Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
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welchen nun derhalbmond schimmerte, Kirchen verwandelten sich in
Moscheeen, und der Koran ersetzte überall das Evangelium. — Unter
der nachfolgenden Herrschaft der Turkomanen wurde der Druck
der christlichen Einwohner so arg, daß die meisten auswanderten; die
Berichte von der Grausamkeit der Türken gegen christliche Pilger er-
füllten (gegen das elfte Jahrhundert) die christliche Welt. — Da pre-
digte Peter von Amiens das Kreuz, — und aus den Händen
der Ungläubigen erlösten die Scharen der Christenvölker unter Gott-
sried von Bouillon (1099) die heilige Stadt. Es ward ein
eigenes christliches Königreich gestiftet, wovon Jerusalem, dessen Na-
men es führte, die Hauptstadt wurde. Ihm aber machten die Türken
schon 1187 ein Ende, und seitdem blieb Jerusalem unter ihrem eisernen
Szepter.
52. 6efh[emcine und der Ölberg.*
An der östlichen Mauer Jerusalems entlang liegt das Tal Josa-
phat; diesem gegenüber der Ölberg. Steigt man den steilen Fußpsad
bis zur Brücke hinab, so gelangt man über den Bach Kidron. Jen-
seits des Kidron senkt sich der Abhang des Ölbergs herunter. Hier
finden wir einen ummauerten Gartenraum. Ein Wächter führt uns
durch die kleine niedrige Psorte und — wir sind in Gethsemane.
Gethsemane ist beinahe ein viereckiger Platz. Die Lateiner haben
denselben jetzt mit einer ziemlich hohen, festen Mauer umziehen lassen,
weil seine Bäume durch Pilger und Wanderer zu sehr der Zerstörung
ausgesetzt waren. Der Platz ist gehörig geebnet und mit Blumenbeeten
geschmückt. Zerstreut stehen in ihm acht nralte Olivenbäume, ein Meter
hoch unten mit Steinen umgeben. Zwar hat Titus während der
Belagerung von Jerusalem alle Bäume in der Umgegend abhauen
lassen; da aber der Ölbaum die Eigeutümlichkrit besitzt, daß, wenn
er abstirbt oder gefällt wird, immer wieder aus seiner Wurzel
neue Reiser ausschlagen und zu neuen Bäumen erstarken, so kann
man wohl annehmen, daß die, welche jetzt den Ort beschatten, Ab-
kömmlinge jener sein mögen, unter welchen einst der Herr mit seinen
Jüngern wandelte. — Von den Bäumen darf niemand frische Zweige
abbrechen.
Alle übrigen Höhen, welche Jerusalem umschließen, überragt der
Ölberg. Drei Gipfel in der Richtung von Norden nach Süden
liegen nebeneinander. Der mittlere derselben, welcher vorzugsweise der
ölberg genannt wird, ist der höchste und liegt etwa 650 Meter über
dem Spiegel des Mittelmeeres. An die vielen und trefflichen Ölbäume,
welche vormals diesem Höhenzuge den Namen gaben und seinen Ab-
hang mit grünem Laubwerk beschatteten, erinnern gegenwärtig nur noch
fünfzig Stämme, die wie eine irrende Herde sich über ihn hinstreuen.
* Nach Bäßler.
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de nach Europa, Jerusalem sei wieder in die Hände der Tür-
ken, die von dem eben so tapfern als edlen Sultan Saladin
beherrscht wurden, gefallen. Dem ritterlichen Sinn des Kai-
sers dünkte es eine würdige Aufgabe, als der mächtigste Mo-
narch der Christenheit selbst auszuziehen, um Jerusalem wie-
der zu erobern, tinö sich mit Saladin zu messen. Im Jahre
1189 zog der greise Held an der Spitze eines Kreuzhecres
von 150000 Mann durch Griechenland nach Asien. Er sah
aber Jerusalem Mauern nicht. Als er beim Uebergang ei-
nes Flusses mit jugendlicher Kühnheit mit seinem Pferde in
den Fluß sprengte, riß der Strom ihn fort, und als man ihn,
zur Hülfe eilte, und ihn heraus zog, war er schon erstarrt.
