32
Ii. Landschaftskunde.
die Gunst der Lage durch Anlegung von Häfen ausgenutzt, die wenigstens mittel-
großen Seeschiffen zugänglich sind. Es ist gleichsam ein Vorort Hamburgs, von dem
es durch mehrere Elbarme und die große Insel Wilhelmsburg getrennt ist. Elb-
brücken, großartiger Blick auf die Elbe und Hamburg-Altona. Die Mündung des
Köhlbrand, des Hauptzuwegs zur Elbe, ist verlegt worden, damit für die Hamburger
Hafenanlagen links von ihm Platz gewonnen wurde. Harburg war 1910 mit einem
Verkehr von 307000 aus- und einlaufenden Registertonnen der dritte Hafen der Provinz
und besitzt eine außerordentlich rührige Fabriktätigkeit. 67025 Einw. (1850:3000). —
Der noch weit zerstreute Ort Wilhelmsburg auf der gleichnamigen Insel ist durch
die Hamburger Industrie zu 28225 Einw. angewachsen.
3. Das Mündungsgebiet von Elbe und Weser.
b) Mit dem Alten Lande, zwischen Harburg und der Schwinge bei
Stade, beginnen die Marschen des Herzogtums Bremen, die wie „ein goldener
Saum den abgeschabten Purpurmantel der Heide umrändern".
Im 12. Iahrh. wurde das Alte Land von eingewanderten Flamändern (Holländern)
besiedelt, und dieser stattliche Menschenschlag hat bis heute zum Teil seine Volkstracht,
so die Frauen ihren reichen Silberschmuck, noch nicht ganz abgelegt. Saubere, von
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
9. Der Kranz der Marschen und Moore um den Geestrücken.
33
breiten Wassergräben eingeschlossene Gehöfte, stattliche Toreinfahrten, zierliche Blumen-
gärten, Fachwerkhäuser mit bemalten Balken und buntgefügten Ziegeln, 400000 Obst-
bäume, die im Frühjahr das „Kirschenland" in ein weißes Blütenmeer verwandeln^,
die schiffreiche Elbe - alles das gestaltet das Alte Land zu der anmutigsten aller
Marschen. Durch die Flüsse Lühe und Este wird es in drei „Meilen" geteilt, deren
erste an der Schwinge beginnt.
Am Geestrande das gewerbfleißige Städtchen Buxtehude (d. i. Buchengestade)
an der Este, und Stade (11), freundlich gelegen an der Schwinge, bekannt seit dem
10. Iahrh. Die ehemals blühende Hansestadt wurde durch mancherlei Unglücksfälle,
so den großen Brand von 1659, arg geschädigt: lange Zeit Festung, früher viel
genannt wegen des Stader Elbzolls, jetzt Beamten- und Garnisonstadt. In der Nähe
ein Salzwerk.
c) Zwischen der Schwinge und der Oste das Landkehdingen (Kaje = Gestade)
mit der großen, nicht eingedeichten Insel Krautsand, der schwerste Marsch-
boden, wie die folgende Marsch das Land der Ziegeleien, die von lippischen
Arbeitern betrieben werden.
Hauptort das Städtchen Freiburg a. Elbe: die Wohnorte begleiten wie im
Alten Lande mit langen Reihen von Häusern die Landstraße. Etwas unterhalb Stade
beginnt die Reihe der neun Küstenforts, die unweit Bremerhaven endet.
d) Die Oste-Marsch leitet hinüber nach dem Lande Hadeln^, das durch
den Geeste-Kanal und andere Wasserstraßen entwässert wird (s. S. 53): der
Überfluß des Wassers im Balksee wird durch den Neuhäuser Kanal abgeführt.
Im Lande Hadeln (früher den Herzögen von Sachsen-Lauenburg gehörend,
1732 mit Hannover vereinigt) ist der Hauptort die kleine Stadt Otterndorf (2), in
der 1778-82 der Dichter Ioh. Heinr. Voß als Rektor lebte. - Am Rande des Hadeler
Marschbusens erhebt sich der Geestrücken noch einmal zu 72 m in der Wingst, die
wegen ihres schönen Hochwaldes und ihres weiten Ausblickes über die Elbe hinaus
von den Bewohnern der waldarmen Umgebung viel aufgesucht wird.
e) An der Unterweser das Land Wursten ^ bis an die Geeste. Die
Endung um der friesischen Ortsnamen Dorum, Mulsum, Imsum usw.
bedeutet „Heim".
