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1. Geschichtsbilder - S. 154

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 154 — verlangt Arbeit und Thätigkeit." Alles ordnete er sorgfältig und pünktlich selber an. Schon um vier Uhr des Morgens stand er aus und ging an den Arbeitstisch. Auf alle eingelaufenen Schreiben und Bittschriften erfolgte rasch der Bescheid; oft schrieb ihn der König mit eigener Hand in kurzen, treffenden Äorten an den Rand. Keinem seiner Unterthanen verweigerte er das Gehör. „Die armen Leute," sagte er, „wissen, daß ich Landesvater bin; ich muß sie hören, denn dazu bin ich da." Die sreien Stunden, welche ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er der Musik. Bei manchen Konzerten blies er selbst die Flöte. Auch als S christsteller erwarb er sich Ruhm. Er hat z. B. eine „Geschichte seiner Zeit" geschrieben. Während der Mahlzeit unterhielt er sich mit den gebildetsten seiner Offiziere und mit berühmten Gelehrten, ans denen er seine Tischgesellschaft wählte. Dawar er in witzigen, sinnreichen Reden unerschöpflich. Schmeicheleien duldete er nicht. Wo andere Fürsten seiner Zeit viele Millionen im Jahre für ihren Hofhalt verschwendeten, verbrauchte König Friedrich für sich in keinem Jahre mehr als den fünften Teil einer Million. Er sparte, wo es ohne Verletzung der königlichen Würde möglich war. Was er hier sparte, gab er willig für sein Volk hin; er wußte wohl, wie sauer es dem Volke ward, die Steuern auszubringen. Viele fremde Fürsten, die er durch solches Königswalten beschämte, haßten ihn. Aber sein Volk sah in ihm den wahren Vater des Vaterlandes, und es nannte seinen König Friedrich den Einzigen. 2. Der wachsame Kriegsherr und thatkräftige Staatsmann. — Mit vorzüglicher Sorgfalt übte der König feine Truppen im Frieden für den Krieg. Zu diesem Zwecke führte er die Feldmanöver ein. Um dem Volke nicht zu viel Arbeitskräfte zu entziehen, ließ er immer noch jährlich etwa 8000 Mann im Auslande werben. Die Mannszucht mußte streng beachtet werden. Spiel und Trunk durften nirgends einreißen. „Hier habe ich eine Provinz im Frieden erobert," sagte er, als es ihm nach siebenjähriger schwerer Arbeit gelungen war, den Oderbruch (etwa 550 qkm) zwischen Frankfurt a. O. und Oderberg zu entwässern. Wo der Strom früher durch sumpfiges Gefilde sich wälzte, waren nun über 200000 Morgen trocken gelegt, durch Dämme geschützt. Als der König starb, waren hier schon 95 neue Dörfer begründet. Jedes Jahr bereiste der König die Provinzen, um die Truppen zu mustern und nach allem in der bürgerlichen Verwaltung zu sehen. Hohe und niedere Beamte mußten da Rechenschaft über ihre Thätigkeit geben. Jeder sollte durchaus unbestechlich sein und seine Arbeit nach des Königs Vorbilde pünktlich, kurz und genau verrichten. Wehe, wenn einer un-

