270
Iii. Geschichtsbilder.
auf der Grenze des Mittelalters und ! entspinnenden Folgen werden fortan des
der neuen Zeit steht: in der Reformation. ' deutschen Reiches Geschicke bestimmt —
Durch diese und die aus ihr sich j bis auf den heutigen Tag.
125. Die Fehmgerichte in Deutschland und besonders in
Westfalen.
Die Fehmgerichte, auch Freige-
richte, Freistuhlsgerichte, die heimlichen
Gerichte oder die heimliche Fehme ge-
nannt, gehören zu denjenigen historischen
Erscheinungen, welche von jeher das
allgemeine Interesse in sehr hohem Maße
in Anspruch genommen haben. Dieses
Interesse aber knüpft sich hauptsächlich an
die bisher gangbare Vorstellung von der
Fehme, unter welcher wir uns ein schauer-
liches Gemälde mittelalterlicher Willkür,
Barbarei und Grausamkeit denken, und
deren Versammlungen uns immer noch
in Romanen und sogar in geschichtlichen
Lehrbüchern als blutdürstige Tribunale
geschildert werden. Daher ist es nicht
zu verwundern, wenn der Laie im guten
Glauben noch an den alten Vorstellun-
gen festhält. Dem ist aber nicht so.
Die Fehmgerichte erstreckten ihre
Wirksamkeit fast über das ganze deutsche
Reich; sie waren nichts anderes als be-
sonders privilegirte kaiserliche Gerichte,
deren Vorsitzer, die Fr ei grafen, den
Blutbann, d. h. das Recht über Leben
und Tod zu richten, vom Kaiser selbst
persönlich, oder von seinem Stellver-
treter dem Kurfürsten von Köln empfin-
gen. Da diese von Kaiser und Reich
zu Recht bestehenden Gerichte auch an-
erkannt waren, brauchten sie das Licht
des Tages nicht zu scheuen. Es ist
Irrthum, wenn man glaubt, wie es
meistentheils geschieht, sie seien in dunk-
ler Nacht in unterirdischen Höhlen, in
verborgenen Gewölben oder in unzu-
gänglichen Wäldern gehegt worden, im
Gegentheil: sie waren am hellen Tage
an den allbekannten Gerichtsplätzen, zu
denen der Zutritt niemals verwehrt
war. Diese Plätze, die man mit dem
besonderen Namen „Freistühle" be-
nannte, lagen stets unter freiem Him-
mel, meist unter einer Linde oder Eiche,
oft dicht bei Städten oder Burgen, ja
zuweilen mitten in ihnen.
Ebenso wenig wie die Stätte des
Gerichts waren auch die Richter, die
sogenannten „Freischöffen" unbe-
kannt; in ihrer engern Heimat kannte
vielmehr sie Jedermann, und außer-
halb derselben durften sie sich offen
rühmen, Freischöffen zu sein, da dieses,
wenigstens in der Zeit der Blüthe, also
in der ersten Hälfte des 15. Jahrhun-
derts, im ganzen Reiche der beste Sicher-
heitspaß war. In dieser Zeit dehnten
die Fehmgerichte ihre Wirksamkeit über
ganz Deutschland aus und aus allen
Gegenden des Reiches ließen sich die
Männer unter die Freischöffen auf-
nehmen oder wurden, wie es hieß,
„wissend". Bei einem einzelnen wichtigen
Fehmprozeffe waren zuweilen viele hun-
dert bis tausend Freischöffen um den
Freistuhl versammelt, wie z. B. bei der
Verfehmung des Herzogs Heinrich von
Bayern, 1429. Jeder Deutsche, der
frei geboren und unbescholten war,
konnte Freischöffe werden, wenn sich
wenigstens zwei Freischöffen für ihn
verbürgten. Die Aufnahme konnte nur
an einem Freistuhle geschehen und zwar
mit genauer Beobachtung der vorge-
schriebenen Formalitäten: Zwei oder
mehr Freischöffen traten vor den auf
einem Stuhle sitzenden Freigrafen und
baten um die Erlaubniß, den unwissen-
den Mann in die heimliche Acht bringen
zu dürfen; zugleich verbürgten sie sich
für seine Freiheit und Unbescholtenheit.
Dann wurde derselbe in's Gericht ge-
führt; mit entblößtem Haupte kniete er
vor dem Freigrafen nieder, vor dem
auf einem Tische zwei gekreuzte Schwer-
ter und ein Strick lagen; auf diese
legte nun jeder seine Hand und schwur
den Eid, „daß er die Fehme heilig
halten wolle vor Weib und Kind, vor
Sand und Wind, vor allem, was Gott
hat werden lassen zwischen Himmel und
Erden." Dann sagte der Freigraf ihm
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_von
Bayern Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Westfalen Deutschland
137. Der Volksaufstand in Bayern.
299
An 2000 Leichen bedeckten das
Schlachtfeld; 5—600 Schwerverwundete
wurden nach München geschleppt, aber
von den Siegern auf den Straßen in ihrem
elenden Zustande liegen gelassen, wo sie
verbluteten, verschnrachteten, erstarrten,
mit Ausnahme derjenigen, welche die Bür-
ger, endlich ihre Furcht überwindend, in
ihre Häuser oder in die Spitäler brachten.
Die Anführer des Zuges wurden, nachdem
ihre Wunden geheilt, aus dem Schrannen-
platze hingerichtet, der Jägerwirth ge-
viertheilt und dessen Kopf auf einem
Spieß am rothen Thurme aufgesteckt.
Iii.
Die Kunde vom unglücklichen Ende
des Oberländer Landsturms hatte bei den
Unterländern solchen Schrecken verbreitet,
daß das Heer entmuthigt sich aufzu-
lösen drohte. Schon waren viele Ver-
zagte aus den Reihen der Landwehr ge-
treten, und es bedurfte der Thätigkeit,
Klugheit und des Ansehens Plingansers,
die Uebrigen nicht nur zusammen zu
halten, sondern auch die Entwichenen
wieder zu den Fahnen zu bringen. Die
meisten Festungen waren in der Gewalt
der Landesdefensoren und diese wünsch-
ten nichts sehnlicher, als für die Nie-
derlage bei Sendling Rache an den
Kaiserlichen nehmen zu können. Aber
an dem verabscheuungswürdigen Ver-
halten mehrerer Herren vom Adel, na-
mentlich der Barone Prilmaier und
d'olfort, scheiterte der Muth und die
Beharrlichkeit des Landvolkes. Von
Anfang an waren Adel und Geistlich-
keit der Erhebung nicht zugethan, sei
es, weil sie unter den Erpressungen
weniger zu leiden hatten, sei es, weil
sie keine Hoffnung eines guten Aus-
ganges hegten.
