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1. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 22

1910 - Paderborn : Schöningh
22 Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien werk bewachsenen Graben. Weder Geschrei noch Steinwürse konnten die Bestie bewegen, ihren Schlupfwinkel zu verlassen. So griffen wir denn wieder zu dem bewährten Mittel, das niemals versagt: wir zündeten den Busch an. Da kam endlich Bewegung in das Laubwerk. Am Schütteln der Blätter und an den sehr ärgerlichen Tönen, die daraus hervorklangen, konnte man erkennen, wie unwillig sie ihr Versteck verlieh. Erst als das bei dem regnerischen Wetter nur schlecht brennende Feuer ihr schon fast das Fell versengte, kam sie endlich zum Vorschein. Auf zwanzig Schritt brach sie aus dem Busch hervor, um im nächsten Augenblicke mit meiner ftugel wie ein Hase sich zu überschlagen und liegen zu bleiben. Ehe sie wieder hoch werden konnte, endete ein Fangschuß aus den Hals ihr Räuberleben. Am 28. November erreichten wir, allmählich abwärts steigend, das Südufer des Albert-Eduard-Sees. Je mehr man sich dem See nähert, desto niedriger wird das Gras und desto mehr Geröllablagerungen und Muschelreste als Anzeichen ehe- maligen Überschwemmungsgebietes v finden sich vor. Ganz allmählich taucht die Steppe in den Wasserspiegel ein, aus dessen schlammigem Untergrunde Dickichte von Schilf und Rohr- wälder emporwachsen, welche die südlichen Teile des Seeufers wie mit einem breiten Band einfassen. Überraschend ist die ungeheuer reiche Vogelwelt. Pelikane tummeln sich zu Tausenden auf den Sandbänken vor der Mündung des Rutschuru und teilen sich friedfertig mit den zahlreichen Flußpferden in die schmalen trockenen Plätze. Der heisere Schrei des Reihers wird untermischt vom dumpfen Ton der Rohrdommel, und des schlanken Edelreihers schneeweißes Gefieder hebt sich effektvoll von dem dunklen Grün des Schilfes ab. Unbeschreiblich ist das Gewimmel der Sumpf- und Wasser- Hühner, die leichtfüßig von Blatt zu Blatt oder auf den dünnen Gräsern des Wassers dahineilen und furchtlos die Nähe unseres Faltbootes dulden, während weiße und graue Möwen in ungeheuren Scharen die Luft beleben. Auch wilde Enten und Gänse verschiedenster Art durchschneiden pfeifend mit starrem Flügelschlag die Lust. Im Röhricht aber schwatzen zahllose kleine Sänger, und am Rande fischte der rosige Nimmersatt, oft

2. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 5

1910 - Paderborn : Schöningh
Zur Einführung Einen Einblick in die Tätigkeit deutscher Forscher in Afrika und Asien, ihre Leiden und Freuden, ihre Erfolge und Miß- erfolge, in ihre zähe Ausdauer in dem Bestreben, der Wissen- schaft zu dienen, soll das vorliegende Heftchen vermitteln. Einen auch nur einigermaßen erschöpfenden Auszug aus den Berichten dieses oder jenes Forschers zu geben, verbietet der für diese Sammlung vorgeschriebene Umfang. Das Heftchen hat feine Aufgabe erfüllt, wenn es unsere Jugend, die erfahrungsgemäß gern zu Reisebeschreibungen greift, anregt, die Werke deutscher Gelehrter zu lesen und aus ihnen Kenntnis fremder Länder und Völker zu schöpfen. Da die Gesamtausgaben nur in seltenen Fällen zur Ver-- fügung stehen, sei auf folgende Sammlungen hingewiesen: „Alte Reisen und Abenteuer", sowie „Reisen und Abenteuer". Leipzig, Vrockhaus. „Fahrten und Forschungen". Stuttgart, I. F. Steinkopf. „Geographische Bausteine". Gotha, Justus Perthes. „Stätten der Kultur". Leipzig, Klinkhardt und Viermann. „Wissenschaftliche Volksbücher". Vraunschweig, Westermann.

3. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 24

1910 - Paderborn : Schöningh
24 Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien einmal in der Hauptstadt Abesche unter dem Schutze des Königs Ali, so drohe mir keine Gefahr mehr; doch dürfe ich das Land nicht „aufschreiben", unterwegs die Leute nicht ausfragen und in Abesche keinen Versuch machen, im Lande herumzureisen. Nun konnte ich endlich an die Vorbereitungen zur Verwirklichung meines Planes gehen. Schwierigkeiten machte noch mein Geldmangel. Zwar hatte die heimische Regierung, wie mir Briefe aus Tripolis mitteilten, 2000 Mariatheresientaler angewiesen, aber angekommen waren sie noch nicht. Die Güte des Scheich hat mich in den Stand gesetzt, die nötige Ausrüstung und die Geschenke für die Könige von Wadai und Darfur rasch zu beschaffen, und am 1. März 1873 konnte ich mich von dem edlen Bornufürsten verabschieden und den Weg von Kuka nach Abesche antreten, der etwa 1000 Kilo- meter beträgt und von den Karawanen in 28 bis 34 Tagen zurückgelegt wird. Er ging mit geringen Abweichungen immer nach Osten. Mit mir reisten der Wadaigesandte Otman, ein Schoa-Araber Abo, der aus Wadai verbannt war und jetzt die Gnade des Königs zu erlangen hoffte, einige in Wadai geborene Leute von Bornu und zahlreiche Pilger. Bei der Stadt Gulfei am Schari endigte das erste Viertel unseres Weges, das in das Gebiet von Bornu fällt; für das zweite Viertel bis zum Fitrisee mußten wir uns mit Getreide versehen. Der tropische Pflanzenwuchs am Schari wird hier durch die Steppenvegetation abgelöst. Fruchtbarer ist wieder das unter der Votmäßigkeit Wadais stehende Land um den Fitrisee, ein etwa zwei Tagereisen im Umfang messendes ovales Becken ohne Abfluß, das während der Regenzeit weithin die Ufer überschwemmt. Das Fitrigebiet soll etwa 100 Ortschaften zählen. Sein Beherrscher Dschurab behandelte mich freundlich. Wir fanden ihn in einer gewöhnlichen Hütte auf einem einfachen Teppich sitzend, mit einer langen Tode von mäßiger Reinlichkeit be- kleidet. Der gegen 60 Jahre zählende kräftige Mann recht- fertigte in der Unterhaltung den ausgezeichneten Ruf, den er in Bornu wie in Wadai genoß. Er zeigte sich verständig, im Sinn der dortigen Welt gelehrt und versicherte mir, daß ich ungefährdet meine Reise fortsetzen könne.

4. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 7

1910 - Paderborn : Schöningh
Besteigung des Kilimandjaro ? das alpine Rüstzeug revidierte, wanderte ich über die asphalt- harte, vulkanische Aschenebene nordwärts zu den drei am Ostfuß des Kibo gelegenen Eruptionshügeln, den „Drillingen", hinüber, um zu messen. Hier wie überall, wo auf dem Plateau an geschützten Stellen noch Kräuter wachsen, waren merk- würdigerweise die Spuren eines großen Spalthufers zu er- kennen. Und wirklich bemerkte ich nördlich vom „Roten Mittelhügel" drei getrennte, je sechs bis acht Stück zählende Rudel von Elenantilopen, die langsam umherspazierten und die vereinzelten Gras- und Krautbüschel ästen. Daß sie hierher nur vorübergehend als Gäste während der wärmeren Tages- stunden von unten heraufkommen, ist wohl sicher anzunehmen. Dauernd aber hält sich ein kleiner Steinschmätzer in diesen unwirtlichen Höhen auf, von dem uns später am Zelt ein Pärchen durch seine unglaubliche Zutraulichkeit ergötzte, indem die Tierchen die ihnen vorgelegten Brotbröckchen unmittelbar vor unsern Füßen wegpickten. Das gefährliche Raubtier „Mensch" war ihnen gänzlich unbekannt. Der spätere Nachmittag wurde durch die Auskundschaftimg eines Anstieges zum Kibo in Anspruch genommen. Der Kibo- kegel lag etwa 2% Kilometer von unserm Lager entfernt 1680 Meter hoch über unserm 4330 Meter hohen Zeltplatz aufgetürmt. Auf seiner rechten Hälfte liegt nur ein schmaler blaugerän-derter Eiskranz oben auf seinem horizontalen Ober- rand. Die steilen Felswände und Lavarücken sind dort ganz schnee- und eisfrei, auf der linken Hälfte aber reicht der Eis* mantel in einzelnen Zungen fast bis zur Kegelbasis herab, unten überall zerrissen und steil abstürzend; und in der Mitte, uns zugekehrt, streckt sich eine breite Eiszunge zwischen zwei hohen, weit auslaufenden Felsmauern in das von diesen eingefaßte Tal hinein, deren Zerrissenheit ebenfalls wenig ein» ladend aussieht. Wo aber der linke Felsrücken in zwei Drittel der Bergeshöhe an das Eis ansetzt, schien die Neigung des Eismantels weniger schroff, das Eis weniger zerrissen zu sein als anderwärts, und von dort war allem Anschein nach die höchste Firnkuppe auf dem obersten Südrand des Berges auf dem kürzesten Wege zu erreichen. Unsere Absicht ging infolgedessen dahin, auf der genannten, nach Südosten auslausenden Bergrippe zur Firnlinie auf-

5. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 8

1910 - Paderborn : Schöningh
8 Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien zusteigen und von ihrer Grenze aus das Klettern auf dem Eismantel zu beginnen. Der Weg war weit, die Arbeit voraus- sichtlich sehr schwer. Die Ungewißheit, was der nächste Tag bringen werde, ließ uns beide in der Nacht nur wenig zu dem doch so nötigen Schlaf kommen. Um Uhr früh krochen wir aus dem Zelt. Es war der 3. Oktober. Die Nacht war kalt und stockfinster, von dem erhofften Mondlicht keine Spur. Rasch waren die Nucksäcke übergeworfen, die Eispickel erfaßt und die Laterne angezündet. Solange wir uns auf flachem Terrain bewegten, hatten wir nur die herumliegenden Trümmer zu meiden. Bald aber kamen wir an einen tief eingeschnittenen Kessel am Fuß des Berges, an dessen schroffer Innenwand wir mit größter Vor- ficht entlang klimmen mußten. Es war eine verzweifelte Kletterei in dunkler Nacht. Mehrmals kamen wir zu Fall und rissen uns die Glieder wund, aber das Marienglas- laternchen nahm keinen Schaden, wenn es auch jedesmal verlöschte und durch das Wiederanstecken im Nachtwind unsere Geduld auf eine harte Probe stellte. Purtscheller, der die Führung hatte, hielt sich meines Erachtens zu weit rechts, nach Norden, ich drang mehr auf westliche Richtung weiter bergauf zur Mitte des Kibo. Als aber der Morgen dämmerte, öffnete sich plötzlich in schwindelnder Tiefe zu unfern Füßen das Tal, dessen südlicher Begrenzungswall unser Ziel ge- wesen war, da er am nächsten zum Eis hinaufführte. Nach kurzer Rast traversierten wir die steilen Schutthalden des Tales, das allerwärts deutliche Spuren glazialer Aus- räumung trug, ließen dabei die letzten Spuren von Blüten- Vegetation in etwa 4700 Meter Höhe hinter uns und trafen an der erstrebten, südlichen Talwand gegen 7 Uhr auf die ersten Schneeflecken unter dem Schutz der Felsen in 5000 Meter Höhe. Von oben hängt in 5360 Meter Höhe drohend eine breite Eiszunge ins Tal hinab. Dort fließt das Schmelzwasser in zwei kleinen Bächen ab, die schnell im Geröll verrinnen. Der Blick über die von mächtigen Blöcken übersäten Schuttkegel vor uns zur Eiswand hinauf und hinab ins steile, weit unten nach Süden abbiegende Hängetal, während von Zeit zu Zeit das Rauschen des Wiudes und das Prasseln von rutschendem

6. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 9

1910 - Paderborn : Schöningh
Besteigung des Kilnnandjaro 9 Schutt die nimmer ruhende Tätigkeit der Naturkräfte verrät, ist von ganz eigenartigem Reiz. Nun begannen wir keuchend über festen Fels und losen Schutt hinweg den steilen Lavakamm zum Eis hinan zu folgen. Alle 10 Minuten muhten wir ein paar Augenblicke stehenbleiben, um den Lungen und dem Herzschlag eine kurze Beruhigung zu gönnen, denn wir befanden uns längst über Montblanc-Höhe, und die zunehmende Luftdünne machte sich stark fühlbar. 8 Uhr 15 Minuten hatten wir über Schotter hinweg eine Höhe von 5200 Meter erreicht und ruhten sitzend eine halbe Stunde lang. Ein Schluck von dem mit Zitronensäure versetzten Schnee- wasser netzte den in der überaus trockenen Luft schmerzhaft gewordenen Gaumen. Als wir den Blick zurückwandten, schien es uns, als sei die Höhe des im vollen Sonnenlicht rotbraun herüberleuchtenden Mawensi (5355 Meter) bereits überstiegen. Wie Maulwurfshaufen lagen die zentralen Hügel des Sattelplateaus unter uns in der Tiefe, zu welcher von Süden her langsam Nebel heraufwallten. Über der Zone des Urwaldes drängte sich eine dichte, silbergraue Wolkenmasse, während weit draußen, über der Ebene, einzelne Kumulus- wölken in der dunstigen Atmosphäre schwammen, vom Wider- schein des ziegelroten Steppenbodens an der Unterseite rötlich gefärbt. Das Unterland selbst aber war im Schleier der auf- steigenden Wasserdämpfe nur in undeutlichen Konturen er- kennbar. Dagegen blinkte und blitzte über uns der Eishelm des Kibo gleichsam in Kampfeslust um die Verteidigung der Bergfestung. Weiter kletternd trafen wir kurz vor 9 Uhr an einen Absturz zur Linken, der uns einen großartigen Niederblick in das benachbarte, 800 bis 900 Meter tiefe Felstal eröffnete, bis wir endlich um 9 Uhr 50 Minuten an der unteren Grenze des geschlossenen Kibo-Eises, dem ersten afrikanischen Gletscher, in 5480 Meter Höhe anlangten. Der Fels setzt an dieser Stelle nicht in die sonst allerwärts an der Eisgrenze sichtbaren hellblauen Schmelz- und Abbruchwände von 20 bis 30 Meter Höhe ab, sondern geht in etwa 20 Meter Breite ganz allmählich in die Eiskuppe über. Diese aber steigt schnell unter

7. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 10

1910 - Paderborn : Schöningh
10 Deutsche Forschertätigkett in Afrika und Asien 35 Grad Neigung empor, so daß ihr ohne Eispickel absolut nicht beizukommen ist. Daß die Besteigung des Kibo von hier aus unternommen werden könne, war nun keine Frage mehr; daß aber weiter oben kein unbezwingliches Hindernis auftreten würde und daß unsere Kräfte ausdauern würden, war keines- wegs fraglos. Es ist ein großer Unterschied, ob man zu einer solchen hochalpinen Erstlingstour von einer Alpenschutzhütte auszieht oder aber von einem kleinen Zelt, nachdem man vorher einen zweiwöchigen Gewaltmarsch durch ostafrikanische Steppen- und Waldwildnisse gemacht hat; ob man mit Brot, Schinken, Eiern und Wein verproviantiert ist, oder ob man nur minderwertiges Dörrfleisch, kalten Reis und Zitronensäure mit sich führt. Von letzterer Proviantart versuchten wir mehr- mals etwas zu uns zu nehmen, aber die durch die große Höhe und Anstrengung verursachte Appetitlosigkeit gebot rasch Einhalt. So suchten wir bald die Schneebrillen hervor, rieben Gesicht und Hals mit Geltschersalbe ein und banden uns das Seil um den Leib. Purtscheller schnürte sich außerdem noch seine Steigeisen an die Füße, während ich mich auf meine gut vernagelten und verklammerten Stiefel verlassen mußte. Um Va\ Uhr begann mit einem ermunternden „Los!" die schwierige Arbeit des Stufenhauens. In dem glasharten, im Bruch wasserhell glänzenden Eis erforderte jede Stufe 8 bis 10 Pickelhiebe. Langsam ging es an der glatten Wand empor, anfänglich wegen ihrer Steilheit schräg nach rechts hinauf, dann gerade auf den Gipfel zu. Hier aber senkt sich das Eis in eine breite Mulde ein, die weiter bergab in jenes Steiltal ausläuft, das wir am Morgen traverfiert hatten, und legte sich eine so bedrohliche Reihe von Schründen und Klüften vor unfern Weg, daß wir befürchteten, von unserm Ziel abgeschnitten zu werden. Purtscheller untersuchte die alten Schneebrücken und Eisstege mit dem Pickel; sie hielten, und nach vorsichtigem Darübergleiten standen wir 12 Uhr 20 Minuten unter der letzten, steileren Erhebung des Eis- Hanges in 5700 Meter Höhe. Hier benannte ich in dank- barer Erinnerung an meinen verehrten Freund, den verdienten Geographen und Alpenforscher Friedrich Ratzel, den über- schrittenen ersten Gletscher des Kilimandjaro „Ratzelgletscher".

8. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 29

1910 - Paderborn : Schöningh
Deutsche Opfer der Wissenschaft 29 Deutsche Opfer der Wissenschaft Wider Absicht und Erwartung hat sich mein Aufenthalt in Wadai auf drei Vierteljahre erstreckt, die ich zum weitaus größten Teile in König Alis Residenz Abesche verbrachte. Sie liegt auf einem Hügel im südlichen Teile eines Flachtales. Durch die Unregelmäßigkeit der Anlage bot sie ein freundliches Bild. Im westlichen Teil hoben sich aus der Umgebung die strohgedeckten, turmähnlichen Vacksteinhütten der Königs- wohnung hervor, einer Anlage von gewaltiger Ausdehnung. Nördlich davon lag der Königsplatz, der zugleich Marktplatz war, südlich die fast ebenso ausgedehnte Wohnung der Königin- mutter. In der Nähe der beiden Paläste wohnten die Sklaven und Schutzbefohlenen des Königs und seiner Mutter, sowie Kaufleute vom Nil und aus Kordofan; den Osten der Stadt nahmen die freien Untertanen und die Fremden ein. Die Hauptstraße verlief in den sonderbarsten Windungen ostwestlich, alle übrigen Verkehrsadern waren nur krumme, enge Gänge, unterbrochen von Hofräumen, Tonhäusern und Strohhütten, regellos durcheinander, so daß man sich nur schwer zurechtfand. Im ganzen mochte die Stadt 10—15 000 Einwohner zählen. In Abesche verkehrte ich viel mit Fremden. Vorzugs- weise mit dem Hadsch Ahmed, dem Oberhaupt der fremden Kaufleute und größten Kaufmann des Landes, der bei Ali eine Vertrauensstellung einnahm und später mein Begleiter nach Ägypten wurde. Dann mit dem Hadsch Salim aus Kairuan, der in Tunis gelebt hatte und mich fast als Lands- mann betrachtete. Obwohl Abkömmling des Propheten und strenger Mohammedaner, verkehrte er mit mir täglich und aß aus einer Schüssel mit mir. Sein Landsmann, der Scheich Mohammed, war nicht so verständig und lebensklug, aber ein geistig geweckter und unterrichteter Mann, der mich bat, ihm englischen Unterricht zu erteilen. Er war ein Bekannter Schweinfurths, der auf seiner Afrikareise mit ihm zusammen- getroffen war und ihn anfangs für einen verkappten euro- päischen Reisenden gehalten hatte. Von den Eingeborenen bin ich in Abesche nicht belästigt worden. Ich bin jedoch fest überzeugt, wäre nicht der König gewesen, so hätte ich schwerlich das Land lebendig verlassen.

9. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 30

1910 - Paderborn : Schöningh
30 Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien Die echten Wadaileute entschlossen sich erst sehr allmählich, in Krankheitsfällen meinen Rat anzunehmen. Die Königinmutter wehrte mit Entsetzen den Besuch des Christen ab, und auch ihr im übrigen höflicher Bruder hielt sich zurück. Das hinderte sie aber nicht, mir täglich die zahlreichen Kranken ihres großen Hausstandes zuzuschicken. Wesentlich gewann mein Ansehen durch den Umstand, daß ein Neffe des Königs, der einen bösen Hufschlag an den Hinterkopf bekommen hatte und von mir behandelt wurde, nach wenigen Tagen genäß. Einige Brüder des Königs näherten sich mir nach diesem Ereignis, freilich nicht ohne eigennützige Absichten. Zwei von ihnen waren, wie die Eingeborenen überhaupt, dem Trunk ergeben' einer wurde angezeigt, weil er mich betrunken zu besuchen und Geschenke zu erpressen pflegte, und muhte zur Strafe sechs Wochen in Ketten verbringen. Entgegenkommender waren die Prinzessinnen, die in Wadai wie auch in Bornu das leicht- sinnige Element unter der weiblichen Jugend vertraten. Sie beehrten mich häufig. Besonders lockte viele mein Vorrat an Kampfer, der als Mittel gegen Zauberer und böse Geister berühmt war. Als auch eine junge Frau des Königs kam, um Kampfer und Arznei zu holen, wurde ich dringend gewarnt. Immerhin kam ich durch Ausübung meiner ärztlichen Kunst, bei Hohen und Niedrigen ohne Entgelt, in ein erträg- liches Verhältnis zu den Bewohnern der Hauptstadt. Wenn ich anfangs auf eine Audienz beim König wartete, rückten alle von mir ab, unter Zeichen stiller Abscheu und mit ihrer Glaubensformell Es ist kein Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet. Später mußte ich dem König drastisch erzählen, wie ein hoher Beamter bei der ersten Begegnung sich benahm. Er umkreiste mich immer wieder mit einer Beschwörungsformel, dann besah er mich scheu, wurde neugierig und knüpfte aus der Ferne ein Gespräch an. Hierauf näherte er sich und wich, entsetzt vom Anblick meiner weißen Haut, wieder zurück; nach einigen Stunden war er so weit zu sagen: „Wir haben immer gehört, ein Christ sei das scheußlichste Geschöpf auf der Welt, und jetzt müssen wir sehen, daß du ein Mensch bist wie wir alle und daß deine Haut, wenn auch widerwärtig hell, einen edleren Ursprung verrät als die unsrige." Endlich saß er neben

10. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 13

1910 - Paderborn : Schöningh
Besteigung des Kilimandjaro 13 Mit dieser Erwägung traten wir 2 Uhr 20 Minuten den Rückweg an. Im Nebelwehen auf dem steilen Eis abwärts, ich ohne Steigeisen und wir beide erschöpft, kamen wir nur sehr langsam vorwärts. In den untern Partien hatte in- zwischen die Sonne so stark geschmolzen, daß wir unsere Stufen großenteils erneuern mutzten, eine böse Aufgabe für unsere matten Glieder an einer Stelle, wo ein Fehltritt des einen unfehlbar auch den andern mit in die Tiefe gerissen haben würde. Doch der Wille siegte auch diesmal über den Körper. Erleichternd aufatmend fühlten wir gegen 4 Uhr wieder den festen Fels unter den Füßen und gönnten uns eine halbe Stunde Ruhe, indem wir stumm dem Wechselvollen Spiel der Wolken, der einzigen beweglichen Elemente in dieser gewal- tigen starren Natur, zuschauten. Dann rutschten und glitten wir direkt hinab zu den abschüssigen Schotterhalten des Erosionstales und auf ihnen weiter in schnellem Tempo abwärts in den Talgrund. Viel Mühe verursachte uns das Übersteigen der beiden uns noch von unserm Lagerplatz trennenden schroffen Lavamauern, aber auch sie wurden überwunden. Mit der den Schritt beflügeln- den Vorstellung eines warmen Nachtmahles und eines weichen Nuhelagers stolperten wir schließlich in der mit tropischer Ee- schwindigkeit einbrechenden Dämmerung zwischen den Blöcken und Trümmern rastlos weiter, bis wir kurz vor 7 Uhr, zuletzt im Dunkel, geleitet vom weithin leuchtenden Lagerfeuer unseres braven Muini, am gastlichen Zeltchen wieder eintrafen. Muini hatte Neis am Feuer, der uns mit gebratenem Dörrfleisch und einem tüchtigen Schluck Kognak kräftig schmeckte, aber die Anstrengungen des Tages waren doch zu enorm gewesen, als daß wir darauf in der Nacht hätten Ruhe finden können. Zum Brennen der Haut und der Augen gesellte sich stechender Kopfschmerz, die Nerven waren fieberhaft erregt, Herz und Pulse klopften hörbar, jeder Muskel schmerzte. Erst gegen Morgen trat Abspannung ein und damit ein gesegneter Schlaf, der bis gegen Mittag anhielt. Vor 8 Uhr (am 6. Oktober) überkletterten wir schon die große Spalte in 5720 Meter Höhe. Wir waren beide der frohesten Zuversicht: „Heute geht's", „Wir kommen heute hinauf", riefen wir uns gegenseitig fröhlich zu. Langsam,
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