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1. Geschichte des Altertums - S. III

1902 - München [u.a.] : Franz
Vorwort. Wir übergeben hiemit der Öffentlichkeit nunmehr auch den I. Teil unseres „Lehrbuches", dessen Herstellung nach dem Ii. und Iii. Bande nur aus äußeren Gründen erfolgte. Bei Abfassung dieses I. Teiles haben uns ganz dieselben Grundsätze geleitet, wie sie in der Vorrede zum Ii. und Iii. Teile dargelegt wurden. Es sei uns daher gestattet, diese hier noch einmal im großen und ganzen zum Abdruck zu bringen. Der schöne Erfolg von Stöckels „Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen" (d. i. fürknaben - Mittelschulen) wie er sich in der Zahl (6) der Auflagen im ersten Jahrzehnt ausdrückt, veranlaßte den Herrn Verleger, den beiden Verfassern gegenüber den lebhaften Wuufch nach Herausgabe eines ähnlichen „Lehrbuchesfür höhere Mädchenschulen" zu äußern, das nach den gleichen, vom hohen Kgl. Staatsministerium bereits gebilligter?) Grundsätzen zu bearbeiten sei. Wenn nun auch Zweck und Aufgaben des Geschichtsunterrichts in Bezug auf Geistes- und Herzensbildung sür die männliche und weibliche Jugend durchaus dieselben sind, so ist doch andrerseits allseitig- anerkannt, daß die Stoffauswahl, die Methode, der Weg zu jenem herrlichen Ziele sich nach der psychischen Beschaffenheit und Veranlagung des weiblichen Geschlechtes zu richten hat. Diese verlangt nun vor allem eine Einschränkung der rein politischen Geschichte, der äußeren wie der inneren, dafür aber eine schärfere Betouuuss der Kulturgeschichte, also der Literatur und Kunst, des Handels und der Gewerbe, der Sitten und Anschauungen, der Gebräuche und Trachten, namentlich aber auch *) Sieh die Ministerialentschließungen vom 19. und 24. Juni 1893, vom 13. Juni 1896 und vom 6. September 1898.

2. Geschichte des Altertums - S. 37

1902 - München [u.a.] : Franz
I Solon, der Gesetzgeber Athens, 594 D. Chr. 37 ordnung bildeten. Daß der einzelne vor allem dem Staate und dann erst der Familie gehöre, sollte auch durch die Verfügung Lykurgs ausgedrückt werden, daß alle Zeltgenossenschaften gemeinsame Mahlzeiten hielten. Dabei war das Hauptgericht eine „schwarze Blutsuppe", die aus Schweineblut, Fleischstücken, Essig und Salz bestand (unserm „Hasenpfeffer" ähnlich). Um Üppigkeit und Verweichlichung fern zu halten, verfügte Lykurg vollkommene Gleichheit des Grundbesitzes, verbot das Reisen von Spartanern in die Fremde, sowie den Aufenthalt Fremder in Sparta ohne staatliche Erlaubnis und suchte den Verkehr Spartas mit dem Ausland auch dadurch aus das geringste Maß zu beschränken, daß er das Geld in Form von eisernen Stäben prägen ließ. Durch diese Erziehung und Lebensweise wurden die Spartaner das kriegstüchtigste Volk in Hellas und suchten bald ihre Herrschaft weiter auszudehnen. Der Ansang dazu war die Eroberung ihres Nachbarlandes Messenien, die ihnen in zwei Kriegen gelang. Nach dem Tode Lykurgs wurde das Königtum in Sparta noch mehr eingeschränkt und durch die Behörde der 5 Ephoren (d. i. Aufseher) ganz in den Schatten gestellt. Diese übte ursprünglich richterliche und polizeiliche Befugnisse aus. Seit 560 jedoch erlangten die Ephoren auch die Aufsicht über die Könige, so daß sie die letzteren vor Gericht laden, strasen, ja verhaften lassen durften. Seitdem waren nicht mehr die Könige, sondern die fünf Ephoren die tatsächlichen Oberhäupter und Leiter des aristokratischen Spartiatenstaates. Indem Sparta innere Wirren in den übrigen Staaten des Peloponnes geschickt benützte, erreichte es, daß die meisten derselben um 555 eine Art von Eidgenossenschaft schlossen, an deren Spitze Sparta trat. Seitdem es so die Führung des peloponnefischen Bundes übernommen, verlangte es aber auch die Hegemonie, d. h. Führerschaft von ganz Griechenland, worüber es später zu heftigen Kämpfen mit Athen kam. Solon^) der Gesetzgeber Athens, 594 v. Chr. Wie Sparta der wichtigste dorische Staat, so wurde Athen ') der mächtigste unter den jonischen Griechen. Die Stadt Athen, deren Entstehung in die vorgeschichtliche Zeit füllt, liegt in der halbinsel-artigen Landschaft Attika und zwar etwas über eine Stunde von deren Westküste entfernt. Infolge der mannigfachen Gliederung der letzteren besitzt die Stadt drei Häseu, von denen der Piräus durch Natur und Kunst der bedeutendste ist. 1) Lies „Gedichte des Soton", übersetzt von Em. (Leibel 2) Lies Lebrnn, „Le Ciel <l’Athenes“. Das Ephorat um 555. Entstehung des pelopon-uesischen Bundes um 555. Land.

