Die Anschauung, dafs die Gottheiten in gewissen, natürlichen oder künstlichen Gegenständen (Fetischen) verkörpert seien, heifst Fetischismus.1)
Eine besondere Art des Fetischismus ist der Totemismus, d. h. Tier-religion, indem Tiere als Schutzgeister der Menschen gelten. Mit dieser Form dei Religion ist oft der Glaube an Seelenwanderung verbunden, d. h. die \ orstellung, dafs die Seele des Menschen nach dem Tode in Tiere übergehe, in einer Wanderung, die nach dem Glauben einzelner Völker die Seele reinigt und endlich zur Vollkommenheit führt. Mehrfach findet sich auch die Annahme, dafs die Seele des Menschen vorher in einem Tiere existiert habe.
Weit verbreitet ist die Verehrung der Seelen der Verstorbenen als schützender Götter: sog. Ahnen- oder Manenkult.
Vielfach wurden die eigentlichen Naturkräfte, wie Feuer, Wasser, Luft, d. h. Himmel, Erde u. s. w. verehrt; insonderheit gab das Gewitter, d. h. Gewitterwolke mit Blitz und Donner, Anlafs zu eigenen Vorstellungen \on den göttlichen Mächten. — Mit dem Kult der Naturkräfte berührt sich nahe der Dienst der Himmelskörper und der Sterndienst.
Werden die Gottheiten unter menschlicher Gestalt gedacht, wie z. B. bei Griechen und Römern, so wird dies als Anthropomorphismus bezeichnet.
Herrscht bei einem Volke die Vorstellung, dafs die unsichtbaren Mächte sich von einzelnen mit besonderer Macht begabten Menschen zur Folgsamkeit zwingen liefsen und dafs die \ ermittelung zwischen dem Menschen und der Gottheit nur durch diese mit besonderen Ceremonien resp. Zauberkünsten vertrauten Menschen und unter Innehaltung eines von diesen vorgeschriebenen Bituals geschehen könne, so nennt man eine solche Religion Schamanismus.2)
Die Polytheisten nennen wir Heiden (lat. pagani)3); doch ist nicht ausgeschlossen, dafs sich bei ihnen sehr reine, unseren christlichen nahe stehende religiöse \ orstellungen entwickeln, z. B. im Buddhismus, der freilich aus seiner ursprünglichen Reinheit z. t. in vollsten Schamanismus übergegangen ist.
§ 10.
Ebenso wenig wie der Religion entbehren die Völker, auch die uncivili-siertesten nicht, eines gewissen staatlichen Verbandes, wie schon Aristoteles richtig den Menschen als Cwov noxizr/.öu, d. h. als ein mit dem Triebe zur Staatenbildung begabtes Tier bezeichnet hat.
1. Die ersten staatlichen Verbände gehen aus der Familie hervor, wie dies die Hirtenvölker am deutlichsten erkennen lassen. Bei ihnen entwickelt sich, zumal unter dem Einflüsse von Vielweiberei (Polygamie), ein schnell wachsendes Gemeinwesen, in welchem alle Familienangehörige auch Unter-thanen des Familienhauptes sind. Letzterer ist zugleich Fürst und Richter der Gemeinde, die als Familie in einer gewissen Gütergemeinschaft lebt (Patriarchalstaat).4) Durch Trennung einzelner Glieder von einer zu groß gewordenen Gemeinde entstehen neue Gemeinden gleicher Art.
') Vom portugies. ‘fetisso' = lat. facticius, sc. deus, der ‘gemachte’ Gott.
2) Aus dem Sanskrit: Schamane = Zauberer.
3) D. h. eigentlich Leute, die auf dem Lande [pagus — Gau) und auf Heiden wohnten.
V So die Stämme, an deren Spitze die jüdischen Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob standen.
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Extrahierte Personennamen: Abraham Isaak Isaak Jakob
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und in höherem oder geringerem Grade Handwerk und Gewerbthätig-keit (Industrie) hervorgerufen. Hierbei macht sich alsbald der dem Menschen angeborene Sinn für das Schöne, sowie andererseits der gleichfalls dem Menschen angeborene Trieb der Nachahmung geltend, und die Gewerb-thätigkeit verbindet sich mit Kunstübung (nützliche Künste), aus der später, ohne Rücksicht auf das Nützliche, Skulptur, Malerei und Architektur als reine Künste hervorgingen. — Andere reine Künste gehen, ohne an das Nützliche anzuknüpfen, wie Musik, Gesang, Tanz, Dichtkunst, z. t. aus dem Bedürfnis des Menschen hervor, die Zeit nach der Arbeit in angenehmer Erholung hinzubringen.