2. Geschichtsbilder - S. 26

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 26 — fremden Ländern umhergereist und hatte die Sitten und Einrichtungen ' mancher andern Völker kennen gelernt. Doch befragte er zuvor das Orakel. „Deine Gesetze werden für Sparta besser als alle andern sein," lautete der Spruch. Da übernahm er das schwierige Werk. 2. Der Rat der Alten. — Zuerst setzte er den Rat der Alten ein. Dieser bestand aus 28 Mitgliedern, die wenigstens 60 Jahre alt sein und ein untadelhastes Leben geführt haben mußten. Denn nur den erfahrensten und besten Männern sollte die Leitung des Staates unter dem Vorsitz der Könige anvertraut sein. Sie wurden auf Lebenszeit gewählt. Die Bewerber schritten einzeln vor dem versammelten Volke einher. Derjenige, bei welchem der stärkste Beifallsruf ertönte, wurde in den Rat aufgenommen. Zu gewissen Zeiten trat die V o l k s v e r s a m m l u n g zusammen. Hier wurden die Vorschläge des Rates ohne Verhandlung einfach abgelehnt oder angenommen. 3. Spartanisches Vürgerleben. — Alsdann verteilte Lykurg alle Ländereien gleichmäßig unter die Bürger (etwa 9000). Jede spartanische Familie erhielt ein gleich großes Grundstück, das hinreichend war, sie zu er-nähren. Dieses Grundstück durfte nicht verkauft werden, sondern vererbte sich stets vom Vater auf den ältesten Sohn. Es sollte bei den Spartanern keinen übermäßigen Reichtum und keine drückende Armut gebeu. Aus demselben Grunde führte Lykurg auch eisernes Geld ein. Dieses war so groß und schwer, daß mau zur Aufbewahrung einer nur unbedeutenden Summe einen großen Platz im Hause nötig hatte und zum Fortbringen einen ganzen Wagen. Natürlich hörte der Diebstahl uun fast ganz auf. Aber auch der Handel mit dem Auslande hörte auf, da dort niemand das Eisengeld nehmen wollte. Ein Verkehr mit andern Ländern sollte überhaupt nach Lykurgs Willen gar nicht bestehen. Kein Fremder durste sich längere Zeit in Sparta aufhalten und kein Spartaner ins Ausland reisen, damit nicht fremde Sitte und Üppigkeit im Volke Eingang finde. Bei den Spartanern sollte in allen Stücken die größte Einfachheit und Mäßigkeit herrschen. Der Schwelgerei wirkte Lykurg durch Einführung der gemeinsamen Mahlzeiten entgegen, an denen alle Männer, auch die Könige, teilnehmen mußten, immer fünfzehn an einem Tisch. Das erste Gericht war die schwarze Suppe aus Schweinefleischbrühe, Blut, Essig und starkem Gewürz. 4. Lykurgs Edelmut. — Die vornehmen und reichen Spartaner haßten Lykurg und vertrieben ihn eines Tages unter wildem Geschrei und mit Steinwürfen vorn Markte. Lykurg floh einem Tempel zu. Aber ein junger, frecher Mensch eilte ihm nach und schlug ihm mit dem Stocke ein Auge aus. Lykurg kehrte sich ruhig um und zeigte dem Volke sein blutiges Antlitz. Da ergriff Scham und Reue die Aufrührer, und sie lieferten ihm den Thäter aus, daß

3. Geschichtsbilder - S. 147

1901 - Leipzig : Voigtländer
— 147 — 2. Staatshaushalt. — In die Verwaltung der Einnahmen und Ausgaben des Staates brachte der König wieder musterhafte Ordnung. Er setzte eine Oberbehörde in Berlin ein, welche alle Rechnungssachen des Staates zu leiten hatte, und bestimmte selbst genau, welches ihre Pflichten waren; ja er leitete selbst die Arbeiten dieses Generaldirektor i u m s. Mit peinlicher Sorgfalt beaufsichtigte er trotz Wind und Wetter die Beamten im Lande, so daß diese sich an pflichttreue Arbeit und angrößte Genauigkeit und Pünktlichkeit gewöhnten. Den Potsdamer Thorschreiber prügelte er eigenhändig zum Bette heraus, als er sah, wie die Bauern vergeblich darauf warteten, abgefertigt zu werden. Bald hier, bald da erschien er in den königlichen Ämtern und ließ sich die Rechnungsbücher und die Kasse vorlegen. Alles mußte bei Heller und Pfennig stimmen; die höchsten und die niedersten Beamten zitterten vor ihm. Wehedembeamten, der sich durch Bestechung verleiten ließ, dieabgaben ungerecht zu verteilen! Infolge dieser musterhaften Staatswirtschaft tilgte der König die Schulden des Staates, hatte immer Geld für notwendige und nützliche Ausgaben und hinterließ seinem Nachfolger einen Schatz von 24 Millionen Mark. 3. Rechtspflege. — Der König übte streugegerechtigkeit. Mörder wurden von ihm nicht begnadigt. Diebstahl wurde aufs strengste bestraft. Dabei achtete der König kein Ansehen der Person. Als ein hoher Beamter überführt wurde, Geld unterschlagen zu haben, wollte er das Geld ersetzen und meinte, einen preußischen Edelmann hänge man nicht; aber der König verurteilte ihn zum Strange. Die Polizei ließ der König ebenso streng ausüben. Wer z. B. eine öffentliche Latente einschlug, den ließ er stäupen oder brandmarken. 4. Sorge für den Anbau des Landes. — Mit rastlosem Eifer suchte der König der Landwirtschaft aufzuhelfen. Er selbst war ein tüchtiger Landwirt und machte seine Dom anen zu Musterwirtschaften. Durch fremde Ansiedler brachte er viele wüste Strecken des Landes wieder zur Blüte. So hat er z. B. in Ostpreußen, welches durch eine Pest vor Antritt seiner Regierung ein Drittel seiner Bevölkerung verloren hatte, 12 Städte und über 300 Dörfer neu begründet. 17 000 Salzburger wurden acht Jahre vor seinem Tode von ihm hierher gerufen. In feinem Edikt sagt er: „Wir, Friedrich Wilhelm, König in Preußen, thun kund, daß wir aus christlich-königlichem Erbarmen gegen unsere in dem Erzbistum Salzburg auf das heftigste verfolgtenevangelischenglaubens-verwandten uns entschlossen haben, sie in unsere Lande aufzunehmen und in gewissen Ämtern unseres Königreichs Preußen unterzubringen und sie zu versorgen." In der Gegend von Memel, Tilsit, Gumbinnen wurde ihnen Ackerland zugeteilt, Baumaterial zu Gehöften gegeben; auch baute ihnen 10*

