§. 43. Frauen des vierten Zeitraums.
305
scheinen fast von gleichem Alter, sind aber ohne Jahreszahl. In Italien machte zuerst der Florentiner Goldschmied Maso Finiguerra Versuche, seine Niellogravierungen (auf Silber) aus Papier abzudrucken, um die Wirkung zu beurteilen, welche seine gravierten Gegenstände nach der Ausfüllung der eingegrabenen Linien mit schwarzem Emailleguß machen würden. Eigentliche Kupferstiche verfertigte erst um 1460 oder 1465 der Goldschmied Baecio Baldini in Florenz. In den Niederlanden arbeiteten in dieser Kunst verschiedene Meister, unter welchen Lukas von Leyden (1494 — 1533) als Förderer der Technik zu nennen ist. In Deutschland bildete der in seinen Werken durch edle Frömmigkeit ausgezeichnete Meister Martinschongauer (gewöhnlich Schön genannt, gest. nach 1490) und namentlich der geniale und vielseitige Künstler Albrecht Dürer von Nürnberg (1471—1528) mit seinen Schülern die Kupferstecherei weiter aus. Unter den Italienern dieser Epoche sind vor vielen andern als Meister der Kunst Andrea Mantegna von Padua (1431—1506) und der Stecher nach Rasaels Zeichnungen, Mark Anton Raimondi (geb. um 1488) zu nennen, der viel nach Dürer kopierte und eine bessere Führung des Grabstichels anwandte. Mit der Kupferstecher-funst bildete sich auch die Radierkunst, das Gravieren mit ätzender Flüssigkeit aus Metall, weiter aus. Die Radierkunst erreichte in Dürer ihren Höhepunkt und wurde von holländischen und deutschen Malern mit Vorliebe ausgeübt. Der Holzschnitt wurde ebenfalls verbessert. Um 1640 erfand dann der kurhessische Oberstlieutenant Ludwig von Siegen die Schabrnanier, in der Neuzeit kamen Stahlstich und Steindruck (Lithographie), Farbendruck und Lichtdruck hinzu.
§• 43. «jfmuen tses inerten Mmums.
1. Der Ritter- und Bürgerstand. Die letzte Periode des Mittelalters zeigt uns das Rittertum bereits in feinem Verfalle, den Bürgerstand dagegen in merklichem Fortschritt. Während die Ritter m alten, dem Einsturze nahen Burgen hausten, bei Gelagen von den Zeiten der Vergangenheit redeten und in Unthätigkeit der Dinge harrten, welche kommen sollten, hallten die Straßen der Städte wieder von den Tritten eiliger, geschäftiger Bürger, welche ihren Gewerken nachgingen, von dem Rufe thätiger Handelsleute, welche ihre Waren anpriesen, oder von den Klängen, welche allerorten aus den zahlreichen Werkstätten hervordrangen. Das Alte sank unter, das Neue atmete frische Lebenskraft.
Saffians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 20
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Extrahierte Personennamen: Maso_Finiguerra Lukas_von_Leyden Martinschongauer Albrecht_Dürer_von_Nürnberg Albrecht Andrea_Mantegna Anton_Raimondi Ludwig_von_Siegen Ludwig Beck
Extrahierte Ortsnamen: Italien Goldschmied_Baecio_Baldini Florenz Niederlanden Deutschland Padua
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Extrahierte Personennamen: Chr
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Donau Europas Asien Skandinavien Rhein Donau Ostsee Hirsch
56
Erste Periode des Mittelalters.
zu Mekka geboren. Sein Vater starb, als der Knabe zwei Jahre alt war, und hinterließ demselben fünf Kamele und eine abeffinifche Dienerin. Bis zum sechsten Jahre blieb der Knabe bei feiner Mutter, nach ihrem Tode kam er zu feinem Großvater und nach dessen Ableben zu feinem Oheim Abu Taleb, von welchem Mohammed in Mekka erzogen und auf Reifen mitgenommen wurde. So wuchs er allmählich heran, ein stattlicher Jüngling, vor andern fein an Sitten, freundlich, bescheiden und rebefertig, wahrheitsliebend und ehrlich, fleißig und strebsam. Als er 25 Jahre alt war, machte er im Aufträge einer reichen
Kaufmannswitwe Chadidscha eine Handelsreise nach Syrien, und da er seine Geschäfte treu vollzog, so bot sie ihm ihre Hand an.