Die Nachricht von seinem Tode, obgleich dieselbe bet dem
hohen Alter des Kaisers, er starb am 10. Juni 1190 in sei-
nem 70sten Jahre, nicht unerwartet kommen konnte, verbreitete
einen allgemeinen, lähmenden Schreck, denn jetzt erst erkannte
man, welch einen Herrscher Deutschland verloren hatte..
10.
Conradin von Schwaben.
So hoch wie die Hohenstaufen mit raschen Schritten
gestiegen waren, so begründet die Hoffnung zu sein schien,
daß sie noch nach Jahrhunderten ihr Ansehn in Deutschland
behaupten würden, so schnell und tief war ihr Fall.
Friedrichs Sohn, Heinrich Vi. wohl auch ein gewalti-
ger Herrscher wie sein Vater, doch ohne dessen edelmüthige
Gesinnungen, ohne dessen Großmuth, die mit der Strenge
auch die Milde zu vereinen wußte, fand sein frühes Ende
in Neapel, wo er mit eiserner Gewalt sein Ansehn zu er-
halten strebte, dabei die Schätze des Landes aus unge-
meßner Habsucht nach Deutschland bringen ließ, wodurch
er nicht allein sich selbst, sondern seinem ganzen Ge-
schlechte den allgemeinsten Haß der Bewohner Neapels und
Siciliens zuzog. Er starb 1197 erst im 32. Jahre, wahr-
scheinlich an Gift. Sein Sohn, Friedrich, war erst drei
Jahr alt, und es regte sich daher aufs neue der Streit der
Welfen und Ghibellinen. Die Ersten wählten Otto von
Braun schweig, Heinrich des Löwen zweiten Sohn, zum
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Extrahierte Personennamen: Saladin Friedrichs Heinrich_Vi Heinrich Friedrich Friedrich Otto Heinrich_des_Löwen Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Europa Jerusalem Jerusalem Griechenland Asien Deutschland Schwaben Deutschland Friedrichs Neapel Deutschland Neapels
114
nahm; aber die Franzosen herrschten hier bald mit solchem
Uebermuth, plünderten und beraubten das Land, das sie als
ein erobertes und besiegtes ansahen, so sehr, daß die Ein-
wohner bald die ehemals so verhaßte hohensiausische Herr-
schaft wieder zurück wünschten.
Als nun Conradin zum herrlichen, kräftigen Jüngling
herangewachsen war, glaubte er, da ihm die Stimmung
der Jtalianer nicht unbekannt geblieben war, den Versuch
wagen zu dürfen, das ihm geraubte väterliche Erbtheil wie-
der zu fordern. Er zog daher in seinem 17. Jahre, mit
seinem Freunde, den ungefähr in gleichem Alter mit ihm ste-
henden Friedrich von Baden, an der Spitze eines Heeres,
worin sich viele Freunde seines Hauses befanden, nach Jta-
lien. Auch hier fand er ebenfalls viele Anhänger, und er-
warb sich deren noch mehrere durch seine Freundlichkeit, wie
durch sein redliches Gemüthe. Selbst die Römer bewillkomm-
tcn ihn, zum großen Verdrusse des Papstes, mit lautem
Jauchzen, und so erschien er denn voll Hoffnung glücklichen
Erfolgs in Neapel. Hier aber scheiterten seine Plane; die
etwaige Neigung der Bewohner sich ihm anzuschließen, ward
durch die strengsten Maßregeln Carls von Anjou, unterdrückt.
Er verlor eine Schlacht, und fiel selbst mit seinem Fretmde
dem gefühllosen Sieger in die Hände. Dieser, welcher sich
in dem Besitze der geraubten Lander nicht sicher glaubte, so
lange Conradin lebte, beschloß ihn zu tödten, und ward in
diesem grausamen Entschlüsse durch das Zureden des Pap-
stes bestärkt. Zum Schein ward daher ein Gericht versam-
melt, vor welches man die beiden Jünglinge stellte, deren
bestochene oder eingeschreckte Richter sie als Räuber zum
Tode verurtheilten, und so wurden beide in der von Trauer
erfüllten Stadt Neapel öffentlich enthauptet. 1268. So
endete das Haus der Hohenstaufen.
11.
Die Kreuzzüge.