3. Geschichte des Altertums - S. 56

1902 - München [u.a.] : Franz
Sokratische Lehrart. Sokrates t 399. Xanthippe. Platon. Xenophon. Aristoteles. Kunstpflege. 06 Athen nach dem peloponnefischen Krieg. kenntnis und das daraus sich ergebende aufrichtige Streben nach Weisheit und Tugend schon der erste Schritt zu diesen höchsten Gütern des Menschen sei. Denn davon ging sein Bestreben aus, die geistigen und sittlichen Anlagen der Menschennatur zu erforschen, in sich und seinen Mitbürgern zu wecken und zu vervollkommnen. In solcher Absicht gesellte er sich auf Straßen, Plätzen, in Säulenhallen und Werkstätten zu einzelnen und mehreren Personen und ließ sich mit ihnen in ein Gespräch ein, indem er gewöhnlich mit dem Nächstliegenden und ganz Alltäglichen begann und unmerklich aus die höchsten und dem Menschen wertvollsten Fragen überleitete, immer fragend und antwortend, so daß er nie seinen Zuhörern einen zusammenhängenden Vortrag hielt, sondern sie vielmehr unter seiner Leitung die Wahrheit selbst finden ließ. Sokrates bildete also keine Schule wie die bezahlten Sophisten, die ganze Bevölkerung Athens war vielmehr seine Schule, die er sittlich zu hebeu suchte. Indem er dies unentgeltlich tat, beschämte er ebenso die Gewinnsucht der Sophisten, als er durch seine edle Aufrichtigkeit und Bescheidenheit ihren Hochmut auf ihr oft hohles Wissen demütigte. Ihre wachsende Feindschaft bewirkte schließlich, daß er im hohen Alter (70jährig) angeklagt wurde, „er suche neue Götter einzuführen, glaube an die vom Staate verehrten nicht und verderbe die Jugend". Der Freimut und die Furchtlosigkeit, womit sich Sokrates verteidigte, brachte die Empfindlichkeit der Richter gegen ihn aus, so daß er dazu verurteilt wurde, durch Gift zu sterben. Nachdem er von Weib und Kindern Abschied genommen, tröstete er mit der Ruhe des reinen Gewissens und dem Starkmut des Weisen seine weinenden Freunde und trank den Schierlingssaft 399 v. Chr. Die Athener erkannten bald ihr Unrecht, bereuten ihre Tat und bestraften die Ankläger des Sokrates. Seine Gattin, Fant hippe, ist von der Klatschsucht als eine „böse Sieben" verleumdet worden, sie war aber eine tüchtige Frau, wenn auch — wie alle damaligen Athenerinnen — nicht sehr gebildet. Von seinen Schülern und Freunden sind die bedeutendsten der mit dichterischem Schönheitssinn begabte Philosoph Platon, der uns das weifte von den Lehren des Sokrates erhalten hat, und der Geschichtschreiber Fenöphojt. Der größte Philosoph der späteren Zeit war Aristoteles. Auch Mittelpunkt der Kunst pflege blieb Athen. Zwar war die ältere Komödie dnrch einen Machtspruch der Dreißig unmöglich geworden, nach welchem Ereignisse und Personen des öffentlichen Lebens nicht mehr auf die Bühne gebracht werden durften. Dafür behandelte die mittlere attische Komödie Schwächen des literarischen und Privatlebens. Die bildende Kunst sand in Skopas und Praxiteles1) hervorragende Vertreter, denen gegenüber \) Sieh Seemanns Wandbilder, Nr. 22: „Hermes mit dem Dionysoskinde", ein Werk des Praxiteles.

