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Dienst gleichfalls litt; wie dies Kaiser Hadrian bei einer später zu erwähnenden Gelegenheit ausdrücklich hervorhebt.
Die Exerzierübungen, sowohl der Rekrnten wie der älteren Soldaten, waren nie unterbrochen: nur daß erstere täglich zweimal, die letzteren bloß einmal daran kamen. Der Soldat sollte immer beschäftigt sein, damit die Kosten, die der Staat hatte, sich auch rentierten. Die Übungen, die bei der Einzeln-abrichtung in betracht kamen, erstreckten sich aus Fechten, Schießen, Turnen, Reiten, Schanzen. Statt der Waffen benutzte man hierbei Stangen oder Stöcke. Im Sommer fanden ausgedehntere Manöver statt, zu denen die Truppen aus den Winterlagern zusammengezogen wurden. Dreimal im Monat war große Marschübung: man marschierte mit vollem Gepäck^ 10 römische (b. i. zwei geographische) Meilen weit, dann zurück: tct(v^ im Schritt, teils im Laufe. Dabei mußte Proviant auf 17 Lage, dann Schanzpfähle und Werkzeug mitgenommen werben. Nach jebem Marsche würde Lager geschlagen: die Anwenbnng der passageren Befestigung, welche die Römer mit größter Virtuosität haubhabten. Auch der Wach- und Sicherheitsbienst würde streng eingehalten. Eine Übung, in der keine sremblänbische Truppe den römischen Legionären gleichzukommen vermochte.
Die Ausrüstung der schweren Linientruppen bestand einerseits in Schutz-, andrerseits in Angriffswaffen. Ein Metallpanzer ober ein mit Metallplatten besetzter Leberkoller becfte bte Brust; die weiteren Bestandteile der Rüstung bildeten der Schild, der Helm und die Beinschienen, welche letztere allerdings nach und nach abkamen: die Soldaten wünschten leichter zu marschieren und zürnten den Centurionen, welche strengere Anforderungen stellten. — Ihn die Mitte des Leibes schloß sich über dem Panzer das „cingulum“, ein mäßig breiter Gurt aus Leder, aber mit Metallbeschlägen verziert und verstärkt. Vom Cingulum abwärts erstreckte sich ein schurzartiges Riemen-werk von vier bis acht Lederstreifen, die in allerlei Zieraten in Form von Blättern, Halbmonden n. f. w. ausliefen. Die
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gegen Andersgläubige das „auserwählte Volk" zu spielen und im übrigen sich mehr passiv zu verhalten; wobei die Zahl der Leute, die dem Judentum sich anschlossen, im Orient, wie im Oeeident doch keine geringe war. Anders stand es mit dem Christentum; dieses war seiner Natur nach international und offensiv: es wollte den Umsturz der heidnischen Altäre, die ihm ein Greuel waren; zu diesem Zwecke entwickelte es eine energische, man kaun sagen fanatische Propaganda, die in alle Kreise, die niedersten wie die höchsten hindrang, das Heidentum polemisch
Fig. 59.
Äsculap und seine Jncarnalion als Schlange (Glycon).
angriff und dafür die Lehre von Gott dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist vorbrachte; das wahre Licht, wo keine Finsternis herrsche, sei Christus und nicht Gott Sol; daß der Kaiser nur über die Diuge dieser Welt zu befehlen habe und wie man Gott seinen Schöpfer ihm zu Liebe nicht beleidigen dürfe (ein Grundsatz, mit dem die Vergötterung der Kaiser, in der zugleich die Hoheit und Einheit des Staatswesens ihren Ausdruck fand, sich nicht vertrug). Der Unsterblichkeitsglaube und die Hoffnung auf ein besseres Jenseits nach tapfer bestan-
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Da die Provinzen, in denen eine oder mehrere Legionen lagen, wie wir sahen ausschließlich der militärischen Verwaltung unterstanden, wurden auch die öffentlichen Bauten daselbst von den Soldaten ausgeführt — indem alles vom strategischen Standpunkt aus angesehen ward. Es handelte sich um gute Kommunikationen, schon der Verpflegung wegen; daher baute man Brücken und Straßen, deren Meilensteine vom Legionslager aus numeriert wurden. Man legte Kanäle an, leitete Sümpfe ab, bewässerte trocken gelegene Landstriche. In Syrien wurden
Fig. 42. • !
Römischer Mllitär-Arzt. (Traianssäule.)
die Soldaten einmal verwendet, um Heuschrecken zu vertilgen, in Afrika um Heu zu machen. Kaiser Probus kommandierte die illyrischen Truppen dazu, Weinberge zu pflauzen. Mit der materiellen Hebung der Provinz gewann diese auch militärisch an Wert.