Mohammed widmete sich bis zu seinem vierzigsten Jahre den Handelsgeschäften und lernte auf feinen Reifen Religionen und Sitten fremder Völker kennen. Mit lebhafter Phantasie begabt und zum
Nachdenken und Vergleichen geneigt, sah er mit Schmerz den Verfall der Sitten und die Streitigkeiten unter den Stämmen feines Volkes. Er zog sich daher auf den Berg Hara bei Mekka in die Einsamkeit zurück und versenkte sich in Nachdenken über Religions-
gegenstände. Die Vielgötterei feines Volkes erschien ihm als Thorheit, aber auch die mosaische Lehre sagte ihm nicht zu, und der Geist des Christentums blieb ihm verborgen, da er auf feinen Reifen nur heftigen Religionsstreitigkeiten, nicht aber dem Geiste christlicher Liebe und Duldung begegnet war. Deshalb faßte er den Entschluß, feinem Volke eine neue Religion zu bringen, welche alle vorhandenen übertreffen und die gefunkene Kraft feines Volkes wieder beleben und erheben sollte. Bei dem Nachsinnen über fein Vorhaben glaubte er im Monat Ramafan eine himmlische Berufung zu vernehmen. In der „Nacht des göttlichen Entschlusses" soll ihm in feiner Einsamkeit der Engel Gabriel erschienen fein und zu ihm geredet haben: „Dein Herr ist der Erhabene, welcher den Menschen schuf und ihn lehrt, was er nicht weiß. Du bist der Abgesandte Gottes, und ich bin Gabriel."
Jetzt trat Mohammed mit feinen Offenbarungen hervor, und feine ersten Anhänger wurden feine Gemahlin, fein Schwiegervater Abu Bekr, fein Vetter Ali und fein Sklave Zeid, dem er deshalb die Freiheit schenkte. Seine Anhänger zeichneten seine Offenbarungen auf, und zwei Jahre nach feinem Tode vereinigte fein Schwiegervater Abu Bekr dieselben im Koran, dem heiligen Buch der Mohammedaner. Die Lehre führt den Namen Islam d. h. Hingebung (in Gottes Willen), die Anhänger heißen Moslemin oder Gläubige. Der Koran besteht aus 114 Abschnitten (Suren) und umfaßt die
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Abu_Taleb Mohammed Chadidscha Mohammed Ramafan Gabriel Gabriel Mohammed Abu_Bekr Ali Abu_Bekr
280
Vierte Periode des Mittelalters.
Stoffen zugeschrieben. Die ersten, die sich in der Anfertigung des Seinem Paters auszeichneten, traten die Holländer, welche auch die nach ihnen enanrtte Maschine zur Herstellung des Papierbreies erfanden Jetzt stellt man es auch aus Stroh, Nesseln, rohem Hanf, Holzfasern re. her.
2. Entdeckungen.
^n der ersten Hälfte des Mittelalters hatten die Normannen und Araber auf ihren Zügen neue Länder und Handelswege aufgefunden. Wie die Normannen die Küsten Westeuropas aufsuchten so drangen sie auch nach Norden vor. 861 entdeckten sie Island, um 970 Grönland und die nordamerikanische Küste bis an den Ausfluß des Lorenzo. Allein da sie zu Niederlassungen keine Unterstützung fanden, so blieb kaum ein Andenken an ihre Entdeckungen erhalten, und sie mußten von neuem gemacht werden. Die Araber kannten die Nordküste und einen Teil der Ost- und Westküste Afrikas, waren nach Vorderindien und weiter bis nach Java, Sumatra und China vorgedrungen. Im späteren Mittelalter wurde der Venezianer Marko Polo durch seine Reisen zur Erkundung fremder Lander berühmt. Er reiste von 1270-1295 in Asien umher und besuchte Vorder- und Hinterindien. In der Tartarei wurde er der Lieblmg des Chans Kublai, machte in dessen Angelegenheiten Reisen in dem chinesischen Reiche und wurde sogar Statthalter einer Provinz. Später kehrte er in seine Heimat zurück, wo er um 1323 starb und ausführliche Reiseberichte hinterließ. Wichtiger als diese Entdeckungen wurden für die Entwickelung Europas die Entdeckungen am Ende des Mittelalters durch die Portugiesen und Spanier.