Aber dem Menschen ist auch der Trieb nach Erkenntnis, d. h. der Sinn für das Wahre angeboren, der sich in Beobachtung von Natur und Leben geltend macht. Diese führt zunächst meist zur Vertiefung der religiösen Vorstellungen, welche oft zu einem förmlichen System der Mythologie führen. Früh treten in diesem Gedankenkreis die Fragen nach dem Ursprünge der Welt und des Menschen, nach dem W’esen der Götter u. s. w. hervor, worin die Anfänge der Wissenschaft liegen. Die Beobachtung der Natur führt insonderheit zur Astronomie; das Leben selbst drängt zur Medicin und zur Geometrie (bei Baukunst, Landvermessung). Meist werden die Anfänge der Wissenschaft von den den Gottesdienst versehenden Priestern weiter gebildet, die durch ihre Thätigkeit von selbst mehr als die anderen Bevölkerungsklassen auf eine denkende Betrachtung der Welt und des Lebens (Spekulation. Philosophie) hingewiesen werden.
§ 12.
Kunst und Wissenschaft gedeihen aber in den Völkern nur dann, wenn letztere einen gewissen Wohlstand besitzen: ist die Lage des Einzelnen so hart, dafs er nur den nötigsten Lebensunterhalt für sich und seine Angehörigen gewinnen kann, ist für Kunst und Wissenschaft wenig Raum.
1. Der Wohlstand der Völker beruht auf Arbeit: Wohlstand tritt ein, sobald die Arbeit mehr gewinnt als zum dringendsten Lebensunterhalt gehört.
Die Arbeit ist dreifacher Art:
A. gütererzeugende oder produktive Arbeit im engeren Sinne
a) dui-ch Gewinnung von Naturprodukten (aus Land-, Wald-, Bergwirtschaft u. s. w.), die z. t. als Rohstoffe bezeichnet werden,
b) durch Bearbeitung der Rohstoffe, der Metalle, des Holzes u. s. w. (Fabrikation im Grofsen, Handwerk im Kleinen).
B. güterverteilend oder regulativ im Handel, der den Austausch der producierten Werte vermittelt.
C. persönliche Dienstleistung (beim Arzte, dem Gelehrten, dem Künstler u. s. w.).
2. In dem Arbeits- und Erwerbsleben der Völker, d. li. ihrem wirtschaftlich en Leben, lassen sich zwei Stufen unterscheiden:
1. die der Naturalwirtschaft, auf der bei gänzlichem Fehlen des Geldes oder geringem Geldbestande Produkte, Fabrikate und persönliche Leistungen gegen einander umget^iuscht werden;
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kannt. Dieser fand bei seiner Landung an der Küste von Ecuador 1527 ein wohlorganisiertes und in grofsem Wohlstände befindliches Reich vor, das sich von Quito an der Küste entlang, im Osten von den Urwäldern Brasiliens begrenzt, bis ca. zum 35. Grad südl. Br. erstreckte; Hauptstadt war Cusco (nw. v. Titicaca-See).
An der Spitze stand ein unumschränkter König; ihm zur Seite der Adel, die Incas, und die Priesterschaft als bevorrechtete Stände dem gemeinen Volke gegenüber. Der König, aus dem Adel hervorgegangen, galt als der Eigentümer des Landes und aller seiner Erträge: von letzteren gehörte ihm und dem Adel ein Drittel, ein Drittel der Priesterschaft und ein Drittel dem gemeinen Volk, an welche alles nach der Gröfse der Familien verteilt wurde. Da so eine gewisse Gütergemeinschaft herrschte, wurde die Thätigkeit der Einzelnen streng überwacht und Müfsiggang nicht geduldet, so dafs das Los des Volkes z. t. zwar drückend war, Armut und Not aber fehlten. Der Ackerbau befand sich in hoher Blüte, und das Wohl der Gesamtheit wurde gefördert durch ausgezeichnete Strafsen, Brücken und Wasserleitungen, auch waren die Flufsläufe behufs Bewässerung des Landes gut reguliert.