Um den bedeutenden Bremer Seehandelsplatz Bremerhaven an der Mündung der
Geeste haben sich auf hannoverschem Gebiete volkreiche junge Ortschaften entwickelt,
die mit jenem zusammen gegen 100000 Menschen bergen. Im N der Flecken Lehe,
mit 37451 Cinw. der größte Ort dieses an Mittelstädten armen Reg.-Bez.: Arbeiter-
bevölkerung. Südlich von Bremerhaven Geestemünde (25), besitzt einen ausgezeichneten,
1863 vollendeten Hafen, der zumeist dem Handel der Stadt Bremen dient, mehr aber
noch stützt sich das Erwerbsleben der Stadt auf den stattlichen, 1897 angelegten und
nachher erheblich erweiterten Fischereihafen. Allein 60 Fischgroßgeschäfte, 103 eigene
Seeschiffe, zumeist Fischereidampfer, 24600 t messend. Mit seinen 443600 t Seeverkehrs
ist Geestemünde der zweite Hasen der Provinz. (Siehe Bilderanhang S. 78.)
1 »Zur Zeit der Baumblüte, wenn das ganze Land wie in einen weißen und
rosigen Schimmer gehüllt erscheint und ein tausendsältiges, wohliges Leben darin summt
und schwärmt und jubelt, bietet es einen Anblick dar, dessen eigentümliche Zauber-
pracht mit nichts vergleichbar ist." - H. Allmers, Marschenbuch.
2 Hadeln von Haduloha — Hader- oder Kampfwald, zurückzuführen auf das
gewaltsame Eindringen der Sachsen in dies Gebiet.
3 Wortsaten, d. i. die auf Wurten Wohnenden: die Wurten sind künstliche Auf-
schüttungen, die notwendig waren, da das Land vor der Eindeichung besiedelt wurde.
O ehlmann, Landeskunde von Hannover und Braunschweig. 4. Aufl. 3
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
42
V. Geschichte.
Hannover.
8. Stammtafel.
Ernst August, 1679-98
Georg Ludwig, 1698-1727
Zeit 1714 als Georg I. König von Großbritannien
Georg Ii., 1727-60
Sein Enkel Georg Iii., 1760-1820
/ Schwester: Karoline Mathilde von
\ Dänemark, f 1775 in Celle
Georg Iv., 1820-30
Wilhelm Iv., 1830-37
Ernst August,
1837-51
Georg V., 1851-66
f 1878
/ Ernst August, Herzog von^
\ Eumberland, *1845 j
(Ernst August, *1887)
Wilhelm I., 1866 (61)-88 Friedrich Iii., 1888
Wilhelm Ii.,
seit dem 15. Juni 1888
9. Kurfürstentum Hannover.
Die Vereinigung der Länder der jüngeren Linie begann unter Ernst August,
dem Gemahl der Prinzessin Sophie von der Pfalz, der Enkelin Jakobs I. von England.
Zuerst protestantischer Bischof von Osnabrücks erbte er 1699 Calenberg- 1682 setzte
er die Unteilbarkeit der welftschen Erblande durch und erlangte 1692 vom Kaiserhause
die Velehnung mit der neunten Kur. Sein Sohn
Georg Ludwig gewann durch Heirat mit Sophie Dorothea die Erbschaft von
Celle. Seine Gemahlin, die mit ihm in unglücklicher Ehe lebte, starb 1726 als
„Prinzessin von Ahlden" in Gefangenschaft auf diesem einsamen Schlosse. Cr selbst aber
bestieg als Georg I. 1714 den Thron von Großbritannien, da er durch seine Mutter,
die Enkelin Jakobs I. von England, der nächste protestantische Berechtigte war. Unter
seiner Regierung wurden die schwedischen, im Nordischen Kriege von Dänemark besetzten
Herzogtümer (früher Bistümer) Bremen und Verden durch Zahlung von 695713 Talern
gewonnen und später die Ansprüche Schwedens durch 1185476 Taler befriedigt.
Die englischen Könige bewahrten ihrem Stammlande, das im ganzen in ihrer
Abwesenheit unter der Geheimen Ratsbehörde ein friedliches Stilleben führte, un-
verminderte Zuneigung. Aber nur zu oft wurde dies Stilleben durch Kriege unter-
krochen, in die Hannover durch die englische Politik hineingezogen wurde. Die festlän-
dischen Gegner des unerreichbaren Inselreiches suchten durch Angriffe auf Hannover ihr
Mütchen zu kühlen, und so wurde unser Land mehrfach der Schauplatz feindlicher Einfälle,'
es wurde in den Spanischen, dann den Österreichischen Erbfolgekrieg, den Siebenjährigen
und alle Koalitionskriege der Revolutions- und Napoleonischen Zeit verwickelt.
Das Jahr 1757 brachte nach der unglücklichen Schlacht bei Hastenbeck, die der
Herzog von Cumberland vorzeitig verloren gab, die Besetzung durch den Marschall
d'estre'es und die Konvention von Zeven, infolge deren sich das aus Hannoveranern,
Hessen, Braunschweigern und Gothaern zusammengesetzte Koalitionsheer auflösen sollte.