Die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch Vasko de Gama 1498. Die Entdeckungen der Portugiesen beginnen mit der Auffindung der Inseln an der Westseite Afrikas (§. 39, 4), wonach sie den kühnen Plan faßten, einen Weg zur See nach Indien aufzusuchen, um dadurch den Handel zwischen Indien und Europa in ihre Hände zu bringen.
Bevor man den Seeweg nach Ostindien gefunden hatte, benutzte man nämlich verschiedene Wege, um die indischen Waren nach Europa zu befördern. Man führte sie entweder den Jndusstrom aufwärts, soweit er schiffbar war, dann zu Lande in den Oxus, auf diesem in das kaspische Meer und die Wolga hinauf bis etwa zum heutigen Sarepta, von da zu Land in den Don und das schwarze Meer, wo sie die Genuesen, und Venetianer abholten; oder man brachte sie zu Schiffe an die Mündung des Euphrat und Tigris, führte sie stromaufwärts bis Bagdad, dann aus Kamelen durch die Wüste von
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Extrahierte Personennamen: Marko_Polo
Extrahierte Ortsnamen: Westeuropas Island Westküste_Afrikas Sumatra China Asien Hinterindien Europas Ostindien Afrikas Indien Indien Europa Ostindien Europa Sarepta Bagdad
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
112
Fäden, ähnlich wie beim Filz, sich mehr verbinden, weshalb das
Tuch auch beim Walken sehr eingeht. Hierauf kratzt man die
Fasern an der Oberfläche des Tuches auf, um die Fäden zu ver-
decken. schert die aufgerichteten Fasern gerade und gibt durch
Bürsten, Pressen usw. dem Tuche ein schönes Aussehen. Das
Färben geschieht entweder schon mit der Wolle oder vor dem
Walken, bisweilen auch nach dem Scheren.
Nach der Art der Verarbeitung unterscheidet man Streich-
oder Kratzwolle und Kammwolle. Erstere ist kurz
und kraus, weshalb sie gekrempelt, d. h. gekratzt oder aufgelockert
wird; letztere dagegen ist lang und glatt, so das; man sie kämmen
kann. Aus der Kratzwolle werden Gewebe mit filzartiger Ober-
fläche. wie Tuch, Flanell, Wollplüsch usw., verfertigt,
während Kammwolle zur Darstellung glatter Zeuge dient, z. V.
Merinos, Tibet. Kaschmir usw. Bei diesen Stoffen sind
die Fäden von keiner Filzdecke versteckt.
Es gibt äußerst kunstreiche wollene Gewebe, die Blumen vom
herrlichsten Farbenschmelz in natürlicher Form und Größe ent-
halten. Berühmt sind besonders die unter der Bezeichnung
Gobelins bekannten Gewebe, die ihren Namen von einem
im 15. Jahrhundert lebenden Pariser Färber, Gilles Gobelin,
erhalten haben. Ium Teil nach Varentin.
83. Die Baumwolle.
Die Baumwollenpflanze gehört zu den Malvengewächsen.
Sie findet sich bald als Kraut, bald als Baum. Sie hat drei-
oder fünflappige Blätter und ziemlich große, meist gelbe, fünf-
blättrige Blumen, die einzeln in den Blattwinkeln stehen. Die
Frucht springt bei der Reife mit mehreren Klappen auf und ent-
hält mehrere Samenkörner, die in eine lange, dichte, weiße, nach
dem Aufplatzen hervorquellende Wolle gehüllt sind. Das Vater-
land der krautigen Baumwolle ist Afrika, das der baumartigen
Ostindien. Jene wird jetzt in den warmen Ländern der Alten
Welt, diese besonders im Süden der Vereinigten Staaten Nord-
Amerikas angebaut. Die Pflanze verlangt ein lockres, leichtes,
mit Sand gemischtes Land und ein nicht zu trockenes Klima;
bei Mangel an Regen bleibt die Wolle kurz. Die Kapseln müssen
jeden Morgen, ehe sie aufspringen, abgepflückt werden. Die aus
den Kapseln gewonnene Wolle wird entweder durch die Hand
oder durch eine Maschine gereinigt und hierauf in große Säcke
verpackt, die in einer Presse zu gewaltigen Ballen zusammen-
gedrückt werden. Die Einfuhr von Baumwolle nach England
beträgt jährlich über 600 Millionen Kilogramm.