4. Geschichten aus der Geschichte - S. 52

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 52 — zu ergeben. Die Gallier versprachen abzuziehn, wenn sie tausend Psund Goldes erhielten. Als das Gold ihnen zugewogen wurde, rief ihr König höhnisch aus: „Wehe den Besiegten!" und warf in die Gewichtsschale über die tausend Psund noch sein Schwert hinein, das ihm ebenfalls mit Gold mußte aufgewogen werden. Um diesen Preis verließen die Gallier das römische Gebiet. Die Stadt wurde nun wieder aufgebaut, aber so eilig und unregelmäßig, daß sie noch in der Zeit ihres späteren Glanzes durch die Schiefheit und Enge ihrer Straßen entstellt wurde. Der Krieg mit den Tarentinern. Als die Römer bereits Herren von dem größten Teile Italiens waren, hatten sie einen Krieg mit den Tarentinern zu führen. Tarent war eine sehr reiche Stadt im südlichen Italien, welche von Hellenen gegründet und bewohnt war. Der Anlaß zum Kriege war dieser: Einmal fuhr eine Flotte von zehn römischen Schiffen nach Tarent und sollte da landen. Nun feierten die Tarentiner gerade ein Fest des Weingottes, wobei sie sich zu Ehren des Gottes in Unmassen von Wein berauschten. Sie führten überhaupt, als die reichen Leute, die sie waren, ein lustiges Leben mit häufigen Schmäusen und Trinkgelagen und Possen allerlei Art. Als nun die römischen Schiffe herankamen, fiel es einem von ihnen ein, daß in einem Vertrage aus alter Zeit den Römern das Einlaufen in die Bucht von Tarent verboten fei. Wie die trunkenen Festgenoffen dies hörten, schrieen sie, die Römer, aus die sie sehr erbittert waren, müßten für ihren Vertragsbruch gestraft werden. Die Flotte wurde sogleich angegriffen, vier Schiffe in den Grnnd gebohrt, eines erobert, die Gefangenen getötet oder in die Sklaverei verkauft. Den Römern paßte es nun damals gar nicht mit den Tarentinern Krieg zu führen, denn einige unterworfene Völker Italiens hatten sich, wie es oft geschah, gegen die Römer empört, und jene machten ihnen schon genug Sorge. Sie beschlossen also von den Tarentinern nur eine billige Genugthuung zu fordern und schickten eine friedliche Gesandtschaft an sie. Als aber der Führer derselben zur Volksversammlung sprach, wurde er verhöhnt und ein trunkener Possenreißer hatte sogar die Frechheit den weißen Mantel des Gesandten auf die gemeinste Weise zu besudeln, was von der Versammlung jubelnd belacht wurde. Der Römer aber rief ihnen zu: „Lacht nur, so lange

