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1. Der biographische Unterricht - S. 21

1874 - Berlin : Gaertner
— 21 — treffen qeqen die Spartaner geliefert, und deshalb wurde er von fernen Gegnern des Leichtsinns und Muthwillens angeklagt. Der Oberbefehl wurde ihm genommen und zehn andern Männern übergeben. Dadurch entstand nun noch größere Uneinigkeit. Die Athener wurden im Marmormeer gänzlich geschlagen und mussten einen schmachvollen Frieden mit Sparta schließen (404). Alcibiades war indessen nach Kleinasien zu einem persischen Statthalter geflohen. Die Spartaner aber, welche feine Rückkehr fürchteten, schickten Meuchelmörder nach Kleinasien und ließen ihn hier umbringen. Alexander der Große. §. 19. Zustand Griechenlands vor Alexander. Schon zu den Zeiten des Alcibiades war Griechenland sehr gefunken. In dem kecken, schwanken und zerrissenen Leben des Alcibiades spiegelt sich ganz der Zustand des Landes. Uneinigkeit und Zwist war herrschend, an großen Männern fehlte es ebenfalls. Die griechische Jugend war schwelgerisch und lüderlich, und die Männer fanden nur Vergnügen an großen Mahlzeiten und Schauspielen. Diesen Zustand benutzte ein im Norden Griechenlands wohnender König, Philipp von Macedornen (Makedonien), um den Griechen, wo möglich, noch den Rest ihrer Freiheit zu rauben. Er wandte Bestechungen, geheime Verbindungen u. dgl. an und rückte mit einem Heer in das mittlere Griechenland ein. Da erhob sich der letzte große Grieche, um sein Volk noch einmal aufzurichten. Es war der Redner Demosthenes. Durch herrliche Reden regte er die alte Freiheits- und Vaterlandsliebe der Griechen an. In der That rafften sich auch alle Griechen zusammen. Aber es war zu spät. Sie wurden (338) bei Chäronea (Chäroneia) geschlagen, und ihre Freiheit hörte auf. §. 20. Alexander s Jugend. Jener macedonische König hatte einen Sohn, Alexander, welcher wegen der großen Thaten, die er ausgeführt, den Beinamen des Großen erhalten hat. Er wurde (356) in derselben Nacht geboren, in der Herostratus den Dianentempel zu Ephesus anzündete. Philipp ließ ihn von dem größten damaligen Philosophen Aristoteles erziehen. Er zeigte viele Fähigkeiten. Besonders beschäftigte er sich mit Redekunst, Poesie und Geschichte. Die Gesänge Homers regten in ihm sehr früh die Ruhmbegierde an, so dass er schon als Jüngling, wenn er von den Siegen seines Vaters hörte, oft gesagt haben soll: „Mein Vater wird mir nichts mehr zu erobern übrig lassen." Ein sehr kostbares, wildes Pferd, das niemand reiten konnte, wusste Alexander durch ferne Klugheit so sicher zu regieren, dass sein Vater vor Freude die Worte ausrief: „Mein Sohn, suche dir ein anderes Königreich! Macedonien ist für dich zu klein" Philipp hatte sich bereits zum Oberfeldherrn über ganz Griechenland ernennen lassen und ging mit dem Plane um, Persien zu erobern, als er beider Vermählung seiner Tochter Kleopatra mit dem Könige Alexander von Epirus (Epeiros) von einem seiner Leibwächter erstochen wurde. Nun jubelten die Griechen und hofften schon, ihre Freiheit wieder zu erlangen. Als aber Alexander in Korinth erschien, übertrugen ihm die Abgeordneten der griechischen Staaten dieselben Rechte, welche sein Vater über sie ausgeübt hatte. Alexander zeigte sich sehr wohlwollend gegen die Griechen. Er besuchte ihre öffentlichen Gebäude, Schulen, Werkstätten der Bildhauer und Maler. In Korinth traf er auch mit Diogenes zusammen und bewunderte den sonderbaren Mann so sehr, dass er s agte: „Wenn ich nicht Alexander wäre, wünschte ich nichts anders, als Diogenes zu sein." Als die griechischen Zustände geordnet waren, kehrte er nach Macedonien zurück, weil die ihm unterworfenen Skythen sich empört hatten. Da ver-