Seit der ersten Ausbreitung des Christenthums hegten
viele fromme Christen den Wunsch die Statte zu sehen, wo
Jesus Christus geboreit wurde, wo er lehrte, litt, starb und
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Baden Friedrich Carls_von_Anjou Jesus_Christus
119
*»
büßen zu können. Nimmt mein dieß alles zusammen, so wird
man sich nicht verwundern, daß die Anzahl der Kreuzfahrer
bald über Hunderttausend wuchs; das große, wohlbewasinete
Heer, welches sich in Frankreich versammelte, und Gott-
fried von Bouillon, Herzog von Lothringen zum Anfüh-
rer erwählt hatte, zahlte allein '80000 Fnßsoldaten und 10000
Reiter. Außerdem hatten aus verschiedenen Ländern sich zahl-
reiche Haufen zusammen gerottet, um nach Jerusalem zu zie-
hen, von denen aber die meisten nicht einmal Asien erreichten.
So war auch Peter von Amiens schon im Frühjahr 1096
mit einem Heere ausgezogen. Dasselbe war aber schlecht
bewaffnet, ohne Netterei, ohne Geld, und bestand größten-
theils aus entlaufenen Leibeigenen, und aus solchen Leuten,
die zu ihrer Ausrüstung nur wenig verwenden konnten. Nur
acht Ritter gesellten sich ihm bei, wovon der Eine, Walther
von Habenichts, durch seinen Namen den Zustand des ganzen
von ihm angeführten Heeres bezeichnete. Der ungeordnete
Haufe dieser Kreuzfahrer beging besonders in Ungarn so
viele Ausschweifungen und Räubereien, daß die Einwohner
sich bewaffneten, um die wilde Horde, die ärger als eine
Landplage die Länder verheerte, durch welche sie zogen, zu
verscheuchen. Mit genauer Noth gelangte der kleinste Theil
dieses Heeres bis nach Constantinopel, von wo sie nach Asien
überschifft wurden; hier begannen sie, ohne Plan und Ein-
sicht die Feindseligkeiten mit den Türken, die denn auch fast
alle tödteten, auch Walther fand hier seinen Tod, und nur
mit dreitausend Mann flüchtete Peter nach Constantinopel
zurück. Drei andere Heere Kreuzfahrer erreichten nicht ein-
mal diese Stadt, sondern erlagen den Angriffen der, wegen
ihrer Plünderungssucht gegen sie erbitterten, Einwohner der
Länder, durch welche sie zogen, so daß 200,000 Kreuzfahrer
schon das Leben verloren hatten, ehe der verabredete Kreuz-
zug wirklich begann.
Gottfried von Bouillon war an dem bestimmten Tage
mit seinem Heere aufgebrochen, durchzog in der besten Ord-
nung die von den frühern Kreuzfahrern so sehr heimgesuch-
ten Länder, und brachte dadurch den Namen seiner Krieger
wieder zu Ehren. Die übrigen Fürsten zogen durch Italien;
alle vereinigten sich aber vor Nicäa, der ersten bedeutenden
Stadt, welche die Türken in Asien besaßen. Das versam-
melte Kreuzheer zählte hier über 100,000 wohlgerüstete
Reiter und noch einmal so viel Fußvolk; rechnet man nun
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Erscheinung bin, welche sie als eine Ermunterung zur Fort-
setzung des Kampfes ansahen. Mit erneuerter Wuth dran-
gen sie gegen die Mauern, und jetzt gelang es sie zu ersiei- ,
gen. Gottfried von Bouillon war einer der Ersten, der
die Mauern erstieg, und bald fiel die ganze Stadt in die
Gewalt der Christen. Der irrige Glaube, es sei verdienst-
lich zur Ehre des Christenthums die Gegner desselben zu
tödten, und die durch den hartnäckigen Widerstand bis zur
höchsten Wuth gesteigerte Hitze der Krieger, veranlaßten in
Jerusalem ein fürchterliches Blutbad. Ohne Schonung töd-
tetcn die Christen alles, was ihnen in die Hände fiel, Be-
waffnete und Wehrlose, Kinder und Greise, Männer und
Frauen. Als aber diese Wuth nach und nach der Erschöp-
fung wich, und die Besinnung wieder kehrte, reinigten sie
ihre Hände von dem vergossenen Blute, legten die blutbe-
fleckten Kleider ab, und walteten in Bußgcwandern zum
Grabe Christi. Die Stadt, worin vor wenigen Stunden
noch das Rachegeschrei der Sieger, das Wehklagen der Be-
siegten, das Röcheln der Sterbenden, das Wimmern der
Verwundeten erscholl, ertönte nun wieder von den Psalmen
der Christen, und zwischen den aufgehäuften Leichnamen
hindurch, zogen in feierlicher Prozession die Christen, um ihr
Gebet am Grabe Christi Zu verrichten. Alle dankten Gott
mit heißen Thränen, daß er ihnen diesen Tag habe erle-
den lassen.