5. Geschichten aus der Geschichte - S. 107

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 107 — Kasimir von Polen ins Land, er sollte sie unter seinen Schutz nehmen. Dazu war er gern bereit, er kam der Landpartei mit einem Heere zu Hilfe und sie huldigte ihm als ihrem Landesherrn. Der Orden war nun fast ganz auf die Hilfe von Söldnern angewiesen, da bei weitem der größte Teil des Landes, woher er sonst seine Streiter berief, von ihm abgefallen war. Die Söldner wollten aber auch bezahlt werden und leider waren die Ordenskassen bereits leer. Die Schuld wurde mit jedem Tage größer und die Söldner drangen immer ungestümer auf ihre Löhnung. Der Hochmeister Ludwig von Erlichshansen hoffte, daß er in seiner Not von Deutschland würde unterstützt werden, doch statt des Geldes wurden ihm von dort her nur Ermahnungen gesandt, sich tapfer zu halten. In seiner Verzweiflung stellte er den Söldnern einen Schein aus, worin er ihnen für einen nahen Termin Zahlung versprach, mit dem Zusatz, daß sie, wenn er nicht Wort halte, das Recht haben sollten, die Städte und Burgen zu verpfänden oder zu verkaufen, an wen sie wollten. Der Termin verlief, ohne daß Zahlung erfolgte; noch einige Male ließen sich die Söldner vertrösten, dann boten sie die Burgen, welche sie besetzt hielten, worunter auch das Haupthaus Marienburg, dem polnischen König zu Kauf an, der die verlangte Kaufsumme auch nach einiger Zeit aufbrachte. Der Hochmeister und die wenigen Ritter, die sich mit ihm in der Marienburg befanden, waren nun dem rohsten Übermut der Sölduer ausgesetzt; wo sie in den Gängen des Schlosses auf einen Ritter trafen, verhöhnten sie ihn, schnitten ihm den Bart und wohl auch Stücke der Lippen ab. Sie wollten die Ritter nicht abziehn lassen, aber diese schlichen sich bei Nacht und Nebel einzeln heraus. Nun war der Hochmeister allein zurückgeblieben und schwebte in beständiger Lebensgefahr. Endlich kündigten ihm die Hauptleute an, ant folgenden Tage würde der König von Polen einziehn und er solle die Burg verlassen. Es war ihm zugesagt, daß er die Heiligtümer und seine kostbaren Geräte mitnehmen dürfe. Doch als sie aufgepackt waren, fielen die Polen darüber her und raubten sie. Der Hochmeister fuhr im Boote eines armen Fischers die Weichsel hinab und kam einsam und verlassen über das frische Haff in Königsberg an, wo die Burg noch im Besitze des Ordens war. Der Krieg zog sich noch Jahre lang hin und schloß dann mit einem Frieden zwischen dem König und dem Orden, worin der letztere einwilligte, Westpreußen ganz und gar dem König abzutreten; Ostpreußen sollte zwar dem Ordert