2. Der biographische Unterricht - S. 25

1874 - Berlin : Gaertner
— 25 - dennoch, so wurde sie lebendig begraben. Man grub an einem bestimmten Thore der Stadt eine tiefe Höhle, , in die man ein Bett und einen Tisch mit etwas Brot, Waffer, Milch und Öl setzte; eine brennende Lampe stellte man daneben. Die Verurtheilte wurde dann unter Wehklagen und Gebet dahin geführt, auf einer Leiter stieg sie in die Gruft, die Thür fiel über ihr zu, und darauf geschüttete Erde trennte sie auf ewig von den Lebenden. Eine solche Strafe kam aber selten vor. Die Vestalinnen genossen vielmehr bei dem Volke ein sehr-großes Ansehn. Nun können wir uns wohl denken, warum Amulius die Rhea Silvia zu einer Vestalin machte. Denn wenn sie sich verheiratete, so würde gar leicht ihr Gemahl an dem bösen Oheim Rache genommen und ihn ebenfalls vom Throne gestoßen haben. Das wollte Amulius verhindern. Aber was that die Königstochter? Sie vermählte sich heimlich mit dem Kriegsgotte Mars. Als sie zwei Söhne bekam, erschrak Amulius so sehr, dass er die Mutter gleich in ein Gefängnis werfen und die beiden Knaben in einer Mulde in die Tiber tragen ließ, damit wilde Thiere sie auffräßen. Da soll nun eine Wölfin gekommen sein und die Kleinen gesäugt haben, bis der Oberhirt des Königs, Faustulus, der seine Herde an der Stelle weidete, die Kinder fand und sie mitleidig seiner Frau nach Hause brachte. So wurden sie groß gezogen und erhielten die Namen Romulus und Remus. Als Hirtenknaben geriethen sie einst mit den Hirten des Numitor in Streit, und, als sie vor ihn geführt wurden, zeigten sie sich so unerschrocken, dass er sie lieb gewann und bei sich behielt; später sagte ihm Faustulus, dass es seine Enkel wären. Wie sie älter wurden, beschlossen sie, das ihrem Großvater geschehene Unrecht zu bestrafen, und es gelang ihnen, den Amulius zu tobten und Numitor wieder auf den Thron zu setzen. Zum Dank dafür erlaubte dieser seinen Enkeln an der Stelle, wo sie ausgesetzt waren, eine Stadt zu bauen. So entstand Rom 753 v. Chr. Als die Stadt schon mehrere Hütten zählte, stritten einst die Brüder, wem die Ehre zukomme. Stifter der Stadt genannt zu werden. Das sollten Götterzeichen entscheiden. Die Brüder setzten sich auf einen Hügel und warteten auf den Flug der Kögel. Dem Remus erschienen zuerst sechs, dem Romulus später zwölf Geier, und als nun ein jeder die Zeichen zu feinem Vortheile auslegte, kam es wieder zu einem Streit, in dem Romulus seinen Bruder erschlug. §. 26. Erste Einrichtungen in Rom. Romulus war also der erste König von Rom. Um in der neuen Stadt schnell viele Bewohner zu haben, forderte er Flüchtlinge und Sklaven auf, sich in Rom niederzulassen. Es kamen auch viele. Den Römern fehlten aber Frauen, und da aus den benachbarten Städten die Väter ihre Töchter nicht mit hergelaufenen Sklaven verheiraten mochten, so verfiel Romulus auf eine List. Er machte bekannt, dass er zu Ehre» des Neptun Wettspiele anstellen würde, und lud dazu die Bewohner der benachbarten Städte ein. Da erschienen viele Nachbarn, besonders aber Sabiner mit Weibern und Kindern. Am letzten Festtage sielen die römischen Jünglinge über ihre Gäste her, und ein jeder raubte sich eine Jungfrau. Die Gäste waren ohne Waffen und flohen eiligst davon. Aber sie verbanden sich mit benachbarten Völkern, um gemeinschaftlich Rom anzugreifen und die geraubten Töchter heimzuführen. Titus Tatius, der König der fabinischen Hauptstadt Cures, wurde Anführer. Nachdem Rom lange Zeit belagert war, legten sich die geraubten Sabinerinnen ins Mittel und sagten ihren Vätern, dass sie mit ihren Männern glücklich lebten, und dass man den Kamps beenden möchte. So kam ein Friede zustande, in dem festgesetzt wurde, dass Romulus und Tatius in Rom gemeinschaftlich regieren, die Römer aber nach der Stadt Cures den Namen Quirüeu führen sollten. Zwischen