Gelegentlich petitionierte eine in einem benachbarten Verwaltungssprengel gelegene Gemeinde um die Überlassung eines Militärtechnikers, damit er in ihrem Gebiete ein öffentliches Bauwerk zustande bringen helfe — was in berücksichtigungswerten Fällen, wenn das Gesuch allenfalls gleichzeitig durch den
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kaiserlichen Verwaltungsbeamten gestellt wurde, gerne bewilligt ward. Darüber giebt uns eine afrikanische Inschrift aus der Zeit des Kaisers Pius Aufschluß, in welcher ein alter braver Soldat, Namens Nonius Datus, seine Schicksale erzählt, da er vom Legionslegaten, der in Numidien kommandierte, der Stadt Saldä in Mauretanien (beim heutigen Bongie in Algerien) zur Dienstleistung zugewiesen worden war. Er fügt zugleich den hierauf bezüglichen Briefwechsel bei, wie folgt:
Fig. 43.
Kaiser Traian vor Sarmizegetusa. (Traianssäule.)
„ „Varius Clemens (Statthalter mit dem Titel eines Pro kurators iu der Provinz Manretania Caesariensis) an Valerius Etruscus (Legat der dritten Augustischeu Legion im I. 152 n. Chr.). Die Bürgerschaft der hochansehnlichen Stadt Saldä und ich mit ihr, bitten dich, o Herr, den Nonius Datus, den Nivellierer und Veteranen der dritten (Augustischen) Legion, aufzufordern, daß er sich nach Saldä begebe, und was dort an dem von ihm unternommenen Werke noch unvollendet ist, fertig stelle."" —
„Sch reiste ab und hatte unterwegs von Räubern zu leiden; ausgeraubt und verwundet entkam ich mit meinen Begleitern.
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sich Verhältnisse an und oft genug führten diese zu einer ehelichen Verbindung.
Man darf nicht vergessen, daß der Legionär mit seinem fixen Gehalt, seinen Ersparnissen, der Aussicht auf Versorgung nach vollendeter Dienstzeit für Mädchen aus jenen Kaufmannsund Marketenderkreisen eine annehmbare Partie bildete. Die Kaufleute waren zum Teil römische „Bürger", ihre Töchter hatten nur wieder mit römischen Bürgern Eherecht; heirateten sie einen Mann, der nicht römischer Bürger war, so verloren die Kinder gleichfalls das wichtige und hochgeschätzte Bürgerrecht: eine solche Ehe ward in der ersten Kaiserzeit noch so angesehen, wie etwa vor hundert Jahren die Ehe zwischen einer Dame von Adel mit einem Mann von nicht adeliger Herkunft.
In früheren Zeiten war vom Heiraten der Soldaten wenig die Rede gewesen. Die Garnisonen wechselten zu rasch, als daß man daran hätte denken können; zudem stand man in Feindesland, wo der Soldat sich alles erlauben durfte. Wenn man irgendwo länger in Garnison blieb, wußten die wackeren Legionäre freilich mit dem weiblichen Teile der Bevölkerung sich ins Einvernehmen zu setzen; wie denn in dem Trosse der Legionen die mitziehenden Dirnen eine Rolle spielten. Mehr als einmal hat in den Zeiten der Republik ein römischer Feldherr damit begonnen, daß er diesen Troß vor Beginn der Operationen davonjagte, um die Disziplin wieder herzustellen; so Scipio vor Numantia au zweitausend solcher Weiber. — Überhaupt fehlte es nicht an der Aufstellung rigoroser Regeln: der Feldherr sollte seine Frau in der Hauptstadt zurücklassen, wenn er in den Krieg zog, und noch in der Kaiserzeit war der Statthalter einer Provinz und Kommandeur eines Heeres verhalten, von seiner Frau während der Amtszeit sich zu trennen, obwohl diese Regeln nicht immer befolgt wurden. Wenn die Garnison in Feindesland nichts zu thun fand, als durch ihre Anwesenheit den Versuch einer Erhebung zu vereiteln, sahen die Generale durch die Finger und gingen wohl auch selbst mit bösem Beispiel voran: wie dies
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Garnisondienstes das ihrige beitragen mochte. Der Soldat sehnte sich nach Geselligkeit. Einer dauernden Verbindung desselben mit einem Bürgermädchen stand, seit Kaiser Claudius die Legitimierung von Soldatenkindern geregelt hatte, kein Hindernis entgegen, das nicht hätte umgangen werden können. So kamen Quasi-Ehen zwischen Legionären und römischen Mädchen zu Stande: er wohnte im Lager, sie bei den „canabae“. Aus der Verbindung entsprossen Kinder, von denen man nicht wußte, wo sie heimatberechtigt waren; sie konnten keiner Stadt zugeschrieben werden, da das Lager und sein Bezirk exterritorial waren und nur dem Legionskommandanten unterstanden. Es waren „Lagerkinder", von Rechts wegen römische Bürger, als welche sie in die Tribnsliste verzeichnet werden mußten. Die Regierung verordnete, daß diese Kinder nicht dem Bürgerschaftsbezirk zugeschrieben werden sollten, in den der Vater gehörte. Andererseits wurden jene Soldatenehen keineswegs als nngiltig erklärt, sonst wären die Kinder in der tribus Collina verzeichnet worden, wie es mit den Unehelichen gehalten zu werden Pflegte. Vielmehr wurde die Kategorie der Lagerkinder einer eigenen Tribus zugewiesen, einem gleichfalls weniger bevorzugten Bürgerbezirke, der tribus Pollia. Man betrachtete demnach die Soldatenehe als ein exceptionelles Verhältnis.