Unterrichtet waren sie nach ihren Sagen in den Anfängen aller Kultur von einem Geschwisterpaar, das dessen Mutter, die Sonne, auf die Erde geschickt hatte, um die rohen Menschen zu civilisieren; von demselben leiteten die Incas ihren Ursprung her.
Die Religion der Peruaner war ein Dienst der Himmelskörper; der Sonne, dem Monde und den Sternen waren namentlich auf den Inseln des Titicaca-Sees grofsartige Tempel errichtet, deren Überreste noch heute vorhanden sind.
Der König, die höchste weltliche und geistliche Macht in seiner Hand vereinigend, erliefs die Gesetze im Namen der Gottheit; ihre Übertretung wurde mit dem Tode geahndet.
Neben dem Ackerbau blühten auch Künste und Gewerbe; ebenso blühte eine reiche lyrische und dramatische Litteratur, welche mündlich überliefert wurde (obwohl es eine Quippos genannte Knotenschrift gab) und einen heiteren, lebensfrohen Sinn des Volkes zeigt; die Herrschaft der Spanier, welche die Thronstreitigkeiten zweier Brüder benutzten, um 1531—38 das Reich zu erobern, hat den Charakter des Volkes in sein Gegenteil verwandelt.
2. In Nord-Amerika gelangten auf dem Hochlande Anahuac in Mejico zuerst die Tolteken, dann die Azteken zu einer gewissen Höhe der Kultur.
Die Tolteken sind ihren Sagen nach etwa um 400 n. Chr. von Norden her in Anahuac eingewandert, wo sie um 650 Tula (10 Meilen nördlich von Mejico) gründeten. Ihr Reich, teils friedlich, teils durch Eroberung erweitert, erreichte seinen Höhepunkt um 800—900; von 1050 an begann es infolge von Naturereignissen, Krankheiten und Hungersnot zu sinken. — Ihre Kultur ist der ihrer Nachfolger, der Azteken, sehr ähnlich; noch heut geben bedeutende Bauten von ihr Kunde.
Die Azteken wanderten ca. 1250 in die Sitze der geschwächten Tolteken ein und gründeten 1325 auf Pfählen mitten in einem See die Stadt Mejico, von wo sie ihre Macht bis an den großen Ocean sowie bis an den Meerbusen
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Ii. Die Zeit der Republik. 71
der Brger allmhlich immer mehr verarmte, dagegen eine Verhltnis-mig kleine Anzahl von Brgern gewaltigen Einflu und Reichtum erlangte. Denn die Nobilitt ( 53) oder, wie sie sich selbst im Gegensatze zur Volkspartei zu nennen pflegte, die Optimatenpartei bekleidete 1. smtliche Staatsmter und die Senatorenstellen. Sie schlo sich von dem niedern Brgerstande, den sie freilich an Kenntnissen und Tchtigkeit meist weit berragte, hochmtig ab und lie im Lause der Zeit auch mancherlei andere Laster und Mibruche bei sich auskommen: die Beamten erkauften immer hufiger die Wahlstimmen durch Geld und Schmeicheleien und zeigten sich der Bestechlichkeit zugnglich; die Feldherren bereicherten sich an der unerme-lichen Beute, die man in den zahlreichen Kriegen machte; die Statthalter sogen durch Erpressungen die Provinzen aus. Die Ritter, welche nchst den Senatoren den vornehmsten Staub bilbeten, trieben jetzt meist groartige Geldgeschste, pachteten die ergiebigen Zlle in den Provinzen und huften, oft in unedler Weise ebenfalls, Schtze der Schtze. Die Nobilitt besa 2. ausschlielich den Staatsacker.
Dazu kaufte sie die Gter der kleineren, sehr verschuldeten Brger zu weit ausgedehnten Grundstcken, sogenannten Latisnnbien, zu-sctmmeu. Die verarmten Brger zogen dagegen massenweise vom Lanbe in die Hauptstadt und lebten hier von den Spenden der Reichen und des Staates. Schlaffheit und Genusucht waren die Folgen dieses un-thtigen Lebens. Denn Arbeit bot sich ihnen wenig, da die Gro-grundbesitzer ihre cker billiger mit ihren Sklaven bewirtschafteten,
bereit Zahl durch die hufigen Kriege immer grer wrbe. So nahm die Menge der besitzlosen Brger in Rom von Jahr zu Jahr zu;
eine zeitweilige Linberung trat nur ein, wenn eine Kolonie (aus italischem Boben) begrnbet wrbe.
