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1. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 19

1890 - Berlin : Gaertner
— 19 — pfinde, daß ich während des vergangenen Feldzuges nicht durchführen konnte, was ich mir vorgenommen hatte, und daß ich mich mit meiner Armee nach Schlesien habe zurückziehen müssen; aber obgleich ich alle möglichen Anstrengungen gemacht habe, eine Entscheidung herbeizuführen, war doch alles vergeblich, da der Feind beständig entweder hinter großen Seen und Sümpfen, oder auf hohen und steilen Gebirgszügen Stellung nahm, wo er durchaus unangreifbar war. Inzwischen hat mir der Feind durch die außerordentlich große Anzahl seiner leichten Truppen den Unterhalt unendlich erschwert, was ihm wohl nicht so gut gelungen sein würde, wenn er nicht alle Bewohner des platten Landes für sich gehabt hätte, und wenn nicht das äußerst ungleichmäßige und schwierige Böhmerland, in welchem man von Viertelstunde zu Viertelstunde aus Engpässe, Sümpfe und sehr dichte Wälder trifft, es seinen Streifcorps leichter Truppen so bequem gemacht hätte, mir die Wege für meine Zufuhr zu versperren. Und da ich durch das treulose Mauöver des sächsischen Hofes und durch die sehr gebirgige sächsische Grenze, deren Pässe verschanzt und von sächsischen Truppen besetzt waren, von meinem Lande abgeschnitten war, und da außerdem der Marschall Traun beabsichtigte, mir nach Kuttenberg zuvorzukommeu, wodurch er mich von Schlesien abgeschnitten hätte, so sah ich mich, indem mir kein anderer Ausweg blieb, vor die Wahl gestellt, meine Armee aus Mangel au Nahrungsmitteln umkommen zu sehen, oder Böhmen aufzugeben. Da ich das letztere gewählt habe, bin ich nur zu sehr davon überzeugt, daß Ihr Scharfsinn es nicht billigt. Es fehlt mir indes nicht an Hülfsmitteln, im nächsten Frühling einen Feldzug zu unternehmen, welcher unsere Feinde in dieselbe Verlegenheit bringen wird, der sie jetzt eben entschlüpft sind; und da mir die Zeit nicht erlaubt, mich über diese Angelegenheit jetzt weiter zu verbreiten, indem ich im Begriff stehe, nach Berlin zu reifen, um einige Anordnungen zu treffen, werde ich, sobald ich dort angekommen bin, nicht verfehlen, Ihnen weiteres hierüber mitzuteilen und Ihnen gleichzeitig einen ziemlich ausführlichen Bericht zu senden über alles, was sich während dieses Feldzuges ereignet hat . . . Friedrich. 149. 3mx Arterie über Leopold von Dessau. Prinz August Wilhelm von Preußen1 schreibt an Fouque: Der Tod des alten Fuhrmanns ist so rasch gekommen, daß er nicht Zeit hatte, das Geringste zu äußern, als er das Ende fühlte. Ich glaube, daß jeder Soldat ihn beklagen muß, da er in der Kriegskunst ein großer Mensch war. Wenn Menschlichkeit mit seiner Tapferkeit und Begabung sich.vereinigt hätte, würde er vollkommen gewesen sein. Aber das Schicksal gönnt den Menschen nicht die Vereinigung aller Tugenden; 2*

2. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 20

1890 - Berlin : Gaertner
— 20 — es ist schon günstig, wenn das Laster die guten Eigenschaften nicht überwiegt. In dieser Lage finde ich nach meinem Urteil den Verstorbenen nicht und begnüge mich, ihn als Soldaten zu beklagen. Friedrich der Große sagt in den brandenburgischen Memoiren: Der Herzog von Anhalt war ein Mensch von heftigem und halsstarrigem Charakter. Feurig, aber vorsichtig in seinen Unternehmungen, vereinigte er mit der Tapferkeit eines Helden die Erfahrungen der schönsten Feldzüge des Prinzen Eugen. Seine Sitten waren rauh, sein Ehrgeiz schrankenlos; erfahren in der Belagerungskunst, ein glücklicher Krieger, ein schlechter Bürger und aller Unternehmungen eines Marius und Sulla fähig, wenn das Schicksal seinen Ehrgeiz in derselben Weise wie den dieser Römer begünstigt hätte . . . Der Fürst von Anhalt überragte alle anderen Generäle; er hatte die glänzendsten Maßregeln bei der Hand und besaß das allgemeine Vertrauen der Truppen; er war es, der die Armee Styrums bei Höchstädt durch einen vorzüglichen Rückzug rettete; er trug viel bei zum glücklichen Ausgang der zweiten, für die Franzosen so unheilvollen Schlacht bei Höchstädt; er war es, den der Prinz Eugen gleichsam als den zweiten Sieger von Turin 2 anerkannte. Dieser Fürst vereinigte große Klugheit mit seltener Tapferkeit, aber bei vielen großen Eigenschaften hatte er nicht viel gute. 150. Friedrich Ii. über den Sieg bei Lowosih. Frieäricü an Stfiroerin. Der Prinz von Bevern hat sich so sehr ausgezeichnet, daß ich ihm das größte Lob zollen muß. Mit 24 Bataillonen haben wir 72 in die Flucht gejagt und, wenn Sie wollen, 300 Kanonen. Über die Truppen werde ich Ihnen nichts sagen, Sie kennen dieselben. Aber seit ich die Ehre habe, sie zu kommandieren, habe ich noch nicht solche Wunder der Tapferkeit gesehen sowohl seitens der Kavallerie, wie seitens der Infanterie. Die Infanterie ist in umhegte Weinberge, in vermauerte Häuser eingedrungen; sie hat von 7 Uhr morgens bis 3 Uhr nachmittags eine Kanonade und Gewehrfeuer ausgehalten, und vor allen Dingen den Sturm auf Lowositz, welcher ohne Unterbrechung fortgesetzt wurde, bis der Feind vertrieben war. Ich hatte mein Augenmerk besonders daraus gerichtet, die Höhe zu meiner Rechten zu halten; das hat, glaube ich, die ganze Schlacht entschieden. Zeigen Sie, bitte, die anliegende Skizze Fouque; er würde mir's nie verzeihen, wenn er. sie nicht zu sehen bekäme. Ich habe gesehen, daß diese Leute nur in gesicherten Stellungen etwas wagen, und daß man sich sehr hüten muß, sie leichtfertig anzugreifen. Sie sinnen mehr

3. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 24

1890 - Berlin : Gaertner
— 24 — 159. Friedrich Ii. über die Schlacht bei Kunersdorf. (Schröder, a. a. O. S. 149 f.) Ün den Grafen von Finkenstein. Ich habe heute morgen um 11 Uhr den Feind angegriffen. Wir haben sie bis an den Judenkirchhof^**) zurückgedrängt nahe bei Frankfurt. Alle meine Truppen waren im Feuer und thaten Wunder; aber dieser Kirchhof hat uns eine Menge Menschen gekostet. Unsere Leute gerieten in Verwirrung; ich habe sie dreimal wieder gesammelt; zuletzt dachte ich, selber gefangen genommen zu werden, und ich mußte das Schlachtfeld räumen. Mein Anzug ist durchlöchert von Schüssen; zwei Pferde sind unter mir getötet; mein Unglück ist, noch zu leben; unser Verlust ist sehr beträchtlich. Lou einer Armee von 48 000 Mann habe ich augenblicklich nur noch 3000 Mann. Alles flieht, und ich bin nicht inehr Herr meiner Leute. Man wird gut thun, in Berlin auf seine Sicherheit zu denken. Dies ist eine furchtbare Niederlage; ich werde sie nicht überleben; die Folgen der Schlacht werden schlimmer sein, als die Schlacht selbst. ^ Ich habe keine Hülssquellen mehr, und ich halte, um die Wahrheit zu gestehen, alles für verloren. Ich werde den Verlust meines Vaterlandes nicht überleben. Leben Sie wohl anf ewig! 163. Friedrich an d'argens nach dem Sieg bei Liegnitz. (Schröder, a. a. O. S. 156.) Reuffendorf, den 18. Sept. 1760. Ihre beiden Briefe habe ich erhalten, mein lieber Marquis. In der That, ich bin einer sehr großen Gefahr entgangen, und bei Liegnitz hatte ich alles Glück, welches meine Lage mit sich brachte. In einem gewöhnlichen Kriege würde das viel sein, in diesem ist diese Schlacht nur ein Scharmützel, und im allgemeinen sind meine Angelegenheiten dadurch nicht vorgerückt. Ich will Ihnen keine Klagelieder singen, noch Sie durch die Gegenstände meiner Befürchtungen und Besorgnisse beunruhigen; aber ich versichere Sie, daß diese groß sind. Die Krisis, in der ich mich befinde, nimmt eine andere Gestalt an; aber noch ist die Lösung des Knotens nicht zu erwarten. Ich brenne an einem langsamen Feuer; ich bin wie ein Körper, den man verstümmelt, und der täglich einige von seinen Gliedern verliert. Der Himmel stehe uns bei, wir haben es sehr nötig. Sie sprechen immer von meiner Person. Sie sollten doch wissen, daß es nicht notwendig ist, daß ich lebe, wohl aber, daß ich meine Pflicht

4. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 29

1890 - Berlin : Gaertner
— 29 - bei Eurer Majestät erfahren habe, daß ich nicht umhin kann, Eurer Majestät noch schriftlich zu wiederholen, wie tief mich die Beweise der Freundschaft und des Vertrauens berührt haben, und wie befriedigt ich bin, in Eurer Maj. die persönliche Bekanntschaft eines Mannes gemacht zu haben, der das obwohl alte Sprichwort bollständig Lügen straft, daß das Große berliert, wenn man es zu nahe betrachtet. Die so richtigen, so menschenfreundlichen und scharfsichtigen Gedanken, die Eure Maj. in Bezug aus die allgemeinen Verhältnisse mir darzulegen die große Güte hatten, haben mir biel Freude bereitet, weil ich darin die bollständigste Übereinstimmung mit denjenigen gesunden habe, welche meine erhabene Mutter und ich in Rücksicht ans Staatsangelegenheiten hegen. Es steht daher, indem wir so aufrichtig uns ausgesöhnt haben, nichts im Wege, was uns bernünstigerweise berhindern könnte, künftig zwischen uns ebenfobiel Vertrauen und gute und freimütige Freundschaft zu begründen und walten zu lassen, als ich bisher zu meinem großen Bedauern Mißtrauen habe herrschen sehen; diese häßlichen Gesinnungen werden, hoffe ich, von jetzt an für immer gegenstandslos zwischen uns sein. Um daher die allgemeine Ruhe noch sicherer zu machen, bespreche ich hiermit Eurer Majestät im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und für meine Person auf Königstreue und Ehrenwort, daß, wenn je sich das Kriegsfeuer zwischen England und den Häusern Bourbon entzünden sollte, ich den glücklich zwischen uns wiederhergestellten Frieden treulich halten werde, und daß wir selbst in dem Falle, daß ein anderer Krieg, dessen Veranlassung gegenwärtig borauszusehen unmöglich ist, ausbrechen sollte, den jetzigen Besitzungen Eurer Majestät gegenüber strengste Neutralität beobachten werden, wie Eure Majestät mir dasselbe in Bezug auf unsere Besitzungen besprechen wollen. Ich würde entzückt fein, wenn unter anderm diese Abmachung eine der glücklichen Folgen unserer Zusammenkunft sein könnte und den Boden ebnen würde zu weiteren nicht nur für uns beide, sondern auch für unsere Völker, ja, ich wage zu behaupten, für die ganze Menschheit bor-teilhaften Verbindungen. Kann ich Eurer Majestät die Wirkung, die Sie auß mich ausgeübt haben, beschreiben? Nein. Denn die lautere Wahrheit würde Eurer Majestät Bescheidenheit als Schmeichelei erscheinen. Ich beschränke mich deshalb aus die Bitte, Eure Majestät wolle glauben, daß die Gesinnungen hoher Achtung und aufrichtiger Freundschaft, die Sie mir eingeflößt haben, nie aufhören werden, und daß ich stets sein werde Eurer Majestät guter Bruder Joseph.

5. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 30

1890 - Berlin : Gaertner
— 30 — 168. Friedrich d. Gr. an Finken kein über die Zusammenkunft in Neiße. 7. September 1769. Mein lieber Graf, ich sende Ihnen den Rest über die Zusammenkunft; Sie werden aus diesen wichtigen Stücken erkennen, daß wir zwischen uns einen Neutralitätsvertrag für Deutschland im Fall eines Krieges zwischen Frankreich und England geschlossen und uus das Versprechen gegeben haben, uns nicht gegenseitig anzugreifen, vorausgesetzt, daß andere Verwickelungen uns nicht anderswohin drängen. Das ist um so besser, als ich nicht in irgend einem Vertrag mit England stehe, und die Russen (schlimmstenfalls) mich höchstens mit Schweden oder Polen in Händel bringen können. Zudem ist der Kaiser sehr offenherzig, und ich bin fast moralisch gezwungen anzunehmen, daß er nicht übel, sondern im Gegenteil sehr wohl gegen mich gesinnt ist. Übrigens drängt die Politik die Fürsten oft zu Versprechungen und Maßregeln, welche sie zwingen, gegen ihre Neigung zu handeln, so daß ich mich für die Zukunft nicht verbürgen will. Es ist notwendig, alle diese Stücke sorgfältig in dem geheimen Archiv anfznbewahren als ein Denkmal der Versöhnung, oder, wenn Sie wollen, als eine Erneuerung des Dresdener Friedens. Leben Sie wohl, mein lieber Graf! Teilen Sie mir es mit, wenn Sie die Sachen nicht auch so betrachten. 169. Maria Theresia über die Teilung Polens. (Arneth, Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde. 1. Bd., Vorwort Xvii. Wien 1881.) . . . Firmian*) wird ein großes Schriftstück und politische Instruktionen über unsere Lage erhalten, sowie über unsere Verbindlichkeiten gegen Rußland, Preußen und die Türken, besonders aber über die unglückselige Teilung Polens, die mich zehn Jahre meines Lebens kostet. Du wirst den ganzen unseligen Gang dieser Angelegenheit sehen. Durch wie lange Zeit habe ich mich dagegen gewehrt! Nur die Schlag auf Schlag sich folgenden Unglücksfälle der Türken; die Aussichtslosigkeit, vou Frankreich oder England Beistand zu erhalten; die Wahrscheinlichkeit, allein einen Krieg gegen Rußland und Preußen führen zu müssen; Elend, Hungersnot und verderbliche Krankheiten in meinen Ländern zwangen mich, einzugehen auf diese unseligen Vorschläge, die einen Schatten werfen auf meine Regierung. Gott wolle, daß ich dafür nicht noch in der anderen Welt zur Verantwortung gezogen werde. Ich gestehe Dir, ich

6. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 33

1890 - Berlin : Gaertner
— 33 — 172. Joseph Ii. gegen Glaubenszrvang?) Turas, den 23. Sept. 1777. Teuerste Mutter! Meine Pflicht und der unausgesetzte Eifer, den ich Ihrem Dienste und Ihrem Ruhme gewidmet habe, zwingen mich, Ihnen demütigst vorzustellen, daß die Vorschriften, die kürzlich in Bezug auf die Reformierten in Mähren erlassen worden sind, und von denen ich Ihnen die Abschrift zu übersenden mir gestatte, allen von jeher anerkannten Grundsätzen, welche unsere Religion und eine gute Verwaltung und schon der gesunde Menschenverstand fordern, so sehr entgegengesetzt sind, daß ich nicht den geringsten Zweifel hege, Ihr Scharfblick wird, sobald Sie Kenntnis davon genommen haben, die notwendige und auch schnelle Abhülfe zu finden wissen. Kann man sich etwas Abgeschmackteres vorstellen, als das, was diese Vorschriften enthalten? Wie, um die Leute zu bekehren, sie zu Soldaten machen, in die Bergwerke schicken, oder zu öffentlichen Arbeiten verwenden! Das ist seit den Zeiten der Verfolgungen zu Beginn der lutherischen Reformation noch nicht dagewesen; das würde von unberechenbaren Folgen sein. Ich fühle mich verpflichtet, auf das entschiedenste zu erklären, und ich werde es beweisen, daß, wer auch diese Verordnung erdacht hat, der unwürdigste Ihrer Diener ist und folglich ein Mensch, der nur meine Verachtung verdient, weil er ebenso thöricht wie uichtswürdig ist. Ich bitte Eure Majestät demütigst, sich in dieser überaus wichtigen Angelegenheit von anderen Personen beraten zu lassen, als die sind, welche solche Sachen ersinnen, und indem ich hoffe, daß Eure Majestät durch Aufhebung dieser Verordnung schnelle Abhülfe schaffen wird, fühle ich mich gedrungen, gleichzeitig demütigst zu versichern, daß, wenn solche Sachen während meiner Mitregentschaft sich ereignen sollen, Eure Majestät erlauben wird, den meinem Wunsche so sehr entsprechenden Entschluß zu fassen, der ganzen Welt wissen zu lassen, indem ich mich von allen Geschäften zurückziehe, daß ich in dieser Angelegenheit mich auf nichts einlasse und für nichts einstehe. Mein Gewissen, meine Pflicht und meine Ehre fordern das. Eure Majestät wird die Form, in der ich mich ausdrücke, verzeihen; sie entspricht meiner Überzeugung und meinem Gefühl, und der Gegenstand ist von hoher Bedeutung. Einzig von Eurer Majestät wird der Ausgang abhängen, den ich immer mit der ehrfurchtsvollsten Ergebenheit erwarten werde. Ich küsse demütigst Ihre Hand und verbleibe . . . Schilling, Übersetzungen. 3

7. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 35

1890 - Berlin : Gaertner
-Zö- Um sich von dem geringen Geschmack, der auch noch gegenwärtig in Deutschland herrscht, zu überzeugen, brauchen Sie nur in die öffentlichen Schauspiele zu gehen. Sie werden dort die abscheulichen, in unsere Sprache übersetzten Stücke von Shakespeare aufführen sehen und alle Zuschauer vor Entzücken über diese lächerlichen, den Wilden Canadiens angemessenen Possen außer sich finden. Ich nenne sie so, weil sie gegen alle dramatischen Regeln verstoßen. Diese Regeln sind weit entfernt von Willkür, Sie finden sie in der Poetik des Aristoteles, wo die Einheit des Ortes, der Zeit und der Handlung als die alleinigen Mittel, eine Tragödie fesselnd zu gestalten, vorgeschrieben sind . . . Man kann Shakespeare diese wunderlichen Verirrungen verzeihen, denn die Kunst stand damals noch in ihren Ansängen. Aber da sehen Sie ferner einen Götz von Berlichingen auf der Bühne erscheinen, diese abscheuliche Nachahmung der schlechten englischen Stücke, und das Parterre klatscht Beifall und verlangt stürmisch die Wiederholung solch widerlicher Plattheiten . . . Da sehen Sie denn, mein Herr, die verschiedenen Hindernisse, infolge deren wir nicht so gute Fortschritte gemacht haben, wie unsere Nachbarn; doch werden die letzten nicht selten die ersten. Das kann bei uns rascher geschehen, als man glaubt, wenn die Fürsten Geschmack an der Litteratur gewinnen, wenn sie die, welche sich damit beschäftigen dadurch aufmuntern, daß sie die Hervorragendsten auszeichnen und belohnen. Wenn wir Medicäer haben, werden wir auch Genies erblühen sehen. Wo ein Auguftus ist, giebt es auch einen Vergil. Wir werden unsere Klassiker haben; jeder wird sie lesen, um sich zu bereichern; unsere Nachbarn werden deutsch lernen; die Hose werden es mit Entzücken sprechen; und es wird geschehen, daß unsere verfeinerte und vervollkommnete Sprache sich zu Gunsten unserer guten Schriftsteller von einem Ende Europas bis zum andern ausbreitet. Diese schönen Tage unserer Litteratur sind noch nicht gekommen, aber sie nahen. Ich kündige sie an, sie werden erscheinen. Ich sehe sie nicht mehr, mein Alter versagt mir diese Hoffnung. Ich bin wie Moses: ich sehe das Land der Verheißung von ferne, aber ich werde es nicht betreten. Verzeihen Sie diesen Vergleich. Ich will Moses nicht in seiner Würbe schmälern und mich nicht etwa neben ihn stellen; und was die schönen Tage der Litteratur betrifft, die wir erwarten, so gelten sie mir mehr, als die kahlen und biirren Felsen des unfruchtbaren Jdnmäa. 178. dem Testamente Friedrichs des Großen. (Preuß, a. a. O. Iv, 277 ff.) Unser Leben ist ein flüchtiger Übergang von dem Augenblicke der Geburt zu dem des Todes. Die Bestimmung des Menschen während 3*

8. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 42

1890 - Berlin : Gaertner
— 42 — und mit ihnen von vorne herein nach Bestätigung der Vollmachten die ganze Reihe der großen Arbeiten teilen zu wollen, welche die Wiedergeburt Frankreichs bewirken sollen. 183. Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte? In der Überzeugung, daß die Unkenntnis, das Vergessen, oder die Geringschätzung der Menschenrechte die alleinigen Ursachen der öffentlichen Mißstände und der Verderbtheit der Behörden sind, haben die in der Nationalversammlung vereinigten Vertreter des französischen Volkes beschlossen, in einer feierlichen Erklärung die natürlichen, unveräußerlichen und geheiligten Rechte des Menschen bekannt zu geben, damit diese Erklärung allen Gliedern des Gesellschaftskörpers beständig vor Augen sei und ihnen unaufhörlich ihre Rechte und ihre Pflichten ins Gedächtnis zurückrufe; damit die Handlungen der gesetzgebenden und der ausübenden Gewalt größerer Achtung begegnen, indem sie in jedem Augenblick mit dem Zweck der ganzen Staatseinrichtung verglichen werden können; damit ferner die hinfort auf einfache und unbestreitbare Grundsätze gestützten Beschwerden der Bürger der Aufrechthaltung der Verfassung und der allgemeinen Wohlfahrt dienen. Die Nationalversammlung erkennt daher an und giebt in Gegenwart und unter dem Schutze des höchsten Wesens die folgenden Menschen-und Bürgerrechte bekannt. Artikel 1. Die Menschen werden frei und an Rechten gleich geboren und bleiben es. Die gesellschaftlichen Unterschiede können nur aus den allgemeinen Nutzen begründet werden. Artikel 2. Der Zweck jeder staatlichen Vereinigung ist die Erhaltung der natürlichen und unverjährbaren Menschenrechte. Das sind die Rechte auf Freiheit, Eigentum, Sicherheit und Widerstand gegen Unterdrückung. Artikel 3. Der Ursprung jedes Hoheitsrechtes (souverainete) liegt wesentlich in der Nation. Keine Körperschaft, kein Individuum kann mit einer Machtvollkommenheit bekleidet werden, die nicht ausdrücklich von ihr ausgeht. Artikel 4. Die Freiheit besteht in der Macht, alles das zu thun, was einem anderen nicht schadet; die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen hat also nur die Grenzen, die den anderen Glie- dern der Gesellschaft den Genuß derselben Rechte sichern. Diese Grenzen können nur durch das Gesetz bestimmt werden. Artikel 5. Das Gesetz hat nur Handlungen zu verbieten, die der Gesellschaft schädlich sind. Nichts darf verhindert werden, was nicht durch das Gesetz verboten ist, und niemand darf zu etwas gezwungen werden, was das Gesetz nicht befiehlt.

9. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 45

1890 - Berlin : Gaertner
— 45 — Was ist geschehen in der Bewegung, in welcher wir seit vier Jahren leben? Volksbelastende Privilegien sind abgeschafft, die Gedanken der Gerechtigkeit und Gleichheit allgemein verbreitet, überall hingedrungen; die Ansicht von den Rechten des Volkes hat das Gefühl für dieselben gerechtfertigt, ihre feierliche Anerkennung ist eine heilige Lehre geworden; der Haß gegen den Adel, den das Lehnswesen seit lange eingeflößt, ist grimmiger geworden durch den offenbaren Widerstand, den die meisten Adeligen der Konstitution geleistet, weil diese jenes Wesen vernichtet. Im ersten Jahre der Revolution sah das Volk in diesen Adeligen nur Männer, die ihm gehässig wegen der erdrückenden Privilegien, derkn sie genossen; allein es hätte nach Vernichtung derselben auch den Haß fahren lassen, wäre es nicht durch das seitherige Benehmen des Adels in allen den Gründen bestärkt, die es genötigt, ihn zu fürchten und zu be-kämpfen als einen unversöhnlichen Feind . . . Die Erklärung der Menschenrechte ist ein Evangelium und die französische Verfassung eine Religion geworden, für welche das Volk bereit ist, in den Tod zu gehen . . . Bei diesem Zusammenstoß der verschiedenen Interessen haben alle Gefühle den Ton der Leidenschaft angenommen. Vaterland ist kein Wort, das etwa die Phantasie sich gefiele zu verschönen; es ist ein Wesen, dem man Opfer bringt, dem man sich wegen der Sorgen, die es uns macht, jeden Tag inniger anschließt; das man erschaffen hat unter großen Anstrengungen, das man erzieht unter Bekümmernissen, und das man eben so sehr um derentwillen liebt, was es uns gekostet, als um das, was wir von ihm hoffen; jeder Angriff auf dasselbe ist nur ein Mittel, die Begeisterung dafür zu entflammen. Bis zu welchem Punkt aber muß sich diese Begeisterung steigern, wenn feindliche Mächte im Auslande in Einverständnis treten mit inneren Ränken, um die unseligsten Anschläge auszuführen? Die Gähruug ist in allen Teilen des Reiches ungeheuer; sie wird auf eine schreckliche Art zum Ausbruch kommen, wenn nicht endlich ein wohlbegründetes Vertrauen auf die Gesinnungen Ew. Majestät sie beruhigt. Dies Vertrauen aber läßt sich nimmer erbauen aus bloßen Versicherungen, es kann keine andere Grundlage haben, als Thaten . . . So sind z. B. zwei wichtige Dekrete erlassen; beide sind gleich wichtig für die öffentliche Ruhe und das Heil des Staats. Die Verzögerung ihrer Sanktion flößt Mißtrauen ein und wird, wenn sie länger dauert, Unzufriedenheit erregen und, ich darf es wohl fageu, bei dem gegenwärtigen ©ähren der Geister kann die Unzufriedenheit zu allem führen . . . Das Benehmen der Priester in vielen Gegenden und die Vorwände, welche der Fanatismus den Mißvergnügten an die Hand gegeben, haben ein weises Gesetz gegen die Ruhestörer hervorgerufen. Ew. Majestät gebe demselben Ihre Bestätigung; die öffentliche Ruhe verlangt, das Heil der Priester selbst erheischt sie dringend. Tritt dies Gesetz nicht in Kraft, so sind die Departements, wie es schon überall geschieht, gezwungen, statt seiner Gewaltsamkeiten anzuwenden, und das ausgebrachte Volk wird es durch Frevelthaten ersetzen.