3. Der biographische Unterricht - S. 38

1874 - Berlin : Gaertner
— 38 — und hielten einen Rach. Da dauerte es denn bisweilen sehr lange, ehe sie sich für den einen oder den andern entscheiden konnten. Jetzt war die Wahl um so schwieriger, weil man in der That nicht wusste, wen man wählen sollte. Endlich fiel man auf den Grafen Rudolf von Habsburg. Er besaß bedeutende Güter in der Schweiz. Diese Besitzungen waren zwar viel geringer, als die der übrigen deutschen Fürsten; allein Rudolf war wegen seiner Tapferkeit, Gerechtigkeit und Frömmigkeit allgemein geehrt. Einst begegnete ihm auf der Jagd ein Priester, der zu einem Kranken ging. Das Wetter und die Wege waren schlecht. Rudolf stieg von seinem Pferde und gab es dem Geistlichen. Als er die Kunde von seiner Kaiserwahl vernahm, begab er sich zur Krönung nach Aachen (im Jahre 1273). Zufällig war das Scepter, welches bei der Krönung dem Kaiser in der Kirche überreicht wird, vergessen worden. Schnell ergriff Rudolf das Krucifix vom Altare und sagte: „Dieses Kreuz, in welchem wir und die Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle eines Scepters vertreten können." Nachdem der Papst die Wahl des Kaisers bestätigt hatte, trat Rudolf seine segensreiche Regierung an. §. 47. Rudolfs Regierung. Rudolf hatte sich zum Ziele gesetzt, das Anfehn Deutschlands wieder herzustellen. Daher wollte er von Italien gar nichts wissen. Er sagte, wie in der Fabel der Fuchs vor der Höhle des Löwen: „er sehe wohl Fußtapfen derer, die glücklich in Italien hineingekommen, aber nicht derer, die wohlbehalten wiedergekehrt." Da die deutschen Fürsten sehr übermüthig waren, so musste Rudolf zunächst durch eigene Kraft sich Ansehn zu verschaffen suchen. Er überzog den mächtigsten deutschen Reichsfürsten, Ottokar von Böhmen, mit Krieg. Dieser weigerte sich nämlich, Rudolf als Kaiser anzuerkennen, und beharrte, so sehr man ihn auch warnte, in seinem Trotze. Vom Elsass ging nun der Kaiser mit einem kleinen Heere den Rhein hinunter. Unterwegs fragte ihn der Herr von Klingen: „Herr, wer soll denn jetzt euren Schatz bewahren?" Rudolf antwortete: „Ich habe feinen Schatz und kein Geld als diese fünf Schillinge; aber der Herr, der immer geholfen hat, wird auch jetzt für mich sorgen/' Wirklich half auch der Herr. Denn Rudolf wurde vom König von Ungarn, vom Herzog von Baiern und andern Fürsten unterstützt, und so zog er durch Batern in Österreich hinein. Als Ottokar die Übermacht seines Gegners sah, wünschte er einen Vergleich, der ihm auch bewilligt wurde. Er musste Österreich, Steiermark, Kärnthen und andre Landestheile an den Kaiser abtreten. Allein bald schmerzte ihn der Verlust, und er versuchte den Kampf noch einmal. Rudolf focht bei Wien auf dem Marchfelde so tapfer, dass Ottokar fein Leben verlor (1278). Nun brachte der Kaiser die großen Länder des gefallenen Königs an fein Haus. Es waren indessen noch manche andre Fürsten gegen den Kaiser widerspenstig, besonders der wilde und kriegslustige Graf Eberhard von Würtemberg. Sie wurden alle zuruhe gebracht. Den meisten Ruhm erwarb sich Rudolf dadurch, dass er mit großer Gerechtigkeit die Ordnung in Deutschland herstellte. Er machte durch das ganze Land Reisen, gestattete einem jeden Zutritt und saß oft selbst zu Gericht. Er setzte fest, dass die Fürsten sich nicht mehr unter einander bekämpfen sollten, zerstörte viele Raubschlöffer und ließ die Raubritter hinrichten. Gegen alle diejenigen, welche ihn persönlich beleidigt hatten, verfuhr er sehr mild. Es gibt manche schöne Erzählung aus seinem Leben, die uns dies recht deutlich zeigt. Rudolf hatte eine hohe Gestalt, war im Genuss der Speisen sehr mäßig und theilte im Kriege alles mit seinen Soldaten. Als er merkte, dass seine Kräfte abnahmen, rief er: „Wohlan nach Speier!" (Die Begräbnisstätte der Kaiser.) Er starb zu Germersheim 1291. Sehr schöne Worte sagt ein Zeitgenosse Rudolfs über ihn: „Dieser König ist rechtgläubig, ein Verehrer der Kirche, ein

4. Der biographische Unterricht - S. 44

1874 - Berlin : Gaertner
— 44 — sogar die Britten. Da es nun den Sachsen gelungen war, sich in England fest ju setzen, so zogen immer mehr Deutsche dahin und errichteten nach und nach 7 Königreiche. Das war ungefähr ums Jahr 480. Bald aber geriethen auch d'ese unter einander um die Oberherrschaft in Kampf; endlich wurden sie alle vereinigt. Während dieser Zeit waren von Rom aus mehrere Mönche, u. a. der Benediktiner Augustinus, nach England gegangen und hatten das Christenthum mtt Erfolg verbreitet. Als im Innern des Reiches die Ruhe hergestellt war bekam England mit äußern Feinden zu thun. Nämlich in Dänemark wohnten germanische Völker, von den Engländern Normannen genannt, die ihren sühnen Kriegsrnuth dadurch zu befriedigen suchten, dass sie auf Abenteuer und Beute ausgingen. Wohin sie kamen, plünderten sie und richteten Verwüstungen an, so dass die ganze Nordseeküste vor ihnen nicht sicher war. Von Beutelust getrieben, • waren die dänischen Seeräuber schon früh an der englischen Küste erschienen, hatten sich aber nicht so dreist herangewagt. Jetzt, während König Ethelwolf (850) in England regierte, kamen sie mit mehr als 300 Schiffen wieder und drangen verwüstend bis tief ins Innere Englands ein. Ethelwolf konnte nichts gegen sie ausrichten; er war ein frommer, aber sehr schwacher König. Erst seinem jüngsten ©ohne Alfred gelang es, die Ruhe in England wieder herzustellen. §. 56. Alfreds Kämpfe. Alfred zeichnete sich schon als Knabe durch Schönheit und Anmuth des Körpers, sowie durch herrliche Anlagen aus. Seinen Körper stärkte er durch Leibesübungen und in den Kämpfen gegen die Normannen. Er war zweiundzwanzig Jahr alt, als er den Thron bestieg (871). Die Dänen hatten noch nie so viele und verheerende Einfälle in England gemacht wie jetzt. Obgleich Alfred 8 große Schlachten gegen sie gewann, so kamen sie doch immer wieder. Endlich _ schloss er einen Vertrag mit ihnen. Aber sie waren treu= los genug, ihn nicht zu halten. Weil die Unterthanen für das Leben ihres Königs fürchteten, so baten sie Alfred, vom Kampfe abzulassen. Er musste fliehen und soll sich unerkannt lange Zeit bei einer Hirtenfrau aufgehalten haben. Schon hatten die Dänen den größten Theil des Landes erobert. Da erschien Alfred, als Harfner verkleidet, unter ihnen und sang ihnen Lieder vor, wobei er zugleich Dtp Schwäche ^des dänischen Heeres zu beobachten suchte. Dann zeigte er sich seinen Soldaten, welche durch sein Erscheinen mit neuem Muthe erfüllt wurden und das dänische Heer gänzlich vernichteten. Es kam zu einem Vertrage. Die Dänen erhielten Ostangeln und Northumkrland; der übrige Theil des Reiches blieb den Engländern. Dieser Vertrag wurde nicht gebrochen. Der Dänenfürst Guthrun trat sogar zum Christenthum über und entfernte aus feinem Volke das wilde und unruhige Leben. Alfred traute den Dänen aber nicht. Er ließ die zerstörten Städte befestigen und eine neue Flotte einrichten, welche an der Küste umherschweifen musste, um neue Angriffe abzuhalten. Endlich erschien eine große Schar Normannen unter ihrem Anführer Hastings, und da Guthrun gestorben war, so empörten sich auch noch die Normannen in England. Nach 3jährigem Kampfe waren die Unruhen gedämpft. Alfred hat in 56 Schlachten selbst mitgefochten. §. 57. Alfreds Verwaltung im Innern Englands. Durch diese Kriege war der Geist des Ungehorsams über die Engländer gekommen. Alfred trug daher Sorge, Zucht und Ordnung wieder herzustellen. Er verfuhr dabei mit großer Strenge, saß selbst zu Gericht und achtete weder auf Geburt noch auf Ansehn. Seine Maßregeln hatten so gute Folgen, dass man zu sagen pflegte, ein Wanderer, welcher seine volle Börse auf dem Wege verloren hätte, könne dieselbe nach einem Monate unberührt auf derselben Stelle wiederfinden. Damit aber dieser neue Zustand nicht so leicht gestört werden sollte, sammelte Alfred die