Wenn ihnen deßhalb die Theilnahms-
losigkeit nicht zum Vorwurfe gereichen
kann, so muß es doch Mißbilligung, ja
Abscheu erregen, daß mehrere bayerische
Adelige und Beamte Verräther wurden
an der Sache ihres Vaterlandes. Die
beiden oben genannten Barone hatten
es dahin zu bringen gewußt, daß ihnen
Befehlshaberstellen übertragen wurden,
die sie aber nur benutzten, um den
Oesterreichern die Unterwerfung des
Landsturmes zu erleichtern. Als es am
8. Januar 1706 bei Aidenbach, zwei
Stunden von Vilshofen, zu einem Zu-
sammentreffen mit den Kaiserlichen kam,
zögerten die Anführer Prilmaier und
d'olfort mit ihrem Eintreffen so lange,
bis es zu spät war; ja während der
Schlacht selbst verharrten sie in ihrer
Unthätigkeil. Inständig hatte man den
Baron Prielmaier gebeten, dem Feind
entgegen zu rücken. Er erklärte, er
wolle lieber seine Befehlshaberstelle nie-
derlegen, als den Bauern beistehen.
Roch tadelnswerther benahm sich d'olfort,
welcher sagte, er lasse sich lieber maffa-
kriren, als mit Bauern gegen einen
regulirten Feind gebrauchen. So muß-
! ten die verlassenen Landleute das Ver-
derben über sich ergehen lassen. Um
die Mittagsstunde rückte Kriechbaum in
dichten Reihen auf die Bauern an.
Unerschüttert hielten diese den Angriff
aus; kamen die besser geschulten Ab-
theilungen unter Prilmaier und d'ol-
fort *) ihnen zu Hülfe, so mochten sie
der Oesterreicher Herr werden. So
waren die Bauern auf sich allein an-
gewiesen. Zu alle dem trat noch
das Mißgeschick, daß der Anführer Hoff-
mann den Kopf verlor und furchtsam
einem nahen Gehölze zufloh. Nun
kam Schrecken und Verwirrung unter
die Bayern. Die meisten hielten todes-
verachtend Stand: aber von den wüthen-
den Feinden in die Mitte genommen,
blieb ihnen kein Ausweg. Keiner wollte
Pardon. So entstand ein Morden,
gräßlicher noch, als bei Sendling. Eine
Stunde im Umkreise war das Feld von
Leichen bedeckt und weithin der Schnee
geröthet vom Blute der Erschlagenen.
Ueber 2000 Bayern sollen gefallen sein.
Meindl kam mit seinen Schützen noch
eben recht, um die zerstreuten Flücht-
linge zu sammeln. Noch immer war
der Muth der Landesvertheidiger nickt
gebrochen. Aber die österreichisch Ge-
sinnten bekamen die Oberhand, und so
mußte jeder geordnete Widerstand auf-
gegeben werden. Als Plinganser mit
4000 Mann durch Braunau gegen die
*) Dieselben bestanden aus gedienten Leu-
ten des aufgelös'ten bayerischen Heeres.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
300
Iii. Geschichtsbilder.
Oesterreicher ziehen wollte, verweigerte
d'olfort nicht nur den Einlaß, sondern
er ließ Kanonen gegen seine eigenen
Landsleute aufführen; dagegen öffnete
er den Oesterreichern von der andern
Seite die Stadt. So gingen alle Fe-
stungen und Städte wieder an die Oester-
reicher verloren. Einzelne Haufen lei-
steten da und dort noch hartnäckigen
Widerstand; doch sie wurden überwältigt,
zerstreut, gefangen, entwaffnet. Auch
Meindl, der sich bei Wasserburg noch
verschanzt hielt, verließ, nachdem er
Alles verloren sah, seine Schaaren. Der
edle Plinganser zerbrach verzweifelnd sein
Schwert und floh aus dem unglücklichen
Vaterlande.
So endete diese Erhebung, welche
den glorreichen Aufständen der Tiroler
an die Seite gestellt werden darf, zwar
nicht im Glücke der Waffen, wohl aber
in edler Begeisterung, Vaterlandsliebe
und treuer Anhänglichkeit an den
Fürsten!
138. Karl Albrecht und Maximilian Joseph Ul in Bayern.
1. Der Tod des Kaisers Karl Vi.,
des letzten männlichen Sprossen aus dem
habsburgischen Hause, rief in Deutsch-
land wieder ernste Verwicklungen her-
vor. Auf Grund eines von Karl Vi.
unter Zustimmung der Stände und der
meisten deutschen und auswärtigen Re-
genten erlassenen Hausgesetzes, der prag-
matischen Sanktion, trat Karls Vi.
einzige Tochter Maria Theresia die
Regierung in sämmtlichen österreichischen
Kronländern an. Kurfürst Karl Al-
brecht von Bayern aber war nicht ge-
neigt, seine durch Kaiserferdinands l. Te-
stament verbrieften Ansprüche auf Oester-
reich und Böhmen so leichthin bei Seite
schieben, zu lassen. Frankreich und
das junge, mächtig aufstrebende König-
reich Preußen suchten den Erbschafts-
streit zu ihrem Vortheil auszubeuten
und ermunterten den bayerischen Kur-
fürsten in seinem Widersprüche gegen die
pragmatische Sanktion, wenn gleich beide
Staaten dieser früher ihre Zustimmung
gegeben hatten. Da nun Oesterreich
Bundesgenossen an England und Holland,
später sogar an Rußland fand, so stund
bald beinahe ganz Europa abermals wi-
der einander in Waffen. Wie im spa-
nischen Erbfolgekriege mußte Bayern die
bittere Erfahrung machen, daß Frank-
reich nur aus eigenem Interesse Karl
Albrechts Parthei ergriffen hatte, und
daß es diesen in der Roth ebenso seinem
Schicksale überließ, wie früher den Kur-
fürsten Max Emannel.