4. Geschichte des Altertums - S. 31

1902 - München [u.a.] : Franz
Griechenland und die Hellenen. o-l- gegennahmen. — An einzelnen Tempelstätten wurden zum Preise bestimmter Götter auch Festspiele abgehalten; so zu Delphi die Apollo Festspiele, gewidmeten pythischen, bei einem Poseidontempel aus dem Isthmus von Korinth die isthmischen/) bei Nemea in Argolis die dem Zeus heiligen nemeischen und zu Olympias in Elis die demselben Gotte geweihten olympischen Spiele. Die letzteren, die seit 776 alle vier Jahre stattfanden, waren die besuchtesten. Sie bestanden in Wettlauf, Wagenrennen, Ringkampf, Faustkampf, Diskuswerfen u.dgl.; bald traten bei dieser Gelegenheit auch Schriftsteller, Dichter und Musiker aus und trugen dem versammelten Volke Teile ihrer Werke vor. Der Preis war ein Kranz aus den Zweigen des dem Zeus geweihten heiligen Olbaumes. außerdem durste ein Sieger von Olympia in dem Hl. Haine daselbst sein Standbild errichten lassen und wurde bei seiner Rückkehr nach Hause von seiner Vaterstadt gewöhnlich mit ausgesuchten Ehren empfangen. So hoch hielten die Griechen die olympischen Spiele, daß sie nach ihnen ihre Zeitrechnung einrichteten. Ein Zeitraum von 4 Jahren hieß demnach eine Olympiade. Diese Ära begann mit dem Jahre Olympiaden. 776 v. Chr. Schon die Festspiele der Griechen zeigen, wie hoch dies Volk Erziehung, körperliche Gewandtheit schätzte. Das Schöne und allgemein Menschliche an der hellenischen Erziehungsweise besteht oor allem darin, daß sie in gleicher Weise die Kräste des Leibes und der Seele zu wecken und zu stählen suchte. Zu diesem Zweck wurde der Knabe durch einen hiezu geeigneten Sklaven seines Vaters oder in Privatschulen im Lesen, Schreiben und Rechnen (grammatischer Unterricht), in Handhabung eines Saiteninstrumentes (musischer Unterricht) und in sog. Palüstren (Turn- oder Ringschulen) in Ringkümpfen wie anderen Spieleu geübt, die alle die Erstarkuug des Körpers, die Ausbildung der Geistesgegenwart und die Stählung der Willenskraft zum Ziele hatten. Auch die Jüugliuge und die Erwachsenen lagen noch solchen Übungen in den Gymnasien ob. Geistige und körperliche Gesundheit, Schönheit und Kraft erschienen nebst politischer Freiheit den Hellenen als die erstrebenswertesten Güter des Lebens. Die Erziehung der Mädchen zielte vor allem auf Tüchtigkeit in Erziehung der der Hauswirtschaft ab. Spinnen, Weben, Waschen sind die Haupt- Mädchen, beschästiguugeu; Erholung finden sie in Spiel, Tanz und Musik (Gesang- und Saitenspiel). Die liebenswürdige, sittsame, schamhafte, gastfreundliche Naufitaa vereinigt so recht in ihrer Person alle Tugenden Nausikaa, und Vorzüge einer griechischen Jungfrau. Nicht durch große Mitgift ist sie begehrenswert, sie ist die vielumworbene, die nur durch reiche ') Lies „Griechische Spiele" von Pfizer. — Sieh Lehmann, kulturgeschichtliche Bilder: „Die Olympischen Spiele". 2) Ausgrabungen auf Kosten des Deutschen Reiches 1875—1879.