Diegracchischenunruhen 133121. ^Tiberius Semprouius 68. Gracchus 133.] Um diese Not eines groen Teils der Brgerschaft zu linbern, traten nach einanber zwei Männer, die der Nobilit selbst angehrten, mit Gesetzesvorschlgen aus: die Brber Tiberius und Gajus Sempronius Gracchus, Shne der Cornelia, Enkel des Asricanus major; zunchst der ltere Brnber Tiberius. Im Jahre 133 zum Volkstribun gewhlt, beantragte er, ba das Licinische Ackergesetz, welches in Vergessenheit geraten war, erneuert wrbe: ein Brger btirse nicht mehr als 500 Morgen Staatsacker besitzen und,
wenn er erwachsene Shne habe, nur noch fr die ersten bei den je
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Gajus_Sempronius_Gracchus Cornelia Tiberius
12
Die Griechen.
der nahen Berge in die Stadt fhrten, und bestimmte, da die Panathenen, b. h. die Festlichkeiten zu Ehren der Stadtgttin Pallas Athene, alle vier Jahre mit besonderer Pracht begangen wrden.
13. Hippws 527510. hnlich wie er herrschte anfangs sein Sohn und Nachfolger Hippias; sein stolzer und rachschtiger Sinn sollte aber spter an den Tag kommen. Es bildete sich nmlich eine Verschwrung gegen ihn und seinen Bruder Hipprch; er selbst entging zwar dem Tode, Hipparch wurde aber durch Harmodius und Aristogiton bei den Panathenen ermordet. Nun verfolgte Hippias alle, gegen die er Verdacht hegte, mit solcher Grausamkeit, da viele Brger die Stadt verlieen, sich 510 zu einem kleinen Heere vereinigten und den Tyrannen in seiner Burg (Akroplis) belagerten. Da sie hierbei von den Spartan ern untersttzt wurden, konnte sich Hippias auf die Dauer nicht halten; er ging nach Klein-asien in der Hoffnung, mit Hilfe der Perser seine Herrschast zurck zu erwerben.
Herstellung der Demokratie. Nach der Vertreibung des Hippias trat die solonische Volksherrschaft wieder an die Stelle der Tyrannis; ja, die unteren Klassen erlangten jetzt.sogar noch manche neue Vorteile hinzu. Dagegen versuchten die vor-nehmen Geschlechter (die Aristokraten) noch einige Male, die alte Ordnung der Dinge, wie sie unter den alten Knigen bestanden hatte, wieder herzustellen; die Spartaner, welche berall die Aristokratie begnstigten, waren ihnen hierbei gern behlflich. Aber alle Bemhungen waren vergeblich: Athen blieb ein demo-kratischer Staat.
Ii. Die Perserknege 500479.
14. Ursache der Perserkriege. ^Eroberungssucht der Perser. Aufstand der Jouier in Kleinasien 500-494.] Allen griechischen Staaten des Mutterlandes drohte mit 500 eine groe Gefahr von Asien her. Die griechischen Kolonieen Kleinasiens hatten ihre Selbstndigkeit an Persien schon unter dem Könige Cyrus (558529) eingebt, und der Perserknig Darius (521485) fate den Plan, auch die europischen Griechen seinem Reiche einzuverleiben. Ein Anla dazu bot sich ihm in dem Aufstande, den die ionischen Kolonieen Kleinasiens im Jahre 500 gegen
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Darius_( Darius
Extrahierte Ortsnamen: Pallas_Athene Hippias Hippias Kleinasien Asien Kleinasiens
Iii. Das Kriegswesen. Die Belagerung.
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Zu längerem Aufenthalt mürben stärker befestigte Staublager (stativa) bezogen, die entweber castra aestiva (Sommerlager) ober castra hiberna (Winterlager) rnaren. An solche Lager schlossen sich Marktplätze (fora) an, denen manche Stabte ihren Ursprung oerbankten.