Wir sind in Manchester. Ein riesiger Schlot und ein riesiger
Würfel von Bauwerk, über 800 Fenster auf jeder Seite, ragt über
alle Gebäude empor. Wir treten in diese Riesenfabrik ein. Durch
einen Wirrwarr von Wegen und Gängen kommen wir endlich in
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
115
breitete sich die Seidenzucht allmählich nach Italien, Südfrank-
reich. Spanien und Portugal.
Bei uns gedeiht der Seidenspinner nur in Zimmern, die
beständig eine Wärme von 22 bis 25 0 C haben. Der Schmetterling
legt im Herbste 100—500 Eier. die man bis zum Frühlinge in
trockenen, luftigen Kellern aufbewahrt. Wenn der weiße Maul-
beerbaum Blätter treibt, die die einzige Nahrung der Seiden-
raupe bilden, bringt man die Eier in die Zuchtzimmer, und bald
kriechen die kleinen grauen Raupen aus. Diese werden nun sorg-
fältig etwa vier Wochen mit Maulbeerblättern gefüttert, bis
sie ausgewachsen sind. Sie häuten sich in dieser Zeit viermal und
werden kreideweiß. Etwa acht Tage nach der letzten Häutung
nehmen sie keine Nahrung mehr zu sich und zeigen das Bestreben,
in die Höhe zu klettern: man stellt ihnen deshalb Reiser hin, an
denen sie hinaufklettern und sich einspinnen. Das Gespinst, Kokon,
ist eiförmig, ungefähr halb so groß wie ein Hühnerei und besteht
aus einem ununterbrochnen, äußerst feinen Faden, der einen
firnisartigen Überzug hat, mittels dessen die verschiedenen Faden-
teile aneinander kleben. Nach vierzehn Tagen bohrt sich der aus
der Verwandlung hervorgegangene Schmetterling mit Hilfe eines
scharfen Safts durch den Kokon und trennt diesen dadurch in lauter
kurze Fäden. Will man den Kokon und den ganzen Faden unversehrt
erhalten, so muß die Puppe darin getötet werden: dies wird auf
die Weise bewirkt, daß sämtliche Kokons in Körbe geschüttet und
in die Dämpfe von siedendem Wasser gesetzt werden.
Um nun die Kokons abzuwickeln, wirft man mehrere in einen
Kessel mit heißem Wasser und peitscht sie mit einem kleinen
Besen. In dem heißen Wasser weicht der verklebende leimartige
Überzug auf, die Fäden lösen sich voneinander, und ihre Anfänge
hängen sich an die Reiser des Besens. Hierauf bringt man die
Kokons in einen Kessel mit lauwarmem Wasser und vereinigt
so viele Fäden, als man zur Hervorbringung eines brauchbaren
Seidenfadens nötig hat. Der einfache Faden ist zu dünn, als
daß er für sich allein gebraucht werden könnte. Etwa 20 Fäden
geben aber schon einen starken Seidenfaden. Ganz kann man
indes den Kokon nicht abwickeln, weil nach innen zu der Faden
immer dünner und schwächer wird und dann abreißt.
Die Gesamtlänge des Fadens, aus dem der Kokon zusammen-
gesetzt ist, beträgt etwa 3700 m; die hiervon für die Verarbeitung
zu gewinnende Fadenlänge macht jedoch nur 3—000, in seltenen
Füllen bis zu 000 m aus, da weder das äußere Fadengewirr
noch der innerste pergamentartige Teil zur Herstellung guter
Seide verwendbar sind.
Die von dem Kokon abgehaspelte, noch nicht weiter verarbeitete
Seide führt den Namen Rohseide. Der Rohseidenfaden.'wie
er in dem Knäuel vorkommt, ist mit einem eigentümlichen Über-
züge. dem Seidenleim — Sirizin — versehen, der die Ursache der
verschiedenen Farbe ist und der Seide eine gewisse Härte. Rauheit
8*
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
— 117 —
köperte (Atlas). 3. gemusterte Stoffe, 4. Gaze oder
Flore (Krepp, Bari-ge) und 5. Sammet (der echte Sammet
und Plüsch). Endlich sind hier noch die gemischten Stoffe anzuführen,
deren Bedeutung von Jahr zu Jahr zunimmt. Durch das Ver-
spinnen und Verweben von Seide mit Wolle oder Seide mit
Baumwolle ist ein einfaches Mittel. Seide von den übrigen Web-
stoffen zu unterscheiden. Bedürfnis geworden. Die Prüfungs-
verfahren gründen sich auf Verschiedenheit im chemischen Ver-
halten oder auf Verschiedenheiten in der Gestalt, die unter dem
Vergrößerungsglas (Mikroskop) wahrgenommen werden.