5. Der biographische Unterricht - S. 51

1874 - Berlin : Gaertner
— Öler sie und gab damit den Geistlichen ein Beispiel zur Nachahmung. Bald verheirateten sich auch andere junge Prediger. Luther führte mit seiner Frau ein sehr glückliches Leben und war oft recht vergnügt im Kreise seiner Kmder. — Ein Mann, der nicht bloß ein Freund Luthers, sondern auch sein treuer Gehilfe beim Werke der Reformation war, ist Philipp Melanchthon. Er war 1497 am 16. Februar zu Breiten in Baden geboren. Nachdem er in Heidelberg studiert hatte, wurde er im 21. Jahre als Professor der griechischen Sprache und dev Theologie nach Wittenberg berufen. Er war eben so heiter und gesprächig wie Luther; nur besaß er nicht Luthers Feuer und war von etwas furchtsamem Charakter, daher auch Luther sagte: „So leise kann ich nicht auftreten, wie Magister Philipp." Dennoch sind seine Verdienste um die Reformation sehr groß. — Wie Luther sein Leben lang die Musik sehr liebte, ebenso verehrte er auch die andern Künste. Er selbst dichtete manch schönes Lied. Bekannt genug sind ja von ihm die Lieder: „Ein' feste Burg ist unser Gott" und „Vom Himmel hoch, da komm' ich her." Aber auch hie Malerei liebte er sehr; den Genuss mancher schönen Malerwerke verschaffte ihm sein Freund Lucas Cranach. Dieser große Maler war in Cranach am Fichtelgebirge geboren und wohnte als sächsischer Hofmaler 46 Jahre lang in Wittenberg. Er war ein so ehrenwerther Mann, dass er zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde. Seinen Kurfürsten Johann Friedrich hat er in die Gefangenschaft nach Jnnspruck begleitet. §. 68. Fortgang der Reformation. Zwingli und Calvin. Wiewohl Kaiser Karl V. im Herzen ganz katholisch gesinnt war, so wagte er es fürs erste doch nicht, gegen die evangelischen Fürsten und Städte, welche sich unter einander verbunden hatten, aufzutreten. Denn er war mit dem Könige Franz I. von Frankreich, dem Papste und den Türken in Kriege verwickelt und bedurfte zu denselben des Beistandes der Evangelischen. Die Anhänger der neuen Lehre mehrten sich überall. Der Kurfürst von Sachsen ließ durch Luther und Melanchthon in seinen Landen eine Kirchenvisitation vornehmen, infolge dessen Luther seinen kleinen Katechismus schrieb, und er wirkte überall kräftig für die Ausbreitung des Evangeliums. Als nun aber der Kaiser sah, dass die evangelische Lehre einen so schnellen Fortgang nahm, wollte er ihr Einhalt thun und berief einen Reichstag nach Spei er 1529. Auf diesem Reichstage verlangten die Katholiken unter anderm, dass die Evangelischen die Messe beibehalten sollten, wogegen diese protestierten und daher den Namen Protestanten erhielten. Um die Sache zu entscheiden, berief der Kaiser auf das folgende Jahr (1530) einen Reichstag nach Augsburg, auf welchem die von Melanchthon verfasste Augsburger Konfession vorgelesen wurde. Die Katholiken waren damit unzufrieden und verlangten Wiederherstellung der alten Kirchengebräuche in den evangelischen Ländern. Allein die evangelischen Fürsten schlossen sich zu Schmalkalden in Thüringen enger an einander an, und der Kaiser musste 1532 im Religionsfrieden zu Nürnberg nachgeben. So war wenigstens auf einige Zeit die Ruhe hergestellt. Was der Sache der Evangelischen aber Schaden brachte, waren mancherlei Zwistigkeiten, die sie unter einander hatten. Wie Luther und Melanchthon in Deutschland, so hatten Huldreich Zwingli und Johann Calvin in der Schweiz das reine Evangelium zu verbreiten gesucht. Zwingli war sanft wie Melanchthon und Calvin noch heftiger als Luther. Sie wichen in einigen Stücken von Luther ab, und so sehr sie sich auch bemühten, konnten sie doch keine Einigung zustande bringen. Ihre Anhänger nannten sich Reformierte. Der Hass beider Parteien ging so weit, dass die Lutheraner die Reformierten nicht in den schmalkaldischen Bund aufnehmen wollten. Das benutzte der Kaiser, 4*