Preußen war in diesen Krieg ohne-
hin aus keiner andern Absicht einge-
treten, als sich auf Kosten Oesterreichs
zu vergrößern; es kümmerte sich um
Karl Albrecht nicht weiter, sobald es
dieses Ziel erreicht hatte. So besaß
dieser bloß Bundesgenossen, denen sein
gutes Recht nur zu einem Deckmantel
diente, unter dem sie ihre selbstsüchtigen
Zwecke verfolgten.
Ueber Karl Albrecht und seine treuen
Bayern brachte dieser Krieg vielen Jam-
mer. Wohl drang der Kurfürst An-
fangs siegreich in Oesterreich ein und
ließ sich in Linz als Erzherzog huldigen;
statt aber geraden Weges auf Wien zu
gehen, zog er nach Prag, um dort die
böhmische Krone zu empfangen, zu welcher
er bald darauf in Frankfurt noch die
deutsche Kaiserkrone erhielt. Rur zu
bald wendete sich das trügerische Kriegs-
glück. Die Oesterreicher eroberten Bayern
und nachdem der bayerische General
Seckendorf es seinem Herrn ans kurze
Zeit wieder gewonnen, siel es aber-
mals in österreichische Hände und wurde
nun wie zu Max Emanuels Zeiten als
ein erobertes Land behandelt und sogar
gezwungen, Maria Theresia, der Königin
von Ungarn und Böhmen, zu huldigen.
Karl Albrecht aber ward von Frank-
reich wie von Preußen im Stiche ge-
lassen. In Frankfurt saß er, ein Fürst
ohne Land, ein Kaiser ohne Macht.
Vom Mißgeschick gebeugt, rief er aus:
„Mich wird das Unglück nicht verlassen,
bis ich es verlasse!" Noch ein Licht-
strahl siel in sein düsteres Loos:
der greise Seckendorf hatte ihm
Bayern zum zweitenmale erobert und
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Meindl Karl_Albrecht Karl Albrecht Maximilian_Joseph_Ul Maximilian Karl_Vi Karl Karl_Vi Karl Karls Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Al- Karl Karl
Albrechts Karl Albrechts Max_Emannel Max Karl_Albrecht Karl Albrecht Karl_Albrecht Karl Albrecht Max_Emanuels Max Maria_Theresia Maria Theresia Karl_Albrecht Karl Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Oester- Wasserburg Bayern Deutsch- Karls Frankreich Oesterreich England Holland Europa Frank- Roth Oesterreich Linz Wien Prag Frankfurt Ungarn Frankfurt
126. Die deutsche Hansa.
273
lokalen Bedeutung zu einem allgemeinen
Wirkungskreise. Den Städten selbst
gab der Kampf das Bewußtsein ihrer
Macht und die Erkenntniß von den
Mitteln und Wegen, sie zu erhalten
und zu vermehren. Wahrscheinlich fällt
in diese Periode auch die erste Ver-
fassungsurkunde des Bundes, wie sie
auf einer in Köln abgehaltenen Tag-
fahrt beschlossen wurde.
Derselbe hat von Anfang bis zu
Ende den Handel und vorzüglich den
auswärtigen Handel, seinen Schutz und
seine Ausbreitung, die Behauptung
bereits erworbener und die Erwerbung
neuer Handelsprivilegien und Rechte
zum Gegenstand gehabt. Zu diesem Behufe
sagten sich seine Glieder wechselseitige
Hülfe zu Land und Wasser zu, allge-
meine Vertheidigung jedes einzelnen
Mitgliedes, das angegriffen würde,
gleichen und gemeinschaftlichen Genuß
der gewonnenen Rechte und Freiheiten.
Die höchste Bundesgewalt stand den
städtischen Deputirten zu, welche sich
auf einem Hansalage rechtskräftig ver-
sammelt hatten. Obgleich der Ort der
Versammlung gesetzlich auf keine be-
stimmte Stadt beschränkt war, so hatte
man sich doch gewöhnt, das alte und
mächtige Lübeck allmählich als das ge-
meinschaftliche Haupt der Hansa anzu-
sehen und vorzugsweise innerhalb sei-
ner Mauern die Bundesangelegenheiten
zu berathschlagen. Jede wirkliche Bun-
desstadt war befugt, zu der Tagfahrt
ihre Abgeordneten zu senden. Außer
den Deputirten der Hansestädte erschie-
nen auf den gemeinen Tagfahrten, we-
nigstens eine geraume Zeit hindurch,
auch Abgeordnete des deutschen Ordens,
der mit der Hansa auf dem Fuße in-
nigster Freundschaft stand und mit ihr
das vereinte Interesse hatte, keines der
nordischen Reiche zu einer einheitsvollen,
beiden gleich gefährlichen Kraft gelan-
gen zu lassen. Richt selten schickten die
größten Fürsten, der Kaiser selbst, die
Könige von England und Frankreich,
Schweden und Dänemark außerordent-
liche Gesandte zu den Tagfahrten, um
ihre Anliegen und Werbungen bei der
Hansa vorzubringen. Die gefaßten Be-
schlüsse wurden in Form eines Recesses,
Marschall, Lesebuch.
Abschiedes, gesammelt und Lübeck lag
ob, über die Ausführung zu wachen.
Ueberhaupt war die solidarische Ver-
waltung der Bundesangelegenheiten die-
ser Stadt so gut wie ausschließlich über-
tragen, sie übte die Vertretung nach
Außen, sie führte die Correspondenz
mit den fremden Mächten, mit den
Faktoreien und was sonst die laufenden
Geschäfte waren. Unter ihrer Aufsicht
standen das hansische Archiv und die
gemeinschaftliche Casse, sie fertigte alle
Staatsakte mit ihrem Stadtsiegel aus.
Auch war sie im Verein mit den nächst
belegenen Städten ermächtigt, im Fall
dringender Roth oder bei geringer Er-
heblichkeit der Sache nach eigener An-
sicht rechtskräftige Beschlüsse zu fassen.