5. Geschichte des Altertums - S. uncounted

1902 - München [u.a.] : Franz
Im gleichen Verlage ist ferner erschienen: Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit vom ersten Austreten der Germanen bis zum Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Zum Gebrauch an höheren Lehranstalten wie zur Selbstbelehruuq von Dr. Hermann Stödel, Kgl. Professor. 2.. verbesserte und vermehrte Auflage. — 562 Seiten Lexikon-Format. Preis brosch. Mk. 4.50 in Ganzleinen gebd. Mk. 5.—. Einige Urteile: Blätter für das Bayerische Gymnasialschulwesen 1900. Nr. 5/6. . . , . Nicht allein zu den beiden letzten Bändchen von Stöckels Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen, sondern auch zu jedem anderen Schulbuchc der mittleren, neueren und neuesten Geschichte bietet es behufs Befestigung und Erweiterung der im Unterrichte erzielten Kenntnisse nach Inhalt wie Form eine im hohen Grade erwünschte Ergänzung. Kaum läßt sich ein anderes Buch nennen, das im Hinblick auf diese Absicht für die Anschaffung in Schülerlesebibliotheken und für den Privatbesiv der Schüler oberer Klassen gleich angelegentlich empfohlen werden könnte wie Stöckels „Geschichte des Mittelalrers und der Neuzeit". Bayerische Zeitschrift für Realschulwesen 1900. Heft 4. . . . . So eignet sich dieses Buch, das wir als eine der vorzüglichsten Leistungen auf dem Gebiete der historischen Lebrbücherliteratur bezeichnen dürfen, in gleicher Weise für den sich orientierenden Lehrer wie für den auf sich selbst angewiesenen Schüler und für den Gebrauch in der Familie. Literarische Beilage zur Sächsischen Schulzeitung 1900. Nr. 4. .... Zum Gebrauch an höheren Lehranstalten wie zur Selbstbelehruug ist sie geschrieben; aber sie verfällt nirgends in den trockenen, dürren Lebrton, wie wir ihn beispielsweise von Dittmar gewöhnt sind. Dem Verfasser stand angesichts des Zwecks seines Buches kein so großer Raum zur Verfügung, wie den Autoren der beiden vorgenannten Werke; aber er hat es verstanden, durch interessante Anmerkungen aller Art seine an und für sich reizvolle Darstellung noch mehr zu beleben und durch zahlreiche Quellenbinweise dem Bedürfnisse des Lesers nach Erweiterung und Vertiefung seiner Geschichtskenntnis Rechnung zu tragen. Besonders glanzvoll ist dem Verfasser die Darstellung der neuesten, um die Wiedererstehung des deutschen Kaiserreichs sich gruppierenden Ereignisse gelungen. preußische Lehrerzeitung, Monatsbeilage 1900. s. Mai. .... Mit klarem Verständnis führt der Verfasser uns das Entstehen neuer Bildungskeime, das Wei den und Wachsen neuer Lebensanschauungen und Lebensauffassungen, neuer Daseinsformen vor Augen. Es seien genannt: die Grenzscheide zwischen Mittelalter und Neuzeit, die Zeit der Erfindungen und Entdeckungen, des Humanismus und der Renaissance, ferner das Zeitalter der Revolution. Besonders anzuerkennen ist die objektive Darstellung. Überhaupt steht das Buch nach Inhalt und Form auf der Höhe der Zeit, ist nach dem Stand der neuesten Forschungen bearbeitet und stellt sich so als treffliches Handbuch zur Vorbereitung und Orientierung für den Geschichislehrer dar. Anzeiger für die neue pädagogische Literatur, Beiblatt der 2ttigern. Lehrerzeitung 1900. Nr. 4. .... Stöckels Buch ist eine gute Erscheinung; es hat nichts gemein mit jenen oberflächlichen Leitfäden, Lehrgängen, Lehrbüchern. Hilfsbüchern, Repetitorien re., die alle zur Förderung geschichtlichen Verständnisses nichts beitragen. Es eignet sich als Handbuch für Lehrer, als geschichtliches Lesebuch für Schüler höherer 'Anstalten und wird auch im deutschen Hause gern gelesen werden. Bayerische Lehrerzeitung 1901. Nr. 13. .... Das Buch bat ja nicht bloß alle guten Eigenschaften, namentlich die einfache, klare Sprache, die übersichtliche Anordnung des Stoffes, die unparteiische Beurteilung sowohl politischer als auch namentlich religiöser Fragen, die gleichmäßige Betonung des biologi>chen wie kulturhistorischen Momentes, das klare Hervorheben von Ursache und Wirkung beibehalten, es hat auch durch viele neue Anmerkungen, Erklärungen und Vergleiche eine wesentliche Bereicherung erfahren.