Was zunächst die U n t e r s ch e i d u n g der tierischen Fasern
von den pflanzlichen betrifft, so ist das Kochen mit Kalilösung
entscheidend: Seide und Wolle lösen sich auf. der Zellstoff der
Pflanzenfasern löst sich nicht auf. Faden von Seide und Wolle,
einer Lichtflamme genähert, entzünden sich und verbreiten den
bekannten Geruch nach brennenden Federn, brennen aber nur
so lange fort, als man sie in der Flamme läßt. Zieht man sie
zurück, so verlöschen sie sogleich, und an dem abgebrannten Ende
bleibt eine kohlige Masse sitzen, die dicker ist als der Faden selbst.
Fäden von Leinen und Baumwolle brennen fort, bilden keine
kohlige Masse und verbreiten nicht den widrigen Geruch. Auster
den angeführten gibt es noch manche andre zuverlässige Mittel
zur Unterscheidung dieser Stoffe.
Merkwürdig ist die Eigenschaft der Seide, dast sie bis 30%
Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen kann, ohne eigentliche
Nüsse zu zeigen. Bei einer Ware von so hohem Preise wie die
Seide ist dies Verhalten in kaufmännischer Hinsicht von hohem
Belang, da es Veranlassung zu absichtlicher und unfreiwilliger
Täuschung und Streitigkeiten gibt und einen nachteiligen Ein-
flust auf den Handel ausübt. Deshalb wird- der Wasser-
gehalt jeder zu verkaufenden Seide durch die Behörde be-
stimnlt. Die Anstalten, in denen dies vorgenommen wird,
heisten Seidenkonditionier- oder Trocknungsanstalten. Beim Ein-
kauf von Seide empfiehlt es sich darum, darauf zu achten, dast sie
nicht aus sehr feuchten, kellerartigen Verkaufsräumen entnommen
werde. Manche Fabrikanten suchen durch- einen Zusatz von schweren
Salzen (Bleizucker usw.) den Seidenstoffen oder dem Seiden-
garn ein höheres Gewicht zu geben: da diese Zusätze giftig sind,
so must dringend davor gewarnt werden, irgendwelche Seiden-
fäden oder Gewebe in den Mund zu nehmen.
Bleiben seidene Stoffe lange Zeit unbenutzt liegen, so wird
die Seide leicht brüchig. Die Reinigung seidener Stoffe geschieht
im lauwarmen Wasser mit Benutzung von Fleckjeife. Schmutzig
gewordene Stellen in schwarzen Seidenzeugen lassen sich da-
durch reinigen, dast man sie mit einem Schwamm, der in Regen-
wasser und Salmiak angefeuchtet ist. abreibt.
'Nach Barentin u. Prof. Wagner.
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Geschlecht (WdK): Mädchen
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Man unterscheidet lichte, braune und kurze Muskatblüten. Die
beste Sorte ist hellzimtbraun bis orangegelb. Die beste Muskat-
blüte kommt von Penang und den Bandainseln.
Der Ingwer ist die Wurzel eines schilfartigen Gewächses, das
in Ost- und Westindien angebaut wird. Nach der Fruchtreife
säubert man die Wurzeln, brüht sie mit kochendem Wasser und
trocknet sie, oder man schält sie vor dem Trocknen ab. Auf die
erste Weise erhält man den schwarzen, im andern Falle den weißen
Ingwer. 2m Haushalt wird der Ingwer teils getrocknet, teils in
Zucker eingelegt (kandiert) benutzt; auch werden daraus Arzneien
und Liköre bereitet. Ist der Ingwer gut, so hat er einen kräftigen
Geruch und einen reinen, stark brennenden Geschmack. Für den
Hausgebrauch ist nur der weiße Ingwer zu empfehlen. Weil die
Ingwerknollen leicht schimmeln, so müssen sie an einem recht
trocknen Orte aufbewahrt werden.
In frühern Zeiten hochgeschätzt, heut nur wenig verbraucht
wird der Safran. Die Safranpflanze ist unserm Krokus ähnlich,
der im zeitigen Frühjahr in unsern Gärten erscheint. Das im
Handel vorkommende Gewürz wird von der dreiteiligen Narbe
des Griffels jeder Blüte geliefert. Sobald sich die Blumen öffnen,
schneidet man die Griffel heraus und trocknet sie. Guter ge-
trockneter Safran besteht aus zusammengedrückten, zu einem
lockern Pelz verflochtenen Fäden, die an dem einen Ende
dünn und blaßgelb, an dem andern dunkelrot gefärbt sind.