Die Belagerung.
254. Gegen bic Mauern der belagerten Stadt würde ein Damm (agger), aus Erbe und Faschinen bestehend und durch ein Holzgerüst zusammengehalten, in allmählicher Steigung bis an den Fuß ober auch bis zur Höhe der Mauer ausgeführt. Zum Schutze der arbeitenden Soldaten bienten plutei, halbkreisförmige Schutzwände aus Weibengeftecht, mit Fellen bebeckt, vineae, Holzgerüste mit Wänden von Flecht- ober Holzwerk und flachem, durch Felle ober nasse Säcke gegen Feuer geschütztem Bretterbache, testiidines (Schildkröten), aus Rollen ruhende, sestgebaute Bretterhütten, mit einem bis aus deu Bodeu rcichertben Borbache versehen, unter deren Schutz die Soldaten Gräben ausfüllten und den Boben ebneten, musculi, Breschhütten mit einem Dach aus Ziegelstein und Lehm, unter benen die Mauern untergraben und Erb arbeiten ausgeführt wurden. Aus dem Damm erbaute man in einer Entfernung, die vor den feinblichen Geschossen schützte, Wanbeltiinne (turres ambulatoriae), aus mehreren Stockwerken (z. B. aus 10 bei einer Höhe von 28 m) bestehenb, und bewegte sie gegen die Mauer. Das oberste Stockwerk ragte über die Mauer hinaus und trug Geschütze, in der Höhe der Mauer war eine Fallbrücke (sambuca) angebracht. Die mit Brustwehren versehenen Außengallerieen der Stockwerke waren mit Schleuberem und Bogenschützen besetzt. In dem unteren Geschoß dieser Türme oder auch in einer eigenen Bretterhütte (testndo arietaria) wurde der Mauerbrecher angebracht. Der Mauerbrecher (aries) war ein langer, vorn mit einem eisernen Wibberkopf versehener Balken, der, in einem Gerüst höngenb, zurückgezogen und gegen die Mauer geschnellt würde. Ähnlich dem Wibber war der Mauerbohrer (terebra) mit scharfer Spitze. Mauersicheln (falces murales) wanbte man an, um Steine ans der Meuter zu reißen, und mit Maueräxten (dolabrae) würde die Meuter untergraben.
255. Bei der Berteibigung suchten die Belagerten bett Widdern durch schwere Massen die Spitzet: abzuschlagen, ober mein zog sie mit Schlingen in btc Höhe. Die Mauer wurde durch Gerüste und elastische Körper gesichert. Gegen die Türme errichtete man Gegentürme oder man beschoß sie. Auf die Belagerungswerkzeuge wurden Brandpfeile geschleudert oder Steinblöcke, geschmolzenes Blei und Pech hinabgeworfen.
Die Geschütze (tormenta) waren der Armbrust nachgebildet und bestauben aus dem Fußgestell, der Bahn des Geschosses und der Spannvor-
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Rom.
^cidjenbeutimg miv dein pressen der heiligen Hühner (auspicia ex tripudiis) beliebt. Wenn die -tiere ans beirt Käfig gierig zu den vorgeworfenen A!chlklößen liefen nnb beim ^reffen Stücke bctvoit fallen liefen, so war das Zcid)cn günstig. Ferner galt die Begegnung gewisser Tiere, z. B. eines Golfes, |owie Störungen wahrcnb bcr Beobachtung der Götterzeichen burd) Geräusch ober ungewöhnliche Erscheinungen bei einer Handlung, wie das Zusammenstürzen eines Epileptischen, (signa ex diris) als Zeid)en von übler Vorbebeutung.