6. Geschichte des Altertums - S. 55

1902 - München [u.a.] : Franz
Athen nach dem peloponnesischen Krieg. Die griechische Philosophie ist in Kleinasien und zwar injonien entstauben. Aber erst als sie nach Athen verpflanzt worben (was Die jonische zur Zeit des Perikles geschah), erhielt sie allgemeines Ansehen und Wwie. Bebeutung für das ganze Leben. Hier, in dem Mittelpunkt der antiken Demokratie, besten Bevölkerung an der Staatsverwaltung und Rechtspflege leibenschastlichen Anteil nahm, wanbte sie sich vornehmlich dem Praktischen zu: sie würde in den Dienst der Rhetorik (Rebekunst) gestellt. Je höher diese Fertigkeit in Athen geschätzt würde, besto häufiger traten Männer auf, welche sich anheischig machten, bieselbe gegen Bezahlung auch anberen mitzuteilen. Solche Leute hießen Sophisten. Sie brachten die Kunst, eine Sache planmäßig Sophisten, zu entwickeln, in der Wechselrebe mit anberen zu begrünben und zu verteibigen, aus einen hohen Grab der Ausbildung. Aber je weiter unter der Einwirkung des verberblichen Krieges politische und sittliche Verwilberung und Zuchtlosigkeit um sich griffen, besto niebriger faßten immer mehr Sophisten ihren Beruf und ihr Ziel. Schließlich war es den meisten nur noch barum zu tun, durch ihren Unterricht Reichtümer, Ehren und Einfluß zu gewinnen. Durch^falsch an-gewaubte Formen der Denklehre zu verwirren, durch Trugschlüsse zu täuschen, durch Spitzfinbigkeiten zu überraschen und irrezuführen, durch Neuheit der Anschauungsweise zu glänzen und in ihrer Gesinnungslosigkeit auch anbere zu üben, dem Volk und den Machthabern zu schmeicheln, statt ihnen die Wahrheit zu sagen, bar in ging schließlich ihr Bestreben säst ganz aus. Manche von ihnen rühmten sich sogar, daß sie je nach Belieben ober Bezahlung sür Iunb gegen bieselbe Sache zu sprechen bereit seien. Durch ihre Selbstsucht und Eitelkeit übten sie den schlimmsten Einfluß auf das öffentliche und private Leben in Athen aus. In dieser Zeit des Niedergangs lebte Sokrates. Er war der Sokrates. Sohn eines Bilbhauers und hatte ursprünglich benselben Berus gewählt. Bald aber erkannte er seine ebelste Lebensaufgabe dann, Menschen zur Sittlichkeit heranzubilben. Nachbem er sich alle Bilbuugsmittel seiner Zeit angeeignet nnb auch die Lehrart der Sophisten kennen gelernt hatte, würde in ihm die Überzeugung immer mächtiger, daß alle geistige Gewandtheit ohne moralische Festigkeit keinen.wert habe, ja sogar schäblich wirken könne. Er suchte daher das durch die verberbliche Tätigkeit der Sophisten verwirrte und fast schon erstickte sittliche Bewußtsein seiner Mitbürger wieder zu wecken und zu kräftigen und ihnen den Spitzfinbigkeiten und dem Scheinwissen der Sophisten gegenüber den Wert eines natürlichen Verstanbes und rechtlichen Sinnes klar zu machen. Als das Allernotwenbigste erklärte er die Selbsterkenntnis, woraus schon die Jnfchrift über dem belphischen Orakel: „Erkenne bich selbst" beute. Der prahlerischen Eitelkeit der Sophisten gegenüber bekannte Sokrates bescheiden: „Ich weiß, daß ich nichts weiß" und zeigte in seinem ganzen Leben, daß diese Er-