6. Der biographische Unterricht - S. 85

1874 - Berlin : Gaertner
— 85 — §. 110. Religionszuftand in Schottland. Maria Stuart lebte nicht in Schottland, sondern m Frankreich und ließ Schottland durch ihre Mutter verwalten. Hier sah es damals sehr traurig aus. Das Volk befand sich in tiefer Unwissenheit, und die katholische Geistlichkeit suchte davon ihren Nutzen zu ziehen. Allein kaum war der Protestantismus nach England gedrungen, als er sich auch schon in Schottland verbreitete. Besonders predigte ein Geistlicher, Zohann Knox, mit außerordentlicher Beredsamkeit und mit Ungestüm gegen den Katholicismus, sodass er sogar das Land verlassen musste. Als nun noch die Mutter Maria's den protestantischen Gottesdienst untersagte, wurde die Erbitterung groß. Man zerstörte die Bilder und Kunstwerke in den katholischen Kirchen; schottische Soldaten, von französischen unterstützt, mussten die Unruhen unterdrücken. Mein die schottischen Protestanten baten die Engländer um Hilfe. Man schloss einen Vergleich. Während dessen starb nicht bloß die Mutter Maria's, sondern auch Franz Ii., und Maria Stuart sah sich genöthigt, ihr geliebtes Frankreich zu verlassen und in ihr eignes Land zurückzukehren. In Edinburg wurde sie mit lautem Jubel empfangen. Als aber die Schotten sahen, mit welcher Liebe ihre Königin der katholischen Religion zugethan war, wurden sie mistrauisch. Knox war bereits nach Schottland zurückgekehrt. und der Protestantismus hatte vollständig die Oberhand gewonnen. Der Königin wurde sogar untersagt, in ihrer Schlosskapelle die Messe lesen zu lassen. §. in. Maria Stuart als Gemahlin Darnley s und Both-weu s. Während dieser Ereignisse verheiratete sich Maria mit dem Lord Darnley, einem ihrer Verwandten. Als sie der Königin von England ihre Verlobung durch den treuen Haushofmeister Melvil anzeigte, benahm diese sich sehr freundlich, wiewohl Melvil, nicht mit Unrecht, das Betragen der Königin für zweideutig hielt. Denn Elisabeth hatte in ihrem Staatsrathe erklärt, dass die Vermählung Maria's für England nachtheilig sei, weil Darnley katholisch wäre, und einige ihm ein Recht auf den englischen Thron zugesprochen hätten. Indessen wurde die Vermählung vollzogen. Bald sah aber Maria, dass der schöne und junge Darnley undankbar, hochmüthig und treulos war. Es entstand ein Mis-verhältnis zwischen beiden, das noch erhöht wurde, als Maria einen Italiener, namens Rizio, der durch seine schöne Stimme bei ihr in große Gunst gelangt war, sehr auszeichnete. Mit diesein und einigen ihrer Frauen speiste eines Abends dle Königin, als Darnley in das Zimmer trat und Rizio von mehreren Edelleuten ermorden ließ. _ Solchen Schimpf konnte die Königin ihrem Gemahl nicht vergessen. An Rizio's Stelle trat Gras v. Both well, ein lasterhafter, aber kühner Mann. Als Darnley 1567 in (Älasgow krank wurde, pflegte ihn die Königin ™lt * Sorgfalt und gab ihm sogar zu seiner großem Ruhe ein Landhaus in der Nähe von Edinburg. Dieses Haus siog in einer Nacht, durch Pulver gesprengt, in die Luft, Darnley's Leichnam wurde auf dem Felde gefunden. Man hegte Verdacht gegen die Königin und scheute sich nicht, durch nächtlich angeschlagene Zettel Bothwell als Königsmörder darzustellen. Was aber den Leichtsinn und jne Leidenschaft der Königin am widerwärtigsten zeigte, war, drei Monate nach dem Tode Darnley's, ihre Vermählung mit Bothwell. Das empörte den schottischen E. Die angesehensten Männer verbanden sich, die Mörder des Königs vor Gericht zu stellen. Bothwell sammelte zwar ein Heer, musste aber fliehen, hielt sich lange Zeit ans den Orkney-Inseln als Seeräuber auf und ging dann nach Dänemark, wo er zehn Jahre im Gefängnisse saß, wahnsinnig wurde und eines jämmerlichen Todes starb. Maria wurde nach Edinburg geführt, hatte hier von dem Pöbel bte grässlichsten Schmähreden zu hören und muffte einstweilen die

