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Erste Periode des Mittelalters.
er zu den armen, aber strebsamen Schülern, die er zu seiner Rechten gestellt hatte: „Fahret fort, immer vollkommener und tüchtiger
zu werden; dann wird euch mein Lob und Beistand nicht fehlen." „Ihr aber," fuhr Karl die trägen Knaben zu seiner Linken an, „ihr Söhne der Edlen, ihr seinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt und des Wissens nicht nötig zu haben scheint, ihr unnützen Buben, ich sage euch, bei Gott! euer Adel gilt nichts bei mir; wenn ihr eure Trägheit nicht durch Eifer und Fleiß wieder gut macht, so habt ihr von mir nichts zu hoffen."
An seinem Hofe umgab er sich mit gelehrten Männern, die ihn in seinen Bestrebungen unterstützten. Der Angelsachse Alkuin (f 804), der wie Karl die Bildungskraft der Religion und der alten Sprachen schätzte, wurde aus Italien berufen und unterrichtete an der Hoffchule. Karl schenkte ihm großes Vertrauen und ließ durch ihn in Tours für alle Bildungsanftalten feines Reiches eine Musterfchule errichten. Paul Warnefried (Diakonus) schrieb die Geschichte der Langobarden, Petrus von Pisa lehrte die Grammatik ; Einhard, den Karl wegen feiner Anlagen schort als Knaben an feinen Hof genommen hatte, unterstützte ihn bei feinen Bauten und schrieb Karls Leben. Im Verein mit diesen Männern wirkte Karl auch für Erhaltung der deutschen Litteratur schätze und Pflege der deutschen Sprache. Er veranstaltete eine Sammlung alter deutscher Heldenlieder, welche leider nicht erhalten blieb, arbeitete mit feinen Gelehrten eine deutsche Grammatik aus, gab den Monaten *) und Winden deutsche Namen und forderte von den Geistlichen, daß sie in deutscher Sprache predigten und die Grundlehren des Christentums in dem Volke darin befestigten. Die Baukunst förderte er durch Errichtung von Gebäuden auf feinen Gütern und durch Erbauung von Pfalzen (Palästen) zu Aachen, das er wegen feiner warmen Bäder zum Lieblingsaufenthalt erkor, zu Ingelheim und Nymwegen, wo er abwechselnd Hof hielt; ferner ließ er zu Aachen einen Dom errichten und mit Marmorsäulen und Gemälden aus Rom und Ravenna ausschmücken.
Karls Privatleben. Karls Wahlfpruch war: „Christus siegt, Christus regiert, Christus triumphiert". Er befolgte ihn fein ganzes Leben getreulich, denn er war fromm und gottesfürchtig, besuchte die Kirche täglich und unterstützte die Armen und Notleidenden alter-
*) Die Monate hießen: Wintermond, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmond.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Gott Karl Karl Karl Karl Paul_Warnefried Petrus_von_Pisa Karl Karl Karls Karl Karl Karls Karls_Wahlfpruch Karls Christus Christus Hornung Christmond
Extrahierte Ortsnamen: Italien Karls Aachen Aachen Rom Ravenna Karls
§. 42. Wissenschaft und Kunst.
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begonnen und 1880 vollendet wurde, die Stephanskirche in Wien, der Dom zu Erfurt und viele andere sind in diesem edeln Stile erbaut.