Dies geschah indessen nicht, vielmehr lebte jenes Heer wieder auf und begann unter
dem Herzoge Ferdinand den glänzenden Siegesflug, der vor allem durch die Tage
1 Durch den Westfälischen Frieden war das seltsame Verhältnis geschaffen worden,
daß Osnabrück zwar als Bistum weiter bestehen blieb, aber abwechselnd von einem
katholischen Bischof und einem protestantischen Prinzen aus dem Hause Braunschweig-
Lüneburg regiert werden sollte.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Extrahierte Personennamen: Ernst August Georg_Ludwig Ludwig Georg_Ii Georg_Iii Karoline_Mathilde_von
\_Dänemark Georg_Iv. Wilhelm_Iv. Wilhelm_Iv. Ernst August Georg_V. Ernst August Ernst August Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Iii Friedrich Wilhelm Ernst August Jakobs_I._von_England Osnabrücks Georg_Ludwig Ludwig Sophie_Dorothea Jakobs_I._von_England Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Celle Hannover Celle Dänemark Bremen Schwedens Zeven Hessen Westfälischen Lüneburg
44 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1. Volksteile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen' Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten), seit dem 12. Iahrh. eingewanderte
Niederländer im Alten Lande- im Harze kleine Teile von Franken, Hessen
und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge (um 1520),
zum Mischstamme der Harzfranken vereinigt. Die slawischen Bewohner des
Wendlandes sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und ebenso ist es im
Werder gegangen, dem nordöstlichen Zipfel von Braunschweig, im Amte
Vorsfelde am Drömling, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo
noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott. Spuren slawischen
Wesens erstrecken sich, zum Teil in den Ortsnamen, über Goslar bis an die
Werra und im W über die Weser hinaus bis an die Hunte.
Wendisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, Friesisch noch
von 4035 Seelen gesprochen, von denen 3648 auf Ostfriesland Kommen,-
an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen ge-
treten, das als Volkssprache noch fast das ganze Gebiet beherrscht. Freilich
ist es durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt worden, hat aber doch
seinen Besitzstand zäher behauptet, als ihm geweissagt worden ist. Am Süd-
rande des Harzes von Osten bis nach Walkenried und Sachsa überwiegt der
mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die Bergstädte der
oberdeutschen (oberharzischen) Mundart angehören- aber die andern Teile
des Harzes, namentlich die Südwest- und die Nordwestseite, reden Niederdeutsch.
Der Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grundform bada — Wasser
entstanden.
Die niedersächsische Sprachgrenze gegen die mitteldeutschen Mundarten verläuft
in unserem Gebiete auf der Linie: Münden, Hedemünden, Niedergandern (an der Leine),
Weißenborn (nördlich von Heiligenstadt), Winzingerode (südöstlich von Duderstadt), um
den Nordrand des Ohmgebirges bis Holungen, Osterhagen, Sachsa, Wieda, Zorge,
Rothehütte, Hasselfelde, Güntersberge, Mägdesprung, Ballenstedt auf Calbe a. S. zu.
Sprachproben:
Oberharzisch aus „Schlachter Mä" [—Schlechter Mai]:
Die arm Bliemla gans verschreckt, Mersollne lahm2? Der Teifel ah!
Die halten sich in Eros verschteckt. De Barge weiß, dr Himmel gra,
Worim? Das losset er sich mant1 saan: Ne Kelt, ä Wetter lasterlich, —
Har kimmt ju wie der Wauwau ahn. Is dos ne Ornung? Schamer sich!
Stade: Nimmt nich äwel, sä de Voß,
Da harr he'n Goos bi'n Wickel [beim Kragen).
Calenberg: Stiew is dei Calenberger Dreck,
so tah [zäh] un stiew as „meck un deck".
Ostfriesland: Moi gahn un wahren [hübsche Kleider tragen und schonen).
Satt eten un sparen.
Braunschweig: Häseken, Häseken, verstick dik!
Wenn de Hund kummt, de bit dik!
Wenn de Jäger kummt, de schit dik!
1 nur. — 2 Wir sollen ihn loben?
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
46
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Die Bauernkunst, die farbenliebende, humorvolle, derbe, die mit treffsicherem
Sinne fast immer das für die Umgebung Geeignete, für den jeweiligen Zweck am
besten Verwendbare in Hausschmuck, Hausgerät, Kleidung, Wagen, Schiffen usw. zu
finden wußte, schwindet mit der ehemaligen Heimstätte. Ihre Erzeugnisse schmücken,
fremdartig dreinschauend, überallher zusammengekauft, die Zimmer der Städte, und
wohlmeinend müht sich jetzt die Volkskunde, den ländlichen Handwerker mit
neuem Mute zum Schaffen zu beleben.
Im Braunschweigischen reicht das sächsische Haus im ganzen südwärts etwa
bis an die Bahnlinie Hildesheim —Braunschweig — Helmstedt, mit Ausnahme der
Hauptstadt, deren älteste Häuser das Gepräge der thüringischen Abart des frän-
Kischen Hauses tragen, das südlich von jener Linie herrscht. Der Vorsfelder Zipfel
gehört zum Gebiete der Rundlingsdörfer. Im Lande Braunschweig wird noch besonders
viel das Walmdach gefunden, das alle vier Seiten des Langhauses deckt, an den
Längsseiten besonders tief herabreichend. Sprüche an den braunschweigischen Bauern-
häusern': „Gott gebe allen, die mich kennen, was sie mir gönnen."