Obgleich nun Jerusalem erobert war, so befand sich
das Land, ja selbst die nächste Umgegend der Stadt noch
in der Gewalt der Türken, und es waren erneuerte Angriffe
auf dieselbe von Seiten dieses Volks zu befürchten. Es
mußte daher eine Kriegsmacht zurück bleiben; da nun ein-
zelne Fürsten in den Besitz kleiner Städte gelangt waren,
so blieb Gottfried im Besitz von Jerusalem, und die an-
dern Fürsten unterwarfen sich ihm als ihrem Lehnsherrn.
Er weigerte sich aber den Königstitel anzunehmen, in-
dem er da, wo fein Heiland eine Dornenkrone getragen,
keine Königskrone tragen wollte. Erst nach seinem Tode,
der im Jahre 1100 erfolgte, nannte sich sein Bruder Balduin
König von Jerusalem. Sein ganzes, fortwährend von den
Türken beunruhigtes Königreich bestand aber, außer der Stadt
Jerusalem, aus etwa zwanzig kleinen Städten und einzelnen
Schlössern. Peter von Amiens war, gleich nach Eroberung
des heiligen Grabes nach Europa zurückgekehrt, und starb
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Gottfried Balduin Peter_von_Amiens
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Christi Christi Jerusalem Jerusalem Jerusalem Jerusalem Europa
122
sechszchn Jahr nachher in einem von ihm gestifteten Klo-
ster.
Diesem ersten Kreuzzuge folgten bis zum Jahre 1270
noch sechs andere große Kreuzzüge, ungerechnet der einzelnen
Haufen Bewaffneter, die von Zeit zu Zeit dahinzogen. Die
Christen kamen nämlich im gelobten Lande bald wieder in
große Bedrangniß, ja im Jahre 1187 eroberte der türkische
Sultan Sa ladin Jerusalem wieder. Bei dieser Gelegen-
heit ward ein besonders glänzender, vielversprechender Kreuz-
zug, es war der dritte, verabredet. Es verbanden sich dazu
der deutsche Kaiser Friedrich I., der König von England
Richard Löwenherz, und der König Philipp August
von Frankreich. Allein auch dieser Kreuzzug erreichte seinen
Zweck nicht, ja dw Kreuzheere sahen nicht einmal die hei-
lige Siadt. Friedrich starb auf dem Hinmärsche, Franzosen
und Engländer wurden sich uneins, und bei der Eroberung
der Festung Ptolemais erzürnten sich Richard Löwenherz und
Leopold von Oestreich, der nach Friedrichs Tode das deutsche
Heer befehligte, so sehr, daß die Deutschen wieder heimkehr-
ten; Richard war nun nicht im Stande Jerusalem anzu-
greifen, und gab daher das Unternehmen auf. Der deutsche
Kaiser Friedrich Ii. befreite die Stadt vermittelst eines mit
den Türken geschlossenen Vertrages; aber wenige Jahre nach-
her bemächtigten sich die Türken derselben wieder, und seitdem
(1242) ist sie nie wieder in die Hände der Christen gekom-
men. Den letzten Kreuzzug unternahm der König von
Frankreich Ludwig Ix. oder der Heilige.
38.
Das Nrtter wesen.