10. Übersetzungen zu dem Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit - S. 46

1890 - Berlin : Gaertner
— 46 — Die Anschläge unserer Feinde, die Unruhen in der Hauptstadt, die ungemeine Besorgnis, welche das Benehmen Ihrer Leibwache erzeugt hat, und die noch genährt wird durch die Zeichen der Zufriedenheit, welche derselben von seiten Ew. Majestät in einer unter dm gegenwärtigen Verhältnissen wahrhaft unpolitischen Proklamation zu teil geworden; die Lage von Paris, seine geringe Entfernung von der Grenze: alles dies macht das Bedürfnis eines Lagers in der Nähe fühlbar. Diese Maßregel, deren Weisheit und dringende Notwendigkeit sich_ allen Gutmeinenden aufgedrängt hat, harrt nur noch auf die Bestätigung Ew. Majestät. Warum müssen Ihnen Verzögerungen da den Schein der Unwillfährigkeit geben, wo Ihnen schleuniges Verfahren Dank erwerben würde? Schon haben die gegen diese Maßregel gerichteten Versuche des Generalstabes der Pariser Nationalgarde den Argwohn erregt, als hanble er auf höhere Eingebung; schon erwecken die Deklamationen einiger übertriebenen Demagogen den Verdacht eines Einverständnisses mit bett Tobfeinden der Konstitution, schon stellt die öffentliche Meinung die Absichten Ew. Majestät bloß: noch eine kurze Frist, und das trauernde Volk wird in seinem Könige nichts anderes zu sehen glauben, als den Freund und Mitschuldigeu der Verschwörer. Gerechter Himmel! Sollten die Mächtigen der Erde mit Blindheit geschlagen sein, daß sie nur die Ratschläge befolgen, die sie ins Verderben stürzen müssen! ..." Paris, 10. Juni 1792. Im 4. Jahre der Freiheit. Roland. 185. Des Herzogs von Braunschweig Manifest an die Franzosen. (Thiers, a. a. O. 4. Teil, S. 56 ff.) Ihre Majestäten der Kaiser und der König von Preußen haben mir das Kommando ihrer vereinigten und an der Grenze Frankreichs aufgestellten Heere anvertraut; ich will daher den Bewohnern des Königreichs die Gründe auseinandersetzen, welche die beiden Herrscher zu solchen Maßregeln veranlaßt haben, und die Absichten, welche sie leiten. Nachdem diejenigen, welche die Zügel der Verwaltung an sich gerissen, die Rechte und Besitzungen deutscher Fürsten in Elsaß und Lothringen willkürlich unterdrückt, die gute Ordnung und die rechtmäßige Regierung im Innern gestört und gestürzt, gegen die geheiligte Person des Königs und seiner erhabenen Familie Attentate und Gewaltsamkeiten verübt, die sich noch täglich wiederholen und erneuern, haben sie endlich das Maß vollgehäuft, indem sie eine ungerechte Kriegserklärung gegen Se. Majestät den Kaiser veranlaßt und seine in den Niederlanden gelegenen Provinzen angegriffen . . .
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