Da jeber Beamte bei seinen Amtshanblungen Auspizien anzustellen verpflichtet war, so war Beamtengewalt nnb Zeichenschau glcichbcbcntcnb. Daher heisst der Oberbefehl neben imperinm and) auspicium (-ia) ober Imperium auspiciumque. Der Beamte war aber an bic Meldung (nuntiatio) der dlugurn über den Ausfall bcr Götterzeid)en (aves admittunt die Bögel lassen cs zu, alio die an einem anderen Tage) gebunden. Deshalb ge-wannen bic Augurn bebentenbcn Einfluß auf bat Gang bcr politischen Begebenheiten. Besonders konnten sie bei den Kvmitien durch die Meldung selbst wahrgenommener oder ihnen angezeigter Zeichen Vertagung herbeiführen, und bei staatsrechtlichen Akten entschied das Kollegium, ob ein Fehler (vitium) bnrd) Nichtbeachtung bcr Götterzeichen jtattgefunben habe, in welchem Falle bcr Beschluß rückgängig gemacht werben mußte. In der letzten Zeit der Republik sank bic Zeichenschau infolge bcs Mißbrauchs, der damit getrieben wurde, zur bloßen Form herab.
286. Die haruspices waren etrudeifchc Zeichendeuter, die den göttlichen Willen ans den Eingeweiden der Opfertiere (Herz, Leber, Galle, Lunge) deuteten, sowie bic Sühnung bcr Wnnberzeichen (procuratio prodigiorum) und die Deutung und Sühnung bcr Blitze (f.' §. 263) versahen. Sie wurden, wenn man den Zorn der Gottheit aus Wunderzeichen zu erkennen glaubte, durch Senatsbefchlnß aus Etrurien berufen, um bnrd) die Deutung bcr Zeichen den beleidigten Gott zu ermitteln nnb die Art bcr Sühnopfer anzugeben, mit bertert die göttliche Gunst wiedererlangt werden konnte. Zur Eingeweidefchau zogen Magistrate und Private in Rom ansässige Haruspizes zu. In der Kaiserzeit gab es ein Kollegium von 60 römischen Harnfpizes.
287. Die sacerdotes Sibyllini bilbeten ein Priesterkollegium von ursprünglich 2, dann 10 und schließlich 15 meist konsularischen oder präto-rifchen Mitgliedern (and) duumviri, decemviri, quindecimviri sacrorum oder sacris faciundis genannt). Sie hatten die Pflicht, auf Befehl des Senats die fibhllinifchen Bücher einzusehen (adire, consulere, inspicere), um besonders bei schweren Unglücksfüllen, wie Pest und Erdbeben, sowie bei Wurtt)ererfcheimmgert bind) Deutung bcs Spruchs die Sühnung der Götter zu crfimbeit und die Ausführung der anbefohlenen Maßregel zu veranlassen. Zn ihren Obliegenheiten gehörte auch bic Aufsicht über bic auf Geheiß der siby klinischen Bücher eingeführten Kulte (f. § 261).
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rmischen Konsul, der ihnen hier entgegentrat. Wohnsitze innerhalb der rmischen Grenzen. Der aber suchte sie, während er mit ihnen unterhandelte, durch treulosen berfall bei Noreja in Steiermark au vernichten. Doch die Germanen kmpften so gewaltig, da die Rmer geschlagen wurden und vernichtet worden wren, wenn nicht wahrend der Schlacht ein furchtbares Ungewitter mit Donner und Hagelsturm losgebrochen wre, so da beide Heere erschreckt vom Kampfe ablieen. Die Sieger gingen nun nicht der die Alpen, sondern zogen nrdlich von ihnen durch die bayrische und schweizerische Hochebene nach Gallien hinein, das sie bis zu den Pyrenen berschwemmten Dann drohten sie in Italien einzufallen. Schon mehrmals wieder hatten sie nach dem ersten Siege rmische Heere geschlagen, und die Gefahr fr Rom war groß. Aber sie unterlieen dann fr jetzt den beabsichtigten Einfall, und während die Teutonen von neuem ins Innere Galliens hineinzogen, drangen die Zimbern nach Spanien vor. Dort zurckgewiesen, vereinten sie sich wieder mit den Teutonen, und beide beschlossen nun endlich in Italien einzudringen. Dazu erschien eine neue Teilung rtlich: die Zimbern whlten den Weg von Norden her der den Brennerpa. die Teutonen wollten am Mittelmeer entlang ziehen, da wo heute Nizza und Genua liegen. Schon aber war Marius in der Provinz im Rhonethale (der spteren Gallia Narbonensis) angekommen und hatte in dem verweichlichten Heere die alte Kriegszucht wiederhergestellt. Als jetzt die Teutonen im Vorbeiziehen hhnend zu den rmischen Lagerwllen hinauf fragten, ob die Rmer ihnen Gre an ihre Weiber in Rom aufzutrage, htten, hielt er seine Truppen zurck, bis sie selbst murrend die Schlacht forderten. Dann machte er sich auf. zog den Deutschen nach und ereilte sie bei den warmen Quellen von Aqu Sexti (Aix in der Provence). Hier vernichtete er sie in einer blutigen Schlacht. 