Wo Gott nicht selber baut das Haus,
Da richtet keine Müh was aus.
Hier baun wir alle feste
Und sein nur fremde Gäste.
Gegenüber den vielen Klagen, daß unsere Landbevölkerung zu entarten drohe
durch das Einwandern fremdsprachiger Arbeiter, die anfangen sich dauernd nieder-
zulassen, ist festzustellen, daß Hannover 1910 nächst Hessen-Nassau mit 98,9 Hundert-
teilen Deutschredenden noch die „deutscheste" Provinz war. Es haben aber doch die
Fremdsprachigen seit 1995 um 15686 Seelen und im Tausendsatz der Bevölkerung
um 9,2 mehr zugenommen als die Deutschen. Polnischredende waren vorhanden, am
meisten mit 11,1 °/00 im Reg.-Bez. Lüneburg, im Kreise Blumenthal allerdings weit
mehr als Fabrikarbeiter, 7568 oder 2,57 °/00 Holländer, zumeist in Bentheim. —
Unsere beiden Länder besitzen einen wohlhabenden tüchtigen Bauernstand. Der
Hannoversche ist gehoben worden durch das „Höferecht", das die Stellung des „An-
erben" stärkt. Unter seinem günstigen Einflüsse ist 1885—1998 die Zahl der Höfe
von 64999 auf 78999 gestiegen.
2. Religion.
A. Hannover.
a) 2 504805 = 85,1 (85,59) % der Bewohner sind evangelisch. Davon
gehörten 1911: 2332607 = 79 °/0 der lutherischen Landeskirche an; in
der ötadt Hannover waren es 1910: 256767, in Linden 58828 Seelen. Dem
Landeskonsistorium zu Hannover sind untergeordnet die Konsistorien zu Hannover
und Aurich, sowie das kleine Bezirkskonsistorium zu Neustadt a. H. in der
Grafschaft Hohnstein. Der höchste Geistliche ist der Abt von Loccum. Vier
General-Superintendenturen. Landes- und Bezirkssynoden.
135601 =4,6°/0 sind Reformierte. Konsistorium zu Aurich, mit dem
lutherischen vereinigt; dort auch die einzige General-Superintendentur. Die
Reformierten wohnen zumeist in Ostfriesland, den Grafschaften Bentheim
und Lingen (also in der Nähe der überwiegend reformierten Niederlande),
in der Nähe von Bremen, in Hannover 6559, in Linden 2214.
b) Von den 405693 (13,8 gegen 12,4°/» im Jahre 1885) Katholiken
gehören die rechts der Weser wohnenden zum Bistum Hildesheim, die auf
1 Nach Andres, Braunschweiger Volkskunde.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
28
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
a. Fürstentum Göttingen, bis 1463 selbständige welfische Herrschaft.
Münden (auch Hannoversch-M) wird wegen seiner schönen Lage viel besucht. Im
Mittelalter war es ein wichtiger Stapelplatz, ging aber dann sehr zurück, 162«; durch
Tilly sast ganz zerstört; jetzt blüht es wieder durch Fabrikthätigkeit. Forstakademie.
80l6 E. — Dransfeld liegt 300 m hoch an dem Höhenübergange der Bahn nach
Göttingen, schon im 10. Jahrhundert als villa Gutingi erwähnt. Die einst
blühende Handelsstadt, die oft trotzig den wölfischen Fürsten widerstand, bis 1572 Mit-
glied der Hansa und zwar deren südlichstes war, aber unsäglich durch den Dreißigjährigen
Krieg gelitten hatte, hob sich erst wieder seit 1737 durch die Gründung der Universität,
die mit ihren Anstalten der Stadt ihr Gepräge verleiht (s. S. 43). Das gotische Rat-
haus stammt aus dem 14. Jahrh. 25500 E. — In der Nähe viele anmutige Punkte,
wie Mariaspring und das Thal von Reinhauseu-Bremke, „Bürgerthal" beuannt
nach dem Dichter Bürger, der hier als Amtmann lebte. Die Umgegend mit den „Gleichen"
und anderen Sehenswürdigkeiten ist durch die Gartethal-Bahn leicht zugänglich geworden.
— Im benachbarten Dorse Grone sind spärliche Überbleibsel der alten sächsischen Kaiser-
pfalz Grone aufgefunden.
Über den Flecken Nörten, der als ehemaliges Besitztum des Erzstistes Mainz
teilweise katholisch geblieben ist, sührt die Straße nach der Stadt Northeim, dem
Stammsitze des Grafengeschlechts, dem Otto von Northeim, der Gegner Heinrichs Iii.
und Iv., angehörte. Wegen der Zerstörung durch Tilly (1027) sollen 1637 nur 150 E.
vorhanden gewesen sein. Jetzt besitzt die Stadt, die ein wichtiger Knotenpunkt von
Bahnen ist, eine großartige Mühle an der Rhume und in der Umgegend viel Tabakbau.