Also gelangte Lübeck mehr und mehr
zur Hegemonie des Bundes, welche es
würdig und oft mit eigener Aufopferung
führte und darob von Köln vergeblich
angefochten wurde. Bei dem wachsen-
den Umfange der Hansa und ihrer Aus-
dehnung bis tief in das Binnenland stellte
sich bald als zweckmäßig heraus, sie nach
ihrer Lage und Beschaffenheit in mehrere
Kreise, „Quartiere", abzutheilen, welche
unter Vorsitz einer Hauptstadt, „Quar-
tierstadt", alle speziell ihrem Bezirk an-
gehörigen Interessen verhandelten, eilende
Hülfe den Bedrängten leisteten, sich über
die auf dem allgemeinen Hansatage zu
stellenden Anträge beriethen und die
Verbindung mit Lübeck und den andern
Kreisen unterhielten. Anfangs nur drei
Quartiere, erweiterten sie sich später bis
zu vier: das wendische mit Lübeck;
das westfälische mit Köln; das
sächsische mit Braunschweig; das
preußische mit Danzig. Um die
Gesetze des Bundes aufrecht zu erhal-
ten, gab es verschiedene Strafen, zu-
meist Geldbußen, die zugleich als Ein-
nahmsquelle dienten, sodann den größeren
und kleineren Bann, d. h. beständige
oder temporäre Ausschließung aus dem
Bunde. Dadurch ging die Stadt der
Rechte, der Genossenschaft im In- und
Auslande verlustig, des Genusses der
hansischen Comptoire, sowie aller dem
Bunoe zustehenden Privilegien, und es
begreift sich, wie wirksam ein solcher
Bann für eine Handel und Verkehr
18
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
Extrahierte Personennamen: Roth
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Schweden Binnenland Danzig
302
Iii. Geschichtsbilder.
In München wurden die Thore ge-
schlossen, jedes Geschäft ruhte, jede Lust
verstummte. Es war, als wäre aus
jedenl Hause ein Vater gestorben. Doch
nicht in der Hauptstadt allein, im ganzen
Lande erscholl lautes Wehklagen. Noch
oft hörte man später im Munde des
Volkes die Worte: „Am Todestage
Max Josephs haben die Steine auf den
Gassen geweint!" —
Den Namen „der Gute" oder „der
Vielgeliebte" verdient er mit vollem Rechte.
Max Joseph Iii. war der letzte
Nachkomme Ludwigs des Bayers, und
nach seinem Tode ging die Regierung
Bayerns an die ältere, Nudolfische oder
pfälzische, Linie über, und Bayern und
Pfalz wurden unter Karl Theodor nach
mehr als fünsthalbhundertjähriger Tren-
nung wieder vereinigt. A
139. Die französische Revolution.
Kein Ereigniß der Neuzeit hat auf
die Umgestaltung des politischen und
socialen Lebens, vorab in Deutschland,
einen so tiefgreifenden Einfluß ausgeübt,
als die französische Revolution, weßhalb
man auch von ihr an einen neuen Zeit-
abschnitt in der Völkergeschichte datirt.
Durch die auf jenes erschütternde Er-
eigniß folgenden Kriege wurde Deutsch-
land auf's tiefste und nachhaltigste er-
schüttert; fast ein Vierteljahrhundert hin-
durch war es der Schauplatz blutiger
Kämpfe, nicht nur Fremder gegen Deutsche,
sondern leider, wie zu den Zeiten des
dreißigjährigen Krieges, Deutscher gegen
Deutsche. Unter diesen Kriegen ging
nicht nur der letzte Rest der alten Kaiser-
herrlichkeit zu Grunde, sondern vielfache
und umfassende Gebietsveränderungen
gaben unserem Vaterlande in raschem
Wechsel andere Gestalt und andere Ver-
fassung, brachten es endlich in drückende
Abhängigkeit von Frankreichs allgewal-
tigem Herrscher, aus welcher sich erst
das Volk in der glorreichen Erhebung
der Befreiungskriege losrang. Die neueste
deutsche Geschichte ist an die Geschichte
der französischen Revolution und deren
Folgen geknüpft, und wir sind daher
genöthigt, dieselbe als den Schlüssel der
kommenden Ereignisse in ihren Haupt-
momenten kennen zu lernen.
Auf Frankreich lastete in Folge der
vielen Kriege Ludwigs Xiv., der Ver-
schwendung am Hofe Ludwigs Xv. und
der Theilnahme Ludwigs Xvi. am nord-
amerikanischenfreiheitskampfe einefurcht-
bare Staatsschuld, die um so drückender
sein mußte, als der dritte Stand nahezu i
allein die Steuern zu tragen hatte, in- |
deß die sogenannten privilegirten Stände.
Adel und Clerus, obwohl im Besitz be-
deutenden Grundeigenthums und großer
Renten, nur äußerst mäßige Abgaben
leisteten. Das Uebel wurde noch ver-
schlimmert durch eine heillose Finanz-
verwaltung und besonders durch die un-
zweckmäßige Art der Steuererhebung. Es
bestand nämlich das Pachtsystem, durch
welches einzelne Pächter zum Nachtheil
des Staates und des Volkes sich un-
mäßig bereicherten. Zu den finanziellen
Mißständen trat noch ein tiefer sittlicher
und religiöser Verfall, welcher von dem
leichtfertigen Hofe Ludwigs Xv. ausge-
gangen, und, wie ein unheilbarer Krebs-
schaden um sich fressend, selbst bis in die
unteren Schichten des Volkes eingedrungen
war, so daß die verderblichen Lehren der
sogenannten Aufklärer, welche in glänzen-
der Sprache und mit eben so viel Scharf-
sinn als Witz die bestehenden Mißbräuche
tadelten, Zugleich aber auch jedweden
Glauben an göttliche und menschliche
Autorität untergruben, nur zu williges
Gehör bei der Masse fanden.
