Weltgeschichte
höhere Mädchenschulen und §ehrerinnen-Bildungsanstalten
mit
besonderer Berücksichtigung der Geschichte der grauen.
Don
prof. Dr. K. ßasstan,
weiland Lehrer der höheren Bürgerschule zu Frankfurt a. Itc
$meitßc Teil. Geschichte des Mittelalters.
Jünste Auflage.
In neuer Bearbeitung von
Philipp Seck,
Direktor der eoang. höheren Töchterschule und Lehrerinnen-Bildungsanstalt am 2intontter=Pfarrhof zu Köln.
Wiesbaden 1(888.
C. G. Kunzes Nachfolger
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Dritte Periode des Mittelalters.
1410 erlag. Im Frieden zu Thorn 1466 ging Westpreußen ganz in polnischen Besitz über, Opstreußen wurde polnisches Lehen. 1525 verwandelte der Hochmeister Albrecht von Brandenburg das dem Orden verbliebene Preußen in ein erbliches, weltliches Herzogtum, worauf der Sitz des Hochmeisters nach Mergentheim in Schwaben verlegt wurde. 1809 hob Napoleon den Orden auf, und die Besitzungen desselben fielen den Fürsten zu, in deren Gebiet sie lagen; doch führt seitdem noch immer ein östreichischer Prinz den Titel eines Hochmeisters des deutschen Ordens.
§. Zi. luthsenftfutff imis äunjt.
Die Wissenschaft. In dem Zeitalter der Hohenstaufen hörte das Studium der Wissenschaften aus, ausschließlicher Besitz der Geistlichkeit zu sein, die Zahl der Schulen vermehrte sich, und es wurden Universitäten errichtet. Die Rechtsschule von Bologna erhielt von Friedrich Barbarossa 1158 eigenen Gerichtsstand und wurde allmählich durch Hinzutritt der übrigen Fakultäten erweitert. Berühmte medizinische Hochschulen bestanden in Salerno uni) Montpellier; die zu Toulouse wurde 1228 gestiftet, die Universität zu Paris 1259. In England entstanden zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Universitäten Oxford und Cambridge, in Spanien Valenzia und Salamanka, in Portugal Lissabon. Die erste deutsche Universität wurde 1348 inprag errichtet. Auf den Hochschulen wurden zuerst die sieben freien Künste gelehrt und zwar in einem Unterkurfus (dem Trivium) lateinische Grammatik, Rhetorik, Dialektik, in einem Oberkursus (dem Quadrivium) Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik, darnach die Fakultätswissenschaften Theologie, Jurisprudenz und Medizin. Auf den Gebieten des weltlichen Wissens wurden nur die überlieferten Satzungen des Altertums vermittelt, das römische Recht, die Heilkunde Griechenlands und die Naturkunde, wie sie Aristoteles und Plinius gelehrt hatten. Die Theologie sollte Maß und Ziel aller Wissenschaft bilden und fand in der Scholastik und Mystik ihre höchste Ausbildung. Die Scholastiker machten die christliche Kirchenlehre und ihre Glaubenssätze (Dogmen) zu einer Sache des Verstandes und suchten sie logisch zu begründen, die Mystiker strebten darnach, die religiösen Wahrheiten mit dem Gemüte und durch innere Beschaulichkeit zu erfassen. Der Gegensatz zwischen beiden Richtungen tritt am schärfsten in Abälard und Bernhard von Clairvaux hervor. Die Scholastik erreichte im
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Napoleon Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Bernhard_von_Clairvaux
Extrahierte Ortsnamen: Thorn Mergentheim Schwaben Bologna Salerno Montpellier Paris England Spanien_Valenzia Salamanka Portugal_Lissabon Griechenlands Abälard
§. 12. Mohammed und die Araber.
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Einwohner wurden jetzt nicht mehr so mild behandelt wie unter der Regierung der Dftgoten. Allmählich gerieten die Langobarden in Streit mit dem Papste und den Franken und führten dadurch 774 den Untergang ihrer Selbständigkeit herbei.
§, 12. Sofiamitißtt uiiit (sie Araber.