70s4 E. — Neben der Bahn Northeim-Karlshafen: Moringen, mit einer Bessernngs-
anstatt für männliche Sträflinge, das Städtchen Hardegsen und das gewerbfleißige
Uslar, im Solling.
b. Das Unter-Eichsfeld, jetzt Kreis Dnderstadt, nur 224 qkm,
aber 25635 E., also 114 auf 1 qkm (s. S. 8), als ehemaliger Mainzer Be-
sitz fast ganz katholisch, 1815 mit Hannover vereinigt.
Duderstadt, in der fruchtbaren „Goldenen Mark", nährt sich von Korn- und
Tabakbau. Die ehemals berühmte Tuchmachern ist jetzt wieder aufgenommen. In
eigenartigem Fachwerke zum Teil im 15. Jahrh. erbautes Rathaus.
c. Fürstentum Grubenhagen, benannt nach der Burg auf dem 258 rn.
hohen Grebenhagen in der Nähe von Einbeck. Bis 1596 selbständige welfische
Herrschaft.
W. der Leine und in der Grasschaft Dassel: Salzderhelden, nach seinen
Salzquellen benannt *), Station der Bahn Göttingen-Hannover. An der Leine die Trümmer
der gleichn. Burg. Vou hier führt eine Nebenbahn an der Jlme hinauf nach Einbeck-),
einer alten Hansestadt, von deren früherer Bedeutung das eigenartige Rathaus und die
Münsterkirche zeugen. Einbeck, das durch den 30jährigen Krieg darniedergeworfen wurde,
hebt sich jetzt durch mancherlei gewerbliche Anlagen, namentlich durch das Wiederaufleben
der Bierbrauerei. Das Einbecker Bier, das im Mittelalter europäischen Ruf genoß
(denke an Herzog Erich I. und Luther auf dem Wormser Reichstage!), wird jetzt viel
über See geschickt. 8136 E.
Im Oberharz: Die 7 Bergstädte (s. S. 7) besitzen weder Wall noch Thore,
denn sie sind zumeist erst in jüngerer Zeit entstanden, nur Grund reicht bis in das
15. Jahrh. zurück. Zellerfeld ausgenommen liegen ihre niedrigen Häuser regellos zwischen
weiten Wiesen und Gürten dicht am Walde oder, wie in Andreasberg, übereinander an
steiler Bergeslehne. Die Doppelstadt Klausthal-Zellerseld zählt 13000 E. Ersteres,
Helden heißt wie Halle gleichfalls Salzwerk.
2) Dann weiter nach Dassel im Solling.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Tilly Dransfeld Otto Heinrichs Heinrichs Tilly Erich_I.
32
Landeskunde von Braunschweig und Hannover.
c. Übriges Elb gebiet.
An der Jeetzel die alte Stadt Dannenberg, auch ehemals ein Fürstensitz. —
An der arg versandeten Ilmenau: Üigen, zumeist Ackerbau treibende Stadt mit 8196
Lüneburg hat eine bedeutende geschichtliche Vergangenheit. Im 10. Jahrh. erbaute Otto
der Erlauchte auf dem Kalkberge das St. Michaeliskloster und Hermann Billung eine
Burg. Die Salzquelle, der Kalkberg und der Verkehrsweg nach der Elbe und Ostsee
(fons, mons, pons) schufen Lüneburgs Größe, deren Spuren an manchem alten Back-
steinbau zu erkennen sind. Bis in den 30jähr. Krieg hinein erwehrte sich die alte Hanse-
stadt der Landesherzöge; lange Zeit hatte sie ansehnlichen Verdienst an der Waren-
besörderung über die Heide, jetzt erholt sie sich durch rührige Fabrikthätigkeit. 22309 E.
Nahe bei Lüneburg der Flecken Bardowiek, dessen alte Handelsblüte 1189 durch Heinrich
den Löwen geknickt wurde; Dom, Vestigium Leonis.
Wie die meisten Städte in der Nähe unserer großen Flüsse und der See ist Har-
bürg am Rande einer Geestzunge erbaut, so daß es zugleich die Marsch berührt (Grund?),
und da diese Geestzunge bis an einen schiffbaren Elbarm vorspringt, so ist die Gunst
der Lage durch Anlegung von Häfen ausgenutzt, die weuigsteus mittelgroßen Seeschiffen
zugänglich sind. Es ist gleichsam ein Vorort Hamburgs, von dem es durch mehrere Elb-
arme und die große Insel Wilhelmsburg, mit dem großen gleichn. Dorfe, getrennt
ist. Elbbrücken, großartiger Blick auf die Elbe und Hamburg-Altona. Harburg besitzt über
300 eigene Schiffe und eine außerordentlich rührige Fabrikthätigkeit. 42579®. (1850: 3000).
