Neueste Zeit.
(1887 war die Zahl der Briefe und Karten innerhalb der Länder des Weltpostvereins 8,5 Milliarden, der Drucksachen 5,5 Milliarden; von diesen 14 M. etwa zwei Drittel in Europa, in der amerikanischen Union fast ein Drittel.)
3. Moderne Handelsverhältnisse.
Die bequeme Beförderung von Rohstoffen wie Fabrikaten erleichtert massenhafte Produktion, grofsartigen Güteraustausch zwischen fast allen Teilen der Erde: Welthandel.
Warenausgleich nach Bedarf und Überflufs, Weltmarktpreis und Konkurrenz.
Anmerkung. In England, wo ein grofser Teil der Neuerungen erfanden oder zuerst verwertet ist, erfolgte schnelle Zunahme der Industrie und Steigerung des Seehandels. — Nach der Verallgemeinerung der neuen Fabrikations- und Verkehrsmittel sind auch die anderen Nationen mehr und mehr in Wettbewerb getreten, England be-
herrscht heute nicht mehr den Weltmarkt.
Übergewicht des 2. Napoleonischen Kaiserreichs.
1851 2. Dez. Staatsstreich. Napoleon Präsident auf
zehn Jahre.
1852 70 Napoleon Iii. Kaiser der Franzosen. („Das
Kaiserreich ist der Friede.“) Kaiserin:
f Eugenie, Gräfin von Teba, Spanierin.
56 Krimkrieg gegen Kaiser Nikolaus.
(Ziel Rufslands: Herrschaft im schwarzen Meere, Eroberung Konstantinopels.)
Belagerung von Sebastopol durch Franzosen, Engländer und Sardinier. (Malakowturm gestürmt.)
1855—81 Alexander Ii. von Rußland. — 1856 Friede: Das schwarze Meer neutral. Die Donaufürstentümer nur noch von der Türkei abhängig.
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Eugenie Nikolaus Nikolaus Alexander_Ii Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Europa England England Spanierin Rufslands Konstantinopels Sebastopol
48
Mittelalter und Neuzeit.
1679
1679—1688
1688
1688—1713 1688 ff.
1701 1701 ff.
Friede von St-Germain-en-Laye.
6) Die dritte Friedenszeit.
Erbitterung über den Kaiser. (Schlesische Herzogtümer, Schwiebus.)
Kaule und die Spanier. — Seehandel und Kolonieen. (Fort Grofs-Friedrichsburg in Guinea.)
Aufnahme der Hugenotten (1685). Französische Kolonie in Berlin. (Wachstum des Ortes: statt 6 000 wieder 20 000 Einvv., 4 Gymnasien, Bibliothek, Post. — Gründung der Dorotheenstadt [U. d. Linden] durch des Kurfürsten 2. Gemahlin.)
Resultat der Regierung.
Gründung des brandenburgisch - preufsischen Staates. (2 100 Omi., 1 % Mill. Einw.)
a) Im Innern: Die Territorien sind zu einem Ganzen verbunden, das Gefühl der Zusammengehörigkeit ist geweckt. Mittel: Der Absolutismus, welcher gemeinsame Leistungen sowie Toleranz fordert.
b) Nach aufsen: Sicherung durch das stehende Heer, Ansehen durch kräftige Politik, welche preufsisch-hohenzollersches und deutsches Interesse verbindet.
Tod des großen Kurfürsten. Sein Testament (Teilung zu Gunsten der Söhne aus 2. Ehe) wird nicht ausgeführt.
Friedrich Iii. (I.) a) Der Staat.
Teilnahme am 3. Raubkrieg. Eroberung Bonns. ] Beim Friedensschlüsse einflufslos.
Sturz Dankeimanns durch Kolb von Wartenberg. 18. Januar. Krönung in Königsberg als König in Preußen. Glänzende Feste.
Teilnahme am spanischen Erbfolgekriege. (Turin.)
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T49: [König Königin Herzog Peter Hof Elisabeth Minister Tod Graf Regierung], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Schwiebus Friedrich_Iii Friedrich Sturz_Dankeimanns Kolb_von_Wartenberg
Extrahierte Ortsnamen: Grofs-Friedrichsburg Guinea. Berlin Bonns Königsberg Turin
— 171
nichts davon außgeschloßeu, Und werden Ihre Kayserl. Maytt. Seine
Churfürstliche durchlauchtigkeit und Dero nachkommen und erben zum
vollenkommenen würcklichen geuoß dieses also cedirteu Liechtensteinischen
juris und sordernng verhelffen und dabey kräfftigst mainteniren.