Bildnerei und Malerei. Die ersten Spuren bildender Kunst finden sich als Wandmalereien in den Katakomben in Rom und Neapel; Ravenna besitzt die am besten erhaltenen Mosaikbilder. In Deutschland erscheinen sie zu den Zeiten der Karolinger und erinnern bei aller Unvollkommenheit an die antike Technik. Im 11. Jahrhundert wurde die Einwirkung der byzantinischen Kunst in dem architektonischen Charakter der Kunstwerke bemerkbar: symmetrische Strenge bei dem Streben, die Form der Gestalten in scharfer und bestimmter Weise zu fassen. Die menschliche Gestalt erscheint nach toten, mathematischen Gesetzen entworfen, lang gedehnt, die Verhältnisse der Körperteile sind verfehlt, und das Nackte ist unvollkommen ausgebildet. Die Gewänder sind in lange, einfache Falten gelegt. Die Malereien der karolingischen Zeit zeigen saftige, mit unsicher geführtem Pinsel ausgetragene Farben, in der folgenden byzantinischen Periode feine, saubere Ausführung in trockener Farbe und können nur als kolorierte Zeichnungen betrachtet werden. Die Kunst der Mosaikmalerei, die im Abendland erloschen war, wurde in Italien nach byzantinischem Muster erneuert, gelangte jedoch erst im 12. und 13. Jahrhundert zu freierer und selbständigerer Ausbildung. Mit dem Schlüsse des 12. und dem Anfange des 13. Jahrhunderts trat in Deutschland ein bedeutender Aufschwung der bildenden Kunst ein: die gemessene Strenge des als Grundlage beibehaltenen romanischen Stils weicht einer tiefen Innigkeit des Gefühls und einer frommen, gemütvollen Auffaffung. Die menschlichen Gestalten verlieren den kalten starren Charakter und nehmen eine lebensvolle, anmutige Haltung an; die Gesichter zeigen einen weichen, lieblichen Ausdruck; die Schultern
sind jedoch mit den eng anliegenden Armen oft zu schmal gehalten, die Hände erscheinen zuweilen verdreht. Die Gewänder fließen in
langer, weich geschwungener Faltung. Im Laufe des 13. Jahrhunderts macht sich der Einfluß des in der Baukunst vorherrschenden gotischen Stils auf die Skulptur durch die demselben entlehnten
Ornamente, sowie durch ein gewisses gedehntes, manieriertes Wesen bei den Figuren geltend. Die Malereien gotischen Stils sind bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts noch einfach kolorierte Umriß-
zeichnungen , und erst später gelangt dieser Kunstzweig zu höherer Ausbildung und Bedeutung. Die Umwandelung der Malerei, welche in Flandern im Anfange des 15. Jahrhunderts durch die Gebrüder van Eyck bewirkt wurde, denen die Vervollkommnung und
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Erfurt Rom Neapel Ravenna Deutschland Italien Deutschland Flandern
§. 2. Göttersagen und Götterverehrung der Germanen. 13
bürg an der Diemel den Namen; ebenso erinnern Ziesburg im Weimar-schen, Duisburg, Dinslaken rc. an denselben. Der Gott des Friedens, des belebenden Sonnenlichtes und der Fruchtbarkeit hieß Freyr oder Fro; ihm war der Eber geheiligt; der Gott des Lichtes und der Wahrheit war Baldur, der Gott des Lugs und der Falschheit hieß Loki; Freia war die Göttin der Liebe und Schwester Freyrs. Drei Schicksalsgöttinnen, die Nornen, lenkten als Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft das Zeitliche und Vergängliche. Eine bedeutende Stelle unter den altdeutschen Gottheiten nahmen auch Sonne und Mond ein, nach welchen nicht nur die beiden ersten Tage der Woche, sondern auch mehrere Orte benannt waren.
Außer den Göttern und Göttinnen verehrten die Germanen noch Helden und weise Frauen als Halbgötter. Sie feierten in Liedern den erdgeborenen Gott Tuisko und feinen Sohn Mannus und viele Frauen, die den Menschen Glück und Unglück vorherzusagen die Gabe besaßen und sich unter verschiedenen Namen als Alrunen, Fe en rc. in Wäldern, an Flüssen, Seen, Quellen und auf Bergen aufhielten. Untergeordneter Art war eine Klasse von übermenschlichen Wesen, welche man Wichte, Elbe, Zwerge, Kobolde, Nixen oder Hausgeister nannte. Noch jetzt glaubt das Volk an dergleichen Wesen und erzählt vom Treiben derselben in Thälern und auf Höhen. Den schlauen, flinken Zwergen gegenüber standen dumme, unbeholfene Riefen; man nannte sie Heunen oder Hünen. Ihr Andenken ist in Sagen und Dichtungen noch erhalten.