4) Regierungsbezirk Stade, zwischen dem untersten Laufe der Weser und
der Elbe.
a. Herzogtum (Bistum) Verden [fehrkrt], 1648 schwedisch, .1715
hannoversch, das Land zwischen dem Lüneburgischen und Hoya und etwas n.-
wärts über die Wümme hinausreichend.
Verden, am r., hochgelegenen User der Aller, Hst. des von Karl d. Gr. gegrün-
deten Bistums, besitzt einen im Innern überaus schönen Dom. 9594 E. Die Verdener
Bischöfe hatten lange Zeit ihren Sitz in Rotenburg, Fl. au der Wümme. — An der
Weser und unmittelbar an der Grenze des Freistaats Bremen das Dorf Hemelingen,
der Fabrikort der Stadt Bremen, mit den mannigfaltigsten gewerblichen Anlagen, u. a.
einer großen Silberwarenfabrik.
b. Herzogtum (Erzbistum) Bremen, der übrige Teil des R.b. ohne
das Land Hadeln. Schicksale wie bei Verden.
Elbgebiet. Am Geestrande das gewerbfleißige Städtchen Buxtehude (d. i. Buchen-
gestade), an der Este, und Stade, freundlich gelegen an der Schwinge, bekannt seit dem
10. Jahrh. Die ehemals blühende Hansestadt wurde durch mancherlei Unglücksfälle, so
den großen Brand von 1659, arg geschädigt; lange Zeit Festung, früher viel genannt
wegen des Stader Elbzolls, jetzt Beamten- und Garnisonstadt. 10058 E. In der Nähe
ein Salzwerk. — Die Marschorte s. in der Tabelle S. 46. — Im Innern Bremervörde
(Vörde = Furt), an der Oste, lange Zeit Sitz der Bremer Erzbischöfe; treibt ganz bedeu-
tenden Torshandel und ist der Handelshasen der inneren Moore. Zeven [fen], Fl. un-
weit der Oste, bekannt durch die Konvention von 1757.
Wesergebiet. Die Marschorte s. in der Tabelle S. 46. Der bedeutendste ist das eine
großartige Wollwäscherei bergende Blumenthal, unterhalb der Lesum-Müudung.— Durch
die Nachbarschaft des bedeutenden Seehandelsplatzes Bremerhaven hat sich Lehe in jüngster
Zeit schnell zur Stadt und mit 19151 E. zum größten Orte dieses an Mittelstädten armen
R.b. entwickelt. S. von Bremerhaven Geestemünde, mit Geestendorf vereinigt, besitzt
einen ausgezeichneten, 1863 vollendeten Hafen, der zumeist dem Handel der Stadt Bremen
dient und namentlich Petroleum einführt, und den stattlichen, 1897 angelegten Fischereihafen.
17 440 E. Der ganze Kranz der Orte an der Geeste-Mündung enthält an 60000 E.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Otto Hermann_Billung Lüneburgs_Größe Heinrich Heinrich Karl_d Karl
Bevölkerung. — Volksteile. Religion.
35
Vii. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1) Volkstcile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen; Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten) und im Alten Lande; im Harze
kleine Teile von Franken, Hessen und Schwaben und Einwanderer aus dem
Sächsischen Erzgebirge (um 1520), zu dem Mischstamme der Harzfranken der-
einigt. Die slawischen Bewohner des Wen dl and es sind den Niedersachsen
ähnlich geworden, und ebenso ist es im Werder gegangen, dem n.ö. Zipfel
von Br., im Amte Vorsfelde am Drömliug, wo ehemals slawisches Volkstum
herrschte und wo noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott.
Friesisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, an seine Stelle
ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen getreten, das als
Volkssprache, freilich durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt, noch fast das
ganze Gebiet beherrscht. Am S.-Rande des Harzes von Osten bis nach Walken-
ried und Sachsa überwiegt der mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer,
während die Bergstädte der oberdeutschen (oberharzischen) Mundart an-
gehören: aber die andern Teile des Harzes, namentlich die S.w.- und die
N.w.-Seite reden uiederdeutsch. Der Name der Bode hingegen ist aus der
slawischen Grundform bada — Wasser entstanden.
Im Berg- und Hügellande des S.o. überwiegt bei der Landbevölkerung der zwei-
stöckige, aus Fach- und Flechtwerk errichtete fränkische Hausbaus. Das „Platzgebäude"
des wohlhabenden Friesen zerfällt in das von einem mächtigen Dache geschützte, im
Innern viergeteilte Wirtschafts- und das angehängte quadratische Wohngebäude. Der
größte Teil der Landleute aber verharrt bei dem sächsischen Hause, in dem sich das
ganze Wirtschaftsleben um die große Diele dreht. S. Bilder und Grundriß S. 47 f.