Auf dem französischen Throne saß
Ludwig Xvi., ein Mann von großer
Herzensgüte und reinen Sitten, aber
ohne Willenskraft; eben so schwankend
und zögernd in Entschlüssen, als schwach
in Ausführung etwaiger Vorsätze, ein
Herrscher, an dem sich furchtbar das
Schriftwort erfüllte, daß die Sünden der
Väter gerächt würden an den Söhnen
bis in's vierte und fünfte Glied. Der
wahrhaft edle und wohlmeinende König
mußte sehen, wie ein Pfeiler um den
anderen von der seitherigen Staatsord-
nung abgetragen wurde, bis das ganze
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Max_Josephs Max Max_Joseph_Iii Max Ludwigs Karl_Theodor Karl Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xv. Ludwigs Ludwigs_Xv. Ludwig_Xvi Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Bayers Bayerns Nudolfische Deutschland Frankreichs Frankreich Hofe_Ludwigs Entschlüssen
127. Die neue Zeit
Mit dem 15. Jahrhundert bereitete
sich ein solcher Zusammenfluß von Be-
gebenheiten vor, daß in Folge derselben
die spätere Zeit ihren Charakter gänzlich
ändert, und daß sie deßhalb vom Be-
ginne des 16. Jahrhunderts an als neue
Zeitepoche neben das Mittelalter tritt.
Für die Gestaltung der neuen Zeit
ist in doppelter Hinsicht wichtig die Er-
oberung Sonst antinopels durch
die Türken (1453), zuerst in sofern,
als mit ihr ein neuer Staat in Europa
auftrat, dessen Verhältnisse nicht ohne
Einfluß auf das europäische Staatsleben
blieben; noch mehr aber aus dem Grunde,
weil eine große Anzahl griechischer Ge-
lehrter sich vor dem Schwerte der Er-
oberer nach Italien flüchteten, wo sie
Freunde, Gönner und Beschützer der
Gelehrsamkeit und einen für alles Große
empfänglichen Sinn antrafen. Jetzt stieg
der Eifer für die Alten zu einer
Begeisterung, welche über die Nachbar»
länder ausströmte und überall Liebe
zu tieferem Studium weckte.
Zugleich war es eine besondere Gunst
des Schicksals, daß wenige Jahre zuvor,
ehe die Flüchtlinge des Ostens die Ueber-
bleibsel einer großartigen Literatur dem
Westen überbrachten, diejenige Kunst er-
funden ward, durch welche allein das
unschützbare Eigenthum der Vergangen-
heit ein Gemeingut werden konnte, die
Buchdruckerkunst (1440). Diesefand
in der Vervielfältigung und Verbreitung
der alten Classiker ihre erste und edelste
Beschäftigung; sie wurde die Dienerin
der allmählich fortschreitenden, allgemein
verbreiteten Intelligenz, die den Haupt-
charakter und das unsterbliche Eigenthum
unserer Jahrhunderte bildet.
Auch die Kunst hatte begonnen, sich
in verändertem Geiste zu verjüngen; die
Malerei war in der byzantinischen Schule
durch griechische Künstler wieder erweckt
worden, nahm bei den italienischen Mei-
stern einen neuen Aufschwung und ge-
wann durch eine niederländische Erfin-
dung, die Oelmalerei, unglanbliche Vor-
züge. Im 15. Jahrhundert war Ita-
lien der allgemeine Sitz der schönen
Künste und feierte schon im nächsten
deren Blüthezeit; von Italien lernten
Frankreich, Deutschland und die Nieder-
lande; und wie es im Alterthum und
Mittelaller in verschiedenen Beziehungen
die Beherrscherin der Menschheit
war, so wurde es in der neuen Zeit
deren Lehrerin.
Zugleich erhielt die ganze Kriegs-
verfassung eine Umgestaltung
durch die allgemeine Anwendung des
Schießpulvers und die Einfüh-
rung stehender Heere. Die Kunde
des Schießpulvers, wovon sich bei den
Chinesen und alten Indern schon frühe
bestimmte Spuren nachweisen lasien,
wurde durch die Mauren nach Spanien
gebracht und war schon um die Mitte
des 13. Jahrhunderts in verschiedenen
Ländern Europa's bekannt, ohne daß
man die Kraft seiner Elasticität erforscht
oder angewandt hätte. Die Erfindung
von Feuerwaffen wird um das Jahr
1380 gesetzt und deutschen Mönchen, be-
sonders Berthold Schwarz, zugeschrieben.
Allein schon zu Anfang des 13. Jahr-
hunderts ward Feuergeschütz von den
Arabern in Spanien gebraucht, kam von
da zunächst nach Flandern und dann
nach Frankreich. Die erste Ausbildung
erhielt das Geschützwesen in Frankreich
durch Ludwig Xl, in Deutschland durch
Kaiser Maximilian I. Den Grund zu
den stehenden Heeren legte Karl Vii.
von Frankreich. Von jetzt an entschied
18*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Berthold_Schwarz Ludwig_Xl Ludwig Maximilian_I. Karl_Vii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italien Italien Frankreich Deutschland Spanien Spanien Flandern Frankreich Frankreich Deutschland Frankreich
276
m. Geschichtsbilder.
weniger die Tapferkeit des Einzelnen,
als das Geschick ganzer Massen. Die
Taktik wurde neu geschaffen und die
Strategik erhielt eigentlich erst ihr Da-
sein. Die Kriegsführung wurde zur
Wissenschaft erhoben und das Artillerie-
und Jngenieurwesen bildeten sich aus.
Nicht der Zeit, aber der Bedeutung
nach stehen unter den großen Begeben-
heiten, welche den Anfang einer neuen
Zeit begründen, als die ersten und fol-
genreichsten oben an die Entdeckung
Amerika's und die Auffindung des
Seeweges nach Ostindien.
Die Entdeckung Amerika's hat nicht
bloß den Schleier gehoben, der einen
bedeutenden Theil der Erdoberfläche bis-
her den Bewohnern des andern Theils
verdeckt hielt, nicht nur dem Handel und
der Industrie ein unermeßliches Feld
neuer Thätigkeit eröffnet, die Massö der
Metalle vermehrt und die Bedürfnisse
der europäischen Nationen gesteigert, son-
dern auch der wissenschaftlichen Forschung
ein neues, unendliches Gebiet aufge-
schlossen.
Der Scharfsinn des Menschen wuchs
mit der Erweiterung des Feldes, das
seinen Untersuchungen dargeboten wurde:
die seemännische Astronomie, die physische
128. Der Reiö
Am 31. Oktober 1517 hatte Dr.
Martin Luther seine 95 Thesen an die
Thüre der Schloßkirche zu Wittenberg
angeschlagen und dadurch den Anstoß
zu jener tiefen Bewegung der Geister
gegeben, welche in ihrem weiteren Ver-
laufe zur Glaubenstrennung führte; 41
dieser Sätze waren vom päpstlichen Stuhle
als Irrthümer erklärt und Luther zum
Widerrufe aufgefordert worden. Dieser
aber verbrannte die Bulle und mit ihr
das Gesetzbuch des kanonischen Rechts,
durch welche Handlung der Bruch mit
der römischen Kirche offen erklärt war.