3. Dagegen wollen höchstgemelte Seine Chnrfürstl. Durchl. obspeci-
ficirteu bishero wegen oberwehnter vier Hertzogthümber, der Herrschaft
Beuthen, wegen angewandter kosten und was dem anhängig, formirten
praetensionen oder so des- und anderwerts halber hätten formiret werden
können, vollkomlich undt völlig vorjetzo und aus zukünfftige zeiteu reuun-
Citren und sich derselben gäntzlichen verzeyhen, Thnen das auch iu krafft
dieser seyerlicheu renunciation, renunciiren, begeben und verzeihen sich vor
Sich, dero erben, successoren und nachkommen, allen jetzt — ob — angeführten,
wie anch sonst allen andern praetensionen, in genere et in specie, so ex
quacunque causa de praeterito hätten formiret werden können, hiemit
kräfftigst und vollenkommentlich, cassiren zugleich und extradiren alle hinzu-
gehörige und von Ihnen zu bestärignng der vorherbedeuteten praetensionen
angeführte instrumenta, und erklehren dieselbe krafftloß und ohne würcknng
zu seyn, also und dergestalt, daß an die Römische Kayserl., auch zu Hnngarn
und Böheim Königl. Maytt., dero erben nachkommende Könige zu Böheim
und obriste Hertzogen iu Schlesien, wie auch wieder die vorjetzige und
zukünfftige possessores des obgedachteu fürfteuthumbs Jägerndorf, dan,
wegen obbemeldter drey fürstenthümber Liegnitz, Brieg und Wöhlow und
der Herrschaft Beuthen, nicht weniger wegen praetendirender refnsion deren
aus die anfrichtnnge des grabens zu schiffbahrinachnnge des Oderstrohms
an churfürstlicher feiten aufgewandten Unkosten, und was denn mehr an-
hängig ist, oder ex quacunque alia causa de praeterito formiret werden
könnte, höchstgedachte Seine Chnrfürstl. durchl., dero erben, successoren undt
nachkommen, weiter keine fernere an- oder zusprüche, sub quocunque pro-
textu, oder wie der immer genand werden möchte, formiren sollen, wollen
noch können. —
So geschehen zu Cölln an der Spree, den siebenden May des
Eintausend Sechshundert Sechs- und Achtzigsten Jahres.
Hans Heinrich von Fridag. Joachim Ernst von Grumbkow.
freyherr zu Gödens. Franz von Meinders.
Paul von Fuchs.
Johann Fridrich von Rhetz.
133. Die brandenburgischen Truppen bei der Erstürmung von Gfen.
Schreiben des Herzogs Karl von Lothringen an den großen Kurfürsten.
1686.
(Lünig, Reichs-Cantzley, Iv., Nr. 115.)
Cl> ich zwar weiß, daß Jhro Kayserl. Majestät selbst an Euer Chur-
sürstl. Durchl. vou dem glücklichen Success, welchen Gott der Herr durch
die am 2. Septemhris mit Sturm eroberte Stadt Ofen dero Waffen ver-
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]
Extrahierte Personennamen: Kayserl Hans_Heinrich_von_Fridag Heinrich Joachim_Ernst_von_Grumbkow Ernst Franz_von_Meinders Franz Johann_Fridrich_von_Rhetz Johann Karl_von Karl Jhro_Kayserl Majestät
— 296 —
Arbeit finden konnte, Krieg die Witwe, die ihren einzigen Sohn ins Feld
schickte, Krieg die Braut, die den Bräutigam zugleich mit Thränen des
Stolzes und des Schmerzes entließ.