Beim Aufbewahren ist der Safran vor dem Einfluß des Sonnen-
lichts zu schützen.
Verschiedene Speisen und Saucen erhalten einen scharfen
prickelnden Geschmack durch den Zusatz von Kapern, den Blüten-
knospen des Kapernstrauches. Gute Kapern sehen frisch grün aus
und schmecken bitterlich gewürzig. Im Handel kommen kleine und
große Kapern vor; die erstern sind die geschätztesten. Zu demselben
Zweck wie die Kapern werden auch die Lorbeerblätter verwendet.
Sie stammen von dem Lorbeerbäume, der in allen Ländern um
das Mittelmeer gedeiht. Die Blätter, die das ganze Jahr hin-
durch grün bleiben und einen balsamisch-gewürzigen Geruch
ausströmen, werden gepflückt, getrocknet und in den Handel ge-
bracht. Beim Einkauf ist auf das Aussehen, auf Geruch und
Geschmack zu achten.
Ein beliebtes, kostbares Gewürz ist die Vanille. Die Pflanze
ist ein kletterndes Gewächs, das Schoten mit Samenkörnern trägt.
Die letztem enthalten den der Vanille eigenartigen Geruch und
Geschmack. Ihre Verwendung zu Arzneizwecken, bei der Schokoladen-
fabrikation, in der Konditorei, zur Herstellung von Parfüms und
Likören ist bekannt. Als Zusatz zum Tee ist die Vanille sehr
mäßig anzuwenden, weil ein reichlicher Genuß dieser der Gesund-
heit ungemein schädlich ist. Reizbare, schwachnervige Menschen
sollten dieses Gewürz recht mäßig oder gar nicht verwenden. Im
heißen Amerika meidet man den Genuß der Vanille fast ganz.
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Geschlecht (WdK): Mädchen
119
gehörig gereinigten Häute durch eine warme Auflösung van Koch-
salz mit etwa vier- bis sechsmal soviel Alaun und läßt sie dann
trocknen. Gewöhnlich gerbt man auf diese Art nur dünnere Häute
von Ziegen. Schafen und Kälbern: es werden aber auch Roß-
und Ochsenhäute ähnlich behandelt. Das aus dieser Gerberei
hervorgehende Leder ist weiß im Innern, daher sein Name Lleiß-
leder, und wird von Sattlern. Riemern. Schuhmachern usw. ge-
braucht. Auch das bekannte Glacöleder ist eine Art Weißleder,
zu dessen Bereitung der Auflösung von Alaun und Kochsalz noch
Milch. Eiweiß, Baumöl, Weizenmehl und Weinstein zugesetzt
werden, um das Leder recht geschmeidig zu machen. Zuletzt wird
es mit einer Glaskugel glänzend gerieben.
Das Waschleder erhält man durch die Sämischgerberei,
in der man alle Arten schwächere Felle gerben kann. Die Häute
werden mit Tran gut eingerieben, einige Stunden unter die
Stampfen einer Walkmühle gebracht, so daß sie innig von Fett
durchdrungen werden, und hierauf getrocknet. Solches Leder ist
sehr weich und läßt sich waschen: es wird daher zu Handschuhen,
Beinkleidern usw. verarbeitet. Nach Barentm.
86. Strohwaren.
Aus Stroh werden verschiedene Gegenstände, wie Hüte.
Kappen. Arbeitstaschen, Schuhe usw., hergestellt. Das zur Flecht-
arbeit bestimmte Stroh stammt von einer besondern Sorte
Sommerweizen oder Sommerroggen. Es wird, ehe es noch völlig
reif ist. ausgerauft, getrocknet und hierauf nach seiner Güte und
Brauchbarkeit sortiert. Dann werden die Knoten an den Halmen
weggeschnitten und letztere in einer Pottaschenlösung und in
Chlorwasser gebleicht. Das sehr feine italienische Stroh wird in
ungespaltenen Halmen, die flach gepreßt sind, verarbeitet, während
das minder feine Stroh andrer Länder mittels eines Stroh-
spalters gespalten wird. Aus mehreren Strohstreifen werden
zunächst lange Treffen geflochten, die man nach dem Waschen und
Pressen mittels einer feinen Naht zu Hüten usw. zusammen-
fügt. Das fertige Stück wird abermals gewaschen, gebleicht und
zuletzt geplättet.