Arabien ist ein großes, dürres Land ohne Ströme. Trockne Wasserrinnen sammeln das spärliche Regenwasser und führen es den Küstenterrassen zu, auf welchen der Kasfeebaum, die Dattelpalme, die Balsamstaude und der Weihrauch gedeihen. Aus der trocknen, sandigen Hochebene ist kein Leben, keine Thätigkeit; kein Haus, kein Baum, kein Bach erlabt die pilgernden Karawanen und schützt sie gegen die glühende Hitze des wolkenfreien Himmels und des heißbrennenden Sandes. Der Süden Arabiens ist die Heimat phantasie-reicher Märchen; denn das Volk liebt Abenteuer, Sagen und Lieder. Es ist von Natur tapfer, frei und edel. Gastfreiheit ist der Araber erste Tugend; wer Salz und Brot mit ihnen gegessen oder ihre Wohnung betreten hat, ist ihr Gastfreund. Sie heißen im Orient Araber (Abendländer), in Europa nicht selten Sarazenen (Morgenländer), sind semitischen Ursprungs und waren durch Sitte und Abstammung in Beduinen (Kinder der Wüste) und Haddesi (Städtebewohner) geschieden. Die Beduinen betrachten sich als Nachkommen Jsmaels, sie sind wild und räuberisch, besitzen Pferde und Kamele und verachten die Haddesi als einen später eingewanderten Stamm. Durch den Handel mit Indien kamen die Araber mit vielen Völkern in Berührung. Die Religion der Araber war vorzugsweise Sterndienst; ihr allgemeines Heiligtum der Tempel Kaaba in Mekka, in dessen Ostwand der „schwarze Stein", ein Meteorstein, eingefügt ist. Diesen Stein soll Gott dem Adam aus dem Paradiese mitgegeben haben, während der Sintflut foll er ihn zurückgenommen, ihn aber Abraham nach Erbauung der Kaaba durch den Engel Gabriel wieder zugesandt haben. Seit alter Zeit pilgern die Araber nach dieser Stätte, umschreiten siebenmal die Kaaba und küssen siebenmal den schwarzen Stein. Der Tempel wurde von dem Stamm der
Koreischiten bewacht, der in Mekka die Regierung führte und in
mehrere Geschlechter zerfiel, darunter die Haschemiten, wozu Mohammed gehörte; ein anderer Zweig war die Familie der Ommajaden.
Mohammed, d. h. der Vielgepriesene, der Sohn Abdallahs und
der Amina aus dem edlen Stamme der Koreischiten, wurde 571
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Extrahierte Personennamen: Mohammed Bach Gott Abraham Gabriel Mohammed Mohammed Abdallahs
Extrahierte Ortsnamen: Arabiens Europa Indien Mekka Mekka
§. 27, 6. Untergang des Hohenstaufenhauses. Sizilian. Vesper. 183
unbewegt zu, wie der junge Held, nachdem er seine Rechte an seinen Verwandten, Peter Iii. von Aragonien, übertragen hatte, unter der allgemeinen Rührung und Entrüstung des Volkes furchtlos den Tod erlüt.
Schmerzvoll hatte Konradin vor seinem Ende seiner Mutter gedacht. „D Mutter", hatte er ausgerufen, „welche Leiden bereite ich dir'" Bald nach seinem Tode kam Elisabeth mit einem Lösegeld für ihren Sohn nach Neapel. Als sie die entsetzliche Kunde von dem Tode desselben erhielt, bat sie den König Karl um die Gnade, ihrem Sohne ein Denkmal errichten zu dürfen. Aber Karl versagte ihr die Bitte. Doch erinnert noch heute ein Stein an den Ort, wo Konradin verblutete, und eine benachbarte Kapelle hält man für seine letzte Ruhestätte.