7. Geschichte des Altertums - S. IV

1902 - München [u.a.] : Franz
Iv Vorwort. des Familienlebens, der Arbeit und der sozialen Stellung der Frau in den verschiedenen Zeitabschnitten. Hienach haben wir uns ernstlich bemüht, aus der erdrückenden Masse des geschichtlichen Stoffes eine, wie wir hoffen, geeignete Auswahl zu treffen; ebenso ist eine klare und übersichtliche Darstellung der Kulturzustände und Begebenheiten, wie auch der Charaktere hervorragender Persönlichkeiten angestrebt worden. Die große Wichtigkeit und den unbestreitbaren Nutzen der Mythologie erkennen wir gern an, da sie uns in den Stand setzt, die Meisterwerke der bildenden Künste des Altertums zu erklären, die Lektüre der klassischen Dichter leichter und interessanter zu gestalten, die Geschichte der antiken Völker aufzuhellen — und die eigene Literatur der zweiten Blütezeit unserer Dichtung besser und gründlicher zu verstehen. Sie ist darum auch in ihren Hanpt-zügen dargestellt worden. Ausführlicher darauf einzugehen, erachteten wir nicht als notwendig, da die Schülerinnen in ihren deutschen Lese- und Geschenkbüchern wie auch in den betreffenden Bünden der Schülerinnenbibliotheken reichlichen Stoff aus der Götterlehre und Sagengeschichte finden werden. Eine Bemerkung dürfte noch für den I. Band bezüglich der Schreibung der Naüren am Platze sein. Soweit sie griechischer Herkunft oder durch griechische Geschichtschreibung aus uns gekommm sind, schwaukt der Gebrauch zwischen der griechischen Form und der lateinischen Umschreibung bei uns so sehr, daß es eine pedantische Ungeheuerlichkeit wäre, eine Richtung allein durchführen zu wollen: so wenig uns heute mehr Phocis, Cimon, Dionysus zusagen, so sehr widerstreben uns noch Peiraieus, Plataiai, Delphoi. Wir bemühten uns, überall diejenige Form auszuwählen, welche die im Deutschen beliebtere geworden ist und gaben in Zweiselsfällen beide Formell nebeneinander. Als Betonungszeichen wählten wir ^ für die kurze Silbe, - für die lange Silbe, ' für die betonte Silbe. Trügt die vorletzte Silbe so ist die drittletzte zu betonen. Aus Beigabe von Anschauungsmitteln (Karten, Abbildungen) glaubten wir verzichten zu können, da einerseits kleine, undeutliche einfarbige Bilder kaum den gewollten Zweck erfüllen, andrerseits aber gewiß jede, auch nur einigermaßen ausgestattete höhere Mädchenschule das nötigste einschlägige Anschauungsmaterial (historische Karten,