Die Götterdämmerung. Von den Schicksalsmächten war bestimmt, daß die ganze Welt mit ihren Göttern, Helden und Menschen untergehen sollte. Die Äsen wußten, daß der Anstoß dazu von den verhaßten Riesen ausgehen werde. Der arglistigste Riefe war Loki. Dieser hatte drei Ungeheuer zu Kindern: den Fenriwolf, die Mid-gardfchlange und die bleiche Hel. Der Fenriwolf (Wolf der Vernichtung) wurde daher in Fesseln geschlagen, die Midgardschlange ins Meer geworfen, wo sie die ganze Erde umschlang, und Hel in die Unterwelt geschleudert. Trotzdem träumte der Liebling der Götter, der Lichtgott Baldur, von Gefahr für sein Leben. Freia nahm deshalb alle Wesen des Landes, der Luft und des Wassers in Eid, ihm kein Leid zuzufügen, überging aber die unscheinbare Mistel. Dies nahm Loki wahr. Er schnitt aus der Mistel einen Pfeil, verlängerte ihn zu einem Speer und begab sich damit in die Versammlung der Götter. Hier ergötzte man sich damit, daß man Speere auf Baldur schleuderte, die zur Freude der Götter vor dem Lichtgotte
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Extrahierte Personennamen: Freia Freyrs Gott_Tuisko Mannus Wolf Freia
§. 31. Wissenschaft und Kunst.
203
13. Jahrhundert ihren Höhepunkt durch den Dominikaner Thomas von Aquino und den Franziskaner Duns Scotus, verlor sich aber in unfruchtbaren Grübeleien, während die Mystik die Vergeistigung und dichterische Verklärung der christlichen Lehre fortsetzte und treffliche Kunstwerke schuf.
Als Geschichtschreiber zeichnete sich Otto von Freising, der Halbbruder Konrads Hl, durch seine Zeitbücher (Chroniken) und das „Leben Barbarossas" aus. Saxo Grammatikus schrieb eine dänische, Helmold eine slawische Geschichte, welche für die Zeit Heinrichs des Löwen wichtig ist. In Frankreich verfaßte Wilhelm von Tyrus die Geschichte der Kreuzzüge, Villehardouin den vierten Kreuzzug, Joinville die Geschichte Ludwigs Ix. Auf dem Gebiete der Naturkunde besaß Albertus Magnus (f 1280) vielbewunderte Kenntnisse und gelangte in den Ruf eines Zauberers.
Die bildenden Künste empfingen in dem Zeitalter der Kreuz-züge vielfache Anregung und nahmen im Dienste der Kirche einen bedeutenden Aufschwung. Die Baukunst entfaltete sich in drei Baustilen (§. 41) und brachte herrliche Kirchen und Dome hervor; die Bildnerei trat der Baukunst helfend zur Seite und schmückte die Dome mit prächtigem Bildwerk; die Malerei entwickelte sich als Wandmalerei und brachte auf dem Gebiete der Glasmalerei treffliche Werke hervor. Das Kunst geroerbe gewann in Waffen- und Goldschmiedarbeit, in der Holzschnitzerei, in kunstvoller Weberei und Stickerei große Bedeutung.
Die Dichtkunst. Durch die Idee des Rittertums und die Züge der Kreuzfahrer nach dem heiligen Land roctr der Sinn der Menschen auf Thaten und Abenteuer gerichtet. Ihre Verherrlichung übernahm die Dichtkunst. Die heiligen Stätten, der prächtige Orient, die wunderbaren Pilgerfahrten, die ungewöhnlichen Erlebnisse, die fremden Bekanntschaften, die fromme Begeisterung, die rege Sehnsucht und der ausgebildete Frauendienst gaben den Dichtern den reichsten Stoff zu ihrer Kunst. Im südlichen Frankreich thaten sich die Troubadours, im nördlichen die Trouvtzres hervor und priesen mit ihren Sangesweisen und mit Harfenspiel das Lob schöner Frauen und ritterlicher Helden. Von da verbreitete sich die Dichtkunst nach dem Norden.
In Deutschland war die Dichtkunst zuletzt von Geistlichen kümmerlich gepflegt worden, und es war unter anderen Werken das Annolied entstanden, welches den Erzbischof Anno von Köln 1075) feiert, ferner das Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht, der die
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Extrahierte Personennamen: Thomas_von_Aquino Duns_Scotus Otto_von_Freising Otto Konrads Konrads Saxo_Grammatikus Heinrichs Wilhelm Ludwigs_Ix Ludwigs Albertus_Magnus Magnus Anno_von_Köln Lamprecht
Extrahierte Ortsnamen: Helmold Frankreich Tyrus Frankreich Deutschland