Die sizilianische Vesper. Karl von Anjou setzte seine tyrannische Regierung fort und wütete gegen die Anhänger Konradins auf die grausamste Weise. Alle Stellen des Landes wurden mit französischen Beamten besetzt und das Land mit drückenden Steuern belastet. Da wandte sich ein seiner Güter beraubter Ghibelline, Johann von Pro cida, an Manfreds Schwiegersohn, Peter Iii. von Aragonien, und forderte ihn zur Rache und Befreiung des Landes auf. Er leitete eine Verschwörung ein, und Peter rüstete eine Flotte. Während dieser Vorbereitungen kam die Erbitterung des Volkes gegen den Übermut und Frevelmut der Fremdlinge bereits zum Ausbruch. Am Ostermontag Nachmittag 1282 wurde zu Palermo eine siziliamsche Jungfrau auf dem Gang zur Kirche von einem Franzosen, namens Drouet, frech beleidigt. Die Vorübergehenden nahmen Anteil an dem Vorgang, und der Thäter wurde niedergestoßen. Plötzlich ertönte der Ruf: „Tod den Franzosen!" und es kam zu einer allgemeinen Erhebung, der sogenannten sizilianischen Vesper, durch welche alle Franzosen der Insel der Rache zum Opfer fielen. Karl verlor Sizilien an Peter von Aragonien, welcher in Palermo zum König gekrönt wurde. Nach langjährigen Kämpfen, in welchen alle Angriffe der Franzosen zurückgeschlagen wurden, kam 1302 der Friede zu stände, durch welchen Peters zweiter Sohn Friedrich im Besitze Siziliens blieb, Karls gleichnamiger Sohn dagegen Neapel behielt, wo die Franzosenherrschaft noch zwei Jahrhunderte fortbestand.
7. Die Zeit des Interregnums in Deutschland 1256 —1273.
Da nach dem Tode Wilhelms von Holland kein deutscher Fürst Neigung zur Annahme der Königskrone hatte, so wurden Ausländer gewählt. Bei dieser Wahl ist zum ersten Male von sieben Kurfürsten die Rede, welche mit Ausschluß der übrigen Fürsten das
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Extrahierte Personennamen: Sizilian Vesper Peter_Iii Konradin Konradin Karl Karl Karl Karl Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradins Johann_von_Pro_cida Johann Manfreds_Schwiegersohn Peter_Iii Peter Vesper Karl Karl Peter_von_Aragonien Peters Friedrich Friedrich Karls Wilhelms Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Aragonien Neapel Konradins Aragonien Palermo Sizilien Palermo Siziliens Karls Neapel Deutschland Holland
§. 37, 2. Hus und Hieronymus.
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Stuhl bestieg) hat sich des päpstlichen Stuhles unwürdig gemacht; er ist ein verstockter Sünder und ein Urheber der Kirchenspaltung." Kurz darauf wurde Johann gefangen und in das Schloß Gottleuben am Bodensee gebracht, weil er seine Absetzung für ungültig erklärt hatte. Er blieb 5 Jahre in Haft, zuletzt auf dem Schlosse in Heidelberg, und erkaufte sich endlich mit 30 000 Goldgulden die Freiheit wieder.
Von den beiden andern Päpsten dankte der 88 jährige Gregor Xii. freiwillig ab; Benedikt Xiii. wurde abgesetzt, sprach aber auch nach seiner Absetzung von einem Schlosse in dem Königreich Valencia aus den Bann über die ganze Welt, bis er in einem Alter von neunzig Jahren 1424 starb. Die erste ,Ausgabe des Konzils war hiermit gelöst, die Einheit der Kirche war wieder hergestellt. Nach Sigismunds Ansicht sollte nun die Verbesserung der Kirche vorgenommen werden. Allein dem widersprachen die andern Nationen. Nachdem man den Diakonus Otto von Colonna, einen klugen und feingebildeten Mann, unter dem Namen Martin V. auf den päpstlichen Stuhl erhoben hatte, wußte dieser allen Einschränkungen der päpstlichen Macht auszuweichen. Er schaffte einige Mißbräuche bei Besetzung kirchlicher Ämter ab, schloß mit den einzelnen Staaten besondere Verträge und benutzte dann eine in Konstanz ausgebrochene Seuche, um das Konzil 1418 aufzulösen. Die Hauptaufgabe des Konzils, die Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern, blieb somit ungelöst; die Art und Weise, wie die Angelegenheit des Hus behandelt worden war, ließ auch keinen andern Ausgang erwarten.