Die feinsten Strohgeflechte liefert Toskana. Schon seit An-
fang des 19. Jahrhunderts steht die Kunst des Strohflechtens in
Italien in hoher Blüte. Von dort hat sie sich über andre Länder
verbreitet. In Deutschland wird diese Industrie besonders in
Sachsen, im Schwarzwalde und in den schlesischen Weberei
distrikten betrieben.
87. Stecknadeln und Nähnadeln.
Die Stecknadel ist fürwahr der einfachste und unbedeutendste
Gegenstand in der Haushaltung und doch so notwendig. Man
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Geschlecht (WdK): Mädchen
124
Hand gewaschen. Benutzung des Zinkplattenapparates, ge-
wöhnlich Rumpel genannt, ist nur für gröbere Wäsche zu emp-
fehlen. Bei dem Reinigen großer Wäschemassen leisten die
Waschmaschinen gute Dienste. Weil sie aber den Schmutz nicht
gründlich beseitigen, müssen die einzelnen Stücke, besonders die
faltigen, mit der Hand nachgewaschen werden. Die gereinigte
Wäsche wird ausgerungen, um das Wasser aus ihr zu entfernen.
Das Ausringen ist behutsam auszuführen, weil sonst die Fäden
des Gewebes abgedreht werden und brechen. Auf leine be-
queme Weise wird das Ausringen durch die Wringmaschinen be-
sorgt. Die Wäsche geht dabei zwischen zwei fest anliegenden
Gummiwalzen hindurch, die mit einer Kurbel gegeneinander be-
wegt werden. Dadurch wird das Wasser ausgepresst, ohne dast
die Haltbarkeit des Gewebes Schaden leidet. Wollene Sachen
dürfen nie ausgerungen, sondern nur ausgedrückt werden. Zunr
Reinigen der Wäsche nehme man weiches Wasser, also Fluß-,
Teich- oder noch besser Regenwasser. Das Brunnenwasser ist hart,
d. h. es enthält viel Kalk. Zum Waschen eignet es sich deshalb
nicht, weil es die Seife nicht genügend auflöst, sondern zu
Flecken gerinnen lägt. Durch einen Zusatz von Soda wird es
auf eine einfache Weise in weiches Wasser verwandelt. Rach
dem Waschen werden die Stücke entweder auf freien Rasenplätzen
zum Bleichen ausgebreitet oder an sonnigen, luftigen und staub-
freien Orten (im Winter in Bodenkammern) zum Trocknen
aufgehängt. Rach dem Trocknen wird die gröbere Wäsche geman-
gelt. die feinern Stücke werden gesteift und dann geplättet. Zum
Steifen benutzt man Stärkekleister, der zuweilen mit Ultramarin
(Berliner Blau) blau gefärbt wird.
Verschiedene Wäschestücke, besonders die leinenen, werden
nach dem Waschen gebleicht. Tierische Fasern bleicht man am
besten mit Schwefel. Pflanzenfasern durch Chlor. Wo Gelegen-
heit und Zeit vorhanden ist, empfiehlt sich für Leinensachen die
Rasenbleiche. Durch den Einfluß des Sonnenlichts und der
Feuchtigkeit wird der Farbstoff in den Fasern zerstört. Je gründ-
licher dies geschieht, desto reiner wird das Weiß der Leinwand.
Die künstlichen Bleichmittel bewirken das Bleichen sicherer und
schneller, haben aber den Nachteil, das; sie die Fasern angreifen
und bei zu langer Einwirkung sogar zerstören. Dies gilt be-
sonders vom Chlorkalk, der unter dem Namen „Chlor" allge-
mein bekannt ist.
Die Wäsche von Personen, die an einer ansteckenden
Krankheit leiden, leat man am besten sofort in Lauge von
brauner Schmierseife, auf welche Weise die Ansteckungsstoffe am
raschesten vernichtet werden. Gehöriges Auskochen, längere
Rasenbleiche, tüchtiges Durchfrieren auf der Leine während des
Winters sind gleichfalls zu empfehlende Mittel, die man der Be-
ruhigung halber getrost einigemal wiederholen kann, ehe man
die Wäsche in Gebrauch nimmt.