8. Geschichte des Altertums - S. V

1902 - München [u.a.] : Franz
Vorwort. V kunst- und kulturgeschichtliche Wandtafeln, Bildnisse bedeutender Persönlichkeiten u. bergt.) besitzt oder doch besitzen sollte1); dahingegen haben wir sachdienliche Fußnoten zur Belebung und Veranschaulichung des Unterrichts, namentlich durch Hinweise auf einige Gemälde, Dichtungen und Kompositionen, die zu zeigen, bezw. vorzulesen und gelegentlich anzuhören sind, beigefügt, um so dem Gebächtnis durch Wort, Bild und Ton weitere Stützen zu bieten. Als Neuerung für ein Geschichtsbuch durste anzusehen sein, daß wir auch einzelne französische und englische Gedichte angeführt haben, die in der betreffenden Klaffe womöglich gleichzeitig mit dem Geschichtspensum von dem Sprachlehrer zu erläutern sinb, um auch hierburch — nach dem Grnnbsatze der Konzentration — eine immer größere Einheitlichkeit des Unterrichts und batnit eine sich von selbst ergebeube Erleichterung des Lernens und Aneignens herbeizuführen'). Möge auch biefer I. Banb eine ebenso wohlwollenbe Beurteilung und freundliche Aufnahme finden wie der zweite und brüte und an seinem befcheibenen Teile mitwirken zur Heraubilbung tüchtiger, ebler, beut sch er Fraueu. München und Nürnberg, im August 1902. Die Verfasser. ') Freilich dürften wokil wenige Anstalten in der Lage sein, sich „Stödtner, Die antike Kunst in Lichtbildern" anzuschaffen. (Nb. Der Projektionsapparat kostet allein schon 160 Mark). 2) Eine Sammlung historischer Gedichte in deutscher, französischer und englischer Sprache mit Anmerkungen und Wörterbuch ist bereits in Bearbeitung.

9. Geschichte des Altertums - S. 1

1902 - München [u.a.] : Franz
Porbegriffe. Das Wort Geschichte kommt von „geschehen". Die Geschichte handelt also von Geschehenem oder von Ereignissen. Alles, was einmal ins Dasein getreten ist, hat seine Geschichte, d. H. es hat Veränderungen durchgemacht oder noch durchzumachen. Wir brauchen jedoch das Wort „Geschichte" in der Regel nur von den Wandelungen, welche die Menschheit erfahren hat, und sprechen in diesem Sinne von „Weltgeschichte", d. i. Geschichte der Menschheit. Aber auch die Schicksale und Taten des Menschengeschlechtes erzählt die Geschichte nicht vollständig, sondern nur soweit dieselben überliefert worden sind. Diese Überlieferung geschah in den ältesten Zeiten mündlich, später durch die Schrift, durch Geschichtsbücher, Urkunden und Denkmäler, wozu im weiteren Sinne außer Bauwerken, Säulen und Statuen auch Münzen und Medaillen zu rechnen find. Alles, woraus man eine Kenntnis von der Vergangenheit fchöpfen kann, nennt man „Geschichtsquellen". Dieselben müssen jedoch geprüft werden, ob sie auch Glauben verdienen. Diese Prüfung der Gefchichtsquelleu heißt Geschichtsforschung. Erst auf ihr kann sich eine glaubwürdige Geschichtschreibung aufbauen. Überlieferungen, die nicht glaubwürdig erscheinen, gehören nicht der Geschichte, sondern der Sage an. Geschichte oder Weltgeschichte ist also jene Wissenschaft, welche von den Schicksalen des Menschengeschlechtes berichtet, soweit diese glaubwürdig überliefert find. Geordnet werden die Überlieferungen der Vergangenheit durch die Chronologie oder Zeitrechnung. Es gibt verfchiebene Ären. Die Israeliten zählten von Erschaffung der Welt cm, die Griechen nach der Wieberkehr ihrer Festspiele von Olympia, die Römer nach Erbauung ihrer Stadt. Die christlichen Völker rechnen heute vom Jahre der Geburt Christi auf- und abwärts, die Mnhammebaner nach dem Jahre der Flucht ihres Glaubensstifters von Mekka nach Mebina (622 n. Chr.). Die Anfänge der Geschichte hüllen sich überall in Sagen, da das Menschengeschlecht lange gebraucht hat, bis es die Schrift und andere Mittel erfand, um die Überlieferungen der Vergangenheit vor Entstellung zu bewahren. Diejenigen Volker, die früher als andere zu einer Kultur oder Zivilisation, d. H. zu Bildung und Gesittung und zu vollkommeneren Lebenseinrichtungen gelangten, S tö ck el-Ullrich, Altertum. 1 Geschichte Welt- geschichte. Geschichts quellen. Geschichts sorschung Sage. Chronolog Kultur.