Der kriegrische Sinn, der die deutschen Völker immer
auszeichnete, erhielt im Mittelalter eine besondere Richtung,
wodurch die Beschäftigung mit den Waffen, die außerhalb
der Städte von den freien Männern immer noch als die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Philipp Philipp August Friedrich Friedrich Richard_Löwenherz Leopold_von_Oestreich Leopold Friedrichs Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Frankreich Friedrichs Jerusalem Frankreich
110
war aber der Streit Heinrichs des Löwen mit seinen Nach<
baren, die, neidisch auf die wachsende Größe dieses Herrschers,
von allen Seilen über ihn herfielen. Der Kaiser gebot al-
len Frieden zu halten, und nöthigte Heinrichs Feinde alles
wieder herauszugeben, was sie schon erobert hatten. Unter
den vielen übrigen Beschäftigungen, die des Kaisers Thätigkeit
vielfach in Anspruch nahmen, befand sich auch die Sorge für
die größere Befestigung seines Hauses. Er ließ seinen
ältesten Sohn, Heinrich, zum deutschen König krönen, und
versorgte auch seine übrigen vier Söhne mit Herrschaften, so
daß es schien, als wäre der Stamm der Hohenstaufen für
Jahrhunderte gewurzelt. Nachdem er dies alles besorgt,
dachte er auch wieder an Italien. Abermals erschien er
1174 daselbst; es gelang ihm aber nicht Alessando zu
erobern, da die Ztaliäner, des Kaisers Rache fürchtend, sich
aufs Aeußerste rüsteten, und die gemeinsame Noth sie veran-
laßte einig zu bleiben. Als nun das wohlgeordnete und starke
lombardische Heer sich dem Kaiser näherte, begehrte derselbe
Hülfe aus Deutschland, und besonders verlangte er nach dem
Beistände Heinrichs des Löwen. Dieser, obwohl er dem
Kaiser vielfältig verpflichtet war, gedachte aber, während
Friedrichs Abwesenheit seine Staaten zu vergrößern, wohl gar
eine Königskrone sich zu cnverbcn. Er verweigerte es daher
mitzuziehen, ungeachtet der Kaiser ihn, wie erzählt wird, bei
einer persönlichen Zusammenkunft fußfällig bat, ihn jetzt nicht
zu verlassen. Es kam nun zur Schlacht zwischen dem Kaiser
und den Lombarden bei Lignano 1176. Beide Heere strit-
ten mit großem Ruhme, der Kaiser selbst gab sich den größ-
ten Gefahren Preis, doch als, nachdem schon viele der vor-
nehmsten Kaiserlichen gefallen waren, auch er mit seinem Rosse
Zusammen brach, und für todt cmf der Wahlstatt lag, wandte
sich sein Heer zur Flucht. Zwei Tage lang glaubte man
ihn wirklich todt, da erschien er zu aller Freude wieder gesund
in Pavia. Nun bot er dem Papste Frieden an, und dieser,
Don Achtung erfüllt gegen die hohen Eigenschaften des Kai-
sers nahm denselben an. Zn Venedig trafen sich beide Geg-
ner. Mit dem Papst kam der Friede sogleich zu Stande,
mit den Lombarden wurde ein sechsjähriger Waffenstillstand
abgeschlossen, während dessen alle gegenseitigen Rechte genau
untersucht und festgestellt werden sollten. Mit freundlichem
Sinne schieden Kaiser lind Papst, und kehrten jeder in
seine Staaten zurück. In Friedrichs Herzen stritten mm
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrichs Friedrichs Friedrichs Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Pavia Friedrichs
117
war, durften die Pilger ungestört die Stadt besuchen, ja bei
der Lebhaftigkeit des Handels, der zwischen Arabern und
Franken, wie die Europäer bei den Arabern hießen, ge-
trieben wurde, ward Jerusalem 'Mehr als je besucht. Erst
viel später fingen die Araber an, die Pilger zu bedrücken;
man forderte von ihnen Eintrittsgeld um die heiligen Oertcr
zu besuchen; reiche Pilger wurden auch manchmal angefallen
tmd geplündert, ärmere gemißhandelt. Am schlimmsten ging
es den Pilgern, als um das Zahr 1086 die seldschukischen
Türken in den Besitz Jerusalems kamen. Lauter wie je
erschollen die Klagen über die Hindernisse, die man ihren
Andachtsübungen in den Weg stellte, über die Mißhandlungen,
die sie zu ertragen hatten; lauter wie je wünschte man
Hülfe gegen die Türken, und so mochte wohl in Manchem
der Wunsch erregt werden, Jerusalem in dem Besitz der
Christen zu sehen.