Das anheimelnde Strohdach aber weicht notgedrungen immer mehr dem Ziegeldach, und
städtische Bauweisen drängen sich immer mehr ein 2). Das Wahrzeichen des sächsischen
Hauses sind zwei Pferdeköpfe aus Holz, vorn am Giebel befestigt, auf dem Hause der
Altländer zwei Schwäne. Die Pferdeköpfe heißen auch wohl „Kraienstol" — Krähen-
stuhl oder „Ulensinrn" = Eulengiebel. Sind die Köpfe einander zugewandt, so scheinen
sie das ehemalige Gebiet der Langobarden, die nach außen schauenden dasjenige der
Sachsen zu bezeichnen. Die „Giebelsäulen" im Gebiete des Teutoburger Waldes, w. bei
Osnabrück, am Dümmer, n. bis Petershagen und Luthe bezeichnen vielleicht das Land
der Engern (?).
2) Religion.
Braunschweig.
a. 407112 (93,8 % gegen 95 % i. I. 1885) E. bekennen sich zur
lutherischen Landeskirche. Unter dem Konsistorium zu Wolfenbüttel stehen
4 Generalinspektionen und die Parochie Thedinghausen. Jede dieser Inspektionen
bildet eine eigene Synode, Kirchengesetze aber können nur vou der Landes-
Synode erlassen werden, die aus 14 geistlichen und 18 weltlichen Mitgliedern
besteht. Synodal-Ansschnß.
~ x~o un^ Geographie, Größte Ausgabe, Bilderanhang
0. D < V/~~— Ooz.
2) Das wirklich echte sächsische Haus wird immer seltener, so daß schon von dem
Plane geredet wird, ein solches abzubrechen und zur Erinnerung in der Hauptstadt
Hannover wiederaufzubauen.
3*
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
12
Ii. Landschaftskunde.
Lothar (f 1125) mit dem Königsnamen beehrt. Derselbe stiftete die herrliche romanische
Klosterkirche, in der er mit seiner Gattin ruht. Steinbrüche. - Östlich davon Süpplingen-
bürg, Stammsitz des gleichnamigen Geschlechts und damit Kaiser Lothars. - Zu den
Dörfern am Elm gehören das große Söllingen und Evessen, mit der „benagelten
Linde", einem uralten Baume auf einem 7 m hohen vorgeschichtlichen Grabhügel. In
den Baum haben durchwandernde Handwerksburschen eine Menge Nägel eingeschlagen.
4. Im siebenten Zuge der Dorn, im achten die Helmstedter Höhen,
links längs der obersten Aller, mit der Hochfläche des Lappwaldes. Zwischen
dem Ostrande des (Elms und dem Westrande der Helmstedter Höhen erstreckt
sich das große Helmstedter Braunkohlenlager, etwa 25 km lang und 6 km
breit, mit zahlreichen Schachten und mehreren Tagebauen. Die vielen Zucker-
siedereien im Brauuschweigischen und Magdeburgischen werden durch diese Kohlen
versorgt, und außerdem hat sich eine großartige Brikettfabrikation entwickelt.
An der Magdeburger Bahn Helmstedt (16), sehr alter Ort, entstanden um die
Klöster Marienberg und St. Ludgeri; dieses gegründet 798. Im Gebäude der hoch-
angesehenen Julius-Universität (1576-1811) jetzt ein Gymnasium. — Das Vordringen
des Kreises Helmstedt über die Aller hinaus bis in den Drömling (s. S. 22 und 31)
schafft den auf der Karte in die Augen fallenden Zipfel von Vsfjorsfelde. — Östlich
vom Drömling abgesondert in der Altmark der dünnbevölkerte Ag.-Bez. (Ealv[f]ördc,
an der Ohre.
Eine Stadt des Flachlandes ist auch das alte Braunschweig, au der Oker, vor
Hannover der Hauptort Niedersachsens, als Brunoswyk gelehnt an die alte Burg
Dankwarderode^, die jetzt wiederhergestellt ist, als Stadt gegründet von Heinrich dem
Löwen, der in Dankwarderode gewohnt hat und mit seiner Gattin im Dome ruht?
bald durch die Gunst der Lage an der Kreuzung großer Straßen eine blühende Handels-
stadt, seit 1247 Mitglied der Hanse, mit deren Verfall auch die Stadt sank. 1671 von
den welfischen Herzögen unterworfen, 1753 ihr Herrschersitz. Erst in den fünfziger
Iahren des 19. Iahrh. begann ein großartiger Aufschwung, gestützt auf ein dichtes
Eisenbahnnetz wie auf die wachsende Blüte des Landes, und die Bevölkerung stieg
von 42969 auf 85174 Einw. im Jahre 1885, auf 115138 im Jahre 1895, 136162 im
Jahre 1995 und 143552 im Jahre 1919, so daß das letzte Jahrfünft eine Zunahme
von 15,3 % gebracht hat. Mittelalterliches Gepräge der Altstadt mit ihren herrlichen
Kirchen, Rathaus, Brunnen, dem bronzenen Löwen und Holzbauten (s. Bilder 3. 73f.)'
rings umher neue Stadtteile. Seit alters bekannt Wurst und Mumme, aber durch
das Großgewerbe werden wichtigere Waren hergestellt' zwei Messen, Handel mit Getreide,
Spargel und Rübenzucker. — Im Nw Olper; Gefecht des Schwarzen Herzogs (s. S. 41)
am 1. August 1899; weiter nach W hin Vechelde, Wohnort und Grabstätte des großen
Führers im Siebenjährigen Kriege, des Herzogs Ferdinand.