10. Geschichte des Altertums - S. 80

1902 - München [u.a.] : Franz
oo Kulturzustände. gründ. Strenge Mannszucht, wie sie der Konsul Titus Manlins Torquatus an seinem eigenen ungehorsamen Sohne übt, den er dem Liktor übergibt, Aufopferungsfähigkeit gegen den Staat, Gehorsam den Gesetzen, Treue dem Freunde, Redlichkeit im Handeln, unbeugsamer Rechtssinn, daher vollendete Ausbildung des Rechtswesens bei Vernachlässigung und Geringschätzung von Kunst und Wissenschaft, Ehrfurcht vor den Göttern — das sind die charakteristischen Eigenschaften und Lebens-änßerungen des Römers der alten Zeit. Familienleben. Die Familie bildete die feste, unantastbare Grundlage des Staates. Ihr Haupt, der Vater, waltete mit unumschränkter Macht über Frau, Kinder lind Gesinde, ihm stand sogar das Recht zu, seine Untergebenen zu richten und bei schweren Vergehen mit dem Tode Stellung der zu bestrafen — nur feine Gattin nicht. Die Frau war allerdings Frau. dem Manne rechtlich untergeordnet, nirgend aber im ganzen Altertum nahm sie eine so hohe Stellung in Haus und Öffentlichkeit ein wie in Rom. Sie war nicht wie die Griechin im Frauengemache abgeschlossen, sondern waltete frei im Atrium, leitete das ganze Hanswesen, gebot den Sklaven, unterrichtete die Kinder, verkehrte ungehindert mit Verwandten und Freunden, hütete das Herdfeuer, nahm neben dem Gatten teil am Hausgottesdienste und stand unter dem besonderen Schutze der Götter und Göttinnen. In den frühesten Zeiten wurden nur ebenbürtige Ehen geschlossen und zwar unter Formen, die noch an den Weiberraub der Urzeit erinnerten. Die Brautleute wurden ans äußeren Gründen von den Vätern für einander bestimmt; eine freie Wahl, jedoch mit Einwilligung des Vaters, stand später zwar dem Sohne, nie aber der Tochter zu. Das eingebrachte Vermögen gehörte ursprünglich dem Manne, in späteren Zeiten durste die Frau frei darüber verfügen. Bei der strengen Heilighaltung der Ehe waren Ehescheidungen eine große Seltenheit, in den ersten 500 Jahren feit dem Bestände des römischen Erziehung. Staates soll es überhaupt keine gegeben haben. Die Erziehung der Kinder lag zunächst der Mutter ob. Ganz dieselben Märchen wie heutzutage wurden den Kleinen erzählt, dieselben Spiele gespielt. Der Unterricht begann mit den weiblichen Handarbeiten, darauf folgten mit dem 7. Lebensjahre die Anfangsgründe des .Wiffens, die den Knaben und Mädchen entweder in Privatschulen, deren es schon im 5. Jahrhundert v. Chr. welche gab, oder in reichen Familien von Hauslehrern beigebracht wurden. Nebenher erhielt das Mädchen auch Unterricht in Musik und Tanz, der jedoch nur in anmutigen Körper- und Armbewegungen und Schritten bestand. Mit dem 12. Jahre war das Mädchen heiratsfähig. Mit Tracht. dem Eintritt in die Ehe änderte sich die Tracht?) An Stelle der ') Sieh die Abbildungen z. 23. bei Hottenroth, Trachten 2c.
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