7. Der biographische Unterricht - S. 87

1874 - Berlin : Gaertner
Vi. Skandinavien. Gustav Wasa. §. 114. Skandinavien vor Gustav Wasa. Über die drei Reiche: Schweden, Norwegen und Dänemark herrschte seit dem Ende des vierzehnten Jahrhunderts eine zeitlang nur ein König. Da die Schweden aber von ganz andrer Eigenthümlichkeit als die Dänen sind, so entstanden schon dieserhalb manche Zwistigkeiten. Auch wollten die Schweden nicht leiden, dass die Dänen ohne ihre Zustimmung die Könige wählten. Während nun der König in Dänemark residierte, wurde Schweden durch Reichsvorsteher verwaltet, welche aus dem hohen Adel zusammentraten. Von diesenreichsvorstehern war besonders Sten Sture sehr mächtig; er ließ sich nicht nur keine Unterdrückung von den Dänen gefallen, sondern wollte auch nicht einmal den König Christian Ii. anerkennen. Es kam zum Kampfe, und erst, nachdem Sten Sture gefallen war, wurde Christian von Len Schweden anerkannt. Zwar hatte er durch einen Eid versprochen, alles Vorgefallene zu vergessen; allein er nahm dennoch blutige Rache an den Schweden; denn er war ein entschlossener, gewalttätiger und rachsüchtiger Fürst. Er begab sich 1520 zur feierlichen Krönung nach Stockholm. Bei der Krönung wurde drei Tage lang gefchmaufet. Am dritten Tage (8. November) ließ der König die Thore schließen, alle Straßen besetzen und auf dem Markte Kanonen aufpflanzen. Der Erzbischof von Upsala, Gustav Trolle, hatte ihm ein Verzeichnis aller derjenigen übergeben, welche früher feindselig gegen ihn gesinnt waren. Diese, zusammen vier und neunzig der angesehensten Personen, wurden auf dem Markte hingerichtet. Man nennt dieses Ereignis das Stockholmer Blutbad. Dann reiste der König nach Dänemark zurück und ließ unterwegs noch manche grausame Hinrichtung vornehmen. Zwei Jahre darauf erklärte ihn ein Theil der Schweden für abgesetzt. Nun forderte er die Dänen zum Kampfe gegen die Schweden auf; bei ihnen hatte er sich aber ebenfalls verhasst gemacht, und so ward es ihm schwer, seinen Zweck zu erreichen. §• 115. Gustav Wasa s Einzug in Stockholm. Während dies in Schweden geschah, irrte Gustav Erichfon Wasa im Lande umher mit dem Gedanken, sein Vaterland von der Herrschaft der Dänen zu befreien. Gustav Wasa war von einem alten Geschlechte der schwedischen Reichsvorsteher, an dem Hofe seines Großoheims Sten Sture erzogen, begabt mit vielen Anlagen und Kenntnissen. Schon in den Zwistigkeiten zwischen Schweden und Dänemark war er mit mehreren andern vornehmen Jünglingen als Geisel den Dänen überliefert und gegen eine bedeutende Bürgschaft einem dänischen Gutsbesitzer, Bauer, seinem Verwandten, zur Bewachung übergeben worden. Von diesem entfloh er nach Lübeck, wo sich der Bürgermeister Bröms seiner annahm und ihn mit dem Versprechen, dass er künftig mit Geld und Soldaten unterstützt werden sollte, nach Schweden gehen ließ. Hier hörte er, dass sein Vater und seine Verwandten in dem Stockholmer Blutbade gefallen waren. Er sann auf Rache und hoffte, in seinem Vaterlande so viel Unterstützung und Anhang zu finden, dass er einen Kampf gegen Christian würde wagen können; aber niemand, nicht einmal seine Verwandten, wollten ihn ausnehmen, und so musste er in Bauernkleidern umherirren und die Nächte im Korn zubringen, um nicht verrathen zu werden. Christian wusste, dass Gustav Wasa sich in Schweden aufhielt, und hatte auf seinen Kopf einen bedeutenden Preis gesetzt. Jetzt verließen ihn sogar seine Diener. Um nicht entdeckt zu werden, arbeitete er in den Kupferberglverken von Falun und verdung sich dann als Knecht bei Persson, überall von dänischen Spähern umgeben. Die Geistes-