Der Zwiespalt der Gemüther trat mit
jedem Tage schärfer hervor, und bittere
Leidenschaftlichkeit führte das Wort. Unter
solchen Umständen berief Kaiser Karl V.
den Reichstag nach Worms, zunächst zur
Bewilligung der Reichshülfe für den be-
Geographie im weitesten Sinne, die be-
schreibende Naturgeschichte haben ihre
Gestalt seitdem gänzlich geändert. Die
wichtigsten Folgen hatten beide Begeben-
heiten für den Verkehr, der nun aus
einem Landhandel in einen Seehandel
umgewandelt wurde. Die alten Han-
delswege wurden verlassen und neue
aufgesucht; statt des Mittelmeeres ward
jetzt der atlantische Ocean der Schau-
platz des Welthandels und die an ihm
liegenden Staaten stiegen in dem Maße
an Macht, in welchem die am Mittel-
meere sanken. Vor Allem mußte Italien
die Herrschaft zur See an die pyrenäische
Halbinsel abtreten, von der sie später
an Holland und England überging.
Wie Italien mußte auch Deutsch-
land von der Höhe seiner Machtstellung
abtreten. Das Kaiserthum hatte seine
frühere Weltbedeutung verloren und in
den kirchlichen Kämpfen der folgenden
Zeit sank es bis zur völligen Macht-
losigkeit herab. Während im Mittel-
alter das deutsche Reich im Vordergrund
der Geschichte stand, tritt es in der
Neuzeit zurück vor den stets mächtiger
aufstrebenden See- und Handelsstaaten
des Westens.
lag zu Worms.
abstchtigten Römerzug, zugleich aber auch
zum Austrag der kirchlichen Streitig-
keiten. Wenn gleich der päpstliche Ge-
sandte es mißbilligte, daß eine bereits
vom Oberhaupte der Kirche entschiedene
Streitfrage noch einmal weltlichen Rich-
tern vorgelegt werden sollte, so blieb es
doch bei der Bestimmung des Kaisers.
Vom Kaiser und mehreren Fürsten
mit sicherem Geleit versehen, brach Luther
nach Worms auf und ward Tags nach
seiner Ankunft vom Reichsmarschall Ulrich
von Pappenheim vor die Reichsversamm-
lung gefordert, am 17. April 1521.
In der Versammlung saßen außer dem
Kaiser und seinem Bruder, dem Könige
Ferdinand, 6 Kurfürsten, 28 Herzöge,
30 Prälaten, viele Fürsten, Grafen,
überhaupt 200 Personen.
Das Wort gegen Luther führte der
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt]]
Extrahierte Personennamen: Martin_Luther Karl_V. Karl_V. Ulrich
von_Pappenheim Ferdinand Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Ostindien Wittenberg Worms Italien Holland England Italien Worms Worms
141. Andreas Hofer und der Aufstand in Tirol.
305
jetzt aber mußten sich solche Gefühle
tief im Innern bergen, denn wer es
wagte, sie laut werden zu lassen, verfiel
der Rache des corsischen Cäsaren, wie
das Beispiel des Buchhändlers Palm
von Nürnberg beweis't. Dieser hatte
eine Flugschrift verlegt, welche über
Deutschlands tiefe Erniedrigung klagte
und das alte Freiheitsgefühl in den
Deutschen zu wecken suchte. Der Mann
mit dem deutschen Herzen ward in sei-
ner Heimatstadt von französischen Gens-
d'armen verhaftet, vor ein ftanzösisches
Kriegsgericht in Braunau gestellt, und
weil er den Verfasser der Schrift nicht
nannte, — standrechtlich erschossen.
Aber noch war das Maß des Elends
nicht voll. Immer noch schienen Preu-
ßen und Oesterreich dem Gewaltherrn
an der Seine zu mächtig und mithin
gefährlich. Im Feldzuge von 1806 und
1807 demüthigte er auch Preußen und
im Jahre 1809 brach er den Rest von
Oesterreichs Macht. So hatte er ganz
Deutschland niedergeworfen, und seine
Uebermacht schien besiegelt für alle Zei-
ten. Das Land war unter der Geißel
fortwährender Kriege ausgesaugt, das
Volk niedergetreten, entmuthigt. Es
trug seine Ketten knirschend, grollend,
aber wagte kaum daran zu rütteln,
denn nirgends leuchtete ein Stern der
Hoffnung.
Ganz Deutschland, ja Europa, war
einem großen Friedhofe zu vergleichen,
in dem die Unabhängigkeit und Freiheit
der Völker begraben lag.
„Du Land der Eichen, wo das Ja ertönet,
Germania, mein herrlich Vaterland,
Du Rächerin, wie liegst du da verhöhnet,
Du Kriegcrin, wie bückst du abgewandt!
Du, die die Schmach der alten Welt versöhnet,
Die einen Weg zu Roma's Schicksal fand,
Du Pflegerin des Tapfern und des Guten,
Weinst Thränen in des fremden Rheines Flu-
then!"
(E. M. Arndt.)
141. Andreas Hofer und der Anfstand in Tirol.
Noch vor den Schlachten von Aspern
und Wagram war im Lande Tirol durch
die österreichischen Bevollmächtigten Cha-
steller und Baron Hormayr der Volks-
aufstand zu Gunsten des Kaiserhauses
vollständig eingerichtet worden; der Haß
gegen Bayern war durch die wenn auch
wohlgemeinten Neuerungen des Königs
Maximilian, durch Willkür der fremden
Beamten, besonders aber dadurch noch
gesteigert worden, daß sogar der Name
Tirol aufgehoben und das Land „Süd-
bayern" genannt wurde. Die Häupter
des Volksaufstandes waren Andreas
Hofer von Passeier, ein schlichter,
frommer Mann aus dem Volk, und
von diesem hochgeehrt; zwar beschränkt
von Einsichten, aber treu wie Gold,
kräftig von Gliedern und stattlich von
Ansehen mit seinem schwarzen Bart;
im unteren Innthal Speckbacher, der
beste Schütze weit und breit, verwegen
zu jeder großen That und meisterlich
klug. Und bald hatte ganz Tirol die
bayerisch-französische Herrschaft abgeschüt-
telt. Nun schickte Napoleon den Mar-
schall Lefebvre mit vielem Kriegsvolk
Marschall, Lesebuch.