So hat das preußische Volk und Heer sich offenbart; so sind die
Wunder, die uns Deutschen vom Gnadalqnivir und Ebro, vom Dniepr
und von der Düna verkündigt wurden, auch bei uns erneuet; so ist Gott
und Gottes Krast und eine Begeisterung, die wir uicht begreifeu können,
auch unter nns erschienen. Die Preußen hatten Fehrbellin und Hochstädt,
Turin und Malplaquet, sie hatten die Tage von Roßbach und Leutheu,
die Schlachten von Torgan und Zorndors — sie haben nie Tage gehabt
wie die von Großgörschen und von der Katzbach, von Bennewitz und von
Leipzig; deuu sie haben nie vorher mit einem so großen Geist noch für eine
so große Sache das Schwert gezogen. Daß wir jetzt frei atmen, daß wir
fröhlich zu deu Sternen blicken und Gott anbeten, daß wir unsere Kinder
wieder mit Freuden ansehen können, als die da künftig freie Männer fein
werden — das danken wir nächst Gott diesen Beginnern der deutschen
Herrlichkeit; sie sind uns übrigen Deutscheu, wie Verschiedeue Namen wir
auch führen mögen, die glorreichen Vortreter und das erste Beispiel der
Freiheit und Ehre geworden').
225). Tagesbefehl Dlüchers nach der Schlacht an der Katzbach.
1813.
(Förster, I., S. 692.)
Hauptquartier Löwenberg, den 1. Sept. 1813.
Schlesien ist vom Feinde befreit. Eurer Tapferkeit, brave Soldateu
der russischen und preußischen Armee unter meinem Befehl, Eurer An-
ftrenguug und Ausdauer, Eurer Geduld und Ertragung von Beschwerden
') Preußen, war abgesehen von Mecklenburg der einzige deutsche Staat, dessen
Fürst und Volk sich begeistert zu deu Freiheitskriegen erhoben (bei kaum 5 Mill
Einw. 275000 Soldaten): Österreich, zum kleinsten Teile deutsch, wollte nur einen
Kabinettskrieg, aber nicht zum Sturze Napoleons, führen und war ohne Begeisterung
und Energie; Franzi, nannte die Erhebung in Preußen „einen strafbaren Ja-
kobinismus". Schweden war, da Bernadotte nur die Gunst seiner Laudsleute
von Napoleon ab und auf sich wenden und seine Schweden schonen wollte, höchst
unzuverlässig. Das außerpreußische Deutschland erhob sich so wenig wie seine
rheiubündlerischen Fürsten, kämpfte vielmehr tapfer für Napoleon; uoch bei Leipzig
staudeu mehr Deutsche aus Napoleous als auf preußischer Seite. Auch nachher
fanden die Sieger im übrigen Deutschland wenig Sympathie; die anbefohlene
allgemeine Volksbewaffnung kam nur in deu früher preußischen Teilen in Fluß,
während mau anderswo vielfach zur Werbung schreiten nutzte. — Deutschland ist
nicht durch das deutsche, sondern durch das preußische Volk, welches damals
zudem eine große uichtdeutschc Bevölkerung umfaßte, hauptsächlich im Verein mit
Rußland befreit worden.
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Extrahierte Personennamen: Bennewitz Napoleons Franzi Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Turin Roßbach Leipzig Löwenberg Napoleons Deutschland Leipzig Deutschland Deutschland
— 316 —
Wir verlangen ein allgemeines deutsches Heimatsrecht und volle Frei-
zügigkeit in dem gesamten deutschen Vaterlande.
Wir verlangen, daß fortan keine Zollschranke mehr den Verkehr auf
deutschem Bodeu hemme und deu Gewerbefleiß seiner Bewohner lähme;
Wir verlangen also einen allgemeinen deutschen Zollverein, in welchem
gleiches Maß und Gewicht, gleicher Münzfuß, ein gleiches deutsches Handels-
recht auch das Baud materieller Vereinigung bald um so fester schließe»
möge.
Wir schlagen vor Preßfreiheit mit gleichen Garautieen gegen den Miß-
brauch für das gesamte deutsche Vaterland- —
Wir gebeu der freudigen Hoffnung Raum, daß die Ausführung Unserer
Absichten, ja daß schon deren Anbahnung die Spannung heben wird, die
jetzt zu Unserm großen Schmerz das deutsche Vaterlaud erfüllt, die Verkehr
und Gewerbe lähmt, es fpaltet, die es zu zerreißeu droht, — ja Wir
hoffen, daß jene Maßregeln Deutschland in sich stark, nach außen geachtet
macheu werden, damit in seinen vereinigten Kräften Europa die sicherste
Gewähr eiues dauernden, gesegneten Friedens finden möge.
