreas durch den Erzbischof Robert von Gran unter Anwendung des Bannes zwingen, Juden oder Sarazenen nicht ferner über Münzen, Salzwerke und andere öffentliche Aemter zu setzen, ihnen den Handel mit christlichen Sklaven und die Mischehen zu verbieten und sie durch Abzeichen von den Christen zu scheiden (1233). Man kümmerte sich jedoch nicht lange um den päpstlichen Eifer. Schon Bela Iv., Andreas’ Sohn und Nachfolger, stellte, durch die Nothwendigkeit getrieben, wieder jüdische Pächter an, und als Belohnung für die treuen Dienste, welche sie ihm leisteten, gab er den Juden seines Landes 1251 ein Grundgesetz, das sie in ihren Wohnrechten nicht beschränkte und vor Willkür der Geistlichkeit schützte. Dieser Freibrief, welchen selbst die Bestimmungen der zu Ofen 1279 abgehaltenen grossen Kirchenversammlung nicht ausser Kraft zu setzen vermochten, hatte den ungarischen Juden auf ein Jahrhundert ein ruhiges Dasein gesichert; so lange die Könige aus dem Hause Arpad regierten, hatten sie keinerlei Bedrückung, geschweige Verfolgung zu erdulden. Erst der italienische Fürst, der König Ludwig der Grosse, ahmte dem damals von ganz Europa gegebenen Beispiele der Judenverfolgung nach. In seinem Bekehrungseifer bot er den Juden das ungarische Bürgerrecht für die

2. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 23

1888 - Leipzig : Engel
- 23 — Vorläufig gönnte Vespasian seinen erschöpften Truppen Kühe und setzte erst im Frühjahr (68) den Kampf fort, indem er gegen Peräa zog, das er in 3 Monaten unterwarf. Da erlitt der Krieg durch die Kaiserwahl in Rom einen Aufschub. Nach Nero’s Tod (Juni 68) wurde nämlich Galba zum Kaiser ausgerufen, nach wenigen Monaten aber ermordet und Vespasian zum Kaiser erwählt. Er kehrte nach Kom zurück, um die Krone zu übernehmen, und übergab seinem Sohne Titus den Oberbefehl mit dem Aufträge, Jerusalem zu erobern. In der einst blühenden jüdischen Hauptstadt rasten die Parteien mit wilder Tvuth gegeneinander. Die Zeloten führten eine Schreckensherrschaft und licsson alle, die als römerfreundlich galten, hinrichten. Auf Anstiften des Johann von G-iskala riefen sie sogar die Idumäer herbei, drangen mit ihnen in die Stadt und richteten ein furchtbares Blutbad an: 12000 Friedensfreunde, darunter die Hohenpriester Anan und Josua den Gamala, der Gemahl der reichen Martha, bekannt durch die Gründung von Schulen, wurden grausam ermordet. Johann von Giskala, der leidenschaftlichste Zelotenführer, bemächtigte sich nun der Herrschaft, sodass Simon bar Giora vom Hohenpriester schleunig zur Hülfe gerufen wurde. Die blutigen Kämpfe, welche unter den Parteien wütheten, beschleunigten den Fall Jerusalems, gegen das Titus im April 70 sein Heer richtete. Die Stadt war stark befestigt und von drei Wällen und hohen Mauern umgeben: die erste umschloss Bezetha, eine Vorstadt, die zweite Mauer schloss die Unterstadt mit der Burg Antonia ein, in deren Nähe sich der Tempel befand, die dritte Mauer umgab die Oberstadt oder den Zion. Alle diese Mauern waren mit Thürmen versehen, daher zu einer Zeit wo man noch nichts von Schiesspulver wusste, nur mit der grössten Schwierigkeit zu zerstören oder zu übersteigen. Titus lernte sehr bald die Tapferkeit der Juden kennen, denn als er sich eines Tages mit einer Abtheilung Reiter der Stadt näherte, um die Lage und Vertheidigungsanstalten derselben näher in Augenschein zu nehmen, drangen plötzlich die Juden aus der Stadt hervor, brachten seine Reiter in Unordnung und nöthigten ihn selbst, sein Heil in der Flucht zu suchen. Durch diesen und ähnliche Erfolge wurden die Juden kühner, sie machten verschiedene Ausfälle, und erst nach einem heissen Kampfe gelang es den Römern, die Angreifer zurückzuschlagen. Nachdem der Antrag einer friedlichen Verständigung von den Juden abgewiesen worden war, liess Titus die Belagerungsmaschinen aufstellen. Die Belagerten machten neue Ausfälle und kämpften mit beispielloser Todesverachtung, dennoch gelang es den Römern, die äusserste Mauer und Bezetha (11. Ijar = Mai) zu nehmen. Nach heissen Kämpfen, in denen Johann von Giskala und seine Schar durch Heldenmuth und Unerschrockenheit sich auszeichneten, wurde zwei Monate später auch die zweite Mauer mit der Antonia erstürmt (17. Tamus = Juli); von diesem Tage an musste der Opferdienst aus Mangel an Tliieren eingestellt werden. Die Hungersnoth, welche seit der Belagerung in der von Menschen überfüllten Stadt wüthete, hatte bald ihren Höhepunkt erreicht. Die Lebensmittel waren soweit aufgezehrt, dass viele Reiche ihre Habseligkeiten um ein Mass Korn oder Gerste hingaben. Die Noth war so gross, dass man Lederstücke zernagte und Heu zur Speise nahm, ja selbst an unfläthigen Orten nach unreinen und un-

3. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 91

1888 - Leipzig : Engel
— 91 — von Eschenbach genannt; es ist dies Süsskind von Trimberg, der um 1200 wahrscheinlich in Würzburg lebte, von dessen Leben jedoch nichts bekannt ist. § 2. Die gegen die Juden erhobenen Anklagen und Beschuldigungen: Tödtung von Christenkindern, Hostienschändung, Brunnen Vergiftung. Trotz der Kammerknechtschaft und des Judenschutzes, um den das Volk sich wenig kümmerte, waren die Juden recht- und schutzlos und häufigen Verfolgungen preisgegeben; die verschiedensten Verbrechen wurden ihnen zur Last gelegt, um nicht blos Einzelne, sondern oft ganze Gemeinden mit Todesstrafe heimzusuchen. Die boshafteste und zugleich lächerlichste Beschuldigung war die Tödtung von Christenkindern, um deren Blut zur Bereitung der Osterkuchen (Mazzot) zu gebrauchen. Wenn zumal in der Zeit des Pessachfestes ein Christenkind vermisst oder die Leiche eines Christenkindes, dessen Todesursache man nicht kannte, gefunden wurde, so fiel sofort der Verdacht der Tödtung auf die Juden; oft geschah es auch, dass man christliche Leichen verstümmelte und in die Häuser der Juden warf, um der Anklage mehr Wahrscheinlichkeit zu geben. Diese so-wol dem gesunden Menschenverstand als den jüdischen Keligionsgesetzen hohnsprechende Beschuldigung tauchte zuerst in Frankreich, in Bio is, auf. Der Graf Theobald von Blois schenkte der Anklage Glauben und liess sämmtliche Juden der Stadt lebendig verbrennen (26. Mai 1171). Bald darauf wurde in vielen Orten Deutschlands dieselbe Anklage gegen die Juden erhoben. Im Jahre 1181 brachen bei Wien drei Christenknaben, die auf dem Eise spielten, ein und ertranken. Christen beschworen, dass sie gesehen, wie die Juden die Knaben in ein Haus gelockt und geschlachtet hätten. Die Juden wurden angeklagt, 300 wurden verbrannt. Als das Eis aufging, fand man die todten Knaben unversehrt in der Donau. 1236 wurden in Fulda und Hagenau viele Juden erschlagen, weil sie Christenkinder getödtet und ihnen das Blut abgezapft hätten. Als die Juden beim Kaiser Friedrich H. darüber angeklagt wurden, sagte er, die Bosheit der Beschuldigung einsehend, den Anklägern: „Wenn die Kinder gestorben sind, so lasset sie begraben“. Sein Unglaube brachte das Volk gegen ihn auf, sodass er sich genöthigt sah, eine Untersuchung einleiten zu lassen, welche jedoch zu Gunsten der Juden ausfiel. 1283 wurden in Mainz und zwei Jahre später in München die Juden beschuldigt, ein Christenkind ermordet zu haben; in letztgenannter Stadt wartete der Pöbel den Ausgang der Untersuchung nicht ab, sondern mordete alle Juden, die er fand, alle übrigen hatten sich in die Synagoge geflüchtet. Das Volk zündete das Bethaus an und verbrannte darin 180 Personen. Diesen Wahn, dem in Erfurt, Kolmar, Krems, Magdeburg, Weissenburg, Paris, Bern, Würzburg, Posen, in Prag, Trient, Boppard, Budweis, Diessenhofen und vielen ändern Orten Tausende als Opfer fielen, vermochten weder päpstliche Bullen, wie sie schon Papst Innocenz Iv. 1247 erlassen, noch königliche Privilegien zu beseitigen, und obgleich seit 600 Jahren Kaiser und Päpste, spanische und polnische Könige, christliche Theologen wie Luther, Wagenseil und jüdische Ge-

4. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 93

1888 - Leipzig : Engel
— 93 - Schweiz und die Gemeinden am Bodensee: in Bern, Zürich, Winterthur, Schaffhausen, in St. Gallen, Lindau, Ueberlingen, Constanz wurden die Juden durch Scheiterhaufen, Taufe oder Vertreibung aufgerieben. In Basel wurden sie in ein hölzernes Haus auf einer Rheininsel gebracht und dann zusammen mit dem Hause verbrannt. In Constanz (Costnitz), wo man demjenigen das Leben schenkte, der zum Christenthum übertrat, zündete ein so Begnadigter sein Haus an und rief aus der brennenden Wohnung: „Ich sterbe als Jude“. Am grausamsten wurde die Judenverfolgung in Deutschland betrieben. Zu allem Unglück regten ganze Scharen herumziehender Religionsschwärmer, welche mit Geissein, an denen eiserne Nägel befestigt waren, angesichts des Volkes den entblössten Leib zerfleischten und daher Geissler oder Flagellanten genannt wurden, überall das ohnedies fanatisirte Volk gegen die Juden noch mehr auf; aller Orten mordete es in frommer Raserei. Zu Tausenden wurden die Juden erschlagen, verbrannt, ersäuft, zu Tausenden starben sie auf der Flucht vor Hunger. Wer kann alle die Gemeinden aufzählen, die dem Aberglauben und der Volkswuth zum Opfer fielen! In Strassburg, wo wie in Köln der Rath sich der Juden vergebens annahm wurde die ganze Gemeinde, 1800 Menschen, am Sabbat, 14. Februar 1349, auf einem hölzernen Gerüste auf dem jüdischen Begräbnissplatze verbrannt. Mütter rannten mit ihren Kindern ins Feuer, dass man sie ihnen nicht entreisse und taufe. In W o r m s, wo die Bürger einer Schenkung Kaiser Karl Iv. gemäss mit den Juden nach Lust und Willkür schalten konnten, hatte der Rath beschlossen, sämmtliche Juden zu verbrennen; sie kamen ihnen jedoch zuvor: sämmtliche Juden der Stadt steckten ihre Häuser in Brand und starben so den Flammentod. Dasselbe thaten die Juden zu Frankfurt, Oppenheim, Offenburg, Krems, Erfurt, wo von 3000 keine Seele übrig blieb, Esslingen, wo sich alle in der Synagoge verbrannten, u. a. m. In Mainz und Köln setzten sie sich zur Wehr und vertheidigten sich tapfer, bis sie endlich der Uebermacht unterlagen, worauf sie ihre Häuser anzündeten und in den Flammen umkamen (23. August 1349). Auch in Baiern, Oesterreich und im Norden Deutschlands fehlte es nicht an Opfern. In Wien entleibte sich auf Anrathen des Rabbiners die ganze Gemeinde in der Synagoge. Die alten Gemeinden Augsburg, Würzburg, München und nahezu 80 andere wurden gänzlich vertilgt; in Nürnberg wurde die ganze Gemeinde auf dem Judenbühl, 6.December 1349, verbrannt. Nur Regensburg zeichnete sich vor allen Städten aus: es beschirmte die Juden, welche innerhalb seiner Mauern wohnten und hielt die blutdürstige Menge vom Morde ab. In Magdeburg, Quedlinburg, Halberstadt, Hannover, Osnabrück, in Stuttgart, Ulm, Reutlingen, in Metz, Colmar, Schlettstadt, kurz wo Juden waren, wiederholte sich überall dasselbe Trauerspiel. Das Gemetzel erstreckte sich bis nach Brabant: in Brüssel und in Löwen wurden die Juden erschlagen oder verbrannt. Die Juden waren somit in den meisten Gegenden Deutschlands vernichtet; die Städte und die Landesherren theilten sich in die ihnen abgenommene Beute, und für Alles was geschehen war, verhiess der Kaiser Verzeihung. Die Städte, von denen viele infolge der Verheerungen zerstört oder verarmt waren, und die

5. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 104

1888 - Leipzig : Engel
— 104 — Juden in grosser Anzahl. König Kasimir beschützte sie und legte 1180 den Grund zu den Privilegien, welche Boleslaw, Herzog von Kalisch, 1264 den Juden ertheilte. Unter Boleslaw V. hatten die polnischen Juden von den eingewanderten Deutschen, mehr aber noch von den das Land verwüstenden Mongolen viel zu leiden: Tausende von Juden wurden nach Asien in die Knechtschaft geschleppt-diejenigen, welche ihre Rettung in der Flucht suchten, fielen durchs Schwert. Der ’Wahn, dass die Juden Christenblut gebrauchen, fand auch in Polen sehr früh Glauben und forderte auch hier nicht wenige Opfer. Durch fanatische Geistliche, welche das Volk gegen die Juden aufhetzten, durch die Bürgerkriege, welche seit dem Tode Boleslaw’s V. wütheten, und durch die häufigen Einfälle der Tataren war die Lage der Juden eine trostlose geworden und erst unter Kasimir dem Grossen wurde sie wieder erträglicher. Kasimir bestätigte 1334 die von Boleslaw gegebenen Privilegien und beschützte sie im Jahre 1349 gegen die Wuthausbrüche der Bevölkerung; nichtsdestoweniger kam es in Kalisch, Krakau, Glogau und anderen Städten zu Metzeleien, und sollen damals mehr als 10000 Juden umgekommen sein. Dass Kasimir eine Jüdin, Esterka, zur Geliebten gehabt, ist geschichtlich nicht erwiesen. Auch Kasimir Iv. ertheilte den Juden 1447 Privilegien, wie sie solche damals in keinem ändern Lande genossen. Um Judenhetzen zu verhindern, befahl er, dass kein Jude beschuldigt werden dürfe, Christenblut gebraucht ’oder Hostien geschändet zu haben. Den Geistlichen war die günstige Stellung der Juden ein Dorn im Auge, sie waren hoch erfreut, dass Capistrano auch nach Polen kam; ihm gelang es, Kasimir gegen die Juden aufzustacheln. Der König, von den deutschen Ritterorden besiegt, liess seinen Zorn gegen die Juden aus; er hob die ihnen ertheilten Privilegien wieder auf und befahl, dass sie besondere,' von den Christen sie unterscheidende Trachten anlegen sollten. Ueber den Aufenthalt der Juden in dem eigentlich europäischen Russland während des Mittelalters finden sich keine Berichte. Sechster Abschnitt. Ton der Vertreibung der Juden aus Spanien und Portugal bis zur Zeit Moses Mendelssohn’s (1497—1750). §. 1. Die Juden in Afrika und der Türkei. Don Joseph Nasi. In der Geschichte des jüdischen Volkes zeigt sich oft recht deutlich das Walten der Vorsehung. Gott schickt Heilung vor dem Schlage! Am 2. August 1492 wurden die Juden Spaniens von ihrem heimatlichen Boden vertrieben, Tags zuvor hatte Columbus sich eingeschifft, um ein neues Land zu entdecken, das

6. Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart - S. 85

1888 - Leipzig : Engel
- 85 - Arzt und Gelehrter in hoher Achtung stand, nach Venedig, wo er nach sechs Jahren sein thatenreiches Leben beschloss (1508); in Padua wurde er bestattet. Sein Bibel-Commentar ist von Juden und Christen sehr geschätzt, oft gedruckt und zum Theil ins Lateinische übersetzt. Gleich Abravanel begaben sich viele der Verbannten nach Italien und nach den griechischen Inseln, viele suchten in Nordafrika und in der Türkei eine neue Heimat. Haarsträubend sind die Leiden, welche die Unglücklichen auf ihren Wanderungen zu dulden hatten. Tausende rafften Hunger und Pest weg, Tausende kamen durch grausame Menschen um oder tödteten aus Verzweiflung sich selbst. Gegen 12000, die in Castilien wohnten, wandten sich nach dem nahegelegenen Navarra, von wo aber schon 1498 alle Juden ebenfalls vertrieben wurden. Gleiches Schicksal ereilte in demselben Jahre die Juden der Provence. Etwa 120000 der spanischen Exulanten zogen nach Portugal. §. 16. Die Juden in Portugal. In Portugal, wo die Juden seit uralter Zeit wohnten und unter den Avest-gothen wie später unter den christlichen Königen gleiches Schicksal mit ihren spanischen Glaubensgenossen theilten, nimmt die Geschichte der Juden erst mit dem 12. Jahrhundert ihren Anfang. Hier lebte die Familie Jachia-Negro, deren Urahn Jachia Ibn Jaisch, ein weiser, tapferer und reicher Mann, bei dem ersten König von Portugal als Hausminister und Reiteranführer in grosser Gunst stand. In keinem Lande waren die inneren Verhältnisse der Juden so früh vom Staate geordnet als in Portugal. Schon der duldsame und strenggerechte König Affonso H3. (1248—1279), der die Juden gegen die fanatische Geistlichkeit in Schutz nahm, regelte das Rabbinatswesen. An der Spitze der portugiesischen Juden stand ein vom König ernannter Oberrabbiner, der die von der Gemeinde gewählten Local- und Provinzialrabbiner bestätigte, in Begleitung eines Oberrichters, eines Kanzlers, Secretärs und Executors alljährlich sämmtliche Gemeinden des Landes bereiste, die Verwaltung der Legate und Waisengelder beaufsichtigte und in die Rechenschaftsberichte der Gemeinden Einsicht nahm. Auch das Gemeinde- und Steuerwesen der Juden war durch das Gesetz geregelt. Sie wohnten in besondern Judengassen, deren es in Lissabon, der grössten jüdischen Gemeinde des Landes, mehrere gab; dieselben wurden allabendlich geschlossen und von zwei königlichen Wächtern bewacht. Sie beschäftigten sich mit Wein- und Landbau, betrieben die verschiedensten Handwerke und einen ausgebreiteten Handel mit Landsproducten und Waaren. Sie waren gesellschaftlich von den Christen getrennt und mussten viele sehr drückende Steuern zahlen, wie: Kopfsteuer, Rabbinatssteuer, Flottensteuer, d. h., sie mussten zu jedem neuen Schiffe, das der König ausrüstete, einen Anker und ein neues 60 Ellen langes Tau liefern, Personalsteuer, Steuer von Wein, Fischen, Geflügel und Getreide. Trotz dieser drückenden Steuern hatten die Juden Portugals allen Grund mit ihrer Lage zufrieden zu sein. Sie waren von den Königen geschützt und
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