2. Johannes Hus und Hieronymus von Prag.
Johannes Hus war 1369 zu Hussineez in Böhmen nahe der bayrischen Grenze von armen Eltern geboren und auf der Universität Prag gebildet worden. Durch das Studium der heiligen Schrift erwarb er sich bedeutende Kenntnisse in der Theologie, sodaß er schon in seinem 25. Iahte eine Professur an der Universität Prag und die Stelle eines Predigers an der Bethlehemskapelle daselbst erhielt. Hier lernte er die religiösen Bedürfnisse des Volkes, den Aberglauben der Menge, den verderblichen Einfluß schlechter Geistlichen und manche in der Kirche herrschende Mißbräuche kennen und wußte sich durch seine trefflichen Predigten, seine Sittenstrenge, sein streben und seine freundliche Zuvorkommenheit die Herzen zu gewinnen. Von großem
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TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Hus Johann Gregor_Xii Gregor Sigismunds Otto_von_Colonna Otto Martin_V. Johannes_Hus Johannes_Hus
§. 40, 1. Erfindungen.
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§. 40. Die Uotgofßii tfec
1. Erfindungen.
Die letzten Jahrhunderte des Mittelalters brachten eine Reihe Erfindungen und Entdeckungen, welche für die Entwickelung der Menschheit von dem größten Einflüsse waren und als Vorboten einer neuen Zeit angesehen werden müssen. Dazu gehören insbesondere :
1. Die Erfindung des Kompasses zu Ansang des 14. Jahrhunderts durch Flavio Gioja aus Amalfi, wodurch die freie Fahrt auf dem Ozean ermöglicht wurde, da der Steuermann mit feiner Hilfe sich auch bei bedecktem Himmel leicht zurecht finden kann. Die wesentlichsten Bestandteile eines Kompasses sind die auf einem Stifte freispielende Magnetnadel, welche die Eigenschaft besitzt, nach dem magnetischen Nordpol zu zeigen, sodaß das eine Ende nach Norden, das andere nach Süden steht, ferner die Windrose, eine kreisförmige Scheibe, auf welcher ein Stern von 32 Strahlen angebracht ist, deren Spitzen die Welt- oder Himmelsgegenden anzeigen.
2. Die Erfindung des Schießpulvers 1340 durch den Franziskaner Berthold Schwarz zu Freiburg im Breisgau. Schwarz beschäftigte sich mit Chemie. Einst hatte er Salpeter, Schwefel und Kohlen in einem Mörser gestampft und diesen mit einem Steine zugedeckt. Zufällig fiel ein Funken in den Mörser, die Mischung entzündete sich, und unter heftigem Knalle flog der Stein empor. Die Chinesen, welche die Seide und das Porzellan vor uns zu fertigen verstanden, rühmen sich, vielleicht nicht mit Unrecht, auch das Schieß-pulver, den Kompaß, die Buchdruckerkunst und das Papier vor uns erfunden zu haben. Es ist gewiß, daß schon im 12. Jahrhundert in den Harzbergwerken bei Goslar Pulver zur Sprengung des Gesteins gebraucht wurde. Durch Berthold Schwarz erhielt es aber feine Anwendung auf die Schießwaffen. Anfangs kannte man nur die großen Donnerbüchsen oder Kanonen; die Handbüchsen oder Musketen scheinen eine deutsche Erfindung zu fein und werden zuerst 1381 erwähnt, als der Rat von Augsburg 30 Büchfenfchützen ausrüsten ließ. Handbüchfen und Kanonen wurden zuerst durch Lunten abgebrannt. 1547 wurde in Nürnberg das deutsche Radschloß erfunden. Von dem Stein, welcher im Englischen flint heißt, ist das Wort Flinte herzuleiten. In neuester Zeit sind die Steinschloßgewehre durch die Perkussions-, Zündnadel- und Magazingewehre verdrängt worden. Es ist leicht begreiflich.
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