Damit aber die Erfüllung Unserer Absichten am wenigsten in Unseren
Staaten Zögeruug und Hindernis finden könne, damit Wir desto eher die-
jenigen Vorschläge zu entwickeln imstande sind, welche Wir für die Ver-
fassnng Unserer Staaten nötig erachten, haben Wir beschlossen, die Berufung
des Vereinigten Landtages zu beschleunigen, und beaustrageu das Staats-
Ministerium, diese Einberufung auf Souutag den 2. April d. I. zu bewirke».
Gegeben Berlin, den 18. März 1848.
Friedrich Wilhelm.
244. Proklamation Friedrich Wilhelms Iv. „An Meine
lieben Serliner!"
1848.
(Reden jc., Ii., Nr. 6.)
Durch Mein Einberufungs-Patent vom heutigen Tage *) habt Ihr das
Pfand der treueu Gesinnung Eures Königs zu Euch und zum gesamten
deutschen Vaterlande empfangen. Noch war der Jubel, mit dem unzählige
treue Herzen mich begrüßt hatten, nicht verhallt, so mischte ein Haufe Ruhe-
störer aufrührerische und freche Forderungen ein und vergrößerte sich in
deni Maße, als die Wohlgesinnten sich entfernten. Da ihr ungestümes
Vordringen bis ins Portal des Schlosses mit Recht arge Absichten be-
fürchten ließ und Beleidignngen wider Meine tapfern und getreuen Sol-
daten ausgestoßen wurden, mußte der Platz durch Kavallerie im Schritt
und mit eingesteckter Waffe gesäubert werden, und zwei Gewehre der
Vgl. vorige Nr.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
358 —
kommen. Eine gleiche Verteilung der Staatslasten, eine zweckgemäße,
energische Verwaltung, sorgsam erwogene Gesetze, eine gerechte und pünkt-
liche Justizpflege, kurz alle die Garautieen, welche Preußen zu dem gemacht,
als was es sich jetzt iu harter Probe bewährt hat, werden Euch fortan
gemeinsame Güter sein. Eure kriegstüchtige Jugend wird sich ihren Brüdern
in Meinen andern Staaten zum Schutze des Vaterlandes treu anschließen,
und mit Freuden wird die preußische Armee die tapfereu Hannoveraner :c.
empfangen, denen in den Jahrbüchern deutschen Ruhmes nunmehr ein neues,
größeres Blatt eröffnet ist. Die Diener der Kirchen werden anch fernerhin
die Bewahrer des väterlichen Glaubens sein. Euren Lehranstalten, den
vieljährigen Pflegerinnen deutscher Kunst und Wisseuschaft, werde Ich
Meine besondere Aufmerksamkeit widmen, und wenn der preußische Thron
je länger desto mehr als der Hort der Freiheit und Selbständigkeit des
deutschen Vaterlandes erkaunt und gewürdigt wird, dann wird auch Euer
Name unter denen seiner besten Söhne verzeichnet werden, dann werdet
anch Ihr den Augenblick segnen, der Euch mit einem größeren Vaterlande
vereinigt hat^).
Das walte Gott!
Schloß Babelsberg, deu 3. Oktober 1866.
Wilhelm.
276. prwataufzeichnung Wilhelms I. über den Krieg von 1806 ♦
(Publiziert im deutschen Reichs- und kgl. preußischen Staatsanzeiger vom I. September 1888.)
— In dem Jahre, welches hente schließt, hat sich Gottes Gnade in einer
Art über Preußen ergossen, die für sv viel Erduldetes reichlich entschädigt.
In Demut erkenne ich diese göttliche Gnade, die mich ausersehen hat, in
meinem vorgerückten Alter eine Wendung der Verhältnisse herbeizuführen,
die zum Heil des engern und weitern Vaterlandes bestimmt zu sein scheint.
Das Werkzeug, so Großes zu erreichen, die Armee, steht unübertroffen in
diesem Augenblick vor der Welt. Der Geist, der sie beseelt, ist der Aus-
'1 Durch die Erwerbungen vou 186b wurde der Staat um eilt Viertel seines
früheren Besitzstandes vergrößert (auf 6400 □3j?. mit 24 Mill. Einw.) und,
namentlich durch die Erwerbung des die westlichen Landesteile von der Haupt-
masse bisher trennenden Königreiches Hannover, trefflich abgerundet. Für seine
Landmacht waren insbesondere die tüchtigen Bevölkerungen von Hauuover und
Hessen, für die keimende Seemacht die vorzügliche seemännische Bevölkerung vou
Schleswig-Holsteiu und Ostfriesland eine wesentliche Verstärkung. Zugleich wurde
der deutsche Charakter des Staates noch schärfer ausgeprägt, da jetzt uur noch
ein Zwölftel seiner Bevölkerung nicht deutsch war. — Preußeu war nunmehr
imstande, mit eigener Kraft und ohne Überanstrengung seine bisherige Großmacht-
stellnug auch in der That zu behaupten, während Dentschlaud selbst iu ihm die
feste Grundlage für eine baldige Einigung gewaun.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelms_I. Gottes
59 -
b. Das Schutz- und Trutzbündnis mit Österreich und Italien. (Dreibund.)