102. Eben errichtete er das Sieges-zeichen und war im Begriff, das Dankopfer anzuznden, als Freunde aus Rom die Kunde brachten, da er zum fnftenmal zum Konsul erwhlt worden sei. Im folgenden Jahre begab er sich nach Nord-italien. wo inzwischen die Zimbern. im Etfchtal sdwrts ziehend, ein-toi. gebrochen waren. Diese schlug er Ende Juni 101 auf den Rau-dischen Feldern bei Vercell, wo sie in einem gewaltigen Schlacht-Viereck, dreiviertel Meilen lang und ebensotief, in dessen vordersten Gliedern die Männer sich mit Ketten aneinandergeschlossen hatten, gegen ihn anrckten. Als die Massen der riesigen Zimbern wankten,
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Italien Rom Galliens Spanien Italien Brennerpa Nizza Genua Rhonethale Rom Rom
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Wessen man sich von den Germanen versah: vorlufig noch ohne Grund. Denn die Germanen dachten nicht an einen Angriff auf Rom. Im eigenen Laude hatten sie sich Wohl der rmischen Waffen erwehrt, doch nicht des Einflusses der rmischen Kultur; diese drang besonders von den Stdten aus, die allmhlich aus den rmischen Standlagern links vom Rhein und im Donaugebiet erwuchsen, auch ins Innere Germaniens vor. Im Anbau ihres Landes, in Gewerben und Kunst-fertigkeiten lernten die Deutschen viel von den ihnen benachbarten Rmern. Dreimal konnte Augustus, zum Zeichen, da die Waffen aus dem Erdkreise ruhten, den Tempel des Janns in Rom schlieen. Im fernen Morgenlande aber wurde unter seiner Herrschaft zu Bethlehem, in der Stadt Davids, der Heiland der Welt, Jesus Christus, geboren.
82.
Die julisch-klaudischen Kaiser.
Als Augustus. 14 n.chr. starb, konnte er sagen, er habe seine Rolle gut gespielt. Aber in seiner Familie hatte ihn das Unglck verfolgt. Er hinterlie keine leiblichen Shne und hatte nach dem Hin-sterben seiner Enkel halb wider Willen seinen Stiefsohn Tiberius Claudius Nero (1437) zum Nachfolger einsetzen mssen. Der neue Kaiser, bei feiner Thronbesteigung schon 55 Jahr alt, war kein untchtiger Herrscher; er regierte voll Einsicht und Klugheit und vor allem mit vernnftiger Sparsamkeit noch unumschrnkter als Augustus das weite Reich. Aber von Anfang an neigte der stolze und verschlossene Mann sehr zum Mitrauen; durch trbe Erfahrungen nahm dies immer mehr zu und steigerte sich schlielich infolge des schndlichen Verrats des Sejan, dem der Kaiser lange Zeit die grte Macht ein-gerumt hatte, zum bittersten Menschenha, der ihn auch vor Grausam-feiten nicht zurckscheuen lie. Schon lngst hatte er Rom verlassen: die ganze letzte Zeit seines Lebens verbrachte er in einsamer Zurckgezogenheit meist auf der Insel Capri, und schlielich fand et, schon hoch betagt, zu Misenum ein trauriges Ende: er wurde, als er aus einer Ohnmacht zum Schrecken seiner Umgebung wieder erwachte, erstickt. Sein Nachfolger, der junge Gakus, zubenannt Caligula (3741), der Sohn des durch seine Siege in Deutschland berhmt gewordenen Germaincus und Enkel des Drufus, verfiel, betrt von der ungeheuren Macht, die Pltzlich auf ihn gekommen war, in wahnwitzige Selbstberhebung und
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Extrahierte Personennamen: Augustus Davids Jesus_Christus Augustus Tiberius_Claudius_Nero Tiberius Augustus Caligula
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rhein Donaugebiet Germaniens Rom Bethlehem Davids Rom Capri Deutschland