6. Geschichten aus der Geschichte - S. 115

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 115 — Einst wurde er von seinen Oberen mit einer Botschaft nach Rom gesandt. Er erwartete, daß er in dem Lande, wo der höchste Würdenträger der Kirche, der Papst, und so viele andere hohe Geistliche sich befanden, ein glänzendes Vorbild wahrer Heiligkeit schauen würde. Aber zu seinem höchsten Schmerz fand er mit jeder Tagereise die Sittenlosigkeit der Geistlichen größer und in Rom selbst erfuhr er die ärgerlichsten Geschichten von ihrem lasterhaften Leben. In der letzten Zeit hatten mehrere Päpste an der Spitze der Kirche gestanden, welche für die oberste Würde der Christenheit durchaus nicht geeignet waren, daher waren zu den schon lange beklagten Mißständen noch mehr und schlimmere gekommen. Der Eindruck, den Luther von Rom erhielt, ist nie aus seiner Erinnerung gewichen. Im Jahre 1517 erließ der Papst ein Schreiben an den Erzbischof von Mainz, worin ihm aufgetragen wurde, von den Deutschen zum Ausbau der prächtigen Peterskirche Geld einzutreiben. Diesen Zweck gab der Papst an, aber in Wirklichkeit wollte er das Geld zur Aussteuer seiner Schwester verwenden. Der Erzbischof übertrug das Geschäft der Einsammlung dem Dominikanermönch Johann Tetzel. Dieser reiste nun durch Sachsen von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, mit zwei Kasten, in dem einen waren die Zettel, worauf stand, daß, wer einen solchen kaufe, damit die Vergebung seiner begangenen oder künftigen Sünden erlange; in dem andern Kasten wurde das gelöste Geld aufbewahrt. Wo Tetzel hinkam, ließ er ein großes Feuer anzünden oder ein Kreuz aufrichten und pries seine Ware mit der Versicherung: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegfeuer springt." Das Volk lief ihm in Scharen zu, denn wer wollte nicht für ein paar Groschen die Vergebung seiner Sünden einhandeln? Er hatte auch Milch- und Butterbriefe feil, und wer sich einen solchen kaufte, durfte in den Fasten Milch und Butter genießen. Die Preise seiner Zettel waren billig; für 50 Pfennig z. B. konnte man die Seele eines Verstorbenen aus dem Fegseuer erlösen. Diese Ablaßkrämerei gab den Verständigen großen Anstoß. Die Fürsten beklagten sich bitter, daß ihre Unterthanen auf eine so plumpe Weise um das Ihrige gebracht und ihre Länder so schändlich ausgesogen würden. Gegen dies Unwesen, diesen Spott mit dem Heiligen trat nun Luther auf. Am 31. Oktober 1517 schlug er 95 Sätze an die Schloßkirche in Wittenberg an, worin er den schmählichen Ablaßhandel als ganz und gar wider die heilige Schrift erwies, und forderte auf, seine Sätze zu widerlegen, er wollte 8*

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 126

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 126 — zwei Geistliche die Salbung, und das Königspaar schmückte sich vorder dichtgedrängten Menge noch einmal mit der Krone. Auf dem Schloßhof wurde der sogenannte Königsochse am Spieße gebraten, und es waren da eherne Adler aufgestellt, die beständig weißen und roten Wein spieen. Braten und Wein wurden der Menge preisgegeben. Auch jagten Reiter durch die Straßen und streuten Geld unter das Volk. Die Festlichkeiten auf dem Schlosse wurden noch fast ununterbrochen bis zum 8. März fortgesetzt. Im Mai hielt der König seinen Einzug in die Hauptstadt Berlin, die Straße des Einzugs heißt seitdem Königsstraße. Friedrich liebte die Pracht und freute sich jeder Gelegenheit kostspielige Feste zu veranstalten. Seine Residenzstadt Berlin schmückte er mit großartigen Bauten, er ließ das königliche Schloß und das Zeughaus errichten, welche noch immer zu den Zierden der Stadt gehören. Auf der Brücke der Königsstraße wurde ein herrliches Erzbild seines großen Vaters aufgestellt. Die schöne und geistreiche Königin Sophie Charlotte gefiel sich am meisten in der Gesellschaft von geistvollen Gelehrten und in der Stille des Landlebens. Besonders gern weilte sie in dem Landschlößchen Lützow, und um dieses bildete sich die nach dem Namen der Königin benannte Stadt Charlottenburg. — In dieser Zeit erstand durch einen gar schlichten Mann das große Waisenhaus in Halle. Den Prediger Hermann Francke jammerte die Not der Armen, die er bei seinen täglichen Besuchen in ihren Häusern kennen lernte. Er unterrichtete daher ihre Kinder unentgeltlich im Christentum und stellte in seiner Kirche eine Büchse für sie aus. Einmal fand er zu feiner Überraschung eine Gabe von sieben Gulden darin, da sagte er: „Das ist ein schönes Kapital! Davon muß man was Rechtes stiften, ich will eine Armenschule einrichten." Er bestellte einen armen Studenten für wöchentlich sechs Groschen zum Lehrer, kaufte von den kleinen Beiträgen in der Armenbüchse Schulbücher und unternahm Reisen, um auch an andern Orten zum Besten seiner Anstalt zu sammeln. Jedes Scherflein entlockte ihm Frendenthränen, und um seines edlen Eifers willen trug jedermann gern zu dem guten Werke bei. Bald war Francke imstande auf die Herstellung eines eigenen Hauses auszugehn; während des Baus war er oft ohne Pfennig, aber er verzagte nicht und sein festes Gott-vertrauen wurde nie getäuscht, es kam oft Geld ein, von wo er es nicht geahnt. Nach zehn Jahren konnten schon 125 Waisenknaben