c. Die Sorge für das Heer und die Marine.
d. Die Erweiterung der Kriegshäsen.
6. Das Erbauen des Nordostseekanals. (Kaiser Wilhelms-Kanal.)
2. Ter innere Ausbau des neuen Reiches.
a. Die einheitliche Gerichtsverfassung. Bürgerliches Gesetzbuch.
b. Die Post- und Telegraphenverwaltung. (Weltpostverein. Postmeister Stephan.)
C. Die Verstaatlichung der Eisenbahnen.
d. Die gemeinsamen Maße,' Münzen und Gewichte.
3. Deutschlands Schutzgebiete. (Kolonieen.)
a. In Afrika: Togo- und Kamerungebiet, Deutsch-Ostasrika und Deutsch - Südwestasrika.
b. In Australien: Das Kaiser-Wilhelmsland. (Neu-Guinea.)
Die Bismarck-, Marschall- und Salomonsinseln.
4. Die Sorge für das Arbeiterwohl.
a. Fabrikinspektoren, Einigungsämter, Verpslegnngsstätten, Arbeiter-kolonieen.
b. Die Krankenversicherung. 1883. 1883. aa. Versicherungspflicht. Alle Arbeiter müssen sich versichern.
bb. Die Orts-, Fabrik-, Bau-, Jnnungs- und Knappschaftskrankenkassen.
cc. Die Bezahlung der Beiträge. Arbeitgeber (’/O und Arbeitnehmer (2/3). dd. Die Unentgeltlichkeit des Arztes und der Heilmittel. Krankengeld bis 13 Wochen. (1/2 des Tagelohnes.) Sterbegeld (20 fache des Tagelohnes.)
Aufgaben. Sprich von dem großen Segen der Krankenversicherung!
Welche Bedeutung hat das Sterbegeld?
e. Unfallversicherung 1884. 1884. aa. Zweck ist, die Arbeiter, die einen Unfall erlitten haben,
längere Zeit vor Not zu schützen, bb. Alle, die in gefährlichen Betrieben arbeiten, sind zu versichern.
cc. Von der 13. Woche an sorgt die Kasse sür die weitere Heilung der Kranken und bezahlt ein Jahresgehalt von 2/a des Verdienstes. Beim Tode: Beerdigungskosten. Die Witwen erhalten eine Rente (20 °/0 von dem Verdienste des Mannes.) Die Kinder bis zum 15. Jahre 15 °/0 vom Verdienste des Mannes. Zusammen bis 60 °/0. dd. Berufsgenossenschasten bilden eine Unsallkasse für sich.
5. Wilhelms Persönlichkeit.
a. Seine rechte Gottesfurcht. Wahlspruch: „Gott mit uns."
„Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!"
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Extrahierte Personennamen: Stephan Wilhelms Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschlands Afrika Südwestasrika Australien Gottes
156
Das Zeitalter Wilhelms I.
Noch 90000 Mann stark, wurden sie bei Pontarlier^) umstellt und am 1. Februar zum Übertritt auf schweizerisches Gebiet gezwungen. — Infolgedessen ergab sich auch Belfort.
5. Friedensschluß und Aufrichtung des Deutschen Reiches.
Im Februar trat die französische Nationalversammlung zu Bordeaux zusammen. Sie wählte den greisen Thiers zum Präsidenten der Republik, und dieser schloß noch in demselben Monate zu Versailles mit Deutschland folgende Friedenspräliminarien ab: Frankreich tritt an Deutschland das Elsaß mit Ausnahme Belforts und einen Teil Lothringens mit Metz und Diedenhofen ab — 14500 qkm (260 □ Meilen), mit l1 2 Millionen meist deutsch redender Einwohner — und zahlt fünf Milliarden Frank (= 4 Milliarden Mark) Kriegskosten. Bis zur Annahme dieser Bedingungen durch die Nationalversammlung bleibt ein Teil der französischen Hauptstadt von deutschen Truppen besetzt. Am 1. März hielten 30000 Mann deutscher Truppen ihren Einzug in Paris. Die Nationalversammlung bestätigte schnell i«. Mai diese Abmachungen, und am 10. Mai 1871 wurde zu Frankfurt a. M.