Was nun der geheime Wunsch vieler war, das sprach
ein Mann öffentlich aus, und ward dadurch die Mitursache
der großen allgemeinen Bewegung in der Christenheit zue
Eroberung des heiligen Grabes. Dieser Mann war Peter
der Eremit, auch Peter von Amiens genannt. In den
Jahren 1093 und 1094 unternahm auch er eine Wallfahrt
nach Jerusalem und hörte dort von den Bedrückungen, welche
die Christen zu erdulden hatten. Voll Eifer eilte er ztnn
Patriarchen von Jerusalem, und drang in ihn zur Abhülfe
dieser Drucks alles Mögliche zu thun. Dieser sandte ihn
mit einem Vittschreiben an den Papst, damals Urban Ii.
Peter von Amiens schilderte diesem nun so sehr die Noth
der Christen im Morgenlande, und stellte ihm die Erobe-
rung des heiligen Grabes als so nothwendig vor, daß Ur-
ban ihm die Erlaubniß ertheilte, umherzuziehen, und die
Christen zur Hülfe gegen die Türken aufzufordern. Der
Papst übersah dabei nicht, daß ein solcher Heereszug. wenn
derselbe zu Stande käme, ihn von vielen Gegnern der päpst-
lichen Herrschsucht befreite, da gewiß Fürsten, Edellettte und
andere angesehene Personen daran Antheil nehmen würden.
Peter von Amiens durchzog nun barhäuptig und barfüßig,
in Bettlerlumpen gekleidet, auf einem magern Esel reitend,
durch diesen Aufzug die Trauer um die Noth der Christen
andeutend, Italien und einen Theil Frankreichs. Ueberall
wandte er sich weniger an die Vornehmen; als an das Volk;
vor diesem predigte er auf den öffentlichen Platzen der Städte
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Extrahierte Personennamen: Peter
der_Eremit Peter_von_Amiens Urban Peter_von_Amiens Peter_von_Amiens
129
Meister Jacob von Molai am 23. März 1309 verbrannt,
und die Güter des Ordens eingezogen.
Endlich entstand im Jahr 1190 der dritte geistliche
Ritterorden, der Orden der Deutschen Ritter. Schon
bald nach der Eroberung von Jerusalem war daselbst ein
Krankenhaus zur Pflege deutscher Pilger errichtet. Eine
ähnliche Stiftung entstand im Lager vor Ptolcmais, wo die
Kreuzfahrer mit Hunger und Krankheiten zu kämpfen hatten,
und das Elend unter ihnen allgemein verbreitet war.
Um dasselbe in etwas zu mildern, errichteten fromme Pilger
aus Lübeck und Bremen, welche mit dem Grafen Adolph
von Schauenburg nach dem gelobten Lande gekommen waren,
ein Zelt aus den Segeln ihres Schiffes, um ihre kranken
und verwundeten Landsleute zu pflegen. Dieses Zelt über-
ließen sie bei ihrer Heimkehr dem Herzog Friedrich von
Schwaben, dem Anführer des deutschen Kreuzheeres; aus
dem Zelte entstand nun ein Haus, und durch seinen Eifer
entstand eine Brüderschaft, welche sich, wie die Templer, ver-
pflichteten, fortwährend der Pflege kranker Pilger sich zu
widmen, die Wehrlosen mit dem Schwerte zu beschützen, und
willig Gut und Blut zum Dienste Christi hinzugeben. Sie
nahmen die Mutter Jesu, Maria, zur Schutzpatronin an,
und nannten sich daher auch Marianenritter. Sie trugen
ein weißes Ordenskleid mit einem schwarzen Kreuze.
Auch dieser Orden erhielt zu seinen Zwecken viele Besitzun-
gen, besonders in Deutschland. Als sie das gelobte Land
verlassen mußten, unterwarfen sie sich das Land der heidnischen
Preußen an der Ostsee, und begründeten dadurch das Chri-
stenthum in dieser Gegeitd.
12.