8. Geschichten aus der Geschichte - S. 175

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 175 — Scharen in Berlin. Vor dem königlichen Schlosse war die riesige Bildsäule der Borussia (Preußen) mit einem Siegeskranz in der Hand ausgestellt, ebenso die Bilder der Regenten aus dem Hohen-zollernstamm. Zu den Seiten der Triumphstraße längs der Linden standen Hunderte von erbeuteten Kanonen. Die Feier schloß damit, daß vor dem Dome das alte Lob- und Danklied „Herr Gott, dich loben mir" gesungen wurde. 4. Der Krieg von 1870 und 71. Der König und Graf Bismarck sahen voraus, daß es bald zu einem Kriege mit Frankreich kommen werde, der schwerer sein würde als der mit Österreich, und nur wenige Jahre später brach er in der That aus. In Frankreich regierte damals der Kaiser Napoleon Iii.; er hatte eine Zeit lang glückliche Kriege geführt und sich dadurch die Gunst des Volkes erworben. Aber wie ihn das Glück verließ, wandten sich die wankelmütigen Franzosen von ihm ab und zürnten ihm besonders darum, daß er nicht die Vergrößerung Preußens verhindert hatte. Dies meinte er gut machen zu können, wenn er die Franzosen in einem Kriege gegen Preußen zu Siegen und Eroberungen führe. Napoleon suchte also einen Vorwand zum Kriege und fand auch einen solchen, der freilich wie an den Haaren herbeigezogen war. Spanien hatte seine Königin vertrieben und eine Zeit lang als Republik bestanden, aber man sah bald ein, daß Spanien eines Monarchen bedurfte, und bot dem Prinzen Leopold von Hohen-zollern, einem Verwandten des preußischen Königs, die Krone an. Er war wohl dazu geneigt, doch als die Franzosen schrien, dies sei wieder ein Versuch die Macht Preußens zu vergrößern, trat der Prinz zurück. Die Sache schien erledigt, doch das war ihnen nicht recht, sie wollten eben Krieg haben und es auf irgend eine Weise dazu bringen. Im Sommer 1870 war der König, wie gewöhnlich, für einige Wochen im Bade Ems. Da wurde der französische Botschafter Benedetti zum König geschickt und verlangte im Aufträge Napoleons, der König solle sich verpflichten, für alle Zukunft dem Prinzen Leopold die Annahme der spanischen Krone zu untersagen, und außerdem sich bei dem Kaiser entschuldigen, daß er dies nicht schon früher gethan. Auf diese Frechheit lehnte der König jede weitere Unterredung ab. Schnell verbreitete sich die Nachricht davon, und als der König im Bewußtsein, daß der Krieg nun nicht