18,1 der endgiltige Friede unterzeichnet.
In Deutschland war während des Krieges die alte Sehnsucht nach der dauernden Einigung aller deutscheu Stämme allgemein erwacht. Noch vor Schluß des Jahres 1870 waren die süddeutschen Staaten in den Norddeutschen Bund eingetreten. Daher nahm König Wilhelm I. auf den Wunsch sämtlicher deutschen Fürsten und freien Städte sowie des Reichstages des Norddeutschen Bundes die erbliche Kaiserwürde 18. Zanuar an. Am 18. Januar 1871 fand im Schlosse zu Versailles die 1s<1 Ausrufung des Königs von Preußen zum Deutschen Kaiser statt.
So ist die große Hoffnung des deutschen Volkes auf die Herstellung des einigen Deutschen Reiches durch Kaiser Wilhelm I. in Erfüllung gegangen.
Tic Verfassung ves Teutschen Reiches.
Das Deutsche Reich ist seiner Verfassung nach ein konstitutioneller Bundesstaat. Die 26 Einzelstaaten haben zu Gunsten des Deutschen Kaisers einen Teil ihrer Rechte abgetreten. Ter Kaiser hat die ausführende Gewalt: er beruft den Bundesrat und den Reichstag, vertritt das Reich nach außen und schließt mit auswärtigen Staaten Verträge und Bündnisse, ernennt die Reichsbeamten, hat den Oberbefehl über die gesamte deutsche Kriegsmacht zu Wasser und zu Lande und führt die Regierung des Reichslandes Elsaß-Lothringen.
1) Pontarlier liegt am Toubs, südöstlich von Besan^on.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung]]
158
Das Zeitalter Wilhelms I.
durch das Wehrgesetz vom 11. Februar 1888 sieben Jahrgänge des Landsturms der Landwehr zweiten Aufgebots zugewiesen und dadurch die Dienstzeit wiederum von 12 auf 19 Jahre vermehrt. Jeder waffenfähige Mann diente drei Jahre in der aktiven Armee, gehörte dann vier Jahre der Reserve, fünf der Landwehr ersten und sieben der Landwehr zweiten Aufgebots an. Dazu kam noch die Ersatzreserve und der Landsturm, der alle waffenfähigen Mannschaften vom siebzehnten bis zum fünfundvierzigsten Jahre umfaßt. Dem Landheere tritt achtunggebietend die Kriegsflotte an die Seite. — Ein Bündnis mit Österreich-Ungarn und Italien (der „Dreibund") sorgt für die Aufrechterhaltung des Friedens.
Tie Landwirtschaft und der Handel. Von wesentlicher Förderung für den Verkehr war die Einführung eines gleichen Maßes, Gewichtes und einer gleichen Münze für das ganze Reich. Die Schranken, die bisher für den Wohnsitz, das Gewerbe und Kapital bestanden hatten, beseitigten das Freizügigkeitsgesetz und die volle Gewerbefreiheit. In Handelsverträgen mit dem Auslande neigte man zum Freihandel, indem die Zölle an den Grenzen teils aufgehoben, teils herabgesetzt wurden. Dadurch wurde aber der deutsche Markt mit Erzeugnissen des Auslandes überschwemmt; tut Wettbewerb mit England wurden die deutschen Arbeiten nun „billig, aber schlecht". Die Milliarden hatten außerdem eine gewissenlose Spekulation erzeugt, und so folgte der „Gründerzeit" der Zusammenbruch („Krach") vieler Aktiengesellschaften. Deshalb wurden wieder zum besonderen Schutze für Ackerbau, Industrie und Gewerbe nach dem Wunsche der großen Mehrheit des Reichstages und Volkes Schutzzölle eingeführt, die zugleich eine Vermehrung der Staatseinkünfte bezweckten. Nene Kanalbauten, z. B. der Ems-Jade-Kanal, erleichtern den Absatz der Erzeugnisse; zu dem für den Handel wie für die Kriegsflotte gleich wichtigen Kaiser-Wilhelm-Kanal hat der Kaiser noch den Grundstein gelegt. Außerordentlich erleichtert ist der Verkehr durch den schnell zunehmenden Ausbau des Eisenbahnnetzes und mit dem Auslande durch die Vollendung des Suez-Kanals (1869) und des Gotthard-Tunnels (1882).