8. Der biographische Unterricht - S. 12

1874 - Berlin : Gaertner
chenland ein König; damals war Griechenland in viele Staaten getheilt, von denen jeder seinen besondern Herrscher hatte. Die bedeutendsten dieser Staaten waren Sparta, Athen und Theben. An Sitten, Bildung und Gebräuchen unterschieden sie sich. Als sie sich durch Eroberungen immer mehr erweiterten, und ein Staat mächtiger wurde als der andere, entstand Eifersucht und Hass unter ihnen. Nur wenn es gast, einen gemeinsamen auswärtigen Feind zu besiegen, oder wenn die großen Volksfeste gefeiert wurden, kamen alle Griechen zusammen und vergaßen den Groll, den sie gegen einander hegten. Wir wollen uns erst einiges merken, was alle Griechen gemeinsam angeht. §. 6. Die olympischen Spiele. Wie die Babylonier und Ägypter- in ihrer Religion nicht einen einzigen Gott, sondern mehrere Götter hatten, eben so finden wir auch bei den Griechen viele Gottheiten. Die Babylonier hatten Tempel für ihre Götter und stellten ihnen zu Ehren festliche Tänze an. Die Griechen thaten etwas ähnliches. Außer der Verehrung, welche sie ihren Göttern in Tempeln brachten, hielten sie ihnen auch noch festliche Spiele. Es pflegten sich dann entweder alle Griechen oder nur einzelne Landschaften zu versammeln und ihren obersten Gott Zeus oder einen Heros durch solche Feste zu verherrlichen. Später verlor sich diese Bestimmung, und die Spiele waren nichts anderes als Volksfeste. Die merkwürdigsten sind die olympischen Spiele. Sie wurden in der Landschaft Elis gefeiert. Ein von Hügeln umgebener Platz war in zwei Theile getheilt. Der eine Theil, etwa 600 Fuß lang, war zum Wettrennen bestimmt; auf dem andern weit längeren Platze fuhren die Wagen. Unten befanden sich Bänke für die sogenannten Kunstrichter und ein wenig höher Bänke für Musiker. Auf den Hügeln rings herum faßen viele Tausende von Zuschauern, welche durch ihr Jubelgeschrei die Kämpfer lobten oder tadelten. Eine Mauer, die sich durch den Platz hindurch zog, war mit Bildsäulen, kleinen Tempeln und Altären geschmückt. Der linke Theil, für Reiterübungen bestimmt, hieß Hippo-dromos; den rechten, auf dem die Kämpfe und Wettrennen zufuß statt fanden, nannte man Stadion. — Die Spiele nahmen mit Sonnenaufgang ihren Anfang. In der vorangehenden,Nacht wurden den Göttern Opfer und Gesänge gebracht. Die nackten und mit Öl gesalbten Kämpfer und Athleten traten vor und schwuren den Göttern, dass sie sich zehn Monate lang zu den Kämpfen vorbereitet und ein sittsames Leben geführt hätten. Dann winkte der Herold, und der Lauf begann. Wer das Ziel zuerst erreichte, war Sieger, und fein Name wurde laut vom Volke ausgerufen. Den zweiten Kampf bildete das Rennen mit den Wagen. Ein kleiner Wagen, mit mnthigen Rossen bespannt, musste von dem Wagenlenker geschickt und schnell durch die Bahn geführt werden, ohne dass er an die Säulen anstieß. Die Nachmittage waren für die Ringer, Faustkämpfer und Discus-werfer bestimmt. Diese Spiele dauerten mehrere Tage. Am letzten Tage wurden die Sieger gekrönt. Sie erhielten unter Lob und Gesang einen Ölzweig, und später wurde der die Stadt umgebende Hain mit ihren marmornen Bildsäulen geschmückt. Zu diesen Festen erschienen auch Dichter und Maler mit ihren Werken, die vorgetragen und aufgestellt wurden, und über die die Richter ebenfalls ein Urtheil aufsprachen. Die olympischen Spiele wiederholten sich im Monat Juli alle vier Jahre. Diesen Zeitraum nannte man eine Olympiade. Solcher Olympiaden bedienten sich die Griechen zu ihrer Zeitrechnung, indem sie das Jahr 776 vor Christi Geburt als das erste Jahr der ersten Olympiade festsetzten. In ihren Geschichtsbüchern finden wir also die Ereignisse darnach angegeben. Die Römer, von denen wir später erzählen, hatten auch eine eigene Zeitrechnung. Sie gingen

9. Der biographische Unterricht - S. 13

1874 - Berlin : Gaertner
— 13 — von dem Jahre der Erbauung der Stadt Rom aus und sagten, dieses oder jenes Ereignis habe statt gefunden in dem und dem Jahre nach Roms Erbauung. Wir haben in unsern Geschichtsbüchern noch eine andere, die christliche Zeitrechnung. Damit nun alles, was wir aus der Geschichte lernen, in ein richtiges Zeitverhältnis zu einander gesetzt werde, haben wir die griechische und die römische Zeitrechnung nach der unsrigen umgewandelt. Wir gehen von dem Jahre der Geburt Christi aus und rechnen für alles, was nach Christi Geburt geschehen ist, vorwärts und für das, was vor Christi Geburt geschehen ist, rückwärts, so dass also nach Christi Geburt das Jahr 30 früher als 31, während vor Christi Geburt das Jahr 30 später ist als das Jahr 31. Wir merken uns dies, damit wir wissen, welche von den Geschtchtm, die uns noch erzählt werden sollen, früher, und welche später geschehen ist. §. 7. Die Orakel. Es ist oben erzählt worden, dass Krösus das Orakel zu Delphi über den Ausgang eines Krieges gegen Cyrus um Rath gefragt habe. Wir wollen sehen, was darunter zu verstehen ist. Der Sitz eines Orakels war ein Tempel, der in einem heiligen, dicht umschatteten Haine oder in einem dunkeln Thale stand. Gewöhnlich zeichneten sich solche Orte noch durch wunderbare Naturerscheinungen aus, und häufig gaben diese die Veranlassung zur Errichtung eines Orakels. Wo aus der Erde betäubende Dämpfe hervorstiegen, oder wo es rauchende Quellen gab, da glaubte man, offenbare sich das Wesen eines Gottes. Nicht selten geschah es, dass durch die Dämpfe der Herannahende in Verzuckung versetzt wurde und unzusammenhängende Worte ausstieß. Diese wurden dann für den Willen Gottes gehalten. Solcher geheiligten Orte gab es in Griechenland mehrere, besonders zu Dodona in der Landschaft Epirus und zu Delphi am Fuße des Berges Parnassus. Das Orakel zu Delphi soll von dem Gotte Apollo herrühren. Es wohnten dort viele Opferer, Wahrsager und Priester. Wenn ge-weissagt werden sollte, ging eine Priesterin, Pythia genannt, in das innere Heiligthum und setzte sich auf einen mit Lorbeerzweigen umflochtenen Dreifuß, der über der dampfenden Höhle stand. Sie geneth dann in Zuckungen und stieß abgebrochene Worte aus, welche von den Priestern gedeutet wurden. Das Orakel ertheilte an bestimmten Tagen feine Aussprüche. Viele Menschen zogen dann dahin und ließen sich weissagen. Wichtige Staatsangelegenheiten wurden nicht eher vorgenommen, als bis man das Orakel um Rath gefragt hatte. Man darf nicht sagen, dass die Neugierde die Menschen zu den Orakeln hintrieb, sondern eben so wie wir uns vor jeder wichtigen Handlung mit Gebet an Gott wenden, so wandten sich die Griechen an das Orakel. Die Orakel hingen mit den Religionsansichten zusammen. Denn die Griechen glaubten, dass sich ihnen ihre Götter auf diese Weise offenbarten. Wir können uns daher leicht denken, dass die Orakel auf die sittliche Bildung der Griechen einen großen Einfluss ausübten. Blutige Kriege wurden auf den Ausfpruch des Orakels unterlassen und wilde Leidenschaften gezähmt. Indessen verloren zuletzt die Orakel ihr Ansehen dadurch, dass sie von habsüchtigen Priestern gemißbraucht wurden, welche für Geld und Geschenke die Aussprüche, wie man es haben wollte, beuteten. Auch wurden die Antworten bnrch Kunstgriffe der Priester, wenn sich diese nicht zu helfen wussten, zweideutig gegeben. Achilleus und Hektor. §. 8. Der trojanische Krieg. Troja war eine mächtige Stadt, die an der nordwestlichen Küste von Kleinasien lag. Da herrschte in uralter Zeit