9. Geschichten aus der Geschichte - S. 3

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 3 — einbalsamiert, die der Armen mit wohlfeilen Mitteln, die der Reichen aber mit den kostbarsten Spezereien. Darauf umwickelte man sie mit feinen Zeugen, bestrich diese mit Gummi und hüllte sie in Gyps, worauf das Gesicht des Toten gemalt wurde. Nach dieser Zubereitung brachte man die Leichen in eine der großen unterirdischen Felsenhöhlen, welche die Stelle unserer Kirchhöfe vertraten, und stellte sie dort in einem Kasten von mehr oder minder verziertem Holz senkrecht auf. Sie werden Mumien genannt, haben so manches Jahrtausend überdauert und sich zum Teil bis jetzt erhalten. Wie reich die Ägypter gewesen, zeigen die riesenhaften Bauwerke, welche damals errichtet fiud. So die Pyramiden, von denen noch 40 übrig sind. Die größte derselben ist bis zur Spitze fast 500 Fuß hoch, und das ungeheure Viereck, von dem sie aufsteigt, mißt auf allen Seiten über 700 Fuß. Ein großer Mann, der die 203 Stufen bis zur Spitze erklommen hat, sieht von unten wie ein kleiner Knabe aus. Auf dieser Pyramide befand sich eine Inschrift, wo die Geldsumme augegebeu war, welche von den Arbeitern blos für ihren Bedarf an Rettigen, Zwiebeln und Knoblauch aufgewandt war, sie belief sich auf etwa 60 Millionen Mark nach unserem Gelde. Zu welchem Zweck die Pyramiden gebaut wurden, weiß man nicht sicher. Die größte ist in unserer Zeit geöffnet; mau fand, nachdem man durch einige enge Gänge gekrochen war, nur eiu längliches Gemach, in welchem ein leerer marmorner Sarg stand. Wahrscheinlich sind die Pyramiden über den Gräbern der Könige ausgerichtet. Von der Stadt Theben — der „huudertthorigen", wie man sie im Altertum nannte — haben sich viele gewaltige Trümmer, teilweise noch ziemlich unversehrt, erhalten. Man möchte Theben eher eine Stadt der Riesen als einen Aufenthalt für Menschen nennen, so kolossal sind die Bildwerke und Gebäude. Sie nimmt einen Raum ein, welcher vielleicht größer ist als die unserer größten Städte. Zwei Bildsäulen sind je 60 Fuß hoch, an einer andern hat der Zeigefinger beinahe vier Fuß Länge. Auch findet man dort eine ganze Allee von steinernen Sphinxen — ruhende Löwen mit Frauenköpfen — deren etwa 600 gewesen sein müssen. — Äas Sch atz Haus des Rhampjrnit. Aus der Zeit der reichen Könige Ägyptens, die solche Bauten herzustellen vermochten, wird folgende Geschichte erzählt. Der 1*

10. Geschichten aus der Geschichte - S. 147

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
— 147 — Verachtung klommen die Preußen die Bergwände hinan; wo die Pferde nicht fest auftreten konnten, trugen die Soldaten die Kanonen auf den Schultern hinauf. Trotz des heftigen Kanonendonners drängten sie die Österreicher unaufhaltsam zurück. Es wurde ein vollständiger Sieg erfochten und Friedrich konnte nun die wichtige Stadt Schweidnitz wiedergewinnen. Katharina ließ bald darauf dem König erklären, sie wolle den von Peter geschlossenen Frieden treulich aufrecht erhalten, aber ihre Truppen aus Deutschland abberufen. Und endlich war auch Maria Theresia des Krieges müde geworden und gab zu verstehn, daß sie zum Frieden bereit sei. Dieser wurde denn auch bald abgeschlossen und in Hubertsburg, nicht weit von Leipzig, unterzeichnet. Friedrich ging als allseitig anerkannter Besitzer Schlesiens aus dem Kriege hervor. — Am 30. Mai 1763 sah der König seine Residenz nach sieben Jahren wieder. Um dem feierlichen Empfange, den man dort vorbereitet hatte, auszuweichen, fuhr er im Dunkel des Abends in die Stadt. Und wie die Einwohner, die den ganzen Tag ihn vergebens auf den Straßen erwartet hatten, mit schnell herbeigeschafften Fackeln den Wagen begleiten wollten, befahl er schnell zu fahren und begab sich auf einem Umwege in das Schloß. Friedrich war kein Freund von rauschenden Huldigungen. Die Kriegsarbeit war nun vollendet, doch mit demselben rastlosen Eifer wie jene betrieb er die nicht minder schwere Arbeit, die Wunden zu heilen, die der lange Krieg geschlagen. Ackerbau und Gewerbe lagen schwer darnieder. Er öffnete sogleich nach seiner Rückkehr seine Magazine und ließ unter die Bauern Saatkorn verteilen; auch was in der Artillerie und Kavallerie an Pferden entbehrlich war, gab er hin, damit die Landleute ihre Felder pflügen könnten. Andererseits füllte er auch wieder durch weise Sparsamkeit den Staatsschatz. Bei sich selbst fing er an, indem er von der Million Thaler, auf die er alljährlich Anspruch hatte, nur 200000 für die Hofverwaltung nahm. So konnte er nach und nach hilfsbedürftigen Gemeinden mit mehr als 24 Millionen Thaler unterstützen und hinterließ bei feinem Tode einen Staatsschatz von mehr als 60 Millionen. Nach dem Kriege lebte er noch 23 Jahre in steter angestrengter Arbeit für fein Volk, doch endlich war feine gewaltige Kraft aufgerieben. Im Frühling feines Todesjahres begab er sich nach 10*
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