Es kamen übrigens auch solche Bürgermädchen bei den „canabae“ vor, die für ihr Kind keinen Vater fanden, der sich dazu bekannt hätte; dann führte das Kind den Namen der Mutter. Als Heimatsort erscheint auf den Monumenten das „Lager" (ex castris) genannt. Da die meisten Soldatenkinder in der Regel wieder Soldaten wurden, so spannen die Fäden der Verwandtschaft vom Lager zu den „canabae“ sich immer weiter; zwischen den Veteranen, die sich zurückgezogen hatten, und ihren Söhnen, die noch dienten, den Tanten, Großmüttern u. s. w.; so daß der Grundsatz sich erfüllte: „die Armee sich immer that neugebären, die Kinder mußte der Kaiser ernähren."
Zahlreiche Grabschriften, welche die Soldaten ihren Frauen
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Extrahierte Personennamen: Claudius Collina Pollia
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einzelnen Landschaften „im Namen des Reiches", wie sie sagten, das Regiment führten und sich sehr geschmeichelt fühlten, wenn sie dafür von Byzanz aus mit irgend einem hohen Titel beehrt wurden; was ihr Ansehen in den Augen der „römischen" Unterthanen zu heben geeignet war. Dabei war es keineswegs ausgeschlossen, daß das Reich gelegentlich die Zügel des Regiments wieder unabhängig in die Hand nahm. Bekanntlich hat Kaiser Justinian im Laufe des sechsten Jahrhunderts nochmals mit Erfolg diesen Versuch gemacht, die Reunion der verloren gegangenen Provinzen durchzuführen und bis zur Erschöpfung den Krieg gegen die germanischen Könige in Afrika und Italien geführt.
Aber es zeigte sich, daß ein dauerhafter Erfolg in dieser Hinsicht schon nicht mehr zu erzielen war. Die „Romanen" des Westens, und die „Rornäer" des Ostens, wenn sie auch beiderseits sich als „Römer" fühlten, waren sich doch im Saufe der Zeit zu fremd geworden, als daß eine politische Gemeinschaft sich hätte entwickeln können. Im Gegenteil; die zentrifugalen Momente überwogen.
Es ward dies zu einem nicht geringen Grade befördert durch die Politik der germanischen Könige, die mit ihren Volksstämmen auf dem Provinzialboden sich seßhaft gemacht hatten.
Durch die Verschmelzung so vieler Provinzen zu einer Reichs-cinhcit war die Entwickelung der Individualität der einzelnen Landschaften auf Jahrhunderte hinaus hiutangehalten worden; indem von Regierungswegen darauf hingearbeitet wurde, daß keine einzelne derselben nötigenfalls ihre wirtschaftliche Selbständigkeit hätte bewahren können; sie sollten sich als Teile des Ganzen fühlen, ohne selbst ein Ganzes zu bilden. Zudem war diese einseitige Entwiciluug der einzelnen Provinzen die notwendige Folge ihres Zugehorens zu einem größeren Ganzen gewesen. So hatte Italien infolge dessen eine bedeutende Umwandlung erlitten; seitdem die großen Kornlandschaften des Mittelmeerbeckens zu Rom gehörten, war in Italien darauf verzichtet worden, Korn zu bauen: man importierte dasselbe vielmehr ans den getreide-
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Extrahierte Ortsnamen: Byzanz Afrika Italien Italien Rom Italien