Einige merkwürdige Gebräuche des Mittelalters.
Der allgemein verbreitete kriegerische Sinn, der in die-
sem Zeitraum sich vorfand, machte es dem waffenfähige» Mann
Straus Kinderft. 2tcr Th. 9
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Jacob_von_Molai Adolph
von_Schauenburg Friedrich_von
Schwaben Friedrich Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Bremen Christi Deutschland Ostsee Chri-
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
532
Iii. Länder- und Völkerkunde. B. Asien.
in den Hafen steht, und der auf der anderen Landzunge ihm gegenüber-
liegende Engclsthnrm, so wie dort in der Ferne die alte Burgveste
St. Elmo mit ihren tiefen Gräben, Zugbrücken und Bollwerken.
Am Eingang des inneren oder Galeeren-Hafens, nicht an jenem des
äußeren, stand, so sagt man, auf den Felsenklippen das eine der sieben
Wunder der alten Welt: der Sonnenkoloß, das Meisterwerk des Chares
und Laches von Lindos, welcher 70—80 Ellen hoch ragte und zwischen
dessen Füßen die Schiffe ein- und ausliesen. Im Jahre 282 v. Chr.
war dieser Koloß, zum Andenken an die glückliche Abwehr des Städte-
bezwingers Demetrius von den hart bedrängten Mauern, errichtet wor-
den; schon im Jahre 226, nachdem er nur 56 Jahre gestanden, stürzte
er, durch ein Erdbeben getroffen, nieder, auch in seinen Trümmern noch
Bewunderung erregend, bis die ersten moslimitischcn Eroberer der Insel,
die Araber, welche Moavia hieher geführt hatte, im Jahre 656 n. Chr.,
im 938. nach der Aufrichtung, selbst diese Reste, deren Erzmasse 9000
Centner lastete, hinwegführten.
Zwischen dem inneren oder dem Galeeren-Hafen und den Mauern
der Stadt zieht sich ein Saum der Küste hin, auf welchem, außerhalb
der eigentlichen Stadt, das Haus des türkischen Statthalters der Insel
steht. Weiterhin steigt man den grünenden Hügel hinan zu einem der
Thore, das zunächst steht dem Schloß St. Elmo und dem Bollwerke
der Engländer, während der Belagerung der Stadt durch Suleiman.
Die Kanonen in der Nähe dieses Einganges tragen das Bild des heiligen
Johannes und Inschriften, welche es bezeugen, daß sie einst im Dienste
anderer Herren und Vertheidiger der Stadt gewesen, als die jetzigen
sind. Nicht fern von hier tritt man in die Hauptstraße der Ritter
(Strada dei Cavalieri). Da rechts, über-den Thüren der alten fest-
gebauten Häuser, sieht man noch jetzt die Wappen jener edlen Geschlech-
ter, die aus den Ländern des Westens hieher gezogen waren, zum
Kampfe für den Glauben der Väter und das heilige Land. Der Palast
des Großmeisters, mit seinen Hallen und Gemächern, das alte Gebäude
der Kanzlei und der Rittersaal, erinnern durch die noch ungebrochene
Kraft ihres festen Gemäuers an die Kraft ihrer ritterlichen Erbauer
und an jene Einfalt, die sich so gut mit der Würde vertrug.
Hier, am Ende der Nitterstraße, steht die vormalige Kathedrale:
die Kirche des heiligen Johannes. Mitten durch das Innere der Kirche
haben die Türken einen bretterncn Verschlag gezogen; der östliche Theil,
wo der Hochaltar stand, ist in ein Kornmagazin verwandelt. Noch er-
innert mancher Zug der Gestaltung des festen Gesteines an die vor-
malige Bestimmung der Stätte, die Wände aber, von welchen die
zügellosen Janitscharen nach der Eroberung der Stadt durch Suleiman,
an dem für Rhodns so trauervollen Christtage (25. Dec. 1522), alle
christlichen Gemälde abkratzten, sind kahl. Der westliche Theil der
Kirche, jenseits des bretterncn Vcrschlages, hat die Bestimmung einer
Moschee erhalten.
An der vormaligen Allerheiligenkirche konnten wir nur die prächti-
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Extrahierte Personennamen: Moavia Johannes Johannes