in's Land Tirol. Da verlor Chasteller
den Muth; die Franzosen und Bayern
drangen ein, gewannen einige Vortheile
und mißhandelten die Tiroler, wo sie
deren habhaft wurden, mit der unmensch-
lichsten Grausamkeit. In dieser Noth
ließen Chasteller und Hormayr die braven
Tiroler im Stich und flüchteten. Da be-
riefen Hofer und Speckbacher alles Volk
auf den Berg Jsel bei Innsbruck, und
ein Kapuziner, Namens Haspinger,
kam auch dazu, ein Mann, mehr zum
Feldherrn als zum Mönch erschaffen.
Nun begann am Berg Jsel ein langer,
furchtbarer Kampf des Volkes gegen die
Landesfeinde. Der Speckbacher verlegte
ihnen den Weg bei Hall. Er hatte einen
jungen Sohn Andreas, der „Ändert"
genannt; der Knabe folgte ihm lustig
in's Gefecht und weil er selber nicht
mitfechten durfte, so grub er keck die
feindlichen Kugeln aus >der Erde heraus,
wo sie eingeschlagen, sammelte sie in
seinem Hütlein und brachte sie seinem
Vater. Die Feinde erlitten ungeheuren
Verlust, während die Tiroler gap frisch
und wohlgemuth auf den heimischen
20
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]
Extrahierte Personennamen: Andreas_Hofer Arndt Andreas_Hofer Maximilian Maximilian Andreas
Hofer_von_Passeier Napoleon Namens_Haspinger Andreas
Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Deutschlands Braunau Oesterreich Oesterreichs Deutschland Deutschland Europa Berg_Jsel Berg_Jsel
278
in. Geschichtsbilder.
geistlichen und weltlichen Herren von
ihnen forderten, die Plünderungen und
Verheerungen, denen sie bei den häufigen
Fehden ausgesetzt waren, der Druck der
Austagen, welcher mit dem Eintritte
neuer Bedürfnifie und dem steigenden
Aufwande der Großen zunahm, beson-
ders aber das Beispiel der benachbarten
Schweizer, welche, der Herrschaft des
Adels entledigt, von ihren Obrigkeiten
mit keinen außerordentlichen Steuern be-
legt und durch kein fremdes Kriegsvolk
heimgesucht wurden, — all das nährte
unter diesen Landleuten einen stillen
Grimm, der nur eines schwachen äußern
Anlasses bedurfte, um in Aufruhr und
Empörung auszubrechen. Dabei fehlte
es nicht an schwärmerischen und ver-
schlagenen Köpfen, welche Geschick und
Neigung hatten, sich des rohen Haufens
zur Ausführung kühner Entwürfe zu be-
dienen, und die vorhandenen Funken zur
Flamme anzublasen. Im Jahre 1524
empörten sich in der Gegend von Con-
stanz die Bauern wider den Abt zu
Reichenau, weil er ihnen keinen evan-
gelischen Prediger zulasten wollte. Die-
sen ersten Bewegungen folgten bald
andere heftigere. Am 1. Januar 1525
wurde der Abt zu Kempten von dem
Landvolke, das im Verein mit den Städ-
ten war, überfallen und nach Ausplün-
derung seines Klosters gezwungen, durch
einen Vertrag den Rechten, welche man
ihm streitig machte, zu entsagen. Dieses
Beispiel reizte die Nachbarn zur Nach-
ahmung. Auf dem Gebiete der umlie-
genden Bischöfe und Aebte, bald auch
der Grafen und Herren, sammelte sich
alles Landvolk in bewaffneten Haufen.
Die Bauern ließen ein Manifest aus-
gehen, in welchem sie den Vorwurf,
daß sie Aufrührer seien, und daß das
neue Evangelium dieses Urtheil ver-
schulde, zu widerlegen suchten. In 12
Artikeln waren ihre Forderungen zu-
sammengestellt, welche sich hauptsächlich
auf das Wahlrecht ihrer Prediger, Ab-
schaffung der Leibeigenschaft und Zehn-
ten, Antheil an der Jagd, dem Vogel-
und Fischfang, Benutzung der Gemeinde-
waldungen, Festsetzung der Dienste, Ab-
gaben und Pachtgelder u. dgl. bezogen.
Immer furchtbarer wurde die Ge-
stalt des Aufruhrs. Das Heer der
Bauern wälzte sich aus Schwaben nach
Franken. Ueberall wurden Burgen und
Abteien erobert oder geplündert; aber
freiwillig eröffneten die Bürger mehrerer
Landstädte den Verkündigern einer neuen,
ihnen günstigern Ordnung der Dinge
die Thore. Dies geschah unter andern
in dem württembergischen Städtchen
Weinsberg, und ein Graf Ludwig von
Helfenstein wurde bei dieser Gelegenheit
mit seiner aus 70 Mann bestehenden
Besatzung gefangen. Die Bauern, welche
erfahren hatten, daß der schwäbische
Bundeshauptmann diejenigen ihrer Bun-
desgenossen, welche in seine Hände fielen,
hinrichten ließ, wollten durch ein Bei-
spiel der Wiedervergeltung schrecken und
verurtheilten den Grafen mit seinen
Leuten zum Tode. Vergebens flehte die
Gemahlin des Gefangenen, ihr zweijäh-
riges Kind auf dem Arme, die Anführer
der Bauern kniefällig um das Leben
ihres Gatten. Dieser wurde mit seinen
Unglücksgefährten in die vorgehaltenen
Spieße der Bauern gejagt und umge-
bracht, während ein Bube, der ehemals
in seinen Diensten gestanden, vor ihm
herging und ihm auf einer Pfeife zum
Tode, wie zum Tanze, vorspielte. Der
Gräfin wurde das Kind auf dem Arme
verwundet, sie selbst mißhandelt und
auf einem Mistwagen nach Heilbronn
geführt.