Um den Erzeugnissen der Industrie neue Absatzgebiete zu verschaffen und zugleich die Deutschen im Auslande zu schützen, wurden Kolonieen erworben: in Afrika Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwest-asrika, Kamerun und das Togoland, auf den australischen Inseln das Kaiser-Wilhelmsland auf Reu-Guinea, der Bismarck-Archipel, die nördliche Hälfte der Salomons-Jnseln und in Polynesien der Marschalls-Archipel. Regelmäßige Dampferverbindungen außer mit Amerika auch mit Afrika, Asien und Australien suchen den Verkehr mit jenen Ländern zu heben. Gesandte und Konsuln vertreten die Interessen der Deutschen in der Fremde. — Zur Erleichterung des Verkehrs trug auch die deutsche Post durch die Herabsetzung und Einführung des einheitlichen Portos, der Postkarten (seit 1870) und Gründung des Weltpost-
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italien England Afrika_Deutsch-Ostafrika Deutsch-Südwest-asrika Kamerun Polynesien Amerika Afrika Asien Portos
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Das Zeitalter Wilhelms I.
Tie Kaiser Friedrich Iii. und Wilhelm Ii.
Dem Kaiser Wilhelm I. folgte in der Regierung sein einziger hochgebildeter und tapferer Sohn Kaiser Friedrich Iii., einer der 18. Oktober Mitbegründer des Deutschen Reiches, geboren am 18. Oktober 1831, 1831 vermählt mit Viktoria von England. Einst ein Bild blühender Gesundheit und heiteren Lebensmutes war er seit einem Jahre von einer tückischen, unheilbaren Krankheit heimgesucht. Mit Heldenmut trug er die Schmerzen seines grimmigen Leidens („Lerne zu leiden, ohne zu klageu") und nahm mit Eifer seine Regentenpflichten wahr, starb aber 15. Juni schon am 15. Juni 1888 und wurde in der Friedenskirche zu Pots-1888 dam beigesetzt.
Seit dem 15. Juni 1888 regiert sein Sohn Wilhelm Ii. Er 27. Januar ist mit 27. Januar 1859 zu Berlin geboren und hat sich am 26. Fe-1809 bruar 1881 mit Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Augusten-bürg vermählt, die am 22. Oktober 1858 geboren ist.
Unter ihm ist im Jahre 1889 die Alters- und Invaliditäts-Versicherung Gesetz geworden. Da der Kaiser und der Reichskanzler in Bezug auf die sociale Gesetzgebung verschiedener Meinung waren, trat Fürst Bismarck im Jahre 1890 in den Ruhestand. In demselben Jahre wurde bei der Festsetzung der Grenzen des deutschen und englischen Kolonialbesitzes die Insel Helgoland von England an Deutschland abgetreten. 1892 erhielt auch das platte Land durch die Laudgemeiudeordnung die Selbstverwaltung. Um den Kriegsgelüsten der Franzosen, die durch vollständige Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht Deutschland an Heeresstärke zu überflügeln suchten, erfolgreich entgegen zu treten, wurde die Friedensstärke des deutschen Heeres im Jahre 1893 wieder auf 1 Prozent der Bevölkerung (487 000 an Gemeinen, 557 000 mit Einschluß der Einjährig-Freiwilligen und Offiziere) vermehrt, wobei gleichzeitig die Dienstzeit der Fußtruppcn aus zwei Jahre herabgesetzt wurde. Sowohl dem Handel, als auch der Stärkung der Kriegsflotte gereicht zu größtem Nutzen der im Juni 1895 dem Verkehr übergebene Kaiser-Wilhelm-(Nord-Ost-see-)Kanal. Durch seine Kriegsbereitschaft ist Deutschland Europas Friedenshort.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Viktoria_von_England Wilhelm Auguste_Viktoria_von_Schleswig-Holstein-Augusten-bürg Fürst_Bismarck
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