Zum kreise Braunschweig gehört sodann, weit entfernt in der frucht-
baren Marsch am linken Weserufer zwischen Verden und Bremen, der Ag.-Bez.
Thedinghausen, mit trefflicher Pferde- und Rindviehzucht.
1 Siehe Bilderanhang S. 74.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Lothar_( Elms Heinrich_dem
Löwen Heinrich August Ferdinand
16
Ii. Landschaftskunde.
das sehenswerteste. So heißt Hildesheim mit Recht „das Nürnberg des Nordens".
Die aufblühenden Gewerbe verwerten namentlich die landwirtschaftlichen Erzeugnisse
der wohlhabenden Umgegend.
Im Vorlande an der Fuse. Große Eisenlager haben die Anlage der Hütten
und Walzwerke bei Groß-Ilsede und Peine veranlaßt. — Peine (17), in den
welsischen Fehden oft belagert, aber nicht eingenommen. „So was Peine maket so
feste, dat de Ule bleff fitten im Neste." Jetzt ist es namentlich durch das „Peiner
Walzwerk" einer unserer bedeutendsten Eewerbeorte.
Links von der Leine. Im 8 dringt in das herzynische Streichen unserer
Mittelgebirge der letzte Teil des nordsüdlich gerichteten Hessischen Berg-
landes ein, und von den vulkanischen Kuppen, welche diesem eigentümlich
sind, ist mehr als ein halbes Dutzend über unser Gebiet ausgestreut. In ihnen
sind wertvolle Basaltbrüche erschlossen.
3) Südwestlich von der Werra, zwischen ihr und der Fulda, größernteils
im Hessischen, der Kausunger Wald? weiter südöstlich der Meißner dessen
sargähnlicher, aus Basalt ausgebauter Rücken, 750 m hoch, 500 m über der
Umgebung, im Leinetale bis halbwegs nach Hannover sichtbar ist.
d) Gegenüber dem mit mächtigen Burgtrümmern geschmückten H an st ein,
am Rande des Oberen Eichsfeldes, beginnt im W zwischen Leine und Weser
ein Bergland ohne Gesamtnamen, zuweilen als Grubenhagener Berge be-
zeichnet nach dem alten Fürstentum Grubenhagen 2.
Unter den hier hervorbrechenden Basaltkuppen ist die bedeutendste der Hohe-
Hägen (508 m), der einen dem Andenken des großen Mathematikers (Bauß gewidmeten
Turm trägt, ist die Bramburg bei Hardegsen die nördlichste rechts der Weser
(461 m). Über die Gebirgshöhe führt in kunstvoller Steigung bei Dransfeld die
Bahn Göttingen-Münden.
Im V/ längs der Weser der Bramwald (448 m).
Münden (auch Hannoversch-Münden —11), in einem prachtvollen, bewaldeten
Kessel, an dessen Hängen sich seine Landhäuser hinaufziehen, mit seinen alten Türmen
prangend. Im Mittelalter war es ein wichtiger Stapelplatz an der Stelle, „wo Werra
sich und Fulda küssen", ging aber dann sehr zurück, 1626 durch Tilly fast ganz zerstört-
jetzt blüht es wieder durch Fabriktätigkeit. Forstakademie.
c) Der Solling (528 m) ist eine mit prächtigem Walde bestandene, im
Innern wenig besiedelte, sast kreisrunde Sandsteinmasse, deren malerische Ränder
die Weser bis Holzminden begleiten. Hirsche, Rehe und Schwarzwild. Sollinger
„Platten" und an den Talausgängen überraschende Anfänge von mancherlei
Industrien, welche die billigere Arbeitskraft benutzen. Randorte des Solling:
An der Bahn Northeim-Carlshafen: Moringen, mit einer Besserungsanstalt
für männliche Sträflinge, das Städtchen Hardegsen, mit altem wölfischen Schlosse,
und das gewerbfleißige Uslar.
An der Weser: Stolz über dem Flusse Schloß Fürstenberg (braunschweigisch),
mit altbekannter Porzellanfabrik.
Holzminden, braunschweigisch (16), an der Holzminde und Weser, die Hafenstadt
für den 'Solling, als I-ioltesm^nns seit dem 9. Iahrh. bekannt. Sehr besuchte
1 Im Volksmunde Wissener benannt nach den weiten Wiesen aus seinem breiten
Scheitel. Jetzt sind sie zum Teil aufgeforstet. Der Name Meißner muß aus irgend-
einem Irrtum entsprossen sein.
^ Die Trümmer des Schlosses dieses Namens liegen südwestlich von Einbeck.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]