Zu Heilbronn nahm ein engerer
Ausschuß der Bauern seinen Sitz; die
Grafen von Löwenstein wurden gezwun-
gen, im Bauernkittel, mit einem weißen
Stabe in der Hand, dahin zu wandern
und die Annahme der zwölf Artikel zu
beschwören. Da unterwarf sich ein
großer Theil des Adels dem harten Ge-
setz der Noth, und bezeichnete sich mit
dem weißen Kreuze, welches die Bauern
auf dem Hute oder auf der Brust trugen.
Auch Ritter Götz von Berlichingen war
einer der Bauernhaup'tleute geworden,
aber, wie er selbst berichtet, nur aus
Zwang, indem er in seiner Burg keinen
Widerstand zu leisten vermochte und seine
Flucht zum Kurfürsten von der Pfalz
verhindert worden war. Aus dem Jaxt-
und Taubergrunde zogen die Bauern —
der sogenannte „schwarze Haufen" — gen
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
Extrahierte Personennamen: Grimm Ludwig_von
Helfenstein Ludwig Ritter_Götz_von_Berlichingen
129. Der Bauernkrieg.
279
Würzburg und vereinigten sich mit den
Aufständischen aus dem Odenwalde, dem
„Hellen Haufen". Würzburg war in ihre
Hände gefallen; die Feste aber, Marien-
derg, widerstand ihren Stürmen. Der
Bischof hatte Hülfe beim Pfalzgrafen ge-
sucht und als dieser mit seinem Heere
und den Truppen des Fürstbischofs im
Anmarsche war, wendeten sich die Bauern
südwestlich, in das Thal der Tauber.
Der Überlegenheit des Geschützes
und der Reiterei, wenn beide Waffen-
gattungen gehörig angewendet wurden,
vermochten die Bauern nicht zu wider-
stehen. Bei Königshofen an der Tauber
wurden sie in einer hitzigen Feldschlacht I
geschlagen und bei Ingolstadt im Ochsen-
furter Gau in einem zweiten Treffen
gänzlich aufgerieben. Unzählige Gefan-
gene wurden an den Landstraßen ge-
hängt oder sonst umgebracht, zum Theil
mit grausamen Martern, wie denn der
Mensch, der dem Grafen von Helfen-
stein zum Tode aufgespielt hatte, mit
einer eisernen Kette an einen Pfahl ge-
bunden und ringsum mit Flammen um-
geben ward. Markgraf Kasimir von
Brandenburg ließ zu Rothenburg alle
Bürger und Einwohner durch einen Herold
unter Trompetenschall auf den Markt
berufen und dann ans der Stelle 11 der
Anwesenden, am folgenden Tage aber
13 enthaupten. Die Weiber, die sich
beim Aufruhr thätig bewiesen hatten,
wurden am Pranger ausgestellt und
zum Theil in's Narrenhaus gesperrt.
Andern Theilhabern der Empörung ließ
der Markgraf die Finger abhauen und
die Augen ausstechen. Dies widerfuhr
zu Kitzingen 58 Personen. Zugleich
wurde die alte Form des Gottesdienstes
überall wieder hergestellt und zur Ver-
gütung des angerichteten Schadens eine
schwere Auflage auf alle Bürger und
Bauern gelegt. In den übrigen Theilen
von Oberdeutschland wurde die Empö-
rung in ähnlicher Weise bezwungen und
bestraft. Die Zahl derer, die in den
Schlachten, oder unter Henkershand, oder
in den Flammen der angezündeten Ort-
schaften umkamen, mochte sich in die
Hunderttausende belaufen. Die blühend- >
sten und volkreichsten Ortschaften waren !
Einöden geworden, voll rauchender Trüm-
mer und Leichenhaufen. Die Grafen
und Herren aber, die mit den Bauern
gezogen waren, verschwinden aus der
Geschichte dieses Krieges; nach dem un-
glücklichen Ausgange haben sie sich wahr-
scheinlich auf ihre Burgen zurückgezogen.
Nur Götz von Berlichingen machte eine
unglückliche Ausnahme. Als er nach
Stuttgart ritt, überfielen ihn unterwegs
Bündische. Nach mehrjähriger Gefan-
genschaft in Augsburg wurde er zu im-
merwährender Haft auf seinem eigenen
Schlöffe verurtheilt. Er mußte schimpf-
liche Urfehde schwören, nie über die
Grenzen seiner Burg zu schreiten, nie
wieder zu Pferde zu sitzen und nie eine
Nacht außerhalb seines Schlosses zuzu-
bringen, für Uebertretung eines dieser
Punkte aber ein Strafgeld von 25,000
Gulden zu zahlen. So lebte er elf
Jahre, und erst nach Auflösung des Bun-
des ward er vom Kaiser begnadigt.
Während dies in Schwaben und
Franken geschah, war Thüringen und
Sachsen der Schauplatz einer Bewegung,
welche mehr noch als der Aufstand in
Oberdeutschland in bedenklicher Ver-
wandtschaft mit der kirchlichen Neuerung
stand. Thomas Münzer, ein überspann-
ter Kopf, behauptete einen besonderen
Auftrag von Gott zu haben, die Aus-
erwählten zu einem Bunde zu vereini-
gen und das Reich Gottes auf Erden
in Erfüllung zu bringen. Er zog gegen
geistliche und weltliche Obrigkeit los,
erklärte letztere für unchristlich und pre-
digte die Gütergemeinschaft. Solche
Lehren gefielen dem großen Haufen.
Die Armen arbeiteten nicht mehr, und
wer Tuch, Getreide oder sonst etwas
nöthig hatte, forderte es vom Reichen
aus christlichem Rechte. Ward es ver-
weigert, so nahm man es mit Gewalt.
Die Mönche waren aus Mühlhausen
vertrieben und deren Güter von Thomas
Münzer in Besitz genommen worden.
So trieb der Prophet sein Wesen ein
Jahr lang, und inimer größere Haufen
Landvolks strömten zu ihm. Da rückte
Landgraf Philipp von Hessen mit 6000
Alaun gegen die Aufrührer. Bei Fran-
kenhausen hatten diese eine Wagenburg
geschlagen. Münzer verhieß den Seinen
gewissen Sieg und den Beistand des
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Kasimir_von
Brandenburg Götz_von_Berlichingen Thomas_Münzer Thomas
Münzer Philipp_von_Hessen Philipp