10. Der biographische Unterricht - S. 33

1874 - Berlin : Gaertner
— 33 — V. Deutschland. Hermann. §• 38. Zustand Deutschlands vor Hermann. Unsere Voreltern, die alten Deutschen oder Germanen, waren zu der Zeit, als Rom blühte, noch an ganz rohes Volk. Sitten, Wissenschaften und Künste des gebildeten Lebens kannten sie nicht. Man erzählt von ihnen, dass sie einen großen und starken Körperbau, blaue Augen und blonde Haare hatten. Ihre Beschäftigungen waren Jagd Fischerei und Krieg. Im Kriege kämpften sie sehr tapfer; denn sie hielten den Tod für etwas erwünschtes. Nach dem Tode glaubten sie in eine Welt zu gelangen, wo sie bei fröhlichem Schmause sich ihre Thaten erzählen könnten. Auch lebten sie nicht in Städten, sondern in Dörfern, welche ans Hütten bestanden. Mehrere Dörfer bildeten einen Gau. Es gab unter den alten Deutschen verschiedene Stämme. Später verbanden sich diese zu kleinen Völkerschaften. Die wichtigsten Stämme waren die Cimbern, Teutonen, Sachsen, Gothen, Cherusker, Longobarden, Sueven u. a. Diejenigen, welche uns zuerst bekannt werden, sind die Clulbern und Teutonen. Von ihren Wohnsitzen im nördlichen Deutschland waren sie nach den Steiermärker Gebirgen gezogen und mit den Römern zusammengekommen. Diese wagten es, mit ihnen zu kämpfen; allein die tapfern Deutschen widerstanden ihnen und brachten sie in Angst und Schrecken. Später gelang es indessen der römischen Kriegskunst, die Deutschen mehremal zu besiegen, und Cäsar wollte sogar ganz Deutschland erobern. Nach Cäsars Tode wurden die Kriegszüge gegen die Deutschen fortgesetzt. Die Römer unterjochten manche Völkerschaften und zwangen sie, römische Sprache und Gesetze anzunehmen. Die edelsten deutschen Jünglinge wurden gefangen und entweder in die Kriegsheere der Römer aufgenommen oder als Geiseln nach Rom geschickt. Ganz besonders hart und grausam bewies sich der römische Feldherr Varus gegen die Deutschen, und so war es kein Wunder, dass sich in ihnen die Sehnsucht nach Rettung und Befreiung vom römischen Joche regte. (X„ §• 39. Die Schlacht im Teutoburger Walde. Unter den deutschen ^ungltngen, welche als Geiseln nach Rom geführt worden waren, befand sich auch Hermann, von den Römern Arminius genannt. Er war der Sohn des Cherusker-Fürsten Sigmar, hatte manche Kämpfe unter den Römern mitgemacht und sich die Würde eines römischen Ritters erworben. Dann war er nach Deutschland zurückgekehrt, und, da er sah, wie traurig es seinen Landsleuten ging reifte m ihm der Entschluss, sein unglückliches Vaterland zu befreien. Er zeigte sich gegen Varus freundlich, so dass dieser von ihm nichts arges fürchtete. Heimlich aber suchte er die deutschen Fürsten, welche zwischen der Elbe und dem Rheine wohnten, für sich zu gewinnen. Dies gelang ihm. Nur ein deutscher Fürst, ©egest, welcher feindlich gegen Hermann gesinnt war, verrieth die Verschwörung' Varus aber verschmähte dessen Warnungen und zog erst zu einem offnen Kampfe gegen Hermann aus, als bereits viele deutsche Völkerschaften gerüstet waren. Wahrend eines sehr beschwerlichen Marsches durch Sümpfe und Wälder konnte Varus nicht verhindern, dass alle deutschen Hilfstruppen aus feinem 35,000 Mann starken Heere entflohen. Endlich erblickte Varus die feindlichen Scharen in der Gegend der heutigen Stadt Detmold (9 n. Chr.). Hermann fiel über die Römer her, schlug die meisten und nahm viele gefangen. Varus stürzte sich in sein eigenes Schwert. An den gefangenen Römern rächten sich aber die Deutschen auf eine grausame Weise. Diese Schlacht im Jahre 9 n. Chr., im Teutoburger Lange, Leitfaden L o
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